Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott

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Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
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                    DerChi Yüang
         Lenkdrachenprojekt:
                 Der Sagara
               Weihnachtliches
         Hamburger Leichtwindflieger
                 Termine ’92
Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
Von uns erfahren Sie alles
     über Drachen.

Bis auf das Langweilige.

                CHEN
                magazin
          DIE Jetzt wieder neu.
                In jedem guten Drachenladen.
  ZEITSCHRIFT   Zum Beispiel bei:
                Vom Winde verweht.
         2UM    Oder direkt beim Verlag:
                Brahmsallee 8, 2000 Hamburg 13
    ABHEBEN     Tel: 040 - 41 86 24
Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
Zunehmend wird das bewußte Hobby immer salonfähiger. Kürz­
               lich sprach ein Sender von 2 Millionen Begeisterten in Westeuro­
               pa. Nach Skating, Surfing jetzt Kiting? Der Sport der Neunziger?
                          ;
               Die Jünger die sich zur ersten, zweiten oder dritten Generation
               zählen, sind Feuer und Flamme, wenn es irgendwo nur um Kiting
               geht - Hauptsache Drachen - egal in welchem Zusammenhang?
                                          Die leistungsbezogene Gesellschaft
                                          drumrum lächelt immer weniger, da man
                                          sich Zusehens leistungsbezogen gibt,
                                          schließlich weiß man, in welcher Gesell­
                                          schaft man sich befindet. Also wird die
                                          Leistung auch hier immer mehr in der
                                           Vordergrund gerückt. Kraft, Geld,
                                          Menge, Dauer, Höhe, Messung, Ver­
                                          gleich und auch das Buch der Rekorde
                                          wird immer dicker.
                                          Jed e Festivität ist gut, es sei denn, sie ist
                                          wirklich das Gegenteil, dazwischen
                                          scheint es nichts zu geben. Die Fest­
                                          berichte geben zunehmend häufiger eher
                                          Langeweile, als Spaß, Freude, Ärger
                                          oder einfach,recht so!’ zurück (Man
                                          ersetze das Wort Drachen, gegen Jbelie-
                                          biges anderes Hobby oder Sportartuund
                                          frage sich, stimmt der Text dann noch,
                                          wenn doch: Schade!).
                                          Entweder man hat sich seltener Aktuel­
                                          les mitzuteilen und sieht gerne zurück,
                                          oder es gibt keine aktuellen Probleme.
               Daß das nicht so zu sein braucht, könnt ihr z. B. in dem eher
               unstromlinienförmigen Beitrag von Franz Arz in dieser Ausgabe
               lesen. Kritiker also vor und mitgemacht oder, haben wir keine, die
               schreiben können? Ein kritischerer Blick, auch ein schärferer Ton,
               wo’s hingehört und aufgepaßt, ob da denn nichts verloren geht,
               an dem wir wirklich festhalten wollen.

               Andreas

Ausgabe 4/91                                                                          3
Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
Wo is’n h ier w as ?
                                            Das Inhaltsverzeichnis

E d it o r ia l_________________________________________________________________________                                                 3

P a p i e r v ö g e l u n d F e u e r d r a c h e n / D er „chi y ü an g u__________________________________                             5

D e r G o n d o lin / B au an leitu n g ein es L en k d r a ch en s___________________________________                                   9

V i d e o f il m e ü b e r D r a c h e n ________________________________________________ _ _ _ _                                   12

F r a n k f u r t e r D r a c h e n s p e k t a k e l __________ _____________________________________ _ _                              14

D ie G l o s s e /F r e u n d e , en d lich sin d wir au ch w er!___________________________________                                    15

J a p a n i s c h e D r a c h e n / S ag ara_________________________ ___________________________                                       16

L e s e r b r i e f e a u s a l l e r W elt________________________________________________________ _ 18

L ü n en / 2. F a m ilien d ra c h en fes t_____________________________________________________ 2 0

W e i h n a c h t l ic h e s von W erner S ie b en b er g __________________________________________                                22

6. D e u t s c h e D r a c h e n m e i s t e r s c h a f t / A n sich ten z w eier P u n kterich ter_____________ 2 4

D ie K i t e f l y e r B o w lin g C rew in f o r m ie r t ___________________________________________ 2 8

E in e n e u e K r a n k h e i t / D ie D rach en klau eritis!______________________________________ 2 9

R i e s a o d e r e in a n d e r e s G e lä n d e g a b e s n ic h t____________________________________                            30

C lu b v o r s t e llu n g d i e s m a l a u s O b e r h e s s e n ________________________________________ 31

D r a c h e n - e i n s t u n d j e t z t / E ine D rach en au sstellu n g irtD reieich -S p red lin g en ______ 3 2

D a s G lit z e r n in d e n A u g en / o d e r S t e c k b r ie f ein er M esse__________________________                          34

D e r H a m b u r g e r L e i c h t w in d - F l ie g e r / Aus A lt m a c h Neu__________________________                          36

N e u e D r a c h e n b ü c h e r a u f d e m M a r k t / Für je d e n G e s c h m a c k etw a s_______________                     39

A It e s un d N e u e s / F reu d und L eid __________________________________________________ 41

S o n n t a g , d e r 13. O k t o b e r / 2 b ew ä h rte F estiv als im H arz und V orharz_____________ 4 3

2 1 ./2 2 . 9. 1 9 9 1 / D r a c h e n f e s t i v a l in H a lle - w ie ic h e s s a h ______________________                     44

B ö r s e / v er k a u fe ... s u c h e ... t a u s c h e ----------------------------------------------------------------------- 4 6

F u e r t e v e n t u r a 1 9 9 1 / A us d er S ich t ein es d r a c h e n b e s e s s e n e n P a u sch a lreisen d en ___ 4 7

T e r m in e * 9 2 / F estiv als, F este, Treffen und M eistersch a ften _________________________ 4 8

I m p r e s s u m u n d V o r s c h a u _________________________________________________________ 5 0

4                                                                                                         fang den wind Nr. 22
Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
P ap ierv ö g el und F eu erd rach en
                                              Der „chi yüang“
In dem Atlantis-Querschnitt aus dem Jahre 19 7 8 JLänder,     telalterliche Schrifttum des Westens kennt
Völker, Reisen - Die dreißiger Jahre im Spiegel einer Zeit­
schrift —" entdeckte ich einen interessanten Artikel. Der
                                                              ihn nicht. Lediglich ein einziges römisches
Beitrag stammt von Heinz Luedecke und ist erstmals im         Vasenbild aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.
Jahre 1938 veröffentlicht worden. Der Abdruck des Bei­        zeigt ein Gerät, das wie ein Spielzeugdrachen
trags erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages.      aussieht, wohingegen uns die Historiker,
Deshalb an dieser Stelle einen herzlichen Dank an die At­
lantis Verlag AG, im besonderen B. Gerling und H. J . Ru­     Dichter und Künstler des Fernen Ostens eine
sche.                                                         unerschöpfliche Fülle von Zeugnissen für die
                                                      * ag    Verwendung des „chi yüang“ seit rund 1800
                                                              Jahren darbieten. Der General Han Sin, einer
      ickens hat im „David Copperfield“ einen
                                                              der Mitbegründer der Handynastie, soll ihn
      wunderlichen Mann geschildert, der es
                                                              erdacht haben, als er im Bürgerkriege trigo­
als seinen Lebenszweck betrachtet, irgend­
                                                              nometrische Entfernungsmessungen vorneh­
eine Denkschrift für das Parlament zu verfas­
                                                              men wollte. Das könnte richtig sein, denn das
sen. Er schreibt zahllose Entwürfe, reicht sie
                                                              Papier ist um 105 n. Chr. erfunden worden,
aber niemals ein, sondern klebt aus seinen
                                                              und Han Sin hat bis 196 n. Chr. gelebt. Tatsa­
Manuskripten große Spielzeugdrachen, die er
                                                              che ist jedenfalls, daß der „Papiervogel“ bei
der Willkür des Windes überantwortet; er
                                                              den Chinesen zuerst ein Instrument des Krie­
sagt: „Wenn der Drachen hochfliegt, trägt er
                                                              ges war, und daß er sich nicht vor dem
die Tatsachen weit weg. Das ist meine Manier,
                                                              10. Jahrhundert zum Sport- und Spielzeug zu
sie zu verbreiten.“ Dieser Kauz und seine Ge­
                                                              entwickeln begann; religiöse Bedeutung hat
wohnheit verkörpern eine Redensart, die, wie
                                                              er seit derselben Zeit, also etwa seit der Sung-
der „Oxford Dictionary“ ausweist, im 17. Jahr­
                                                              dynastie.
hundert in England üblich gewesen ist: „He
                                                              Über die Kriegsdrachen gibt es in der chinesi­
may make a paper-kite of his letter!“ (Er soll
                                                              schen Literatur eine Reihe von Anekdoten,
einen Papierdrachen aus seinem Brief ma­
                                                              die uns heute, im Zeitalter der Flugmaschine,
chen!) „Einen Drachen steigen lassen“ bedeu­
                                                              seltsam und „prophetisch“ anmuten. Kien-
tet oder bedeutete also soviel wie „sich einer
                                                              wen zum Beispiel, der im Jahre 549 in der
drückenden Bürde entledigen“; der Drachen
                                                              Stadt T ’ai von Hou King belagert wurde, ließ
schafft die Sorgen und Gedanken fort, die
                                                              einen „chi yüang“ steigen, woran er einen
man sonst nicht loswerden kann. Für die Völ­
                                                              Brief gebunden hatte, um seine Freunde au­
kerkunde dürfte das recht bemerkenswert
                                                              ßerhalb der Mauern von seiner schlimmen
sein, denn es stützt und unterstreicht die An­
                                                              Lage zu benachrichtigen. Die besten Bogen­
nahme, daß der Drachen im Zeitalter der Ent­
                                                              schützen Hou Kings beschossen den kurio­
deckung von China nach Europa eingeführt
                                                              sen „Vogel“ mit ihren Pfeilen und holten ihn
worden sei. Bei den Chinesen gilt nämlich der
                                                              herunter. Das war die erste „Flugabwehr“ der
„chi yüang“ (Papiervogel) als eine Art Sünden­
                                                              Weltgeschichte! Etwas Ähnliches wird von
bock, der die bösen Taten und das Mißge­
                                                              dem General Chang P’ei erzählt, der im Ja h ­
schick seines Besitzers auf sich lädt und in
                                                              re 781 die Festung Ling-ming gegen T ’ien Yüe
die Luft trägt. Mit anderen Worten: Zwischen
                                                              verteidigte. Außerdem kamen bisweilen Auf­
dem Aberglauben, der sich im Reich der Mitte
                                                              stiege bemannter Riesendrachen zu kriegeri­
an den Drachen knüpft, und dem von Dickens
                                                              schen Zwecken vor, wofür wir aus China, be­
unsterblich gemachten Sprachgebrauch be­
                                                              sonders aber aus Japan, dem Lande der rit­
steht eine so augenfällige Übereinstimmung,
                                                              terlichen Abenteuer, sichere Dokumente be­
daß man sicherlich nicht fehlgeht, wenn man
                                                              sitzen. Yui no Shosetsu, ein revolutionärer
für beide eine gemeinsame Quelle vermutet.
                                                              Volksheld, flog auf diese Weise in den Palast
Daß diese Quelle in Europa zu suchen sei,
                                                              zu Tokio. Ishikawa Goyemon soll, auf einem
wie frühere Forscher behauptet haben, ist
                                                              großen Drachen reitend, die goldenen Delphi­
mehr als unwahrscheinlich. Bei den griech­
                                                              ne vom Turm des Schlosses zu Nagoya ent­
ischen und römischen Autoren wird der Pa­
                                                              wendet haben. Auch Bombenwürfe aus be­
pierdrachen nirgends erwähnt; auch das mit­

