Bio 2|05 das magazin der biobewegung
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bio März das magazin der biobewegung 2|05 Kosmos der Maria Thun Barometer für gentechfreie Zonen Passen Hybriden zum Biolandbau?
inhalt kolumne 4 kosmos. Kirche und Zertifizierung Seit 52 Jahren befasst sich die deutsche Konstellationsforscherin Maria Thun mit den Einflüssen der kosmischen Konstellationen Die BIO SUISSE GV vom 20. April wird ei- auf das Pflanzenwachstum. Seit 42 Jahren gibt sie ihren Aussaat- nen Punkt hinter eine seit Jahren geführ- kalender heraus, der mittlerweile in 25 Sprachen erscheint. bio- te Kontroverse setzen: hinter die Frage, wer aktuell hat sich mit ihr über ihre Arbeit und eine Schweizer Be- Knospe-Betriebe zertifizieren darf. Durch sonderheit unterhalten. die Gründung der BIO SUISSE wurde das Ziel verfolgt, Labels, Richtlinien, Kontrolle 6 gentech. Immer mehr Regionen werden gentechfrei. und Zertifizierung schweizweit zu verein- Immer mehr Regionen in Europa, zurzeit 3600, erklären sich frei heitlichen. Das war nötig, denn noch Ende von Gentech-Anbau. In der der Schweiz startet die Aktion «gen- der 1980er-Jahre nannte BLW-Direktor Jean- techfreie Gemeinden». Mit Verträgen können Landwirte ihren Claude Piot den Biolandbau GVO-Verzicht deklarieren. bioaktuell führt einen «Gentech-Baro- in Anspielung auf die fünf meter» ein, der die Leserinnen und Leser auf dem Laufenden hält. starken Bioorganisationen eine «Religion mit fünf Kir- 8 pflanzenbau. Passt Hybridroggen zum Biolandbau? chen». Durch ihren gemeinsa- Hybridsorten haben sich bei Mais und Gemüse im Biolandbau men Auftritt unter der Knos- durchgesetzt. Dazu hat keine Meinungsbildung statt gefun- pe ist der Biolandbau seither den. Beim Getreide ist dies noch möglich. Die Fachkommission erstarkt. Dazu trug auch das Ackerbau der BIO SUISSE möchte Hybridroggen ab 2007 vom Zertifizierungsmonopol der Bioanbau und Import ausschliessen. Was steckt dahinter? bio.inspecta seinen Teil bei. Monopole können aber zu Trägheit und 12 pflanzenbau. Zwei neue Winterweizensorten empfohlen. Leerlauf führen. Das war der Grund, dass Die empfehlende Sortenliste für Winterweizen im Biolandbau Niklaus Wynistorf die Bio Test Agro (BTA) enthält zwei neue Sorten: Ataro und Pollux. gründete, die mit schlanken Strukturen in ei- nem bäuerlichen Umfeld Dampf zu machen 14 düngung. Aufbereiteter Mist ist des Biobauern List. wusste, die Effizienz der Biokontrolle stei- Die Aufbereitung von Festmist durch Rotte oder Kompostierung gerte und die Kosten senkte. Heute ist die- führt zwar zu erheblich höheren Verlusten an Stickstoff und se Firma aus der Kontrolllandschaft in der organischer Substanz. Trotzdem schneidet aufbereiteter Mist in Deutschschweiz nicht mehr wegzudenken. Versuchen besser ab als Stapelmist. Die BIO SUISSE vergab sich nichts, als sie die BTA zur Kontrolle zuliess, weil die Zerti- 18 pflanzenbau. Bioraps: Eine interessante, aber heikle Kultur. fizierung noch immer über eine einzige, von Raps würde eigentlich sehr gut in die Fruchtfolge vieler Bioacker- der BIO SUISSE GV gewählte Firma lief und baubetriebe passen. Auch der Absatz wäre da. Doch es handelt so für Einheitlichkeit gesorgt war. sich um eine Kultur mit hohen Standortansprüchen und gros- Mit der Öffnung der Zertifizierung würde sem Risiko. diese harmonisierende Wirkung entfallen. Mit der Folge, dass die BIO SUISSE das Heft 21 milchmarkt. Knacknüsse von «Modell 2A» in die Hand nehmen und die Zertifizierungs- Die Umsetzung des Milchmarktmodells 2A gemäss GV-Be- praxis bestimmen müsste. Sie hat die an- schluss geht voran. Knacknüsse liegen im Umgang mit Käsereien spruchsvolle Aufgabe, Zulassungskriterien und regionalen Molkereien. Und auch juristische Fragen. zu definieren und durchzusetzen, die garan- tieren, dass die Praxis bei allen zugelassenen 17 richtlinien und weisungen Zertifizierern den gleichen Standards folgen, 20 BIO SUISSE und zwar flächendeckend. Wenn die BIO 23 vermischtes SUISSE dies schafft, dann kann der Wett- 26 agenda bewerb für die Biobetriebe Vorteile bringen, 29 märitstand ohne dass die Knospe an Glaubwürdigkeit 30 das letzte wort. Leserbriefe verliert. Schafft sie es nicht, dann hat der 32 Impressum Biolandbau in der Schweiz schon bald ein Problem – und baut neue Kirchen. Titelbild: Konstellationsforscherin Maria Thun. Alfred Schädeli Alfred Schädeli 2|05 3
kosmos Maria Thun: «Die Planeten können über die zu wenig belebten Böden nicht mehr wirken» in einem Kalender der Mond gleichmässig zwei Tage verbleibt, werden die Zeichen berücksichtigt, die eben nicht mehr der Wirklichkeit am Himmel entsprechen. Die Zeicheneinteilung wurde durch die alten Griechen eingeführt und damals stimmte das noch. Doch der Stand der Sonne verändert sich in 72 Jahren um ein Grad. In zweitausend Jahren verschiebt sich dadurch der ganze Tierkreis um ein mittelgrosses Sternbild. Dann kann es ja nicht mehr stimmen. Es handelt sich also um altes Wissen, das nicht mehr erneuert wurde? Thun: Genau. Das gleiche gilt für die al- ten Bauernregeln: Am Joseftag macht man dies, am Petertag macht man das. Das sind auch mal Erkenntnisse gewesen, wo das so war. Aber weil sich der Stand der Sonne «Ich mach diese Arbeit ja nicht allein»: Maria Thun mit Sohn Matthias Thun. als von der Erde aus gesehen verändert hat, stimmen diese Regeln nicht mehr. Denn Seit 52 Jahren befasst sich die deutsche Konstellationsforscherin Maria Thun diese Tage sind nun um zwei oder drei mit den Einflüssen der kosmischen Konstellationen auf das Pflanzenwachs- Wochen verschoben. Wenn man weiterhin tum. Seit 42 Jahren gibt sie ihren Aussaatkalender heraus, der mittlerweile danach arbeiten möchte, müsste man sie in 25 Sprachen erscheint. bioaktuell hat sich mit ihr über ihre Arbeit und neu suchen. Daran haben wir mal gearbei- eine Schweizer Besonderheit unterhalten. tet, aber das hätte so viel zu tun gegeben, dass wir es schliesslich bleiben liessen. bioaktuell: Die kosmischen Konstellationen nun stimmt. In unserem Kalender stellen werden von immer mehr Landwirten und wir dar, wie die Verhältnisse am Himmel Die Bauernregeln sind oft lokal oder regio- Gärtnerinnen beachtet, nicht nur in der tatsächlich sind, in welchen Sternbildern nal geprägt. Ist das bei den kosmischen biologischen, sondern auch in der kon- des Tierkreises der Mond und die Plane- Konstellationen auch so? ventionellen Landwirtschaft. Es gibt dazu ten wirklich stehen. Das kann ja jeder sel- Thun: Dazu ist gerade die Schweiz ein gu- zahlreiche Publikationen, die sich zum Teil ber nachprüfen. tes Beispiel: Die Schweizer sind das