Dial g 39 Standortfaktor Verwaltung - Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ...
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Dial g Ausgabe Magazin der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg 39 Dezember 2018 Spchwer Standortfaktor unkt Verwaltung
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IMPRESSUM Inhalt Dialog Editorial Magazin der Hochschule für öffentliche des Rektors 2 Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg Ausgabe 39 – Dezember 2018 der Redaktion 3 Herausgeber Schwerpunkt: Standortfaktor Verwaltung Sp Hochschule für öffentliche Verwaltung und Gründungsfreundlichkeit als wichtiger Standortfaktor 4 Finanzen Ludwigsburg (HVF) in Verbindung mit Sp Eine Reform der Unternehmensbesteuerung ist erforderlich 6 dem Verein der Freunde der Hochschule Sp Hebesätze als zentrales Instrument der Standortpolitik 8 Sp Potenziale der Digitalisierung besser nutzen 10 Redaktion Prof. Dr. Volkmar Kese (verantw.), Eva Baum M. A., Karin Franz, Fachforum Dr. Daniel Zimmermann Unsere Kolleginnen und Kollegen auf dem Büchermarkt ... 12 Anschrift der Redaktion Studium Hochschule für öffentliche Verwaltung Fachprojekt „NKHR – Wir stellen um“ feiert 10-jähriges Jubiläum im Schwarzwald 14 und Finanzen Ludwigsburg Einblicke in die Vermögensrechnung des Landes 16 Reuteallee 36; 71634 Ludwigsburg Telefon 07141/140-541 Steuerstudierende erhalten Einblicke in Technologiefabrik 17 www.hs-ludwigsburg.de Bachelor-Feier der Steuerverwaltung 18 dialog@hs-ludwigsburg.de Bachelor-Feier der Allgemeinen Finanzverwaltung und Rentenversicherung 19 MEPA-Studierende knüpfen schon im Studium Berufsnetzwerke 20 Verein der Freunde Persönliche Weiterentwicklung durch das Auslandspraktikum im MEPA 21 Bürgermeister Klaus Warthon, Große Karriereschritte schon während des Master-Studiums 22 Ulla Gottwald Erfolgreicher Start des neuen MPM-Jahrgangs 23 Fotos Wahl des neuen Ausbildungspersonalrats 24 HVF Ludwigsburg, VdF, Privatbesitz, Ministeri- um für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Hochschule BW (S. 5), Richard Boorberg Verlag GmbH & Hauptsache Steuern gespart – Der dritte Tax Slam an der HVF 25 Co. KG (S. 12, 13), Springer Verlag GmbH Start des neuen Kontaktstudiums „Kommunaler Steuerexperte“ 26 (S. 12), WILEY VCH Verlag GmbH (S. 12), Kongressreihe zu Arbeits- und Führungswelten der Zukunft 28 W. Kohlhammer GmbH (S. 13), HUSS-MEDIEN GmbH (S. 13), Ministerium für Finanzen BW (S. 16), Andreas Dalferth (S. 22 unten), Verein der Freunde Benjamin Stollenberg, (S. 22 oben), Integrati- Bewerbungstraining für künftige Absolventinnen und Absolventen 29 onsnetzwerk Hohenlohe-Main-Tauber (S. 31), Preisverleihung bei der Bachelor-Abschlussfeier 29 Gemeinde Empfingen (S. 32, 33). Wir danken Wiedersehen macht Freu(n)de 29 HOFFMANN FOTOGRAFIE (73240 Wendlingen) Führungserkenntnisse beim fachwissenschaftlichen Tag 30 für die Fotos der Bachelor-Feiern und für das Foto auf S. 47 oben. Praxis im Dialog Verlag Die Europäische Finanzkontrolle Strukturförderung 30 Staatsanzeiger für Das Integrationsnetzwerk – ein innovatives Projekt 31 Baden-Württemberg GmbH & Co. KG Zukunftsfähigkeit: Mit Charme, Humor und fundiertem Wissen 32 Breitscheidstraße 69, 70176 Stuttgart Interdisziplinäre Vertiefung und Beratung „von der Praxis für die Praxis“ 34 Projektmanagement: Meike Habicht M. A., Wie Landkreise ihre Europafähigkeit verbessern können 36 Layout: Sonja Krämer Druck HVF International Offizin Scheufele, Interviews mit internationalen Gastdozierenden an der HVF 38 Druck & Medien, Stuttgart International Summer School in Ludwigsburg 39 Zusammenarbeit der Steuerverwaltung mit Frankreich 40 Erscheint zweimal jährlich/Auflage 5.000 Der Amtsschimmel wiehert . . . Die Redaktion bedankt sich bei Frau Dr. Petra Pfisterer für das Erstellen Über die Schwierigkeiten, eine Dienstreise korrekt abzurechnen 41 der Seiten „Ludwigsburger Autoren“. Personalia 42 Kurz berichtet 45 Ludwigsburger Autoren Aktuelle Veröffentlichungen unserer Kolleginnen und Kollegen 48 Unterstützt durch: Dialog 39 | Dezember 2018 1
Editorial des Rektors Liebe Leserinnen und Leser, die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen durchlebt aktuell eine spannende Zeit. Henrik Becker ist zum neuen Kanzler der Hochschule gewählt worden. Wir stellen Ihnen den Verwaltungsjuristen im nächsten Heft ausführlich vor. Zuvor verabschieden wir die bisherige Kanzlerin Ingrid Dunkel mit einer Würdigung. In ihrer Ära wurde der HVF 2017 das Zertifikat „Audit Familiengerechte Hochschule“ verliehen. Daran schließt sich eine weitere Auszeichnung an: Die HVF wurde vom Verlagshaus Gruner + Jahr als einer der „Besten Arbeitgeber für Frauen“ prämiert und gehört damit zu den 91 Institutionen, die bei der Auswertung Spitzenwerte erhalten haben. Prof. Dr. Wolfgang Ernst, In Abstimmung mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst startet Rektor der HVF Ludwigsburg die HVF eine Qualitätsoffensive. Geplant sind die Durchführung einer institutionellen Evaluation der Hochschule sowie ein internes Kommunikationsprojekt, um die Zukunftsfähigkeit unserer Hochschule zu beleuchten und zu verbessern. Um dies erfolgreich voranzutreiben, müssen sowohl die Prozesse in der Hochschule als auch das Commitment der Beschäftigten zur Hochschule in einer gesamtheitlichen Betrachtung zu einem modernen Leitbild weiterentwickelt werden. Für dieses Projekt läuft derzeit die Suche nach einem geeigneten professionellen Beratungsteam. Schwerpunkt „Standortfaktor Verwaltung“ Wie sich Spitzen-Führungskräfte in Baden-Württemberg optimal auf die Verwaltung 4.0 vorbereiten können, soll in der Reihe „Arbeits- und Führungswelten der Zukunft“ diskutiert werden. Im April kommenden Jahres beschäftigt sich der Kongress auch mit dem Thema „Technologische Trends und New Work – Potenziale für die öffentliche Verwaltung“. Veranstaltungen im Frühjahr Das neue Jahr an der Hochschule startet mit einer Reihe hochkarätiger Vorlesungen und Tagungen. Unserem neuen Honorarprofessor Dr. Albrecht Rittmann ist es gelungen, Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft für die Lehre im Vertiefungsschwerpunkt Führung zu gewinnen. Wir erwarten Ministerpräsident a. D. Stefan Mappus und Justizminister Guido Wolf sowie die Führungskräfte einiger kommunaler Spitzenverbände an der HVF. Aktuelle Themen aus dem Alltag sind für eine Beamtenhochschule wichtig. Ich möchte daher auf zwei besondere Tagungen aufmerksam machen: Gemeinsam mit dem Zentrum für Islamische Theologie der Eberhard Karls Universität Tübingen richtet die HVF die Fachtagung „Islam in Recht, Gesellschaft und Verwaltung“ aus. Im Februar folgt eine weitere Fachtagung zum Thema „Herausforderungen der direkten Demokratie“. Auch unser Programm zum Studium Generale behandelt Themen, die unseren Studierenden eine interessante Pflichtveranstaltung bieten. Dass daraus eine Zusatzqualifizierung wie das Ethikum entstehen kann, hat uns bei den Bachelor-Feiern im Herbst besonders gefreut. Bedanken möchte ich mich beim Redaktionsteam, dem Staatsanzeiger und allen Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge zur vorliegenden Ausgabe. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und mit uns eine spannende Zeit! Ihr Rektor Prof. Dr. Wolfgang Ernst 2 Dialog 39 | Dezember 2018
