Gut geerdet + verwurzelt Genossenschaften in der Region - DAS MAGAZIN FÜR DAS GENOSSENSCHAFTLICHE NETZWERK | 1-2020 - Genossenschaftsverband
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GEN AL DAS MAGAZIN FÜR DAS GENOSSENSCHAFTLICHE NETZWERK | 1-2020 Gut geerdet + verwurzelt Genossenschaften in der Region
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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser! 2020: Neue Schwer- 360-Grad-Sicht! Ganzheitlicher Blick statt Stückwerk. Individuelle Lösungen statt punkte in GENiAL – Dienstleistungen von der Stange. So der Anspruch des Genossenschaftsverban- des – Verband der Regionen für seine Mitgliederbetreuung und -beratung. Die 360 Grad für unsere Umsetzung dieser Strategie nimmt Fahrt auf. Anlass für GENiAL, seinen sechs Mitglieder – Südtirol Ausgaben für 2020 einen Schwerpunkt „Verband – 360 Grad für Sie“ zu geben. In jeder Ausgabe werden wir über Leistungen des Verbandes für unsere beendet Europaserie Mitgliedsgenossenschaften berichten, die der 360-Grad-Sicht gerecht werden. Den Auftakt in dieser Reihe machen das Betreuungskonzept für Mitgliedsban- ken, die Digitalisierungsakademie für mittelständische Unternehmen und die Ko- operation des Verbandes mit dem Land Niedersachsen bei der Gründung von Sozialgenossenschaften. Passend zu dieser Reihe und ebenso passend zur ersten Ausgabe 2020 schil- dern Ingmar Rega und Siegfried Mehring die aktuellen Herausforderungen, vor denen der Verband steht. Sie berichten außerdem, welche wichtigen Schritte für eine mitgliederorientierte Nachhaltigkeit bereits gemacht wurden. Dabei immer im Fokus: Die Teamleistung, denn nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleis- tung ohne Silodenken kann der Verband den Ansprüchen einer 360-Grad-Mitglie- derbetreuung gerecht werden. Wo Neues kommt, muss Altes weichen. Mit Bedauern werden wir mit die- ser Ausgabe den Blick nach Europa abschließen. Unsere letzte Station: Südtirol. Zwischen Brenner und Salurner Klause findet sich eine multiethnische Region mit starker und leistungsfähiger Wirtschaft sowie vielfältigem genossenschaftlichem Leben. Gerade in Südtirol ist zu sehen, wie lebenswert eine Region ist, in der Ein- flüsse unterschiedlicher Kulturkreise Land und Leute prägen. Bei aller Veränderung wird es aber bei GENiAL 2020 auch eine beständige Komponente geben: Wir werden weiterhin Genossenschaften und ihre Leistun- gen und Erfolge für ihre Mitglieder vorstellen. Die thematischen Schwerpunkte folgen den vier Elementen der griechischen Philosophie: Erde, Feuer, Wasser, Luft. Beginnen werden wir mit den Porträts von Genossenschaften rund um das Thema Erde. Foto: Genossenschaftsverband, RikoBest/shutterstock.com Apropos 360 Grad und vier Elemente: So ziemlich in der Mitte des Verbands- gebietes liegt im östlichen Niedersachsen Königslutter am Elm, mit seinem roma- nischen Kaiserdom. Und in ihm: Allegorien der vier Elemente in Form historisti- scher Malereien. In den Regionen ist also viel zu entdecken – auch darum werden wir uns 2020 kümmern. Aber das ist erst Thema in der kommenden Ausgabe. Asmus Schütt, Leiter des Bereichs Für heute wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und unserem Angebot Kommunikation & Change im Genossenschaftsverband – einer 360-Grad-Sicht. Verband der Regionen Ihr 1-2020 | GENIAL | 3
8 46 18 Gut geerdet + verwurzelt Genossenschaften in der Region In Kürze Aus dem Verband Im Fokus Großzügige Spende für indische Zukunft des Genossenschaftsverbandes: Im Fokus: Erde 18 Straßenkinder 6 Interview mit Verbandsspitze Ingmar Rega und Siegfried Mehring 8 Ton, Steine, Scherben Deutsche sparen weiter 6 Interview mit Dr. Bernhard Sicherl, Save the Date: Verbandstag 2020 Archäologie Hellweg eG 20 Achtung: Rettungsgasse in Berlin 11 ist bei Blaulicht Pflicht! 6 Hanf ist der Baustoff der Zukunft Das Betreuungskonzept Hanffaser Uckermark eG 23 Nachhaltigkeitspreis der für Mitgliedsbanken 12 Evangelischen Bank 7 „Vom Alt-68er bis zum Frankfurter Wie die Kreditgenossenschaften Performer“ Wer muss Schnee räumen? 7 vom Betreuungskonzept profitieren: Kooperative Stadt. Land. Wirtschaft eG 24 Interview mit den Vorstandsmitgliedern Armin Wickel, VR Bank Lahn-Dill, und Ackerland in Bürgerhand Paul Löneke, Vereinigte Volksbank Bioboden eG 25 in Brakel 13 wwgw – World Wide Geno Watch 26 Niedersachsen fördert Sozialgenossenschaften 14 Digitale Bildung ist der beste Unternehmensschutz Interview mit Eppo Franke, Geschäfts- führer AWADO Vertriebsberatung 16 Fotos: Torsten Silz, DOSB, Sozialgenossenschaft Coccinella, IDM, Lafogler, Blickle,Rier, Adobe/Stefan, Jirik V/shutterstock.com 4 | GENIAL | 1-2020
INHALT Genossenschaften in Europa: Südtirol Aus den Regionen MakerCamp für Genossenschaften 28 Schöne neue (Arbeits-) Welt: Das wünschen sich Jobsuchende 29 Internetdomain .de: Interview mit Vorstand Dr. Jörg Schweiger, DENIC eG 30 Südtirol – das ist der Sehnsuchtsort 34 BlaueBoje: Über 100 vieler Menschen. GENiAL besucht Journalisten bewerben sich 31 die Sozialgenossenschaft Coccinel- la, kostet die feinsten Äpfel beim Was macht eigentlich die NGB? Verband der Südtiroler Obstgenos- Interview mit Vorstandsmitglied Henning Deneke-Jöhrens 32 senschaften, siedet Marillenknödel mit Bröselbutter, bewundert die Dolomiten und singt das Bozener Bergsteigerlied. Aus der Reihe Sterne des Sports in Gold: 3. Preis für Sportclub Riesa 46 Impressum 44 1-2020 | GENIAL | 5
BANKMITARBEITER Großzügige Spende für indische Straßenkinder Rund 62.000 Euro spendeten die Mitarbeiter der DZ BANK zu Weihnachten an die Stiftung Childaid Network. Die Bank hat diesen Betrag um 20.000 Euro auf 81.500 Euro aufgestockt. Zusammen haben die Kollegen und die Bank seit 2009 rund 600.000 Euro an die Stiftung gespendet. Mit dem Geld werden für 194 Straßenkinder in Nordostindien ein ganzes Jahr Betreu- ung, Unterkunft, Kleidung, ärztliche Versorgung, Essen sowie Schule oder Ausbildung finanziert. R+V-VERSICHERUNG Rettungsgasse ist bei Blaulicht und Sirene Pflicht Von hinten naht ein Fahrzeug mit Blaulicht und Sirene: Jetzt müssen Autofahrer die Straße sofort frei machen – auch wenn sie gerade vor einer roten Ampel stehen. Wer die Warnzeichen ignoriert, muss mit Bußgeldern und Fahrverboten rechnen, Fotos: Union Investment, DZ BANK, Emiko Tanako, Adobe/Comofoto, Adobe/Billion.Photos.com, Adobe/St-Fotograf warnt die R+V Versicherung. Für die Rettungsgasse gilt grund- sätzlich: Wer auf der linken Spur fährt, weicht nach links aus, alle anderen fahren nach rechts. Der Standstreifen muss dabei allerdings freibleiben. Er darf nur im Notfall oder zum Beispiel nach Aufforderung durch die Polizei befahren werden. Wer den Rettungsfahrzeugen nicht ausreichend Platz macht, muss mit zwei Punkten in der Flensburger Verkehrssünderkartei, einem Monat Fahrverbot und einem Bußgeld von bis 240 Euro rech- „Nach meiner festen Überzeu- nen. gung gibt es nur ein Mittel, die Deutsche sparen trotz Nullzinsen weiter sozialen und besonders auch Monatliches Sparaufkommen der Deutschen* wirtschaftlichen Zustände zu 45 % verbessern, nämlich die 30 % christlichen Prinzipien in freien 21 % Genossenschaften zur Geltung zu bringen.