Sport Uni Leipzig startet durch - Heft 4/2011 www.uni-leipzig.de /journal

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Heft 4/2011 · www.uni-leipzig.de /journal

                Sport
    Uni Leipzig startet
                 durch

                           journal Universität Leipzig 4/2011   1
Sport Uni Leipzig startet durch - Heft 4/2011 www.uni-leipzig.de /journal
2   journal Universität Leipzig 4/2011
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Beim Leipziger Firmenlauf 2011.

Sport und Bewegung –
Kulturgut, Bildungsinhalt, Gesundheitsfaktor

                                       Soeben        wurde     kungen von Sport (Verletzungen) ebenso angesprochen
Foto: Swen Reichhold

                                       auf der Berliner        wie juristische Streitfragen der Sportübertragungen im
                                       »Hasenheide« der        Fernsehen und trainingswissenschaftliche Fragestellun-
                                       Gründung des ers-       gen am Beispiel des Frauenfußballs. Die hohe Bedeutung
                                       ten Turnplatzes im      gesundheitsorientierten Sports findet sich in mehreren
                                       Jahre 1811 durch        Beiträgen, in denen präventive und rehabilitative gesund-
                                       Friedrich    Ludwig     heitliche Wirkungen (Krebs, Adipositas, Herz-Kreislauf-
                                       Jahn gedacht. Die       Funktionen, Kognitionen) besprochen werden. Schließ-
                                       sogenannte Turn-        lich wird in den Beiträgen des Journals auch deutlich,
                                       bewegung ist damit      dass Bewegung und Sport in unterschiedlichen Kontexten
                                       nunmehr 200 Jah-        (Kletterwald, Firmenlauf, Hochschulsport) und Altersgrup-
                                       re alt und kann als     pen (Kinder, Erwachsene, Ältere) stattfindet.
                                       ein Ausgangspunkt       So vielfältig wie das vorliegende Journal ist auch das
                                       unserer     heutigen    Fach Sportwissenschaft und seine Forschung. Dies zeigt
                                       vielfältigen Sport-     sich sowohl bei der Deutschen Vereinigung für Sportwis-
                                       und      Bewegungs-     senschaft (dvs) mit ihren elf Sektionen und elf Kommissi-
                                       kultur angesehen        onen, die das gesamte Spektrum sportwissenschaftlicher
                                       werden. Unter dem       Forschung und Lehre repräsentieren. Es findet sich auch
Motto »Sport für alle« ist eine Angebotsstruktur entstan-      in der Sportwissenschaftlichen Fakultät wieder, die mit
den, die in Sportvereinen ebenso wie bei privaten Anbie-       ihren derzeit zwölf Professuren und dazu gehörigen Wis-
tern nachgefragt wird.                                         senschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die
Das gilt für alle Leistungsniveaus, für die gesamte Le-        vielfältigen Fragestellungen von Sport und Sportwissen-
bensspanne (vom Säuglingsschwimmen bis zum Sport               schaft in Forschung und Lehre bearbeitet.
für Hochbetagte), für beide Geschlechter, für alle sozi-       Nach der jahrzehntelangen Dominanz des Leistungs- und
alen Gruppierungen. Sport meint auch nicht nur Wett-           Wettkampfsports in den Zeiten der Deutschen Hochschu-
kampf und Leistungsvergleich, wie es der Mediensport           le für Körperkultur hat sich die Sportwissenschaftliche
nahelegt, sondern ist für viele, wenn nicht für die Mehr-      Fakultät inzwischen zunehmend Fragestellungen des Ge-
heit der Sporttreibenden, insbesondere eine Quelle von         sundheits-, Schul- und Breitensports zugewendet, ohne
Spaß und Freude, ein Mittel zur sozialen Kontaktpflege         den Leistungs- und Wettkampfsport zu vernachlässigen.
und ein Beitrag zur Gesundheitsförderung. In der eng-          Fast 20 Jahre nach Gründung der Fakultät ist sie damit in
lischsprachigen Terminologie wird daher unterschieden          der Mitte der Sportwissenschaft und mit ihren Koopera-
zwischen sports zum einen und exercise zum anderen,            tionen zu anderen Fakultäten in der Mitte der Universität
was im Deutschen in etwa mit den Begriffen Sport und           angekommen.
Bewegung umschrieben werden kann.                              Prof. Dr. Dorothee Alfermann, Prodekanin der Sportwis-
Diese Vielfalt der Inhalte und Ziele des Sporttreibens spie-   senschaftlichen Fakultät und Präsidentin der Deutschen
gelt sich auch in den Beiträgen des vorliegenden Journals      Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)
wider. Aus dem Bereich des leistungs- und wettkampf­
orientierten Sports werden die unerwünschten Nebenwir-

                                                                                                  journal Universität Leipzig 4/2011   1
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UniVersum

                                                Rektorin feierlich ins Amt
                                                eingeführt.                           4

                                                Bootcamp des Projektes AlmaWeb. 5

                                                Shannon Cain, Autorin und Picador
    Impressum                                   Gastprofessorin über ihren Aufent-
                                                halt in Leipzig.                   6
    Mitteilungen und Berichte für die
    ­Angehörigen und Freunde der ­
     Universität Leipzig                        Arthur Conan Doyle –
    Herausgeber:
                                                seine unbekannte Seite.               7
    Rektorin der Universität Leipzig,
    Ritterstraße 26, 04109 Leipzig              Erste Karrierewoche des Career
    Chefredaktion und V.i.S.d.P.:               Centers – positive Bilanz.            8
    Dr. Manuela Rutsatz
    Redaktion:
    Dipl.-Journ. Katrin Henneberg,              Teil vier der Serie zur Ausstellung
    Telefon: 0341 97-35024                      »Brisante Begegnungen«.               9
    Telefax: 0341 97-35029
    E-Mail: journal@uni-leipzig.de              »Braille-Tag in Deutschland« fin-
    Namentlich gekennzeichnete Beiträge­        det im September auf dem Campus
    geben die Meinung der Autoren wieder.       Augustusplatz statt.              10
    Gestaltung, Herstellung und Anzeigen:
    wpunktw kommunikation und                   »Gender-Kritik«-Reihe lädt ein.       11
    werbung gmbh
    Telefon: 0341 2267070
                                                Studentenwerk feiert 20-jähriges
    E-Mail: unijournal@wpunktw.com
                                                Jubiläum. / Gedenken an
    Druck:                                      Sprengung der Universitäts­
    Messedruck Leipzig GmbH
                                                kirche.                               12
    Auflage: 10.000
    Titelbild: Swen Reichhold                   Leipziger Public Relations
                                                                                           Foto: Wikipedia

                                                ­Studenten e.V. ist Bestandteil der
    Das Journal kann gegen Übernahme der
    Versandkosten bezogen werden bei:            Ausbildung in Kommunikations­
                                                 management/PR.                       13
    Leipziger Universitätsverlag GmbH
    Oststraße 41, 04317 Leipzig
    Telefon/Fax: 0341 9900440
    E-Mail: info@univerlag-leipzig.de           Titelthema
    Die Redaktion behält sich vor, eingesand-
                                                                                           Einem Schriftsteller auf
    te Artikel zu redigieren und zu kürzen.     Einblicke in die Sportwissen­              der Spur
    Bei unverlangt eingesandten Manu-           schaftliche Fakultät.                 15   Leipziger Anglistik beleuchtet die
    skripten besteht keine Gewähr für einen                                                unbekannte Seite von Arthur Conan
    Abdruck.                                                                               Doyle – dem Kämpfer für Empire und
                                                Frauenfußball: weltweit einzigar-
    Der Nachdruck von Artikeln ist gestattet,                                              Elfen, dem Sportler, Spiritisten und
    sofern die Quelle angegeben wird. Ein       tiges Forschungsprojekt für mehr           Autofan.
    Belegexemplar an die Redaktion wird         Schnelligkeit auf dem Platz.      16       7
    erbeten.
    Redaktionsschluss dieser Ausgabe:           Medienrechtsexperte Prof. Dr.
    10.06.2011                                  Christoph Degenhart im Interview
    ISSN 1860-6709                              zu Sportübertragungsrechten.    18

                                                Sport als Medikament bei
                                                Adipositas-Erkrankungen.              19

2   journal Universität Leipzig 4/2011
Sport Uni Leipzig startet durch - Heft 4/2011 www.uni-leipzig.de /journal
Inhalt

                                                                                                                                    Körperliche Aktivität und Herz­
                                                                                                                                    erkrankungen.                                 20

