2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
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2|2021 Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters Mehr Vernetzung Ehre, wem Bildung vor Ort im Pongau Ehre gebührt bereichert salzburgerbildungswerk.at
APROPOS 4 Im Gespräch mit Klimaforscherin Dr. Helga Kromp-Kolb 11 © SHauser Elternbildung 6 Sehr am Limit … 7 Schuldemokratie: wie geht das? Frauenbildung 8 Mitmachen und aufbrechen Demokratie & Europa 8 Handwerk und Solidarische Landwirtschaft 10 Gutes Klima beim „Klima-Seminar“ Gemeindeentwicklung 16 11 Konzerte am Bach … © SHauser 12 Wir machen was draus! 13 Mitmischen im Lungau erwünscht! 14 Mehr Vernetzung im Pongau 16 Alles verboten? 17 KLARtext 18 Netzwerk blühende Landschaft 20 Weil der Tod ein Thema ist 21 Alle im gleichen Zug Zeitspuren © Andreas Deusch 22 Auf Spuren-Suche im Baskenland 22 Aus der Direktion 24 Begegnung ist WERTvoll 26 Weit(er) blicken 27 SBW gratuliert KBW! 27 Arbeiten mit und in der Natur 28 Aus Gemeinde und Bezirk 45 Arbeitskreise 47 Personalia © Doris Pichler 32 Die Vereinsakademie wird unterstützt von
E D I TO R I A L Wenn jeder vor seiner eigenen Tür kehrt, ist morgen die Welt sauber! Die Feigenernte war gut, es wird ein milder Winter! Andrea Rieder Die Feigenernte war in Salzburgs Gärten ganz gut. Vielleicht gedeiht nun auch die Edelkastanie bei uns? Palmen eher noch nicht. Spannend ist es, Neues auszuprobieren! Der Klimawandel macht’s möglich … Wir leben aber auch mit der Kehrseite der Medaille: Wetterextreme nehmen in unserer sich erwärmenden Welt deutlich zu und für etablierte Obst- und Gemüsearten wird es schwieriger zu überleben. Wenn wir weiter gut in unserer Region leben wollen, werden wir viel in die Erhaltung unseres Lebensraumes – in den Schutz unserer Natur- und Kulturlandschaft – investieren müssen! Wegsehen geht nicht mehr, weil wir ja bereits mitten drin sind. Wir müssen uns mit Klimaveränderung, Bodenentsiegelung, Raumplanung, Arten- und Naturschutz beschäftigen. Viele Gemeinden haben bereits damit begonnen und bis knapp vor der neuerlich verordneten Ruhepause viele Menschen über verschiedene Bildungsangebote – auch Bildungswochen – zum Mitdenken eingeladen. Besonders herausragend war in diesem Zusammen- hang das vielfältige Programm der Klima-Bildungswoche in Koppl! Auch unsere künftigen Bildungsprogramme werden von Themen der Nachhaltigkeit dominiert sein. Die klar definierten Nachhaltigkeits- ziele der UN, die SDGs*, bieten dabei die ideale Richtschnur. Sämtliche Einrichtungen und geförderte Vereine werden künftig Nachweise ihres Einsatzes für eine nachhaltigere Lebensweise erbringen müssen. Wir haben die Pandemiezeit im Salzburger Bildungswerk dank des engagierten Einsatzes aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bisher gut gemeistert. Ich hoffe, dass wir das auch weiterhin gut durchhalten, Beiträge von: damit wir uns verstärkt diesen wichtigen Themen widmen können. Mag. Michaela Habetseder, Redaktion [MH] Denn die Zukunft wartet nicht: Veränderung ist unser Leben, Bildung Dipl. Ing. Richard Breschar [RB] unterstützt uns dabei! Maria Fankhauser [MF] Dr. Wolfgang Forthofer [FT] Alexander Glas MSc [AG] Dipl. Ing. Richard Breschar Sabine Hauser [SH] Direktor des Salzburger Bildungswerkes Mag. Wolfgang Hitsch [WH] Marlene Klotz B.A. [MK] Dr. Anita Moser [AM] *SDGs = Sustainable Development Goals – 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen Mag. Brigitte Singer [BS] dreieck 2|2021 3
© Marlene Klotz „Fridays for Future“: in Salzburg unterwegs. „Der Klimawandel ist für viele Wenn es die Menschen hier schon eine Katastrophe“ jungen Leute Im Gespräch mit Klimaforscherin Dr. Helga Kromp-Kolb geschafft haben, sich mit dem Die renommierte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb Und in Österreich? Klimawandel hielt bei den „Koppler Klimawochen“ den Vortrag Der Klimawandel ist auch für viele Menschen hier „Warum in der Coronakrise über die Klimakrise reden?“. schon eine Katastrophe, auch wenn nicht alle überall auseinander- Im Interview mit Marlene Klotz spricht sie darüber, gleich betroffen sind. Ein Beispiel ist etwa der Borken- zusetzen und es warum viele Menschen die Klimakrise noch immer käfer, der vielen Waldbesitzern zu schaffen macht. leugnen oder nicht ernstnehmen und wer die ernst nehmen, Verantwortung dafür trägt, den Klimawandel in den Derzeit ist dennoch die Coronakrise stärker im dann gibt es Griff zu bekommen. Bewusstsein der Menschen. Sie haben das bei den Koppler Klimawochen so ausgedrückt: „Es ist, als eigentlich keinen Marlene Klotz: Viele sagen, das Wort „Klimawandel“ übersähe man, ob einer heftig blutenden Platzwunde Grund, warum sei zu beschönigend. Sollte man mittlerweile am Kopf, den Milzriss und die Wirbelsäulenver- besser von „Klimakrise“ oder „Klimakatastrophe“ letzung des Verkehrsopfers.“ Warum fällt uns der das die älteren sprechen? Blick auf den „ganzen Patienten“ so schwer? nicht auch Helga Kromp-Kolb: Wenn wir das, was passiert, rein Ich glaube, das hat mit unserer evolutionären als naturwissenschaftliches Phänomen beschreiben, Entwicklung zu tun. Wir sind im Grunde genommen können sollten – dann ist es ein Klimawandel – da ändert sich halt Wesen, beziehungsweise Tiere, die auf unmittel- wenn sie wollen. was am Klima. Wenn wir über Menschen reden und bare Gefahren reagieren müssen. Dafür haben wie sie betroffen und wie sie beteiligt sind, dann ist wir mehrere Reaktionsmöglichkeiten: Da gibt es es eine Klimakrise, die in vielen Bereichen schon die Schockstarre, die panikartige Flucht oder den zur Klimakatastrophe geworden ist. Damit meine ich Angriff. Auf solche kurzfristigen Ereignisse sind wir etwa die Menschen, die in Deutschland von Über- vorbereitet, aber auf lange Planungen viel weniger. schwemmungen betroffen waren oder auch zum Erst als wir angefangen haben, sesshaft zu werden, Beispiel Bauern, deren Land zu trocken oder zu feucht mussten wir längerfristig planen. Also, wenn man geworden ist, sodass sie ihr Land verlassen müssen. ein Samenkorn in den Boden setzte, musste man schon mal ein Jahr warten, bis man ernten konnte. 4 dreieck 2|2021