ein- widersprechen. Wie soll man sich da noch zige Volk, das den aufsteigenden und ab- zurechtfinden? Maria Thun: Als wir 1963 unseren Aus- « Wenn überdüngt wird, kom- men nur Vollmondrhythmen steigenden Mond kennt, «obsigend» und «nidsigend». Die Österreicher schreiben saatkalender erstmals herausgaben, gab es heraus mit höheren Erträgen, das, was die Schweizer dem «obsigenden» keine anderen Kalender dieser Art, heute erscheinen im deutschsprachigen Raum aber schlechter Qualität. » Mond zuschreiben, dem zunehmenden zu. Und was die Schweizer unter «nidsigend» ungefähr 30 Mondkalender. Allerdings Wie lassen sich denn diese verschiedenen verstehen, verstehen die Österreicher un- fussen die meisten auf der alten Einteilung Ansätze unterscheiden? ter abnehmend. In anderen Ländern be- nach Zeichen, die man etwa für Horosko- Thun: In den Sternbildern verweilt der achtet man ausschliesslich den abnehmen- pe braucht. Und dann stimmen die Anga- Mond unterschiedlich lange. Da gibt es den und den zunehmenden Mond. ben nicht. Dazu erhalte ich auch zahlrei- Bilder wie die Waage, da bleibt der Mond che Zuschriften von Leuten, die völlig ver- knapp eineinhalb Tage, oder die Jungfrau, Haben die Konstellationen auch einen wirrt sind, weil sie nicht mehr wissen, was in der er vier Tage verweilt. Immer wenn Einfluss auf das Pflanzenwachstum, wenn 2|05 4
die Pflanzen mit Kunstdünger gedüngt Was hat Landwirtschaft mit dem Kosmos zu tun? werden? Thun: Ich habe einmal geschrieben, dass Zur diesjährigen Landwirtschaftlichen Ta- den Sternenhimmel betrachten», stellte er die kosmischen Rhythmen nicht in der gung am Goetheanum in Dornach ver- fest, «werden wir schweigsam und ruhig.» sammelten sich Anfang Februar gut 500 Denn der Blick in den Sternenhimmel sei gleichen Weise auf die Pflanzen wirken, biologisch-dynamische Landwirte und am auch ein Blick in unsere Seele. Man könne wenn man mit Mineraldünger arbeitet. Biolandbau interessierte aus der ganzen damit eine Innerlichkeit erleben, die in den Da hat mir ein konventioneller Bauer ge- Welt. Die viertägige Veranstaltung war dem vergangenen Jahrzehnten weitgehend ver- schrieben, ich solle mir nicht einbilden, Thema «Landwirtschaft und Kosmos» ge- loren gegangen sei. dass der Mond nur den Anthroposophen widmet. Im grossen Saal fanden zahlreiche Das Pflanzenwachstum könne man, so Ru- scheine. Er arbeite seit Jahren nach dem Vorträge statt. Zudem hatten die Teilneh- dolf Steiner, der Begründer der biologisch- Aussaatkalender und erziele die besten menden die Möglichkeit, in Fachgruppen dynamischen Landwirtschaft, als Spiegel Resultate damit. und Seminaren die Thematik zu vertiefen. der kosmischen Gesetzmässigkeiten be- Eine Besonderheit der biologisch-dynami- trachten. Diesen Gedanken führte Ernst schen Landwirtschaft ist die Berücksichti- Michael Kranich aus und zeigte anhand Was haben Sie ihm geantwortet? gung der kosmischen Rhythmen in ihrer Ar- zahlreicher Beispiele, wie die Formen der Thun: Das zeige, schrieb ich ihm, dass er beit. In den vergangenen Jahren haben die Planetenbahnen in den Pflanzenorganen ein sehr guter Landwirt sei und bei der Zusammenhänge zwischen dem Leben auf Spross, Blättern, Blüten und Früchten ihre Düngung das richtige Mass treffe. Denn der Erde und dem Sternenhimmel jedoch Entsprechungen haben. So beschreibt bei- wenn überdüngt wird, dann kommen nur weit über den Biolandbau hinaus grosse spielsweise die Umlaufbahn der Venus um Vollmondrhythmen heraus mit höheren Popularität erlangt. Auch in Fachzeitschrif- die Erde in acht Jahren eine exakte, fünf- Erträgen, aber schlechter Qualität. ten wie dem «Schweizer Bauer» werden teilige Form, die der Blüte eines Rosenge- regelmässig Mondkalender mit Hinweisen wächses sehr ähnlich sieht. « Die Schweizer sind das ein- zige Volk, das den aufsteigenden auf geeignete Zeiten für Aussaat, Pflege und Ernte publiziert. Nebst den fachlichen Vorträgen wurden die Teilnehmenden durch ein vielseitiges Wolfgang Held, Kosmologe am Goethe- künstlerisches Angebot durch die Tagung und absteigenden Mond kennt, «obsigend» und «nidsigend. » anum, stellte sich die Frage, wie dieses wachsende Interesse an den Himmelser- scheinungen zu erklären sei. «Wenn wir geführt. Meistens verbunden mit Musik, die, dem Thema entsprechend, für die Zu- hörer zu Sphärenmusik werden konnte. als Gibt es Unterschiede in der Wirkung der Konstellationen zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft? An der den es ankommt, wird dadurch nicht ver- heraus, mittlerweile in 25 Sprachen. Haben Landwirtschaftlichen Tagung haben Sie auf mehrt. Der Rückgang von Nährhaftigkeit Sie auch schon ans Aufhören gedacht? die besondere Bedeutung der biologisch- und Reproduktionskraft hing auch damit Thun: Nein. Wieso meinen Sie? dynamischen Präparate hingewiesen. zusammen, dass die Planeten über die zu Thun: Vor hundert Jahren haben auf- wenig belebten Böden nicht mehr wirken Sie sind immerhin 83 Jahre alt. merksame Bauern festgestellt, dass ihre konnten. Dem kann man mit der Anwen- Thun: Ich mache ja diese Arbeit nicht Samen nicht mehr keimt und die Grün- dung der Präparate entgegenwirken, die allein. Mein Sohn Matthias ist seit 1972 flächen für die Fütterung ihrer Tiere nicht Rudolf Steiner im Landwirtschaftlichen voll dabei. Der Sohn meiner Tochter mehr reichten und die Futterqualität nicht Kurs 1924 angeregt hat. hat Chemie studiert, damit er das Labor mehr stimmte. Man hat festgestellt, dass übernehmen konnte. Sie sind da hinein- die Lebenskräfte der Erde zurückgehen. Nun gibt es aber mehr biologische als gewachsen, dass sie es ohne mich weiter Die Evolution sei jetzt so weit, erklärte biologisch-dynamische Bauern, welche machen können. Man kann ja nicht damit Rudolf Steiner, dass die Schöpfermächte, keine Präparate anwenden. rechnen, ewig zu leben. Solange ich noch die früher alles gelenkt haben, sich von Thun: Unter ihnen gibt es auch viele, die da bin und geistig fähig bin, arbeite ich der Erde zurückziehen. Der Mensch ist in nach den kosmischen Rhythmen arbeiten. in der Versuchsanlage mit und halte ich seiner Entwicklung nun fähig, diese Auf- Wir haben viele Versuche gemacht, in de- noch Vorträge. gaben zu übernehmen. nen wir Tees der Präparatepflanzen benutz- ten. Damit erzielten wir gute Ergebnisse, Legen Sie in Ihrem Garten immer noch Was bedeutet das konkret? und diese Tees kommen in der biologi- Hand an? Thun: Die erste Folge davon kann man in schen Landwirtschaft stark auf. Wer gute Thun: Garten ist schön gesagt – wir der Mineraldüngerwirtschaft sehen. Aber Erfahrungen mit diesen Tees macht, wendet haben fünf Hektaren Versuchsfläche, und das ist eine Entwicklung, die unsere Bö- manchmal später auch die Präparate an. es wird bald noch mehr sein. Doch, ich den nicht neu belebt. Das bringt zwar Er- arbeite da noch mit, so gut es geht. träge, aber der Ton-Humus-Komplex, auf Sie geben Ihre Aussaattage seit 1963 Alfred Schädeli 2|05 5
