NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express

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NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
LOGISTIK EXPRESS 3/2014
ABS. LOGISTIK EXPRESS / 08Z037679 M / MARKUS JAKLITSCH / REITSCHULGASSE 27 / A-8010 GRAZ

                                                                                                                      NEU AUSRICHTUNG –
                                                                                                                      IM WANDEL DER ZEIT!
                                                                                           INTRALOGISTIK              TRANSPORTLOGISTIK                 MANAGEMENT
                                                                                           Projekt: Assist 4.0        Österreichs Verkehrspolitik         Human Mining
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NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
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NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
INHALT + EDITORIAL + IMPRESSUM

LEITARTIKEL

4 TTIP, TISA, TPP, CETA, ISDS, LMAA
BLICKPUNKT                                                                         Liebe Leserin,
 8 Kooperation gehört zur Tagesordnung                                             lieber Leser!
10 Einkauf im Wandel
11 Logistik verändert                                                              LOGISTIK express News: Wie nicht
                                                                                   zu übersehen ist, haben wir uns für
INTRALOGISTIK                                                                      ein neues Layout entschieden und
12 Assist 4.0 – Paradebeispiel für Innovationspartnerschaft                        die Themenschwerpunkte farblich
15 Logistik Hotspot Leoben                                                         gebündelt, zudem ist die Menüfüh-
16 Social Media ist die Blaupause für Veränderungen                                rung bei der Onlineversion erweitert
18 Lidl baut Logistik-Center                                                       worden. Weiters haben wir unseren
19 Odlo für Wachstum gerüstet                                                      zuletzt ungünstigen Erscheinungs-
                                                                                   rhythmus korrigiert und verschieben
TRANSPORTLOGISTIK                                                                  die Dezember Ausgabe in den Jän-
20 Österreich: Regierungsumbildung                                                 ner. Somit wird künftig der LOGIS-
24 Österreichs Luftfahrtstandort absichern                                         TIK express Anfang Jänner (Logi-
24 Zehn Jahre Lkw-Maut in Österreich                                               MAT 2015), April (transportlogistic
26 Spediteure legen ein „Logistikpaket" auf den Tisch                              2015), Juli und im Oktober erschei-
28 Österreichs Häfen zur großen weiten Welt                                        nen. Um die Nachfrage bezüglich der
30 Rivalen auf dem Vormarsch: Hong Kongs sinkender Stern                           Berichterstattung zu decken, haben
34 Alpbach: Vom Verkehrs-Lärm bis zum perfekten Klang                              wir uns entschlossen, unser Portfolio
36 Leise Lieferung - elektrisch angetriebene 18-Tonnen-Lkw                         via Anwenderbericht mit Fotos und
38 Geberit - Eine durch und durch saubere Lösung                                   Videobeitrag inklusive Publikation
                                                                                   über all unsere Informationskanäle
MANAGEMENT                                                                         anzubieten. Für Fragen stehe ich Ih-
40 Transportver(un)sicherung                                                       nen allzeit gern zur Verfügung.
41 Tod im Lager muss nicht sein
42 Europa, beeil dich - Industrie 4.0                                              Markus Jaklitsch
44 Mangelt es an ERP-Spezialisten?
46 Human Mining für die Schiffslogistik
                                                                                   IMPRESSUM
UNTERNEHMEN
48 Blickpunkt Unternehmen                                                          Inhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch
                                                                                   Redaktion: Angelika Gabor, Karin Walter,
JOB & KARRIERE | MESSEN & EVENTS                                                   Peter Baumgartner, Dirk Ruppik, Rudolf
50 Willkommen bei DHL Freight                                                      Melzer, Alexander Ghezzo, Daniela Bres-
52 Menschen in Bewegung                                                            cakovic uva.
54 Event                                                                           Lektorat: Wolfgang Fink
55 Messen & Events                                                                 Layout: Marion Lindert, margenta.at
                                                                                   Fotos: thinkstockphotos.com
                                                                                   Zielgruppe: Entscheider und Entschei-
                                                                                   dungsträger aus Industrie, Handel, Trans-
                                                                                   port, Einkauf und Logistik
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DiE Printausgabe wird gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnis des Öster-      Reitschulgasse 27, A-8010 Graz
reichischen Umweltzeichens. [Medienfabrik Graz, UW-Nr.812] Dieses Produkt          Tel.: (+43 676)7035206
stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen          info@logistik-express.at
und ist PEFC zertifiziert. www.pefc.at.                                            www.logistik-express.com

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LEITARTIKEL

  TTIP, TISA, TPP, CETA, ISDS, LMAA
  Der Handel ist fast so alt wie die Menschheitsgeschichte und hat sich seit damals
  extrem verändert. Moderne Handelsabkommen versprechen Wohlstand und
  Vorteile, bergen jedoch auch Risiken. Logistik express hat sich des Themas ange-
  nommen, Fakten gesammelt und Meinungen dazu eingeholt.

                                                                       ^

  E
        s ist manchmal schwer, den Überblick bei all diesen            Wohin steuert unser Europa!?
        Abkürzungen nicht zu verlieren. Natürlich sind sie prak-
        tisch, man muss sich die teils oft sehr sperrigen Begriffe
  nicht merken – allerdings verlieren sie in der Welt der „mfg“      kommen gibt es ebenfalls eine ISDS-Klausel und zusätzlich
  und „gg“ für den einen oder anderen vielleicht an Brisanz.         sind darin ähnliche Formulierungen wie im abgelehnten
  Denn hinter den soeben verhandelten Abkommen und                   ACTA-Abkommen, dem „Anti-Counterfeiting Trade Agree-
  Klauseln verbergen sich Änderungen, die jeden Einzelnen            ment“ (Anti-Produktpiraterie-Handelsabkommen) enthalten.
  betreffen. Daher zu Beginn eine kleine Begriffsklärung:            Was jetzt noch fehlt, ist die Ratifizierung durch die einzelnen
                                                                     Parlamente. TPP ist hierzulande kaum bekannt, die Trans-
  Das steckt dahinter                                                Pacific Partnership oder Transpazifische Partnerschaft ist ein
  Aktuell kommt niemand, der Nachrichten in irgendeiner              Freihandelsabkommen zwischen Brunei, Chile, Neuseeland,
  Weise konsumiert, an TTIP vorbei. Das steht für „Transatlan-       Singapur. Es findet sich deshalb in der Liste, weil die USA über
  tic Trade and Investment Partnership“, eine „Transatlan-           den Beitritt verhandeln. Interessanterweise ergeben die Mit-
  tische Handels- und Investitionspartnerschaft“. Für heftige        glieder und Inhalte von TTIP und TPP zusammengefasst na-
  Kritik sorgt die darin enthaltene Investorenschutzklausel ISDS,    hezu exakt TISA.
  „Investor-State Dispute Settlement“, ein Streitbeilegungsver-
  fahren zwischen Unternehmen und Staaten. Ein Schelm, der           Gemeinsam ist all diesen Abkommen, dass sie unter rigidem
  Böses (zB Rent-Seeking) dabei denkt oder erwartet! Bei TISA,       Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden und wurden
  dem „Trade in Services Agreement“, geht es um ein interna-         – und hier kommt die letzte Abkürzung, LMAA. Denn diese
  tionales Abkommen über Dienstleistungen. Ende September            Art der Politik vermittelt das Gefühl, dass der Bürger und teil-
  wurde trotz massiver Proteste CETA, „Comprehensive Eco-            weise auch seine legitimierten Vertreter keinerlei Mitsprach-
  nomic and Trade Agreement", das Freihandelsabkommen                erecht mehr haben und seine Bedenken und Wünsche nicht
  zwischen der EU und Kanada unterzeichnet. In diesem Ab-            ernst genommen werden. Allerdings trifft die Schuld nicht