                                                            Uni und Sport                                                           Stammzellentheraphie für
                                                            Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe                                     Sportverletzungen.                            21
                                                            widmet sich dem Sport. Dabei berichten
                                                            wir Wissenswertes aus der Sportwissen-                                  Ein Erfahrungsbericht vom
                                                            schaftlichen Fakultät der Universität Leipzig,
                                                            ebenso Beiträge aus der Medizin und
                                                                                                                                    Leipziger Firmenlauf.                         22
                                                            Rechtswissenschaft rücken in den Fokus. Un
                                                            nicht zuletzt spielt auch das Thema Freizeit-                           Alumni im Porträt:
                                     Foto: Swen Reichhold

                                                            sport eine wichtige Rolle. Lesen Sie mehr zu                            Kletterwaldchef Steffen Cramer.               23
                                                            alldem ab
                                                            Seite 14                                                                Die Angebote des
                                                                                                                                    Hochschulsports.                              24

                                                                                                                                    Uni-Mitarbeiter und ihre
                                                                                                                                    sportlichen Hobbys.                           26

                                                                                                                                    Sportpsychologie: Fähigkeit zu
     Investitur                                                                                                                     Multitasking schwindet im Alter.              27
     Die Rektorin der Universität Leipzig,
     Prof. Dr. Beate A. Schücking (hier mit                                                                                         Erziehungswissenschaftliches Pro-
     den neuen Prorektoren Prof. Dr. Claus                                                                                          jekt bringt Kinder in Bewegung. 28
     Altmayer, Prof. Dr. Matthias Schwarz
                                                                                                             Foto: Swen Reichhold

     und Prof. Dr. Thomas Lenk, v.l.n.r.), ist
     am 31. Mai feierlich in ihr Amt einge-                                                                                         Guter Geist: Markus Wulftange
     führt worden.                                                                                                                  ist Sporttherapeut für krebskranke 29
     4                                                                                                                              Kinder.

                                                                                                                                    Forschung
                                                                                                                                    Chemie: neue Methode zur ökolo-
                                                                                                                                    gischen Schädlingsbekämpfung. 30

                                                                                                                                    Millionenförderung für Polymer-
                                                                                                                                    Forschung.                      31

                                                                                                                                    Fakultäten und Institute
                                                                                                                                    Afrikanisten verabschieden
                                                                                                                                    Swahili-Lektor Abdilatif Abdalla. 32
                                                                                                             Foto: Swen Reichhold

                                                                                                                                    Tutoren als authentische
                                                                                                                                    Wissensvermittler.                            34

                                                                                                                                    Eine weitere Perspektive auf das
                                                                                                                                    Institut für Wirtschaftspolitik. 35

Jubiläum am 1. Juli 2011
Das Studentenwerk Leipzig wird 20 Jahre alt. Nach zwei
erfolgreichen Jahrzehnten wurde im Juni auch das letzte voll-
ständig sanierte Wohnheim offiziell übergeben. Hier: Blick in
ein bewohntes Apartment im Wohnheim Talstraße 12a.                                                                                  Brisante Begegnungen                            9
12                                                                                                                                  Kurz gefasst                                  33
                                                                                                                                    Personalia                                    36

                                                                                                                                                     journal Universität Leipzig 4/2011   3
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Foto: Swen Reichhold

                                                            Zur Podiumsdiskussion zum Thema »Weltoffene Leipziger Universität – Welche Handlungsstrategien brauchen
                                                            wir?« hatte die Rektorin (Mitte) Prof. Dr. Angela Friederici (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neuro­
                                                            wissenschaften), Prof. Dr. Jürgen Jost (Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften),
                                                            Dr. Wilhelm Krull (links, Volkswagenstiftung) und Prof. Dr. Svante Pääbo (rechts, Max-Planck-Institut für
                                                            ­Evolutionäre Anthropologie) eingeladen.

                       Rektorin feierlich ins Amt eingeführt
                       D   ie Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate A.
                           ­Schücking, ist am 31. Mai 2011 feierlich in ihr Amt einge-
                       führt worden. Sie erhielt von ihrem Amtsvorgänger und Inte-
                                                                                                 senschaften), Dr. Wilhelm Krull (Volkswagenstiftung) und
                                                                                                 Prof. Dr. Svante Pääbo (Max-Planck-Institut für Evolutionäre
                                                                                                 Anthropologie). »Eigentlich lässt sich die Antwort auf die Fra-
                       rimsrektor Prof. Dr. Martin Schlegel die Amtskette überreicht             ge nach einer noch weltoffeneren Universität auf eine Formel
                       und sprach vor etwa 450 Gästen im Hörsaal 9 im Hörsaalge-                 bringen. Die Universität muss für Studierende aus der ganzen
                       bäude am Campus Augustusplatz über ihre Zukunftsvorstel-                  Welt attraktiv werden und gleichzeitig ihre Studierenden für
                       lungen für die Leipziger Universität.                                     die ganze Welt fit machen", erklärte Pääbo. Friederici plädier-
                         Ausgehend vom Leitmotto »Aus Tradition Grenzen über-                    te deutlich dafür, an der Universität Leipzig wissenschaftliche
                       schreiten« stellte sie die aus ihrer Sicht aktuell zu überschrei-         Schwerpunkte zu setzen, »und zwar aus der Mitte der Wis-
                       tenden Grenzen für die Leipziger Universität dar. Die Alma                senschaftler heraus«. Für diese Schwerpunktsetzung gelte es
                       mater solle sich weiterentwickeln, um künftig wieder eine füh-            dann, Anreize zu bilden.
                       rende Rolle unter den deutschen Universitäten einzunehmen,                  Die Rektorin fragte Prof. Dr. Jürgen Jost nach seinen Eindrü-
                       so Schücking. Einen Grenzbereich, den es zu überwinden gelte,             cken von Erfahrungen mit Strukturen für die Wissenschaft.
                       stellte sie bezugnehmend auf die »nationale Begrenzung« fest.             Der Mathematiker riet dazu, gemeinsam fachübergreifend wis-
                       Ein wichtiges Ziel sei es, die Öffnung der Universität weit über          senschaftliche Fragen und auf diese Art neue Kooperationen
                       die Grenzen Europas hinaus zu forcieren und den Anteil von                sowohl innen als auch nach außen zu entwickeln: »Wir brau-
                       zehn Prozent ausländischer Studierender an der Gesamtstu-                 chen Persönlichkeiten, die motivieren und die Wissenschaftler
                       dentenzahl deutlich zu erhöhen. »Diese große und traditions-              wie Studierende gleichermaßen mitziehen«, unterstrich Jost.
                       reiche Universität weiter zu entwickeln, ist eine Aufgabe, der              In ihrem Schlusswort sagte die Rektorin, sie habe durch die
                       ich mich gerne und mit Enthusiasmus gestellt habe«, sagte die             Diskussion wichtige Anregungen für ihre Arbeit in den kom-
                       Rektorin.                                                                 menden Jahren bekommen. Es müsse eine Kommunikations-
                         Im Anschluss diskutierte sie mit ihren Podiumsgästen zum                kultur entstehen, in der Pläne entwickelt werden, die dann von
                       Thema »Weltoffene Leipziger Universität – Welche Handlungs-               internen und externen Experten diskutiert werden. Die Uni-
                       strategien brauchen wir?« Zur Diskussion eingeladen hatte                 versität müsse mehr englischsprachige Angebote unterbreiten
                       die Rektorin: Prof. Dr. Angela Friederici (Max-Planck-Institut            und zugleich die deutsche Kultur und Sprache pflegen.
                       für Kognitions- und Neurowissenschaften), Prof. Dr. Jürgen                Susann Huster
                       Jost (Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwis-

      4                journal Universität Leipzig 4/2011
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Foto: AlmaWeb

                 Rund 60 Mitarbeiter der Universität lernten bei den Bootcamp-Workshops das Campus Management System der Datenlotsen kennen.

