2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk

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2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
2|2021

                                    Mit Freude dabei!
                                          Engagement ist
                                   keine Frage des Alters

Mehr Vernetzung    Ehre, wem                  Bildung vor Ort
  im Pongau       Ehre gebührt                   bereichert

                                 salzburgerbildungswerk.at
2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
APROPOS
                         4 Im Gespräch mit Klimaforscherin Dr. Helga Kromp-Kolb
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     © SHauser
                        		Elternbildung
                         6 Sehr am Limit …
                         7 Schuldemokratie: wie geht das?

                        		Frauenbildung
                         8 Mitmachen und aufbrechen

                        		 Demokratie & Europa
                          8 Handwerk und Solidarische Landwirtschaft
                         10 Gutes Klima beim „Klima-Seminar“

                        		Gemeindeentwicklung
16                      11 Konzerte am Bach …
     © SHauser

                        12 Wir machen was draus!
                        13 Mitmischen im Lungau erwünscht!
                        14 Mehr Vernetzung im Pongau
                        16 Alles verboten?
                        17 KLARtext
                        18 Netzwerk blühende Landschaft
                        20 Weil der Tod ein Thema ist
                        21 Alle im gleichen Zug

                        		Zeitspuren
     © Andreas Deusch

                        22 Auf Spuren-Suche im Baskenland
22
                        		    Aus der Direktion
                        24    Begegnung ist WERTvoll
                        26    Weit(er) blicken
                         27   SBW gratuliert KBW!
                         27   Arbeiten mit und in der Natur

                        28 Aus Gemeinde und Bezirk
                        45 Arbeitskreise
                        47 Personalia
     © Doris Pichler

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                                            Die Vereinsakademie wird unterstützt von
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E D I TO R I A L

              Wenn jeder
               vor seiner
       eigenen Tür kehrt,
              ist morgen
         die Welt sauber!                    Die Feigenernte war gut, es wird ein milder Winter!
                           Andrea Rieder
                                             Die Feigenernte war in Salzburgs Gärten ganz gut. Vielleicht gedeiht nun
                                             auch die Edelkastanie bei uns? Palmen eher noch nicht. Spannend ist
                                             es, Neues auszuprobieren! Der Klimawandel macht’s möglich …
                                             Wir leben aber auch mit der Kehrseite der Medaille: Wetterextreme nehmen
                                             in unserer sich erwärmenden Welt deutlich zu und für etablierte Obst- und
                                             Gemüsearten wird es schwieriger zu überleben. Wenn wir weiter gut in unserer
                                             Region leben wollen, werden wir viel in die Erhaltung unseres Lebensraumes
                                             – in den Schutz unserer Natur- und Kulturlandschaft – investieren müssen!

                                             Wegsehen geht nicht mehr, weil wir ja bereits mitten drin sind. Wir müssen
                                             uns mit Klimaveränderung, Bodenentsiegelung, Raumplanung, Arten- und
                                             Naturschutz beschäftigen. Viele Gemeinden haben bereits damit begonnen
                                             und bis knapp vor der neuerlich verordneten Ruhepause viele Menschen
                                             über verschiedene Bildungsangebote – auch Bildungswochen – zum
                                             Mitdenken eingeladen. Besonders herausragend war in diesem Zusammen-
                                             hang das vielfältige Programm der Klima-Bildungswoche in Koppl!

                                             Auch unsere künftigen Bildungsprogramme werden von Themen der
                                             Nachhaltigkeit dominiert sein. Die klar definierten Nachhaltigkeits-
                                             ziele der UN, die SDGs*, bieten dabei die ideale Richtschnur. Sämtliche
                                             Einrichtungen und geförderte Vereine werden künftig Nachweise ihres
                                             Einsatzes für eine nachhaltigere Lebensweise erbringen müssen.

                                             Wir haben die Pandemiezeit im Salzburger Bildungswerk dank des
                                             engagierten Einsatzes aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bisher
                                             gut gemeistert. Ich hoffe, dass wir das auch weiterhin gut durchhalten,
                            Beiträge von:
                                             damit wir uns verstärkt diesen wichtigen Themen widmen können.
Mag. Michaela Habetseder, Redaktion [MH]
                                             Denn die Zukunft wartet nicht: Veränderung ist unser Leben, Bildung
          Dipl. Ing. Richard Breschar [RB]
                                             unterstützt uns dabei!
                   Maria Fankhauser [MF]
               Dr. Wolfgang Forthofer [FT]
                 Alexander Glas MSc [AG]     Dipl. Ing. Richard Breschar
                      Sabine Hauser [SH]     Direktor des Salzburger Bildungswerkes
              Mag. Wolfgang Hitsch [WH]
                  Marlene Klotz B.A. [MK]
                     Dr. Anita Moser [AM]
                                             *SDGs = Sustainable Development Goals – 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
                 Mag. Brigitte Singer [BS]

                                                                                                                                      dreieck 2|2021   3
2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
© Marlene Klotz
                   „Fridays
               for Future“:
               in Salzburg
                unterwegs.

                              „Der Klimawandel ist für viele
     Wenn es die              Menschen hier schon eine Katastrophe“
    jungen Leute              Im Gespräch mit Klimaforscherin Dr. Helga Kromp-Kolb
geschafft haben,
    sich mit dem              Die renommierte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb         Und in Österreich?
    Klimawandel               hielt bei den „Koppler Klimawochen“ den Vortrag          Der Klimawandel ist auch für viele Menschen hier
                              „Warum in der Coronakrise über die Klimakrise reden?“.   schon eine Katastrophe, auch wenn nicht alle überall
    auseinander-              Im Interview mit Marlene Klotz spricht sie darüber,      gleich betroffen sind. Ein Beispiel ist etwa der Borken-
 zusetzen und es              warum viele Menschen die Klimakrise noch immer           käfer, der vielen Waldbesitzern zu schaffen macht.
                              leugnen oder nicht ernstnehmen und wer die
   ernst nehmen,              Verantwortung dafür trägt, den Klimawandel in den        Derzeit ist dennoch die Coronakrise stärker im
     dann gibt es             Griff zu bekommen.                                       Bewusstsein der Menschen. Sie haben das bei den
                                                                                       Koppler Klimawochen so ausgedrückt: „Es ist, als
eigentlich keinen             Marlene Klotz: Viele sagen, das Wort „Klimawandel“       übersähe man, ob einer heftig blutenden Platzwunde
   Grund, warum               sei zu beschönigend. Sollte man mittlerweile             am Kopf, den Milzriss und die Wirbelsäulenver-
                              besser von „Klimakrise“ oder „Klimakatastrophe“          letzung des Verkehrsopfers.“ Warum fällt uns der
  das die älteren             sprechen?                                                Blick auf den „ganzen Patienten“ so schwer?
       nicht auch             Helga Kromp-Kolb: Wenn wir das, was passiert, rein       Ich glaube, das hat mit unserer evolutionären
                              als naturwissenschaftliches Phänomen beschreiben,        Entwicklung zu tun. Wir sind im Grunde genommen
können sollten –              dann ist es ein Klimawandel – da ändert sich halt        Wesen, beziehungsweise Tiere, die auf unmittel-
wenn sie wollen.              was am Klima. Wenn wir über Menschen reden und           bare Gefahren reagieren müssen. Dafür haben
                              wie sie betroffen und wie sie beteiligt sind, dann ist   wir mehrere Reaktionsmöglichkeiten: Da gibt es
                              es eine Klimakrise, die in vielen Bereichen schon        die Schockstarre, die panikartige Flucht oder den
                              zur Klimakatastrophe geworden ist. Damit meine ich       Angriff. Auf solche kurzfristigen Ereignisse sind wir
                              etwa die Menschen, die in Deutschland von Über-          vorbereitet, aber auf lange Planungen viel weniger.
                              schwemmungen betroffen waren oder auch zum               Erst als wir angefangen haben, sesshaft zu werden,
                              Beispiel Bauern, deren Land zu trocken oder zu feucht    mussten wir längerfristig planen. Also, wenn man
                              geworden ist, sodass sie ihr Land verlassen müssen.      ein Samenkorn in den Boden setzte, musste man
                                                                                       schon mal ein Jahr warten, bis man ernten konnte.

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2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
A P RO P O S

Müssen wir uns hier noch weiterentwickeln?                 Oft bleiben Menschen nach Vorträgen zur
Naja, es gibt einfach keinen Automatismus. Diese           Klimakrise entmutigt und hilflos zurück. Woran
längerfristigen Planungen sind nicht so tief-              liegt das und wie kann man es verhindern?
sitzend und ausgeprägt wie unsere kurzfristigen            Ich glaube, dass Klimavorträge nicht entmutigend
Reaktionen. Doch wenn wir uns damit rühmen,                wirken sollten und ich hoffe, dass meine es nicht tun.

