Dpr # 06/2019 - youtube-seo kalte cola und iot community-management - DIGITAL PUBLISHING REPORT
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dpr das magazin zur digitalen transformation der medienbranche ISSN 2512–9368 # 06/2019 digital publishing report youtube-seo kalte cola und iot community-management
ein paar worte zum geleit Was ist digitale Transformation in der Verlags- tal und analog – und damit zeigt, was es be- branche? Vielleicht ist eine Annäherung an das deutet, wenn Verlage heute ihre Leser nicht Thema, dem wir uns in dieser Ausgabe erneut mehr als Käufer verschiedener Produkte, ganz grundsätzlich widmen, besser über die sondern als Community begreifen. (Mehr Frage möglich, was sie nicht ist: Mir scheint – zu den Siegern im dpr-Sonderheft zum digi- aus der Vogelperspektive auf die vergangenen tal publishing award und auf der Webseite zehn Jahre betrachtet –, dass sich die digitale www-digital-publishing-award.de). Transformation (noch) nicht als digitale Revo- Auch wenn solche Angebote nicht radikal oder lution darstellt. Die Verlagsprodukte sind zwar disruptiv wirken, so sind sie doch genau die um digitale Formate (E-Books, E-Paper) ergänzt Services und Produkte, die zu der Phase in der worden, hier und da sind auch neue Geschäfts- Entwicklung der Verlage passen und auch nötig modelle eingezogen worden (Flatrates, digitale sind. Weil sie Strukturen und Prozesse zumin- Presse-Kioske) – aber kein Vergleich zu anderen dest teilweise aufbrechen, modernisieren und Branchen wie dem Taxi-Gewerbe (mytaxi, Uber) neu zusammensetzen – und so das Fundament oder dem Musikmarkt (Spotify). für die Zukunft legen. Wie das konkret Das verschafft der Verlagsbranche gelingen kann, das erklärt in dieser etwas mehr Zeit und Luft, sich auf die Ausgabe der Berater Frank Huber an- Zukunft vorzubereiten – und sich in hand von Regeln, die befolgt werden der Zwischenzeit mit der überfälligen sollten, um die Herausforderungen Optimierung von Prozessen, Vermark- der digitalen Transformation zu be- tung der Produkte und mit einem bes- wältigen – Regeln, die so grundlegend seren Zuschnitt der Inhalte auf ein- sind, dass sie branchenübergreifend zelne Zielgruppen zu beschäftigen. eingesetzt werden können. Herausragende Beispiele sind unter Passend zum Thema digitale Trans- den Preisträgern des in dieser Woche formation in der Verlagsbranche bringt auf der Leipziger Buchmesse erstmals verlie- der digital publishing report in den kommenden henen digital publishing award zu finden: Wochen gemeinsam mit den Meinungsfor- • Zu nennen sind beispielsweise die Book schern von YouGov eine umfangreiche Studie Sprints: ein Ansatz, mit dem Verlage in an- heraus, die gezielt das Mediennutzungsverhal- deren Branchen kultivierte agile und kolla- ten der 14- bis 29-Jährigen untersucht, also der borative Methoden verwenden, um Publi- Zielgruppe, in der die Buchbranche in den ver- kationsprozesse radikal beschleunigen zu gangenen Jahren sehr viele „Abwanderer“ ver- können. schmerzen musste. Die Ergebnisse, soviel sei • Oder der Bookwire-Service „We Audiobook an dieser Stelle schon verraten, sind erstaun- You“, der den sonst aufwändigen und teuren lich – und zwar beruhigend und beunruhigend Prozess der Hörbuchproduktion verein- zugleich. fachen und so erschwinglich machen kann. Eine wie immer erkenntnisreiche Lektüre • Oder die „Blood Sugar Lounge“, mit dem der wünscht Verlag Kirchheim ein Spezialthema (Diabe- tes) modern und zeitgemäß aufbereitet, digi- Daniel Lenz 2
in ha lt impressum Der digital publishing report ist ein 14-tägig erscheinendes Magazin zur digitalen Transformation der Medienbran- che. Format: PDF. Herausgeber und V.i.S.d.P.: Steffen Meier. Redaktion: dpr / Postfach 12 61 / 86712 Nördlingen. Co-Herausgeber: Daniel Lenz. Art Direction: Cornelia Zeug. Textredaktion: Nikolaus Wolters - ISSN zu- geteilt vom Nationalen ISSN-Zentrum für Deutschland: Digital publishing report ISSN 2512–9368 bildquellen Alle Bilder sind entweder im Artikel direkt vermerkt oder von den Autoren 4 kritische erfolgsfaktoren der digitalen 18 youtube-seo: so machen sie ihr video transformation // frank huber sichtbar // julia baaken 7 der arbeit letztes gefecht // marc frey 22 kalte cola macht erfinderisch. die ge- schichte des allerersten iot-geräts // rena- 12 ohne community manager kein modern te stücka workplace! // oliver chaudhuri 26 leselounge 16 was ist clickbaiting? und welche ziele hat clickbaiting? // carolin weber 27 sonderheft digital publishing award 46 heftübersicht
kritische erfolgsfaktoren der digitalen transformation frank huber D ie Digitale Transformation ist in aller Munde – aber wie wird ein Erfolg daraus? Denn in- zwischen hat sich der Großteil der Unterneh- zeichnen sich durch Faktoren wie hohe Risi- kobereitschaft, extreme Testing-Mentalität, schnelle Umsetzung, 100%ige Nutzerzentrie- men – mehr oder weniger entschlossen – auf rung und einer gewissen Radikalität aus, vor den Weg in die digitale Zukunft gemacht. Oft denen Unternehmen teilweise immer noch zu- aus Überzeugung, manchmal auch erst unter rückschrecken. dem starken Druck der Konkurrenz, der Inve- War es vor zehn Jahren noch die Globalisie- storen, Banken oder anderer Shareholder. Wa- rung, verändert heute die Digitale Transforma- rum auch immer: In allen Fällen kommt es für tion die Wertschöpfungskette und Unterneh- das Management darauf an, zu liefern und die mensstrukturen des deutschen Mittelstands, Transformation zu einem Erfolg zu führen. führender DAX-Konzerne sowie der gesamten Waren es früher traditionelle Wettbewerber, Gesellschaft maßgeblich. Sogar öffentliche In- sieht die Konkurrenz im Zeitalter der digitalen stitutionen, Ämter und Behörden sind „betrof- Transformation anders aus: Global tätige Pla- fen“. Durch die weltumspannende Vernetzung yer wie Google, Amazon oder Apple und mehr bleiben so gut wie keine Branche und kein Be- und mehr agile Start-ups, wie beispielswei- reich unberührt. Selbst die so oft beschriebene se der Online-Community-Marktplatz Airbnb „Offline-Pommesbude“ ist vor schlechten Be- oder Musikstreaming-Anbieter Spotify, haben wertungen im Internet und Social Media Shit- über die Jahre massiv von der ersten Phase der storms nicht sicher. Digitalisierung profitiert und sich einen Vor- Unternehmen müssen sich, bedingt durch die sprung erarbeitet, den es aufzuholen gilt. Sie digitale Transformation, einer neuen Heraus- 4
