40-jähriges Jubiläum Krishna Tempel Zürich 1980-2020
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40-jähriges Jubiläum Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein Gründer-Acharya His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Impressum Herausgeberin: Krishna-Gemeinschaft Schweiz Idee, Konzept und Redaktion: Krishna Premarupa Dasa | krishnapremarupa@gmail.com Redaktionelle Mitarbeit: Sacisuta Dasi, Gaura Lila Dasa Lektorat (Deutsch und Englisch): Verena Gaupp | gaupp-text.de Layout und Umschlaggestaltung: Durim Shala | hello@durimshala.com © 2020 Texte: Autoren der jeweiligen Artikel © Fotos: KGS | BBT International | Autoren 4
Editorial „Nächster Halt: Hare-Krishna-Tempel“ Wäre das nicht toll, die neue Bushalte- Ein Überblick dieser geschichtlichen stelle ‚Hare-Krishna-Tempel‘ zu nen- Ereignisse bildet den ersten Teil dieser nen? Das dachten sich die Geweihten Jubiläumsschrift. Prof. Dr. Frank Krishnas im Jahr 1998, als die Linie 33 Neuberts Artikel beleuchtet die Ent- ausgebaut wurde und neu zum Bahn- wicklung der Hare-Krishna-Bewegung hof Tiefenbrunnen führte. „Wer weiss aus religionswissenschaftlicher Sicht. denn schon, wie lange der Krishna- Die Chronik zeigt mit Bildern die Tempel an der Bergtrasse existieren verschiedenen Stationen der letzten wird“, begründete der Zürcher Ver- knapp 50 Jahre. kehrsverein (ZVV) damals seine Absage Krishna Premarupa Dasa auf unseren Antrag. Weiterführende Informationen wie eine Kurzbiographie Srila Prabhupadas Tempelpräsident, Krishna-Tempel Dieses Jahr feiern wir unser 40- (Gründer der ISKCON), Antworten zu ISKCON Zürich jähriges Bestehen. 40 Jahre Krishna- ‚Oft gestellten Fragen‘ sowie Fakten Bewusstsein in Zürich, 40 Jahre an und Zahlen findet der/die Leser/in im derselben Bergstrasse, 40 Jahre Anhang. Stetigkeit und Hingabe! Was würde der ZVV wohl heute antworten? Dass die Mitglieder des Krishna- Tempels schon seit Langem in einem Es war im März 1980, als die ersten regen Austausch mit der Gesellschaft Geweihten von Krishna die ältere stehen, zeigt der Hauptteil der Bro- Villa am Zürichberg erwerben und schüre. Verschiedenste Persönlichkei- anschliessend renovieren konnten. ten aus der Öffentlichkeit erzählen in So begann die Geschichte des Krishna- ihren Beiträgen über ihre Eindrücke Tempels, der als einer der ersten Hindu- und Begegnungen. An dieser Stelle Tempel der Schweiz und als Zuhause möchte ich meinen herzlichen Dank der Hare-Krishna-Bewegung bald zu an alle Autor/innen zum Ausdruck einer stadtbekannten Adresse wurde. bringen; nicht nur für die Glückwün- sche und Beiträge, sondern auch für In diesen vier Jahrzehnten entwickelte die wertvollen Freundschaften, die sich der Tempel zu einer Art ‚spirituel- über die Jahre entstanden sind! ler Oase‘ und diente Tausenden von Menschen als Begegnungsstätte für Ich wünsche allen eine spannende Gleichgesinnte. Ein Ort, um sich aus- und unterhaltsame Lektüre und freue zutauschen und Freunden zu begeg- mich, euch persönlich wieder einmal nen, aber auch zur Ruhe zu kommen im Tempel begrüssen zu dürfen. und sich Krishna näher zu fühlen. Die Bushaltestelle gegenüber des Die Anfänge der Hare-Krishna- Tempels heisst immer noch ‚Hof- Bewegung in der Schweiz liegen jedoch strasse‘, aber wer weiss, vielleicht noch weiter zurück. Im Jahre 1971 stellen wir zum 50. Jubiläum einen kamen Geweihte Krishnas in die neuen Antrag… Westschweiz, wo dann in Genf, ein Jahr später, der erste Krishna Tempel ins Leben gerufen wurde. 5
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Inhalt PROLOG 9 Grusswort Der Tempel: Ein Ort der Zuflucht Sacinandana Swami 10 Grusswort Die Brücke der Liebe zu Gott Dina Sharana Devi Dasi 13 Grusswort Message from the Ambassador of India Sibi George 14 Srila Prabhupada on Zurich 16 Einleitung Der Zürcher Tempel und die Geschichte der ISKCON Prof. Dr. Frank Neubert 22 Chronik Krishna-Bewusstsein in der Schweiz 1971–1979 24 Chronik Krishna-Tempel Zürich 1980–2020 STIMMEN ZUM KRISHNA-TEMPEL AUS DER ÖFFENTLICHKEIT 33 40 Jahre Krishna Tempel 37 Die sanfte Stimme des Schweigens in 500 Jahren Zwinglistadt Lic. phil. Michel Bollag Christoph Sigrist 38 Blaue Moschee begegnet 34 Vom Baustellen-Lärm zum orangenem Tempel Mantra-Singen Murat Ergül Marc Bundi 39 An Uplifting Advice 35 Freudig und tiefgründig Swami Amarananda Veronika Jehle 40 Prasadam im Krishna-Tempel 36 Ein Berg mit vielen Wegen Dr. Satish Joshi und einem Ziel Bruder Niklaus Kuster 6
Inhalt 41 Everyone can Serve Bhagavan 49 Dancing at the Temple Was Sri Krishna a Divine Experience Sri Caitanyadeva Dasa Pater Dr. Saju George Moolamthuruthil SJ 42 Neureligiös bewegt und 50 Diving into Devotion altindisch verwurzelt Manish Vyas Simon Gaus Caprez 51 Diskussionen zu den 43 Weltkloster Erfahrungsdialoge grossen Fragen des Lebens Alexandra Mann M.A. Alexandra Smith 44 The Switzerland Mauritius 52 Hare Krishna in der Schule: Connection Alle werden von etwas berührt Rajkumar Sookun Daniel Barz 45 Krematoriumsbesuch – 53 Besuch des Krishna-Tempels in Teil der Ausbildung und der Aus- und Weiterbildung wichtige Aufgabe von Lehrpersonen Cyrill Zimmermann Dr. theol. Monika Schumacher-Bauer 46 Die ‚Hare Krishnas‘ – 54 Der Wandel der ISKCON – ein fester Bestandteil Zürichs vom Mönchsorden zur Deborah Sutter Gemeindereligiosität Prof. Dr. Oliver Krüger 47 Honig und Hingabe für einen tanzenden Gott 55 Der ISKCON-Tempel in Zürich Rosanna Grüter im Spiegel von Relinfo Georg O. Schmid 48 Der Krishna-Tempel als musikalisches Umfeld Thomas Niggli EPILOG 58 Krishna-Bewusstsein auf einen Blick 62 Srila Prabhupada, der Gründer der Hare-Krishna-Bewegung 64 Oft gestellte Fragen 70 Die ISKCON und andere Religionen 72 ISKCON Schweiz – Tempel und Restaurant 74 Einladung zum Sonntagsfest 7
