Driven by Curiosity " Interview Pascale Ehrenfreund " internationale Aktivitäten & Strategie des FWF " Matching Funds " Frau in der Wissenschaft: ...

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» Frau in der Wissenschaft: Yvonne Schaffler
» Persönliche Paradigmen: Manuel Güdel
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INHALT

6   DER MARS, WASHINGTON
    D.C., WIEN … UND
    MITTENDRIN DER FWF

                                                                            54
                                                                            EVENT: MS WISSENSCHAFT

                                                                            38
                                                                            FRAU IN DER WISENSCHAFT:
                                                                            YVONNE SCHAFFLER

                                            EDITORIAL                                   32 Im Blickpunkt:
                                          4 PROJEKTVORSTELLUNGEN                           Adaptierte Open Access Policy
                                          5 BRIEF DER PRÄSIDENTIN                       33 Im Blickpunkt:
                                                                                           Neue Endberichtsvorgaben;
                                                                                           Streichung der FWF-Sechs­
                                           THEMA                                           jahresklausel

9
                                       6–8 Der Mars, Washington D. C.,
      DRIVEN BY CURIOSITY –                Wien … und mittendrin der FWF
      INTERVIEW MIT FWF-PRÄSIDENTIN   9–13 Interview Pascale Ehrenfreund:                  KONTEXT
      PASCALE EHRENFREUND
                                           Driven by Curiosity                       34–35 club research: Schweiz –
                                                                                           Österreich: Spieße sind nicht
                                                                                           gleich lang
                                            FOKUS                                    36–37 ISSI 2013: Informetrics &
                                      14–15 Die internationalen                            Scientometrics
                                            Aktivitäten des FWF
                                      16–17 Die internationale Strategie
                                            des FWF                                        PANOPTIKUM
                                      18–23 Firnberg/Richter: Wissen­                38–42 Frau in der Wissenschaft
                                            schaftliche Karrierevorbilder                  Yvonne Schaffler
                                      24–25 Matching Funds                           43–47 Persönliche Paradigmen
                                      26–28 Der FWF nimmt sich unter                       Friedrich Stadler im Gespräch
                                            die Lupe: Antragsbegutachtung                  mit Manuel Güdel
                                            und -entscheidung                        48–49 International ausgezeichnet
                                      29–31 A coordinated approach                         Rudolf Zechner
                                            is key for open access                   50–51 Unterwegs
                                                                                           Christoph Lhotka in Rom
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EDITORIAL

                 43
                  PERSÖNLICHE
                  PARADIGMEN:
                  MANUEL GÜDEL

                                                                           ms                      mas                                      stb

                                                    Inspired by Curiosity
                                                  » Waren das Thema und die Missionen schon zuvor spannend und
                                                  faszinierend, so kommt der gesamte FWF – und mit ihm die info­-
                                                  Redaktion – spätestens seit der Wahl Pascale Ehrenfreunds zur neuen
                                          Präsidentin des Wissenschaftsfonds Anfang Juni 2013 mit dem Thema Mars
                                          regelmäßig in Berührung. Pascale Ehrenfreund ist nicht nur Astrophysikerin,
                                          und somit jedenfalls mit der Materie befasst. Sie ist Lead Investigator am NASA
                                          Astrobiology Institute sowie Professorin am Space Policy Institute der George
                                          Washington University in Washington, D.C. in den USA. Und als solche ist sie
                                          an der Entwicklung von zukünftigen Raumfahrtmissionen zum Mars beteiligt.

                                          Wobei der Name des Mars-Rovers durchaus eine für den FWF programma-
                                          tische Seite anspricht. Sucht man nach einer Übersetzung, welche die FWF­-
                                          Philosophie beschreibt, so stößt man unter anderem auf den Terminus „curi-
                                          osity-driven research“. Was mit „Neugierde“ oder „Wissbegierde“ bzw.
                                          „Forschungsdrang“ beginnt, wird die Basis zukünftiger Innovationen und
                                          Entdeckungen. Allesamt Attribute, die FWF-Projektleiterinnen und -Projekt-

50
                                          leiter sowie deren Teams auszeichnen. Für die info-Redaktion war dies
                                          Inspiration genug, um die derzeitige Curiosity-Mission auf dem Mars für die
UNTERWEGS: CHRISTOPH                      Covergestaltung vorzusehen.
LHOTKA IN ROM
                                          Nach seiner Konstituierung Anfang September 2013 ist das „Thema“ dem
                                          neuen Präsidium rund um Pascale Ehrenfreund gewidmet. Im Interview
                                          spricht die Präsidentin über Motive und Möglichkeiten, ihren American
                                          Spirit sowie Leben auf dem Mars.
      EVENT
52–53 AmPuls 35: Brennstoffzelle –        Weiters in „Fokus“: eine Übersicht über die internationalen Aktivitäten des
      Technologie & Hype                  FWF sowie seine internationale Strategie. FWF-Geschäftsführerin Dorothea
54–56 Forschung Ahoi!                     Sturn berichtet in „Matching Funds“ über Formen der Kooperation in der
      MS Wissenschaft 2013                Forschungsförderung. Die Serie „Der FWF nimmt sich unter die Lupe“ wird
                                          mit der Antragsbegutachtung und -entscheidung fortgesetzt.

      CALL                                In „Panoptikum“ portraitiert „Frau in der Wissenschaft“ die Kultur- und
   57 Firnberg/Richter-Programm           Sozialanthropologin Yvonne Schaffler. In „Persönliche Paradigmen“ gibt der
                                          Astronom und NFN-Leiter Manuel Güdel im Gespräch mit dem Wissen-
                                          schaftshistoriker und -theoretiker Friedrich Stadler Einblick in seinen For-
      TERMINE | FWF INTERN                schungsbereich: warum es ihn als Schweizer nach Österreich zog, über
   58 Aviso                               Grenzen und Grenzbereiche der Astronomie sowie habitable Planeten und
   58 Personalia                          extraterrestrisches Leben. In „Unterwegs“ geht es mit Christoph Lhotka in
                                          die „ewige Stadt“ an die Universität Tor Vergata in Rom.

   59 KARIKATUR                           Stefan Bernhardt, Margit Schwarz-Stiglbauer und Marc Seumenicht
   60 PRESSECLIPPINGS
                                     IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
                                     (FWF), Haus der Forschung, Sensengasse 1, 1090 Wien, Tel.: 01-505 67 40-0, Fax: 01-505 67 39,
                                     office@fwf.ac.at, www.fwf.ac.at Präsidentin Pascale Ehrenfreund Geschäftsführerin Dorothea Sturn
                                     Redaktion Stefan­ Bernhardt (Chef­redakteur), Marc Seumenicht (stv. Chefredakteur, CvD), Margit
                                     Schwarz-­Stiglbauer Kontakt redaktion@fwf.ac.at Beiträge in dieser Ausgabe Christoph Bärenreuter,
                                     Reinhard Belocky, Christoph Kratky, Beatrice Lawal, Christoph Lhotka, Ralph Reimann, Elke Ziegler, Klaus
                                     Zinöcker Projektbeschreibungen (S. 18–23) Firnberg-/Richter-Stelleninhaberinnen ­Cover­ NASA/JPL-Caltech/
                                     MSSS Grafik und Produktion Starmühler Agentur & Verlag Druck Stiepan & Partner Druck GmbH
                                     Erscheinungsweise viermal jährlich, kostenlos zu bestellen beim FWF Hinweis Kommentare und Statements
                                     externer AutorInnen müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Gender-Regelung Bei Zitaten
                                     und Interviews wird der Authentizität wegen darauf verzichtet, diese­ggf. gen­derneutral umzuformulieren.
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PROJEKTVORSTELLUNGEN

       IN KOOPERATION MIT DER AGENTUR FÜR WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION PR&D STELLT DER FWF
       IN REGELMÄSSIGER FOLGE PROJEKTE VOR: HIER KOSTPROBEN UND MEHR …

       Vom FWF gefördert ...
         » Balance bietet bäuerlichen Be-    » 450 m2 Getümmel: Schutzzone für neu          » Mehr Bewegung in die Politik! Die Rol-
         trieben beständige Basis Bäuer­     entdeckte Einzeller in Salzburg Ein Tüm­       le von Körpersprache für die Meinungs-
         liche Familienwirtschaften über­    pel in Salzburg wurde unter besonderen Na­     bildung Die Bedeutung von Körperbewe­

