RUNDSCHAU Weiß-Blaue für Altbayern, Franken und Schwaben - Bayernbund
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Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Bayernbundes e.V. Weiß-Blaue RUNDSCHAU für Altbayern, Franken und Schwaben Bayerns Zukunft liegt im Föderalismus
Impressum Herausgeber: Bayernbund e.V., Münchener Straße 41, 83022 Rosenheim E-Mail: postfach@bayernbund.de Redaktion: Landesvorstand des Bayernbundes e.V., Fritz Lutzenberger (Leitender Redakteur), Wilfried Funke V.i.S.d.P.: Bayernbund e.V. 2021 Druck: Rapp Druck GmbH, Kufsteiner Straße 101, 83126 Flintsbach Grafische Gestaltung: SKS Fotosatz GmbH, Kufsteiner Straße 101, 83126 Flintsbach Festschrift: Nr. 3 – 64. Jahrgang
EDITORIAL Liebe Mitglieder des Bayernbundes, liebe Leserinnen und Leser dieser Festschrift! Ein herzliches Grüß Gott in unse- Entscheidungsfreiheit soll erhalten rer Festschrift als Sonderausgabe un- und bewahrt werden. Aus diesem be- serer Weiß-Blauen Rundschau zum sonderen aktuellen Anlass war es uns 100-jährigen Jubiläum des Bayern- auch wichtig, in der Festschrift (ge- bundes. staltet im Stil der Weiß-Blauen Rund- schau) bei den Grußworten auf die Ein ganz besonderes Jahr begeht „Zukunft des Föderalismus“ hinzuwei- der Bayernbund in diesem Jahre 2021. sen. Zum Thema der föderativen Ord- Vor hundert Jahren – genau am 15. nung hatten wir zudem in der März 1921 – gründeten 35 Mitglieder regulären Ausgabe der WBR im im Münchner Sterneckerbräu im Tal April/Mai 2021 Gastbeiträge unserer den „Bayerischen Heimat- und Kö- Landtagspräsidentin Ilse Aigner mit nigsbund“. Das damalige Hauptziel dem Schwerpunkt „Föderalismus und bildete der Einsatz „für Bayerns Erhal- Pandemie“ sowie von Manfred Weber, tung auf dem Boden des föderalisti- Mitglied des Europäischen Parla- schen und monarchistischen Prin- ments, mit dem Titel „Europa wächst zips“. durch seine Regionen zusammen“. Im Jahre 1967 brachte die Umbe- Der Föderalismus gibt uns die nennung in den Bayernbund auch Möglichkeit, unsere Vielfalt in allen zum Ausdruck, dass der ursprüngliche Bereichen einzubringen und auch zu Verbandszweck, nämlich die Erneue- leben. Dieses Grundprinzip gilt es für Sebastian Friesinger rung der Monarchie, nicht mehr unseren Freistaat Bayern mit ganzem Hauptziel und Zweck des Bayern- Einsatz zu erhalten und zu bewahren ich unserem Ministerpräsidenten Dr. bunds war. Jedoch sollte es das föde- und dafür danke ich allen Bayern- Markus Söder hierfür ein großes Ver- ralistische Prinzip für den Freistaat bundmitgliedern. gelt’s Gott aussprechen. Bayern umso mehr zu halten und zu Der Föderalismus ist für mich auch Ich wünsche dem Bayernbund unterstützen gelten. wichtiger Grundstock einer gelebten weiter viele aktive Jahre und viele Darum ist es angesichts der aktuel- Demokratie. Er bildet die Basis, um neue Unterstützer, die auch hierzu die len Diskussion über die Veränderun- selber mitreden und mitentscheiden Aufgaben unserer Zeit erkennen. Un- gen zu mehr bundesstaatlichen Ein- zu können. So wollen wir in Bayern seren Mitgliedern und allen, die zum heits-Strukturen für den Bayernbund auch in Zukunft mitbestimmen, was Gelingen dieser Festschrift beigetra- umso wichtiger, in allen möglichen für unsere bayerische Bevölkerung das gen haben, wünsche ich darin viel Er- Gesprächen und Veranstaltungen Beste ist und in diesem Sinne alle für folg und für die Zukunft vor allem (hier ist die aktuelle Lage gerade ex- das Bayernbundziel „Bayern - Freistaat Gesundheit. trem schwierig) und in Medienauftrit- mit Zukunft“ eintreten. ten auf die Bedeutung des Föderalis- Liebe Leser, diese Festschrift ziert Gott mit Dir, Du Land der Bayern! mus hinzuweisen und um diesen zu auf dem Titelblatt die „Ehrenfahne kämpfen. des Ministerpräsidenten“, die dem Es gilt nämlich „Die Zukunft des Bayernbund zum hundertjährigen Ju- Freistaates Bayern“ weiterhin zu stär- biläum überreicht wird und für uns ken, denn Föderalismus bedeutet auch eine große Ehre darstellt. Im Namen Sebastian Friesinger, Bezirksrat „Freiheit“ und gerade diese politische aller Bayernbundmitglieder möchte Landesvorsitzender 100 Jahre Bayernbund e.V. 3
GRUSSWORTE Herzlichen Glückwunsch zum Ju- Das Bekenntnis zum Föderalismus biläum, herzlichen Dank für das En- und zu einem geeinten Europa sind gagement für unsere Kultur sowie für daher Verfassungsauftrag und wesent- Demokratie und Föderalismus! licher Teil bayerischer Identität. Digitalisierung und Globalisierung Bayern ist stolz auf seine große Ge- sind die bestimmenden Themen unse- schichte und kulturelle Tradition. Das rer Zeit. Als Reaktion darauf gibt es gibt den Menschen unseres Landes eine starke Bewegung, die das Regio- eine stabile Basis und die Kraft, ihre nale wiederentdeckt und den Wert der Zukunft als eine führende Region ent- Heimat schätzt. Das ist überall in schlossen und mutig zu gestalten. Europa zu spüren. Der Föderalismus Dabei ist jedoch allen bewusst, dass wird deshalb auch in Zukunft eine dies nur im Rahmen der Bundesrepu- starke und gestaltende Kraft unseres blik Deutschland und gemeinsam mit politischen und gesellschaftlichen Zu- Dr. Markus Söder unseren Freunden und Partnern in sammenlebens bleiben. Bayerischer Ministerpräsident Europa gelingen kann. Die großen Aufgaben in einem leistungsfähigen Verbund zu lösen, ist die eine Seite. Die andere, Entscheidungen möglichst nah an den Bürgerinnen und Bürgern zu treffen. Bayern ist ein blühendes und wirt- bandszweck, nämlich die Erneuerung schaftlich außerordentlich starkes der Monarchie, nach dem II. Weltkrieg Land in der europäischen Union. Wir nicht mehr sein vordringlicher Zweck freuen uns, hier in einem Rechtsstaat war. So war man im Jahr 1967 mit zu leben und am Wohlstand teilhaben voller Unterstützung meines Vaters, zu können. darauf bedacht mit dem Bayernbund Mit ein Grund für die starke Stel- „einen organisatorischen Rahmen“ zu lung Bayerns ist sicher das föderalisti- entwickeln, um „jedem, der zu Bayern sche Prinzip Deutschlands, das seit der steht, Mitarbeit und Mithilfe zu ermög- Reichsgründung 1871 die Eigenstaat- lichen“. Er schloss dabei ausdrücklich lichkeit und Eigenständigkeit Bayerns „die Vertriebenen, die in Bayern seßhaft sicherstellt und fördert. Der heutige geworden sind“ mit ein. Bayernbund ist seit seiner Gründung In diesem Sinne sind wir immer am 15. März 1921 in München für noch gefordert, einen Gleichklang Herzog Franz von Bayern das föderative Staatssystem eingetre- herzustellen zwischen der Bewahrung ten. der eigenen Tradition und der Öff- Auch mein Vater, Herzog Albrecht nung für neue geschellschaftliche Ent- von Bayern, setzte sich Zeit seines Le- wicklungen und für die Menschen, die bens für den Föderalismus ein. Sowohl sich heute bei uns in Bayern ansie- er als auch mein Großvater, Kronprinz deln. Rupprecht von Bayern, unterstützten In diesem Sinne wünsche ich dem den Bayernbund, der bis 1967 Bayeri- Bayernbund viel Glück und Erfolg. scher Heimat- und Königsbund hieß. Die Umbenennung brachte auch zum Ausdruck, dass der ursprüngliche Ver- 4 100 Jahre Bayernbund e.V.
