Für das beste Alter - Tüüfner Poscht
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Die Dorfzeitung von Teufen Tüüfner Poscht März 2022 27. Jahrgang | Nr. 2 Wir werden immer älter. Diese zusätzlichen Lebensjahre sind ein Geschenk, aber auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Was es in Zukunft braucht, weiss Gesundheitsberater Guido Bartelt (Seite 7). Wie sich die Situation in der Pflege in den letzten Jahrzehnten entwi- ckelt hat und wie es heute aussieht, erzählt Gaby Oezer (Leiterin Betreuung und Pflege) auf den Seiten 16 – 17. Foto: Diogo Soares Vaz Für das beste Alter Tempo 30: Diese Zonen Bauspaziergang: Wie Evelina Caviezel ist stehen als nächstes an saniert die Gemeinde «Luustante» und Stylistin Seiten 8–9 Seiten 18–19 Seite 27 Marktgasse 7 St.Gallen Tel. 071 222 20 67 Täglich online: www.gut-goldschmied.ch www.tposcht.ch
www ohne wenn und aber. Erleben Sie viel Inspiration auf unserer brandneuen Website mit umfassender Projekt- und Bildergalerie. Clavadetscher Schreinerei AG 9055 Bühler AR Tel 071 222 69 32 clavadetscher-ag.ch IMPRESSUM Timo Züst, Chefredaktor (tiz), Alexandra Grüter-Axthammer (AG), Druck und Ausrüstung: Cavelti AG, Gossau Redaktion Tüüfner Poscht, alexandra.grueter@tposcht.ch Redaktions- und Inserateschluss: Ausgabe 3, Postfach 255, 9053 Teufen, Agenda: Erika Preisig-Studach, Engelgasse, April 2022: 15.März 2022 Telefon 078 674 86 62, timo.zuest@tposcht.ch 9053 Teufen, Telefon 071 333 30 84. Erscheint monatlich (Juli/August und veranstaltung@tposcht.ch Dezember/Januar: Doppelnummern). Inserate-Annahme: Claudia Looser-Egli, Auflage: 4000 Exemplare Steinwichslenstrasse 2, 9052 Niederteufen, Die Tüüfner Poscht ist eine unabhängige Redaktion: Erika Preisig-Studach, stv. Chefre- Telefon 071 333 17 30 (Montag–Donnerstag), Publikation und wird im Gebiet der Gemeinde daktorin (EP), erika.preisig@tposcht.ch; Marlis Fax 071 333 57 30, Tarif: www.tposcht.ch/ Teufen gratis an alle Haushalte verteilt. Schaeppi-Luginbühl (MS), marlis.schaeppi@ service/mediadaten, inserate@tposcht.ch Mit der Gemeinde Teufen besteht eine tposcht.ch; Sepp Zurmühle (SZ), sepp.zurmu- Abonnements: Inland: Fr. 45.–, Ausland: Fr. 60.–, Leistungsvereinbarung. ehle@tposcht.ch; Mägi Walti-Keller (MW), Übersee: Fr. 70.–. Bestellung an Claudia Looser Trägerschaft: Verein Tüüfner Poscht, maegi.walti@tposcht.ch; Felice Angehrn-Tob- oder via E-Mail an abos@tposcht.ch Erika Preisig, Präsidentin, ler (FA), felice.angehrn@tposcht.ch; «Tüüfner Poscht» im Internet: www.tposcht.ch Engelgasse, 9053 Teufen TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
GRÜEZI 3 Mit lautem Schnabel Liebe Leserinnen und Leser antwortung. Mehr liegt laut Stadtregierung nicht drin: «Was sollen wir machen? Eine neue Strasse bauen?» Rote Schrift auf weissem Grund und ein Cartoon-Bunt- specht (Seite 38). Dazu eine Botschaft, die uns fast alle Man muss Politikern Verständnis entgegenbringen. Sie betrifft: «Gib dem Stau keine Chance.» Die Gestaltung jonglieren zahlreiche Dossiers und was sie auch tun: des Inserats verfehlt ihre Wirkung nicht – es fällt auf. Wirklich richtig ist es nie. Dass man da eher in Richtung Geschaltet wurde es vom ASTRA. Es ist Teil einer gross Verwaltung statt Aktivismus neigt, ist nachvollziehbar. angelegten Informationskampagne, die auf die Sanie- Trotzdem: Die Mobilität ist eine unserer grössten He- rungsarbeiten der Stadtautobahn aufmerksam machen rausforderungen. Und es gibt kaum eine schönere Steil- soll. Das eigentliche Ziel von Fredi Vogl – so der ‹pas- vorlage als die Sanierung der Stadtautobahn inkl. Dau- sende› Name des Spechts – ist aber ein anderes: Er will erstau für einen mutigen Pilotversuch. Nein, eine neue während der Stosszeiten so viele Fahrzeuge wie mög- Strasse braucht es nicht. Aber vielleicht ein Bonus-Sys- lich von der Autobahn fernhalten. Denn bis voraus- tem für Pendler, die auf das Auto verzichten oder Fahr- sichtlich Ende 2023 wird es zwischen Sitterviadukt und gemeinschaften bilden? Ein «P+R» ausserhalb der Stadt Neudorf wegen der Bauarbeiten eng. Es drohen Staus (auf Teufner Boden?) mit gratis Elektro-Shuttles und und Ausweichfahrten durch die Stadt. Deshalb Fredis E-Bikes? Eine innovative Verkehrsüberwachung für Tipp: «Meide die Stosszeiten auf der Stadtautobahn «Ausweichler»? Klar: Das sind unfertige Blitzgedanken. morgens und abends.» Vermutlich ist es auch kindisch zu hoffen, dass sie eine spürbare Wirkung entfalten. Aber mindestens würde Die Website (stadtautobahn.ch) ist übersichtlich, infor- die Ostschweiz damit ein Zeichen mit Signalwirkung mativ und wartet mit spannenden Zahlen auf. 6 Jahre setzen. Schaden würde ihr das kaum. Ausserdem: Wer wird die Sanierung dauern und 550 Mio. Franken kos- «Fredi Vogl» als Botschafter wählt, beweist, dass er kei- ten, 10,4 Kilometer ist der betroffene Strassenabschnitt ne Berührungsängste mit kindlicher Naivität hat. lang – ein Drittel davon liegt im Tunnel, rund 170 Mio. Fahrzeuge werden die Baustelle insgesamt passieren. Und die wichtigste Frage: «Warum muss der Verkehr Ich wünsche spannende Lektüre reduziert werden?» Die Antwort ist simpel. Wegen der und staufreies Pendeln verringerten Kapazitäten der Autobahn braucht es wäh- rend der Stosszeiten rund 10 Prozent weniger Verkehr, um den Kollaps zu verhindern. Klingt logisch. Und was tun ASTRA, Stadt und umliegende Gemeinden nun, um dieses Ziel zu erreichen? Sie führen Fredi Vogl ins Feld, machen aktives «Controlling» und setzen auf Eigenver- timo.zuest@tposcht.ch SEITE VIER BAUSPAZIERGANG RÄTSEL 31 Jo weleweg 4 Die Gemeinde als Bauherrin 18–19 GEDENKEN / GRATULATIONEN 33–35 IM BILD AMTLICH Neue Sek: EG bald fertig 5 Rücktritt von Pascale Sigg 21 KIRCHEN 36–37 Baugesuche und Tempo 30 22–23 SPORT 39 AKTUELL Wie altert Teufen? 7 PANORAMA DER MONAT Tempo 30: Eine Übersicht 8–9 Neuer «Alter Zoll» 24–25 ??? 40 Ja-Komitee für Tunnel gegründet 11 Den Eschen an den Kragen 41 TÜÜFNER CHOPF Stand der Dinge beim Unteren Gremm 12 Eine kinderfreundliche Gemeinde 43 Evelina Caviezel 27 Biohof als Gemeinschaftsprojekt 13 Skitage trotz Corona 44 10 Jahre Zeughaus 15 GEWERBE 29 AUSBLICK 45–47 AUF EIN WORT GASTBEITRAG Vögel füttern und KJAT-Programm 30 DIE LETZTE 48 30 Jahre Pflege in Teufen 16–17 TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
