Digitalisierung: Bundestag - macht Weg für DVG frei
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 12| 2019 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 29. Jahrgang | Dezember 2019 Digitalisierung: Bundestag macht Weg für DVG frei Seite 6 Foto: Deutscher Bundestag/Achim Melde Ärzte wollen keine Phantomdiskussion gefährdet Datensammler sein Patientenbehandlung Seite 9 Seite 10 Gewalt gegen Ärzte Ärzteball 2020 – Feiern Sie mit! Seite 12 Seite 14
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums www.aerzteselbsthilfealkohol.de Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym. Bitte bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben. Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de Weitere Informationen Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de unter „Arzt und Gesund- PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de heit“ auf www.laekb.de Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Johannes Lindenmeyer, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, lindenmeyer@salus-lindow.de PD Dr. med. Gudrun Richter, 10243 Berlin/ 16278 Angermünde, Tel.: 0170 3136629, gu.richter@gmx.de Dipl.-Med. Manfred Schimann, 03046 Cottbus, mschimann@web.de Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de Impressum Redaktion Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint Landesärztekammer Brandenburg monatlich Inhaber und Verleger Elmar Esser (Doppelnummer Juli/August). Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 € 17,50. Einzelpreis € 3,35. Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Telefax: 0331 505605-769 GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Repro, Satz, Druck, Herstellung, Herausgeber sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Verlagswesen Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Druckerei Schiemenz GmbH mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus abgegolten. Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren Telefax 0355 87707-128 namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft- Hinweise für die Autoren licher und standespolitischer Art sowie Artikel, Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten Vertrieb die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“ Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For- Deutsche Post AG enthalten, wird keine Verantwortung übernom- mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die- Anzeigenverwaltung Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der Verlagsbüro Kneiseler (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 030 88682873 separat zusenden und im Text vermerken, wo das Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi- Telefax 030 88682874 Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter E-Mail: g.kneiseler@t-online.de (Aufsichtsvorlagen). Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 29, gültig ab 01.01.2019 Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah- me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 29. Jahrgang | Dezember 2019 12 | 2019 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Weihnachtsgruß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Digitale-Versorgungs-Gesetz – Bundestag macht Weg für DVG frei – Bedenken bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Virchowbund – Ärzte wollen keine Datensammler sein .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Phantomdiskussions-Gesetz gefährdet Patientenbehandlung! .. . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Ärztinnen und Ärzte für Tätigkeit im Berufsbildungsausschuss gesucht! . . . . 11 Gewalt gegen Ärzte: Hart bestrafen und gesellschaftlich ächten .. . . . . . . . . . . . . 12 4. Brandenburgischer Apotheker- und Ärztetag .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 30 Jahre Landesärztekammer Brandenburg – Feiern Sie mit beim Ärzteball 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Seite 6 KBV-Studie: Digitalisierung in Praxen schreitet voran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 ARZT UND RECHT Von Fall zu Fall .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Steuertipp .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 FORTBILDUNG Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Lösungen zur Kasuistik Folge 62 .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 AKTUELL Seite 13 Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann – Professor Dr. med. Dorothea Fischer ist neue Medizinische Geschäftsführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Neuer berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang – eHealth and Communication . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Internationale Auszeichnung – Fünfköpfiges Mediziner-Team aus Potsdam gewinnt renommierten Preis für innovatives Projekt .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Brandenburger Gynäkologin wurde Ironwoman auf Hawaii .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Zeitzeugen gesucht – Erfahrungen in Kinderheimen in der DDR .. . . . . . . . . . . . . 26 BZGA – Für starke Frauenherzen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 PERSONALIA Seite 23 1959 – 2019 – 60 Jahre Arzt aus Leidenschaft in der Lausitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Wir gratulieren zum Geburtstag im Dezember .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Marburger Bund – Dr. Susanne Johna neue 1. Vorsitzende .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 3
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, am Ende eines Jahres entsteht immer Bürger sämtliche Gesundheitsebenen das Verlangen zurückzublicken und die ohne medizinisch indizierte Steuerung Ereignisse Revue passieren zu lassen. primär ansteuern kann, ist ebenso Ja, es stimmt ein wenig traurig, ein Le- wenig gewollt, wie eine konsequente bensjahr vorübergehen zu sehen. Be- Hausarzt-Facharztsteuerung mittels rufspolitisch ist man aber fast froh, es qualifizierter Überweisung. überstanden zu haben. Selten war ein Jahr mit solch gravierenden Einschnit- Genau die aber würden wir ange- ten in unsere freiberufliche Tätigkeit sichts einer problematischen Gesund- und mit solchen Irrungen und Wirrun- heitskompetenz bei 54 Prozent unse- gen verbunden wie das Jahr 2019. rer Bürgerinnen und Bürger dringend brauchen. Nur 7 Prozent haben hier Es verging wohl kaum ein Monat eine exzellente Kompetenz. Bei die- ohne Gesetz mit Gesundheitsbezug. sen Kennziffern sind wir in Europa fast Allen ist gemeinsam, dass sie schnell Schlusslicht; bei der Terminvergabesi- durch alle Instanzen gepeitscht