Bootcamp des Projektes AlmaWeb
beflügelt Austausch zwischen
Universität und Software-Anbieter
V    on Mitte Mai bis Anfang Juni wurde im Rahmen des hoch-
     schulweiten Projektes AlmaWeb ein sogenanntes Boot-
camp (to boot, engl. starten) ausgerichtet. An diesem breiten
                                                                         Fakultäten zu Optimierungsmöglichkeiten umgesetzt würden,
                                                                         werde das neue System von Konsens statt von Skepsis getra-
                                                                         gen.
Wissensaustausch nahmen rund sechzig Vertreter der Fakul-                  Dem Projektteam hat das Bootcamp einmal mehr gezeigt,
täten, der Zentralverwaltung, des Rechenzentrums, des Pro-               dass die Standardfunktionen des Campus Management Sys-
jektes sowie mehrere Mitarbeiter des gewählten Software-                 tems bereits ein breites Spektrum der definierten Anforderun-
Unternehmens Datenlotsen teil. In teilweise mehrtägigen                  gen abdecken. Das System hat in den Workshops eine große
Workshops wurden einerseits die Teilnehmer mit dem Campus                Flexibilität sowie eine breite Vernetzung der Aufgaben für die
Management System der Datenlotsen vertraut gemacht, ande-                Verwaltung von Studium und Lehre bewiesen. Klar herausge-
rerseits erhielten die Datenlotsen einen tiefen Einblick in den          stellt haben sich jedoch auch die vielfältigen Herausforderun-
Aufbau und die Abläufe der Alma mater Lipsiensis.                        gen, die die flächendeckende Einführung eines standardisier-
  »Hinter uns liegen elf Tage intensiven Arbeitens, die ange-            ten Campus Management Systems an der Universität mit sich
füllt waren mit einem vertieften Kennenlernen des Datenlot-              bringt. »Wir konnten uns im Bootcamp davon überzeugen, dass
sen-Projektteams und der Software in Kombination mit den                 das System der Datenlotsen fast alles kann. Die Aufgabe be-
Besonderheiten und Spezifika der Prozesse an unserer Univer-             steht nun in einer intelligenten Synthese aus Machbarem und
sität. Durch die große Fülle der Diskussionsbeiträge, Anregun-           zwingend Nötigem«, resümiert Bootcamp-Teilnehmer Werner
gen und Kommentare konnten wir äußerst wertvolle Hinweise                Reutter, Prüfungsamtsleiter der Fakultät für Mathematik und
für die weitere Projektarbeit gewinnen«, erklärt Gesamtpro-              Informatik. »Die Erfahrung lehrt, dass zu viele voreingestellte
jektleiter Dr. Gunnar Auth.                                              Details in einem System die Handhabung erschweren und vor
  Diesen positiven Eindruck bestätigt auch Bootcamp-Teilneh-             allem kaum Sonderfälle zulassen.«
merin Kathrin Tolksdorf vom Prüfungsamt der Medizinischen                  Bedenken wie diese kennt auch das Projektteam. Wie sollen
Fakultät: »Das AlmaWeb-Bootcamp war eine sehr gute Gele-                 künftig Prozesse an der Universität Leipzig gestaltet werden?
genheit sowohl mit den Datenlotsen als auch dem Projektteam              Personendaten, Prüfungsleistungen, Moduldaten – wie können
im persönlichen Austausch Fragen, Probleme und künftige                  diese bestehenden Daten in das neue System migriert werden?
Aufgaben zu besprechen. Diese Kommunikation hat allen Be-                Welchen Zeitraum wird dies in Anspruch nehmen? Dieser Viel-
teiligten durchaus den Blick geschärft für die weiteren Schrit-          zahl an Herausforderungen werden sich nun die Teilprojekte
te. Gleichzeitig hat der Kontakt zu den Kollegen der verschie-           annehmen, die im Juli 2011 starten sollen. In deren Feinplanung
denen Fakultäten interessante Einblicke über den Tellerrand              werden sämtliche Erkenntnisse des Bootcamps einfließen.­
ermöglicht.« Die Arbeit an der Bedienungsoberfläche habe sie             Virginie Michaels
technisch von der Handhabbarkeit des Systems überzeugt und
sie sei sich sicher, wenn die Hinweise der mit Modellierung und          www.uni-leipzig.de/almaweb
Administration bisher befassten Kollegen der Universität und

                                                                                                                    journal Universität Leipzig 4/2011   5
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                      Forschung
Fotos: Shannon Cain

                                                                                                       Leipziger Bilder, die sich der Autorin eingeprägt haben.

                      Vom Klopfen
                      auf Tischen
                      I n diese schöne Stadt auf der anderen Seite des Erdballs kam
                        ich aus der schönen Stadt, in der ich lebe. Vom Fenster mei-
                      nes Apartments mit Blick über einen schönen Park hörte ich
                                                                                         chige Männer in Lederhosen und vollbusige Kellnerinnen mit
                                                                                         kräftigen, durch überdimensionierte Bierkrüge trainierten
                                                                                         Oberarmen denkt. Der Tag war wunderschön. In dem weißen
                      Jubelgeschrei: freudig, spontan, in plötzlichen Ausbrüchen.        Pavillon spielte ein Klarinettist Duke Ellington. Kinder hops-
                      Es war diese Art des Geschreis, von der man hofft, sie an ei-      ten in einer Hüpfburg herum. Ich ging auf das glänzend weiße
                      nem späten Samstagnachmittag aus einem öffentlichen Park           Klo. Auf ein kleines Regal hatte dort jemand eine frische rote
                      zu vernehmen. Ich streifte einen Pullover über und folgte dem      Tulpe in einer weißen Keramikvase gestellt.
                      Sound. Eine Gruppe Amerikaner war mit einem schwedischen              Als ich mein erstes Seminar beendete, begannen die Studen-
                      Spiel beschäftigt, bei dem man Holzstückchen auf andere Holz-      ten auf die Tische zu klopfen. Der Raum füllte sich mit dem Ge-
                      stückchen wirft. Sie gaben mir Wein in einem Plastikbecher         räusch von auf Holz klopfenden Knöcheln, so, als ob sich eine
                      und steckten mich in eine der Mannschaften, und ich warf ein       Menschenmenge vor meiner Tür versammelt hatte und fröh-
                      Holzstückchen auf ein anderes Holzstückchen und schmiss es         lich um Einlass bat. »Was bedeutet das?«, fragte ich erschro-
                      um und jubelte zur Feier auf diese schöne Stadt auf der anderen    cken. »Was tut ihr?« Sie grinsten vergnügt: Die neue Dozentin
                      Seite unseres schönen Erdballs.                                    war ratlos! »Wertschätzung zeigen«, erklärten sie mir.
                         An einem Donnerstagnachmittag fand ich mich in der Tho-            Das Wetter bringt mich durcheinander. In der schönen Stadt,
                      maskirche ein, als der Organist gerade probte. Die Geschich-       in der ich lebe, kommt der Sommer und bleibt. In dieser schö-
                      te dieses Ortes nahm mich völlig ein. Welche Schönheit diese       nen Stadt auf der anderen Seite des Erdballs kommt der Som-
                      Wände gesehen haben. Ich saß auf der Kirchenbank, schloss          mer und zieht wieder ab. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich
                      meine Augen und weinte. Touristen starten mich an.                 habe nur leichte Pullis und Sommerkleider mitgebracht. Ich
                         Nicht wissend um die Verkehrsregeln für Fahrradfahrer fuhr      gehe also in ein Kaufhaus, um mir einen vernünftigen Regen-
                      ich falsch und wurde beinahe von einem Auto angefahren. Mir        mantel zu kaufen und komme nach Haus mit einer protzigen
                      wurde gesagt, dass die Deutschen hinterm Steuer schnell wü-        Lederjacke.
                      tend werden. Dass sie ungeduldig hupen, dass sie ihre Fäuste          Das passiert mir wieder und wieder: Ich brauche Anweisun-
                      zeigen, dich verfluchen. Auf dem Gesicht dieses Fahrers, der       gen, brauche Hilfe, brauche jemanden, der mir den Weg erklärt.
                      mich ohne Schuld fast überfahren hatte, lag ein Schrecken, ein     »Sprechen Sie Englisch?«, frage ich: den Angestellten in der Bä-
                      Schock, Schuld. Erleichterung.                                     ckerei, den Kellner, den Studenten auf der Straße. Sie sind ver-
                         Am Muttertag fuhr ich mit meinen Fahrrad in einen großen,       legen. Sie zucken mit den Schultern, vermeiden Blickkontakt.
                      erstaunlich herrlichen Park. Ich fuhr den Fluss entlang, auf und   Ein wenig, sagen sie, fast entschuldigend, mit beunruhigten
                      ab, fuhr rings um die Wiesen, die mit Freunden und Decken ge-      Gesichtern. Ich schmunzle, stelle meine Frage. Fließend, hilfs-
                      füllt waren. Menschen mit Hunden, Kinder auf Rollschuhen. Ich      bereit und freigiebig antworten sie.
                      hielt an einem Biergarten an, diesem Ort, den ich bisher nur       Shannon Cain , Autorin und Picador Gastprofessorin im Sommer­-
                      vom Hörensagen kannte, diesem Ort, bei dem man an dickbäu-         semester 2011; Übersetzung: Gordon Florenkowsky

     6                journal Universität Leipzig 4/2011
Sport Uni Leipzig startet durch - Heft 4/2011 www.uni-leipzig.de /journal
Darwin und die Elfen
Eine Konferenz über den unbekannten Conan Doyle

