EDUCATION 4.11 - Edudoc CH

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EDUCATION 4.11
Amtliches Schulblatt des Kantons Bern l Feuille officielle scolaire du canton de Berne                September l septembre

 Thema l Dossier

 10 Bildung und Kultur l Éducation et Culture
 Keine Neuerfindung und doch neu: das Programm, das den Dialog zwischen
 Schule und Kunstszene verstärken will.
 Rien de neuf et pourtant du nouveau : le programme qui entend renforcer
 le dialogue entre l’école et la scène culturelle.

Erziehungsdirektion des Kantons Bern l Direction de l’instruction publique du canton de Berne l www.erz.be.ch
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Editorial

                                                      Iris Frey
                                     Stv. Leiterin Fachbereich Kommunikation
                                  Responsable adjointe de l’Unité Communication

                                                                              Foto: büro z
So manche strategische Ansage gilt, wie man weiss,           Certaines promesses, on le sait, ne valent que le temps
nur in Schönwetterzeiten. Nicht so das Bekenntnis für        d’un été. Ce n’est pas le cas de l’engagement de la Di-
mehr Bildung und Kultur: «Die Vernetzung von Bildung         rection de l’instruction publique en faveur de l’éduca-
und Kultur soll im Kanton Bern gezielt und mit hoher         tion et de la culture : « Le canton de Berne souhaite
Priorität gefördert werden.» So steht’s in der Bildungs-     promouvoir les liens entre culture et éducation de
strategie des Kantons Bern 2009 geschrieben und              manière ciblée, et en fait une priorité. » Cette décla-
schier wortwörtlich auch in der Kulturstrategie. Mit der     ration, tirée de la Stratégie de la formation 2009, a
Zustimmung zum Programm «Bildung und Kultur» im              été reprise dans la Stratégie culturelle. En adoptant
März dieses Jahres machte der Grosse Rat Ernst mit           en mars de cette année le programme, le Grand
diesem Bekenntnis, ohne dabei die Sensibilität für fi-       Conseil est passé aux actes sans toutefois mettre de
nanzpolitische Einwände aufzugeben. Insgesamt kürzte         côté sa sensibilité pour les questions financières. Il a
er den Kredit für das Programm für die Jahre 2011 bis        ainsi quasiment réduit de moitié le crédit prévu pour
2015 um rund die Hälfte auf 6,155 Mio. Franken.              le programme entre 2011 et 2015, crédit qui atteint dé-
       Nichtsdestotrotz erscheint die Zukunft der Kunst-     sormais la somme de 6,155 millions de francs.
und Kulturvermittlung in der Schule ungewiss. Offen                Malgré ce vote, l’avenir de la médiation cultu-
ist zunächst, was der gemeinsame Lehrplan 21 der             relle et artistique à l’école paraît incertain. Nul ne sait
Deutschschweizer Kantone bringen wird (vgl. dazu             d’abord ce que réserve l’arrivée du plan d’études alé-
auch den Beitrag, Seite 40). Da Bildungspolitik als po-      manique, le Lehrplan 21 (cf. article p. 40). La politique
litische Kampfzone entdeckt worden ist, in der auch          de la formation étant devenue un champ de bataille
mit Schlagworten von gestern gepunktet werden kann,          sur lequel on peut aussi marquer des points en usant
dürften es differenzierte Konzepte nicht ganz leicht         de slogans d’hier, les concepts novateurs pourraient
haben, sich gegen simple Rezepte für «harte» Unter-          bien avoir du mal à s’imposer face à des recettes sim-
richtsformen und -fächer durchzusetzen. Dies könnte          ples qui misent sur des formes d’enseignement pures
den Platz für Kultur in der Schule beschneiden.              et dures et des disciplines classiques. Voilà qui pour-
       Manches ist zudem in der Kunst- und Kulturver-        rait réduire la place de la culture à l’école.
mittlung selbst erst ungenügend geklärt. Worin unter-              Par ailleurs, de nombreux aspects de la média-
scheidet sich Musik- und Zeichenunterricht von Musik-        tion culturelle et artistique restent encore obscurs. En
und Gestaltungsvermittlung? Sind es andere Wörter,           quoi se distingue-t-elle de l’enseignement de la musi-
ist es ein anderer Inhalt, unterscheidet sich die Vor-       que et du dessin ? Est-ce simplement une question de
gehensweise? Könnte der Unterschied darin liegen,            termes ou le contenu, la démarche sont-ils différents ?
dass «Unterricht» auf Antworten aufbaut, während             La différence réside-t-elle dans le fait que l’enseigne-
Vermittlung von Fragen ausgeht?                              ment se construit sur des réponses tandis que la mé-
       «Vergessen Sie nicht, dass die Kunst nur ein          diation se fonde sur des questions ?
Weg ist, nicht ein Ziel», wird Rainer Maria Rilke zitiert.         « N’oubliez pas que l’art n’est qu’un moyen et
In diesem Sinn sollen die aufgeworfenen Fragen den           non un objectif » disait Rainer Maria Rilke. En ce
Lehrpersonen und Schulleitungen erst recht Mut ma-           sens, les questions que nous venons de poser doivent
chen, es mit Kultur zu wagen. Dies in der Hoffnung,          inciter les membres du corps enseignant et les direc-
dass es die Schule dank und durch Kultur noch besser         tions d’école à oser la culture, cela dans l’espoir que
schafft, ihre Bildungsaufgabe, die auch eine Integra-        l’école, grâce et à travers la culture, accomplisse en-
tionsaufgabe ist, zu erfüllen.                               core mieux son mandat de formation et, par là même,
iris.frey@erz.be.ch                                          aussi son mandat d’intégration.

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Inhalt | Sommaire                                                Politischer Kommentar