JO WELEWEG 4 Liebe Redaktion Aufmerksame Leserinnen und Leser der Schweiz, die man gesehen haben muss» stillgelegt hat. Das ist falsch. Es dürfte wohl Tüüfner Poscht wissen, dass mir auf mei- geschrieben hat. Das war eine Frau, nämlich im Sommer wieder offen sein. nen Touren immer wieder Gerüchte und Monika Mansour. Und Oliver Schröter und Geschichten zugetragen werden, die ich nicht der ehemalige Raiffeisen-CEO war Und arglistig ist schliesslich auch das eigentlich nicht glauben kann (oder will). der Autor von «111 Orte für echte Männer, Gerücht, dass in Teufen nebst dem SSZ ein Und dann und wann packt es mich, an die man gesehen haben muss». Hingegen ASZ entstehen soll. Zwar ist nebst De- dieser Stelle entsprechende Korrekturen zu hat Pierin Vincenz bereits Recherchen kan Stefan Staub auch die neue, kürzlich veröffentlichen. betrieben für ein neues Werk mit dem Titel: eingesetzte Pfarreiseelsorgerin Franziska «111 Nightclubs in der Schweiz, die mann Heigl Armeeseelsorgerin. Ein eigentliches Es stimmt, dass Urs Spielmann, Teufens gesehen haben muss». Es ist ferner nicht Armeeseelsorgezentrum ASZ aber ist nicht Finanzchef, bekennender Fan vom FC korrekt, dass er als Berater von Raiffeisen geplant. Hingegen scheint es zuzutreffen, St. Gallen ist. An grün-weissen Haaren her- Appenzell beigezogen wird. Raiffeisen dass die Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein beigezogen ist hingegen, dass er mit einem schliesst in Niederteufen den Bankomat, für ihr Seelsorgeteam Militärdiensttauglich- grünen Strickschal, mit einem grünen Tri- weil «umfassende Investitionen in die keit voraussetzt. kot, einer «FC SG-Uhr» am Arm und einem Gebäudeinfrastruktur» und namentlich bau- «FC SG-Cap» an den Gemeinderatssitzungen liche Veränderungen für «passende Begeg- teilnimmt. Und korrigiert sei in diesem Zu- nungsräume mit der Kundschaft» getätigt sammenhang auch, dass sich Kathrin Dörig, werden sollen. Ihr (Gefreiter) Teufens Madame Culture, an jenen Sitzun- Pöschtler Priisig gen jeweils mit gestreiftem Rock, seidenem Auf der neuen Website der Gemeinde Teu- Mieder, weisser Bluse und Taft-Schürze mit fen prangt in grossen Lettern der (offen- Dreieckstuch, also der ausserrhodischen sichtlich neue) Slogan: «Hier trifft Moderne Festtagstracht, kleidet, und dies, weil sie auf Tradition.» Und während vieler Winter- Geschäftsführerin des Appenzellischen wochen prangte darauf auch unübersehbar Die Glosse: Volkskundemuseums in Stein geworden ist. der Hinweis: «Freibad Teufen geschlossen.» Pöschtler Priisig ist ein aufmerksamer Leser Das erweckt den Eindruck, dass Teufen, der Tüüfner Poscht. Er macht sich so seine Ge- Es ist nicht zutreffend, dass Pierin Vin- als «Energiestadt» und im Rahmen einer danken und teilt sie der Redaktion mit – cenz das Buch «111 mystische Orte in der «nachhaltigen Energiepolitik», sein Freibad immer mit einem Augenzwinkern. Auf dem Weg zum Paradies … «Und wir machen jetzt aus Teufen ein nachhaltiges, grünes, tier- und naturfreundliches, soziales, fittes, gesundes und wohltätiges Dorf, mit Schlittelpisten – aber ohne Tunnel.» Prominenten in den Mund gelegt: Nach einer komplizierten Vorgeschichte und mit einem kniffligen Zweck hat die Heidi und Paul Guyer-Stiftung ihre Arbeit aufgenommen. Das Stiftungsvermögen beträgt rund 7 Mio. Franken. Dem Stiftungsrat gehören an (von links) Urs Spielmann, Reto Altherr, Nadine Osterwalder, Monica Sittaro und Hans Höhener. Geschäftsführer ist Peter Rösler. Foto: tiz
IM BILD 5 Neue Sek: Bald wird es überirdisch Erst im März wird das eigentliche Ausmass kennbar sein. Damit liegt die Baustelle wei- meister sehr wertvoll. Damit können lange des neuen Sekundarschulhauses sichtbar. terhin im Zeitplan: «Es gab die üblichen Über- vor der definitiven Material-, Bearbeitungs- Denn das Loch, das derzeit im Boden unter raschungen und Probleme bei Aushub und sowie Lack- und Farbwahl Fehler gefunden dem «Haus Lindenhügel» klafft, ist deutlich Tiefbau. Aber nichts, das uns allzu viel Zeit und behoben werden», sagt Martin Zoller, kleiner als der eigentliche Grundriss des spä- oder Geld gekostet hätte.» Leiter Hochbau bei der Gemeinde. Die Kosten teren Gebäudes. Das liegt daran, dass nicht – rund 15’000 Franken – würden sich so min- die gesamte Fläche unterkellert ist. Aber: Das Eine Mini-Fassade destens kompensieren lassen. Was das Be- wird sich bald ändern. «Läuft alles nach Plan, Inzwischen wurde auch das «Mock-Up» der tonfundament betrifft: Bis jetzt ist noch nicht können wir in den nächsten Wochen die Bo- Fassade aufgerichtet (Fotos unten). Dabei klar, was damit nach Abschluss der Baustelle denplatte betonieren», sagt Bauleiter Sandro handelt es sich nicht um eine Miniatur-Ver- passieren wird. «Wenn sich eine Einsatzmög- Preisig. Das soll in drei Etappen passieren. sion der Fassade, sondern um ein «Puzzle» lichkeit findet, werden wir es behalten.» Nach deren Abschluss wird der eigentliche verschiedener Elemente. Aber warum dieser Grundriss des neuen Sekundarschulhaus er- Aufwand? «Diese Installation ist für den Bau- Fotos: Sepp Zurmühle / tiz TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
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AKTUELL 7 Gute Ausgangslage fürs Älterwerden Guido Bartelt berät Kantone, Gemeinden und Institutionen im Gesundheits- und Heimwesen. Er war auch an der Erarbeitung der Teufner Altersstrategie beteiligt. Mit der TP spricht er über die Herausforderungen einer älter werdenden Bevölkerung. Herr Bartelt, wer sind die Kunden Ihres Berater- unternehmen «bbp»? Einerseits öffentliche Gemeinwesen wie Kantone oder Gemeinden. Sie unterstützen wir hauptsächlich bei Bedarfsplanungen oder Alterskonzepten. Aber wir machen auch di- rekte Beratungen von Institutionen wie Hei- men oder Spitälern. Dort geht es um Ausrich- tungs-, Betriebs- oder Effizienzfragen. Das Angebot in Teufen ist heute schon gut – trotzdem wird es in Zukunft noch mehr brauchen. Foto: tiz Zum Thema: Werden wir als Bevölkerung wirk- lich immer älter? stark sein. Diese regionalen Unterschiede Wie ist Teufens Ausgangslage? Ja. Aber bei dieser Frage gibt es zwei As- hängen mit den historischen Entwicklun- Die ist gut. Teufen verfügt heute über ge- pekte zu betrachten. Der eine ist die Lebens- gen bzw. den grossen Wachstumsschritten nügend stationäre Plätze, die Betreuungs- erwartung. Sie steigt seit Jahren stetig an. Für einer Gemeinde zusammen. Teufen hat heute qualität ist hoch, die Strukturen – mit den die Jahrgänge 1981 ging man von 72,4 bzw. schon eine eher «ältere» Bevölkerung und es Heimen, der AWG, der regionalen Spitex, den 79,2 (Frauen) Jahren aus. Seither ging es kon- ist in den kommenden Jahren auch nicht mit weiteren Angeboten etc. – ist gut und ver- tinuierlich aufwärts – bis auf Corona. Für den einer bedeutenden Zu- oder Abwanderung nünftig organisiert. Jahrgang 2020 sind es 81 bzw. 85,1 Jahre. zu rechnen. Letzteres kann beispielsweise in Dörfern oder Städten vorkommen, die