Editorial der Redaktion Liebe Leserinnen und Leser, was wird Ihnen dieses Heft an fachlichen Artikeln bieten? Fachartikel zum Schwerpunkt Der Schwerpunkt dieses Hefts „Standortfaktor Verwaltung“ wurde erneut durch ein partizipatives Verfahren durch die Professorinnen und Professoren bestimmt und aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Den Aufschlag macht dabei Prof. Dr. Frank Kupferschmidt, Professor für Volkswirtschaftslehre und Prodekan der Fakultät I, mit der Frage, wie Gründerinnen und Gründer von den Kommunen besser unterstützt und Bürokratiehürden abgebaut werden können. Als Best- Practice-Beispiel für Gründungsfreundlichkeit stellt er die Gemeinde Niedereschach im Schwarzwald vor, die für ihr spezielles Existenzgründungskonzept schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Prof. Dr. Angelika Dölker, Professorin mit Lehrschwerpunkten Besteuerung von Gesellschaften und Internationales Steuerrecht, untersucht die Finanzverwaltung als eigenständigen Standortfaktor und fordert hier nicht nur den Abbau von Bürokratie, sondern auch eine stärkere Digitalisierung. Weiterhin vergleicht sie die Steuerbelastung am Standort Deutschland mit anderen Staaten und zieht den Schluss, dass eine Modernisierung des Besteuerungsverfahrens für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland dringend nötig ist. Mit dem Thema „Steuern“ setzt sich auch Prof. Dr. Oliver Sievering, Professor für Volkswirtschaftslehre und öffentliche Finanzwirtschaften, auseinander. Er beschäftigt sich mit den kommunalen Hebesätzen als Instrument der Standortpolitik, indem er untersucht, ob und inwiefern Kommunen von der Senkung eines solchen Hebesatzes profitieren können. Prof. Dr. Birgit Schenk, Professorin für Verwaltungsinformatik und Organisation, weist auf die fundamentale Bedeutung der Digitalisierung für den Erfolg einer Kommune hin. Da es hierzulande aber an einer einheitlichen Strategie mangele, blieben viele Potenziale derzeit ungenutzt. Für eine notwendige Strategiebildung stellt sie deshalb ein Reifegradmodell vor, das den Kommunen bei der Standortbestimmung des Status quo hilft. Fachartikel von der Praxis für die Praxis Das Thema „Zukunftsfähigkeit der Kommunalverwaltung“ ist Gegenstand des Interviews mit dem Bürgermeister der Gemeinde Empfingen, Ferdinand Truffner. Er zeigt anhand seiner Bürgermeistererfahrung praxisnah auf, wie es einer kleineren Kommune gelingen kann, die eigene Verwaltung durch eine erfolgreiche Strategiearbeit zu modernisieren. Der Beitrag „Wie Landkreise ihre Europafähigkeit verbessern können“ von nebenberuflichen Studierenden des Master-Studiengangs Public Management (MPM) enthält Aspekte, inwiefern sich die Europakompetenz der Verwaltung erfolgreich auf den kommunalen Standort auswirken kann. Potenziale ergeben sich hier insbesondere durch die Möglichkeit der Akquise von europäischen Fördermitteln sowie der sich daraus auch ergebenden Möglichkeiten der Vernetzung mit anderen Landkreisen oder mit kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Auch in dieser Ausgabe gratulieren wir wieder Kolleginnen und Kollegen zu ihren Buchveröffentlichungen (siehe S. 13). In eigener Sache Wir freuen uns, in unserem Redaktionsteam als neues Mitglied Rektoratsassistentin Karin Franz und als Stellvertreterin Stefanie Hohe, zuständig für Kommunikation und Marketing, begrüßen zu dürfen. An dieser Stelle möchten wir uns auch bei dem ehemaligen Redaktionsmitglied Matthias Riede für seine Mitarbeit herzlichen bedanken. Ihr Redaktionsteam Die Redaktion achtet in Abstimmung mit der Hochschulleitung im Dialog auf eine gendergerechte Sprache gemäß des Leitfadens der HVF vom Juni 2015. Abweichun- gen davon sind auf ausdrücklichen Wunsch einer Autorin oder eines Autors erfolgt. Dialog 39 | Dezember 2018 3
Standortfaktor Standortfaktor Verwaltung Verwaltung Gründungsfreundlichkeit als wichtiger Standortfaktor triebsbezogene Wirtschaftsförderung Verwaltungsprozesse, wie beispielwei- Prof. Dr. darstellen. se von Gewerbemeldungen, Genehmi- Frank Kupferschmidt gungsverfahren oder dem Ausstellen Die Hoffnung, dass sich der nächste von Gesundheitszeugnissen. Stimmige Professor für VWL und Global Player in der eigenen Kommune Konzepte können im Idealfall nachhaltige Prodekan der Fakultät I gründet, wird in Baden-Württemberg Gründungen fokussieren, relevante Fel- von der Statistik gedämpft. Das Ländle ist der aus der Branchenvielfalt von Industrie strukturell bedingt ein schwieriges Land und Dienstleistungen über das Handwerk für Existenzgründungen und schneidet bis zu den freien Berufen identifizieren in der Gründungsstatistik unter dem und vergessen nicht die Moderation von Bundesdurchschnitt ab. In der Landes- Unternehmensnachfolgen. Fünf junge Gründer basteln 1972 in Bü- wirtschaftspolitik arbeiten sich daher in roräumen der örtlichen Sparkasse einer schöner Regelmäßigkeit die wechselnden Vernetzen und ansprechbar sein, 30.000-Einwohner-Kommune an einer Oppositionspolitikerinnen und -politiker Geschäftsidee nicht bewerten Software. Aus der Gründung entsteht an dem in ihren Augen unzureichenden innerhalb von wenigen Jahrzehnten ein Förderinstrumentarium der wechseln- Für den hohen Beratungsbedarf junger Softwarekonzern mit globaler Bedeu- den Landesregierungen ab. Vor allem Unternehmen sind das Vernetzen der tung und hochwertigen Arbeitsplätzen im Vergleich zu Bayern wird der Einsatz lokalen Gründerszene und das Fördern vor Ort. Allerdings aus kommunaler Sicht von Risikokapital (Venture Capital) in Ba- von Mentoren- oder Lotsensystemen mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass den-Württemberg oftmals als zu gering ebenso simple wie effektive Maßnah- das erste eigene Firmengebäude nicht erachtet. men, um Gründungswillige und Grün- am Ort der Gründung, sondern in einer dungserfahrene zusammenbringen. Die nahen, aber kleineren Nachbargemeinde Gründungsfreundlichkeit ist keine Effektivität solcher Netzwerke ist daran entsteht – in der das Unternehmen heute Frage der Gemeindegröße messbar, ob sie den Zugang zu einem noch die Konzernzentrale betreibt. Die möglichst lückenlosen Beratungsange- Unternehmensgeschichte der SAP AG, Kommunen kommt bei der Gründungs- bot bieten können. Bei der Vernetzung gegründet in Weinheim und heute