forderung stellen, ihr Geschäftsmodell an- sen gar nur 14 Prozent, zeigt der Fujitsu Global passen, gegebenenfalls weiterentwickeln, in Digital Transformation Survey Report 2018. andere Richtungen denken. Das ist nicht ganz Die befragten 1500 Entscheider aus großen einfach und bestimmt kein Spaziergang. Denn und mittleren Unternehmen haben sechs kri- es bedarf des entsprechenden Digital-Ma- tische Erfolgsfaktoren für die digitale Trans- nagement-Know-hows und des Umsetzungs- formation genannt: Leadership, Mitarbeiter, willens auf allen Ebenen. Ein professionelles Agilität, Business Integration, Ecosystem und Change-Management und eine organisato- Datenanalyse. Unternehmen, deren Digitalisie- rische Verankerung werden dabei vorausge- rungsprojekte erfolgreich waren, weisen auf al- setzt. len sechs Feldern deutlich höhere Kapazitäten Im Prinzip müssen fünf zentrale Regeln be- auf als Unternehmen mit mäßigem oder bisher folgt werden, um die Herausforderungen der keinem messbaren Erfolg. Besonders groß ist Digitalen Transformation zu bewältigen: der Unterschied bei den Ecosystemen, der Agi- • Digitalisierung und Digitale Transformation lität und den Mitarbeitern, also den Feldern, in sind eine Aufgabe des Topmanagements denen sich traditionelle Unternehmen beson- • Digitalprojekte müssen zunächst außerhalb ders schwertun. Sie sind auf interne Prozesse des Unternehmens, im geschützten Raum fokussiert und denken kaum an den Aufbau von entwickelt, getestet und prototypisch um- Plattformen oder Ecosystemen und sie haben gesetzt werden Mühe, ihre Organisation agil zu machen. • Radikal nutzerzentriertes Arbeiten mit De- Genau diese genannten Punkte machen auch sign-Thinking-Methoden den Unterschied zwischen Digitalunternehmen • Entwicklung von Digitalprodukten nach dem und traditionellen Unternehmen aus. Digitalun- Lean-Startup-Ansatz ternehmen punkten in allen sechs kritischen Er- • Mitarbeiter mit einer unternehmerischen folgsfaktoren besser als ihre analogen Wettbe- Digitalkompetenz und Startup-DNA werber. Auch hier gilt: Die größten Unterschiede In der Praxis bedeutet dies ein oft radikales sind bei Ecosystemen, Agilität und Mitarbeitern Umdenken. Erfolge der analogen Vergangenheit zu beobachten. Entsprechend ist der Nachbes- sind keine Garantie für Erfolge in der digitalen serungsbedarf der analogen Wettbewerber in Zukunft. Denn die Erfolgsquote der Transfor- diesen Punkten besonders hoch, um im Wett- mationsprojekte ist und bleibt bescheiden: Der bewerb mithalten zu können. Finanzsektor weist eine Quote von 29 Prozent Die meisten Unternehmen verstehen Digitale auf. Im Handel sind immerhin 28 Prozent der Transformation als Erhöhung der Effizienz und Projekte erfolgreich, während es im Maschinen- Senkung der Kosten. Vor allem im Maschinen- bau nur 21 Prozent sind und im Gesundheitswe- bau und im Gesundheitswesen ist dieses Mo- 5
tiv stark ausgeprägt. Wachstum zu generieren liegt in den meisten Branchen erst auf Rang frank huber 2, lediglich im Handel genießt Wachstum die Wäre alles wie geplant gelaufen, höchste Priorität. Für jedes einzelne Unterneh- dann würde Frank Huber heute als men gilt es daher die Ziele im Rahmen der Di- Volkswirt in einem Verband oder gitalen Transformation festzulegen. „Lean and einer großen Bank tätig. Aber das Schicksal wollte es anders. Ein- mean“ vs. „Grow to be great“ – wo die Reise mal Internet-Luft in der Uni in USA hingehen soll, bestimmt das Management. Am geschnuppert, faszinierte ihn das weitesten auf der digitalen Reise ist der Finanz- Medium sofort. Das war 1994, und sektor, er hat sozusagen Vorbildfunktion. Neun fortan war das Internet fester Be- standteil seines Lebens. Nach sei- von zehn Unternehmen in dieser Branche pla- nem Studium an vier Universitäten nen, testen oder implementieren Digital Trans- (Freiburg, Köln, St. Gallen und Ann formation-Projekte. Hier werden auch die mei- Arbor), zwei Diplomen und einem sten erfolgreichen Projekte durchgeführt und Doktortitel beschloss er, sein eigenes Consulting-Unternehmen (heute: First Media GmbH) zu gründen. Seit nunmehr fast 25 Jahren die besten Ergebnisse erzielt. beschäftigt er sich mit Content-Management-Systemen, medien- Alle Führungskräfte sind sich einig, dass neutralem Publishing, Social Media und Mobile Media. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) immer wichtiger wird Digitale Transformation, KI und Strategische Innovation sind die aktu- und einen entscheidenden Einfluss auf ihre ellen Schwerpunktthemen seines Blogs. Branche, Organisationen und die Gesellschaft haben wird. Die Mehrheit der Befragten ist po- sitiv gegenüber der zukünftigen Entwicklung eingestellt. 68 Prozent denken, daaa in Zukunft Menschen und KI gut und kooperativ zusam- menarbeiten werden. 61 Prozent sind davon überzeugt, dass KI neue Jobs schafft und nicht zu einem radikalen Arbeitsplatzabbau führt. 61 Prozent der befragten Führungskräfte denken, dass sich eine „AI native generation“, die von Kindheit im Umgang mit AI/KI geübt ist, entste- hen wird und sich so durch eine reibungslose Adaption eine bessere Zukunft realisieren lässt. 6
der arbeit letztes gefecht marc frey K eine Woche vergeht, ohne dass es Dutzende von Konferenzen, Barcamps oder Meet-ups gibt, die sich entweder um agile Organisationen Notwendigkeit, uns mit diesen Themen zu be- schäftigen. Im April 1978 titelte der SPIEGEL: „Die Computer- oder New Work drehen oder teilweise zum In- revolution: Fortschritt macht arbeitslos“. Die dra- halt haben. Scheint also ein immer wichtiger matische Entwicklung der Robotertechnologie werdendes Thema zu sein. Wenn wir uns schon werde bis 2000 die Hälfte aller Jobs vernichten, damit beschäftigen müssen, dann sollten wir heißt es dort. Das ist nicht passiert, wie wir heute jedoch über den Tellerrand hinausschauen und wissen: Wir haben keine 50-prozentige Arbeits- nicht nur über neue Raumkonzepte, Arbeitszeit- losigkeit. Vorhersagen wie diese zeigen aber, wie modelle, Tools wie Slack und Trello oder neue schnell wir schief gewickelt sein können. Methoden wie Sprints und „Working Out Loud“ Trotzdem sind wir gut beraten, wenn wir uns sprechen. Denn ohne die richtigen Schritte wird auf das Kommende einstellen: Roboter und Ar- New Work zur Illusion. tificial Intelligence werden sich auf unseren Ar- Vom griechischen Philosophen Sokrates beitsplätzen einnisten. Denn es gibt zur ersten stammt der Satz: „Der Beginn der Weisheit ist Computerrevolution einen gravierenden Unter- die Definition der Begriffe.” Es erscheint also schied: War der Computer damals das Werk- hilfreich, sich zu Beginn den Begriffen „Agil” und zeug des Arbeiters, wird das Werkzeug jetzt „New Work”, die eng miteinander verbunden selbst zum Arbeiter. sind, einmal klärend zu nähern. Und die Blechkameraden sind noch nicht Warum beschäftigt uns New Work? Weil wo- mal unser größtes Problem, wenn es um die möglich Roboter und künstliche Intelligenz uns Frage geht, ob wir in Zukunft noch bezahlte demnächst die Jobs klauen und wir unbedingt Arbeit haben werden und vor allem zu wel- vorbereitet sein müssen, um diese Schlacht für chen Bedingungen: Es ist seit längerem ein uns zu entscheiden oder zumindest nicht in der Trend erkennbar, dass immer mehr festan- Bedeutungslosigkeit zu versinken? Aber ist das gestellte Beschäftigte zu unabhängigen Auf- so? Und vor allem wann? Auf diese Fragen hat tragnehmern werden. Am stärksten ist das in bis heute keiner überzeugende Antworten. Wie den USA zu beobachten, dort betrifft es be- wir später sehen werden, liegt genau darin die reits – je nach Zählart – rund 20 bis 30 Pro- 7