einen Man spricht von der «Volkskrankheit Demenz». Nahm die Lebenserwartung wegen Corona ab? grossen Bevölkerungsanteil mit Migrations- Wie sehr wird uns das in Zukunft beschäftigen? Ja, sie ging bei den Männern zwischen hintergrund aufweisen. Sie ziehen nach der Die Demenz wird sicher ein grosses The- 2019 und 2020 um 0,9 und bei den Frauen um Pension oft zurück in die «alte» Heimat. ma. Und zwar nicht nur für die Gesundheits- 0,5 Jahre zurück. Das ist der erste Rückgang institutionen. In Teufen ist man sich dieser seit 20 Jahren. Aber vermutlich handelt es Damit wären die numerischen Fragen nach Herausforderung bewusst – es bestehen auch sich dabei um eine statistische «Delle». In Zu- dem Älterwerden beantwortet. Und was ist mit entsprechende Wohnformen bzw. -gruppen. kunft ist damit zu rechnen, dass die Lebens- den qualitativen? Bleiben wir in Zukunft länger Aber es wird noch mehr brauchen. Insbeson- erwartung weiter ansteigt. gesund? dere eine Information und Schulung der Be- Auch hier wieder: Ja. Alle Daten, die in völkerung. Mit Demenz umzugehen, ist eine Und was ist der zweite Aspekt? dieser Richtung gesammelt wurden, deuten gesellschaftliche Aufgabe. Teufen muss ein Die Struktur der Bevölkerung. Sprich: Wie darauf hin, dass wir im Alter in Zukunft we- demenzfreundliches Dorf werden. tiz viele Prozent der Gesellschaft machen die niger – oder später – Einschränkungen haben einzelnen Altersgruppen aus? Diese Analy- werden. se ist für die Bedarfsplanung fast noch rele- Die Altersstrategie vanter. Denn besonders in den kommenden Kann das den «Alters-Trend» kompensieren In den vergangenen zwei Jahren hat Teufen Jahrzenten bzw. bis 2040 wird es dort – auch oder braucht es doch mehr Infrastruktur? (Arbeitsgruppe Altersstrategie) in Zusammenarbeit aufgrund der Babyboomer-Generation – zu Das ist eine ganz zentrale Frage, die wir im mit der «rgb consulting» und Gesundheits- bzw. grossen Veränderungen kommen. Die Sta- Rahmen der Altersstrategie behandelt haben. Heimberater Guido Bartelt eine Altersstrategie tistiker gehen davon aus, dass es gesamt- Klar ist, dass man im Zukunft wohl länger erarbeitet. Sie gibt Antworten auf die Frage: Wie schweizerisch von 2020 bis 2040 bei den 65+ daheim bleibt bzw. mit dem Eintritt in ein entwickelt sich die Teufner Bevölkerung bis 2040 zu einem Anstieg um 49 Prozent kommt und Pflegeheim noch länger wartet. Der Bedarf an demographisch? Und was braucht es, um diesen bei den 80+ sogar ein Plus von 83 Prozent zu stationären Plätzen – pro 100 über 80-Jährige Veränderungen gerecht zu werden? Die Strategie verzeichnen sein wird. – wird wohl sogar etwas abnehmen. Aber: Es liefert die Grundlage für die Ausarbeitung zukünfti- wird trotzdem mehr Infrastruktur brauchen. ger, konkreten Massnahme. Die Resultate wurden Gilt das auch für Teufen? Aber eher im ambulanten Bereich, «Betreutes am 26. Februar öffentlich vorgestellt: Mehr dazu Die Entwicklung geht in die gleiche Rich- Wohnen» etc. Auch die Spitex wird weiter lesen Sie auf www.tposcht.ch. tung. Aber der Anstieg wird hier nicht gleich ausbauen müssen. TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
TEMPO 30 8 Das Tempo machen Ziel der Gemeinde ist die Einfühung von 18 Tempo-30-Zonen im Dorf – vier davon bestehen bereits. Der Fokus liegt derzeit auf weiteren vier im Dorfkern. Fotos: tiz Der Startschuss fiel bereits im Jahr Speicherstrasse und zieht sich bis ans Ende sind das Einholen der Zustimmung der Kan- 2012: Damals verabschiedete der des «Quartiers» hinter dem Bücker-Museum. tonspolizei, eine Infoveranstaltung und die Gemeinderat das Verkehrskonzept, das Die Einführung des neuen Tempo-Regimes Auflage des Projekts. Das grosse Ziel hier ist für Teufen auch diverse Tempo-30- war ursprünglich von den Anwohnenden in- die Einführung der Zone vor der Eröffnung Zonen vorsieht (Neuauflage 2019). itiiert worden – das Projekt lag auch schon im des neuen Sekundarschulhauses im Sommer Ganze 18 sind es insgesamt; vier Jahr 2020 auf. Dass die Umsetzung bis jetzt 2023. bestehen bereits. Ende 2020 startete die noch nicht erfolgt ist, hat mit Einsprachen zu Gemeinde eine Informationsoffensive – tun. Davon waren gleich mehrere eingegan- Göbsi und Schlatterlehn es sollte endlich vorwärts gehen. Wie gen. Inzwischen ist die Feststellung des Sach- Auch hinunter zum Freibad sollen Autos in ist der Stand heute? Und was soll 2022 verhalts abgeschlossen, nun befasst sich der Zukunft mit Tempo 30 unterwegs sein. Die noch passieren? Eine Übersicht der Gemeinderat mit dem Dossier. für dieses Gebiet angedachte Zone startet bei laufenden Projekte. der Bühlerstrasse, zieht sich auf der einen Zeughaus- und Landhausstrasse Seite bis hinter die Badi und auf der anderen Gebiet Bächli Diese Zone trägt den internen Arbeitstitel Seite auf der Golidbrugg bzw. Schlatterlehn Trotz Einsprachen, die im Dialog bereinigt «Gebiet 14». Dazu gehören sowohl Zeug- bis zum Ende des «dichteren» Siedlungsge- werden konnten, liegt die Baubewilligung für haus- und Landhausstrasse als auch der Blei- biets. «Diese Zone macht natürlich wegen des die am 3. August 2021 aufgelegte Tempo 30- chiweg. Beim Bleichiweg handelt es sich um Freibadbetriebs viel Sinn. Aber auch wegen Zone Bächli inzwischen vor. Nun fehlt bloss eine Privatstrasse, auf der die Gemeinde das der geplanten Überbauung im Sammelbüel. noch der Frühling: «Sobald die Temperaturen Wegrecht hat. «Wir sind froh, dass die Be- Damit kann die Verkehrssituation insgesamt stimmen, werden die noch nötigen baulichen sitzer der Einführung einer durchgehenden beruhigt werden.» Der Zeithorizont sieht hier Massnahmen für die Zoneneinführung er- Zone zugestimmt haben. Je einheitlicher das ähnlich aus wie beim «Gebiet 14»: Die Info- stellt und der noch fehlende Deckbelag ein- Tempo-Regime ist, desto besser für die Ver- veranstaltung ist für den Frühling geplant, gebaut. Dann folgen die Signalisierungen kehrsteilnehmenden und die Sicherheit», so die Auflage soll noch heuer erfolgen. Ohne und Markierungen für die Tempo-30-Zone», Urs Kellenberger. Der Einführung einer neu- Einsprachen wäre die Einführung noch in sagt Urs Kellenberger, Leiter Infrastruktur en Tempo-30-Zone geht immer die Erstellung diesem Jahr möglich. tiz und Werkbetriebe. Ziel ist die Einführung der eines Verkehrsgutachtens – in Absprache Zone bis im Sommer. mit der Kantonspolizei – voraus (siehe Kas- ten). Ein solches besteht für das «Gebiet 14» Alte Speicherstrasse zwar bereits, aufgrund der teilweisen Neuge- Hinweis: Weiter Informationen – inklusive ausführ- Die hier geplante Zone beginnt bei der Ab- staltung der Zeughausstrasse wird es derzeit licher Erklärungsvideos – finden Sie auf tposcht.ch. zweigung der Alten Speicherstrasse von der aber noch einmal angepasst. Nächste Schritte Suchen Sie nach «Tempo 30 Dossier». TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