Ausgabe 4/91                                                                                               5
Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
mannten „Papiervögeln“ wurden dann und
wann versucht, allerdings erst in der neueren
Zeit.
An den religiösen und sportlichen Drachen
entfaltete sich der ganze Reichtum und die
ganze Farbigkeit der östlichen Phantasie. „Pa­
piervögel“ in Gestalt von Tieren, Göttern,
Schauspielern, Laternen und dergleichen
wurden gebaut und bunt bemalt. Monstra in
der Form von langen Würmern und Schlan­
gen, aus vielen einzelnen Flächendrachen zu­
sammengefügt, Musikdrachen mit Flöten und
Harfen, die der Wind zum Klingen brachte,
und andere Kunstwerke entstanden. Alljähr­
lich wurden und werden in China und Japan
große Drachenfeste gefeiert, die jung und alt
in ihren Bann ziehen. Die Japaner bauen bei
solchen Gelegenheiten die sogenannten
„Wan-wan-Drachen“ deren Durchmesser bis
zu 2 0 Meter beträgt; sie sind kreisrund und
werden mit großer Sorgfalt aus Bambus­
stäben und feinstem Papier gefertigt.                         Eines des ältesten europäischen Drachenbilder.
Von China und Japan aus verbreitet sich die                 Holzschnitt aus: John Bäte, The Mysteries of Nature
Drachenkunst in Korea, Annam, Siam, den                      and Art, London 1634. (British Museum, London.)
malaiischen Staaten und auf den Südsee­
inseln. In der Bandasee vollzog sich eine in­             rung; der Fischdrachen der Melanesier, Mi­
teressante Wandlung: dort wurde das Spiel-,               kronesier und Indonesier kam auf. Er dient
Kriegs- und Kultgerät der Ostasiaten zu                   dem Fang des scheuen Hornfisches und
einem wichtigen Hilfsmittel der Volksernäh-               macht es den Männern der Südsee möglich,
                                                          sich ziemlich weit von der eigentlichen Fang­
                                                          stelle zu entfernen. Die Fischer lassen ihn
                                                          vom Boote aus an langen Schnüren steigen
                                                          und befestigen an seinem unteren Ende eine
                                                          Angel, die auf dem Wasser hin und her tän­
                                                          zelt; so wird die Beute überlistet. Die erste
                                                          Kunde von diesen Fischdrachen gelangte um
                                                          1600 durch holländische Seefahrer nach
                                                          Europa.
                                                          Damals war es auch, als das Drachenspiel
                                                          anfing, in Italien, Deutschland, Frankreich
                                                          und England allgemein bekannt zu werden.
                                                          Zuerst beschrieb Giambattista della Porta
                                                          den Papierdrachen in seiner „natürlichen Ma­
                                                          gie“, und hiervon zehrten andere Bücher ähn­
                                                          licher Art wie etwa Weckers „Geheimbuch“
                                                          Bates „Geheimnisse der Kunst und Natur“
                                                          und Sch wenters „Mathematische Erquick-
                                                          stunden“. Im Jahre 1758 veröffentlichte
    Südsee-Drachenfischer beim Hornhechtfang (im
                                                          Johann Albert Euler, der älteste Sohn des
    Vordergrund). Kupferstich aus: Le Second Livre,       großen Mathematikers Leonhard Euler, in
  Journal ou Comptoir, contenant le vray discours. du     den „Memoires“ der Berliner Akademie der
 voyage fait par les huit navires d ’ Amsterdam au mois   Wissenschaften eine mathematisch-aero­
  de Mars 1598 sous la conduite de V Admiral Jaques
  Cornille Nec et du Vice-Admiral Wibrant de Warwic.      dynamische Abhandlung über die „Papier­
 Amsterdam 1609. (Universitätsbibliothek Göttingen.)      vögel“; Peter von Musschenbroek stellte zur

