BDV-BLICKPUNKT MIT AKTUELLEN VERBANDSMELDUNGEN - BDV BAYERN
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BdV-Blickpunkt andsmeldunge n rb ellen Ve mit aktu Ausgabe Juli 2019 Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München Ausstellung über deutsche Volksgruppen im Landtag BdV-Delegation besucht Vertriebenenverbände in Korea Gut besuchte Heimattreffen setzen neue Akzente
Grußwort schaftspolitischen Entwicklung sein könnte, da- zwei Entwicklungen deutlich vor Augen geführt. bei gewesen sein. Aber möglicherweise auch Zum einen wird die Zahl derjenigen Besucher, ein Stück Nachdenklichkeit über die wieder zu- die ihre früheren Nachbarn und Bekannten tref- nehmenden Anfeindungen gegenüber der deut- fen wollen, sichtlich geringer, jene aber, die schen Minderheit im Zusammenhang mit den sich für die Geschichte und Kultur der Hei- Antikorruptionsbemühungen des aus ihrem Kreis matregion ihrer Vorfahren interessieren, im- stammenden Präsidenten Klaus Johannis. Die mer größer. Zum anderen erkennen auch die Siebenbürger Sachsen haben an Pfingsten kei- Vertreter aus Politik und Kultur, dass es drin- nen Zweifel gelassen, dass sie Rumänien auf gend erforderlich ist, das Wissen um die mehr- dem Weg zum Rechtsstaat und zum wirtschaft- hundertjährige Siedlungsgeschichte der Deut- lichen Aufschwung als wahre Brückenbauer be- schen im Osten durch staatliche Inobhutnahme gleiten wollen. Viele der Spätaussiedler mögen zu fördern und aufrecht zu halten. zwar mit etwas Wehmut an ihre einstigen Hei- Bayern zählt hier erneut zu den Vorreitern. Mit matorte zurückgedacht haben, von Verbitterung einem Rekordhaushalt für die Belange der Hei- oder gar Hass war nicht im Ansatz etwas zu matvertriebenen hat der Bayerische Landtag spüren. ein wichtiges Zeichen gesetzt. Er hat damit rich- Ähnliches gilt für die Teilnehmer des Sudeten- tig auf die Erkenntnis reagiert, dass vieles von deutschen Tages in Regensburg und des dem, was bislang oftmals ohne großes Aufse- Deutschlandtreffens der Schlesier in Hannover. hen ehrenamtlich geschaffen und erhalten wur- Auch hier wurde deutlich, dass die Entwicklung de, mittelfristig nicht mehr ohne staatliche Unter- ihrer einstigen Heimatregionen die Menschen stützung Bestand haben wird. Der Bau des bewegt. Der Wert der Europäischen Union wur- Sudetendeutschen Museums in München, die Liebe Landsleute, de bei allen Heimattreffen in besonderer Weise Förderung des Hauses der Donauschwaben in herausgestellt – dem aufkommenden Nationa- Haar, die Unterstützung des Schlesischen Schau- liebe Leserinnen und Leser! lismus, dem Antisemitismus und jedweder Form fensters in Straubing und die Errichtung eines Wohl kaum jemand hätte sich in den Jahren der der Diskriminierung eine Absage erteilt. Kulturzentrums für die Deutschen aus Russland politischen Wende in Europa träumen lassen, Dass diese Haltung der Landsmannschaften in Nürnberg sind Maßnahmen, die nicht hoch dass fast acht Jahrzehnte nach dem erzwunge- auch zu einer veränderten, ja positiven Wahr- genug gewürdigt werden dürfen. Von daher gilt nen Verlust ihrer Heimat, die immer kleiner nehmung in der Öffentlichkeit und der Politik unser aller Dank der Bayerischen Staatsregie- werdende Zahl der Erlebnisgeneration gemein- geführt hat, war allerorts spürbar. Die Bewer- rung und jenen Fraktionen im Landtag, welche sam mit ihren Nachkommen zu Zehntausenden tung in der Rede des niedersächsischen Innen- diese Bemühungen und die in Gang gesetzten zusammenkommt, um bei ihren Heimattreffen ministers, Boris Pistorius, war dabei besonders Projekte unterstützen. ihre Verbundenheit und ein lebendiges Zeug- bemerkenswert. Demnach zählen die Lands- Bei aller Freude hierüber, es bleibt ein großer nis für die „alte Heimat“ abzulegen. Für viele mannschaften heute wieder zur den „angese- Wehrmutstropfen: die Abschaffung der unge- Beobachter überraschend war vor allem der henen und ernst genommenen Gesprächspart- rechten Berechnungsgrundlagen für die Ren- Rekordbesuch beim Heimattag der Siebenbür- nern“ in unserem Land. ten unserer Spätaussiedler. Waren die in den ger Sachsen in Dinkelsbühl. Rund 30.000 Be- Mit der Verleihung des Europäischen Karlsprei- neunziger Jahren getroffenen Regelungen not- sucher hatten sich, vielfach in ihrer Regional- ses der Sudetendeutschen Landsmannschaft an wendig, um die Tore für unsere Landsleute aus tracht, in der mittelfränkischen Kleinstadt ein- die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemein- dem Osten offen zu halten, so bedürfen diese gefunden, um ein lebendiges Zeugnis von der de von München und Oberbayern, Dr. Char- Regelungen dringend der Reform. Nach der An- vielfältigen Kultur ihrer nunmehr zum größten lotte Knobloch, wurde durch den Sprecher der gleichung der Renten im vereinten Deutsch- Teil im bundesdeutschen Exil lebenden Volks- Volksgruppe, Bernd Posselt, ein wertvolles Zei- land ist die „soziale Gerechtigkeit“ für diese gruppe abzulegen. chen für ein weiteres gemeinsames Miteinan- Mitbürger nunmehr entschlossen und solida- Welche Gedanken mussten da dem rumänischen der gesetzt. Wenngleich man die heute leben- risch einzufordern. Botschafter, Emil Hurezeanu, durch den Kopf den Generationen für die Untaten im Dritten Ihnen allen wünsche ich einen sonnigen und er- gegangen sein, als über 3.100 siebenbürgische Reich nicht verantwortlich machen kann, so ha- holsamen Sommer. Trachtenträger und Musiker beim großen Um- ben sie eine besondere Verpflichtung dafür Sor- Ihr zug an der Ehrentribüne vorbeizogen? Sicher- ge zu tragen, dass Faschismus, Kommunismus, lich wird ein Stück Wehmut über das Fehlen ei- Rassismus und Ausgrenzung keinen Platz mehr ner Volksgruppe, die heute in seinem „freien in unserem Land haben dürfen. Land“ Motor der wirtschaftlichen und gesell- Die erfolgreichen Heimattreffen haben auch Christian Knauer, BdV-Landesvorsitzender Impressum Herausgeber: Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 Redaktion: Christian Knauer (verantwortlich), Dr. Sebastian Sparwasser, Susanne Marb Layout: Christian Knauer Texte: Kurt Aue, Albina Baumann, Johannes G. Behrendt, Wolfgang Freyberg, Marc-Pawel Ha-latsch, Johann Horvath, Dr. Helmut Kaltenhauser, Manfred Kees, Martina Kerl, Christian Knauer, Christian Kuznik, Dr. Matthias Lill, Susanne Marb, Lothar Palsa, Nina Paulsen, Pressestelle CDU/CSU-Fraktion, Halrun Reinholz, C. Rinser-Schrut, Dr. Sebastian Sparwasser, Sebastian Wladarz. Fotos: Karin Bohn, Nikolaus Dornstauder, Wolfgang Freyberg, Geschäftsstelle der Aussiedler- und Vertriebenenbeauftragten, Susanne Günther, Marc-Pawel Halatsch, Christian Knauer, Gert Krautbauer, Susanne Marb, St.-Clemens-Werk. Hinweis: Sie erhalten regelmäßig den BdV-Blickpunkt mit aktuellen Informationen zu den Themen der deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler. Um Ihnen den Blickpunkt zukommenzulassen, haben wir Ihre Kontaktdaten gespeichert. Diese Daten werden ausschließlich für den Versand des BdV-Blickpunktes verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Falls Sie unser Magazin nicht weiterbeziehen möchten, können sie den Bezug jederzeit ohne Begründung widerrufen. Ihre Daten werden in diesem Fall vollständig gelöscht. Bitte richten Sie Ihren Widerruf an oben genannten Herausgeber. Gesamtherstellung: fm Dienstleistung, Schrobenhausener Straße 29, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100 BdV-Blickpunkt Juli 2019 BdV 2