A P RO P O S Müssen wir uns hier noch weiterentwickeln? Oft bleiben Menschen nach Vorträgen zur Naja, es gibt einfach keinen Automatismus. Diese Klimakrise entmutigt und hilflos zurück. Woran längerfristigen Planungen sind nicht so tief- liegt das und wie kann man es verhindern? sitzend und ausgeprägt wie unsere kurzfristigen Ich glaube, dass Klimavorträge nicht entmutigend Reaktionen. Doch wenn wir uns damit rühmen, wirken sollten und ich hoffe, dass meine es nicht tun. © Greenpeace/Mitja Kobal dass wir Homo Sapiens Sapiens sind – dass wir Denn Krisen sind immer Chancen: Wir haben – das sagt also planende, denkende Wesen sind – dann der Weltklimarat – noch die Möglichkeit, das Pariser müssten wir das jetzt eigentlich schon schaffen. Ziel zu erreichen. Das heißt, wir haben noch nicht so viel Treibhausgas in die Atmosphäre gepumpt, dass das Wie gehen Sie mit Argumenten von Menschen um, nicht mehr möglich wäre. Wir haben also die Möglich- die den Klimawandel leugnen? keit, den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Ich denke, man muss die Argumente ernst nehmen. Doch nutzen die meisten der Klimaleugner Standard- Mit bestimmten Maßnahmen … argumente, die in dieser Form längst nachvollziehbar Das Schöne daran ist, dass die Maßnahmen auch sonst widerlegt sind. Damit hat sich die Wissenschaft schon so positiv sind. Es ist ja nicht so, dass wir uns nur noch auseinandergesetzt. Die Stoßrichtung ändert sich mit in Sackleinen kleiden und mit Asche am Haupt herum- der Zeit. Am Anfang hat man zum Beispiel gesagt, dass gehen müssen. Wir könnten ein extrem befriedigendes die Temperatur nicht steigt. Heute kann man anhand und sogar besseres Leben führen, als wir es jetzt haben. der Daten eindeutig nachweisen, dass sie weltweit Wenn wir uns endlich von diesem – wie Niko Paech steigt. Also, viele der Argumente sind widerlegbar. Dann (deutscher Umweltökologe und Vertreter der Post- wurde die Erwärmung als wünschenswert geschildert, wachstumsökonomie) das sagt – Überfluss befreien und später, dass die Änderung nicht menschengemacht ist wieder zum Wesentlichen kommen. Die Maßnahmen Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb ist Klimaforscherin und und jetzt eher, dass Klimaschutz nicht leistbar ist oder bergen ungemein viele Chancen, geopolitisch und Meteorologin an der Universität dass technologische Innovation das Problem löst. auch in Bezug auf internationale Gerechtigkeit. für Bodenkultur Wien (BOKU). Seit über 30 Jahren setzt sie sich mit den Themen Klimawandel Gibt es verschiedene Typen von Klimaleugnerinnen Wo sehen Sie hier die Verantwortung? und Nachhaltigkeit auseinander. und -leugnern? Ich denke, es ist nicht richtig, den Menschen zu Im Oktober 2021 war sie bei den Die meisten sind keine Klimaleugner, weil sie tatsäch- suggerieren, dass es ihre Verantwortung alleine ist, den „Koppler Klimawochen“ zu Gast. lich an der Wissenschaft zweifeln. Für sie ist die Klimawandel in den Griff zu bekommen. Aber es ist auch Leugnung ein unbewusstes Hilfsmittel, um mit der ihre Verantwortung, zu zeigen, dass sie gewillt sind, Realität umzugehen, ohne sich ändern zu müssen. diese Veränderungen mitzutragen. Ich sage immer, dass Denn, wenn man den Klimawandel – oder die Klima- die Verantwortung eine geteilte ist (Anm.: zwischen krise – ernst nimmt, dann hat das Konsequenzen: Politik und Bürgerinnen und Bürgern). Die Reduktionen Dann muss man anders agieren und sein Leben der Emissionen können nur dort geschehen, wo die verändern. In diesem Fall hilft es nicht, mit weiteren Emissionen auch passieren. Also, jemand, der ins wissenschaftlichen Argumenten zu kommen. Auto steigt, steigt dann nicht mehr ins Auto. Aber die Rahmenbedingungen dafür, dass diese Umstellung Wie findet man heraus, ob man zu diesem attraktiv ist – dass man das gerne, willig und selbstver- Typ bzw. zu dieser Gruppe gehört? ständlich macht – die müssen von der Politik kommen. Dazu gibt es eine Art Selbsttest. Man kann jemandem vorschlagen, sich Folgendes zu überlegen: Was müsste Eine letzte Frage: Wie schaffen Sie es nach so vielen passieren oder welchen Beleg bräuchte ich, damit ich Jahren Klima-Aktivismus und Klima-Forschung glaube, dass der Klimawandel existiert? Und wenn weiter motiviert und engagiert zu bleiben? es da keinen gibt, dann muss man sich fragen, was Wir haben ja gar keine andere Wahl! Ich bin an der eigentliche Grund für die eigene Skepsis ist. einer Universität tätig, ich habe also immer wieder mit jungen Leuten zu tun. Ich kann mich nicht in Denken Sie, dass diese Leugnungen darin den Hörsaal stellen und sagen: „Ihr habt ohnehin begründet sind, dass viele in unserer Gesellschaft keine Überlebenschance.“ Ich kann keine Garantie zu wenig Bezug zur Wissenschaft haben? abgeben, dass wir erfolgreich sein werden, Ja, bis zu einem gewissen Grad, aber ich denke, wenn aber bei einer Sache bin ich sicher: Wenn wir es es die jungen Leute geschafft haben, sich damit nicht versuchen, sind wir es bestimmt nicht! auseinanderzusetzen und es ernst nehmen, dann gibt es eigentlich keinen Grund, warum das die älteren Vielen Dank für das Gespräch! nicht auch können sollten – wenn sie wollen. dreieck 2|2021 5
© AdobeStock Sehr am Limit … Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in einer Krise VO N P A ME LA HEI L U N D BR I G I T T E S I N G ER E LT E R N B I L D U N G Die sichere Basis zu Hause haben nicht alle Kinder und Jugendlichen. Und die Covidkrise hat maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Altersgruppe mit vielen Problemen zurechtkommen muss. Vermehrt melden Schulpsychologinnen und wie Erkrankung, Verlust, Zerbrechen von gemeinsame Spielzeit lenken den Blick wieder Schulpsychologen sowie Psychotherapeu- Beziehungen, Mobbing- oder Gewalterleb- auf Positives. Sport und Bewegung im Freien tinnen und Psychotherapeuten, dass bei nissen, Problemen in der Schule oder eben helfen, Wut und Aggression abzubauen. Alters- Elterngesprächen immer massiver klar wird, der Covid-19-Pandemie verlieren Kinder wie entsprechende Informationen, zum Beispiel was Familien hier zugemutet ist. Eine Aus- Erwachsene ihr seelisches Gleichgewicht. Der über Covid-19, und Gespräche helfen den nahmesituation, die Eltern viel abverlangt. Alltag wird dann durch viele negative Gefühle Kindern, die Situation besser zu verstehen. Im „Lerncafé der Caritas“ wurde deshalb im wie Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit Jugendliche tun sich manchmal leichter, zum Herbst 2021 gemeinsam mit dem Salzburger bestimmt. Das Verhalten der Kinder ändert Beispiel bei einem Spaziergang ins Gespräch Bildungswerk eine Elternbildungsreihe zu sich oft deutlich und Eltern fragen sich, was zu kommen oder wenn nebenbei gemeinsam diesem Thema angeboten. Angesprochen mit ihrem Kind los ist. Kleinere Kinder haben gekocht wird. Manche chatten lieber. wurden damit alle Eltern der Kinder des vielleicht vermehrt Trennungsängste, sind Für viele Eltern kann es eine Herausforderung Lerncafés. Viele dieser Eltern haben Deutsch traurig und weinerlich. Schulkinder klagen sein, neben den eigenen