wur- tuation ambulant und stationär jedoch den. Den Gesundheitsakteuren wurde Spitzenreiter. Nirgendwo werden Pati- Dr. med. Hanjo Pohle oft nur sehr wenig Zeit zur Analyse, für enten in der EU und OECD Ländern so Foto: Thomas Kläber entsprechende Folgeabschätzungen schnell versorgt wie in Deutschland! oder für eine Einflussnahme gegeben. Häufig entstanden durch die fehlende Wir benötigen im stationären Sektor wieder gesund zu werden! Trotz die- Bereitschaft, wissenschaftliche Daten Gesetze, die die desolate duale Kran- ser Tatsachen werden Politik und zu- und Fakten heranzuziehen, fragwürdi- kenhausfinanzierung und die Fehlan- nehmend auch andere Protagonisten ge Einschätzungen in der Versorgung reize eines überalterten DRG-System nicht müde, uns Ärzte vom Gegenteil der Patienten. Sie waren oft mit po- neu regeln und die Kolleginnen und zu überzeugen. Sollte dies nicht gelin- litischen Kernaussagen gespickt, die Kollegen sowohl in der Klinik als auch gen, gibt es dann eben Gesetze! schon teilweise einen missionarischen in der Ambulanz von 3 bis 4 Stunden Charakter annahmen und eher geeig- täglicher administrativer Tätigkeiten Aber Gesetze brauchen auch Men- net waren, Bequemlichkeitslücken der entlasten. Stattdessen verabschiedet schen, die sie umsetzen. Diesen Um- Gesellschaft, statt wirkliche Versor- der Bundestag ein Entbürokratisie- stand sollten wir Ärzte uns vergegen- gungslücken zu schließen. rungsgesetz! Hier wird die ambulante wärtigen und uns an unsere Berufung Ärzteschaft gezwungen, elektronisch erinnern, primär dem Patienten ver- Das TSVG ist ein Paradebeispiel da- AU-Bescheinigungen an die Kranken- pflichtet zu sein. Natürlich müssen für, wie aus einem im Vergleich zur kassen zu schicken. Besonders „char- Gesetze befolgt werden – dies aber im europäischen Union in Deutschland mant“ ist dabei die Pflicht für den Arzt, Rahmen des gesetzgebenden Kontex- objektiv nicht vorhandenen Problem trotz digitaler Übermittlung dem Pati- tes. Niemend muss sie in vorauseilen- der Terminknappheit durch subjektive enten die AU-Bescheinigung weiterhin dem Gehorsam noch schlimmer ma- Wahrnehmung von Patienten und Poli- analog ausdrucken zu müssen – und chen als sie eh schon sind. Das Positive tikern ein Gesetz entstehen kann, wel- dies bei 75 Millionen AU-Fällen im Jahr. ist, und so sollte das Narrativ auch ches die Versorgung vielleicht anders Alles das ist Ausdruck typisch deut- enden: Die Gesellschaft braucht die aber nicht besser machen wird. scher Lösungsansätze, bei denen man Ärzteschaft – auch als Anwalt der Pati- alles – wie etwa auch die ausschließ- enten! Wenn wir uns weiterhin so de- Betrachtet man Gesetze wie bspw. liche Fernbehandlung – auf einen vot gegenüber den politischen Verän- das Digitalisierungsgesetz, das Ent- Streich erledigen will. 62 Prozent aller derungen verhalten, werden wir dieser bürokratisierungsgesetz und das Ter- Patienten wollen gar keine Videobe- Schlüsselrolle nicht gerecht. Insofern minservicegesetz, fragt man sich, ob handlung, 90 Prozent der Bürger rate ich zu mehr Selbstbewusstsein als die Gesundheitspolitiker überhaupt in glauben zu Recht, dass bei schwerwie- Berufsgruppe, auch auf die Gefahr hin der Lage sind, die wahren Probleme genden Erkrankungen der persönliche gegen den Mainstream sogenannter zu identifizieren oder ob sie in ihrer Arzt-Patienten-Kontakt wichtig ist. Im- politischer Eliten zu verstoßen. politisch-ideologischen Blase objektiv merhin 60 Prozent sehen dies sogar bei Auf ein besseres neues Jahr! dazu gar nicht fähig sind? Wirkliche Bagatellerkrankungen so. Noch deut- Patientensteuerung wie die konse- licher ist, dass 86 Prozent der Befrag- quente Einhaltung der medizinisch ten überzeugt sind, der menschliche ■ Dr. med. Hanjo Pohle, Vize-Präsident notwendigen Behandlungspfade mit analoge Kontakt zwischen Behandler Landesärztekammer klarer Einschränkung, das nicht jeder und Patient sei das Wichtigste, um 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Weihnachtsgruß Liebe Kolleginnen und Kollegen, Weihnachtsmärkte gibt, wo die ent- alle Jahre wieder freuen wir uns sprechende Stimmung zum bevorste- auf die Adventszeit. Das Wort henden Fest aufkommt. In einer Zeit „Advent” ist dem Lateinischen der ständigen Beschleunigung mit dem entlehnt und bedeutet „das Ein- Ziel „schneller, besser, höher, weiter”, treffen” oder „die Ankunft”. Es sollten wir einmal durchatmen und ist die Vorbereitungszeit auf entschleunigen, uns entspannen und das Fest der Geburt Christi – auf die zauberhafte Zeit bewusst erleben. Weihnachten! Somit kann Weihnachten für viele Men- schen zur schönsten Zeit des Jahres Es sollte eigentlich eine ruhige und werden, besinnlich und voller Geheim- besinnliche Zeit sein. Sie ist aber in nisse, sowie mit verführerischen Düften der Regel recht turbulent, da bis zum nach Lebkuchen und Bratäpfeln, Glüh- Weihnachtsfest und zum Jahreswech- punsch und Bratwurst. Auch Musik sel noch alle die Dinge erledigt werden liegt in der Luft: – Weihnachtsmusik –. Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz sollen, die im Jahresverlauf nicht be- Präsident der LÄKB wältigt wurden. Es werden Geschenke Adventszeit ist auch die Zeit Danke Foto: LÄKB besorgt, der Weihnachtsbraten sicher- zu sagen. Der Vorstand der Landesärz- gestellt, der passende Tannenbaum tekammer Brandenburg bedankt sich uns auf ein gemeinsames, erfolgrei- ausgesucht und geputzt, Freunden für das Engagement der ehrenamt- ches Jahr 2020. und Bekannten wird ein Weihnachts- lich tätigen Ärztinnen und Ärzte und gruß geschickt und noch vieles mehr. den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Dabei kann schon Hektik aufkommen. Mitarbeitern. ■ Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Da ist es doch schön, dass es Wir wünschen Ihnen allen viel Ge- Präsident der Landesärztekammer Brandenburg die Vorweihnachtszeit und die sundheit und alles Gute und freuen Foto: © Floydine, fotolia Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK DIGITALE-VERSORGUNGS-GESETZ Bundestag macht Weg für DVG frei – Bedenken bleiben Er hat es beschlossen: der Deutsche Bundestag Foto: Deutscher Bundestag/ Achim Melde Die stärkere Digitalisierung des gehen mit der Einführung von mehr „Damit das möglichst unbürokratisch Gesundheitssystems gehört zu digitaler Technologie auch in der ärzt- möglich ist, wird der Zugang für die den Themen, die sich Bundesge- lichen Versorgung. Hersteller erleichtert: Nachdem die sundheitsminister Jens Spahn be- App vom Bundesinstitut für Arznei- sonders auf die Fahnen geschrie- Trotz zahlreicher Kritik verabschiede- mittel und Medizinprodukte (BfArM) ben hat. Dass er auf Bedenken ten die Koalitionsfraktionen das Ge- auf Datensicherheit, Datenschutz und auch von Experten manchmal setz, das nun zum zweiten Male dem Funktionalität geprüft wurde, wird sie wenig Rücksicht nimmt, zeigte Bundesrat zugeleitet wird. Worüber ein Jahr lang vorläufig von der gesetz- sich hier ein weiteres Mal. Am wird noch gestritten? lichen Krankenversicherung erstattet. 