BDV-Landesverband Besuch in der Geschäftsstelle: Bürgerbeauftragter Klaus Holetschek besucht BdV Bereitschaft zur Mitarbeit im Verband signalisiert Landesgeschäftsführer Dr. Sparwasser begrüßt Bürgerbeauftragten Holetschek beim Besuch der Geschäftsstelle. S. M. Sein Interesse an der Arbeit des Bundes hätte ihn gerne als seinen Nachfolger ge- trale Stellung und sei nicht weisungsge- der Vertriebenen unterstrich Anfang April winnen wollen. Dies sei nunmehr schon bunden. Er nehme aber jede Anfrage ernst der Bürgerbeauftragte der Bayerischen aus Zeitgründen nicht mehr möglich, zu- und bemühe sich um eine rasche Ant- Staatsregierung, Klaus Holetschek, mit mal er als Vorsitzender des „Tourismus- wort. Seine Unterstützung ist kostenfrei. einem Besuch der BdV-Landesgeschäfts- verbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben“ Die Arbeit des Bürgerbeauftragten solle, stelle. Der Memminger CSU-Landtags- und als Präsident des „Kneipp-Bund e.V. so Holetschek, die Bürgernähe als wich- abgeordnete, dessen familiäre Wurzeln – Bundesverband für Gesundheitsförde- tiges Kennzeichen der parlamentarischen ins Sudetenland reichen, zeigte sich da- rung und Prävention“ ohnehin schon ein Demokratie in Bayern stärken. bei beeindruckt vom vielfältigen Aufga- hohes Maß an ehrenamtlicher Verant- Klaus Holetschek ist seit Anfang der benspektrum des Vertriebenendachver- wortung für zwei große Verbände trage. 1990er Jahre politisch aktiv. 2001 wur- bandes. Sein besonderes Interesse galt Trotzdem zeigte er sich für eine Mitar- de er zum Bezirksvorsitzenden der Jun- dabei dem Engagement des BdV in der beit im neuen, im Herbst zu wählenden gen Union in Schwaben, 1996 zum Stadt- Migrationsberatung, bei der Aufarbeitung schwäbischen BdV-Bezirksvorstand an rat in Bad Wörishofen und 1998 in den der gemeinsamen Geschichte mit den „untergeordneter Stelle“ durchaus auf- Deutschen Bundestag gewählt. Nach sei- heute lebenden Bewohnern in den Hei- geschlossen. Zudem engagiere er sich aus ner aktiven Zeit als 1. Bürgermeister in matregionen der Vertriebenen und bei der Überzeugung und mit großer Leidenschaft Bad Wörishofen und stellvertretender Bewahrung und Pflege des ostdeutschen als Mitglied in der „Arbeitsgruppe Ver- Landrat im Landkreis Unterallgäu, wech- Kulturgutes. „Es ist beeindruckend, wie triebene, Aussiedler, Partnerschaftsbe- selte er 2013 in den Bayerischen Land- viele Bürger sich über 70 Jahre nach dem ziehungen“ der CSU-Fraktion im Baye- tag. Der Bürgerbeauftragte wurde am 21. Vertreibungsgeschehen noch immer eh- rischen Landtag. Oktober 1964 in Landshut geboren, ist renamtlich in die Erinnerungsarbeit ein- Als Bürgerbeauftragter sei es ihm ein An- verheiratet und Vater zweier Kinder. bringen und für den europäischen Eini- liegen, Hilfesuchenden für einen direk- gungsgedanken kämpfen“, so der Be- ten Dialog zur Verfügung zu stehen, um Wechsel in Memmingen auftragte. zu erfahren, wo sie der Schuh drückt. Oft- Ende März wurde auf der Jahreshaupt- Auch wenn der Vertriebenen- und Aus- mals gelinge es ihm, diese bei Fragen im versammlung Ost- und Westpreußen in siedlerbereich schwerpunktmäßig von sei- Zusammenhang mit der öffentlichen Ver- Memmingen ein neuer Vorstand ge- ner Kollegin Sylvia Stierstorfer als zu- waltung zu helfen, konstruktiv bei Prob- wählt. Nachdem sich der seit 1995 am- ständige Beauftragte betreut werde, so lemen mit Behörden zu beraten und ih- tierende Vorsitzende Fritz Schwerdtfe- fühle er sich den Landsmannschaften und nen bei Verwaltungsverfahren den Rü- ger aus gesundheitlichen Gründen nicht ihren Heimatortsgemeinschaften in be- cken stärken. Nicht tätig werden könne mehr für eine weitere Amtsperiode zur sonderer Weise verbunden. Als langjäh- der Bürgerbeauftragte bei laufenden oder Verfügung stellte, wurde Alfred Ro- riges Mitglied der Sudetendeutschen abgeschlossenen Gerichtsverfahren, bei senberg zum Nachfolger gewählt. Un- Landsmannschaft in Memmingen habe staatsanwaltlichen, steuerstrafrechtlichen ter Leitung von Bezirksvorsitzendem er vor der Berufung in die neue verant- oder innerdienstlichen Ermittlungen, falls Johannes Behrendt wurde bei den Neu- wortungsvolle Funktion selbst mit dem bereits der Petitions- oder ein Untersu- wahlen Ursula Ewert als Kassen- und Gedanken gespielt, sich stärker in diesem chungsausschuss des Landtages einbe- Schriftführerin bestätigt. Mit der Kas- Bereich zu engagieren. Der schwäbische zogen wurde sowie bei zivilrechtlichen senrevision wurden Carola Rosenberg BdV-Bezirksvorsitzende und frühere Streitigkeiten. und Karin Noack betraut. Landtagsabgeordnete Reinhard Pachner Als Bürgerbeauftragter habe er eine neu- BdV BdV-Blickpunkt Juli 2019 3
Aus dem Freistaat Erfreuliche Ergebnisse: Vertriebenen-Beirat freut sich über Baufortschritte Rentengerechtigkeit bleibt wichtigstes Thema Zu ihrer turnusmäßigen Frühjahrssitzung seum. Das Museum werde als staatlicher Russland zu interessieren. „Hier soll zum trafen sich am 28. Mai die Mitglieder des Hochbau unmittelbar angrenzend an das einen eine zentrale Anlaufstelle für die bayerischen Beirats für Vertriebenen- und Sudetendeutsche Haus errichtet. Zugleich Deutschen aus Russland, zum anderen Spätaussiedlerfragen im Haus des Deut- würden Räumlichkeiten im Sudeten- aber auch ein echtes Begegnungszentrum schen Ostens in München. Beiratsvorsit- deutschen Haus ertüchtigt, die für das entstehen, das zum Dialog zwischen der zender Christian Knauer berichtete dabei Museum genutzt werden. Die Baumaß- Volksgruppe und allen anderen Bürge- über die jüngsten Entwicklungen im Be- nahme sei weit fortgeschritten. Die Bau- rinnen und Bürgern einlädt“, so Dr. Frey- reich der Vertriebenenarbeit in Bayern fertigstellung werde für Mitte 2019 an- tag. Das Kulturzentrum wird eigenstän- und bedankte sich für die große Unter- gestrebt. Danach erfolge die Museums- dig und unabhängig vom Haus der Heimat stützung der Anliegen der Heimatver- inneneinrichtung und -ausstattung und in Nürnberg wirken. Durch eine enge Ko- triebenen und Aussiedler durch den Frei- daran anschließend die Bestückung des operation werden beide Einrichtungen staat. Bayern habe unter anderem bei der Museums mit Objekten. Daher werde der- aber voneinander profitieren. Einführung des Bayerischen Gedenkta- zeit davon ausgegangen, dass das Mu- Betrieben wird das Kulturzentrum vom ges für die Opfer von Flucht und Ver- seum Mitte 2020 eröffnet werden könne. Trägerverein „Kulturzentrum der Deut- treibung, bei der Entschädigung ziviler Betreiber des Sudetendeutschen Museums schen aus Russland e.V.