zent aller Arbeitsverhältnisse. Gig Economy ist das neue Wort für dieses Phänomen. Viel interessanter und bedenklicher aber ist, dass es nicht, wie gemeinhin angenommen, die Startups wie Uber & Co. sind, die diesen Trend eingeläutet haben oder anführen. Die Ent- wicklung nahm ihren Anfang in traditionellen Branchen und Unternehmen, die auf die Art und Weise immer mehr ihrer früheren Ange- stellten „outsourcen”. Ein großes Problem damit ist, dass hierdurch zwei Kernmerkmale klassischer Arbeitsverhältnisse wegfallen: die Sicherheit eines festen Arbeitsplatzes und soziale Absicherung. . Was wir nicht sagen können, ob 30, 50 oder 80 Prozent der Jobs von diesen Entwicklungen be- troffen sein werden. Auch welche neuen Jobs entstehen könnten dank einer technologischen Revolution der „denkenden Maschinen“ – da tappen wir weitgehend im Dunkeln. Denn es gibt eine große Asymmetrie in der Wahrnehmung: Wir können leicht überlegen, welche Berufe aus einer Liste irgendwann automatisiert werden könnten. Es erfordert eine viel größere geistige Anstrengung, uns zu überlegen, welche neuen Berufe hingegen es in der Zukunft geben wird. Komplex vs. kompliziert Es ist kaum möglich, dies treffsicher vorauszu- sagen. Hier liegen unsere Grenzen der Kognition. Genau deshalb aber müssen wir uns mit „Agile“ Das führt uns zu einem großen Problem. Lang- und „New Work“ beschäftigen: Die Welt um uns fristig eintretende Veränderungen können wir herum wird immer komplexer und wir können weder erfassen noch voraussehen. Wir neigen nur ganz schlecht mit Komplexität umgehen. zu Übergeneralisierung, reduktiver Hypothe- An dieser Stelle sollten wir uns nochmals des senbildung und Dekonditionalisierung. Oder Philosophen Sokrates erinnern und eine Unter- wie es der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann scheidung zwischen kompliziert und komplex formulierte: „The illusion that we understand vornehmen. the past fosters overconfidence in our ability to Geht es um das Komplizierte, dann haben wir predict the future.“ den Umgang damit mittlerweile perfektioniert. Und deswegen kam und kommt es fast immer Besonders in Deutschland haben wir aus die- anders, als die klügsten Köpfe zuvor prophezeit sem Grund auch so eine ausgeprägte Ingeni- haben. Da wirkt es beinahe schon ironisch, dass eurskultur. Das Komplizierte folgt Regeln und zum Beispiel IBM ihre Plattform für künstliche verhält sich erwartungsgemäß. Ergebnisse sind Intelligenz ausgerechnet nach IBM-Gründer vorhersehbar. Eine Uhr etwa ist kompliziert. Sie Watson benennt. Dieser hatte in den frühen verhält sich erwartungsgemäß. Alles andere Fünfzigerjahren den Markt für Rechner in den wäre bei einer Uhr auch blöd für uns. USA auf maximal fünf eingeschätzt. Komplexe Systeme hingegen, wie zum Beispiel Warum tun wir uns damit so schwer? Weil die der Mensch, Unternehmen oder Ameisenhau- Evolution uns auf etwas ganz anderes vorbe- fen, sind gänzlich anders: Wir können es nicht reitet und fit gemacht hat: Wir sind neurobiolo- vorhersehen, es hat Wechselwirkungen und gisch für die Verarbeitung schnell eintretender unbekannte Wirkmechanismen und ist durch Veränderungen und unmittelbarer Gefahren Überraschung gekennzeichnet. „Komplexität gemacht. Zum Beispiel wenn in grauer Vorzeit lässt sich weder managen noch reduzieren. Löwen und Säbelzahntiger hinter uns her wa- Man kann ihr nur mit Können begegnen“, sagt ren und wir blitzschnell Entscheidungen tref- zum Beispiel Niels Pflaeging in „Komplexitoden“. fen mussten, um unser Leben in Sicherheit zu Unvorhersehbare Entwicklungen bringen. Der Mensch ist deshalb auch ziemlich lausig darin, gute langfristige Entscheidungen Die heutige Entwicklung ist also eine Art Fehler zu treffen. in der Geschichte: Wir sind nicht für Komplexität 8
gemacht. Und weil dies evolutionär nicht vor- die Service-Ökonomie und damit Millionen neu- gesehen war, gibt es in unserem Handeln so et- er Jobs. was wie „eine Logik des Misslingens“. Wir neigen Niemand hatte Facebook und die sozialen Me- deswegen zum Übersteuern in komplexen Situ- dien auf der Uhr und wie diese die Art, wie Men- ationen und Systemen. Deswegen scheitern wir schen kommunizieren, fundamental verändern. regelmäßig, wenn es darum geht, Folgen abzu- Es war kaum abzusehen, dass dies zu massiven schätzen und Wirkzusammenhänge zu begrei- Problemen in der menschlichen Kommunikati- fen. Ganz gleich wie weit oder wie kurz wir in die on führen würde. So gibt es zum Beispiel mehr Geschichte zurückgehen: Wir liegen fast immer Missverständnisse zwischen Menschen als daneben mit unseren Annahmen und Prognosen. zuvor – und Social Media scheint eher zu Ver- Als Tim Berners-Lee Ende der Achtzigerjahre einsamung der Menschen als zum Zusammen- die kommerzielle Form des Internets am CERN wachsen zu führen. entwickelte, hatte niemand nur eine annä- Kaum jemand hat bei der Vorstellung des ers- hernd realistische Vorstellung davon, wie sich ten iPhones durch Steve Jobs am 9. Januar 2007 dadurch innerhalb von noch nicht einmal drei wohl geahnt, dass dieses kleine Device in gera- Jahrzehnten die Welt so verändern würde, dass de mal zehn Jahren zum beherrschenden Ge- sie aus der damaligen Sicht nicht wiederzuer- rät in unserem Leben wird sowie neue Märkte, kennen ist. ungezählte Jobs und massive Verhaltensände- Niemand hatte Google auf dem Plan und wie rungen nach sich ziehen würde (vielleicht ver- das Unternehmen gesamte Branchen verän- gleichbar mit der Erfindung des Rades). dert. Google hat die Art, wie wir Informationen Es wurde auch nicht vorausgesehen, dass sammeln und verarbeiten, nachhaltig geprägt es Unternehmen wie Uber oder AirBnB geben und Millionen neuer Jobs überhaupt erst mög- wird. Oder dass dank Plattformen wie Upstart lich gemacht. oder Fiverr ein deutscher Designer zum Beispiel Keiner hatte vorausgesehen, dass mit Ama- mit einem qualitativ adäquaten Designer aus zon ein globaler Handelsriese entstehen wür- Bangladesh konkurrieren würde, der die gleiche de, der weltweit eines der ältesten Gewerbe der Leistung allerdings für ein Zehntel des Preises Menschheit, den Handel, vollständig auf den würde anbieten können (vergleichbares gilt für Kopf stellt. Das Unternehmen ist wahrschein- zahlreiche andere Berufsbilder der digitalen lich indirekt für den Wegfall von Millionen von Ökonomie). Arbeitsplätzen verantwortlich, gleichzeitig aber Und so stehen die meisten Unternehmen heu- auch der Wegbereiter für neue Marktplätze und te vor Herausforderungen, zu deren Bewälti- 9