4 LOGISTIK express 3|2014             LEITARTIKEL           BLICKPUNKT            INTRALOGISTIK              TRANSPORTLOGISTIK
NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
Brüssel allein, weiß MEP Michel Reimon MBA          Waren bei rund 125,41 Milliarden Euro, die
 von Die Grünen/Europäische Freie Allianz:           Einfuhren lagen mit 129,96 Milliarden darüber.
 „Den Auftrag an die Kommission haben die            Wichtigster Handelspartner ist natürlich
 Regierungen erteilt, dieser Auftrag beinhaltet      Deutschland. Doch auch mit den Vereinigten
 auch die Geheimhaltung. Man muss also zu-           Staaten verbindet uns schon jetzt ein reger
 erst die Regierungen verantwortlich machen,         Austausch, der Export belief sich auf 7,06 Milli-
 auch die österreichische. Die sollen sich nicht     arden Euro, der Außenhandel mit Drittstaaten
 in Brüssel abputzen. Allerdings ist auch das        stieg insgesamt um 2,4 Prozent auf 39,09 Mil-
 Verhalten der Kommission inakzeptabel. Das          liarden Euro an. „CETA und TTIP sind die ersten
 fertig verhandelte Papier wurde an einem            Freihandelsabkommen der Europäischen Uni-
 Freitagnachmittag veröffentlicht, am Mon-           on mit hochentwickelten Industriestaaten, da-
 tagmorgen hat die neue Handelskommissarin           her auch die hohen Erwartungen und die viel-
 verkündet, man solle dieses Papier nicht mehr       en warnenden Stimmen. Ziel ist jedenfalls die
 "aufmachen" und nachverhandeln. Das zeigt           Beseitigung von Handelshemmnissen in einem
 vor allem, dass man das größere TTIP natürlich      breiten Spektrum von Branchen und damit
 schon während der Verhandlungen kritisieren         die Erleichterung des Kaufs und Verkaufs von
 muss, und nicht auf den Abschluss warten.“          Waren und Dienstleistungen zwischen der EU               ^
                                                     und Kanada usw. der EU und den Verein-                   Redakteurin:
 Pro und Contra                                      igten Staaten“, steht Ing. Mag. Alexander                Angelika Gabor
 Im Jahr 2013 lag laut Statistik Austria der Ge-     Klacska, Obmann der Bundessparte Trans-
 samtwert der Ausfuhren von österreichischen         port und Verkehr, den Abkommen durchaus

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MANAGEMENT                      UNTERNEHMEN           JOB & KARRIERE               TERMINE                LOGISTIK express 3|2014 5
NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
LEITARTIKEL TTIP, TISA, TPP, CETA, ISDS, LMAA

  "Es geht nicht            positiv gegenüber. „Die Mobilitätswirtschaft,         zu beschränken, Gewinnerwartungen oder
                            die täglich grenzüberschreitend agiert, hat           Risikoübernahmen jedoch nicht als Grund-
  nur um branchen-          hier meines Erachtens keine „Berührungsäng-           lage für die Beurteilung der Investition zuzulas-
  weiten Zollabbau,         ste“, ganz im Gegenteil! Es geht nicht nur um         sen. Für Reimon hat Einbinden solcher Klauseln
  sondern auch um           branchenweiten Zollabbau, sondern auch                Methode: „Das ist eine Dauerstrategie: Den
                            die Reduzierung von Hürden, die über Zoll-            Investitionsschutz hat man schon mehrfach
  die Reduzierung
                            grenzen hinausgehen, wie zum Beispiel un-             einzuführen versucht – und wenn CETA abge-
  von Hürden, die           terschiedliche technische Regelwerke, Nor-            lehnt wird, wird man es wieder versuchen.“
  über Zollgrenzen          men und Zulassungsverfahren. Diese Hürden
  hinausgehen."             kosten Unternehmen, die ihre Produkte ver-            Bei einem erhöhten Handelsaufkommen
                            treiben möchten, in vielen Fällen unnötig Zeit        sollte vor allem die Transportbranche ju-
                            und Geld“, erklärt er. Seiner Meinung nach            bilieren – sollte man meinen. Denn fragt man
                            würde Österreich vom Freihandelsabkommen              beispielsweise Maximilian Schachinger, Ge-
                            aufgrund seiner Exportstärke überproportional         schäftsführender Gesellschafter der Scha-
                            profitieren und damit einen Wachstumsimpuls           chinger Logistik Holding, kann dieser dem
                            für die Mobilitätswirtschaft erhalten. Nachsatz:      Abkommen nichts Positives abgewinnen: „Es
                            „Die Politik ist hier jedenfalls in der Verantwor-    erstaunt mich, dass neoliberales Gedanken-
                            tung, Wirtschaftswachstum zu fördern, aber            gut noch derartig dominant sein kann: Der
                            auch die Sorgen der Menschen ernst zu neh-            Wettbewerb unter Volkswirtschaften wird
                            men und durch einen offenen Dialog Lösun-             durch Lohnkonkurrenz, Steuerdumping und
                            gen zu finden, die möglichst breite Akzeptanz         Deregulierung weiter verschärft. Dafür sollen
                            haben.“                                               die Rechte der Gesellschaft noch stärker ge-
                                                                                  genüber multinationalen Konzerninteressen
                            Sorgen bereiten den Kritikern besonders die           eingeschränkt werden.
                            ISDS, völkerrechtliche Verträge zwischen
                            Staaten, bei denen ausländischen Investoren           Wie können wir so etwas zulassen?! TTIP soll
                            besondere Rechte gewährt werden. Vor dem              dazu dienen, „die Wirtschaft zu fördern",
                            Hintergrund der Gewährleistung von Eigen-             aber welche Wirtschafts-teilnehmer sind hier
                            tumsschutz und Schutz vor Enteignung sowie            gemeint? Die Wirtschaft der Europäischen
                            des freien Transfers von Kapital und Erträ-           Union besteht aus mehreren Millionen Un-
                            gen – prinzipiell eine Attraktivierung von Aus-       ternehmen, die den inzwischen stärksten ge-
                            landsinvestitionen, die das Wachstum fördert          meinsamen Markt der Welt mit über 500 Mil-
                            – wird ein Schlupfloch aufgetan, nationale            lionen Menschen beliefern. Wenn man die
                            Beschränkungen zu untergraben beziehungs-             Themen wie auch die Mehrheit der Berater
                            weise horrende Schadenersatzforderungen               und Interessensvertreter betrachtet, wird das
                            aufgrund entgangenen Gewinns vor privaten             TTIP aber nur für einige multinationale Konz-
                            Schiedsgerichten einzuklagen. Kurz: Investi-          erne und damit weniger als ein Prozent der
                            tionsstreitigkeiten sollen auf rechtlichem statt      Unternehmen von Vorteil sein.“
                            auf politischem Wege beigelegt werden. Eine
                            mögliche Alternative zu ISDS wäre – so der            Regulatorische Kooperation
                            Vorschlag der Verbraucherzentrale Bundes-             Ein Thema, das bisher kaum diskutiert wird,
                            verband e.V. (vzbv) – ein Staat-Staat-Streitbei-      aber aufgrund seines Vorhandenseins in CETA
                            legungsmechanismus, wie ihn die Welthan-              und TTIP für ebenso starke Proteste wie die
                            delsorganisation nutzt. Vorteil: ausländische         ISDS sorgen könnte, ist die „Regulatorische
                            Unternehmen hätten keine weitergehenden               Kooperation“, meint Reimon: „Vereinfacht
                            Rechte als inländische. Sinnvoll wäre es auch,        bedeutet das, dass die EU und Kanada bezie-
                            die Definition von „Investition“ auf den Einsatz      hungsweise die EU und die USA per Vertrag
                            von Kapital oder den Erwerb von Grundbesitz           vereinbaren, Regulierungen gemeinsam zu

6 LOGISTIK express 3|2014        LEITARTIKEL            BLICKPUNKT               INTRALOGISTIK             TRANSPORTLOGISTIK
NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
beschließen. Die Parlamente müssen Gesetze      Fahrplan
 dann so erlassen, dass sie dieser gemein-       Das CETA-Abkommen wurde bereits unter-              ONLINE-TIPP
 samen Lösung entsprechen. Und hier liegt das    zeichnet, die politischen Entscheidungen
 Problem: Die gemeinsame, übergeordnete          dazu im Europäischen Rat und Europäischen             Link zum Aktionstag:
 Lösung wird VOR dem Parlament beschlossen       Parlament stehen frühestens Ende 2015 an.             www.ttip-stoppen.at
 – ohne demokratische Legitimierung. Da sitzen   Vorausgesetzt, es gibt hier Zustimmung, folgt
 dann die Großkonzerne am Tisch, nicht die       darauf eine Ratifizierung in allen 28 EU-Mit-         Link zur US-Seite:
 österreichischen Mittelstandsunternehmen.“      gliedstaaten. Bei TTIP fand soeben die sie-           www.ustr.gov/ttip
 Wasser auf die Mühlen von Schachinger: „Uns     bente Verhandlungsrunde statt, Inhalte sind
 ist es unbegreiflich, wie dieses Ansinnen ne-   nach wie vor geheim. Die Verhandlungen                Link zur EU-Seite:
 ben all den wirklich einschneidenden Heraus-    über ISDS sind momentan auf Eis gelegt – der          http://ec.europa.eu/
 forderungen (Demografie, Verteilungskonf-       Plan ist, bis Ende 2015 ein fertiges Abkommen         trade/policy/in-focus/
 likte, Kriege, Klimawandel bis zur Gefährdung   zu haben. Auch TISA soll bis 2015 ausverhan-          ttip/
 der Lebensgrundlagen) ernst-haft betrieben      delt sein. Für alle, denen die Inhalte der Ab-
 werden kann. Ich warne vor einer Aushöhlung     kommen wie die ISDS oder die Unumkehr-
 unserer Selbstbestimmung und hart erkämp-       barkeit von Privatisierungen widerstreben,
 fter Qualitätsstandards. Wir erwarten uns von   findet am 11. Oktober 2014 ein europaweiter
 TTIP eine Reduktion der Qualitätslevels und     Aktionstag gegen TTIP, CETA und TISA statt – in
 keine quantitativen Vorteile für unser Un-      Österreich beim Markus Omofuma-Gedenk-
 ternehmen.“                                     stein in Wien. (AG)

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NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
BLICKPUNKT

  Kooperation gehört zur Tages-
  ordnung
  Am 22. Oktober öffnet der 31. Deutsche Logistik-Kongress in Berlin seine Türen.
  Rund 200 Aussteller, 14 Hauptvorträge, 16 Fachsequenzen, hochkarätige Podi-
  umsdiskussionen, Förderpreise, Exkursionen sowie eine perfekte Networking-Platt-
  form erwartet die Teilnehmer in der Bundeshauptstadt - an drei Kongresstagen.