“ Da die Errich- deutscher Zwangsarbeiter sowie zuletzt werde die Sudetendeutsche Stiftung sein. tung noch mehrere Jahre in Anspruch bei der Forderung nach Herstellung der Sie sei bereits seit der Errichtung des Baus nehmen wird, hat der Freistaat den Deut- Rentengerechtigkeit für Spätaussiedler eng eingebunden und plane zeitgleich schen aus Russland Räumlichkeiten in eine Vorreiterrolle eingenommen. Letz- zum Bau die Museumsinnengestaltung. Nürnberg zur Verfügung gestellt, in de- tere müsse noch stärker in den Blick ge- Dabei werde die Sudetendeutsche Stif- nen der Verein schon jetzt mit seiner kul- nommen werden, zumal viele Betroffe- tung von einem hochkarätig besetzten turellen Arbeit beginnt. Die Schlüssel- ne in den kommenden Jahren in die Rente wissenschaftlichen Beirat beraten, dem übergabe durch Ministerpräsident Dr. eintreten werden. neben deutschen auch tschechische Ex- Markus Söder fand am 18. Januar 2019 Die Bundesvorsitzende des Verbandes perten angehören. Außerdem arbeite die statt. Die Räume befinden sich in der der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel, Stiftung mit einem professionellen Büro Sandstraße 20a in Nürnberg. erklärte, dass die Benachteiligungen der zur Museumsinnengestaltung zusammen. Auf Nachfrage von Beiratsvorsitzendem Spätaussiedler im Rentenrecht unter an- Die Ausführungsplanungen würden ent- Christian Knauer bekräftigte Dr. Freytag, derem durch eine Anhebung der anre- sprechend dem Baufortschritt ständig dass, im Hinblick auf weitere Vereinba- chenbaren Entgeltpunkte im Fremdren- weiterentwickelt, so dass von einer naht- rungen im Koalitionsvertrag, die beste- tengesetz und durch Beseitigung der losen Realisierung der Einrichtung und henden Institutionen gestärkt werden sol- Benachteiligung der Spätaussiedler bei Bestückung nach Baufertigstellung aus- len. Bekanntlich soll auch nach Möglich- der Anerkennung von Kindererziehungs- gegangen werden könne. keiten des Ausbaus der kulturellen Ein- zeiten behoben werden könnten. Die Be- Erfreuliches konnte der Ministerialrat richtungen der Siebenbürger Sachsen und nachteiligungen gründeten vor allem in auch zur Errichtung des Kulturzentrums der Donauschwaben gesucht werden. Mit Gesetzesmaßnahmen der 1990er Jahre. für die Deutschen aus Russland in Nürn- der Landsmannschaft der Donauschwa- Eine gemeinsame Resolution ihres Ver- berg berichten. In enger Abstimmung mit ben bestehe Einvernehmen darüber, dass bandes, der Landsmannschaften der Ba- der Landsmannschaft der Deutschen aus ihre bestehende Einrichtung in Haar aus- nater Schwaben und der Deutschen aus Russland seien bereits Eckpunkte entwi- gebaut werden soll. Russland wurde breit gestreut und vie- ckelt worden, auf deren Grundlagen der- Abschließend wurden insbesondere die lerorts an die Abgeordneten in den Stimm- zeit ein geeignetes Grundstück bzw. Ge- Vertreter der Staatskanzlei und des So- kreisen weitergeleitet. Der Bundesrat habe bäude in Nürnberg gesucht werde. Das zialministeriums gebeten, in ihren Häu- erfreulicherweise am 15. Februar dem Kulturzentrum soll ein landesweit wir- sern darauf hinzuwirken, dass die Resti- Entschließungsantrag des Freistaates Bay- kendes Zentrum werden, das nicht nur in tutionsbemühungen Serbiens und ähnliche ern zur Neubewertung der rentenrecht- der Region Nürnberg wirkt, sondern auf Entwicklungen in anderen ostmitteleuro- lichen Vorgaben für Spätaussiedler mit alle Landesteile ausstrahlt. Mit einem at- päischen Staaten von der Politik stärker Mehrheit zugestimmt. traktiven Angebot sollten sich Bürgerin- aufgegriffen und gewürdigt werden soll- Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag be- nen und Bürger aus allen Teilen Bayerns ten. Zudem müssten die deutschen Min- richtete über den derzeitigen Stand der angesprochen fühlen, sich für die Ge- derheiten bei internationalen Kontakten Planungen für das Sudetendeutsche Mu- schichte und Kultur der Deutschen aus stärker berücksichtigt werden. Se.S. Unsere Arbeit und die Herausgabe dieses Magazins werden unterstützt durch: BdV-Blickpunkt Juli 2019 BdV 4
Aus dem Freistaat Präsentation im Landtag: Ausstellung „In zwei Welten“ zeigte deutschsprachige Volksgruppen in Europa BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius mit seinen Landsleuten. Rechts: Interessierte Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Fotos: S. M. Vom 8. bis 24. Mai präsentierte die Ar- schen portraitiert und ihre Auseinander- amt über eine Million geschätzt. Diese beitsgemeinschaft Deutscher Minderhei- setzung mit der deutschen Identität dem ethnischen Minderheiten entstanden in ten (AGDM) in der Föderalistischen Zuschauer näher gebracht. Die vielfälti- den vergangenen Jahrhunderten durch die Union Europäischer Nationalitäten gen Projekte zur Sprachpflege, zum Bil- deutsche Ostkolonisation, durch gezielte (FUEN) ihre Ausstellung „In zwei Wel- dungs- und Schulwesen sowie zur Kul- Auswanderungsbewegungen sowie durch ten“ im Bayerischen Landtag. Diese zeigt turarbeit spiegeln das vitale Verbandsleben Grenzverschiebungen und Vertreibungen erstmalig die deutschsprachigen Volks- sowie die politischen und soziokulturel- nach Kriegen, vor allem aber infolge der gruppen im europäischen Ausland in ih- len Wechselbeziehungen zwischen den beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert. rer Gesamtheit. In Schautafeln wird da- deutschen Minderheiten und den Mehr- Geschichte, zahlenmäßige Stärke sowie bei über Traditionen und aktuelle Tä- heitsgesellschaften. Das Projekt wurde die regionale Siedlungsstruktur sind da- tigkeiten der einzelnen Minderheitenver- von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher bei von Volksgruppe zu Volksgruppe sehr bände informiert. Die Ausstellung prä- Minderheiten in der FUEN als Ausstel- unterschiedlich. sentiert die Gemeinsamkeiten, aber auch lung „von deutschen Minderheiten über Im Rahmen eines feierlichen Festaktes die Unterschiede der deutschen Minder- deutsche Minderheiten“ organisiert und bot sich dem Publikum aus Politik und heiten aus 25 Ländern und befasst sich durch das Bundesministerium des Innern Wissenschaft, Minderheitenvertretern so- mit wichtigen identitätsstiftenden The- gefördert. Inhalt und Gestaltung der Aus- wie interessierten Bürgerinnen und Bür- men. Es werden die Herkunft und Tra- stellung wurden vom „Grafiker-Team gern erstmalig in Bayern die Gelegen- ditionen, die Vergangenheit, Gegenwart DrNice“, Berlin, in Zusammenarbeit mit heit, in die Welt der deutschen Minderhei- und das lebendige Vereinswesen der Min- der Kuratorin Dr. Katharina Weißbach, ten in Mittel- und Osteuropa, den Staa- derheiten eindrucksvoll dargestellt. von der „kmt-Ausstellungen GbR“ ent- ten der ehemaligen Sowjetunion, des Bal- Der Titel der Ausstellung drückt das aus, wickelt. tikums sowie Dänemarks einzutauchen. was für die Angehörigen der deutschen Die Zahl der Menschen deutscher Ab- Bei der Eröffnung begrüßte Landtags- Minderheiten Alltag ist: zwei Kulturen, stammung im Ausland wird auf insges- präsidentin Ilse Aigner (CSU) vor allem zwei Nationen in einer Person zu verei- nigen. Was für die einen das Gefühl der Unsicherheit und ein fehlendes Zugehö- rigkeitsgefühl auslöst, stellt für die ande- ren eine Chance auf Weitblick und Welt- offenheit dar. Beiden Perspektiven wird in der Ausstellung Gehör geschenkt. Die Idee sei gewesen, gleichzeitig sowohl die Vielfalt als auch die Einheit der deutschen Minderheiten zum Ausdruck zu bringen, die unter den unterschiedlichsten Um- ständen in den verschiedenen Staaten leb- ten und leben. Anhand von privaten Erlebnissen und über persönliches Bild- und Tonmateri- al werden die Lebensweisen der Men- BdV BdV-Blickpunkt Juli 2019 5