TEMPO 30 9 Petition: Tempo 30 im Dorfkern? Die Petition trägt den umfassenden Titel «Tempo 30 in Teufen AR». Und genau das will sie auch: eine umfassende Lösung. Ziel der Petitionäre ist ein durchgehendes Tempo-30-Regime im Dorfkern – unter Einbezug der Kantons- bzw. Hauptstrasse. Eingereicht wurde sie mit 354 Unterschriften am 6. Juli 2021. Inzwischen hat sich der Gemeinderat mit der Petition auseinandergesetzt und eine Ant- wort formuliert. Im Grundsatz befürwortet er das Anliegen. Er schreibt unter anderem: «Die Petition wird begrüsst. Mit der Einführung von Tempo-30 auf zusätzlichen Strassen im Gemeindegebiet von Teufen kann den Zielen des Agglomerationspro- gramms, des Verkehrskonzepts aus dem Jahr 2019 und des in Überarbeitung befindenden Richt- plans entsprochen werden. Tempo 30 fördert die Verkehrssicherheit und reduziert die Emissionen. Weiter werden durch Tempo 30 der Fuss- und Velo- verkehr gefördert und die angestrebte Verlagerung auf die nachhaltigen Verkehrsträger unterstützt. Die Lebensqualität soll insbesondere im Dorfkern und in den verschiedenen Wohnquartieren mittels Verkehrsberuhigungsmassnahmen erhöht werden.» Bezüglich des Vorgehens zu Erreichung dieser «Ide- al-Situation» verweist der Gemeinderat einerseits auf die laufenden Projekte in den Quartieren bzw. Gemeindestrassen als auch auf die Ortsdurchfahrt. Dieses konkrete Bauprojekt – inklusive Gestaltung In NIiederteufen bestehen bereits grossräumige Tempo-30-Zonen. Nun sollen im Dorf weitere folgen. des Dorfzentrum – beinhalte auch die Einführung von Tempo 30 auf der Hauptstrasse. Ausserdem spricht sich der Gemeinderat auch für eine Prüfung Die Einsprachen der Erweiterung des Temporegimes auf das Gebiet Ebni, Bahnhofkreisel und Speicherstrasse aus. Bei der Planung einer Tempo-30-Zone Meist sind nebst neuen Signalisationen nur spielen Einsprachen oft eine grosse kleine bauliche Anpassungen wie Fahrbahn- Die vollständige Petitionsantwort lesen Sie auf Rolle. Woran liegt das? Und welche verengungen nötig. Die Auflage erfolgt in Seite 23 Argumente werden geltend gemacht? Teufen immer erst nach einer Infoveranstal- tung. Einzige unbekannte Grösse in diesem Die Planung einer Tempo-30-Zone auf einer Ablauf: die Einsprachen. Gemeindestrasse folgt einem klar definier- ten Vorgehen: Für das Gebiet (gestützt auf «Da es sich um ein Verkehrsprojekt handelt, Verkehrskonzept und Richtplan) wird ein ist fast jede Einsprache berechtigt. Wie viele Verkehrsgutachten in Absprache und mit es gibt, ist deshalb jeweils schwer abzuschät- abschliessender Bewilligung durch die Kan- zen. Manchmal kommen sie auch ganz un- tonspolizei erstellt. erwartet», sagt Urs Kellenberger. Häufigste Themen der Einsprachen: Fahrzeitverlust Es macht Aussagen zu Verkehrsmengen, oder bauliche Massnahmen. «Zu ersterem Geschwindigkeiten, Unfallgeschehen, Nut- muss man sagen, dass der rechnerische Zeit- zungsstruktur, Schwachstellen und Sicher- verlust über eine Strecke von 100 m, bei 30 heitsdefiziten im entsprechenden Quartier statt 50 km/h ca. 5 Sekunden beträgt. Private und welche Massnahmen für die Einführung Bedürfnisse bei Ein- und Ausfahrten sowie einer Tempo-30-Zone nötig wären. Auf dieser den Winterdienst beziehen wir natürlich in Basis wird das Auflageprojekt ausgearbeitet. die Planung mit ein.» TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
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AKTUELL 11 Im Namen des Tunnels Am 15. Mai stimmt Teufen zum nächsten Mal über das Thema Orts- durchfahrt ab. Dieses Mal geht es um die Frage: Will das Dorf einen Bahn- tunnel zwischen Bahnhof und Stofel? Ein Ja wäre ein Auftrag an den Gemein- derat, diesen Ansatz weiterzuverfolgen – und ein entsprechendes Projekt zu forcieren. Ursprung der Abstimmung war eine Initiative der «IG Tüüfner Engpass». Rund drei Monate vor dem Urnengang hat sich nun bereits ein Ja- Komitee gebildet. «Wir wollen den Rahmen noch einmal öffnen – unabhängig von IG, Gewerbe-Ausschuss oder politischen Parteien. Beim Komitee geht es allein um das Thema Abstimmung.» Heinz Rusch hatte mit dem Anruf der Tüüfner Poscht gerechnet. Kurz nach dem Versand der Medienmitteilung zur Gründung des Ja- Komitees mit dem klingenden Namen «Teu- fen mit Zukunft» beantworten er und Barbara Fischer bereits die Fragen der Dorfzeitung. «Jemand muss diese Aufgabe übernehmen Heinz Rusch und Barbara Fischer haben das Präsidium des Ja-Komitees inne. Foto: tiz und sich ‹hinstellen›. Mir ist dieses Thema wichtig genug dafür», sagt sie. Die beiden bil- machen, die auf dem Schulweg die Bahnlinie ten vor der Abstimmung das Schaltzentrum den das Präsidium des Ja-Komitees. Während queren müssen.» Sie kann das gut nachvoll- der Tunnel-Bewegung. «Das Komitee haben sich Heinz Rusch (Coiffure Tonio) bereits im ziehen. Ihre Kinder sind zwar mittlerweile wir in erster Linie für die Namensammlung «Ausschuss Gewerbe Dorf» für eine Tunnellö- erwachsen, früher haben sie aber ähnliche der Befürworter gegründet. Wir wollen al- sung stark gemacht hatte, ist Barbara Fischer Gedanken geplagt. Aber was ist mit dem len eine Chance geben, öffentlich für ein ‹Ja› ein «neues Gesicht» in der ODT-Diskussion. Autoverkehr? Auch hier sind sich die beiden einzustehen», sagt Heinz Rusch. Damit will Sie arbeitet als Lehrerin und Heilpädagogin einig: Ideal wäre, Autos und Bahn müssten diese neue Gruppierung eine hemmende in Stein, wohnt aber in Niederteufen. Mit der nicht durchs Dorf. Aber momentan ist das Dorfdurchfahrt beschäftigt sie sich seit Jah- nicht möglich. Drum: «Wenn wir wenigstens ren. «Ich hatte schon 2015 auf ein Ja gehofft. den Zug im Tunnel haben, ist das schonmal Mit dem Aktivwerden der IG habe ich mich etwas.» Bezüglich der massiven Mehrkosten «Jemand muss diese Aufgabe nun wieder intensiver mit der Situation be- für das Tunnelprojekt, den baulichen Heraus- übernehmen und sich ‹hin- schäftigt.» Für sie und Heinz Rusch ist klar: forderungen und der fehlenden Bereitschaft stellen›. Mir ist dieses Thema Ein Tunnel macht das Zentrum sicherer und von Kanton und Appenzeller Bahnen, ein schafft die Grundlage für eine zukunftsorien- Tunnelprojekt zu unterstützen, stellen sich wichtig genug dafür.» tierte Entwicklung des Dorfkerns. die beiden auf den gleichen Standpunkt wie die IG Tüüfner Engpass: «Teufen kann sich so Barbara Fischer, Co-Präsidentin Ja-Komitee Pro-Tunnel Stimmung ein Projekt gut leisten. Und