                                                                                             ^

  T
       rotz der politischen Krisen bewegt sich die Wirtschaft der-                           Begrüßungsansprache vom
       zeit auf einem länger anhaltenden, stabilen Kurs. Laut                                30. Logistik Kongress in Berlin
       dem aktuellen Stimmungsbild der Bundesvereinigung
  Logistik beurteilen die Experten in Industrie und Handel die
  derzeitige Geschäftslage deutlich über dem Durchschnitt            „Signifikante Effizienzgewinne sind realisierbar, wenn alle an
  - und auch die Logistikbranche kann sich über schlechte            der Wertschöpfung Beteiligten auch die Prozesse außerhalb
  Auftragsbücher derzeit bei Weitem nicht beklagen. Wären            des eigenen Unternehmens berücksichtigen“, fasst Prof. Rai-
  da nicht die permanent steigenden Leistungserwartungen             mund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung
  sowie die mit den Lieferversprechen verbundenen Kosten –           Logistik, die an die Branchenvertreter aus der Dienstleis-
  der Wirtschftsbereich Logistik befände sich geradezu in einer      ter sowie die Industrie- und Handelslogistiker derzeit und in
  optimalen Lage.                                                    den kommenden Jahren gestellte Aufgabe im Vorfeld des
                                                                     Logistik-Kongresses zusammen. „Es gilt, Zusammenarbeit mit
  „Komplexität, Kosten, Kooperation“ - der Leitgedanke des           gleichartigen Unternehmen und mit Kunden, Lieferanten
  diesjährigen 31. Deutschen Logistik-Kongresses fasst die ak-       und Dienstleistern zu praktizieren, horizontale und vertikale
  tuellen Handlungsfelder der LBranche in diesem Jahr in an-         Kooperationen in Netzwerken umzusetzen und so gemein-
  schaulicher Weise zusammen: Es gilt, das Wissen innerhalb          sam operative Exzellenz zu schaffen." Das Programm weckt
  der Branche weiterzuentwickeln sowie Informationen und             Vorfreude auf die drei Tage im Berliner Hotel Interconti: 14
  Anregungen auszutauschen - um die weitverzweigten, welt-           Hauptvorträge, 16 Fachsequenzen und hochkarätig be-
  umspannenden Lieferströme mit einem angemessenen Kos-              setzte Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen und Hinter-
  teneinsatz beherrschbar zu machen.                                 gründen der Logistik spiegeln eine breite Palette von Inhalten.

8 LOGISTIK express 3|2014             LEITARTIKEL           BLICKPUNKT            INTRALOGISTIK             TRANSPORTLOGISTIK
NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
Die Gala-Veranstaltung am Abend des ersten                  „Big Data für Logistik nutzbar machen“ und       Der 31. BVL Kon-
             Kongresstages sowie die traditionelle After-                „Industrie 4.0 im Praxistest“ zu erwarten.
             Work-Party direkt im Anschluss an den zweiten
                                                                                                                          gress findet vom
             Kongressnachmittag bieten sowohl den richti-                Der Deutsche Logistik-Kongress bietet neben      22. bis 24. Oktober
             gen Rahmen als auch eine gute Atmosphäre,                   Vorträgen, Workshops und vielen Kommuni-         2014 in Berlin statt.
             um die gewonnenen Erkenntnisse im Kolle-                    kationsmöglichkeiten traditionell auch einen
             gen- und Expertenkreis auszutauschen.                       Blick hinter die Kulissen der Praxis: Die Out-
                                                                         doorsequenzen führen in diesem Jahr zum
             Zu den Highlights bei den Podiumssequenzen                  Amazon Logistikzentrum in Brieselang, zum          ONLINE-TIPP
             zählt in diesem Jahr eine Expertendiskussion                Tiefkühllogistik-Center von Kraftverkehr Nagel
             rund um die Frage: Was treibt die Entwicklung               in Wustermark sowie zur Jettainer GmbH ins           www.bvl.de
             internationaler Netzstrukturen und Supply-                  Frachtzentrum am Flughafen Berlin-Tegel.
             Chains an, und welche Auswirkungen sind                     Aber Achtung: Wer an einer limitierten Ver-
             im Global Business zu erwarten? Interessante                anstaltung teilnehmen will, sollte sich am er-
             Aspekte sind zudem auch in den Sequenzen                    sten Kongresstag dazu anmelden. (WAL)
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                    Der Router für Erfolgs-Routen.
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                    Wünsche zu effizienten Wegen ans Ziel. Durch intelligentes Daten-
                    Management finden wir dabei Lösungen, die neue und bestehende
                    Verbindungen so erfolgreich vernetzen, dass uns mancher Kunde
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MANAGEMENT                                       UNTERNEHMEN              JOB & KARRIERE            TERMINE               LOGISTIK express 3|2014 9
NEU AUSRICHTUNG - IM WANDEL DER ZEIT! - LOGISTIK express
BLICKPUNKT

  Einkauf im Wandel
  Die Auswirkungen auf Wirtschafts-, Energie- und Rohstoffpolitik richtig abzuschät-
  zen und dementsprechend zu reagieren, ist eine Herausforderung des Einkaufs.
  Wie das geht, zeigt das diesjährige Einkaufsforum des BMÖ am 9. und 10. Oktober
  2014 im Wiener Haus der Industrie.

  K
        aum entspannt sich die Situation am Rohstoffmarkt ein
        wenig, zaubert ein anderer Faktor Sorgenfalten auf die
        Stirnen der Unternehmer: hohe Energiepreise zwingen
  die Industrie, sich nach alternativen Produktionsstandorten
  umzusehen. Riskant für Österreich, denn die Industrie ist ein
  wichtiger Arbeitsgeber und Wirtschaftsfaktor: „Wir müssen
  wieder erkennen, dass wir nicht nur von Bankern und Zucker-
  bäckern leben können, irgendjemand muss auch die Dinge
  produzieren, die wir konsumieren“, stellt Dkfm. Heinz Pechek,
  Geschäftsführender Vorstand des BMÖ, fest.

  Angesichts einer weiterhin fehlenden europäischen Ener-
  gie- und Rohstoffpolitik ist diese daher ein Schwerpunkt des
  ersten Veranstaltungstages. Inhaltlich bunt gemischt sind
  die anschließenden parallelen Expertenforen, bei denen
  die Fabrik 4.0 ebenso thematisiert wird wie Innovationsma-
  nagement, Nachhaltigkeit im Lieferantenmanagement
  oder Multi-Level Managed Service Providing. In der Diskus-
  sion um Industrie und Nachhaltigkeit geht es automatisch
  auch um Umweltpolitik, ein heikles Thema. Pechek: „Unser
  Problem ist, dass alle wissen, dass wir etwas für die Umwelt
  tun müssen, wir aber gleichzeitig den Wirtschaftsstandort
  nicht gefährden dürfen. Denn Europa alleine kann die Welt
  nicht retten.“ Seiner Meinung nach bedarf es einer dringen-
  den Überarbeitung der Zertifikate-Politik. Interessant auch
  Pecheks Prognose für die Zukunft: „In 10 Jahren werden die
  Chinesen Vorreiter auf dem Gebiet der Umwelttechnologie
  sein, weil sie es müssen, denn schon heute kann man in Pe-
  king kaum mehr atmen.“ Zusätzlich zu dem Schwerpunktthe-        Potentials, zudem werden unter dem Motto „Einkauf 2020“
  ma kommen auch die üblichen „traditionellen“ Themen des         Studienergebnisse von Masterarbeiten an der TU Wien und
  Einkaufs nicht zu kurz.                                         der Montanuniversität Leoben präsentiert.