                                                                 Keinesfalls schlechtere
03   Editorial
                                                                 Anstellungsbedingungen
04   Politischer Kommentar l Regard politique                    Es war absehbar. Durch die Revision der Krankenver-
                                                                 sicherungsgesetzgebung auf Bundesebene kommen
06   Magazin l Magazine                                          ab 2012 auf den Kanton Bern Mehrkosten von rund
     Thema l Dossier
                                                                 300 Mio. Franken jährlich zu. Die vom Grossen Rat
     Bildung und Kultur | Éducation et Culture                   beschlossene Steuersenkung wird ab 1. Januar 2012
10 Weit mehr als ein Programm                                    eine Verschlechterung der Finanzlage des Kantons
     Pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres startete das      von rund 200 Mio. Franken pro Jahr zur Folge haben.
     Programm Bildung und Kultur. Profitieren sollen nicht nur   Die in der Volksabstimmung im Februar 2011 be-
     Schülerinnen und Schüler der Volksschule.                   schlossene zusätzliche Senkung der Motorfahrzeug-
                                                                 steuern, die im März 2012 wiederholt werden muss,
17   «Kulturvermittlung via Internet»                            wird ab 2013 weitere Einnahmenausfälle von über
     Die neue Internetplattform und das Programmteam «Bil-       100 Mio. Franken bringen, falls die Wiederholung zum
     dung und Kultur» helfen bei der Suche nach dem span-
                                                                 gleichen Resultat führt wie die erste Abstimmung.
     nendsten Kulturprojekt für Ihre Schule.
                                                                       In dieser Situation musste der Regierungsrat
20 Von Kids, Kakerlaken und Standing Ovations                    Gegensteuer geben. Er hat dies mit dem Entlastungs-
     Wie ein Musiktheater in Burgdorf aus sehr unterschiedli-    paket von 277 Mio. Franken pro Jahr getan. Wobei
     chen Kindern eine kreative, leistungsfähige Klasse ge-      es – im Unterschied zu den Sparanstrengungen der
     macht hat.                                                  vergangenen Jahre – nicht mehr möglich war, den
                                                                 Bildungsbereich weitgehend zu verschonen.
28   Blitzlichter
                                                                       Trotzdem: Der Regierungsrat hat auch bei die-
     Was ist der Nutzen von Bildung und Kultur in der Schule?
                                                                 sem Entlastungspaket verantwortungsvoll gehandelt.
     Neun Meinungen von unterschiedlich Betroffenen.
                                                                 Die Massnahmen im Bildungsbereich schmerzen, sind
     Kindergarten/Volksschule l                                  aber bildungspolitisch knapp vertretbar. Zentral war
     École enfantine/École obligatoire                           für mich, keinesfalls die Anstellungsbedingungen der
37   «Französisch ist cool und megaeinfach»                      Lehrkräfte zu verschlechtern.
     Eine Reportage im Berner Kirchenfeldschulhaus zeigt,
                                                                       Im Bereich der Volksschule werden wir die
     wie die Drittklässler/innen und ihre Lehrpersonen das       Schülerpensen um rund eine Lektion wöchentlich re-
     neue Frühfranzösisch erleben.                               duzieren. Das ist schmerzhaft, jedoch tragbar ange-
                                                                 sichts hoher Lektionenbelastung in einigen Schul-
     Mittelschule/Berufsbildung l                                jahren. In den nächsten Monaten werden wir mögliche
     Écoles moyennes/Formation professionnelle                   Umsetzungsvarianten vorlegen. Klar ist: Der Lehrplan
48 «Wir wollen aufzeigen, welche Werte                           muss entsprechend angepasst werden, es geht folglich
   das Gymnasium vermittelt»                                     um einen echten Abbau einer staatlichen Leistung.
     Die Berner Gymnasien lancieren die erste Imagekam-                Auf der Sekundarstufe II werden die Klassen der
     pagne in ihrer Geschichte. Im Gespräch mit EDUCATION        berufsvorbereitenden Schuljahre (BVS) reduziert und
     äussern sich zwei Rektoren dazu.                            dem schweizerischen Durchschnitt angeglichen. Die
                                                                 Ausbildung für Bekleidungsgestalter/innen in Spiez
50   PHBern                                                      wird aufgehoben. Dies führt zur Schliessung der
                                                                 Schlossbergschule und zur Verschiebung der Brücken-
58   Weiterbildung l Formation continue                          angebote auf andere Standorte im Berner Oberland.
                                                                 Weiter werden an den Lehrwerkstätten Ausbildungs-
61   Amtliches l Informations officielles                        gänge reduziert, welche bereits im dualen System
                                                                 angeboten werden.
71   Cartoon
                                                                       Auf der Tertiärstufe sollen die Semestergebühren
                                                                 der Uni, der BFH und der PH von 600 auf 750 Franken
                                                                 angehoben werden. Ein Schritt in eine unerwünschte
                                                                 Richtung, jedoch relativiert durch die Tatsache, dass
                                                                 die Gebühren in der Höheren Berufsbildung einiges
                                                                 höher sind.
                                                                       All diese Massnahmen hätten wir ohne Spar-
                                                                 druck nicht ergriffen.
                                                                       Trotz allen Anstrengungen ist es dem Regierungs-
                                                                 rat nicht gelungen, einen Voranschlag ohne Defizit

4                                                                                                         EDUCATION 4.11
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Politischer Kommentar | Regard politique

                                                                                rence des efforts d’économie réalisés les années pré-
Foto: Adrian Moser

                                                                                cédentes, il n’a plus été possible d’épargner dans une
                                                                                large mesure le domaine de la formation.
                                                                                      Le Conseil-exécutif a néanmoins agi de façon
                                                                                responsable : si elles sont douloureuses, les mesures
                                                                                touchant le domaine de la formation sont tout juste
                                                                                politiquement acceptables. Il était pour moi essentiel
                                                                                de ne pas toucher aux conditions d’engagement du
                                                                                corps enseignant.
                                                                                      En ce qui concerne l’école obligatoire, nous
                                                                                allons réduire le programme des élèves d’une leçon
                                                                                hebdomadaire par année scolaire. Quoique dure,
                                                                                cette mesure est supportable compte tenu du pro-
                                                                                gramme d’enseignement relativement chargé des
                                                                                élèves de certaines années scolaires. Dans quelques
                                                                                mois, nous présenterons des variantes pour ce qui
                                                                                est de la mise en œuvre. Le plan d’études doit être
                                                                                adapté en conséquence, car il s’agit réellement de la
                     vorzulegen. Nach fast 15 Jahren schwarzer Zahlen ist       suppression d’une prestation cantonale.
                     ein Defizit im vorgeschlagenen Umfang jedoch verkraft-           Au niveau du secondaire II, le nombre de classes
                     bar. Müsste der Regierungsrat ein Budget ohne Fehl-        d’année scolaire de préparation professionnelle (APP)
                     betrag vorlegen, würde dies wesentlich schmerzhaf-         sera réduit pour correspondre à la moyenne suisse.
                     tere Einschnitte bedeuten. Auch im Bildungsbereich.        La formation pour les créateurs et créatrices de vête-
                           Der Grosse Rat wird Voranschlag und Entlas-          ments à Spiez sera supprimée, ce qui entraîne la
                     tungspaket im November 2011 beraten. Es wäre ein           fermeture de la Schlossbergschule et le transfert des
                     Fehler, bereits bildungspolitischen Abbau vorzuneh-        solutions transitoires vers d’autres sites de l’Ober-
                     men, der über das Entlastungspaket hinausginge,            land bernois. De plus, les écoles de métiers sont ap-
                     bevor je tatsächlich ein Franken Defizit entstanden ist.   pelées à tenir compte des filières déjà proposées dans
                     Wir müssen zu unserer Zukunft Sorge tragen.                le système dual.
                     Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor des Kantons Bern             Au niveau tertiaire, les taxes d’études semes-
                     bernhard.pulver@erz.be.ch                                  trielles de l’Université, de la Haute école pédagogique
                                                                                (HEP) et de la Haute école pédagogique germano-
                                                                                phone (PHBern) passeront de 600 à 750 francs. Un
                                                                                pas dans une direction en principe non souhaitée
                                                                                mais qui peut être relativisé du fait que les taxes à
                                                                                verser pour la formation professionnelle supérieure
                     Surtout ne pas toucher                                     sont légèrement plus élevées.
                                                                                      Toutes ces mesures n’auraient pas été engagées
                     aux conditions d’engagement                                sans ces impératifs d’économie.
                     C’était prévisible. La révision de la Loi fédérale sur           Malgré tous ces efforts, le Conseil-exécutif n’a
                     l’assurance-maladie coûtera au canton de Berne             pas réussi à présenter un budget non déficitaire.
                     300 millions de francs supplémentaires par an à par-       Après 15 années de chiffres noirs, un déficit de l’ordre
                     tir de 2012. La diminution d’impôts décidée par le         proposé est toutefois supportable. Si le Conseil-exé-
                     Grand Conseil aura pour conséquence une détériora-         cutif devait présenter un budget sans découvert,
                     tion de la situation financière du canton de l’ordre       cela signifierait des coupes sensiblement plus dou-
                     de 200 millions de francs par an à partir de 2012. La      loureuses. Et ce également dans le domaine de la
                     réduction supplémentaire de la taxe sur les véhicules      formation.
                     routiers adoptée en votation populaire en février                Le Grand Conseil délibérera du budget et du pro-
                     2011, qui devra être revotée en mars 2012, engendrera      gramme d’allègement en novembre 2011. Ce serait
                     en outre un manque à gagner de plus de 100 millions        une erreur que de procéder déjà à des mesures d’éco-
                     de francs à partir de 2013 si le résultat du scrutin de-   nomie dans la politique de la formation allant au-
                     vait être le même qu’en février 2011.                      delà du programme d’allègement alors que le déficit
                           Au vu de ces circonstances, le Conseil-exécutif      en francs n’est pas encore effectif. Nous devons nous
                     se devait de réagir, ce qu’il a fait en adoptant le pro-   soucier de notre avenir.
                     gramme d’allègement budgétaire d’un montant de             Bernhard Pulver, directeur de l’Instruction publique
                     277 millions de francs par an. Toutefois, à la diffé-      du canton de Berne, bernhard.pulver@erz.be.ch