“ … sparen weniger … legen zwischen 100 … legen mehr als 250 als 100 Euro. und 250 Euro zurück. Euro auf die hohe Kante. Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Genossenschaftsgründer *Ergebnis einer Umfrage von forsa unter 500 Finanzentscheidern in privaten Haushalten Quelle: Union Investment; Stand: Dezember 2019 6 | GENIAL | 1-2020
IN KÜRZE EVANGELISCHE BANK, KASSEL Bis zum 16. April für den Nachhaltigkeitspreis 2020 bewerben! „Zukunft geht nur nachhaltig – Agenda 2030, fertig, los“. So lautet das Motto der aktuellen Ausschreibung des Nach- haltigkeitspreises 2020 der Evangelischen Bank, Kassel. Im Zentrum stehen die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals – SDGs) und wie diese von Initiativen mit Leben gefüllt werden. Vom 1. Januar bis 16. April 2020 können sich alle Initiativen aus Kirche, Diakonie, Caritas, freier Wohlfahrtspflege so- wie der Gesundheits- und Sozialwirtschaft für den Nachhaltigkeitspreis der Evangelischen Bank bewerben. Drei bei- spielhafte Projekte, die mit ihren Ideen die Jury überzeugen, werden im September 2020 in Berlin prämiert. Bewer- bungen sind ab sofort bis Mitte April möglich. Alle Informationen zur Bewerbung unter www.eb.de/nachhaltigkeitspreis. BAUSPARKASSE SCHWÄBISCH HALL Wer muss Schnee räumen? Schnee erfreut die Kinder, aber weniger Hausbesitzer und ihre Mieter. Denn die Ver- kehrssicherungspflicht zwingt Eigentümer, die Wege auf ihrem Grundstück und die angrenzenden Gehwege schnee- und eisfrei zu halten. Grundsätzlich liegt die Schneeräumpflicht beim Eigentümer, der diese je- doch an eine externe Firma, den Hausmeister oder seine Mieter delegieren kann. Die Schnee- räumpflicht besteht in der Regel von Montag bis Sonnabend von 7 bis 20 Uhr, an Sonn- und Feier- tagen beginnt sie morgens ein oder zwei Stun- den später. Dabei reicht es nicht, wenn man um 7 Uhr mit dem Schneeschippen beginnt. Der Weg muss dann bereits begehbar sein. Bei starkem Schneefall muss täglich gestreut und geschippt werden. Erlaubt und gut geeignet als Streugut gegen Glatteis sind Sand, Asche oder Split. 1-2020 | GENIAL | 7
Die neue Verbandsspitze: Siegfried Mehring, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Ingmar Rega, Vorsitzender des Vorstandes (rechts). ZUKUNFT DES GENOSSENSCHAFTSVERBANDES „Die Grundlagen sind geschaffen – nun kommt die Aufbauarbeit“ Seit dem 1. Januar 2020 hat der Genossenschaftsverband – Ver- band der Regionen einen veränderten Vorstand. Ingmar Rega ist Vorstandsvorsitzender, Siegfried Mehring stellvertretender Vor- standsvorsitzender. Peter Götz und Marco Schulz komplettieren weiterhin das vierköpfige Leitungsteam. GENiAL sprach mit Rega und Mehring über Ziele und Perspektiven des Verbandes. 8 | GENIAL | 1-2020
AUS DEM VERBAND Welche zum Beispiel? Wir werden REGA: Wir haben unsere Beratungstöchter in der AWADO-Gruppe neu ausgerichtet und gemeinsam das dabei das Leistungsangebot für unsere Mit- Wissen jedes glieder und Mandanten ausgeweitet und ge- schärft – mit dem Erfolg von 20 Prozent Um- Einzelnen und jeder satzwachstum. Ab diesem Jahr werden wir Einzelnen nutzen, außerdem die digitale Prüfung für Kleinstge- nossenschaften zu deutlich attraktiveren Kon- damit wir als ditionen anbieten. Erste Früchte trägt auch Verbandsfamilie Herr Rega, Herr Mehring, herzlichen unser Ausbau der Spezialdienstleistungen, Glückwunsch zu Ihren neuen Funk- zum Beispiel die Beratung zu „Tax-Compli- unsere Mitglieder tionen. Mit welchen Gefühlen gehen ance-Management-Systemen“. 40 Aufträge durch Leistung über- Sie Ihre neuen Aufgaben an? sind hier schon der Lohn unserer Arbeit. zeugen und für unsere INGMAR REGA: Mit Mut, mit Zuversicht MEHRING: Und die nächsten Services ste- Mitarbeiterinnen und und natürlich auch mit einer gehörigen Porti- hen schon in den Startlöchern, zum Beispiel on Respekt vor der Aufgabe. Als Vorstands- beim Thema Nachhaltigkeit. Hier halten wir Mitarbeiter ein team wollen wir die Zukunft des Verbandes ein Komplettangebot, bestehend aus Nach- attraktiver Arbeitgeber und seiner Töchter gestalten – und zwar best- möglich im Sinne der Mitglieder. Hier sind haltigkeitsprüfung, -beratung und -berichter- stattung, für unsere Mitglieder bereit. sind. wir bereits auf einem guten Weg. Dafür wol- INGMAR REGA len wir alle unsere Kräfte bündeln. Wir wer- Und wie stellt sich der Verband in- den gemeinsam das Wissen jedes Einzelnen tern für diese Aufgaben auf? und jeder Einzelnen nutzen, damit wir als Ver- bandsfamilie unsere Mitglieder durch Leis- REGA: Mit dem Betriebsrat haben wir eine Wo sehen Sie denn die größten tung überzeugen und für unsere Mitarbeite- neue Betriebsvereinbarung geschlossen mit Herausforderungen? rinnen und Mitarbeiter ein attraktiver Arbeit- dem Ziel, Familie, Freizeit und Beruf durch geber sind. die Nutzung mobiler Arbeit und flexibler Ar- MEHRING: Da sind sich Vorstand und Füh- beitszeitgestaltung stärker miteinander zu rungsmannschaft sehr einig: klare Ausrich- SIEGFRIED MEHRING: Um das noch einmal vereinbaren. Auch das verstärkt unsere Ent- tung auf einen Pfad der ökonomischen Nach- ausdrücklich zu betonen: Die „geschlossene wicklung zu einem einheitlichen und moder- haltigkeit und Etablierung einer erfolgreichen Mannschaftsleistung“ ist für uns kein Man- nen Verband. Außerdem haben wir unsere Arbeitgebermarke. Beide Themen sind er- tra, das man beschwört. Es ist für uns der Pensionsverpflichtungen ausgelagert und folgskritisch und verlangen enorme Anstren- Weg zum Erfolg. Für diese Geschlossenheit uns damit finanziellen Freiraum für Investi- gungen. Deshalb müssen wir unsere Arbeit werden wir beständig arbeiten. Und wenn tionen in unsere Zukunft