Belastungen die nicht als Muttersprache und deswegen umso häufig über Bauchweh, Kopfweh, träumen nötige Unterstützung für ihre Kinder mehr Sorge um ihre Kinder. Sie kennen das schlecht, wollen nicht mehr in die Schule anzubieten. Deshalb ist es wichtig, sich psychosoziale System in Österreich oft zu gehen. Manche Kinder ziehen sich sehr zurück, professionelle Hilfe zu holen. wenig, um sich rechtzeitig Hilfe zu holen. andere zeigen aggressives Verhalten gegen Die Schulsozialarbeiterin Mag. Pamela Heil sich oder andere. Jugendliche neigen dann Jeder der Abende war gut besucht, die vom Verein Spektrum hat an drei Abenden häufig zu Sucht- und Risikoverhalten oder Väter und Mütter des Lerncafés waren sehr mit den Eltern über die psychische Gesund- äußern fehlende Zukunftsperspektiven. offen für das Thema, stellten viele Fragen, heit ihrer Kinder in der Krise gesprochen tauschten sich aus und hatten auch Tipps und dabei mehrere Fragen beantwortet. Wie kann ich mein Kind für die anderen Eltern. Für viele Eltern war es hilfreich, dass an diesem Abend gedol- unterstützen? Wo gibt es Hilfe? Wie erkenne ich, wenn es metscht wurde. Dieses Angebot wird deshalb Wir können viel tun. Körperliche Beschwerden auch 2022 wieder in die Elternbildungs- meinem Kind schlecht geht? sollten zuerst ärztlich abgeklärt werden. angebote des Salzburger Bildungswerkes Kinder, die sich wohl fühlen, haben ein Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, aufgenommen. Diese sind auf der Webseite positives Bild von sich selbst und ihrer dass ihre Sorgen, Ängste und Gefühle ernst www.salzburgerbildungswerk.at zu finden. Umgebung. Sie haben gute Freunde, können genommen werden. Rituale, gleichbleibende Mag. Pamela Heil ist Schulsozialarbeiterin bei JETZT altersentsprechend Probleme lösen und mit Abläufe und kleine Aufgaben im Haushalt im Verein Spektrum. Gefühlen umgehen. Sie haben regelmäßig geben wieder Sicherheit in unsicheren Zeiten. Mag. Brigitte Singer leitet den Fachbereich „Elternbildung“ im Salzburger Bildungswerk. freie Zeit und können sich offline beschäf- Es hilft, generell mehr Zeit für die Dinge des tigen. Durch plötzlich auftretende Krisen Alltags einzuplanen. Bücher (vor-)lesen und 6 dreieck 2|2021
© Adobe Stock E LT E R N B I L D U N G Lernen lernen, Konzentrations- schwierigkeiten, Online lernen, Legasthenie, Psychische Gesundheit in der Krise, …: Zu diesen und vielen anderen Schuldemokratie: wie geht das? Themen erstellt das Salzburger Bildungswerk Vortrags-Angebote für Eltern in den Gemeinden. Online-Informationen für Klassenelternvertretungen Immer aktuell, am Puls der Zeit. Infos unter Wie „geht“ Schuldemokratie? Eine gute Frage! Im die zuständige Schulqualitätsmanagerin www.salzburgerbildungswerk.at Salzburger Bildungswerk beschäftigen wir uns damit Hannelore Kaserer zu stellen. bereits viele Jahre. Seit den frühen 1980er Jahren, um genau zu sein. Damals hat das Salzburger Bildungswerk Der Hauptteil war dem Schulrecht und den Aufgaben nämlich vom Land Salzburg den Auftrag bekommen, der Klassenelternvertretungen gewidmet. Ein Ehrenamt, das Infoblatt für die Schulgemeinschaft aller Pflicht- das in jeder Schulklasse des Landes Salzburg von schulen herauszugeben. Ebenso wurde damals das einem Elternteil übernommen wird. Jedes Schuljahr. Schulhandbuch entwickelt. Und in der Folge auf der All jenen, die diese Aufgabe wahrnehmen, gebührt Alltagsebene der „Informationsabend für alle Klassen- ein großes Danke! In Salzburg ist damit, im Vergleich elternvertretungen“. Was haben diese drei Angebote zu anderen Bundesländern, eine sehr gute Struktur gemeinsam? Sie alle wenden sich an Eltern UND Schule, gewachsen. Denn neben den Elternvereinen werden um eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten. die Eltern auch durch das Infoblatt mit wichtigen Denn mit dem Klassenforum, dem Schulforum und Infos versorgt. Und das Salzburger Schulhandbuch dem Schulgemeinschaftsausschuss wurden im wird mittlerweile österreichweit herausgegeben, weil Bereich Schuldemokratie Instrumente geschaffen, es etwas Vergleichbares nirgends gab und gibt. die es Eltern ermöglichen, Mitsprache in der Schule zu leben. Das ist heute selbstverständlich, Viele Fragen, die Eltern beschäftigen, sind beim Online- aber vor 40 Jahren war das noch undenkbar. Informationsabend besprochen worden. Angefangen von den Fragen zu verschiedenen Schulformen, zum Auf allen Ebenen wurden vom Salzburger Bildungs- Inhalt des Schulrechts bis zu den Aufgaben des Schul- werk, Fachbereich Elternbildung, mittlerweile viele forums und vielem mehr widmen wir uns regelmäßig 100.000 Eltern informiert und begleitet. So geschehen – jedes Jahr – diesen Anliegen der Eltern. Denn alle auch am 9. November 2021 im Online-Format, wo haben eines gemeinsam: Sie wollen Kinder beim Lernen 50 Eltern das Angebot nutzten, ihre Fragen an und in der Schule so gut wie möglich begleiten. BS dreieck 2|2021 7
F R AU E N B I L D U N G LIPPGLOSSE Mitmachen und aufbrechen Gebeutelt könnten wir uns fühlen. Nach diesem Fast heiter erzählt sie von ihrem Frauenleben. Jahr, nach Geschichten über Krisen, nach Dauer- „Ich habe den Männern sehr lange zugeschaut ...“ Alarmismus. Was wir gerade lernen, ist wohl, die Und über ihre Erfahrung, dass sie als Mutter Alarmbereitschaft gleichmäßig zu verteilen. und Ehefrau wohl dermaßen konservativ war, Fast könnte man meinen, ein Wettbewerb der Sorgen ist dass ihr nicht einmal in den Sinn gekommen ist, losgebrochen. Und wie so oft, wenn vieles um Aufmerk- dass sie nicht immer alles tun muss, was von ihr samkeit wirbt, geht eines verloren. Der Blick für das erzwungen wurde. „Und ehrlich – ich hab mich nur Wesentliche. Das Eigentliche, das Unveränderte. Weil gewehrt, wenn ich ganz arg in Bedrängnis war.