gentech Immer mehr Regionen werden gentechfrei Immer mehr Regionen in Europa, zurzeit 3600, erklären sich frei von Gentech- hört Slovenien mit seiner ganzen Lan- anbau. In Berlin fand zu diesem Thema Ende Januar eine Tagung mit 150 Poli- desfläche, die südlichen österreichischen tikerinnen, Wissenschaftern und Konsumentenvertreterinnen aus 30 Ländern Bundesländer und die nordöstlichen itali- statt. Der Prozess ist extrem dynamisch. Der Versuch eines Überblicks. enischen Provinzen. In Österreich haben ausser Wien alle Bundesländer den Status In Europa gibt es zurzeit 3600 Regionen, die zur Diskussion und im Baskenland und in der GVO-Freiheit deklariert. sich frei von GVO-Anbau erklärt haben. Es Andalusien besteht ein fünfjähriges Mora- Eine weitere staatenübergreifende Re- handelt sich dabei um sehr unterschiedliche torium. Der Widerstand in der spanischen gion ist Pannonien, zu der nebst ostös- Regionen, die teils nur einige wenige Betrie- Bevölkerung ist im Wachsen begriffen. terreichischen und westungarischen auch be, teils ganze Staaten umfassen. Weil Gen- zehn slowakische Gemeinden gehören. techfreiheit auf allen denkbaren Ebenen pro- Die Saubermänner klamiert wird, ist es auch für Insider schwie- Einige Länder haben sich flächendeckend Agrarriesen haben Mühe rig, den Überblick zu behalten. gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft In Frankreich und auf den britischen In- Ende Januar fand zu diesem Thema in ausgesprochen, allen voran Griechenland. seln gibt es sowohl eine starke GVO-Op- Berlin eine Konferenz statt, die vom euro- Allerdings handelt es sich jeweils um Be- position als auch einen starken Druck päischen gentechkritischen Netzwerk Ge- schlüsse regionaler Parlamente, nicht des für den Versuchsanbau seitens der Gen- net organisiert wurde. 150 aktive Persön- Staates. So auch in Ungarn, das noch vor techlobby. In Frankreich erklärten sich lichkeiten aus über 30 Ländern nahmen wenigen Jahren voll auf den GVO-Anbau 1250 Gemeinden, 15 Regionen und 5 De- daran teil, regionale Regierungsvertrete- setzte, jedoch keinen Absatz für die Produk- partemente als gentechfrei. Ihr Engage- rinnen, Bauern, Wissenschaftler, Aktivis- te fand. Daraufhin haben sich sämtliche 31 ment wirkt teilweise bis nach Übersee: In ten, Rechtsanwältinnen, Naturschutzex- Provinzen als GVO-frei deklariert. der Bretagne wird viel Soja als Futtermit- perten und Konsumentenvertreterinnen. Eine starke und aktive Bürgerbewe- tel importiert. Das Departement Bretagne Alle reisten nach Berlin, weil sie dasselbe gung hat sich auch in Italien konstituiert. hat mit dem brasilianischen Bundesstaat Ziel verfolgen: Sie wollen, dass ihre Re- Über 1800 Gemeinden und 14 Regionen Paraná ein Projekt lanciert, in dem für gion gentechnikfrei bleibt. haben die Gentechnik aus ihren Länderei- die Bretagne gentechfrei Soja produziert en verbannt. Schätzungsweise 80 Prozent wird. Schottland ist grösstenteils, Wales Koexistenz wird abgelehnt der Landesfläche kann in Italien als gen- flächendeckend gentechfrei erklärt und in In praktisch allen europäischen Gesetz- techfrei bezeichnet werden. Der grösste England gibt es 60 gentechfreie Regionen. gebungen ist das räumliche Nebeneinan- italienische Bauernverband «Coldiretti» Deutschland kennt bisher kein einziges der von GVO-Kulturen und gentechnik- bekämpft den Einsatz der Gentechnik gentechfreies Bundesland, aber 50 GVO- freien Sorten als Grundsatz verankert, in der Landwirt- ähnlich oder gleich wie in der Schweiz. schaft, um die Dieses Konzept der Koexistenz stiess bei italienischen Qua- den Teilnehmerinnen und Teilnehmern litätsmarken zu mehrheitlich auf Ablehnung. Ernsthafte schützen. Der Ver- Konflikte seien damit vorprogrammiert. band kann auf Un- Sie können vermieden werden, wenn sich terstützung aus der ganze Regionen gentechnikfrei erklären. Konsumentenschaft Und dazu gibt es verschiedene Ansätze, zählen. die an der Konferenz vorgestellt wurden. Über Grenzen Die GVO-Produzenten hinweg Der namhafteste GVO-Anbau in Europa In den Ostalpen hat findet in Spanien und Rumänien statt. sich die Opposition In Spanien werden rund 20'000 Hektaren grenzüberschrei- Übersicht über die gentechfreien Regionen in Europa. In den Gebie- GVO-Pflanzen angebaut. Allerdings gibt tend organisiert, in ten, die als «teilweise GVO-frei» ausgeschieden sind, liegen hunder- es auch einige Provinzen, die sich gentech- der «GVO-freien te von kleineren GVO-freien Regionen, die auf der Karte nicht darge- frei erklärt haben, etwa Castilla la Man- Bio-region Alpe- stellt werden können. cha. In Katalonien steht ein GVO-Verbot Adria». Dazu ge- Christian Schlatter, FiBL/Quelle: www.gmofree-europe.org, genet 2|05 6
freie Regionen. Die grösste ist die Ucker- Osten unklar Die meisten gentechfreien Gebiete in mark nördlich von Berlin. Als positiver Weniger klar ist die Situation in den ost- Europa sind aus Initiativen von Landwirten Nebeneffekt habe sich dort, wie Bauern europäischen Staaten der ehemaligen Sow- oder besorgten Bürgerinnen und Bürgern berichten, die Kommunikation zwischen jetunion. In Russland, Weissrussland und hervorgegangen. Sie sind in verschiedenen konventionell und biologisch wirtschaf- der Ukraine gibt es offiziell keinen Anbau Netzwerken wie Genet locker miteinander tenden Landwirten deutlich verbessert. von gentechnisch veränderten Pflanzen, verbunden. Als Informationsdrehscheibe In den anderen EU-Staaten gibt es eine Zulassung wäre dafür erforderlich. dient die Homepage www.gmofree-europe. ebenfalls eine bewegte Gentech-Gegner- Doch es kursieren auch Informationen, org, auf welcher unter anderem auch ein schaft, die in einzelnen kleineren oder gemäss denen westliche Saatgutfirmen den Leitfaden zu finden ist, der beschreibt, wie grösseren Regionen GVO-freie Zonen be- Anbau ihrer GVO-Sorten in Russland sehr man von der Bevölkerung her eine GVO- wirkt hat. wohl vorantreiben sollen. freie Zone schafft Alfred Schädeli bioaktuell lanciert Gentech-Barometer In der Schweiz wird voraussichtlich Ende 2005 über die «Gentechfrei-Initia- IP Suisse bewirtschaftet werden, welche tive» abgestimmt. Die Initianten starten zudem die Aktion «Gentechfreie Ge- den GVO-Einsatz ausschliessen. meinden». Landwirte können sich vertraglich verpflichten, auf GVO-Anbau