be- förderung als „local player“ und als po- reicht die Palette vom niedrigschwelligen kanntlich mit Sitz in Walldorf, illustriert tenzieller Standort junger Unternehmen Gründerstammtisch bis zu aufwändige- sehr anschaulich die Fragestellung, wa- eine ganz besondere Rolle zu. Sie können ren, branchenspezifischen Formaten bei- rum der Gründungsfreundlichkeit ein und müssen deutlich näher und kreativer spielsweise für die Kreativwirtschaft oder Platz auf der kommunalpolitischen Agen- mit jungen Unternehmen arbeiten als EU, trendigen Hackathons für die IT-Szene. da gebührt. Bund und Länder, um ihre Gründungs- freundlichkeit unter Beweis zu stellen. Funktionierende Netzwerke entlasten aus Existenzgründerinnen und -gründer Verwaltungssicht gerade kleine Kommu- als Zielgruppe der Wirtschaftsförde- Dabei erfordert Gründungsfreundlich- nen davon, selbst umfangreiches Know- rung keit nicht zwingend einen aufwändigen how zur Gründungsberatung vorhalten Inkubator für Neugründungen und jun- zu müssen. Jedoch bietet es sich an, zen- Dabei dürfte der Satz „Die Kommune, ge Unternehmen. Für die Entwicklung trale Anlaufstellen für Gründungswillige ob groß, ob klein, hat nur wenig Einfluss- kreativer Konzepte bedarf es zum einen zu definieren. Darin können hinreichend möglichkeit auf die Standortentscheidun- einer mitunter durch aktuelle Erhebun- betriebswirtschaftlich sensibilisierte Ver- gen von etablierten Unternehmen“ die gen gewonnenen Einschätzung von Art waltungsbeschäftigte bereits mit der Grenzen der kommunalen Wirtschafts- und Größe der Zielgruppe vor Ort. Zum entsprechenden Kommunikation dazu förderung gut widerspiegeln. Neugrün- anderen ist eine kritische Sicht auf die beitragen, die – aus Verwaltungssicht dungen gelten hingegen – sofern sie sich von Gründerinnen und Gründern am mitunter zu pauschal kritisierten – Büro- erfolgreich am Markt behaupten können häufigsten beanspruchten und vor Ort kratiehürden zumindest „gefühlt“ zu re- – als Mittelstand von morgen und soll- angebotenen Verwaltungsleistungen er- duzieren. Der Tipp aus der Gründerszene, ten eine interessante Zielgruppe für die forderlich. Möglich ist beispielsweise ein dass sich Verwaltungen nicht die Bewer- kommunale und interkommunale, be- interner Fitness-Check der wichtigsten tung der Gründungsidee anmaßen soll- 4 Dialog 39 | Dezember 2018
Standortfaktor Verwaltung Start des Wettbewerbs mit (v. l. n. r.) Gudrun Heute-Bluhm (Städtetag), Helmut Kessler (IHK Heilbronn-Franken), Michael Keck (BWHT), Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, Roger Kehle (Gemeinde- tag) und Alexis von Komorowski (Landkreis- tag) ten, kann als eine Mindestanforderung Telefon- und Internetanbieter. Bei einer machen, um die Gründungs- und Nach- an diese Sensibilität verstanden werden. Veranstaltung des Landeswirtschafts- folgeunterstützung vor Ort zu intensi- Die Bandbreite an möglichen Instrumen- ministeriums berichtete Niedereschachs vieren. Eine Jury aus der baden-würt- ten kommunaler Gründungsfreundlich- Bürgermeister Martin Ragg, wie er selbst tembergischen Gründungszene wird die keit ist zweifellos nach oben offen, doch zum Telefonhörer griff, als ein Gründer eingereichten Konzepte zur Gründungs- sollten sich alle Ideen in das zugrunde Probleme mit dem Anschluss hatte, weil freundlichkeit bewerten. Ausgezeichnet liegende Konzept einordnen lassen. „die Gemeinde da einen anderen Hebel werden Preisträger in den drei Katego- hat“. rien Gemeinde, Stadt sowie Landkreis/ Das Gründerdorf Niedereschach im interkommunale Zusammenarbeit. Er- Schwarzwald Die Initiative EGON wurde 2014 beim folgreiche Projektantragsteller können bundesweiten Wettbewerb „Deutsch- auf eine zweijährige Förderung von bis Dass kommunale Konzepte für Grün- land – Land der Ideen“ ausgezeichnet zu 100.000 Euro zur Umsetzung ihres dungsfreundlichkeit keine Frage von und 2016 von einer Jury des Bundeswirt- Konzepts einer „gründungsfreundlichen groß oder klein sind, zeigt das Beispiel schaftsministeriums für den Europäischen Kommune“ hoffen. Derzeit läuft die ers- der 5.900-Einwohner-Gemeinde Nieder- Unternehmensförderpreis nominiert. te Auflage des Wettbewerbs, die Bewer- eschach im Schwarzwald. Die Gemeinde Mittlerweile haben sich zwei Nachbarge- bungsphase endete im April 2018. Alle hat sich als Gründerdorf mit der Exis- meinden der Initiative angeschlossen. zwei Jahre soll es eine weitere Runde des tenzgründungsoffensive Niedereschach, Wettbewerbs geben. kurz EGON, bundesweit einen Namen Landeswettbewerb gründungs- gemacht. Seit deren Start im Jahr 2011 freundliche Kommunen konnten 51 Gründungen in der kleinen Gemeinde angestoßen werden. Grün- Das baden-württembergische Wirt- dungsinteressierte haben mit dem Bür- schaftsministerium, die kommunalen i germeister einen zentralen Ansprech- Spitzenverbände und Kammern des Lan- partner. Ehrenamtliche Helferinnen und des haben unter dem Titel „Start-up BW Weiterführende Helfer unterstützen als Lotsen Grün- local“ Anfang 2018 einen Wettbewerb Quelle dungswillige bei den ersten Schritten im für gründungsfreundliche Kommunen Geschäftsleben, beispielsweise bei der gestartet. Mit dem Wettbewerb wollen Mehr zum Landeswettbewerb Beschaffung von Räumen oder Flächen, das Ministerium und seine Partner gute Gründungsfreundliche Kommune un- bei Finanzierungsgesprächen mit Ban- Ideen aus der kommunalen und regiona- ter www.startup-bw.de ken oder sogar bei Konflikten mit dem len Gründungsförderung besser sichtbar Dialog 39 | Dezember 2018 5
Standortfaktor Verwaltung Eine Reform der Unternehmensbesteuerung ist erforderlich jedoch nach Meinung der Wirtschaft beigetragen. Das ist ein großer Erfolg. In Prof. Dr. dringend weiter vorangetrieben wer- Zukunft müssen wir aber auch die Folge- Angelika Dölker den. Dies ist insbesondere erforderlich, kosten europäischer Vorgaben stärker in um die personellen Ressourcen der Un- den Blick nehmen und insofern zu einer Professorin mit Schwer- ternehmen und der Finanzverwaltung in wirksamen Begrenzung kommen. Im Mit- punkten auf Besteue- Zukunft möglichst effizient einzusetzen. telpunkt der Politik der Bundesregierung rung der Gesellschaften Die steuerrechtlichen Vorschriften der wird zudem ein drittes Bürokratieabbau- und Int. Steuerrecht Abgabenordnung wurden zuletzt mit gesetz stehen.