Aus dem Freistaat „den von Ideologien befreiten Blick auf ren ihr eigenes Brauchtum. Nicht im das Miteinander in Europa und die Pfle- Gegeneinander mit der Mehrheit, son- FdP-Vertriebenen Sprecher ge der eigenen Traditionen“. Zu Unrecht dern im Miteinander – nicht als Insel der Für die laufende Wahlperiode des Bay- sei Heimat lange Zeit als politischer Abgeschiedenheit, sondern als eng ver- erischen Landtages hat zwischenzeit- „Kampfbegriff“ gesehen worden. Die Me- bundener Teil eines Ganzen. lich auch die FDP-Landtagsfraktion gatrends unserer Zeit – wie die Globali- Neben Landtagspräsidentin Ilse Aigner ihren „Sprecher für Heimatvertriebe- sierung oder auch die Digitalisierung – richteten auch der Beauftragte der Bundes- ne“ benannt. Es ist der Aschaffenbur- hätten zwischenzeitlich auch in Deutsch- regierung für Aussiedlerfragen und na- ger Landtagsabgeordnete Dr. Helmut land eine neue Sehnsucht nach Heimat tionale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fa- Kaltenhauser. Dieser war so freund- ausgelöst. Vielfach werde damit ein Ort britius, und der Vizepräsident der Föde- lich, dem BdV-Blickpunkt seinen verstanden, an dem man festen Halt fin- ralistischen Union Europäischer Natio- Steckbrief zukommen zu lassen. de und der Orientierung und Sicherheit nalitäten, Gösta Toft, einführende Wor- gebe. „Wie erst müsse es den Menschen te an die zahlreich erschienenen Gäste. gehen, die zum Teil zeitweise um ihre Unter sie hatten sich auch der General- Heimat und damit auch um ihre Identität konsul der Republik Ungarn, Gábor Tor- zu ringen gehabt hätten“ so die Parla- dai-Lejkó, die Vizepräsidenten Karl Frel- mentarierin. Die Ausstellung im Bayeri- ler (CSU) und Markus Rinderspacher schen Landtag wertete sie als „Zeichen (SPD), BdV-Landesvorsitzender Chris- der Anerkennung“. Minderheiten berei- tian Knauer, zahlreiche Landesvorsitzende cherten die Vielfalt in den Staaten. Sie der Landsmannschaften und etwa ein Dut- pflegen ihre eigene Sprache und bewah- zend Abgeordnete gemischt. S. M. Russlanddeutscher zum Domvikar im Liebfrauendom München berufen Der aus Karaganda in Kasachstan stam- tesdienste, Seelsorge und Gemeindele- mende Monsignore Dr. Alexander Hoff- ben in rund 30 Sprachen für Gläubige mann (60) ist zum Domvikar am Mün- nichtdeutscher Muttersprache anbieten. chener Liebfrauendom berufen worden. Zuvor war er von der Deutschen Bi- Dr. Helmut Kaltenhauser Mitte Februar wurde er im Anschluss an schofskonferenz mit der Seelsorge für ka- verheiratet, zwei studierende Töchter eine Kapitelmesse, die Dompropst Weih- tholische Deutsche aus Russland und den Mitglied in Heimatkreisen Dux und bischof Bernhard Haßlberger zelebrier- anderen GUS-Staaten betraut worden. Dr. Bilin (Sudetenland) te, von Domdekan Prälat Lorenz Wolf in Hoffmann wurde 1991 in Freising zum •geb. 28.7.1961 in Töging am Inn, sein neues Amt eingeführt. Seit 2016 ist Priester geweiht und war unter anderem •1980 Abitur am König-Karlmann- Hoffmann für die muttersprachlichen Ge- in den Pfarreien Freising, Grafing und Gymnasium in Altötting meinden im Erzbistum zuständig, die Got- Schweitenkirchen tätig. •1985 Diplom Mathematik in Würzburg •1988 Promotion Mathematik Grüne laden zur Verfassungsfeier ein (Algebra) in Würzburg •1988–89 Analyst Warentermin- Die Fraktionsvorsitzenden von Bündnis restages des Zusammentritts des Verfas- märkte bei Metallgesellschaft AG, 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag sungskonvents, ins Alte Schloss nach Her- Frankfurt luden am 10. Mai zu einem festlichen renchiemsee ein. Über 100 Gäste aus Po- •1989–92 Beratung und Prüfung bei Abendempfang, anlässlich des 70. Jah- litik, Wirtschaft und Kirche erlebten eine KPMG Frankfurt wahrlich feierliche Veranstaltung, die mit •1993-2016 Gruppen-/Abteilungs- einer nachdenklichen und zugleich lau- leiter Rechnungswesen, Eigen- nigen Rede von Fraktionsvorsitzenden kapital, Bankenaufsicht bei Landes- Katharina Schulze und einem Festvor- bank Hessen-Thüringen, Frankfurt trag des früheren Leiters des Meinungs- •2016–18 Bankinterner Berater ressorts und Mitglied der Chefredaktion Digitale Transformation, Schwer- der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl, punkt Kulturwandel beim Menschen bereichert wurde. •Vorstand im Männergesangverein Als sichtbares Zeichen für die Normali- •1988 Eintritt in FDP sierung der Beziehungen zu den Hei- •seit 2001 Kreisvorsitzender matvertriebenen, kann die persönliche Aschaffenburg-Land Einladung des BdV-Landesvorsitzenden •Mitglied im FDP-Bezirks- und Christian Knauer gewertet werden. So- Landesvorstand wohl Schulze wie die Vertriebenenpoli- •seit 2018 Mitglied des Bayerischen tische Sprecherin, Gülseren Demirel, er- Landtags klärten gegenüber Knauer ihre Bereit- •Sprecher der FDP-Fraktion für schaft zu einem baldigen Meinungsaus- Finanzen tausch. Foto: S. G. BdV-Blickpunkt Juli 2019 BdV 6
