Aktiv dabei 3/2021 Juli August September - Stadt Speyer
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Neue Entwicklungen Seite Kultur Seite Es hat ja nichts gegeben 4-15 Schriftstellerinnen im Aufwind 41-46 Gespräch mit Lieselotte Decker Ursula Franz-Schneider Ria Krampitz Die Phantasie der Malerei 47-48 Abschied 16 Dr. Helmuth Wantur Ulla Fleischmann Dein 49 Testmöglichkeiten während der 17-19 Ulla Fleischmann Corona-Pandemie Stadt Speyer Sütterlinschrift inspiriert 50 Redaktion Hygienetipps 20 Bundeszentrale für gesundheitl. Text in Sütterlin 51 Aufklärung Gertraud Niopek Soziales Seite Sprache in ihrer Vielfalt 52 Marlis Hauffe Texte und Bilder aus dem 21-26 Gute-Laune-Heft von 100 Jahre und noch immer 53-54 Schülerinnen der Edith-Stein Auf der Höhe der Zeit Realschule Lena Zander Ich lass mich nicht verängstigen 28-30 Lokalgeschichte Seite Viola Mühlstädt Initiative Stolpersteine 55-57 Netzwerk Demenz 30 Ingrid Kolbinger Redaktion Die Stadt hatte einen 58-59 In eine ganz andere Welt 31- Wolfgang Kauer geführt Ulrike Heinz-Deutsch „So was gibt’s nur in Schbeier“ 59 Wolfgang Kauer Vom Muttertag zur Wasserwelle 33-35 Claudia Wilhelm Not macht erfinderisch 60-61 Monika Löffler Was ist die Zeit 35 Christa Stepp Natur Seite Pflegestützpunkte informieren 36-37 Klimawandel: Wald und Arten 62-64 schützen – aber auch alte Kinder- und Jugendhilfe in 38-40 Menschen Zeiten von Corona Hans Wels
aktiv dabei 3 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Natur Seite Impressum Redaktion Trendsetter Weltretter 65-66 Dr. Walter Alt, Ria Krampitz natürlich vielfältig Herausgeber Steffen Glombitza und Seniorenbüro Speyer Sibylle Wiesemann Maulbronner Hof 1A 67346 Speyer Reisen Seite Tel. 06232/142661 E-Mail: ria.krampitz@stadt-speyer.de Nürnberger Land: Burgen, 67-69 Titelbild Schlösser und Genuss Generationen Hand in Hand Michael Stephan Barbara Müller, 88 Jahre und Alexandra Mika Verschiedenes Seite Fotografiert von Nicole Südel Fotos Kulinarische Ecke 70-71 Walter Decker-Zachmann S. 4; privat S. 4, Gerlinde Drees 5, 6, 8, 39, 38, 70; Ulrike Heinz-Deutsch S. 31, 32; Vertauschte Rollen 71 Lea Zander S. 53, 54; Sammlung Hopstock Marlis Hauffe S. 55; Ingrid Kolbinger S. 56; Bildauswahl Dr. phil. L.A. Doll Archivdirek- Rätsel 72 tor zur Fotoausstellung der Speyerer Gute-Laune-Heft Volksbank 78/79 S. 57 Hans Wels S. 62-64; Marga Fedder S. 66; Michael Stephan S. 67-68; Andreas Schonert S. 69: Dr. Walter Alt S. 3, 69; Anzeigen Seite DRK 15 GEWO 19 Sankt Vincentius Krankenhaus 29 Beisel Hüte 35 Salier-Stift 37 Theraneos 47 Gemeinnützige 48 Baugenossenschaft B+O Ambulanter Pflegedienst 52 Behördennummer 73 Alloheim 74 Förderverein des Seniorenbüros 75 Stadtwerke 76 Die Redaktion bedankt sich ganz herzlich bei all den Autorinnen und Autoren, die seit vielen Jahren für die Zeitschrift „aktiv dabei“ Artikel schreiben und mit ihrem En- gagement mitgeholfen haben, dass „aktiv dabei“ nun seit 1994 erscheint und sich weiterentwickelt hat. Ein ganz besonderes Dankeschön auch an unsere treuen Lese- rinnen und Leser.
4 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Es hat ja nichts gegeben Gespräch mit Lieselotte Decker Seit 2011 veröffentlichen wir regelmäßig Gespräche mit Person, die 90 Jahre oder älter sind. Diese Menschen, die in einem hohen Alter sind, möchten wir in den Mittelpunkt stellen. Sie haben viel erlebt, überstanden und wurden durch die Geschehnisse ihrer Zeit geprägt. Wo haben Sie in Speyer gewohnt? Am Anfang im Ziegelofenweg. 1936 ist mein Opa gestorben, da hat mein Vater das Elternhaus übernommen und dann haben wir in der Steinmetzergasse gewohnt. Hatten Sie auch einen Garten bei Ihrem Haus? Im Ziegelofenweg ja, da haben wir einen großen Garten gehabt. Da war ein riesen- großer Brunnen dringestanden. Ein Sand- steinbrunnen, der war so groß, wie der Brunnen in der Maximilianstraße. Haben Sie daraus ihr Wasser geholt? Nein, der war nur Zierde. In der Steinmetzergasse hatten wir keinen Garten mehr. Früher war man ja häufig Selbstversorger. Die Steinmetzergasse ist ja eigentlich Alt- Frau Lieselotte Decker, geborene Brantl, ist 1928 in Speyer geboren. Sie erinnert sich gerne und freut sich über den Aus- tausch. Ich bin ein Einzelkind Wie war Ihre Kindheit? Ach, ich habe eine gute Jugend gehabt. Ein gutes Elternhaus. Was war so gut? Meine Eltern haben sich mit allem eingefun- den. Waren gut zu mir. Ich habe nichts ent- Mutter und Tochter auf dem zugefroren Rhein behrt. stadt und da hat es keinen Garten gegeben.