“ (Das Zweite Bürokratie- dem Gesetz zur Modernisierung des Be- abbaugesetz aus dem Jahr 2017 zielte steuerungsverfahrens umfänglich über- auf kleine Unternehmen, insbesondere arbeitet. Handwerksbetriebe, mit zwei bis drei Be- schäftigten. Die Entlastungen sollten sich Die Komplexität des deutschen Steuer- Das materielle Steuerrecht und die Zu- auf ein Volumen von knapp 363 Millionen rechts stellt Verwaltung, Unternehmen nahme grenzüberschreitender Sachver- Euro belaufen. Themen waren beispiels- und Bürger vor große Herausforderun- halte aufgrund des internationalen Aus- weise die Erhöhung des Schwellenwerts gen. Für die Steuerverwaltung wird es tauschs von Waren und Dienstleitungen für umsatzsteuerliche Kleinbetragsrech- angesichts begrenzter Ressourcen immer stellen sowohl Finanzverwaltung als auch nungen von 150 auf 250 Euro oder die Er- schwieriger, dem gesetzlichen Auftrag Unternehmen vor große Herausforderun- leichterung bei den Aufzeichnungspflich- gerecht zu werden, die Steuereinnahmen gen. ten für sofort abgeschriebene GWG). sicherzustellen und einen gleichmäßigen Vollzug zu garantieren. Bevölkerung und Bei einem 2017 erstmals veranstalteten Trotzdem drohen teilweise neue Rege- Unternehmen kritisieren zunehmend den Tax Future Forum des Bundesverbands lungen zu entstehen, die hohen Verwal- hohen Aufwand, der ihnen zur Erfüllung der Deutschen Industrie e. V. stellten die tungsaufwand bergen, wie die im Ent- ihrer steuerlichen Pflichten entsteht. Vor teilnehmenden Personen aus Wirtschaft, wurf des Bundesfinanzministeriums für diesem Hintergrund sind die Moderni- Finanzverwaltung, Politik, Steuerberatung ein Jahressteuergesetz 2018 enthaltene sierung des Besteuerungsverfahrens, der sowie Softwareanbieter fest, dass heute Regelung zur Haftung beim Handel auf Bürokratieabbau und der Ausbau des Bür- nicht die technischen Rahmenbedingun- einem elektronischen Marktplatz, § 25e gerservice wichtige Anliegen. gen die Digitalisierung begrenzen. Das UStG-E. materielle Steuerecht verhindert eine brei- Umgesetzt sind insbesondere die Verein- te Anwendung der technisch längst mög- Steuerbelastung am Standort heitlichung der Steuersoftware in allen lichen Digitalisierung. Deutschland Bundesländern (KONSENS = Koordinier- te neue Software-Entwicklung der Steu- Abbau bürokratischer Belastungen In der abgebildeten Tabelle ist eine in- erverwaltung, Verwaltungsabkommen vestierende Person unterstellt, die einem vom 1. Januar 2007), die Einführung der Der Koordinator der Bundesregierung für persönlichen Einkommensteuersatz von elektronischen Steuererklärung (mit Aus- Bürokratieabbau und bessere Rechtset- 40 % unterliegt. Ferner ist für den Fall nahmen), der Einsatz von maschinellen zung erklärte in der Pressemitteilung vom einer Gewinnausschüttung aus der Kapi- Risikomanagementsystemen oder das 15. Mai 2018: „Ziel der Bundesregierung talgesellschaft unterstellt, dass die Abgel- Angebot steuerlicher Informationen im ist es, bürokratische Belastungen für Un- tungssteuer mit 25 % ESt zur Anwendung Internet. Die elektronische Übermittlung ternehmen in Deutschland systematisch kommt, dies ist in den Fällen von § 32d der Bilanzdaten nach § 5b EStG erleichtert zu reduzieren. Mit der 2015 eingeführten Abs. 2 Nr. 3 EStG nicht zwingend. Es be- dem Finanzamt Plausibilitätskontrollen Bürokratiebremse haben wir bei nationa- steht die Antragsmöglichkeit zur Regelbe- und ermöglicht den automatisierten Da- len Vorhaben ein deutliches Umdenken steuerung bei entweder mindestens 25 % tenabgleich, hierfür werden vom Bundes- bei den Folgekosten gesetzlicher Rege- Beteiligung an der Kapitalgesellschaft finanzministerium fortlaufend aktualisier- lungen erreicht. Von 2015 bis 2017 hat oder 1 % Beteiligung und beruflicher Tä- te Taxonomien veröffentlicht (zuletzt am die Bürokratiebremse damit zu einer Ent- tigkeit mit maßgeblichem unternehme- 6. Juni 2018 für das Wirtschaftsjahr 2019). lastung der Wirtschaft um insgesamt 1,9 rischem Einfluss auf die wirtschaftliche Die Digitalisierung des Steuerrechts muss Milliarden Euro an jährlichem Aufwand Tätigkeit. Dies ermöglicht den Abzug vor 6 Dialog 39 | Dezember 2018
Standortfaktor Verwaltung allem von Finanzierungskosten nach Maß- Exporten auf einen auf bis zu 13 % ge- die Steuer ist von der Körperschaftsteu- gabe des Teileinkünfteverfahrens. Dies ist senkten Steuersatz kommen können. er abziehbar. natürlich eine rein nationale Betrachtung • China: Für deutsche Unternehmen ist • und blendet Investitionen im Ausland zu- vor allem die landesweite Förderung Damit Unternehmen am Standort nächst aus. qualifizierter High-Tech-Firmen inter- Deutschland festhalten können, ist eine essant. Wer als solche anerkannt wird, Reform der Unternehmensbesteuerung Deutsche Unternehmen müssen mit die- kann den Körperschaftsteuersatz von hinsichtlich der Höhe der Ertragssteuer- ser Steuerbelastung zum einen in Konkur- 25 auf 15 % senken. Sonderregelungen belastung – zumindest ein rasches Ab- renz zu ausländischen Unternehmen tre- gibt es für bestimmte Regionen wie z. B. schmelzen des Solidaritätszuschlags ab ten, zum anderen müssen sie eventuelle Xinjiang. Ab 2020 wird für ausländische 2020 für alle – erforderlich. Dies wäre Standortentscheidungen unter anderem Unternehmen eine „urban maintenance eine Entlastung für alle Rechtsformen von von diesen steuerlichen Rahmenbedin- and construction tax“ sowie ein Unternehmen. gungen abhängig machen. „education surcharge“ erhoben. • Reformbemühungen in Frankreich: Der Andere Länder im Vergleich Körperschaftsteuersatz sinkt ab 2018 für bestimmte, ab 2020 für alle Unter- Andere Länder arbeiten intensiv an der nehmen auf 28 %. Eine durch die Ge- Reform der Besteuerung von Unterneh- meinden erhobene Gewerbesteuer, die men, wie folgende Beispiele zeigen: sich teils auf das Anlagevermögen, teils auf die Wertschöpfung bezieht, über- • USA: Steuerreform mit einer Absen- steigt nicht 3 % der Wertschöpfung. i kung des Körperschaftsteuersatzes Die Steuer ist von der Körperschaftsteu- von 35 % auf 21 % (Bundesebene, die er abziehbar. Quellen: Bundesstaaten erheben teils zusätzlich • Reformbemühungen in Ungarn: Der Vgl. auch Angelika Dölker, Fami- Steuern zwischen 0 und 12 %, eben- Körperschaftsteuersatz beträgt seit lienunternehmen: Betrachtung so manche Gemeinden). Zudem gibt es 1. Januar 2017 nur 9 %. Der Höchstsatz des Standortes Deutschland aus den Foreign-Derived Intangible Income der Gewerbesteuer der Gemeinden ist steuerlicher Sicht, BB 2018, S. 1495 Abzug, durch den die Unternehmen bei 2 % der definierten Wertschöpfung, GewSt‐ Hebesatz 400 % Thesaurierungs‐ satz 28,25 PersG ohne PersG mit Kapital‐ Thesaurierung Thesaurierung gesellschaft Stpfl. Gewinn (vor Freibetr. § 11 I GewStG) 100.000 € 100.000 € 100.000 € Gewerbesteuer 10.570 10.570 14.000 Begünstigter Betrag nach § 34a EStG 89.430 ESt/KSt 40.000 25.264 15.000 ESt auf GewSt 4.228 (reg. Satz) Anrechn. GewSt auf ESt § 35 EStG ./. 10.043 ./. 10.043 0 Soli 1.648 1.070 825 Steuerbelast. vorl. 42.175 31.089 29.825 Nachverst.pfl. Betrag (=begünst.Betrag ./. ESt 62.776 und Soli hierauf, (25.264 x 1,055)) ESt 25 % auf nachverst.pfl. Betrag 15.694 ESt auf Dividende 25 % 17.544 Soli 863 965 Gesamtsteuerbelastung 42.175 € 47.646 € 48.334 € Steuerbelastung einer investierenden Person Dialog 39 | Dezember 2018 7