  Schwerpunkt Bildung                                             Preisverleihung
  Die Nachwuchsausbildung ist ein nach wie vor brandak-           Am Abend des 9. Oktober findet die Verleihung des Austrian
  tuelles Thema. Um im Wettbewerb mithalten zu können, sind       Supply Excellence Award 2014 statt, anschließend erfolgen
  qualifizierte Mitarbeiter gefragter denn je. Auch hier lässt    die Ehrung des „Best-in-Class Alumnis“ der BMÖ-Akademie
  Pechek aufhorchen: „In China gibt es jährlich 80.000 neue       sowie die Auszeichnung der besten Masterthese aus dem
  Diplomingenieure. Die können längst weit mehr als nur ko-       MBA Programm Strategic Purchasing & Supply Chain Mana-
  pieren. Noch geht es uns gut, aber wer sich ausruht, dem        gement. Die Würdigung der Preisträger übernimmt Prof. Dr.
  wird es bald nicht mehr gut gehen.“ Daher widmet sich der       Johann Günther, Professor an der Jianghan University, Wu-
  zweite Veranstaltungstag neben dem Wechselspiel USA-            han, China, Vizepräsident Donau Universität Krems 1999-
  Europa hauptsächlich dem Thema Qualifikation und High           2004. (AG)

10 LOGISTIK express 3|2014          LEITARTIKEL          BLICKPUNKT           INTRALOGISTIK           TRANSPORTLOGISTIK
Logistik verändert
 Der Fortschritt ist unaufhaltsam – Veränderung ist dafür da, um unseren Blick nach
 vorne in die Zukunft zu lenken. In diesem Sinne fand auch das diesjährige Logistik
 Forum Bodensee statt, ganz nach dem Motto „Logistik verändert“. VNL stellte es
 sich zur Aufgabe, heimischen Unternehmen den Erfolg zu garantieren.

 D
          ie bereits zum siebten Mal
          stattgefundene Logistik Veran-
          staltung war in zwei Themen-
 bereiche gegliedert. Im Vorprogramm,
 welches in den Räumlichkeiten der
 GIKO Verpackungen GmbH in Weiler
 vonstatten ging, stand vor allem das
 Zusammenspiel von Verpackungslösun-
 gen und Logistikmaßnahmen im Mittel-
 punkt. Verpackungen spielen eine be-
 deutende Rolle für einen reibungslosen
 Materialfluss von der Produktion eines
 Produktes über den Einzelhandel bis
 hin zum Konsumenten. Gemeinsam mit
 GIKO Vertriebs-Geschäftsführer Harald
 Dür und anderen Gewerbespezialisten
 diskutierte, diskutierte das Auditorium
 über zukünf-tige Entwicklungen im Lo-
 gistiksektor. „Es wirken zahlreiche Fak-
 toren mit, die die Unternehmen in der
 Bodenseeregion so stark machen“,
 unter anderem ist es auch die Lust           ^
 und Bereitschaft zum Gestalten und           Redaktion: Daniela Brescakovic
 Verändern“, schilderte Phillip Wessiak,    große Wachstumsraten verzeichnen,          Management von Relevanz sind. „Wir
 Vorstand im VNL Österreich – Region        auch heute noch arme Länder sind           wollten zeigen, welchen Wertbeitrag
 West.                                      Wachstumsmärkte.Ebenso wurden die          Logistiker zum Unternehmenserfolg
                                            Veränderungstreiber IT und Technolo-       leisten können,“ berichtete Wessiak.
 Das Hauptprogramm, das in den Hal-         gie vielfach beleuchtet. Heute findet      Wie das geht, beweisen Vorzeigeun-
 len des Bregenzer Festspielhauses ver-     Kommunikation der Produkt-Benefits         ternehmen wie AGCO Fendt, Back-
 anstaltet wurde, hatte es in sich. Der     vorwiegend digital statt. Nun baut sich    aldrin, GIKO Verpackungen, KNAPP,
 Fokus am zweiten Kongresstag lag,          ein neues digitales Ökosystem auf, in      Liebherr, Mevo, RUAG, Palfinger, SR
 einerseits auf Beschaffung, Produk-        dem Konsumenten jede Menge Spuren          Technics, TRIDONIC und Zumtobel.
 tion und Distribution mit dem Schwer-      hinterlassen. Es gilt, die Informationen   Auch nächsten Herbst ladet der VNL
 punkt E-Commerce und andererseits          des Kunden zu verwerten, um Supply         alle Interessenten ein, um optimale
 auf modernen und global funktionier-       Chains zu steuern.                         Konzepte mit exakten Planungs-prozes-
 enden Supply Chains Konzepten. Nied-                                                  sen sowie Praxiserkenntnissen vorzustel-
 rigere Zölle, Transport- und Kommu-        In Big Data gilt es, Muster zu erkennen    len und zu erläutern. Denn vor jeder
 nikationskosten führen zu niedrigeren      und eine hohe Verfügbarkeit bei nie-       Weiterentwicklung muss das bereits
 Handelskosten, mehr Wettbewerb und         drigen Beständen zu erzielen. Weitere      Geschaffene gefestigt werden, und
 damit zu einer Ausweitung des Han-         Änderungen sind die kurzen Produktle-      das gelingt nur mit Hilfe von Spezialisten
 dels. Falsch wäre es, nur jene Länder      benszyklen und der Bedarf an Produkt-      für innovative Logistikthemen, welche
 auf dem Radar zu haben, die derzeit        information, die für das Supply Chain      der VNL mit Sicherheit offeriert. (DB)

MANAGEMENT              UNTERNEHMEN                JOB & KARRIERE             TERMINE              LOGISTIK express 3|2014 11
INTRALOGISTIK

  Assist 4.0 – Paradebeispiel für
  Innovationspartnerschaft
  Viele Köche verderben den Brei? Mitnichten! Im Fall von Assist 4.0 haben sich sie-
  ben österreichische Industrie-, Wirtschafts- und Forschungsunternehmen zusam-
  mengetan, um gemeinsam ein intelligentes Assistenzsystem für die Industrie zu
  entwickeln. Der Startschuss ist gefallen, auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein.

  I
     mmer mehr Unternehmen sind global aufgestellt und be-
     treiben Niederlassungen oder Anlagen auf unterschiedli-
     chen Kontinenten. Nun stellen wir uns vor, in einer kleinen
  Fabrik in Asien tritt ein Problem mit einer neuen Maschine auf
  und der anwesende Servicetechniker kann den Fehler nicht
  finden, da er mit dem Gerät noch nicht vertraut ist. Einen wei-
  teren Servicetechniker zu entsenden kann Stunden dauern,
  der Stillstand in der Fabrik hohe Kosten verursachen. Damit
  soll bald Schluss sein. Die neuen Assistenzsysteme, kurz Assist
  4.0 genannt, werden den Einsatz von Produktions- und Ser-
  vicemitarbeitern revolutionieren: Ein zentrales Softwaresys-
  tem in Kombination mit modernen Endgeräten wie Tablets,
  Smartphones oder Datenbrillen unterstützt das Personal situ-
  ationsangepasst mit Informationen und visualisierten Daten,
  um Servicefälle besonders effektiv und effizient abzuwickeln.

  Forschungspartnerschaft
  Im Sommer wurde das ambitionierte Projekt der Öffentlichkeit
  präsentiert. Unter der Leitung der KNAPP AG arbeiten die
  Experten der AVL List GmbH, der evolaris next level GmbH,
  der Infineon Technologies Austria AG, der Paris-Lodron-Uni-         ^
  versität Salzburg,der Research Studios Austria Forschungsge-        Mit der Datenbrille alle Infos im Blick
  sellschaft mbH und der XiTrust Secure Technologies GmbH
  zusammen an insgesamt sechs Anwendungsfällen, die auf
  Basis spezieller Anforderungen der Industriepartner erhoben       Nicht erst seit „Google Glass“ ist die Datenbrille Realität.
  wurden. Insgesamt ist eine Projektlaufzeit von 2,5 Jahren         „Hands-free-working ist für uns ein wichtiges Thema“, betont
  anberaumt, schon Ende 2015 soll es einen Prototyp geben.          Poggenburg, „aber egal wie modern und fortschrittlich die
  „Assist 4.0 kombiniert international tätige Partner, die ihren    Technologie ist, man muss auch noch damit arbeiten kön-
  großen Erfahrungsschatz einbringen und sich zudem die             nen.“ Bei der Entwicklung wird daher auch großer Wert auf
  Forschungskosten aufteilen“, streicht DI Jens Poggenburg,         eine benutzerfreundliche Anwendung gelegt, die breite
  Director Global Customer Services Instrumentation & Test          Akzeptanz findet und maximale Unterstützung im Arbeitsall-
  Systems bei AVL, die Vorzüge heraus. Denn immerhin beträgt        tag bietet. Datenbrillen mit Augmented Reality sind vielfältig
  das Projektbudget 3 Millionen Euro, von denen 1,8 Millionen       einsetzbar und daher ideal. KNAPP hat bereits vor einigen
  Euro von der Österreichischen Forschungsförderungsgesells-        Jahren eine Softwarelösung mit passender Datenbrille zur
  chaft beigesteuert werden.                                        manuellen Kommissionierung auf den Markt gebracht –
                                                                    wertvolles Know-how, das in das Projekt einfließen kann. Wie
  Augmented Reality trifft Datenbrille                              im Endeffekt dann die Benutzerschnittstelle (HMI) aussehen
  Was tun, wenn man beide Hände zum Reparieren braucht,             wird, fragt sich auch Richard Lippe, Director Automation bei
  und daher die Bedienungsanleitung oder den Schaltplan             Infineon: „Wir suchen eine Möglichkeit, unserer Wartungs-
  nicht halten kann? Nicht immer findet sich die geeignete Ab-      truppe kontextbasierte Information zur Verfügung zu stellen.
  lage. Da wäre es doch überaus praktisch, die Anweisungen          Da aber viele unserer Anlagen im Reinraum stehen, müssen
  oder Informationen direkt ins Gesichtsfeld zu bekommen.           wir einige Einschränkungen bedenken. Die Handschuhe sind