                                                                                                                                           © Sammlung Schrabauer, St. Leonhard am Forst, Wilhelm Foissner, Markus Koppensteiner, FWF/Hans Schubert
lebten in der zweiten Hälfte des 20. Jahr­   turschutz gestellt – aufgrund einer unge­      gungen für die individuelle Einschätzung
hunderts, da sie Anforderungen der regu­     wöhnlichen Vielfalt an Wimpertierchen. Wie     von Politikerinnen und Politikern wird jetzt
lierten Marktwirtschaft mit der Nutzung      die Ergebnisse eines Projekts des FWF jetzt    in einem Forschungsprojekt analysiert.
eigener Ressourcen ausbalancieren konn­      zeigen, kommen in dem Kleingewässer weit       Ziel des vom FWF unterstützten Projekts
ten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Pro­       über hundert verschiedene Arten vor. Die im    ist die Identifizierung von Bewegungsmus­
jekt-Team des FWF, das sich mit der Ent­     Fachjournal Diversity veröffentlichten Daten   tern, die für eine solche Beurteilung we­
wicklung der Landwirtschaft in diesem        zeigen dabei sogar, dass einige der Arten      sentlich sind. Eine zuvor entwickelte Me­
Zeitraum in Niederösterreich befasste.       bisher unbekannt waren. Diese verdanken        thode erlaubt dabei die Analyse von Bewe­
Die soeben in einer Fachzeitschrift veröf­   ihr Überleben aufmerksamen Taxonomis­          gungsmustern realer Politikerinnen und
fentlichten Ergebnisse zeigen eindrück­      tinnen und Taxonomisten der Universität        Politiker bei gleichzeitiger Ausblendung
lich, dass der Agrarstrukturwandel im        Salzburg: Sie bewahrten den zeitweise aus­     ihrer physischen Erscheinung. So können
Nachkriegsösterreich in anderer Form         trocknenden Tümpel vor seinem Ende und         weitere Einflüsse auf die Beurteilung – wie
verlief als oftmals vermutet – statt zu      bemühten sich um seinen Schutzstatus. Die­     z. B. Aussehen und Geschlecht – von den
„wachsen oder weichen“, nutzten viele        sen erhielt er von der Stadt und das Natur­    Bewegungsmustern getrennt analysiert
bäuerliche Familien die Stärke selbstkon­    denkmal gilt nun als weltweit einzigartig.     werden.
trollierter Ressourcen, passten sich an      » www.fwf.ac.at/de/public_relations/           » www.fwf.ac.at/de/public_relations/
und machten weiter.                          press/pv201308-de.html                         press/pv201309-de.html
» www.fwf.ac.at/de/public_relations/
press/pv201307-de.html

       04 » FWF info86
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BRIEF DER PRÄSIDENTIN

        » Ich sehe die FTI-Strategie der österreichischen
        Bundesregierung als exzellenten Wegweiser für die
        Stärkung der Grundlagenforschung. «
        Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des FWF

       Mit Einsatz und Ausdauer
       » Zunächst möchte ich mich             FWF eine sehr verantwortungsvolle Rolle,        lichen Fachrichtungen. Es ist essenziell für
       herzlich bei den Mitgliedern der       insbesondere im Lichte immer knapper wer-       Österreich, eine neue wissenschaftliche Ge-
       Delegiertenversammlung bedan-          dender Drittmittel. Der Rat für Forschung       neration heranzubilden, um die komplexen
ken, die mir das Vertrauen geschenkt          und Technologieentwicklung empfiehlt in         globalen Herausforderungen bewältigen zu
haben und mich zur ersten FWF-Präsi-          seinem Bericht 2013 eine sukzessive Anhe-       können. Der Zeitpunkt einer Regierungs-
dentin gewählt haben. Es freut mich           bung der FWF-Mittel auf das Niveau der In-      umbildung und der Start des „Horizon
besonders, meine interdisziplinäre Aus-       novation Leader sowie die flächendeckende       2020“-Programms bieten eine Chance für
bildung und Wissenschaftskompetenz,           Einführung von Overheads. Ohne Zweifel          neue Programmlinien, auch in Kooperation
aber auch meine Erfahrung in der For-         muss um die Realisierung dieser Geldmittel      mit anderen Institutionen.
schungspolitik in meinem Heimatland           gekämpft werden, damit der FWF in Zukunft
einsetzen zu können und wieder nach           nicht laufend exzellent begutachtete Anträge    Wie auf den folgenden Seiten ausführlich
Hause zu kommen.                              aus Geldmangel abweisen muss. Ich sehe die      zu lesen ist, bietet der FWF ausgezeichnete
                                              FTI-Strategie der österreichischen Bundesre-    Möglichkeiten, die Mobilität von Wissen-
Als Astrophysikerin widme ich mich vor        gierung als exzellenten Wegweiser für die       schafterinnen und Wissenschaftern zu
allem der Grundlagenforschung und un-         Stärkung der Grundlagenforschung. Der           fördern; diese sollen und müssen mit zu-
tersuche den Ursprung des Sonnen­             FWF muss sich in diesem Sinne positionieren     sätzlichen Geldmitteln noch weiter ausge-
systems, den Ursprung des Lebens auf der      und eine zu anderen Organisationen ergän-       baut werden. Dem neuen FWF-Präsidium
Erde sowie Lebensspuren im Universum.         zende Rolle spielen. Als FWF-Präsidentin        ist es auch ein großes Anliegen, dass Wis-
Im Rahmen der Raumfahrt beschäftige ich       werde ich mich effizient dafür einsetzen, die   senschafterinnen und Wissenschafter sich
mich seit 20 Jahren auch mit Instrumen-       Grundlagenforschung als Ausgangspunkt für       aktiver am Dialog mit der Gesellschaft be-
tenentwicklung sowie der Transformation       Innovation zu stärken.                          teiligen. Derzeit untersucht der FWF neue
von Grundlagenforschung in die ange-                                                          Methoden der partizipativen Zusammen-
wandte Forschung und Technologie. In          Ich bin Teil einer Generation, die aktiv die    arbeit. Das neue FWF-Präsidium stürzt
der Forschungspolitik ist mein Schwer-        Zukunft mitgestalten möchte, und glaube,        sich in die Arbeit, mit „Ausdauer, ohne
punkt die Verbesserung der internationa-      dass jedes Land zur Lösung der eminenten        den Mut zu verlieren“. «
len Beziehungen in der Raumfahrtpolitik.      Zukunftsprobleme beitragen muss. Um die
                                              „Grand Challenges“ zu meistern, spielt
Als zentrale Einrichtung zur Förderung der    auch die Grundlagenforschung eine zentra-
Grundlagenforschung in Österreich trägt der   le Rolle, und das umfasst alle wissenschaft-

                                                                                                                 FWFinfo86» 05
Driven by Curiosity " Interview Pascale Ehrenfreund " internationale Aktivitäten & Strategie des FWF " Matching Funds " Frau in der Wissenschaft: ...
THEMA » Driven by Curiosity

Driven by Curiosity
Waren das Thema und die Missionen schon zuvor spannend und faszinierend,
so kommt der gesamte FWF – und mit ihm die info-Redaktion – spätestens seit der
Wahl Pascale Ehrenfreunds zur neuen Präsidentin des Wissenschaftsfonds Anfang
Juni 2013 mit dem Thema Mars regelmäßig in Berührung. Pascale Ehrenfreund ist
nicht nur Astrophysikerin, und somit jedenfalls mit der Materie befasst. Sie ist Lead
Investigator am NASA Astrobiology Institute sowie Professorin am Space Policy
Institute der George Washington University in Washington, D. C. in den USA. Und
als solche ist sie an der Entwicklung von zukünftigen Raumfahrtmissionen zum
Mars beteiligt.

Wobei der Name des Mars-Rovers durchaus eine für den FWF programmatische
Seite anspricht. Sucht man nach einer Übersetzung, die die FWF-Philosophie
beschreibt, so stößt man unter anderem auf den Terminus „curiosity-driven research“.
Was mit „Neugierde“ oder „Wissbegierde“ bzw. „Forschungsdrang“ beginnt, wird
die Basis zukünftiger Innovationen und Entdeckungen. Allesamt Attribute, die FWF­-
Projektleiterinnen und -Projektleiter sowie deren Teams auszeichnen. Für die info­-
Redaktion war dies Inspiration genug, um die derzeitige Curiosity-Mission auf dem

                                                                                        © NASA/JPL-Caltech/MSSS
Mars für die Covergestaltung vorzusehen.