Standortfaktor Verwaltung Hebesätze als zentrales Instrument der Standortpolitik den ostdeutschen Flächenländern. Zwi- der Westküste Schleswig-Holsteins, jah- Prof. Dr. schen einzelnen Gemeinden in unmittel- relang einen Hebesatz in Höhe von null Oliver Sievering barer Nähe können ebenfalls signifikante erhoben. Aufgrund dessen siedelten sich Unterschiede bestehen. Die kreisfreien seit den 1990er-Jahren dort immer mehr Professor für VWL Städte Düsseldorf und Duisburg in Nord- bedeutende Tochterunternehmen an, un- und öffentliche rhein-Westfalen grenzen direkt anein- ter anderem von Deutsche Bank, E.ON, Finanzwirtschaft ander, dennoch weist die strukturstarke Commerzbank, Lufthansa, Siemens oder Stadt Düsseldorf mit ca. 1.361 Euro je Lidl. Einwohner fast dreimal so hohe Gewer- besteuer-pro-Kopf-Einnahmen auf als Wirtschaftlicher Erfolg durch Duisburg mit ca. 457 Euro pro Einwohner. Senkung des Hebesatzes Zu bedenken gilt ferner, dass die Gewer- Die Gewerbesteuer zählt zu den wichtigs- besteuer sehr konjunkturabhängig und Oftmals sind die Hebesätze von Groß- ten Gemeindesteuern und ist ein wichti- damit volatil ist. städten höher als die im Umland. So be- ger Bestandteil der Gemeindefinanzie- trägt der Hebesatz in München 490 %, rung. Der Gewerbesteuer unterliegt nach In Folge der weltweiten Wirtschaftskri- während der Hebesatz der angrenzenden § 2 Abs.1 GewStG jeder stehende Gewer- se brachen die Gewerbesteuereinnah- Gemeinde Grünwald 240 % beträgt. So bebetrieb, soweit er im Inland betrieben men 2009 bundesweit um rund 20 % im müsste eine GmbH mit einem Gewerbeer- wird. Freiberufler unterliegen nicht der Vergleich zum Vorjahr ein, erholten sich trag in Höhe von 1 Millionen Euro in Mün- Gewerbesteuer, was durchaus Anlass zu dann aber rasch. Auch unabhängig von chen 171.500 Euro an Gewerbesteuer Kritik gibt. globalen Entwicklungen können Schwan- entrichten, in Grünwald lediglich 84.000 kungen auf Gemeindeebene drastisch Euro. Hier setzen viele Umlandgemeinden Ausgangspunkt für die Berechnung der ausfallen. In vielen Gemeinden hängt darauf, große Unternehmen anzulocken, Gewerbesteuer bildet der Gewinn des Un- das Aufkommen maßgeblich vom Erfolg gleichzeitig profitieren die dort ansässi- ternehmens. Dieser wird um einige Hinzu- (oder auch der Steuergestaltung) weniger gen Unternehmen von der angrenzenden rechnungen und Kürzungen korrigiert. oder gar nur eines Großunternehmens ab, städtischen Infrastruktur und von der na- Natürlichen Personen und Personengesell- weshalb das jährliche Gewerbesteuerauf- hen Großstadt. schaften wird ein Freibetrag in Höhe von kommen für eine Kommune nur bedingt 24.500 Euro eingeräumt. Für Vereine und planbar ist. Für (große) Kapitalgesellschaften spielt die ähnliche Rechtsformen wird ein Freibetrag Gewerbesteuer oftmals eine erhebliche in Höhe von 5.000 Euro gewährt. Der sich Hebesätze als Instrument zur Rolle, bei Personengesellschaften hinge- daraus ergebende Gewerbeertrag wird Beeinflussung von Gewerbesteuer- gen eher nicht, denn für diese erfolgt eine mit einer einheitlichen Steuermesszahl in einnahmen Kompensation der Gewerbesteuer durch Höhe von 3,5 % multipliziert. Nachdem die Anrechnung des 3,8-fachen Gewerbe- dadurch der Steuermessbetrag ermittelt Der Hebesatz ist ein Instrument, mit dem steuermessbetrages auf die Einkommen- worden ist, wird dieser mit dem Hebesatz die Gemeinden die Höhe der ihnen zu- steuer. Unter Berücksichtigung des Soli- der jeweiligen Gemeinde multipliziert. stehenden Gewerbesteuer beeinflussen daritätszuschlages ergibt sich bei einem können. Dieses Recht ist Teil der verfas- Gewerbesteuersatz in Höhe von 400 % Schwankungen bei den sungsrechtlich abgesicherten Selbstver- eine vollständige Kompensation, das heißt Gewerbesteuereinnahmen waltungsgarantie der Kommunen (Art. die Gewerbesteuer wird vollständig auf 28 Abs. 2 Grundgesetz). Seit 2004 sind die Einkommensteuer angerechnet. Nur Zwischen den einzelnen Bundesländern die Gemeinden allerdings verpflichtet, bei bei Hebesätzen über 400 % erfolgt somit bestehen erhebliche Aufkommensun- der Gewerbesteuer einen Hebesatz von eine zusätzliche Belastung für Personen- terschiede, die sich in einem starken mindestens 200 % anzuwenden (§ 16 unternehmen. Dabei ist zu beachten, dass Ost-West-Gefälle ausdrücken. So ist das Abs. 4 Satz 2 GewStG). Damit sollen soge- eine Anrechnung nur dann erfolgen kann, Brutto-pro-Kopf-Aufkommen der Ge- nannte Gewerbesteueroasen verhindert wenn beim Unternehmer eine positive werbesteuer in den westdeutschen Flä- werden. So hatte Norderfriedrichskoog, Einkommensteuerschuld aus Einkünften chenländern fast doppelt so hoch wie in eine Gemeinde mit ca. 50 Einwohnern an aus Gewerbebetrieb besteht. 8 Dialog 39 | Dezember 2018
Standortfaktor Verwaltung Steuerwettbewerb ist zwar allgemein er- Millionen Euro Steuern nachzahlen, der Jahr 2014. Sie stiegen danach aber wieder wünscht, wird aber oftmals kritisch be- Haushalt der Stadt war auf einen Schlag an auf 84,9 Millionen Euro. Als Reaktion trachtet. So senkte die Stadt Monheim ausgeglichen. Dies ermöglichte der Stadt, auf den Einbruch der Gewerbesteuerein- in Nordrhein-Westfalen mit rund 43.000 nun frei über ihre Hebesätze entscheiden nahmen erhöhte Leverkusen seinen Ge- Einwohnern, gelegen zwischen den Groß- zu dürfen. Mit der erheblichen Reduzie- werbesteuerhebesatz für das Jahr 2014 städten Leverkusen, Köln und Düsseldorf, rung des Hebesatzes wurden viele Un- um 15 Prozentpunkte auf 475 %. im Jahr 2012 ihren Gewerbesteuerhebe- ternehmen angelockt. Berichten zufolge satz von 435 % bis auf 250 % im Jahr sind seit 2011 ca. 300 Unternehmen ge- Auch wenn zu bedenken gilt, dass auf- 2018. Die Gewerbesteuereinnahmen der kommen, vor allem aus der Pharma- und grund der guten Konjunktur das Gewer- Stadt stiegen zwischen 2010 und 2016 von Chemiebranche, die neben der hohen besteueraufkommen in den vergangenen rd. 16 Millionen Euro auf rd. 277 Millionen Gewerbesteuer auch 2.500 Arbeitsplätze Jahren allgemein gestiegen ist und mehre- Euro. Für das Haushaltsjahr 2018 wird ein mitgebracht haben. Aufgrund der hohen re Faktoren die Gewerbesteuereinnahmen Betrag in Höhe von 290 Millionen Euro im Einnahmen ist Monheim wirtschaftlich beeinflussen, gilt es als unstrittig, dass Haushaltsplan angesetzt, der allerdings betrachtet schuldenfrei, Schulen werden die Hebesatzpolitik entscheidend zu dem auch Einmalzahlungen und einige Nach- umfangreich saniert, Spielplätze errichtet, exorbitanten Mehraufkommen von Mon- zahlungen beinhaltet. Obwohl ein Groß- Kita-Gebühren abgeschafft. heim beigetragen hat. Der Bürgermeister teil der städtischen Gewerbesteuerein- der Stadt betonte in seiner Haushaltsre- nahmen durch die Gewerbesteuerumlage, Reaktionen auf die Monheimer