                                                                                                                                                             © Greenpeace/Mitja Kobal
dass wir Homo Sapiens Sapiens sind – dass wir              Denn Krisen sind immer Chancen: Wir haben – das sagt
also planende, denkende Wesen sind – dann                  der Weltklimarat – noch die Möglichkeit, das Pariser
müssten wir das jetzt eigentlich schon schaffen.           Ziel zu erreichen. Das heißt, wir haben noch nicht so
                                                           viel Treibhausgas in die Atmosphäre gepumpt, dass das
Wie gehen Sie mit Argumenten von Menschen um,              nicht mehr möglich wäre. Wir haben also die Möglich-
die den Klimawandel leugnen?                               keit, den Klimawandel in den Griff zu bekommen.
Ich denke, man muss die Argumente ernst nehmen.
Doch nutzen die meisten der Klimaleugner Standard-         Mit bestimmten Maßnahmen …
argumente, die in dieser Form längst nachvollziehbar       Das Schöne daran ist, dass die Maßnahmen auch sonst
widerlegt sind. Damit hat sich die Wissenschaft schon      so positiv sind. Es ist ja nicht so, dass wir uns nur noch
auseinandergesetzt. Die Stoßrichtung ändert sich mit       in Sackleinen kleiden und mit Asche am Haupt herum-
der Zeit. Am Anfang hat man zum Beispiel gesagt, dass      gehen müssen. Wir könnten ein extrem befriedigendes
die Temperatur nicht steigt. Heute kann man anhand         und sogar besseres Leben führen, als wir es jetzt haben.
der Daten eindeutig nachweisen, dass sie weltweit          Wenn wir uns endlich von diesem – wie Niko Paech
steigt. Also, viele der Argumente sind widerlegbar. Dann   (deutscher Umweltökologe und Vertreter der Post-
wurde die Erwärmung als wünschenswert geschildert,         wachstumsökonomie) das sagt – Überfluss befreien und
später, dass die Änderung nicht menschengemacht ist        wieder zum Wesentlichen kommen. Die Maßnahmen                     Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb
                                                                                                                                 ist Klimaforscherin und
und jetzt eher, dass Klimaschutz nicht leistbar ist oder   bergen ungemein viele Chancen, geopolitisch und
                                                                                                                        Meteorologin an der Universität
dass technologische Innovation das Problem löst.           auch in Bezug auf internationale Gerechtigkeit.                 für Bodenkultur Wien (BOKU).
                                                                                                                        Seit über 30 Jahren setzt sie sich
                                                                                                                           mit den Themen Klimawandel
Gibt es verschiedene Typen von Klimaleugnerinnen           Wo sehen Sie hier die Verantwortung?
                                                                                                                        und Nachhaltigkeit auseinander.
und -leugnern?                                             Ich denke, es ist nicht richtig, den Menschen zu             Im Oktober 2021 war sie bei den
Die meisten sind keine Klimaleugner, weil sie tatsäch-     suggerieren, dass es ihre Verantwortung alleine ist, den     „Koppler Klimawochen“ zu Gast.
lich an der Wissenschaft zweifeln. Für sie ist die         Klimawandel in den Griff zu bekommen. Aber es ist auch
Leugnung ein unbewusstes Hilfsmittel, um mit der           ihre Verantwortung, zu zeigen, dass sie gewillt sind,
Realität umzugehen, ohne sich ändern zu müssen.            diese Veränderungen mitzutragen. Ich sage immer, dass
Denn, wenn man den Klimawandel – oder die Klima-           die Verantwortung eine geteilte ist (Anm.: zwischen
krise – ernst nimmt, dann hat das Konsequenzen:            Politik und Bürgerinnen und Bürgern). Die Reduktionen
Dann muss man anders agieren und sein Leben                der Emissionen können nur dort geschehen, wo die
verändern. In diesem Fall hilft es nicht, mit weiteren     Emissionen auch passieren. Also, jemand, der ins
wissenschaftlichen Argumenten zu kommen.                   Auto steigt, steigt dann nicht mehr ins Auto. Aber die
                                                           Rahmenbedingungen dafür, dass diese Umstellung
Wie findet man heraus, ob man zu diesem                    attraktiv ist – dass man das gerne, willig und selbstver-
Typ bzw. zu dieser Gruppe gehört?                          ständlich macht – die müssen von der Politik kommen.
Dazu gibt es eine Art Selbsttest. Man kann jemandem
vorschlagen, sich Folgendes zu überlegen: Was müsste       Eine letzte Frage: Wie schaffen Sie es nach so vielen
passieren oder welchen Beleg bräuchte ich, damit ich       Jahren Klima-Aktivismus und Klima-Forschung
glaube, dass der Klimawandel existiert? Und wenn           weiter motiviert und engagiert zu bleiben?
es da keinen gibt, dann muss man sich fragen, was          Wir haben ja gar keine andere Wahl! Ich bin an
der eigentliche Grund für die eigene Skepsis ist.          einer Universität tätig, ich habe also immer wieder
                                                           mit jungen Leuten zu tun. Ich kann mich nicht in
Denken Sie, dass diese Leugnungen darin                    den Hörsaal stellen und sagen: „Ihr habt ohnehin
begründet sind, dass viele in unserer Gesellschaft         keine Überlebenschance.“ Ich kann keine Garantie
zu wenig Bezug zur Wissenschaft haben?                     abgeben, dass wir erfolgreich sein werden,
Ja, bis zu einem gewissen Grad, aber ich denke, wenn       aber bei einer Sache bin ich sicher: Wenn wir es
es die jungen Leute geschafft haben, sich damit            nicht versuchen, sind wir es bestimmt nicht!
auseinanderzusetzen und es ernst nehmen, dann gibt
es eigentlich keinen Grund, warum das die älteren          Vielen Dank für das Gespräch!
nicht auch können sollten – wenn sie wollen.

                                                                                                                          dreieck 2|2021             5
2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
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                                                                                                    Psychische Gesundheit
                                                                                                    von Kindern und Jugendlichen
                                                                                                    in einer Krise
                                                                                                                                       VO N P A ME LA HEI L U N D
                                                                                                                                             BR I G I T T E S I N G ER

     E LT E R N B I L D U N G

Die sichere Basis zu Hause haben nicht alle Kinder und Jugendlichen. Und die Covidkrise hat maßgeblich
dazu beigetragen, dass diese Altersgruppe mit vielen Problemen zurechtkommen muss.

Vermehrt melden Schulpsychologinnen und        wie Erkrankung, Verlust, Zerbrechen von                  gemeinsame Spielzeit lenken den Blick wieder
Schulpsychologen sowie Psychotherapeu-         Beziehungen, Mobbing- oder Gewalterleb-                  auf Positives. Sport und Bewegung im Freien
tinnen und Psychotherapeuten, dass bei         nissen, Problemen in der Schule oder eben                helfen, Wut und Aggression abzubauen. Alters-
Elterngesprächen immer massiver klar wird,     der Covid-19-Pandemie verlieren Kinder wie               entsprechende Informationen, zum Beispiel
was Familien hier zugemutet ist. Eine Aus-     Erwachsene ihr seelisches Gleichgewicht. Der             über Covid-19, und Gespräche helfen den
nahmesituation, die Eltern viel abverlangt.    Alltag wird dann durch viele negative Gefühle            Kindern, die Situation besser zu verstehen.
Im „Lerncafé der Caritas“ wurde deshalb im     wie Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit                Jugendliche tun sich manchmal leichter, zum
Herbst 2021 gemeinsam mit dem Salzburger       bestimmt. Das Verhalten der Kinder ändert                Beispiel bei einem Spaziergang ins Gespräch
Bildungswerk eine Elternbildungsreihe zu       sich oft deutlich und Eltern fragen sich, was            zu kommen oder wenn nebenbei gemeinsam
diesem Thema angeboten. Angesprochen           mit ihrem Kind los ist. Kleinere Kinder haben            gekocht wird. Manche chatten lieber.
wurden damit alle Eltern der Kinder des        vielleicht vermehrt Trennungsängste, sind                Für viele Eltern kann es eine Herausforderung
Lerncafés. Viele dieser Eltern haben Deutsch   traurig und weinerlich. Schulkinder klagen               sein, neben den eigenen Belastungen die
nicht als Muttersprache und deswegen umso      häufig über Bauchweh, Kopfweh, träumen                   nötige Unterstützung für ihre Kinder
mehr Sorge um ihre Kinder. Sie kennen das      schlecht, wollen nicht mehr in die Schule                anzubieten. Deshalb ist es wichtig, sich
psychosoziale System in Österreich oft zu      gehen. Manche Kinder ziehen sich sehr zurück,            professionelle Hilfe zu holen.
wenig, um sich rechtzeitig Hilfe zu holen.     andere zeigen aggressives Verhalten gegen
Die Schulsozialarbeiterin Mag. Pamela Heil     sich oder andere. Jugendliche neigen dann                Jeder der Abende war gut besucht, die
vom Verein Spektrum hat an drei Abenden        häufig zu Sucht- und Risikoverhalten oder                Väter und Mütter des Lerncafés waren sehr
mit den Eltern über die psychische Gesund-     äußern fehlende Zukunftsperspektiven.                    offen für das Thema, stellten viele Fragen,
heit ihrer Kinder in der Krise gesprochen                                                               tauschten sich aus und hatten auch Tipps
und dabei mehrere Fragen beantwortet.          Wie kann ich mein Kind                                   für die anderen Eltern. Für viele Eltern war
                                                                                                        es hilfreich, dass an diesem Abend gedol-
                                               unterstützen? Wo gibt es Hilfe?
Wie erkenne ich, wenn es                                                                                metscht wurde. Dieses Angebot wird deshalb
                                               Wir können viel tun. Körperliche Beschwerden             auch 2022 wieder in die Elternbildungs-
meinem Kind schlecht geht?
                                               sollten zuerst ärztlich abgeklärt werden.                angebote des Salzburger Bildungswerkes
Kinder, die sich wohl fühlen, haben ein        Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig,               aufgenommen. Diese sind auf der Webseite
positives Bild von sich selbst und ihrer       dass ihre Sorgen, Ängste und Gefühle ernst               www.salzburgerbildungswerk.at zu finden.
Umgebung. Sie haben gute Freunde, können       genommen werden. Rituale, gleichbleibende
                                                                                                        Mag. Pamela Heil ist Schulsozialarbeiterin bei JETZT
altersentsprechend Probleme lösen und mit      Abläufe und kleine Aufgaben im Haushalt                  im Verein Spektrum.
Gefühlen umgehen. Sie haben regelmäßig         geben wieder Sicherheit in unsicheren Zeiten.            Mag. Brigitte Singer leitet den Fachbereich „Elternbildung“
                                                                                                        im Salzburger Bildungswerk.
freie Zeit und können sich offline beschäf-    Es hilft, generell mehr Zeit für die Dinge des
tigen. Durch plötzlich auftretende Krisen      Alltags einzuplanen. Bücher (vor-)lesen und