6                                                                                     fang den wind Nr. 22
Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
nannten Kasten- oder Har grave-Drachen, der
                                                              nicht nur der Wissenschaft große Dienste lei­
                                                              stete, sondern auch die ersten brauchbaren
                                                              Flugzeugkonstruktionen, die um 1900 ge­
                                                              schaffen wurden, entscheidend beeinflußte;
                                                              selbst der moderne Doppeldecker geht auf
                                                              Hargraves Arbeiten zurück. Nebenher lebte
                                                              damals der militärische Gebrauch von Dra­
                                                              chen wieder auf, wie ihn die Völker des Fer­
                                                              nen Ostens schon seit vielen Jahrhunderten
                                                              kannten: englische Offiziere bauten Drachen­
                                                              aggregate, die so kräftig waren, daß sie Beob­
                                                              achter mehrere hundert Fuß hoch in die Luft
                                                              erhoben.
                                                              „Der Drachen (aus dem lateinischen draco),
                                                              welcher Kriemhild auf dem Drachenstein ge­
                                                              fangenhält, kommt durch die Luft geflogen.“
                                                              So ist in Jacob Grimms „Deutscher Mytholo­
                                                              gie“ zu lesen und wir fragen uns, was der
                                                              Papierdrachen chinesischen Ursprungs mit
                                                              diesem Fabelwesen unseres Sagenschatzes
      Elektrische Drachenversuche um die Mitte des            gemein hat. Die Antwort lautet: nur den Na­
    18. Jahrhunderts, dem berühmten Experiment von            men, und selbst dazu ist er auf einem Umweg
  Benjamin Franklin ähnlich. Kupferstich aus: Memoire
   sur /es moyens de garantir de la fo u d re..., Par M. de
                                                              gekommen. Drachen sind geflügelte - auch
  Romas, Lieutenant A ssesseur au Presidial de Nerac,         ungeflügelte - Reptilien, wie die Erde sie in
         Bordeaux 1776. (Staatsbibliothek Berlin.)            vorgeschichtlicher Zeit hervorgebracht haben
                                                              mag. Der „chi yüang“ ähnelt aber solchen
selben Zeit die gleichen Berechnungen in Hol­                 „Schlangen“ nur in seltenen Fällen, und des­
land an. Benjamin Franklin hatte schon 1752                   halb dürfen wir vermuten, daß er seine deut­
mit Hilfe eines Drachens, den er in die Wol­                  sche Benennung einem Mißverständnis ver­
ken steigen ließ, die elektrische Natur der                   dankt. Als er nach Europa eingeführt wurde,
Gewitter nach gewiesen; der Aufsatz, den er                   gab es hier bereits eine andere Art von flie­
über seine gefährlichen Versuche schrieb,                     genden Drachen, die in der Tat den Schlan­
hatte einen Frioritätsstreit mit dem französi­                gen und legendären Tazelwürmern nachgebil-
schen Gelehrten de Romas zur Folge, der in                    tet waren. Physikalisch ausgedrückt, gehören
Bordeaux mit ähnlichen Versuchen beschäf­                     diese Drachenn nicht zur Aerodynamik, wie
tigt war. Professor William Wilson zu Glas­                   es beim „chi yüang“ der Fall ist, sondern zur
gow verwendete Drachen, die er mit selbsttä­                  Aerostatik. Von ungefähr 1200 ab verstanden
tig registrierenden Instrumenten ausrüstete,                  es einzelne europäische Kriegesingenieure,
von 1749 ab für meteorologische Messungen                     leichte Leinwandsäcke in Fisch-, Schlangen­
in den hohen Luftschichten.                                   oder Drachenform so geschickt mit Heizvor­
Dieses Eindringen des Drachens in die exakte                  richtungen - kleinen Erdöllampen und der­
Wissenschaft und die neuen Forschungsme­                      gleichen - auszustatten, daß sie infolge der
thoden, die sich daraus ergaben, erregten gro­                Hubkraft der erwärmten Luft in ihrem Inne­
ßes Aufsehen; doch Herwegh dichtete:                          ren zu beträchtlichen Höhen emporsteigen
„Franklin entriß dem Himmel den Blitz, den                    und damit denselben Gesetzen gehorchten,
Tyrannen den Szepter;                                         wie die späteren Montgolfieren. Walter von
Glaubt mir, das war von je ein und dasselbe                   Milimete, ein englischer Kleriker, schlug im
Geschäft!“                                                    Jahre 1236 vor, diese aerostatischen Feuer­
Der „chi yüang“ war in Europa heimisch ge­                    drachen für Bombenwürfe in belagerte Städte
worden und entwickelte sich im 19. Jahrhun­                   zu benutzen. Kyeser von Eichstaedt hinter­
dert immer mehr zu einem unentbehrlichen                      ließ in seinem Buche „Bellifortis“ (um 1400)
Hilfsmittel der Meteorologen. Um 1890 er­                     genaue Anweisungen für den Bau eines der­
fand Lawrence Har grave in Sydney den soge­                   artigen „draco volans“. Das „Frankfurter Rüst-

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Der Chi Yüang Lenkdrachenprojekt: Der Sagara - Aero-Flott
buch“, seine Version in
der Berliner Staatsbi­
bliothek und andere
kriegstechnische Schrif­
ten     zeigen    ähnliche
Geräte, die wie Fessel­
ballone an starken Sei­
len in die Luft steigen.
Letztlich hatte das eu­
ropäische       Mittelalter
auch diese Erfindung
dem Fernen Osten zu
verdanken. Der „draco
volans“ ist aus dem Dra­
chenfeldzeichen        ent­
standen, das die Römer
spätestens um 100 n.
Chr. von den Daziern
kennenlernten, die es
von den Persern oder
Skythen übernommen
hatten. Sein Ursprungs­
land ist zweifelsohne
China oder die Mongo­
lei. Auf der römischen
Trajanssäule (114 n.
Chr.) sind solche Dra­
chenfeldzeichen       pla­
stisch abgebildet. Es
waren Schläuche mit
Drachenköpfen, deren
Mäuler      offen standen.
Liei oder ritt der Feld­
zeichenträger, so fuhr
Luft in diese Schläuche
und blähte und schlän­
gelte sie. Irgendwann
verfiel ein Kriegsingeni­
eur auf den Gedanken,
einer        „künstlichen
Schlange“ brennendes
Werg ins Maul zu stek-
ken. Damit war der er­
ste Schritt zum Feuer­
drachen getan, der sich,
wie gesagt, im späten
Mittelalter und zu B e­
ginn der Neuzeit großer
Beliebtheit erfreute. Er
gab dem Papierdrachen       Drachenspiel als turnerische Übung. Kupferstich aus: Christian Friedrich Gutsmuths,
                                 Gymnastik für die Jugend, Schnepfenthal 1793. (Staatsbibliothek Berlin.)
der Chinesen nicht nur
seinen Namen, sondern er ist ihm auch darin             tiver Vorläufer unserer heutigen Luftfahrt-
verwandt, daß er - wie jener - als ein primi-           technik angesehen werden kann.
                                                                                           Heinz Luedecke

8                                                                                    fang den wind Nr. 22
D er Gondolin
                       Bauanleitung eines Lenkdrachens
       ier meldet sich ein neues DCB-Mitglied,      Materialliste:
       welches höchst erfreut ist, Euch diesen      170 cm Spinnaker
Brief zu schreiben. Da ich gebeten wurde,
Baupläne, Angaben über geeignete Flugwie­           2 x G F K 150 cm 12 mm 0
 sen und ähnliches zu schicken und ich mein         4 x G F K 100 cm 12 mm 0
armes Hirn nicht weiter quälen will, um ir­
gend einen Senf über das „ach so schön ist
                                                    (statt 12 mm 0 GFK kann auch 8,9 mm 0
doch unser Hobby und so“ zu schreiben, fan­
                                                    CFK genommen werden)
ge ich mit der Bauanleitung an!                     1 x Alumuffe 12 mm 0
    Es ist der Gondolin. Er ist eigentlich mehr     5 m Dacron 8 cm breit
oder weniger nicht direkt von mir kreiert; er
ist nämlich eine genaue Mischung vom                0,7 Dacron 10 cm breit
Hurricane und Taifun (Anm. d. Red.: von             30 cm Gurtband
Peter Rieleit). Er ist so gebaut, daß man das
                                                    50 cm Schlauch 12 mm 0
Gestänge mit möglichst wenig Verschnitt,
also in Ursprungslängen (100 cm, 150 cm)            6 x Stabendkappe 12 mm 0
verwenden kann. Ich habe ihn mit GFK-               8 m Waageschnur 120 kp
Gestänge gebaut, von wegen dem Geld! Er
fliegt von ca. 2,5 Bft. bis was weiß ich. Zügig     2 x Aluringe
bis schnell, wendig, ziemlich genau und sehr        0,6 m CFK/GFK 3 mm 0
zugkräftig und unproblematisch.                     4 x Stabendkappe 3 mm 0
    Ich habe die Anleitung nur durch ein paar
Skizzen dargestellt, weil ich glaube, daß fast
jeder seine eigenen Tips und Tricks hat, wie        ca: GFK = 120, - / CFK I60t -
etwas zu lösen ist.
                              Ulrich Engbert

   DER D R A C H E N K E LLE R • G am bach

 F a c h g e s c h ä ft fü r D ra c h e n , D ra c h e n b a u m a te ria l u n d B u m e ra n g s
  Gambach, Gebrüder-Grimm-Straße 4 8 -Telefon 0 6 0 3 3 /6 0 9 1 6
         Geöffnet: Mo.,Mi.,Fr., 14-18.30Uhr • Di.,Do.,Sa. 8-14Uhr

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In die Enden der Rohre habe
     ich ein kurzes Stück Holz
     entsprechend dem
     Durchmesser geklebt, damit
     verhinderte ich, daß das
     Rohr im Schlauch oder
     Stabendkappe zusammen -
     gequetscht wird.

     Man sollte mal ausprobieren,
     wie er im Gespann fliegt,
     obwohl ich glaube, daß
     einem dann die Arme sagen,
     daß das keine gute Idee war.
     Bei allen weiteren
     Entwicklungen dieses
     Drachens - Vorspannung,
     Segelschnitt o. ä. - bitte ich
     Euch, mich zu informieren.
     Meine Adresse:

     Ulrich Engbert
     Fliederstraße 22
     5 2 7 0 Gummersbach

10         fang den wind Nr. 22
Ausgabe 4/91   11
Videofilm e
                                      über Drachen
n n j 7 enn Ihr Videofilme habt und diese für       Hinweis: Bei der Post gibt es passende Kar­
 VAy alle Drachenfreunde zur privaten Ver­          tons. Für die entstehenden Kosten (Porto und
fügung stellen wollt, so meldet Euch bitte bei      Kopiergeräte) bitte DM 2 0 ,- beilegen. Kopi­
der Fang den Wind. Natürlich könnt Ihr              en nur zum persönlichen Gebrauch. Urheber­
Euch auch melden, wenn Ihr keine Möglich­           rechte beachten. Absender bitte deutlich
keit habt, die Aufzeichnung selbst zu kopie­        schreiben, wäre schade, wenn ich die Kas­
ren und jemanden sucht, der das für Euch            sette nicht zurück schicken kann.
übernehmen kann. Bitte nennt neben dem Ti­
tel, das Datum, das System, die Dauer und          Ich wünsche viel Spaß mit den Filmen und
die Kosten, so wie es Michael Haugrund hier        immer den richtigen Wind.
gemacht hat.
                                                   Michael M. Haugrund Luftbildfotografie
Wie bekomme ich Kopien?                            Radio- u. Fernseh­  mit Fesseldrachen
Ganz einfach: Diese Seiten kopieren. Ge­           technikermeister    VHS-Aufzeichnungen
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rechnen!