gung die Menschen in den Unternehmen weder die Erfahrung haben noch das Know-how. In anderen Fällen hat die Natur das besser ge- löst. Bei den Ameisen zum Beispiel. Das Krab- beltierchen lebt ebenfalls in einem hochkom- plexen Ökosystem, dem Ameisenstaat und der ihn umgebenden Welt. Keine einzige Ameise ist vermutlich bisher auf die Idee gekommen, die- ses System umfänglich verstehen zu wollen oder es gar zu beherrschen. Die Ameisen be- gegnen dieser für eine Einzelne unlösbare He- rausforderung mit der Bildung kollektiver Intel- ligenz, es entsteht ein Superorganismus. Bedeutung von Resilienz & fluider Organisationen Mit dem Beginn des Industriezeitalters hat der Mensch begonnen, Unternehmen als kompli- zierte Systeme zu begreifen. Wir haben Regeln aufgestellt, Prozesse eingeführt und Hierar- chien geschaffen, die uns die Möglichkeit geben sollten, Unternehmen zu steuern. Im Industrie- zeitalter hat sich dieses Vorgehen hervorragend bewährt. In einer zunehmend komplexen Welt haben wir jedoch längst die Grenzen erreicht und müssen feststellen, dass diese überholte Art zu Denken nicht mehr funktioniert. Unternehmen werden heute nicht mehr mit den Strategien des Managements gesteuert, sondern durch Märkte. Der Markt, also der Kun- de, bestimmt wo die Reise hingeht, nicht mehr der Manager. Dies hatte Amazon-Boss Jeff Be- zos vor Augen, als er davon sprach, dass kein Plan Tag 1 überlebe und es deshalb bei Amazon immer Tag 1 sei. Nur so könne gewährleistet werden, dass man den Irrtum bewusst nutze, um die Lernfähigkeit und -bereitschaft auf ho- hem Niveau zu halten. Dies ist ein grundsätz- liches Merkmal agiler Organisationen und damit eine Basisprämisse für „New“ Work. „Old“ Work arbeitet sich nämlich an Strategien ab, nutzt dazu etablierte Prozesse, durchläuft Tag 2 (Sta- sis) und landet damit geradewegs bei Tag 3, der laut Bezos den Tod bedeutet. Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die wir hier- für erwerben bzw. ausbauen müssen, ist die Resilienz. Gerade in Umgebungen, die von einem hohen Grad an Unerwartetem geprägt ist, muss der einzelne widerstandsfähig sein, um nach Rückschlägen nicht liegenzubleiben und mit Widerständen zielführend umzugehen. Ohne Resilienz wird auch Innovation nicht mög- lich sein. Alle reden über Teamarbeit. Allerdings müs- sen wir dann auch die Leistung von Teams mes- sen, wenn wir die Arbeit in Teams wollen. Aber fast machen alle Unternehmen etwas anderes: 10
Sie messen Einzelleistung. Das ist Unsinn. Das Wege, wo sie mit dem geringsten Widerstand Team ist in einem Unternehmen die kleinste Ein- möglich sind. Mehr noch stellt sich die Frage, heit der Wertschöpfung. In einem heutigen Un- wer die Existenzberechtigung einer Firma am ternehmen kann ein Einzelner gar keine Wert- meisten begründet. Die Antwort läuft auf den schöpfung mehr erbringen. Er ist zwingend auf Kunden als Empfänger und Bewerter jeder Form den Leistungsbeitrag des Teams angewiesen. von Leistung hinaus. Damit ist die Organisation Wenn sie möchten, dass Dinge in Ihrem Unter- dazu da, alles Erdenkliche zu unternehmen, um nehmen anders werden, dann müssen Sie die den Kunden mehr als zufrieden zu stellen. Der Dinge anders tun, als sie es bislang getan haben. Markt bestimmt die Strategie. Niemand sonst. Sie erhalten sonst immer wieder die gleichen Wenn der Markt die Strategie bestimmt, dann unerwünschten Ergebnisse. Manches muss da- ist es nur folgerichtig, dass Entscheidungen her auch auf den Müll: Mitarbeiterbewertungen, dort und von denen getroffen werden, die am Stellenbeschreibungen, strategische Planung, nächsten am Kunden dran sind. Die Entschei- Assessment Center, Organigramme, Bonussy- dungshoheit der Zentralen verschwindet, denn steme, Budgetierung, Forecasts und etliches sie sind am weitesten weg vom Markt und tref- andere mehr. Dies alles sind Folterinstrumente fen damit die schlechtesten Entscheidungen. der alten Unternehmenswelt. Sie haben in mo- Wo sich Management heut häufig noch wehrt, dernen, agilen Umgebungen nichts mehr verlo- wird es beim Militär - dem Vorbild aller hierar- ren. Sie verhindern, dass Menschen Verantwor- chischen Struktur - schon praktiziert. Einige Ar- tung übernehmen und eigenständig arbeiten. meen dieser Welt, z. B die US Armee, die schwe- Sie entmündigen und fördern Durchwurschteln dischen oder auch israelischen Streitkräfte und Ergebniskosmetik. Sie vernichten Wert und arbeiten seit längerem mit dem Prinzip „Put the zerstören Innovationskraft. decision to the edge“. New Work braucht zudem eine neue Füh- Was müssen Organisationen nun tun? Sie rungskultur. Vergessen wir hierfür dieses däm- sollten in jedem Fall drei einfache Grundprin- liche Gerede von den Komfortzonen. Leader zipien beherzigen, um die Voraussetzungen haben ein anderes Menschenbild. Sie entmün- zu schaffen, sich in eine agile Organisation zu digen ihre Mitarbeiter nicht, indem sie ihnen zu- transformieren: schreiben, in einer mysteriösen Komfortzone zu • Notice More: Seien Sie aufmerksam und verharren. Damit sprechen sie ihnen die Fähig- praktizieren Achtsamkeit. keit zum Lernen und der Selbstentwicklung ab. • Let Go: Halten Sie nicht an Ideen fest, wenn Es ist zudem eine Schuldzuweisung, und diese diese sich als nicht zielführend erweisen beendet das Gemeinsame und den Dialog. Men- • Use Everything: Probieren Sie alles aus, was schen leisten aber keinen Widerstand gegen sich an Gelegenheiten bietet. Veränderung, sofern diese ihnen einleuchtet Wie wir also gesehen haben, dürfen wir uns und als notwendig erscheint. Gibt es dennoch nicht nur auf das Thema New Work fokussieren Widerstand, ist dies meist eine intelligente Ant- und blind darauf verlassen, dass damit schon wort des Systems auf unsinnige Maßnahmen. alles gut werden wird. Ohne an der Logik und Durch Agile und New Work wird Improvisati- Struktur von Organisationen zu arbeiten und on zum neuen Standard. Eine komplexe Welt Management