zu Auch Biobauern, die bereits gemäss dem verzichten. Mit dem «Gentech-Barometer» hält bioaktuell die Leserinnen und Knospe-Label gentechfrei wirtschaften, sind Leser über den Stand der Aktion auf dem Laufenden. eingeladen, den Vertrag zu unterzeichnen. Auf jedem Formular können sechs Land- In der Schweiz haben sich drei Kantone Mit der Zeit soll die Karte immer grüner wirtschaftsbetriebe unterzeichnen. Es kön- zu GVO-freien Regionen erklärt: Waadt, werden. Ab dieser Nummer wird in jedem nen also auch Nachbarn gebeten werden, an Jura und Tessin (vgl. Europakarte). Weiter bioaktuell unter dem Titel «Gentech-Baro- der Aktion teilzunehmen. als steht die Gentechfrei-Initiaive vor der Ab- meter» die aktualisierte Karte abge- Mehr Infos: Verein Gentechfrei Ja, stimmung. Das Schweizer Stimmvolk wird druckt. Zurzeit können erst eine Handvoll Postfach 1168, 8032 Zürich, Jacqueline voraussichtlich Ende dieses Jahres über ein Gemeinden grün eingezeichnet werden. Oggier, WWF, Tel. 022 939 39 77 E-Mail fünfjähriges Moratorium für Gentechnik Es handelt sich um Gemeinden, in denen gemeinde@gentechfrei.ch. Die Verträge in der Landwirtschaft abstimmen können. sämtliche Landwirtschaftsbetriebe nach können vom Internet heruntergeladen Die Initiative wird von 24 Organisationen den Richtlinien der BIO SUISSE oder der werden: www.gentechfrei.ch getragen, darunter die BIO SUISSE, Bioter- ra und die IP Suisse. Die Initianten begnügen sich aber nicht mit der Kampagnenführung zur Abstim- mung; sie haben die Aktion «Gentech- freie Gemeinde» gestartet. Die Idee: Im- mer mehr Schweizer Gemeinden sollen als GVO-freie Zonen ausgeschieden werden, und zwar nicht auf der Ebene der Politik, sondern von den Landwirtschaftsbetrieben her. Die Bauernhöfe haben die Möglichkeit, vertraglich den Verzicht auf gentechnisch veränderte Tiere und Pflanzen zu erklären. Dafür bieten die Initianten das Formular «Erklärung zur Gentechfreiheit» an. So- bald sämtliche Landwirte einer Gemein- de diesen Vertrag mit Laufdauer bis zum 1. Januar 2010 unterzeichnet haben, gilt die Gemeinde als gentechfrei. In der hier Die grün eingezeichneten Gemeinden sind GVO-frei auf der Ebene Landwirtschaftsbetrie- unten abgebildeten Schweizer Karte wer- be. Nicht berücksichtigt sind die als GVO-frei erklärten Kantone Waadt, Jura und Tessin. den diese Gemeinden grün eingetragen. WWF/Christian Schlatter, FiBL 2|05 7
pflanzenbau Passt Hybridroggen zum Biolandbau? Hybridsorten haben sich bei Mais und Gemüse im Biolandbau durchgesetzt, Vorteile des Hybridroggens ohne dass dies jemals grundsätzlich diskutiert wurde. Beim Getreide ist eine Hybridroggensorten bringen dem Land- Meinungsbildung noch möglich. Dies betrifft aktuell vor allem den Roggen. wirt höhere Erlöse. Zwar zahlt er gut 60 Die Fachkommission Ackerbau der BIO SUISSE möchte Hybridroggen ab 2007 Prozent mehr für das Saatgut, doch diese vom Bioanbau und Import ausschliessen und hat einen entsprechenden An- Mehrkosten werden durch die um 30 Pro- trag an die Markenkommission Anbau gestellt. Was steckt dahinter? zent geringere Saatdichte und den Mehr- ertrag mehr als nur kompensiert. Weiter weisen Hybridsorten eine höhere Stand- festigkeit und eine bessere Auswuchsfes- tigkeit, das heisst höhere Fallzahlen, auf. Standfestigkeit, Auswuchstoleranz und auch eine Steigerung des Ertrages sind aber nicht zwingend an den Hybridzu- stand der Pflanzen gebunden, sondern durch weiteren Züchtungsfortschritt ge- nauso bei Populationssorten erreichbar. Nachteile von Hybriden Einheitlichkeit führt zu Verarmung und genetischer Verwundbarkeit. Alle Pflan- zen einer Hybridsorte haben den gleichen Genotyp: Die Sorte ist genetisch verwund- bar, das heisst, eine plötzlich auftretende Roggen weist als Fremdbestäuber innerhalb der herkömmlichen Populationssorten eine Epidemie kann alle Pflanzen eines Feldes gewisse genetische Vielfalt auf. Hybridsorten hingegen sind einheitlicher. oekolandbau.de befallen. Populationssorten sind dagegen durch die im Feld vorhandene Vielfalt Hybridsorten sind die erste Generation ger und vor allem ertragreicher als ihre besser gegen Epidemien abgepuffert. (F1) nach der Kreuzung zweier unter- Eltern. Zu Anfang eines Hybrid-Zucht- Beim Roggen haben darüber hinaus schiedlicher Zuchtlinien. Die von diesen programms sind die Inzuchtlinien oft sehr noch alle Hybridsorten eines Züchters (oder Sorten gebildeten Samen werden nicht kümmerlich, die Heterosis nach der Kreu- sogar mehrerer Züchter) dasselbe cms-Zell- als Saatgut weiterverwendet, sondern die zung ist gross. Bei fortgesetzter Inzucht plasma. Alle diese Sorten, so verschieden sie Kreuzung muss immer wieder neu durch- und Selektion nimmt die Eigenleistung auch in vielem sein können, sind bezogen geführt werden. der Inzuchtlinien zu, die relative Bedeu- auf das Zellplasma absolut uniform. Bei Fremdbefruchtern wie dem Roggen tung der Heterosis nimmt allmählich ab. Aufgrund der nur teilweisen Wieder- ist eine Sorte zunächst eine vielfältige Po- Hybridsorten sind einheitlich. Die herstellung der Fruchtbarkeit bilden Rog- pulation, eine «Mischung komplexer Hyb- Einheitlichkeit von Hybridsorten kann genhybriden weniger Pollen. Damit steigt riden». Die Hybridzüchtung möchte hier- durch Populationszüchtung nicht erreicht die Gefahr des Befalls mit Mutterkorn. aus die beste Hybride herausfinden und werden. Viele qualitativ differenzierende Ei- vervielfältigen. Dafür zerlegt sie die bei- Wenn man eine Hybridsorte nach der genschaften werden rezessiv vererbt. Sie den Ausgangspopulationen zuerst durch Ernte nachbaut, erhält man einen unein- gehen während des Inzuchtprozesses ver- mehrjährige erzwungene Selbstbestäubung heitlichen Pflanzenbestand, der nicht den- loren, wenn sie nicht bewusst in beiden in verschiedene Inzuchtlinien. Dann wer- selben Ertrag und dieselbe Qualität bringt Eltern selektiert werden. den durch Testkreuzungen die besten Hy- wie das eingekaufte F1-Saatgut. Die ver- briden aus den Inzuchtlinien ermittelt und schiedenen Erbeigenschaften «spalten auf». Sozioökonomische und danach als homogene Sorten produziert. Daher empfiehlt sich bei Hybridsorten der ethische Aspekte jährliche Saatgutkauf. Sie haben quasi ei- Populationssorten können Bäuerinnen Vorteile von Hybriden nen «eingebauten Produktschutz», was für und Bauern selber vermehren, während Kreuzungsnachkommen genetisch ent- den Züchter wirtschaftliche Vorteile hat. Hybridsorten eine Abhängigkeit vom fernter Inzuchtlinien sind leistungsfähi- Züchter erzeugen, denn das Saatgut muss 2|05 8
