Erneuerbare Energien - SSES
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Erneuerbare 13 SOLARTHERMIE Für die Energiewende ist die Energien Nutzung der Sonnenwärme unumgänglich. 19 KREUZVERBAU Nicht alle DC-Verbindungen, die sich zusammenstecken lassen, passen auch. 22 ENERGIEHOLZ Ofenbauer sind gefragt, ihnen fehlt aber der Nachwuchs. Nr. 6 Dezember 2019 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar DIE ZUKUNFT DER SCHWEIZER ENERGIEVERSORGUNG SEITE 8
Wir setzen Standards – Sie profitieren. Höchste Systemeffizienz mit der PLENTICORE plus Speicherlösung Mit dem PLENTICORE plus und dem BYD-Speicher profitieren Sie in vielfältiger Hinsicht: Höchstmögliche Stromkostenersparnis und Reduzierung der CO2 -Emissionen getestet bei der HTW Berlin Stromspeicher Inspektion 2019* Ertragssteigernde Features, z. B. selbstlernendes Schattenmanagement, dynamische Wirkleistungssteuerung und intelligentes Batteriemanagement Optimale System- und Anschaffungskosten: Hybridwechselrichter (2 in 1) managt Solarmodule und Speicher Die KOSTAL-Gruppe – ein weltweit agierendes Familienunternehmen mit über 100 Jahren Erfahrung. www.kostal-solar-electric.com . Tel.: +49 761 47744-100 . * www.stromspeicher-inspektion.de
EDITORIAL INHALT DIE ZEIT DER STUDIEN IST VORBEI – Aktuell 4 ZEIT ZU HANDELN Schwerpunkt Energiewende: Das AKW Mühleberg geht Sieben Monate nach dem Start der Sammelphase vom Netz. Der Ausbau der erneuerbaren wurde Ende November die Gletscher-Initiative in Bern Energien ist nötiger denn je. 8 eingereicht. Dank enormer Unterstützung von zahl- reichen Privatpersonen, Organisationen und Unter- Sonne nehmen konnte der Verein Klimaschutz Schweiz der Bundeskanzlei 112 296 Unterschriften zur Prüfung Solarthermie: Das Potenzial der Sonnen- übergeben. Dieses Ergebnis zeigt, dass einem grossen wärme darf für die Energiewende nicht Teil der Bevölkerung sehr bewusst ist, wie wenig Zeit ungenutzt bleiben. 13 uns noch bleibt, um das Ruder herumzureissen. Sie wollen, dass mehr für den Klimaschutz getan wird Solararchitektur: Pionier Rofl Disch und dass die Politik nun endlich mit der angemesse- nimmt ein neues Grossprojekt in Freiburg nen Ernsthaftigkeit reagiert. Die bisherigen Schritte im Breisgau in Angriff. 15 Beat Kohler waren viel zu zögerlich und reichen nicht aus, um Leitender Redaktor Selbstbau: Das grosse Interesse am das in Paris definierte Ziel, die Erderwärmung auf Selbstbau von PV-Anlagen ist weiterhin 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, erreichen zu können. ungebrochen. 17 Seit Jahrzehnten belegen unzählige wissenschaftliche Untersuchungen die Ursachen für den Klimawandel. Politik und Wirtschaft Fast ebenso viele Studien zeigen aber auch einen Weg aus dieser Krise – und dieser Weg ist erneuerbar. Kreuzverbau: Am 1. Januar 2020 tritt Wir müssen die vorhandenen Technologien nun nur die überarbeitete Niederspannungs- rasch und flächendeckend zur Anwendung bringen. Installationsnorm mit klaren Regeln In jüngerer Vergangenheit wurden verschiedene Vor- in Kraft. 19 schläge gemacht, wie der Ausbaupfad bei den er- neuerbaren Energien in der Schweiz aussehen könnte, Meyer Burger: Turbulente Zeiten für damit unser Energiesystem fossilfrei wird. Diese For- den Thuner Solarzulieferer, der auf derungen liegen alle nahe beieinander und sind ziel- eine neue Strategie setzt. 21 führend. Nun gilt es für alle, welche die Energie- wende rasch umsetzen wollen, mit geeinter Stimme Erneuerbare Energien aufzutreten und die formulierten Ziele bei einer Mehrheit in den Köpfen zu verankern. Wenn alle an Ofenbauer: Trotz steigender Nachfrage einem Strick ziehen, dann lassen sich auch Mehrhei- nach Energieholz finden die Hafner ten für eine rasche Energiewende finden, die es so- kaum Nachwuchs. 22 wohl bei der Abstimmung über die Gletscher-Initiative OLMA: Die Sonderschau der SSES hat als auch beim absehbaren Referendum über das CO2- gezeigt, dass Wind und Sonne ein ideales Gesetz brauchen wird. Gespann bilden können. 24 Beat Kohler Flash 28 SSES-News VESE-News Cartoon Branchenverzeichnis 29 Liebe Mitglieder Impressum 31 Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die Agenda 32 aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: futuresoleil Titelbild: Schweizer Solarpreis 2019 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 3
AKTUELL PELLETPREISE WARTEZEIT Dezember 2018 bis Dezember 2019 VERKÜRZT Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) Anfang 2019 befanden sich 15 500 Anla gen auf der Warteliste der Einmalver gütung für Kleinanlagen (KLEIV) und 4000 auf der Warteliste für Grossanlagen Grafik: www.pelletpreis.ch (GREIV). Bis Ende des Jahres wird die KLEIV an rund 13 500 und die GREIV an rund 1750 Antragstellende ausbezahlt. Dies ent spricht einem Fördervolumen von 115 be ziehungsweise 180 Millionen Franken. Bis Ende 2020 wird die KLEIV voraussichtlich Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten für alle Anlagenbetreiber ausbezahlt und zusammensetzt. © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise die GREIV denjenigen zugesichert, die ihr vollständiges Gesuch bis zum 31. Januar 2020 einreichen. Das betrifft rund 18 000 SKEPSIS GEGENÜBER DEN BESCHLÜSSEN Klein sowie 820 realisierte und 1530 nicht Der Bundesrat hat am 23. Oktober 2019 Revisionen der Energieeffizienzverordnung (EnEV), realisierte Grossanlagen. Die Wartezeit bis der Energieförderungsverordnung (EnFV) und der Energieverordnung (EnV) verabschiedet. zur Auszahlung der KLEIV kann auf unter Die Swissolar kritisiert Förderungskürzungen innerhalb der EnFV, in der die Einmalvergü ein Jahr verkürzt werden. Projektanten, die tung (EIV) wie auch die Einspeisevergütung (EVS) gekürzt werden. Der Bundesrat begrün sich 2020 für die GREIV anmelden, müssen det die Senkung der Beiträge mit einer für den Branchenverband Swissolar fragwürdigen weniger als ein Jahr auf die Vergütung war Annahme, wonach die Investitionskosten im April 2020 um über neun Prozent tiefer liegen ten. 2019 wurden insgesamt 410 Anlagen würden als im Vorjahr. Als Voraussetzung für eine weitere Absenkung der EIV hat Swissolar in die kostendeckende Einspeisevergütung in der Vernehmlassung die Reduktion des bürokratischen Aufwands beim Bau einer Photo (KEV) aufgenommen. Bei den Photovolta voltaikanlage genannt. Allein die verschiedenen Bewilligungen und Kontrollen verursachten ikanlagen wurde die Warteliste bis zu den einen Aufwand von acht bis zwölf Stunden pro Anlage. Swissolar hat in der Vernehmlas Anlagen abgebaut, die sich bis und mit 30. sung verschiedene Vorschläge zum Abbau von Bürokratie