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2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
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                                                                                                                                    E LT E R N B I L D U N G

                                                                                                                           Lernen lernen, Konzentrations-
                                                                                                                           schwierigkeiten, Online lernen,
                                                                                                                           Legasthenie, Psychische
                                                                                                                           Gesundheit in der Krise, …:
                                                                                                                           Zu diesen und vielen anderen

                Schuldemokratie: wie geht das?                                                                             Themen erstellt das Salzburger
                                                                                                                           Bildungswerk Vortrags-Angebote
                                                                                                                           für Eltern in den Gemeinden.
                Online-Informationen für Klassenelternvertretungen                                                         Immer aktuell, am Puls der Zeit.
                                                                                                                           Infos unter
                Wie „geht“ Schuldemokratie? Eine gute Frage! Im          die zuständige Schulqualitätsmanagerin            www.salzburgerbildungswerk.at
                Salzburger Bildungswerk beschäftigen wir uns damit       Hannelore Kaserer zu stellen.
                bereits viele Jahre. Seit den frühen 1980er Jahren, um
                genau zu sein. Damals hat das Salzburger Bildungswerk    Der Hauptteil war dem Schulrecht und den Aufgaben
                nämlich vom Land Salzburg den Auftrag bekommen,          der Klassenelternvertretungen gewidmet. Ein Ehrenamt,
                das Infoblatt für die Schulgemeinschaft aller Pflicht-   das in jeder Schulklasse des Landes Salzburg von
                schulen herauszugeben. Ebenso wurde damals das           einem Elternteil übernommen wird. Jedes Schuljahr.
                Schulhandbuch entwickelt. Und in der Folge auf der       All jenen, die diese Aufgabe wahrnehmen, gebührt
                Alltagsebene der „Informationsabend für alle Klassen-    ein großes Danke! In Salzburg ist damit, im Vergleich
                elternvertretungen“. Was haben diese drei Angebote       zu anderen Bundesländern, eine sehr gute Struktur
                gemeinsam? Sie alle wenden sich an Eltern UND Schule,    gewachsen. Denn neben den Elternvereinen werden
                um eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten.            die Eltern auch durch das Infoblatt mit wichtigen
                Denn mit dem Klassenforum, dem Schulforum und            Infos versorgt. Und das Salzburger Schulhandbuch
                dem Schulgemeinschaftsausschuss wurden im                wird mittlerweile österreichweit herausgegeben, weil
                Bereich Schuldemokratie Instrumente geschaffen,          es etwas Vergleichbares nirgends gab und gibt.
                die es Eltern ermöglichen, Mitsprache in der
                Schule zu leben. Das ist heute selbstverständlich,       Viele Fragen, die Eltern beschäftigen, sind beim Online-
                aber vor 40 Jahren war das noch undenkbar.               Informationsabend besprochen worden. Angefangen
                                                                         von den Fragen zu verschiedenen Schulformen, zum
                Auf allen Ebenen wurden vom Salzburger Bildungs-         Inhalt des Schulrechts bis zu den Aufgaben des Schul-
                werk, Fachbereich Elternbildung, mittlerweile viele      forums und vielem mehr widmen wir uns regelmäßig
                100.000 Eltern informiert und begleitet. So geschehen    – jedes Jahr – diesen Anliegen der Eltern. Denn alle
                auch am 9. November 2021 im Online-Format, wo            haben eines gemeinsam: Sie wollen Kinder beim Lernen
                50 Eltern das Angebot nutzten, ihre Fragen an            und in der Schule so gut wie möglich begleiten. BS

                                                                                                                                         dreieck 2|2021        7
2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
F R AU E N B I L D U N G

  LIPPGLOSSE
                                     Mitmachen und aufbrechen
                                     Gebeutelt könnten wir uns fühlen. Nach diesem            Fast heiter erzählt sie von ihrem Frauenleben.
                                     Jahr, nach Geschichten über Krisen, nach Dauer-          „Ich habe den Männern sehr lange zugeschaut ...“
                                     Alarmismus. Was wir gerade lernen, ist wohl, die         Und über ihre Erfahrung, dass sie als Mutter
                                     Alarmbereitschaft gleichmäßig zu verteilen.              und Ehefrau wohl dermaßen konservativ war,
                                     Fast könnte man meinen, ein Wettbewerb der Sorgen ist    dass ihr nicht einmal in den Sinn gekommen ist,
                                     losgebrochen. Und wie so oft, wenn vieles um Aufmerk-    dass sie nicht immer alles tun muss, was von ihr
                                     samkeit wirbt, geht eines verloren. Der Blick für das    erzwungen wurde. „Und ehrlich – ich hab mich nur
                                     Wesentliche. Das Eigentliche, das Unveränderte. Weil     gewehrt, wenn ich ganz arg in Bedrängnis war.“
                                     eigentlich unverändert ist, dass Frauen diese Krisen     Sie hat mit 60 noch einmal alles auf den Kopf
                                     sehr bewundernswert organisieren und schultern – zu      gestellt. Was jetzt auch schon fast 39 Jahre her
                                     Hause, in der Schule, im Krankenhaus, in der Apotheke,   ist. Sie lässt sich gar nichts mehr gefallen.
DSA Mag. Brigitte Singer ist         im Supermarkt, vorm Putzkübel, am Fließband …
pädagogische Mitarbeiterin                                                                    Frauen haben viel erreicht, dank derer, die Gene-
im Salzburger Bildungswerk.
                                     Eine dieser Schultern wird 99 Jahre alt. Es ist Ilse     rationen vor uns gekämpft haben. Wir haben die
Ihre Schwerpunkte sind
Eltern- und Frauenbildung.           Helbich, die unermüdlich Beeindruckendes über            Möglichkeit, glücklich zu sein – wir sollten die
                                     ihr Leben schreibt. Ein Jetzt-oder-nie-Moment            Entscheidungen dahingehend treffen. Mädchen
                                     hat sie dazu gebracht, mit 60 ein altes Haus zu          darin unterstützen, junge Frauen dazu beglück-
                                     kaufen, es herzurichten und mit der Schrift-             wünschen und nicht mehr so lange zuschauen.
                                     stellerei zu beginnen. Sie ist eine Art Chronistin       Insofern ist es gar nicht so schlecht, einmal
                                     der Lebenserfahrung und des Alterns.                     richtig durchgebeutelt zu werden.