von Kanton und Auch im Coiffure-Geschäft von Heinz Rusch Bahn dürfen wir uns nicht einschüchtern las- ist die Teufner Verkehrssituation immer wie- sen. Die lokalen Interessen sind bei so einem Lücke zwischen Gewerbe, IG und Parteien der Thema. «Das betrifft nicht nur unser Dorf – Infrastrukturprojekt ebenfalls hoch zu ge- schliessen – so ganz war man sich bisher sel- bis nach Appenzell wird darüber diskutiert.» wichten.» ten einer Meinung. Das lag einerseits an der Und der Tenor? «Die meisten denken, es müs- teilweise «forschen» Art der IG Tüüfner Eng- se doch ein Tunnel her. Aber viele, besonders Die IG ist Geschäftsstelle pass. Aber auch an der Tatsache, dass in den die Teufner, sind mit ihrer Meinung eher zu- Es ist kein Zufall, dass die Medienmitteilung Vorständen der jeweiligen Organisationen oft rückhaltend.» Diese Einschätzung bestätigt des Ja-Komitees denen der IG Tüüfner Eng- kein Konsens bei der Tunnel- bzw. ODT-Frage Barbara Fischer. Besonders neu zugezogenen pass ähnelt. Sie stammt aus der gleichen herrscht. «Ob er Teil des Komitees wird, kann Eltern sei die Bahn im Dorf ein Kummer. «Ich «Feder». Die IG fungiert als Geschäftsstelle nun jede und jeder für sich entscheiden. Wie höre oft, dass sie sich Sorgen um ihre Kinder des Komitees und bleibt auch in den Mona- ich das getan habe», sagt Barbara Fischer. tiz TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
AKTUELL 12 Durch die Mitte Nach der Ablehnung des Gestaltungs- plans Unteres Gremm an der Urne im Frühjahr 2019 mussten die Planer von «Mettler2Invest» noch einmal über die Bücher. Auf dem Papier steht das neue Projekt inzwischen. Das Prüfungs- und Bewilligungsverfahren des Sonder- nutzungsplans kann aber noch nicht eingeleitet werden. Der Grund: Die Zufahrtsfrage ist weiter ungeklärt. Es waren 1294 Stimmzettel. Am 10. Februar 2019 verwarf das Teufner Stimmvolk den Überbauungs- bzw. Sondernutzungsplan für das Untere Gremm an der Urne. 1294 Nein- standen 903 Ja-Stimmen gegenüber. Auslöser der Abstimmung war ein Referendum gewe- sen. Die Gegner des Projekts hatten mehrere Kritikpunkte ins Feld geführt. Klar ist aber Die Planer von «Mettler2Invest» schlagen vor, den Verkehr über die Postliegenschaft zu leiten. Foto: tiz auch: Das «Nein» vom 10. Februar ist nicht per se auf die Diskussion rund um die Projekt- Postliegenschaft zu leiten», sagt Roland Ebne- Ersteres ist rechtlich schon abgesichert. Letz- Qualität zurückzuführen. Vielen Teufnerin- ter von «Mettler2Invest». Auch die Gemeinde teres ist an den Bau des Kreisels geknüpft. nen und Teufnern steckte die «Baumfällakti- favorisiert eine Lösung mit möglichst wenig on» im ehemaligen Thürerpark vom Frühjahr zusätzlichen Autos auf der Krankenhaus- Hängige Einsprachen 2014 noch in den Knochen. CEO von «Mettle- strasse: «Ausserdem wäre die Situation beim Eigentlich hätte der Bahnhofkreisel schon r2Invest» und Besitzer der Bauparzelle, Peter Einbiegen in die Speicher- bzw. Kantons- längst gebaut sein sollen. Aufgelegt wurden Mettler, sagte deshalb nach der Abstimmung strasse nicht optimal», sagt Florin Scherrer, die Pläne bereits im Spätsommer 2017. Die zur TP: «Die Rodung war rechtens, der Zeit- Leiter Bau und Planung. Schon für das erste Projektverantwortlichen, Kanton und AB, punkt ein Fehler. Deshalb haben wir uns auch Projekt hätte deshalb die Post-Liegenschaft können allerdings nicht wie geplant vorwärts entschuldigt.» Für ihn war aber schon im – falls möglich – als Tiefgaragen-Zufahrt ge- machen. Das Problem sind Einsprachen. Wo- März 2019 klar, dass man die Entwicklung nutzt werden sollen. Nur abgefahren wäre der rum es genau geht, will Kantonsingenieur der rund 14’600 Quadratmeter grossen Bau- Verkehr dann wieder über die Krankenhaus- Urban Keller nicht in der Öffentlichkeit dis- parzelle (13’181 m2 in W2b / 1477 m2 in K3) strasse. kutieren. Aber: «Weder Kanton noch Bahn ha- nicht aus den Händen geben will. Stattdessen ben vor, das Verfahren zu stoppen. Kritisch ging «Metter2Invest» noch einmal über die Der neue Sondernutzungsplan geht nun so- ist einzig die Zeitachse.» Auch die Tunnel-Ab- Bücher, stimmte die Planung mit den Initian- gar noch einen Schritt weiter: Die Zu- und stimmung im Mai habe keinen Einfluss auf ten des damaligen Referendums ab und er- Abfahrt der Tiefgarage für die «unteren» das Vorgehen – der Kreisel würde sowieso arbeitete ein komplett neues Projekt. sechs Häuser würde über die Post-Liegen- weitergeplant bzw. dessen Umsetzung for- schaft erfolgen. Lediglich die Bewohnenden ciert. Aber bevor nicht klar ist, wie es mit der Verkehr über die Post der oberen drei Häuser (9 insgesamt) müss- Bahnhofkreuzung weitergeht, wird der neue Das Untere Gremm hat diverser Vorteile. Es ten die Krankenhausstrasse für die Zu- und Sondernutzungsplan für das Untere Gremm liegt äusserst zentral, die Hanglage ermög- Abfahrt nutzen. Einzig der Besucher-, Notfall kaum geprüft und erlassen. licht den Bau einer Tiefgarage und das «Über- und Lieferverkehr käme über Gremmstrasse. Die Tunnel-Abstimmung hat allerdings blicken» der Bauten und es befindet sich im «Das wäre verkehrstechnisch natürlich eine sehr wohl Einfluss auf die Bebauung des steuergünstigen und attraktiven Teufen. perfekte Lösung. Gleichzeitig müssen wir Unteren Gremms. Denn falls es tatsächlich Aber die Planer haben auch einige Heraus- aber auch sagen: Beim aktuellen Projekt ist zu Bohrungen unterhalb dieser Liegenschaft forderungen zu bewältigen. Zum Beispiel die es nun gar nicht mehr anders möglich. Grund kommen sollte, könnten zusätzliche Siche- Zufahrt. Für das Gebiet wurde bisher kein ist, dass wir aufgrund des geforderten Gefäl- rungsmassnahmen nötig werden. So oder rechtsgültiger Sondernutzungsplan erlassen. les eine längere Strasse mit einer Schlaufe im so: «Mettler2Invest» wird sich weiter in Ge- Die Erschliessung müsste laut Richtplan also Quartier planen mussten. So überschreiten duld üben müssen – auch wenn der erste Pla- eigentlich über die Krankenhausstrasse er- wird die Steigungswinkel nicht», erklärt Ro- nungsworkshop mittlerweile acht Jahre her folgen. «Wir wollen die zusätzliche Verkehrs- land Ebneter. Für die Realisierung dieses am- ist. «Wir hoffen vor allem, dass wir nicht noch belastung für das Dorf bzw. das Quartier aber bitionierten Plans braucht «Mettler2Invest» einmal mehrere 100’000 Franken in eine so klein wie möglich halten. Deshalb versu- nicht nur das Einverständnis der Gemeinde, komplette Umplanung investieren müssen», chen wir, den Grossteil des Verkehrs über die sondern auch das der Post und des Kantons. so Roland Ebneter. tiz TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