de, dass Monheim sich im internationalen die Kreisumlage oder den kommunalen Hebesatzsenkung und europäischen Vergleich mit der heu- Finanzausgleich wieder abfließt, hat die tigen Steuerquote von etwas über 25 % Stadt von der Hebesatzsenkung profitiert. Die erhebliche Reduzierung des Hebesat- lediglich im Mittelfeld des Steuerrankings Im Jahr 2011 hatte Monheim noch ca. 100 zes stieß aber auch auf Kritik. Die ehema- befinde; in direkter Konkurrenz zu Ös- Millionen Euro Schulden und galt damit lige Ministerpräsidentin des Landes NRW terreich und den Niederlanden mit einer als „eine der größten Sorgenkommunen kritisierte diese Steuerpolitik ebenso wie Steuerquote von jeweils 25 %. Vor dem in NRW“. Sie stand unter der Kommunal- viele Bürgermeister umliegender Kommu- Hintergrund einer innerhalb Europas herr- aufsicht. Als notleidende Haushaltskom- nen, die eine Abwanderung von (lokalen) schenden Steuersenkungspraxis und der mune musste die Stadt „alle Steuerquel- Unternehmen in das benachbarte Mon- Tatsache, dass nur Städte mit niedrigsten len ausschöpfen“ – dies bedeutete, sie heim befürchteten. So sind die Gewerbe- Hebesätzen eine Chance hätten, sich im musste sehr hohe Hebesätze verlangen steuereinnahmen der angrenzenden Stadt internationalen und europäischen Steuer- –, die Kommunalaufsicht bestand darauf. Leverkusen drastisch gesunken. Betrugen wettbewerb einzuordnen, sei die Annähe- Mit dem hohen Gewerbesteuerhebesatz sie in Leverkusen (mit ca. 163.000 Einwoh- rung an eine Steuerquote von 25 % das galt sie trotz ihrer guten geopolitischen nern fast viermal so groß wie Monheim) Ziel, um den Platz im Mittelfeld der Steu- Lage als wenig wettbewerbsfähig. Im Jahr im Jahr 2011 noch 98,2 Millionen Euro, so ersätze zu halten und im internationalen 2011 mussten einige Unternehmen 40 sanken diese auf 25,4 Millionen Euro im Wettbewerb weiter mithalten zu können. Berechnung der Gewerbesteuer Dialog 39 | Dezember 2018 9
Standortfaktor Verwaltung Potenziale der Digitalisierung besser nutzen bereits der Herausforderung. Digitali- Zufriedenheit der Bürgerinnen, Bürger Prof. Dr. sierungsaktivitäten werden seit Jahren und Unternehmen mit raschen Erledigun- Birgit Schenk entlang einer Digitalisierungsstrategie gen und Ergebnissen, … diese Liste der systematisch umgesetzt. In Deutschland Schlagworte ließe sich beliebig fortset- Professorin für schließen sich Kommunen und Behörden zen. Doch sind dies nicht nur Schlagwor- Verwaltungsinformatik der Entwicklung allmählich an, doch fol- te, die den Einzug der Digitalisierung in und Organisation gen die wenigsten einer kohärenten, in das Verhältnis von Staat und Gesellschaft sich schlüssigen Digitalisierungsstrategie. beschreiben, sondern konkrete Wünsche So entsteht ein Flickenteppich an Digita- und Vorstellungen, die damit verbunden lisierungsprojekten, die nicht ineinander- sind. Dies belegt beispielsweise eine Be- greifen und deren Potenziale teilweise fragung durch die Unternehmensbera- ungenutzt bleiben. Das muss nicht sein! tung PwC.2 91 % der befragten Bevölke- Die Frage, ob Deutschland die Digitalisie- rung wären bereit, Verwaltungsvorgänge rung „kann“, wird immer wieder in den Partizipation als entscheidender Faktor künftig online zu erledigen. Die meisten Raum gestellt, egal, um welches Thema erhoffen sich dadurch eine Zeitersparnis. der Digitalisierung es geht, beginnend Sicherlich hat die Digitalisierung in ei- 81 % der befragten Bürgerinnen und bei dem Stand des Breitbandausbaus ner Stadt viele Dimensionen: Verwaltung bis hin zu unserer Haltung in puncto Di- intern, Verwaltung nach außen, Infra- i gitalisierung. Momentan bewegen sich struktur, städtische Eigenbetriebe und unsere Daten vielerorts noch auf der Gesellschaften, private Akteure usw. Was Quellen Kriechspur, obwohl die Industrie und das wünschen sich die Stakeholder einer Kom- 1 ) vgl. www.pwc.de/digitale_stadt, Gewerbe, die Kommunen und Behör- mune und wie sollte man also vorgehen, S. 15 den so dringend wie noch nie auf das um hier eine schlüssige und griffige Digita- 2 ) https://www.pwc.de/de/ schnelle Internet angewiesen sind. Um lisierungsstrategie zu entwickeln? Um den offentliche-unternehmen/ im internationalen Wettbewerb mithal- Weg von heute in die Zukunft gestalten zu die-vernetzte-verwaltung.html ten zu können, müssen sie alle auf die können, braucht es einen Ausgangspunkt 3 ) http://www.bertelsmann-stiftung.de/ Entwicklungen „4.0“ setzen, die digitale und einen Endpunkt: Die Bestimmung des fileadmin/files/BSt/Publikationen/ Transformation und Vernetzung von Un- Status quo, die vielfach als Reifegradmes- GrauePublikationen/ ternehmen und Kundschaft, von Produk- sung bezeichnet wird, und die Entwick- GP_Standortfaktor_Verwaltung.pdf tion und Produkten – aber auch von Be- lung einer Vision, also einem Bild, wie sich 4 ) Siehe hierzu: Weisbord, Marvin et al., hörden – vorantreiben. Aber auch unsere die eigene Kommune bis zum Jahr 20xx Future Search – Die Zukunftskonferenz. Haltung bewegt sich auf der Kriechspur. entwickelt haben wird. Bei der Visionsent- Leitfaden für die Praxis, Klett-Cotta, In einigen Kommunen wird heute noch wicklung kommt den Anforderungen der 2008. die Frage gestellt, ob der Erfolg von ei- Stakeholder eine wichtige Bedeutung zu, 5 ) Beispiele: http://mycovenant. ner Digitalisierung abhängt. Dass eine denn diese entscheiden sich für eine Kom- eumayors.eu/ docs/seap/ Korrelation zwischen dem Erfolg einer mune, die nach ihren Vorstellungen ge- 4151_1355468149.pdf, Kommune und ihrem Digitalisierungs- staltet ist. So ist Partizipation bei der Ent- https://www.zukunftsstadt-dresden.de/ grad besteht, wurde auch in internatio- wicklung der Vision ein wichtiger Faktor. oder https://www.ludwigsburg.de/, nalen Ländervergleichsstudien bestätigt. Wirtschaft und Bürgerschaft haben sehr Lde/start/stadt_buerger/ Digitalisierung ist zwar nicht der einzige konkrete Vorstellungen, die vereinbart Stadtentwicklungskonzept.html Standortfaktor, mit dem sich Städte und und berücksichtigt werden wollen. 6 ) Siehe hierzu: Fasel, Daniel/Meier, Landkreise positiv im Städtewettbewerb Andreas, Big Data. Grundlagen, System positionieren können, dennoch ist es von Schnittstelle Verwaltung – Anforde- und Nutzungspotenziale, Springer Ver- Nachteil, wenn sie nicht digitalisiert sind.1 rungen und Wünsche der Stakeholder lag, 2016, S. 323 So stellt sich die Frage, ob Digitalisierung 7 ) Siehe hierzu: https://aback.iwi.unisg. ein Standortfaktor ist, im internationalen Papierlose Verwaltung, Bürgerportale, ch/fileadmin/projects/aback/web/pdf/ Vergleich nicht mehr. In anderen Ländern One-Stop-Shop-Lösungen, Kosten- und best_practice_report.pdf stellen sich Kommunen und Behörden Zeitersparnis in Verwaltungsverfahren, 10 Dialog 39 | Dezember 2018