aktiv dabei 5 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Was haben Sie für Erinnerungen an die ben einen Hof gehabt. Da haben wir immer Altstadt? miteinander gespielt. Bis die dann nach Ach die hat sich eigentlich nicht viel verän- Amerika sind. dert. Die Familie konnte sich rechtzeitig retten. Haben da viele Kinder gelebt? Ja, bloß der Opa nicht. Der hat nicht fortge- Ja, das war für mich das Schönste. Im Ziege- wollt. Der hat gesagt, er will in Speyer blei- lofenweg hab ich nicht so viele Freundinnen ben. Der ist dann fortgekommen. gehabt, aber in der Steinmetzergasse habe, ich Freundinnen gehabt, Schulfreundinnen. Wie war es in Ihrer Schulzeit? Da hat man zusammengespielt, z.B., früher Gut. hat man gesagt Klickerless und Strickhup- sels. Haben Sie Erinnerungen an Ihre Lehrer? Eine schöne Erinnerung ist, die Häuser wa- Die erste Lehrerin war ein Fräulein Groß. Die ren so schön nebeneinandergestanden. An war sehr streng. Die hat uns geschlagen. einer Wand waren zwei Häuser und hinter der selben Wand hat eine Schulfreundin Waren Jungs und Mädchen in der Klasse? von mir geschlafen. Die hat als abends an Nein, nur Mädchen. Wir waren damals bei die Wand geklopft und hat gerufen: „Lilo den Schwestern. Im Hasenpfuhl, im Magda- schläfst du schon?“ (lacht). Das ist so eine lenen Kloster. Aber wir sind nicht von den Erinnerung für mich, das vergess ich nie. Schwestern unterrichtet worden. Wir haben weltliche Lehrer gehabt. Die waren arg Da haben Sie durch die Wand gespro- streng. chen. Ja. Was war Ihr Vater von Beruf? Schriftsetzer. Der hat in einer Druckerei ge- arbeitet. Mein Vater war auch aus Speyer. Mussten Sie viel zu Hause helfen? Nein, zu Hause musste ich gar nichts helfen. Ich hab ein gutes Elternhaus gehabt. Freunde hab ich von der Schule gehabt. Im Turnverein war ich auch. Hatten Sie Kontakt zu jüdischen Mäd- chen? Zu einem Mädchen. Mein Opa hat in der kleinen Sämergasse eine Schumacherei ge- habt und im Vorderhaus, da war ein Ge- schäft. Was ist denn da jetzt drin? Ein Bril- lengeschäft, auf der Hauptstraße. Im Vorder- haus, da war ein Geschäft mit Stoffen. Stoff haben die verkauft. Reichenberg haben die geheißen und hatten ein Mädchen. Wir ha
6 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Können Sie sich an Ihren ersten Schultag auch nicht mehr weit laufen. Da bin ich froh, erinnern? dass ich lesen kann. Nein. Ich weiß nur, dass wir Fräulein Goß gehabt haben. Sie waren im Turnverein. Wie hat das Ver- einsleben ausgesehen? Können Sie sich an Ihren Schulranzen er- Wir waren lauter Mädchen. Das war ein innern? Fräulein Stein von Speyer, die hat das gelei- Ja. Den hab ich noch lang gehabt. Den hat tet. Da war ein guter Turner in Speyer, der mir mein Vater dann umgeändert. Es hat ja ist dann später fort nach Köln, Benz hat der nichts gegeben während dem Krieg. Er hat geheißen. Der ist auch mal geehrt worden. die Riemen weggemacht und hat sie anders Das war ein Speyerer. drangemacht, dass es wie eine Schulmappe war. Sie haben Ihren Schulranzen von der ers- ten bis zur letzten Klasse gehabt. Ja. Wissen Sie noch wer den Schulranzen ge- macht hat? Nein. Der war fertig gekauft. Das war ein Le- derschulranzen. Das weiß ich. Ich hab ihn lang gehabt. Da war ich schon in der Arbeit, da hab ich den noch gehabt. Fasching im Turnverein Das war früher anders als heute, wo es Was ist Ihnen noch aus Ihrer Kindheit in ständig Neues gibt. Erinnerung? Gibt es ein prägendes Erleb- Das war ein Lederschulranzen. Da hab ich nis? schon bei der Stadtverwaltung gearbeitet, Ja, im fünften Schuljahr haben wir einen hab ich ihn noch gehabt. Es hat ja nichts ge- Lehrer gehabt, der war noch mehr wie geben. Man hat ja nichts gekriegt. streng. Der hat immer gern zugeschlagen. Dann ist der Krieg ausgebrochen und dann Da hat man auf seine Sachen aufgepasst. ist er eingezogen worden. Da waren wir Ja. froh, wie er fort war. Können Sie sich erinnern, auf was Sie am Sie haben die Kriegszeit erlebt. Anfang geschrieben haben? Die ganze Kriegszeit. Da war noch Krieg, als Auf die Tafel. Da hat es einen Hartgriffel und ich aus der Schule entlassen worden bin. einen Weichgriffel gegeben. Ich war bei den Jung Mädle. Da sind wir im- mer wandern gegangen. Im Sommer haben Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule? wir Kräuter gesammelt für Tee und im Win- Deutsch. Ich habe gerne Aufsätze geschrie- ter haben wir gebastelt und gesungen. Spä- ben. ter, als wir älter waren, sind wir dann zum Bund deutscher Mädchen gekommen, zu Lesen Sie auch gerne? den größeren. Ich lese viele Bücher. Das kommt mir jetzt zu gut, weil ich ja durch die Coronazeit auch Haben Sie noch Erinnerungen an das zu Hause bleiben muss und jetzt kann ich Pfefferminzbähnel?
aktiv dabei 7 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Ja. Da habe ich noch gute Erinnerungen. Da, Da gab es noch viele Bäckereien. Bei wel- vor unserm Haus, wo der Vorgarten ist, ist chem Bäcker hat Ihre Familie eingekauft? sie vorbeigefahren. Wenn man da heute Beim Kästle. Die Bäckerei war in der Arm- sucht, findet man noch die Schotten. Da ist bruststraße. es vorbeigefahren. Wo haben Sie Milch, Mehl, Zucker ge- Sind Sie mit dem Bähnchen auch gefah- kauft? ren? Milch, wo haben wir die gekauft? Muss ich Ja, nach Weingarten, da haben wir eine mich gerade besinnen. Wie wir im Ziegel- Tante gehabt. Das war auch so eine Erinne- ofenweg waren, haben wir sie beim Bauer rung. Meine Eltern waren bei der Tante in gekauft. Weingarten. Und wie wir wieder heimgefah- ren sind, da waren wir ein bissel spät dran. Wie ging es nach der Schulzeit für Sie wei- Dann hat mein Vater zu mir gesagt: „Spring ter? schnell vor zum Lokführer, er soll ein paar Da musste man erst ein Pflichtjahr machen, Minuten warten, wir kommen gleich.