12 LOGISTIK express 3|2014            LEITARTIKEL          BLICKPUNKT            INTRALOGISTIK             TRANSPORTLOGISTIK
^
   7 österreichische Unternehmen forschen gemeinsam an der Entwicklung intel-                            "Die Informa-
   ligenter Assistenzsysteme für die Industrie: KNAPP AG, AVL List, evolaris next
   level, Infineon Technologies Austria, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Research
                                                                                                         tionen richtig
   Studios Austria Forschungsgesellschaft und XiTrust Secure Technologies                                aufbereitet zur
                                                                                                         richtigen Zeit an
                                                                                                         den gefragten Ort
 zum Beispiel schlecht bei der Bedienung von         Aufzeichnungen, Fotos, Videos, Dokumente
                                                                                                         zu übermitteln
 Touchscreens, aber in manchen Bereichen             und Anleitungen in verschiedenen Sprachen.          und das auch in
 ist es zu laut für eine Sprachausgabe.“ Die         Diese müssen am Backend gesammelt und               guter Qualität, ist
 Anleitung kann entweder über multimediale           ans Frontend übermittelt werden.“ Lippe
 Inhalte oder über Echtzeit-Anweisungen von          ergänzt: „Wir betreiben eine Vielzahl an unter-
                                                                                                         die große Heraus-
 Backoffice-Experten abgerufen werden.               schiedlichen Anlagen weltweit, die von den          forderung."
                                                     unterschiedlichsten Lieferanten weltweit kom-
 Knapp beschäftigt sich schon seit Jahren mit        men, Medienbrüche und Sprachbarrieren
 der Bildverarbeitung. „Das Wissensmanage-           sind da an der Tagesordnung.
 ment ist zentral“, meint Kajetan Bergles, Ser-                                                           ONLINE-TIPP
 vice Development Manager bei KNAPP. „Die            Unser Ziel ist es, die Mitarbeiter zielgerichtet
 Informationen richtig aufbereitet zur richtigen     und effizient mit allen nötigen Informationen          www.KNAPP.com
 Zeit an den gefragten Ort zu übermitteln und        zu versorgen. Das betrifft nicht nur den Ser-
 das auch in guter Qualität, ist die große Heraus-   vice, sondern auch den Materialfluss durch
 forderung. Denn die Informationen liegen in         die Produktion.“ Neben den Servicethemen
 unterschiedlichster Form vor – beispielsweise       sind Augmented Reality und Datenbrille auch

MANAGEMENT               UNTERNEHMEN                 JOB & KARRIERE              TERMINE                LOGISTIK express 3|2014 13
INTRALOGISTIK Assist 4.0

                                                                                   Mobil und personalisiert
                                                                                   Schon heute sind viele Bereiche vernetzt. In
                                                                                   Zukunft werden Menschen und Maschinen
                                                                                   wie selbstverständlich miteinander kommu-
                                                                                   nizieren, wobei nicht nur die einseitige Anlei-
                                                                                   tung, sondern auch das Feedback zurück ans
                                                                                   System eine große Rolle spielen wird. Kom-
                                                                                   plexere Arbeits- und Produktionsabläufe be-
                                                                                   dingen intelligente Systeme, die kontext-be-
                                                                                   zogene Informationen bereitstellen können.
                                                                                   Durch den Einsatz moderner Informations-
                                                                                   und Kommunikationstechnologien wird ein
                                                                                   echtzeitfähiges Abbild der Produktion ebenso
                                                                                   Realität wie eine dezentrale Prozess-Steue-
                                                                                   rung. „Industrielle Assistenzsysteme der Zu-
                                                                                   kunft müssen mobil, lokationsbasiert, kontext-
                                                                                   bezogen und personalisiert sein“ fasst Bergles
                                                                                   zusammen, „besonders in großen Anlagen mit
                                                                                   vielen gleichen Maschinen ist es wichtig, den
                                                                                   Servicetechniker auch zu orten und zu navi-
                                                                                   gieren, damit er sich an der richtigen Stelle
                                                                                   befindet.“ Möglich wird das beispielsweise
                                                                                   durch Indoor GPS, RFID-Systeme, Ultra Infra-
                                                                                   rot oder optische Bild- und Objekterkennung.
                               ^                                                   „Assist 4.0 hat eine flexible, kontextabhängige
  "In Zukunft                  Assist 4.0                                          Lösung im Fokus. Teilweise kann das Smart-
                               Intelligente Assistenzsysteme                       phone für Produktionsmitarbeiter durchaus
  werden Menschen              der Zukunft                                         ausreichend sein, um die richtigen Entschei-
  und Maschinen                                                                    dungen zu treffen oder ein Problem beheben
  wie selbstver-                                                                   zu können. Im Zuge einer geplanten Wartungs-
                                                                                   tätigkeit wird vielleicht ein Tablet zum Einsatz
  ständlich mitein-                                                                kommen. Und wenn der Techniker gezielte
                             im Bereich Training und Weiterbildung rele-
  ander kommuni-             vant: etwa in Form von „Training on the Job“          Informationen und gleichzeitig beide Hände
  zieren."                   werden mobile Technologien zukünftig einen            benötigt, ist wohl eine Datenbrille inklusive
                             wesentlich höheren Stellenwert einnehmen.             Augmented Reality das Ausgabemedium der
                                                                                   Wahl“, schildert Peter Brandl, Assit 4.0-Projekt-
                             Datensicherheit                                       leiter bei evolaris. Welches der Endgeräte
    ONLINE-TIPP              Wenn so viele Daten gesammelt und über-               dann für die Anwendungsfälle das beste ist,
                             mittelt werden, kommt sofort das Thema Si-            wird sich im Laufe des Projektes herausstellen.
      www.evolaris.net/      cherheit ins Spiel. Gerade bei Unternehmen,           Dass diese sieben Unternehmen nun ein Team
      project/assist-4-0/    bei denen die Konkurrenz gerne Mäuschen               bilden, ist übrigens unter anderem dem Styr-
                             spielen würde, dürfen die Informationen und           ian Service Cluster zu verdanken, dessen Spre-
                             forschungssensiblen Daten nicht in falsche            cher Bergles ist – KNAPP und AVL zählen sogar
                             Kanäle gelangen. „Aus diesem Grund haben              zu den Gründungsmitgliedern dieser Service-
                             wir einen Sicherheitsexperten als Partner ins         Plattform. Denn hier entstand beim gemein-
                             Boot geholt“, erklärt Bergles, „XiTrust bringt die    samen Wissens- und Erfahrungsaustausch die
                             Expertise auf dem Gebiet des sicheren Daten-          Idee zur Zusammenarbeit. Und wieder zeigt sich:
                             transfers ins Projekt ein.“                           durch’s Reden kommen die Leut z’sam. (AG)

14 LOGISTIK express 3|2014         LEITARTIKEL           BLICKPUNKT               INTRALOGISTIK             TRANSPORTLOGISTIK
Logistik Hotspot Leoben
 Gar nicht mehr wegzudenken wäre Leoben in der regionalen, aber auch in der
 internationalen Logistik. Als wirtschaftliches Zentrum der Obersteiermark über-
 zeugt die steirische Stadt mit unzähligen Fachveranstaltungen, unter anderem
 rund um die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Logistikbereich.