Saatguterzeugung bei Hybridroggen Die Mutterlinie muss pollensteril sein. Drei Jahre vor Brotgetreideanbau Erzeugen von Vorstufensaatgut. Die Mutterlinie A ist cytoplasmatisch-männlichsteril (cms). Damit sie vermehrt werden kann, wird eine fertile Er- halterform der Mutterlinie (Maintainer) mit normalem Zellplasma im Streifenanbau daneben angebaut. Die Nachkommen der Mutterlinie sind wieder pollensteril. Getrennt davon werden die fertile Bestäuberlinie B und der fertile Vater C (Restorer) vermehrt. Der Restorer hat Gene, die die Fruchtbarkeit der Mutterlinie mehr oder weniger vollständig wiederherstellen. Zwei Jahre vor Brotgetreideanbau Erzeugen von Basissaatgut Anbau der Linien A und B in Streifen nebeneinander, so dass die Linie B die Linie A bestäubt und auf Linie A Kreuzungssaatgut geerntet werden kann. Getrennt da- von Vermehrung des Restorers. Ein Jahr vor Brotgetreideanbau Erzeugen von Z-Saatgut Die pollensterile Einfachhybride A x B wird unter Bei- mischung von 5 Prozent des fertilen Restorers C ange- baut, dessen Pollen die Hybride bestäubt. Brotgetreideanbau Anbau der Dreiweghybride (A x B) x C mit wiederher- gestellter Pollenfertilität. Beimischung von 5 Prozent Populationsroggen zur Absicherung der Pollenmenge. Der Mangel an Pollen in Hybridsorten wird kritisch ge- sehen, -wegen der Gefahr, dass unbestäubte Blüten zu lange offen bleiben und eine Eintrittspforte für Mutterkorn darstellen; -aus biologisch-dynamischer Sicht wegen der Bezie- hung des Pollens zu Wärmeprozessen im Pflanzen- wachstum. Grafik: Christine Arncken, Claudia Kirchgraber 2|05 9
für jede Aussaat zugekauft werden. Dieser Roggen-Streifenversuche 03 und 04 Produktschutz mag dem Züchter und dem Wie die Streifensortenversuche Bioroggen Populationssorten, während die Hybriden Saatguthandel Vorteile verschaffen, für im Kanton Aargau zeigten, waren die Ver- bis vor der Ernte schön dastanden. Im Jahr die Landwirte sieht es anders aus. hältnisse 2004 für Roggen ideal. Es wur- 2003 war der Ertragsunterschied wesent- Wenn die Nachfrage nach Hybridsorten den Erträge von fast 80 kg/a erreicht. Diese lich geringer. Er betrug nur 10 Prozent. In steigt, nimmt diejenige nach Populations- Spitzenerträge konnten aber nur mit Hyb- Deutschland lagen bei der bundesweiten sorten entsprechend ab. Deshalb wird es ridsaatgut erreicht werden. Die traditionel- Auswertung der Landessortenversuche für Landwirte, die keine Hybriden anbauen len Populationssorten Matador, Boresta 2004 die drei meistgeprüften Hybriden wollen, immer schwieriger, gute Populati- und Nikita (deutsche Sorten) und Oktavian (Avanti, Askari, Treviso) im Schnitt zirka 20 onssorten zu finden. lagen 10 bis 20 kg (15–25 Prozent) unter Prozent über den vier meistgeprüften Po- den Erträgen der Hybridsorten. Insbeson- pulationssorten (Hacada, Matador, Nikita, Mit grossem Aufwand an Zeit und Geld dere am Standort Kölliken lagerten die Recrut). versucht die Züchtungsforschung, die Ste- rilitätsphänomene, die Grundlage für die Hybridzüchtung, zu erzeugen und zu be- herrschen. Damit bestimmt der Einsatz von Hybriden die Forschungsrichtung we- sentlich mit. Hybridzüchtung beschleunigt zudem die Nachfrage nach Gentechnik, denn vie- le aufwändige Kreuzungsschritte könnten durch sie abgekürzt werden. Für die Po- pulationszüchtung dagegen besteht kein Anlass für den Einsatz von Gentechnik, da man hier ja nicht einen einzigen Genotyp vervielfältigt. Christine Arncken, FiBL «bio aktuell» Das Magazin für die Biobewegung (Bäuerinnen, Verarbeiter, Handel). Erscheint monatlich mit zwei Doppelnummern (Juli und Dezember). Informiert auf 32 Seiten knapp und umsetzungsorientiert. Herausgeber: FiBL und BIO SUISSE (Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 5070 Frick, und Vereinigung Schweizer Biolandbau-Organisationen, 4053 Basel) «Ökologie & Landbau» Für Agrarfachleute, Berater, Biobäuerinnen, Gärtner, Konsumentinnen … Erscheint viermal jährlich. Informiert umfassend über Forschung, Praxis und Markt des Biolandbaus. Mit aktuellen FiBL-Seiten. Ich abonniere Ich abonniere Ich stehe noch in abonniere «Ökologie «Ökologie & «bio aktuell». «Ökologie & Landbau»: Ausbildung/bin & Landbau» zum Landbau» für Firmen/ Zehn Ausgaben kosten vier Ausgaben für Fr. erwerbslos. Ich lege ermässigten Tarif: vier Organisationen mich Fr. 49.– (Ausland 42.–. die Kopie eines Ausgaben für Fr. 31.–. Fr. 61.– Fr. 56.–). Nachweises bei und Name Einsenden an Forschungsinstitut für biologischen Vorname Landbau, Ackerstrasse, Postfach, abo Strasse CH-5070 Frick, admin@fibl.ch PLZ/Ort Datum Unterschrift 2|05
Fachkommission will aussteigen Ausser beim Roggen und Mais sind bis Die Kommission betrachtet die Hybri- fähr doppelt so viel wird zu einem um 40 jetzt im Biogetreidebau keine Hybrid- den als «Vorhof» zur Gentechnik. Durch Prozent tieferen Preis importiert. Durch sorten zugelassen. Um die Entwicklung den Verzicht auf Hybridsorten, so ver- die Preisdifferenz ist es schwierig, die In- abzuwenden, dass bald nur noch Hy- spricht sich die Fachkommission, kann landmenge zu vermarkten. Mit dem kla- bridsorten angeboten werden, möchte die Botschaft des Biolandbaus transpa- ren Bekenntnis, dass nur noch nachbau- die Fachkommission Ackerbau der BIO rent kommuniziert werden. Nicht höhe- fähige Sorten angebaut werden dürfen, SUISSE ab 2007 ein Verbot von Hybrid- re Erträge sind das Ziel des Biolandbaus, setzt die Fachkommission ein Zeichen, saatgut für den Getreidebau bewirken. sondern eine hohe Qualität des Getreides. dass Nachhaltigkeit im Biolandbau umge- Nicht nur der Anbau von Hybridgetreide Die Kommission rechnet damit, dass der setzt wird. Für die Konsumentin und den im Inland, sondern auch der Import von durch höhere Erträge der Hybridsorten Konsumenten entsteht beim Kauf eines Hybridsorten soll unter der Knospe un- erzielte Mehrwert ohnehin früher oder Knospe-Produkts ein weiterer transpa- tersagt werden. Zu diesem Zweck hat die später durch sinkende Preise kompen- renter Mehrwert. Kommission einen Antrag an die Mar- siert würde. Heute werden in der Schweiz Bertrand Bollag, BIO SUISSE kenkommission Anbau (MKA) gestellt. rund 400 Tonnen Roggen geerntet. Unge- pro und kontra Beim Roggen noch zu vermeiden Danke, Hybridroggen Wenn ich für meinen Sohn Rion (9 Mo- Ich habe grösste Lust, dem Hybridroggen nate) seinen Roggenbrei koche, ist es mir Dankeschön zu sagen. Danke, dass er uns gleichgültig, ob der Roggen 20 Prozent die Türe öffnet, um eine grosse Frage zu dis- mehr Ertrag gebracht hat. Ich bin be- kutieren. Es darf in dieser Diskussion nicht reit, den Preis zu zahlen, den der Bauer darum gehen, für oder gegen die Hybriden braucht, um den Roggen zu