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                                        Berlin
           B e rlin 9s ä lt e s t e r D r a c h e n h e rs te lle r
           g e h t in d a s 4 . J a h r
           Zum Jahreswechsel gibt es wieder einen Ausverkauf
           mit Superpreisen auf Jahres drachen und Restmaterial.

           Öffnungszeiten ganzjährig:
           Dezember, Januar. Februar, März
           Donnerstag, Freitag          14.00 - 18.30
           Samstag                       11.00 - 14.00
           Montag. Dienstag, Mittwoch geschlossen.
           Sowie nach Vereinbarung.
           April, Mai, Juni, Juli, August. September. Oktober. November
           Dienstag bis Freitag         14.00 - 18.30
           Samstag                       11.00 - 14.00
           Montag geschlossen.

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□   Drachenfest Altengamme (vor HH), 1985, geschnitten, nach vertont,
    Eigenproduktion aus Anfangszeiten                                                  20 Min.
□   Dto., Rohversion mit O-Ton, ungeschnitten                                          60 Min.
□   Markt der Ideen, „Tako-Kichi“, NDR III, 12. 5 .1 9 8 6 , Aufnahmen bei
    St. Peter Ording, viele Modelle und Aktionen                                       60 Min.
□   Drachen gehören an den Himmel, ZDF, Dez. 1987.
    Ein Kölner Künstler stellt sich und seine (Drachen )Werke vor                      15 Min.
□   Drachenfest Helmstedt, 12. 5 .1 9 8 8 , Eigenproduktion, vertont,
    kommentiert. Parafoils, Riesenturbine, Lenkdrachen                                 38 Min.
□   ZDF Fernsehgarten, Drachen mit Franz Arz, 26. 6 .1 9 8 8 ,
    Live-Sendung mit Interview aus der Sendezentrale Mainz                             15 Min.
□   Blauer Montag, ARD, 15. 8 .1 9 8 8 . Bericht über Fan0 1988,
    Einleiner, Lenkdrachen, Luftbild-Film                                               6 Min.
□   „DDR“-Film übers Drachenbauen, 31. 7 .1 9 8 6 , mit Buchtip von
    Friedhelm Winkel, Einblick in die „DDR“-Szene                                      12 Min.
□   Eff-Eff, WDR 1987, mit Tony Christopher beim Bauen                                 15 Min.
□   Stockholm Mai 1985. Das etwas andere Drachenfest, besinnlich.
    Schwedisches Fernsehen, Farbe                                                ca. 20 Min.
□   Pfiff, Jugendsendung mit Bericht aus Damp 2 0 0 0 ,1 9 8 6 . Eindrücke,
    Bauen mit Kindern und Ohashi-Kette                                           ca.    8 Min.
□   Ausschnitte aus „So Isses“, WDR, in Scheveningen 1988                        ca.    3 Min.
□   Freizeit, ZDF, 22. 9 .1 9 8 9 , Schwäbisch Gmünder Drachentage.
    Gute Motive, Szenen vom klassischen Drachen bauen mit Papier,
    Aktivitäten der Gruppe um Franz Arz                                                10 Min.
□   RTL-Frühstücksfernsehen (Anfang fehlt, da per Zufall auf genommen):
    Michael Steltzer im Studio stellt das Hobby vor                                  30 Min.
□   Nordlichter, NDR III, (Anfang fehlt, s. o.) Axel Voss mit und über Drachen   ca. 10 Min.
□   Szenen aus dem 1. kleinen Drachenfest in Uelzen. 11. Sept. 1988,
    Fremdaufnahmen, Farben leicht verfälscht, roh                                      10 Min.
□   Für Freunde der Luftbildfotografie: K.A.P.W.A., Fotoausstellung in
    Tokyo, Japan. Original TV-Mitschnitte, 3 Beiträge                            ca. 15   Min.
□   Schulfernsehen, Sendung „Playtime“, Flying Kites                                 15   Min.
□   Auschnitte aus einem polnischen Spielfilm mit Drachenszenen                  ca. 5    Min.
□   SAT1, Thema Kultur, Berlin 1988, luftige Aufnahmen                           ca. 10   Min.
□   Flic-Flac, Sendung über Wilhelmshaven 10.10.1989                                  3   Min.
□   NDR 1 Niedersachsen, regional, Wilhelmshaven 10.10.1989                           3   Min.
□   Fano 1989, sehr guter Film des dänischen Fernsehens, Höhepunkte:
    Cody-Manlifting-System mit Alfon’s Truppe, Nachtfliegen                            25 Min.
□   ZDF, Bilder für den Himmel, das Video zur Ausstellung. 4. 3 .1 9 9 0 .
    Aufnahmen aus Japan übers Bauen und Steigenlassen                                  30 Min.
□   PRO 7, Spielfilm „Wir Zwei“, in Berlin, Szener) mit Vogeldrachen
    und deren Piloten. Wer kennt die Piloten? Zeitlupen                          ca.    5 Min.
□   NDR 1, Niedersachsen, Fest Greetssiehl, 1 0 .9 .1 9 9 0                      ca.    2 Min.
□   RTL +, Metty Machts Möglich, 22. 9 .1 9 9 1 . Über Fan0 1991                        8 Min.
□   Damp 2 0 0 0 am 29. 9 .1 9 9 1 , Schleswig Holstein Magazin. Impressionen
    mit Kraken, Peter Lynn, größter Drachen der Welt                                    4 Min.
□   ARD-Wunschkonzert, 3 .1 0 .1 9 9 1 , Vorstellung einiger Drachen                    6 Min.

Ausgabe 4/91                                                                                 13
F ra n k fu rte r D rach en sp ek tak el
 Man kann sein Hobby n och m ehr g en ieß en ,        mann, der die Moderation machte, angerufen,
 wenn man G leichgesinnte fin det - zum               um auch die andere Seite zu hören. Nach kur­
 Q uatschen und zum Erfahrungsaustausch.              zem Gespräch über das Festival allgemein auf
 Finde ich. B ei mir im Landkreis A sch affen ­       die Sache angesprochen, wußte er sofort,
 burg h a b e ich leider noch keinen D rachenfre­    worum es ging. Seine Meinung ist: Sein Ton
 ak gefunden, daher m ache ich mich erwar­           wäre ganz normal gewesen, außerdem wäre
 tungsvoll au f den Weg nach H o f heim zum an­      er absolut im Recht und das verstünde jeder
gekündigten Frankfurter D rachen spektakel           Drachenpilot. Dann folgte ein fast nicht zu
 im Taunus . ..                                      stoppender Vortrag darüber, daß Spectra das
Es ist noch seh r früh, wenige Drachen am            Nonplusultra der Drachenwelt wäre, und wer
Himmel. Auch ich h a b e viel Mühe, meinen           das nicht einsähe, hätte in der Drachenszene
Rollo zu starten, das alte Dilemma: F ast kein       quasi nichts mehr verloren. Abgesehen da­
 Wind. A uf einm al m otzt mich jem an d von der     von, daß auch ich gleich den Eindruck hatte,
 S eite an, warum ich m eine Drachen mit             hier sind ausschließlich Verkaufsinteressen
Kevlarschnur fliege. N iem and im Untermain          im Spiel, und weiterhin abgesehen von den
fliegt Kevlar, behau ptet er. Ich m üsse viel        bekannten gegensätzlichen Meinungen über
 G eld haben, um mir d iese Schnur leisten zu        Kevlar: Drachenpiloten, die Festivals besu­
können, und au ßerdem würde ich mit d ieser          chen, haben meist längere Erfahrung mit ih­
Schnur die anderen D rachenschnüre durch-            rem Hobby und meist auch genügend Verant­
schneiden und m üsse dann für den S chaden           wortungsbewußtsein, um selber entscheiden
aufkom m en. Uber s o viel Unverstand bin ich        zu können, welche Schnur sie verwenden.
platt! Polyesterschnüre schneiden sich auch          Durchtrennte Leinen wird es bei diesem
gegenseitig durch, vielleicht w eiß das der          Sport immer wieder einmal geben, bei jeder
gute Mann nicht? Vielleicht kann er in seinem        Art Schnur. (Mich stört übrigens viel mehr ei­
kleinen Laden, den er angeblich hat, keine           ne häufigere Ursache des Leinenkappens:
K evlar verkaufen? Alles G em otze nur Ge­           Wenn nämlich Piloten Teile in den Himmel
schäftsin teresse?                                  hängen, verankern und sich dann ewig nicht
Ich kom m e mir wie ein A ussätziger vor und         mehr darum kümmern. Aber das nur neben­
verziehe mich au f eine ben ach barte Wiese,         bei.)
au ß erh alb d es G eschehen s. Auch hier w erde    Veranstalter, die meinen, Drachenpiloten die­
ich von ihm angem otzt, sog ar über den Platz­       se Entscheidungsfreiheit nehmen zu können,
lautsprecher, was ich au sgesprochen fies fin­       sei aber gesagt: Das hat von der ersten bis
de. Ich h abe und hatte nie die A bsicht, einem     zur letzten Veröffentlichung des Termins in
anderen D rachenfreund die Leine durchzu­           jeder Zeitung dabeizustehen! Entsprechende
schneiden. Wenn ein Veranstalter es nicht           Wünsche erst anzumelden, wenn die Piloten
wünscht, d a ß bei seinem Festival mit Kevlar       nach oft weiter Anreise schon beim Aufbau
geflogen wird, soll er es d och bitte vorher b e­   sind, ist - höflich ausgedrückt - ein Witz.
kannt geben.                                        Und dann über unerwünschte Piloten Sprü­
Enttäuscht und auch etw as traurig über s o ­       che wie: J ) a ist d er Kerl mit sein er S ch eiß -
viel Borniertheit und G ehässigkeit p a c k e ich   Kevlar ja im mer n och!“ ü ber’s M ikrophon zu
alles zusam m en und fah re nach Hause.             schicken, wie in H ofheim g esch eh en , ist ja
S o g esch eh en am 7.9.1991. Ob ich nächstes       w ohl auch nicht die richtige Art, mit Dra­
Ja h r w ieder nach H ofheim fah re? Ich glaube     chenfreunden umzugehen, oder?
nicht.                                              G erechterw eise will ich ab sch ließ en d erwäh­
                                Manfred Hinz        nen, d a ß z.B. auch in Paderborn nach Beginn
                                                    d es Festivals der Wunsch ertönte, kein e Kev­
Soweit der Bericht des Betroffenen.                 lar zu fliegen. Es hat sich nur niem and drum
Ich habe mich mit Manfred persöhnlich unter­        geküm mert. Und dam it war’s erledigt.
halten und erfahren, daß der Ton um einiges         S o s e h ’ ich es, a b er ich stelle d as Them a
ätzender war, als in seinem Bericht zum Aus­        auch gerne m al zur D iskussion.
druck kommt. Danach habe ich „Larry“ Neu­                                              Heidi Block