GRUSSWORTE Im November 1945 schrieb Wil- Dafür sei allen seinen Mitgliedern von helm Hoegner: „Wir Bayern haben es Herzen gedankt – und natürlich satt, uns von oben herab behandeln zu ebenso für die Förderung des Ge- lassen. Vor allem aber wollen wir wie- schichtsbewusstseins, die Bewahrung der unsere eigenen Herren im Gast- unserer wunderbaren Dialekte, die haus zum Bayerischen Löwen sein.“ Unterstützung der Heimatpflege und Foto: Bayerischer Landtag Rolf Poss Das klang kämpferisch. Und das war des Brauchtums, der Landschafts- es auch – aus der damaligen Zeit her- pflege und des Naturschutzes. All das aus verständlich. Heute können wir macht den Charme und die Stärke feststellen: Der ehedem gefürchtete unseres Landes aus, gerade in einem Berliner Zentralismus hatte in unserer Föderalismus, der sich zu einem Wett- Verfassungswirklichkeit nie eine bewerb unter den Ländern entwickelt Chance – und er hätte auch keine Zu- hat. Bayern braucht diesen Wettbe- kunft. Im Gegenteil, der Einfluss der werb selbst im vereinten Europa nicht Ilse Aigner Länder auf den Bund – das ist in der zu scheuen. Und an diesem erfreuli- Präsidentin des Bayerischen Landtags Corona-Krise erneut deutlich gewor- chen Befund hat der Bayernbund den – zeigt mehr Wirkung als je zuvor. einen erheblichen Anteil. Herzliche Der Bayernbund ist ein überpartei- Der Föderalismus hat sich in dieser Gratulation zum Hundertjährigen licher Zusammenschluss. Aber ich Krise bewährt: mit Blick auf die Län- und auch in Zukunft viel Erfolg im In- denke, es ist von der Etikette gedeckt, der, mit Blick auf regional unter- teresse unserer bayerischen Heimat wenn ich einen Parteipolitiker zitiere, schiedliche Lagen, mit Blick auf und ihrer Menschen! der noch dazu nicht meiner eigenen angepasste Lösungen. Er ist ein zu- Partei angehörte. kunftsfähiges Modell, zu dem auch der Bayernbund seit 100 Jahren steht. Liebe Leserinnen und Leser, Alleingang, sondern im engen Schul- der Föderalismus der Bundesrepublik terschluss gemeinsam begegnet. Im Deutschland ist eine großartige Er- Rahmen der Gewaltenteilung haben folgsgeschichte – und das seit nun- die Länder außerdem die Möglichkeit, mehr über 70 Jahren! Die konstruk- über den Bundesrat auch in Angele- tive Zusammenarbeit von Bund und genheiten des Bundes mitzuwirken. Ländern ist dabei geprägt vom inten- Bund und Länder helfen sich gegen- siven Austausch und vom Ringen um seitig. gemeinsame Lösungen. Gerade das Auch die Diskussion der vergange- macht unsere Demokratie aus. nen Jahre um eine Reform des Föde- ralismus hat die föderale Ordnung als Vor allem in den aktuell herausfor- solche nie in Zweifel gezogen. dernden Corona-Zeiten hat sich die Ich bin mir sicher, dass der Födera- föderale Ordnung bestens bewährt. So lismus ein Erfolgsmodell für Deutsch- Joachim Herrmann finden sich zeitnah sinnvolle Maßnah- land ist und auch weiterhin bleiben Bayerischer Staatsminister des Innern, men für die jeweilige Region. Häufig wird. Darum danke ich auch dem für Sport und Integration zu Unrecht als „Flickenteppich“ ge- Bayernbund ausdrücklich für sein Mitglied des Bayerischen Landtags scholten, unterstreichen gerade diese herausragendes Engagement, den unterschiedlichen Regelungen die Föderalismus in unserem geeinten größte Stärke des Föderalismus: näm- Europa zu fördern. lich die Rücksichtnahme auf regionale Dafür ein herzliches Vergelt’s Gott! Besonderheiten. Das schafft Bürger- nähe! Gleichwohl wird mit einem an- dauernden Dialog von Bund und Län- dern den Herausforderungen nicht im 100 Jahre Bayernbund e.V. 5
GRUSSWORTE leben. Der Begriff „Heimat“ hat Kon- von Menschen, die anderswo ihre junktur. Das gilt über die politischen Heimat haben oder bei uns Zuflucht Lager hinweg. Und das ist auch gut so. suchen, weil sie ihre Heimat verlassen Aber was bedeutet Heimat? Jeder und müssen. Und auch der Föderalismus jede von uns hat vermutlich je eigene ist Ausdruck eines inklusiven Ver- persönliche Assoziationen zu diesem ständnisses von Heimat: Wo die Re- Begriff. Heimat ist, wo ich geboren gionen gut und vertrauensvoll zusam- bin, was mir vertraut ist, wo ich Si- menarbeiten, profitieren am Ende alle. cherheit und Geborgenheit empfinde, Meine Hoffnung ist, dass wir Heimat wo die Landschaft, die Natur, mir ver- neu entdecken als etwas, was Gott uns traut ist. „Heimat ist kein Ort – Hei- schenkt und was wir gerade deswegen mat ist Gefühl“, hat Herbert Gröne- auch gerne mit anderen teilen. Als meyer einmal gesungen. Heimat ist Christen leben wir von der Sehnsucht nichts Exklusives. Heimat bedeutet und der Hoffnung auf die zukünftige Heinrich Bedford-Strohm vielmehr, dass die Liebe zum Eigenen Heimat bei Gott. Wir wissen, dass wir Landesbischof offen macht für den anderen. Heimat noch unterwegs sind zu unserer wah- ist inklusiv. Heimat bedeutet zugleich ren Heimat. Diese Gewissheit und die Mit einem herzlichen „Grüß Gott“ eine tiefe Verbindung zur ganzen Dankbarkeit für die Heimat, die wir grüße ich Sie und wünsche dem Welt, die für uns Christen Schöpfung schon hier haben, lässt uns mit Psalm Bayernbund zu seinem 100-jährigen Gottes ist. Diese Verbundenheit mit 103 auszurufen: „Lobe den Herrn Bestehen alles Gute. der ganzen Welt steht nicht gegen meine Seele und vergiss nicht, was er eine tiefe Verwurzelung in den je ei- Dir Gutes getan hat!“ Die Verbundenheit zur christlichen genen Gemeinschaften zu Hause. Ge- Gott segne Sie! Ihr Tradition ist eines der Ziele des Bay- rade weil wir unsere Heimat lieben ernbundes ebenso wie die Liebe zu und die Menschen lieben, die in ihr der Region dieser Welt, in der wir leben, werden wir offen für die Nöte durch geschichtliche Erkenntnis und dessen Politiker und Politikerinnen unserer kulturellen Vielgestalt be- sich leidenschaftlich für das „große wusst, keine Nation bilden sollten, Ganze“ engagieren. Der „Bayernbund“ müssen wir endlich den Föderalismus ist ein Teil des deutschen Föderalis- als einzige Chance begreifen. mus. Vor 100 Jahren nach dem Ende der Monarchie gegründet, wollten Nicht als geballte Nation, nicht als seine Mitglieder die neue politische […] wider einander gesetzte Natio- Kultur in Verbindung bringen mit der nen, nur als friedlich wettstreitende Liebe zur Heimat und erhaltenswer- Länderbünde können wir unseren ten Traditionen, die den unverwech- Nachbarn […] Sicherheit bieten.“ selbaren Charakter eines Landes aus- Das gilt für Deutschland und erst machen. Genau das braucht es auch recht für Europa. Föderalismus ver- heute, wo die Welt ein Dorf zu sein langt aber nicht allein ein kluges, sen- scheint: Zusammenhalt über alle Susanne Breit-Keßler sibles und tatkräftiges Miteinander, Grenzen hinweg, ein gemeinsames Regionalbischöfin i.R. sondern auch das Bewusstsein für die Anpacken der Herausforderungen in Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates ganz eigenen Stärken. Niemand kann dieser Welt und Bodenständigkeit – ein echter, guter Partner sein, wenn er die Verbundenheit mit der Heimat, Der Schriftsteller Günter Grass hat oder sie nicht selbstbewusst ist. Positiv die der Seele ein Zuhause gibt. die Chance des Föderalismus mit gro- formuliert: Fit für den Föderalismus Vivat „Bayernbund“, dem ich herz- ßen und bedenkenswerten Worten ist das Land, das seine Geschichte mit lichst gratuliere und dessen stolzes beschrieben. Er sagte: „Da wir, gemes- ihren Sonnen- und Schattenseiten Mitglied ich bin! sen an unserer Veranlagung, keine kennt, dass um die Fähigkeiten seiner Ihre Nation bilden können, da wir, belehrt Bürger und Bürgerinnen weiß und 6 100 Jahre Bayernbund e.V.