“ Dann damit man einen Beruf ergreifen konnte. hat er gewartet. Dann sind wir eingestiegen, Das Pflichtjahr habe ich im Diakonissenhaus und sind nach Speyer gefahren. (lacht) Das gemacht. Ich war auf vier Stationen. Erst im kann man sich heute gar nicht mehr vorstel- Krankenhaus ein Vierteljahr, dann ein Vier- len. Aber es war so. teljahr im Bügelzimmer, Vierteljahr in der Mang und ein Vierteljahr im Esszimmer von Wo ist das Pefferminzbähnle gestartet? den Schwestern. Das war hinterm Bahnhof, da ist es gestar- tet. Das ist zu den kleinen Ortschaften ge- Welche Station hat Ihnen am besten ge- fahren bis nach Neustadt. fallen? Die letzte im Esszimmer. (lacht) Wo haben Sie früher als Kind eingekauft? Ach, da hat es viele Geschäfte gegeben. In Was mussten Sie da machen? der Altstadt haben wir viele Läden gehabt. Wir haben den Schwestern die Tische ge- Da war oben ein Metzger und ein Bäcker. In deckt, fürs Frühstück, fürs Mittagessen und der Gass unten war auch wieder ein Le- Abendessen und den Festsaal mussten wir bensmittelgeschäft und nochmal ein Bä- saubermachen. Wir waren halt junge Mädle cker. In der Lauergass war ein Bäcker. Da und übermütig. Dort haben wir Blocker ge- waren lauter schöne Geschäfte. habt, so hat man früher gesagt. Da hat sich eine auf den Blocker gesetzt und die andere Können Sie sich noch an Namen erin- hat geschoben. (lacht) nern? Der Metzger hat Abogast geheißen. Und der Was haben Sie noch für Erinnerungen an Bäcker hat, fällt mir jetzt nicht ein. Kästle die Kriegszeit? und Hubuch waren Bäckereien und dann Wir mussten halt nachts raus und in den war nochmal eine. Keller, wenn Fliegeralarm war. Wenn wir mal ins Kino gegangen sind, dann mussten Wissen Sie noch die Straßen, wo die Bä- wir den anderen Tag wieder ins Kino gehen, ckereien waren? damit wir den Rest sehen konnten, weil in In der Lauergass war ein Bäcker, in der der Zwischenzeit Fliegeralarm war. Mehlgasss war ein Bäcker, in der Mörsch- gass war ein Bäcker. Speyer wurde nicht so bombardiert wie
8 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ andere Städte. Nein. Wir haben Glück gehabt. Es waren ein, zwei Mal, wo Bomben gefallen sind, aber das war nicht schlimm. War Ihr Vater im Krieg? Ja Da hatten die Mutter und Sie sicher auch Angst um ihn. Ja. Mein Vater war am Anfang in Metz, bei Straßburg. Da sind wir jedes Wochenende zu meinem Vater gefahren, weil er so furcht- bar Heimweh gehabt hat. Wenn zwischen- drin Fliegeralarm war, da mussten wir aus dem Zug raus, mussten uns verstecken. Wann ist Ihr Vater aus dem Krieg nach Hause gekommen? 1945. Zum Kriegsende. Ja. Er war noch in Kriegsgefangenschaft. Frau Decker mit ihrer Mutter Wurde dann aber entlassen und durfte heim. Und als Ihr Vater dann zu Hause war? Durften Sie dann gehen? Da hat Ihre Mutter während des Krieges Gleich. Und da habe ich auch schon meinen alles alleine machen müssen. Mann kennengelernt. Ja. Das war nicht einfach. Da sind wir aufs Feld und was noch gelegen war von den Das ging ja schnell. Bauern, wenn sie die Kartoffeln geholt ha- Ja (lacht). ben, das haben wir dann mitnehmen dür- fen. Im Sommer sind wir aufs Feld, wenn Was war Ihr erster Tanz mit Ihrem Mann? die Bauern geerntet hatten und haben Äh- Meistens Walzer. ren gesucht. Durch die Kaffeemühle haben wir die dann gemahlen. Mehl war‘s nicht. Haben Sie einen Beruf erlernt? Da war noch Schrot dabei. Damit haben wir Ja, ich war bei der Stadtverwaltung, damals gebacken. Das war dann ein Naturbrot. hat es Stadthauptkasse geheißen. Jetzt heißt Aber nach dem Krieg, da war die erste Tanz- es ja nur noch Stadtkasse. Da war ich zehn stunde, da hat meine Freundin zu mir ge- Jahre. sagt: „Du, ich geh in die Tanzstunde, komm doch mit.“ Aber meine Mutter hat es mir Sie haben dort eine Ausbildung gemacht. nicht erlaubt. Die hat gesagt: „Solange wir Ich hab nur eine Anlernzeit gehabt. Ich habe nicht wissen, was mit dem Vater ist, da keine Lehrjahre gemacht. Das ist nach dem gehst du nicht in die Tanzstunde.“ Da Zeugnis gegangen und da habe ich eine An- musste ich zu Hause bleiben. lernzeit gehabt. Zwei Jahre waren das. Be-
aktiv dabei 9 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ rufsschule habe ich nicht gehabt. Da war ja Dann sind Sie zu den Schwiegereltern ge- Krieg und Fliegeralarm. zogen? Nein, zu den Schwiegereltern sind wir nicht Können Sie sich noch erinnern, was Sie gezogen. Wir haben ja eine Gärtnerei von ei- mit Ihrem ersten Gehalt gemacht haben? nem älteren Ehepaar gekauft, auf Rentenba- Das hab ich gespart. Es hat ja nichts gege- sis. Und da war ein großes Haus dabei. Da ben. Man hat ja gar nichts kaufen können. ist eine Wohnung fei geworden und da sind Nur das, was man auf Lebensmittelkarten wir dann hingezogen. Von dort aus sind wir bekommen hat. Da hat es Lebensmittelkar- dann verlegt worden. Da hat uns die Stadt- ten gegeben und dann extra Punkte, um verwaltung in Speyer-West einen großen Stoff zu kaufen oder für Wäsche. Acker gegeben, als Ersatz für unsere Gärtne- rei. Da haben wir dann frisch angefangen. Wann haben Sie geheiratet? Ich wohn noch in dem selben Haus. Wir ha- 1950. Da habe ich aber schon fünf Jahre ben 1952 gebaut. meinen Mann gekannt. Das ist eine lange Zeit, die Sie in diesem Sie haben hier in Speyer geheiratet. Haus wohnen. Ja, in der Dreifaltigkeitskirche. Ja, mit meinem Mann. Wir waren 66 Jahre verheiratet, wie mein Mann gestorben ist. Was haben Sie für eine Erinnerung an Ihre Hochzeit? Eine lange Zeit. Die war bescheiden. Das war ja nach dem Ja. Krieg. Da hat man ja nicht viel gehabt. Meine Eltern, die Schwiegereltern, zwei Tan- Das war ein großer Einschnitt in Ihr Le- ten, die Kriegswitwen waren, meine Patin ben. waren dabei. Ach das war bitter. Das ist heute noch bitter. Wo haben Sie gefeiert? Das glaube ich. War Ihr Mann krank? Zu Hause. Das hat man dortmals noch nicht Ja. Auch ich bin krank geworden. Ich hatte gekannt, dass man in die Restaurants ge- 2015 die Gürtelrose gekriegt und das war gangen ist. Es hat ja auch nichts gegeben. ganz schlimm. Da hat mich mein Mann ge- pflegt und versorgt. Und dann ist er gestor- Da hat jeder mitgeholfen. ben. Ja. Meine Tante hat mit meiner Mutter ge- kocht. Das ist ein großer Schnitt im Leben, wenn man so lange zusammen war und alles Gab es was Leckeres? gemeinsam gemacht hat. Das weiß ich nicht mehr. Vor allen Dingen das Geschäft haben wir aufgegeben. Mein Mann war Gärtner. Wir Wo haben Sie dann gewohnt? haben eine Gärtnerei gehabt, in der Hein- Am Anfang bei meinen Eltern. rich-Heine-Straße. Und da ist alles abgewi- ckelt worden und das war schon viel. Nach der Hochzeit haben sie erst bei den Eltern gewohnt. Wie viel Platz war denn Als Sie die Gärtnerei noch hatten, da ha- da? ben Sie in der Gärtnerei mitgearbeitet? Wir haben dort unterm Dachgeschoß ge- Ja. wohnt. Das waren zwei Zimmer und eine kleine Küche. Was war da Ihre Aufgabe?