durch Leadership zu ersetzen, schreit nach improvisierten Antworten. Impro- wird New Work eher der Wegbereiter für No visatoren müssen zusammenarbeiten, um in Work. Echtzeit etwas Originelles zu schaffen, um ihr Publikum unter unsicheren Umständen und mit wenigen Ressourcen zufrieden zu stellen. Es ist wie ein Labor für die unordentliche, chaotische, marc frey unberechenbare Welt, in der wir alle leben. Was Marc Frey ist Business Activist bei sie wissen, kann uns wirklich helfen. Aus diesem der von ihm mitbegründeten Inno- Grund können wir New Work nicht losgelöst von vations- und Organisationsbera- tung Simplify Business Innovators Organisationsstrukturen und dem Zustand von mit Sitz in San Francisco und Berlin. Unternehmen betrachten. Er unterstützt Führungskräfte und Wir brauchen die fluide Organisation als neu- Unternehmen darin, ihren wahren en "ständigen Zustand". Die fluide Organisation Purpose zu finden und mit dem richtigen Mindset eine Organisati- ist dadurch gekennzeichnet, dass sie auf strö- on zu schaffen, die von Grund auf menden bzw. fließenden Prozessen basiert. Sie innovativ, nachhaltig wirtschaftlich richtet sich an den sich stellenden Gegeben- erfolgreich und für Kunden wie Mit- heiten bzw. Anforderungen aus und bahnt sich arbeiter gleichsam relevant ist. 11
ohne community manager kein modern workplace! oliver chaudhuri D er digitale Arbeitsplatz mit seinen Lösungen rund um Information, Kommunikation und Zusammenarbeit ist weiter auf dem Vormarsch: in Verbindung mit OneDrive, Planner oder OneNote. In vielen Fällen erleichtert parallel Yammer die niedrigschwelle Kommunikati- Höhere Reichweite und Verfügbarkeit, Flexibi- on und das Community Building als soziales lität, Mitarbeiterproduktivität, Unterstützung Netzwerk im Unternehmen. agiler Arbeitsweisen und Katalysator für den • Prozesse werden digitalisiert, z. B. mit Tools kulturellen Wandel hin zu weniger Hierarchie wie Flow, Planner oder Power BI. und dafür mehr Kooperation und Netzwerk – es Bei all diesen Schritten gilt: Es reicht nicht, die gibt eine Vielzahl von Gründen, warum Unter- digitalen Instrumente einfach bereitzustellen nehmen ihren Mitarbeitern moderne Technolo- und zu konfigurieren. Die Etablierung des Mo- gien bereitstellen. dern Workplace und neuer Formen der Kom- In nahezu allen Organisationen – vom KMU bis munikation und Kollaboration sind eben kein zum DAX-Konzern – bildet der Software-Bau- reines IT-Projekt. Vielmehr gilt es, die Menschen kasten Office 365 einen zentralen Baustein des zu begeistern und zu befähigen, Hemmungen Modern Workplace. Häufig verläuft der Aufbau und Schwellen abzubauen und dafür Sorge zu schrittweise. Ein typisches Muster hierfür: tragen, dass die Tools zu den Nutzern passen – • „Klassische“, populäre Office-Anwendungen nicht umgekehrt. wie Outlook, Word, Excel und Powerpoint wandern in die Cloud. Das erleichtert die Investitionsruinen vermeiden, blühende zeit-, orts- und geräteunabhängige Zusam- Community-Landschaften pflegen menarbeit sowie das parallele Bearbeiten Diese Aufgabe gelingt nur, wenn es engagierte von Dokumenten mit Kollegen. Community Manager gibt, die andere anleiten, • MS Teams wird zur Schaltzentrale für mo- unterstützen und als Kümmerer jenseits tech- derne Projektarbeit und Kollaboration, oft nischer Fragen bereitstehen. 12
#Learn #Connect #Inspire #Influence 3. April 2019 | ICM München Auf der All Influencer Marketing Conference am 3. April 2019 im ICM München erlebt Ihr einen Tag lang führende PR, Online Marketing und Social Media Experten, die Euch auf den aktuellen Wissensstand zum Thema Influencer Marketing bringen! Wir zeigen Euch keine Aneinander- reihung von Case Studies oder Selbstinszenierungen, sondern umsetz- bare Strategien, KPIs, Insights und Taktiken! allinfluencer.de VERANSTALTER 13
darum geht, solche User Stories zu kreieren und auszuformulieren. 2. Tool-Landschaft sorgsam skizzieren. „Welches Instrument soll ich für was nut- zen? Dürfen wir nicht mehr miteinander te- lefonieren, uns treffen oder interne E-Mails schreiben? Geht jetzt alles nur noch via Sky- pe, OneNote & Co.?“ – Die Office-Anwen- dungen sind umfangreich. Umso wichtiger, dass der Community Manager für alle Nutzer das Big Picture zeichnet und für alle den Ge- samtüberblick über die digitale Landschaft in der Organisation behält. Zugegeben: Mit einer solchen Übersicht lassen sich niemals alle Eventualitäten klären und Einzelfragen beantworten. Doch die Handlungsempfeh- lungen und Beispiele zur Nutzung vermin- dern viele Schmerzpunkte. 3. „Produkteinführung“ kommunikativ unter- stützen. „Was genau gehört zu Office 365? Was kann ich damit tun? Wann geht es ge- Ohne Community Manager und ihren Einsatz nau los?“ – Eine Launch-Kampagne macht rund um Change, Adoption und Nutzeraktivie- den Zugang zum Thema vernetzte Zusam- rung wird der Modern Workplace kein blühender menarbeit für viele Menschen leichter. Sie Ort produktiver Dialoge und Zusammenarbeit, leistet einen Beitrag, um Fragen zu beant- sondern eine triste Investitionsruine! Menschen worten, die sich der ein oder andere gar interessieren sich nicht für Software und aus- nicht zu stellen traut. Ein „Werbefeldzug“ geklügelte digitale Funktionalitäten. Menschen inkl. Visual, Claim, wiederkehrender Sym- interessieren sich für Menschen. Sie spüren bole und diverser Hilfs- und Begleitmedien schnell, ob sie künstlich im beruflichen Kontext hilft, mögliche Vorurteile („24/7-Überwa- in ein digitales Korsett gezwängt werden sollen, chung“) gegenüber der Technologie abzu- weil es gerade „hip & trendig“ wirkt. Oder aber, bauen und schneller trittsicher im Umgang ob es tatsächlich um ihre alltäglichen Bedarfe mit der Software und den damit zusam- geht und darum, ob sie ihre Aufgaben mit der menhängenden Diensten zu werden. Dabei neuen Technik ein wenig besser, effizienter oder empfiehlt sich ein gesunder Mix zwischen, zielgerichteter erledigen können. Print-, Digital- und Live-Formaten, um die Was kann der Corporate Community Mana- Zielgruppen dort abzuholen, wo sie gemäß ger konkret leisten, damit der Modern Work- ihrer Medienaffinität (noch) stehen. place für andere Menschen nutzenstiftend und 4. Coachings und Champions-Programme: „be-greifbar“ wird? Wie kann z. B. die Einfüh- Ohne Mitstreiter geht es nicht! Auch der rung von Office 365 begleitet werden? Community Manager braucht engagierte Helfer, die unter seiner Anleitung und mit 1. User Stories entwickeln und Nutzen ver- seiner Hilfestellung in einzelne Abteilungen deutlichen. „Was haben all die digitalen Hel- oder Teams hineinarbeiten. Dabei entschei- fer mit mir und meiner Arbeit zu tun?