GRUSSWORTE schen durch München und die Zug- dem Erhalt unserer süddeutschen spitze musste noch zu Fuß bestiegen Heimat verschrieben. Er pflegt deren werden. kulturelle Identität mit ihren vielfälti- Heute werden in Oberbayern Flug- gen Ausprägungen. Er erinnert daran, taxis entwickelt und in wenigen Jah- wie wichtig die Bewahrung der ren soll der erste bayerische Quanten- Schöpfung ist. Er ermutigt unsere po- computer einsatzbereit sein. Unser litischen Entscheiderinnen und Ent- Leben ändert sich in hohem Tempo, scheider zum Selbstbewusstsein in der wobei wir für viele positive Aspekte föderalen Gemeinschaft, fordert aber des Fortschritts dankbar sein können. auch verantwortungsvolles Handeln Zuletzt hat uns die Coronakrise aber auf der Grundlage einer christlichen auch gezeigt, wie unvorhersehbar und Staatspolitik ein. Der Bayernbund wie hart der Wandel uns treffen kann. setzt sich ein für den Erhalt von Es gibt aber auch Konstanten: Brauchtum, Werten und Traditionen, Wolfgang Bischof Wenn ich das Vater Unser bete, spre- die einen kulturellen Reichtum dar- Weihbischof che ich dieselben Worte wie meine stellen und trägt so zum Erhalt wich- Großeltern. Wenn ich durch das tiger Konstanten im Wandel bei, die Wie tiefgreifend hat sich das Leben Berchtesgadener Land wandere, sehe uns Orientierung geben. Gratulation der Bayerinnen und Bayern in den ich immer die gleichen Gipfel. Und und auf die nächsten 100 Jahre! letzten hundert Jahren verändert? wenn ich mit Kindern die Erstkom- munion feiere, strahlen sie dieselbe Als der Bayernbund 1921 gegrün- Vorfreude aus wie ich selbst an ihrer det wurde, trieben Flöße über den Stelle vor fünf Jahrzehnten. Der Bay- Main, rumpelten überwiegend Kut- ernbund hat sich der Würdigung und Die Landesversammlung 2021 findet am 11. September in Altötting statt. Um 11:00 Uhr wird im Rahmen eines Gottesdienstes auf dem Kapellplatz die Ehrenfahne des Ministerpräsidenten gesegnet. Nach dem gemeinsamen Mittagstisch beginnt um 14:00 Uhr die Landesversammlung im Forum Altötting. 100 Jahre Bayernbund e.V. 7
GRUSSWORTE gewissen Souveränität heraus kann Glaubens und der Lebensfreude sind man selbstbewusst und sinnvoll Ver- und den Erfolg unserer Arbeit feiern. träge schließen, also föderal denken Nicht zu vergessen ist die Verschie- und handeln, ohne selbst die eigene denheit der Speisen und Getränke, die Kultur und Lebensart opfern zu müs- unser Land besonders auszeichnet. sen. Dies kann normalerweise auf Und die hohe Kultur unserer Gast- Dauer nur in Freiheit geschehen und wirtschaften. in gegenseitiger Achtung der Eigen- Wenn in unserer Lebensfreude ge- heiten der jeweiligen Bündnispartner. schossen wird und die Böller krachen, Unser bayrisches Staatswappen dann wissen alle Eingeweihten, dass es zeigt, wie aus über 70 souveränen sich dabei um friedliche Signale an bayrischen Herrschaften, Grafschaf- Festtagen handelt. Unsere Kirchen- ten, geistlichen und weltlichen Für- glocken und unsere Kuhglocken auf stentümern – natürlich nicht immer der Weide sollen läuten dürfen, weil Prälat i.R. Josef Obermaier freiwillig – eine Einheit gewachsen ist, sie zu unserer Lebenskultur gehören. die unser Wappen vorstellt: die Pfäl- Hier sollten manche „Zugezogene“ Es ist mir eine große Ehre, öffent- zer, die Franken, die Ober- und Nie- Föderalismus lernen! lich dem Bayernbund zum 100-jähri- derbayern, und die Schwaben. Nach Manche träumen von einer neuen gen Bestehen gratulieren zu dürfen. dem 2. Weltkrieg sind als Flüchtlinge Selbständigkeit Bayerns und stolpern In einer Zeit – auch bedingt durch die viele Sudetendeutsche und Menschen in die Separatistenfalle, dies besonders Coronaepidemie, in der die gesell- aus Schlesien in unsere bayerische jetzt in Zeiten der Coronaepidemie. schaftlichen Fliehkräfte in Gefahr Heimat zugewandert. Sie bilden in- Der Bayernbund ist gut beraten, sol- sind, auch unser Bayern auseinander- nerhalb des Bayernbundes einen eige- che Misstöne nicht zu hören und wei- zuwirbeln, ist es gut und notwendig, nen Stamm. terhin mitzuwirken, dass Bayern ein dass es den Bayernbund gibt, der fö- Im Bayernbund lebt diese föderale Bund bleibt, der im Gesamtgefüge der deral verbindet, denkt und arbeitet. Gemeinschaft in schöner Farbigkeit in Bundesrepublik seinen Beitrag leistet. den Dialekten, in den Trachten und in In diesem Sinne: „Gott mit dir, du „Foedus“ ist der Bund, wie er zwi- der Musik. Nach dem Zweiten Welt- Land der Bayern!“ schen staatlichen und verschiedenen krieg noch bereichert durch die Hei- gesellschaftlichen Organen, zwischen matvertriebenen. Die Landschaften Ihr meist selbstständigen Gemeinschaften unseres Bayernlandes sind geprägt von geschlossen wird, freiwillig oder aus ihren jeweiligen religiösen und jahres- Notwendigkeit heraus. Nur aus einer zeitlichen Festen, die Ausdruck des In Ehrfurcht und dankbarer Verbundenheit gedenken wir aller seit Bestehen des Bayernbundes verstorbenen Mitglieder. Ihr Andenken ist uns Verpflichtung und Mahnung! 8 100 Jahre Bayernbund e.V.