                                                                                              Handwerk und
         D E MO K R AT I E & E U RO PA

                                                                                              Solidarische
                                                                                              Landwirtschaft
                                                                                              Auf EUREGIO-Bildungsfahrt …
                                                                                                                                   VO N S T EF A N I E T HI M

                                                                                              Österreichisches und bayerisches Handwerk
                                                                                              in Salzburg und Tittmoning/Asten – das
                                                                                              Dorfwirtshaus in Asten, betrieben von den
                                                                                              Bürgerinnen und Bürgern des Dorfes, und
                                                                                              die SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft)
                                                                                              Chiemgau, eine gemeinschaftlich getragene
                                                                                              Landwirtschaft – waren die Ziele und
                                                                                              Themen der grenzüberschreitenden
                                                                                              EUREGIO-Bildungsfahrt am 8. Oktober 2021.

                                                                                              Veranstaltet wurde die Fahrt von der EUREGIO, dem
                                                                                              Katholischen Bildungswerk Berchtesgadener Land,
  Christine Rühl von der SoLaWi Chiemgau lädt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer              der Handwerkskammer Traunstein und dem Salz-
  der Bildungsfahrt zur Ernte ein.                                                            burger Bildungswerk. Ihr Ziel ist es, insbesondere

  8           dreieck 2|2021
2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
© Stefanie Thim

                                                                                                                              D E M O K R AT I E & E U RO PA

                                                                                                                                                                  Sag’s
                                                                                                                                                                  durch die
                                                                                                                                                                  Blume …
                  Gemütlich-informative
                  Einkehr im Biergarten der
                  Dorfwirtschaft Asten.

                                              auch Einheimischen die gemeinsame Grenzregion           Keine wirtschaftliche, jedoch eine soziale Zielsetzung
                                              anhand ausgewählter Themen näherzubringen.              hat die Genossenschaft aus engagierten Bürgerinnen
                                                                                                      und Bürgern in Asten bei Tittmoning. Diese ist Träger
                                              Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer starteten         der Dorfwirtschaft Asten und wurde gegründet, um
                                              in der 1929 gegründeten Kunstgärtnerei Doll in          das örtliche Gasthaus zu erhalten, nachdem dieses
                                              Salzburg. Dort erhielten sie durch die Inhaberin        nicht mehr verpachtet werden konnte. Die Astener
                                              einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines       Bevölkerung ermöglichte durch ihre finanzielle
                                              Gärtnerei- und Floristikbetriebes.                      Beteiligung den Kauf der Wirtschaft und half tatkräftig
                                              Inmitten üppiger Blumensträuße, Arrangements und        bei der Renovierung mit. Jetzt hat das Wirtshaus mit
                                              Dekorationen für Hochzeiten und Feiern erfuhren         Manuel Fuchs wieder einen aktiven Wirt, der beim
                                              sie, dass Pflanzen über den Winter eingelagert,         Stammtisch und den örtlichen Vereinen genauso
                                              ein Gewächshaus für Veranstaltungen dekoriert           gefragt ist wie bei regionalen und überregionalen
                                              und vermietet, aber auch gerade jetzt vor Ort           Gästen. Das Mittagessen schmeckte auf alle Fälle
                                              Gestecke und Dekoration für Allerheiligen und           hervorragend und die Teilnehmerinnen und Teil-
                                              Weihnachten nach individuellen Wünschen kreiert         nehmer genossen die Aussicht auf die bayerische
                                              werden. Dafür Personal zu bekommen, das auch            und oberösterreichische Landschaft im Biergarten.
                                              am Wochenende arbeiten möchte, ist nicht mehr
                                              selbstverständlich. Damit sprach Carolin Doll die       Bei strahlendem Sonnenschein war am Nachmittag
                                              Problematik vieler Handwerksbetriebe an.                der Besuch auf einem Feld der SoLaWi (Solidari-
                                                                                                      sche Landwirtschaft) im Chiemgau der perfekte
                                              Auch die Schreinerei ASE Wohnkultur in Asten bei        Abschluss dieses informativen und interessanten
                                              Tittmoning hat es sich zur Aufgabe gemacht, quali-      Tages. Christine Rühl gründete 2018 die SoLaWi
                                              fiziertes Personal auszubilden und langfristig an das   und bewirtschaftet mittlerweile 3 Hektar Feld an
                                              Unternehmen zu binden. Drei Generationen der Familie    verschiedenen Orten im Chiemgau nach dem strengen
                                              Asenkerschbaumer zeigten den interessierten Gästen      Demeter-Bio-Standard. Voller Enthusiasmus erklärte
                                              den Betrieb (die vierte Generation lief auch schon      sie den Anwesenden das Prinzip der Ernteteilung,
                                              mit). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren    welches dem Landwirt eine Planungssicherheit gibt
                                              und zu fördern, ist laut Gerald Asenkerschbaumer eine   und den Ernteteilern wöchentlich eine biologische
                                              der Hauptaufgaben des Unternehmens, welches von         Gemüse- und Obstkiste. Natürlich können auch
                                              Konzeption über Planung bis hin zum Einbau indivi-      die Ernteteilerinnen und Ernteteiler auf dem Feld
                                              duelle Einrichtungs-Komplettpakete in Wohnungen,        mithelfen, was gerade im Sommer gerne angenommen
                                              Häusern und Unternehmen anbietet. Dafür gibt es         wird. Frische, süße Physalis vom Bio-Feld konnten
                                              z.B. einen neu und hochwertig gestalteten Sozial-       alle Teilnehmenden abschließend selbst ernten.
                                              raum und jeden Morgen ein Teammeeting. Bei guten        Stefanie Thim ist Mitarbeiterin der EUREGIO Salzburg –
                                              Noten erhalten Auszubildende einen Gehaltsbonus.        Berchtesgadener Land – Traunstein.

                                                                                                                                                 dreieck 2|2021        9
2|2021 - Mit Freude dabei! Engagement ist keine Frage des Alters - Salzburger Bildungswerk
D E MO K R AT I E &
     E U RO PA

                                                                                                                          Gutes Klima beim
                                                                                                                          „Klima-Seminar“.
                                                                                                                          Im Bild die interessierte
                                                                                                                          Teilnehmer- und
                                                                                                                          Teilnehmerinnen-
                                                                                                                          Runde.

                           Gutes Klima beim „Klima-Seminar“
                           Eine kleine Runde Interessierter traf sich zum               Dr. Robert A. Huber stellte die Frage „Wie sozial
                           Seminar „Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit – ein         verträglich ist der Klimawandel?“. Maßnahmen
                           Widerspruch?“, das das Salzburger Bildungswerk in            zum Klimaschutz eint, dass sie sogenannte Umver-
                           Zusammenarbeit mit den Katholischen Bildungswerken           teilungseffekte kreieren. Teile der Bevölkerung
             Kann          Salzburg und Berchtesgadener Land im „Treffpunkt             werden von den Maßnahmen profitieren, andere
       Demokratie          Bildung“ in Elsbethen durchführte. Das Thema wurde           – ökonomisch gesehen – erst einmal verlieren.
                           dabei aus politikwissenschaftlicher Sicht beleuchtet.        „Kann Demokratie die Umwelt retten?“, fragte das
       die Umwelt                                                                       Weltforum für Demokratie, eine Einrichtung des
           retten?         Seit der Entstehung der „Fridays for Future“-                Europarats, im Jahr 2021. Dr. Tamara Ehs widmete ihre
                           Bewegung ist die Diskussion über den globalen                Ausführungen dem Aspekt „Gleichheit, Demokratie und
                           Klimawandel allgegenwärtig. Das Thema beein-                 Klimawandel“. Sie beleuchtete darin die politischen
                           flusst(e) nationale wie internationale Wahlen. Wir           Auseinandersetzungen in der Klimakrise und disku-
                           betrachteten das Thema aus mehreren Perspek-                 tierte, ob und wie mehr Beteiligung zu demokratisch
                           tiven. „Klima, Konsens, Kontroverse. Streiflichter           tragfähigeren Entscheidungen verhelfen kann.
                           auf eine Diskurslandschaft“: Dr. Mario Wintersteiger
                           widmete seinen Vortrag der aktuellen Klimadebatte            Die wissenschaftliche Moderation des Seminartages
                           in einem Spannungsfeld von Konsens und Kontro-               hatte Dr. Franz Fallend, Leiter des Arbeitskreises
                           verse. Der Ausgangspunkt war eine kompakte                   „Demokratie und Europa“ des Salzburger Bildungs-
                           Darstellung des wissenschaftlichen Forschungs-               werkes, übernommen. Franz Fallend, Robert Huber
                           standes, was den Klimawandel angeht.                         und Mario Wintersteiger forschen und lehren am
                                                                                        Fachbereich Politikwissenschaft der Universität
                                                                                        Salzburg, Tamara Ehs ist Demokratieberaterin für
                                                                                        Städte und Gemeinden und politische Bildnerin.
                                                                                        Für die finanzielle Unterstützung der Veranstal-
                                                                                        tung bedanken wir uns bei der Österreichischen
                                                                                        Gesellschaft für Politische Bildung. W F

                                                                                   Im Bild (v.li.) Mario Wintersteiger,
                                                                                   Tamara Ehs, Franz Fallend und
                                                                                   Robert A. Huber.