produzieren. Aber ich erwarte die zu sein, weil es uns aus protektionistischen Gründen zurzeit gera- bestmögliche innere Qualität. Und die vermute ich eher dort, de so passt. Oder ist das die richtige Politik für die nachhaltige Zu- wo der Ertrag nicht ganz so hoch ist und wo nicht nur vegetative kunft und das wirtschaftliche Überleben unserer 6000 Biobetriebe? Stoffwechselwege betont sind (Heterosis), sondern wo Differenzie- Meiner Meinung nach zeigt die Frage des Hybridroggens ein rung und Reifeprozesse die Pflanzensubstanz nach ihrer primären Dilemma auf, mit welchem sich der Biolandbau immer mehr aus- Bildung nochmals durchgestalten. einander zu setzen hat: Die Biobäuerinnen und Biobauern sind Ich möchte keine Lebensmittel für meine Kinder, deren Vorfah- zunehmend in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite ein fun- ren über Generationen pollensteril waren. Nach biologisch-dyna- damentalistischer Biolandbau, auf der anderen Seite der Bioland- mischem Verständnis hat der Blütenstaub mit Wärmeprozessen in bau mit Wille zum wirtschaftlichen Überleben, der nicht versäu- der Pflanze zu tun, die wir heutzutage besonders brauchen. men wird, sich in der Wirtschaftswelt zu behaupten. Wenn ich Hybridgetreide kaufe, würde das bei der Aussaat die Haben wir Biobauern in einem Umfeld, wo das Überleben auf F2 ergeben. Aus vielen dieser Körner würden unbefriedigende, einem Landwirtschaftsbetrieb immer mehr an Effizienz und Pro- kümmerliche oder einseitige Pflanzentypen wachsen. Nach mei- duktivität gebunden ist, immer noch die Wahlfreiheit zwischen mo- nem Verständnis hat die grosse Ernährungskraft von Getreide ge- derner Technik und Treue gegenüber unserer Biophilosophie? Ha- rade damit zu tun, dass im Getreidekorn die Potenz schlummert, ben wir, wenn wir an den Fortbestand unserer Entwicklung denken, kräftig wachsende, stark wurzelnde, intensiv reifende Pflanzen das Recht, uns immer mehr vom wissenschaftlichen Fortschritt zu hervorzubringen. Deshalb würde ich Populationssorten bevorzu- verabschieden? Sind wir damit nicht im Begriff, unsere technologi- gen. BIO SUISSE Konsumentinnen haben jedoch nicht die Wahl, sche Isolation auf gefährliche Weise zu steigern? Stellt dieser Allein- da der Sortentyp nicht deklariert wird. gang nicht die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Existenz der Hybridsorten sind genauso bestechend wie die konventionelle Biobetriebe in Frage? Landwirtschaft – aber in das Konzept des biologischen Landbaus Vielen Dank, Bioroggen, dass du diese grundsätzliche Debatte passen sie nicht wirklich hinein. Wo es noch geht, sollte die Ge- ausgelöst hast. Du forderst uns grundsätzliche Gedanken zur An- meinschaft der Biobauern gemeinsam versuchen, sie zu vermei- wendung und Kompatibilität des technischen und wissenschaftli- den. Und beim Roggen geht es noch. chen Fortschrittes im Biolandbau ab. Christine Arncken, FiBL Charly Beyeler, Progana 2|05 11
pflanzenbau Zwei neue Winterweizensorten empfohlen Aufgrund verschiedener Versuche konnten Sortenempfehlungen für Winter- Ataro ist qualitativ mit Arina vergleichbar. weizen im Bioanbau ausgearbeitet werden. Die Sortenliste enthält neu auch In den Streifenversuchen hat die aus der Informationen über die Saatgutverfügbarkeit. Neu aufgenommen wurden die Züchtung der Forschungsanstalt Changins beiden Sativa-Sorten Pollux und Ataro. stammende Sorte Zinal bezüglich Ertrag gleich gut abgeschnitten wie die Sorte Sobald die Resultate verschiedener Anbau- Zwei neue Klasse-I-Sorten Ataro. Zinal ist aber von viel kürzerem versuche im biologischen Getreidebau be- Die beiden Sorten stammen aus der bio- Wuchs, hat damit eine bessere Standfestig- kannt waren, setzte sich ein Ausschuss der logischen Züchtung von Peter Kunz und keit, beschattet den Boden jedoch weniger Fachkommission Getreide der BIO SUISSE können nur im Vertragsanbau mit der gut und bringt natürlich auch einen gerin- letzten Herbst zusammen und arbeitete Genossenschaft Sativa angebaut werden. geren Strohertrag. Sie ist die Nachfolgerin Sortenempfehlungen aus. Der Ausschuss Pollux eignet sich für mittlere Lagen mit von Arina, zeigt aber bessere Resistenzei- gehörten Biobauern, Bioberaterinnen, hohem Ertragspotenzial und hat eine mit genschaften. Müller, Forschungsleute der FAL Recken- Runal vergleichbare Backqualität. Pollux Greina als winterharter Sommerwei- holz, FAC Changins und des FiBL an. Auf- ist mit einer durchschnittlichen Wuchs- zen bringt in milden Wintern wie 2004 grund der Resultate der Biosortenversuche höhe von 110 cm rund 10 cm höher als erstaunlich gute Erträge. Durch Spätsaa- und von Praxiserfahrungen konnten die Titlis. Die zweite Peter-Kunz-Sorte Ataro ten lässt sich das Risiko der Auswinterung neuen Klasse-I-Winterweizensorten Pollux bringt auf intensiven Standorten mit ho- verringern. und Ataro in die die Liste der empfohlenen hem Stickstoffangebot noch bessere Erträ- Arolla, die zweite begrannte Neuzüch- Sorten aufgenommen werden. ge als Pollux oder die Standardsorte Titlis. tung der Forschungsanstalten, hat in den Ertrag und Qualitätsmerkmale von Winterweizensorten im Bioanbau. Je nach Sorte wurden die Durchschnitte aus den Resultaten von 3 bis 7 Standorten gezogen. Der Zelenywert ist eine Masszahl für die Quellfähigkeit des Eiweisses. Hohe Werte deuten auf gute, tiefe Wer- te auf schlechte Eiweissqualität hin. 2|05 12
Streifenversuchen wegen ihrer späten Ab- Asita für Randregionen tiv hohen Düngungsniveau der Schweizer reife schlechter abgeschnitten als der Stan- Die begrannte Sativa-Sorte Asita hat in Biobetriebe hat Asita keine echte Chance dard. Deshalb wurde auf die Aufnahme in den letztjährigen Streifenversuchen be- für eine grossflächige Verbreitung. Als Ni- die empfehlende Biosortenliste von Arolla züglich Qualität überrascht. Auf den eher schensorte für extensive Standorte wäre sie verzichtet. Die deutsche Sorte mit dem viel ertragsstarken Standorten der Streifen- aber durchaus zu empfehlen. Asita hat die versprechendem Namen Ökostar konnte versuche konnte sie aber mit den anderen offizielle Sortenprüfung auch wegen unge- nicht klassiert werden, da sie bei uns als Sorten nicht mithalten. Insbesondere im nügender Qualität (noch) nicht bestanden. Klasse-II-Weizen eingestuft würde. vergangenen Jahr mit idealen Bedingun- In den Streifenversuchen 2004 hat sie be- gen bezüglich Niederschlag und Stickstoff züglich Qualität alle anderen Sorten hinter Mehr Infos zu den Sorten konnten die bisherigen Sorten klar ihr Er- sich stehen lassen. tragspotenzial ausschöpfen. Astia wurde Von den Klasse-I-Weizen Arina, Runal, > Sortenliste 