10 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Hauptsächlich die Blumen. Wir haben nur und ich nach Karlsruhe. Blumen gehabt. Hauptsächlich Nelken. Wir haben Frauen gehabt zum Nelken schnei- Für Ihre Generation ist es etwas Besonde- den. Im Durchschnitt haben wir immer fünf res, dass Sie den Führerschein gemacht Frauen gehabt, die uns geholfen haben. Im haben. Sommer wenn’s heiß war, sind sie morgens Nein, das waren nicht so viele. Benedikt um fünf Uhr gekommen, dass wenn es heiß hieß der Fahrlehrer. Das war die erste Fahr- wurde in den Gewächshäusern, dass sie schule, die nach dem Krieg wieder aufge- draußen waren. Da ist es arg heiß gewor- macht hat. den. Wir waren zwei Frau und alle anderen wa- ren Männer. Wie lange hatten Sie die Gärtnerei? Die Gärtnerei haben wir neun Jahre gehabt. Was war der Unterschied zu heute, wenn Mein Mann war Gärtner. Mein Mann man da einen Führerschein macht? stammt aus Speyer. Das Elternhaus hat der Es war viel leichter. Heut ist es ja strenger. Bruder übernommen. Der ältere Bruder hat Heute würde ich, wie ich dortmals gefahren die elterliche Gärtnerei übernommen. Da bin, durchfallen. (lacht). haben wir uns dann selbständig gemacht. Da war ein älteres Ehepaar, die waren schon Da war noch nicht so viel Verkehr, wie zu alt, um ihre Gärtnerei weiterzuführen. heute. Dann haben wir sie abgekauft auf Renten- Nein. Bei der Prüfung sind wir zu zweit ein- basis. Das ist uns dann gar nicht schwerge- gestiegen. Das war ein Herr und ich. Der fallen. Und dann waren wir stadteinwärts Herr ist zuerst drangekommen. Der Prüfer und da mussten wir dann weg, weil die war mit im Auto gesessen. Und unterwegs Straßenführung geändert worden ist. Da hat der Mann das Auto abgemurkst, so sa- mussten wir aussiedeln. Da sind wir da gen wir. Da hab ich gedacht, ach Gott, wenn rausgekommen, Ende Heinrich-Heine- der es abmurkst und den Führerschein Straße haben wir wieder von Vorne ange- kriegt, dann krieg ich auch den Führer- fangen. Aber wir haben dann Glück gehabt schein. und haben ein Aussiedlerdarlehn gekriegt, Der ist am Königsplatz ausgestiegen. Dann dann ist uns das auch nicht schwergefallen. bin ich die Herdstraße runtergefahren. Wie ich in der Hälfte von der Herdstraße war, hat Wenn man eine Gärtnerei hat, ist man ja der Prüfer zu mir gesagt: „Jetzt fahren Sie auch unterwegs und muss was ausliefern, rechts rein.“ Das wäre in die Allerheiligen- konnten Sie auch Autofahren? straße gewesen. Da hab ich zu ihm gesagt: Ja. Ich habe 1946 meinen Führerschein ge- „Da kum ich nimmer rum, da fahr ich gegen macht. Da hat mein Vater gesagt: „Für was das Haus.“ Dann hat er gesagt: „Dann fah- machst Du den Führerschein? Wir haben ren Sie die nächste Straße rein.“ Da hab ich doch gar kein Auto.“ Da hab ich gesagt: gedacht, oh je. Dann musste ich am Schüt- „Man kriegt ja nichts für sein Geld.“ Und zenbuckel, sagen wir, da musste ich halten dann hab ich den Führerschein gemacht. und anfahren, damit er nicht zurückrollt. Später, wie ich meinen Mann kennenge- Und in der Goethe Straße, die war damals lernt habe, da war ich froh, dass ich ihn ge- noch nicht befestigt, die war noch ziemlich habt habe. Wir haben unsere Ware umge- breit, da musste ich einparken. Ach und das setzt auf dem Großmarkt von den Gärtnern. war dort gar nicht schwer, weil so viel Platz Mein Mann ist nach Ludwigshafen und war. Dann hab ich eingeparkt und hab mei- Mannheim gefahren auf den Großmarkt nen Führerschein gehabt. (lacht).
aktiv dabei 11 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Damals gleich nach dem Krieg, war sicher Ja. Jetzt bin ich 93 Jahre, nix mehr. Wenn ich auch Benzin knapp. aus dem Haus gehe, muss immer jemand Ich bin mit einem kleinen Kanister Benzin, dabei sein. bin ich in die Fahrstunde. Den musste ich mitbringen und ein Brikett für den Ofen. Die Sind Sie dann unsicher? Lehrabende waren bei dem Fahrlehrer. In Ja. Ich brauch immer meinen Rollator. Wenn seinem Wohnzimmer, haben wir die Lehr- ich den nicht hätt, dann wär das Laufen gar abende verbracht. Das Benzin hat mir mein nichts mehr. Mann auf dem Schwarzmarkt besorgt. Da war einer in Speyer, der hat Dinius gehei- Ihr Mann ist gestorben. Haben Sie ßen. Von dem hat man alles bekommen. Ich Freunde Bekannte? weiß nur, zu uns ist mal der Zoll gekommen, Freunde, die sind all weggestorben. Ich weil mein Mann auf dem Schwarzmarkt Zi- habe sie alle überlebt, unsere Wander- garetten gekauft hat. Da ist der Zoll gekom- freunde. Ich hab ja zwei Kinder. Meine Toch- men und hat die Wohnung durchsucht. In ter wohnt im Hause nebendran. einem kleinen Schränkl, da hab ich Kaffee Mein Enkel auch. Nur mein Sohn wohnt im liegen gehabt. Den hat uns die Tante aus Schwarzwald, aber der kommt jede Woche Amerika geschickt. Und dann haben die ge- und geht mir einkaufen. fragt: „Wo haben Sie den her.“ Dann hab ich gesagt: „Den hat uns die Tante geschickt, Das ist ja schön, dass die Tochter und der aus Amerika.“ Aber wir haben einen kleinen Enkel so nahe sind. Ofen in der Küche gehabt, der war voll mit Ja. Die haben zwar auch ihre eigene Familie, leeren Zigarettenschachteln. aber sie sind immer für mich da. Da hab ich auch einen Rufknopf. Ich bin mal hingefal- Das waren ganz andere Zeiten. len, dann hab ich auf den Knopf gedrückt. Das waren andere Zeiten, das kann man Innerhalb von 20 Minuten war jemand da wohl sagen. und hat mir aufgeholfen. Wie konnten Sie denn Autofahren üben? Wie kommen Sie sonst zurecht? Sie hatten ja kein Auto. Ich koch nicht mehr. Ich krieg mein Essen Meine Schwiegereltern haben so ein kleines gebracht und hab eine Putzfrau, für den Bo- Lieferwägele gehabt. Da durfte ich dann als den hauptsächlich. Abstauben, meine Wä- Mal fahren. sche, das mach ich noch selber. Mein Früh- stück und das Nachtessen mach ich auch Wie lange sind Sie Auto gefahren? Oder selbst. fahren Sie jetzt noch? Oh nee. Und Ihr Sohn kauft ein. Ja. Dem schreib ich einen Zettel, dann bringt Wann haben Sie den Führerschein abge- er mir alles mit was ich brauch, hauptsäch- geben? lich Obst. Den hab ich noch. Jetzt in der Corona-Pandemie, wo man Mit welchem Alter haben Sie aufgehört nicht viele Kontakte haben soll, wie kom- Auto zu fahren? men Sie da zurecht? Eigentlich wie ich krankgeworden bin. Dann Arg bitter. Vorher gab es Treffen, das ist alles bin ich nicht mehr gefahren. weggefallen. Ich hab auch eine Frau von den Maltesern gehabt, die zwei Mal in der Die Krankheit war ausschlaggebend. Woche zwei Stunden zu mir gekommen ist,
12 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ das ist alles weggefallen. So bin ich die Machen Sie sich jetzt Gedanken? meiste Zeit allein. Denn ich kann ja nicht Ja. Ich bin jetzt in dem Alter wo ich sagen von meinen Kindern verlangen, dass sie den kann, es kann jeden Tag zu Ende sein. Ich ganzen Tag bei mir sind. Die haben ja auch hab es gesehen bei meinem Mann. Der ist Familie. morgens aufgestanden und hat gesagt: „Ich kann nicht mehr.