verschafft. Zusätz- gut und richtig machen und vor allem ge- wir von Mannschaft reden, umfasst das die lich haben wir ein neues Preismodell entwi- meinsam, eben mannschaftlich geschlossen, Verbandsfamilie in ihrer gesamten Breite: ckelt, mit dem wir uns auf die stärkere Nut- handeln. Vorstand, Führungskräfte, Mitarbeiter, Mit- zung der Digitalisierung vorbereiten. glieder. Aber natürlich liegen noch große Aufga- REGA: Dabei hat die bisherige überwiegend ben vor uns. Nach der Kür kommt nun die hierarchische Struktur des Verbandes die Fä- Wo steht der Verband? Pflicht. higkeit zur kontinuierlichen Veränderung si- cherlich nicht gefördert. Daran wollen wir ar- REGA: Wir haben im vergangenen Jahr ent- MEHRING: Wir wissen, dass wir unsere beiten. Wir müssen und wollen die Potenzi- scheidende und zum Teil auch schwierige Leistungen weiterentwickeln müssen. An- ale unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Schritte im Sinne unserer zukünftigen Aus- dererseits sind wir in vielen wichtigen Berei- besser nutzen. Ihre aus der Praxiserfahrung richtung unternommen. Damit haben wir chen schon sehr qualifiziert unterwegs. Das entstehenden Lösungskompetenzen wer- konsequent auf unsere bereits 2018 verab- bewerten unsere Mitglieder sehr positiv, den deshalb stärker in die Gestaltung unse- schiedete Strategie „Genossenschaftsver- aber auch Externe. So bescheinigen uns kon- rer Dienstleistungen einfließen. Die gemein- band 2020 – überzeugen durch Leistung“ kret die APAS und unser Peer-Reviewer eine same Verbandsstrategie muss konsequent eingezahlt. Im Fokus steht dabei die Ent- hervorragende Prüfungsqualität. in jeden einzelnen Geschäftsbereich und Fotos: Torsten Silz wicklung eines modernen, bedarfsorientier- jede Tochtergesellschaft übersetzt werden. ten und zukunftsfähigen Dienstleistungsan- Das aber bedeutet insgesamt weniger Hier- gebots für unsere Mitglieder. Hier haben wir archie, dafür mehr Partizipation und Kollabo- große Fortschritte gemacht. ration. 1-2020 | GENIAL | 9
Kommen wir zur zweiten Kernaufga- be: Arbeitgeberattraktivität. Mit Blick auf die beiden erfolgskriti- schen Felder: Wie ist die wirtschaftli- REGA: Wachstum schaffen wir nur, wenn che Situation des Verbandes? wir hinreichend viele und hervorragend qua- lifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter MEHRING: Der Verband hat eine sehr soli- von uns überzeugen, eben als attraktiver Ar- de Eigenkapitalausstattung und verfügt über beitgeber wahrgenommen werden. Deshalb eine ausreichend hohe Liquidität in Höhe von sind unsere Einstiegsgehälter wettbewerbs- rund 50 Millionen Euro. Allerdings kann uns fähig, zusätzlich erleichtert die neue Betriebs- die gegenwärtige Ertragslage nicht zufrie- vereinbarung die Vereinbarkeit von Beruf und denstellen. Deshalb wollen wir sie durch die Familie. Und wir investieren unter dem Stich- Ausweitung unserer Leistungen, aber auch wort „New Work“ in neue Arbeitsplatzmo- durch eine effiziente Aufstellung verbessern. delle, die unsere Attraktivität weiter erhöhen. Die anstehenden erheblichen Investitio- nen in Digitalisierung wollen wir nach Mög- MEHRING: Parallel dazu investieren wir lichkeit über das erweiterte Leistungsan- mehr in die Personalentwicklung, und zwar gebot und nicht durch Preiserhöhungen mit Blick auf Karrieremöglichkeiten wie auch finanzieren. die fachliche Weiterentwicklung und Spezia- Das ist unser Anspruch, aber das schaf- lisierung. Wir brauchen hochqualifizierte Mit- fen wir derzeit noch nicht. Insofern ist es arbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb legen auch unter diesem Aspekt richtig und wich- Wir wollen uns wir auf die Entwicklung und den Einsatz von tig, dass wir unsere Pensionsverpflichtungen Spezialisten besonderen Wert und haben da- nach dem Modell des chancenorientierten als moderner für beispielsweise bei „Prüfung Banken“ ei- Pensionsfonds ausgelagert haben. Dienstleister nen eigenen Bereich geschaffen. REGA: Wir wollen sehr ambitioniert unse- aufstellen, REGA: Letztlich aber geht es auch bei der re Einnahmen steigern, das gilt auch für das tief verankert im Bestimmung der Arbeitgeberattraktivität um Drittgeschäft. Um nur zwei Beispiele zu nen- die Fragen: Wofür steht ein Unternehmen? nen: In der Prüfung und Betreuung Banken Genossenschafts- Wie ist seine Kultur? Menschen wollen die haben wir 2019 einen Umsatz in Höhe von sektor mit Frage „Warum arbeite ich hier?“ sinnstiftend knapp 69 Millionen Euro erreicht. 2020 sollen für sich beantworten. es mehr als 75 Millionen sein. Die AWADO seinen Werten. plant 2020 mit einem Umsatzwachstum von etwa 40 Prozent. SIEGFRIED MEHRING Ressortverteilung nach Geschäftsbereichen Ressortverteilung des Vorstandsteams nach Geschäftsbereichen WP StB Ingmar Rega WP StB Siegfried Mehring WP StB Peter Götz WP Marco Schulz Vorsitzender des Vorstandes Stv. Vorsitzender des Vorstandes Mitglied des Vorstandes Mitglied des Vorstandes Bereiche Prüfung und Bereiche Prüfung und Betreuung Banken Bereiche Prüfung und Bereich Steuern Betreuung Banken [Süd/West – Prüfungsorganisation – Betreuung Genossenschaften [Nord/Ost – Spezialistenteams] Spezialinstitute] Bereich Organisation/ Bereich Grundsatzfragen und Bereich Betreuung Qualitätssicherung Prüfung Informationstechnologie Infrastruktur Prüfung Genossenschaften Ost Bereich Kommunikation & Verbandsjustitiar/ Bereiche Bildung Bereich Personal Change Beschwerdemanagement Risikoprävention und Bereich Recht Interne Revision Anzeigewesen Bereich Marketing Banken Controlling Bereich Kaufmännische Verwaltung Gültig seit dem 1. Januar 2020 10 | GENIAL | 1-2020