Grusswort Der Tempel: Ein Ort der Zuflucht Voller Freude feiere ich mit allen Geweihten und Freund/ innen das 40-jährige Bestehen des Krishna-Tempels Zürich. Ich kann mich an die vielen Momente erinnern, in denen ich mich im Tempel Krishna sehr nahe fühlte. Beim Beten vor dem Altar hatte ich immer den Eindruck, dass eine Antwort kam – oder eine Versicherung: „Alles ist genauso, wie es sein sollte und unter unserer persönlichen Aufsicht. Wir kümmern uns um alles.“ Auch erinnere ich mich gerne an die vielen Kirtans, die Vorlesungen, die inspirierenden Begegnungen mit Geweih- ten – und natürlich die Arati-Zeremonien. Es ist ein grosser Dienst, einen Tempel zu betreiben in einer Zeit, die so sehr auf spirituelle Inspiration und Impulse angewiesen ist. Sacinandana Swami Ein Tempel sollte ein Ort der Verehrung Sannyasi (Mönch), Lehrer und Autor Gottes sein und ein Ort, an dem man ISKCON Deutschland mehr über Ihn erfahren kann. Der Zürcher Tempel erfüllt diese traditionellen Vorgaben sehr gut und ist somit ein Ort der Zuflucht für viele geworden. Alle, die gerade auch in diesen Zeiten mit ihren besonde- ren Herausforderungen Zuflucht bei dem höchsten Freund und Förderer, Sri Krishna, suchen, der unverzichtbar in unserem Herzen weilt, können sicher sein, dass die Freude des ewigen Lebens und der göttlichen Liebe in ihnen geweckt werden. Ich wünsche dem Tempel und all seinen Freund/innen und Unterstützer/innen alles Gute und viel spirituelle Kraft vom höchsten Herrn und freue mich bereits auf die nächste Gelegenheit eines Besuchs. 9
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Die Brücke der Liebe zu Gott Es ist mir eine große Ehre, anlässlich des 40. Jubiläums von ISKCON Zürich meine Wertschätzung ausdrücken zu dürfen. Diese Niederlassung des ISKCON Hauptquartiers in Mayapur in Indien öffnet auch in der Schweiz die Pforte zur spirituellen Welt. Es ist im heutigen Zeitalter der Angst und der Verwirrung – Kali Yuga – kein leichtes Unterfangen, einen ISKCON- Tempel zu betreiben und weltweit die Lehren Caitanya Mahaprabhus zu bekunden: Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare Dazu braucht es Überzeugung, spirituelle Kraft, Liebe zu Gott und einen gesunden Menschenverstand. Die Liebe zu Gott muss so wirklich, so tief und umfassend sein, dass Dina Sharana Devi Dasi sie die Grenzen der eigenen Religion sprengen und über- winden kann. Nur dann ist es möglich, echte Liebe für die Mitglied des weltweiten Führungsrat der ISKCON Gottbrüder und Gottschwestern anderer Glaubensrichtun- Area-GBC (Governing Body Commission) gen zu empfinden. für den deutschsprachigen Raum Wiesbaden, Deutschland Die Brücke der Liebe zu Gott ist mehr denn je die einzige Rettung für das gemeinsame friedliche Leben in dieser Welt. Nur in Kooperation können wir etwas für unseren Planeten tun. Für den Klimawandel, für die Menschen und Spirituelle Entwicklung und spirituelle Erfahrungen alle Lebewesen dieser Erde. In diesen schweren Zeiten lei- kommen Gläubigen aller Religionen zugute. det die Natur so sehr, dass sie sich gegen unser rücksichts- loses Tun wehrt. Die innige Beziehung zu Gott, Niemand von uns entscheidet, wann die Welt ‚zu Ende geht‘ die sich im liebevollen Austausch oder ‚gerettet wird‘. Das steht uns nicht zu. Allein Gott kann diese Entscheidung treffen. ausdrückt – das ist grosse Bhakti- Kunst! Vergebung finden wir nur im gemeinsamen Gebet und in der Meditation, in der Verehrung Gottes und im Respekt füreinander. Für die Verwirklichung all dessen braucht es Einen herzlichen Dank für den hingebungsvollen Dienst Führungspersonen von bestem Charakter. Daher möchte an Sri Krishna in seinen Formen als Jagannatha, Baladeva, ich insbesondere die Offenheit, Weitsicht, Liebe und Hin- Subhadra und Gaura-Nitai und für die immer wieder erwie- gabe von Tempelpräsident Krishna Premarupa Dasa und sene Gastfreundschaft! Von ganzem Herzen meine besten seinen Kolleg/innen loben. Ich möchte ihnen für die Stetig- Wünsche für gute Gesundheit und spirituelle Kraft! keit und Verantwortung danken, die sie der Internationa- Hare Krishna! len Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein und der Mission von A.C. Bhaktivedanta Swami Srila Prabhupada widmen. In diesem Sinne: „Herzlichen Glückwunsch zu 40 Jahren ISKCON Zürich!“ 10
Grusswort 11
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 12
Grusswort Message from the Ambassador of India It gives me immense pleasure to convey my best wishes to the International Society of Krishna Consciousness (ISKCON) Zurich and Krishna community in Switzerland on the occasion of the 40th Anniversary of establishment of Krishna- Temple Zurich. It was a pleasant experience for me and my wife to visit the temple in 2018 and have interactions with Krishna devotees. I convey my deep appreciation for ISKCON Zurich for its endeavor in Sibi George promoting spiritualism and values of ancient Indian vedic civilization Ambassador of India, Bern through the Krishna consciousness movement. My best wishes and compliments to all devotees of Lord Krishna associated with ISKCON Zurich who are working towards achieving universal peace and harmony through spiritual consciousness. I look forward to visiting ISKCON Zurich in coming days. 13
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Srila Prabhupada on Zurich „I have been to Zurich. It is a very clean city. Develop it nicely. Many important persons who were very interested in our movement came to see me when I was in Geneva. All the news of these centers is very encouraging. May Krishna bless you that you always remain fully engaged in His service.“ – Letter to Bhagavan Dasa | November 7 | 1976 14
His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada Gründer-Acharya der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein 15
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Der Zürcher Tempel und die Geschichte der ISKCON Prof. Dr. Frank Neubert Ständiger Lehrbeauftragter und Forschungsmitarbeiter Religionswissenschaftliches Seminar Universität Luzern I Zitate aus Prabhupadas Werken habe In Amerika zum Beispiel gibt es aus- Der Hare-Krishna-Tempel an der ich der Online-Ausgabe der Vedabase reichend Versorgung mit allem, was Zürcher Bergstrasse wird 40. Er gehört entnommen, vedabase.io, Zugriff Mitte man braucht, aber in anderen Ländern damit zu den am längsten kontinu- April 2020). Im April 1973 weilte der ist das nicht so. Als ich beispielsweise ierlich bestehenden Tempeln der Founder Acharya in der Schweiz, wo er in die Schweiz reiste, da sah ich, dass ISKCON überhaupt. Viele Tempel sind sich erholen wollte, erlebte aber eisige dort alles importiert wird. Das einzige, entstanden und vergangen, einige und schneereiche Tage in St. Moritz, das lokal im Angebot ist, ist Schnee. wurden zugunsten kleinerer oder wonach seine Einstellung zur Schweiz Das ist alles unter Krishnas Kontrolle. günstigerer oder (manchmal auch) deutlich abkühlte. Bereits 1975 schrieb Wenn man Devotee wird, wird man grösserer Gebäude aufgegeben. er wiederum an Hamsaduta: „Bezüg- ausreichend mit Nahrung versorgt, 40 Jahre am gleichen Ort, das ist ein lich der Schliessung des Zürcher und wenn man nicht Devotee wird, Anlass zu herzlicher Gratulation. Zentrums, ist okay.