                     EDUCATION 4.11                                                                                                    5
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                    Schulhäuser im Kanton Bern                                     Aus dem Regierungsrat
                    Das Pestalozzi-Schulhaus                                       Die Konsequenzen aus den
                    in Burgdorf                                                    Basis- und Grundstufenversuchen
                    Eine Serie der kantonalen Denkmalpflege                        müssen gezogen werden
                    Im Westen der Burghügel, im Osten die Sandsteinflühe,          Im Oktober 2010 reichen die Grossrätinnen Sabina
                    dazwischen die Schützenmatt: Vor dieser atemberau-             Geissbühler-Strupler und Nadja Pieren (beide SVP)
                    benden Szenerie erbaute die Stadt Burgdorf von 1897            eine Motion ein, welche den Regierungsrat auffordert,
                    bis 1899 ein neues Schulhaus. Der Entwurf stammte              Konsequenzen aus den Basis- und Grundstufenversu-
                    von Alfred Rimli aus Frauenfeld, dem Sieger des lan-           chen zu ziehen und entsprechende Massnahmen in die
                    desweit ausgeschriebenen Wettbewerbs. Markante Pi-             Wege zu leiten. 1. solle auf die Einführung der Schul-
                    laster aus Sandstein gliedern den kompakten Baukör-            modelle Basis- oder Grundstufe auch auf freiwilliger
                    per des typischen Schulpalasts. Seinen Namen erhielt           Basis verzichtet werden, 2. müsse die Kindergärtnerin-
                    das Schulhaus erst 1927 zum 100. Todestag des Päda-            nen- und Kindergärtnerausbildung den neuen Gege-
                    gogen Johann Heinrich Pestalozzi, der von 1799 bis             benheiten (HarmoS) und den spezifischen Bedürfnis-
                    1804 in Burgdorf gewirkt hatte.                                sen der Vorschulkinder angepasst werden und 3. solle
                          2003 schrieb die Stadt erneut einen Architek-            die Führung von kleinen Kindergartenklassen weiterhin
                    turwettbewerb aus. Es ging um eine Erweiterung der             möglich sein. Der Regierungsrat hält in seiner Antwort
                    Anlage durch Klassenräume, eine Aula und eine Turn-            zur ersten Forderung fest, dass der Entscheid über die
                    halle. Das Siegerprojekt der Architekten Birchmeier +          Frage der freiwilligen Einführung der Basisstufe durch
                    Uhlmann aus Zürich hiess «Das fliegende Klassen-               den Grossen Rat im Rahmen der Beratung über die
                    zimmer». Der quer zum Schulpalast stehende Erweite-            Revision des Volksschulgesetzes im November 2011
                    rungstrakt mit grossen Glasflächen ist klar gegliedert         gefällt werde. Mit dem Vernehmlassungsverfahren sei
                    und antwortet auf die Weite der angrenzenden Schüt-            der Prozess eingeleitet worden und solle nicht vorzeitig
                    zenmatt. Die Einweihung fand 2010 statt, Alt und Neu           abgebrochen werden. Die Grossratsdebatte Ende 2011
                    ergänzen sich in eindrücklicher Weise.                         werde ausführlich Gelegenheit bieten, die Frage der
                                                                                   Basisstufe umfassend zu diskutieren, und zwar auf der
                                                                                   Grundlage einer konkreten Gesetzesvorlage, eines Vor-
                                                                                   trages und weiteren Unterlagen sowie unter Berück-
Foto: zvg

                                                                                   sichtigung der finanziellen Möglichkeiten des Kantons.
                                                                                   Bezüglich des zweiten Begehrens ist sich der Regie-
                                                                                   rungsrat mit den Motionärinnen einig, dass die Lehr-
                                                                                   personen für den Kindergarten Kinder mit spezifischen
                                                                                   Bedürfnissen und unterschiedlichem Entwicklungsstand
                                                                                   zu begleiten und zu fördern hätten. HarmoS regle u. a.
                                                                                   die flexible Durchlaufzeit der Kinder durch die einzel-
                                                                                   nen Schulstufen – diese könne kürzer oder länger sein.
                                                                                   Lehrpersonen für den Kindergarten bräuchten demzu-
                                                                                   folge auch fundierte Kenntnisse über die Entwicklung
                                                                                   der Primarschulkinder. Die aktuelle Lehrerbildung der
                    Entwurf für das Pestalozzi-Schulhaus, Strassenfassade, 1897.   PHBern trage dieser Tatsache Rechnung und bilde die
                    Die Giebelaufbauten konnten aus Kostengründen nicht gebaut     Lehrpersonen für die Vorschul- und die Primarstufe
                    werden (Baudirektion Burgdorf).
                                                                                   aus. Alle Studiengänge der PHBern seien von der EDK
                                                                                   anerkannt, eine Änderung des Studienplans würde de-
Foto: Hannes Henz

                                                                                   ren Anerkennung gefährden. Hinsichtlich der dritten
                                                                                   Forderung verweist der Regierungsrat auf die neue Fi-
                                                                                   nanzierung der Volksschule, welche den Gemeinden
                                                                                   künftig ein einfacheres, transparenteres Finanzierungs-
                                                                                   system mit grösserem Handlungsspielraum bieten
                                                                                   werde. Es werde gegenwärtig geprüft, welche Vorga-
                                                                                   ben der Kanton den Gemeinden zu den Klassengrös-
                                                                                   sen (Richtlinien für die Schülerzahlen) machen soll.
                                                                                         Der Regierungsrat beantragt dem Grossen Rat Fol-
                                                                                   gendes: 1. Forderung: Annahme als Postulat; 2. For-
                                                                                   derung: Annahme unter gleichzeitiger Abschreibung;
                    Der Erweiterungstrakt wurde 2010 bezogen.                      3. Forderung: Annahme als Postulat.

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                                                    Theater
       «Theaterlink für junges Publikum und Schulen»
Ein Theater-Moment ist ein

                                                                                                                           Foto: Xenia Häberli
magischer Moment jenseits
von Zeit und Raum. Er vereint
im selben Augenblick Augen,
Herz und Körper, schärft die
Sinne und die Aufmerksam-
keit. Ein starkes Theatererleb-
nis vermag nicht nur während
der Vorstellung zu fesseln,
sondern wirkt nachhaltig über
diesen Moment hinaus.
Seit der Gründung versucht der
«Theaterlink für ein junges Publi-
kum und Schulen», jungen Zu-
schauern und Zuschauerinnen diese      «Die Kurzhosengang», Vorstadttheater Basel
Lust an der Magie eines Theater-
Moments zu vermitteln. Die betei-
ligten Veranstalterinnen und Ver-      Moutier ist eine Gruppe aus Belgien          entdecken und reflektieren. Die
anstalter sowie der Kanton Bern        zu Gast, und St. Imier zeigt eine            Poesie der Bühne und die Kraft
als Hauptfinanzierer gibt Ihnen und    Schweiz-Kanadische Koproduk-                 der theatralischen Metaphern the-
Ihrer Schulklasse die Möglichkeit,     tion zu den Kinderrechten. Zu den            matisieren die menschliche Exis-
in Ihrer Nähe eine professionelle,     angebotenen Theaterproduktionen              tenz, tauchen Alltägliches in neues
spannende und dem Alter entspre-       bieten wir für alle Schulen ein kos-         Licht und decken Verborgenes auf.
chende Theateraufführung günstig       tenloses pädagogisches Begleit-              Wir laden Sie herzlich ein, beim
zu besuchen. In Bern, Biel, Burg-      programm an. Die «Tanz Aktiven               Besuch einer Vorstellung des Thea-
dorf, Frutigen, Huttwil, Langenthal,   Plattform» (TAP) Bern organisiert            terlinks, diese einzigartigen Mo-
Lengnau, Moutier, St. Imier, Thun,     am «Welttanztag 2011» Tanzwork-              mente mit Ihrer Klasse zu teilen.
Tramelan, Unterseen/Interlaken         shops für Schulklassen im ganzen
werden vierzehn professionelle         Kanton. Die Magie des Theaters               Informationen zum Angebot unter:
Theater- und Tanzproduktionen für      lässt uns zusammen die zeitge-               www.theaterlink.ch,
Kinder und Jugendliche verschie-       nössischen Autoren, Dramatiker,              Anmeldungen direkt mit Online-
dener Altersstufen präsentiert. In     Choreografen und Puppenspieler               formular möglich.