10      dreieck 2|2021
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G

                                                                                              Konzerte am Bach ...
                                                                                             Das BARIDUO
                                                                                             spielte am
                                                                                             Loferbach.
                                                                                                             nur der bunte Mix an Stilrichtungen und
                                                                                                             ungewöhnlichen Plätzen eine spannende
                                                                                                             Neuerung. Besonders schön war, dass
            Was tun in Zeiten, wenn Zusammenkünfte                                                           auch aus der Region viele Darsteller dabei
            schwer planbar sind, wenn das Vereins- und                                                       waren – wie die Schülerinnen und Schüler
            Kulturwesen brach liegt, die Motivation          Musik zum Bewandern:                            des Musikums oder regionale Musikgruppen.
            zu neuen Projekten – kaum verwunder-             über 30 Konzerte                                So trifft sich regionale Kultur mit Künst-
            lich – nicht in ungeahnte Höhen zieht?                                                           lerinnen und Künstlern aus verschiedensten
            Alternativen finden. So geschehen im             an 3 Tagen, in 4 Orten.                         Ecken – und das beinhaltet bereichernde
            Pinzgauer Saalachtal. Damit die Lust an                                                          Begegnungen. Und so sind auch Dinge
            Musik, Begegnung und Kultur nicht den Bach                                                       entstanden, die nicht geplant waren – etwa,
            hinuntergeht, gab es die „Bach Konzerte          Lofer, Jazz im Schweizergartl am Loferbach,     wenn der St. Martiner Männerchor sich
            Saalachtal“. Über 30 Konzerte an 3 Tagen, in     Klezmer am Marktbrunnen, Swing in Vorder-       spontan mit dem Gesangsensemble 'Voices
            4 Orten, Eintritt frei. Musik zum Bewandern.     kaser, Liedermacher am Dorfplatz Unken          unlimited' zusammensetzt und singt. Oder
                                                             und Weißbach, Alphorn und Dudelsack auf         wenn das Publikum zu Hang-Musik plötzlich
            Begleitet vom Projekt QUERBEET und in            der „Insel“ beim Park Grubhof, Chorgesänge      vereint Yoga-Übungen macht – wenn man
            Kooperation mit regionalen Institutionen         beim Müllnerbauer und im Kneippbad St.          es vorher so planen und ankündigen würde,
            wie den örtlichen Bildungswerken, dem            Martin, als Auftakt der Erste Solocellist der   würde keiner zusagen oder kommen.“
            KulturVerein Binoggl und der Gemeinde-           Wiener Symphoniker im Bad Unken sowie
            entwicklung fanden am letzten Wochenende         in der Wallfahrtskirche Maria Kirchental        Dass solche außergewöhnlichen Aktionen
            im September bei Kaiserwetter in den Orten       und abschließend noch eine Performance          auch auf anderen Ebenen Beachtung
            Unken, Lofer, St. Martin bei Lofer und Weiß-     zum Thema „Wasser und Heilung“ in               finden, zeigte sich hier anhand der
            bach bei Lofer über 30 Konzerte statt. Da war    Kirchental … um hier nur einige zu nennen.      „4. Salzburger Unkonferenz“ zur Kultur-
            es gar nicht so leicht, es von einem Highlight                                                   vermittlung. Unter dem Titel „Verschoben.
            zum nächsten zu schaffen, denn die Plätze        Ideengeberin und Organisatorin Sabine           Kulturvermittlung kann das“ wurden
            waren durchaus bunt verstreut: Volksmusik        Hauser vom Projekt QUERBEET bezeichnet das      die Bach Konzerte Saalachtal vor Fach-
            am Wasserfall, Schülerinnen und Schüler          Experiment als „perfekt gelungen“. Was ihr      publikum aus dem deutschsprachigen
            des Musikums auf der Rassbrücke mitten in        besonders gefallen hat? „Für mich war nicht     Raum als Impuls-Projekt bearbeitet. SH

                                                                                                                                Beim Dorfplatzbrunnen
                                                                                                                                in Unken lauschten
                                                                                                                                die Besucherinnen und
                                                                                                                                Besucher dem Lieder-
                                                                                                                                macher Kurt Mikula
                                                                                                                                (Bild li.). Beim Schloss
                                                                                                                                Oberrain trafen sich
                                                                                                                                Mosaad Osman und
                                                                                                                                „Lies“ (Bild re.).
© SHauser

                                                                                                                                      dreieck 2|2021        11
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G

                                    Wir machen was draus!
                                    Erste Ergebnisse des Upcycling-Wettbewerbs

                                    Teilnehmende unseres Upcycling-Wettbewerbs „Macht was draus!“ haben aus
                                    alten Gegenständen neue Werke kreiert. Unter ihnen sind auch Studierende
         Jeder alte                 des Studiengangs Design- und Produktmanagement der Fachhochschule (FH) Kuchl.
       Gegenstand                   Wir waren am 10. November 2021 bei der Präsentation ihrer Projekte.
            hat ein
                                    Was tun mit dem Haufen an Büchern zuhause, dem         entsorgt, obwohl man das Material noch für etwas
      neues Leben                   ausgedienten CD-Ständer oder den alten Kleidern?       Neues verwenden und so Ressourcen sparen könnte.
          verdient!                 Einfach wegwerfen? Die Studierenden der FH Kuchl       Die Gemeindeentwicklung fördert mit diesem Wett-
                                    hatten bessere Ideen. Sie haben im Rahmen unseres      bewerb somit das Bewusstsein für unseren Umgang
                                    salzburgweiten Wettbewerbs „Macht was draus!“          mit Ressourcen und nachhaltiges Handeln.
                                    Modelle gebaut, gesägt, Lampen montiert, geklebt
                                    und genäht, um aus Altem Neues zu schaffen.            Ziele für die nächsten Jahre

                                    Warum Upcycling?                                       In den kommenden Jahren werden wir im Rahmen
                                                                                           unserer „Repair Cafés“ immer wieder Upcycling-
                                    Upcycling regt nicht nur die Kreativität an, sondern   Wettbewerbe in den Gemeinden veranstalten. So
                                    hat auch einen ökologischen Nutzen: Alleine im         wollen wir den Gedanken der Wiederverwertung
                                    Bundesland Salzburg fallen pro Jahr 93.000 Tonnen      langsam etablieren und gemeinsam auf eine
                                    Restabfall an (Quelle: Salzburger Restabfallanalyse    nachhaltige Zukunft zusteuern. Denn jeder alte
                                    2019). Dabei ist der Sperrmüll noch nicht einmal mit   Gegenstand hat ein neues Leben verdient! M K
                                    eingerechnet. Viele Gegenstände werden einfach

                                                                                                                            © Marlene Klotz
           Noch keinen fertigen
         Gegenstand, doch eine
            Idee halten Isabella
             Bittner und Miriam
             Stainer (ihr Kollege
         Florian Kellner konnte
      leider nicht vor Ort dabei
          sein) in ihren Händen:                                                                                                              Fabian Ehling, Ece Arslan
         Die Modelle dienen als                                                                                                               und Florian Meier
            Vorlage für den Bau                                                                                                               haben aus einem alten
       großer Sessel, in die alte                                                                                                             CD-Ständer eine Lampe
           Bücher als Sitzfläche                                                                                                              hergestellt, die bestimmt
             eingehängt werden                                                                                                                nicht mehr so schnell
           können. Diese Sessel                                                                                                               ihren Zweck verliert.
        könnten zum Beispiel in
           Bibliotheken stehen.

                                         Klein, aber fein:                                                                Sylvia Makarová,
                                   Aus altem Holz wurde                                                                   Ellice Jachek und
                               durch die Arbeit von Réka                                                                  Emin Music haben ein
                                 Válent, Bastian Kaddick                                                                  neues Material aus
                                 und Sybille Salbrechter                                                                  geschredderter Kleidung
                                ein neues Aufklapp-Bett,                                                                  entwickelt. Dieses kann
                                das man auch als Sessel                                                                   als Sichtschutz oder
                                       verwenden kann.                                                                    auch für Lampenschirme
                                                                                                                          verwendet werden.