gemacht, die aber bisher, mit April 2012 angemeldet hatten. Bei den üb Ausnahme einer vereinfachten Anlagenbeglaubigung bei der Pronovo, nicht berücksichtigt rigen Technologien (Biomasse, Kleinwas worden seien. Unter dem Strich sinkt der Anteil der Einmalvergütung an den Investitions serkraft, Wind und Geothermieanlagen) kosten nochmals, was den Bau von Photovoltaikanlagen weniger attraktiv macht und damit wurde die Warteliste ebenfalls weiter abge im Widerspruch zu den Zielen der Energiestrategie 2050 und den klimapolitischen Zielen baut (54 Biomasseanlagen, 68 Kleinwas der Schweiz liegt. Gegenüber dem Vernehmlassungsentwurf wurde immerhin auf eine Ab serkraftwerke, 1 Windenergieanlage). Bis senkung der leistungsbezogenen Beiträge verzichtet. Stattdessen wird der Grundbeitrag um Juli 2020 werden noch 147 Photovoltaik 29 Prozent reduziert. Dies schaffe indirekt einen Anreiz, Anlagen nicht zu knapp zu dimen anlagen mit einer Leistung über 100 kW sionieren. Heute werden meist auf Eigenverbrauch optimierte kleine Anlagen gebaut, die (total 41 MW) in das Einspeisevergütungs oft nicht die ganze zur Verfügung stehende Dachfläche nutzen, was volkswirtschaftlich und system aufgenommen, die bis und mit in Bezug auf den notwendigen Ausbau der Solarenergie problematisch sei. Ebenfalls redu 30. Juni 2012 angemeldet worden sind und ziert wird der Vergütungssatz des Einspeisevergütungssystems (EVS) für Photovoltaikanla für die der Betreiber das Wahlrecht zuguns gen (9 statt 10 Rp./kWh). Dies sei aus den genannten Gründen ebenfalls fragwürdig, aber ten der Einspeisevergütung ausgeübt hat. für den weiteren Ausbau der Photovoltaik wenig relevant, da praktisch keine neu erstellte Dies wird das letzte KEVKontingent für die Anlage vom EVS profitieren könne. Unproblematisch ist aus Sicht von Swissolar hingegen Photovoltaik sein. die Teilrevision der EnV. Für die Solarbranche relevant ist Art. 16 Abs. 3, wo die Referenz BFE/Redaktion kosten des externen Stromprodukts bei Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch definiert werden. Swissolar/Redaktion STRATEGIE DES BUNDES Cleantech steht für Ressourcen und Energieeffizienz – zwei unerlässliche Instru mente zur Umsetzung der Klimaziele und der Energiestrategie 2050. Das Thema Cleantech ist in den Teilstrategien und Geschäften der einzelnen Bundesstellen Foto: Beat Kohler angekommen und soll dort künftig als fester Bestandteil konsequent weiter vor angetrieben werden. Dies hat der Bundes rat beschlossen. BFE/Redaktion 4 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019
AKTUELL KANTONE FÜR der Windenergie. Mit ihrer Entscheidung für die Windparks Sur Grati und EolJorat Sud (ZSW) und des Bundesverbands der Ener gie und Wasserwirtschaft (BDEW) ergeben DEN WIND zeigen die Gerichte, dass sie beginnen, die erfreuliche Nachrichten: Die erneuerbaren Windtechnologie und das damit verbun Energien haben einen Anteil von 42,9 Pro Der zweite positive Gerichtsentscheid für dene Potenzial zu erkennen.» Isabelle Che zent des Bruttostromverbrauchs in Deutsch die Schweizer Windenergie innerhalb von valley, Präsidentin der Suisse Eole, betont land gedeckt. Im März erreichten sie auf weniger als fünf Wochen: Nachdem der die Rolle der Windenergie für die Schweizer grund des ausserordentlich starken Wind Windpark EolJorat secteur Sud Ende Sep Stromversorgung: «Mit den Windparks Sur aufkommens sogar 52 Prozent. Wenn sich tember grünes Licht erhalten hatte, sprach Grati und EolJorat Sud und ihren insgesamt das Wind und Sonnenaufkommen im vier sich das waadtländische Kantonsgericht nun 14 Windrädern kann ein Teil des Schweizer ten Quartal wie im Durchschnitt der letzten auch für den Windpark Sur Grati aus. Dieser Windenergiepotenzials genutzt werden. Jahre gestaltet, könnte der Anteil der erneu soll gemäss dem Entwickler Strom für etwa Windenergie ist eine Komponente im erneu erbaren Energien im Gesamtjahr 2019 bei 11 000 Haushalte liefern und wird von erbaren Schweizer Energiemix, die mit ihrer gut 42 Prozent liegen. VOénergies mit Unterstützung der Gemein hohen Stromproduktion in den Wintermo den Premier, Vaulion und Vallorbe getragen. naten eine saubere und sichere Stromver Er wird etwa 75 Prozent des Stromver sorgung gewährleistet.» brauchs der Gemeinden decken. Auch Pressedienst/Matthias Schiemann Lionel Perret, Leiter von Suisse Eole in der Romandie, freut sich über die Anerkennung der nationalen Interessen, führt aber die po sitiven Gerichtsentscheide auch auf Eigen VIEL ERNEUERBARE leistung zurück: «Dieser zweite positive Ge ENERGIE Foto: Beat Kohler richtsentscheid innerhalb von weniger als fünf Wochen gründet auf den seriösen Stu Die ersten Auswertungen des Jahres 2019 dien, die von unserer Branche erstellt wur des Zentrums für Sonnenenergie und Was den, und auf dem nationalen Interesse an serstoffForschung BadenWürttemberg AMBITIONIERTE SZENARIEN FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN Gegen Ende des Jahres werden jeweils neue ist der World Energy Outlook der Internatio Ausblicke und Prognosen für die erneuerba nalen Energieagentur (IEA). In diesem wer ren Energien veröffentlicht. IRENA, die In den verschiedene Szenarien betrachtet und ternationale Organisation für erneuerbare fortgeschrieben, welche die künftige Ent Energien, zeigt in ihrem aktuellen Bericht zur wicklung des Energiesystems prognostizie globalen Energiewende «Future of Solar ren sollen. Immer wieder erntet die IEA da Photovoltaic» zwei Entwicklungsszenarien bei Kritik für ihre Annahmen bei den erneu auf. Das erste Szenario zeigt den weiteren erbaren Energien. Gerade die künftige Ent Weg anhand der derzeitigen politischen wicklung der Photovoltaik hat die IEA oft Dr. Matthias Fawer Christian Rath Rahmenbedingungen auf, während in ei weitreichend unterschätzt. Dies ist insofern nem zweiten Szenario die globale Erwär problematisch, als Regierungen vieler Län eigenen Fähigkeiten haben. Auch bei der Fi mung bis 2050 unter zwei Grad gehalten der ihre Energiepolitik auf den Prognosen nanzierung folgen die Versorger einem werden soll. Die Photovoltaik soll bei der der IEA aufbauen. Die fortschreitende Trans neuen Trend. Gemäss der Climate Bond Ini Transformation des Energiesystems eine formation des Elektrizitätssektors erfordert tiative wurden in den ersten sechs Monaten zentrale Rolle spielen. Das REmapSzenario ein schnelles Handeln der politischen Ent 2019 die Hälfte ihrer Anleihen als Green kann jedoch nur Realität werden, wenn die scheidungsträger, um mit dem technologi Bonds ausgegeben. Diese werden bei Inves installierte PVLeistung in den nächsten