GRUSSWORTE darstellt. Dies hat dazu geführt, dass schen, die sich für den Erhalt eines le- nicht wenige von denen, die anfäng- bendigen Föderalismus einsetzen, sind lich immer einer rein zentralen Orga- zugleich glühend-bekennende Euro- nisationsstruktur das Wort geredet pabefürworter, die aber vor allem von haben, mittlerweile bis hin zur klein- dem Wunsch geleitet sind, dass teilig regionalen Regelung die Vorteile Europa sich in den großen Aufgaben, einer derartigen diversiven Behand- die sich global stellen, zusammenfin- lung des Problems erkennen. det – also etwa einer gemeinsamen Nicht wenige von denen, die den Verteidigungspolitik, in viel größerem Begriff „Fleckerlteppich“ in verächt- Umfang als bisher auch einer gemein- lich machender Weise zur Darlegung samen Außenpolitik etc. – und sich Foto: Rolf Poss eines in ihren Augen grundsätzlichen nicht verliert in einem oftmals nicht „Strukturfehlers“ verwenden, verken- mehr nachvollziehbaren Verordnungs- nen vollkommen, dass eigentlich der wahn, der manchmal fast zu demokra- Florian Besold „Fleckerlteppich“ Inbegriff und Aus- tiefeindlicher Verhinderung von Präsident der Bayerischen Einigung e.V. druck höchster Vielfältigkeit ist. Die bürgerlicher Mitbestimmung führt. Vorsitzender der Bayerischen Volksstiftung meisten von denen aber fordern ihrer- Meinen Glückwünsch an den Bay- seits oftmals geradezu beschwörend in ernbund anlässlich seines Jubiläums Es bestätigt die Bedeutung und ihren „Sonntagsreden“ den Erhalt kul- möchte ich also abschließend beglei- den verantwortungsvollen Weitblick tureller Vielfalt ein. ten mit dem Wunsch auch zukünftig des Bayernbundes, dass er seine Son- Vor allem aber ist festzustellen: Der engen Zusammenwirkens mit den In- dernummer zum 100-jährigen Jubi- Gedanke des Föderalismus – basie- stitutionen der Bayerischen Eini- läum dem Thema „Zukunft des rend und verwirklicht durch die gung/Bayerischen Volksstiftung ge- Föderalismus“ widmet. strikte Anwendung des Subsidiaritäts- rade auch in diesen grundsätzlichen prinzips – ist ein wesentlicher Garant Fragen, dies auch in der Erkenntnis In der Tat: Gerade die Diskussionen für den Erhalt von Demokratie letztendlich gemeinsamer Wurzeln im Verlauf des letzten Jahres und im schlechthin, für eine sinnvolle Ent- unserer Institutionen und der Freude Zusammenhang mit der „Corona- scheidungsmitbestimmung und Mit- darüber, dass schon in den letzten Jah- Krise“ belegen, wie wichtig es ist, zur gestaltung der Bürger unseres Ge- ren unsere Zusammenarbeit so Vermeidung derartig wirrer Gedan- meinwesens. Wenn die Menschen freundschaftliche und gedeihliche kenansätze, wie sie gerade auch im einer staatlichen Ordnung das Gefühl Ausprägung gefunden hat. Zusammenhang mit dieser „Corona- verlieren, auch tatsächlich in der Lage Diskussion“ geäußert wurden, zu ord- zu sein, viele, sie ganz unmittelbar be- Mit freundlichen Grüßen nen und die grundsätzliche Bedeu- rührende Verhältnisse und Entschei- tung des Föderalismus wieder einmal dungen mitzugestalten, vielmehr bekennend darzulegen. erfahren müssen, Entscheidungspro- Ein besonderes Ärgernis für jeden, zessen ausgeliefert zu sein, die der das föderale Prinzip nach wie vor „fernab“ und in ihren Verantwortlich- für ein wesentlich demokratieerhal- keiten kaum mehr nachvollziehbar tendes und wichtiges Grundelement getroffen werden, verliert die Demo- unserer Staatsordnung empfindet, kratie ihr eigentliches Begründungs- sind die teils dümmlichen Ausführun- fundament. Es geht also beileibe nicht gen, die zu einem angeblichen, eine nur um die Frage des Erhalts „kultu- vernünftige Organisation der Krise reller Vielfalt“, schon gar nicht um hindernden „Fleckerlteppich“ getätigt bloße „Eigenstaatlichkeitstümelei“. werden. Gerade der Verlauf der Krise Aus diesem Grunde sind auch die hat belegt, wie höchst sinnvoll die Or- Anfeindungen, denen sich oftmals be- ganisationsstruktur des Föderalismus kennende Föderalisten mit der Be- ist, wenn sich die Krankheitsentwick- hauptung einer angeblichen „Europa- lung in verschiedenen Regionen des Feindlichkeit“ ausgesetzt sehen, gera- Landes auch völlig unterschiedlich dezu hirnrissig. Die meisten Men- 100 Jahre Bayernbund e.V. 9
GRUSSWORTE waren. Anders als wir es vielleicht damit auch die Möglichkeit im Sinne liebgewonnen haben. Anders als wir der Subsidiarität Lösungen für die es uns wünschen würden. Auch in Probleme vor Ort auch dort zu su- meinem eigenen Verband mussten chen. wir umdenken und einen digitalen Den Föderalismus in dieser Zeit zu Weg einschlagen, den wir bislang Gunsten einer stärkeren Zentralisie- nicht für möglich gehalten haben. rung einzuschränken erscheint daher der falsche Weg. Lasst uns vielmehr Viel und oft wird darüber geklagt, die Stärken unserer kommunalen Ver- dass es ein Wirrwarr an Verboten und waltung nutzen und segensreich für Geboten gibt. In ganz Deutschland, so das ganze Land wirken. Nur mit hatte es den Anschein, galten ver- einem gelebten und sich solidarisch schiedene, teilweise widersprüchliche, zeigenden Föderalismus innerhalb Regelungen. Die Kritik war groß, Deutschlands können wir die Krise in Max Bertl wenn ein Bundesland strengere Maß- den Griff bekommen und wieder Landesvorsitzender nahmen anlegte als andere. Der Föde- einen Weg zu einem normalen Leben Bayerischer Trachtenverband ralismus, wie wir ihn kennen, scheint einschlagen. hier zu versagen und Menschen in Liebe Mitglieder des Bayernbun- Deutschland mit zweierlei Maßstäben des, liebe Leser der Weiß-Blauen zu konfrontieren. Aber der Schein Rundschau! trügt. Gibt dieser Föderalismus doch Vieles ist in den vergangenen Ta- den Blick frei auf die Probleme und gen, Wochen und Monaten anders ge- auf die Gegebenheiten in kleineren worden. Anders als wir es gewohnt räumlichen Zusammenhängen. Und Der föderative Aufbau unseres Berlin an der frühzeitigen Versorgung Staatswesens ist vom Prinzip der Sub- der Bevölkerung mit Schutzmasken sidiarität bestimmt, das von dem kläglich gescheitert. Und die von Ber- Grundgedanken ausgeht, dass die lin bzw. Brüssel geplante Versorgung Ebene der Regulierungskompetenz mit Impfstoff ist ein einziges Desaster. staatlicher Organe „so niedrig wie Der fortgesetzte Ruf nach immer glei- möglich und so hoch wie nötig“ ange- chen Regeln für alle geht an den Er- siedelt wird. fordernissen der Wirklichkeit vorbei. Kein Wunder, dass EU-Staaten wie z. Das heißt: Der Bundesstaat B. Dänemark oder Österreich handeln Deutschland oder auch der europäi- und eigene Wege gehen. Und deshalb sche Staatenbund EU verfügt nur muss man auch den Ministerpräsiden- über Zuständigkeiten, die regionale ten / Ministerpräsidentinnen zustim- Gebietskörperschaften oder Länder men, die sich in neu erwachtem Martin Haberfellner nicht allein ausüben können. In 70 Selbstbewusstsein für ihr Land und Landeshauptmann Jahren Zugehörigkeit zur Bundesre- ihre Bürger aufdiktierten Einheitsre- der Bayerischen Gebirgsschützen publik Deutschland hat der Freistaat geln entgegenstellen und lieber Maß- Bayern ohne Not seine eigene Staat- nahmen suchen, die regionalen Be- lichkeit durch laufende Abgabe von sonderheiten und den Bedürfnissen Kompetenzen an den Bund ge- der Menschen angepasst sind. Der Fö- schwächt. Aus Ländersicht war dieses deralismus funktioniert sehr gut, Vorgehen noch nie richtig. Die Co- wenn man ihn nur lässt. rona-Pandemie hat das für alle deut- lich und schmerzhaft an den Tag gebracht. So ist die Zentralgewalt in 10 100 Jahre Bayernbund e.V.