N   eben Edgar Allan Poe gilt Arthur Conan Doyle (1859-1930)
    als der Vater der Detektivliteratur. Man verwechselt ihn
gern mit seinem Detektiv Sherlock Holmes, so lebensnah war
dieser gestaltet. Aber er wurde dem Autor auch lästig. Als er
ihn schließlich in der Schweiz verschwinden ließ, trug London
Trauer; zehn Jahre später musste Doyle ihn wiederauferstehen
lassen.
  Die Leipziger Anglistik wollte sich nicht mit dem Klischee
des Krimiautors zufriedengeben und widmete sich auf einer
Konferenz am 20. und 21. Mai 2011 dem unbekannten Doyle:
dem Kämpfer für Empire und Elfen, dem Sportler, Spiritisten
und Autofan – er war der erste britische Autor, der wegen
überhöhten Tempos einen Strafzettel bekam. Daneben schrieb
er ein kaum ausgelotetes Werk, das historische Romane und
Dokumentarwerke, Pamphlete gegen die Unterdrückung der
Schwarzen im Kongo und Science Fiction umfasst.
  Auf der Tagung wurde beschlossen, die Erwähnung des Na-
mens Sherlock Holmes mit einem Euro Strafgebühr zu ahnden.
Die anwesenden Sherlockianer waren nicht amüsiert, das Pu-
                                                                          Foto: Wikipedia

blikum schon.
  Ein Schwerpunkt war Doyles bekanntestes Werk außerhalb
des Holmes-Kanon, der Abenteuerroman »The Lost World«
(1912). Es wurde nicht nur ein Vorbild für »Jurassic Park«, son-
dern auch als Film der erste, der je an Bord eines Flugzeugs             Sir Arthur Conan Doyle im Jahr 1913.
gezeigt wurde. Wie kein anderer wurde der Roman vom Dar-
winismus geprägt.
  1917 hatten zwei Mädchen angeblich Elfen fotografiert, die
Öffentlichkeit war gespalten. Doyle schrieb sogleich ein Buch
zu ihrer Verteidigung: »The Coming of the Fairies«. Jahrzehnte
nach seinem Tod gaben sie zu, eine Fälschung fabriziert zu ha-     hen für die geringe Wertschätzung, die derzeit Doyles Werk zu
ben; sie hatten Sir Arthur nicht verletzen wollen. Eine Kunst-     Teil wird. Wegen der Popularität seines Detektivs wird er zu
historikerin zeigte einen neuen Rahmen auf, indem sie die Vor-     Unrecht für trivial gehalten. Die erwähnte Strafgebühr wurde
gänge als Teil des entstehenden Surrealismus interpretierte.       dem Undershaw Trust gespendet. Die Vorträge werden im »In-
  Doyle, der als Arzt am Burenkrieg teilnahm, war möglicher-       klings Jahrbuch« erscheinen.
weise der erste, der einen Roman über die Geiselnahme westli-      Prof. Dr. Elmar Schenkel, Professor für Englische Literatur­
cher Touristen durch islamistische Kämpfer im Sudan schrieb –­     wisschenschaft am Institut für Anglistik
ein Vergleich zu Churchills Afrikareportage von 1899 war hier
aufschlussreich. 1913 sah Doyle künftige Luftkriege voraus,
wie eine phantastische Geschichte über einen Dschungel der
Lüfte zeigt.
  Sherlock Holmes stattete dann doch der Konferenz einen Be-
such ab – in Gestalt seines Widersachers Dr. Moriarty, dem be-
rühmten Mathematiker, der in zahlreichen Zeitreisegeschich-
ten fortlebt. Die Referenten kamen aus Schottland, Polen und
Deutschland, und auch der wissenschaftliche Nachwuchs der
Leipziger Anglistik war gut vertreten.
  Eine Doktorandin stellte abschließend den miserablen Zu-
stand des Hauses Undershaw in Surrey vor, in dem Doyle seine
wichtigsten Werke schrieb. Undershaw könnte symbolisch ste-

                                                                                                                journal Universität Leipzig 4/2011   7
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UniVersum
Fotos: Swen Reichhold

                        Flyer des Career Centers zum Berufseinstiegstag.                   Eine Studentin am Infostand.

                        Berufsorientierung im Studium
                        Erste Karrierewoche des Career Centers kam gut an – 2.500 Interessierte

                        M    it 2.500 Besuchern zieht das Career Center der Universi-
                             tät Leipzig eine positive Bilanz der ersten Karrierewoche.
                        Unter dem Motto »Vorausschauen mit Weitblick, Orientieren
                                                                                           bungsprozess, zu Auslandsaufenthalten, zu freiberuflicher
                                                                                           Arbeit oder zum Arbeitsrecht klären. Bewerbungsunterlagen-
                                                                                           Checks, eine Bewerbungsfoto-Aktion und die Gelegenheit, in
                        mit Einblick, Starten mit Durchblick« hatten die Studierenden      der Info-Lounge bei Kaffee und Kuchen mit Referenten ins Ge-
                        Anfang Mai eine Woche lang die Möglichkeit, sich rund um die       spräch zu kommen, sorgten für ein abwechslungsreiches Pro-
                        Themen Praxisorientierung und Berufseinstieg zu informie-          gramm.
                        ren. Mit dem Ziel, Studierende dafür zu sensibilisieren, sich        Außerdem haben die WIK-Leipzig, die Exkursionen zum
                        bereits während des Studiums auch beruflich zu orientieren         Umweltforschungszentrum und zu den Firmen Pluspol in-
                        und sich Perspektiven zu eröffnen, wie es nach dem Studium         teractive und Spreadshirt viel Raum für persönliche Gesprä-
                        weitergehen könnte, bot die Woche ein vielfältiges Angebot.        che mit Praktikern geboten. Großen Andrang gab es zur Po-
                          »An einer Universität mit überwiegend Studierenden der           diumsdiskussion mit Personalmanagern zum Thema »Als
                        Geistes- und Sozialwissenschaften, bei welchen es häufig nicht     Geisteswissenschaftler(in) in die Wirtschaft?« in der Univer-
                        so klar definierte Berufsfelder gibt, wie zum Beispiel bei Medi-   sitätsbibliothek Albertina. Personalverantwortliche diskutier-
                        zinern oder Lehramtsstudierenden, ist es wichtig, Anregungen       ten darüber, auf welche Qualifikationen und Fähigkeiten sie bei
                        zur Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken, Schwächen          Bewerbern besonders achten. So werden neben dem notwen-
                        und beruflichen Vorstellungen zu geben. Wir bieten dabei ein       digen Fachwissen Soft Skills wie Kommunikations- und Team-
                        Stück weit Hilfe zur Selbsthilfe, nehmen jedoch niemandem die      fähigkeit immer wichtiger. Nach ihrem ganz persönlichen Re-
                        Verantwortung für die eigene Berufswegplanung ab«, so Prof.        sümee gefragt, erklärt Sandra Engels-Rottleb, Politikstudentin
                        Dr. Claus Altmayer, Prorektor für Bildung und Internationales      an der Universität: »Die Angebote des Career Centers waren
                        sowie Projektleiter des Career Centers.                            sehr hilfreich. Ich habe in dieser Woche wirklich viele Anre-
                          Insgesamt gab es an den fünf Tagen über 30 Workshops,            gungen mitgenommen und Unsicherheiten dagelassen. Das ist
                        Vorträge, Podiumsdiskussionen, Info-Stände, Exkursionen            doch sehr gut.«
                        und mit der Wirtschafts- und Industriekontakte Leipzig (WIK-       Bianca Stur
                        Leipzig) auch eine Absolventenmesse. Höhepunkt der Woche
                        war der »Berufseinstiegstag«. Hier konnten die Studierenden        www.uni-leipzig.de/careercenter
                        jede Menge Fragen zur beruflichen Orientierung, zum Bewer-

           8            journal Universität Leipzig 4/2011
Brisante Begegnungen
Ausstellung: Der SFB 586 präsentiert Ergebnisse in Hamburg* 				                                                                                                              Teil 4/6

Zeugnisse von
­Wüsten­n omaden in Leipzig

Mit der Abschlussausstellung »Bri-
sante Begegnungen« bietet der Son-
derforschungsbereich (SFB) 586
»Differenz und Integration« ab dem