schen Wandel und dem steigenden Bedarf toren als Ausweis für die Zukunftsfähigkeit zehn Jahren versechsfacht wird. Die instal eines flexiblen Stromsystems Schritt zu hal der Unternehmen gesehen. Auch die Euro lierten Kapazitäten müssten dafür bis 2030 ten. «Die Welt muss sich dringend darauf päische Investmentbank (EIB) will ihre Dar von 480 Gigawatt (Ende 2018) auf 2840 Gi konzentrieren, die globalen Emissionen zu lehenspolitik für den Energiesektor neu aus gawatt ausgebaut werden. Bis 2050 müss senken. Dazu bedarf es einer grossen Koali richten. Mitte November hat sie daher be ten rund 8500 Gigawatt an PVLeistung ins tion aus Regierungen, Investoren, Unter schlossen, ab Ende 2021 keine neuen Finan talliert sein – 18mal mehr als Ende 2018. nehmen und allen anderen, die sich für den zierungen für Projekte im Bereich fossiler Dafür müssten die jährlichen Zubauraten je Klimaschutz einsetzen», sagt dazu IEAChef Brennstoffe in Betracht zu ziehen. Die Bank doch massiv gesteigert werden. Für 2030 Fatih Birol. Die Energiewende kommt auch will mit ihren Finanzierungen künftig ver müssten die Neuinstallationen bei etwa 270 immer deutlicher bei den Versorgern an. stärkt Innovationen im Bereich erneuerbare Gigawatt pro Jahr liegen und 2050 auf 372 Wurden viele traditionelle Unternehmen vor Energien und Energieeffizienz fördern. Gigawatt erhöht werden. Derzeit liegt der ein paar Jahren noch als Dinosaurier belä jährliche Zubau weltweit bei rund 100–120 chelt, gibt es nun verstärkt Versorger, die ei Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic Gigawatt. Ein weiterer prominenter Report nen positiven Blick auf die Zukunft und ihre Investment, Vontobel Asset Management Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 5
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (KWH/M 2) ZEV RUND UM 6°E Schweiz 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E Monatssumme POLOHALLE kWh/m2 Schaffhausen > 245 Kreuzlingen 241 - 245 236 - 240 Solarify hat auf der neuen Polohalle in Basel Frauenfeld 231 - 235 Liestal Baden Winterthur Rorschach 226 - 230 221 - 225 Wichtrach eine grosse Photovoltaikanlage Wil St.Gallen 216 - 220 Delémont Olten Aarau Zürich Uster Herisau 211 - 215 206 - 210 201 - 205 errichtet. Die Anlage besteht aus 224 Pa- Solothurn Schaanwald 196 - 200 191 - 195 nels und erzeugt pro Jahr rund 70 000 kWh Zug Vaduz 186 - 190 Biel Burgdorf Luzern Einsiedeln 181 - 185 176 - 180 nachhaltigen Strom – ohne Ausstoss von 47°N 171 - 175 Schwyz Neuchâtel Kohlendioxid, Lärm oder Abgasen. Dank 47°N 166 - 170 Bern 161 - 165 Murten 156 - 160 Chur einem Zusammenschluss zum Eigenver- 151 - 155 Yverdon- Davos Scuol 146 - 150 Fribourg les-Bains 141 - 145 Thun brauch (ZEV) kann der Solarstrom direkt 136 - 140 Interlaken 131 - 135 126 - 130 vor Ort verbraucht werden. Die Solarpa- 121 - 125 116 - 120 Lausanne St.Moritz 111 - 115 nels hat Solarify an 36 Privatpersonen in 106 - 110 Montreux 101 - 105 Nyon 96 - 100 der ganzen Schweiz verkauft, unter ande- 91 - 95 86 - 90 81 - 85 Genève Sion rem auch an Mitglieder des Polo-Clubs 76 - 80 Bellinzona Locarno 71 - 75 > 66 - 70 Martigny Bern. Pressedienst/Redaktion 61 - 65 46°N 56 - 60 Zermatt Lugano 46°N 51 - 55 46 - 50 41 - 45 36 - 40 ZEV EINFACHER Quelle: 31 - 35 Meteotest 26 - 30 CH-3012 Bern 21 - 25 www.meteotest.com > 16 - 20 www.meteonorm.com ABRECHNEN 11 - 15 November 2019 6 - 10 ≤6 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E ANOMALIE (%) Als Novum arbeiten Jungunternehmer mit 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E den Zählern der CKW als Netzbetreiber zu- Schweiz: Relative Abweichung Relative sammen. So können Solarprojekte günsti- Abweichung [%] zur Referenzperiode 1991-2010 Schaffhausen > 125 ger und einfacher ihre eigene Solarabrech- Kreuzlingen 121 - 125 116 - 120 Basel Frauenfeld 111 - 115 106 - 110 nung erstellen. Die CKW stellt ihr Mess- Winterthur Rorschach Liestal Baden 101 - 105 Wil St.Gallen 100 system dazu bereit, während Hausbesitzer Aarau Zürich Herisau 96 - 99 Delémont Olten Uster 91 - 95 86 - 90 ihre eigene interne Abrechnung im Online- 81 - 85 Schaanwald Biel Solothurn Zug Einsiedeln Vaduz 76 - 80 < 75 tool zevvy erstellen können. Das Online- Burgdorf Luzern tool für interne Stromabrechnungen ist 47°N Schwyz Neuchâtel 47°N Bern Murten Chur eine preiswerte Ergänzung für die Eigen- Yverdon- Davos Scuol les-Bains Fribourg Thun verwaltung. «Immer mehr Projekte brau- Interlaken chen unkomplizierte Lösungen für das Ab- Lausanne St.Moritz rechnen von Solarprojekten», betont Cyrill Montreux Nyon Burch, Gründer von zevvy. Die derzeit noch Genève Sion als Betaversion laufende Applikation kostet Bellinzona Locarno Martigny 1 CHF pro Monat und Verbraucher im ZEV. 46°N Zermatt Lugano Sie trägt die Informationen des Stromver- Grafiken: Meteotest 46°N Quelle: brauchs der einzelnen Parteien zusammen. Meteotest CH-3012 Bern www.meteotest.com Mit den beiden Angeboten können Solar- www.meteonorm.com November 2019 projekte in Luzern rund fünfmal günstiger 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E verwaltet werden als übliche Lösungen in anderen Kantonen. Pressedienst/Redaktion WÄRMEPUMPE FÜR TECHNOLOGY AWARD NOMINIERT Die Schweizer Innovationskultur unterstützen und fördern – dies ist das Ziel des Swiss Tech- AUF DEM WASSER nology Award. Für eine Auszeichnung in der Kategorie «Innovation Leaders» ist dieses Jahr Das internationale Forschungsprojekt RISE die dezentrale Badezimmer-Vorwandeinheit zur Warmwasserproduktion Thermos nomi- zu schwimmenden Solaranlagen hat im niert. Herstellerin ist die Swissframe AG. Zusammen mit Professor Urs Muntwyler, Leiter des November begonnen. Es soll insbesondere Labors für Photovoltaiksysteme der Berner Fachhochschule (BFH), und zwei weiteren Fach- die Kosten der Technologie drücken. Ziel ist hochschulen hat sie ein System entwickelt, das die Fortluft der Wohnungslüftung als Wär- es, die innovative Technologie marktfähig mequelle nutzt und zur Erhitzung des Warmwasserspeichers eine hocheffiziente kleine zu machen. Dazu hat das Konsortium aus Wärmepumpe einsetzt. Die Swissframe AG produziert heute die Vorwandeinheit mit der schwedischen, spanischen und portugiesi- energieeffizienten Pumpe in Serienfertigung. In mehr als 100 Wohnungen ist Thermos be- schen Playern Gelder vom Europäischen reits in Betrieb. Mit dem System können Sanierungen im bewohnten Zustand in nur zwei Meeres- und Fischereifonds (EMFF) erhal- Wochen pro Badezimmer realisiert werden. «Die bereits installierten Anlagen laufen ohne ten. Die Partner sehen in der Technologie Ausfall oder Störungen, was von der Mieterschaft hoch geschätzt wird», sagt Balz Hegg, grosses Potenzial. Geschäftsführer der Swissframe AG. Pressedienst/Redaktion Pressedienst/Redaktion 6 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019