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Glosse
                     Freunde, endlich sind wir auch wer!
     andauf - landab hört man, liest man             Kampfdrachen? Wettbewerb svort eil für
     über Drachenwettbewerbe. Die größten,        manche!
die kleinsten, die schnellsten, die schönsten,       Kampfbambusspalten? Das war’s! - Oder
die Reihe ließe sich weiter fort setzen,          sollte ich Bambuskampfspalten oder Bam-
Drachen werden prämiert, es werden Fokale,        busspalten-Kampf schreiben?
Teller, Urkunden verteilt.                           Zunächst mußten die Wettbewerbsbedin­
   Das Selbst wert gef ühl wird ungemein geho­    gungen ausgearbeitet werden. Wenn schon
ben, wenn man so einen Pokal, Teller, zu Hau­     Kampf, dann unter gleichen Bedingungen.
se in die Vitrine stellen, oder eine Urkunde an   Die gleiche Raumtemperatur für alle, hieß die
die Wand hängen kann. Den staunenden              Devise. Die Aufmachung, zu deutsch jzutfit“
Nachbarn, Freunden und Verwandten, die            mußte stimmen. Das Material wurde besorgt
unser Tun immer etwas belächelt haben, kann       und unter wissentschaftlichen Gesichtspunk­
man vorweisen, daß es doch ernsthafter            ten geprüft. Werkzeuge wurden angefertigt,
Sport ist. Es werden Meisterschaften durch­       die Griffe der Messer den Händen der Teil­
geführt.                                          nehmer angepaßt usw. Ich muß nicht alle
   Da kann zum Beispiel draufstehen:              Arbeiten aufführen, die notwendig sind, jeder

J Bei den Drachenmeisterschaftenv,                kennt die Schwierigkeiten der Durchführung
                                                  einer Meisterschaft, egal wie sinnvoll sie ist.
                                                     Dann gingen wir an die Arbeit.
            in Hintertupfingen                       Auf Kommando los wurden die Stopp­
        hat unser Drachenfreund                   uhren gestartet. Hektik brach aus. Jeder brei­
               ... (Name)...                      tete einen Lappen auf sein Knie aus, Bambus­
    bei der Ziehung einer Grasnarbe               stangen wurden gesägt, Messer flitzten über
        den__ Preis gewonnen                      die Latten, halbfertige Leisten wurden gebo­
                                                  gen, Finger bluteten, Flüche schwirrten im
    Siegel                Unterschrift.           Raum und Schweiß tropfte.

\_________r
    Wir, in unserem Gmünder Drachenclub,
                                                     Das Ziel, eine Leiste von 1 x 1 x 10 mm
                                                  Länge herzustellen wurde in einer rekordver­
                                                  dächtigen Zeit geschafft. Der Sieger war in
bekamen langsam Minderwertigkeitskom­             10 Sekunden fertig. Wer es war sollte das
plexe. Wir schauten uns um, nirgends ein          Geheimnis des Clubs bleiben. Aber er bekam
Pokal, nirgends eine Urkunde, nur ein Vesper­     einen Pokal, versilbert und hochglanzpoliert.
teller, den sowieso jeder Teilnehmer einer        Die zweite (in unserem Club sind auch Frau­
Lenkdrachenmeisterschaft bekam. Was kön­          en als Mitglieder) einen Teller, der dritte eine
nen wir vorzeigen? Nichts!                        Urkunde (DIN-A-4), der vierte auch eine Ur­
    Unsere Philosophie in die Ecke schmeis-       kunde (DIN-A-5) und so weiter. Der letzte
send, entschlossen wir uns, einen clubinter­      konnte sich immerhin noch über eine Urkun­
nen Wettbewerb durchzuführen. Die Frage,          de in Briefmarkengröße freuen.
was können wir tun, entfachte hitzige Diskus­        Endlich haben wir auch etwas vorzuzei­
sionen.                                           gen. Friede und Zufriedenheit breiteten sich
    Ein Kampfnähen konnte, mangels Erfah­         aus. Es ist doch so schön, wenn man aus
rung einiger Mitglieder, nicht durchgeführt       allem einen Leistungszwang machen kann.
werden. Über unsere mangelhaften Näh­                Und den nahmen wir auch ganz ernst.
kenntnisse können die Leiter der berühmten        Ehrlich!
Drachenbaukurse von Profis für Profis ein
Lied singen. Also suchten wir nach einem          Gmünder Drachenclub
Ausweg.                                           Franz Arz
   Lenkdrachen? Wann gibt es bei uns so viel      Ahornweg 4
Wind!                                             7075 Mutlangen

Ausgabe 4/91                                                                                 15
Ja p a n is c h e D rach en
                        ____________ Sagara____________
      er Sagara ist ein Fünfeckdrachen, be­
      malt mit Mon-Zeichen, Samurai und              Zu den Kampfdraehen im Allgemeinen
Glückssymbolen. Bei entsprechender Einstel­          möchte ich folgendest bemerken: Eines
lung der Waage kann er auch als Kampfdra­            der Frobieme beim Drachen ist seine Sta-
chen geflogen werden. Er ist zwar nicht so           bilijtätj A hv, ruhiger Fltig* Diese Stabilität
schnell wie ein echter Kampfdrachen, aber            erreicht man mit verschiedenem
mit ihm zu spielen macht immer Spaß.                 teln. Kati^fdrachen sirid in ihrer Bauwei­
                                                     se instabil Diese Instabilität bedeutet,
                                                     daß sich der Drachen schnell um seine
Materialbedarf:                                      Achse dreht und nicht fliegt* Zieht man
                                                     aber die Steigleine a b , biegt sich der
1 B ogen Jap an p ap ier (T o sa -S h i)             Bogenstab unter dem- Winddruck nach
Leinenzwirn (18/3)                                   hinten, der Drachen; bekommt eine
Tapetenkleister                                      V-Bbrm, wird stabil und fliegt in die Rich­
 Verstärkungen 7 Stück                               tung, wohin seine Spitze zeigt. Durch An­
                                                     ziehen oder Nachlassen der Leine, d. h.,
B am bu sstäbe:                                      stabiler Flug und instabile Drehung, kann
Nr. 1 5 8 5 x 5 x 2 mm                        1Stück mari somit verschiedene Figuren fliegen.
Nr. 2 720 x 5 x 3 mm                          1Stück Die- Kunst beim Kampfdrachenbau be­
Nr. 3 8 6 0 x 5 au f 3 mm verjüngen 2 Stück          steht darin, einen absolut gleichmäßigen
        (siehe Abb. 1)                               Bogenstäb zu bauen, sonst fliegt er nicht
                                                     ordentlich. Ob der Bogen im Halbkreis
Arbeitsvorbereitung:                                 verläuft, oder nur die Spitzen sich biegen,
   Bemalung, Bambusbearbeitung etc. siehe            hängt vom Drachentyp ab. Mit einem gut
vorheriger Artikel in Heft Nr. 20 FdW. Ach­          gebauten Kampfdrachen kann man die
tung, die Diagonalstäbe (3)haben eine                gleichen Figuren fliegen, wie mit einem
halbrunde Form (s. Abb. 2!).                         Lehkdrachen.
   Hier werden auch Schlitze an den angege­
ben Stellen in das Segel geschnitten und die
Stäbe 2 - 3 am oberen Ende eingeschlitzt.
Der Zusammenbau des Gerüstes erfolgt, wie
beim Kaku, d. h. in der Reihenfolge 1 - 3 , da­
bei wird Stab 1 in die vorgesehenen Schlitze
der Stäbe 2 - 3 eingeschoben. Achtung! Die
zwei Diagonalstäbe (3) werden mit der Haut
Seite auf das Segel geklebt.
   Ziehen Sie die Umspannungsschnur ein,
kleben Sie die Zugabe nach hinten um und
bringen Sie die Verstärkungen an (s. Abb. 3).
Spannschnur an die beiden oberen Ecken le­
gen und die Waage anknoten (Gesamtlän­
ge 120 cm). Spannen Sie den Drachen nach
hinten und stellen Sie die Waage ein.