“ Das klingt nicht wird man mit Schnee bedeckt.“ Es Der Zürcher Tempel beweist damit nach grossem Bedauern. Er äusserte scheint, dass Prabhupada nicht mehr innerhalb und ausserhalb der ISKCON, an verschiedenen Stellen sein Miss- recht warm wurde mit der Schweiz. dass derartige Kontinuität möglich, fallen über die wirtschaftlich prospe- umsetzbar und wünschenswert ist. rierende Schweiz, wo es viel zu sehr Den Erwerb und die Gründung des ums Materielle und viel zu wenig ums Tempels an der Bergstrasse erlebte II Spirituelle gehe. Das machte er auch Prabhupada nicht mehr. Dennoch Dabei war der Start der Hare Krishnas überdeutlich in seinem Vortrag, den hatte er dort – wie üblich – von Anfang in der Schweiz nicht gerade rosig. er als Antwort auf das Willkommen an seinen Ehrenplatz und ein Arbeits- Bhaktivedanta Swami Prabhupada durch den Bürgermeister im Genfer zimmer. Und ich meine, neben der hatte zwar schon 1968 in einem Brief Rathaus Ende Mai 1974 hielt. Am Liegenschaft selbst hätten ihm auch an Sivananda Zürich als möglichen deutlichsten wird seine ‚unterkühlte‘ die Entwicklung und Kontinuität des zukünftigen Tempelstandort genannt. Haltung zur Schweiz in seinen Ausfüh- Zürcher Tempels Freude bereitet – 1973 äusserte er seine Freude darüber, rungen aus einem Vortrag, die an sein jedenfalls mehr als viele Entwicklun- dass Hamsaduta in Zürich ein Zen- Erlebnis aus St. Moritz anknüpften. gen, die sich ab den späten 1970er-Jah- trum eröffnet hatte. Er bezeichnete Er sagte dort wohl etwas scherzhaft ren bis weit in die 1990er in ‚seiner‘ Zürich an anderer Stelle auch als (meine Übersetzung): „Wenn Krishna Bewegung weltweit ergaben. In der ‚sehr saubere Stadt‘ (Anmerkung: Die will, gibt es ausreichend Versorgung. Folge möchte ich ohne spezifischen 16
Der Zürcher Tempel und die Geschichte der ISKCON Krishna-Geweihte aus Zürich vor der Berner Zytglogge in den 90er-Jahren. 17
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 In den 80er- und 90er-Jahren war die Bewegung stark monastisch geprägt und widmete sich hauptsächlich der Verbreitung des Krishna-Bewusstseins. Bezug zum Zürcher Tempel einige machte sich die ISKCON in den zwei der stärker an Prabhupadas Lehren Entwicklungen der ISKCON insgesamt Jahrzehnten nach Prabhupadas Tod orientieren. Vor allem hörte man die seit dem Tod Prabhupadas im Jahr das Leben selbst schwer. Die wenigen Stimmen von Frauen, von Aussteigern 1977 nachzeichnen. kritischen und zu Reformen aufrufen- und missbrauchten Kindern, um Evi- den Stimmen wurden kaum gehört, in denz zusammenzutragen. Man trennte III einigen Fällen regelrecht kaltgestellt. sich von Personen, die den Standards Zunächst trat die bei vielen jungen Zu diesen internen Differenzen gesellte offenbar über viele Jahre hinweg nicht Religionsgemeinschaften typische sich Druck von aussen durch religiöse gerecht geworden waren. Natürlich war Schwierigkeit auf, eine sinnvolle und und nichtreligiöse Sektengegner, das kein einfacher Prozess, und die nachhaltige Organisationsstruktur etablierte Kirchen und sogenannte Reformen mussten sich gegen zähen ohne den bisher nahezu allein verant- Betroffenen-Initiativen. Sie machten Widerstand von Hardlinern durchset- wortlichen Gründer Prabhupada zu sich in ihrer Argumentation gegen die zen. Dass dies letztlich gelang, ist ein etablieren. Diese Struktur muss dann ISKCON die offensichtlichen Miss- grosses Verdienst der ISKCON insge- auch noch von allen Mitgliedern stände zunutze und prangerten diese samt und der führenden Reform- anerkannt und respektiert werden. Es an. Vieles davon drang erst dadurch Köpfe. Ihnen gelang es, die notwen- bestand nicht immer Einigkeit bei der langsam als gravierendes Problem ins digen Reformen immer mit strengem Neuausrichtung der Governing Body Bewusstsein der ISKCON vor. Erste Bezug auf die spirituellen Lehren Commission (GBC), die bereits 1970 Stimmen begannen, vorsichtig Refor- Prabhupadas zu begründen, damit von Prabhupada ins Leben gerufen men anzumahnen. auch die aufgetretenen (teilweise worden war. Bei Weitem nicht alle der schweren) Verfehlungen in einem neuen, jungen und oft genug unerfah- Aber erst das Jahr 1996 brachte eine Vaishnava-theologischen Kontext zu renen Verantwortungsträger waren wirkliche Wende. Unter Verweis auf verorten. Jeder müsse, so hiess es ihren Aufgaben gewachsen. Durch das 30-jährige Bestehen der ISKCON nun, selbst prüfen, in welchem Masse Misswirtschaft in Tempeln, überbor- und den 100. Geburtstag Prabhupadas er sich an die geistigen und rituellen dende Frauenfeindlichkeit, teilweise wurden Rufe nach Reformen laut, die Vorgaben halten könne, ob er in der katastrophale Zustände in der Kinder- um Schadensbegrenzung, Wiedergut- Lage sei, nach einem spirituell reinen betreuung und aggressive Missionie- machung und eine Neuausrichtung Leben zu streben und sich mit seinen rungsmethoden in der Öffentlichkeit kämpften. Dabei wollten sie sich wie- unvermeidlichen Verfehlungen kri- 18
Der Zürcher Tempel und die Geschichte der ISKCON tisch auseinanderzusetzen. Nur so sei es möglich, auf dem Weg zu einem reinen Devotee voranzu- kommen. Die erfolgreichen Reformen haben mit dazu beigetragen, dass sich die ISKCON in den meisten Ländern als Teil der religiösen Landschaft etablieren konnte. Tatsächlich werde ich in den letzten Jahren von Interessierten und den Medien regelmässig ge- fragt: „Wo sind eigentlich die Hare Krishnas? Gibt’s die noch?“ Meine Antwort lautet meistens: „Ja klar, die gibt es noch, und sie sind sehr aktiv. Aber wir nehmen sie in der Öffentlichkeit kaum mehr wahr.“ Dies nicht etwa, weil sich die Devotees ver- stecken würden, sondern weil sie beispielsweise den Namen Krishnas nicht mehr durch aggressive Missionierung verkünden oder weil die ISKCON nicht mehr im Fokus negativer Berichterstattung über Religionsgemeinschaften und sogenannte Sekten steht. Dazu haben neue Kommunikations- strategien der Bewegung ebenso beigetragen wie ein oft sehr gutes Verhältnis zu verschiedensten Hindu-Migrantengruppierungen und die aktive Beteiligung an Aktivitäten des interreligiösen Dia- logs in vielen Ländern. IV Buchverteilung auf der Im Zuge all dieser Entwicklungen hat sich im Rathausbrücke in Zürich Leben der Devotees vieles geändert. So spielte sich noch bis weit in die 1990er-Jahre hinein beinahe das ganze Leben in einem Tempel ab. Man lebte im Tempel, verrichtete dort seine spirituellen Praktiken, arbeitete für den Unterhalt des Tempels und verliess ihn oft nur, um an öffentlichem Sin- gen und Bücherverkauf teilzunehmen. Für Devo- tees, die heiraten und Familien gründen wollten, waren die Bedingungen besonders in den ersten Jahren nach Prabhupadas Tod oft schwierig. Das änderte sich vor allem durch zwei Entwicklungen: Einerseits wurde rasch immer deutlicher, dass die monastisch-asketischen Ideale, die in der Anfangs- zeit der Bewegung doch sehr im Zentrum standen, langsam aufweichten. Sie machten dem Bewusst- sein Platz, dass man auf Haushälter-Devotees, also besonders die ausserhalb der Tempel lebenden Familien, angewiesen ist und ihren Bedürfnissen Rechnung tragen muss. Schliesslich kann eine Religionsgemeinschaft nicht auf Dauer nur aus Eine Krishna-Geweihte rezitiert den Hare-Krishna-Maha-Mantra. 19