“ Und ist ins Krankenhaus Wie verbringen Sie die Zeit? gekommen und weg war er. Hauptsächlich mit lesen. Und ein bissel Fernsehen zwischendrin. So schnell ist er gestorben. Ja. Morgens um acht Uhr ist er ins Kranken- Bekommen Sie Bücher gebracht? haus gekommen und um 12 Uhr war er ge- Ich hab eine Frau, die bringt mir immer ein storben. Die haben mich noch anrufen wol- Körbchen voll Bücher, weil sie weiß, dass len, haben aber ausversehen die Nummer ich gerne lese. meiner Tochter gewählt und die war noch auf der Arbeit. Dann hat er allein sterben Haben Sie eine bestimmte Richtung, die müssen und das hat mich arg berührt. Sie am liebsten mögen? Ja, so schöne Familienbücher. Bloß keinen Das glaub ich Ihnen. Das beschäftigt Sie. Krimi. Im Fernsehen guck ich auch keine Kri- Ja, der war morgens noch so lustig. Wir ha- mis, dann könnte ich nicht schlafen. Das ben im Bett noch miteinander erzählt, wie geht dann mit mir zum Schlafen. wenn gar nichts wär. Dann war‘s so schnell vorbei. Das regt Sie zu sehr auf. Wenn Sie ihr Leben überblicken, was war Das war dann ein richtiger Schock. Ihnen in Ihrem Leben immer wichtig? Was waren die schönsten Erlebnisse, die Sie Dass ich zwei gesunde Kinder habe, dass gemeinsam mit Ihrem Mann hatten? wir einen guten Familienzusammenhalt ha- Wir waren Wassersportler. Wir haben ein ben. Das merk ich auch heut. Unsere Kinder, Motorboot gehabt und da sind wir immer die sind immer für mich da. Wasserski gefahren. Das gibt Ihnen ein gutes Gefühl. Da waren Sie sehr sportlich. Ja, wenn Weihnachten ist oder sonstige Ja. (lacht) Feste, das macht alles meine Tochter. Da kommen wir alle zusammen bei meiner Wo sind Sie Wasserski gefahren? Tochter. In der Zwischenzeit habe ich auch Auf dem Rhein. Dann sind wir auch ab und zwei Urenkel. zu in Urlaub gefahren, aber mehr wie acht Tage konnten wir ja nicht fort. Dann haben Die sind eine Freude für Sie. wir das Boot mitgenommen. Wir waren in Mein Enkelsohn wohnt ja nebenan im Haus. Italien auf dem Lago Iseo, da konnten wir Da ist das erste Urenkelchen. Und bei der immer fahren. Da war kein Schiffsverkehr, Enkeltochter, die wohnt in Speyer-Nord, da das war ein See. Auf dem Rhein könnte man ist das zweite Urenkelchen. Dass ich das heute gar nicht mehr fahren. Die Schiffe noch erleben durfte, das hab ich nicht ge- sind ja viel schneller. Früher sind wir über dacht. Überhaupt, dass ich so alt werde. Frü- den Rhein geschwommen. Wenn ein Schiff her hat man sich auch gar keine Gedanken mit einem Anhänger gekommen ist, dann gemacht übers Alter. sind wir auf den drauf geschwommen und
aktiv dabei 13 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ sind mitgefahren, bis nach Rheinhausen. In das Corona noch nicht war, sind wir als in Rheinhausen sind wir wieder ins Wasser ge- die Stadt gefahren, sind Kaffee trinken. Ha- sprungen und haben uns runner treiben las- ben uns ins Café Schlosser gesetzt und ha- sen. (lacht) ben ein bissel die Leute beachtet. Jetzt ist natürlich nix. Jetzt können wir nur noch te- Das war doch gefährlich. lefonieren. Das ist immer eine halbe Ach nein, da waren die Schiffe noch nicht so Stunde, die langt als gar nicht. Was wir uns schnell. Und nicht so viele. alles zu erzählen haben. Haben Sie im Rhein schwimmen gelernt? Was ein Glück, dass es Telefon gibt. Nein, ich hab im Rhein nicht schwimmen Das stimmt. gelernt. Ich hab im Hafen, im neuen Rhein- hafen hab ich schwimmen gelernt. Das war Wie war das in Ihrer Kindheit. Hatten Sie ja während dem Krieg noch. Ich war ja noch Telefon? ein Schulmädchen. Im Hafen ist man mit ei- Nein. Erst später, wie meine Mutter allein ner Fähre rübergefahren, da war die Speye- war, nachdem mein Vater gestorben war, rer Schwimmschule. Das war eine schwim- haben wir gesagt, sie soll sich jetzt Telefon mende Schule. Da hab ich schwimmen ge- zulegen, damit wir ab und zu mal anrufen lernt. Da war eine Schwimmlehrerin dabei. können. Oder sie bei uns, wenn etwas ist. Im Rhein konnte man nicht schwimmen, weil die Franzosen Minen reingeworfen ha- Da haben Sie früher mehr Briefe geschrie- ben. Und da durfte man nicht schwimmen. ben. Es waren auch schöne Stunden, wenn auch Ich habe gerne Briefe geschrieben. Krieg war. Es war halt die Zeit. Heute denkt man anders drüber, aber wir haben ja in Haben Sie noch ein paar alte Briefe? Speyer Glück gehabt. Wir sind ja gut davon- Gar nichts mehr. Meine Mutter hat alles ver- gekommen. Nur mit dem Essen hat es halt brannt. Ich vermiss so manches. gehabert. Das war ein magerer Speiseplan. Die Landleute, die waren besser dran. Da Was ist Ihnen noch wichtig zu berichten? waren viele Bauern, da ist immer etwas ab- Wie ich konfirmiert worden bin, da haben gefallen. Aber in der Stadt, da hat man von alle die, die gekommen sind zur Konfirma- niemanden etwas gekriegt. tion, die Angehörigen und Verwandte, die haben mir Märkle mitgebracht, damit ich Was hat Ihre Mutter gearbeitet? mir Stoff kaufen konnte für ein Kostüm. Meine Mutter hat in einer Druckerei gear- beitet. Die Frauen mussten ja die Männer Wer hat das Kostüm dann genäht? ersetzen. In der Zechnerschen Druckerei. Meine Tante, die war Schneiderin. Was hat sie da gemacht? Das ist sehr schön. Die war Einlegerin an einer Maschine. Da Die hat mir alles genäht, auch mein Braut- hat sie eine Frau kennengelernt. Das war kleid. dann ihre Freundin und die hat sie gehabt, bis sie gestorben ist. Haben Sie noch Fotos? Ja, ich hab noch ein paar Fotos. In Karlsruhe Das war eine gute Freundin. Hatten Sie war mal eine Bundesgartenschau und da auch so eine gute Freundin? haben wir auch mitgemacht und haben un- Ja. Ich hab heut noch so eine gute Freundin. sere Nelken ausgestellt. Da haben wir eine Schon 50 Jahre. Wir sind die ganze Zeit, wie Medaille bekommen. Dann ist die von der
14 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeitung gekommen und hat mich aufge- Ja, das denk ich auch. Er kommt auch jede nommen mit einem Arm voll Nelken. Woche von Donnerstag bis Freitag, ist er im- mer da. Wie sind sie denn auf Nelken gekommen? Das war meinem Mann seine Sache. Er war Das ist schön. ja der Gärtner. Ich hab mich ja erst rein ar- Ja. beiten müssen. Am Anfang hat mein Mann noch Gemüsepflanzen gehabt. Die haben Was würden Sie jungen Menschen für ei- wir verkauft. Da ist eine Frau gekommen, nen Rat geben? die Kohlräble gewollt hat von mir. Und ich Auf den Lebensweg (überlegt) Ich hab bei hab ihr Pflanzen gegeben. Später ist sie ge- unseren Kindern immer gedacht, hoffentlich kommen und hat gesagt: „Frau Decker, das nehmen sie keine Drogen, hoffentlich kom- waren aber keine Kohlräble, das war Wir- men sie in keine schlechte Gesellschaft und singkraut, was sie mir verkauft haben.“ Aber das hab ich auch erreicht. Ich hab sie gut ich hab das ja alles erst lernen müssen. Ich groß gebracht oder wir haben sie gut groß bin ja vom Büro gekommen. Aber das ist mir gebracht. Sie haben alle beide einen Beruf zugutegekommen, ich hab dann abends gelernt und sind anständig geblieben und noch die Buchführung gemacht. haben jetzt selber Familie. Auch unsere En- Wir hatten vorwiegend Nelken. Wir haben kelkinder sind gut verheiratet. Nelken gehabt, Iris, Alpenveilchen, im Früh- jahr Tulpen und Narzissen und im Herbst Wie viele Enkel haben Sie? Chrysanthemen. Zwei. Das sind die Kinder meiner Tochter. Hat es Ihnen leidgetan, als Sie die Gärt- Vielleicht bekommen Ihr Sohn und seine nerei aufgegeben haben? Frau auch noch Kinder. Ja, das ist mir schwergefallen. Unser Sohn Wenn ich‘s noch erlebe. Ich bin in dem Al- hat es nicht übernehmen wollen und dann ter, wo ich sag, es kann von heut auf mor- haben wir’s verkauft. Ein Gewächshaus gen fertig sein. In dem Alter weiß ich, dass nach dem andern. Eins ist sogar nach Öster- es so sein kann. Bei meinem Mann ist es so reich gegangen. Dann haben wir das ganze schnell gegangen und ich wünsch mir auch, Gelände verkauft an die GEWO. Ein großes dass es so schnell geht. Stück haben wir behalten. Da haben wir dann noch ein Haus drauf gebaut, ein Einfa- Man hat es nicht in der Hand. milienhaus. Das ist auch so eine Sach. Wir Nein. Ich kann nur jedes Mal, wenn ich mein haben‘s dann frühzeitig unseren Kindern Abendgebet spreche, sagen: „Lass es übergeben. Da hat mein Mann gesagt, jetzt schnell gehen, lass es bald gehen.“ tun wir es gleich teilen, damit sie später mal nicht Krach kriegen miteinander. Das Wohn- Sind Sie gläubig? haus, das hab ich noch. Mein Sohn ist halt Ja. Meine Eltern waren beide evangelisch im Schwarzwald. und ich bin in meiner Kindheit schon in den Kindergottesdienst gegangen. Wenn Sie daran denken, dass Ihr Sohn glücklich ist im Schwarzwald, dann ist es Haben Sie zu Hause als Kind auch gebe- doch ein Trost. tet? Ja, das ist er. Nein, zu Hause haben wir nicht gebetet. Das ist doch wichtig, dass er glücklich ist. Ihnen ist das Gebet wichtig.