2005 unter www.fibl.org. Die von Peter Kunz speziell für die Randregi- Titlis, Zinal, Pollux und Ataro steht genü- Liste kann dort gratis heruntergeladen onen des Weizenanbaus, leichtere Böden gend Biosaatgut zur Verfügung. Deshalb werden. Die Sortenliste vereinigt ab die- und Betriebe, die über wenig Stickstoff sind sie in der Saatgutverfügbarkeitsstufe sem Jahr die empfehlende Sortenliste von BIO SUISSE, FiBL und Agroscope verfügen, gezüchtet. Unter solchen Bedin- 1 eingeteilt. Für Umsteller wird Pegassos und die Saatgutverfügbarkeitsliste. gungen kann sie sehr gute Resultate erzie- empfohlen. Ab Aussaat 2005 wird neu len. Auch die Standfestigkeit ist dort kein auch Levendis für Umsteller zur Verfü- > Die Saatgutverfügbarkeit kann weiterhin Problem. Solche Standorte finden sich eher gung stehen. Er deckt den Boden besser unter www.organicxseeds.com abgeru- im Ausland, weshalb Sativa nun versucht, als Levis und ist standfester als Pegassos. fen werden. diese Sorte in Deutschland anzumelden. Deshalb wird er Levis ablösen. hud Eigentlich schade, aber unter dem rela- Hansueli Dierauer, FiBL Wetten dass… wir in der Lage sind, für sämtliche, auf Ihrem Hof im Freien und im Boden zu verbauenden Hölzer, eine ökologisch saubere Lösung in Robinienholz anzubieten! Robinienholz, auch Akazie oder Scheinakazie genannt,isteineuropäischesEdelholz,gedeihtauch prächtig in der Schweiz, und hat im natürlichen Zustand eine höhere Dauerhaltbarkeit als Eiche, Kastanie oder imprägniertes Nadelholz. Ab Lager zu verkaufen: Palisaden, Halblatten, Schwellen, Baumpfähle, Rundhölzer, Obst-Stützbauholz bis 4,5m Länge, Rebstickel, Pferdeboxenbretter, Zaunbretter, Hobel- und Schnittwaren, Spielplatzhölzer, Tischgarnituren, Hollywoodschaukeln usw. Zaunpfähle 7cm x 7cm x 150 – 300cm: 4.- /m Tomatenstecken 3cm x 3cm x 150cm: 1.30 /Stk ACASOLV Geisselermoos • 6206 Neuenkirch Tel: 079 783 1648 www.acasolv.ch • josschnyder@acasolv.ch 2|05 13
düngung Aufbereiteter Mist ist des Biobauern List Die Aufbereitung von Festmist durch Rotte oder Kompostierung führt zwar lich in den stabilen Huminverbindungen, zu erheblich höheren Verlusten an Stickstoff und organischer Substanz. die während der Kompostierung gebildet Trotzdem schneidet aufbereiteter Mist in Versuchen besser ab als Stapelmist. werden. Entsprechend wurde in den mit Er versorgt die Pflanzen besser mit Stickstoff und bringt den Humushaushalt Kompost gedüngten Parzellen ein höhe- langfristig ins Lot. rer Gehalt an Huminen in der organischen Substanz des Bodens gefunden. Hofdünger sind auf den meisten biolo- Über zwei Fruchtfolgen erreichten die gischen Betrieben die wichtigste Nähr- beiden biologischen Systeme eine Stick- Mistkompost wirkt besser stoffquelle. Das Ziel der Düngung ist die stoffwirkung von 50–60 Prozent, wobei Über sechs Jahre untersuchte das FiBL Steigerung der natürlichen Bodenfrucht- sich das organische System mit Rottemist in einem Hofdüngerversuch in Therwil barkeit. Nur ein Teil der Nährstoffe steht und das biologisch-dynamische mit Mist- die Wirkung von verschieden aufbereite- den Pflanzen direkt zur Verfügung – der kompost nicht unterschieden. Die biolo- ten Misten im Vergleich zu Gülle. Die Er- grössere Teil muss durch die Bodenlebe- gische Aktivität der Böden stieg in der träge waren im Durchschnitt aller Kultu- wesen zuerst aufgeschlossen werden. Weil Reihenfolge K, O zu D. In der gleichen ren bei Verwendung von Rottemist und Stickstoff auf dem Biobetrieb meist ein Reihenfolge nahm die Stabilität der Bo- Mistkompost auf einem vergleichbaren knappes Gut ist, kommt der verlustarmen denkrümel zu. Niveau wie bei Vollgülle (vgl. Tabelle Lagerung, Aufbereitung und Ausbringung Seite 15 unten). Überraschend war, dass eine zentrale Rolle zu. In diesem Artikel Kompost baut Humus auf die Stickstoffwirkung der aufbereite- wird die Aufbereitung von Festmist unter Über 21 Jahre nahm der Humusgehalt ein- ten Miste (Rottemist, Mistkompost) viel die Lupe genommen. zig im biologisch-dynamischen System höher war als die von Stapelmist. Die Durch die Aufbereitung von Mist ha- unter Verwendung von Mistkompost zu, Mistaufbereitung erhöhte die Stickstoff- ben die Bäuerinnen und Bauern ein wich- während er in den andern Systemen mit wirkung um den Faktor drei (19 Pro- tiges Instrument in der Hand, die Quali- Hofdüngereinsatz etwa gleich blieb oder zent gegenüber 6 Prozent). Das heisst, in tät des Endproduktes zu beeinflussen. Je leicht abnahm (vgl. Grafik Seite 15 oben den mit Rottemist und Mistkompost ge- nach Aufbereitungsart entstehen aus dem rechts). Dies ist erstaunlich, weil das bio- düngten Parzellen wurde vom anfallen- frischen Mist, der im Stall anfällt, Stapel- logisch-dynamische Verfahren infolge hö- den Stickstoff in den geernteten Pflanzen mist, Rottemist oder Mistkompost. In der herer erwarteter Rotteverluste etwa 10–20 dreimal mehr wieder gefunden als in den Tabelle auf dieser Seite sind die Aufberei- Prozent weniger organische Substanz via mit Stapelmist gedüngten. Der Stickstoff- tungsarten zusammengefasst. Hofdünger erhielt als das organische oder entzug in den ungedüngten Parzellen wur- Die Aufbereitung von Mist ist mit Ar- das konventionelle. de dabei abgezogen. beit und Kosten verbunden und lohnt sich Der Grund für die bessere Humuswir- Dieses Resultat ist umso erstaunli- deshalb nur, wenn die Kompostierung klare kung des D-Verfahrens liegt wahrschein- cher, als bei Rottemist und Mistkompost Vorteile bringt. Das FiBL hat in den vergan- genen Jahren zahlreiche Versuche angestellt, So entstehen verschiedene Miste die Aufschluss über die Stickstoff- und Hu- muswirkung von Mistkompost geben. Mistart Farbe Geruch Entstehung Stapelmist grünlich Mistgeruch, Durch kompakte, anaerobe La- Bodenstabilität erhöht Ammoniak gerung, bis 30 °C warm, ähnlich Im DOK-Versuch (dynamisch, organisch, wie schlechte Silage. konventionell) in Therwil BL untersucht das Rottemist dunkel bis braun, geruchlos Durch lockere Lagerung unter FiBL in Zusammenarbeit mit dem Agrosco- mit braunem Zutritt von Luft, bis 60 °C warm, Stroh Vernässung verhindern (Vlies). pe FAL Reckenholz die Auswirkungen von Mit Frontlader auf Mistplatte biologisch-dynamischen (D), biologisch- umschichten oder als Miete auf- organischen (O) und konventionellen (K) setzen. Anbausystemen auf Boden und Pflanze. Er- Mistkompost dunkel bis braun geruchlos bis Durch lockere Lagerung unter wartungsgemäss hat sich gezeigt, dass mit erdig Zutritt von Luft, bis 60 °C warm, feucht halten, aber mit Vlies vor Mist und Gülle gedüngte Böden eine bes- Regen schützen. An Mieten auf- sere Stickstoffnachlieferung haben als rein setzen und mit Maschine wen- den. mineralisch gedüngte Böden. 2|05 14