AKTUELL 13 Ein nachhaltiger Kindheitstraum Alexandra Grüter-Axthammer In Niederteufen entsteht ein visionärer Landwirtschaftsbetrieb. Die Betriebslei- tenden Thomas Roth und Anne Roso- chatius bieten ab Mai ihre Produkte an und die Möglichkeit, sich solidarisch und partizipativ einzubringen. Neugierig gucken einige Lämmlein aus dem Laufstall und nähern sich vorsichtig. «Es sind zwei Herden Mutterschafe der Rasse Spiegel- schaf. Insgesamt 160 Mutterschafe und eini- ge Lämmer», sagt Anne Rosochatius. «Es ist eine robuste, fruchtbare Landrasse, die von ProSpecieRara als gefährdete Nutztierrasse gefördert wird.» Anne Rosochatius und Tho- mas Roth bewirtschaften den Bio-Landwirt- schaftsbetrieb im Battenhaus gemeinsam. Die Tiere ernähren sich ausschliesslich von Die Geschäftspartner Anne Rosochatius und Thomas Roth führen den Biohof im Battenhaus. Foto: aga gewachsenem Raufutter der eigenen Böden wie Gras, Heu und Silage. Während der gan- fang 2020 übernahm er Haus und Eigenland und studierte Agronomie an der HAFL. «Wäh- zen Vegetationsperiode weiden die Tiere auf von seinem Götti Sepp Signer. Als Nachfol- rend der Ausbildung und an diversen Arbeits- den Betriebsflächen in der Gemeinde. Im gender von Hans Mösli konnte er ab Januar plätzen war ich in verschiedenen Bereichen Folientunnel nebenan sind Rüebli gesät und 2022 grosse Landflächen in Niederteufen der Tierhaltung tätig.» Durch die Arbeit, eben- mit einem Vlies zugedeckt – noch ist nichts pachten. «Es ist ein Kindheitstraum, diesen falls in der Stiftung zur Palme, sammelte sie zu sehen. Der Folientunnel hat keine festen Hof zu führen», sagt er. Er habe bereits als Erfahrungen im Gemüsebau- und Kräuteran- Fundamente und wird nicht beheizt. Kind viele Stunden hier bei den Grosseltern bau. So ergänzen sich die zwei optimal. Die und bei seinem Götti verbracht. Aufgewach- beiden sind Geschäftspartner. Sie teilen sich Ein Stück weiter die Strasse hinauf sind die sen ist er in Schwellbrunn – nicht auf einem die Aufgaben auf dem Battenhof und arbeiten Böden vorbereitet für das Anlegen weiterer beide weiterhin im Teilpensum in der Stif- Tunnels. Etwa für das Pflanzen von Tomaten tung zur Palme. und Peperoni. «Das ist eine wunderbar warme «Je mehr Leute sich einbringen, Lage, an diesem leicht geneigten Hang Rich- Vernetzung und Abos tung Säntis», freut sich Thomas Roth. Vorab desto mehr Ideen entstehen.» Ab Mai können bereits Kräuter, Salate und hätten sie Proben untersuchen lassen. «So Gemüse geerntet werden. Für die Kunden wissen wir, wie der Boden zusammengesetzt Thomas Roth bieten sich diverse Abo-Möglichkeiten. Vom ist und wie hoch der Humusgehalt ist.» Es sei Mini-Gemüseabo bis zum Jahres-Genussabo auch wichtig zu wissen, wie viele Reserve- steht ein umfangreiches Angebot zur Aus- nährstoffe in den Böden vorhanden sind, da- Landwirtschaftsbetrieb. Trotzdem absolvier- wahl. Wer mag, nutzt die Gelegenheit, um das mit eine organische Düngung gezielt erfolgen te er die landwirtschaftliche Schule und legte Paket direkt abzuholen oder lässt es sich für könne. Auf chemisch synthetische Pflanzen- später die Meisterprüfung mit dem Schwer- einen Aufpreis nach Hause liefern. Der Kauf schutzmittel würden sie ganz verzichten, punkt Obst- und Gemüsebau ab. «Da ich kei- eines Abos ist Vertrauenssache und bedeu- das sei ein Teil ihrer Philosophie. Die Bewirt- nen eigenen Betrieb hatte, bildete ich mich im te auch Solidarität gegenüber dem Betrieb, schaftung soll möglichst schonend sein, so sozialen Bereich und im Management weiter.» sagen die beiden. Es gehe nicht nur um den würde etwa die Erde nicht umgepflügt, son- Er arbeitete im Strafvollzug und seit einigen Verkauf von Gemüse. «Wir werden Veranstal- dern lediglich oberflächlich bearbeitet. Wei- Jahren in den Gärtnereien der Stiftung zur tungen und Aktionstage auf dem Hof anbie- tere Elemente aus Permakultur und Agroforst Palme in Pfäffikon, Zürich, die Lebens- und ten und möchten im Austausch sein mit den werden in nächster Zeit auf dem Betrieb um- Arbeitsräume für Menschen mit Beeinträch- Kundinnen und Kunden. Je mehr Leute sich gesetzt. Bereits warten rund sechzig Hoch- tigung bietet. Anne Rosochatius stammt ur- einbringen und vernetzen, umso mehr Ideen stammobstbäume auf ihre Pflanzung. sprünglich aus Berlin und verbrachte in ihrer entstehen.» Thomas Roth und Anne Rosocha- Kindheit und Jugend viel Zeit auf einem Berg- tius sind überzeugt, dass dies das Wachstum Gemüse und mehr betrieb im Südtirol. Seither hat sie die Vision in jeder Hinsicht fördern wird. Seit rund drei Jahren bereitet sich der 49-jäh- vom eigenen Hof. Die 29-Jährige absolvierte rige Thomas Roth auf diesen Schritt vor. An- die landwirtschaftliche Schule in der Schweiz www.battenhof.ch TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
Publireportage Knecht GmbH Lochmühlestrasse 5 Postfach 123 | 9056 Gais T 071 344 12 05 F 071 344 39 43 info@knecht-gmbh.ch www.knecht-gmbh.ch Was kostet eine Teppichreinigung? Die Preise für eine professionelle Teppichreinigung werden in Quadratmetern berechnet. Die Kosten belaufen sich je nach Teppichart und Material zwischen CHF 49.00 und CHF 99.00 pro Quadratmeter. Hinzu kommen allfällige extra Behandlungen wie zum Beispiel: Mottenschutz, Geruchsentfernung, Urinbehandlung und Flecken schutz oder Reparaturen jeglicher Art. Wir haben fünf verschiedene Reinigungstarife. Je nach Tep- CHF 89.00/m2 – Handtuft – Hochflor und pichart und Material können die Teppiche den Tarifen zuge- Designerteppich ordnet werden. Die meisten Teppiche können der zweiten Beispiel: Teppichgrösse 2.00 × 2.00 m, Kategorie «Grober Teppich bis 250 000 Kn / m2» zugeordnet Gesamttotal CHF 356.00 werden. Wenn Sie sich unsicher sind, was für ein Teppich CHF 99.00/m2 – Seidenteppich, Kunstseidenteppich Sie haben oder aus welchem Material Ihr Teppich besteht, Beispiel: Teppichgrösse 1.20 × 1.80 m, helfen wir Ihnen gerne weiter. Erfahren Sie anhand folgen- Gesamttotal CHF 213.85 den Preisbeispielen, was eine Teppichreinigung kostet. Wir empfehlen Ihnen unseren Preisrechner. Mit diesem CHF 49.00/m2 – Kelim, Handwebteppich praktischen Tool können Sie sich einfach und schnell ein ers- Beispiel: Teppichgrösse 2.00 × 3.00 m, tes Bild machen. Sie können auch direkt online eine Offerte Gesamttotal CHF 294.00 verlangen. Besuchen Sie unsere Website: CHF 59.00/m2 – Grober Teppich bis 250 000 kn/m2 www.knecht-gmbh.ch Beispiel: Teppichgrösse 2.50 × 3.50 m, Gesamttotal CHF 516.25 CHF 69.00/m2 – Feiner Teppich ab 250‘000 kn / m2 Beispiel: Teppichgrösse 1.70 × 2.40 m, Hier können Sie auch unsere aktuelle Gesamttotal CHF 281.50 Preisliste herunterladen. TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