12       dreieck 2|2021
© Fotolia
Mitmischen im Lungau erwünscht!
Im Lungau gibt es drei Mittelschulen. Die     und Verdrossenheit vorbeugen. Aufgezeigt         ist auch, dass erfolgreiche und vielfältige
vierten Klassen waren heuer zu Schulbeginn    wird, welche Aufgaben die Gemeinden              Erfahrungen in Sachen Beteiligung die
eingeladen, sich am Projekt „Mitmischen       haben und welche Menschen an der                 Bereitschaft stärken, sich erneut einzubringen.
im Dorf“ zu beteiligen. 7 Klassen sind der    Erfüllung dieser Aufgaben beteiligt sind.        Solche ernst gemeinten Angebote sind für die
Einladung von Gemeindeentwicklung                                                              Entwicklung einer aktiven Gemeinschaft von
und Biosphärenpark Lungau gefolgt und         Partizipation – ein Schlagwort                   Bürgerinnen und Bürgern immens wichtig.
nun ein ganzes Schuljahr dabei, in der
Heimatgemeinde mitzumischen bzw. sich         Oft ist von Partizipation die Rede und oft       „Mitmischen im Dorf“ konkret
einzumischen.                                 wird Unterschiedliches darunter verstanden.
                                              Einigkeit herrscht darüber, dass eine leben-     „Kinder und Jugendliche sind Expertinnen und
„Das Projekt ‚Mitmischen im Dorf‘ soll        dige Demokratie die soziale und politische       Experten ihrer Lebenswelt und ihnen gehört
helfen, Gemeindepolitik im eigenen Umfeld     Partizipation der Bevölkerung braucht. Oft       die Zukunft“, ist Anita Moser überzeugt. Sie
zu verstehen“, bringt Projektleiterin Anita   wird gerade jungen Menschen wenig Beteili-       haben eigene Ideen, Wünsche und Vorstel-
Moser das Anliegen auf den Punkt. Der frühe   gungsfreude attestiert. Es ist aber klar, dass   lungen, was ihr Leben betrifft, deshalb „ist
Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen     junge Menschen keine homogene Gruppe             zuhören und mitmachen lassen angesagt“!
der Gemeindepolitik könne, zeigt sich Anita   sind und dass Partizipation kein punktuelles     Gestartet wurde mit einem Workshop
Moser überzeugt, überhöhten Erwartungen       Ereignis, sondern ein Lernprozess ist. Klar      zum Thema „Demokratieverständnis“ vom

                                                                                                                       Ein Trinkwasserbrunnen
                                                                                                                       am Zankwarner Spielplatz
                                                                                                                       und ein Bioladen mit
                                                                                                                       Bioburger: diese Ideen
                                                                                                                       der Jugendlichen für ihre
                                                                                                                       Heimatgemeinde
                                                                                                                       Mariapfarr wurden von
                                                                                                                       der Jury prämiert.

                                                                                                                       dreieck 2|2021                 13
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Parlament in Wien. Danach hatten die         Trinkwasserbrunnens am Zankwarner                          In Tamsweg und in St. Michael sind die
Schülerinnen und Schüler die Gelegen-        Spielplatz. Die Jury überzeugte die sorgfältig             Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen
heit, die Bürgermeister bzw. die Amts-       ausgearbeitete Idee und die Präsentation                   ebenfalls aktiv.
leitungen der Lungauer Schulgemeinden        sowie die gute Darstellung der Finanzierung                In der MS Tamsweg wird in den drei Klassen
kennenzulernen. Derzeit arbeiten die         der einzelnen Projektschritte.                             gerade an den Projektideen bzw. der
Projektgruppen an den Projektideen.                                                                     Vorbereitung der Projektpräsentation
                                             Die zwei Gruppen der 4 b präsentierten die                 gearbeitet. Bei einer vorbereitenden Projekt-
Die Mittelschule in Mariapfarr hat diesen    Idee eines Bioladens mit Bioburger in der                  werkstatt wurden die Jugendlichen bei der
Prozess bereits abgeschlossen und ihre       Gemeinde Mariapfarr und ein Projekt zu mehr                Ideenfindung von Politikerinnen und
Ideen vor kurzen einer Jury präsentiert.     Sicherheit bei der Ortsdurchfahrt in Lintsching            Politikern aus ihren Heimatgemeinden
Die drei Gruppen der 4 a stellten folgende   für die Gemeinde St. Andrä. Prämiert wurde                 unterstützt.
Ideen vor: Trinkwasserbrunnen am             die Idee des Bioladens. Der Jury hat hier
Zankwarner Spielplatz in Mariapfarr, einen   besonders gefallen, dass bzw. wie dadurch                  Und von den Schülerinnen und Schülern der
Beachvolleyballplatz für die Gemeinde        die heimische Landwirtschaft unterstützt                   MS St. Michael werden aktuell die Heimat-
Mauterndorf und ein familienfreundliches     werden soll. Auch die Standortidee des                     gemeinden unter die Lupe genommen und
Schwimmbad für die Gemeinde Mariapfarr.      potentiellen Ladens verdient Anerkennung.                  erste Projektideen gesammelt. Wir sind
Prämiert wurde letztendlich die Idee des                                                                gespannt! AM, MH

                                                                                        © Adobe Stock

Mehr Vernetzung im Pongau                                                                               „Ich hätte nicht damit gerechnet, den Preis
                                                                                                        zu bekommen und freue mich sehr, mit
Regionalitätspreis motiviert                                                                            neuem Schwung an KuBiP weiterzuarbeiten“,
                                                                                                        betonte Projektleiterin Maria Fankhauser aus
                                                                                                        Dorfgastein bei der Preisverleihung. Landes-
KuBiP – Kultur- und Bildungsinitiative Pongau – nennt sich ein neues                                    rätin Mag. (FH) Andrea Klambauer hob das
Leader-Projekt der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk.                                      Engagement der Pongauerin hervor: „Maria
Vernetzung wird dabei großgeschrieben. Die Initiative wurde vor                                         Fankhauser leistet gemeinsam mit dem Team
kurzem – quasi als Motivationsschub – mit dem Regionalitätspreis der                                    des Salzburger Bildungswerks im Pongau
                                                                                                        großartige Arbeit. Solche Initiativen steigern
Bezirksblätter ausgezeichnet.
                                                                                                        die Lebensqualität im ländlichen Raum und

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                                                                                                                   Vereine und Gemeinden unterstützen.
                                                                                                                   Gemeinsam gelingt es leichter, brisante
                                                                                            Wo besteht in          Themen aufzugreifen und diese auf neutraler
                                                                                            Werfen Hand-           Ebene und mit Expertinnen und Experten zu
                                                                                            lungsbedarf?
                                                                                            Antworten gab
                                                                                                                   bearbeiten.“ Die Laufzeit beträgt 3 Jahre.
                                                                                            es im Rahmen
                                                                                            einer Begehung.
                                                                                                                   KuBiP konkret: Ortskernstärkung und
                                                                                                                   Leerstandsmanagement in Werfen
© GE

                                                                                                                   Was kann die Marktgemeinde Werfen aktiv zur
       bringen Entwicklungsperspektiven hin zu den          erfordert von den einzelnen Anbieterinnen              Ortskernstärkung und Leerstandsbekämpfung
       Menschen. Sie hat die Auszeichnung mehr              und Anbietern ein hohes Maß an inhalt-                 beitragen? Darüber wurde im September
       als verdient und ich gratuliere herzlich.“           licher und struktureller Flexibilität, mehr            mit Expertinnen und Experten von SIR und
                                                            Vernetzungs- und Austauschmöglich-                     CIMA, mit Vertretern der Politik sowie rund 60
                                                            keiten untereinander sowie erweiterte                  Interessierten diskutiert. Am Beginn konnten
       Was ist KuBiP?
                                                            Präsentationsmöglichkeiten. Bisherige                  sich die Teilnehmenden im Rahmen einer
       Im Juli 2021 hat die Gemeindeentwicklung die         Vernetzungsmöglichkeiten wurden zwar                   Begehung vor Ort ein Bild machen, danach
       Kultur- und Bildungsinitiative Pongau (KuBiP)        gerne genutzt, für eine dauerhafte                     stand die Zukunft Werfens im Mittelpunkt.
       gestartet. Ziel ist in erster Linie die Vernetzung   Umsetzung fehlten allerdings die Mittel.               „Hier alle Beteiligten an einen Tisch und
       von Kultur- und Bildungsangeboten in den             „Gefördert wird mit diesem Leader-Projekt              ins Gespräch zu bringen, war der Beitrag
       Gemeinden sowie im gesamten Pongau.                  vor allem der Austausch, denn dafür fehlen             von KuBiP“, resümiert Maria Fankhauser.
       Dazu ist eine gemeinsame Online-Plattform            erfahrungsgemäß oft die Ressourcen“,                   „Wir schauen auf einen gelungenen Abend
       geplant. Die demografische, gesellschaftliche        betont Maria Fankhauser. „Wir möchten mit              zurück und freuen uns, dass wir Werfen
       und strukturelle Veränderung im Pongau               dieser Initiative Bürgerinnen und Bürger,              auch weiterhin begleiten dürfen.“ M H

       Projektlogo gemeinsam mit
       BG St. Johann entwickelt
                                                                                   Im Bild die Gewinnerin Julia Schied mit (v.li) Direktor Mag. Bruno Aumüller, Maria Fankhauser,
                                                                                   Mag. Birgit Kallunder (Leader Pongau), Mag. Erich Arlhofer (Kunstlehrer) und Dr. Anita Moser
                                                                                   (Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk).