“ eigentlich unverändert ist, dass Frauen diese Krisen Sie hat mit 60 noch einmal alles auf den Kopf sehr bewundernswert organisieren und schultern – zu gestellt. Was jetzt auch schon fast 39 Jahre her Hause, in der Schule, im Krankenhaus, in der Apotheke, ist. Sie lässt sich gar nichts mehr gefallen. DSA Mag. Brigitte Singer ist im Supermarkt, vorm Putzkübel, am Fließband … pädagogische Mitarbeiterin Frauen haben viel erreicht, dank derer, die Gene- im Salzburger Bildungswerk. Eine dieser Schultern wird 99 Jahre alt. Es ist Ilse rationen vor uns gekämpft haben. Wir haben die Ihre Schwerpunkte sind Eltern- und Frauenbildung. Helbich, die unermüdlich Beeindruckendes über Möglichkeit, glücklich zu sein – wir sollten die ihr Leben schreibt. Ein Jetzt-oder-nie-Moment Entscheidungen dahingehend treffen. Mädchen hat sie dazu gebracht, mit 60 ein altes Haus zu darin unterstützen, junge Frauen dazu beglück- kaufen, es herzurichten und mit der Schrift- wünschen und nicht mehr so lange zuschauen. stellerei zu beginnen. Sie ist eine Art Chronistin Insofern ist es gar nicht so schlecht, einmal der Lebenserfahrung und des Alterns. richtig durchgebeutelt zu werden. Handwerk und D E MO K R AT I E & E U RO PA Solidarische Landwirtschaft Auf EUREGIO-Bildungsfahrt … VO N S T EF A N I E T HI M Österreichisches und bayerisches Handwerk in Salzburg und Tittmoning/Asten – das Dorfwirtshaus in Asten, betrieben von den Bürgerinnen und Bürgern des Dorfes, und die SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft) Chiemgau, eine gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft – waren die Ziele und Themen der grenzüberschreitenden EUREGIO-Bildungsfahrt am 8. Oktober 2021. Veranstaltet wurde die Fahrt von der EUREGIO, dem Katholischen Bildungswerk Berchtesgadener Land, Christine Rühl von der SoLaWi Chiemgau lädt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Handwerkskammer Traunstein und dem Salz- der Bildungsfahrt zur Ernte ein. burger Bildungswerk. Ihr Ziel ist es, insbesondere 8 dreieck 2|2021
© Stefanie Thim D E M O K R AT I E & E U RO PA Sag’s durch die Blume … Gemütlich-informative Einkehr im Biergarten der Dorfwirtschaft Asten. auch Einheimischen die gemeinsame Grenzregion Keine wirtschaftliche, jedoch eine soziale Zielsetzung anhand ausgewählter Themen näherzubringen. hat die Genossenschaft aus engagierten Bürgerinnen und Bürgern in Asten bei Tittmoning. Diese ist Träger Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer starteten der Dorfwirtschaft Asten und wurde gegründet, um in der 1929 gegründeten Kunstgärtnerei Doll in das örtliche Gasthaus zu erhalten, nachdem dieses Salzburg. Dort erhielten sie durch die Inhaberin nicht mehr verpachtet werden konnte. Die Astener einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Bevölkerung ermöglichte durch ihre finanzielle Gärtnerei- und Floristikbetriebes. Beteiligung den Kauf der Wirtschaft und half tatkräftig Inmitten üppiger Blumensträuße, Arrangements und bei der Renovierung mit. Jetzt hat das Wirtshaus mit Dekorationen für Hochzeiten und Feiern erfuhren Manuel Fuchs wieder einen aktiven Wirt, der beim sie, dass Pflanzen über den Winter eingelagert, Stammtisch und den örtlichen Vereinen genauso ein Gewächshaus für Veranstaltungen dekoriert gefragt ist wie bei regionalen und überregionalen und vermietet, aber auch gerade jetzt vor Ort Gästen. Das Mittagessen schmeckte auf alle Fälle Gestecke und Dekoration für Allerheiligen und hervorragend und die Teilnehmerinnen und Teil- Weihnachten nach individuellen Wünschen kreiert nehmer genossen die Aussicht auf die bayerische werden. Dafür Personal zu bekommen, das auch und oberösterreichische Landschaft im Biergarten. am Wochenende arbeiten möchte, ist nicht mehr selbstverständlich. Damit sprach Carolin Doll die Bei strahlendem Sonnenschein war am Nachmittag Problematik vieler Handwerksbetriebe an. der Besuch auf einem Feld der SoLaWi (Solidari- sche Landwirtschaft) im Chiemgau der perfekte Auch die Schreinerei ASE Wohnkultur in Asten bei Abschluss dieses informativen und interessanten Tittmoning hat es sich zur Aufgabe gemacht, quali- Tages. Christine Rühl gründete 2018 die SoLaWi fiziertes Personal auszubilden und langfristig an das und bewirtschaftet mittlerweile 3 Hektar Feld an Unternehmen zu binden. Drei Generationen der Familie verschiedenen Orten im Chiemgau nach dem strengen Asenkerschbaumer zeigten den interessierten Gästen Demeter-Bio-Standard. Voller Enthusiasmus erklärte den Betrieb (die vierte Generation lief auch schon sie den Anwesenden das Prinzip der Ernteteilung, mit). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren welches dem Landwirt eine Planungssicherheit gibt und zu fördern, ist laut Gerald Asenkerschbaumer eine und den Ernteteilern wöchentlich eine biologische der Hauptaufgaben des Unternehmens, welches von Gemüse- und Obstkiste. Natürlich können auch Konzeption über Planung bis hin zum Einbau indivi- die Ernteteilerinnen und Ernteteiler auf dem Feld duelle Einrichtungs-Komplettpakete in Wohnungen, mithelfen, was gerade im Sommer gerne angenommen Häusern und Unternehmen anbietet. Dafür gibt es wird. Frische, süße Physalis vom Bio-Feld konnten z.B. einen neu und hochwertig gestalteten Sozial- alle Teilnehmenden abschließend selbst ernten. raum und jeden Morgen ein Teammeeting. Bei guten Stefanie Thim ist Mitarbeiterin der EUREGIO Salzburg – Noten erhalten Auszubildende einen Gehaltsbonus. Berchtesgadener Land – Traunstein. dreieck 2|2021 9
D E MO K R AT I E & E U RO PA Gutes Klima beim „Klima-Seminar“. Im Bild die interessierte Teilnehmer- und Teilnehmerinnen- Runde. Gutes Klima beim „Klima-Seminar“ Eine kleine Runde Interessierter traf sich zum Dr. Robert A. Huber stellte die Frage „Wie sozial Seminar „Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit – ein verträglich ist der Klimawandel?“. Maßnahmen Widerspruch?“, das das Salzburger Bildungswerk in zum Klimaschutz eint, dass sie sogenannte Umver- Zusammenarbeit mit den Katholischen Bildungswerken teilungseffekte kreieren. Teile der Bevölkerung Kann Salzburg und Berchtesgadener Land im „Treffpunkt werden von den Maßnahmen profitieren, andere Demokratie Bildung“ in Elsbethen durchführte. Das Thema wurde – ökonomisch gesehen – erst einmal verlieren. dabei aus politikwissenschaftlicher Sicht beleuchtet. „Kann Demokratie die Umwelt retten?“, fragte das die Umwelt Weltforum für Demokratie, eine Einrichtung des retten? Seit der Entstehung der „Fridays for Future“- Europarats, im Jahr 2021. Dr. Tamara Ehs widmete ihre Bewegung ist die Diskussion über den globalen Ausführungen dem Aspekt „Gleichheit, Demokratie und Klimawandel allgegenwärtig. Das Thema beein- Klimawandel“. Sie beleuchtete darin die politischen flusst(e) nationale wie internationale Wahlen. Wir Auseinandersetzungen in der Klimakrise und disku- betrachteten das Thema aus mehreren Perspek- tierte, ob und wie mehr Beteiligung zu demokratisch tiven. „Klima, Konsens, Kontroverse. Streiflichter tragfähigeren Entscheidungen verhelfen kann. auf eine Diskurslandschaft“: Dr. Mario Wintersteiger widmete seinen Vortrag der aktuellen Klimadebatte Die wissenschaftliche Moderation des Seminartages in einem Spannungsfeld von Konsens und Kontro- hatte Dr. Franz Fallend, Leiter des Arbeitskreises verse. Der Ausgangspunkt war eine kompakte „Demokratie und Europa“ des Salzburger Bildungs- Darstellung des wissenschaftlichen Forschungs- werkes, übernommen. Franz Fallend, Robert Huber standes, was den Klimawandel angeht. und Mario Wintersteiger forschen und lehren am Fachbereich Politikwissenschaft der Universität Salzburg, Tamara Ehs ist Demokratieberaterin für Städte und Gemeinden und politische Bildnerin. Für die finanzielle Unterstützung der Veranstal- tung bedanken wir uns bei der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung. W F Im Bild (v.li.) Mario Wintersteiger, Tamara Ehs, Franz Fallend und Robert A. Huber. 10 dreieck 2|2021