Aus dem Freistaat Bayerischer Landtag: Bayern beschließt Rekordhaushalt für Vertriebene Kulturarbeit erfährt einzigartige Förderung „Die Heimatvertriebenen, ihre Verbände rung der sprachlichen, kulturellen und re- und Einrichtungen können auch in den ligiösen Identität ermöglicht werden. kommenden Jahren mit einer gesicher- Zur Förderung von Einzelmaßnahmen ten Unterstützung des Freistaates Bayern (Projektförderung) hat der Bayerische rechnen.“ Mit dieser Aussage unterstrich Landtag für 2019 760.000 Euro und für der Vorsitzende des Haushaltsausschus- 2020 650.000 Euro bereitgestellt. An Zu- ses des Bayerischen Landtags, Josef Zell- schüssen für die Sanierung bzw. Moder- meier, MdL, vor dem Bayerischen Ver- nisierung von Einrichtungen wie bei- triebenenrat in München Ende Mai die spielsweise beim „Kunstforum Ost- beschlossenen Leistungen im Doppel- deutsche Galerie“ in Regensburg, dem haushalt 2019/2020. Größter Einzelpos- „Egerlandkulturhaus“ in Marktredwitz ten ist die Förderung des Sudetendeut- und dem „Isergebirgs-Muesum“ in Neu- schen Museums mit insgesamt 12,6 gablonz sind in beiden Jahren jeweils 3,7 Millionen Euro. In ihm sind im Einzel- Millionen Euro veranschlagt. Gegenüber nen die Förderung der Errichtung des Mu- 2018 bedeutet dies wegen des verstärk- seums mit 9.22 Millionen Euro in 2019 ten Investitionsförderungsbedarfs eine Er- und 222.000 Euro in 2020, die Gestal- höhung von einer halben Million Euro. tung und Einrichtung der Ausstellungs- Die Ausgaben für die Beauftragte der und Präsentationsflächen mit 147.000 Staatsregierung für Aussiedler und Ver- Euro und eine laufende Förderung mit je- Haushaltsvorsitzender Josef Zellmeier. triebene schlagen in beiden Jahren mit je- weils 1,5 Millionen Euro enthalten. weils 68.000 Euro zu Buche. Für den Bei- Zur Unterstützung von Verbänden und sowie des Beginns der Vertreibung der rat für Vertriebene- und Spätaussied- kulturellen Einrichtungen der deutschen Deutschen aus den damaligen östlichen lerfragen sind jeweils 500 Euro einge- Heimatvertriebenen und Flüchtlinge im Siedlungsgebieten vor 75 Jahren veran- preist. Dieser hat die Aufgabe, die Staats- Sinne § 96 Bundesvertriebenengesetz, schlagt. Das „Haus der Heimat“ in Nürn- regierung sachverständig in Vertriebe- sind 2019 über 1,8 Millionen Euro und berg erhält in beiden Jahren eine Institu- nen- und Spätaussiedlerfragen zu beraten. 2020 rund 1,7 Millionen Euro vorgese- tionelle Förderung in Höhe von jeweils Er wird zu allgemeinen Regelungen und hen. Die Reduzierung im zweiten Jahr 175.000 Euro. Die heimatpolitischen An- Maßnahmen im Bereich der Vertriebe- ergibt sich aus der gleichzeitigen Schaf- liegen im Rahmen der Schirmherrschaft nen und Spätaussiedler gehört. Der Vor- fung eines eigenen Titels für das Kultur- über die sudetendeutsche Volksgruppe sitz liegt beim BdV-Landesverband. zentrum der Deutschen aus Russland und werden vom Freistaat mit jährlich 385.000 Für das von den Abgeordneten Sylvia einer Erhöhung um 110.000 Euro aus der Euro gefördert, das im Aufbau befindli- Stierstorfer und Prof. Dr. Gerhard Wasch- sogenannten „CSU-Fraktionsreserve“. che Kulturzentrum der Deutschen aus ler (beide CSU) initiierte Projekt „Stär- Aus dem Gesamtansatz werden vorran- Russland institutionell mit jeweils einer kung der Vermittlung des Themenkom- gig die aus der Schirmherrschaft über die Million Euro. Für die grenzüberschrei- plexes Vertreibung, Flucht und Integration sudetendeutsche Volksgruppe und die aus tende ostdeutsche Kulturarbeit stehen in in Schulen“ stehen im Einzelplan 15, un- der Patenschaft für die Landsmannschaft beiden Jahren jeweils 124.000 Euro be- ter dem Titel „Haus der bayerischen Ge- Ostpreußen erwachsenden Kosten getra- reit. Hier geht es vor allem um Maßnah- schichte – Herstellung und Vorführung gen. Gefördert werden insbesondere der men für die deutschen Minderheiten im audiovisueller Medien“, 120.000 Euro Landesverband des Bundes der Vertrie- Osten. Mit der Förderung soll die Wah- für das laufende Jahr zur Verfügung. benen, die Stiftung „Kunstforum Ost- deutsche Galerie“ in Regensburg, das Ohne Kommentar „Kulturzentrum Ostpreußen“ in Ellingen, 18. Wahlperiode 20.03.2019 Drucksache 18/899 die „Sudentendeutsche Akademie der Änderungsantrag der Abgeordneten Martin Hagen, Wissenschaften und Künste“, das „Su- Dr. Helmut Kaltenhauser, Matthias Fischbach, Julika Sandt, detendeutsche Musikinstitut“ in Regens- burg, das „Bukowina-Institut“ in Augs- Alexander Muthmann und Fraktion (FDP) Haushaltsplan 2019/2020; burg, das „Egerland-Museum“ in Markt- Förderung heimatpolitischer Anliegen im Rahmen der Schirmherrschaft redwitz und das „Isergebirgs-Museum“ über die sudentendeutsche Volksgruppe (Kap. 10 06 Tit. 686 03). Der in Kaufbeuren-Neugablonz. Landtag wolle beschließen: Das „Haus des Deutschen Ostens“ in Im Entwurf für den Doppelhaushalt 2019/2020 werden folgende Änderun- München darf sich über eine Förderung gen vorgenommen: In Kap. 10 06 wird der Tit. 686 03 (Förderung heimat- von 989.400 bzw. 1,045 Millionen Euro freuen. Insbesondere ist hier für das Jahr politischer Anliegen im Rahmen der Schirmherrschaft über die sudenten- 2020 ein Mehr von 55.000 Euro für die deutsche Volksgruppe) für das Jahr 2019 um 385.000 Euro von 385.000 Durchführung eines Symposiums, an- Euro auf 0 Euro und für das Jahr 2020 um 385.000 Euro von 385.000 Euro lässlich seiner Gründung vor 50 Jahren auf 0 Euro reduziert. BdV BdV-Blickpunkt Juli 2019 7
BdV-Bundesverband Wertvolle Kontakte: „Miteinander sprechen und voneinander lernen“ BdV-Delegation stattet Südkorea Besuch ab Unterschiedliche Denkweisen und Ziele lich wie Deutschland nach dem Zweiten verneuren für die fünf komplett und zwei können Länder und Völker zerreißen. Mit Weltkrieg, erlebte Korea im Koreakrieg teilweise hinter der „Demilitarisierten entsprechendem Machtanspruch und Bru- eine Welle massenhaften Flucht- und Ver- Zone“ (DMZ) befindlichen Provinzen talität verfolgt, haben sie historisch schon treibungsgeschehens, im Zuge dessen niederschlug. Locker haben sich die Vor- oft in einen handfesten Krieg, der einen zwischen acht und zehn Millionen Men- sitzenden dieser Landsmannschaften gegen die andere Meinung gemündet. schen ihre angestammte Heimat im Nor- schon früh zum „Komitee der Nordpro- Dass sie sich sogar in Grenzen manifes- den des Landes verlassen und sich jen- vinzen Koreas“ verbunden und hier ei- tieren können, die das Trennende solcher seits der, mit dem Waffenstillstands- nen jährlich erfolgenden Wechsel des Ideologien dann auf Landkarten oder ganz abkommen am 27. Juli 1953 festgeleg- Vorsitzes durch sämtliche Landsmann- konkret durch Stacheldraht, Soldaten oder ten, innerkoreanischen Grenzlinie eine schaften vereinbart. Zusammen mit ge- „Todesstreifen“ (be-)greifbar machen, ha- neue Zukunft aufbauen mussten. meinsamen wirtschaftlichen, wissen- ben Länder wie Deutschland oder Korea Ähnlich wie die Vertriebenen im Nach- schaftlichen, kulturellen oder historischen schmerzhaft erfahren müssen. kriegsdeutschland, hegten viele nordko- Projekten, wie der 1998 aufgelösten Die realen, wie die symbolischen Krie- reanische Flüchtlinge einen starken Rück- Donghwa-Bank, des Donghwa-For- ge des 20. Jahrhunderts haben die Tei- kehrwunsch in die Heimat, der sich u. a. schungsinstitutes oder des Donghwa-Ver- lung Deutschlands und Koreas hervor- in der Herausbildung landsmannschaft- triebenenfriedhofes, bilden sie die „Fö- gebracht. Gleichzeitig haben die ähnlichen licher Strukturen, ähnlich der deutschen Internationale Kontakte Erfahrungen, die mit der Teilung des je- bzw. in der Benennung von Exil-Gou- weiligen Landes verbunden waren, aber deration der Nordprovinzen Koreas“. Ins- zu einem fruchtbaren Austausch geführt. gesamt sind derzeit ca. 2.400 Einzelver- Zunächst wurde dieser zwischen der bände im südkoreanischen