AKTUELL OHNE FÖRDERUNG REZEPTE FÜR DIE In der spanischen Provinz Castilla La Mancha hat Ende Oktober ENERGIEWENDE 2019 der Bau einer Photovoltaikgrossanlage auf einer 90 Hektar grossen Freilandfläche begonnen. Mit über 105 000 PV-Modulen wird der Solarpark jährlich mehr als 80 Millionen kWh Strom erzeugen. Realisiert wird das Photovoltaikkraftwerk ohne staatliche Förderung. Pressedienst/Redaktion Foto: Höhn / Modell: Servipier AG KEIN ABFALLPROBLEM In Deutschland sind mehr als 1,7 Millionen Photovoltaikanlagen in Betrieb. In der Schweiz sind es rund 85 000. Wie jedes Kraftwerk haben auch Solarmodule eine begrenzte Laufzeit. Unter normalen Bedingungen kann ein Photovoltaikmodul mindestens 25 Jahre lang zuverlässig klimafreundlichen Strom liefern, meist deutlich län- ger. Die meisten installierten Anlagen sind also noch in Betrieb. In Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) präsentiert eine neue einigen Jahren müssen Photovoltaikmodule allerdings in grossen Studie von Dr. Rudolf Rechsteiner. Darin schlägt er verschiedene Mengen deinstalliert und umweltfreundlich entsorgt und recycelt Massnahmen zur Stärkung der Stromerzeugung mit erneuerbaren werden. Der deutsche Bundesvorstand Solarwirtschaft (BSW) rech- Energien vor. Die Schweiz liegt beim Anteil Wind- und Solarstrom net in gut zehn Jahren mit einer grösseren Menge an Altmodulen. auf Platz 26 in Europa. Schweizer Energieversorger investieren vor- Diese Tatsache ist Urheberin einer Angst und eines Vorurteils ge- wiegend in den europäischen Nachbarländern in neue Kraftwerke, genüber der Photovoltaik: dass deren Entsorgung umweltschädlich weil die Investitionssicherheit für erneuerbare Energien dort viel sei. Der BSW räumt mit diesem Vorurteil auf und informiert über die besser ist. Die Schweiz verfügt über einen grossen Handlungsspiel- fachgerechte Entsorgung der Altmodule. Photovoltaik ist zu 80 bis raum, um die Investitionssicherheit zu verbessern. Die Konflikte um 90% recycelbar. Die meisten installierten Anlagen sind Si-kristallin den Landschaftsschutz können entschärft werden, wenn bereits be- und enthalten neben kleinen Mengen Blei und Silber keine schädli- stehende Infrastrukturen als Stellflächen für Photovoltaik zugäng- chen Substanzen. Alternative Module können weitere Schadstoffe lich gemacht werden. «Bereits mit dem geltenden Netzzuschlag von (wie Cadmium oder Selen) enthalten. Diese können aber zu guten 2,3 Rappen pro Kilowattstunde kann die Stromerzeugung im Inland Teilen vom Modul getrennt und fachgerecht entsorgt oder gar recy- gestärkt und wettbewerbsfähig gestaltet werden», so die Einschät- celt werden. Den deutlich grössten Teil macht das Glas aus. Dieses zung von Rudolf Rechsteiner. Um mehr Standorte für grosse, kos- lässt sich unbedenklich entsorgen. Auch das Aluminium, die Kabel tengünstige Photovoltaikanlagen nutzbar zu machen, sollen beste- und die Elektronik können problemlos vom Modul entfernt und re- hende Infrastrukturen einem Nutzungsrecht unterstellt werden. Die cycelt werden. Im Grossen und Ganzen müssen heute noch etwa Potenziale sind gross: Dächer und Fassaden von Ställen, Lagerhallen 10 bis 20% Gewichtsanteil verbrannt werden, zum Beispiel die und Parkplätzen, Lärmschutzwände, Zäune sowie Mauern entlang Kunststofffolie und das schwermetallhaltige Lot. Etwa 4% werden von Verkehrswegen. Pressedienst/Redaktion deponiert, der Rest ist recycelbar. Pressedienst/Redaktion FÜR FOSSILFREIE MOBILITÄT AG FÜR WASSERSTOFF Der Verkehr kann und muss einen gewichtigen Teil dazu beitragen, Groupe E und ENGIE Services AG gründen die Aktiengesellschaft die Klimaerhitzung zu stoppen. In der Schweiz ist er für rund 40% Swiss H2 Generation. Das Ziel der Gesellschaft ist die Erzeugung von der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. An einer Fachtagung erneuerbarem Wasserstoff für die CO2-neutrale Mobilität, die In- zeigte der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) am 24. Oktober 2019 dustrie und die Speicherung erneuerbarer Energie. Energie aus Was- auf, wie die Emissionen im Verkehr gesenkt werden können, prä- serstoff ist zu 100% erneuerbar und emissionsfrei, wenn sie durch sentierte Beispiele, die bereits heute Realität sind, und entwarf das Elektrolyseverfahren mit Ökostrom erzeugt wird. Zukunftsvisionen für einen fossilfreien Verkehr. So betreibt Bern- Pressedienst/Redaktion mobil seit Dezember 2018 eine Buslinie mit batterieelektrischen Bussen. Markus Anderegg, Leiter Technik bei Bernmobil, berichtete WASSERSTOFFTANKSTELLEN an der vom VCS organisierten Fachtagung im Stade de Suisse in Bern über die ersten Erfahrungen mit der neuen Technologie. Sie Für eine Mobilität ohne fossile Energieträger gilt Wasserstoff als hat ein grosses Potenzial, Dieselbusse zu ersetzen – dennoch stehen vielversprechende Lösung. Was indes noch fehlt, ist ein flächende- die hohen Kosten und Einschränkungen bei der Reichweite ihrer ckendes Tankstellennetz. «Beim Aufbau dieser ersten Wasserstoff- Verbreitung (noch) im Weg. Philipp Dietrich, CEO von H2 Energy, Tankstellen in der Schweiz hat sich gezeigt, dass der Genehmi- berichtete in seinem Vortrag, wie seine Firma den Aufbau der gungsprozess und das Zusammentragen der relevanten rechtlichen Wasserstoffmobilität in der Schweiz vorantreibt. Sie sorgt mit der Bestimmungen sowohl für Tankstellenplaner als auch für die Behör- Beschaffung von Wasserstoff-Lastwagen und dem Bau von Wasser- den eine Herausforderung sind», sagt Christian Bach, Leiter der stoff-Tankstellen sowohl für Angebot wie auch Nachfrage nach Empa-Abteilung Fahrzeugantriebssysteme. Die Empa erarbeitet dem Energieträger. Die VCS-Veranstaltung zeigte, dass bereits ver- deshalb zusammen mit verschiedenen Stellen einen Genehmi- schiedene Lösungsansätze für eine fossilfreie Mobilität bestehen. gungsleitfaden für Tankstellenbauer, Behörden und Fachstellen – Der Umsetzung der Energiewende im Verkehr stehen keine unüber- und ebnet so den Weg. Pressedienst/Redaktion windbaren Hürden im Weg. Pressedienst/Redaktion Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 7