 A
          m 25. und 26. September 2014        Informations- und Energiemanagement           Top-Ausbildungsstätten Österreichs in
          fand der 2. Wissenschaftliche       sowie der Vorstellung eines Software-         puncto Industrie & Technik. Mit der Zeit
          Industrielogistik-Dialog in Leo-    prototypen für Online-Frachtenbörsen.         entwickelte sich die Leobener Univer-
 ben statt, veranstaltet vom Lehrstuhl für                                                  sität zu einem gefragten Treffpunkt für
 Industrielogistik der Montanuniversität      Falls Ihr Interesse nun geweckt wurde,        Logistikinteressierte. Zahlreiche Events
 Leoben. Der, mit vielfach internation-       gibt es keinen Grund zur Verzweiflung,        und Initiativen sowie die Gründung
 alen Beiträgen gefüllte, Kongress war        der Lehrstuhl für Industrielogistik verriet   eines Instituts für Angewandte Logistik,
 in erster Linie ein Anlass, um den aktuel-   dem Logistik express ganz exklusiv, dass      aus dem die Bundesvereinigung Logis-
 len Stand der Forschung zu technischen       auch für nächstes Jahr eine Veranstal-        tik Österreich (BVL Österreich) hervor
 und ökonomischen Aspekten von Lo-            tung ganz im Sinne der Steuerung der lo-      ging, verdeutlichen die Rolle von Leo-
 gistiksystemen kennen zu lernen und zu       gistischen Informationsflüsse und deren       ben als Zentrum für logistische Innova-
 diskutieren.                                 Potential für die logistische Leistungser-    tionen nur noch mehr.
                                              stellung und Transparenz geplant ist.
 Als roter Faden galt das Thema „Lo-          Der Wissenschaftliche Industrielogistik-      Auch in diesem Jahr lud der Logistik Club
 gistische Modellierung“, welches bei         Dialog ist nur eine von vielen sehens-        wieder zum internationalen Leobener
 den Teilnehmern aus Wissenschaft und         werten Tagungen, die Leoben und die           Logistik Sommer ein und konzentrierte
 Wirtschaft hohes Interesse hervorrief. Die   Montanuniversiät auszeichen. 1840 als         sich speziell auf Innovation und Nach-
 Veranstaltung widmete sich Präsenta-         „Steiermärkisch-Ständische       Montan-      haltigkeit in der Industrie-logisitk. Alle In-
 tionen für Modellierung von Produktion-      lehranstalt in Vordernberg gegründet          fos und das Video zur Veranstaltung fin-
 sprozessen und der Simulation von logi-      und heute unter dem Namen Montan-             den Sie auf unserer Homepage: www.
 stischen Abläufen, Prognosemethoden          universität Leoben mit rund 4000 Stud-        logistik-express.com sowie auf unserem
 und Kennlinientheorien, Konzepten aus        ierenden gehört die Hochschule zu den         Youtube Kanal. (DB)

                                                                                                       KEWILL
                                                                                                Keeping Your Supply Chain in Motion

MANAGEMENT               UNTERNEHMEN                  JOB & KARRIERE              TERMINE                 LOGISTIK express 3|2014 15
INTRALOGISTIK

  Social Media ist die Blaupause
  für Veränderungen
  Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML, hat einen Plan: Er möch-
  te die Nutzung von Industrie 4.0-Technologien weiter vorantreiben. Im Interview
  mit Logistik express erklärt der Supply-Chain-Experte wie.
  LOGISTIK express: Industrie 4.0-Innovationen begeg-
  nen den Unternehmen beinahe täglich - ob in der
  Fachpresse oder auch auf Messen. Würden Sie die
  Einschätzung teilen, dass die technischen Möglich-
  keiten in den vergangenen Jahren ein deutlich sch-
  nelleres Wachstum hingelegt haben als deren prak-
  tische Nutzung?

  Henke: In gewisser Weise ja. Anders als vielfach be-
  schrieben ist Industrie 4.0 eben oft auch keine Revo-
  lution, sondern vielmehr ein evolutorischer Prozess.
  Auf der technologischen Seite haben wir zwar schon
  Einiges in den Händen. Aber all das Erreichte ist zu
  relativieren, wenn die Managementstrukturen noch
  nicht 4.0 sind. Konsequent weitergedacht heißt In-
  dustrie 4.0, dass sich auch die Unternehmen in ihren
  Organisationsformen selbst an die neuen technolo-
  gischen Möglichkeiten anpassen und weiterent-
  wickeln müssen. Hier stehen wir sicherlich erst ganz
  am Anfang. Viele Unternehmen beginnen gerade
  erst einmal damit, sich mit dem Einsatz der neuen
  Technologien auseinanderzusetzen. Manchen von
  ihnen fällt es dabei durchaus schwer, die konk-
  reten Vor- und Nachteile der neuen Möglichkeiten
  zu erkennen und zu quantifizieren. Gemeinsam mit
  meinen Institutskollegen im Bereich der Unterneh-
  menslogistik habe ich mich daher der Aufgabe
  verschrieben, die Managementthemen rund um
  das Thema Industrie 4.0 aufzugreifen und die Un-
  ternehmen auf ihrer Reise in die vernetzte Produk-
  tion und Logistik der Zukunft zu begleiten.              ^
                                                           Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML
  LOGISTIK express: Wie wollen Sie auf
  diesem Feld Fortschritte erreichen?
                                                                trie 4.0-Techniken brauchen. Wir werden auf der anderen
  Henke: Unser Ziel ist es zunächst, unternehmensspezifische    Seite auch vielen Unternehmen begegnen, bei denen der
  Erkenntnisse zu gewinnen und sämtliche Informationen und      Einsatz solcher neuen Technologien sehr sinnvoll ist. Genau
  Potenziale unternehmensspezifisch auszuwerten. Ich bin kein   das müssen wir im direkten Gespräch mit den Unternehmen
  Freund davon, dogmatisch an das Thema heranzugehen            ausloten. Im weiteren Verlauf unserer anwendungsorientier-
  und quasi per „Schalter umlegen“ den Einsatz von Indus-       ten Forschungsprojekte zum Management der Industrie 4.0
  trie 4.0 in allen Unternehmen, unabhängig von Größe und       werden wir die individuellen Erkenntnisse verallgemeinern
  Branche, zu fordern. Bestimmt werden wir auf eine Reihe       können, so dass unsere Ergebnisse auch allen anderen Un-
  von Unternehmen stoßen, die auch in Zukunft keine Indus-      ternehmen zu Gute kommen werden.

16 LOGISTIK express 3|2014           LEITARTIKEL          BLICKPUNKT        INTRALOGISTIK            TRANSPORTLOGISTIK
LOGISTIK express: Woran lässt sich der Nutzen      wickeln. Viel Spielraum, über den Tellerrand
 von Industrie 4.0-Technologien festmachen?         des Tagesgeschäfts hinauszublicken, bleibt
 Was sind die Parameter?                            solchen Unternehmen in der Regel nicht. Wird
                                                    es darauf hinauslaufen, dass nur die größeren
 Henke: Es wäre schön, wenn sich dies in ein        Unternehmen Industrie 4.0-Technologien in
 oder zwei kurzen Sätzen umschreiben ließe.         ihre Geschäftsabläufe implementieren?
 Die Realität funktioniert aber leider anders.
 Die Frage nach dem Nutzen von Industrie            Henke: Ich denke, es ist grundsätzlich falsch,
 4.0-Technologien hängt in erster Linie mit         den Nutzen von Industrie 4.0-Technologien
 dem individuellen Geschäftsmodell, der Kun-        an der Größe eines Unternehmens auszu-
 denstruktur, den Absatzmärkten sowie natür-        machen. Sicherlich ist es so, dass einige
 lich auch den Investitionskosten zusammen.         Großkonzerne mittlerweile selbständig auf die
 Liegen Informationen zu diesen Parametern          Weiterentwicklung der selbststeuernden Tech-
 vor, geht es dann darum, geeignete Mess-           nologien und Techniken setzen. Einige dieser
 und Steuerungsmodelle zu entwickeln, um die        Unternehmen werden auf dem Weg dahin
 Vorteile eines Technologieeinsatzes zu mes-        aber vielleicht erkennen, mit welchen Hürden         ^
 sen und quantifizierbar zu machen. Es werden       es verbunden ist, völlig neue Produktions- und       Redakteurin:
 also Kennzahlen benötigt, anhand derer es          Organisationsstrukturen aufzusetzen. Kleinere        Karin Walter
 gelingt, entsprechende Handlungsalterna-           Unternehmen sind dagegen weitaus weniger
 tiven abzuleiten.                                  komplex organisiert. Dadurch können sie ge-
                                                    rade organisatorische Weiterentwicklungen
 LOGISTIK express: Unterstützen Sie die Un-         in der Regel erheblich schneller vorantreiben.
 ternehmen bei diesem Prozess?
                                                    LOGISTIK express: Der Begriff Industrie 4.0 wird
 Henke: Selbstverständlich. Wir bieten dazu         zurzeit ja schon fast inflationär benutzt. Se-
 viertägige Fokus Group-Veranstaltungen an,         hen Sie eine Gefahr, dass die Unternehmen
 in denen wir genau diese Themen behan-             der von der Thematik schon bald überdrüssig
 deln. Bei dieser Gelegenheit versuchen wir         werden?
 den Unternehmen gleichzeitig immer auch zu
 vermitteln, dass der Weg hin zum Einsatz von       Henke: Ja, diese Gefahr sehe ich wirklich. Und     "Der Weg hin
 Industrie 4.0-Technologien zusätzlich auch         deswegen halte ich es für wichtig, neben den
 mit der Bereitschaft verbunden sein muss,          rein technologiegetriebenen Aspekten auch
                                                                                                       zum Einsatz von
 Informationen zu teilen. Viele Unternehmen         die betriebswirtschaftlichen Aspekte von In-       4.0-Technologien
 bauen heute noch auf sehr starren Unterneh-        dustrie 4.0 stärker in den Expertendiskussionen    muss mit der Be-
 menshierarchien auf. Hier muss nach meinem         zu beleuchten. Dazu zähle ich ganz bewusst
                                                                                                       reitschaft verbun-
 Dafürhalten noch Einiges passieren. In einer       auch die Finanzierungsströme im B2B-Bereich.
 Produktionswelt, in der Menschen, Bauteile,        In einer Welt, in der sich Behälter zum Beispiel   den sein, Informa-
 Transportgeräte und Maschinen miteinander          über ihre Herkunft sowie ihr Bestimmungsziel       tionen zu teilen."
 vernetzt sind, braucht es sehr durchlässige        austauschen können, liegt es auf der Hand,
 Organisationsformen. Plastisch formuliert: Die     dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, ab
 Blaupause für Weiterentwicklungen von Un-          wann Behälter zum Beispiel auch finanzielle
 ternehmen in Richtung Industrie 4.0 liegt in un-   Dinge wie das Zahlungsziel oder auch die             ONLINE-TIPP
 seren Social Media-Kanälen.                        Bankdaten des Zahlungsempfängers kom-
                                                    munizieren. Hierfür die entsprechenden Al-               www.iml.fraunhofer.de/
 LOGISTIK express: Gerade kleine oder mit-          gorithmen zu entwickeln, ist noch ein großes
 telständische Unternehmen sind manchmal            künftiges Feld unserer interdisziplinären Logis-
 froh, wenn es ihnen gelingt, das Alltagsge-        tik-Forschung. (WAL)
 schäft störungsfrei und termingerecht abzu-                      Das Gespräch führte Karin Walter