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 ‚Konvertierten‘ bestehen, sondern auch: Wie stark wird der Tempel auch sie muss sich nach und nach auf die von Aussenstehenden, Gästen und Integration und Sozialisation der neuen Interessierten besucht? Das ist nächsten Generationen einstellen. Sie schliesslich seit den Anfängen der und ihre Familien sind es auch, die ISKCON so geblieben: Die Tempel sind mit ihren Beiträgen inzwischen mass- vielfach Orte des ersten intensiven geblich zum Unterhalt vieler Tempel Kontakts mit der Gemeinschaft. Viele beitragen und in Zukunft dadurch waren angesichts der farbenfrohen, noch an Bedeutung gewinnen werden. fröhlichen, spirituell-sinnlichen Zeremonien, des guten vegetarischen Andererseits öffnete sich die Gemein- Essens und der oft herzlichen Begrüs- schaft stärker nach aussen und liess sung begeistert und blieben der offenere Gemeindestrukturen zu. Das Gemeinschaft verbunden. Für viele heisst, dass inzwischen ein Grossteil junge Leute gaben diese Eindrücke der Devotees ausserhalb der Tempel den Ausschlag für die Entscheidung, lebt und arbeitet, während sie für die selbst Devotee zu werden. Pujas, Vorträge und natürlich die Sonntagsfeste die Tempel besuchen. V Sie pflegen enge Beziehungen mit den Der Tempel an der Zürcher Bergstrasse Tempelbewohnern und den anderen hat mit seinen 40 Jahren Geschichte Devotees, aber auch mit vielen Men- viele dieser Entwicklungen hautnah schen ausserhalb der Community. Ihre miterlebt. Die damit verbundenen Kinder besuchen in den Tempeln viel- Schwierigkeiten wie auch Heraus- fach spezielle Angebote, beispielsweise forderungen, die sich aus der engen religiöse Unterweisung oder Unterricht Anbindung an die ISKCON in anderen in Elementen indischer Kultur wie deutschsprachigen Ländern und die Musik und Tanz. Die Tempel sind damit besondere Lage in Zürich ergaben, in vielen Fällen hauptsächlich zu haben die Bewohnerinnen und Gemeindezentren geworden, die nur Bewohner des Tempels immer wieder noch für relativ wenige Brahmacaris gemeistert. Auch Zürich hat dabei und Sannyasis den eigentlichen Lebens- Besonderheiten entwickelt. Eine ist mittelpunkt bilden. sicherlich die erfolgreiche und sehr offene Integration der tamilischen Für den Umgang mit diesen neuen Vaishnavas in die Tempelaktivitäten Gegebenheiten haben die Tempel und die Programmgestaltung. unterschiedliche Strategien und Modelle entwickelt. Im Laufe der Zeit Nach vielen Besuchen in verschie- haben die regionalen Zweige und denen Tempeln weltweit kann auch sogar einzelne Tempel eigene spezielle ich sagen, dass ich mich im Zürcher Sonntagsfestprogramme und Willkom- Tempel immer besonders wohl und menskulturen entwickelt – selbstver- willkommen gefühlt habe, sei es bei ständlich immer orientiert an den von meinen Besuchen für Forschung und der Tradition und den Schriften vor- Interviews, sei es mit Gruppen von gegebenen rituellen Notwendigkeiten. Studierenden oder Teilnehmenden Dabei spielen verschiedene Überle- von VHS-Kursen. Herzlichen Dank gungen eine Rolle: Wie viele Personen dafür und alles Gute für die Zukunft. leben permanent im Tempel? Wie Śubhamastu. Hari bol. hoch ist der Unterhaltsaufwand? Und 20
Der Zürcher Tempel und die Geschichte der ISKCON Badezeremonie (Abhisheka) der Altarfiguren im Tempel 21
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 CHRONIK Krishna-Bewusstsein in der Schweiz 1971–2020 Die Anfänge 1971–1979 Erstes öffentliches Singen in den 1971 Strassen von Genf durch Krishna- Geweihte aus dem ISKCON-Tempel von Paris. 1972 Der erste Krishna-Tempel in der Schweiz: Petit-Lancy bei Genf (bis 1975). Die Krishna- Gemeinschaft zählte damals knapp zehn Vollzeitmitglieder. 1973 22
Chronik | Krishna-Bewusstsein in der Schweiz Umzug von Petit-Lancy ins elegante Schlösschen ‚Château Banquet‘ im Herzen von Genf (bis 1977). In Zürich (Rotwandstrasse) wird das erste kleine Krishna-Zentrum der Deutschschweiz eröffnet (für 1 Jahr). Die in Westbengalen, Indien, gefertig- ten Murtis, Altarfiguren von Gaura-Nitai (Inkarnationen Krishnas) kamen im 1975 Oktober nach Petit-Lancy. Srila Prabhupadas zehntägiger Besuch in Genf (30. Mai–8. Juni). Seine Ankunft wurde vom Westschweizer Fernsehen gefilmt und am selben Abend in der Tagesschau ausge- strahlt. Auch die ‚Tribune de Genève‘ berichtet über die Ankunft des ‚grand maître spirituel‘. Ein offizieller Empfang beim Genfer Stadtrats- präsidenten im Hôtel de Ville, ein Symposium an der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Gespräche mit verschiedenen Persön- lichkeiten des öffentlichen Lebens bildeten die Highlights von Prabhupadas Besuch. 1974 Srila Prabhupadas erster Besuch in der Schweiz (2.–5. April) während eines Zwischenstopps von Bombay nach New York. Der Gründer der Krishna- Bewegung verbrachte zwei Tage in St. Moritz (geplant waren 14 Tage zum Kuren) sowie eine Nacht in Zürich (Hotel Sonnenberg, 10 Min. vom Krishna- Tempel entfernt). 23
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 1978 1977 Erstes Ratha-Yatra, indisches Wagenfest, in der Schweiz und in Kontinentaleuropa (Genf, entlang der Seepromenade). Umzug von Genf ins ‚stille Tal‘ – ein kleiner Landsitz bei Düdingen/FR (bis 1991). Krishna Tempel Zürich 1980–2020 sowie ISKCON Schweiz 1980 Einzug in die ehemalige Villa von Julius Bär an der Bergstrasse 54 in Zürich (März). Registrierung der ‚Schweizerischen Stiftung für Krishna-Bewusstsein‘ im Handelsregisteramt (Mai). Gründung des Vereins ‚Schweizerische Gesellschaft für Krishna-Bewusst- sein‘(Juni). Kritischer Bericht im Tagesanzeiger: ‚Krishna-Guru – von Angesicht zu Angesicht mit Gott‘ (30.12.). Objektiver und ansprechender Artikel in der NZZ: ‚Einfach leben – 1981 anspruchsvoll denken‘ (10.8.). 24