Ende Dezember geht das AKW Mühleberg vom Netz – höchste Zeit, den Umbau des Schweizer Energiesystems ernsthaft an die Hand zu nehmen. DAS ATOMKRAFTWERK GEHT VOM NETZ – TEXT: WALTER SACHS, PRÄSIDENT SSES sie, «solange sie sicher sind». Diese Ungewissheit wird für die Stromversorgung in der Schweiz zum Problem, denn Am 20. Dezember 2019 um 12.30 Uhr ist es so weit: Die dadurch fehlen die Planungssicherheit und der Druck auf BKW stellen den Leistungsbetrieb des Atomkraftwerks Gesellschaft, Elektrizitätswirtschaft und Politik, rechtzei- Mühleberg nach 47 Jahren endgültig ein. Anschliessend tig Nachfolgekraftwerke aufzubauen, damit die Versor- soll der Rückbau beginnen, was das Unternehmen vor gungssicherheit gewährleistet werden kann. Dies, ohne grosse Herausforderungen stellt. Die Stilllegung sei das dass eine übermässige Abhängigkeit von Stromimporten grösste Projekt seit dem Bau des AKW vor rund 50 Jah- aus ungewisser Herkunft entsteht. Welche Optionen ste- ren, erklären die BKW selbst. In den nächsten 15 Jahren hen der Schweiz zur Verfügung? Ohne Blick auf die ge- soll nach den vorliegenden Plänen der Rückbau erfol- setzlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Rah- gen – ob dies dann auch so reibungslos funktioniert, wie menbedingungen kämen grundsätzlich folgende Kraft- geplant und kommuniziert, wird sich zeigen. werkstypen infrage: fossile Kraftwerke, die Öl, Gas oder Kohle verbrennen, Kernkraft, alle erneuerbaren Energie- WELCHER WEG IST RICHTIG? formen wie Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse oder Die anderen AKW werden folgen. Auch sie wird man in- sogenannte «Negawatt-Kraftwerke», welche die Einspa- nerhalb der nächsten 5 bis 15 Jahre altershalber abschal- rungen durch Effizienzsteigerungen bezeichnen. ten müssen. Nur ist hier der Abschaltzeitpunkt unge- Doch auf welches Pferd sollen wir setzen? Aufgrund der wiss – gemäss den Entscheiden des Bundesrates laufen sich deutlich abzeichnenden, CO2-bedingten Klimaände- 8 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019
SCHWERPUNKT ENERGIEWENDE ALS ERSTES SCHWEIZER STROMUNTERNEHMEN NEHMEN DIE BKW MIT MÜHLEBERG IHR ATOM KRAFTWERK VOM NETZ. DER RÜCKBAU WIRD DAS UNTERNEHMEN NOCH SEHR LANGE BESCHÄFTIGEN. EFFIZIENZ UND DIE ERNEUERBAREN ENERGIEN KÖNNEN DIE PRODUKTION DES AKW ERSETZEN. DIESE ENERGIEWENDE HIN ZU «100% ERNEUERBAR IN ALLEN SEKTOREN» IST MACHBAR UND FINANZIERBAR. Fotos: BKW / Schweizer Solarpreis 2019 MÜHLEBERG UND NUN? rungen und der Tatsache, dass auch die Schweiz sich zu NEGAWATT-KRAFTWERKE den Klimazielen von Paris bekannt hat, sind fossile Das Projekt «Negawatt statt Megawatt», ein interdiszipli- Kraftwerke für die Zukunft keine Option. Auch die Kern- näres Projekt der Zürcher Hochschule für angewandte kraft ist wohl keine realistische Option, selbst wenn man Wissenschaften, ist zum Ergebnis gekommen, dass in davon absieht, dass mit der Annahme der Energiestrate- Schweizer Unternehmen der Energieverbrauch um 30% gie 2050 der Neubau von Kernkraftwerken ausgeschlos- gesenkt werden könnte. Trotz teils intensiven Bemühun- sen ist. Denn für den heutigen Park an Kernkraftwerken gen seitens Wirtschafts- und Umweltverbänden, Energie- wären mehrere Ersatzneubauten notwendig. Hier ist aber versorgungsunternehmen und Energiefachstellen von weit und breit kein Investor in Sicht. Kernkraft ist zudem Kantonen und Gemeinden wurden diese beachtlichen teuer: Für das im Bau befindliche Kernkraftwerk Hinkley Energieeinsparpotenziale bis heute erst ungenügend aus- Point C in Grossbritannien wird zum Beispiel über geschöpft. Die ZHAW hat im Speziellen KMU mit einem 35 Jahre ein Mindeststrompreis von rund 12 Rp./kWh Stromverbrauch zwischen 10 und 500 MWh pro Jahr be- mit Inflationsausgleich gewährt. Dazu kommen Kredit- trachtet. Das technische Potenzial für Stromeinsparungen garantien im Umfang von 13 Milliarden Franken sowie bei diesen KMU wird auf 5,7 TWh pro Jahr geschätzt, was die Übernahme allfälliger Entsorgungsmehrkosten. Die 10% des Stromverbrauches in der Schweiz entspricht. sogenannten «Reaktoren der Generation IV», die in der Mindestens zwei Drittel davon wären für die KMU schon Zukunft Strom produzieren sollen, sind weit von einer heute wirtschaftlich umsetzbar, was einer Einsparung von serienreifen Technik entfernt, einige dort verwendete 3,8 TWh pro Jahr entspricht. WS Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 9
SCHWERPUNKT Die nachfolgende Tabelle zeigt die Potenziale der neuen erneuerbaren Energien, Schweizer Kraftwerkspark modernisieren. Und hier muss die schon bestehende Wasserkraft ist hier nicht berücksichtigt: das Hauptaugenmerk auf den erneuerbaren Energien lie- Technologie Begrenzung Kosten pro kWh Potenzial in CH gen. Photovoltaik Standorte bei massivem 38 bis 50 TWh/ Über sehr grosses Potenzial verfügt die Solarenergie – in Zubau ca. 6 Rp., Jahr der Schweiz stellt sie das grösste ungenutzte Potenzial heute 10–12 Rp. dar. Sie ist in den letzten Jahren zur preiswertesten Ener- Wind Standorte ca. 15–20 Rp. 4 TWh gieform mit kWh-Preisen zwischen acht und zwölf Rap- Biomasse begrenzt durch die ca. 15–45 Rp. 2 TWh/Jahr pen geworden. In Deutschland, wo grosse Freiflächenan- Verfügbarkeit ver gärbaren Materials lagen gebaut werden, liegen die kWh-Preise für neue Wasserkraft Standorte ca. 5–15 Rp. 2 TWh Anlagen bei circa drei Rappen. Auch sind Solarkraft- Negawatt: keine ca. 1 bis 25 Rp. 15 TWh werke die einzigen Energieproduktionsstätten, die Stromeffizienz schnell, dezentral und ohne langwierige Standortsuchen Negawatt: Mobilitäts Fahrzeugpark ca. 1 bis 25 Rp. 40 TWh sowie Bewilligungsverfahren zugebaut werden können. effizienz (Umstellung auf Hier kann sich jeder Bürger und jede Bürgerin unkompli- EMobilität) ziert und direkt an der Energiewende beteiligen, denn die Negawatt: Gebäude Gebäudebestand ca. 1 bis 25 Rp. 35 TWh Energiewende wird nur gelingen, wenn wir alle mithel- effizienz (Dämmung, fen und an einem Strang ziehen. alternative Heizsysteme, 20 °C Raumtemperatur Dass die Umstellung auf «100% erneuerbar» machbar, fi- statt 21–23 °C) nanzierbar und vor allem nachhaltig ist, haben verschie- Quelle für die Potenziale: «Dekarbonisierung des Schweizer Energiesystems», 2019, denste Studien gezeigt – und dies, obwohl wir hier vor Nadia Sperr und Jürg Rohrer, https://doi.org/10.21256/zhaw3325 enormen Aufgaben stehen: So verbrennt und verfährt unser Land pro Stunde circa 1,3 Millionen Liter Erdöl. Von diesen Potenzialen ist erst ein Bruchteil ausgeschöpft: Zählt man noch die Raffinerie- und Transportverluste dazu, sind es gar circa 1,6 Millionen Liter pro Stunde! Interessanterweise ist dieser enorme Energiebedarf erst in den letzten 60 Jahren entstanden: Der Pro-Kopf-Ener- gieverbrauch ist heute zweieinhalbmal höher als 1960, obwohl auch damals die Grundbedürfnisse der Bevölke- rung gedeckt waren. Die «grossen Verursacher» dieser