MANAGEMENT               UNTERNEHMEN                JOB & KARRIERE              TERMINE                LOGISTIK express 3|2014 17
INTRALOGISTIK

  Lidl baut Logistik-Center
  Der europaweit tätige Lebensmitteldiskonter Lidl errichtet in der südsteirischen
  Gemeinde Wundschuh bei Graz das nach eigenen Angaben modernste und
  nachhaltigste Logistik-Center im gesamten europäischen Lidl-Konzern.

  A
          uf 100.000 m2 Landfläche ent-
          steht für 60 Mio. Euro eine 37.000
          m2 große Immobilie, in der 18.000
  Paletten mit 1.400 Artikeln umgeschla-
  gen und gelagert werden für die Distri-
  bution zu 60 Lidl-Filialen in Südösterreich.
  Lidl investiert in diesem Jahr 100 Mio.
  Euro in den Ausbau seiner Filialen in ganz
  Europa, kündigte Lidl-Österreich-Chef
  Alexander Deopito anlässlich des feierli-
  chen Spatenstichs in Wundschuh an. Lidl
  betreibt in Österreich in Laakirchen und
  Mühlendorf zwei Logistik-Center. Wund-
  schuh liegt einen Steinwurf entfernt
  vom Cargo Center Graz in Werndorf,
  wo Lidl ebenfalls eine großes Lager für
  seine Non-Food-Produkte betreibt, die
  hauptsächlich aus Übersee über den
  Hafen Koper nach Werndorf kommen.

  Das kontinuierliche Umsatzwachstum und die steigende                 ^
  Kundenfrequenz machen neben den schon bestehenden                    Lidl Logistik Center bei Wundschuh
  Niederlassungen in Laakirchen in Oberösterreich und Mül-
  lendorf im Burgenland ein drittes Logistikzentrum notwendig.
  Die Ressourcen im neuen Zentrallager seien die Basis für eine      5.000 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage installiert, um
  Erweiterung des Filialnetzes, so Deopito. Lidl Österreich inves-   die Sonne als Energielieferant zu nutzen Das Verwaltungsge-
  tiert in das Vorzeigeprojekt in Wundschuh knapp 60 Millionen       bäude wird eine ansprechende Holz-Fassade bekommen,
  Euro, bis zu 200 Mitarbeiter werden im neuen Logistikzentrum       der Entwurf dafür wird gemeinsam mit Universitätsprofessor
  einen Job finden.                                                  Andreas Lichtblau in einem Studenten-Wettbewerb an der
                                                                     TU Graz ermittelt.
  Das Investment in Wundschuh wird als klares Bekenntnis
  zum Wirtschaftsstandort Österreich verkauft. Im Vollbetrieb        Von Wundschuh aus werden künftig rund 60 Filialen in der
  werden in der neuen Logistik-Immobilien pro Monat etwa             Steiermark, in Kärnten und im Südburgenland beliefert. „Das
  70.000 Paletten bewegt. Die Fertigstellung des neuen Lagers        verkürzt unsere Transportwege und schont die Umwelt“, be-
  ist für Herbst 2015 geplant. Das hochtechnisierte Lager auf        tont Deopito. „Langfristig wären die Lieferwege von den bei-
  dem rund 100.000 Quadratmeter großen Grundstück in Wun-            den anderen Standorten aus einfach zu weit entfernt gew-
  dschuh wird nach modernsten Umweltstandards errichtet:             esen.“ Die Effekte könnten sich sehen lassen: Knapp zwei
  Bei der Beleuchtung setzt Lidl Österreich auf stromsparende        Millionen Lkw-Kilometer werden so pro Jahr durch das neue
  LED-Lampen. Für die Kühlung werden ausschließlich natürli-         Regionallager eingespart. Das künftige Lager befindet sich in
  che Kältemittel eingesetzt, entstehende Abwärme wird für           einem Gewerbepark direkt an der Autobahn im Süden von
  das Heizen genutzt. Somit ist der gesamte Bau frei von um-         Graz. Neben dem Vorteil der direkten Anbindung ist damit
  weltschädlichen fluorierten Treibhausgasen, den sogenannt-         auch sichergestellt, dass keine direkten Anrainer durch das
  en F-Gasen. Zusätzlich wird auf dem Dach des Lagers eine           neue Lager belastet werden. (LE)

18 LOGISTIK express 3|2014             LEITARTIKEL          BLICKPUNKT           INTRALOGISTIK             TRANSPORTLOGISTIK
Odlo für Wachstum gerüstet
 Einen Schritt voraus. Mit ihrem neuen, mehrgeschossigen Logistikzentrum ist die
 Logistik des Schweizer Sportbekleidungsherstellers Odlo für künftiges Wachstum
 bestens gerüstet.