aktiv dabei 15 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Ja, mir ist es sehr wichtig. noch so machen kannst. Das hab ich mir im- mer gewünscht, dass ich im Kopf klar Das tut Ihnen gut und hilft Ihnen. bleibe, bis ich sterbe. Das ist bei meinen El- Ja, es hilft in Schwierigkeiten. Ich sag, ich bin tern so gewesen und bei meinem Mann ehrlich, ich bin schon hingefallen und hab auch. Und jetzt hoffe ich doch, dass es bei gebetet, lieber Gott helf mir doch, dass ich mir auch so wird. wieder in die Höh komm. Und ich bin wie- der in die Höh gekommen. Es klingt sehr klar, was Sie mir erzählen. (lacht) Mein Sohn sagt als: „Was Du noch Das Gebet hat Ihnen Kraft gegeben. alles weißt.“ Ja, das ist mein Leben gewe- Ja. sen. Wenn Sie auf Ihr Leben zurückschauen, Vielen Dank für Decker für dieses Ge- was ziehen Sie da für eine Lebensbilanz? spräch. Es hat mir Freude gemacht, mit Ich bin zufrieden. Ihnen im Austausch zu sein. Ich wünsche Ihnen, dass Sie noch viel Freude mit Ihren Würden Sie etwas ändern, wenn Sie Kindern, Enkelkindern und Urenkeln ha- könnten? ben. Nein. Ria Krampitz Das darf Ihnen ein gutes Gefühl geben. Gesundheitlich sind Sie nicht mehr so mobil. Gesundheitlich bin ich angeschlagen. Seit 2015. Aber es hat sich viel gebessert. Ich hab einen Pflegedienst. Ich muss Kom- pressionsstrümpfe tragen. Die kommen morgens ziehen sie mir an und abends zie- hen sie mir die aus. Nur das, sonst brauche ich sie nicht. Ich kann vor allem in meiner Wohnung bleiben. Und kann mich noch sel- ber versorgen. Frühstück mach ich mir noch selbst und das Nachtessen. Das ist mir wich- tig, dass ich in meiner Wohnung bleiben kann. Wir haben‘s zusammen gebaut mein Mann und ich und da bin ich zu Hause. Wir haben alles finanziert und geschaut, dass al- les richtig gemacht wird. Mein Mann war immer dabei. Mein Sohn macht mir alles Schriftliche der muss auf die Bank und die Überweisungen schreiben und macht alles, was so ums Haus zu tun ist. Das ist auch gut, dass Sie alles geregelt haben. Meine Freundin sagt als, gut, dass Du mit dem Kopf noch so klar bist. Dass Du alles
16 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
aktiv dabei 17 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Testmöglichkeiten während der Corona-Pandemie in Speyer Folgende Testmöglichkeiten bestehen in Zusätzlich zu dem Schnelltestangebot wird Speyer (nur städtische Testzentren und auch ein PCR-Test vor Ort angeboten. Die- Apotheken). ses Angebot gilt nur bei einem zuvor durchgeführten positiven Schnelltest. Schnelltestzentrum des Terminvereinbarung: nicht erforderlich Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Speyer Wo: Jugendförderung, Seekatzstraße 5. (Achtung: Zugang zum Gebäude über die Schnelltestzentrum der Roland-Berst-Straße). Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Wann: montags bis freitags, 09:00 bis Wo: Festplatz 13:00 Uhr ohne Termin, 17:00 bis 19:00 Wann: montags bis freitags, 9:00 bis 17:00 Uhr mit Termin, sowie 19:00 bis 20:00 Uhr Uhr sowie samstags, sonntags und an Fei- ohne Termin ertagen,10:00 bis 18:00 Uhr samstags, 11:00 bis 15:00 Uhr mit Termin Terminvereinbarung: nicht erforderlich sowie 15:00 bis 16:00 Uhr ohne Termin Zusätzlich zu dem Schnelltestangebot der Zusätzlich zu dem Schnelltestangebot wird Johanniter wird auch ein PCR-Test vor Ort auch ein PCR-Test vor Ort angeboten. Die- angeboten. Dieses Angebot gilt nur bei ei- ses Angebot gilt nur bei einem zuvor nem zuvor durchgeführten positiven durchgeführten positiven Schnelltest. Schnelltest. Terminvereinbarung: www.speyer.de/termine Die Online-Terminbestätigung ist auszudru- Schnelltestzentrum des Betreibers cken und entsprechend vorzulegen. Für Alexander Hengst (Erlich-Apotheke) alle Personen, die keinen Zugriff auf das In- im Vogelgesang ternet haben, ist eine Terminvereinbarung Wo: Im Nahversorgungszentrum am Platz auch telefonisch unter 06232-6959967 der Stadt Ravenna (Windthorststraße 11) montags bis freitags zwischen 12:00 und Wann: montags bis freitags, 15:00 bis 14:00 Uhr möglich. 19:00 Uhr sowie samstags und sonntags von 11:00 bis 15:00 Uhr. Schnellteststation der Stadt Speyer Das Angebot gilt auch an Feiertagen. Wo: Ehemaliges Stiftungskrankenhaus, Spi- Terminvereinbarung: nicht erforderlich talgasse 1 Wann: dienstags und donnerstags, 10:00 bis 14:00 Uhr Schnelltestzentrum des Pflegeteams Terminvereinbarung: Handermann & Schäfer www.speyer.de/spitalgasse Wo: Berliner Platz Wann: montags bis freitags, 10:30 bis Schnelltestzentrum des 14:30 Uhr sowie samstags und sonntags, DRK Kreisverband Speyer e.V. 10:30 bis 13:30 Uhr Wo: Postgalerie (Postplatz 1, Zugang über Terminvereinbarung: nicht erforderlich den Eingang des Amedia Plaza) Wann: montags bis sonntags, auch an Fei- ertagen, 10:00 bis 18:00 Uhr
18 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Schnelltestzentrum des Aktiv Zentrum Physiotherapie Malteser Hilfsdienstes Wo: Am Rübsamenwühl 4 Wo: Am Anger 4 (Bruder-Konrad-Haus) Wann: mittwochs von 08:30 bis 10:00 Wann: montags bis freitags, 09:00 Uhr bis Freitags von 17:30 bis 21:00 Uhr 17:00 Uhr sowie samstags und sonntags, Samstags von 11:00 bis 16:00 Uhr 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr Ohne Anmeldung Kontakt: 0176-67429671 und Schnelltest- zentrum.Malteser-Speyer@malteser.org Arbeitsmedizin Speyer Terminvereinbarung: nicht erforderlich Wo: Spitalgasse 1 Wann: dienstags und donnerstags von Schnelltestzentrum des 10:00 bis 14:00 Uhr DLRG am Binsfeld Anmeldung: Online https://termine-reser- Wo: Biersiederstück am Binsfeld vieren.de/termine/speyer/ Wann: samstags, sonntags und an gesetzli- chen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr. ASB Teststation Terminvereinbarung: nicht erforderlich Wo: Auestraße 9c Wann: montags bis freitags von 12:00 bis Weiterhin bieten derzeit fünf Speyerer 14:30 Uhr Apotheken kostenlose Schnelltests an: Keine Anmeldung erforderlich Sonnen-Apotheke, Maximilianstraße 40, PCR-Tests 06232-75906 Apotheke am Bahnhof, Bahnhofstraße 