7. November wurde sein Digita- In dieser Zeit muss der Hersteller beim le-Versorgungs-Gesetz vom Deut- Streitpunkt Gesund- BfArM nachweisen, dass seine App die schen Bundestag mit den Stim- heits-Apps Versorgung der Patienten verbessert. men der Koalition beschlossen. Wie viel Geld der Hersteller erhält, Das DVG ist nicht zustimmungs- „Viele Patienten nutzen schon jetzt verhandelt er dann selbst mit dem pflichtig. Gesundheits-Apps, die sie zum Bei- GKV-Spitzenverband.“ Was eigentlich spiel dabei unterstützen, ihre Arznei- ganz vernünftig klingt, hat es im Detail Eigentlich mussten sich die nieder- mittel regelmäßig einzunehmen oder in sich. gelassenen Ärzte bereits zum 30. Juni ihre Blutzuckerwerte zu dokumentie- dieses Jahres an die Telematik-Infra- ren. Künftig können sie solche Apps So kritisiert die Bundesärztekammer, struktur anbinden. Und viele haben von ihrem Arzt verschreiben lassen. dass bei diesem Zulassungsverfahren das nach Angaben der KBV auch be- Die Kosten dafür zahlt die gesetzliche weder Patienten noch Ärzte einbezo- reits getan (siehe Beitrag auf Seite 16). Krankenversicherung.“ So steht es auf gen werden. Genau diese seien aber Geht es nach Gesundheitsminister Jens der Webseite des Bundesgesundheits- die Kernzielgruppe für die Apps. Es Spahn, soll es nun Schlag auf Schlag ministeriums. Und weiter heißt es: fehle zudem eine klare Regelung zum 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Datenschutz sowie eine Erprobung in elektronischem Rezept und elektroni- werden eben noch längere Zeit nicht definierten Modellregionen, die den schem Arztbrief gehört dazu auch die alle Bereiche des Gesundheitssystems Entwicklern verlässliche und dauerhaf- elektronische AU-Bescheinigung, für an die Infrastruktur angeschlossen sein te Rahmenbedingungen böten. Immer- die der Patient künftig nur noch ein und zweitens ticken viele Patienten mit hin gehe es auch darum, dass die di- Passwort bekommt, das er seinem Ar- ihrem guten Recht lieber weiterhin gitalen Anwendungen keinen Schaden beitgeber zukommen lässt. Dieser kann analog. Für Ärztinnen und Ärzte be- anrichten. damit (und nur damit) den AU-Status deutet das Mehrarbeit. seines Mitarbeiters von einem sicheren Auch die Kassenärztliche Bundesver- Server abrufen. einigung forderte die Einbeziehung der Ärzteschaft. Maßstab und Kern In der reinen Lehre verspricht dies des ärztlichen Verständnisses einer gu- ohne Frage eine Vielzahl von Synergien ten Versorgung sei auch im digitalen und natürlich Minderaufwand durch Zeitalter das Arzt-Patienten-Verhältnis. den Wegfall von bislang noch notwen- Das Gesetz schaffe zwar Experimen- digen Doppelt- und Dreifacheingaben tierräume für digitale Anwendungen. in den unterschiedlichen Sektoren des Diese Option für Innovationen solle Gesundheitssystems. Ärzte können so aber auch für die KVen und die KBV mit Zustimmung des Patienten über die möglich gemacht werden. Denn sie Telematik die von Kollegen erhobenen stünden für 175.000 niedergelassene Laborwerte bzw. bereits durchgeführ- Kolleginnen und Kollegen, die genau te radiologische Aufnahmen oder Be- wissen, was die Patienten für eine op- funde ebenso unkompliziert einsehen timale Behandlung brauchen. „Es wäre wie auch die Verordnungen anderer eine vertane Chance, wenn nur diejeni- Kollegen. Lückenlos dokumentierte gen tätig werden dürfen, die gar nicht Arzneimittelhistorien erlauben zu- Bundesminister für in die Behandlung der Patienten einge- dem den Blick auf Verordnungen von Gesundheit Jens Spahn bunden sind. So sollen Krankenkassen Drittärzten und beantworten die Fra- Foto: BMG ihren Versicherten künftig digitale Ver- ge, welche Rezepte der Patient in der sorgungsangebote machen können – Apotheke eingelöst hat oder welche Dennoch ist die Regierung bei ihnen etwa in Form von Apps – ohne die be- Arzneimittel er zusätzlich in der Selbst- wenig nachsichtig. „Bislang bekommen handelnden Ärzte einzubeziehen. Auch medikation gekauft hat. Ärztinnen und Ärzte für ein versende- digitale Angebote müssen aber in ein tes Fax mehr Geld als für das Versen- therapeutisches Gesamtkonzept inte- Zudem sollen auch die Patientinnen den eines elektronischen Arztbriefs. griert sein. Dieses Know-how haben und Patienten ihre elektronische Pati- Künftig erhalten Ärztinnen und Ärzte wir und wollen es auch einbringen. entenakte möglichst bald auch selbst eine deutlich geringere Erstattung für Man muss uns nur lassen“, erklärte der flächendeckend einsehen können. die Übermittlung eines Telefax.“ Da- stellvertretende KBV-Vorsitzende Dr. Apotheken werden bis Ende Septem- durch, so die Ministeriums-Website, Stephan Hofmeister. ber 2020 und Krankenhäuser bis zum werde es zukünftig attraktiver, den 1. Januar 2021 verpflichtet, sich an die Arztbrief elektronisch zu übermitteln. Auch der Bundesrat hatte im Septem- Telematik-Infrastruktur (TI) anschließen Ärzte, die sich weiterhin nicht anschlie- ber kritisiert, dass das Bundesinstitut zu lassen. Hebammen und Physiothera- ßen wollen, müssen dagegen einen er- für Arzneimittel und Medizinprodukte peuten sowie Pflege- und Rehabilitati- höhten Honorarabzug von 2,5 Prozent statt einer neutralen Institution über onseinrichtungen können sich freiwillig ab dem 1. März 2020 in Kauf nehmen. die Apps entscheiden soll. Kritisiert an die TI anschließen lassen. Die Kosten Bisher lag er bei 1 Prozent. wurde zudem, dass die Kassen ohne für die freiwillige Anbindung werden ärztliche Verordnung Apps finanzie- erstattet. Mit Zuckerbrot und ren können. Weiteren Kritikern fehlen Peitsche strenge datenschutzrechtliche Rege- „Weniger Zettelwirtschaft“ lungen auch für die Apps. Dieses System von Zuckerbrot und Unter der Überschrift „weniger Zet- Peitsche stieß im Bundesrat auf Kritik. Verpflichtendes digitales telwirtschaft“ schreibt das BMG auf In einer ersten Stellungnahme lehnten Netzwerk für den Gesund- seiner Website, dass damit Papier im die Länder die verschärfte Kürzung der Gesundheitswesen zum Auslaufmodell ärztlichen Vergütung ab. Sie begrün- heitsbereich werden soll. Neben der elektronischen deten das unter anderem damit, dass Die Schlagworte „heilberufliches Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und hiervon vor allem