                                                                                                             Zeichnung: J. Helmbold-Doyé
17. November 2011 im Hamburger
Museum für Völkerkunde einen
Einblick in seine zehnjährige For-
                                             Foto: M. Wenzel

schungsarbeit. Kuratiert wird die
Exposition »Brisante Begegnungen«
von Prof. Dr. Annegret Nippa und Dr.
Andreea Bretan. Am SFB 586 sind
neben der Universität Leipzig die           Inv.-Nr. 4223, Ägyptisches Museum Leipzig Georg Steindorff Aniba, Friedhof N, Grab 60.
Martin-Luther-Universität      Halle-
Wittenberg, das Institut für Länder-
kunde, das Helmholtz-Institut sowie
das Max-Planck-Institut für Ethnolo-          Das Grabinventar zeigt die Charak-                                     mit weiteren Beigaben, wie Keramikge-
gische Forschung beteiligt.                 teristika nomadischer Kulturen. Es                                       fäßen und Schmuck, in dem einfachen
                                            umfasst zumeist nur wenige, auch im                                      Grubengrab Nr. 60.
   Im Ägyptischen Museum – Georg            Alltag verwendete Objekte wie Kera-                                        Es handelt sich um ein typisches Arte-
Steindorff – der Universität Leipzig fin-   mikgefäße, Lederbehälter, Schmuck,                                       fakt der Pangrave-Kultur, das aus Nilton
den sich zahlreiche Objekte, die den so-    Toilettenartikel und Steinwerkzeuge.                                     handgefertigt und in einer offenen Gru-
genannten Pfannengräber-Leuten (Pan-        Häufig wurden Bukranien (Tierschä-                                       be gebrannt wurde. Durch Oxydations-
grave) zugeschrieben werden – eine der      del) im Kreis um das Grab herum oder                                     und Reduktionsvorgänge während des
aufschlussreichsten Gruppen der nubi-       in separaten Gruben abgelegt. Die zu-                                    Brennens sind die Innenseite und der
schen Kulturgeschichte. Dabei handelt       vor entfleischten Bukranien wurden                                       äußere Rand geschwärzt, die sonstige
es sich um Nomaden, deren ursprüng-         vielfach mit ornamentalen Mustern in                                     Oberfläche auf der Außenseite ist hinge-
licher Lebensraum wohl die östliche         rot, schwarz und weiß dekoriert. Die                                     gen in einem dunklen Rot gestaltet. Vor
Wüste Nubiens war.                          Zusammensetzung dieser Depots ist                                        dem Brand wurde in die Randaußensei-
   Mit dem Ende des Mittleren Reichs        nahezu konstant: zirka 75 Prozent Zie-                                   te ein Muster eingeritzt, das aus Diago-
(um 1700 v. Chr.) lassen sich deren         gen, 20 Prozent Schafe und fünf Prozent                                  nalen besteht. Die glänzende Oberfläche
temporäre Ansiedlungen in kleinen           Rinder – ein Verhältnis, das in etwa die                                 ist das Resultat der Politur des Gefäßes
Gruppen im Niltal belegen. Als Grund        Mischung der realen Herden widerspie-                                    mit einem Kiesel.
für ihr Streben in das Niltal wird eine     geln dürfte.
ökonomische Krise vermutet. Ihre Grä-         Im Zuge der geplanten Ausstellung                                      Jana Helmbold-Doyé und Anne Seiler,
berfelder umfassen meist nicht mehr         werden in enger Zusammenarbeit mit                                       Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im
als 20 Bestattungen, die sich punktuell     dem Ägyptischen Museum einige dieser                                     DFG-Projekt »Das Gräberfeld S/SA in
von Mittelägypten bis in das südliche       Objekte zu besichtigen sein. So findet                                   Aniba: Strukturen und Realitäten der
Unternubien antreffen lassen. Die Form      sich unter den Stücken auch ein Tonnapf                                  ägyptischen Präsenz in Unternubien vom
der Pfannengräber ist an der Oberflä-       (Höhe 12,2 cm; ∅16 cm), der in dem nu-                                   Mittleren Reich bis in die Dritte Zwischen-
che nicht oder nur durch einen kleinen      bischen Ort Aniba, zirka 230 Kilometer                                   zeit«
Steinkreis markiert. Ihre flachen, run-     südlich von Assuan, bereits 1914 von                                     (Universität Leipzig/Humboldt-Universi-
den Grabgruben gaben der Kultur ihren       Georg Steindorff im Nordfriedhof ge-                                     tät zu Berlin)
Namen.                                      funden wurde. Dieser lag zusammen

* Kuratiert von Prof. Dr. Annegret Nippa und Dr. Andreea Bretan			                                                                         Gefördert von
                                                                                                                                                           journal Universität Leipzig 4/2011   9
UniVersum

                                                                                                                                            Foto: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V./A. Friese
                                                                                                                Lesendes blindes Mädchen.

     Wissen und Teilhabe für blinde Menschen
     Im September findet der Weltkongress zur Blindenschrift »Braille21« statt

     Z   ugänglicher, bezahlbarer, sichtbarer – so soll die Zukunft
         der Brailleschrift aussehen: Mit diesem Ziel lädt die Deut-
     sche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) in Koopera-
                                                                       tergestützt. »Braille21« wird sich innovativ und kritisch mit
                                                                       den Entwicklungen der Brailleschrift im 21. Jahrhundert aus-
                                                                       einandersetzen, damit sie heute und zukünftig ein lebendiges
     tion mit der Universität Leipzig zum »Braille-Tag in Deutsch-     Medium bleibt. Der internationale Kongress bietet für die Teil-
     land« (27.9.2011) sowie anschließend zum Weltkongress             nehmer ein einzigartiges Forum zum Austausch und zur Dis-
     »Braille21« (28.-30.9.2011) auf den Campus am Augustusplatz       kussion. Fachexperten aus über 30 Ländern werden referieren.
     ein. Thema der Veranstaltung, an der sich der Fachbereich         So entstehen neue Forschungsprojekte; Initiativen werden ge-
     Buchwissenschaft (Prof. Dr. Siegfried Lokatis) des Instituts      startet und Synergien erzeugt.
     für Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie die Blin-
     den- und Sehbehindertenpädagogik (Dr. Friederike Beyer) des       Braille-Tag in Deutschland
     ­Instituts für Förderpädagogik beteiligen, sind die Chancen und     »Braille21« ist nicht nur ein Fachkongress zur Brailleschrift.
      Herausforderungen der Punktschrift heute und in der Zukunft.     Anwender und Interessierte sind eingeladen, am 27. Septem-
      Schirmherrin des Projekts ist Bundeskanzlerin Angela Merkel.     ber den »Braille-Tag in Deutschland« zu erleben. Das Pro-
                                                                       gramm umfasst Vorträge, Einsteiger-Workshops und zahlrei-
     Weltkongress Braille21                                            che Mitmachaktionen – sowohl zum Reinschnuppern als auch
       Das Kongressprogramm eröffnet Dr. Judith Dixon. Die Ame-        für Experten.
     rikanerin besitzt als Referentin für Kundenbeziehungen beim         Ein besonderes Highlight ist der Erlebnisgang der Christof-
     »National Library Service for the Blind and Physically Han-       fel-Blindenmission auf dem Augustusplatz, der Blindheit für
     dicapped« in Washington umfangreiches Wissen über die             sehende Menschen erfahrbar macht. Interessierte können sich
     Braille­schrift und Bibliotheken für blinde und sehbehinderte     außerdem an einer Punktschriftschreibmaschine selbst aus-
     Menschen. In ihrem Vortrag wird Judith Dixon über die Chan-       probieren und an der Station »Mein Lieblingstext in Braille«
     cen und Herausforderungen von Bibliotheken und Bildungs-          verstehen, wie die Schrift der Sehenden in die Blindenschrift
     trägern für blinde Menschen sprechen. Essentiell ist dabei ihre   umgewandelt wird.
     Vision, dass für alle blinden Menschen jedes Buch zu jeder Zeit     Die Abschlussveranstaltung »Braille goes Germany« be-
     verfügbar sein soll.                                              schließt den Tag mit einer abwechslungsreichen Show, die
       Seit ihrer Erfindung ist die Brailleschrift unersetzbar für     spannende Inhalte zur Brailleschrift in Ausbildung, Beruf und
     Bildung, Berufstätigkeit und gesellschaftliche Teilhabe blinder   Freizeit verspricht.
     Menschen. Zu Beginn konnte sie lediglich manuell hergestellt      Jenni Schwan, Michael Wallies
     werden. Heute, im digitalen Zeitalter, wird an den Computer
     eine Braille-Zeile angeschlossen. Und auch die Übertragung        www.braille21.net
     größerer Texte für Bücher und Zeitschriften erfolgt compu-        www.dzb.de

10   journal Universität Leipzig 4/2011
»Gender-Kritik«-Reihe
auf der Zielgeraden
Abschlussveranstaltungen zur
Leipziger Christopher-Street-Day-Woche
und zu Alltagssexismen

I m fünften Jahr Geschlecht an der Universität Leipzig disku-
  tieren: Mit diesem Anspruch und Ziel kann das Zentrum für
Frauen- und Geschlechterforschung (FraGes) im Sommerse-
mester 2011 mit der transdisziplinären Vortragsreihe »Gen-
der-Kritik« erneut aufwarten. Bereits innerhalb der seit 2007
erfolgreichen Durchführungen der Reihe bezeugte uns ein