AKTUELL 15 Vorbereitungen für «Z-Day» laufen Das Zeughaus feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Start der dreiteiligen Festivitäten ist bereits am 20. März. Foto: tiz Seit drei Wochen hängen in Teufen Das Zeughaus hat ein spannendes Konzept: derkammer». Dafür habe ich diverse befreun- geheimnisvolle Plakate. Wofür steht Oben die Dauerausstellung zu Grubenmann, deten Museen um eine Leihgabe von Stücken das «1xx»? Das weiss Zeughaus-Kurator unten eine Art «Kulturlabor». Ist das nach wie gebeten, die sie sonst nicht wirklich ausstel- Ueli Vogt. vor der richtige Ansatz? len können. Das Resultat ist eine herrliche Ich bin der Meinung, diese Strategie ist Sammlung von spannenden und teils kurio- Herr Vogt, gleich zur Sache: Was wird da «an- nach wie vor stimmig. Die Dauerausstellung sen Objekten. geteasert»? zu Grubenmann bzw. Architektur und Holz- Wer genau hinschaut, sieht es: das 10-jäh- bau ist ein Identifikations-Merkmal. Das «La- Und das zweite Kapitel? rige Jubiläum des Zeughaus. Das «1xx» steht bor» darunter bietet Raum für Experimente. Das folgt im Mai. Dabei geht es um den für zehn Jahre Wirbeln und Laborieren. Diese Mischung hilft, das zu erreichen, was eigentlichen Bau des Zeughauses. Das Pro- von Anfang an mein Ziel war: Die Menschen gramm lehnt sich an die Baukommissions- Wann wurde eröffnet? «gwundrig» zu machen. Sitzungen an, die damals stattfanden. Es ist Am 12. Juni 2012. Das war sozusagen der eine Reflektion aber auch ein Vorwärtsschau- «Z-Day». Dieses Datum kann ich mir besser Und hat ein solches Kulturhaus in der «Agglo- en. merken als manch einen Geburtstag aus mei- meration» auch eine Zukunft? nem Umfeld (lacht). Davon bin ich überzeugt. Das Zeughaus Der «Z-Day» wird dann hoffentlich der Höhe- wird auch in den kommenden Jahren aus dem punkt. Erinnern Sie sich auch noch an Ihren ersten Vollen schöpfen können. Die angesprochene Natürlich (lacht). Wir begehen ihn mit ei- Tag im Zeughaus? Strategie bietet sehr viel Raum für permanen- nem «Florilegium» bzw. einer Blütenlese, die Ja, damals war das Haus allerdings noch tes Ausprobieren. Und klar: Mehr Besuchen- am 12. Juni eröffnet wird. Gezeigt wird eine eine Baustelle. Ich war erstaunt darüber, wie de wären immer schön. Aber ich denke, wir Sammelausstellung als Querschnitt der ver- gross das Gebäude ist. Ich weiss aber auch haben in den vergangenen Jahren schon das gangenen 10 Jahre – mit einem Ausblick in noch gut, was mir durch den Kopf ging, als ich Interesse vieler Menschen im und um das eine mögliche Zukunft. Das Ganze soll auch zum ersten Mal vom Bahnhof zum Zeughaus Appenzellerland geweckt – trotz der eher zu- mit einer entsprechenden Publikation beglei- lief: Wann werden mich die «Teufner» im Dorf rückhaltenden Art der «Appenzeller». Und im tet werden. wohl erkennen? Vergleich zur Anfangsphase spüre ich heute kaum noch Skepsis gegenüber dem «Zeug- Noch eine obligate Frage: Sie wirken hier nun Und wann war es so weit? haus» als Ganzes bzw. als Kulturinstitution. schon seit 10 Jahren. Wie lange bleiben Sie Das kann ich nicht mehr so genau sagen. noch? Vielleicht nach rund fünf Jahren? Auf jeden Heuer wird also das 10-Jährige gefeiert. Da gibt Ach, immer diese Zukunfts-Fragen. Mo- Fall gab es dann plötzlich Situationen, in es doch sicher ein passendes Programm. mentan bin ich ganz im «Hier und Jetzt». Ich denen mich jemand Unbekanntes mit «Herr Selbstverständlich. Der Startschuss der freue mich sehr auf die kommenden Monate Vogt» ansprach. Da dachte ich: Jetzt gehörst dreiteiligen Veranstaltungsreihe fällt bereits und die Jubiläums-Projekte. Darauf will ich du dazu (lacht). am 20. März mit der Vernissage der «Wun- mich konzentrieren. tiz TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
AUF EIN WORT 16 Für sie war es eine Berufung Ende Februar verlässt Frau Oezer, welche Eigenschaften muss man unbedingt Ist es heute schwieriger, gute Mitarbeitende zu finden? ein bekanntes Gesicht mitbringen, um in der Pflege arbeiten zu können? Ja. Das soll aber nicht heissen, dass wir in den letz- die Teufner Alters- Ein hohes Mass an Empathie ist sicher wichtig. Ge- ten Jahren keine gefunden hätten – im Gegenteil. Aber und Pflegeheime: Die nauso sollte man sich für die medizinischen und techni- wenn ich die Anzahl Bewerbungen auf eine ausge- Leiterin Betreuung schen Aspekte interessieren. In der Alterspflege kom- schriebene Stelle mit der Situation vor 20 Jahren ver- und Pflege, Gaby Oe- men noch weitere Aspekte hinzu. gleiche, fällt der Rückgang schon extrem auf. Damals zer, geht in Pension. In konnten wir noch «aus dem Vollen schöpfen». Wir spü- den vergangenen 30 Die wären? ren den sogenannten Pflegenotstand stark. Jahren ging sie hier in Im Akutspital liegt der Fokus viel mehr auf den tech- Teufen ihrer Leiden- nischen und medizinischen Themen. Im Spital werden Gibt es weniger Leute oder gehen sie früher? schaft nach – erst im die meisten Patienten nach wenigen Tagen wieder ent- Ich denke, es steigen einfach weniger junge Men- Krankenhaus, dann lassen. Das ist hier anders: Wir haben den Anspruch, schen in den Pflegeberuf ein. Klar: Die Jungen wechseln im Spital bzw. Pflege- ein Zuhause zu sein. Das bedeutet, der Aufbau einer gu- den Job heute eher rascher als früher. Aber ich könnte heim und schliesslich ten Beziehung zu den Bewohnenden ist genau so wich- jetzt nicht sagen, dass unsere Mitarbeitenden ganz all- im neuen HUG. Was tig wie deren professionelle Betreuung. gemein weniger lange bleiben. Trotzdem: Die Berufs- fasziniert sie am leute im Pflegeberuf zu behalten, ist die Schwierigkeit. Pflegeberuf? Und was für eine Eigenschaft passt gar nicht in die Pflege? Ungeduld oder Verständnislosigkeit. Wer in der Pfle- Woran liegt das? ge arbeitet, muss physisch und psychisch gesund bzw. Ich bin der Meinung, dass die Rahmenbedingungen stabil sein. Wir werden täglich mit anspruchsvollen Si- des Pflegeberufs grundsätzlich nicht schlecht sind: Wir tuationen konfrontiert – auch mit dem Sterben und dem haben gute Löhne, eine moderne Infrastruktur, ange- Tod. Damit muss man umgehen können. messene Arbeitszeiten. Natürlich gibt es auch Einsätze an Wochenenden und in der Nacht – aber das gehört Ich nehme an, in diesen 30 Jahren gab es einige Situatio- dazu. Jeder Beruf hat seine Sonnen- und Schattenseiten. nen, die sie nach Feierabend noch beschäftigt haben. Die Einstellung dazu ist wichtig. Heute wird die Freizeit Klar, das gibt es immer wieder. Aber dabei ging es oft höher gewichtet. Was auch ein Ausdruck unseres nicht nur um Patienten oder