Verluste bei der Mistaufbereitung Veränderung Humus im Oberboden (0–20cm) nach 21 Jahren (DOK-Versuch) Je mehr der Mist aufbereitet wird, desto grössere Verluste sind in Kauf zu nehmen. Dennoch vermag aufbereiteter Mist den Boden besser zu ernähren. Im DOK-Versuch wurde im konventionellen Ver- fahren Stapelmist, im organisch-biologischen Verfahren Rottemist und im biologisch-dynamischen Verfahren präparierter Mistkom- post verwendet. Quelle: FiBL die durch die Aufbereitung verursachten Das FiBL startete im November 2002 Veredelter Mist Stickstoffverluste rund ein Drittel höher einen Feldversuch in Frick, in welchem Zusammenfassend kann festgehalten werden, lagen als bei Stapelmist (vgl. Grafik oben die Wirkung von Mistkompost im Ver- dass Mistkompost langfristig den Humusge- links). In Mineralisierungsversuchen zeig- gleich zu Gülle, mit oder ohne biologisch- halt des Bodens mehrt und die Stickstoffwir- te sich, dass Stapelmist kurzfristig eine N- dynamische Präparate in einer Ackerbauf- kung von Mist verbessert. Ein zusätzlicher Sperre bewirkte und dass die aufbereiteten ruchtfolge geprüft wird. Alle Verfahren Nutzen entsteht dadurch, dass kompostierter Miste rascher Stickstoff mineralisierten testen wir unter Pflugeinsatz und bei re- Mist bodenbürtige Krankheiten unterdrückt. als Stapelmist. Ähnliche Wirkungen er- duzierter Bodenbearbeitung. Während Damit werden kompostierter Mist und Rot- zielte die FAL Reckenholz: Aufbereitete Vollgülle bei Winterweizen rund 5 Prozent temist zu veredeltem Dünger, der zwar mehr Miste lieferten etwas höhere Erträge als mehr Ertrag brachte als Mistkompost, war Arbeit für die Aufbereitung braucht, aber we- Stapelmist. der Ertrag der Sonnenblumen bei den bei- gen seiner positiven Eigenschaften gezielt für Sechsjährige Kompostierungsversuche den Düngerformen gleich hoch. Dies er- anspruchsvolle Kulturen oder zum Beispiel im österreichischen Gumpenstein zeigten, klärt sich damit, dass der in den Sonnen- zur Sanierung von Böden verwendet werden dass mit Rottemist und Mistkompost im blumen später mineralisierte Stickstoff kann. Er wird in Kombination mit geringen Vergleich zu Gülle ähnliche Erträge erzielt noch ertragswirksam werden konnte. Der Gaben von Gülle eingesetzt. werden können. Einzig bei Sommergetrei- Versuch läuft über zwei Fruchtfolgen bis Paul Mäder, Andreas Fliessbach und de war die Ertragswirkung von Gülle bes- zum Jahr 2011. Alfred Berner, FiBL ser, vermutlich wegen der kurzen Vegeta- tionszeit dieser Kultur. Mittel der Pflanzenerträge und Stickstoffwirkung (Hofdüngerversuch Therwil) Oberflächlichkeit lohnt sich Verfahren Ertrag Stickstoffwirkung Die Aufbereitung ist nur eine Massnah- in % von Kunstdünger nur Feldverluste Feld- und me, wie wir die Stickstoffwirkung und Er- berücksichtigt Aufbereitungsverluste tragswirksamkeit der Hofdünger optimie- berücksichtigt ren können. Ein bemerkenswertes Resul- Mistkompost 90 22 17 tat lieferten Versuche des Agroscope RAC Rottemist 92 24 19 Changins. Hofdünger, nur oberflächlich in den Boden eingemischt und nicht un- Stapelmist 84 7 6 tergepflügt, steigerten den Getreide- und Gülle 91 31 nicht gemessen Maisertrag um 17 Prozent. Dies stützt eine ohne Düngung 76 - - alte These, dass Hofdünger oberflächlich eingemischt und nicht mit dem Pflug ver- Kunstdünger 100 65 65 Norm graben werden sollten. 2|05 15
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richtlinien und weisungen Bei Heckenneupflanzungen muss gepfropftes Pflanzgut von Ertragssorten (rechts im Bild) aus biologischen Baumschulen stammen. Setz- linge von Wildsträuchern können konventionell bezogen werden. oekolandbau.de Zwei Fragen zu Hecken und Hilfsstoffliste Müssen Jungpflanzen für die Anlage einer Hecke biologischer Antwort: Nein, nicht unbedingt. 2005 ist Herkunft sein? Darf den Kühen eine Mineralstoffmischung ver- noch ein Übergangsjahr. Sie dürfen auch füttert werden, die nicht auf der Hilfsstoffliste steht? Fragen, noch Mineralstoffe einsetzen, die nicht auf die immer wieder an die BIO SUISSE-Geschäftsstelle gerichtet der Hilfsstoffliste aufgeführt sind, sofern werden – und ihre Antworten. Sie eine Futtermittelbestätigung für Ihre Mineralstoffmischung haben oder der Auf- Frage: Damit ich die ökologische Vernet- wollen, können diese von einer konventi- druck «Das Produkt entspricht der Futter- zung auf meinem Betrieb verbessern kann, onellen Baumschule gekauft werden. Bitte mittelliste von BIO SUISSE/ALP/FiBL» auf möchte ich eine Hecke pflanzen. Müssen die beachten Sie, dass in gewissen Kantonen Ihrem Mineralstoffsack aufgeführt ist. Ab Sträucher für die Hecke biologisch sein? ein Pflanzverbot von Feuerbrandwirts- 2006 sind die gelisteten Mineralstoffe und pflanzen wie zum Beispiel Weissdorn be- Ergänzungsfuttermittel verbindlich. Nächs- Antwort: Nein. Es gibt keine biologische steht. tes Jahr dürfen nur noch die Produkte ein- Forstbaumschule in der Schweiz. Die gesetzt werden, die auf der Hilfsstoffliste auf- Sträucher wie Hartriegel, Schlehdorn oder Frage: Ich habe vor ein paar Wochen die geführt sind. Geissblatt können bei einer konventionel- neuen Weisungen, das Einlageblatt für die len Baumschule gekauft werden. Wenn Richtlinien und die neue Hilfsstoffliste von Kapitel Desinfektions- Holundersträucher gepflanzt werden, der BIO SUISSE zugeschickt bekommen. und Hygienemittel muss zwischen Ertragssorten und Wild- Dafür bedanke ich mich ganz herzlich. In Neu sind die in der Hilfsstoffliste im Kapi- sträuchern unterschieden werden. Wenn der neuen Hilfsstoffliste habe ich gesehen, tel Desinfektions- und Hygienemittel auf- Sie gepfropfte Ertragssorten setzen möch- dass es ein neues Kapitel mit Mineralstof- geführten Desinfektionsmittel für Ställe ten, müssen diese von einer Biobaumschu- fen gibt. Meine Mineralstoffmischung, die verbindlich. Die aufgeführten Mittel decken le stammen, sofern ein Angebot besteht. In ich für meine Kühe einsetze, ist aber dort den Bedarf für die Desinfektion von Ställen diesem Fall bedarf die Verwendung von nicht aufgeführt. Muss ich nun meine Mine- aller Art ab. Deshalb ist die BIO SUISSE zum konventionellen Jungpflanzen einer Bewil- ralstoffmischung wechseln und eine wählen, Schluss gekommen, die Liste dieser Mittel ligung der Biosaatgutstelle am FiBL. Wenn die auf der Hilfsstoffliste aufgeführt ist? für die Ställe für verbindlich zu erklären. Sie aber nur ungezweite Sorten pflanzen Beatrice Moser, BIO SUISSE 2|05 17
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