Chronik | Krishna-Bewusstsein in der Schweiz 1979 Ratha-Yatra und das ‚Festival dell’India‘ auf ‚La Pampa‘ in Sessa/TI (oberstes Bild). Der Erstes Ratha-Yatra in der deutschen Höhepunkt wurde 1988 erreicht: 1985 Schweiz an der Zürcher Bahnhofstrasse über 2000 Besucher und posi- mit anschliessendem Festival auf dem tive Berichte in allen wichtigen Münsterplatz. Tessiner Medien (Radio, TV und Zeitungen). Erstes ‚Govinda‘-Begegnungszentrum an der Brandschenkenstrasse im Kreis 2 von Zürich (bis 1981). 1984 Installation der Murtis von Jagannatha, Baladeva und Subhadra Devi, Formen Krishnas wie sie in Jagannatha Puri, Odhisa, Indien, verehrt werden. 1983 Pacht des Bauernhofes ‚La Pampa‘ in Sessa/TI (bis 1989). 25
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Eröffnung des ‚Govinda Kulturtreff‘ an der Preyergasse 16 in der Zürcher 1986 Altstadt (bis 2006). Erstes öffentliches ‚Krishna- Janmastami Festival‘ im Tempel. Offizieller Besuch des indischen Botschafters aus Bern: H.E. Ashok Sen Chib. Das Schweizer Yatra wird in den 1989 kommenden zehn Jahren mehr- fach Weltmeister in der Buchver- teilung. Mitglieder des Zürcher Tempel belegen während über zehn Jahren die Plätze 1 und 2 Umzug der Bauernhof- in der weltweiten Rangliste der gemeinschaft vom Tessin Buchverteiler. nach Roche-d’Or/JU (bis 1993). 1990 Die ‚Schweizer Illustrierte‘ veröffentlicht einen positiven Bericht über die Krishna- Bewegung in der Schweiz. Eröffnung ‚Govinda‘ in Bern (bis 1995). Swiss-Tamil Krishna Society 1991 Gründung der ‚Swiss-Tamil Krishna Society‘. 26
Chronik | Krishna-Bewusstsein in der Schweiz Jubiläumsjahr: 25 Jahre Krishna- Bewusstsein in der Schweiz. 1996 Prabhupada Centennial (1896–1996). Der ‚Blick‘ schreibt über das Janmastami- Fest mit den beiden Ehrengästen und Musikstars Nena und Salvo: ‚Nena Hare – Salvo Krishna‘ (31.8.). 1994 Kauf des Château Bellevue in Dole (Frankreich) und Umzug des Bauern- hofs von Roche-d’Or nach Dole. SF DRS TV-Sendung: ‚Nachtschicht‘ zum Thema ‚Seelenmarkt‘. 1993 SF DRS: TV-Dokumentarfilm ‚Krishna-Tempel Zürich‘ (‚Seismo‘ – 23.11.). SF DRS: TV-Dokumentarfilm ‚Hare Krishna und ihre Eltern‘ (‚Fragmente‘ – 28.11.). Erstes Krishna-Zentrum in Basel (bis 1996). Erfolgreiche Vortragsreihe ‚Reinkarnation‘ von Raja Vidya (Ronald Zürrer) an der Uni/ ETH Zürich. 27
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Neueröffnung eines Tempels in Muttenz/BL – Kauf eines eigenen Gebäudes. Start des Bhakti-Sanga – tempelunabhängige Treffen von auswärts lebenden Devotees (St. Gallen). Govinda-Rama Centro in Locarno (bis 2008). 1998 Weitreichender Umbruch: Harikesha Swami – Mitglied des weltweiten Führungsrats (GBC) und einweihender spiritueller Meister – verlässt ISKCON. Aufgrund seines Rücktritts verlassen viele seiner Schüler den Tempel. 2004 Chakra-Installation auf dem Dach des Tempelgebäudes. Beteiligung an der Ausstellung ‚Hinduistisches Zürich‘ im Stadthaus Zürich. 2006 Grosse Dachrenovation. 28
Chronik | Krishna-Bewusstsein in der Schweiz Gründung der ‚Krishna-Gemeinschaft Schweiz‘ (KGS) – mit einer aktiveren 1999 Beteiligung der Gemeinde ausserhalb des Tempels (als Nachfolgeverein der ‚Schweizerischen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein‘). 2002 30-jähriges 2010 Jubiläumsfest. Installation des neuen, handgeschnitzten Altars aus Holz (hergestellt in Indien). Erste Beteiligung an der ‚Woche der Religionen‘ – seither jährliche Teilnahme des Krishna-Tempels. 2008 Kauf und Eröffnung des Tempels in Langenthal. Teilnahme am Anlass ‚Lange Nacht der Religionen‘ inkl. vedischer Feuer- zeremonie im Krishna-Tempel. 2007 Gründung des Vereins ‚Gaura Bhakti- Yoga Center‘ (ISKCON Langenthal). 29
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 SRF TV-Dokumentation Hinduismus ‚Göttliche Speisen‘ über das 2012 «Oh, mein lieber Krishna, Du bist so interreligiöse Buchprojekt barmherzig und hast uns dies ‚Was is(s)t Religion‘?, mit Teil- gesegnete Speise gegeben, e um uns zu läutern und nahme von Gemeindemitglie- uns zu helfen, in Dein Reic zurückzukommen.» h dern des Krishna-Tempels. ( Vishnuitisches Tischgeb et ) ‚Was is(s)t Religion‘? – Buchveröffent- lichung zum 150-jährigen Jubiläum der ‚Israelitischen Cultusgemeinde Zürich‘ 2013 (ICZ) – Mitglieder des Krishna-Tempels vertreten den Hinduismus mit einem Einführungstext und Rezepten aus der Vedischen Küche. Krishna-Tempel wird in die Unterrichts- materialien ‚Blickpunkt 3‘ (Kultur und Religion) des Lehrmittelverlags Zürich aufgenommen. 2014 Festivals in Genf und Zürich anlässlich von Srila Prabhupadas Besuch in der Schweiz vor 40 Jahren (1974). 2015 SRF TV-Reportage über den Tempel: ‚Wie feiert ein Hindu-Gott Geburtstag?‘ im Rahmen der Jugendsendung ‚Rosanna checkt’s!‘. 30
Chronik | Krishna-Bewusstsein in der Schweiz 40-jähriges Jubiläum Positiver Bericht des Tages- Krishna Tempel Zürich anzeigers ‚Das Gesicht der Orangen‘ über das Come- back der Hare Krishnas am Zürisee. 2020 Die Erziehungsdirektion des Kantons Bern bewilligt die erste nichtchrist- liche/nichtjüdische private Schule der Schweiz: ‚Sandipani Ashram School‘ (ISKCON Langenthal). 2018 Partnerschaft mit dem Projekt ‚Dialogue en Route‘ der IRAS (Interreligiöse Arbeitsgruppe Schweiz). Mitgründung ‚Schweizerischer Dachverband für Hinduismus‘. SRF 2 Kultur in der Radio- sendung ‚Perspektiven‘: 2017 ‚Hare Krishna – wo stecken die eigentlich?‘. 2016 Jubiläumsfeier: Beginn der Bhakti-Shastri-Kurse 50 Jahre ISKCON. in Zürich – ISKCON’s zertifierter Grundkurs für akademische Studien der Bücher von Shrila Prabhupada. 31
Stimmen zum Krishna-Tempel aus der Öffentlichkeit
Stimmen aus der Öffentlichkeit 40 Jahre Krishna-Tempel in 500 Jahren Zwinglistadt Vor 40 Jahren begann die Geschichte Gott sowie die vertrauensvolle und des Krishna-Tempels an der Berg- reichhaltige Gastfreundschaft beim strasse. Vor 501 Jahren begann die Essen und Fragenstellen über alles. Geschichte der Zwinglistadt am Krishna Premarupa Das verstand es, Grossmünster. Der Hindu-Tempel und das Interesse wachzuhalten, das Herz die Zwinglistadt bilden seit 40 Jahren zu berühren und die Seele zu öffnen. einen Resonanzraum interreligiöser und interkultureller Begegnungen Die Geschichte des Krishna-Tempels, besonderer Art. Ulrich Zwingli, der des ersten Hindu-Tempels in der Reformator am Grossmünster, stach Schweiz und Zuhause der Hare- die Doppelbödigkeit von Kirche und Krishna-Bewegung, erzählt eine Gesellschaft in die Nase. Er refor- dreifache Geschichte von der Behei- mierte die Kirche und transformierte matung der Brüder und Priester am die Gesellschaft. In den