       Mit Projektstart wurde ein Logo gesucht. Im Rahmen des Kunst-                begleitet nun die Initiative. Die Gewinnerin erhielt als Preis eine
       unterrichts lieferten sich die Schülerinnen und Schüler aus zwei             Sofortbildkamera.
       6. Klassen des Bundesgymnasiums St. Johann im Pongau ein                     „Das Miteinander ist ein zentraler Aspekt der Kultur- und Bildungs-
       intensives Rennen. Die Entscheidung war für die vierköpfige                  initiative Pongau. Daher war es mir ein großes Anliegen, bereits
       Fachjury nicht einfach. Gewonnen hat letztendlich Julia Schied               die Logoentwicklung zum Projektstart mit Pongauer Schülerinnen
       (2.v.re.). Ihr Logovorschlag wurde digital weiterbearbeitet und              und Schülern durchzuführen“, so Maria Fankhauser.

                                                                                                                                                   dreieck 2|2021           15
© Michaela Habetseder
     KAPITEL

Alles verboten?                                                                          von Respektabstand zu Tieren und auch
                                                                                         das Wissen, dass unerwünschtes Verhalten
Soziale Natur-Nutzungskonflikte im Fokus                                                 durchaus vereinzelt – und das noch dazu
                                                                                         vorwiegend von Einheimischen – gezeigt wird.

Natur betreten verboten?!: Die Gemeindeentwicklung im Salzburger                         In Saalfelden traf man sich im Rahmen der
Bildungswerk beschäftigte sich heuer im Rahmen dieses Schwerpunktes                      Bürgerversammlung im Congress Saalfelden
mit den verschiedenen Facetten und Fragestellungen der Nutzungs-                         zu einer Podiumsdiskussion mit Vertretern
                                                                                         von Ortsbauernschaft, Tourismus, Alm- und
intensität naturnaher Erholungsräume.
                                                                                         Bergbauernverein. Zusätzlich konnten in der
                                                                                         Gesprächsrunde externe Experten wie Dieter
Ob denn wirklich „Alles verboten“ ist         In Lofer trafen sich die „Almer“ – also    Stöhr vom Land Tirol, Projekt „Bergwelt Tirol –
oder gehört, war nach einer Reihe von         Almbauern, Grundbesitzerinnen und          Miteinander erleben“, und Norbert Brandtner,
(Diskussions-)Veranstaltungen und Online-     Grundbesitzer, Grundstücks-Nutzerinnen     Forstexperte im Tennengau, interessante
Impulsgesprächen im Frühjahr im Pinzgau       und -Nutzer sowie Vertreterinnen und       Aspekte aus der Praxis einbringen.
auch im Herbst noch einmal Thema von          Vertreter von Tourismus, Bergbahnen und
Gesprächsrunden in Lofer und Saalfelden.      Landwirtschaft zu einem Almfrühstück auf   „Kanalisierung“ als ein
                                              „halber Höhe“, dem Loderbichl, zwischen
                                                                                         Lösungsansatz
                                              Lofer und der Loferer Alm. Austausch bei
                                              Kaffee, Sonnenschein und Weitblick war     Manche der Lösungsansätze sind leichter,
                                              angesagt. Bei den Themen, die auf der      manche schwerer umzusetzen. Einigkeit
                                              Alm unter den Nägeln brennen, waren        herrschte darüber, dass Information über
                                              altbekannte dabei: die Radfahrerinnen      richtiges Verhalten schon die halbe Rechnung
                                              und Radfahrer, die kreuz und quer durch    begleicht, besonders bei Urlaubsgästen.
                                              Wiesen und Wälder fahren, das Ignorieren   Und dass, wenn es ein entsprechend gutes
                                                                                         Angebot an erlaubten und ausgeschriebenen
                                            Almfrühstück mit Kaffee,                     Strecken gibt, diese auch genutzt werden und
                                            Sonne und Weitblick                          so andere verschont bleiben. „Kanalisierung“
                                            im Loderbichl in Lofer.
                                                                                         ist hier der verwendete Begriff dafür.

16      dreieck 2|2021
G E M E I N D E E N T W I C K LU N G

Weiteres Thema: die Bilder, die in der
Öffentlichkeit vermittelt werden. Idyllen,
die wir nicht haben wollen – wie Picknick im
hohen Gras in der Wiese, Skifahren auf un-
                                                 KLARtext
befestigten Pisten, Kälber streicheln – werden   Möglichkeiten und Grenzen der Besucherlenkung
zwar von regionalen Touristikern bewusst                                                                                       VO N D I ET ER S T ÖHR
nicht so produziert, aber was auf Social Media
passiert und was andere Werbetreibende
veröffentlichen, ist kaum zu beeinflussen.                              Dieter Stöhr ist seit
                                                                        mehr als 25 Jahren bei
                                                                                                   verband, Tirolwerbung und Bergrettung Tirol.
                                                                        der Gruppe Forst im Amt
Und egal, ob Expertenrunde oder Wirts-                                  der Tiroler Landes-        Grundidee ist die Lenkung durch gezielte
hausstammtisch, ein Thema bleibt                                        regierung tätig und        und bedarfsgerechte Angebote, die auf der
                                                                        zentral für das
immer mit Fragezeichen und Grauzonen                                                               Basis von sportartenspezifischen Strategien
                                                                        Programm „Bergwelt
versehen: das Rechtliche. In welcher Form                               Tirol – Miteinander        in lokalen Projekten umgesetzt werden.
gilt nun die STVO im Wald? Auf einer                                    erleben“ verantwortlich.
ausgeschriebenen MTB-Strecke? Was hat                                                              Die Angebote, die in den letzten Jahren
beim allseits diskutierten „Kuh-Urteil“                                                            gemeinsam geschaffen wurden, können
zur Haftungs-Entscheidung geführt?                                                                 sich sehen lassen:
                                                 Seit fast zwei Jahren wird unser aller              6.400 km MTB-Routen und 330 km
Hinterfragen und (etwas)                         Leben geprägt durch Einschränkungen                  Singletrails wurden durch Verträge mit
                                                 und immer neue Regeln. Bewegung in                   Grundeigentümern geöffnet.
Dampf ablassen                                                                                        69 Klettergärten und Bouldergebiete sind
                                                 der Natur ist für viele einer der wenigen
Zu all den verschiedenen Themen, die             verbliebenen Auswege: Raum zum                        nach den Richtlinien des Klettergarten-
diskutiert wurden, wurde auch festge-            Atmen, Raum, frei zu sein, Raum für ein               handbuchs eingerichtet oder saniert
stellt, dass eines wichtig ist: hinterfragen.    gemeinsames Erlebnis mit Freunden.                    worden.
Was stimmt wirklich an den erzählten             Es wundert daher nicht, dass viel los ist in          43 Klettersteige wurden gebaut bzw. saniert.
Geschichten? Und welche Maßnahmen                der Natur: Mountainbiker, Läufer, Wanderer,            7 lokale Ski- und Snowboard-Touren-
waren wirksam, welche nicht?                     Kletterer, Skibergsteiger und viele andere              gebiete werden betreut.
Manchmal bieten die Gesprächsrunden              entdecken und erobern die Landschaft. Zum               11 Skigebiete bieten Aufstiegsrouten für
auch den Platz, um etwas Dampf abzu-             überwiegenden Teil erfolgt diese „Inbesitz-              Pistentourengeher nach den Grundsätzen
lassen. Bemerkt wurde nicht nur von              nahme“ friedlich und konfliktfrei. Es gibt               des Pistentourenhandbuches an.
Moderator Cyriak Schwaighofer, dass viele        aber auch Schattenseiten dieses eigentlich
der geltenden Gesetze aus den 1970er             erfreulichen Trends „zurück zur Natur“.           Ein weiterer Schwerpunkt ist die zielgruppen-
Jahren stammen und sich die Rahmen-              Großflächige Beunruhigung des Wildes              spezifische Kommunikation des Angebotes
bedingungen speziell im Tourismus und            im Winter durch Skibergsteiger, verparkte         und der Verhaltensregeln. Dabei setzen
Sportverhalten deutlich geändert haben.          Hofzufahrten, illegale MTB-Trails in stadt-       wir stark auf soziale Medien und suchen
Aber auch wenn lang bestehende Verord-           nahen Wäldern – die Liste möglicher und           die Kooperation mit kommerziellen
nungen deshalb nicht sofort geändert             tatsächlicher Konflikte wird immer länger.        Tourenplattformen, die Schutzzonen und
werden, tut es doch gut, Themen aufs                                                               Angebote (z.B. offizielle MTB-Routen) in
Tablett zu bringen, die Dinge aus mehreren       Das Projekt „Bergwelt Tirol – Miteinander         ihr Angebot integrieren.
Perspektiven zu betrachten und auch den          erleben“ bemüht sich seit Jahren um eine          Bei allen Konzepten und den lokalen
Wert der eigenen Arbeit festzuhalten.            gezielte Lenkung von Outdoorsportlerinnen         Umsetzungsprojekten ist der Dialog mit
Die Wege auf die Almen sind hier ein oft         und -sportlern, um Bewusstsein zu schaffen        allen Interessensgruppen Grundlage unseres
angeführtes Beispiel. Wenn ein Weg auf           und negative Auswirkungen aller Bewe-             Handelns und unser wichtigster Erfolgs-
eine Alm nicht gebaut oder genutzt werden        gungsformen in der Natur zu vermeiden.            faktor. Die Tatsache, dass der Forstdienst
darf, hört sich irgendwann auch die Almwirt-     Besucherlenkung ist ein zentraler Inhalt          die Besucherlenkung als wichtige Aufgabe
schaft auf. Eine Wirtschaft, von der nicht       dieses Programms, das von der Tiroler             erkannt hat, ist österreichweit einzigartig und
nur die Bauern leben, sondern ebenso wir,        Landesregierung im Jahr 2014 gestartet            aus unserer Erfahrung ganz entscheidend
die die Produkte der Bauernschaft täglich        wurde. Die Umsetzung erfolgt durch die            für nachhaltige Lösungen in der Praxis.
konsumieren. Und nicht zuletzt die Besuche-      Gruppe Forst des Landes Tirol gemeinsam mit
rinnen und Besucher der beeindruckenden          den Partnern Landwirtschaftskammer Tirol,         Weitere Infos:
Natur, die die schönen Momente in den            Österreichischer Alpenverein, Tiroler Jäger-      www.bergwelt-miteinander.at
Bergen und auf der Alm so schätzen. S H