Vervielfachung sind die Mobilität, die Entwicklung des Gebäudeparks und die Konsumartikel. Ein Beispiel: Die motorisierte Individualmobilität und der Strassengüter- verkehr hatten im Jahr 2017 einen Energieverbrauch von 55 TWh. Rund 80% dieser Energie wurden in Wärme und lediglich 20% in Bewegung umgesetzt. Setzt man hier konsequent auf Elektromobilität – mit Antriebseffizien- zen von 80% und mehr –, dann reduziert sich der Ener- giebedarf im Mobilitätssektor (ohne Flugverkehr) in der Konzepte (zum Beispiel die Natrium- oder Heliumküh- Schweiz auf 15 TWh pro Jahr. Würde man zeitgleich lung) haben schon in der Vergangenheit für grosse Pro- statt auf immer grössere Fahrzeuge auf kleine und leichte bleme gesorgt – so zum Beispiel der nahe Genf in Frank- Fahrzeuge setzen, wären der Ressourcenverbrauch sowie reich gelegene, natriumgekühlte «Superphénix», der nach die notwendige (Lade-)Infrastruktur noch einmal deut- nur zwölf Jahren aufgrund wiederholter Störfälle im Na- lich kleiner. triumkühlkreislauf endgültig ausser Betrieb genommen werden musste. Auch sind die Planungs- und Bauzei- KOSTEN SIND TRAGBAR ten – es wird mit circa 20 Jahren gerechnet – einfach zu Zusammengefasst: Die Energiewende wird schneller, lange. Zum Vergleich: Allein im Jahr 2012 wurden in preiswerter und ressourcenschonender gelingen, wenn Deutschland 8,3 GW an Solaranlagen neu gebaut – die in nebst Umstellung auf erneuerbare Energien auch die Ef- nur einem Jahr dort zugebauten PV-Anlagen produzie- fizienz unserer Energienutzung massiv gesteigert wird. ren gleich viel Energie wie das Kernkraftwerk Gösgen. Aufgrund des knappen Zeithorizonts, der angesichts der dramatischen Klimaveränderungen noch bleibt, liegt es DER ERNEUERBARE WEG nahe, dass beim Umbau vor allem auf vorhandene, seri- Da für die Schweiz aus oben genannten Gründen realis- enreife Technologien gesetzt werden muss. Der Ausbau tischerweise sowohl die fossile als auch die nukleare Op- der vorhandenen Potenziale reicht zusammen mit der tion ausscheiden, bleiben nur noch die erneuerbaren existierenden Wasserkraft aus, um das Ziel «100% erneu- Energien sowie die «Negawatt-Kraftwerke». Letztere sind erbar in allen Sektoren» zu erreichen. Zudem ist diese energetisch gesehen am günstigsten, denn sie erzeugen Energiewende auch finanzierbar. Der dazu notwendige keine Energie, sondern sorgen durch Effizienzsteigerun- Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie inklusive gen (zum Beispiel in der Industrie) dafür, dass weniger allfälliger Netzumbauten und Speicher wäre nach Schät- Energie produziert werden muss. Nebst den «Negawatt- zungen der ZHAW mit einmaligen Kosten von rund Kraftwerken» (siehe Kasten) müssen wir aber auch den 57 Milliarden Franken verbunden.¹ Diese Zahl scheint 10 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019
SCHWERPUNKT viel grösser, als sie ist. Denn der mit dem Umbau produ- «100% erneuerbar» umzustellen. In einer Energiepartner- zierte Strom wäre nach der Abschreibung dieser Investi- schaft hätten wir eine Art Göttifunktion: Im gleichen tion gratis, da keine Brennstoffkosten mehr anfielen. Masse, wie wir unser Land fit für die Zukunft machen, Oder aber wir bezahlen (wie bisher auch) für die ver- helfen wir auch dem Partnerland, seine Energieproduk- brauchte Energie, dann wäre der Umbau wohl innerhalb tion umzustellen. Dies ist letztlich auch wirtschaftlich von 10 bis 20 Jahren amortisiert. Zum Vergleich: Die Na- interessant. Deshalb: Packen wir es endlich an. Notwen- tionalbank machte 2017 einen Gewinn von 54 Milliarden dig sind dazu aber griffige Gesetze, bindende Absenk- Franken. Und wir geben pro Jahr 11,5 Milliarden Fran- pfade mit realistischen Zwischenzielen inklusive klarer ken für fossile Energien aus – würden wir diese Gelder in Handlungsoptionen bei Nichterreichung. Dies insbeson- den Ausbau der erneuerbaren leiten, wäre dieser Ausbau dere in Bereichen, wo die Idee der «Eigenverantwortung» innerhalb von fünf Jahren finanziert. Danach hätten wir nicht funktioniert, beispielsweise bei besonders energie- die Energie gratis. Noch ein letzter Vergleich: Mit 60 Mil- und umweltschädlichen Verfahren. Dass dieser Umbau liarden Franken musste die Eidgenossenschaft die Gross- nicht ganz reibungslos funktionieren wird und wir wäh- bank UBS in der Finanzkrise 2008 retten, was sich unter rend der Umbauphase Feinjustierungen vornehmen wer- dem Strich ausgezahlt hat. 57 Milliarden Franken für die den und uns neu abstimmen müssen, ist klar. Aber wir Klimakrise scheint im Vergleich bezahlbar, denn diese sollten endlich anfangen und dafür aufhören, Partikular Investition wäre zudem durch Stromverkaufseinnahmen interessen zu hoch zu werten. Die nachfolgenden Gene- wohl innerhalb von zwei Jahrzehnten amortisiert. Auch rationen werden uns dafür danken. In der Hoffnung, eine hätte sie, wie alle Studien übereinstimmend feststellen, breit abgestützte Solarallianz zu bilden, die diesen Aus- positive Auswirkungen für die Wirtschaft und vor allem bau vorantreibt, lädt die SSES Anfang des kommenden auch für die Umwelt. Jahres alle interessierten Kreise wie Verbände, Ämter und Energieproduzenten zu einem Solargipfel ein. EIN ERSTER SCHRITT Klar, die Schweiz alleine kann mit ihren Massnahmen im Weitere Informationen unter sses.ch/solargipfel Inland die Welt nicht retten. Aber als hoch entwickeltes ¹ https://doi.org/10.21256/zhaw-3234 Land steht sie – ethisch, moralisch und technisch gese- hen – in der Verantwortung, beim Umbau der Energie- versorgung voranzuschreiten und nicht hinterherzuge- hen. Zumal die Schweiz durch «Energiepartnerschaften» auch mithelfen kann, in einem von der Grösse her ver- gleichbaren Partnerland die Energieproduktion auf ZUM STAND DER ENDLAGER orte zu früh ausscheiden lassen wollte. keit vor, den radioaktiven Abfall auf SUCHE IN DER SCHWEIZ Zuletzt wieder im Fall von Nördlich Lä- lange Zeit hinaus zu überwachen oder Nachdem die Schweiz zwischen 1969 gern. All dies zeigt: Die Entsorgung des wieder zurückzuholen. Dabei ist heute und 1982 den radioaktiven Müll unbe- Atommülls ist eine gewaltige Herausfor- kaum noch bestritten, dass eine andau- kümmert im Nordostatlantik versenkt derung, für die es noch keine funktionie- ernde Überwachung des Tiefen lagers hat, geht sie heute verantwortungsvoller rende Lösung gibt. Weltweit hat noch notwendig ist – auch hinsichtlich der ge- damit um. Seit 1972 sucht die Nationale kein Land ein Endlager für hochradioak- sellschaftlichen Akzeptanz. Experten wie Genossenschaft für die Lagerung von ra- tive Abfälle aus Atomkraftwerken in Be- der Geologe