AUS DEM VERBAND SAVE THE Was meinen Sie da genau? DATE REGA: Wir wissen, dass wir uns im Sinne der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit unterneh- merisch aufstellen müssen. Wir wissen aber auch, dass unsere Aufgabe, im Sinne unse- rer Verbandsmitglieder zu handeln, ein sehr besonderes Ziel ist. Und das nehmen wir sehr ernst. Aber wie schaffen wir es nun, diesen Spagat zwischen Verband und Unterneh- men so hinzubekommen, dass diese Loyali- tät nicht leidet und gleichzeitig die unterneh- merische Komponente hinreichend entwi- ckelt wird? Aber die Herausforderung geht noch weiter … REGA: Genau! Denn wir sind eine genos- #neuewegegehen - Verbandstag 2020 in senschaftliche Organisation. Wie schaffen wir es, den genossenschaftlichen Selbsthil- Berlin fegedanken so zu übersetzen, dass er mit den Erfordernissen einer schnelllebigen Zeit vereinbar ist? Wie fördern wir das Genos- senschaftswesen, ohne unser Unternehmer- Was einer nicht schafft, das schaffen viele: Das gilt nicht tum zu gefährden? Hier eine ausgewogene nur für die Mitgliedsgenossenschaften des Genossen- Balance zu finden, das wird über unsere Zu- schaftsverbandes, die sich am Donnerstag, 14. Mai um kunftsfähigkeit und damit auch über unsere 10 Uhr zu ihrem jährlichen Verbandstag treffen. Das gilt Arbeitgeberattraktivität entscheiden. auch für den Veranstaltungsort in Berlin, die Alte Förste- rei. Sie ist das Stadion und „Wohnzimmer“ des 1. FC Union MEHRING: Wir wollen uns als moderner Berlin. Mehrfach wurde das Stadion ausgebaut und moder- Dienstleister aufstellen, tief verankert im Ge- nisiert. Dabei konnte der Verein auf die Solidarität und die nossenschaftssektor mit seinen Werten. Das Selbsthilfe seiner Fans setzen. 2008 waren es allein 2.000 soll sich in unserem Wirken ebenso zeigen Berliner mit 140.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden, auch wie in unserer Unternehmenskultur. Denn bei weiteren Modernisierungen halfen Tausende tatkräftig nur so halten wir die erforderliche Bindung mit. Die Alte Försterei in Berlin – ein geeigneter Ort für ein zu unseren Mitgliedern aufrecht, überzeu- genossenschaftliches Familientreffen. Foto: Alte Försterei, Berlin gen durch Leistung und werden als sinnstif- tender Arbeitgeber wahrgenommen. Diese Win-win-Situation zu erreichen – das ist un- ser Ziel. Da haben wir noch ein gutes Stück des Weges vor uns. Asmus Schütt 1-2020 | GENIAL | 11
AUS DEM VERBAND Verband0 360 für Sie Vom Aufsichtsrecht bis zum Vertrieb – das Betreuungskonzept für Mitgliedsbanken K Kreditgenossenschaften reditgenossenschaften müssen tegischen Themen unterstützen betreuend müssen viele Herausforde- zum einen die steigenden Anfor- dann die Regionalleiter. Beratungsleistun- derungen der Regulatorik erfüllen gen werden unverändert durch die fachbe- rungen bewältigen. Hierbei und zum anderen dem wachsen- zogenen Bereiche des Verbandes und seiner unterstützt sie der Genossen- den Wettbewerbsdruck am Markt Stand hal- Netzwerkpartner – wie der AWADO-Gruppe ten. Dieser wird durch die zunehmende Di- – erbracht. schaftsverband. So steht der gitalisierung bei weiter anhaltendem Niedrig- Zuständige Betreuer für die Kreditgenos- Bereich Prüfung und Betreu- zinsumfeld geprägt. Der Genossenschafts- senschaften sind die Abteilungsleiter Prü- ung Banken des Verbandes verband begleitet hier seine Banken mit sei- fung und Betreuung Banken. Bei markt- und nem Bereich Prüfung und Betreuung Banken vertriebsstrategischen Themen werden die- sowohl bei fachlichen Themen bei allen fachlichen Fragen, wie zum Beispiel se durch die Regionalleiter unterstützt. So wie auch bei der Umsetzung in der Rechnungslegung und im Aufsichts- wird sichergestellt, dass den Banken immer recht. Darüber hinaus unterstützt er aber ein spezialisierter Ansprechpartner zur Sei- von markt- und vertriebsstra- auch bei markt- und vertriebsstrategischen te steht. Die Aufgaben können dabei einzeln tegischen Themen an der Themen, wie zum Beispiel KundenFokus oder gemeinschaftlich vom Abteilungslei- Seite seiner Mitglieder. und Digitalisierungsoffensive. ter sowie vom Regionalleiter übernommen Bei prüfungsnahen Themen stehen aus werden. diesem Bereich Fachleute aus der Prüfung, sowie aus den Spezialistenteams zur Ver- fügung. Bei den markt- und vertriebsstra- Die Ziele des Betreuungskonzeptes Fotos: Genossenschaftsverband, Vereinigte Volksbank eG, VR Bank Lahn-Dill eG 12 | GENIAL | 1-2020
Paul Löneke, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Volksbank, Brakel, und Armin Wickel, Vorstand der VR Bank Lahn-Dill. Wie die Kreditgenossen- schaften vom Betreuungs- Ansprechpartner im Verband konzept profitieren GENiAL sprach mit Armin Wickel, Mitglied des Vorstandes der Ralf Galka Dipl.-Bankbetriebswirt VR Bank Lahn-Dill eG, und Paul Löneke, Vorstandsvorsitzender ADG der Vereinigten Volksbank eG in Brakel. Regionalleiter Tel: 069 6978-3139 Wie würden Sie die Vorteile des LÖNEKE: Mir fallen spontan die Schulun- E-Mail: ralf.galka@ modifizierten Betreuungsansatzes gen unserer Aufsichtsratsmitglieder ein, die bei genossenschaftsverband.de beschreiben? uns im Haus der Abteilungsleiter gemeinsam ARMIN WICKEL: Die täglichen Heraus- mit dem Regionalleiter aus dem Verbandsbe- forderungen, denen sich unsere Bank stel- reich Prüfung und Betreuung Banken durch- len muss, erfordern ein umfangreiches Ex- führt. Dabei decken sie das gesamte Spektrum pertenwissen in vielen Bereichen. Dabei sind von neuen aufsichtsrechtlichen Themen bis hin Thomas Krämer Dipl.-Bankbetriebswirt unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ge- zu den aktuellen Entwicklungen des Marktes ADG nauso gefordert wie wir als Vorstände, aber für Finanzprodukte ab, um so die Anforderun- Regionalleiter auch unsere Aufsichtsratsmitglieder. Durch gen der Aufsicht an die kontinuierliche Weiter- Te: 0172 2049141 die Neuausrichtung des Betreuungskonzep- bildung von Aufsichtsorganen zu erfüllen. E-Mail: thomas.kraemer@ tes im Bankenbereich erwarten wir tatkräfti- WICKEL: Ich möchte das jährliche Strate- genossenschaftsverband.de ge Unterstützung und Know-how sowohl bei giegespräch nennen, das der Abteilungsleiter prüfungsnahen Themen als auch bei markt- mit dem Regionalleiter des Verbandsbereichs strategischen Fragen wie der Weiterentwick- Prüfung Banken mit uns führt. Dabei werden lung unserer Bank zum Omnikanalvertrieb. neben der Kennzahlenplanung auch die Ver- PAUL LÖNEKE: Gesicht des Verbandes triebsmaßnahmen und Strategien zur Effizi- Tobias Jasper sind für uns im Rahmen des Betreuungs- enzsteigerung diskutiert, die zur Realisierung Assessor jur., konzeptes die genannten Ansprechpartner. der geplanten Ergebnisse erforderlich sind. Regionalleiter Sie können wir auf alle Themen ansprechen, Tel: 0251 7186-9652 und sie leiten unsere Themen im Bedarfsfall Bei welchen Themen sehen Sie in der E-Mail: tobias.jasper@ auch an die zuständigen Fachabteilungen im Zukunft Betreuungsbedarf für Ihre genossenschaftsverband.de Genossenschaftsverband und dessen Netz- Bank? werkpartner weiter. Dabei bringen sie regel- WICKEL: Wir schätzen den Genos- mäßig ihre Erfahrungen aus anderen Regio- senschaftsverband als Lotsen für Fragen nen mit ein und können Referenzen für er- zum Aufsichtsrecht, aber auch als Im- folgreiche Projekte benennen und so wert- pulsgeber beim derzeit aktuellen Thema Carsten Waldhelm volle Kontakte herstellen. Es ist für uns als digitale Transformation. Unsere Betreuer Dipl.