“ – Die- dend: Nicht den Umgang mit Tools und de- se Kernfrage gilt es überzeugend vor dem ren Funktionalitäten „schulen“, sondern Start zu beantworten. Use Cases und be- Anwendungsfälle bearbeiten. Also zum Bei- gleitende Nutzer-Stories erhöhen das Ver- spiel: „Wie bereite ich eine Besprechung mit ständnis und verdeutlichen den konkreten Outlook, Teams und OneNote vor und nach?“ vielbeschworenen Mehrwert. Sie müssen oder „Wie kann unser nächster Messeauf- spezifisch passgenau erzählt werden: Zu- tritt über MS Teams orchestriert und ge- sammenarbeit meint für Controller eben steuert werden?“ etwas völlig anderes als für Marketing-Ex- 5. Governance und „Leitplanken“ formulie- perten oder die Verantwortlichen für das ren. „Welche Informationen und Dokumente Thema Arbeitssicherheit. Als Interviewer darf ich teilen und veröffentlichen? Was ge- und Kenner seiner internen Zielgruppen ist nau wird von mir erwartet? Wie detailliert der Community Manager im Lead, wenn es soll ich etwas über mich und meine Arbeit 14
preisgeben?“ – Digitale Zusammenarbeit braucht Regeln und Verlässlichkeit. „Einfach mal machen und ausprobieren“ ist der si- cherste Weg, damit Kolleginnen und Kolle- gen im Zweifel gar nichts mit den neuartigen Anwendungen machen – aus Angst, Fehler zu begehen und sanktioniert zu werden. Ein Regelwerk, das ermutigt und nicht aus einer Ansammlung von Verboten besteht, ver- schafft Klarheit. Und der Corporate Com- munity Manager als Ansprechpartner aus Fleisch und Blut, der mir beim Floorwalk einen guten Rat gibt und mich sensibilisiert, natürlich noch mehr! 6. Austausch- und Feedback-Möglichkeiten moderieren. Ein wichtiger Hebel und stets besser als „Belehren & Bekehren“: Schaffen Sie rund um die Einführung Möglichkeiten für die Nutzer, ihre Fragen zu adressieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Eine „Hilfe-Community“ auf Yammer, eine Feed- back-Gruppe auf Teams oder der gute, alte „Anwender-Stammtisch“ – über solche An- gebote verinnerlichen Menschen kollabora- tive Arbeitsweisen, stellen sich Fragen und liefern im Gegenzug Antworten. Das entla- stet übrigens auch das Community Manage- ment Team, das dadurch nicht den ganzen Tag in die Rolle des IT-Helpdesk schlüpfen muss. Fazit Mit der steigenden Bedeutung des digitalen Arbeitsplatzes bzw. Modern Workplace steigt auch der Bedarf an Community Management – in der digitalen wie in der analogen Welt. Die Rolle des Corporate Community Managers ist also unverzichtbar, wenn es gelingen soll, neue Arbeitsweise zu verfestigen und Investitionen in moderne Hard- und Software für die Men- schen produktiv werden zu lassen. Ihre Mitar- beitenden werden es Ihnen danken! oliver chaudhuri Oliver Chaudhuri ist Leiter Team Communications und Mitglied der Geschäftsleitung der Intra- net-Agentur HIRSCHTEC. Er un- terstützt Unternehmen dabei, Schwellen auf dem Weg zum Mo- dern Workplace durch Kommu- nikation zu überwinden und den kulturellen Wandel gemeinsam mit den Mitarbeitern erfolgreich zu ge- stalten. 15
digital basics was ist clickbaiting? und welche ziele hat clickbaiting? carolin weber O MG! Dieser Artikel ist genial! Was Sie in den nächsten Minuten über Clickbaiting erfah- ren, wird Ihr Leben verändern! zen. Es geht also darum, den Nutzer irgendwie an die Angel zu bekommen. Während bei Zeitschriften und Magazinen … oder auch nicht! Wissen Sie, was Clickbaiting nach wie vor der Inhalt darüber entscheidet, ob ist? Falls nicht: Sie sind soeben (vielleicht sogar der zum Lesen notwendige Kauf erfolgt, sieht unbewusst) auf eine typische Clickbait-Einlei- das online anders aus. Zwar nutzen auch Print- tung reingefallen. Aber Ich würde behaupten, medien die Überschrift, um das Interesse des der Artikel ist einen Klick wert. Lesers zu wecken, im kostenfreien World Wide Web bestimmen aber sehr viel mehr Einfluss- Was ist Clickbaiting? faktoren über den Erfolg oder Misserfolg von Das Wort „Click“ lässt sich leicht übersetzen: Inhalten. Beispielsweise der Grad der Vernet- es bedeutet ganz simpel „Klick“ und bezeich- zung in sozialen Netzwerken wie Twitter oder net meist die Klickzahl von Onlineartikeln oder Facebook sowie die Qualität von Headlines und Links. „To bait“ lässt sich mit „ködern“ überset- Teaser-Texten. 16
Auffallen um jeden Preis Es geht um Klickzahlen! Auffallen um jeden Preis. Da wird der Inhalt schnell zur Nebensa- che. Als Clickbaiting bezeichnet man also die Methode, Inhalte im Web und sozialen Netzwer- ken mithilfe eines Klick-Köders anzupreisen. Es ist der vorsätzliche Akt des Überversprechens oder einer anderen falschen Darstellung mit dem Ziel, die Anzahl der Klicks zu erhöhen und damit auch die Werbeeinnahmen zu steigern. Ziele von Clickbaiting Aufmerksamkeit ist die Währung im Internet. Reißerische Überschriften, die den Nutzer dazu bewegen, einen Artikel anzuklicken und sie zu Followern machen. Schockierend, neugierig, unglaublich und un- Quelle: heftig.de erwartet: Die Leser auf die Folter spannen. Ob Blogs, News-Seiten oder Onlinemagazine. Sie alle sind auf eine hohe Click-Through-Rate (CTR) aus, um letztlich auch den Traffic der ge- samten Seite zu verbessern. Typische Clickbait-Sätze • DAS dürfen Sie unter keinen Umständen verpassen • Die 10 besten XY. Nummer 11 wird dich um- hauen • Diese Story ist unglaublich! • Was hier tagtäglich passiert, ist erschüt- ternd! • Das beste/größte/unmöglichste … • Diese Frau war spazieren, als plötzlich et- was Unfassbares passierte • SCHOCK! Was diese Frau findet, ist zum Schreien! • Was danach passiert, wird dich überraschen Die Zukunft von Clickbaiting im Marketing Vor allem im viralen Marketing ist das Thema Clickbaiting sehr interessant und gleichzeitig sehr umstritten. Möchte man mit seiner Seite oder seinem Blog Geld verdienen, braucht man viele Klicks und In der "digital basics"-Rubrik des Conver- hohen Traffic, um beispielsweise Werbeplätze tus-Blog werden regelmäßig Fachbegriffe verkaufen zu können. aus dem digitalen, agilen Marketing er- Keine Frage: Seiten, die vorrangig mit Clickbai- läutert. Kurz, knapp und kompetent. ting arbeiten, haben gute Klick-Zahlen. In den vergangenen Jahren sorgten Artikel mit pro- vokanten Überschriften immer wieder für viel Aufmerksamkeit. Doch während sich einfache Inhalte kurzfristig gut vermarkten und mit Traf- fic aufblähen lassen, punktet hochwertiger Content mit Nachhaltigkeit. 17