Schwächsten Tempel, vom nationalen und interna- scheint Gottes Antlitz auf. Im gegen- tionalen Treffpunkt von Glaubenden Christoph Sigrist seitigen Helfen, gemeinsamen Feiern mit ihren Festtagen, mit ihren Sorgen und demokratischen Disputieren und Nöten, die auf offene Ohren Pfarrer Grossmünster spannte Zwingli sein Netz des gemein- stossen. Der Krishna-Tempel stellt Präsident des Zürcher Forum der Religionen samen Leben-Teilens in unserer Stadt. jedoch auch ein wichtiges Kapitel dar Wir sprechen bis heute in Zürich von im interreligiösen Dialog in unserer der Zwinglistadt. Stadt und unserem Kanton. Ich freue mich sehr, dass Krishna Premarupa Im Unterschied zu damals leben heute Dasa im erweiterten Vorstand des nicht nur Christen evangelisch-refor- Zürcher Forums der Religionen seit mierter oder römisch-katholischer längerer Zeit tatkräftig mitwirkt. Prägung in unserer Stadt. Menschen mit christlicher, jüdischer, muslimi- Ich danke allen Glaubensschwestern scher, hinduistischer, buddhistischer und Glaubensbrüdern der hinduisti- oder anderer religiöser und weltan- schen Religion und der Hare-Krishna- schaulicher Tradition wohnen in der Bewegung für ihr segensreiches, Stadt und wollen sich an Orten treffen, 40-jähriges Wirken an der Bergstrasse in Räumen feiern und das Leben teilen. und im ganzen Land, wünsche dem Vor ein paar Jahren besuchte ich mit Tempel für die Zukunft Gottes lebens- meinen Schülerinnen und Schülern spendenden Segen und freue mich aus der Religionsklasse im Rämibühl auf all die weiteren Resonanzräume den Krishna-Tempel im Rahmen wohltuender Gastfreundschaften, die der Einführung in den Hinduismus. entstehen, wenn die Tore an der Berg- Gemeinsam staunten wir über die strasse sich öffnen und das gegenseitige vibrierende Intensität der Spirituali- Vertrauen Berge zu versetzen mag. tät, die berührende Tiefe des Dialogs über unser Suchen und Finden von 33
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Vom Baustellen-Lärm zum Mantra-Singen Früher November. Wind, Nieselregen, Reich gesegnet und beschenkt verlasse feucht-kalter Nebel. Nasses Herbst- ich den Tempel. Der Regen hat aufge- laub glänzt auf dem frischen Asphalt. hört, und der Nebel hat sich gelichtet. Teergeruch. Bagger und Bauarbeiter, Ich wandle den Wolfbach entlang und Baulärm, Absperrungen, hektischer lasse meine Gedanken schweifen. Bei Berufsverkehr. Ich habe mich ver- der Einmündung in die Dolderstrasse spätet und kann die Hausnummer reisst mich ein lautes Hupen aus den nicht finden. Bergstrasse 45? Die Bau- Gedanken. Ich war unaufmerksam. arbeiter können mir nicht helfen. Die Die Fahrerin lächelt nachsichtig und Mittagszeremonie beginnt gleich. Ich lässt mir den Vortritt. Beschwingt gehe ein paar Schritte weiter, schaue mache ich mich auf den Weg ins Büro. mich um und realisiere, dass ich mich direkt vor dem Eingang zum Hare- Seit 40 Jahren ist der Krishna-Tempel Krishna-Tempel befinde. eine religiöse und spirituelle Ausbil- dungsstätte. Hier können interessierte Mit dem Betreten des Tempels tauche Menschen die Vielfalt und Tiefe der ich in eine andere Welt ein. Verkehrs- vedischen Kultur und Philosophie ken- und Baulärm sind verschwunden und nenlernen und in ihren privaten und die Hektik des Alltags wie weggewischt. beruflichen Alltag integrieren. Der Marc Bundi Das Interieur der stattlichen Patrizier- Tempel ist aber auch eine Begegnungs- Villa ist ein harmonisches Neben- stätte zur Förderung von interkulturel- Beziehungen und interreligiöser Dialog einander von stilvoller Eleganz und lem Verständnis und interreligiösem Reformierte Kirche Kanton Zürich exotischem Flair. Der Tempelraum ist Dialog. Vor allem aber ist er ein Ort kunstfertig dekoriert. Die Altarfigu- zur Förderung des Gottesbewusst- ren Krishnas auf dem Altar prunkvoll seins – oder wie es Philippe Dätwyler gekleidet und reich geschmückt. Ich in seinem Beitrag zur Jubiläumsschrift nehme als stiller Beobachter an der ‚100 Jahre Prabhupada, 25 Jahre Tempelzeremonie teil. Es dauert aber Krishna-Bewusstsein in der Schweiz‘ nicht lange, bis auch ich – vorerst zag- formulierte – ein Ort, der es erlaubt, haft und zurückhaltend – der Melodie „die ‚Gottesvergessenheit‘ unserer Zeit des Harmoniums folgend, das Maha- zu überwinden“. mantra chante und den Namen Gottes lobpreise. Ich lasse meinen Blick Ich möchte der Zürcher Krishna- ziellos durch den Raum schweifen, Gemeinschaft zum 40-jährigen Beste- schaue durch die grossen Fenster in hen des Krishna-Tempels gratulieren den verwunschenen Garten, schliesse und für die stets herzliche und grosszü- die Augen, öffne sie langsam, richte gige Gastfreundschaft danken. Für meinen Blick auf die Altarfiguren und die Zukunft wünsche ich den Krishna- werde von den grossen, leuchtenden Geweihten, dass ihr Beitrag zur Augen angezogen. Die Augen der Respiritualisierung der Gesellschaft Gestalten wirken lebendig und anerkannt werde und freue mich auf scheinen auf mich zurückzublicken. die weitere interreligiöse Zusammen- Darshana, Schau Gottes, segensrei- arbeit für eine friedliche und harmoni- cher Anblick. Die Zeremonie geht zu sche Zukunft. Ende. Ich bleibe sitzen, geniesse die ausklingenden Akkorde des Harmo- niums und lasse die vielen Eindrücke auf mich wirken. 34
Stimmen aus der Öffentlichkeit Freudig und tiefgründig ‚Karma-freies‘ Essen, das werde im Im Krishna-Tempel Zürich habe ich Krishna-Tempel Zürich gekocht und Menschen getroffen, allen voran gegessen. Es werde auch mit den Krishna Premarupa Dasa, die mir die Gästen geteilt, hörte ich, selbst Gast, interreligiöse Begegnung und den zwi- und staunte nicht schlecht, als ich schenmenschlichen Dialog leicht und zum ersten Mal in diesen Genuss kam. immer erfreulich gemacht haben. Keine Lebewesen mussten dafür ster- ben, Gott wurde gebeten, das Essen Unvergesslich werden für mich blei- frei zu machen von den folgenreichen ben: das gemeinsame interreligiöse Zusammenhängen des Karmas. Quartierprojekt ‚Open Rooms‘ in Fluntern im Jahr 2015, das Mitfeiern Das feine und klare Bewusstsein, von Krishna Premarupa Dasa am Fest das sich mir da im Umgang mit den meines 30. Geburtstags an meinem kostbaren Gaben der Natur eröffnete, damaligen Arbeitsort in der Pfarrei zeigte sich mir an diesem Ort immer St. Martin in Fluntern und aktuell die wieder. Die dichte, ruhige Atmosphäre Zusammenarbeit im Zürcher Forum beim Betreten des Hauses, die ge- der Religionen. Danke von Herzen! sammelte, bewusste Art, wie einem Mein Wunsch für den Krishna-Tempel Veronika Jehle die Menschen begegnen, die liebevoll Zürich zum 40. Geburtstag: Möge er ein gestaltete Buntheit im Tempelraum Ort bleiben, an dem ‚das Andere‘ – an Pastoralassistentin und Spitalseelsorgerin selbst – ich merkte schnell, dass Religion, Kultur und Tradition – ein Katholische Kirchen Zürich ich im Krishna-Tempel Zürich gern Anlass zur Freude ist! zu Gast bin. Wenn dann die Chants . beginnen, der Duft der Räucherstäb- chen sich verbreitet, wenn das Essen Karma-frei und gleichzeitig unglaub- lich fein ist, dann bin ich in Zürich und doch grad mitten in Indien. 35