49, DM-Drogeriemarkt 06232-73132 Wo: St. German-Straße 9a Erlich-Apotheke, Fünfkirchener Weg 3, Wormser Landstraße 192 Online-Terminvereinbarung notwendig Wann: montags bis samstags von 09:00 bis Ludwig-Apotheke, Ludwigstraße 31, 16:30 Uhr Online-Terminvereinbarung notwendig Anmeldung: Online www.dm.de/dm-App Hilgard-Apotheke, Hilgardstraße 30,06232- 9908383 Dr. Reuter& Kollegen Wo: Ludwigstraße 25 Das Schnelltestangebot richtet sich nicht Wann. Nach Vereinbarung an symptomatische Personen und Perso- Anmeldung: 06232/76966 nen der Kontaktkategorie I. Diese müssen einen PCR-Test im Testzentrum in der EccoCare Testzentrum Halle 101 durchführen lassen, siehe Wo: Auestraße 22 Corona-Testzentrum. Iggelheimer Straße 20 Stand 28. Mai 2021 Wann: montags bis samstags von 09:00 bis 19:00 Uhr Quelle: www.speyer.de Erlich-Apotheke Wo: Fünfkirchener Weg 3 Gynäkologische Praxis Weitere Schnelltestzentren sind: Wo: Fünfkirchener Weg 3 Wann: von 11:30 bis 12:30 Uhr Adessa GmbH Anmeldung: 06232/36363 Wo: Bahnhofstraße 39 Wann: 08:00 bis 18:00 Anmeldung: 06232/9808899
aktiv dabei 19 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Hausarztpraxis Dr. Rappold Testcenter Vogelgesang Wo: Bahnhofstraße 38 Wo: Windthorststraße 11 Wann: nach Vereinbarung Wann: montags bis freitags von 15:00 bis Anmeldung: 06232/76744 oder hausarzt- 19:00 Uhr rappold@gmx.de Samstags und sonntags von 11:00 bis 15:00 Uhr Hotel Goldener Engel Quelle: www.speyer.de Wo: Mühlturmstraße 5 Wann: 07:00 bis 19:00 Uhr Vielen Dank an Herrn Christian Kölsch, Anmeldung: 06232/13260 Stellv. Brand- und Katastrophenschutzin- MZV Urologie und Uronkologie spekteur, für die Ergänzungen.
20 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
aktiv dabei 21 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Dieses Bild und die nachfolgenden Texte und Zeichnungen sind dem Gute-Laune- Heft entnommen, das Schülerinnen der Edith-Stein-Realschule für Seniorinnen er- stellt haben. Wir möchten ihr Engagement würdigen und auch in dieser Ausgabe ein paar Beiträge veröffentlichen.
22 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
aktiv dabei 23 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
24 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
aktiv dabei 25 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
26 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________
aktiv dabei 27 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Kontakte zu Heimen und sozialen Ein- richtungen, sowie zu den älteren Mit- bürgerinnen und Mitbürgern und küm- mert sich um die sozialen Aufgaben der älteren Menschen Information und Beratung von alters- und behindertengerechten Wohnen, so- wie betreutes und alternatives Wohnen- Vorstand Vorsitzender Ludwig Schultheis Tel. 06232-25899 Familie.schultheis@icarus-net.de Stellvertreter Karl-Heinz Weinmann Tel. 06232-24109 Weinmann.karl-heinz@t-online.de Stellvertreter Daoud Hattab Tel. 06232-3779 d.hattab@web.de Helfen Sie mit Machen auch Sie Vorschläge, wie die Le- benssituation älterer Menschen in Speyer verbessert werden können. Amtsperiode Nehmen Sie mit dem Vorstand Kontakt Der Seniorenbeirat möchte älteren Men- auf, wenn Sie Ideen zur Verbesserung ha- schen an Entscheidungen beteiligen und ben. zur Mitarbeit anregen. Die Treffen werden in der Lokalpresse be- Er erarbeitet Empfehlungen und gibt diese kanntgegeben. an betreffende Stellen, z.B. an den Stadt- vorstand, weiter. Die Amtsperiode des jetzigen Seniorenbei- rates geht von 2019 - 2024 Aufgabenbereiche sind Mitwirkung bei der Lösung des öffentli- Weitere Informationen erhalten Sie im Se- chen Nahverkehrs, Verkehrsberuhi- niorenbüro: gungsmaßnahmen, Verkehrsregelun- Maulbronner Hof 1A, 67346 Speyer gen, Ausbau von Geh- und Radwegen Tel. 06232-142661
28 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Ich lasse mich nicht verängstigen Interview mit Marga Fedder Viola Mühlstädt – Auszubildende zur Pflege- lasse mich von den Medien nicht Fachkraft - führte im Februar 2021 ein verängstigen und beeinflussen. Interview mit Frau Marga Fedder, 79 Jahre, im Haus PAMINA in Speyer wohnhaft, Fühlst du dich allein gelassen mit all den durch. Sie gehört zur Impfgruppe 2 und hat Informationen und im Umgang mit der viele Hobbys, Aktivitäten, Freunde und Situation? Bekannte. Ich möchte von ihr erfahren, wie Alleingelassen nicht, nur enttäuscht, dass sie sich mit der Situation Corona fühlt und das Impfpensum, wegen fehlender wie sie damit umgeht. Impfdosen, nicht ausreichend getätigt Wir werden jeden Tag mit den werden kann. Informationen bekommen verschiedensten Informationen über das wir ja jeden Tag in unterschiedlichster Form. Virus konfrontiert, ob sie nun für den einzelnen positiv oder negativ sind, hängt Was hältst du von der Verlängerung des von jedem selbst ab, wie er damit umgeht. Lock-Downs? Es ist für viele eine schwierige Zeit und Absolut in Ordnung, denn ein Absetzen und deshalb ist die Meinung eines jeden ein wieder Aufleben lassen wäre wohl noch Einzelnen wichtig. anstrengender. Ich würde für eine niedrige Da es in dieser Zeit schwierig ist Personen Inzidenzzahl Angabe plädieren, da diese persönlich zu treffen, habe ich dieses von jedem verfolgt werden könnte. Das Interview telefonisch durchgeführt und die würde für eine eventuelle Zeitangabe Erlaubnis es aufzunehmen eingeholt. überflüssig machen, an der sich bisher alle Menschen geklemmt haben. Wie und wo informierst du dich über den neuesten Stand von Corona?? Was bedeutet Corona – Krise für dich Aus sämtlichen Medien: der Tageszeitung, persönlich? dem Fernsehen und dem Radio. Schon eine Bedrohung. Erst recht durch mein hohes Alter, 79 Jahre. Versuche aber, Warum bist du so interessiert mehr über nicht von der Angst überrollt zu werden. dieses Thema zu erfahren? Ich war schon immer ein interessierter Wie schützt du dich selbst und andere vor Bürger und ich möchte auf dem neuesten Corona? Stand sein, was die Entwicklung in dieser Mit den üblichen Maßnahmen: Hände Richtung angeht. wachen, Mundschutz tragen und Abstand halten. Ist bei mir absolut zur Gewohnheit Wie gehst du mit den Informationen über geworden. Die Besuchsregeln halte ich Corona um? ebenfalls ein. Sehr differenziert. Mein eigenes Über- denken lasse ich nicht außer acht. Kannst du deinen Hobbys und Aktivitäten nachgehen? Wie darf ich das mit dem eigenen Ja, kann ich. Ich male, ich schreibe Lyrik, bin Überdenken verstehen? sehr viel wandern, spiele Karten, höre Radio Damit meine ich meine eigenen Gedanken, und lese viel. die ich mir zu diesem Thema mache. Ich