Nouvelles du Conseil-exécutif
Expériences pédagogiques menées sur les variantes
alémaniques du cycle élementaire
En octobre 2010, les députées UDC Sabina Geiss-             nir des classes d’école enfantine à petits effectifs.
bühler-Strupler et Nadja Pieren ont déposé une motion       Dans sa réponse, le Conseil-exécutif précise, quant à
chargeant le Conseil-exécutif de tirer les conséquen-       la première demande, que la décision relative à l’intro-
ces des expériences pédagogiques menées sur les             duction volontaire du cycle élémentaire en quatre ans
variantes alémaniques du cycle élémentaire, à savoir        (Basisstufe) sera rendue par le Grand Conseil en no-
la Grundstufe et la Basisstufe, et de mettre en place       vembre 2011 lorsqu’il traitera la révision de la loi sur
les mesures requises : 1) renoncer à introduire les mo-     l’école obligatoire. Le processus décisionnel a déjà été
dèles scolaires de Grundstufe et de Basisstufe, même        engagé avec la procédure de consultation et ne doit
sur une base volontaire ; 2) adapter la formation des       selon lui pas être suspendu prématurément. Les dé-
enseignants et enseignantes d’école enfantine à la          bats au Grand Conseil fin 2011 seront l’occasion de
nouvelle donne (concordat HarmoS) et aux besoins            discuter en détail la question du cycle élémentaire, et
spécifiques des enfants d’âge préscolaire ; 3) mainte-      ce sur la base d’un projet de loi concret accompagné ▶

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d’un rapport et d’autres documents de référence, tout          enseignantes pour l’école enfantine et le degré pri-
en prenant en compte les possibilités financières du           maire. Les trois filières d’études de la PHBern sont re-
canton. S’agissant de la seconde demande, le Conseil-          connues par la CDIP et changer le plan d’études pour-
exécutif estime, comme les motionnaires, que les en-           rait mettre en péril cette reconnaissance. Concernant
seignants et enseignantes d’école enfantine ont pour           la troisième demande, le Conseil-exécutif renvoie au
mission d’encadrer et de stimuler des enfants ayant            projet de réforme du financement de l’école obliga-
des besoins spécifiques et des niveaux de développe-           toire, qui introduira pour les communes un système
ment disparates. Le concordat HarmoS régit notam-              de financement plus simple, plus transparent et plus
ment le temps nécessaire, à titre individuel, pour par-        souple, leur laissant une grande marge de manœuvre.
courir les différents degrés de la scolarité. Ce temps         Dans ce contexte, une analyse est en cours pour dé-
dépend du développement personnel de chaque élève              terminer quelles consignes le canton doit donner aux
et peut donc être plus ou moins long. Il est donc im-          communes concernant la taille des classes (directives
portant que les enseignants et enseignantes soient             concernant les effectifs des classes).
dûment formés en matière de développement des en-                    Le Conseil-exécutif émet les propositions sui-
fants du degré primaire. Dans la formation qu’elle             vantes à l’intention du Grand Conseil : point 1 : adop-
dispense actuellement, la PHBern tient toutefois déjà          tion sous forme de postulat ; point 2 : adoption et clas-
compte de cette situation et forme des enseignants et          sement ; point 3 : adoption sous forme de postulat.

                                                      Théatre
                 « Theaterlink pour jeune public et école »
Un moment de théâtre est un                                                                             wil, Langenthal, Lengnau, Moutier,
                                                                                     Photo: Yves Dube

temps unique et « en dehors ».                                                                          St-Imier, Thoune, Tramelan et
Il réunit dans un même espace                                                                           Unterseen/Interlaken. Une troupe
et au même instant une as-                                                                              théâtrale belge est invitée à Mou-
semblée d’yeux, de cœur et                                                                              tier, et St-Imier présente une co-
de corps, en alerte, aux aguets.                                                                        production Suisse-Canada sur les
Il s’agit dans le temps de la                                                                           droits d’enfants. Le *TAP, Tanz Ak-
représentation de capter l’at-                                                                          tive Plattform* de Berne organise
tention, de la tenir, puis de                                                                           dans le cadre de la « Journée mon-
la retenir.                                                                                             diale de la danse 2011 » des ateliers
Depuis sa création, le « Theaterlink                                                                    chorégraphiques pour les classes
pour jeune public et école » cher-                                                                      de tout le canton. La magie ma-
che à offrir aux jeunes spectateurs                                                                     gnétique du théâtre est cette ca-
la magie du présent. Notre réseau                                                                       pacité de partage et de « reliance »
s’efforce de créer les conditions                                                                       vécue ensemble sous le signe des
favorables à l’attention et à la dis-                                                                   poètes en action que sont nos
ponibilité de nos jeunes specta-                                                                        auteurs dramatiques, chorégraphi-
teurs. Avec l’étroite collaboration                                                                     ques et marionnettiques. La poésie
du canton de Berne, son principal                                                                       de la scène, celle qui sous le jour
sponsor, et les programmateurs de                                                                       de la puissance des métaphores
la région, le Theaterlink vous don-     « 1, 2, 3 nous avons des droits ! »                             scéniques éclaire notre quotidien,
nent la possibilité d’assister à        Cie Ovale, Suisse, et Cie Les Deux Mondes,                      nous donne à vivre l’expérience de
                                        Québec/Canada
proximité de chez vous et un prix                                                                       sa face cachée. C’est cette expé-
d’entrée raisonnable à une repré-                                                                       rience, ce moment toujours unique
sentation professionnelle de théâ-      et riche panel de créations de                                  que vous êtes invités à partager
tre destinée à tous les âges. Les       troupes indépendantes suisses et                                avec le Theaterlink.
treize productions professionnelles     étrangères. Cette neuvième edition
proposées ont été soigneusement         du « Theaterlink pour jeune public                              Informations et offres :
sélectionnées par des organisa-         et école » se déroulera à Berne,                                www.theaterlink.ch, inscriptions
teurs expérimentés, parmi un large      Bienne, Berthoud, Frutigen, Hutt-                               online.

EDUCATION 4.11                                                                                                                             9
EDUCATION 4.11 - Edudoc CH
Thema | Dossier

Zu den Bildern: EDUCATION besuchte eine Schulbandprobe in der Schule Rüfe-
nacht. Anschliessend begleiteten wir die jungen Leute mit unserem Fotografen
in das Kunstmuseum Bern. Wir danken Adrian, Géraldine, Hannah, Nitharsan,
Sina, Valentino und ihrem Fachlehrer Markus Wyss.

Photos : EDUCATION a assisté à une répétition d’un groupe de musique à l’école
de Rüfenacht. Accompagnés de notre photographe, nous avons ensuite suivi
ces jeunes au Musée des Beaux-Arts de Berne. Nous remercions Adrian, Géraldine,
Hannah, Nitharsan, Sina, Valentino ainsi que leur enseignant Markus Wyss.

10                                                                                EDUCATION 4.11
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                                          Bildung und Kultur

                      Weit mehr als
                      ein Programm
                                         Iris Frey, Christoph Reichenau
                                             Fotos: Fabian Flückiger

  Pünktlich zu Beginn des Schuljahrs startete das Programm «Bildung und Kultur» zugunsten
  von Schülerinnen und Schülern vom Kindergarten bis in die Berufsschulen und Gymnasien.
 Auch wenn Kultur nicht erst durch das neue Programm in die Schulen kommt, ist doch einiges
      neu – EDUCATION fragt nach dem Nutzen und reflektiert den Entstehungsprozess.