Standortfaktor Verwaltung Bürger könnten sich die Nutzung eines löst werden kann. So kommen 60 bis 80 in der digitalen Transformation ist. Diese Bürgerkontos vorstellen. Das sind für sich Menschen unterschiedlichster Interessen- Frage ist durch das Ergebnis der Studie be- sprechende Ergebnisse. gruppen zusammen, um gemeinsam im gründet, in der bei Verwaltungsunterneh- Konsens ein tragfähiges Zukunftsbild über men die niedrigsten Reifegrade identifi- Bei Wirtschaftsunternehmen sieht es die Integration konträrer Standpunkte zu ziert wurden. Ähnliche Ergebnisse zeigen nicht anders aus. Deshalb kommt die Ber- erarbeiten und Entwicklungsstufen dar- stark regulierte Branchen mit hierarchi- telsmann Stiftung in einer Studie zu dem aus abzuleiten.5 Für das Ausarbeiten der scher Organisation und Papierzwang auf. Schluss: Verwaltungsmodernisierung ist Handlungsschritte für die Entwicklungs- Wirtschaftsförderung.3 Die Entlastungen stufen ist der Stand der eigenen Kommu- Um hier einen Schritt weiterzukommen, für Unternehmen, die durch die Digitali- ne ausschlaggebend. wurde unter Anleitung von Frau Prof. Dr. sierung der Verwaltungsvorgänge entste- Schneider und Frau Prof. Dr. Schenk ein hen, können bei einem Unternehmen in Bestimmung des Status quo: Reifegradmodell entwickelt, um Kom- der Größe von 260 Mitarbeiterinnen und Die Reifegradmessung munen bei der Standortbestimmung zu Mitarbeitern bis zu 36 Personentage pro unterstützen. Hintergrund ist, dass Maß- Jahr ausmachen. Das ist viel! Doch diese Zur Ermittlung des Status quo ist die Be- nahmen zur Visionsumsetzung sich nur Einsparung betrifft nicht nur die Stakehol- trachtung und Beurteilung der Mechanis- aus dem aktuellen Stand einer Kommune der, sondern auch die Verwaltung selbst. men relevant, die bei einer Digitalisierung treffsicher ableiten und zu einem Mas- Dies sollte ein zusätzlicher Anreiz in Zeiten zum Tragen kommen. Gleichzeitig sind terplan zusammenstellen lassen. Danach des demografischen Wandels sein, da es die Bereiche und Aspekte (Dimensionen) steht der Wille zur Umsetzung im Raum, schlicht nicht genügend Menschen gibt – zu identifizieren, auf die die Digitalisie- der von allen gefordert ist, angefangen egal, wie gut die Rekrutierungsprozesse rung wirkt. Viele Studien, die sich mit der bei Gemeinderäten über die Verwaltungs- oder auch Angebote sind. digitalen Transformation in Unternehmen spitzen bis hin zu einzelnen Beschäftigten, beschäftigten, bestätigten, dass Digita- Bürgerinnen und Bürgern. Unsere Kommune in der Zukunft: lisierung niemals ein-, sondern immer Die Visions-Entwicklung mehrdimensional realisiert werden sollte Denn die Frage, ob Kommunen die Digi- und Institutionen dabei grundsätzlich un- talisierung „können“, kann mit der Erar- Eine Vision ist eine Idee oder Vorstellung, terschiedliche Reifegrade durchlaufen.6 beitung der zwei wesentlichen Bausteine wie etwas in der Zukunft werden könnte. Wie viele Dimensionen dies sind, hängt „Status quo“ und „Vision“ beantwortet Das kann sowohl ganz realistisch als auch von der Gruppierung und Klassifizierung werden. Der Wille zur Umsetzung muss je- utopisch sein. Für die Visionsentwicklung sowie der Verdichtung der einzelnen As- doch hinzukommen. Dieser wird gebraucht ist es wichtig, zu begreifen: Am Anfang pekte ab. Das St. Gallener Modell unter- auf dem Weg, die Zukunftsfähigkeit sicher- von allem steht immer ein Gedanke, der scheidet neun Dimensionen7 und eine zustellen. Die Digitalisierung lässt sich nicht sich in einer Idee verfestigt und weiter- Studie von CapGemini in Verbindung mit anhalten oder aufhalten. Wir können nur entwickelt. Alles was ist, wurde zuvor dem Kopenhagener MIT identifiziert drei entsprechend dem Zitat von Aristoteles gedacht. Das bedeutet, dass wir mit unse- Dimensionen. Interessant ist, dass die St. „Wir können den Wind nicht ändern, aber ren Gedanken und daraus resultierenden Gallener Studie von 2017 die Frage auf- wir können die Segel richtig setzen“ mit Vorstellungen die Welt verändern kön- wirft, ob die Verwaltung ein Nachzügler der Digitalisierung umgehen. nen. Diese Haltung ist die Grundlage einer gelingenden Visionsarbeit und deren Umsetzung. Diese kann un- terstützt werden durch zahlreiche Methoden und Techniken wie die Zukunf t sko nfe - renz nach Marvin Weisbrod4 oder die Zukunftswerk- statt. Die Methode Zukunftskonferenz geht davon aus, dass ein gemein- sames Thema nur gemeinsam ge- Dialog 39 | Dezember 2018 11
Fachforum Unsere Kolleginnen und Kollegen auf dem Büchermarkt ... Prof. Dr. Arnd Diringer Grundwortschatz BGB Juristen benutzen zur Verständigung untereinander eine Fachsprache. Das ist keine neue Erkenntnis. Für den Jura-Einsteiger, aber auch für den Fortgeschrittenen macht das jedoch häufig Schwierigkei- ten. Das gilt ganz besonders für das Bürgerliche Recht. Zu ähnlich klingen die Worte, zu unbestimmt scheint oft die Bedeutung. Auf der anderen Seite fordern Prüfer und Klausurkorrektoren selbstver- ständlich den sicheren und richtigen Einsatz der Fachsprache. Umso erfreulicher, dass es jetzt ein Wörterbuch gibt, in dem die 1.500 wichtigsten Begriffe des Bürgerlichen Rechts erläutert und vor allem in ihren Verknüpfungen untereinander dargestellt werden. Ob rasch mal zwischendurch oder als gewinnbringendes »word-hopping«, von diesem Buch kann einfach jeder profitieren. (ISBN 978- 3-415-04781-5, Preis: 16,80 €) Baden-Württemberg Stiftung (Hrsg.) mit Beiträgen von Prof. Dr. Robert Müller-Török, Prof. Dr. Arne Pautsch, Prof. Dr. Birgit Schenk Beteiligungshaushalt auf Landesebene – Eine Machbarkeitsstudie am Beispiel von Baden-Württemberg Bürger- oder Beteiligungshaushalte, durchgeführt auf kommunaler Ebene in Städten und Gemeinden, haben in den letzten Jahren in Deutschland verstärkt Aufmerksamkeit erfahren. Eine Beteiligung bei der Aufstellung eines Landeshaushaltes ist jedoch zumindest im mitteleuropäischen Raum demokra- tiepolitisches Neuland. Auch weltweit gibt es nur sehr wenige Beispiele, in deren Rahmen versucht wurde, Partizipation in Haushaltsfragen von der kommunalen auf die Ebene eines Bundeslandes oder Staates zu heben. In diesem Buch wird untersucht, ob und unter welchen Voraussetzungen Bürge- rinnen und Bürger bei der Aufstellung des Landeshaushaltes beteiligt werden können. Am Beispiel Baden-Württembergs werden die sozialwissenschaftlichen, technischen und rechtlichen Bedingungen diskutiert, die für einen erfolgreichen Beteiligungshaushalt gegeben sein müssten. (ISBN 978-3-658- 19647-9, Preis; 49,99 €) Prof. Dr. Peter Eisenbarth und Prof. Michael Grau Sachenrecht für Dummies Was ist der Unterschied zwischen Eigentum und Besitz? Warum setzt man im Alltag ein Gebäude mit Immobilie gleich, obwohl nach dem Gesetz das Grundstück (bebaut oder unbebaut) die Immobilie verkörpert? Wie wird das Eigentum übertragen? Wussten Sie, dass bewegliche und unbewegliche Sachen ähnliche, im Detail aber andere Rechtsstrukturen haben? Diese und viele andere Themen werden Ihnen von Michael Grau (Mobiliarsachenrecht) und Peter Eisenbarth (Immobiliarsachenrecht) verständlich erklärt. Anschauliche Beispiele und Grafiken, die Sie nur in diesem Buch finden, bringen zusätzlich Leben in das Thema Sachenrecht. (ISBN: 978-3-527-71304-2, Preis: 22,99 €) 12 Dialog 39 | Dezember 2018