-Bankbetriebswirt Vorstandsmitglieder ein gutes Gefühl zu des Verbandes geben uns Orientierung (BA) Regionalleiter wissen, dass wir zu allen Themen immer ei- bei vielfältigen Initiativen des Verbundes Tel: 0211 16091-4668 nen kompetenten Ansprech- und vor allem und unterstützten uns bei der Umsetzung E-Mail: carsten.waldhelm@ Sparringspartner haben. Durch die Betreu- der Projekte Digitalisierungsoffensive/ genossenschaftsverband.de ung vor Ort wird für uns die regionale Nähe KundenFokus. des Verbandes spürbar und erlebbar. LÖNEKE: Das ist bei uns ganz genauso. Neben der Umsetzung der stetig zunehmen- Können Sie ein Beispiel nennen, bei den regulatorischen Anforderungen steht dem Ihre Bank besonders von der das Thema Digitalisierung bei uns an erster ganzheitlichen Betreuung profitiert? Stelle. 1-2020 | GENIAL | 13
AUS DEM VERBAND Niedersachsen fördert Sozialgenossenschaften Im Februar 2018 hat das Bundesland Niedersachsen ein Förderprogramm für potenzielle Gründerinnen und Gründer von Sozialgenossenschaften aufgelegt und stellt hierfür 100.000 Euro bereit. Der Genossenschaftsverband begleitet Gründungswillige bei ihrer Unterneh- mung wie auch bei der Bewerbung um die Fördergelder. F ast jeder zweite Niedersachse setzt sich ehrenamtlich ein. Denn Eigeninitiative, bürgerschaftliches Engagement und Solidarität haben für die Bürgerinnen und Bürger in Nieder- sachsen große Bedeutung. Diese Eigenschaften sind zu- gleich das Fundament für das Konzept der Sozialgenossenschaften, die in Niedersachsen vom Sozialministerium maßgeblich gefördert werden. Dazu hat das Bundesland Niedersachsen unter Federführung von Sozialministerin Carola Reimann im Februar 2018 für Gründungswil- lige das Förderprogramm „Sozialgenossenschaft – die gute Idee für gemeinsames Handeln“ gestartet. Hierfür stellte die Landesregie- rung 100.000 Euro bereit. Die Höchstfördersumme pro Genossen- schaft beträgt dabei bis zu 6.000 Euro. Die Maßnahme wird auch vom Genossenschaftsverband – Verband der Regionen begleitet. Bürger und Initiativen, die eine Sozialgenossenschaft gründen wollen, Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann zu Besuch im Haus können sich bewerben. Süntelbüche. Sozialgenossenschaften tragen in Räumen mit sinkenden Be- völkerungszahlen zum Erhalt der sozialen Infrastruktur bei, heißt es Haus Süntelbüche: Räume für Freizeit und Beruf im niedersächsischen Förderprogramm „Sozialgenossenschaft – die Die schöne Fachwerk-Villa Haus Süntelbüche, die um 1900 gebaut gute Idee für gemeinsames Handeln. Und wörtlich: „In ihrer Vielfalt wurde, liegt in ruhiger und naturnaher Lage in Bad Münder im Osten bieten sie Lösungsmöglichkeiten für verschiedene Lebensbereiche, des Weserberglandes. Das Haus war bis zum Jahr 2015 Jugend- und zum Beispiel für Aufbau und Erhalt von Mehrgenerationen-Struktu- Freizeitheim der evangelischen Kirche. Angesichts hoher Sanierungs- ren, für Dorfläden und Nachbarschaftshilfen, für die alltäglichen Be- kosten sollte es jedoch verkauft und möglicherweise geschlossen dürfnisse von Familien (zum Beispiel Kinderbetreuungsmodelle), für werden. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, für Menschen mit Behin- Das rief engagierte Bürgerinnen und Bürger auf den Plan. „Wir derung oder als Seniorengenossenschaft für ein selbstbestimmtes wollten nicht, dass ein weiteres Seminar- und Selbstversorgerhaus Fotos: Haus Süntelbüche, Genossenschaftsverband, Adobe/Jenny Sturm Leben älterer Menschen.“ Bisher wurden zehn Sozialgenossenschaf- vom Markt verschwindet“, erläutert Vorstand Christian Beuker. Das ten und deren Projekte gefördert. GENiAl porträtiert hier drei von war die Geburtsstunde der Genossenschaft, die er mit weiteren 13 ihnen. Gründungsmitgliedern aus der Taufe hob. Zweck der Genossenschaft Haus Süntelbuche ist es, das Gebäude zu erhalten und für die Allge- meinheit nutzbar zu machen. Noch ist das Haus noch nicht in Betrieb gegangen. Die Genossen- schaft hofft aber nach Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbei- ten mit einem Beginn der Vermietungen als Selbstversorgerhaus bis Sommer 2020. Für mittelgroße Seminar- und Fortbildungsgruppen, aber auch für Familienfeiern bietet das Haus ideale Veranstaltungs- möglichkeiten. Und für Naturliebhaber ist es der ideale Standort für kleine und große Touren. Prominenten Besuch hatte Haus Süntelbü- che auch schon. Sozialministerin Carola Reimann war im Sommer 2019 zu Gast und betonte: „Wir fördern Sozialgenossenschaften, da sie solidarisches Handeln, Selbsthilfe und bürgerschaftliches Engage- ment unterstützen und gleichzeitig ihre Region stärken.“ 14 | GENIAL | 1-2020
AktivDabei sein eG: Für Inklusion in der Gesellschaft Soziale Vereine für Menschen mit Beeinträchtigungen sind unter dem Dach der AktivDabei sein eG in Hannover angesiedelt. Die Ge- nossenschaft macht Lobbyarbeit für Inklusion in der Gesellschaft, setzt sich für gerechte Teilhabe für Menschen mit Behinderung ein und entwickelt Maßnahmen, um Menschen mit Beeinträchtigung Verband0 auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Berufsvorbereitung an ei- 360 ner IGS für Jugendliche mit Förderbedarf, Klimaschutz-Camps für für Sie alle Kids und Stammtisch sowie Freizeittreffs für Menschen mit und ohne Behinderung: Dies alles zählt zu den Themen, die die Sozialge- Sie wollen in einem anderen Bundesland nossenschaft derzeit anpackt. Viele weitere Projekte sind in Planung. eine Sozialgenossenschaft oder sonsti- ge Genossenschaft gründen? Viel gibt es von der Gründungsidee bis hin zur Eintragung im Genossenschaftsregister zu beachten. Die Gründungsberater des Genossenschaftsverbandes unterstüt- zen Sie dabei: vom Businessplan über die Satzung, das Prozedere einer Grün- dungsversammlung, die Vorgaben für Protokolle bis hin zum Antrag auf Auf- nahme in den Prüfungsverband und vie- lem mehr. Außerdem halten sie Merkblätter, Bro- schüren, Checklisten, Arbeitshilfen und Mustervorlagen wie Satzungen als Download für Sie bereit. Weitere Infor- mationen und Ansprechpartner unter: www.genossenschaftsverband.de/genos- senschaft-gruenden/ Ansprechpartner für Gründungswillige Nachbarschaftshilfe Hehlenriede eG: Von Mensch zu Mensch in Niedersachsen: Es geht um kleine Hilfen im Alltag: Mal Gardinen waschen, die Müll- tonnen rausstellen oder jemanden zum Arzt oder zum Amt begleiten. Thomas Knocks Solche und ähnliche Einsätze leistet die im Februar 2019 gegründe- Genossenschaftsverband te Genossenschaft Nachbarschaftshilfe Hehlenriede in der Samtge- Betreuung und Beratung meinde Isenbüttel. Die Sozialgenossenschaft bietet eine organisier- Genossenschaften Hannover/ te Form der Nachbarschaftshilfe an, wo die klassische Nachbarschaft Rendsburg oder Hilfe aus der Familie nicht mehr funktioniert. Bei der Gründungs- Tel: 0511 9574-5253 versammlung im Februar 2019 haben 72 Hilfegeber Interesse an Mit- Mobil: 0173 1927705 arbeit bekundet. Sie wollen im Haushalt, bei der Entlastung pflegen- E-Mail: thomas.knocks@ der Angehöriger, in Haus und Hof sowie bei Begleit- und Besuchs- genossenschaftsverband.de diensten unterstützen. 1-2020 | GENIAL | 15