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Konzerte am Bach ... Das BARIDUO spielte am Loferbach. nur der bunte Mix an Stilrichtungen und ungewöhnlichen Plätzen eine spannende Neuerung. Besonders schön war, dass Was tun in Zeiten, wenn Zusammenkünfte auch aus der Region viele Darsteller dabei schwer planbar sind, wenn das Vereins- und waren – wie die Schülerinnen und Schüler Kulturwesen brach liegt, die Motivation Musik zum Bewandern: des Musikums oder regionale Musikgruppen. zu neuen Projekten – kaum verwunder- über 30 Konzerte So trifft sich regionale Kultur mit Künst- lich – nicht in ungeahnte Höhen zieht? lerinnen und Künstlern aus verschiedensten Alternativen finden. So geschehen im an 3 Tagen, in 4 Orten. Ecken – und das beinhaltet bereichernde Pinzgauer Saalachtal. Damit die Lust an Begegnungen. Und so sind auch Dinge Musik, Begegnung und Kultur nicht den Bach entstanden, die nicht geplant waren – etwa, hinuntergeht, gab es die „Bach Konzerte Lofer, Jazz im Schweizergartl am Loferbach, wenn der St. Martiner Männerchor sich Saalachtal“. Über 30 Konzerte an 3 Tagen, in Klezmer am Marktbrunnen, Swing in Vorder- spontan mit dem Gesangsensemble 'Voices 4 Orten, Eintritt frei. Musik zum Bewandern. kaser, Liedermacher am Dorfplatz Unken unlimited' zusammensetzt und singt. Oder und Weißbach, Alphorn und Dudelsack auf wenn das Publikum zu Hang-Musik plötzlich Begleitet vom Projekt QUERBEET und in der „Insel“ beim Park Grubhof, Chorgesänge vereint Yoga-Übungen macht – wenn man Kooperation mit regionalen Institutionen beim Müllnerbauer und im Kneippbad St. es vorher so planen und ankündigen würde, wie den örtlichen Bildungswerken, dem Martin, als Auftakt der Erste Solocellist der würde keiner zusagen oder kommen.“ KulturVerein Binoggl und der Gemeinde- Wiener Symphoniker im Bad Unken sowie entwicklung fanden am letzten Wochenende in der Wallfahrtskirche Maria Kirchental Dass solche außergewöhnlichen Aktionen im September bei Kaiserwetter in den Orten und abschließend noch eine Performance auch auf anderen Ebenen Beachtung Unken, Lofer, St. Martin bei Lofer und Weiß- zum Thema „Wasser und Heilung“ in finden, zeigte sich hier anhand der bach bei Lofer über 30 Konzerte statt. Da war Kirchental … um hier nur einige zu nennen. „4. Salzburger Unkonferenz“ zur Kultur- es gar nicht so leicht, es von einem Highlight vermittlung. Unter dem Titel „Verschoben. zum nächsten zu schaffen, denn die Plätze Ideengeberin und Organisatorin Sabine Kulturvermittlung kann das“ wurden waren durchaus bunt verstreut: Volksmusik Hauser vom Projekt QUERBEET bezeichnet das die Bach Konzerte Saalachtal vor Fach- am Wasserfall, Schülerinnen und Schüler Experiment als „perfekt gelungen“. Was ihr publikum aus dem deutschsprachigen des Musikums auf der Rassbrücke mitten in besonders gefallen hat? „Für mich war nicht Raum als Impuls-Projekt bearbeitet. SH Beim Dorfplatzbrunnen in Unken lauschten die Besucherinnen und Besucher dem Lieder- macher Kurt Mikula (Bild li.). Beim Schloss Oberrain trafen sich Mosaad Osman und „Lies“ (Bild re.). © SHauser dreieck 2|2021 11
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Wir machen was draus! Erste Ergebnisse des Upcycling-Wettbewerbs Teilnehmende unseres Upcycling-Wettbewerbs „Macht was draus!“ haben aus alten Gegenständen neue Werke kreiert. Unter ihnen sind auch Studierende Jeder alte des Studiengangs Design- und Produktmanagement der Fachhochschule (FH) Kuchl. Gegenstand Wir waren am 10. November 2021 bei der Präsentation ihrer Projekte. hat ein Was tun mit dem Haufen an Büchern zuhause, dem entsorgt, obwohl man das Material noch für etwas neues Leben ausgedienten CD-Ständer oder den alten Kleidern? Neues verwenden und so Ressourcen sparen könnte. verdient! Einfach wegwerfen? Die Studierenden der FH Kuchl Die Gemeindeentwicklung fördert mit diesem Wett- hatten bessere Ideen. Sie haben im Rahmen unseres bewerb somit das Bewusstsein für unseren Umgang salzburgweiten Wettbewerbs „Macht was draus!“ mit Ressourcen und nachhaltiges Handeln. Modelle gebaut, gesägt, Lampen montiert, geklebt und genäht, um aus Altem Neues zu schaffen. Ziele für die nächsten Jahre Warum Upcycling? In den kommenden Jahren werden wir im Rahmen unserer „Repair Cafés“ immer wieder Upcycling- Upcycling regt nicht nur die Kreativität an, sondern Wettbewerbe in den Gemeinden veranstalten. So hat auch einen ökologischen Nutzen: Alleine im wollen wir den Gedanken der Wiederverwertung Bundesland Salzburg fallen pro Jahr 93.000 Tonnen langsam etablieren und gemeinsam auf eine Restabfall an (Quelle: Salzburger Restabfallanalyse nachhaltige Zukunft zusteuern. Denn jeder alte 2019). Dabei ist der Sperrmüll noch nicht einmal mit Gegenstand hat ein neues Leben verdient! M K eingerechnet. Viele Gegenstände werden einfach © Marlene Klotz Noch keinen fertigen Gegenstand, doch eine Idee halten Isabella Bittner und Miriam Stainer (ihr Kollege Florian Kellner konnte leider nicht vor Ort dabei sein) in ihren Händen: Fabian Ehling, Ece Arslan Die Modelle dienen als und Florian Meier Vorlage für den Bau haben aus einem alten großer Sessel, in die alte CD-Ständer eine Lampe Bücher als Sitzfläche hergestellt, die bestimmt eingehängt werden nicht mehr so schnell können. Diese Sessel ihren Zweck verliert. könnten zum Beispiel in Bibliotheken stehen. Klein, aber fein: Sylvia Makarová, Aus altem Holz wurde Ellice Jachek und durch die Arbeit von Réka Emin Music haben ein Válent, Bastian Kaddick neues Material aus und Sybille Salbrechter geschredderter Kleidung ein neues Aufklapp-Bett, entwickelt. Dieses kann das man auch als Sessel als Sichtschutz oder verwenden kann. auch für Lampenschirme verwendet werden. 12 dreieck 2|2021