Vertriebe- Bundesrepublik und Südkorea bzw. der nenbereich tätig und arbeiten gemeinsam Deutschen Demokratischen Republik und für den Erinnerungs- und Kulturerhalt, Nordkoreas geführt. Seitdem der Über- für die wissenschaftliche Aufarbeitung windung der deutschen Teilung gibt es der Vertreibungen sowie für die Wieder- offizielle Kontakte diese nun auch zwi- vereinigung des Landes. schen dem vereinigten Deutschland und Im Jahr 2017 suchte Bea Su-Hyun, ein beiden koreanischen Ländern. Besonde- junger Mitarbeiter des Donghwa-Institu- res Interesse gilt dabei den Erfahrungen tes, der in Deutschland studiert hatte und im Hinblick auf den Vereinigungspro- hier mit den Vertriebenenverbänden in zess, der Dank der friedlichen Revolu- Kontakt gekommen war, das Gespräch tion 1989/90 und einer klugen Politik des mit dem Bund der Vertriebenen, um ei- damaligen Bundeskanzlers, Dr. Helmut nen Erfahrungsaustausch zwischen den Kohl, möglich wurde. Verbänden in Gang zu bringen. Kon- Obwohl die Schicksalsverwandtschaft struktive Gespräche, zunächst auf der Ar- zwischen den Ländern in diesem Aus- beitsebene, führten zu einer öffentlich tausch von Beginn an eine wichtige Rol- vielbeachteten Teilnahme einer Delega- le spielt, fristete eine Gemeinsamkeit doch BdV-Präsident Dr.Bernd Fabritius stets tion koreanischer Vertriebener unter dem über viele Jahre ein Schattendasein: Ähn- umlagert von Journalisten. damaligen Komitee-Vorsitzenden Kim BdV-Blickpunkt Juli 2019 BdV 8
BdV-Bundesverband Ji-Hwan am BdV-Jahresempfang 2018. Vertriebene und Flüchtlinge, die in ganz Erde“. Imjingak ist der Name einer Ge- Dort kam es auch zu einem Zusammen- Südkorea ein neues Zuhause gefunden denkstätte mit historischer Bedeutung. treffen mit Bundeskanzlerin Angela Mer- hatten, nach ihrem Ableben dort beiset- Die ehemals dort befindliche und später kel, zen lassen – so nahe der Heimat, wie nur gesprengte Eisenbahnbrücke über den Im Februar 2019 folgte nun der Gegen- irgend möglich, und „wiedervereint“ im Imjin-Fluss, die sogenannte Freiheits- besuch: Dank einer großzügigen Einla- Tode. Daneben bedeutet der Friedhof für brücke („Freedom Bridge“), diente frü- dung der Föderation der Nordprovinzen die Organisationen der koreanischen Ver- her dazu, Kriegsgefangene aus Nord- nach Koreas, konnte BdV-Präsident Dr. Bernd triebenen einen immensen Wirtschafts- Südkorea zu bringen und mit ihren Fa- Fabritius, zusammen mit BdV-Vizeprä- faktor, zumal er den größten Teil der für milien zusammenzuführen. Als viele Jah- sident Christian Knauer, der als Land- die dortige Arbeit nötigen Eigenmittel ge- re später die „Gemeinsame Wirtschafts- tagsabgeordneter über zehn Jahre bay- neriert. zone“ zwischen den Ländern eingerichtet erischer Landesvorsitzender der Deutsch- An diesem besonderen Ort gedachte die wurde, errichtete man diese Bahnverbin- Koreanischen Gesellschaft gewesen war, BdV-Delegation gemeinsam mit den ko- Grenzorte als Orte der Hoffnung und dem Bundesvorsitzenden der Lands- reanischen Gastgebern, dem Bürger- mannschaft Schlesien, Stephan Rauhut, meister der Stadt Paju, Choi Jong-Hwan, dung erneut. Bis zur Fertigstellung der zu Begegnung, Kennenlernen und wei- sowie einigen Abgeordneten des Provinz- neueren Freiheits-Straßenbrücke („Li- terem Austausch nach Südkorea reisen. Parlamentes der Opfer von Flucht und berty Bridge“) war sie die einzige Brü- Rauhut hatte im vergangenen Jahr Ver- Vertreibung – in Korea, in Deutschland cke in die DMZ und ist bis heute die ein- tretern des koreanischen Verbandes Nie- und weltweit – und pflanzte als Zeichen zige Eisenbahnverbindung dorthin. der- und Oberschlesien gezeigt. der Hoffnung einen Baum auf dem Fried- Als europäische Besuchergruppe erregte In Seoul angekommen, dankte BdV-Prä- hofsgelände. die BdV-Delegation dort einiges Aufse- sident Fabritius dem neuen Vorsitzenden BdV-Präsident Fabritius nahm in seinen hen, was sogar dazu führte, dass BdV- des Komitees, Kim Han-Kuk, sowie des- Gedenkworten Bezug auf die Charta der Präsident Fabritius einem zufällig anwe- sen Vorgänger Kim Ji-Hwan, für die Ini- deutschen Heimatvertriebenen von 1950 senden japanischen Fernsehteam ein tiative. Dabei betonte er unter Beifall der und erinnerte daran, dass der Koreakrieg spontanes Interview gab. Gastgeber, es gebe aufgrund der Ge- gerade ausgebrochen war, als die Char- Eindruck machte eine im Krieg übel zu- meinsamkeiten in der Landesgeschichte ta verkündet wurde. Kaum eine Ent- gerichtete Dampflokomotive, die mit all viel voneinander zu lernen. Diese reich- wicklung in der damaligen Zeit zeige ihren Schäden und Einschusslöchern als ten „von der kriegsbedingten Teilung des deutlicher, dass Flucht und Vertreibung Denkmal aufgestellt worden war, wie die Landes und des koreanischen Volkes, Weltprobleme seien, wie es in diesem Gastgeber zu berichten wussten. Ergänzt über Flucht und Vertreibung, die Tren- „Gründungsdokument der Bundesrepublik wurde dies durch einen bewegenden Vi- nung von Heimat, Familien und Freun- Deutschland“ stehe, zitierte Fabritius den deo-Zeitzeugenkommentar des Lokfüh- den bis hin zur mit jeder Generation ehemaligen Bundestagspräsidenten Prof. rers, der seiner tiefen Überzeugung Aus- schwieriger werdenden Bewahrung von Dr. Norbert Lammert. druck verlieh, dass, er wie einstmals, Erinnerungen, Geschichte und Kultur der Ähnlich wie in Deutschland seien die ko- wieder mit dieser Lokomotive über die Flüchtlinge und Vertriebenen“. Ganz in reanischen Vertriebenen Binnenflücht- jetzige Grenze in ein freies Nordkorea diesem Sinne verliefen die vier, organi- linge gewesen, die als Kriegsergebnis von fahren werde. satorisch eng getakteten Tage der Dele- der Heimat abgeschnitten worden seien. Nur etwa zwölf Kilometer Luftlinie von gationsreise, zu deren Höhepunkten eine Auf dem Friedhof werde dies greifbar, Imjingak entfernt, liegt der Odusan- gemeinsame Gedenkveranstaltung auf denn „wer hier, in Sichtweite der Gren- Wiedervereinigungsturm – direkt an der dem Donghwa-Vertriebenenfriedhof, Be- ze, zur letzten Ruhe gebettet werden woll- Mündung des Imjin in den Hangang-Fluss suche der innerkoreanischen Grenze am te und will, wird getragen von einer tie- und somit nicht an der DMZ, sondern di- Gedenkort Im- jingak und am Odusan- fen Sehnsucht nach der heimatlichen rekt an der Grenze zwischen Süd- und Wiedervereinigungsturm, der Empfang und die Gespräche im Kriegsmuseum in Seoul sowie ein Treffen mit dem südko- reanischen Minister für Wiedervereini- gung und ein Kurzbesuch im Parlament gehörten. Der Donghwa-Vertriebenenfriedhof ist mit rund 30.000 Grabstellen und etwa 2.500 Urnenplätzen nach dortigen An- gaben weltweit der größte Friedhof sei- ner Art. Eingebettet in die sanft bergige Landschaft der Mündung des Imjin in den Hangang-Fluss, zum Stadtgebiet der Stadt Paju gehörend, liegt er fast un- mittelbar an der Grenze. Von der höch- sten Stelle des Friedhofes aus kann man tatsächlich über Hügel und Flüsse hin- weg bis nach Nordkorea blicken. Diese Lage allein berührt zutiefst. So erstaunt es nicht, dass sich Jahr für Jahr rund 3.000 BdV BdV-Blickpunkt Juli 2019 9