                                                                                                                                                   Foto: Stefan Hopp
reges Publikumsinteresse, dass es lohnenswert ist, die inter-
disziplinäre Geschlechterforschung stetig an der Universität
Leipzig voranzutreiben.
   Seit seiner Gründung 2001 sieht sich das FraGes als universi-
tärer Bestandteil differenzierter Forschung und akademischer
                                                                              Referentin Gwendolin Altenhöfer zur zweiten
Lehre. Gegenwärtig fokussiert sich der Blick auf die »Gender-
                                                                              Gender-Kritik Sitzung Anfang Mai 2011.
Kritik«-Reihe, die im April startete und im Zwei-Wochen-Takt
noch bis zum 14. Juli die Köpfe interessierter Geschlechterfor-
scher sowie zu weiterführenden Diskussion anregen möchte.
   In der Eingangssitzung luden wir zusammen mit Filmwis-
senschaftler und Queertheoretiker Tim Stüttgen mit seinem
Thema »Post Porn Politics« zu einem spannenden und noch
recht jungen Bereich der Queer-Theory ein. Stüttgen veran-            Mitte Juni reisten wir »[...] ins Europa der Geschlechts-
staltete auf diesem Gebiet 2006 bereits das gleichnamige           bestimmer« und erörterten gemeinsam mit Max Schochow
Symposium, welches 2010 auch als Reader erschien. In seinem        »Geschlechterdiskurse im 18. Jahrhundert«. Pünktlich zur
Beitrag theoretisierte er queere Pornographie und Sexarbeit        FiFa Frauen-Weltmeisterschaft griff die Sportsoziologin Pe-
als subkulturelle Phänomena einer alternativen Produktion          tra Tzschoppe Ende Juni den aktuellen Diskussionsstand zur
von Vorstellungen von Subjektivität, Körperartikulation und        Geschlechterordnung im Sport auf und ging auf Beispiele von
Sexualität.                                                        Normierung und Diskriminierung im Sport (»Du kickst ja wie
   Im Mai referierte die lesbisch-feministische Polyamorie–        ein Mädchen.«) ein.
Aktivistin Gwendolin Altenhöfer. Die Ethnologin und Mithe-            Veranstaltungstipps: Anlässlich der Leipziger Christopher-
rausgeberin der »Krake« stellte in Erweiterung der »Gender-        Street-Day-Woche vom 2. bis 9. Juli 2011 veranstalten wir am
Kritik«-Sitzung mit Robin Bauer und Gesa Mayer im April            7. Juli in Kooperation mit dem Gleichstellungsbeauftragten und
dezidiert lebenspraktische Perspektiven nicht-monogamer            dem Referat für Gleichbestellung und Lebensweisenpolitik des
Lebens-, Liebes- und Beziehungsformen vor. Die enorme Pu-          StudentInnenrates der Universität Leipzig eine Podiumsdis-
blikumsresonanz bei beiden Sitzungen lässt vermuten, dass          kussion zum Thema »Quo Vadis Community? Rein in die Szene
der Bereich der Heteronormativitätskritik verstärkt auch von       oder Rückzug ins Private?«.
einer kritischen Auseinandersetzung mit Mononormativtät er-           Der diesjährige Abschlussvortrag am 14. Juli wird von
gänzt wird.                                                        Marion­ Gemende gehalten und nimmt »Alltagssexismen im
   Der gesellschaftlich tabuisierten und medizinisch problema-     Kontext von Migration, Geschlecht und Gleichstellung« in die
tisierten Thematik um geschlechtliche Uneindeutigkeit wid-         Kontroverse.
mete sich der im Mai gezeigte Film »Intersexuell – zwischen           Wann: 19 bis 21 Uhr; Wo: Hörsaal 2010, Geisteswissen-
den Geschlechtern. Von der Schwierigkeit weder Mann noch           schaftliches Zentrum (GWZ), Beethovenstraße 15.
Frau zu sein« von Thorsten Niemann (2002). In der anschlie-        Britta Borrego und Uta Beyer
ßenden Diskussion wurde die Brisanz der Situation interge-
schlechtlicher Menschen weiterführend erörtert.                    www.uni-leipzig.de/~frages/

                                                                                                              journal Universität Leipzig 4/2011   11
UniVersum

     Studentenwerk Leipzig feiert 20-jähriges Bestehen

     D    as Studentenwerk Leipzig, zuständig für die soziale, wirt-
          schaftliche und kulturelle Betreuung der rund 37.000 Stu-
      dierenden am Hochschulstandort Leipzig, ist am 1. Juli 2011
                                                                        gestalten«, sagt Dr. Andrea Diekhof, Geschäftsführerin des
                                                                        Studentenwerkes Leipzig. Dies sei unter anderem durch den
                                                                        Verwaltungsrat gewährleistet, dem Aufsichtsgremium des
      zwanzig Jahre alt geworden.                                       Studentenwerkes, das zur Hälfte aus Studierenden besteht und
        Das Studentenwerk Leipzig hat sich in den vergangenen zwei      derzeit einen studentischen Vorsitzenden hat. »Auch wenn das
      Jahrzehnten zu einem erfolgreichen Dienstleister entwickelt,      Studentenwerk Leipzig einen hohen Anteil seiner Mittel selbst
      bei dem der soziale Auftrag – die Studierenden der sieben         erwirtschaftet, werden doch einige Angebote, wie beispiels-
      Leipziger Hochschulen bei einem erfolgreichen Studium zu          weise die Sozialberatung, direkt über den Semesterbeitrag
      unterstützen – im Vordergrund steht. Es gestaltet mit vielfäl-    der Studierenden finanziert«, so Diekhof weiter. »Nur für das
      tigen Angeboten den Alltag der Studierenden mit. Neben den        Mensaessen erhält das Studentenwerk noch finanzielle Mit-
      Hauptarbeitsbereichen Studentisches Wohnen, Verpflegung in        tel vom Freistaat – 2011 insgesamt 1,5 Millionen. Euro. Aber
      Mensen und Cafeterien und Ausbildungsförderung nach dem           auch hier ist der studentische Anteil an der Grundfinanzierung
      BAföG-Gesetz bietet die Einrichtung auch verschiedenste Be-       aufgrund der stark gesunkenen Landeszuschüsse inzwischen
      ratungs- und Serviceleistungen an. Dazu gehören Angebote zur      sehr hoch.«
      psychologischen Beratung, die Rechtsberatung, eine Jobver-          In den Mensen des Studentenwerkes werden täglich rund
      mittlung und nicht zuletzt die Sozialberatung. Die Betreuung      10.000 Essen gekocht, daneben vermietet das Studentenwerk
      spezieller Studierendengruppen – dazu gehören Studierende         mehr als 5.000 vollständig sanierte Wohnheimplätze. Das zu-
      mit einer Behinderung, ausländische Studierende und Studie-       letzt dazu gekommene Wohnheim in der Talstraße 12a wurde
      rende mit Kind – ist ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich       am 6. Juni 2011 offiziell übergeben. Die Sanierung des 1890
      des Studentenwerkes. Leistungen wie das Semesterticket, die       erbauten, denkmalgeschützten Gebäudes in Zentrumsnähe er-
      finanzielle Unterstützung von Kulturprojekten sowie der Be-       folgte komplett aus Eigenmitteln des Studentenwerkes. Auch
      trieb von Kindereinrichtungen sind ebenfalls Bestandteil der      die Mensa Jahnallee steht nach zwei Jahren des Umbaus und
      langen Liste an Angeboten.                                        der grundlegenden Sanierung kurz vor der Wiedereröffnung,
        »Die Studierenden sind nicht nur unsere Kunden, sondern         die voraussichtlich Mitte Juli stattfindet.
      unsere Partner, indem sie die Inhalte unserer Arbeit mit-         Angela Hölzel

     Gedenken an die Universitätskirche
     A    m 30. Mai jährte sich zum 43. Mal die Sprengung der Leip-
          ziger Universitätskirche St. Pauli. Aus diesem Anlass hat-
     ten die Rektorin Prof. Dr. Beate A. Schücking und der Erste
     Universitätsprediger Prof. Dr. Rüdiger Lux zu einer Gedenk-
     veranstaltung in das Leibnizforum im Innenhof des Campus
     Augustusplatz eingeladen.
       »Von Wunden in Herzen und Hirnen« durch die Sprengung
     der Kirche im Jahr 1968 sprach der Erste Universitätsprediger,
     nachdem die Rektorin betont hatte, dass sie schon nach kurzer
                                                                                                                          Foto: Manuela Rutsatz