GRUSSWORTE Es war eine bewegte Zeit von der chen Strukturen. Die Bürgerallianz Gründung des Bayernbund bis zur steht für mehr Freiheit und Eigenver- Gründung des Freistaates Bayern, aber antwortung in der Gesellschaft, ein le- auch danach bis heute. Die im Bay- bendiges Vereinsleben, den Abbau von ernbund zusammengeschlossenen Bürokratie und mehr Unterstützung Menschen haben in all den Jahren und Anerkennung des Ehrenamtes. Hervorragendes geleistet für die Ent- Sie lehnt Überregulierung und über- wicklung und Festigung unseres zogenes Verwaltungshandeln mit demo- kratischen Staatswesens und Nachdruck ab und fordert mehr bür- zum Wohle der Menschen in Bayern. gerschaftliches Engagement in unserer Ihr Einsatz für den Erhalt der Traditio- Gesellschaft. nen unserer Heimat sowie für den ge- Der Bayernbund zeigt auch in der sellschaftlichen Zusammenhalt in Bürgerallianz großes Engagement. Wir Vereinen und Gemeinden verdient sind dankbar für die großartige Zu- Prof. Dr. Albert Göttle höchste Anerkennung. Seit etlichen sammenarbeit und stolz auf das Er- Präsident Landesfischereiverband Bayern Jahren ist der Bayernbund Mitglied in reichte. der Bürgerallianz Bayern, einem Zu- Wir wünschen dem Bayernbund Es ist mir eine große Ehre und sammenschluss von 24 ehrenamtli- für die Zukunft viel Erfolg und freuen Freude, dem Bayernbund zum 100- chen und dem Gemeinwohl ver- uns auf die weitere Zusammenarbeit. jährigen Bestehen die herzlichsten pflichteten Verbänden. Die Bürgeral- Grüße und Glückwünsche der Bür- lianz wurde vor über fünfzehn Jahren gerallianz Bayern zu überbringen. gegründet, angetrieben von großer Sorge um unsere bayerische Heimat und die gewachsenen gesellschaftli- dabei wie kein Zweiter für ein Bayern Bayerns und sein sympathisches Bild mit bodenständigem Geschichts- und in aller Welt mit. Staatsbewusstsein ein – und dies nun Mein besonderer Dank gilt dem schon seit 100 Jahren. Namens der Landesvorsitzenden des Bayernbun- bayerischen Sportschützinnen und des, Herrn Bezirksrat Sebastian Frie- Sportschützen gratuliere ich herzlich singer, der gemeinsam mit seiner zum „Hundertjährigen“ verbunden Vorstandschaft Tradition, Brauchtum mit einem kräftigen Vergelt‘s Gott für und Sitte unserer Heimat pflegt und die geleistete Arbeit! so mit staatspolitischem Selbstbe- Bayernbund und Bayerischer wusstsein die Eigenstaatlichkeit Bay- Sportschützenbund sind seit vielen erns fördert. Jahrzehnten eng verbunden. Gemein- Ich wünsche dem Jubilar auch für sam plädieren wir für die sprichwört- die nächsten 100 Jahre den verdient liche Liberalitas Bavariae mit ihrem großen Erfolg und weiterhin viel Christian Kühn „Leben und leben lassen“. Diese gut Freude beim Engagement für Bayern! 1. Landesschützenmeister des Bayerischen bayerische Lebensart entspringt der Sportschützenbundes e. V. (BSSB) Geschichte Bayerns und der Weltof- Mit bayerischem Schützengruß fenheit seines Königshauses. Sie spie- Für Vielfalt in Einheit – gelt sich auch im bayerischen Gratulation zum Hundertjährigen Schützenwesen wider, das sich durch eine genauso traditionsreiche wie le- Unser Bayern steht seit jeher für gere und vielseitige Weltoffenheit aus- einen Föderalismus, der regionale Be- zeichnet. Gemeinsam mit dem sonderheiten schätzt und Vielfalt in Bayernbund und weiteren befreunde- Einheit lebt. Der Bayernbund tritt ten Verbänden prägen wir die Zukunft 100 Jahre Bayernbund e.V. 11
GRUSSWORTE Die Zukunft ist Föderalismus jener Aufgaben erhalten, die sie, unter Einhaltung gewisser Rahmenbedin- Im täglichen Gespräch mit unseren gungen, besser, schneller, bürgernäher Mitbürgern gewinnen wir oft den Ein- und unbürokratischer lösen können. druck, dass sie sehr wenig über die EU Wir brauchen eine föderalistisch auf- wissen und dass sie sich nicht bewusst gebaute Union, wo auch die Regionen sind, dass die EU das größte Friedens- und Gemeinden durch ihre Mitspra- projekt in der Geschichte Europas ist. che, Mitentscheidung und Mitverant- Nie haben wir in Europa so lange Zeit wortung entsprechend eingebaut in Frieden leben und unsere Kräfte für werden. Sie wissen am besten, wie die die Lösung der wirtschaftlichen, kul- anfallenden Probleme am wirksams- turellen und sozialen Probleme einset- ten gelöst werden können. zen dürfen. Von einzelnen Parteien Natürlich müssen zuerst auch die der EU-Mitgliedsstaaten wird sogar einzelen Nationalstaaten, Mitglieder Luis Durnwalder der Austritt aus der EU gefordert. der EU, ihre Verfassungen abändern. Landeshauptmann a.D. von Südtirol Auch die auffallend geringe Teil- Für einige dieser Staaten ist ein zeit- nahme an den Wahlen zum Europa- gemäßer Föderalismus noch ein Parlament sind ein Beweis, wie wenig Fremdwort (Frankreich, Portugal, der einzelne EU-Bürger über die Be- Griechenland, aber zum Teil auch Ita- deutung und Leistungen der EU-Ge- lien, Polen und einige andere). meinschaft weiß. Der Bayernbund hat sich seit seiner Was ist der Grund für dieses Des- Gründung vor hundert Jahren immer interesse an dieser mit großer Weit- für eine unbürokratische und bürger- sicht errichteten und ständig er- nahe Verwaltung, und innerhalb der weiterten Europäischen Union? Nicht Bundesrepublik und der EU, für einen deren Abschaffung kann uns auch in moderen Föderalismus und für ein Zukunft Frieden und wirtschaftliche Europa der Regionen eingesetzt. Die und soziale Gerechtigkeit bringen, historisch gewachsenen Werte, Tradi- sondern nur ein Umdenken und tionen, Sitten und Gebräuche, die in Umbau dieser großen Union. Nicht der Bevölkerung verwurzelt und ge- Zentralismus, Bürokratie und „Nur so lebt und vor allem von den ehrenamt- weitermachen“ kann die Akzeptanz lichen Vereinen und Verbänden der EU durch die Bevölkerung und gepflegt werden, müssen auch weiter- deren überzeugte Mitarbeit garantie- hin erhalten und gelebt werden kön- ren. nen, um dadurch für uns und unsere Die Organe der EU und die Zu- Nachkommen „Heimat“ zu erhalten. ständigkeit derselben, wie Kommi- Wir wollen auch in Zukunft gute sion, Rat und Parlament müssen neu Europäer, aber auch überzeugte Bay- geregelt werden. Das Europäische Par- ern und Südtiroler sein und bleiben. lament muss als demokratisch ge- Diese Möglichkeit muss uns auch in wählte Vertretung der Bürger durch Zukunft garantiert werden. die Zuteilung neuer Zuständigkeiten aufgewertet werden. Die EU-Gre- mien, Nationalstaaten, Regionen und Gemeinden sollten die Zuständigkeit 12 100 Jahre Bayernbund e.V.