AUS DEM VERBAND Verband0 360 für Sie Digitale Bildung ist der beste Unternehmensschutz! Führungskräfte sind zumeist in der analogen Welt ausgebildet und sozialisiert. GENiAL sprach mit Eppo Franke, Herr Franke, wie steht es um die Digitalisierung im Mit- Geschäftsführer der AWADO Vertriebs- telstand? beratung sowie einer der beiden Leiter der EPPO FRANKE: Immer mehr kleine und mittelständische Unter- nehmen erkennen, dass an der Umsetzung der Digitalisierung GenoAkademie, über die Gründung der kein Weg vorbeiführt. Darauf müssen besonders auch regiona- Digitalisierungs-Akademie für le Genossenschaften reagieren. Sie müssen sich verändern, um ihren Mitgliedern und Kunden vor Ort auch zukünftig „Hilfe zur mittelständische Unternehmen. Selbsthilfe“, zum Beispiel bei der Umsetzung der Digitalisierung, anbieten zu können. Zukünftiger finanzieller Erfolg wird in ho- hem Maße von der erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung in den Unternehmen abhängen. Warum geht die AWADO das Thema Digitalisierung für Genossenschaften und Unternehmen an? Durch Gespräche mit mittelständischen Unternehmern und Füh- rungskräften haben wir verstanden, das der „digitale Transfor- mationsprozess“ ganz konkrete wirtschaftliche Auswirkungen für ihre Betriebe hat. Offensichtlich wird das zum Beispiel bei der Di- gitalisierung im Handel: Wenn Sie durch die Innenstädte gehen, sehen Sie immer mehr leer stehende Geschäfte und gleichzeitig die Fahrzeuge der bekannten Paket- und Lieferdienste. Digitalisierung hat nicht nur Wirkung im fernen Silicon Valley, sondern vor Ort in den Regionen, wo mittelständische Unterneh- men und Genossenschaften verankert sind. Deshalb wollen wir den Mittelstand bei der erfolgreichen Umsetzung der Digitalisie- rung unterstützen. Wie wollen Sie das machen? Mit Bildung. Sie ist ein zentraler Erfolgsfaktor für den wirt- schaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Die derzeitige Ma- nager-Generation ist ganz überwiegend analog ausgebildet Eppo Franke, Geschäftsführer der AWADO Vertriebsberatung und sozialisiert. Alle Manager können natürlich selbstver- und einer der beiden Leiter der ständlich mit Smartphones, Office-Produkten und Google- GenoAkademie. Suchmaschinen umgehen. Aber reicht das Know-how, um bestehende Geschäftsprozesse nach den Anforderungen der Digitalisierung zu optimieren? Oder um den Kundennutzen zu optimieren oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln? Wir müssen hier alle viel mehr Eigenverantwortung über- Rückfragen und Anmeldungen: nehmen. Und nicht nur bei der privaten Altersvorsorge, den pri- vaten Finanzen und der Weiterbildung. Der Staat wird bei der Armin Rohwer Weiterbildung in Digitalkunde höchstens Fördermittel und Bil- Tel: 0511 9574-5320 dungszuschüsse zur Verfügung stellen, aber Berufstätigen keine E-Mail: armin.rohwer@ Unterrichtspflicht verordnen. awado-gruppe.de 16 | GENIAL | 1-2020
AUF EINEN BLICK – DIE NEUE DIGITALISIERUNGSAKADEMIE Ab März bietet die DigitalisierungsAkademie fundierte Bildung und Unterstützung als „Hilfe zur Selbsthilfe“ bei der Umsetzung der Digitalisierung in der mittelständischen Wirtschaft an. Weitere Informationen zum Leistungsangebot unter: www.digitalisierungsakademie.com DIE FÜNF SÄULEN DER DIGITALKUNDE Grundlagen: Wirkun- Kommunikation, Po- Geschäftsmodell- Kollaboration, New Künstliche Intelli- gen, Auswirkungen, sitionierung, Vertrieb Werkstatt, Start-Ups- Work, Leadership in genz, Recht, Sicher- Nutzen der Schlüs- & Marketing in der Grundlagen, öffentli- der digitalen Welt heit, Daten, Prozesse seltechnologien digitalen Welt che Förderung Verstehen Managen Organisieren Monetarisieren Neu denken Was ist also erforderlich? Ein Grundwissen in Digitalkompetenz. Und das ist mehr als „wi- schen, posten und Sprachnachrichten versenden“. Nur auf der Grundlage von guter digitaler Bildung können Unternehmer und Führungskräfte tragfähige und zukunftssichernde Entscheidun- gen treffen. Breite Bevölkerungsschichten sollten deshalb eine Buchtipps persönliche Digitalkompetenz haben, um urteilsfähig in einer zu- nehmend digitalisierten Welt zu sein. Dies gilt auch für die Lehr- Die Welt, wie wir sie kennen, wird laut kräfte in den Schulen. Digitale Kompetenzen sind grundlegend Autor Richard David Precht nicht mehr für den Wohlstand unserer Gesellschaft, beugen Arbeitslosigkeit lange existieren. Denn die vierte indus- vor und sind der beste Unternehmensschutz. trielle Revolution ist in vollem Gange. In seinem Buch „Jäger, Hirten, Kritiker“ Erst Bildung ermöglicht also eine erfolgreiche digitale beschreibt er, wie sehr die Digitalisierung Transformation? der Lebens- und Arbeitswelten unser ge- Ein klares Ja! Wir brauchen dringend ein Angebot zur digitalen sellschaftliches Zusammenleben verän- Weiterbildung für Unternehmer und Beschäftigte, die nicht zu dern wird. Goldmann Verlag, 20 Euro. den „digital natives“ gehören. Und genau da setzt das Bildungs- angebot unserer neu eröffneten DigitalisierungsAkademie an. Wir bieten umsetzbare Bildung und Transferwissen für mittel- ständische Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter an. Das verstehen wir als unseren Beitrag zur Digitalisie- rung der Regionen. Welches Angebot hat Ihre DigitalisierungsAkademie? Wir sprechen damit Menschen, Unternehmer, Führungskräfte Warum gelingt einigen Unternehmen und Beschäftigte aus allen Branchen in der Mitte ihrer berufli- und Branchen der digitaleTransforma- chen Schaffens- und Erwerbsphase an. Digitalisierung verändert tionsprozess besser als anderen? Was eben grundlegend die Organisation unseres Arbeitsteilungspro- steckt hinter dem „digitalen Code“? zesses und die Regeln der Monetarisierung von Leistungen im Praxisnahe Antworten gibt Autor Peter Rahmen der freien Marktwirtschaft. Lender in seinem Buch „Digitalisierung In der DigitialisierungsAkademie bieten wir sowohl einzelne klargemacht“. Haufe Verlag, 11,95 Euro Seminare wie komplexere und zertifizierte Ausbildungsangebote in den drei Stufen „Anwender“,„Manager“ und „Master“ an. Alle Bildungsangebote werden perspektivisch sowohl in Präsenz und auch in digitaler Form angeboten. Fotos: Adobe/3 D-Kombinat, Genossenschaftsverband 1-2020 | GENIAL | 17