Die neuen Gutscheine gibt es ohne Cumulus-Punkte:              Einen Gewinn soll das Programm auch für die
Seit den Sommerferien können Schulklassen und Ta-         Lehrpersonen auf der einen Seite und die Kulturschaf-
gesschulen aber nicht nur jährlich zwei Kulturgut-        fenden, -pflegenden und -institutionen auf der anderen
scheine beziehen, einen zur Realisierung eines eige-      generieren: Erstere sollen unterstützt werden bei der
nen Kulturprojekts, den anderen, um ein auswärtiges       Stärkung des Musischen in der Schule, letztere die
Kulturprojekt zu besuchen. Eine Internetplattform ver-    bestehenden Vermittlungsangebote optimieren, breiter
knüpft Angebot und Nachfrage, Kunstschaffende be-         anbieten und sich besser vernetzen können.
gleiten Schülerinnen und Schüler auf Wunsch während            Last but not least sollen vom neuen Programm
zwei Jahren. Dies bietet, in aller Kürze, das Programm    auch Tagesschulen profitieren können.
«Bildung und Kultur», für das der Grosse Rat in der
Märzsession 2011 rund sechs Millionen Franken ge-         Braucht es das Programm tatsächlich?
sprochen hat. EDUCATION 3.11 berichtete; die detail-      Trotz den versprochenen vielfältigen Gewinnaussichten
lierten Massnahmen finden Sie im Kasten auf Seite 12      fand und findet das Programm nicht nur Zustimmung.
in dieser Ausgabe. Vier Jahre läuft das Programm, dann    Im Konsultationsverfahren (2009) und im Grossen Rat
soll seine Wirkung ausgewertet werden. Das Ergebnis       (2010/2011)3 wurde Kritik in unterschiedlicher Rich-
der Evaluation wird weisen, ob und wie es weitergeht.     tung und Grundsätzlichkeit geübt:
                                                          –     Stichwort Alibi. Einzelne sehen im Programm nur
Zwei Strategien – ein Ziel                                      ein Dekor für das ansonsten auf die «harten Fä-
Geboren wurde die Idee nicht aus einer Laune von ein            cher» ausgerichtete Bildungswesen, in dem sich
paar Kultur- und Bildungsbürokraten, wie auch etwa              Lehrpersonen für kulturelle Aktivitäten gegenüber
zu vernehmen war. Gleich zwei breit abgestützte Stra-           Eltern und Kollegen rechtfertigen müssten. An-
tegien, so die kantonale Bildungsstrategie (2009)1 und          dere weisen darauf hin, dass manchen Lehrper-
die erste Kulturstrategie für den Kanton Bern (2009)2,          sonen für den Kunstunterricht teils die Qualifi-
setzen unter anderem das Ziel, im Bildungswesen den             kation, teils das Engagement fehle; hier gelte es,
Bezug zu Kunst und Kultur zu stärken. Das Programm              den Hebel anzusetzen, zuerst für die Einhaltung
«Bildung und Kultur» ist die Antwort der Erziehungs-            des Lehrplans in Musik und Gestalten zu sorgen.
direktion auf die zweifache Forderung.                    –     Stichwort Ablenkung. Manche erachten die Aus-
      Im Mittelpunkt standen von Beginn weg Kinder              weitung der «weichen Kultur» als falsches Zei-
und Jugendliche mit ihrem schöpferischen Potenzial.             chen in einer Schule, welche – PISA lässt grüs- ▶
Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur
Sekundarstufe II sollen noch mehr Möglichkeiten als
bisher erhalten, sich künstlerisch zu betätigen, im Un-   1 Bildungsstrategie, Erziehungsdirektion des Kantons Bern
terricht und ausserhalb mit Kunst und Kultur in Berüh-      2009, Seite 67
rung zu kommen. Über das zu reden, was sie sehen          2 Kulturkanton Bern – Kulturstrategie für den Kanton Bern, S. 19
                                                          3 Ergebnisse der Konsultation über das Konzept Bildung und
und hören. Eine Sprache zu finden für etwas, das mit        Kultur, Erziehungsdirektion des Kantons Bern, November
Worten letztlich nicht zu fassen ist.                       2011; Protokoll der Grossratsdebatte vom 30. März 2011

EDUCATION 4.11                                                                                                         11
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                                                                       sen – die Kinder in den «harten Fächern» (Sprachen,
Neuerungen durch das Programm                                          Mathematik) nur knapp genügend weit bringe.
«Bildung und Kultur»                                            –      Stichwort falscher Anreiz. Nicht zuletzt Gemein-
– Jede Schulklasse von der Unterstufe bis zur Sekun-                   den bejahen zwar die Ausrichtung des Programms,
  darstufe II kann jährlich zwei Gutscheine beantra-                   finden jedoch die Begrenzung auf einen vierjähri-
  gen: Einen für ein eigenes Kulturprojekt und                         gen Versuch mutlos, wünschen Kontinuität.
  einen für die Reise zu einem auswärtigen Kultur-              –      Stichwort halbherzig. Viele verstehen nicht, dass
  ort, z.B. einem Museum. Übersteigen die Anträge                      die Nutzung des Programms freiwillig ist. Sie ver-
  die verfügbare Summe von 1 Million Franken pro                       muten, gerade die bisher untätigen Lehrpersonen
  Jahr (davon etwa ein Drittel für Reisen und zwei                     würden weiterhin durch Abwesenheit glänzen.
  Drittel für eigene Projekte), greift eine Prioritäts-         –      Stichwort falsche Zeit. Nicht wenige finden zwar
  ordnung.                                                             Kultur nötig und das Programm richtig, aber nicht
– Innert der vier Jahre können insgesamt 45 Klassen                    zwingend in einer Zeit, in der andere wichtige
  im Kanton das Programm MUS-E wählen. MUS-E                           bildungspolitische Postulate dem Rotstift zum
  heisst: Während zweier Jahre gestaltet jede Woche                    Opfer fallen.
  eine Kulturschaffende oder ein Kulturschaffender              In Würdigung all dieser Kritik bekannte sich der Grosse
  zwei Lektionen mit der Klasse. Man tanzt, spielt              Rat zu mehr Kultur in der Schule; er war jedoch auch
  Theater, dreht einen Film, probt ein Musikstück               sensibel für finanzpolitische Einwände. Insgesamt kürzte
  etc. Künstlerinnen und Künstler bringen «ihre»                der Rat den Kredit für das Programm Bildung und Kul-
  Kunst in die Schule und arbeiten mit einer Klasse             tur in den Jahren 2011 bis 2014 um rund die Hälfte auf
  daran.                                                        durchschnittlich 1,5 Millionen Franken pro Jahr.
– Die Webseite www.be.ch/bildungundkultur
  verknüpft Angebot und Nachfrage für Kulturpro-                Keine Neuerfindung und doch neu
  jekte an Schulen. Kulturschaffende und Kultur-                Kultur kommt nicht erst dank dem neuen Programm in
  institutionen stellen vor, was sie bieten; Schulen            die Schule. Viele Lehrpersonen leisten schon lange en-
  beschreiben, was sie suchen. Auf dem elektroni-               gagierte Kulturarbeit. Auch sieht der Lehrplan für Musik
  schen Souk kommen beide zusammen.                             und Gestalten Pflichtlektionen und ein reichhaltiges
– Das Programmteam «Bildung und Kultur» der Er-                 Menu vor. Leider werden diese Lektionen nicht selten
  ziehungsdirektion ist Anlaufstelle für Kultur-                zweckentfremdet für anderen Unterricht, namentlich
  schaffende und Lehrpersonen bei Fragen rund um                zur Prüfungsvorbereitung in «harten» Fächern.
  die Kulturvermittlung; es berät und unterstützt.                    Viele Lehrpersonen haben auch bisher den Kon-
  Kontakt: 031 633 83 11, bildungundkultur@erz.be.ch.           takt mit Kulturschaffenden und -institutionen gepflegt
– Ein CAS-Angebot der Pädagogischen Hochschule                  und sich bei der Kulturvermittlung von Kunstschaffen-
  Bern (CAS «Kulturvermittlung an Schulen») für                 den Unterstützung geholt. Zur Ergänzung des «musi-
  Lehrpersonen, die sich in Kulturvermittlung wei-              schen Pflichtstoffs» machen zahlreiche Kultureinrich-
  terbilden wollen, hat eben die Feuertaufe bestan-             tungen – Bibliotheken, Museen, Orchester, Tanzkom-
  den. Gegengleich bereitet die Hochschule der                  panien, Theater und weitere – regelmässig Angebote
  Künste mit dem CAS «Teaching artist» Künstlerin-              für Schulen: Führungen, Blicke hinter die Kulissen,
  nen und Künstler auf die Arbeit mit Schulklassen              Probenbesuche, Offerten zum Mitmachen.
  vor (vgl.: www.phbern.ch > Weiterbildung                            Diese sind allerdings in den Zentren konzentriert:
  > Weiterbildungslehrgänge > Kunst und Schule                  in Bern, Biel, Burgdorf, Interlaken, Moutier, Thun. Tour-
  > Kulturvermittlung an Schulen CAS;                           neen im ganzen Kantonsgebiet, wie sie 2009/2010 mit
  www.hkb.bfh.ch > Weiterbildung > Vermittlung                  Unterstützung der Erziehungsdirektion die Camerata
  > CAS Teaching Artist).                                       Bern unternahm, bilden Ausnahmen. So müssen Klas-
– In Vorbereitung ist ein Wettbewerb für neue inno-             sen aus den Randgebieten des Kantons anreisen, was
  vative Kulturprojekte, die Schulen und Kultur-                Geld und Zeit kostet. Besondere Hürden zu überwinden
  schaffende gemeinsam entwickeln. Weitere Infos:               haben die Schulen aus dem jurassischen Kantonsteil:
  www:be.ch/bildungundkultur                                    Um in ihrer Sprache das zu finden, was sie im Kultur-
                                                                bereich suchen, müssen sie teilweise weit fahren.
                                                                      Seit Langem offeriert das Amt für Kultur der Erzie-
                                                                hungsdirektion den Schulen «Kunstpakete». Sie heis-
                                                                sen KidS (Kultur in der Schule), Tönstör (zeitgenös-
                                                                sische Musik), Theaterlink, Tanzkompakt, Spoken
                                                                Poetry, umfassen aber auch Autorenlesungen. Mit ei-
4 Leitfaden für kulturelle Bildung, UNESCO-Weltkonferenz
  für kulturelle Bildung: Schaffung kreativer Kapazitäten für   genen Projektvorschlägen gehen mehr und mehr Kul-
  das 21. Jahrhundert, Lissabon, 6.–9. März 2006                turschaffende auf Schulen zu. Schliesslich setzen ein-