GRUSSWORTE tion und Mundart, landschaftliche Vielen Dank allen Mitgliedern des Schönheit und gesellschaftlicher Zu- Bayernbundes, die mit viel Leiden- sammenhalt, wirtschaftlicher Erfolg schaft und ehrenamtlichem Einsatz und Lebensqualität – es sind wohl all dazu beitragen, den großen Schatz un- diese Dinge zusammen und noch vie- serer bayerischen Traditionen zu be- les mehr, die zu Bayerns weltweiter wahren und nachfolgenden Genera- Bekanntheit beitragen und Menschen tionen zu vermitteln. Sie zeigen mit von nah und fern gleichermaßen an- Ihrer Arbeit, dass Traditionsbewusst- ziehen. sein nicht Stillstand bedeutet und der Die Mitglieder des Bayernbundes kritische Blick auf die Gegenwart ge- haben sich seit nunmehr einem Jahr- nauso wichtig ist, wie der Blick nach hundert dem aktiven Erhalt dieser so vorne und zurück. zahlreichen Facetten unserer Heimat Für sein großes Jubiläum wünsche verschrieben. Herzlichen Glück- ich dem Bayernbund alles Gute und Albert Füracker, MdL wunsch zu diesem großartigen Jubi- viel Erfolg für seine weitere Arbeit, Staatsminister der Finanzen läum. die in diesen herausfordernden Zeiten und für Heimat Mit viel Einsatz in allen gesell- besonders viel Kraft und Flexibilität schaftlichen Bereichen sind sie gleich- erfordert. Allen Mitgliedern ein herz- Liebe Mitglieder des Bayernbund sam als Heimatpfleger mit großer liches Vergelt’s Gott und bleiben Sie e.V., liebe Leserinnen und Leser, thematischer Bandbreite unterwegs. gesund! Dabei haben sie stets auch eine Ma- Es wird viel darüber geschrieben, xime vor Augen gehabt, die bis heute Ihr was unsere bayerische Heimat aus- ein Markenzeichen Bayerns ist: Offen- macht. Geschichte und Kultur, Tradi- heit für Fortschritt. m I n I h re d i o a l r a D ig it + DA B Weitere Volksmusikangebote auf dem Youtube Kanal von BR Heimat. 100 Jahre Bayernbund e.V. 13
BAYERN, WIE WIR ES LIEBEN... Maximilianeum Wallberg-Kapelle Heilig Kreuz Augsburg Biergartenvielfalt Passau Schlosspark Linderhof 14 100 Jahre Bayernbund e.V.
BAYERN, WIE WIR ES LIEBEN... Bayernbund-Musi Bayerns Natur Kloster Seeon Gnadenkapelle auf dem Hohenpeißenberg Frauenwörth 100 Jahre Bayernbund e.V. 15
GESCHICHTE DES BAYERNBUNDES „In Treue fest“ 100 Jahre Bayerischer Heimat- und Königsbund – Bayernbund 1921 – 2021 von Dr. Dieter J. Weiß Die Gründung und der Aufbau Sommer 1917 vor einer möglichen des Bayerischen Heimat- und Revolution. Am 2. November 1918 Königsbundes vollzog König Ludwig III. (1845- 1921) eine Verfassungsreform, die Es ist ein Paradoxon, daß erst eine Bayern von einer konstitutionellen zu Revolution eine monarchistische Be- einer parlamentarischen Monarchie wegung hervorbringt. Als sich vor 100 mit Einführung des Verhältnis- und Jahren – am 15. März 1921 – 35 Bür- Frauenwahlrechts machte, doch war Professor Dr. Dieter J. Weiß, Inhaber des ger im Münchener Sterneckerbräu im dies dann schon zu spät für eine sta- Lehrstuhls für Bayerische Geschichte und Tal trafen und den Bayerischen Hei- bilisierende Wirkung. Vergleichende Landesgeschichte, mat- und Königsbund: „In Treue fest“ In München erfolgte am 7. Novem- Ludwig-Maximilians-Universität München. (BHKB) gründeten, lag die bayerische ber ein von einer radikalen Minderheit Novemberrevolution erst etwas über inszenierter Putsch, der am nächsten vember keinen Thronverzicht, gab zwei Jahre zurück. Alle Bayern waren Tag zur Revolution geworden war. Die aber „allen Beamten, Offizieren und damals noch in ein Königreich hinein- Bevölkerung nahm diesen aufoktroy- Soldaten die Weiterarbeit unter den geboren worden, das für sie ganz ierten Akt widerstandslos hin, bedingt gegebenen Verhältnissen“ frei und selbstverständlich die einzig denkbare durch die prekäre Ernährungslage, die entband sie des ihm geleisteten Treu- Staatsform bildete. Und diese Selbst- Wut auf den Berliner Zentralismus, eides. Kronprinz Rupprecht stellte be- verständlichkeit gehört zur Legitima- die sich gegen die eigene Regierung reits am 10. November die Entschei- tionsgrundlage einer Monarchie, die richtete, und die Friedenssehnsucht. dung über die Staatsform einer aus unausgesprochene Zustimmung aller Die Revolution gewann Dauerhaftig- freien Wahlen hervorgegangenen Na- Bürger. Offenbar war diese aber be- keit, weil Ludwig III., von seinen Be- tionalversammlung anheim. Eine sol- reits während des Ersten Weltkrieges ratern getrieben, die Hauptstadt che Abstimmung fand nie statt, aber etwas ins Wanken geraten. Kronprinz verließ und sich keine Verteidiger der die Landtagswahlen vom 12. Januar Rupprecht von Bayern (1869-1955) Monarchie fanden. Der König leistete 1919 erbrachten eine erdrückende warnte in einer Denkschrift bereits im in der Anifer Erklärung vom 13. No- Mehrheit für die Parteien, welche die Revolution hingenommen, nicht aber durchgesetzt hatten. Bald erfolgte eine weitere Radikali- sierung, der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat veröffentlichte einen Auf- ruf, die Diktatur des Proletariats sei proklamiert. Brutale Gewalttaten er- folgten aus dem nationalen wie dem kommunistischen Lager, Weißer Ter- ror folgte dem Roten. Erst im Früh- sommer 1919 beruhigte sich die Situation allmählich, doch nahmen Hungerkrise, Arbeitslosigkeit und In- flation dramatisch zu, die in Teilen der Öffentlichkeit mit der Republik in Verbindung gebracht wurden. Ansichtskarte mit dem Portrait von König Ludwig III. von Bayern und seinem Sohn Die Revolution hatte in Berlin zen- Kronprinz Rupprecht. Photograph war vermutlich Bernhard Carl Dittmar (um 1865- tralistische Kräfte an die Macht ge- 1939), Hofphotograph in München. bracht, die föderalistische Verfassung 16 100 Jahre Bayernbund e.V.