Marcos Buser machen sich dioaktiven Abfällen (Nagra) Lösungen trieb genommen. In der Schweiz wurden für den sogenannten «Dual Approach» für eine sichere Entsorgung in der im Rahmen des «Sachplans geologische stark, der zuerst ein sicheres unterirdi- Schweiz. Nach aktuellem Kenntnisstand Tiefenlager» die anfänglich sechs poten- sches Zwischenlager und ein Pilotlager ist dies die Einlagerung in unterirdische ziellen Lagerstandorte auf drei einge- zur Demonstration der Sicherheit des Gesteinsschichten. Die Schweizerische grenzt: Zürich Nordost, Nördlich Lägern Tiefenlagerkonzepts vorsieht. In Zeiten Energie-Stiftung (SES) hat in der Vergan- und Jura Ost. Aktuell führt die Nagra der Klimaproteste und des sich abzeich- genheit verschiedentlich die zu optimis- dort Tiefenbohrungen durch, um die erd- nenden Generationenkonflikts reift die tische Planung bei der Endlagersuche wissenschaftlichen Eigenschaften zu ver- bittere Erkenntnis: Die letzten Generatio- bemängelt. Immer wieder wurde der gleichen und darauf die Rahmenbewilli- nen haben sich mit fossilen und nuklea- Nagra- Zeitplan von Rückschlägen über gungsgesuche für die geeigneten Stand- ren Energieträgern einen Wohlstand er- den Haufen geworfen, da die technische orte abzustellen. Während die Standort- wirtschaftet, der zulasten ihrer Kinder, und gesellschaftliche Komplexität unter- suche vorangetrieben wird, sind noch Kindeskinder und vieler weiterer Genera- schätzt worden war. So musste das in den viele technische Fragen offen: Die Einla- tionen geht. Das Atomstromzeitalter 1980er-Jahren lange als Endlagergestein gerungstechnik ist noch nicht ausgereift, dauert noch ein paar Jahrzehnte. Danach bevorzugte kristalline Grundgebirge geschweige denn erprobt. Nach wie vor beginnt das Atommüllzeitalter – für nach einem Jahrzehnt kostspieliger Er- ist unklar, ob die hochaktiven zusammen Jahrtausende. Höchste Zeit, dass wir un- kundung aufgegeben werden, da es geo- mit den schwach- und mittelaktiven Ab- sere Energieversorgung umkrempeln! logisch nicht geeignet war. Auch wurde fällen in einem Kombilager oder getrennt die Nagra mehrmals zurückgepfiffen, gelagert werden sollen. Das aktuelle Valentin Schmidt, Leiter Kommunikation bei weil sie – um Kosten zu sparen – Stand- Konzept der Nagra sieht keine Möglich- der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 11
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SONNE WÄRME DER SONNE ZWAR IST DER VERKAUF VON SOLARTHERMIEKOLLEKTOREN 2018 ZURÜCKGEGANGEN, DOCH DIE WÄRME AUS DER SONNE HAT NOCH VIEL UNGENUTZTES POTENZIAL. EINEN SCHUB KÖNNTE UNTER ANDEREM DIE UMSETZUNG DER MUKEN 2014, ABER AUCH DER VERMEHRTE EINSATZ VON SOLARTHERMIE IN WÄRMEVERBUNDEN BEWIRKEN. ERMUTIGENDE BEISPIELE DAFÜR LASSEN SICH BEI UNSEREN NÖRDLICHEN NACHBARN FINDEN. M EHR SCHWUNG FÜR DIE SOLARTHERMIE Foto: a energie ag Kollektoranlage des Wärmeverbunds Lyssach- TEXT: ANDREA HOLENSTEIN Schüpfen mit einer Fläche von 460 m2 Markt für Solarthermie ist vor allem im Sah es 2017 noch so aus, als ob der Ver- Bereich der Einfamilienhäuser in den letz- nach wie vor von Bedeutung ist, erklärte kauf von Solarthermiekollektoren leicht ten Jahren eingebrochen. Das hat insbe- Solarpionier Josef Jenni, Inhaber und zunehmen würde, wurde diese Erwartung sondere mit der grossen Popularität von Gründer von Jenni Energietechnik, an inzwischen leider enttäuscht: Die Zahlen Photovoltaiksystemen zu tun, die in Kom- der dritten Schweizer Solarkollektoren- fielen unter diejenigen von 2017 (vgl. Ta- bination mit einer Wärmepumpe oft ein- Selbstbautagung. «50% unseres Energie- belle). Warum? «Das wissen wir leider facher zu installieren und zu betreiben bedarfs brauchen wir in Form von nicht genau», sagt David Stickelberger, sind als Solarthermiesysteme. Zusätzlich Wärme», erläuterte er. Es sei am effizien- Geschäftsleiter Swissolar auf Anfrage. sind auch die Investitionskosten von So- testen, Wärme als Wärme zu produzieren, «Ein möglicher Grund könnte sein, dass larthermiesystemen in den letzten Jahren zu speichern und zu brauchen. «Jede Um- die Einführung der Einmalvergütung für nicht derart stark gesunken wie bei der wandlung bedeutet grosse Verluste und Anlagen ab 30 kW die Photovoltaik für Photovoltaik.» steigert damit den Primärenergiebedarf», Grossanlagen wieder attraktiver gemacht so Jenni. Solarthermie in Verbindung mit hat.» Marianne Zünd, Leiterin Abteilung WÄRME IST EFFIZIENT Holz, was ebenfalls nichts anderes ist als Medien und Politik beim Bundesamt für Dass die Solarthermie für den Umbau der gespeicherte Sonnenenergie, stellen für Energie (BFE), nennt weitere Gründe: «Der Energiesysteme in der Schweiz jedoch Jenni das ideale Tandem in der Wärme- Verkaufte thermische Kollektoren (m2) Energieertrag der thermischen Kollektoren (GWh/a) Grafik: Bundesamt für Energie, Markterhebung Sonnenenergie 2018 180'000 800 160'000 700 140'000 600 120'000 500 100'000 400 80'000 300 60'000 200 40'000 20'000 100 0 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2016 2017 2018 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2016 2017 2018 Röhren Flachkollektoren Unverglaste Unverglaste selektiv Heutrocknung Röhren Flachkollektoren Unverglaste Unverglaste selektiv Heutrocknung Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 13
Foto: Arcon Sunmark Im dänischen Silkeborg steht seit Ende 2016 das versorgung dar, da sowohl Sonnenenergie wachung merkt es niemand», so Stickelber- weltweit grösste Kollektorfeld mit einer Fläche von 156 694 m² und produziert 80 000 MWh als auch Holz in der Schweiz im Überfluss ger. Auch die vorgesehene Umsetzung po- thermische Energie für einen Wärmeverbund. vorhanden sei. Davon konnten sich die litischer Beschlüsse (MuKEn 2014, Modul Selbstbauer auf dem Areal der Jenni Ener- Heizungsersatz) und eine weitere Erhöhung gietechnik in Oberburg bei Burgdorf der CO2-Abgabe dürften der Solarthermie mit einer Nennleistung von insgesamt gleich persönlich überzeugen. Dort steht helfen, fügt er an und ergänzt: «Für den 44 MW bzw. einer Kollektorfläche von nicht nur das erste solar beheizte Einfami- Marktbereich Wärmeverbünde wäre es 62 700 m2 in Wärmenetze eingebunden. lienhaus der Schweiz, das von Jenni ge- nützlich, wenn Kollektoren ohne Zonen- Weitere 19 MW bzw. 23 200 m2 sind in Re- baute wurde und bei dem er – man würde planänderung auf der grünen Wiese instal- alisierung oder Planung. Die Anlagen heute sagen in einem PR-Stunt – mitten liert werden könnten, wie beispielsweise in werden vom Staat gefördert (bis zu 45%) im Winter sogar das Aussenschwimmbad der deutschen Exklave Büsingen. So