  Fliegt bei Windstärke 1 - 2 .
                                    Franz Arz

16                                                                            fang den wind Nr. 22
Abbildung 3

                      Abbildung 1                                                                                 Abbildung 2
        Verstärkung

        kleben        g ........................................■ ■ y r r r p p p p p p F p f f p f f f i £
                      co UrihStaihirtätfMrihÄlriykiaAäriykfaädritalMMäliädMIdfaadNiMhyhririM^ÄrfrihAÄdhädhädM «
                                                            Haut                                                      Haut
        Waage
  (8)
Ausgabe 4/91
                                                                                                                                17
L eserb riefe
                                                  aus aller Welt
LESERBRIEF                                                       LESERBRIEF
Als ich heute von der A rbeit kam, rief Gerd                     B etreff: Bericht JZilder für den H im m el“ A us­
 mir aus dem Keller zu: J9u, die neue Fang                       stellungseröffnung, H eft 3/91. Zuerst unter­
den Wind ist heu te gekom m en !u Ich nichts                     sch eid et der Autor d es o. a. Artikels zwi­
 wie runter, Zeitung geschn appt, einen B echer                  sch en K unstbeflissenen und Drachenfliegern!
K affee und rauf a u fs S ofa! Gemütlich!!! Guter               Ich könnte mir vorstellen, d a ß dies alleine
A ktikel über Stölln, na ja, uns sieht Stölln nie                sch on m an chen D rachenflieger ärgert! A n­
wieder. Auch die folgen den Artikel lese ich                     son sten ist auch d ie R ede davon, d a ß die Sy-
mit g roß em Interresse: Viele Baupläne und                      thesizerklänge den Autor daran erinnerten,
 Tips ... K lasse!                                              Zitat: juuie jem an d verzweifelt versucht, se i­
Nun kom m e ich zur S eite 38. „Wollte Gerd                      nen L ieblingssender einzustellen!“ Zitatende.
nicht einen Sauls-Barrage bauen?u, „Und nach                    A uch d iese A ussage zeugt natürlich nicht g e ­
 G oslar fahren wir d o ch auch! Da m uß ich                     rade von Verständnis, g esch w eig e denn
gleich mal Gerd fragen, o b der Drachen schon                   Kunstverständnis. Mich ü berlief bei der
fertig ist. Dann rufe ich bei Hans an, um mich                   Schw irrhölzer-Synthesizer-A ktion eine an ge­
anzumelden, g eh t schneller als schreiben !                     nehm prickelnde G änsehaut, s o einen s c h ö ­
Halt ...? Bis wann soll man sich anm elden?                      nen Eindruck hat sie au f m ich gem acht!
Bis zum 1. 10. 1991?!?? W elches Datum ist                       (Anm. d es Leserbriefautors). Über den
heute? Der 8. 10. 91!!!u                                        Flötenspieler und die gesungenen G edichte
Schade, a b er da die Zeitung uns erst heute er­                 war erst gar kein e Rede. Ob man sich da se l­
reichte, ist es nun zu sp at für d ie Anmeldung.                 ber nicht ganz traute?! A ber Kunst ist halt
Etwas traurig lese ich weiter. Ulis JWauszubil-                 auch A n sichtssache, und kritisch zu sein, b e ­
den deru läß t mich schmunzeln. Centipeden-                     d arf halt einer gew issen O bjektivität, die sich
treffen in S chw äbisch Gmünd, m öchte ich                       m einer Meinung nach nur erreichen läßt,
gerne hin.                                                       wenn man sich mit ähnlichen od er gleichen
6. L. D. M., nein, Lenkdrachen ist nicht mein                    O bjekten selb st sch on mal Kritikern gestellt
Fall. Anmeldung bis zum 22. 9. 91, die Meis­                     hat. A ußerdem wäre es ganz gut, wenn an ge­
terschaft ist vom 4. - 6. 10. 91. Halt!! Das                    führt worden wäre, wie so etw as b es ser zu
war d och letztes W ochenende! ... Entweder                     m achen ist, son st s e h e ich d ie von mir an ge­
mein K alender spinnt o d er a b e r ... ??!??                  führten A ussagen aus besag tem A rtikel eh er
M eldet man sich also verspätet rechtzeitig an,                 als M eckerei, denn als Kritik. War das g e­
od er kön n te man so lch e Termine früher be­                  w ollt?
kanntgeben?                                                     Fazit: „Wenn man eine S ach e nicht begreift,
                                        Jutta Blättert.         o d er begreifen kann, sollte man sich erst ein­
                                                                mal ausreichend dam it auseinandersetzen,
Recht hast Du, aber... man plant, zu welchem Termin die         bev or man mit Steinen wirft!“
FdW herauskommen muß. Dann steht es fest, zu welchem
Termin, das Ding in Druck gehen muß - 1. September! Alle
                                                                                               Werner Siebenberg
sind wahnsinnig pünktlich und mit 5 Tagen Verspätung
geht die FdW in die Druckerei. Mit viel bitte, bitte ist dann   Lieber kunstbeflissene Drachenflieger, bzw. lieber drachen­
zum Berliner Drachenfest 1/5 der Auflage fertig. In der fol­    fliegende Kunstbefliessene, bzw. lieber Werner,
genden Woche eine(n) finden, der den Rest der Auflage ab­       wenn sich das für mich so anhört, als ob jemand verzwei­
holt. Nacht und Nebels eintüten, adressieren, Auslandspost      felt versucht seinen Lieblingssender einzustellen und ich
ist dankbar (Welches Porto z. B. für Peter Lynn?). Dann         schreibe darüber, dann schreibe ich eben so, wie sich das
noch ein paar Tage Postweg und schon hast Du die Zei­           für mich darstellt. Du hättest liebend gerne den Beitrag
tung 3 Wochen später als ich die erste Ausgabe in der           schreiben können und dann wäre er bestimmt anders aus­
Hand. Was in berliner Kräften steht, könnte man (?)             gefallen, aber wenn kein Beitrag nienicht kommt, wo einer
durchaus ein paar Tage herausholen, wenn nicht immer al­        hätte sein müssen, dann lassen „die“ am Schluß noch den
les an ein paar wenigen hängen bliebe. Andreas                  Unkünstler auf die Geschichte los und der versteht doch
                                                                nun mal nichts davon. Ich meine also, es ist müßig, darüber
                                                                zu diskutieren, denn wo zwei sind ist mindestens wenn
                                                                nicht noch mehr Meinung.
                                                                Der Drachenflieger Andreas

18                                                                                           fang den wind Nr. 22
Lenkschlaufen
                                                              Taschen
                                                              Accessoires
                                                              Baumaterial
                                                              Schnüre

                                              D er neue Großhandel
                                              fü r Drachen und
                                              Drachenbaumaterial:

Händleranfragen.   Stau 8 7 -8 9 D - 2900 Oldenburg
                   Tel. 04 41 - 1 54 14 ■Fax 04 41 - 151 01
Lünen
                               2. Familiendrachenfest
       an kann den Veranstaltern des 2. Fami-      eine von 6 Revolution-Drachen gebildete Fi­
       liendrachfests Lünen nur zu ihrem Ent­      gur zeigte eine Souldarbietung bei der ihre
schluß gratulieren, das Fest in diesem Jahr an    6 steuernden Piloten ganz schön zu arbeiten
zwei Tagen stattfinden zu lassen. So hatten       hatten; Applaus für diese tolle Idee, Drachen
die vielen Besucher Gelegenheit, an beiden        tanzen zu lassen.
Tagen den sehr gut bestückten Drachenhim­             Zum Programm des 2. FDL gehörten aber
mel zu bewundern.                                 auch Aktionen für kleine und große Kinder.
   Bei wunderbar klarem Himmel und Wind­          Für die Kleinen Bonbonregen, Luftballonfan­
stärken von 1 - 4 tummelten sich alle Arten       gen, Drachen bau workshop und Vorführung
von Lenk- und Standdrachen, die durch ihre        von Plüschtierfallschirm springen, für die Gro­
Färb- und Formenvielfalt auch bei den             ßen z. B. die Aktion, bei der aus der Drach-
„noch-nicht-Drachenfreaks“ Begeisterung und       fähre abgeworfene rohe Hühnereier gefangen
Bewunderung hervorriefen. Eine Aufzählung         werden sollten.
einzelner Drachen wollen wir hier lieber las­         Da Drachenfliegen, Gucken und die vielen
sen, sie wäre garantiert unvollständig; eine      Gespräche mit anderen Drachenfreunden
derartige Fülle ist man sonst von Festen, wie     auch hungrig und durstig machen, an dieser
z. B. Fan0, gewöhnt.                              Stelle ein Satz zur Versorgung. Es gab auf
   Freude bei den Standdrachenpiloten rief        dem Gelände verschiedene Essen- und Ge­
die tatsächliche Höhenfreigabe von 3 00 m         tränkestände, die für das leibliche Wohl der
hervor, sie wurde reichlich ausgenutzt. Ab        Besucher sorgten, für Festteilnehmer wurde
und an kam es im Leinengedränge zu den üb­        gegen Essenbon in der Halle des Fliegerclubs
lichen Verwicklungen, aber soweit wir sehen       ein schmackhafter Eintopf ausgegeben.
konnten, erhielten in diesem Jahr wohl alle           Derart frisch gestärkt konnte es in die
Eigentümer ihre Drachen zurück.                   zweite Runde des Tages gehen.
   Lutz fand zu seiner großen Freude weitere          Trotz des doch recht eisigen Windes harr­
Saul’s-Barrage-Drachen und man entschloß          ten viele Besucher am Samstag bis zum
sich spontan, daraus eine Kette aufzubau­         Nachtdrachenwettbewerb ab 18 Uhr aus und
en (7 Stück). Diese Kette entwickelte sich je ­   konnten sich kaum sattsehen an den vielen
doch eher als A bräum er und wurde deshalb        wunderbar beleuchteten Drachengebilden.
zur bodenverankerten Barrikade umgestaltet.           Gestartet wurde in 3 Kategorien: Reflektie­
   Während Mann mit Drachver- und Ent­            rende Drachen, mit Fremdenergie beleuchtete
wicklungen beschäftigt war, besichtigte Frau      Drachen und die offene Klasse.
die Vorführungen auf dem Aktionsfeld.                 Lutz schickte seinen Roten-Baron-SauPs
   Diese vom Sprecher gut (locker und an­         ins Rennen, der am Himmel zwar recht gut
sprechend!) kommentierten Aktionen reich­         und plastisch aussah, jedoch hatte er gegen
ten von der Ausrichtung einer Lenkdrachen­        die faszinierenden Lauflichterdrachen keine
meisterschaft in den Klassen Einzel, Team,        Chance, die mit ihren bis zu 25 verschieden
und Innovation, über Rokkaku-Kämpfe, die          cumputergesteuerten Schaltungen ein wahres
mal mit kleinen, mal mit großen Stadtwap­         Lichterfeuerwerk an den Himmel zauberten.
pendrachen ausgefochten wurden, bis zur           Bemerkenswert waren aber auch Stücke wie
Vorstellung einzelner wunderschöner Dra­          z. B. das „Geisterschiff“ von Farn. Rudolf und
chen, Matten und weiteren Fluggebilden (flie­     dann sei auch das „Schneeflockenteam“ nicht
gende Frösche, Oktopus usw.).                     vergessen. Sie stellten mit ihren Snowflakes
   Einer der Höhepunkte des ersten Tages          zu leider etwas später Stunde (viele Kinder
war dann der Start der 202er-Aces-Kette, die      waren schon zu Bett geschickt) eine mär­
nach geglücktem Start einige schöne Flugbil­      chenhafte Geschichte dar. Ein weiterer gelun­
der an den Himmel zauberte.                       gener Einfall auf diesem Fest.
   Von der Fülle der kreativen Ideen sei eine        Zum Ausklang des ersten Tags fand ab
aus dem Lenkdrachenwettbewerb genannt;            21 Uhr für die durchgefrorenen Teilnehmer in

20                                                                       fang den wind Nr. 22
der Halle des Fliegerclubs ein Fest mit italie­   Auswertung
nischem Buffet statt. Wermutstropfen hierbei      1. Nacht-Drachen-Wettbewerb
war das einstündige Schlangestehen bis zum        Lünen 2 6 .1 0 .1 9 9 1
Erreichen der Buffetstafel, das Essen selbst      max. 2 5 0 Punkte möglich
war, wie schon beim Begrüßungsbuffet am
Freitagabend, hervorragend.                       Gruppe „A“-Drachen mit reflektierenden/
   Zu vorgerückter Stunde fand dann auch          fluoreszierenden Materialien
die Verleihung der Preise für die Wettbewerbe
des Tages statt.                                  Start-                      gesamt
   Der Sonntag schließlich wartete mit Son­       Nr. Name                    Punkte Platz
nenschein, Wind 2 - 3 und etwas milderen
Temperaturen auf. Wiederum fanden auf der         11   Schneeflocken            207      1
Aktionsfläche diverse Vorführungen statt,         19   Claus Wirsen             195      2
Lenk- und Standdrachenpiloten vergnügten          32   Anke Sauer               182      3
sich auf eigne Weise und so konnten die zahl­     13   Uwe Gryzbeck             167      4
reichen Zuschauer einen wirklich schönen          20   Michael Steinerner       162      5
Drachenhimmel bewundern. Für uns selbst           30   Harald Oerie             145      6
endete das Fest leider schon am Sonntagmit­       5    Rx Siemons               134      7
tag, als wir aufbrechen mußten, um uns wie­       31   Rainer Czaykowski        123      8
der mal in die Stau’s in Richtung Berlin einzu­   3    Ruud Bronneberg          122      9
reihen; doch Lünen sei gewiß, wir möchten         2    Susi Langanke            113     10
auch beim 3. FDL wieder mit dabei sein, bei       18   Erwin Dörper             109     11
hoffentlich ebenso schöner und gut organi­        8    Govert van Roon          107     12
sierten Wiederauflage dieses 2. Familien dra­     35   Frank Sigmann             88     13
chenfestes von Lünen.                             33   Rüdiger Schräder          84     14

                     Marion und Lutz Rosin
                                                  Gruppe „BM   -Drachen mit leuchtenden
                                                  Materialien durch Fremdenergie

                                                  21   Martin Römer             180     1
                                                  4    Udo Rudolph              177     2
                                                  24   Wolfgang Zips            163     3
                                                  9    Hermann Benjamins        153     4
                                                  29   Andreas Mauring          123     5
                                                  36   Skull Team               119     6
                                                  28   ?                        114     7
                                                  34   Dietrich Zirpins         113     8
                                                  17   Lutz Rosin                91     9
                                                  7    Andreas Benkhofer         91     9

                                                  Gruppe „C“ offene Klasse

                                                  4    Udo Rudolph              182     1
                                                  10   Jan Fischer              172     2
                                                  15   Sour Vliegers            140     3
                                                  1    Ton Geers                109     4
                                                  18   Erwin Dörper             102     5