GESCHICHTE DES BAYERNBUNDES Carl Spruner von Mertz (1873-1929) Bayer. Hauptstaatsarchiv BS - PS III Nr. 42/4: Rittmeister Generalstabschef General Konrad Krafft Rudolf Kanzler, ehem. Landtagsabgeord- 7 Chevaulegerregiment, 1910. von Dellmensingen (1862-1953). neter (1873-1950). des Bismarck-Reiches als Zusammen- blikanischen und einen monarchisti- am Jahresanfang 1923 mit der Wahl schluß souveräner Staaten wurde schen Flügel. des ehemaligen Rosenheimer Land- außer Kraft gesetzt. Die bayerische Als erste monarchistische Organi- tagsabgeordneten Rudolf Kanzler Teilsouveränität und die Reservat- sation entstand im November 1919 (1873-1950), der eine führende Rolle rechte wurden durch die Weimarer die Bayerische Königspartei, die eine bei den Einwohnerwehren gespielt Verfassung vom 11. August beseitigt, Volksabstimmung über die Staatsform hatte, zum Landesleiter des BHKB. In aus einem Staatenbund war ein Bun- forderte. Gegen separatistische Ten- prägnanter Kürze wurde das Grund- desstaat geworden. Am 14. August denzen arbeitete der ehemalige Gene- satzprogramm veröffentlicht: „1. Die trat für den nunmehrigen Freistaat ralstabschef des Kronprinzen General Grundvoraussetzung der Wiederge- Bayern die Bamberger Verfassung in Konrad Krafft von Dellmensingen sundung und Wiedererstarkung des Kraft. In den Augen vieler Bürger blie- (1862-1953). Er stand wohl hinter bayerischen Volkes ist die Wiederher- ben die neue Verfassung und die mit dem Aufbau einer überparteilichen stellung des Königreichs Bayern mit ihr verbundene Republik durch ihren Sammlungsbewegung durch Major berufsständischer, von christlichem unitarischen Charakter diskreditiert. Carl Spruner von Mertz (1873-1929), Geiste erfüllter Verfassung. 2. Auch als Vor diesem Hintergrund ist der Zu- dem Bayerischen Heimat- und Kö- Königreich bildet Bayern einen Be- sammenhang zwischen bayerischen nigsbund „In Treue fest“ im März standteil des auf bundesstaatlicher Föderalisten und Monarchisten zu 1921. Sein Hauptziel bildete „Bayerns Grundlage neu zu gestaltenden Deut- sehen, denn das Königshaus hatte die Erhaltung auf dem Boden des födera- schen Reiches. 3. Die entsprechende Staatlichkeit Bayerns garantiert. Mon- listischen und monarchischen Prin- Aenderung der bayerischen Verfas- archistische Gesinnungen waren beim zips“ in Form einer parlamentarischen sung hat durch die gesetzmäßigen Or- Adel, beim Klerus und bei weiten Monarchie. Bürger, Handwerker und gane zu geschehen.“ Kreisen des Bürgertums und der Bau- Bauern dominierten unter den Mit- ern verbreitet, aber es fehlte an der Fä- gliedern. Kronprinz Rupprecht wurde Der Ausbau der higkeit zu ihrer politischen Um- nach dem Tod seines Vaters zum Organisationsstrukturen setzung. Nach der Niederschlagung Thronprätendenten. Am Tag seiner der Räterepublik sammelten sich die Beisetzung, dem 5. November 1921, Strukturelle Bedingungen für die Gegner der neuen politischen Verhält- ließ er eine Erklärung veröffentlichen, starke Stellung des Monarchismus in nisse in einer Fülle unterschiedlicher, mit der er an seinen Ansprüchen fest- Bayern im Vergleich zum Reich und teils paramilitärischer Gruppen. In der hielt, ohne politische Forderungen zu den übrigen Staaten bildeten die seit 1920 in nichtsozialistischen Koali- stellen: „Eingetreten in die Rechte immer noch agrarisch geprägte Ge- tionen regierenden Bayerischen Volks- meines Herrn Vaters“. Damals hatte sellschaftsstruktur des Landes, die po- partei (BVP), der Nachfolgepartei des der „organisierte“ Monarchismus noch puläre Persönlichkeit des Thron- Zentrums, gab es einen vernunftrepu- keine Bedeutung. Dies änderte sich prätendenten, die symbolische Bedeu- 100 Jahre Bayernbund e.V. 17
GESCHICHTE DES BAYERNBUNDES Von Bundesarchiv, B 145 Bild-F006428-0025A / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de Dr. Fritz Schäffer (1888-1967), war 1945 Georg Enoch zu Guttenberg (1893-1940) der erste Bayerische Ministerpräsident Mitglied der Ersten Kammer des Bayeri- Erwein Freiherr von Aretin (1887-1952) nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1949 bis schen Landtages. Bayerischer Veteranen- Signatur: BayHStA, Geheimes Haus- 1957 war er Bundesminister der Finan- und Kriegerbund, München – Bayerischer archiv Nachlass Herzogin Wiltrud von zen und von 1957 bis 1961 Bundesmini- Veteranen- und Kriegerkalender, München, Urach 483). ster der Justiz. 1922. tung der Dynastie für die Eigenstaat- Nicht zuletzt durch Übertritte aus Ehrenvorsitz. Der New Yorker Bör- lichkeit, die Förderung durch die der Königspartei und den Einwohner- senkrach vom Oktober 1929 löste die staatlichen Stellen sowie die Unter- wehren stieg die Mitgliederzahl des Weltwirtschaftskrise mit ihren kata- stützung durch die katholische Kirche BHKB bis 1925 auf über 50000 an. Er strophalen Folgen auch für Bayern und Teile der evangelischen Pfarrer- konnte ein nahezu flächendeckendes aus. Dies führte zu einer neuerlichen schaft. Zahlreiche Doppelmitglied- Organisationsnetz mit Kreisleitungen Radikalisierung der politischen Ver- schaften bestanden zwischen BVP in Oberbayern Ost und West, Ober- hältnisse und zum Anwachsen der und BHKB. Dazu gehörten Dr. Fritz pfalz, Niederbayern, Mittelfranken, Stimmen für Nationalsozialisten wie Schäffer (1888-1967) und der Bau- Nürnberg, Schwaben und Rheinpfalz Kommunisten. Das Verhältnis des ernflügel um Dr. Georg Heim (1865- aufbauen. Der größte Teil der Mitglie- BHKB zum Nationalsozialismus war 1938), Dr. Alois Hundhammer (1900- der erstrebte ganz unreflektiert die ähnlich wie bei der BVP und der ka- 1974) und Michael Horlacher (1888- Rückkehr zu den Vorkriegsverhältnis- tholischen Hierarchie durch grund- 1957). sen, der guten alten Zeit, die im Kö- sätzliche Ablehnung gekennzeichnet. nigtum ihren Bezugspunkt hatte. Die Ein offener Konflikt brach auf, als Weltkriegsgeneration um Rudolf Kronprinz Rupprecht und der BHKB Kanzler, die sich in den Einwohner- die Unterstützung des Volksbegehrens wehren engagiert hatte, vertrat einen gegen den Young-Plan verweigerten. Von Bundesarchiv, Bild 102-01176 / CC-BY-SA 3.0, CC eher monarchistisch-national ausge- Hitler griff deshalb die Umgebung des richteten Kurs. Kronprinzen und die Monarchie als Ab 1925 lenkte Erwein Frhr. von Staatsform scharf an. Aretin (1887-1952) die Geschicke Die Zeit vom Sommer 1930 bis des Königsbundes, der Verfassungs- zum Jahresende 1932 war von einem konzeptionen für Bayerns Zukunft erneuten Zusammenrücken von entwickelte. Nachdem er die Leitung BHKB und BVP gegen den National- des innenpolitischen Ressorts der sozialismus bestimmt. Baron Gutten- Münchner Neuesten Nachrichten berg befürchtete von Hitler den „Weg der Diktatur nach Übernahme der BY-SA 3.0 de übernommen hatte, wurde zum Jah- resende 1927 der ehemalige Marine- Gewalt im Reiche“. Der zentrale An- offizier und Reichsrat Enoch Frhr. zu satzpunkt für die Behauptung der Un- Heinrich Held (1868-1938) (rechts) von Guttenberg (1893-1940) zum Nach- abhängigkeit Bayerns war der Erwerb 1924 bis zu seiner Absetzung 1933 folger gewählt. Prinz Adalbert von der Finanzhoheit. Deshalb gründete Bayerischer Ministerpräsident. Bayern (1886-1970) übernahm den Guttenberg 1932 den „Kampfbund 18 100 Jahre Bayernbund e.V.