Nach seiner Konstituierung Anfang September 2013 ist das „Thema“ dem neuen
Präsidium rund um Pascale Ehrenfreund gewidmet. Im Interview spricht die Präsidentin
über Motive und Möglichkeiten, ihren American Spirit sowie Leben auf dem Mars.

06 » FWF info86
Driven by Curiosity " Interview Pascale Ehrenfreund " internationale Aktivitäten & Strategie des FWF " Matching Funds " Frau in der Wissenschaft: ...
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               FWF info86» 07
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                                                 Anfang September konstituierte sich das neu gewählte Präsidium des FWF.
                                                 Neben Präsidentin Pascale Ehrenfreund werden Christine Mannhalter als
                                                 Vizepräsidentin (Biologie und Medizin) sowie Hermann Hellwagner (Natur­
                                                 wissenschaft und Technik) und Alan Scott (Geistes- und Sozialwissenschaften)
                                                 als Vizepräsidenten den zukünftigen Kurs des Wissenschaftsfonds gestalten.
                                                 Text: Marc Seumenicht

        Der Mars, Washington D.C.,
        Wien … und mittendrin der FWF
         » Es war ein durchaus seltenes Er­      freund – wie es zu so einem Amt selbstver­        Partei – sei es auch nach der Wahl – miss­
         eignis, welches man nach dem Hea­       ständlich dazugehört – zahlreiche Antritts­       bräuchlich aufgegriffen werden können.
         ring bei der Delegiertenversamm­        besuche zu absolvieren. So wurden Minis­          Im folgenden Interview kann man Pascale
lung zur Präsidentenwahl Anfang Juni 2013        terien, Schwester- und Partnerorganisati­         Ehrenfreund, ihren „Spirit“ und ihre inter­
erleben durfte. Allzu oft kam es bislang noch    onen ebenso besucht und kennengelernt             nationale wissenschaftliche Vernetzung

                                                                                                                                                     © NASA/JPL-Caltech/Malin Space Science Systems, FWF/ Hans Schubert
nicht vor, dass jene Person, die zukünftig die   wie zahlreiche Medientermine wahrgenom­           kennenlernen, etwas von ihren Ideen mit­
Geschicke des FWF lenken wird, in einer          men. Und wo auch immer man informell              nehmen sowie ein wenig über ihre span­
Wahlentscheidung identifiziert wurde. Dass       nachfragte, wie es denn gelaufen sei, war         nende Forschung zur Suche nach Lebens­
diese Wahlentscheidung nur aus einem ein­        der Tenor einstimmig und eindeutig: Herz­         spuren auf dem Mars erfahren.
zigen Wahlgang bestand, spricht für Pascale      lich willkommen!
Ehrenfreund als neue und erste Präsidentin                                                         Pascale Ehrenfreund bleibt – wie sie auch im
des Wissenschaftsfonds. Sie hatte offen­         Nun möchte natürlich auch die FWF info-Re­        Interview erzählt – der Wissenschaft treu, sie
sichtlich die überwältigende Mehrheit der        daktion seiner Leserschaft die Möglichkeit        wird weiterhin an der George Washington
Delegierten überzeugt.                           bieten, sich ein (erstes) Bild von der neuen      University sowie dem NASA Astrobiology In­
                                                 Präsidentin machen zu können, und hat             stitute in den USA tätig sein. Und so pendelt
Auch das von Pascale Ehrenfreund vorge­          Pascale Ehrenfreund deshalb zu einem Inter­       sie regelmäßig zwischen Leiden (Niederlan­
schlagene Vizepräsidententeam wurde im           view gebeten, um sie als Persönlichkeit in        de), Washington, D. C. und Wien hin und
ersten Wahlgang bestätigt. Ein mehr als          Wissenschaftspolitik und Forschung kennen­        her – der Mars als wissenschaftliches Objekt
deutlicher Vertrauensvorschuss für das           zulernen. In einer Zeit, in der sich Österreich   der Begierde ist immer dabei. Und der FWF?
neue Präsidium.                                  gerade mitten im Wahlkampf befand, hat die        Der ist mittendrin statt nur dabei. Und in die­
                                                 Redaktion dabei bewusst darauf verzichtet,        sem Fall ist nicht der Himmel, sondern erst
Seit der Wahl galt es für Präsidentin Ehren­     Fragen zu stellen, welche von irgendeiner         der Weltraum das Limit … «

             Lebenslauf Pascale Ehrenfreund         Lebenslauf Hermann Hellwagner
             www.fwf.ac.at/de/portrait/pe.html      www.fwf.ac.at/de/portrait/hh.html

   Lebenslauf Christine Mannhalter                  Lebenslauf Alan Scott
   www.fwf.ac.at/de/portrait/cm.html                www.fwf.ac.at/de/portrait/as.html

        08 » FWF info86
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THEMA » Driven by Curiosity – Interview Pascale Ehrenfreund

                                               Die neue FWF-Präsidentin und Astrophysikerin Pascale Ehrenfreund
                                               im Gespräch mit info-Chefredakteur Stefan Bernhardt: über Motive
                                               und Möglichkeiten, ihren American Spirit sowie Leben auf dem Mars.
                                               Redaktion: Marc Seumenicht

        Driven by Curiosity
        » Stefan Bernhardt: Was motiviert      schiedliche politische Ansichten haben.          » Bernhardt: Wie haben Sie sich auf Ihre
        eine exzellent ausgewiesene Astro­     Aber ich bin dort auf Raumfahrt, Energie-        Wahl vorbereitet? Mit welchen Chancen
        physikerin am NASA Astrobiology        und Sicherheitspolitik limitiert. Seitens        haben Sie gerechnet?
Institute bzw. am Space Policy Institute der   der Wissenschaft konnte ich noch die Mo­
George Washington University in den USA,       lekularbiologie „einbringen“ und mein            » Ehrenfreund: Das weiß man natürlich
in die kleine, überschaubare Welt der For­     Spektrum insofern ein wenig verbreitern –        nicht. Ich wusste, dass ich eine realis­
schungsförderung in Österreich einzutreten?    Stichwort „Research for Life on Mars“, wo        tische Chance habe. Auf dem Dreiervor­
                                               ich an Instrumentenentwicklungen mitge­          schlag des FWF-Aufsichtsrats war ich die
» Pascale Ehrenfreund: Die FWF-Präsi­          arbeitet habe – aber von der Wissen­             einzige Naturwissenschafterin, konnte
dentschaft ist eine klare Leadership-Positi­   schaftspolitik war ich immer auf be­             aber trotzdem alle anderen Disziplinen
on in der Forschungspolitik, die fächer­       stimmte Themen limitiert. Das war mir auf        durch meinen Lebenslauf mit abdecken.
übergreifend ist – das hat mich besonders      Dauer zu wenig.                                  Ich habe im Vorfeld der Wahl mit den De­
interessiert. Ich bin sehr glücklich an        Jetzt komme ich beim FWF in der täglichen        legierten räsoniert – nicht in einer Art
meinem Institut in Amerika, es waren bis­      Arbeit mit den Geistes- und Sozialwissen­        Wahlkampf, sondern ich wollte wissen, wo
                  her fünf Jahre ohne ne­      schaften, den Life Sciences und den Natur­       die Probleme in Österreich liegen und wie
                      gative Erfahrungen.      wissenschaften in Berührung – für mich ei­       ich zu Diskussionen gut beitragen kann.
                         Mein Institut ist     ne logische Entwicklung, wenn man wie            Dabei habe ich unglaublich engagierte ös­
                          wie eine Oase in     ich wissenschaftlich interdisziplinär soziali­   terreichische Wissenschafterinnen und
                           Amerika, wo Di­     siert ist. Ich möchte mein ganzes Wissen         Wissenschafter erlebt. Mein Vorteil ist,
                           plomatie und        „loswerden“ und einsetzen. Das ist un­           dass ich eine Wissenschafterin bin, die mit
                           Höflichkeit all­    gleich schwieriger, wenn man eine Position       beiden Beinen in der Wissenschaft steht,
                           täglich sind,       innehat, die auf einzelne Themen konzen­         aber auch seit fünf Jahren Wissenschafts­
                           selbst wenn die     triert ist. Hier beim FWF kann ich mich im       politik betreibt. Ich habe also zwei Zu­
                           Leute unter­        besten Wortsinne „ausleben“.                     tritte, und beide Welten faszinieren »