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Ein Berg mit vielen Wegen und einem Ziel Eindrückliche Tage haben mich 2013 miteinander zu teilen. Auf Religionen mit Krishna Premarupa Dasa ver- bezogen, verändert Freundschaft ein bunden: den Franziskaner in brau- kontaktloses Nebeneinander in ein ner Kutte mit dem Hindu-Mönch im engagiertes Miteinander. Dialog und orangenen Kleid. Im Weltkloster am gemeinsame Erfahrungen machen Bodensee meditierten, beteten und Menschen unterschiedlichen Glaubens sangen wir gemeinsam, tauschten miteinander vertraut. Sie „erkennen das Glaubenserfahrungen aus und zeigten Verbindende und überwinden das Tren- an öffentlichen Anlässen, dass uns nende“ (Papst Franziskus) und ermuti- eine gemeinsame Hoffnung verbindet. gen einander auf dem je eigenen Weg. Radolfzell schuf eine Brücke, die uns Unser Feiern in Wiedikon machte einen in Zürich anlässlich der ‚Woche der dritten Schritt: Geschwister können sich Religionen‘ interreligiöse Abende aus dem Blick verlieren, und Freund- gestalten liess: im November 2014 schaft kann auch von punktuellen eine hinduistisch-christliche Feier mit Kontakten leben. Weggefährtenschaft Podiumsgespräch, 2016 einen Abend verändert den Alltag. Gefährtinnen und der drei abrahamitischen Religionen Gefährten wagen einen gemeinsamen und der Hare-Krishna-Bewegung. Weg. Sie haben ein verbindendes Ziel, Bruder Niklaus Kuster einen gemeinsamen Auftrag, gehen Was mich an dieser zweiten Feier miteinander durch Hoch und Tief und Franziskaner zutiefst beeindruckte, war das gemein- gestalten gemeinsam Welt. Dr. theol., Dozent und Buchautor sam gewählte Motto, das wir mit Kapuzinerkloster Olten heiligen Texten unserer Religionen, Dass Menschen mit Tiefe und Weite Liedern, Musik und Stille füllten: leben, verbindet unsere Religionen als Geschwister – Freunde – Weggefährten. gemeinsame Hoffnung und Sendung. Jede Religion kennt ihren eigenen Weg, Als Glaubende sind Menschen geschwi- aus alltäglichen Sorgen zur inneren sterlich verbunden. Der einzige gött- und zur gemeinsamen Mitte zu führen. liche Ursprung aller Wesen verbindet Die Menschheit gleicht der Bevölke- uns als Söhne und Töchter. So bekennt rung, die auf verschiedenen Flanken es auch die Bhagavad-Gita (BG 10.8 desselben Berges wohnt. Viele Wege und 14.4). Geschwister wählen sich führen auf denselben Gipfel. Glücklich, nicht aus, sondern sind sich gegeben. wer sich auf den Weg macht, wer Men- Sie können sich entfremden oder in schen auf anderen Wegen zum gleichen Konflikt geraten. Glücklich, wenn sie Ziel ziehen sieht – und wer unterwegs einander als Geschenk erfahren und von den Erfahrungen anderer lernt! ein gutes Miteinander einüben. Radolfzell hat mich im Bild des einen Menschen verschiedener Religio- Berges mit vielen Wegen und einem nen können einander als Glaubende Ziel bestärkt, und in Zürich haben wir Freunde werden. Freundschaft ist nicht diese verbindende Hoffnung in einem naturgegeben. Sie entsteht zwischen- grösseren Kreis gefeiert. Ich freue menschlich, indem wir miteinander mich auf weitere Schritte. vertraut werden. Wer sich so findet, erlebt Freundschaft als Weg, Kostbares 36
Stimmen aus der Öffentlichkeit Die sanfte Stimme des Schweigens Das Judentum wird als Offenbarungs- stabe – und nur er – ist es, so sagt der religion bezeichnet. Allgemein ver- Rabbi, der ihnen offenbart wurde, steht man unter einer Offenbarung d. h. ihn haben sie gesehen! Denn hör- eine Botschaft, die eine Gottheit einem bar ist er ja nicht! Menschen oder einem menschlichen Kollektiv mitteilt. Wie aber ist es über- Es ist allgemein bekannt, so der Rabbi haupt möglich, dass endliche Wesen weiter, dass der göttliche Name im mit dem Unendlichen, Transzenden- Buchstaben Alef angedeutet ist, der die ten kommunizieren können? Und wie Form von zwei ‚Jud‘ und einem ‚Waw‘ sollen offenbarte Gebote, die vor 2500 hat. Damit hat das Alef denselben Zah- Jahren ausgesprochen wurden, bis lenwert wie der göttliche Name. Der heute gültig sein? Alef ist auch im Antlitz des Menschen angedeutet: Zwei Augen entsprechen Eine Antwort auf diese Frage gibt uns der Form von zwei ‚Jud‘, die Nase ent- ein rätselhafter Vers in der heiligen spricht der Form eines ‚Waw‘, deshalb Torah, gemäss dem die Israeliten am heisst es auch: „Im Ebenbild Gottes Sinai ‚die Stimmen sahen‘. Auffallend schuf er den Menschen“, denn das ist zunächst, dass das Wort ‚Stimmen“ Antlitz des Menschen weist auf den hier im Plural vorkommt, wo doch nur Buchstaben Alef hin, in welchem der Lic. phil. Michel Bollag der eine, einzige Gott gesprochen hat. göttliche Name angedeutet ist. Und als Darauf antworten die Rabbinen, dass wir dieses wichtige Ereignis erfuhren Mitbegründer des Zürcher Lehrhauses (ZIID) nicht jeder die Stimme des Unendli- und die Stimme den Buchstaben Alef Ehemaliger Mitarbeiter des ICZ Rabbinats chen auf dieselbe Art und Weise hört. äusserte, so wurde uns die Form des Israelitische Cultusgemeinde Zürich Die Quelle der Offenbarung ist eins, Alef offenbart, wie es heisst: „Und deren Empfänger sind unzählige, das ganze Volk sah die Stimmen.