© Fotolia Mitmischen im Lungau erwünscht! Im Lungau gibt es drei Mittelschulen. Die und Verdrossenheit vorbeugen. Aufgezeigt ist auch, dass erfolgreiche und vielfältige vierten Klassen waren heuer zu Schulbeginn wird, welche Aufgaben die Gemeinden Erfahrungen in Sachen Beteiligung die eingeladen, sich am Projekt „Mitmischen haben und welche Menschen an der Bereitschaft stärken, sich erneut einzubringen. im Dorf“ zu beteiligen. 7 Klassen sind der Erfüllung dieser Aufgaben beteiligt sind. Solche ernst gemeinten Angebote sind für die Einladung von Gemeindeentwicklung Entwicklung einer aktiven Gemeinschaft von und Biosphärenpark Lungau gefolgt und Partizipation – ein Schlagwort Bürgerinnen und Bürgern immens wichtig. nun ein ganzes Schuljahr dabei, in der Heimatgemeinde mitzumischen bzw. sich Oft ist von Partizipation die Rede und oft „Mitmischen im Dorf“ konkret einzumischen. wird Unterschiedliches darunter verstanden. Einigkeit herrscht darüber, dass eine leben- „Kinder und Jugendliche sind Expertinnen und „Das Projekt ‚Mitmischen im Dorf‘ soll dige Demokratie die soziale und politische Experten ihrer Lebenswelt und ihnen gehört helfen, Gemeindepolitik im eigenen Umfeld Partizipation der Bevölkerung braucht. Oft die Zukunft“, ist Anita Moser überzeugt. Sie zu verstehen“, bringt Projektleiterin Anita wird gerade jungen Menschen wenig Beteili- haben eigene Ideen, Wünsche und Vorstel- Moser das Anliegen auf den Punkt. Der frühe gungsfreude attestiert. Es ist aber klar, dass lungen, was ihr Leben betrifft, deshalb „ist Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen junge Menschen keine homogene Gruppe zuhören und mitmachen lassen angesagt“! der Gemeindepolitik könne, zeigt sich Anita sind und dass Partizipation kein punktuelles Gestartet wurde mit einem Workshop Moser überzeugt, überhöhten Erwartungen Ereignis, sondern ein Lernprozess ist. Klar zum Thema „Demokratieverständnis“ vom Ein Trinkwasserbrunnen am Zankwarner Spielplatz und ein Bioladen mit Bioburger: diese Ideen der Jugendlichen für ihre Heimatgemeinde Mariapfarr wurden von der Jury prämiert. dreieck 2|2021 13
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Parlament in Wien. Danach hatten die Trinkwasserbrunnens am Zankwarner In Tamsweg und in St. Michael sind die Schülerinnen und Schüler die Gelegen- Spielplatz. Die Jury überzeugte die sorgfältig Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen heit, die Bürgermeister bzw. die Amts- ausgearbeitete Idee und die Präsentation ebenfalls aktiv. leitungen der Lungauer Schulgemeinden sowie die gute Darstellung der Finanzierung In der MS Tamsweg wird in den drei Klassen kennenzulernen. Derzeit arbeiten die der einzelnen Projektschritte. gerade an den Projektideen bzw. der Projektgruppen an den Projektideen. Vorbereitung der Projektpräsentation Die zwei Gruppen der 4 b präsentierten die gearbeitet. Bei einer vorbereitenden Projekt- Die Mittelschule in Mariapfarr hat diesen Idee eines Bioladens mit Bioburger in der werkstatt wurden die Jugendlichen bei der Prozess bereits abgeschlossen und ihre Gemeinde Mariapfarr und ein Projekt zu mehr Ideenfindung von Politikerinnen und Ideen vor kurzen einer Jury präsentiert. Sicherheit bei der Ortsdurchfahrt in Lintsching Politikern aus ihren Heimatgemeinden Die drei Gruppen der 4 a stellten folgende für die Gemeinde St. Andrä. Prämiert wurde unterstützt. Ideen vor: Trinkwasserbrunnen am die Idee des Bioladens. Der Jury hat hier Zankwarner Spielplatz in Mariapfarr, einen besonders gefallen, dass bzw. wie dadurch Und von den Schülerinnen und Schülern der Beachvolleyballplatz für die Gemeinde die heimische Landwirtschaft unterstützt MS St. Michael werden aktuell die Heimat- Mauterndorf und ein familienfreundliches werden soll. Auch die Standortidee des gemeinden unter die Lupe genommen und Schwimmbad für die Gemeinde Mariapfarr. potentiellen Ladens verdient Anerkennung. erste Projektideen gesammelt. Wir sind Prämiert wurde letztendlich die Idee des gespannt! AM, MH © Adobe Stock Mehr Vernetzung im Pongau „Ich hätte nicht damit gerechnet, den Preis zu bekommen und freue mich sehr, mit Regionalitätspreis motiviert neuem Schwung an KuBiP weiterzuarbeiten“, betonte Projektleiterin Maria Fankhauser aus Dorfgastein bei der Preisverleihung. Landes- KuBiP – Kultur- und Bildungsinitiative Pongau – nennt sich ein neues rätin Mag. (FH) Andrea Klambauer hob das Leader-Projekt der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk. Engagement der Pongauerin hervor: „Maria Vernetzung wird dabei großgeschrieben. Die Initiative wurde vor Fankhauser leistet gemeinsam mit dem Team kurzem – quasi als Motivationsschub – mit dem Regionalitätspreis der des Salzburger Bildungswerks im Pongau großartige Arbeit. Solche Initiativen steigern Bezirksblätter ausgezeichnet. die Lebensqualität im ländlichen Raum und 14 dreieck 2|2021
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Vereine und Gemeinden unterstützen. Gemeinsam gelingt es leichter, brisante Wo besteht in Themen aufzugreifen und diese auf neutraler Werfen Hand- Ebene und mit Expertinnen und Experten zu lungsbedarf? Antworten gab bearbeiten.“ Die Laufzeit beträgt 3 Jahre. es im Rahmen einer Begehung. KuBiP konkret: Ortskernstärkung und Leerstandsmanagement in Werfen © GE Was kann die Marktgemeinde Werfen aktiv zur bringen Entwicklungsperspektiven hin zu den erfordert von den einzelnen Anbieterinnen Ortskernstärkung und Leerstandsbekämpfung Menschen. Sie hat die Auszeichnung mehr und Anbietern ein hohes Maß an inhalt- beitragen? Darüber wurde im September als verdient und ich gratuliere herzlich.“ licher und struktureller Flexibilität, mehr mit Expertinnen und Experten von SIR und Vernetzungs- und Austauschmöglich- CIMA, mit Vertretern der Politik sowie rund 60 keiten untereinander sowie erweiterte Interessierten diskutiert. Am Beginn konnten Was ist KuBiP? Präsentationsmöglichkeiten. Bisherige sich die Teilnehmenden im Rahmen einer Im Juli 2021 hat die Gemeindeentwicklung die Vernetzungsmöglichkeiten wurden zwar Begehung vor Ort ein Bild machen, danach Kultur- und Bildungsinitiative Pongau (KuBiP) gerne genutzt, für eine dauerhafte stand die Zukunft Werfens im Mittelpunkt. gestartet. Ziel ist in erster Linie die Vernetzung Umsetzung fehlten allerdings die Mittel. „Hier alle Beteiligten an einen Tisch und von Kultur- und Bildungsangeboten in den „Gefördert wird mit diesem Leader-Projekt ins Gespräch zu bringen, war der Beitrag Gemeinden sowie im gesamten Pongau. vor allem der Austausch, denn dafür fehlen von KuBiP“, resümiert Maria Fankhauser. Dazu ist eine gemeinsame Online-Plattform erfahrungsgemäß oft die Ressourcen“, „Wir schauen auf einen gelungenen Abend geplant. Die demografische, gesellschaftliche betont Maria Fankhauser. „Wir möchten mit zurück und freuen uns, dass wir Werfen und strukturelle Veränderung im Pongau dieser Initiative Bürgerinnen und Bürger, auch weiterhin begleiten dürfen.“ M H Projektlogo gemeinsam mit BG St. Johann entwickelt Im Bild die Gewinnerin Julia Schied mit (v.li) Direktor Mag. Bruno Aumüller, Maria Fankhauser, Mag. Birgit Kallunder (Leader Pongau), Mag. Erich Arlhofer (Kunstlehrer) und Dr. Anita Moser (Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk). Mit Projektstart wurde ein Logo gesucht. Im Rahmen des Kunst- begleitet nun die Initiative. Die Gewinnerin erhielt als Preis eine unterrichts lieferten sich die Schülerinnen und Schüler aus zwei Sofortbildkamera. 6. Klassen des Bundesgymnasiums St. Johann im Pongau ein „Das Miteinander ist ein zentraler Aspekt der Kultur- und Bildungs- intensives Rennen. Die Entscheidung war für die vierköpfige initiative Pongau. Daher war es mir ein großes Anliegen, bereits Fachjury nicht einfach. Gewonnen hat letztendlich Julia Schied die Logoentwicklung zum Projektstart mit Pongauer Schülerinnen (2.v.re.). Ihr Logovorschlag wurde digital weiterbearbeitet und und Schülern durchzuführen“, so Maria Fankhauser. dreieck 2|2021 15