Ausgabe 4/91                                                                             21
W eih n ach tlich es
                                von Werner Siebenberg
„Du, Papa?“                                        „Aber das ist doch dann ungerecht.“
„Ja, mein Ju n g e? “                              „Wieso?“
„Du Papa, mir hat geträumt, das Christkind         „Ich habe auch manchmal Ärger in der Schule
würde mir einen Drachen bringen!“                  und muß trotzdem lieb sein, um einen Dra­
„So?“                                              chen zu bekommen “
„Ja, so einen mit einem lustigen Gesicht           „Ja Peterle, das stim m t schon , a b er Erw ach­
drauf und mit so Pinselohren und mit einem         sen e haben o ft noch viel, viel m ehr Ärger, als
gaaanz, gaaanz langen Schwanz.“                    Kinder. Was halst Du denn davon, wenn ich
                                                   Dir jetzt ein M ärchen über D rachen erzähle?“
„M öchtest Du denn so einen D rachen haben
w ollen?“                                          „Au ja, Papa!“
„Ooh ja, Papa!“
„Weißt Du was, Peterle, dann schreib>      ’ ihn    „Also, es war einm al ein Mann, der sah die
d och ganz einfach au f Deinen W unschzettel.       Vögel am Himmel fliegen und d ach te so bei
Wer weiß, vielleicht bringt ihn Dir das Christ­    sich: ,ach wenn ich das d och auch könnte -
kind, wenn Du ganz, ganz brav bist!“               so frei in luftiger H öh e zu schw eben , d a ß alle
                                                   Last von mir abfallen würde und ich grenzen­
„Papa?“                                            los glücklich zur S on n e aufsteigen könnte!‘
„Ja, P eterle?“                                    Da er a b er wußte, d a ß ihm das nicht möglich
„Warum muß ich da erst ganz brav sein, daß         war, prägte er sich genau d ie Umrisse d es Vo­
das Christkind mir einen Drachen bringt?“          g els ein, um ihn zum indest aus H olz nachzu­
                                                   bauen.
„Ja, es ist nun mal so, d a ß nur, wer lieb und
artig ist, vom Christkind bekom m t, was er        Als der hölzerne Vogel fertig war, w arf der
sich w ü n scht“                                   Mann diesen in die Luft, um zu sehen , ob er
                                                   auch fliege.
„Hm, verstehen kann ich das schon, aber der
Herr Vermaledeit, der bei Euch im Drachen­         Der Vogel fiel a b er im mer w ieder a u f die Erde
club ist, hat doch letztes Jahr auch vom           zurück!
Christkind einen Drachen gekriegt und sogar        Da versuchte es der Mann bei ganz starkem
einen ganz großen.“                                Wind und hielt seinen H olzvogel nur am
„Ja - und?“                                        S chn abel fest. Der Wind griff unter die Flügel
                                                   und wollte das G ebilde mit sich reißen, d och
„Ja, und Du hast gesagt, daß der mit seiner
                                                   als sich d ie Hand öffn ete, um den Vogel flie­
Schnur immer nur andere Leinen durch­
                                                   gen zu lassen, fiel dieser au f die Erde. Lange
schneidet, weil seine Drachen nicht richtig
                                                   grübelte und p robierte der gute Mann, bis
fliegen und daß er dann hinterher immer
                                                   ihm klar wurde, d a ß ein W iderstand au f der
noch böse wird auf die Anderen.                    Erde ihm vielleicht helfen könne. Er band al­
Du sagst auch immer, daß er sowieso un­            s o ein e L eine an sein em Vogel fest. Und sieh e
freundlich ist und immer den meisten Platz         da, nach einigen Versuchen gelang ihm sein
braucht und garniemand hilft. Und trotzdem         Vorhaben, a b er leider im mer nur, wenn der
kriegt DER vom Christkind einen Drachen?           Wind ihn fa s t selb er umblies.
Papa, das verstehe ich dann aber nicht!“           Voll Freude je d o c h k o stete d er Mann sein
„Tja, mein Kind, die Erw achsenen haben aber       Glück im Sturmwind aus und sein e G edan­
auch o ft viel Ärger, vor allem im Beruf, da­      ken flogen mit in die H öhe.
durch werden sie dann m anchm al etw as b ö ­      Igendwie hatte er nun das Bedürfnis, sein e
se. Weil das Christkind das weiß, kriegen sol­     Freude auch anderen mitzuteilen und so
ch e Leute etw as zum Spielen, dam it sie wie­     w eihte er seinen besten Freund in das G e­
der gute Laune b ek o m m e n “                    heimnis ein. Der wiederum erzählte es sein er

                                                                             fang den wind Nr. 22
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Frau, die erzählte es ihrer Freundin und so         Freundschaft und H arm onie an d iesem Spiel
ging das weiter und weiter.                         zu freuen.“
Plötzlich kam einer, der davon hörte, au f den      „Du Papa, Du sagst aber doch immer, daß die
G edanken, d a ß man so etw as auch aus leich­      Drachenleute sich auch manchmal übereinan­
terem Material, z. B. Stoff, bauen kön n e und      der ärgern und schon ein paar Mal hast Du
nur n och das Gerüst aus Holz. Das G anze           auch ganz böse geschimpft?!“
wäre dann d o ch viel leichter und würde auch       „Aber Peterle, erinnerst Du Dich denn nicht
sch on bei weniger Wind fliegen.                    m ehr was ich zu Anfang dieser G eschichte
S o entstanden nach und nach immer mehr             sagte?
D rachen m odelle und im mer m ehr Leute fa n ­     Es war einmal!*4
den sich zusam m en, um sich gem einsam in

               H a m b u rg h a t 's g u t !
                           H a m b u rg h a t

                     Kieler Straße 685              2000 Hamburg 54
                     Tel.: 040/5709201            • Fax: 040/5708555

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6 . D eu tsch e D ra ch e n m e iste rsch a ft
                         Ansichten zweier Punktrichter
     ndlich einmal wieder die deutsche Dra­       gen. Glücklicherweise war das Feld ja groß
     chenmeisterschaft im Inland! So dachten      genug, so daß wir genügend Platz für zwei
ich und sicher auch einige andere, als Pader­     Gruppen hatten, leider fehlte es aber an
born als Austragungsort bekanntgegeben            Punktrichtern, um zwei Dreier-Gruppen zu
wurde. An die zwei vorigen Jahre, in denen        bilden. Gutmütig wie ich bin, meldete ich
ich als Teilnehmer in Wilhelmshaven war,          mich freiwillig, und so kam es, daß ich von
kann ich mich noch gut erinnern: Ein bißchen      dem ganzen Geschehen auf dem Platz ledig­
zu viel Wind, oft Wasser von oben und 1990        lich einen Haufen Pflichtfiguren mitbekam
eine nette kleine Sturmflut, die das ohnehin      und kaum Zeit hatte, mir etwas zu Trinken
nicht sehr große Wettbewerbsgelände gänz­         oder zu Essen zu organisieren. Auf der ande­
lich unbrauchbar machte. Ich kam also mit         ren Seite war dies mein erster Punktrich­
großen Erwartungen nach Paderborn, denn           ter-Job, und noch dazu in einem S.T.A.C.K.-
man hatte uns einen ganzen Segelflugplatz         Wettbewerb. Unser oberster Punktrichter
versprochen und von dem Wind im Inland            (neudeutsch: Head-Judge) war Paul Jobin,
weiß man ja, daß er meistens etwas weniger        der amtierende Präsident der S.T.A.C.K., der
bläst. Ich muß gestehen, daß ich von dem          extra für diesen Wettbewerb aus England ge­
Gelände, das wir am Freitagnachmittag er­         kommen war. Paul gab zu Beginn eine kleine
reichten, begeistert war. Der Segelflugplatz      Einführung in die Bewertungskriterien. Das
Haxtenberg liegt kurz außerhalb von Pader­        war sehr hilfreich, denn auch einige andere
born auf einer Kuppe mit einer tollen Aus­        außer mir hatten zum ersten Mal Bewer­
sicht auf die Umgebung. Leider war von Wind       tungsbögen in der Hand. Ganz nebenbei:
so gut wie gar nichts zu spüren und so währ­      Paul war von dem Gelände auch schwer be­
te das letzte Training unseres Teams nicht        geistert und ließ anklingen, daß er sich für
lange. Gleich neben dem Flugfeld, das sich in     die Austragung des Europa-Cups in Pader­
seiner Größe mit einem Flugplatz messen           born einsetzen würde. Die Wettbewerbe be­
kann (Ha, Ha, ist ja auch einer!), waren die      gannen gegen 10 Uhr und der letzte Teilneh­
unermüdlichen Camper mit Wohnmobilen              mer setzte so gegen 17 Uhr seinen Drachen
und Zelten untergekommen. In einem Flug­          ab.
zeughangar fand dann am Abend das erste              Die Anfängerklasse hatte am meisten un­
Treffen statt. Zu etwas fortgerückter Stunde      ter der großen Teilnehmerzahl zu leiden,
traf sogar der Bürgermeister von Paderborn        denn sie konnten nur ihre Pflichtfiguren flie­
ein, der als Schirmherr der Veranstaltung fun­    gen. Die drei Besten jeder Gruppe traten
gierte. Von Edith Wook wurde noch am              dann noch einmal gegeneinander an, diesmal
Abend die Auslosung für die Wettbewerbe           mit Pflicht und Kür. In dieser Klasse gab es
vorgenommen, die dann Raimund Dorow als           sehr große Unterschiede im Flugkönnen, da
Wettkampfleiter einer teilweise nicht mehr        es „echte“ Anfänger und „Wettkampferstlin­
sehr interessierten Zuhöhrerschaft verkünde­      ge“ gab. Der Endkampf war dann allerdings
te.                                               sehr spannend und der Sieger konnte auch
    Der nächste Tag brachte dann Sonne, den       nicht von den jetzt fünf Punktrichtern vor
ersehnten Wind und einige Probleme mit            dem Aus zählen der Punkte genannt werden.
sich. Da sich viel mehr Piloten als erwartet zu   Bei den Fortgeschrittenen waren die Ent­
den Wettkämpfen gemeldet hatten (42 An­           scheidungen für die Punktrichter wesentlich
fänger, 26 Fortgeschrittene, 8 Teams, 12 In­      schwieriger. Außer Frage steht, daß Thomas
novativ und 3 Innovativ-Teams), sollten zu­       Erfurts Sieg verdient war, denn er hatte wie
nächst die Anfänger in zwei Gruppen parallel      immer seine drei Speed Wings perfekt unter
starten und nur ihre Pflichtfiguren fliegen.      Kontrolle. Bei den Pflichtfiguren gab es je ­
Der Sieger sollte dann aus den ersten drei je ­   doch ein paar, die ich persöhnlich besser
der Gruppe ermittelt werden. Anschließend         fand. Aber der S.T.A.CJK.-Kenner weiß, daß
sollte die offene Klasse Pflicht und Kür flie­    die Kür ja auch 40% zählt. Auf den Plätzen

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