                                                                                                                         dreieck 2|2021           17
Netzwerk
blühende
Landschaft
Gemeinden im Visier

Grünflächen in den Gemeinden und Städten
beeinflussen die Lebensqualität und ver-
bessern das Klima. Sie sind wichtige Räume
für Erholung und Entspannung. Werden diese
naturnah gepflegt, entwickeln sie sich zu
Lebensräumen für eine Vielzahl von Pflanzen
und Tieren. Im Idealfall bilden sie ein grünes
Netz, das sich im Siedlungsraum durchzieht.

Im Rahmen von „Natur in Salzburg“ werden
bei praxisorientierten Veranstaltungen
wichtige Grundlagen rund um das ökologische
Gestalten und Pflegen von Gärten behandelt.
Im Herbst standen bei einer Exkursion die
Gemeinden und ihre wichtige Rolle bei der
Erhaltung der Artenvielfalt im Mittelpunkt
des Interesses.
Gerade Gemeinden fällt eine Vorreiterrolle zur
Trendumkehr zu. Viele kommunale Grün-
flächen eigenen sich besonders gut für die
Umsetzung von heimischen Blumenwiesen
und naturnahen Pflanz- und Pflegekonzepten.
Erste naturnahe Grünflächen sind bereits
vorhanden: bei öffentlichen Bauten wie

                                                     Schulen oder Verwaltungsgebäuden,            begleitet wurde die Rundfahrt durch den
                                                     bei Straßen- und Gemeindegrünflächen.        Flachgau von Gärtnermeister Franz Hönegger.
                                                     Selbst Blumentröge eignen sich als ökolo-
                                                     gische Elemente des Gemeindegrüns.           Gestartet wurde in der Gemeinde Bergheim.
                                                                                                  Dort konnten die Teilnehmerinnen und
                                                     Vier Gemeinden – Bergheim, Elixhausen,       Teilnehmer neu angelegte Blühflächen vor
                                                     Lamprechtshausen und St. Georgen –           der Gemeinde und der Schule besichtigen.
                                                     standen auf dem Exkursionsprogramm. Sie      Ebenso wurde aufgezeigt, wie Straßen-
                                                     stehen beispielhaft dafür, welch wichtigen   ränder naturnah gestaltet werden können.
                                                     Beitrag naturnah gestaltete Blühflächen      Das Bergheimer Konzept: Die zentrale
                                                     in der Gemeinde für den Erhalt der           Rasenfläche wurde durch Abtrag der Rasen-
                                                     Biodiversität leisten können. Fachlich       decke und Neuansaat einer artenreichen
                                                                                                  Blumenwiesenmischung umgewandelt.
                                                                                                  Angelegt wurden diese Flächen von den
                                                 Franz Hönegger
                                                 in seinem Element …
                                                                                                  Bauhofmitarbeitern unter Anleitung
                                                                                                  von Gärtnermeister Franz Hönegger.

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G E M E I N D E E N T W I C K LU N G

Weiter ging’s nach Elixhausen. Dort wurde     Augenschmaus für die Kinder, pädagogisch      wurden mit eingearbeitet – hier haben sich
die neu angelegte Blühfläche vor dem „Haus    wertvoll für den Unterricht und eine Oase     nun verschiedenste Lebewesen eingelebt.
der Zukunft“ besichtigt. An einem früher      für Bienen, Schmetterlinge und Co..
„problematischen“ Ort, bei jedem Unwetter                                                   Abschließend waren sich alle Teilnehmenden
wurde die Erde vom Platz geschwemmt,          Der Gemeinschaftsgarten und die öffent-       aus über 10 Gemeinden – vor allem Mitarbei-
haben die Mitarbeiter der Gemeinde ein        lichen Blühflächen waren in Lamprechts-       terinnen und Mitarbeiter des Bauhofes und
wahres Paradies für Lebewesen, aber auch      hausen ebenfalls einen Besuch wert.           des Bauamtes – einig, dass dieser Weg für
für das menschliche Auge geschaffen. Über     Gerade die neu angelegte Blühfläche beim      eine Gemeinde einen vielfachen Mehrwert
200 verschiedene Blüten können nun            Kreisverkehr lädt zum Besichtigen und         haben kann: „Naturnah“ steht für eine
bestaunt werden.                              Bestaunen ein. Unzählige verschiedene         zukunftsorientierte Gemeinde, welche durch
Das Elixhausener Konzept: Der Boden wurde     Blumenarten reihen sich aneinander. Ein       nachhaltiges Handeln gesellschaftliche
abgetragen und komplett neu eingesandet, um   Paradies für verschiedenste Lebewesen.        Verantwortung übernimmt. Kostengünstige
darauf verschiedenste Blumensamen einzu-      Aber auch die Arbeitserleichterung für die    und einfach umzusetzende Maßnahmen in
arbeiten. Totholzhaufen und Nisthilfen für    Gemeindemitarbeiter darf nicht außer Acht     Gemeinden tragen nicht nur zum Schutz der
zahlreiche Tierarten runden das Konzept ab.   gelassen werden: die große Fläche muss        lokalen Artenvielfalt bei, sondern haben auch
                                              nun nicht mehr alle 14 Tage, sondern nur      Vorbildwirkung. Mit minimalen Veränderungen
Nächster Halt war in Lamprechtshausen.        mehr zweimal im Jahr gemäht werden.           bei Pflege und Anlage kann man die Lebens-
Dort wurde zuerst der Vorgarten der Schule                                                  qualität von Mensch und Tier in der Gemeinde
in Arnsdorf besichtigt. Die Schülerinnen      Zum Abschluss der Fahrt besichtigten die      steigern. Auch das Arbeitsumfeld erhöht das
und Schüler durften bei der Umgestaltung      Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Blüh-      Umweltbewusstsein der Mitarbeiterinnen
des Gartens selber Hand anlegen. Wieder       flächen beim Klärwerk in St. Georgen. Dort    und Mitarbeiter und kann sich durch Kosten-
wurde die Erde abgetragen, komplett neu       haben die Mitarbeiter des Reinhalteverbands   senkungen bei der Betreuung der Gemeinde-
eingesandet und mit regionalen Blumen-        selber Hand angelegt. Es wurden auf großen    flächen langfristig amortisieren. M F , M H
wiesensamen angesät. Die neue Blumen-         Flächen Blühflächen errichtet, aber auch
wiese wurde zum Win-Win-Faktor: ein           Nisthilfen und Totholz- bzw. Steinhaufen

                                                                                                                     dreieck 2|2021        19
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