                                                                         » Ich möchte mein ganzes Wissen
                                                                        ›loswerden‹ und einsetzen. …
                                                                       Hier beim FWF kann ich mich
                                                                    › ausleben‹. « Pascale Ehrenfreund

                                                                                                                  FWF info86» 09
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        » mich. Bei mir ist der Wunsch             Hellwagner und Alan Scott drei Personen,        man Erfahrung im wissenschaftspolitischen
        da, mit Politikern zu arbeiten, um         die einen Track-Record in FWF-Gremien           Bereich und Alltag in Österreich hat?
        etwas zu verbessern.                       haben. Bauen Sie auf diese Erfahrung?
                                                                                                   » Ehrenfreund: Es ist wichtig, dass man
» Bernhardt: Wie hat Ihre alte Wahlheimat          » Ehrenfreund: Bei Christine Mannhalter         einen wissenschaftspolitischen Hinter­
darauf reagiert, als fix war, dass Sie Präsi­      war es für mich ganz wichtig, eine Person,      grund hat, das haben nicht alle Wissen­
dentin des FWF werden?                             die im Präsidium über Jahre gute Arbeit ge­     schafter. Damit kann ich punkten. Ich habe
                                                   leistet hat, auch zu halten, damit sie diese    bereits fünf Jahre Wissenschaftspolitik be­
» Ehrenfreund: Mein Institut, die Elliott          Erfahrung uns Präsidiums-Newcomern              trieben, und das in Amerika, wo es we­
School of International Affairs, ist da viel­      weitergeben kann. Hermann Hellwagner            sentlich härter und komplexer zugeht. Ich
leicht ein wenig speziell. Dort gibt es viele,     und Alan Scott verfügen beide über Erfah­       muss natürlich auf nationaler Ebene meine
die Ehrenämter bekleiden, das ist gang             rung im Kuratorium, das halte ich für sehr      Aufholarbeit leisten und mich in den
und gäbe. Der Direktor meines Institutes           wichtig. Diese Arbeit ist sehr verantwor­       nächs­ten Monaten damit beschäftigen,
war im US-Wahlkampf als Advisor tätig;             tungsvoll, man muss als Vizepräsident ei­       aber länger wird das nicht dauern, bis ich
das heißt, wir haben alle Tätigkeiten, die         nen guten Überblick über jenen Fachbe­          mich eingearbeitet habe.
so beschaffen sind, dass wir uns beispiels­        reich haben, für den man zuständig ist.
weise in der Lehre arrangieren können.                                                             » Bernhardt: Kommen wir auf Ihre wissen­
Mein Institut war stolz und fand das gut.          » Bernhardt: Sehen Sie es bei Ihrer Per­        schaftspolitischen Ziele zu sprechen. Was
Sie haben das uneingeschränkt positiv ge­          son als Asset, dass Sie gleichsam von au­       wollen Sie erreichen?
sehen. Sie wissen natürlich, dass ich ih­          ßen in die Wissenschaftspolitik in Öster­
nen verbunden bleibe und ich meine Posi­           reich eintreten?                                » Ehrenfreund: Der FWF hat sich durch ex­
tion in Washington nutzen möchte, um zur                                                           zellente Verfahren eine sehr gute Reputati­
Internationalisierung von Öster­reich bei­         » Ehrenfreund: Für den FWF ist es definitiv     on aufgebaut, ein großer Teil der Wissen­

                                                                                                                                                 © NASA/JPL-Caltech/Malin Space Science Systems, FWF/Hans Schubert, FWF/ Marc Seumenicht
zutragen.                                          ein Asset, ein unbeschriebenes Blatt zu         schaft verlässt sich auf den FWF und seine
                                                   sein. Ich bin neutral und gehe in jedes Ge­     Programme. Diese Leute darf man nicht
» Bernhardt: In Ihrem Präsidiumsteam               spräch, sei es mit einer Universität oder mit   enttäuschen. Diese erfolgreichen, langjäh­
sind mit Christine Mannhalter, Hermann             einer außeruniversitären Forschungsstätte,      rigen Programme müssen stabilisiert wer­
                                                   mit keiner bestimmten Erwartung. Ich höre       den, das ist ein erster Punkt. Ein weiteres
                                                   zu, versuche die Probleme sowie die posi­       Ziel muss es sein, die FTI-Strategie der
                                                   tiven Dinge herauszufiltern und mache mir       Bundesregierung zu unterstützen. Auf eu­
                                                   daraus ein Bild. So wissen sie, dass sie je­    ropäischer Ebene wird „Horizon 2020“ den
                                                   manden vor sich haben, der konzentriert         Takt vorgeben. Es geht vor allem darum,
                                                   und unvoreingenommen zuhört, rational           die Grundlagenforschung auf allen Ebenen
                                                   denkt und arbeitet, und am Ende stets ver­      zu stärken. Da sind alle Forschungsorgani­
                                                   sucht, das Beste zu machen.                     sationen gefordert, sich möglicherweise
                                                                                                   neue Programme zu überlegen, die sich da­
                                                   » Bernhardt: Das wäre wohl auch die Ant­        für eignen, um mehr internationale Pro­
                                                   wort an Kritiker, die sagen, dass man das Amt   gramme oder mehr Mobilität in Europa zu
                                                   des Präsidenten nur ausüben kann, wenn          ermöglichen. Auch mit den Grand Challen­

                                                 » Ein Wissenschaftspolitiker ist nie zufrieden, denn
                                                    er hört nie auf zu arbeiten. Er arbeitet immer
                                                     konstant auf neue Ziele hin.« Pascale Ehrenfreund
THEMA » Driven by Curiosity – Interview Pascale Ehrenfreund

      » Ein großer Teil der Wissenschaft verlässt sich                                           schung zu investieren, dann wird es Kritik
                                                                                                 geben. Aber an unseren Ansichten, die ich
     auf den FWF und seine Programme. Diese Leute                                                weiter fördern möchte, kann es niemals
          darf man nicht enttäuschen. « Pascale Ehrenfreund                                      Kritik geben, weil es so gute und solide
                                                                                                 Prinzipien sind.