Fachforum Prof. Dr. Arne Pautsch, Kai-Markus Schenek und Achim Zimmermann Gesetz über kommunale Zusammenarbeit (GKZ) – Baden-Württemberg Das Gesetz über kommunale Zusammenarbeit (GKZ) zählt zu den in der Rechtspraxis bedeutsamen Kommunalgesetzen. Das seit 1974 bestehende Gesetz wurde nun im Rahmen der umfassenden No- vellierung des Kommunalrechts in Baden-Württemberg geändert. Die interkommunale Zusammenar- beit wurde dabei unter anderem um die kommunale Anstalt des öffentlichen Rechts erweitert. Damit ergeben sich nun völlig neue Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit. Diese Kurzkom- mentierung erläutert die neue Rechtslage und unterstützt die Gemeinden bei der Realisierung inter- kommunaler Zusammenarbeit. (ISBN: 978-3-17-031426-9, Preis: 49,00 €) Prof. Dr. Arnd Diringer #ArbeitsRechtKurios. Heiteres aus deutschen Arbeitsgerichten Mit #ArbeitsRechtKurios startet eine neue Buchreihe mit amüsanten Fällen aus der Rechtsprechung deutscher Gerichte – in Zusammenarbeit mit „Justillon“, dem bekanntesten Blog zu kuriosen Rechts- nachrichten. Im ersten Buch stellt der weit über Fachkreise hinaus bekannte Juraprofessor Arnd Dirin- ger erheiternde Fälle aus dem Arbeitsrecht vor und kommentiert sie. Er zeigt unter anderem auf, wel- che rechtlichen Probleme sich für einen Anwalt mit Verdauungsstörungen ergeben können, dass der Sturz von der Bierbank bei einer Lehrerin ein Dienstunfall sein kann, eine Außenprüferin beim Finanz- amt besser nicht nebenberuflich als Domina auftreten sollte und vieles mehr. (ISBN: 978-3349011715, Preis: 9,80 €) Dr. Daniel Zimmermann Europafähigkeit durch strategische Steuerung – Anforderungen an eine effektive und effiziente Implementation Mit der Wachstumsstrategie der EU „Europa 2020“ wurde ein Steuerungsprozess in Gang gesetzt, der eine Ausrichtung zentraler Politikfelder der EU (insbesondere Wirtschafts-, Wettbewerbs-, Industrie-, Beschäftigungs-, Kohäsions- und Forschungspolitik) an strategischen Zielen der EU beinhaltet. Für den Vollzug von Sekundärrecht und für die Umsetzung der Kohäsionspolitik durch nationale Regierun- gen und Verwaltungen bedeutet dies, dass sich diese an Effektivitätsgesichtspunkten messen lassen müssen. Gerade in Deutschland lassen sich aber Effektivitäts- und Effizienzverluste aufgrund der un- terschiedlichen Zuständigkeit von Bund und Ländern beobachten. Vor diesem Hintergrund wird ein neues Begriffsverständnis von Europafähigkeit entwickelt, das darauf abzielt, dass für eine effektive und effiziente Implementation programmatische, organisatorische und personelle Voraussetzungen geschaffen werden müssen. (ISBN 978-3-415-06197-2, Preis: 64,00 €) Dialog 39 | Dezember 2018 13
Studium Fachprojekt „NKHR – Wir stellen um“ feiert 10-jähriges Jubiläum im Schwarzwald Infrastrukturvermögens, der Gebäude, tiven Umsetzung unseres Projekts nichts Von Louis Krasniqi, Bachelor-Student Grundstücke, Schulden oder Kunstge- mehr im Wege stehen. Public Management, Jahrgang 2017 genstände. Nach langwieriger Recherche über die jeweiligen Fachbereiche erarbei- Vor Ort teten wir unseren Projektbericht, der uns auch vor Ort als roter Faden diente. Wir Am Montag, den 16. Juli 2018, nach erstellten einen Zeitplan, der uns half, un- den letzten Klausuren des Grundlagen- Das Fachprojekt zum Neuen Kommunalen sere Zwischenziele nicht aus den Augen studiums, fuhren wir zu unserem neuen Haushalts- und Rechnungswesen „NKHR zu verlieren und strukturiert unserer Ar- Arbeitsplatz. Doch um die Bewertung, – Wir stellen um“ hat nun schon zum 10. beit nachzugehen. unsere Hauptaufgabe vor Ort, ging es Mal stattgefunden. Diesmal zogen die in der ersten Woche nur nebensächlich. Studierenden in der Schwarzwaldgemein- Im Mai 2018 besuchte uns Herr Staubitz, Neben Schulungen für die EDV-Program- de Waldachtal Bilanz. Als 2009 das Pro- Kämmerer der Gemeinde Waldachtal, in me standen auch eine Ortsrundfahrt jekt erstmalig der Gemeinde Benningen der Hochschule Ludwigsburg. Wir infor- auf der Agenda sowie der Bezug unse- a. N. vorgestellt wurde, waren die Zweifel mierten uns über die Vorgehensweise vor rer Unterkünfte. Die darauffolgenden an solch einem Studentenprojekt noch Ort und bereiteten uns gemeinsam auf Wochen fanden im Außendienst in den groß. Heute, nach zehn Jahren und über ortsspezifische Besonderheiten vor. Auch gemeindeeigenen Einrichtungen statt. 20 Projektgemeinden, hat sich das Projekt sprachen wir uns über die Ausstattung Da neben der Bewertung des unbeweg- der Hochschule Ludwigsburg unter der unserer Arbeitsplätze und unserer Un- lichen Vermögens auch das bewegliche Leitung von Herrn Prof. Rieth etabliert. Die terkünfte ab. Immerhin umfasste unser Vermögen der Gemeinde einen nicht zu Nachfrage wurde größer und jetzt, kurz Projektteam zwölf Personen vor Ort, acht unterschätzenden Aufwand darstellt, vor Fristende der Umstellung in die Kom- von uns benötigten eine Unterkunft in der kontrollierten wir in Teams das bewegli- munale Doppik, fand sich die diesjährige Projektgemeinde. Auch die Arbeitsplätze che Vermögen in den kommunalen Ein- Projektgruppe des Jahrgangs 2017 in der mussten ausgestattet werden, Laptops, richtungen. Beispielsweise zählten wir 6.000-Einwohner-Gemeinde Waldachtal Schreibtische etc. mussten beschafft wer- im Bauhof und bei der Feuerwehr die im Landkreis Freudenstadt ein. Ziel war es, den. Anschließend sollte einer produk- Fahrzeuge und Maschinen und in den das Vermögen der Gemeinde Waldachtal zu bewerten und darauf aufbauend eine Bilanz zu erstellen. Vorbereitung „In allen Dingen hängt der Erfolg von den Vorbereitungen ab“. Dieses Zitat von Konfuzius beschreibt treffend, wie wichtig es ist, detaillierte Vorbereitun- gen für die Umsetzung des Fachprojekts zu treffen. Dies wurde uns während des Projekts auch noch öfters bewusst. Um eine solche Vorbereitung zu garantieren, trafen wir uns regelmäßig mit Prof. Rieth in der Hochschule, um uns fachlich auf die Umstellung vorzubereiten. Neben den strategischen Überlegungen zur Vorge- hensweise erfolgte auch die Einteilung in Zweierteams, welche die Bewertung ihres Bereichs später vor Ort vornahmen. Bei- spiele hierfür sind die Bewertungen des Projektgruppe der Bachelor-Studierenden Public Management, Jahrgang 2017 14 Dialog 39 | Dezember 2018
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