Gut geerdet + verwurzelt Genossenschaften in der Region Mit ihren 2.600 Genossenschaften in 14 Bundesländern haben die Mitglieder immer festen Boden unter den Füßen: Bodenständig und gut verwurzelt in den Regionen stehen sie für wirtschaftliche Solidität, die Solidarität von Menschen in demokratischen Struktu- ren sowie für innovative und nachhaltige Ideen und Geschäftsmo- delle. GENiAL startet mit einer Serie über die vier Elemente und porträtiert im Schwerpunkt Erde spannende Genossenschaften rund um das Thema - von der Archäologie Hellweg eG bis zur Bioboden eG. 18 | GENIAL | 1-2020
IM FOKUS: ERDE Foto: Jirik V/shutterstock.com 1-2020 | GENIAL | 19
Ton, Steine, Scherben Die Archäologie Hellweg eG ist die einzige Genossenschaft bundesweit, die Bauherren und Denkmalschutzämter sowie weitere kommunale und staatliche Einrichtungen bei Bauvorhaben unterstützt. GENiAL interviewte Dr. Bernhard Sicherl, erster Vorsitzender der Grabungsfirma. Digitale Archäologie: Was bedeutet das? Sie selbst sind archäologischer Herr Dr. Sicherl, was macht Ihre Ge- Experte für die Stein- und Eisenzeit. nossenschaft genau? Das klassische Grabungshandwerk wie auch Welche Kompetenzen gibt es noch in die Analyse und Arbeitsweise, die sich auf Er- Ihrer Genossenschaft? DR. BERNHARD SICHERL: Immer dann, fahrung und Sachverstand gründen, sind in wenn Behörden archäologische Bodendenk- der Archäologie immer noch unersetzlich. In Unser 15-köpfiges Mitarbeiterteam hat mäler vermuten, müssen Bauherren laut den vergangenen Jahren hat sich vor allem facharchäologische Spezialsierungen von der Gesetz Grabungsfirmen wie die unsere ein- auf dem Sektor der Vermessung und der di- Steinzeit bis ins Mittelalter. Wir haben gro- binden. Das Verfahren ist durch die Denk- gitalen Datenweiterbearbeitung sehr, sehr ße Kompetenzen in der digitalen Archäolo- malschutzgesetze der Länder geregelt. Wir viel getan. Maßband und Zollstock haben in gie und beim Integrieren von Archäologie in werden engagiert, um archäologische Bau- vielen Bereichen ausgedient, die digitale Ar- Bauabläufe. Wir sind zum Beispiel auch Ex- begleitungen, Besichtigungen und Ausgra- chäologie hat Einzug gehalten, zum Beispiel perten bei der Vermessung, in der Holzana- bungen zu machen. Abschließend erarbeiten mit Laserscannern oder der fotogrammeti- tomie, Metallanalytik und im Bereich Restau- wir dann für Forschung und Museen Doku- schen Vermessung. Diese ersetzt das Zeich- rierung. mentationen der Bau- und Bodendenkmäler nen auf Millimeterpapier und ist viel schneller Westfalen ist eigentlich unser regionaler sowie virtuelle Rekonstruktionen. Das kön- und genauer. Das ist natürlich für die warten- Fokus. Manche unserer Mitarbeiter haben nen zum Beispiel 3 D-Animationen von histo- den Bauherren von großem Vorteil. Wir arbei- hier jahrzehntelange Grabungserfahrung und rischen und archäologischen Objekten sein. ten inzwischen auch mit Drohnen, die große sind mit dem Fundmaterial wie auch den Fra- Diesen Zweig der digitalen Archäologie wol- Flächen oder denkmalgeschützte Gebäude gen und Problemen der Region eng vertraut. len wir noch stärker ausbauen. schnell aufnehmen. Wir bauen außerdem Mittlerweile arbeiten wir auch bundesweit. 3 D-Modelle und können so Grabungsbefun- de und Gebäude rekonstruieren und als Film- sequenz zeigen. Für Museen sind wir gute Partner, weil wir fachkundig sind und wissen, www.archaeologie-am-hellweg.de worauf es bei diesen Modellen ankommt. Archäologie Hellweg eG Vorstand: Dr. Bernhard Sicherl (1. Vorsitzender) und Hanns Neidhardt (2. Vorsitzender und Geschäftsführer), Christian Golüke M. A. (Bevollmächtigter) Mitglieder: 9 Mitarbeiter: 15 Neben klassischen Werkzeugen bei Ausgrabungen kommen digitale Werkzeuge, zum Beispiel Drohnen und 3 D-Modelle wie bei diesem Rinderskelett (rechts oben) zum Einsatz. 20 | GENIAL | 1-2020
IM FOKUS: ERDE Wer sind Ihre Kunden? Und woran arbeiten Sie aktuell? Und warum haben Sie Ihre Unternehmung als Genossenschaft Das reicht von privaten Bauherren über Fir- Mit dem neuen Jahr startet eine Reihe von gegründet? men, die beispielsweise Leitungen verle- Projekten. So begleiten wir in Oelde archäo- gen, Windenergieanlagen errichten oder logisch den Neubau eines Altenheims, in Wir engagieren uns in einem Sektor, der Kiesgruben abbauen wollen, bis hin zu Kom- Werl-Büderich die Erweiterung einer Auto- über Jahrzehnte unterfinanziert und durch munen und Kirchen. Darunter sind auch Ge- bahnraststätte, in Minden untersuchen wir prekäre Arbeitsverhältnisse geprägt war, für nossenschaften, die bauen wollen. Diese die mittelalterliche Bebauung am Rande der faire Löhne und Arbeitsbedingungen. Zu die- bekommen von der Oberen Denkmalbehör- Altstadt. Und in Gronau haben wir gerade auf sem Ansatz passt die Betriebsform einer Ge- de unter Umständen bei Genehmigung die dem Grundstück eines Kaufhauses die Über- nossenschaft mit ihren solidarischen Zielen. Auflage, eine archäologische Begleitung der reste eines mittelalterlichen Bergfrieds frei- Bauarbeiten oder eine reguläre Ausgrabung gelegt und digital dokumentiert. Sabine Bömmer im Vorfeld durchzuführen. Damit können sie dann eine Fachfirma beauftragen. Wir engagieren uns in einem Sektor, der über Jahrzehnte unterfinanziert und durch prekäre Arbeitsverhältnisse geprägt war, für faire Löhne und Arbeitsbedin- gungen ein. Zu diesem Ansatz passt die Betriebsform einer Genossenschaft mit ihren solidarischen Zielen. ! Servicetipp: Interessant für alle Genossenschaf- ten, ihre Kunden und Mitglieder, die Bauvorhaben planen. Fotos: Archäologie Hellweg eG 1-2020 | GENIAL | 21
Hanffasern wurden schon 2.800 v. Chr. genutzt. Bis in das 20. Jahrhundert wurden sie in Segeltüchern, Tauen, Seilen und Textilien verarbeitet.