                                                                                                 » Bernhardt: Wie sehen Sie den teilweise
ges wird sich Österreich in gewisser Weise       » Bernhardt: Wie viel American Spirit ver­      überharten Wettbewerb in Amerika? Ist die­
beschäftigen müssen, um eine Generation          trägt Österreich?                               se Überbetonung bereits kontraproduktiv?
aufzubauen, die sich wissenschaftlich mit
diesen Themen auseinandersetzen kann. Es         » Ehrenfreund: Ich glaube, mein Spirit war      » Ehrenfreund: Der Wettbewerb ist teilwei­
gibt also Bereiche, wo der FWF alleine           schon „American“, als ich noch nicht in         se wirklich hart in Amerika, das ist nicht
agieren kann, andere, wo es sinnvoll ist,        Amerika war. Man erwartet das ja nicht          immer angenehm und bringt auch Schwie­
sich mit anderen Organisationen zusam­           vom Visavis. Man muss natürlich die Ar­         rigkeiten mit sich. Manchmal ist das eine
menzuschließen, um beispielsweise Pro­           beitsweise und den „Timeframe“ respektie­       Energie- und Ressourcenverschwendung.
gramme aufzubauen. Sobald die Regie­             ren. Ich selbst werde mit viel Einsatz und      Es ist also sicherlich nicht immer die besse­
rungsbildung gesichert ist, werden wir die­      wenig Urlaub hart arbeiten, aber daran ha­      re Situation für die Wissenschaft, zu starke
se Überlegungen und Gespräche sicher             be ich mich schon in Amerika gewöhnt.           Konkurrenz zu haben. Gewisse Konkurrenz
ausweiten, um die besten Möglichkeiten           Mir liegt aber auch die österreichische Art     regt an, aber zu viel Konkurrenz verhindert
für die zukünftige Entwicklung der wissen­       sehr, der österreichische Charme hat etwas      Kooperation. Eine gute Balance zwischen
schaftlichen Forschung zu schaffen.              ganz Besonderes. Man kann mit Humor er­         beiden ist meiner Meinung nach der rich­
                                                 staunlich viel bewegen.                         tige Zutritt.
» Bernhardt: Was muss erreicht werden,
damit Sie als Präsidentin zufrieden sind?        » Bernhardt: Ausgehend von der typisch          » Bernhardt: Kommen wir zur Forscherin
                                                 amerikanischern Einstellung „We don’t           Pascale Ehrenfreund. Gibt es – kurz ge­
» Ehrenfreund: Eine Wissenschaftspolitike­       have problems, we have challenges“,             fragt – Leben auf dem Mars?           »
rin ist nie zufrieden, denn sie hört nie auf     könnte man dann meinen, dass Personen,
zu arbeiten. Man arbeitet immer konstant         die sehr stark österreichisch sozialisiert
auf neue Ziele hin. Man muss immer alle          sind, doch ein Problem mit dieser Mentali­
Möglichkeiten ausschöpfen, auf nationaler,       tät haben?
europäischer sowie internationaler Ebene.
Ich glaube, persönlich wäre ich zufrieden,       » Ehrenfreund: Die Leitprinzipien des FWF
wenn ich gleichzeitig alle Möglichkeiten         gab es ja schon vor mir. Ich sehe mich in
ausschöpfe, dabei eine gute Kooperation          einer unterstützenden Funktion für Wis­
mit anderen Organisationen pflege, um            senschaft und Politik, damit sich Dinge ver­
neue Programme aufzubauen, und Politiker         bessern – als Vermittlerin in europäischen
uns zuhören sowie ein Gehör dafür entwi­         und internationalen Angelegenheiten. Das
ckeln, wie wichtig die Grundlagenfor­            kann ich sehr gut, auch in meiner amerika­
schung für unser Land ist.                       nischen Position. Ich erwarte also nicht so
Ich glaube nicht, dass man Zufriedenheit in      viel Kritik, ich versuche schließlich das Be­
Zahlen ausdrücken kann, dafür gibt es zu         ste zu tun. Da, glaube ich, ist man als
viele Faktoren, die zum Erfolg führen.           FWF-Präsidentin in einer relativ neu­
Selbst wenn wir z. B. ein Programm erfolg­       tralen Position. Wenn man das Bud­
reich starten, ist das noch nicht die Welt. Es   get nicht stabilisieren, oder die
ist wichtig, immer auf verschiedenen Ebe­        Politik nicht davon überzeugen
nen zu punkten.                                  kann, Geld in die Grundlagenfor­
THEMA » Driven by Curiosity – Interview Pascale Ehrenfreund

         » Ehrenfreund: Das wissen wir
         nicht. Aber der Mars ist jener Pla­
                                                   » Jeder möchte wissen, wie es auf einem anderen
         net, der die größten Chancen hat            Planeten aussieht. Jeder möchte wissen, ob wir
und den wir in einer relativ kurzen Zeitspan­
ne erreichen können, um auf ihm kompe­
                                                   erfolgreich nach Lebenspuren suchen können. Es
tente Instrumente einzusetzen, um nach Le­         berührt die Frage ›Are we alone?‹ « Pascale Ehrenfreund
bensspuren zu suchen. Ein großes Problem,
das wir mit den jetzigen Raumfahrtmissi­
onen noch haben, ist, dass wir auf die Ober­    » Bernhardt: Das Mars-Programm der               worden. Doch die Wissenschafter „beschäfti­
fläche bzw. sehr kleine Bohrer begrenzt sind.   NASA ist ja relativ stark unter Druck gekom­     gen“ sich mit der Politik, informieren dabei
Die Zustände auf der Oberfläche und in der      men und wurde gekürzt bzw. zeitlich so ge­       auch die Bevölkerung und kämpfen so
Atmosphäre sind aber sehr lebensfeindlich.      streckt, dass es bei Weitem nicht mehr so        zurück. Und das können sie, weil ein sehr
Wir gehen davon aus, dass, wenn sich Le­        ambitioniert daherkommt wie noch unter           erfolgreicher Rover derzeit auf dem Mars
bensspuren präserviert haben, man tiefer        der Amtszeit von George W. Bush. Beein­          operiert. Das ist sehr spektakulär und für die
wird bohren müssen. Die nächste Mars-Mis­       trächtigt das die Forschung?                     Bevölkerung interessant. Das ist ein starkes
sion, welche die ESA für 2018 geplant hat,                                                       Argument, das natürlich eingesetzt wird.
wird daher bereits zwei Meter tief bohren. In   » Ehrenfreund: Ja, natürlich. Es ist aber auch
weiterer Zukunft hoffen wir auch, dass wir      ein schönes Beispiel, wie aktiv die wissen­      » Bernhardt: Welche Rolle spielt da der
Proben zurück auf die Erde bringen können,      schaftliche Community sein kann, denn die        Outreach?
um sie hier im Labor mit hochsensitiven Ins­    Wissenschafter sind auf die Barrikaden ge­
trumenten messen zu können. Bis wir eines       gangen. Das Budget für planetare Forschung       » Ehrenfreund: Der ist enorm wichtig, vor
Tages Menschen auf den Mars bringen wer­        ist stark gekürzt worden, dann wieder teilwei­   allem für aufwändige Missionen, beispiels­
den, wird es noch sehr, sehr lange dauern.      se zurückgegeben, und dann wieder gekürzt        weise zum Mars. Als das MSL (Anm.: Mars

                                                                                                                                                  © NASA/JPL-Caltech/Malin Space Science Systems, NASA/JPL-Caltech, FWF/Hans Schubert
                          » Pascale Ehrenfreund ist seit September 2013 die neue Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF. Die As­
                          trophysikerin studierte Astronomie und Biologie/Genetik an der Universität Wien. Ihr Masterstudium der
                          Molekularbiologie absolvierte sie in Salzburg an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; ihren
                          PhD in Astrophysik absolvierte Pascale Ehrenfreund in Paris und Wien. 1999 habilitierte sie sich an der Uni­
                          versität Wien im Fach Astrochemie, finanziert aus Mitteln eines APART-Stipendiums der Österreichischen
                           Akademie der Wissenschaften. 2008 absolvierte Ehrenfreund zusätzlich ein Masterstudium in Management
                           und Internationale Beziehungen.
                           Ab 2001 war Pascale Ehrenfreund Professor für Astrobiologie in Amsterdam sowie Leiden, wo sie seit 2006 als
                           Visiting Professor arbeitet. 2005 zog es Ehrenfreund in die Vereinigten Staaten. Dort wurde sie Distinguished
                          Visiting Scientist bei JPL/Caltech in Pasadena. Seit 2008 ist Pascale Ehrenfreund Research Professor of Space
                          Policy and International Affairs am Center for International Science and Technology Policy an der George
                          Washington University (USA). Dort arbeitet sie an wissenschaftspolitischen Themen mit einem Schwerpunkt
                          auf internationalen Beziehungen. Seit 2008 ist sie zudem Lead Investigator am NASA Astrobiology Institute
                                  und sucht nach Lebensspuren im Sonnensystem. Seit 2010 ist Ehrenfreund Vorsitzende des Committee
                                           on Space Research COSPAR Panel on Exploration PEX. Von 2011 bis 2013 war sie Mitglied
                                               der European Commission FP7 Space Advisory Group SAG. Neben zahlreichen anderen
                                                 Mitgliedschaften ist Ehrenfreund seit 2012 Mitglied des NRC Committee on Human
                                                  Space Flight. Seit dem Jahr 1999 ist sie auch im All zu finden, der Asteroid „9826
                                                  Ehrenfreund 2114 T-3“ trägt ihren Namen.
THEMA » Driven by Curiosity – Interview Pascale Ehrenfreund