niedergelassene Netzwerk“ oder Telematik-Infrastruk- dem E-Rezept kommt zudem auch die Ärzte in ländlichen, vom Breitbandaus- tur stehen für den politischen Plan, elektronische Heil- und Hilfsmittelver- bau noch nicht vollständig erfassten dass künftig die gesamte Kommunika- ordnung. Bis auf weiteres werden aber Regionen betroffen seien. Erst wenn tion im Gesundheitswesen – wo auch sowohl AU-Bescheinigungen als auch entsprechende Anschlüsse garantiert immer möglich – digital erfolgen soll. Verordnungen zusätzlich auf Papier seien, könne man über Sanktionen re- Neben Elektronischer Patientenakte, ausgedruckt werden. Denn erstens den. Der Bundesrat sprach in diesem Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Zusammenhang von einem positiven Pseudonymisierung einem Forschungs- waren nicht vor Hackern sicher, die vor Signal in Richtung Ärzteschaft. Ein zentrum weiterleitet, das diese mittels zwei Jahren rund 900.000 Router im Verzicht auf Sanktionen müsse auch zusammengefasster Ergebnisse an privaten und geschäftlichen Bereich für Kliniken gelten, die eine eventuel- Behörden, wissenschaftliche Institute infizierten. le Verspätung beim Anschluss an die und Universitäten gibt. Der Bundesrat Telematik-Infrastruktur nicht zu verant- kritisiert in diesem Zusammenhang, Hinzu kommt: Gesundheitsdaten worten hätten. Real sind bei den nie- dass das Gesetz es den Krankenkassen sind für viele Wirtschaftszweige wie dergelassenen Ärzten nach Gesetzes- nicht verbietet, ihrerseits individuelle Lebensversicherungen, andere Asse- text rund ein Drittel bereits jetzt von Gesundheitsprofile von Versicherten kuranzen oder auch Arbeitgeber aus- Honorarkürzungen bedroht. zu erstellen und für eigene Zwecke zu gesprochen attraktiv. Datenschützer nutzen. kritisieren zudem, dass die Patienten Dabei ist es bei weitem nicht nur der der Nutzung ihrer eigenen Daten nicht Widerstand von Ärztinnen und Ärzten, Grundsätzlich werden bereits jetzt widersprechen können. Droht hier der den Anschluss verlangsamt. Nach Patientendaten für die Forschung ge- im Orwell‘schen Sinne ein Gesund- einem Bericht der „Zeit“ kommt neben nutzt. Durch das DVG wären sie al- heits-Big Brother? Dass diesem Thema dem mangelnden Netzausbau noch lerdings viel leichter verfügbar. Vor erst nach Verabschiedung des Geset- ein weiteres technisches Problem hin- allem von Wissenschaftlern kommt zes Raum der notwendige parlamen- zu. „Es dürfen nur Konnektoren und daher Zustimmung zu den Plänen. tarische Raum eingeräumt wird, lässt Kartenterminals genutzt werden, die Klar ist auch, dass Deutschland nicht wohl nicht zu Unrecht bei vielen Kriti- vom Bundesamt für Sicherheit in der zuletzt im Bereich der Register bessere kern Zweifel aufkommen. Informationstechnik zertifiziert und wissenschaftlich auswertbare Daten Das Gesetz soll dennoch am 1. Januar von der Gesellschaft für Telematikan- benötigt. 2020, weitere Teile dann am 31. März wendungen der Gesundheitskarte zu- 2022 in Kraft treten. gelassen sind. Berichten zufolge fehlt Datenschutz soll später es vielerorts noch an Geräten, notwen- geregelt werden dige Upgrades stehen aus“, ist in der ■ E.E. Wochenzeitung zu lesen. Dennoch ist die Frage des Daten- schutzes im Rahmen des DVG noch Das Bundesministerium für Gesund- weitgehend ungeklärt. „Gesund- heit schreibe dazu: „Alle Leistungser- heitsdaten sind extrem sensible Da- bringer, die bis zum 1. April 2019 die ten“, räumt auch das BMG auf seiner erforderliche Ausstattung bestellt ha- Website ein. „Wir wollen optimale ben, werden rechtzeitig an die Tele- rechtliche Voraussetzungen für den matikinfrastruktur angeschlossen sein. Datenschutz. Dafür muss im SGB V Alle anderen haben die Ausstattung datenschutzrechtlich vieles angepasst nicht rechtzeitig bestellt und damit werden. Denn die gesetzlichen Grund- die Nichterfüllung der Pflicht in der lagen zur Patientenakte sind teilweise Regel auch zu vertreten.” So einfach mehr als 15 Jahre alt. Wir legen zeitnah kann man es sich anscheinend auch eine umfassende Lösung vor. Deshalb machen. kommen die weiteren Regelungen zur Patientenakte nicht im Digitalisierungs- Patientendaten für die gesetz, sondern in einem eigenen Da- Akademie für ärztliche Fortbildung Wissenschaft – und indivi- tenschutzgesetz. An der Einführung zum 1. Januar 2021 ändert sich aber Antibiotic Stewardship duelle Gesundheitsprofile? (ABS) nichts.“ Die am intensivsten öffentlich disku- tierte Regelung des DVG ist aber ohne Darüber, dass umfassende daten- Frage die Nutzung der durch die zu- schutzrechtliche Regelungen bei ei- nehmende Digitalisierung vorhande- ner solchen, über die Maßen großen Landesärztekammer Brandenburg Modul I nach dem ABS-Curriculum der nen elektronisch verfügbaren Daten Sammlung von Patienten-Klardaten Bundesärztekammer: der Versicherten und Patienten. Denn streng sein müssen, scheint also Über- Grundkurs zum ABS- diese sollen laut Gesetzestext auch einstimmung zu herrschen. Wie groß Beauftragten Arzt (40h) ohne Zustimmung der Menschen für die Gefahren des Missbrauchs sein 09. März 2020 die Wissenschaft zugänglich gemacht können, hat kürzlich erst ein Fall in bis werden. Das betrifft neben den Da- Berlin gezeigt. Hackern ist es gelungen, 13. März 2020 ten aus der elektronischen Patienten- in das Netzwerk des Berliner Kammer- Veranstaltungsort: akte auch die Abrechnungsdaten der gerichts einzudringen, das nach Be- Landesärztekammer Brandenburg 14469 Potsdam, Pappelallee 5 jeweiligen Krankenkasse. Diese sollen kanntwerden des Problems vorsorg- Kursleitung: die Informationen anonymisiert dem lich vom Netzwerk der gesamten Se- Dr. med. Margret Seewald PD Dr. med. Heidrun Peltroche GKV-Spitzenverband zur Verfügung natsverwaltung getrennt wurde. Auch stellen, der sie dann nach nochmaliger Technologiekonzerne wie die Telekom 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK VIRCHOWBUND Ärzte wollen keine Datensammler sein Mit Themen wie einer nationalen Medikamenten- und Impfstoffre- serve, Integrierten Notfallzentren, der Neuordnung der Sektoren- grenze, dem Klimaschutz und ei- nem Verbot von Elektro-Scootern befassten sich die Delegierten der Bundeshauptversammlung des Virchowbundes am 25. und 26. Oktober in Berlin. Brennends- tes Thema war aber eindeutig die Digitalisierung. Für Dr. Brigitte Szaszi, die ba- den-württembergischen Landesgrup- penvorsitzende war der Auftrag klar: Fotos: (c) Lopata/axentis „Wir Ärzte müssen die Digitalisierung von der Basis lenken. Wir wollen nicht der Ärzte und Patienten in die Digita- besseren Zugang zu verschaffen und als Datensammler und Überwacher lisierung wiederherstellen. Weiteren