     Zeit in Leipzig sehr wohl verstanden habe, wie wichtig die Er-
     innerung an die Paulinerkirche für Leipzig und die Alma mater
     sei. Die Sprengung der Kirche sei nicht nur ein schändlicher Akt
     der Machtdemonstration gewesen, damit sei es um die Besei-
     tigung der letzten Bastion einer bürgerlichen Bildungskultur
     gegangen, so Lux weiter. »Die Kanzel der Paulinerkirche war                 Ansprache von Prof. Dr. Rüdiger Lux, Erster
     der letzte Ort der öffentlichen freien Rede«, betonte er. Erst              Universitätsprediger.
     an dem Tag, an dem Leipzigs Universitätsgebäude-Ensemble
     am Augustusplatz fertig gebaut sei, würden auch die Wunden         Hauptgebäude der Universität wird zu Beginn des Sommer-
     der Vergangenheit geheilt sein. Lux stellt sich den Neubau als     semesters 2012 bezugsfertig, das Paulinum wird noch etwas
     Forum des Trialogs für Wissenschaft, Kunst und Religion, in        länger dauern.
     dem keiner für sich allein das Sagen haben soll, vor. Das neue     KH

12   journal Universität Leipzig 4/2011
Mit Eigeninitiative und
Verantwortung in die PR-Branche

I m Jahr 1994 wurde in Leipzig der bundesweit erste Universi-
  tätslehrstuhl für Public Relations (PR) eingerichtet. Zahlrei-
che Auszeichnungen belegen, dass sich Leipzig als Standort für
Wissenschaft und Ausbildung im Bereich Kommunikationsma-
nagement/PR einen Namen gemacht hat. Fester Bestandteil
dessen ist der LPRS (Leipziger Public Relations Studenten e.V.).
   2004 gründeten sieben Studierende des Instituts für Kom-
munikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig
den LPRS mit dem Ziel, eine praxisnahe Ergänzung zum Studi-
                                                                    Foto: Tobias Tanzyna
enangebot zu schaffen und einen Beitrag zur optimalen Hoch-
schulausbildung zu leisten. In dem ständig wachsenden Verein
gilt bis heute der Leitgedanke: »Mehr wissen, mehr kennen,
mehr können.«
   Bei Veranstaltungen werden eigene Netzwerke mit PR-Fach-
leuten aufgebaut und gepflegt. Vereinsmitglieder lernen von
deren Expertise und Erfahrung und überzeugen sie von der           Elisabeth Schick (Leiterin Unternehmenskommunikation, BASF SE), Jens
                                                                   Jessen (Ressortleiter Feuilleton, DIE ZEIT), Peggy Hoy (Moderatorin und
Qualität der Leipziger PR-Lehre. »Der LPRS trägt als eine äu-
                                                                   LPRS-Alumna), Friedhelm Hengsbach (Sozialethiker) und Wolfgang
ßerst aktive studentische Vereinigung, die sich auch vorbild-      Tiefensee (MdB) auf dem 6. LPRS>>Forum (v.l.n.r.).
lich um die Alumni-Arbeit kümmert, viel zum fruchtbaren Zu-
sammenhang von Wissenschaft und Kommunikations­praxis
bei. Er hat viel dafür getan, das Netzwerk zwischen Universi-
tät und Praxis am Leben zu erhalten und immer wieder neu
zu beleben«, äußert sich Prof. Dr. Günter Bentele, Inhaber des
ersten deutschen Lehrstuhls für Öffentlichkeitsarbeit/Public
Relations, über den Verein.
   Die Vereinsarbeit lebt von den Ideen der Mitglieder. Jeder      organizations (NGOs) Leipziger PR-Alumni anzutreffen. Der
kann sich einbringen, ausprobieren und viele neue Erfahrun-        LPRS bringt sie beispielsweise beim jährlichen Treffen wieder
gen sammeln: Pressemitteilungen schreiben, Newsletter und          zusammen und ermöglicht ihnen den Austausch untereinan-
Broschüren konzipieren und realisieren sowie verschiedene          der und mit Studierenden.
Veranstaltungen planen, organisieren, durchführen und eva-           Aus den sieben studentischen Gründern ist ein lebendiger
luieren. Außerdem liegt es an den Mitgliedern, den Verein          Verein mit rund 150 Mitgliedern geworden. Unterstützt wird
strategisch zu führen sowie Fördergelder zu akquirieren. So        der LPRS durch branchenbekannte Beiräte und Förderer. Kre-
erwerben die aktiven Mitglieder neue Kompetenzen und kön-          ativität, außeruniversitäres Engagement, Fachwissen und die
nen diese ausbauen.                                                interdisziplinäre Denkweise der Mitglieder werden auch zu-
   Der Höhepunkt jedes Vereinsjahres ist das »LPRS>>Forum«,        künftig den Verein prägen. Interessierte Studierende sind je-
zu dem Studierende, Alumni, Wissenschaftler und hochkaräti-        derzeit willkommen.
ge Branchenvertreter zu einer Podiumsdiskussion mit einem          Judith Krause, Mitglied im LPRS e.V. und Studentin im Master
aktuellen Thema des Kommunikationssektors geladen wer-             Communication Management
den. Im April diesen Jahres diskutierten Wolfgang Tiefensee
(MdB), Elisabeth Schick (Leiterin Unternehmenskommunika-           www.lprs.de
tion, BASF SE), Jens Jessen (Ressortleiter Feuilleton, Die Zeit)
und Friedhelm Hengsbach (Sozialethiker) zum Thema: »Ein-
stimmig dafür. Mehrheitlich dagegen. Kommunikation im Kon-
flikt mit der Gesellschaft«.
   Die PR-Ausbildung an der Universität Leipzig hat zahlreiche
Absolventen hervorgebracht. Heute sind in vielen namhaften
Agenturen, Unternehmen, Verbänden und Non-governmental