Science Laboratory) mit dem Curiosity-Ro­    müssen offen sein für neue Ideen. Die „rati­     weltweit wissenschaftlich tätig, wie gut
ver am Mars gelandet war, wurde die Web­     onale Seite“ befasst sich damit, dass wir nur    schneidet Österreich dabei ab?
site der NASA regelrecht gestürmt. Die       nach Leben suchen können, wie wir es ken­
Landung selbst wurde nicht nur am Times      nen. Wir bauen Instrumente, um Moleküle          » Ehrenfreund: Die Institutionen, die ich
Square in New York, sondern weltweit live    zu identifizieren, die wir in unserem gene­      kenne und an denen ich in Österreich gear­
übertragen. Und das Video zur Landungs­      tischen Material finden. Wir sind also auf       beitet habe, waren einzigartig. Als Diplo­
sequenz unter dem Titel „7 Minutes of Ter­   unser Leben fixiert. Wir können vielleicht ei­   mandin in Österreich an der Akademie der
ror“ ist immer noch ein Hit im Internet.     nige Varianten erkennen, aber wir können in      Wissenschaften hatte ich an meinem Institut
Es ist ein Thema, das die Bevölkerung fas­   dem Sinn nicht nach Leben suchen, wie wir        Zugang zu allen Utensilien, die ich für mei­
ziniert. Gute Wissenschaft kann das. Jeder   es vielleicht noch nicht kennen. Dann haben      ne wissenschaftlichen Arbeiten benötigt ha­
möchte wissen, wie es auf einem anderen      wir noch eine technologische Limitierung.        be. So konnte ich meine Arbeit zeitgerecht
Planeten aussieht. Jeder möchte wissen, ob   Zum Mars können wir alle 26 Monate reisen,       fertigstellen. Für meine Dissertation bin ich
wir erfolgreich nach Lebensspuren suchen     in die äußeren Regionen unseres Sonnensy­        dann nach Paris gegangen. Das war ein fi­
können. Es berührt die Frage „Are we         stems vorzudringen, ist eine technische He­      nanziell weniger gut ausgestattetes Institut,
alone?“ Und das ist nun mal eine der wich­   rausforderung und braucht viel Zeit. Es ist      und so konnten wir uns teure Geräte nur in
tigsten Fragen neben „What’s for dinner      anzunehmen, dass Leben in unserem Son­           Kooperation mit anderen Gruppen leisten.
tonight?“.                                   nensystem – wenn überhaupt – nur in Form         Danach war ich in Holland, dort war es teil­
                                             von einfachen Bakterien zu finden ist. Ob sich   weise besser, aber Hürden in der Infrastruk­
» Bernhardt: Are we alone?                   irgendwo im Weltall komplexes Leben gebil­       tur und der Forschungsförderung habe ich
                                             det hat, wissen wir nicht, aber man darf nie­    auch dort erlebt. Und selbst an einigen
» Ehrenfreund: Das kommt darauf an, wie      mandem diese Vision nehmen.                      NASA­-Instituten sind die Geräte veraltet,
komplex man sich das Leben vorstellt. Ich                                                     man hat administrative Schwierigkeiten,
sage immer, es ist eine offene Frage, wir    » Bernhardt: Sie waren an vielen Orten           Safety Rules etc. zu glauben, dass es woan­
                                                                                              ders immer besser sei, ist falsch. Es gibt
                                                                                              überall gewisse Schwierigkeiten, und Öster­
7 MINUTES OF TERROR: WWW.JPL.NASA.GOV/VIDEO/INDEX.PHP?ID=1090
                                                                                              reich ist in keinster Weise schlechter als an­
                                                                                              dere Länder. Die Forschungsfinanzierung ist
                                                                                              derzeit ungenügend, wird diese aufgebes­
                                                                                              sert und gut eingesetzt, dann wird man das
                                                                                              vorhandene Potenzial besser ausschöpfen
                                                                                              können und Österreich wird sich durchaus
                                                                                              an der europäischen Spitze bewegen. Das
                                                                                              ist absolut machbar.

                                                                                              » Bernhardt: Wie kam es dazu, dass der
                                                                                              Asteroid „9826 Ehrenfreund 2114 T-3“ so
                                                                                              genannt wurde?

                                                                                              » Ehrenfreund: Das ist sehr österreichgebun­
                                                                                              den. Als ich das APART-Stipendium bekom­
                                                                                              men hatte und Ende der 90er-Jahre eine der
                                                                                              wenigen Frauen in dieser Dekade war, die
                                                                                              sich habilitierten, wurde mir anerkennend
                                                                                              dieser Asteroid zugeordnet. Er bedroht nicht
                                                                                              unsere Erde, wie ich hinzufügen möchte.

                                                                                              » Bernhardt: Vielen Dank für das Gespräch.

                                                                                                                 FWF info86» 13
FOKUS » Die internationalen Aktivitäten des FWF

                                                                Spitzen­
                                                           forschung findet
                                                      zunehmend in einem welt­
                                                   weit gespannten Netzwerk statt.
                                                 Der FWF hat daher im letzten Jahr­
                                               zehnt seine Bemühungen um die Inter­
                                                nationalisierung der österreichischen
                                               Wissenschaft intensiviert und bringt heu­
                                               te auf europäischer wie globaler Bühne
                                                  seine Förderungsexpertise gestal­
                                                   tend ein. Text: Christoph Bären-
                                                       reuter, Reinhard Belocky,
                                                            Beatrice Lawal

        Die internationalen
        Aktivitäten des FWF
         » Schon in den 1990er Jahren hatte   tischen Netzwerken von Wissenschafte­         trale Koordinationsstelle für die verschie­
         der FWF eine Reihe von Abkom­        rinnen und Wissenschaftern abzielen.          denen internationalen Aktivitäten des FWF
         men mit Partnerorganisation inner­                                                 geschaffen. Seit damals wurde nicht zuletzt
halb und außerhalb Europas abgeschlossen,     An all diesen Initiativen war der FWF von     der Bereich der bilateralen Forschungskoo­
die auf die Finanzierung von bi- und multi­   Anfang an beteiligt und hat sich bis zur      peration mit Partnerorganisationen in- und
lateralen Aktivitäten abzielten. Anfang der   Einstellung der EUROCORES und der RNP         außerhalb Europas deutlich ausgebaut.
2000er Jahre erlebte vor allem der Bereich    im Jahr 2011 an Dutzenden Initiativen be­
der multilateralen Forschungskooperation      teiligt und somit die Teilnahme der öster­    Eine der bemerkenswertesten Initiativen
einen Boom: so fanden die ersten transnati­   reichischen Scientific Community an die­      in diesem Zusammenhang war die Ent­
onalen Ausschreibungen im Rahmen der          sen internationalen Forschungsverbünden       wicklung des sogenannten „Lead Agency-
von der Europäischen Kommission finan­        und Forschungsnetzwerken ermöglicht.          Verfahrens“ für die administrative Verein­
zierten ERA-Net Aktivitäten zur Verbesse­     Förderungsinitiativen im Rahmen von           fachung von bi- oder trilateralen Projekt­
rung der Koordinierung nationaler und regi­   ERA-Nets stellen weiterhin einen Eckpfei­     anträgen im Rahmen der D-A-CH-Koope­
onaler Forschungsaktivitäten durch Vernet­    ler der Internationalisierungsbestre­         ration mit der Deutschen Forschungsge­
zung auf der Ebene von Förderorganisati­      bungen des FWF dar. So ist der FWF            meinschaft (DFG) und dem Schweize­
onen ebenso erfolgreich statt, wie die von    alleine derzeit an zehn ERA-Net-Aus­          rischen Nationalfonds (SNF). Dieses Ver­
der European Science Foundation (ESF)         schreibungen beteiligt und zeichnet für       fahren, in dem nur eine der beteiligten
koordinierten „European Collaborative         die Finanzierung der österreichischen         Förderungsorganisationen die Begutach­
Research Programmes“ (EUROCORES).             Teilprojekte verantwortlich.                  tung von bi-/multilateralen Projektanträ­
Darüber hinaus wurden die, ebenfalls von                                                    gen übernimmt, gilt international mittler­
                                                                                                                                          © Shutterstock

der ESF koordinierten, „Research Networ­      Mit der Einrichtung der Abteilung „Interna­   weile als best-practice-Modell und wird
king Programmes“ (RNP) eingerichtet, die      tionale Programme – Entwicklung & Strate­     sowohl vom FWF als auch einer Reihe
auf die Schaffung von multilateralen thema­   gie“ im Jahr 2004 wurde erstmals eine zen­    anderer Organisationen angewendet. Ne­