etwas und erreichen Wärmepreise von unter beheizt hat, sondern auch drei solar be- wäre in der Schweiz nicht machbar. Bei zwei Eurocent. Ein Fünftel der Leistung heizte Mehrfamilienhäuser. Hier ist die uns müssen die Kollektoren auf Gebäuden entfällt auf ländliche Regionen, wo Ener- Entwicklung der Technologie gut zu se- installiert werden. Das ist teurer, und es giedörfer Wärmenetze mit Biomassekraft- hen: Die Panelfläche hat sich bei den neu- steht weniger Platz zur Verfügung.» werken und Solarthermie-Freiflächenan- eren Häusern um rund einen Drittel ver- lagen aufbauen. Auch zahlreiche städti- kleinert, und auch der Wassertank zur SCHUB DURCH DIE MUKEN sche Wärmeverbundbetreiber setzen neu Speicherung der Solarwärme wurde klei- Die Solarthermie wird auch in Zukunft ei- auf Solarthermie. In Ludwigsburg entsteht ner dimensioniert. Aber auch in den nen festen Stellenwert in der Schweizer Deutschlands grösstes Kollektorfeld mit neuen Häusern muss nie jemand frieren, Energielandschaft haben, ist auch David 14 800 m2 Fläche. Es soll 4,5 Millionen wie einer der Bewohner klarmachte. Jenni Stickelberger von Swissolar überzeugt: Kilowattstunden Wärme jährlich in den beweist nicht nur bei seinen eigenen Pro- «Sofern die MuKEn in den Kantonen voll- Wärmeverbund der Stadt liefern. jekten, dass seine Technologie mit den ständig umgesetzt werden, erwarten wir eingesetzten Kollektoren und den Solar- einen Schub für die Solarthermie.» Da in ERMUTIGENDE RESULTATE tanks ausgereift und sehr effizient ist. Zukunft bei einem Heizungsersatz 10% Das Institut für Solartechnik (SPF) der Diese Speicher müssen auch nicht überall der benötigten Wärmeenergie erneuerbar Hochschule Rapperswil untersucht zurzeit so gross sein wie in den Mehrfamilienhäu- sein müssen, wird Solarthermie für Einfa- die Wirtschaftlichkeit von Solarthermie sern, sondern finden bei Sanierungen von milienhäuser (wieder) interessanter. Auch bei bestehenden Energieverbunden im Einfamilienhäusern auch auf der Fläche die Kombination von Erdwärmesonden Kanton St. Gallen. Die Resultate sind er- von ehemaligen Öltanks Platz. und Solarthermie hat Potenzial: Im Som- mutigend: Sind passende Dachflächen in mer wird dem Boden über die Sonde über- der Nähe vorhanden und werden die An- WO DEN HEBEL ANSETZEN? schüssige Solarwärme zugeführt, die dann lagen wie andere Solarthermieanlagen ge- David Stickelberger sieht zwei Ansatz- im Winter wieder zur Verfügung steht fördert, sind Wärmegestehungspreise von punkte, um die Solarthermie stärker zu för- (Erdsondenregeneration). unter drei Rappen möglich, wie das SPF dern. 1. Preissenkungen: «Dafür bräuchte errechnet hat. Dass in der Schweiz Poten- es wohl einen zweistufigen statt den heuti- GROSSANLAGEN IN DÄNEMARK zial in Wärmeverbunden besteht, zeigt gen dreistufigen Vertrieb», erklärt Stickel- Zukunft hat die Solarthermie auch beim beispielsweise auch die 2012 gebaute Kol- berger, «das heisst einen direkten Verkauf Einsatz in Wärmeverbunden. In Dänemark lektoranlage des Wärmeverbunds Lys- vom Hersteller an den Endkunden, und der wurden bis heute vor allem als Freiflä- sach-Schüpfen: Die 460 m2 Vakuumröhren- Installateur wäre dann Unterauftragneh- chenanlagen über 900 MW thermische kollektoren auf einem Gebäude neben der mer. Dies würde bei komplexen Anlagen Leistung installiert. Die grösste Anlage Energiezentrale decken 60 bis 70% des auch zu einer hohen Qualität beitragen.» befindet sich im dänischen Silkeborg mit Wärmebedarfs im Sommer. Die Geste- 2. Zuverlässigkeit der Anlagen: «Es gibt einer Kollektorfläche von 157 000 m2 und hungskosten liegen zwar leicht höher als immer noch zu viele thermische Anlagen, einer Leistung von 100 MW. Auch für Wärme aus dem Holzheizkraftwerk, die über Monate nicht zuverlässig oder gar Deutschland setzt auf Solarthermie: Aktu- aber deutlich unter dem Verkaufspreis für nicht laufen, und wegen fehlender Über- ell sind 34 solarthermische Grossanlagen die Wärme. 14 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019
SONNE SOLARARCHITEKTUR DER DEUTSCH-FREIBURGER SOLARARCHITEKT ROLF DISCH – ERFINDER DES PLUSENERGIE- HAUSES UND DES HELIOTROPS – BAUT VOR DEN TOREN FREIBURGS EINE NEUE GEBÄUDEZEILE MIT 70 WOHNUNGEN, 16 GEWERBEEINHEITEN, E-MOBILITÄTS-KONZEPT UND CLUSTER- WOHNUNGEN. DER BEKANNTESTE SOLARPIONIER DEUTSCHLANDS IST HEUER 75 GEWORDEN, UND SEIN BÜRO SOLARARCHITEKTUR FEIERT DEN 50. GRUND GENUG, AUF EIN STÜCK SOLAR- GESCHICHTE ZURÜCKZUBLICKEN. DISCH BAUT UNERMÜDLICH DIE SOLARE ZUKUNFT TEXT: INGRID HESS Bilder: Rolf Disch Wieder entsteht im Raum Freiburg im Breisgau ein innovativer Gebäudekomplex. Die Stadt in der Sonnenstube Deutschlands ist bekannt für solare Pionierprojekte. Zahlreiche Solarunter- nehmen wurden hier gegründet, und auch die Solarmesse Intersolar hat hier gute Rahmenbe- dingungen gefunden, bis sie 2007 zu erfolgreich wurde und nach München weiterzog. Einer, der seit vielen Jahren unermüdlich einen Beitrag dazu leistet, ist Solararchitekt Rolf Disch, der auch nach seinem 75. Geburtstag nicht ans Auf- hören denkt. In einem 110 Meter langen, mehrfach leicht ge- knickten Riegel sollen vier Plusenergiehäuser mit 70 Wohnungen, Büros und Einzelhandelsflä- chen entstehen. Baubeginn war für August 2019 vorgesehen, doch der verschiebt sich nun wegen Verzögerungen bei der Baugenehmigung auf Anfang 2020. Die Plusenergie-Klimahäuser im Freiburger Vorort Schallstadt gehen energetisch noch einen Schritt über die mehrfach ausge- zeichnete Solarsiedlung am Freiburger Schlier- berg und das Sonnenschiff hinaus: Die Gebäude sollen ihren eigenen Energiebedarf komplett de- cken. Sie sind mittels solargetriebener Wärme- pumpen an ein innovatives kaltes Nahwärme- netz (ein Leitungsnetz für den Transport von Wärme auf niedrigem Temperaturniveau) ange- schlossen. Vorgesehen ist, einen Legionellenfilter einzubauen. Das hat den Vorteil, dass das Dusch- wasser nicht auf 60 bis 70 Grad aufgeheizt wer- den muss, 48 Grad genügen. So arbeitet die Wärmepumpe deutlich besser. Wärmerückge- winnung für das Duschwasser ist ebenfalls vor- gesehen, sodass das abfliessende Duschwasser das frische bereits wieder aufwärmt. Zur Energiegewinnung sind die Dächer mit gros- sen Flächen Photovoltaik bestückt, ebenso die Zufahrt zur Tiefgarage und die Balkonbrüstun- gen. Damit wird ein Stromüberschuss produ- Das Heliotrop war das erste Haus der Welt, das mehr Energie produziert, als in seinem Innern ziert, der auch die Elektromobilität mit Solar- verbraucht wird. Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2019 15
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