© Michaela Habetseder KAPITEL Alles verboten? von Respektabstand zu Tieren und auch das Wissen, dass unerwünschtes Verhalten Soziale Natur-Nutzungskonflikte im Fokus durchaus vereinzelt – und das noch dazu vorwiegend von Einheimischen – gezeigt wird. Natur betreten verboten?!: Die Gemeindeentwicklung im Salzburger In Saalfelden traf man sich im Rahmen der Bildungswerk beschäftigte sich heuer im Rahmen dieses Schwerpunktes Bürgerversammlung im Congress Saalfelden mit den verschiedenen Facetten und Fragestellungen der Nutzungs- zu einer Podiumsdiskussion mit Vertretern von Ortsbauernschaft, Tourismus, Alm- und intensität naturnaher Erholungsräume. Bergbauernverein. Zusätzlich konnten in der Gesprächsrunde externe Experten wie Dieter Ob denn wirklich „Alles verboten“ ist In Lofer trafen sich die „Almer“ – also Stöhr vom Land Tirol, Projekt „Bergwelt Tirol – oder gehört, war nach einer Reihe von Almbauern, Grundbesitzerinnen und Miteinander erleben“, und Norbert Brandtner, (Diskussions-)Veranstaltungen und Online- Grundbesitzer, Grundstücks-Nutzerinnen Forstexperte im Tennengau, interessante Impulsgesprächen im Frühjahr im Pinzgau und -Nutzer sowie Vertreterinnen und Aspekte aus der Praxis einbringen. auch im Herbst noch einmal Thema von Vertreter von Tourismus, Bergbahnen und Gesprächsrunden in Lofer und Saalfelden. Landwirtschaft zu einem Almfrühstück auf „Kanalisierung“ als ein „halber Höhe“, dem Loderbichl, zwischen Lösungsansatz Lofer und der Loferer Alm. Austausch bei Kaffee, Sonnenschein und Weitblick war Manche der Lösungsansätze sind leichter, angesagt. Bei den Themen, die auf der manche schwerer umzusetzen. Einigkeit Alm unter den Nägeln brennen, waren herrschte darüber, dass Information über altbekannte dabei: die Radfahrerinnen richtiges Verhalten schon die halbe Rechnung und Radfahrer, die kreuz und quer durch begleicht, besonders bei Urlaubsgästen. Wiesen und Wälder fahren, das Ignorieren Und dass, wenn es ein entsprechend gutes Angebot an erlaubten und ausgeschriebenen Almfrühstück mit Kaffee, Strecken gibt, diese auch genutzt werden und Sonne und Weitblick so andere verschont bleiben. „Kanalisierung“ im Loderbichl in Lofer. ist hier der verwendete Begriff dafür. 16 dreieck 2|2021
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Weiteres Thema: die Bilder, die in der Öffentlichkeit vermittelt werden. Idyllen, die wir nicht haben wollen – wie Picknick im hohen Gras in der Wiese, Skifahren auf un- KLARtext befestigten Pisten, Kälber streicheln – werden Möglichkeiten und Grenzen der Besucherlenkung zwar von regionalen Touristikern bewusst VO N D I ET ER S T ÖHR nicht so produziert, aber was auf Social Media passiert und was andere Werbetreibende veröffentlichen, ist kaum zu beeinflussen. Dieter Stöhr ist seit mehr als 25 Jahren bei verband, Tirolwerbung und Bergrettung Tirol. der Gruppe Forst im Amt Und egal, ob Expertenrunde oder Wirts- der Tiroler Landes- Grundidee ist die Lenkung durch gezielte hausstammtisch, ein Thema bleibt regierung tätig und und bedarfsgerechte Angebote, die auf der zentral für das immer mit Fragezeichen und Grauzonen Basis von sportartenspezifischen Strategien Programm „Bergwelt versehen: das Rechtliche. In welcher Form Tirol – Miteinander in lokalen Projekten umgesetzt werden. gilt nun die STVO im Wald? Auf einer erleben“ verantwortlich. ausgeschriebenen MTB-Strecke? Was hat Die Angebote, die in den letzten Jahren beim allseits diskutierten „Kuh-Urteil“ gemeinsam geschaffen wurden, können zur Haftungs-Entscheidung geführt? sich sehen lassen: Seit fast zwei Jahren wird unser aller 6.400 km MTB-Routen und 330 km Hinterfragen und (etwas) Leben geprägt durch Einschränkungen Singletrails wurden durch Verträge mit und immer neue Regeln. Bewegung in Grundeigentümern geöffnet. Dampf ablassen 69 Klettergärten und Bouldergebiete sind der Natur ist für viele einer der wenigen Zu all den verschiedenen Themen, die verbliebenen Auswege: Raum zum nach den Richtlinien des Klettergarten- diskutiert wurden, wurde auch festge- Atmen, Raum, frei zu sein, Raum für ein handbuchs eingerichtet oder saniert stellt, dass eines wichtig ist: hinterfragen. gemeinsames Erlebnis mit Freunden. worden. Was stimmt wirklich an den erzählten Es wundert daher nicht, dass viel los ist in 43 Klettersteige wurden gebaut bzw. saniert. Geschichten? Und welche Maßnahmen der Natur: Mountainbiker, Läufer, Wanderer, 7 lokale Ski- und Snowboard-Touren- waren wirksam, welche nicht? Kletterer, Skibergsteiger und viele andere gebiete werden betreut. Manchmal bieten die Gesprächsrunden entdecken und erobern die Landschaft. Zum 11 Skigebiete bieten Aufstiegsrouten für auch den Platz, um etwas Dampf abzu- überwiegenden Teil erfolgt diese „Inbesitz- Pistentourengeher nach den Grundsätzen lassen. Bemerkt wurde nicht nur von nahme“ friedlich und konfliktfrei. Es gibt des Pistentourenhandbuches an. Moderator Cyriak Schwaighofer, dass viele aber auch Schattenseiten dieses eigentlich der geltenden Gesetze aus den 1970er erfreulichen Trends „zurück zur Natur“. Ein weiterer Schwerpunkt ist die zielgruppen- Jahren stammen und sich die Rahmen- Großflächige Beunruhigung des Wildes spezifische Kommunikation des Angebotes bedingungen speziell im Tourismus und im Winter durch Skibergsteiger, verparkte und der Verhaltensregeln. Dabei setzen Sportverhalten deutlich geändert haben. Hofzufahrten, illegale MTB-Trails in stadt- wir stark auf soziale Medien und suchen Aber auch wenn lang bestehende Verord- nahen Wäldern – die Liste möglicher und die Kooperation mit kommerziellen nungen deshalb nicht sofort geändert tatsächlicher Konflikte wird immer länger. Tourenplattformen, die Schutzzonen und werden, tut es doch gut, Themen aufs Angebote (z.B. offizielle MTB-Routen) in Tablett zu bringen, die Dinge aus mehreren Das Projekt „Bergwelt Tirol – Miteinander ihr Angebot integrieren. Perspektiven zu betrachten und auch den erleben“ bemüht sich seit Jahren um eine Bei allen Konzepten und den lokalen Wert der eigenen Arbeit festzuhalten. gezielte Lenkung von Outdoorsportlerinnen Umsetzungsprojekten ist der Dialog mit Die Wege auf die Almen sind hier ein oft und -sportlern, um Bewusstsein zu schaffen allen Interessensgruppen Grundlage unseres angeführtes Beispiel. Wenn ein Weg auf und negative Auswirkungen aller Bewe- Handelns und unser wichtigster Erfolgs- eine Alm nicht gebaut oder genutzt werden gungsformen in der Natur zu vermeiden. faktor. Die Tatsache, dass der Forstdienst darf, hört sich irgendwann auch die Almwirt- Besucherlenkung ist ein zentraler Inhalt die Besucherlenkung als wichtige Aufgabe schaft auf. Eine Wirtschaft, von der nicht dieses Programms, das von der Tiroler erkannt hat, ist österreichweit einzigartig und nur die Bauern leben, sondern ebenso wir, Landesregierung im Jahr 2014 gestartet aus unserer Erfahrung ganz entscheidend die die Produkte der Bauernschaft täglich wurde. Die Umsetzung erfolgt durch die für nachhaltige Lösungen in der Praxis. konsumieren. Und nicht zuletzt die Besuche- Gruppe Forst des Landes Tirol gemeinsam mit rinnen und Besucher der beeindruckenden den Partnern Landwirtschaftskammer Tirol, Weitere Infos: Natur, die die schönen Momente in den Österreichischer Alpenverein, Tiroler Jäger- www.bergwelt-miteinander.at Bergen und auf der Alm so schätzen. S H dreieck 2|2021 17
Netzwerk blühende Landschaft Gemeinden im Visier Grünflächen in den Gemeinden und Städten beeinflussen die Lebensqualität und ver- bessern das Klima. Sie sind wichtige Räume für Erholung und Entspannung. Werden diese naturnah gepflegt, entwickeln sie sich zu Lebensräumen für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Im Idealfall bilden sie ein grünes Netz, das sich im Siedlungsraum durchzieht. Im Rahmen von „Natur in Salzburg“ werden bei praxisorientierten Veranstaltungen wichtige Grundlagen rund um das ökologische Gestalten und Pflegen von Gärten behandelt. Im Herbst standen bei einer Exkursion die Gemeinden und ihre wichtige Rolle bei der Erhaltung der Artenvielfalt im Mittelpunkt des Interesses. Gerade Gemeinden fällt eine Vorreiterrolle zur Trendumkehr zu. Viele kommunale Grün- flächen eigenen sich besonders gut für die Umsetzung von heimischen Blumenwiesen und naturnahen Pflanz- und Pflegekonzepten. Erste naturnahe Grünflächen sind bereits vorhanden: bei öffentlichen Bauten wie Schulen oder Verwaltungsgebäuden, begleitet wurde die Rundfahrt durch den bei Straßen- und Gemeindegrünflächen. Flachgau von Gärtnermeister Franz Hönegger. Selbst Blumentröge eignen sich als ökolo- gische Elemente des Gemeindegrüns. Gestartet wurde in der Gemeinde Bergheim. Dort konnten die Teilnehmerinnen und Vier Gemeinden – Bergheim, Elixhausen, Teilnehmer neu angelegte Blühflächen vor Lamprechtshausen und St. Georgen – der Gemeinde und der Schule besichtigen. standen auf dem Exkursionsprogramm. Sie Ebenso wurde aufgezeigt, wie Straßen- stehen beispielhaft dafür, welch wichtigen ränder naturnah gestaltet werden können. Beitrag naturnah gestaltete Blühflächen Das Bergheimer Konzept: Die zentrale in der Gemeinde für den Erhalt der Rasenfläche wurde durch Abtrag der Rasen- Biodiversität leisten können. Fachlich decke und Neuansaat einer artenreichen Blumenwiesenmischung umgewandelt. Angelegt wurden diese Flächen von den Franz Hönegger in seinem Element … Bauhofmitarbeitern unter Anleitung von Gärtnermeister Franz Hönegger. 18 dreieck 2|2021
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G Weiter ging’s nach Elixhausen. Dort wurde Augenschmaus für die Kinder, pädagogisch wurden mit eingearbeitet – hier haben sich die neu angelegte Blühfläche vor dem „Haus wertvoll für den Unterricht und eine Oase nun verschiedenste Lebewesen eingelebt. der Zukunft“ besichtigt. An einem früher für Bienen, Schmetterlinge und Co.. „problematischen“ Ort, bei jedem Unwetter Abschließend waren sich alle Teilnehmenden wurde die Erde vom Platz geschwemmt, Der Gemeinschaftsgarten und die öffent- aus über 10 Gemeinden – vor allem Mitarbei- haben die Mitarbeiter der Gemeinde ein lichen Blühflächen waren in Lamprechts- terinnen und Mitarbeiter des Bauhofes und wahres Paradies für Lebewesen, aber auch hausen ebenfalls einen Besuch wert. des Bauamtes – einig, dass dieser Weg für für das menschliche Auge geschaffen. Über Gerade die neu angelegte Blühfläche beim eine Gemeinde einen vielfachen Mehrwert 200 verschiedene Blüten können nun Kreisverkehr lädt zum Besichtigen und haben kann: „Naturnah“ steht für eine bestaunt werden. Bestaunen ein. Unzählige verschiedene zukunftsorientierte Gemeinde, welche durch Das Elixhausener Konzept: Der Boden wurde Blumenarten reihen sich aneinander. Ein nachhaltiges Handeln gesellschaftliche abgetragen und komplett neu eingesandet, um Paradies für verschiedenste Lebewesen. Verantwortung übernimmt. Kostengünstige darauf verschiedenste Blumensamen einzu- Aber auch die Arbeitserleichterung für die und einfach umzusetzende Maßnahmen in arbeiten. Totholzhaufen und Nisthilfen für Gemeindemitarbeiter darf nicht außer Acht Gemeinden tragen nicht nur zum Schutz der zahlreiche Tierarten runden das Konzept ab. gelassen werden: die große Fläche muss lokalen Artenvielfalt bei, sondern haben auch nun nicht mehr alle 14 Tage, sondern nur Vorbildwirkung. Mit minimalen Veränderungen Nächster Halt war in Lamprechtshausen. mehr zweimal im Jahr gemäht werden. bei Pflege und Anlage kann man die Lebens- Dort wurde zuerst der Vorgarten der Schule qualität von Mensch und Tier in der Gemeinde in Arnsdorf besichtigt. Die Schülerinnen Zum Abschluss der Fahrt besichtigten die steigern. Auch das Arbeitsumfeld erhöht das und Schüler durften bei der Umgestaltung Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Blüh- Umweltbewusstsein der Mitarbeiterinnen des Gartens selber Hand anlegen. Wieder flächen beim Klärwerk in St. Georgen. Dort und Mitarbeiter und kann sich durch Kosten- wurde die Erde abgetragen, komplett neu haben die Mitarbeiter des Reinhalteverbands senkungen bei der Betreuung der Gemeinde- eingesandet und mit regionalen Blumen- selber Hand angelegt. Es wurden auf großen flächen langfristig amortisieren. M F , M H wiesensamen angesät. Die neue Blumen- Flächen Blühflächen errichtet, aber auch wiese wurde zum Win-Win-Faktor: ein Nisthilfen und Totholz- bzw. Steinhaufen dreieck 2|2021 19
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