        14 » FWF info86
FOKUS » Die internationalen Aktivitäten des FWF

» Neben der D-A-CH-Kooperation hat der FWF in den
letzten Jahren auch seine Kooperation mit zahlreichen
internationalen Partnerorganisationen intensiviert. «

ben der D-A-CH-Kooperation hat der FWF        Finanzierung von Projektkosten in Ent­        Hälfte aller Einzelprojekte wird von die­
in den letzten Jahren auch seine Koopera­     wicklungsländern. Dadurch sollen wissen­      ser Möglichkeit Gebrauch gemacht, ein
tion mit zahlreichen internationalen Part­    schaftlich begründete Kooperationen auch      starker Indikator für die internationale
nerorganisationen intensiviert. Der FWF       mit Ländern ermöglicht werden, in denen       Ausrichtung der Grundlagenforschung in
zielt dabei darauf ab, möglichst themen­      die notwendigen finanziellen Mittel zur       Österreich.
offene, regelmäßige Ausschreibungen an­       Durchführung der wissenschaftlichen Pro­
zubieten. Durch diese Strategie soll der      jekte nicht zur Verfügung stehen. Voraus­     Die internationalen Aktivitäten des FWF
Scientific Community in Österreich der        setzung ist auch hier die Einhaltung hoher    erschöpfen sich jedoch nicht in der Er­
Aufbau von nachhaltigen Forschungskoo­        wissenschaftlicher Standards.                 möglichung internationaler Forschungsko­
perationen, unabhängig von wechselnden                                                      operationen. Der FWF bringt sich darüber
Call-Themen, ermöglicht werden. Sie           Die Bedeutung, die der FWF der Erweite­       hinaus aktiv in wissenschaftspolitische De­
stellt somit auch ein flexibles Instrument    rung seines internationalen Förderungsan­     batten auf europäischer und globaler Ebe­
dar, welches die Universitäten und ande­      gebots beimisst, zeigt sich nicht zuletzt     ne ein. Als eine der treibenden Organisati­
re Forschungseinrichtungen in der Reali­      am deutlich gestiegenen Anteil, welchen       onen hinter der Gründung der neuen
sierung ihrer strategischen Ausrich­          die Förderung von internationalen Pro­        Dachorganisation der europäischen For­
tungen unterstützt. Der FWF bietet mitt­      jekten am Gesamtbudget des FWF aus­           schungsförderungs- und Forschungsträ­
lerweile Kooperationsmöglichkeiten mit        macht. Wurden etwa im Jahr 2007 noch          gerorganisationen, Science Europe, ist der
zahlreichen europäischen Ländern              internationale Projekte mit einer Förder­     FWF in verschiedenen Arbeitsgruppen zu
(Deutschland, Frankreich, Großbritan­         summe von insgesamt 4,2 Mio. € bewilli­       einer Reihe von wissenschaftspolitischen
nien, Luxemburg, Schweiz, Slowenien,          gt, so ist diese Summe im Jahr 2012 auf       Themen tätig. So setzt sich der FWF im
Ungarn) an, wobei diese Liste demnächst       16,2 Mio. € angestiegen. Im Jahr 2012         Rahmen von Science Europe aktiv für die
um neue Ausschreibungen mit Partneror­        gingen somit rund 8 % des FWF-Gesamt­         Verbreitung des freien Zugangs zu wissen­
ganisationen in Tschechien und Flandern       bewilligungsvolumens an internationale        schaftlichen Publikationen (Open Access)
erweitert wird. Auf internationaler Ebene     Projekte (siehe dazu die Graphik). Zählt      ein, trägt zur Diskussion rund um best-
fokussiert der FWF seine Kooperationsak­      man auch die Mobilitätsprogramme              practice Modelle der internationalen For­
tivitäten vor allem auf die bestehenden       (Schrödinger, Meitner) hinzu, wurden          schungskooperation bei oder bringt sein
oder die aufstrebenden „Big Players“ im       2012 ca. 15 % des Gesamtbewilligungsvo­       Know-how in Bereichen wie Research
Wissenschaftsbereich, wie z. B. Indien,       lumens für „Internationalisierungsmaß­        Integrity oder der Entwicklung von
die USA oder Süd-Korea. Ein weiterer          nahmen“ aufgewendet.                          Forschungsindikatoren bei. Auf globaler
Ausbau des Förderungsangebots ist auch                                                      Ebene unterstützt der FWF den 2012
hier geplant. Diese Aktivitäten ergänzen      Abgesehen von den spezifischen interna­       gegründeten Global Research Council,
die bewährten Mobilitätsprogramme des         tionalen Programmen ermöglicht der            eine informelle Kooperation von Förde­
FWF, die sowohl Incoming (Lise-Meitner-       FWF auch die Einbindung internationaler       rungsorganisationen aus aller Welt, die
Programm) als auch Outgoing (Erwin-           Kooperationspartner, wobei hier Finanz­       sich der Definition von globalen Standards
Schrödinger-Programm) unterstützen.           mittel für Kooperationsaktivitäten bean­      in Bereichen wie Peer Review, Research
                                              tragt werden können. In mehr als der          Integrity oder Open Access widmet. «
Während in all diesen Kooperationen der
FWF jeweils für die Finanzierung der ös­
terreichischen Projektteile verantwortlich
ist, die Projektteile in den Partnerländern
jedoch von den ausländischen Förderungs­                  FWF-Website (Internationale Aktivitäten)        Science Europe
organisationen finanziert werden, ermögli­                www.fwf.ac.at/de/internationales/index.html    www.scienceeurope.org
cht der FWF seit dem Jahr 2010 auch die

                                                                                                              FWF info86» 15
FOKUS » Die internationale Strategie des FWF

                                               Wissenschaftlicher Austausch, Kooperation und Wettbewerb über nationale
                                               Grenzen hinweg sind charakteristisch für das heutige globale Wissenschafts­
                                               system, wobei der Trend zur internationalen Zusammenarbeit in den letzten
                                               Jahren deutlich an Dynamik gewonnen hat. Die zunehmende Bedeutung der
                                               diesbezüglichen Aktivitäten des FWF erfordert strategische Überlegungen zur
                                               Positionierung und die Entwicklung von Leitlinien für programmspezifische
                                               Umsetzungsaspekte. Text: Christoph Bärenreuter, Reinhard Belocky

        Die internationale
        Strategie des FWF
        » Der FWF hat in diesem Zusam­         wird durch eine pro-aktive, angebotsorien­
        menhang ein Dokument erarbeitet,       tierte Politik des FWF ergänzt. Der FWF
        das einen allgemeinen Rahmen für       möchte, unabhängig vom bereits bestehen­
seine internationale Einbindung definiert.     den Ausmaß des wissenschaftlichen Aus­
In diesem Dokument – „Der FWF im inter­        tauschs, die Beziehungen auch mit denjeni­
nationalen Kontext“ – werden drei Ebenen       gen Ländern stärken, die als bestehende
der internationalen Vernetzung des FWF         oder aufstrebende „Big Player“ die globale
unterschieden.                                 Wissenschaftslandschaft prägen und zahl­       Generell ist es das Ziel des FWF, im Rah­
                                               reiche Kooperationsmöglichkeiten bieten.       men internationaler Programme den Auf­
Der FWF als Förderer internationaler For-      Abgestimmte Kooperationsinstrumente,           wand für die Antragsstellerinnen und An­
schungskooperationen Der FWF hat in den        durch die substanzielle Finanzierungen ge­     tragsteller möglichst gering zu halten sowie
letzten Jahren die Möglichkeiten für öster­    meinsamer Aktivitäten ermöglicht werden,       die administrativen Abläufe weitestgehend
reichische Wissenschafterinnen und Wis­        stellen einen direkten Wettbewerbsvorteil      analog zu den anderen Programmen des
senschafter, sich an internationalen For­      für die österreichische Scientific Communi­    FWF zu gestalten.
schungsprojekten zu beteiligen, sei es bila­   ty dar. Dies trifft insbesondere auf thema­
teral mit Partnern aus einem einzelnen Land    tische multilaterale Kooperationsaktivitäten   Der FWF als internationaler wissen-
oder multilateral, deutlich ausgebaut. Bei     im europäischen Rahmen (z. B. ERA-Nets)        schaftspolitischer Akteur Forschungspoli­
der Auswahl der in Frage kommenden Part­       zu, wo der FWF durch seine Beteiligung die     tische Weichenstellungen finden zuneh­
nerorganisationen aus aller Welt wird der      österreichische Wissenschaft in ihren Stär­    mend auf internationaler – speziell europä­
FWF vor allem von zwei Überlegungen ge­        kefeldern unterstützt.                         ischer – Ebene statt, mit konkreten Auswir­
leitet. Einerseits werden Kooperationen mit                                                   kungen auf die nationalen Wissenschaftssy­
denjenigen Ländern angestrebt, mit denen       Ergänzend zu den spezifischen Kooperati­       steme. Der damit in Zusammenhang ste­
die Wissenschaftsgemeinschaft in Österrei­     onsprogrammen bietet der FWF vor allem         hende internationale wissenschaftspoli­
ch bereits enge Bande unterhält. Die Instru­   Programme zur Unterstützung der interna­       tische Diskurs involviert nationale Ministe­
mente des FWF sollen einen Ausbau und ei­      tionalen Mobilität (Incoming und Outgoing)     rien und Förderungsagenturen, For­
                                                                                                                                             © Shutterstock