 W
            enn die eigenen Logistikkapazitäten am Limit sind,
            gibt es für viele Unternehmen eigentlich nur noch
            eine Alternative: Die Logistikaktivitäten auszu-
 lagern und an externe Dienstleister zu übertragen. Der Sch-
 weizer Hersteller von Funktionsbekleidung Odlo fährt hier eine
 andere Strategie. Das Unternehmen holte die outgesourcten
 Teile des Logistikgeschäfts in den vergangenen Jahren sukz-
 essive wieder von externen Dienstleistern zurück - um der
 anhaltenden Wachstumsphase mit einem verbesserten Ser-
 vice zu niedrigeren Kosten Rechnung zu tragen. Die kürzlich
 erfolgte Zusammenlegung der Logistikaktivitäten von den
 vier Außenlagern und dem kleinen Logistikzentrum unter
 das Dach eines neuen und wesentlich größeren Logistikzen-
 trums am niederrheinischen Firmensitz Brüggen-Bracht war so
 gesehen der nächste konsequente Schritt. „Wir hatten ganz
 klare Vorstellungen, wie die Logistik im neuen Zentrum ab-
 laufen soll“, sagt Bernd Wolf, Geschäftsführer der Odlo Lo-
 gistik GmbH. Bestehende Prozesse, die sich bewährt hatten,
 sollten übernommenen und gegebenenfalls weiter optimiert
 werden. Um flexibel zu bleiben, wollte der Odlo-Logistikchef
 die Logistikabläufe jedoch keinesfalls automatisieren. „Außer-
 dem suchten wir nicht nur nach einem Lieferanten, sondern
 nach einem Partner für von der Planung bis zur Realisierung“,
                                                                      ^
 begründet Wolf, warum die Entscheidung im Rahmen der
 Ausschreibung letztlich auf die Bito-Lagertechnik GmbH aus
                                                                      Mehrgeschossanlage aus dem Hause BITO
 Meisenheim fiel. Nach der Analyse sämtlicher Logistikabläufe
 stand fest: Die künftige Logistikhalle musste 53 x 94 Meter in     80.000 Einheiten lagern. Das dritte Obergeschoss ist so ausgel-
 der Fläche und drei Geschosse in der Höhe umfassen. Somit          egt, dass sowohl Lagerung von Paletten oder bei Bedarf wei-
 es die größte Mehrgeschossanlage, die der Lagertechnikan-          tere 10.500 Fachböden verbaut werden können. Die Regale
 bieter Bito jemals für einen Kunden realisiert hat.                werden sowohl zum Kommissionieren als auch als Puffer ge-
                                                                    nutzt. Die komplette Kommissionieranlage bietet insgesamt
 Im Erdgeschoss des neuen Zentrallagers befindet sich eine          11.800 Quadratmeter Fläche, von denen derzeit rund 5.900
 Palettenregalanlage mit den Feldmaßen 1.800 x 1.100 Mil-           Quadratmeter genutzt werden. Zusätzlich wurde an der Stirn-
 limeter. In dieser Anlage können etwa 4.200 Ladungsträger          seite eine zweigeschossige Bühnenanlage mit weiteren 3.450
 deponiert werden. „Hier haben wir die Fächer auf Wunsch            Quadratmetern angebaut, um den kompletten logistischen
 von Odlo etwas höher gestaltet, damit die von den Produk-          Prozess, von der Lagerung bis zum Versand, abdecken zu
 tionsstandorten kommenden Paletten mit etwas mehr Waren            können. Eine automatische Förderanlage verbindet alle drei
 bestückt werden könnnen“, erklärt der Bito-Gebietsverkauf-         Geschosse. „Durch bedarfsgerechte interne Erweiterungen
 sleiter Simon Alexander Pumptow. Das senkt die Frachtkos-          und ohne Mehrkosten vom Gebäude können wir den Ware-
 ten der Odlo-Logistik um etwa 50.000 Euro pro Jahr. Auf der        nausstoß in unserem Logistikzentrum im Vergleich zu vorher
 zweiten Ebene, im ersten Obergeschoss, wurde eine Fach-            fast verdoppeln“, resümiert der Odlo-Logistikchef Wolf. Der
 bodenregalanlage mit insgesamt 10.500 Fachböden in den             Zukunft hat für die Odlo-Logistik somit schon heute begon-
 Maßen 1.300 x 600 Millimeter installiert. Darin lassen sich etwa   nen. (WAL)

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TRANSPORTLOGISTIK

  Österreich: Regierungsumbildung
  Die Verkehrs- und Logistikwirtschaft hat einen neuen Minister für Verkehr, Innova-
  tion und Technologie. Doris Bures geht, Alois Stöger kommt. Eine Bilanz.

                                                                      so, dass kaum ein Minister, eine Ministerin so lange im Amt ist,
                                                                      um verkehrspolitische Weichenstellungen für die Zukunft zu
                                                                      setzen. Die ausgeschiedene Verkehrsministerin Doris Bures ist
                                                                      da eine herausragende Ausnahme. Sie war die seit 30 Jah-
                                                                      ren am längsten an der Spitze des Ministeriums (fast 6 Jahre)
                                                                      stehende Ministerin und immerhin waren in diesem Zeitraum
                                                                      zehn (!) Verkehrsminister am Werk. Manche waren kaum ein
                                                                      Jahr im Amt, und so mancher gerade so lange, um sich eine
                                                                      Ministerpension zu erwerben. Kein Wunder also, dass Bures
                                                                      zumindest in Teilbereichen Fundamente hinterlassen konnte,
                                                                      auf die ihr Nachfolger aufbauen kann.

                                                                      Der Hauptkritikpunkt, der Bures aus der Wirtschaft zum Ab-
                                                                      schied nachklingt, lautet dass sowohl im Infrastrukturbere-
                                                                      ich als auch in der Standortpolitik zu wenig für die Industrie
                                                                      und Logistik getan wurde. Die Folge aus der Bures-Verkehr-

  D
           ie Verkehrs- und Infrastrukturpolitik – auch die von Ös-   spolitik, so die Wirtschaft, Österreich ist im Logistics Perfor-
           terreich, wird in Brüssel gemacht. Damit ist klar, ein-    mance Index (LPI) der Weltbank vom 11. auf den 22. Platz
           zelnen Ländern bleibt nur die Aufgabe, ihren kleinen       abgerutscht. Blödsinn, sagt der Bahnchef Christian Kern.
  Beitrag für ein gemeinsames, europäisches Verkehrsnetz zu           Aber die Wirtschaft sieht sich zudem durch Maßnahmen der
  leisten. Dabei ist allen klar, Investitionen in die Infrastruktur   Verkehrspolitik und steuerliche Benachteiligungen auch in
  sind nicht nur notwendig, sondern unverzichtbar, weil von           ihrer internationalen Konkurrenzfähigkeit gefährdet und wan-
  ihnen das dringend erforderliche Wachstum abhängt. Wie              dert zunehmend ins Ausland ab. Die bisherige Verkehrspoli-
  Europa und die einzelne Staaten ihre wachstumsfördernden            tik führt in Österreich also eher dazu, dass Wertschöpfung in
  Investitionen in die Infrastruktur erhöhen könnten, lässt derzeit   das Ausland ausgelagert wird und Verkehre um Österreich
  alle Köpfe rauchen. Dabei bleibt kein Tabu ausgeklammert.           herum geführt werden. Schiffe und LKW fahren schon jetzt
  Denn es geht um viel Geld, um sehr viel Geld. Spricht man           nur noch selten unter österreichischer Flagge. Die Trans-
  in Österreich noch von einstelligen Milliarden Beträgen, so ist     portwirtschaft moniert, dass die gesetzten Lenkungseffekte
  es in Deutschland bereits ein zweistelliger Betrag, und in Eu-      in Richtung Schiene versagt haben, denn der Güterverkehr
  ropa wird gar von einem 700 Mrd. Euro Bedarf gesprochen.            bleibt weiterhin überwiegend auf der Straße. Allgemein ver-
  Dass dabei alle möglichen Finanzierungsquellen angedacht            langen die Industrie, Wirtschaft und Logistik mehr Förderung
  werden, ist klar. Konkrete Beschlüsse und Investitionsprojekte      statt Behinderung durch die Verkehrspolitik. “Österreich hat
  wurden schon beim Finanzministertreffen in Mailand Mitte            in allen Bereichen, die dem Infrastruktursektor zugerechnet
  September erwartet, jedoch dürfte frühestens Ende des Jah-          werden, unbestritten Handlungsbedarf, sagt der Zeigefinger
  res mit formulierten Zielsetzungen zu rechnen sein.                 der Nation und Vorsitzender des Rates für Forschungs- und
                                                                      Technologieentwicklung, Hannes Androsch. Im aktuellen In-
  Neben der europäischen Zielsetzung soll Verkehrspolitik             frastrukturreport wurden 200 führende Manager zur österrei-
  auch im eigenen Land dafür sorgen, dass die Bedürfnisse             chischen Infrastrukturpolitik befragt. 71 Prozent der Befragten
  der Wirtschaft, der Bevölkerung und der Umwelt nachhaltig           haben die Infrastrukturpolitik als Stückwerk qualifiziert und
  befriedigt werden. Aber irgendwie will das in Österreich von        nur 14 Prozent konnten eine koordinierte Politik orten. Kein
  Periode zu Periode nicht und nicht so richtig gelingen. An-         Wunder also, dass Wirtschaftskammer Präsident Leitl 2013 der
  dauernd hat irgendwer zu meckern und jeder Verkehrsminis-           Republik die Diagnose „abgesandelt“ stellte. Bis 2007 (vor
  ter oder jede Ministerin muss sich zuerst mit der Baustellenbe-     dem Amtsantritt von Bures) konnte Österreich mit den Besten
  seitigung beschäftigen, die ihm sein Vorgänger/Vorgängerin          mithalten, so Leitl. Auch wenn man den überzeichneten
  hinterlassen hat, bevor sein/ihr sich den ursächlichen Aufga-       Leitl-Sager relativieren kann, der Präsident des Fiskalrates,
  ben widmen kann. Aber leider ist es (nicht nur in Österreich)       Bernhard Felderer gibt zu Protokoll, Österreich liegt bei der

20 LOGISTIK express 3|2014             LEITARTIKEL           BLICKPUNKT            INTRALOGISTIK              TRANSPORTLOGISTIK
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