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zelne – vor allem grössere – Gemeinden beträchtliche       (dessen Ensemble «I Salonisti» etwa im Hollywood-
Beträge ein, um an ihren Schulen Kultur zu stärken.        Film «Titanic» mitgewirkt hat), gesagt: «Musik ist nicht
      Dies alles bleibt. «Bildung und Kultur» kommt        einfach die Welt der Entspannung und der schönen
hinzu – als Programm, das den Dialog zwischen Schule       Töne. Wer ein Instrument lernt, lernt ein Handwerk,
und Kunstszene verstärken, neue Angebote zu beste-         muss sich den Gesetzen dieses Instruments unterwer-
henden hinzufügen, besser koordinieren, den Zugang         fen, sich am Widerstand, den das Instrument leistet,
erleichtern und demokratisieren will. Neben diesem         reiben. Das braucht Aufmerksamkeit, Disziplin, Aus-
Plus an Möglichkeiten bringt das Programm vor allem        dauer. Diese Motivation, seinen Weg trotz Widerstän-
eine Botschaft, die da lautet: Kultur ist zentraler Be-    den zu gehen, ist nicht von vornherein im Hirn gespei-
standteil der Ausbildung und macht Schule erst zu          chert. Sie entwickelt sich mit dem Musiklernen. (…)
dem, was sie sein soll.                                    Wer ein Instrument lernt, erwirbt die handwerklichen
                                                           Fähigkeiten, sein Innenleben nach aussen zu tragen,
Partnerschaft zwischen Schulen, Tagesschulen               sich auszudrücken. Das stärkt ihn, in schwierigen Situa-
und Kunstschaffenden                                       tionen besser klarzukommen, in der Schule, in der
Neu am Programm «Bildung und Kultur» ist der Akzent        Lehre, im Leben. (…) Wir müssen sehen, dass gerade
auf der Partnerschaft von Lehrpersonen und Kultur-         kreative Tätigkeiten, deren Nutzen nicht direkt bere-
schaffenden. «Erfolgreiche Partnerschaften beruhen         chenbar ist, Nebeneffekte haben, die uns dort weiter-
auf gegenseitigem Verständnis für die Ziele, auf die die   bringen, wo es wirklich zählt.»
Partner hinarbeiten, und auf gegenseitigem Respekt               «Wo es wirklich zählt» – also im Leben. Die Hoff-
für die Kompetenzen des anderen», steht im Leitfaden       nung ist, dass es die Schule als zum Leben befähi-
für kulturelle Bildung der UNESCO.4                        gende Institution dank und durch Kultur schafft, ihre
      Künstlerinnen und Künstler, aber auch Kulturför-     Bildungsaufgabe, die auch eine Integrationsaufgabe
dergremien sind nicht a priori überzeugt davon, dass       ist, noch besser zu erfüllen.
sich Lehrpersonen für Kunstvermittlung eignen. Und
Lehrpersonen sind nicht immer sicher, ob sie das Nö-
tige mitbringen, bezweifeln aber öfters auch die Fähig-    Synthèse Bien plus qu’un programme La rentrée a
keit Kulturschaffender, mit einer Klasse umzugehen.        donné le coup d’envoi du programme Éducation et
      Diese Meinungen lassen sich nur durch andere         Culture qui bénéficie aux élèves de l’école enfantine
Erfahrungen überwinden. Darauf angelegt sind die Wei-      au gymnase en passant par ceux des écoles profes-
terbildungsangebote der Pädagogischen Hochschule           sionnelles et des écoles à journée continue. Son effi-
und der Hochschule der Künste. Dem gleichen Zweck          cacité sera évaluée d’ici quatre ans.
dient die Möglichkeit, in Schul- oder Tagesschulpro-       Même si la culture n’a pas attendu ce programme
jekten Kunstschaffende kennenzulernen. Auch Kultur-        pour arriver dans les écoles, il y a tout de même du
verantwortliche können im Kollegium Brücken zwi-           nouveau : les classes peuvent désormais demander
schen Schule und Kulturbereich schlagen. Die Schulen       deux bons culturels par an, l’un pour soutenir un pro-
können sie bestimmen und aus ihrem Lektionenpool           jet interne à l’école, l’autre pour organiser une sortie
entschädigen. Die Kulturverantwortlichen unterstützen      culturelle. Si les demandes dépassent la somme dis-
ihre Kolleginnen und Kollegen durch Information, An-       ponible d’un million de francs par an, un ordre de
regungen und praktische Hilfe – sie sind die Kulturbot-    priorité sera établi.
schafterinnen und -botschafter in ihren Kollegien. Im      Par ailleurs, durant les quatre années de la phase pi-
Programm MUS-E wiederum geht der Unterricht von            lote, au total 45 classes du canton pourront participer
Kunstschaffenden aus. Die Klassenlehrperson bleibt         au programme MUS-E. Pendant deux années, des ar-
aber anwesend und somit beteiligt. Alle Formen neh-        tistes les accompagneront à raison de deux leçons par
men beide Seiten in ihrer Aufgabe und Besonderheit         semaine. Ils apporteront « leur » art à l’école et le
ernst und ermöglichen, dass durch Kulturschaffende         feront évoluer avec les élèves.
nicht lediglich ein anderes Thema oder eine andere Tä-     La plateforme www.be.ch/educationetculture relie
tigkeit in die Schule kommt, sondern eine andere Art,      l’offre et la demande de projets culturels dans les
sein Thema zu finden, mit Freiheit umzugehen, das          écoles. Les professionnels de la culture présentent ce
Leben zu gestalten.                                        qu’ils ont à offrir ; les écoles décrivent ce qu’elles re-
                                                           cherchent. Tous se retrouvent sur ce « marché » cultu-
Der Nutzen der Kultur in der Bildung                       rel virtuel. Enfin, l’équipe du programme Éducation
Über Kunst bestehen oft falsche Vorstellungen. Für         et Culture de la Direction de l’instruction publique
viele ist Kunst das Gegenteil von «hart»; sie steht für    conseille et soutient les artistes comme les ensei-
Ungefähres, Weiches, schwer zu Fassendes, kaum Be-         gnants et enseignantes dans toutes les questions
urteilbares. Was «bringt» sie denn? Dazu hat der Lei-      liées à la médiation culturelle. Contact : 031 633 83 11,
ter der Musikschule Köniz, der Geiger Lorenz Hasler        educationetculture@erz.be.ch

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                                          Bildung und Kultur

     Der Blick über die Kantonsgrenze
                                               Christoph Reichenau