Patienten mit Befindlichkeitsstörungen missbraucht werden. Digitalisierung Strafen für nicht angeschlossene Ärzte herauszufiltern. muss mehr Arzt-Patienten-Zeit ermögli- erteilten sie eine klare Absage. „Das chen“. Das sahen auch die Delegierten Automobil hat sich auch nicht durch- Patientensteuerung ist so. In einer Entschließung forderten gesetzt, weil Besitzer von Pferdekut- ärztliche Verantwortung sie, die Patienten über die elektroni- schen bestraft wurden“, mahnte der sche Patientenakte aufzuklären sei Bundesvorsitzende Dr. Dirk Heinrich Patientensteuerung sei ärztliche Ver- Aufgabe der Krankenkassen und dürfe den anwesenden Gesundheitsminister antwortung und gehört nicht in die nicht an Ärzten und Praxisteams hän- Jens Spahn. „Nur wenn Patienten und Hand von Internetplattformen und gen bleiben. Denn, darauf wiesen sie Ärzte klare Vorteile im Behandlungsab- Konzernen wie Jameda oder Doctolib. ebenfalls hin: Im Unterschied zur arzt- lauf erleben, wird sich die Patientenak- Diese würden u. a. mit ihrem Bewer- geführten elektronischen Fallakte soll te durchsetzen.“ tungssystem willfährige Medizin beför- die Patientenakte ganz im Einflussbe- dern. Denn wer als Arzt bei einem vi- reich der Patienten liegen. Länder sollen sich aus dem ralen Infekt nicht Antibiotika verschrei- Sicherstellungsauftrag be, werde regelmäßig mit schlechten Heraushalten wollen sich die nieder- Bewertungen abgestraft. Die Initiative heraushalten gelassenen Ärzte im Virchowbund aber „Klug entscheiden“ habe gezeigt, dass nicht. Bei der Telematik-Infrastruktur Die niedergelassenen Haus- und Patientenerwartungen häufig zu Über- müssten beispielsweise dringend noch Fachärzte sprachen sich auch für eine versorgung führen. offene Haftungsfragen geklärt wer- Neuordnung des Sektorenübergangs den. Nur so lasse sich das Vertrauen aus. Der Sicherstellungsauftrag der Der Bundesvorsitzende, Dr. Dirk Hein- Vertragsärzteschaft und der organisier- rich, mahnte seine Kolleginnen und te Notdienst seien dagegen unteilbar. Kollegen jedoch auch zu mehr Selbst- Notfallversorgung sei Aufgabe der Ver- kritik und Selbsthygiene. „Wer den hal- tragsärzte. Die Länder riefen die Dele- ben Tag PKV-Patienten behandelt und gierten dazu auf, sich aus dem Sicher- Selbstzahler aktiv bevorzugt, der sollte stellungsauftrag herauszuhalten. Denn dann auch nur eine halbe Zulassung Integrierte Notfallzentren (INZ) könnten besitzen“, forderte er. Allerdings sei nur sinnvoll von den Kassenärztlichen auch die Politik an der aktuellen Lage Vereinigungen betrieben werden. nicht unschuldig. Schließlich habe sie durch geringe Pauschalen viele Praxis- Den Ausbau der Terminservicestellen besitzer in der Vergangenheit dazu ge- sah die Bundeshauptversammlung als zwungen, Zusatzeinnahmen zu lukrie- Chance, Patienten schnell und treffsi- ren, um die Praxis am Laufen zu halten. cher in den passenden Versorgungs- bereich lotsen. Dabei gehe es auch darum, Patienten mit echtem Bedarf ■ Virchowbund/E.E. Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK TSVG: MOGELPACKUNG UND HONORARFALLE Phantomdiskussions-Gesetz gefährdet Patientenbehandlung! Das Terminservice- und Versor- Gesetz der Anreize konzipiert hat, re- gungsgesetz (TSVG) verspricht gelt gesetzlich deren Inanspruchnah- schnellere Termine für Patienten, me innerhalb eines Jahres wieder ab! extrabudgetäre Vergütung und Was bedeutet diese Bereinigung für zusätzliches Honorar für zusätzli- einen Vertragsarzt? Nach Gesetzes- che ärztliche Leistungen. Stimmen text haben die Vertragspartner auf diese Aussagen und wenn ja in Landesebene die morbiditätsbedingte welchem Umfang? Oder wird mit Gesamtvergütung für die extrabudge- diesen Regelungen nur versucht, tär zu vergütenden Leistungen unter das Hamsterrad ärztlicher Leis- Berücksichtigung der arztgruppenspe- tungen anzuwerfen und die Ver- zifischen Auszahlungsquoten des je- sorgung substanziell nicht besser? weiligen Vorjahresquartals, begrenzt auf ein Jahr, zu bereinigen. Zusammengefasst basiert das TSVG auf einer nach den Daten der WHO nur Während zunächst die unbudgetier- als Phantomdiskussion zu bezeichnen- te Vergütung gezahlt wird, wird diese den Debatte. Auslöser ist die Annahme anschließend wieder zu den Preisen Dr. med. Hanjo Pohle bundesdeutscher Gesundheitspolitiker, der Auszahlungsquote bereinigt. Im Foto: Thomas Kläber dass es in Deutschland eine Problema- Klartext heißt dies: Wenn Sie in Ihrer tik mit den Wartezeiten gebe. Dabei Fachgruppe eine Auszahlungsquote liegt Deutschland nach den Daten der von 90 Prozent haben und Sie einen Patienten ergattern. Dafür müssen sie Weltgesundheitsorganisation bei den „TSVG-Fall“ generieren, wird Ihnen dann auch noch die Betriebsstätten Wartezeiten auf ärztliche Behandlung zunächst 100 Prozent extrabudgetär Nummer des annehmenden Gebiets- sowohl im ambulanten Haus- und honoriert. Anschließend wird Ihnen arztes notieren und Abrechnungstech- Gebietsarztsektor als auch stationär dafür aber wieder 90 Prozent von der nisch kenntlich machen! Unbürokrati- auf Platz 1! Im Hausärztlichen Versor- Gesamtvergütung abgezogen. Für den sche und indikationsbezogene Versor- gungssektor bekommen über Zweidrit- gesamten Aufwand bleibt letztlich also gung von Patienten geht anders. tel aller Patienten am selben Tag einen nur 10 Prozent zusätzliches Honorar! Arzttermin und im gesamten Gebiets- Bereinigt werden alle Fälle, die durch Eingebauter arztsektor warten nur 30 Prozent aller die Terminservicestelle vermittelt wer- Kellertreppeneffekt Patienten länger als drei Wochen auf den (TSS-Terminfälle), sowie künftig einen Termin! Kein anders OECD-Land alle TSS-Akutfälle. Die Krankenkassen bezahlen also nicht kann dies vorweisen! die politisch gewünschte Mengen- Hinzu kommt: Die Hausarztvermitt- entwicklung, sondern nur die Preis- Trotz allem gibt es nun dieses Gesetz, lungsfälle (gebietsarztseitig), die Be- differenz zwischen Bereinigung und das sogar mit den Aussichten auf ex- handlung von Neupatienten und die unbudgetierter Vergütung (im Beispiel trabudgetäres Honorar winkt. Was Behandlungsfälle im Rahmen der offe- z. B. 10 Prozent). Je mehr Ärzte im bedeutet dies im Einzelnen? Und nicht nen Sprechstunden werden ebenfalls Bereinigungszeitraum die neuen Ver- zuletzt: Stimmt das überhaupt? Wer bereinigt! Alle Leistungen, die zum gütungsmöglichkeiten nutzen, desto glaubt, für einen neu aufgenommenen 01.09.2019 wirksam werden, werden mehr wird bereinigt und desto weni- Patienten extrabudgetäre Zahlungen im Zeitraum 4/19 bis 3/20 bereinigt! ger verbleibt in ihrer budgetierten Ge- – also schlichtweg mehr Honorar – zu Erst ab dem