BdV-Bundesverband Ruhestätte für über 30.000 vertriebene Nordkoreaner: der Donghwa-Vertriebenenfriedhof. Nordkorea. Von einem Observatorium ist, dass diese E-Mails ihre Adressaten nordkoreanischen Unrechtsstaat wider- auf dem Dach des Turmes kann man niemals erreichen werden. Nahe ging auch spiegelt, eine Aufarbeitung der bis in die mittels eines Fernglases das Leben in ei- eine Fotoausstellung, mit der die seit kur- 1980er Jahre herrschenden Militärput- nem rund zwei Kilometer entfernten, am zem wieder möglich gewordenen Tref- sche und -regime erschwert. nordkoreanischen Ufer des Imjin gele- fen zerrissener Familien, deren Gesprä- Zum anderen aber fiel auf, wie wichtig genen Dorfes beobachten. „Vögel kön- che, Wünsche und Ängste dokumentiert in der Erinnerungskultur Südkoreas of- nen diese kurze Distanz überwinden, werden. fenbar die Elemente „Immersion“ (Ein- Menschen hingegen haben den Fluss Im Kriegsmuseum in Seoul wurde die tauchen) und „Katharsis“ (psychische Rei- schon seit mehr als 60 Jahren nicht über- BdV-Delegation vom Direktor Park Sam- nigung durch Ausleben innerer Konflikte quert“, heißt es in einem Prospekt fast la- Deuk persönlich empfangen und nach ei- und verdrängter Emotionen) sind. Histo- konisch. nem kurzen Gespräch und dem Eintrag risch bedeutsame Objekte oder Artefak- Dennoch ist auch dieser Wiedervereini- in das Gästebuch zu einer Führung ein- te (von Menschen hergestellten Gegen- gungsturm ein Ort der Hoffnung, was geladen. Das Museum dokumentiert die stände) werden in der Ausstellung oft mit nicht nur aus den Gesprächen der Dele- gesamten kriegerischen Auseinanderset- Zeitzeugenberichten, Videos und teilweise gation vor Ort deutlich wurde. So sind zungen, die zur Entstehung des moder- sogar einer Geräuschkulisse derart emo- dort auch feste und wechselnde Ausstel- nen Südkorea geführt haben. Außerdem tional aufgeladen, dass ein Einfühlen in lungen und Installationen zu sehen, in de- wird an vielen Stellen dazu eingeladen, die präsentierte Begebenheit möglich wird nen Südkorea seine Sehnsucht nach der im Sinne eines positiv verstandenen Pa- – bis hin zu einem reinigenden Gefühls- Wiedervereinigung darstellt und aus de- triotismus der Helden dieser Kriege so- ausbruch. nen der tiefe Spalt zwischen den Ländern wie der namentlich bekannt gewordenen, Für die BdV-Delegation war dies be- deutlich wird. Einen Kloß im Hals der aber auch der unzähligen unbekannten sonders im Hinblick auf die Darstellung Delegationsteilnehmer hinterließ etwa die zivilen Opfer zu gedenken. Dabei fiel der Fluchtbewegungen von Interesse, wo Möglichkeit, Verwandten in Nordkorea zum einen auf, dass dieser Patriotismus, zum Beispiel die Flucht hunderttausen- E-Mails zu schreiben, obwohl bekannt in dem sich auch die Gegnerschaft zum der Menschen über das im Winter zuge- Gemeinsame Pflanzaktion: Bäumchen zur Erinnerung und für den Frieden. Fotos: M-P. H. BdV-Blickpunkt Juli 2019 BdV 10
BdV-Bundesverband Reservierte Plätze für die nordkoreanischen Abgeordneten. Rechts vor dem Parlament mit Wiedervereinigungsgruß. frorene Mündungsgebiet des Imjin und festen und selbstverständlichen Platz in die Begegnung mit dem Minister an- des Hangang-Flusses auf beklemmende der südkoreanischen Gesellschaft, was schlossen. Art mittels künstlicher Eisschollen dar- auch darin deutlich werde, dass der Staat „Miteinander sprechen und voneinander gestellt wird, bei deren Überquerung Laut- ihnen das ehemalige Innenministerium lernen“ – dieses Leitwort, unter dem sich sprecher die Knackgeräusche des Eises als Geschäftsstelle überlassen habe und die Delegationsreise des BdV zu den ko- wiedergeben. sie trotz vorhandener Eigenmittel groß- reanischen Vertriebenen zusammenfas- Protokollarischer Höhepunkt der Dele- zügig fördere. sen lässt, ist auch der Hauptgedanke ei- gationsreise war das Zusammentreffen BdV-Präsident Fabritius ergänzte unter ner gemeinsamen Erklärung, die von den und das Gespräch mit dem südkoreani- Zustimmung des Ministers, dass die Ver- Vorsitzenden der Verbände, Dr. Bernd schen Minister für Wiedervereinigung, triebenen in beiden Ländern ein „wert- Fabritius und Kim Han-Kuk, anlässlich Cho Myoung-Gyon. Dies zeigte sich auch voller Schatz“ seien. Ihr Festhalten an der des Termins mit dem Wiedervereini- darin, dass hierzu eine Vielzahl an Par- Heimat ermögliche Verständigungspro- gungsminister unterzeichnet wurde. Die lamentariern sowie der deutsche Bot- zesse. Ihr mitgebrachtes und angehäuf- „Vereinbarung über den gegenseitigen schafter in Seoul, Stephan Auer, gekom- tes Expertenwissen könne in Korea die und grenzüberschreitenden Austausch“ men waren. In einer kurzen Ansprache immense Herausforderung einer Wieder- ist eine Absichtserklärung, die Freiheit erklärte der Minister, er selbst habe wie vereinigung erleichtern. Dies habe sich zum Gestalten lässt, ohne die unter- viele koreanische Politiker die Ereignisse auf andere Art und Weise auch in schiedlichen rechtlichen und wirtschaft- des Berliner Mauerfalls und der deutschen Deutschland und Europa gezeigt, wo die lichen Bedingungen der Verbände aus- Einheit eingehend studiert. Die deutsche Vertriebenen einerseits bis zuletzt an die zublenden. Sie zeigt Chancen der Zusam- Geschichte sei ein Beispiel für Korea und deutsche Einheit geglaubt hätten und an- menarbeit ebenso auf, wie sie grundle- Deutschland einer der wichtigsten inter- dererseits zu Brückenbauern in die öst- gende Herausforderungen in der Arbeit nationalen Partner. Freimütig lobte er die lichen Nachbarländer Deutschlands ge- benennt. Sie nimmt zudem die positive koreanischen Vertriebenenverbände da- worden seien. Stimmung auf, die zwischen beiden Sei- für, dass sie nach wie vor für die Einheit Ähnliche Perspektiven boten Gespräche ten während der vier Tage Begegnung des Landes einträten. Sie hätten einen im koreanischen Parlament, die sich an und Austausch herrschte. M-P. H. BdV-Präsident würdigt Grundgesetz Das Inkrafttreten des Grundgesetzes am antastbare Würde eines jeden Menschen nung in Europa und zwischen den Völ- 23. Mai 1949, hat der Präsident des Bun- als wichtigster Wert und erster Artikel kern der Welt‘ eingesetzt.