youtube-seo: so machen sie ihr video sichtbar julia baaken R aten Sie mal, wie lange Sie brauchen wür- den, um sich alle Videos anzuschauen, die innerhalb eines einzigen Tages bei YouTube Daraus kann nur folgen: Wenn Ihr Video schon wie die berühmte Nadel im Heuhaufen steckt, sorgen Sie dafür, dass diese Nadel glänzt und hochgeladen werden. Na? Es ist fast ein ganzes glitzert. Im Klartext: Sowohl Google als auch Menschenleben. Ganz genau sind es 576.000 der YouTube-Algorithmus müssen erkennen, Stunden – also 65,7 Jahre. JEDEN EINZELNEN worum es in Ihrem Video geht, damit es bei TAG. Damit Ihr Video in dieser überwältigenden den relevanten Suchanfragen möglichst weit Masse nicht einfach untergeht, haben wir ein oben angezeigt wird. Genauso, wie Sie Ihre paar Tipps für Sie. Texte für Google und Co. optimieren, müs- sen Sie auch Ihre Videos für Suchmaschinen Warum Sie Ihre Videos für Such- lesbar machen. maschinen optimieren müssen Schritt 1: Konkurrenzanalyse – die Basis Wirft man einen Blick auf die aktuellen You- für Ihr YouTube-SEO Tube-Statistiken, wird einem schnell schwin- delig. Wir beschränken uns also auf drei Zah- SEO beginnt vor dem Texten – ebenso ist es len: beim Videodreh. Schon bevor Sie die Kamera • 1,8 Milliarden eingeloggte User pro Monat anwerfen, verschaffen Sie sich einen sehr ge- • 31,3 Millionen aktive Nutzer in Deutschland nauen Überblick darüber, welche Videos zu Ih- • YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine rem Thema es bereits gibt. Dazu formulieren Sie der Welt nach Google Ihre Idee als Mid- oder Longtail-Keyword. Dabei Diese Zahlen zeigen zweierlei: erstens die gigan- hilft Ihnen das Google Keyword Suggest Tool tische Reichweite, die ein gutes Video auf YouTu- von SEO Chat, denn hier suchen Sie gezielt nach be potenziell erzielen kann. Und zweitens die im- Keywords, die YouTube-User eingeben. Es gibt mense Konkurrenz, mit der Sie rechnen müssen. bereits einen Haufen gut gemachter Videos mit 18
So sieht ein gutes Thumbnail aus, das neben einem Bild auch ein Logo und zwei, drei wichtige Keywords enthält. Screenshot IDM hohen Aufrufzahlen zu Ihrem Stoff? Dann wäh- Schritt 4: Den optimalen Titel finden len Sie besser eine andere Thematik. Der Titel verrät Ihrem User, was ihn im Video er- Nun heißt es: Kamera ab! Doch darum soll es wartet. So geht es: hier nicht gehen. In jedem Fall legen wir Ihnen • Formulieren Sie eine fünf bis sieben Wör- ans Herz, mit erfahrenen Profis zu arbeiten. ter lange Überschrift. Sie enthält Ihr Haupt- Schritt 2: Schon im Dateinamen keyword an erster Stelle. Keywords nutzen • Verzichten Sie auf Wortspiele und Clickbai- ting – das funktioniert nicht (mehr). Herzlichen Glückwunsch – Sie haben ein rich- • Interessanterweise steigt die Klickrate um tig cooles Filmchen und brennen darauf, es mit 38 Prozent, wenn Sie senkrechte Striche der Welt zu teilen. Speichern Sie es unter einem (englisch: Pipe) in Ihrem Titel verwenden. sprechenden Dateinamen ab, der natürlich Ihr (Tastenkombination: Alt Gr und >
Auch mit thematisch passenden Emojis können Sie Ihren Titel aufpeppen und aus der Masse herausstechen. Screenshot IDM sen und Empfehlungen in der Seitenleiste an- gezeigt. An den Schluss setzen Sie einige Links, julia baaken etwa zu verwandten (eigenen!) Videos, Ihrer Julia Baaken ist seit November Website oder Ihren Social-Media-Profilen. 2016 Online-Redakteurin bei "we love content" und Spezialistin für Schritt 6: Tags setzen für Ihr YouTube-SEO Online-Texte. Sie hat bereits als Journalistin, Werbetexterin, Mar- YouTube schlägt beim Upload automatisch ketingexpertin und Social-Media- Schlagwörter – sogenannte Tags – für Ihr Video Beauftragte ihrer Leidenschaft für vor. Anhand dieser Tags entscheidet YouTube, das geschriebene Wort gefrönt. Ihre Lieblingstaste auf der Tastatur neben welchen anderen Videos Ihr Film ange- ist „Entf“. Mit ihrer Hilfe macht sie zeigt wird. Wählen Sie Jagd auf überflüssige Wörter. • Ihr Hauptkeyword sowie einige Synonyme, • eine Handvoll allgemeinere Schlagwörter, die den Kontext benennen, • und einige wiederkehrende, möglichst ein- zigartige Tags, die Sie in all Ihren Videos ver- wenden. Tipp: Sehen Sie im Quellcode oder mithilfe eines Tools wie TubeBuddy nach, welche Tags Ihre gut rankenden Konkurrenten verwenden. Kopieren Sie diese – so steigen Ihre Chancen, neben die- sen Videos angezeigt zu werden. Schritt 7: Manuelle Untertitel erstellen Ihr Video braucht Untertitel. Dafür sprechen viele Gründe wie längere Verweildauer, hö- heres Engagement und größere Reichweite. SEO-Optimierung ist hier nicht das wichtigste, aber auch ein Argument. Denn durch die Ver- schriftlichung kann Google die Tonspur Ihres Videos auslesen. Achtung, das gilt nicht für die automatisch generierten Untertitel – Sie müs- sen sich daher die Mühe machen, die Untertitel manuell anzulegen. Fazit: Sie haben Geld und Mühe in die Pro- duktion Ihres Videos gesteckt – gehen Sie die berühmte Extra-Meile und investieren Sie ein Stündchen in YouTube-SEO. Ihre User werden es Ihnen mit steigenden Aufrufzahlen danken. 20
dpr.webinare Kostenloses Webinar: Crossmedial publizieren im Team 26.03.2019 // 11:00 Uhr Kostenloses Webinar: KI in der Verlags- und Medienbranche: Grundlagen, Einsatzgebiete, Case Study 29.03.2019 // 11:00 Uhr Augmented & Virtual Reality für Printmedien 01.04.2019 // 14:00 Uhr dpr.campus-Webinar: So optimieren Sie Ihre Metadaten und Suchmaschinen-Präsenz 03.04.2019 // 11:00 Uhr Webinar: Innovative Marketing-Lösungen aus der Cloud 10.04.2019 // 11:00 Uhr Webinar: Das große Facebook Advertising Update: neue Funktionen im Werbeanzeigenmanager 17.04.2019 // 10:00 Uhr So holen Sie aus Ihrem Bestandskundengeschäft noch mehr raus 29.04.2019 // 11:00 Uhr ✖ mehr infos ✖ https://digital-publishing-report.de/webinare/ 21
kalte cola macht erfinderisch die geschichte des allerersten iot-geräts renate stücka In einer Zeit, in der wir weder unsere vernetzte Waschmaschine noch direkt das ganze Smart Home mit dem Smartphone steuern konnten, in ungekühlten Getränken befüllt wurde, sodass der Weg umsonst gewesen wäre. Nichols erin- nerte sich an Erzählungen über das sogenannte einer Zeit vor dem modernen Internet, gab es ei- Prancing Pony in Stanford, den ersten compu- nen einfachen Getränkeautomaten in Pittsbur- tergesteuerten Warenautomat, und erkannte gh, USA, der seinen Füllstand durch ein Netz- darin die Lösung seines Problems. Zusammen werksystem mitteilen konnte. Zugegeben: Im mit zwei anderen Studenten, Mike Kazar und Vergleich zu heutigen Standards war die Tech- Ivor Durham sowie John Zsarnay, einem For- nik bescheiden, dennoch ist der Getränkeauto- schungsingenieur, machte er sich daran, den mat etwas ganz Besonderes: Er war, soweit be- Inhalt des Getränkeautomaten aus der Ferne zu kannt, das weltweit erste IoT-Gerät. überwachen und so unnötige Gänge über den Wie so oft machte die Not diese Erfindung erst Campus zu vermeiden. möglich: In den Achtzigerjahren hatten der In- formatikstudent David Nichols und seine Kom- Simpel, aber eindeutig: Licht an, Limo leer militonen von der Carnegie Mellon University Der Schlüssel zur Erkennung des Inhalts des Lust auf eine kalte, erfrischende Cola. Doch der Cola-Spenders aus der Ferne war die genaue Weg zum nächsten Getränkeautomaten war Beobachtung der Lichter. Das IoT-Gerät hatte weit und die Erfolgsaussichten auf ein Kaltge- sechs Reihen mit Limonaden-Flaschen. Wenn tränk ungewiss. jemand eine Cola kaufte, blinkte einige Sekun- So hätte es gut sein können, dass der Auto- den lang eine rote Kontrollleuchte für die ent- mat leer war oder erst kurz vorher mit noch sprechende Reihe, bevor sie wieder ausging. 22