zweiten Jahr findet die Be- samtvergütung! Hier trifft der Begriff erhalten, wird sich zunächst im Quartal reinigung nicht mehr statt! Mogelpackung wohl treffend zu. bestätigt sehen. Allerdings wird dieser Honorarzuwachs später wieder berei-Nicht bereinigt werden bereits aktuell Dieser Effekt verstärkt sich noch, da nigt, indem er zu einem großen Teil die Zuschläge für die TSS-Fälle und der die Bereinigung basiswirksam ist. Sie wieder vom budgetiertem Honorarvo-Vermittlungszuschlag für Hausärzte wird ab dem zweiten Jahr eine nied- lumen abgezogen wird! von 10,07 Euro. Diese Vermittlungs- rigere Gesamtvergütung zur Folge gebühr bekommen die Hausärzte haben, da diese dann nur von dem Anreize gesetzt aber nur, wenn sie innerhalb von vier niedrigeren Niveau weiterentwickelt und wieder ab geregelt Tagen (Samstage, Sonntage, Feier- werden kann. Eine intensive Nutzung tage mit eingerechnet) erfolgreich der neuen Vergütungsvarianten, wel- Der gleiche Gesetzgeber, der ein beim Gebietsarzt einen Termin für ihre che im ersten noch von kleinem Vorteil 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK sein kann, wird so im Folgejahr für die Das muss als erhebliche Verschlech- Abschließend und vielleicht als Hand- betreffende Praxis und u. U. für die ge- terung der Betreuung von älteren, lungsoption ist zu bemerken, dass ver- samte Fachgruppe zur Falle. häufig chronisch und multimorbid er- nünftige, ärztlich indizierte Behand- krankten Patienten gewertet werden. lungspfade von qualifizierter Überwei- Negative Konsequenzen Die Termindominanz unabhängig von sung durch den Hausarzt zum Gebiets- für den der medizinisch vernünftigen Indikati- arzt bis hin zu krankheitsadjustierter on nimmt hier ihren Lauf und stellt die Terminvergabe durch den Gebietsarzt Versorgungskontext Kernaussage dieses Gesetzes dar. Nicht den größten Schutz vor diesem Gesetz Welchen Sinn machen diese Regelun- medizinische Leistungsinhalte werden bedeuten. So können wir vermeiden, gen aus medizinischer Sicht, und wel- besser vergütet, sondern nur Leistun- mittels der Mogelpackung Bereinigung che ethisch-moralischen Komponenten gen, welche entweder terminadjustiert in eine Honorarfalle zu schlittern. ergeben sich daraus im Versorgungs- sind oder Neupatienten betreffen, die kontext? Klar ist, dass Arztzeit nicht sowieso behandelt worden wären, Jeder muss für sich selbst aus vermehrbar ist. Deshalb wird also zu aber eben nach medizinisch-ärztlichem ethisch-moralischer wie aus Hono- einer Umstrukturierung und zu termin- terminadjustierten Sachverstand. rarpolitischer Sicht die Frage beant- gesteuerter Selektion kommen müs- worten, ob er sich intensiver mit den sen! Patienten mit hohem subjektiven Mehr Geld für Vermittlung Zusatzvergütungen auseinandersetzen Leidensdruck werden über die 24 Stun- als für Gespräch sollte, die dieses Gesetz im ersten Jahr den erreichbare Terminservicestelle Be- seiner Umsetzung bietet. Angesichts handlungszeit für sich beanspruchen, Dies zeigt sich in eklatanter Weise der gegenwärtigen Bereinigungspraxis die anderen mit eventuell medizinisch in der Vermittlungsgebühr für einen und den zu erwartenden Fehlsteue- dringenderen Indikationen nicht mehr Gebietsarzttermin die Hausärzte mit rungen unserer Patienten fällt die Ent- zur Verfügung steht. Denn Ärzte ver- 10,07 Euro vergütet bekommen sol- scheidung nach Lesung dieses Textes geben nicht mehr nur nach medizini- len. Hier wird die Inanspruchnahme vielleicht etwas leichter. scher Indikation Termine zur Behand- einer Kommunikationstechnik (Tele- lung, sondern müssen auch Patienten fon) höher bewertet als ein 10-mi- schnellstmöglich in den Behandlungs- nütiges Arzt-Patient-Gespräch bei ■ Dr. Hanjo Pohle, Vorsitzender ablauf integrieren, die von einer TSS lebensverändernden Erkrankungen, Hartmannbund Brandenburg vermittelt werden! Leidtragend sind für das 9,74 Euro anfallen! Allein die- die chronisch kranken Patienten und ser Vergleich lässt erheblich auf die Menschen mit hoher Demuts- und Ver- ethisch-moralische Fehleinschätzung ständniskomponente, die sich nicht an der Wertigkeit ärztlicher Leistungen eine Terminservicestelle wenden. durch den Gesetzgeber schließen! AUSBILDUNG MEDIZINISCHER FACHANGESTELLTER Ärztinnen und Ärzte für Tätigkeit im Berufsbildungs ausschuss gesucht! Der Berufsbildungsausschuss Er ist in allen wichtigen Angelegen- Erfahrungen in der Ausbildung und/ (BBA) Medizinischer Fachange- heiten der beruflichen Bildung zu un- oder Prüfungen von MFA stellen eine stellter ist für den Berufungszeit- terrichten und zu hören. gute Basis für die Mitarbeit dar. raum 01.05.2020 – 30.04.2024 neu zu berufen. Die Landesärztekammer ist berech- Wenn wir Ihr Interesse geweckt ha- tigt, für die sechs Beauftragten der Ar- ben, nehmen Sie bitte bis 31.01.2020 Ihm gehören jeweils sechs Beauftrag- beitgeber und deren Stellvertreter Vor- mit dem Referat Ausbildung MFA Kon- te der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer schläge zu unterbreiten. Die Berufung takt auf unter Telefon: 0335 780 10 241 und der Lehrkräfte berufsbildender erfolgt über das Ministerium für Arbeit, oder E-Mail: mfa@laekb.de. Schulen an, letztere mit beratender Soziales, Gesundheit, Frauen und Fami- Stimme. lie des Landes Brandenburg. Eine Beru- fungsperiode beträgt vier Jahre. ■ Kathrin Kießling Der Berufsbildungsausschuss be- Referatsleiterin Ausbildung MFA schließt die von der Landesärztekam- Der Berufsbildungsausschuss tagt mer nach Berufsbildungsgesetz zu i. d. R. einmal jährlich, in Cottbus oder erlassenen Rechtsvorschriften für die Potsdam. Für diese ehrenamtliche Tä- Ausbildung von MFA. tigkeit wird eine Entschädigung gezahlt. Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK GEWALT GEGEN ÄRZTE: Hart bestrafen und gesellschaftlich ächten Bundesärztekammer-Präsident Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Dr. Klaus Reinhardt hat das Maß- gehe die angekündigte Gesetzesinitia- nahmenpaket der Bundesregie- tive in diese Richtung. rung zur Bekämpfung des Rechts- extremismus und der Hasskrimi- Aber auch außerhalb der Notfallver- nalität begrüßt, nach dem auch sorgung seien Ärztinnen und Ärzte ein besserer Schutz des medizi von Gewalt betroffen. Nach einer Stu- nischen Personals vorgesehen ist. die des Deutschen Ärzteblattes sind 91 Prozent der Hausärzte bei der Ar- Gewalt gegen Ärzte und medizini- beit Opfer von aggressivem Verhalten sches Personal soll künftig stärker be- geworden. Eine weitere Untersuchung straft werden. „Wir werden den straf- kam zu dem Ergebnis, dass jeder vierte rechtlichen Schutz der §§ 113 ff. StGB Arzt schon einmal körperlich angegrif- auf medizinisches Personal von ärztli- fen oder physisch bedroht worden ist. chen Notdiensten und in Notfallambu- Fast 40 Prozent der Ärzte berichteten lanzen erweitern, um der Gewalt, der zudem über verbale Gewalt in den Dr. Klaus Reinhardt sich dieses Personal ausgesetzt sieht, letzten zwölf Monaten. Die jeweiligen Foto: BÄK angemessen zu begegnen“, heißt es in Angebote der Ärztekammern zur Ge- Punkt 6 des am 30. Oktober vorgestell- waltprävention erstreckten sich von ten Paketes. „Härtere Strafen für Prüg- Meldeangeboten bis hin zu konkreten Gesundheitsberufen unverzichtbare ler und Pöbler in Gesundheitseinrich- Beratungsleistungen, Deeskalations- Voraussetzung der Gesundheitsver- tungen können abschreckend wirken kursen, Sicherheitstrainings und Kom- sorgung der Bevölkerung ist. Jeder und sind deshalb gut und richtig“, er- munikationskursen. Einzelne ist gefordert, jeglicher Form klärte Reinhardt hierzu. „Wir verstehen von verbaler oder körperlicher Gewalt die angekündigte Strafrechtsverschär- „Es ist gut, dass unsere Bemühun- in Praxen, Rettungsambulanzen oder fung aber auch als eine Solidaritätsa- gen nun von Seiten des Gesetzgebers im öffentlichen Raum entgegenzutre- dresse der Politik an all jene, die oft- flankiert werden sollen“, so Reinhardt. ten, soweit es die eigene Sicherheit mals sogar ihre eigene Gesundheit aufs „Darüber hinaus brauchen wir Auf- zulässt.“ Spiel setzen, um anderen Menschen in klärungskampagnen, die verdeutli- Notsituationen zu helfen. Die Initiative chen, dass die Sicherheit von Ärz- des Bundesgesundheitsministers kann ten und anderen Angehörigen von ■ E.B./E.E. ein starkes Signal dafür sein, Gewalt gegen Retter und Helfer gesellschaft- lich zu ächten.“ Die Bundesärztekammer (BÄK) neh- Akademie für ärztliche Fortbildung Akademie für ärztliche Fortbildung me deutlich wahr, dass die Aggressi- Medizinische Begutachtung Psychosomatische vität gegen Ärzte und andere Berufs- Grundversorgung gruppen im Gesundheitswesen seit Jahren zunimmt. Auf den Straßen wür- den Notärzte und Rettungssanitäter angegriffen. In den Notfallambulanzen passiere es immer wieder, dass Pati- Landesärztekammer Brandenburg Landesärztekammer Brandenburg enten wegen langer Wartezeiten ag- Modul II 80 Stunden Kurs gemäß dem Kursbuch der der Strukturierten gressiv würden. Einige Krankenhäuser curricularen Fortbildung Bundesärztekammer mit integriertem Fortbildungscurriculum beschäftigten bereits Sicherheitsdiens- „Medizinische Begutachtung“ „Patientenzentrierte Kommunikation“ te, um ihr Personal zu schützen. Aus 07. März 2020 Juni 2020 – Dezember 2020 diesen Gründen setze sich die BÄK seit langem für entsprechende gesetzliche Veranstaltungsort: Regelungen ein. Auch der Deutsche Geschäftsstelle der Landesärztekammer Brandenburg Veranstaltungsort: Ärztetag hatte in diesem Jahr gefor- Pappelalle 5, 14469 Potsdam Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam dert, den strafrechtlichen Schutz für Kursleitung: Dr. med. Joachim-Michael Engel Kursleitung/Gruppenleitung: Hilfeleistende bei Unglücksfällen, ge- Prof. Dr. med. Eckart Frantz Rainer Suske, Werneuchen meiner Gefahr oder Not zu erweitern. Nach den bisherigen Äußerungen von 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK 4. BRANDENBURGISCHER APOTHEKER- UND ÄRZTETAG Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker Die Medizin befindet sich im Phytopharmaka/ Nahrungsergän- Umbruch. Da ist intensive Zusam- zungsmittel – Qualität und Thera- menarbeit zwischen Ärzten und piesicherheit: Apothekern gefragt. Landesapo- Bei der Verordnung, selbst bei einer thekerkammer und Landesärzte- Empfehlung, ist Einiges zu berück- kammer sind übereinstimmend sichtigen: Dosierung, Unterschiede der Auffassung, dass die bisheri- der Darreichungsformen, Interaktio- ge gute Zusammenarbeit beider nen etc. Berufsgruppen durch weitere Beispielhaft wird diese Frage gemeinsame Fortbildungen noch besprochen. mehr verbessert werden kann. Die häufigsten Interaktionen an Seit 2012 initiieren beide Heilberufs- Fallbeispielen kammern erfolgreich und mit großer Vorstellung fachlicher Schnittstellen Resonanz die Brandenburgischen Apo- anhand interessanter Fallbeispiele theker- und Ärztetage. Gemeinsames Anliegen dabei ist, Patienten besser zu Arzneimittel in Schwangerschaft behandeln und zu versorgen. Das setzt und Stillzeit Dr Reinhold Schrambke eine Abstimmung beider Berufsgrup- Mit Schwangeren oder Stillenden Foto: Fortbildung LÄKB pen und gegenseitiges Verständnis dürften viele Fachrichtungen zu tun voraus. Dabei ist in der zunehmenden haben. Zu dieser Fragestellung gibt Verehrte und an neuen medizinischen Digitalisierung des Alltags der Medika- es ständig neue Erkenntnisse und Themen interessierte Kolleginnen und tionsplan und das elektronische Rezept Unsicherheiten. Kollegen: Merken Sie sich in Ihrem das kleinere fachliche Problem. Fortbildungskalender schon heute vor: 2020 wird ein weiterer Brückenschlag Stratifizierte Pharmakotherapie – zum gegenseitigen Verständnis vorbe- das ignorierte Genom 4. Brandenburgischer reitet unter dem Motto: Wie wirkt eigentlich ein Wirkstoff Apotheker- und Ärztetag Arzneimitteltherapie: Modern, beim individuellen Patienten? Eine Samstag, 29. Februar 2020 Individuell, Patientengerecht Frage, die man sich unbedingt stel- 10.00 – 15.30 Uhr len sollte. Haus der Brandenburgischen Fachleute haben die Programmge- Ärzteschaft Potsdam staltung für Fachleute abgeschlossen. Ausgewählte – weit über die Landes- Wir laden Sie herzlich ein und freuen grenzen bekannte – Referentinnen und uns, wenn Sie sich mit Ihrem Wissen, Referenten werden unter einer seit Jah- Akademie für ärztliche Fortbildung Ihrer Erfahrung und Sachkunde an der ren erfahrenen Moderation im Haus Landesärztekammer Brandenburg Veranstaltung beteiligen. der Brandenburgischen Ärzteschaft in Potsdam die Fortbildungsveranstal- Nähere Informationen: www.laekb.de/ Arzt/Fortbildung/Veranstaltungen tung ausgestalten. Die Teilnahme ist mit 6 Fortbildungspunkten Kategorie A bewertet und kostenfrei. Eine An- meldung ist jedoch bei den einzelnen ■ Dr.med.Reinhold Schrambke, Akademie Kammern erforderlich, um wie stets für ärztliche Fortbildung der LÄKB Landesärztekammer Brandenburg 4. Brandenburgischer eine reibungslose Organisation zu ge- währleisten. Apotheker- und Das Programm: Ärztetag Quo Vadis – Patientenindividuel- 29. Februar 2020 le Versorgung zwischen Fernbe- handlung und Versandhandel Veranstaltungsort: Landesärztekammer Brandenburg Die Präsidenten beider Heilberufs- Pappelallee 5, 14469 Potsdam kammern werden zu dieser aktuellen Wissenschaftliche Leitung: Dr. rer. nat. Sabine Gohlke, Hoppegarten Frage in kurzen Statements Stellung Dr. med. Reinhold Schrambke, Schorfheide nehmen und möglicherweise für Dis- kussionsstoff sorgen. Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 13