“ Sie voneinander verschiedene, die in ver- sahen, was üblicherweise gehört wird, Zugängen wieder aufgedeckt und schiedenen Zeiten und Räumen leben. denn sie sahen die Form des Alef, wel- in die traditionelle Praxis integriert ches dem göttlichen Namen gleicht, werden. Für viele, die sich auf der Die andere Auffälligkeit der Offenba- und sie verstanden, dass dies auch die spirituellen Suche befanden, bedeu- rung ist aber, dass hier Stimmen Form ihres eigenen Antlitz war. Gott tete dies eine Versöhnung mit dem gesehen und nicht gehört werden. ist im Menschen selbst, sozusagen Judentum. Dazu gibt es eine rekordverdächtige unter unserer Nase. Offenbarung ge- Zahl an Interpretationen. Eine davon schieht also im Hören auf die göttliche Dies ist ein schönes Beispiel für geht auf den chassidischen Rabbi Stimme, die von Innen kommt, sie die Bedeutung des interreligiösen Menachem Mendel aus Rymanow ist in der Stimme einer sanften Stille, Dialogs, wie ihn der Rabbiner und (1745–1815) zurück und führt uns in angedeutet im Buchstaben ‚Alef‘. Alles Philosoph Abraham Jehoschua die Tiefen der jüdischen Mystik. andere ist Interpretation dieser Stimme Heschel 1966 in seinem berühmten der sanften Stille. Aufsatz ‚No Religion is an Island‘ Die Offenbarung am Berg Sinai – so verstand: Der Zweck der Kommunika- rekapituliert der Rabbi – beginnt mit Die östliche Spiritualität hat vielen tion auf religiösem Gebiet zwischen den Worten: „Ich bin der Ewige Euer Juden, die sich von ihrer religiösen Menschen unterschiedlicher Überzeu- Gott …“. Der erste Buchstabe des Wortes Tradition abgewandt hatten, den Pfad gung ist gegenseitige Bereicherung und ‚Ich‘ – ‚Anochi‘ auf hebräisch – beginnt zu dieser sanften Stimme des Schwei- wachsender Respekt und Wertschät- mit dem Buchstaben Alef, ein stummer gens gezeigt und ihnen geholfen, zung, nicht aber die Hoffnung, dem Konsonant, der ohne hinzugefügte diese auch in der eigenen Tradition zu Gesprächspartner zu beweisen, dass all Vokalisierung nicht hörbar ist. Dieser suchen und zu finden. Somit konnten das, was für ihn heilig ist, falsch sei. Buchstabe Alef ist auch der erste des alte jüdische Meditationstraditionen hebräischen Alphabets. Dieser Buch- mit ihren verschiedenen spezifischen Happy Birthday, Krishna-Temple! 37
40-jähriges Jubiläum | Krishna Tempel Zürich 1980–2020 Blaue Moschee begegnet orangenem Tempel Wir Mitglieder der Blauen Moschee süssliches Gebäck verteilte. Den glei- wollten seit langem auch andere, uns chen Geschmack fand ich, als wir zum nicht bekannte Religionsgemein- Abendessen eingeladen wurden und schaften in Zürich kennenlernen. Im dabei Gebäck mit einem sehr feinen Rahmen des Forums der Religionen Tee serviert bekamen. Wir erfuhren kam uns ein interreligiöses Begeg- beim Rundgang durch den Tempel nungsangebot sehr gelegen, und wir viel über die Geschichte der Krishna- verständigten uns mit dem Krishna- Gemeinschaft Schweiz und wie sie Tempel über gegenseitige Besuche. in Zürich ansässig wurde. Ich war Am 1. November 2017 durften einige erstaunt, dass Hare Krishna ein mono- Mitglieder unserer Moschee den theistischer Glaube ist. Auch dass die Krishna-Tempel besuchen. Wir alle Gebäude Anfang der 80er-Jahre von wussten bis dahin nichts über die einer Bankiers-Villa in einen Tempel Krishna-Gemeinschaft Schweiz, ausser umgestaltet worden waren, verblüffte dass der Tempel an der Bergstrasse lag mich. Ich hatte nicht gewusst, dass und mit dem Bus Nr. 33 zu erreichen dieses Gebäude, an dem ich schon war – wie die Blaue Moschee Zürich. einige Male mit dem Auto oder dem Bus vorbeigefahren war, einen Tempel An diesem Herbstabend wurden wir beherbergte. Murat E. von Krishna Premarupa Dasa und der Belegschaft des Tempels herzlich Im Prabhupada-Museum sahen wir Präsident empfangen. Zunächst fiel mir auf, eine lebensgrosse kunststoff Figur Blaue Moschee Merkez Zürich dass wir unsere Schuhe unmittel- vom Srila Prabhupada, Gründer der bar nach dem Betreten des Tempels Internationalen Gesellschaft für ausziehen mussten. Eigentlich gar Krishna-Bewusstsein (ISKCON), und nicht ungewohnt für uns Moslems: erfuhren einiges über sein Leben und Auch wir ziehen unsere Schuhe in der seine Werke. Auch über das tägliche Moschee aus, um mit den Füssen am Leben im Tempel, wie die Bewohner Boden geerdet zu sein und uns wohler täglich das vedische Wissen studieren zu fühlen. Im Gebetsraum, wo wir und die Lehren praktisch anwenden, zuschauen durften, haben Frauen und wurden wir informiert. Das Leben Männer getrennt zum Rhythmus eines der Tempel-Bewohner/innen hat mich Harmoniums und einer Trommel ihre sehr beeindruckt, weil in der heutigen Abendgebete gesprochen und Mantras Konsumgesellschaft der Verzicht auf gesungen, was sehr harmonisch klang materielle Güter doch einen sehr star- und eindrücklich war. Der Gesang ken Glauben braucht. erinnerte mich an meine Jungendzeit in den 80er-Jahren, als eine Gruppe Es war ein sehr interessanter und von Mönchen in Orange gekleidet schöner Abend im Krishna-Tempel. Hare-Krishna-Mantras singend durch die Bahnhofstrasse zog und dabei ein 38
Stimmen aus der Öffentlichkeit An Uplifting Advice It was the month of June in 2014. The Over the course of the last three years, occasion was the celebration of the in connection with the formation of summer solstice through yoga perfor- the Hindu Forum of Switzerland, I mances, talks on related subjects like visited the ISKCON centre of Zurich sutras of Patanjali and bhajan sessions. several times and collaborated with Yadunandana Swami (hereafter YN), Krishna Premarupa Dasa during diffe- the representative of ISKCON, was also rent sessions of the Forum even out- there. Amritasuryanandaji, the foun- side of Zurich and once in Belgium. In der of the Portuguese Yoga Confedera- 2018 I spent one night at Radhadesh of tion, was the mainspring of the whole ISKCON in Belgium. occasion. He always made sure that YN and I would be together when food The glorification of the name of was served. Naturally a friendship God by Sri Chaitanyadeva resonates grew among us. with the collective wisdom of great devotees down the ages. His advice Yadunandana Swami informed me that to Sri Raghunatha Das Goswami was Gaudiya Math was helped indirectly as follows: “Do not utter or listen to by the Ramakrishna Movement in vulgar words. Do not take opulent Swami Amarananda maintaining accounts. A person who dishes. Do not put on elegant dres- worked as accountant in a branch of ses. Show respect even to those who Leiter Ramakrishna Math, eventually became do not deserve it. Repeat always the Ramakrishna Mission, Genf close to Gaudiya Math and initiated name of Krishna. Visualise the divine rigorous accounting there. I, in turn, sport at Vraja.” This uplifting advice told YN that Sri Ramakrishna’s family has a quality which transcends time deity was Rama, that Sri Ramakrishna and manifested itself through the regarded Sri Chaitanyadeva as a divine renunciation and devotion of the great incarnation, used to sing songs on him Goswamis. I wish that the ISKCON frequently (I actually chanted many centre of Zurich continues to spread such songs without much melody), and this message to people surrounded by had mystic vision of this 16th century the ambiance that tends to lead them super-saint innumerable times. away from God. 39
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