GESCHICHTE DES BAYERNBUNDES zur Wiedergewinnung der bayeri- wurden. Mit der „Königs-Jugend“ die Operette „Der Vogelhändler“ von schen Finanzhoheit“. Nach dem wurde eine eigene Jugendorganisation Carl Zeller (1842-1898) auf dem Pro- „Preußenschlag“ – der Entmachtung aufgebaut. gramm. Kronprinz Rupprecht nahm der preußischen Staatsregierung an der Aufführung am 17. Februar durch die Reichsregierung – vom 20. Das Königsprojekt teil. Die Regie hatte die Handlung von Juli versuchte Erwein von Aretin den der Pfalz nach Kurbayern verlegt und bayerischen Ministerpräsidenten Seit sich zum Jahresende 1932 die die Huldigung für einen Fürsten Heinrich Held (1868-1938) davon zu Gefahr der Machtübernahme durch durch ein Meer weiß-blauer Fahnen überzeugen, nach diesem Verfassungs- die Nationalsozialisten immer drohen- zur Ovation an den bayerischen Kur- bruch eine Reichsreform in Gang zu der abzeichnete, schien die Ausrufung fürsten ausgebaut, in die das Publi- setzen. Aretin und Guttenberg erar- der Monarchie als letztes Rettungs- kum einstimmte. Dabei wurde die beiteten ein Memorandum für die mittel für Bayern in greifbare Nähe Königshymne gesungen, die Leitung Staatsregierung, nach dem die Länder gerückt. In breiten Kreisen der Bevöl- des BHKB glaubte sich kurz vor dem das Reich durch Verträge erst gründen kerung hoffte man auf die Ausrufung erhofften Erfolg. und der Reichspräsident seine Amts- Kronprinz Rupprechts zum König. Am 20. Februar fand eine Unterre- gewalt vom Bundesrat als Träger der Der BHKB intensivierte seine Tätig- dung Heinrich Helds mit Vertretern Souveränität empfangen sollte. keit, seine Mitgliederzahl stieg wohl des Kronprinzen statt. Der Minister- Ein wichtiges Werbeinstrument des bis an die Hunderttausend an. präsident fragte dabei, ob sie das nö- BHKB bildeten die weiß-blauen Kö- Kronprinz Rupprecht lehnte einen tige Geld für eine monarchistische nigstage. Sie fanden nach einem ähn- Staatsstreich ab und wollte die Krone Umwälzung, ob sie das Heer hinter lichen Schema im ganzen Land, vom nur nach einer Verfassungsänderung sich und ob sie sich der Loyalität der Schliersee bis zum Staffelberg, von annehmen. Der BVP-Vorsitzende Beamten versichert hätten. Auf die Straubing bis Ziemetshausen, statt. Schäffer brachte die Idee eines baye- Verneinung lehnte Held weitere Häufig war Kronprinz Rupprecht per- rischen Staatspräsidenten als Vorstufe Schritte ab. Schäffer verfolgte nun den sönlich anwesend, neben Reden ge- in die Diskussion. Das Januarheft Plan, Kronprinz Rupprecht als Alter- hörten Gefallenenehrung und Festzug 1933 der Süddeutschen Monatshefte native zunächst zum Generalstaats- zum Programm. Angesichts der im erschien unter dem Titel „König kommissar zu ernennen. Dieser Lande herrschenden Not richtete die Rupprecht“. Aretin widmete dem scheint sich am 21. Februar zu dieser Bildhauerin Margarete Freiin von Kronprinzen hier ein Lebensbild und Lösung bereitgefunden zu haben. Am Stengel (1898-1981) mit Unterstüt- diskutierte „Die bayerische Königs- späten Vormittag dieses Tages erwar- zung des BHKB im Januar 1932 das frage“. tete die Führung des BHKB im Sozialwerk „Patrona Bavariae“ mit Am 30. Januar 1933 ernannte Leuchtenberg-Palais seine Ernennung. einer Volksspeisung ein, bei der täglich Reichspräsident Paul von Hindenburg Held sandte jedoch nur einen Ministe- über 500 Mahlzeiten ausgegeben (1847-1934) Adolf Hitler zum rialrat mit der Frage, ob der Kronprinz Reichskanzler. Mehrfach reiste Schäf- nach seinem Regierungsantritt sein fer nach Berlin, um die Möglichkeiten Kabinett im Amt belassen würde. Auf zur Wiedereinführung der Monarchie die ablehnende Antwort scheint er das in Bayern zu erörtern. Dabei hatte er Interesse an der Ausrufung der Mon- in Erfahrung gebracht, daß die Einset- archie verloren zu haben. zung eines Reichskommissars für Bay- Am 24. Februar soll die Staatsregie- ern betrieben wurde. Am 12. Februar rung beschlossen haben, die Angele- deutete er deshalb die Möglichkeit an, genheit zu vertagen, bis die Reichs- daß Bayern nach einem Verfassungs- regierung einen offenen Verfassungs- bruch durch die Reichsregierung ei- bruch beginge. Darauf reisten Beauf- gene Wege gehen könnte. Nach der tragte des Kronprinzen nach Berlin, „Machtergreifung“ in Berlin sah auch um das Einverständnis Hindenburgs die SPD die Monarchie als letzte Ret- zu erreichen. Fürst Eugen Oettingen tung, worüber Wilhelm Hoegner (1885-1969) führte ein Handschrei- Drei Generationen Bayerisches Königs- haus: Albrecht von Bayern (1948), in der (1887-1980) Ministerpräsident Held ben Rupprechts mit sich, der seinen Mitte zwischen seinem Vater und seinem informierte. Während des Münchener Entschluß mitteilte, in dieser schwe- Sohn Franz. Faschings stand im Nationaltheater ren Stunde den Thron seiner Väter zu 100 Jahre Bayernbund e.V. 19
GESCHICHTE DES BAYERNBUNDES „daß umgehend dem Deutschen Reich eine neue Verfassung gegeben wird, die dem Wesen des Deutschen Volkes angepaßt ist und sich aufbaut auf einer vertragsmäßigen Regelung des Verhältnisses zwischen Reich und Ländern im Sinne Bismarcks.“ Nach der Einsetzung von Reichsstatthaltern in den Ländern erhob er am 10. April als „Erbe der Krone des zweitgrößten Bundesstaates“ erneut „Protest gegen diese Vergewaltigung der deutschen Staaten“. Im Leitartikel des „Bayerischen Kö- nigsboten“ vom 15. März wies der BHKB Putschabsichten und Separati- onspläne zurück, hielt aber an der Monarchie als Staatsform fest. Noch immer hatten manche Monarchisten Illusionen über eine Änderung der Staatsform. Dabei waren bereits bru- tale Gewaltmaßnahmen gegen die Gegner des Nationalsozialismus er- folgt. Die BHKB-Mitglieder Baron Aretin, Fritz Büchner († 1940) und Franz Frhr. von Gebsattel (1889- 1945) wurden am 13. März verhaftet, die Anklageerhebung wegen Landes- verrats unterblieb aus Beweismangel. Die Landesleitung des BHKB interve- Botschaft von Herzog Albrecht zur Umbenennung des Bayernbundes 1967 nierte erfolglos bei General von Epp. Fritz Schäffer, Alois Hundhammer besteigen. Allerdings hatte man in Die Auflösung des BHKB München die Lage in Berlin falsch eingeschätzt. Der Reichspräsident rea- Am 9. März 1933 erfolgte die gierte ablehnend, Vizekanzler Franz Machtübernahme durch die National- von Papen (1879-1969) drohte mit sozialisten auch in Bayern. Die Berli- dem Eingreifen des Reiches. Bereits ner Regierung ernannte den am 22. Februar war der Reichswehr- Max-Joseph-Ritter General Franz von minister nach München gekommen, Epp (1868-1946) zum Reichskom- um sich der Loyalität des VII. Armee- missar. Dieser begründete bei einer korps zu versichern. Allerdings beru- Rede vor der Feldherrenhalle seine Er- higte dieser Berlin, es handle sich nur nennung mit der Gefahr eines monar- um eine harmlose Aktion. Trotzdem chistischen Putsches. zitierte Reichskanzler Hitler am 1. Nach dem erzwungenen Rücktritt Foto: Wikipedia März Ministerpräsident Held zu sich des Kabinetts Held protestierte Kron- und machte ihm schwere Vorwürfe, prinz Rupprecht gegen die Gleich- die Aufrichtung der Monarchie in schaltung Bayerns. In einem Schreiben Bayern würde „zu einer ganz schwe- vom 17. März, das Erbprinz Albrecht Wilhelm Hoegner (1887-1980), ren Katastrophe führen“. (1905-1996) persönlich dem Reichs- Bayerischer Ministerpräsident 1945/46 präsidenten überreichte, forderte er, und 1954-57. 20 100 Jahre Bayernbund e.V.
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