War eine Reihe leer, blieb das Licht an, bis die Limonaden wieder aufgefüllt wurden. Um die Informationen aus der Maschine zu erhalten, installierte Zsarnay eine Platine, die den Status jedes Indikatorlichtes erkannte. Die Platine wurde mit einem Gateway des Haupt- computers am Institut verbunden. Dieser hat- te wiederum eine Verbindung zum ARPANET, dem Vorgänger des heutigen Internets, das 300 Computern weltweit zugänglich war. Der angehende ITler Kazar schrieb ein Pro- gramm für das Gateway, das den Status jeder Lampe einer Reihe mehrmals in der Sekunde überprüft. Je nach Status und Dauer des Zu- stands nahm das Programm an, dass eine leer war. Das Programm berücksichtigte zudem, dass der Automat immer zwei kalte Getränke- flaschen in Reserve hatte und registrierte drei Stunden nach der Befüllung die Flaschen als „kalt“. Durch einen zusätzlichen Code basierend auf dem FINGER-Protokoll des Hauptrechners konnte jeder Computer im ARPANET oder je- der, der mit dem lokalen Universitäts-Ethernet verbunden war, prüfen, ob und wie viele kalte Cola-Flaschen vorhanden waren. maten zu warten, erinnert sich Kazar. Damals Kazar selbst erlangte dank seiner Codezei- in den Achtzigerjahren empfand er seine Erfin- len 1982 zwar einige Berühmtheit am Campus, dung des IoT-Geräts nicht als besonders bahn- profitierte jedoch nicht selbst davon: Cola war brechend: „Ich hätte niemals gedacht, dass nie nach seinem Geschmack. Aber immerhin in- mich 30 Jahre später noch jemand darauf an- spirierte er mit seinem IoT-Gerät einen anderen sprechen würde“, sagt der heutige CTO von Ave- Informatikstudenten zu seiner Doktorarbeit, re Systems. in deren Rahmen er einem Süßigkeiten-Auto- Kazar und seine Mitstudenten konnten nicht maten ebenfalls den Geist des IoT einhauchte. wissen, dass ihr Wunsch nach einer kalten Cola Mit dem Ende des Glasflaschenvertriebs war und die damit verbundenen Änderungen am auch das erste IoT-Gerät Geschichte, auch wenn Automaten quasi der Startschuss für das IoT es am Nachfolger – der nicht mehr mit dem waren. Im Jahr 1982, als ein Computer noch eine Netz verbunden war – diverse Experimente Million US-Dollar kostete, wurde über die Idee gab. So installierten Mike Vande Weghe, Chuck eines mit dem Internet verbundenen Toasters Rosenberg und Kevin Watkins Anfang der 2000er noch herzlich gelacht. Jahre eine Videokamera in dem Getränkeauto- Doch die Skepsis hat sich längst gelegt: Heu- maten, die einen nahen Tresen filmte. Die Stu- te sind weltweit mehr als 8 Milliarden Alltags- denten überprüften die Kameraaufnahmen geräte mit dem Internet verbunden und bis online, um zu schauen, ob dort Essen liegen ge- 2020 soll diese Zahl auf 30,7 Milliarden steigen. lassen wurde. Später installierten Charlie Gar- Allein der Markt für IoT-Sensoren wird bis 2022 rod und einige seiner Kommilitonen einen Bild- voraussichtlich ein Volumen von mehr als schirm in dem Automaten, der das Wetter und 27 Milliarden US-Dollar erreichen. Kein Wunder, andere nützliche Informationen zeigte. wenn man bedenkt, wie vielfältig der Einsatz Der vernetzte Getränkeautomat war der Technologie beispielsweise in der Produkti- seiner Zeit voraus on sein kann. „Die eigentliche Pionierarbeit aber haben unse- Ausblick: Das wird das IoT 2019 und re Vorgänger in den Achtzigerjahren geleistet“, darüber hinaus prägen resümierte Garrod später in der Industrious. Zu Laut Gartner verlassen IoT und Blockchain im jener Zeit wurde die Erfindung des ersten, mit kommenden Jahr den Status der überzogenen dem Internet verbundenen Automaten nicht Erwartungen im HypeCycle. Das wird bei dem gewürdigt. Ganz im Gegenteil: Der Servicemit- ein oder anderen vielleicht für Ernüchterung arbeiter weigerte sich, den modifizierten Auto- sorgen, aber zugleich wird das IoT beim Auf- und 23
Ausbau der eigenen Infrastruktur eine wichtige die Technologie auf dem Weg zum Massenphä- Rolle spielen. IoT-Plattformen, die auch die Zu- nomen – und macht auch vor IoT-Anwendungen sammenarbeit mit externen Partnern ermögli- nicht Halt. So können Unternehmen mit Cogni- chen, bilden einen festen Bestandteil im jewei- tive Computing wertvolle Einsichten gewinnen ligen Ökosystem. und so verschiedene Aspekte ihres Betriebs Außerdem werden auch die Diskussionen um verbessern oder innovative Geschäftsmodelle Funktechnologien und den Netzausbau mit 5G entwickeln. Vielleicht bringen die neuen techno- eine wichtige Rolle spielen. Denn je mehr Geräte logischen Möglichkeiten auch wieder Studenten miteinander kommunizieren, desto größer wird an unseren Universitäten auf die ein oder ande- die Datenmenge. 5G bietet eine weitere Mobil- re Idee, die sie an einem Getränkeautomaten te- funk-Spur auf der überlasteten Web-Autobahn, sten wollen. um den Anstieg an vernetzten Geräten zu be- wältigen. Außerdem steigen je nach Anwen- dungsgebiet die Anforderungen an die Über- tragungsgeschwindigkeit. Hier kommt Edge Computing ins Spiel, das 2019 ebenfalls einen renate stücka Schub erleben wird. Die Daten der IoT-Geräte Renate Stücka arbeitet bei IBM werden hierbei auf dem Gerät selbst verarbei- Deutschland und ist verantwort- tet und damit an ihrem Entstehungsort. Etwa im lich für das Marketing Internet of Things & Industrie 4.0. Sie hat lang- vernetzten Auto oder in einer Überwachungska- jährige Erfahrung im Marketing für mera. Edge Computing unterstützt somit Hoch- komplexe Lösungen und für ein leistungsinteraktionen in Echtzeit, da sie weder anspruchsvolles Publikum. Renate durch Batchverarbeitung noch netzwerkbe- Stücka hat an der TU Dortmund In- formatik studiert. dingte Latenzzeiten ausgebremst werden. Last but not least: Die Verbreitung der Künst- lichen Intelligenz – laut Gartner befindet sich anzeige 24
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