Das Programm Bildung und Kultur bringt Bern                Rund tausend Museen unterschiedlichster Grösse gibt
in eine Reihe mit Kantonen, die früher syste-              es in der Schweiz. Der Verein «mediamus» ist das Netz-
matisch mit Kulturvermittlung in der Schule                werk der Vermittlerinnen und Vermittler an Museen
begonnen haben. Zwei Beispiele sollen dies                 und in verwandten Feldern. Er bezweckt den Aus-
zeigen. Zusätzliche Hinweise weiten den Blick              tausch von Wissen, Erfahrungen und Ideen unter den
auf das grosse Feld der Kulturvermittlung, die             Mitgliedern sowie die Stärkung des Berufsfelds. Es
ab 2012 dank dem neuen Bundesgesetz über                   gibt regionale Gruppen, u.a. für Bern.
die Kulturförderung auch auf nationaler Ebene              www.mediamus.ch
ein Thema wird.
2006 startete im Kanton Aargau die Initiative «Kultur      Die Plattform www.kultur-vermittlung.ch, seit Januar
macht Schule». Sie bietet zweimal jährlich ein Pro-        2011 aufgeschaltet, wendet sich in erster Linie an
grammheft mit nach Schulstufen gegliederten Ange-          Fachpersonen aus Bildung, Lehre und Forschung, aber
boten, Vergünstigungen, Tipps. Dazu gehören Gratis-        auch an Kulturinstitutionen. Initiiert von der Pädago-
eintritte in Museen, eine Auszeichnung «Funkenflug»        gischen Hochschule Bern und mitgetragen von der
für besonders geeignete Projekte und mittlerweile          Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia sowie der Schwei-
zwei Publikationen: «Kulturvermittlung in der Praxis»      zerischen UNESCO-Kommission hat die Plattform der-
und «Perspektiven Kulturvermittlung». Für Kulturver-       zeit 18 institutionelle Partner (Kantone, Kultureinrich-
antwortliche in den Schulen, denen für diese Aufgabe       tungen, Organisationen) für die Verankerung in der
innerhalb des Pensums Arbeitszeit zur Verfügung            Fachwelt. Die Partner regen monatlich eine Debatte
steht, gibt es Einführungen und jährlich ein Treffen mit   über Aspekte der Kulturvermittlung an. Eine Projekt-
Information und zum Austausch. Gemeinsam bilden            datenbank bietet Einblick in Vermittlungsprojekte aus
die Kulturverantwortlichen ein Netzwerk Kulturvermitt-     der ganzen Schweiz.
lung. «Kultur macht Schule» bietet Beratung in den         www.kultur-vermittlung.ch
einzelnen Kultursparten an und kann dafür auf Fach-
personen der Kultureinrichtungen und der Fachhoch-         Bundesebene
schule Nordwestschweiz zählen. Kulturvermittlung ist       Das Bundesgesetz über die Kulturförderung vom
im Aargau neben der Kulturförderung und -pflege der        11. Dezember 2009 bestimmt in Artikel 19: «Der Bund
dritte Pfeiler der Kulturpolitik. Mit der Schweizer Kul-   kann Massnahmen treffen, um dem Publikum ein Werk
turstiftung Pro Helvetia und der Zürcher Hochschule        oder eine künstlerische Darbietung näherzubringen.»
der Künste hat «Kultur macht Schule» eine Untersu-         Die Begründung: «Wie nichts sonst vermögen Kunst-
chung der langfristigen Wirkung der Kulturvermittlung      werke die Menschen zu berühren, zu bewegen und an-
angestossen; dabei werden ganze Klassen 10, 20 und         zuregen. Künste schärfen die Wahrnehmung und ent-
30 Jahre nach Schulabgang befragt werden.                  wickeln das Bewusstsein. Es gibt keine bessere Schule
www.ag.ch/kulturmachtschule                                des Betrachtens, der Aufmerksamkeit, des Differen-
                                                           zierens als Kunst. Genaues und kritisches Hinhören,
Auch im Kanton Luzern gibt es eine breite Palette von      Hinsehen, Mitdenken macht die Menschen aufmerk-
Kulturangeboten für die Schule. Ziel der Webseite ist      sam, ausdrucks- und urteilsfähig.»
es, die Interaktionen zwischen Kulturaktivitäten und             Die Umsetzung obliegt der Stiftung Pro Helvetia.
Schulaktivitäten gezielt zu fördern. Lehrpersonen kön-     Sie widmet dem Thema 2008 bis 2011 einen Schwer-
nen online Angebote buchen. Dreimal jährlich bringt ein    punkt, um die Vermittlungsarbeit zu professionalisie-
Newsletter das Neueste. Links führen zu Beratungen         ren und sie beurteilbar zu machen. Ab 2012 will die
durch Fachpersonen.                                        Stiftung beispielhafte Projekte für mehr Kenntnisse in
www.schukulu.ch                                            Kunstvermittlung sowie in der Sensibilisierung der Be-
                                                           völkerung unterstützen – und dafür der Vermittlung in
                                                           den von ihr geförderten Kunstprojekten mehr Beach-
                                                           tung schenken.

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Ein gemeinsamer Nenner:                                    Synthèse Regard transfrontalier Le programme Édu-
das Manifest Arts & Education                              cation et Culture met Berne sur le même rang que les
Im Juni 2010 ist an einer Tagung der Schweizerischen       cantons précurseurs en matière de médiation cultu-
UNESCO-Kommission das Manifest Arts & Education            relle à l’école. La première initiative dans ce domaine
verabschiedet und bis heute von rund tausend Perso-        a été lancée en 2006 dans le canton d’Argovie (« Kultur
nen unterzeichnet worden. Das Manifest bezweckt bis        macht Schule », www.ag.ch/kulturmachtschule). Le
2020 einen quantitativen und qualitativen Sprung in        canton de Lucerne propose lui aussi un vaste éventail
der kulturellen und künstlerischen Bildung im Schwei-      d’offres pour les écoles (www.schukulu.ch). La loi
zer Bildungssystem. Es geht um drei Elemente:              fédérale du 11 décembre 2009 sur l’encouragement de
–    Der kulturelle Auftrag der Schule und der Bil-        la culture prévoit à l’article 19 que « La Confédération
     dungsauftrag der Kultur werden anerkannt, ge-         peut prendre des mesures pour familiariser le public
     stärkt und miteinander koordiniert.                   avec une œuvre ou une prestation artistique ». Et le
–    Vertreterinnen und Vertreter der Kultur, der Bil-     Message afférent à la loi en explique la raison : « Les
     dung und der Politik schaffen gemeinsam geeig-        œuvres d’art touchent, émeuvent et font réagir; les
     nete Rechtsgrundlagen und legen administrative        arts aiguisent notre perception et élargissent notre
     und strukturelle Modalitäten fest. Die zuständi-      conscience. Il n’y a pas meilleure école que l’art pour
     gen Instanzen sehen die erforderlichen personel-      apprendre à voir, à éveiller l’attention, à différencier. »
     len und finanziellen Ressourcen vor.                  La mise en œuvre de ces mesures incombe à la Fonda-
–    Alle betroffenen öffentlichen und privaten Akteu-     tion Pro Helvetia. Celle-ci a fait de la médiation
     rinnen und Akteure bemühen sich gemeinsam,            culturelle une priorité de la période 2008 à 2011 dont
     kulturelle und künstlerische Bildung zu fördern       l’objectif déclaré était de professionnaliser le travail
     und zu entwickeln.                                    de médiation extrascolaire et de fournir des instru-
Das Manifest ist heute in der Schweiz der grösste ge-      ments de conception et d’évaluation des projets de
meinsame Nenner für Kulturvermittlung. Es setzt in der     médiation. En juin 2010, le Manifeste Arts & Educa-
Schule an und gibt dadurch auch dem Berner Programm        tion a en outre été adopté à une conférence de la
«Bildung und Kultur» Richtung und Perspektive.             Commission suisse de l’UNESCO et signé depuis par
www.unesco.ch                                              un millier de personnes (www.unesco.ch).