Bewohnende, sondern Zeitgeistes ist. Und klar: Der Beruf stellt hohe Anforde- auch oft um Mitarbeitende. Für die Leiterin Betreuung rungen und bringt viel Verantwortung mit sich. und Pflege ist das Personal natürlich immer ein gros- ser Teil der Aufgabe. Glücklicherweise haben wir hier Zeitgeist? Wie meinen Sie das? ein wirklich tolles und konstantes Team – mehrere Früher hat man oft gesagt: Für die Pflege muss man Mitarbeitende arbeiten seit über 10 oder 20 Jahren für sich berufen fühlen. Das reicht heute nicht mehr als die Heime Teufen. Wir haben ein ausgezeichnetes Ver- Argument. Der Pflegeberuf hat sich professionalisiert hältnis im Leitungsteam und so viele motivierte und – zum Glück. Ausserdem sind die beruflichen Rahmen- engagierte Mitarbeitende, da macht die Arbeit Freude. bedingungen heute viel wichtiger als früher. Ich will Dafür bin ich sehr dankbar. Diese Tatsache liess mich nicht sagen, dass das schlecht ist. Aber der Mangel an stets gut schlafen. Aber die Pflege ist nach wie vor ein Personal ist wohl auch eine Reaktion auf eine gesell- Frauenberuf und das bringt auch Fluktuation mit sich. schaftliche Entwicklung. Nachfolgerin Luzia Manser: Steckbrief Geboren und Familie: 5. Januar 1969 in Appenzell; Mein Lieblingsmoment im Arbeitsalltag: Wenn ich Bewoh- Verheiratet, zwei erwachsene Kinder nenden oder Mitarbeitenden ein Lächeln auf das Gesicht zaubern kann Meine Berufslaufbahn: Nach der Ausbildung als Kranken- schwester arbeitete ich zuerst im Spital Herisau und Appenzell Mein Lieblingsplatz im Appenzellerland: Habe ich nicht in verschiedenen Fachrichtungen und Bereichen. Anschliessend festgelegt, es gibt sehr viele schöne Orte durfte ich in der Obvita und im Altersheim Rotmonten, beides in St. Gallen, die Leitung Pflege und Betreuung für je 5 Jahre übernehmen. Jetzt freue ich mich, dass ich im Appenzellerland Noch ein paar persönliche Worte an die Bewohnerinnen meine Erfahrungen einbringen darf und Bewohner der Heime Teufen: Es freut mich sehr, dass ich diese vielseitige Aufgabe von Gabriela Oezer übernehmen Traumberuf als Kind: Ich wollte schon immer Krankenschwes- darf. Es ist mir ein Anliegen, Sie kennen zu lernen und mitzuar- ter werden, was ich noch nie bereut habe beiten, dass Sie sich bei uns wohl fühlen TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
AUF EIN WORT 17 Zur Person Gaby Oezer ist in St. Gallen aufgewachsen und lebt heute noch dort. Sie ist Gaby Oezer hat in Teufen 30 Jahre lang in der Pflege gewirkt – und die Veränderungen im und um den Beruf hautnah miterlebt. Foto: tiz Mutter von zwei Söhnen und Grossmutter von zwei Aber die Professionalisierung der vergangenen Jahre war ben. Als ich in Teufen zu arbeiten anfing, war ich 33. In Enkelkindern. Die 63-Jäh- auch nötig, oder? diesem Alter macht man sich wenig Gedanken über die rige blickt auf eine lange Auf jeden Fall. Sie war nötig und wichtig. Einerseits eigene Vergänglichkeit oder den Tod. Dass ich im Beruf Karriere in Teufen zurück. wegen der demografischen Entwicklung – unsere Be- mit diesen Themen konfrontiert war, hat mir dabei ge- Nach der Lehre als Kauffrau völkerung wird immer älter – andererseits wegen der holfen, die kleinen Dinge des Lebens mehr zu schätzen und der anschliessenden stark gestiegenen Ansprüche. Das gilt sowohl für die – und dankbar und zufrieden zu sein. «Mutterpause», absolvierte Vorschriften von Bund, Kantonen und Krankenkassen sie eine Zweitausbildung als auch für die Erwartungen der Bewohnenden, die für Ich werde mal etwas persönlich: Fürchten Sie sich vor als Pflegefachfrau HF – im Aufenthalt und Betreuung eine hohe Qualität fordern. dem Tod? Krankenhaus Teufen. Später Sie bezahlen dafür ja auch viel Geld. Das ist eine schwierige Frage. Einerseits muss ich kam ein zweiter HF-Titel sagen: Ich starte jetzt mal in die Pensionierung und dazu: Gerontologin. Gaby Eine ziemliche Krux. Wie könnte man den Pflegeberuf der Gedanke, dass ich schon bald damit konfrontiert Oezer übernahm früh ihre denn nun wieder «attraktiver» machen? werden könnte, gefällt mir natürlich überhaupt nicht erste Führungsposition als Dafür habe ich auch keine Patentlösung. Ich empfin- (lacht). Ich freue mich jetzt erstmal auf die kommende Teamleiterin im Alten Kran- de den Pflegeberuf als sehr attraktiv und interessant Zeit. Aber klar: Der Tod ist das Einzige, was uns allen kenhaus. Später wurde sie und würde ihn wieder wählen. Vielleicht könnte man irgendwann bevorsteht. Heute habe ich keine Angst da- Heim- und Pflegedienstleite- mehr Möglichkeiten für einen niederschwelligen Ein- vor. Aber wer weiss schon, wie es dann sein wird? Ich rin und seit 2008 hat sie die stieg in die Pflege schaffen. Aber natürlich müsste die hoffe vor allem, dass ich gesund altern kann. Stelle der Leitung Betreuung Professionalität immer gewährleistet sein. Auf jeden und Pflege im Haus Unteres Fall ist es eine grosse Herausforderung. Worauf freuen Sie sich besonders in der Pension? Gremm und der Stellver- Ich habe sehr viele Hobbies, denen ich mich widmen tretung der Gesamtleitung Der Beruf gibt einem doch aber sicher auch viel zurück. will: Handarbeiten, lesen, Sprachen lernen – im Mo- der Teufner Alters- und Sehr viel sogar. Die persönlichen Begegnungen mit ment am liebsten Rätoromanisch. Und natürlich auf die Pflegeheime inne. Während den Bewohnenden, den Angehörigen und den Mitarbei- Zeit mit meiner Familie und Freunden. ihrer Zeit in Teufen erlebte tenden haben in all den Jahren nie an Faszination verlo- sie die Schliessung der Ge- ren. Ich hatte immer das Gefühl, einer sinnvollen Arbeit Und falls Sie selbst einmal in ein Pflegeheim ziehen wür- burtenabteilung (bei ihrem nachzugehen. Und: Ich habe es einfach immer gern ge- den: Was müsste es unbedingt haben? Start), die Umbenennung macht. Ich schätze es, für Menschen da sein zu dürfen. Am liebsten würde ich daheim bleiben – wie wohl des Krankhauses in Spital Auch die Auseinandersetzung mit dem Vergehen des alle. Aber falls ich in ein Pflegeheim ziehe, würde ich und schliesslich dessen Um- menschlichen Lebens empfand ich als wertvoll. mir genügend Privat- bzw. Intimsphäre, gutes Essen nutzung in ein Pflegeheim sowie fürsorgliches und professionelles Personal wün- (Alterszentrum) und war Warum das? schen. Käme dann noch eine tolle Aussicht dazu, wäre involviert in die Planung und Vermutlich, weil das Wissen darum, dass unser aller das «Tüpfli auf dem i». Mit anderen Worten: Es müsste den Bau des HUG. Leben vergänglich ist, mir dabei half, bewusster zu le- so sein wie eines unserer Heime in Teufen. tiz TÜÜFNER POSCHT 2 | 2022
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