aktiv dabei 29 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Wie darf ich mir das vorstellen? Die Gruppe der über 80jährigen zu impfen Malen und schreiben in der Wohnung, finde ich gut. Dennoch sollten alle Kartenspielen immer nur mit einer Person Menschen, die mit vielen anderen in meinem Single-Haushalt. Wandern gehe Menschen zusammenarbeiten müssen, wie ich Moment auch nur mit einer Person. Ärzte, Pflegepersonal, Krankenschwestern, Polizei, Feuerwehr, Sanitäter, Lehrer, Wie wichtig ist die der soziale Kontakt? Erzieher geimpft werden. Anschließend die Er ist mir sehr wichtig. Dazu ist das Altersgruppen 70 – 79 Jahren. gemeinsame Laufen, Karten spielen, Telefonieren und Briefe schreiben (Email) Wirst du dich impfen lassen? mir sehr wichtig. Ich werde mich impfen lassen. Bin sehr dankbar, dass in der Kürze der Zeit die Hast du die Möglichkeit deine Kontakte Impfstoffentwicklung, diese Möglichkeit zu pflegen? bietet. Ja, wie eben erläutert. Klappt aber nur mit eigener Initiative, indem ich mich mit den Warum hast du dich entschieden dich Personen in Verbindung setzte. impfen zu lassen? Ich werde mich aus eigenem Interesse und Was hältst du von den Impfstufen und aus Solidarität zu anderen impfen lasse. Es deren Staffelung? ist mir wichtig, dass bald alles wieder
30 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ geregelt geht. Netzwerk Demenz Speyer Was wirst du als erstes tun, wenn wieder Zum dritten Mal hat das Netzwerk Demenz alles möglich ist? Den Wegweiser „Gemeinsam leben mit Möchte mehrere Freunde zu mir nach Demenz überarbeitet. Er enthält wichtige In- Hause einladen, Theater oder Konzerte formationen zum besuchen, meine Vereine regelmäßig Krankheitsbild, besuchen, in mein Lieblingslokal zum Essen Therapiemöglichkeiten, gehen und verreisen. Gestaltungsmöglichkeiten für den Alltag Was würdest du dir für die Zukunft Gestaltung des Wohnumfeldes wünschen? Die Ernährung Was ich mir wünschen würde: Entlastungsmöglichkeiten für Betroffene Es wäre wünschenswert den Menschen und Angehörige etwas mehr Sicherheit zu vermitteln, indem Entlastungsmöglichkeiten außerhalb der sie keine Angst und Misstrauen schürt. Das Häuslichkeit Durcheinander der einzelnen Länderpolitik Umgang mit Krisensituationen macht es den Menschen unübersichtlich Sozialrechtliche Möglichkeiten Hilfe am und sie können mit diesem Flickenteppich Ende des Lebens nur schlecht umgehen. Er ist im Seniorenbüro erhältlich. Bitte Ich habe dir sehr gern zugehört und vorher telefonisch, 06232/142661, ei- meine Schlüsse für mich daraus gezogen. nen Termin vereinbaren. Jetzt habe ich noch eine letzte Frage. Was möchtest du allen anderen in dieser Zeit mit auf den Weg geben? Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft, die die Strapazen auf sich nehmen muss, um gemeinsam ans Ziel zu gelangen. Jeder wird auf seine Weise zu klagen haben und große seelische, wie finanzielle Sorgen auf sich nehmen müssen. Ich hoffe sehr, dass wir bald zu einem normalen Leben zurückkehren können. Vorsichtsmaßnahmen werden aber auch dann wohl noch notwendig sein. Ich danke Frau Marga Fedder für ihre ehrlichen und offenen Antworten und das sie sich Zeit für mich genommen hat. Wenn viele so wie sie denken, können wir die Corona Krise gemeinsam überstehen. Es geht immer um ein miteinander und nicht um ein gegeneinander. Viola Mühlstädt
aktiv dabei 31 ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ In eine ganz andere Welt geführt Digitale Museumsführung im Caritas-Altenzentrum St. Martha am 10. März 2021 men eines Pilotprojekts von (de)mentia + art, nahmen acht Bewohner des Caritas- Altenzentrums St. Martha teil. Die Führung „Das Goldene Zeitalter der Malerei“ aus dem Museum Wallraf-Richartz umfasste vier Gemälde aus der großen Zeit der niederlän- dischen Malerei. Wir schauten auf Männer, Frauen und Kin- der, nahmen ihr Leben und die gesell- schaftlichen Beziehungen in den Blick: Reichtum, Armut, Machtverhältnisse. Es wurde aber auch der Blick auf die verwen- deten Stilmittel wie Licht und Schatten, Lichtspiegelungen etc. gelenkt. Durch Aus- schnittvergrößerung der Gemälde wurde eine gerichtete Aufmerksamkeit auf Details ermöglicht, wodurch neue Aspekte des je- weiligen Gemäldes in den Blick werden konnten. Insgesamt waren es 60 Minuten bei denen die teilnehmenden Bewohner mit großer An der Digitalen Museumsführung, im Rah- Aufmerksamkeit in die Bilder eintauchten.
32 aktiv dabei ______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Gemeinsam, unter der Anleitung und Hin- führung von Jochen Schmauck-Langer, die Bilder entdeckten und somit in eine ganz andere Welt geführt wurden. Die Bewoh- ner brachten ihre Meinungen, Erfahrungen, Empfindungen mit ein. So fand eine Inter- aktion statt, ein Gespräch, das gemeinsame Entdecken und Wiedererkennen. Unsere Bewohner waren bei der Digitalen Museumsführung sehr offen und die Tech- nik mit mobiler Webcam und der Interak- tion schien selbstverständlich zu sein. „Es war wirklich sehr schön, was wir da al- les gesehen haben,“ erzählte im Anschluss eine Bewohnerin mit strahlendem Gesicht. Die Bewohner waren nach der Digitalen Museumsführung in einer gehobenen, er- füllten Stimmung, ja in einem beseelten Zustand. Ulrike Heinz-Deutsch, Sozialdienst Caritas- Altenzentrum St. Martha Das Netzwerk Kultur und Demenz hat die bisherige Arbeit in einer Dokumentation zusammengefasst. Sie ist im Seniorenbüro erhältlich.
Sie können auch lesen