                                          Bildung und Kultur

     «Kulturvermittlung via Internet»
                                                  Mathias Marti

Neu können interessierte Lehrpersonen Kultur-              rasch eine gewisse Anzahl von spannenden Kultur-
angebote auf der Webseite der Erziehungsdi-                angeboten auf der Plattform vermitteln zu können, mit
rektion des Kantons Bern suchen und mit den                über 100 Angeboten nach ein paar Wochen deutlich
Anbietenden in Kontakt treten. Zusätzlich wird             übertroffen.» Die Zahl werde sich im Verlaufe des Jah-
das Kulturvermittlungsangebot mit Kulturgut-               res bei rund 200 Angeboten einpendeln, vermutet He-
scheinen von bis zu 800 Franken versüsst.                  rion. Besonders erfreulich sei die Tatsache, dass prak-
Die Internetplattform www.be.ch/bildungundkultur ist       tisch alle grossen Kulturanbieter in Stadt und Kan-
seit Mitte August in Betrieb und steht allen Lehrperso-    ton Bern vom Internetplattform-Angebot Gebrauch
nen sowie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfü-     machen. Natürlich sind auch Einzelkünstlerinnen und
gung. Bereits haben viele Kulturinstitutionen und Kul-     Kunstschaffende sehr willkommen, ihre Angebote zu
turschaffende die Möglichkeit ergriffen, ihre Kultur-      platzieren. Auf der Plattform ist es möglich, gezielt
angebote für Schulklassen aufzuschalten. Sie tun dies      nach Kulturvermittlungsangeboten für die Schule zu
selbständig oder unter Anleitung des Programmteams         suchen, mit den Anbietenden in Kontakt zu treten und
«Bildung und Kultur». Susan Herion, die Programmlei-       Anträge für Kulturgutscheine zu stellen. Wie dies für
terin, ist vom Start und der Vielzahl der Kulturangebote   die Lehrpersonen vor sich geht, wird auf den sehr
begeistert: «Wir haben unser erstes Ziel, möglichst        übersichtlich gestalteten Webseiten Schritt für Schritt ▶

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erklärt. Insbesondere die Kulturgutscheine dürften auf     suche bedienen. Hat jemand einen bestimmten Begriff
grosses Interesse stossen. Schliesslich ist es mit der     im Kopf – wie beispielsweise «Zentrum Paul Klee» –,
Kontaktaufnahme und der Organisation des Kultur-           kann dieses Angebot direkt angezeigt werden.»
anlasses an der Schule noch nicht getan.
                                                           Angebote nicht nur für Volksschulklassen
Kulturgutscheine von bis zu 800 Franken                    Interessanterweise wurde im Vorfeld der Beratungen
Kulturgutscheine stehen den Klassen von Kindergarten       im Grossen Rat oder auch in den Medien immer von
bis Gymnasium, Berufsschulen und Tagesschulen im           der Kulturvermittlung in den Volksschulen gesprochen.
Kanton Bern zur Verfügung. Die Gutscheinvariante 1         Die Kulturangebote auf der Webseite und die Kulturgut-
unterstützt eine Klasse, ein eigenes Kulturprojekt unter   scheine sind aber explizit auch für Berufs- und Tages-
Beizug einer Künstlerin/eines Künstlers durchzuführen.     schulklassen wie auch Gymnasien gedacht. Gerade
Variante 2 finanziert einer Klasse die Reise zu einem      auch die Berufsschulen und Tagesschulverantwortli-
auswärtigen Kulturvermittlungsangebot. Der Wert pro        che sind dazu aufgefordert, die Kulturanbietenden ge-
Gutschein beträgt maximal 800 Franken. Pro Schuljahr       nauer unter die Lupe zu nehmen und sich für Kultur-
steht eine Million Franken für die Gutscheine zur Verfü-   gutscheine zu bewerben.
gung. «Das ermöglicht ungefähr jeder sechsten Klasse              Und falls doch mal etwas schiefgehen sollte?
im Kanton den Bezug von Gutscheinen», wie Susan            «Mein Team und ich sind sehr daran interessiert, Rück-
Herion erklärt. Die Gutscheine werden pro Schuljahr        meldungen der Schulen zu durchgeführten Angeboten
zweimal – also jedes Semester vergeben. Jede Klasse        zu erhalten. Deshalb verlangen wir beim Bezug von
kann sich ab sofort um je einen Gutschein bewerben.        Kulturgutscheinen ein kurzes Feedback der subventio-
Um in den Genuss der Gutscheine zu kommen, muss            nierten Anlässe», sagt Susan Herion. Aber auch spon-
ein Anmeldeprozedere eingehalten werden. «Das ist          tane Rückmeldungen werden per Kontaktadresse oder
nötig, damit wir die Vorgaben für die Gelderverwen-        Telefon gerne entgegengenommen. Nun ist die Bahn
dung einhalten können und auch aus Sicherheits- und        frei für die Suche nach dem spannendsten Kulturange-
organisatorischen Gründen», sagt dazu Susan Herion.        bot für Ihre Schule.

Rasch zum spannendsten Angebot für Ihre Schule             www.erz.be.ch/bildungundkultur
Damit die Suche nach dem für die Schule passendsten
Angebot nicht zur buchstäblichen Suche nach der
Stecknadel im Heuhaufen ausartet, gibt der technische      Synthèse La médiation culturelle via internet La plate-
Projektleiter der Internetapplikation, Thomas Kunz, der    forme Internet www.be.ch/educationetculture est
EDUCATION-Leserschaft exklusive Tipps: «Ich würde          accessible à l’ensemble des membres du corps ensei-
die Site regelmässig besuchen und als Favorit die Ein-     gnant et du public intéressé. Nombreux sont les ar-
stiegsseite speichern. Das Angebot ändert sich ja lau-     tistes et les institutions culturelles qui ont déjà fait
fend. Um ein optimales Suchresultat zu erzielen, würde     usage de la possibilité qui leur est donnée d’y publier
ich als Erstes die Schulstufe eingrenzen und auf ‹Su-      leurs offres culturelles destinées aux écoles. Les éco-
chen› klicken. Damit erhalte ich eine erste Auswahl an     les peuvent quant à elles, via cette même plateforme,
relevanten Treffern. Die meisten Lehrpersonen möch-        rechercher de façon ciblée les offres correspondant à
ten mit einer Schulklasse einer bestimmten Schulstufe      leurs besoins, entrer en contact avec les prestataires
ein Angebot durchführen können.»                           et déposer leurs demandes de bons culturels. Le fonc-
      In einem weiteren Schritt schlägt Thomas Kunz        tionnement de la plateforme, qui bénéficie d’une
vor, die sogenannte «Sparte» einzugrenzen. Damit kann      navigation claire, est expliqué pas à pas. Des bons
man beispielsweise auf der relevanten Schulstufe An-       culturels sont mis à la disposition de toutes les classes
gebote aus dem Bereich Musik von der Archäologie           du canton de Berne, de l’école enfantine au gymnase
oder Fotografie von Film unterscheiden. Die Anbieter       en passant par les écoles professionnelles et les écoles
liefern diese Auswahl beim Erfassen der Angebote sel-      à journée continue. Le premier bon culturel est des-
ber, sodass manchmal auch Ungereimtheiten bei der          tiné à soutenir les classes qui organisent un projet
Zuteilung der Sparten auftauchen können. Diese wer-        culturel en partenariat avec un ou une artiste tandis
den vom Team Bildung und Kultur im Normalfall re-          que le second bon leur permet de financer une sortie
daktionell bereinigt. Als weiterer Eingrenzungsschritt     vers un lieu de culture. Ces bons ont une valeur uni-
empfiehlt uns Thomas Kunz die Auswahl «Region». «Es        taire maximale de 800 francs. Un million de francs a
nützt mir nichts, wenn ich ein Angebot angezeigt er-       été prévu par année scolaire pour l’ensemble des clas-
halte, dass dann aber in meiner Region nicht angebo-       ses du canton de Berne. Les responsables des écoles
ten wird», präzisiert Kunz sein Vorgehen.                  professionnelles et des écoles à journée continue sont
      Was empfiehlt der Spezialist den ganz Ungedul-       également invités à examiner en détail les offres
digen? «Die können sich direkt im Feld der Volltext-       culturelles et à se porter candidats pour les bons.

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