                                                                                                                 journal Universität Leipzig 4/2011   13
Titelthema
Foto: Swen Reichhold

    14                 journal Universität Leipzig 4/2011
Sechs sportliche Schwerpunkte
A    uf dem Campus Jahnallee befindet sich die sportwissen-
     schaftliche Fakultät der Universität Leipzig. Etwa 1.300
Studierende lernen und forschen dort an sechs Instituten, die
                                                                      Hartmann selbst ist seit Jahren im Leistungssport tätig. Als
                                                                    ausgebildeter Biologe und Sportwissenschaftler forscht, ent-
                                                                    wickelt, lehrt und verbessert er Trainingsanwendungen und
sich interdisziplinär mit Themen rund um den Sport beschäf-         -methoden auch für den Spitzensport. Durch wettkampfbe-
tigen. »Die Lehr- und Forschungsgebiete der Professuren er-         gleitende Stoffwechseluntersuchungen und entsprechende
strecken sich von der Bewegungs- und Trainingswissenschaft          Trainingsanpassungen versucht er unter anderem, die Ath-
über den Gesundheitssport und Public Health, die Sportbiome-        leten zu einer höheren Leistungsfähigkeit zu führen. China,
chanik, das Sportmanagement, die Sportmedizin und Präventi-         wo er mehrere Gastprofessuren wahrnimmt, ist eines seiner
on, die Sportpädagogik, die Sportphilosophie und -geschichte,       nächsten Reiseziele, später im Jahr steht in Brasilien eine Fort-
die Sportpsychologie bis zu Sport und Umwelt«, erklärt Prof.        bildung von wissenschaftlichem Personal zur Vorbereitung auf
Dr. Ulrich Hartmann, Leiter des Instituts für Bewegungs- und        die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro an.
Trainingswissenschaft der Sportarten II. Wer zu uns kommt,            So vielfältig und international wie die Forschung und Lehre
um Sportwissenschaften zu studieren, wird theoretisch und           der Fakultät sind auch die späteren Tätigkeitsfelder der Absol-
praktisch umfassend ausgebildet.                                    venten. Ein Großteil, etwa ein Viertel aller Studierenden, wird
   Um sportpraktische Inhalte zu vermitteln, besitzt die Fakul-     Sportlehrer(in), ein weiteres Viertel wird im Bereich Fitness,
tät zahlreiche Einrichtungen: Hallen für verschiedene Spiel-        Prävention und Rehabilitation tätig. Die Anderen finden ihren
sportarten, Geräteturnen, Fechten, Gymnastik, Judo, Boxen,          Weg im Leistungssport, in der Sportartikelindustrie, in der
Fitness und Kraftübungen. Außerdem gibt es eine Leichtath-          Forschung oder auch im Sportmanagement.
letikanlage, eine eigene Schwimmhalle mit angrenzendem              Sandra Hasse
Schwimmkanal sowie Anlagen für den Wasserfahrsport, Ru-
dern beispielsweise. Für eine effiziente Forschung gibt es La-
bore, etwa für Biomechanik, Sportpsychologie und Gesund-
heitssport. Neu hinzu kommen wird ein humanphysiologisches
Labor für die Trainings- und Leistungsdiagnostik.
   Die Forschungsaktivitäten und -schwerpunkte der Sport-              Die sportwissenschaftliche Forschung in Leipzig blickt
wissenschaftlichen Fakultät sind sehr vielfältig und reichen           auf eine über 100-jährige Tradition zurück. Das erste
von grundlagen- und anwendungsorientierten, sportartspezi-             Sportinstitut der Universität entstand im Jahr 1906
fischen Ansätzen bis zu interdisziplinären und internationalen         und war stark praxisorientiert ausgerichtet. Erst im
Projekten in unterschiedlichen Teildisziplinen mit zum Teil            Jahr 1925 kam mit der ersten deutschen Professur für
interessanten Anknüpfungspunkten zu den profilbildenden                Sportwissenschaften, der Professur für Didaktik der
Forschungsbereichen der Universität Leipzig. Eine wichtige             Leibesübungen, eine intensive Forschungsarbeit und das
Maxime ist die Effektsteigerung von und durch Sport bezie-             Promotions- und Habilitationsrecht hinzu. An der 1950
hungsweise körperliche Bewegung – sei es im Bereich Rehabi-            gegründeten Deutschen Hochschule für Körperkultur
litation, Unterricht an Schulen oder auch im Bereich Training          (DHfK) wurden in der Zeitspanne bis 1990 etwa 18.000
und Leistungssport.                                                    Sportlehrer und Trainer für verschiedenste Tätigkeits-
   »Sport ist eben nicht nur die Ertüchtigung selbst, Sport hängt      felder ausgebildet.
genauer betrachtet mit psychischer Motivation, mit physiolo-           Die Sportwissenschaftliche Fakultät wurde 1993 neu
gischen Vorgängen im Körper, mit Biomechanik der Muskeln               gegründet. Heute gibt es sechs Institute – Allgemeine
und des Skeletts, mit Gesundheit und Krankheit, mit Lernen,            Bewegungs- und Trainingswissenschaft und die beiden
Wirtschaft, Freizeit und mit kulturellen und Umweltaspekten            Institute für Bewegungs- und Trainingswissenschaft
zusammen«, erklärt Hartmann. »Das alles beforschen und leh-            der Sportarten I und II, Gesundheitssport und Public
ren wir.« Eine Juniorprofessur widmet sich zum Beispiel der            Health, Sportmedizin und Prävention, Sportpsychologie
Interaktion von Sport und Umwelt, etwa wie Landschaftsscho-            und Sportpädagogik. Sie alle arbeiten regional, national
nung trotz Expansion von Wintersportgebieten gelingen kann.            und zum Teil international mit anderen Forschungsein-
   Andere Bereiche beschäftigen sich damit, wie Bewegungsab-           richtungen, Schulen und auch Sportverbänden zusam-
läufe verschiedenster Sportarten im Detail funktionieren und           men – zum Beispiel mit dem Olympiastützpunkt Leipzig
wie diese am besten analysiert und optimiert werden können.            und dem Deutschen Turner-Bund.
So können die Wissenschaftler beispielsweise verschiede-
ne Gangstile analysieren, um herauszufinden, »was da schief
läuft«, um zu korrigieren.

                                                                                                             journal Universität Leipzig 4/2011   15
Titelthema

     Auf dem Weg zu
     mehr Schnelligkeit                                                                   Auch eine Blutentnahme im 15-Minuten-Takt wäh-
     Leipziger Wissenschaftler entwickeln mit                                             rend der 90-minütigen Großuntersuchung, hier
                                                                                          durchgeführt von Trainingswissenschaftler Prof.
     einem weltweit einzigartigen Forschungs­                                             Dr. Ulrich Hartmann, ließen die Damen der ersten
     projekt erstmalig ein klares Anforderungs-                                           und zweiten Mannschaft vom 1. FC Lokomotive
     profil im Mädchen- und Frauenfußball                                                 Leipzig im Dienste der Wissenschaft bereitwillig
                                                                                          über sich ergehen.

     F   rauenfußball kann noch schneller werden, davon sind Wis-
         senschaftler der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni-
     versität Leipzig überzeugt. Wie das gehen könnte, untersucht
     Nachwuchswissenschaftlerin Vanessa Martinez Lagunas in
     ihrer Doktorarbeit. Seit 2008 absolviert die ambitionierte
     Mexikanerin ihr Promotionsstudium in Leipzig und forscht
     am Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaft der
     Sportarten II. Der Schwerpunkt der 29-Jährigen liegt auf Un-
     tersuchungen zur Entwicklung eines physiologischen Anfor-
     derungsprofils im Frauenfußball. Ihren Aufenthalt finanziert
     sie sich durch ein Stipendium der mexikanischen Organisation
     CONACYT, die dem Deutschen Akademischen Austauschdienst
     (DAAD) vergleichbar ist. Neben ihrer Tätigkeit an der Uni ar-
     beitet sie zudem sehr engagiert in der FIFA-Trainerausbildung
     des Frauen- und Mädchenfußballs sowie als Assistenz-Traine-
     rin beim DFB (U17/U16, Juniorinnen). Zum Zeitpunkt des In-
     terviews war Martinez Lagunas zu einem Fußballlehrer-Lehr-
                                                                                          Die ehemalige mexikanische Nationalspielerin
     gang außerhalb Leipzigs unterwegs. Auf dem internationalen                           Vanessa Martinez Lagunas, die sich auch in der
     »World Congress on Science & Football 2011« in Nagoya, Japan,                        Sportwissenschaft mit Leidenschaft ihrer Fußball-
     hat sie mit ihrem Forschungsthema kürzlich den 1. Preis für                          liebe widmet, überprüft bei einer Probandin den
     den besten Beitrag gewonnen.                                                         korrekten Sitz des Atemgas-Analysegeräts.
       Zum Fußballfrauentraining liegen weltweit keine wissen-
     schaftlichen Ergebnisse aus Analysen von Atemtechnik, Sau-
     erstoffaufnahme, Kohlendioxidabgabe, Herzfrequenz oder
     Laufwegen vor. »Ein physiologisches und konventionelles An-
     forderungsprofil im Frauenfußball ist gar nicht vorhanden.          und Drittliga-Kickerinnen von Lok, für Ihre Feldforschungen
     Höchste Zeit, das zu ändern«, dachte auch Prof. Dr. Ulrich Hart-    schnell gewinnen können. Für die 90-minütige Großuntersu-
     mann, Direktor des Instituts für Bewegungs- und Trainings-          chung im August letzten Jahres verkabelt und mit einem soge-
     wissenschaft II, der mit großem Interesse Martinez Lagunas‘         nannten Spirometer (Atemgas-Analysegerät) sowie Puls- und
     Promotion, die im Sommer 2012 fertig werden soll, betreut.          Herzfrequenzmesser ausgestattet war auch Elisabeth Hoh-
     Möglich wurde diese erst durch die gestiegene Popularität           mann von der zweiten Mannschaft. Trotzdem, dass die kostba-
     des Frauenfußballs in den letzten Jahren. »Mit unseren Unter-       re Technik beim Spielen ein kleines bisschen hinderte, gab sie
     suchungen sind wir international die Ersten und hoffen, mit         alles für den Belastungstest. »So habe ich auch für mich per-
     den Ergebnissen die körperlichen Reserven der Spielerinnen          sönlich herausgefunden, wo ich noch abrufbares Leistungspo-
     zukünftig richtig aktivieren und nutzen zu können«, sagt er.        tential habe«, sagt die 24-Jährige, die drei Mal pro Woche trai-
     Zur Erkenntnisgewinnung dienten dabei unter anderem auch            niert, selbst Sportwissenschaften studiert und derzeit an ihrer
     neueste technische Methoden wie GPS, um Laufwege nachzu-            Diplomarbeit im Zusammenhang mit ’der Qualität von GPS-
     vollziehen und zu messen, welche Kilometerzahl eine Spielerin       Messsystemen schreibt. »Ich fand die ganze Prozedur im Feld-
     im Verlauf eines Spiels zurücklegt.                                 versuch ganz klasse, sie hat mein wissenschaftliches Interesse
       Martinez Lagunas, die von 1999 bis 2004 mexikanische Fuß-         im Sportbereich auf jeden Fall noch verstärkt«, schwärmt sie.
     ballnationalspielerin war und heute noch beim 1. FC ­Lokomotive     Zum 1. FC Lok wechselte die gebürtige Eisenacherin im Jahr
     Leipzig als Trainerin aktiv ist, hat ihre Probandinnen,­die Erst-   2009, um ihre Leistungen zu steigern und eine neue Herausfor-

16   journal Universität Leipzig 4/2011
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