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK 30 JAHRE LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG Feiern Sie mit beim Ärzteball 2020 Fotos: LÄKB Eine tolle Stimmung, gute Musik, viel Zeit zum Schwofen und auch für zahlreiche spannende Gesprä- che mit netten Kolleginnen und Kollegen: Das waren einige der Gründe, die den Ärzteball 2019 zu einer rundum gelungenen Veran- staltung gemacht haben. Und die wiederholt man natürlich beson- ders gerne, wenn es auch etwas Besonderes zum Feiern gibt. Im nächsten Jahr kann die Landesärz- tekammer Brandenburg auf eine drei- ßigjährige Geschichte zurückblicken. In dieser Zeit haben wir gemeinsam viel Positives geschafft. Das ist, so meinen wir, doch ein wirklich guter Grund für eine weitere wunderschöne Ballnacht. unterhaltsamen Rahmenprogramm. Wenn auch Sie dabei sein möchten, Die Landesärztekammer lädt hierzu Denn Langeweile soll schließlich bei können Sie für Ihre Anmeldung einfach am 9. Mai 2020 in das nahe bei der keinem unserer Gäste aufkommen. Ge- das auf der nächsten Seite stehende Kammer gelegene Dorint-Hotel Pots- naueres werden wir hier im Branden- Teilnahmeformular nutzen. Wir sehen dam ein. Für die passende Begleitmusik burgischen Ärzteblatt später verraten. uns am 9. Mai 2020! sorgt wieder die österreichische Band „Cremisa“, die auch schon in diesem Wir würden uns jedenfalls schon jetzt Jahr die Ballgäste überzeugt hat. sehr freuen, wenn möglichst viele Ärz- ■ Ihr Vorstand der Landesärztekammer tinnen und Ärzte gemeinsam mit ihren Brandenburg Das Organisationsteam arbeitet zu- Partnern und uns einen wunderschö- dem bereits an einem bunten und nen Abend verbringen würden. 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Teilnahme - Ärzteball am 9. Mai 2020 – Anmeldeschluss 14. April 2020 – Fax: 0331 505605769 oder Mail: aerzteball@laekb.de oder Telefonisch: 0331 505605760 Ich nehme am Ärzteball am 9. Mai 2020 in Potsdam: ❏ ohne Begleitung teil. ❏ in Begleitung von Personen teil Name/Vorname: Praxis/Einrichtung: Datum (Unterschrift) Bitte überweisen Sie den Betrag in Höhe von 119 € pro Person bis zum 16.04.2020 auf folgendes Konto: Landesärztekammer Brandenburg IBAN: DE20 3006 0601 0003 0484 11 Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG Verwendungszweck: Ärzteball und Name des Teilnehmers/der Teilnehmer Gesonderte Eintrittskarten werden Ihnen nicht zugesandt. Der Einlass erfolgt nach Gästeliste und eingegangenem Eintrittspreis. Es steht ein begrenztes Kontingent an Übernachtungsmöglichkeiten im Hotel Dorint Potsdam zur Verfügung. Bitte nehmen Sie die Buchung selbst unter 0331 2740 vor und geben Sie bei Ihrer Reservierung „Ärzteball der Landesärz- tekammer Brandenburg“ an. Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019 | 15
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK KBV-STUDIE Digitalisierung in Praxen schreitet voran Zum zweiten Mal zeigt die vom IGES Institut im Auftrag der KBV durchgeführte repräsentative Studie, wie es in deutschen Pra- xen um die Digitalisierung bestellt ist. Die Ergebnisse von 2019 ver- deutlichen: 91 Prozent der Ver- tragsarztpraxen mit digitalen me- dizinischen Geräten haben diese zumindest teilweise an das Praxis- verwaltungssystem angebunden, 67 Prozent der Hausärzte nutzen eine digitale Anwendung zur Er- höhung der Arzneimitteltherapie- sicherheit. „Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass die Digitalisierung in den Praxen schon weit vorangeschritten ist. Dies gilt vor allem für die Bereiche Praxisorganisa- tion und -management sowie Doku- mentation. Tatsächlich sind das die Dr. Andreas Gassen Bereiche, in denen Ärzte die Digitalisie- Foto: Lopata/axentis.de rung am ehesten als Fortschritt wahr- nehmen“, sagte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV bei der Im Gesetzgebungsverfahren des Digi- und Psychotherapeuten zum Stand der Präsentation der Ergebnisse. „Dort, tale-Versorgung-Gesetzes ist vorge- Digitalisierung dar. wo die Anwendungen weiterhelfen sehen, dass die KBV die Möglichkeit und auch durchdacht sind, macht die zur Erstellung einer Richtlinie zur IT-Si- Digitalisierung Sinn“, so Gassen weiter. cherheit erhält. Diese soll Praxen dann ■ E.B. unterstützen und Sicherheit geben“, Rund Dreiviertel der Vertragsarzt- ergänzt Kriedel. praxen (76 Prozent) nutzen mehrheit- lich oder vollständig die digitalisierte Ärzte und Psychotherapeuten sor- Patientendokumentation. Im Vorjah- gen sich zudem um den direkten Kon- resvergleich lag der Wert noch bei takt zum Patienten. So befürchten Akademie für ärztliche Fortbildung 73 Prozent. 43 Prozent eine Verschlechterung der Orthopädisch- Arzt-Patienten-Beziehung. Eine Fern- manualmedizinischer Doch wo Licht ist, ist auch Schat- behandlung lehnen die meisten ohne Untersuchungsgang ten: Viele Ärzte und Psychothera- vorherigen persönlichen Erstkontakt peuten geben Sicherheitslücken im ab, im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch EDV-System als hemmenden Faktor bei den Psychotherapeuten die Bereit- für die weitere Digitalisierung an. Statt schaft für allgemeine Online- und Vi- Landesärztekammer Brandenburg Schwerpunkt: Halswirbelsäule 54 Prozent (2018) nennen dies mitt- deosprechstunden um 10 Punkte auf und obere Extremitäten lerweile 60 Prozent der Befragten als 25 Prozent gestiegen. 21. Februar 2020 stark hemmenden Faktor. „Die Zahlen zeigen, dass viele Ärzte und Psychothe- Das IGES Institut hat die Erhebung Fachübergreifend für Allgemeinmediziner, Internisten, Kinderärzte und andere rapeuten unsicher sind“, so KBV-Vor- im Auftrag der KBV durchgeführt. Interessierte standsmitglied Dr. Thomas Kriedel. Dazu wurden circa 8.900 Arztpraxen „Wir als KBV – und das KV-System kontaktiert, etwa 2.100 Datensätze Veranstaltungsort: Landesärztekammer Brandenburg insgesamt – nehmen die Sorgen der konnten ausgewertet werden. Das Pappelallee 5, 14469 Potsdam Tel 0331 505605 727 Praxen ernst. Wir setzen uns ein für PraxisBarometer Digitalisierung 2019 Wissenschaftliche Leitung: eine sensible Gestaltung der Digitali- stellt damit erneut die bislang umfas- Dr. med. V. Liefring, Sommerfeld sierung im Gesundheitswesen. Es be- sendste repräsentative, wissenschaft- darf sinnvoller politischer Regelungen. lich begleitete Befragung von Ärzten 16 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2019
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