ne Vertiefung dieser Beziehungen auf Basis     sowie die Möglichkeit zur Einbindung inter­    schungsstätten und Forschungsträger, so­
einer substanziellen Finanzierung ermögli­     nationaler Kooperationspartner im Rahmen       wie supranationale Akteure wie die EU-
chen. Diese nachfrageorientierte Politik       aller nationalen Programme an.                 Kommission und die Dachverbände natio­

        16 » FWF info86
FOKUS » Die internationale Strategie des FWF

                     » Der FWF sieht sich in diesem
                     Institutionengefüge als Vertreter
                     der Interessen der österreichischen
                     wissenschaftlichen Forschung. «

naler Organisationen. Der FWF sieht sich in   Internationale Standards als Leitlinien        ne Expertise in entsprechenden internati­
diesem Institutionengefüge als Vertreter      des FWF Nicht zuletzt orientiert sich der      onalen Foren ein. Ein weiterer Bereich, in
der Interessen der österreichischen wissen­   FWF in seinen Aktivitäten an internationa­     dem der FWF sich an internationalen
schaftlichen Forschung mit dem Ziel, ihre     len Standards bzw. entwickelt diese aktiv      Standards orientiert, sind die in der „Hu­
Entwicklungsmöglichkeit und internationa­     mit. So ist etwa die ausschließlich interna­   man Resources Strategy for Researchers“
le Integration generell und unabhängig von    tionale Begutachtung der Projektanträge        festgehaltenen Grundsätze, Zuständig­
thematischen oder regionalen Fokussie­        ein zentraler Bestandteil des Qualitätssi­     keiten und Ansprüche von Forscherinnen
rungen zu stärken.                            cherungsmechanismus des FWF. Auch in           und Forschern als auch von Arbeitgebe­
                                              Hinblick auf Fragen der wissenschaftli­        rinnen und Arbeitgebern im Wissen­
Die Aktivitäten des FWF fokussieren sich      chen Integrität, der Förderung des freien      schaftsbereich. Diese Bemühungen des
vor allem auf Ebene der Dachorganisation      Zugangs zu Publikationen und zu Daten          FWF wurden 2012 von der Europäische
der europäischen Forschungsförderungsor­      ist der FWF durch seine eigenen Aktivi­        Kommission mit dem „HR Excellence in
ganisationen, Science Europe, welche die      täten teils selbst Vorreiter und bringt sei­   Research“-Zertifikat ausgezeichnet. «
Intensivierung der Kooperation zwischen
den Mitgliedsorganisationen sowie mit der
Europäischen Union und anderen Akteuren
zum Ziel hat. Im Rahmen von Science Euro­
pe ist der FWF in mehrere Arbeitsgruppen                  Der FWF im internationalen Kontext (PDF)         Science Europe
involviert ist, die sich der gemeinsamen                  www.fwf.ac.at/de/internationales/pdf/            www.scienceeurope.org
Entwicklung von Best-Practice Modellen                    FWF-internat_Kontext.pdf
bzw. von konkreten Initiativen widmen.

                                                                                                               FWF info86» 17
FOKUS » Firnberg/ Richter

      Wissenschaftliche
      Karrierevorbilder
                                                                                                                  Hertha-Firnberg-
         Der FWF unterstützt mit der                                                                              Programm
 ­„Karriereentwicklung für Wissen­                               Hertha-Firnberg-
 schafterinnen“ Frauen am Beginn                                 Programm                                         Ursula
    ihrer wissenschaftlichen Karriere                                                                             Fürnkranz
        bzw. bei der Qualifikation zur                           Veronika
                                                                 Burz-Tropper
  ­Bewerbung um e   ­ ine in- oder aus­
                                                                                           » Auswirkungen der Interaktionen von
ländische Professur. Im Folgenden                                                          Trichomonas vaginalis und Mycoplasma
werden nun jene 17 Firnberg- bzw.         » „Gottes-Rede“ im Johannesevangelium «          hominis «
     Richter-Stelleninhaberinnen mit
   ­ihren Projekten vorgestellt, die in   „Gottes-Rede“ – d. h. Theo-Logie im strikten     Die Trichomonose ist die weltweit häu­
 der Kuratoriumssitzung Mitte Juni        Wortsinn – kam in der neutestamentlichen         figste – nicht virale – sexuell übertragbare
              2013 bewilligt wurden.­     Wissenschaft bisher, verglichen mit Christo­     Infektionskrankheit. Der einzellige Parasit
          Redaktion: Marc Seumenicht      logie, Pneumatologie, Ekklesiologie, Soterio­    Trichomonas vaginalis verursacht Juckreiz
                                          logie und Eschatologie, kaum eigens in den       und Entzündungen der vaginalen Schleim­
                                          Blick. Das geplante Forschungsvorhaben           häute; allerdings verlaufen etwa 50 % der
                                          greift dieses Desiderat auf und untersucht ex­   Infektionen (vor allem bei Männern) sym­
                                          emplarisch eine bestimmte neutestament­          ptomlos. Warum das so ist, ist nicht vollstän­
                                          liche Schrift – das Johannesevangelium – auf     dig erforscht. Mycoplasma hominis, ein zell­
                                          ihre Aussagen über Gott.                         wandloses Bakterium, wird ebenfalls mit ei­
                                          Ausgehend von der Frage, was im Johan­           nigen Krankheitssymptomen im Geschle­
                                          nesevangelium von Jesus als dem „einzigen,       chtstrakt beschrieben. Eine enge Beziehung
                                          der Gott ist“ (Joh 1,18) über Gott selbst        zwischen T. vaginalis und M. hominis wurde
                                          ausgesagt wird, werden die dabei auszuma­        schon beschrieben: Es gibt Studien, die ver­
                                          chenden Bilder, Motive und Traditionen           muten, dass es einen Zusammenhang zwi­
                                          untersucht. Die Analyse der relevanten Pas­      schen M. hominis und T. vaginalis, die
                                          sagen zielt auf eine erstmalig umfassende        Pathogenität und Medikamenten-Resistenz
                                          Zusammenschau der „Gottes-Rede“ im               betreffend, gibt. Das Ziel der vorliegenden
                                          Johannesevangelium.                              Studie ist, die Auswirkungen dieser Interak­
                                                                                           tionen im Labor zu beleuchten und detail­
                                          Veronika Burz-Tropper studierte in Graz und      lierte Aussagen über die Art der Interakti­
                                          Jerusalem Katholische Fachtheologie und Re­      onen und die Vorteile für den jeweiligen Mi­
                                                                                                                                            © Bernd Schranz, Martin Doherty, Privat

                                          ligionspädagogik. Sie promovierte an der         kroorganismus zu treffen.
                                          Universität Wien, wo sie gleichzeitig als
                                          Assistentin am Institut für Neutestamentliche    Ursula Fürnkranz studierte Biologie mit
                                          Bibelwissenschaft arbeitete. Nach Stationen      Schwerpunkt Anthropologie und Parasitolo­
                                          an der Johannes Gutenberg-Universität            gie in Wien. Nach dem Doktorat hat sie ein
                                          Mainz und der Universität Innsbruck kehrt        paar Jahre lang mit Bakterien gearbeitet und
                                          sie wieder an die Universität Wien zurück, wo    nun mit dem Hertha-Firnberg-Projekt eine
                                          sie ihr Projekt durchführen wird.                Fusion dieser drei Gebiete erreicht.

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