“ In diesem Sin- des der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabri- zum Dreh- und Angelpunkt unserer Ver- ne seien die Vertriebenen und ihre Ver- tius, gewürdigt. Die Verfassung, so der fassung wurde. bände bis heute tätig. Zu den Vertrie- BdV-Sprecher, bilde „gleichermaßen Fun- Die vollständige Wiederherstellung ihrer benenpolitikern, die am Grundgesetz mit- dament wie Rahmen unserer Gesetzge- Menschenwürde hätten nach dem Krieg schrieben, zählten unter anderem Dr. bung“. Seine vielleicht größte Leistung auch die Millionen in Westdeutschland Hans-Christoph Seebohm (Deutsche Par- bestünde darin, dass „nach dem finsteren angekommenen Vertriebenen ersehnt. Fa- tei, später CDU), Dr. Willibald Mücke Tal des Zweiten Weltkrieges – mit dem britius weiter: „Aufgrund des bis 1948 (SPD) und der als West-Berliner Vertre- Zivilisationsbruch der Nazizeit, den welt- bestehenden Koalitionsverbotes der Al- ter im Parlamentarischen Rat nicht ab- weiten Zerstörungen, Flucht und Ver- liierten konnten nur wenige ihrer Vertre- stimmungsberechtigte Paul Löbe (SPD). treibung, Deportation und Zwangsarbeit ter im Parlamentarischen Rat die Entste- – die zukunftsweisende Rückbesinnung hung des Grundgesetzes begleiten. Diese BdV-Landesverband Bayern auf freiheitlich-demokratische Werte und hätten sich besonders für die Aufnahme Stadtsparkasse Augsburg die christlich-ethische Tradition unseres und Ausgestaltung der Freiheitsrechte so- IBAN: Landes gelang“. Es sei bis heute Geschenk wie für die in Artikel 24 aufgenommene DE02 7205 0000 0251 0149 08 und Verantwortung zugleich, dass die un- angestrebte friedliche und dauerhafte Ord- BdV BdV-Blickpunkt Juli 2019 11
BdV-Bundesverband Tiefes Bedauern: Vertriebenenseelsorge weitgehend aufgegeben Kirchen sollen Einsatz für Spätaussiedler verstärken BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius hat in Rolle bei der Wiederbeheimatung der schöfe 2011 beschlossen, die überdiöze- seiner Eigenschaft als Aussiedler-Beauf- Spätaussiedler sehr ernst genommen hät- sane Sonderseelsorge im Jahre 2016 aus- tragter der Bundesregierung „mehr En- ten. Er hoffe, dass sie dies auch in Zu- laufen zu lassen. Diese übte bis dahin die gagement der Kirchen für die Spätaus- kunft täten. Kirche sei in den Herkunfts- seelsorgerische und religiös-kulturelle Be- siedler“ gefordert. „Es wird in Kreisen gebieten oft der letzte Zufluchtsort ge- treuung der Vertriebenen, Aussiedler und der Vertriebenen und Spätaussiedler je- wesen – ein Ort der Heimat. Dieses Ge- Spätaussiedler mit römisch-katholischem der Schritt bedauert, den man als Rück- fühl hätten viele Aussiedler mitgenom- Bekenntnis in Deutschland aus. Dabei zug der beiden großen Kirchen aus der men und erwartet, dass die Kirchen auch war die Kirche bestrebt, die unterschied- Spätaussiedlerseelsorge wahrnimmt“, sag- in Deutschland diese geistliche Heimat lichen geistigen und geistlichen Tradi- te er Anfang April in einem Interview der bieten. tionen der Herkunftsgebiete nach dem KNA (Katholischen Nachrichten-Agen- Der Kritik des Aussiedlerbeauftragten Leitsatz „Kirche ist Heimat“ zu bewah- tur). Wenn die Kirchen einwendeten, dass hatte sich kürzlich auch der stellvertre- ren. Die Vertriebenenseelsorge habe, so deren Eingliederung in Deutschland vie- tende bayerische BdV- und SL-Landes- Kipplinger, auch die Versöhnung zwi- le Jahrzehnte nach Kriegsende abge- vorsitzende Alfred Kipplinger ange- schen Vertriebenen und Vertreibern auf schlossen sein müsse, sei das aus seiner schlossen. Während einer Sitzung des der Grundlage des christlichen Glaubens Sicht keine überzeugende Position. Er BdV-Landesvorstandes in München be- gefördert und zur Bewusstseinsbildung würde es fast als „Ausrede“ bezeichnen, dauerte er als engagierter Katholik, dass für das Unrecht jeder Vertreibung beige- weil die Menschen diese spezifische Be- die Kirchen mit der Vertriebenenseel- tragen. Heute bleibe es den Bistümern treuung bräuchten und als wohltuend emp- sorge „nichts mehr am Hut“ hätten. Von unbenommen, auf ihrer Ebene das Ver- fänden. „Ich denke, es wäre auch eine den bayerischen Diözesen erwarte er sich triebenenpastoral weiterzuführen. Auf Chance für die Kirchen, dieses Bedürf- mehr Unterstützung für die verbliebenen diesen Sachverhalt sollte auch der Vor- nis zu befriedigen.“ und neu zur Besetzung anstehenden Ver- sitzende der Deutschen Bischofskonfe- Fabritius zeigte sich jedoch dankbar, dass triebenenseelsorge-Stellen. Es sei ein Ar- renz, Kardinal Marx, seine Mitbrüder ver- die Kirchen in der Vergangenheit ihre mutszeugnis, dass die katholischen Bi- stärkt hinweisen. Ostpreußen in Wolfsburg: Jahrestreffen lockt über 1.000 Besucher an Teilnehmer vom Kulturprogramm begeistert Das Jahrestreffen der Landsmannschaft reographien zu ostpreußischen Themen dicht mit der Anfangszeile „In Samland Ostpreußen fand heuer in Wolfsburg statt. und erntete großen Applaus. einst bei Tische saßen“, das die Rezita- Der „Congress Park“ bot den über 1.000 Wer von den Besuchern danach selbst torin noch in der Schule gelernt hatte. Die Gästen für diesen Tag ein buntes Zuhause. das Bedürfnis hatte, seine Beine zu be- Sopranistin Isabell Kusari entführte gleich Nach einem festlichen Vormittagspro- wegen, konnte sich vor dem großen Saal zwei Mal in ostpreußischen Gesang und gramm und einer Stärkung ging es mit die Stände der Kreisgemeinschaften und heimatliche Lyrik. Begleitet wurde sie einem Kulturprogramm unter dem Mot- einiger gewerblicher Anbieter anschau- am Klavier von Jun Zhao. Wer dem Tru- to „Kultur hat Ostpreußen zu bieten“ wei- en. Auch die Bundesgeschäftsstelle war bel ein wenig entgehen wollte, hatte im ter. Hierfür konnte Bernd Krutzinna un- gemeinsam mit der Preußischen Allge- unteren Foyer Gelegenheit dazu. Hier gab ter seinem Künstlernamen „BernStein“ meinen Zeitung (PAZ) vertreten. Die be- es nicht nur ein lauschiges Märchenzelt nicht nur als Sänger, sondern auch als liebten Schirme und das Ostpreußenspiel des Bundes Junges Ostpreußen (BJO), Moderator gewonnen werden. waren rasch ausverkauft. Der PAZ-Ver- sondern auch eine sehenswerte Postkar- Jung und dynamisch trat die Tanzgrup- trieb war zufrieden, konnten doch neue tenausstellung der Landsmannschaft. pe aus Bartenstein mit ihren farbenfro- Abonnenten gewonnen werden. Beim nächsten Treffen soll es wieder hen Trachten auf. Sie präsentierte ost- Auch abseits der Bühne ertönte so man- Tischständer der einzelnen Kreisge- preußische Volkstänze und eigene Cho- ches heimatliche Kulturgut, wie ein Ge- meinschaften geben. C. R.-S. Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting Die traditionelle Sudetendeutsche Wall- Hauptzelebrant beim Wallfahrtsgottes- Totengedenken in der Kirche St. Konrad fahrt nach Altötting findet in diesem Jahr dienst wird um 10.00 Uhr in der Basili- abhalten. Anschließend ist die Prozession am Sonntag, den 7. Juli statt. Die Acker- ka St. Anna der Präses der sudetendeut- zur Gnadenkapelle. Die Heimatgruppen mann-Gemeinde, das Sudetendeutsche schen Katholiken, Monsignore Dieter der Sudetendeutschen Landsmannschaft Priesterwerk und der Präses der sudeten- Olbrich, sein. Um 14.00 Uhr wird Pfar- treffen sich mit ihren Fahnenabordnun- deutschen Katholiken, laden hierzu ein. rer Hans Schneider eine Marienfeier mit gen um 9.30 Uhr vor der Basilika. BdV-Blickpunkt Juli 2019 BdV 12
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