IM FOKUS: ERDE „Hanf ist der Baustoff der Zukunft“ Die Hanffaser Uckermark ist die einzige Genossenschaft 300 bis 400 Hektar bauen landwirtschaft- bundesweit, die Hanf für Baustoffe und zu textilen sowie liche Betriebe in und um Prenzlau für die Ge- nossenschaft an. Pro Hektar beträgt die Ern- technischen Fasern verarbeitet. te rund 7 Tonnen Hanf, die die Genossen- R schaft aufkauft. 2.000 Tonnen im Jahr ver- ainer Nowotny ist eigentlich Ma- nern ist völlig bio. Nowotny: „Hanf braucht arbeitet die Genossenschaft zu Fasern und thematiker und hat lange in der keine Insektizide oder Pestizide, er ist von Holzinnenmark und liefert sie in großen Bal- Computerbranche gearbeitet. Natur aus bio und schützt sich selbst.“ Außer- len direkt an die Baustofffirmen. Vor einigen Jahren entdeckte er dem ziehe Hanf Schwermetalle aus dem Bo- die Hanffaser. Er begann sie für die Bauin- den und sorge für eine gute Fruchtfolge. Eigenes Patent entwickelt dustrie und andere Branchen zu verarbeiten Warum ist die Hanffaser Uckermark eG – zunächst ab 1996 in der eigenen Fabrik in dann eine Einzelerscheinung am Markt? Die Hanffaser Uckermark ist eine moderne Prenzlau in der Uckermark, die er Schritt für „Ganz einfach“, sagt der Chef der Genossen- Genossenschaft. So bietet sie ihren land- Schritt aufbaute. 2013 wandelte er sie mit schaft. „Unsere Wirtschaft ist auf kurzfristige wirtschaftlichen Partnern für die Ernte zwei einigen Mitstreitern in eine Genossenschaft Gewinnmaximierung angelegt. Doch Hanf eigens patentierte Hanffasermaschinen an. ! um, in der er nun Vorstand ist. „Wir sind ei- „Die gab es eben für diese kleine Branche gentlich ein Industrieunternehmen“, sagt er, nicht, da haben wir sie selbst entwickelt“, er- Servicetipp: „und das einzige, das in Deutschland Hanf klärt Nowotny pragmatisch. Zusammen mit Baustoffe aus verarbeitet.“ Deshalb liefert er seine Hanffa- Wissenschaft und Technik hat die Genossen- Hanf sind gesund, sern bundesweit und in einige europäische schaft außerdem einen Roboter entwickelt, ökologisch und Länder aus. nachhaltig. der nun in einem Testlauf die Hanfstangen in „Als dreifacher Vater ist für mich das The- Hanffasern zerlegt. „Bisher musste nämlich ma Verantwortung sehr bedeutend“, sagt er. „Mein Anspruch ist es immer gewesen, mei- www.hanffaser.de nen Kindern eine Welt zu übergeben, die ich zumindest nicht schlechter gemacht habe.“ Nachhaltiges Wirtschaften ist ihm deshalb ein großes Anliegen, hierfür wollte er den Boden in der Uckermark bereiten: „Hanf hat eine lange Tradition in der Uckermark, bis 1964 gab es Hanffabriken, daran wollte ich anknüpfen.“ Hanf für die Rohstoffwende Hanf ist für Nowotny ein gutes Beispiel nach- haltiger Rohstoffe, die langfristig eine Roh- stoffwende einleiten könnten. „Hanf ist der Rohstoff der Zukunft“, ist er überzeugt. Es sei ein nachwachsender Rohstoff und vor allem ein friedlicher, um den keine Kriege geführt würden. Außerdem sei er gesund, halte hun- dert Jahre, und sein Abfall könne zu Humus Die Genossenschaft verarbeitet jährlich 2.000 Tonnen Hanf. Fotos: Marijn Roersch van der Hoogte/Hanffaser Uckermark eG kompostiert werden. Die Genossenschaft verarbeitet den lohnt sich erst – im Vergleich zu herkömmli- der Hanf mit der Hand geschält werden, das Hanf, den landwirtschaftliche Vertragspart- chen Baustoffen – in einer Kalkulation von 30 war eine zeit- und personalaufwendige Ange- ner anliefern, zu Hanffasern, die in der Bau- Jahren.“ legenheit“, so der Vorstand. branche heiß begehrt sind. „Hanffasern hal- Dabei sei der Lebenszyklus von Hanf Und warum hat der erfahrene Unterneh- ten ewig und eignen sich besonders gut für viel preiswerter als bei herkömmlichen Bau- mer Nowotny aus seinem Betrieb eigentlich die Dämmung sowie als Hitze-, Kälte- und stoffen, wie zum Beispiel Styropor, das wie eine Genossenschaft gemacht? Die Antwort Brandschutz“, erklärt er. Hanf zur Dämmung von Gebäuden einge- fällt ihm leicht: „Gewinnmaximierung ist für Bei ihren Produkten ist die Genossen- setzt werden kann. Nowotny: „Hanfproduk- uns nicht das wichtigste. Stattdessen wol- schaft anspruchsvoll und kompromisslos: te halten bis zu hundert Jahre, es ist außer- len wir hier in der Uckermark den wirtschaftli- „Wir haben einen hohen ökologischen An- dem eine biologisch abbaubare Naturware. chen Standort sichern. Menschen sollen dort spruch. Kunststoff kommt nicht in unsere Hier bleibt die Gesellschaft eben nicht – wie arbeiten, wo sie leben, damit sie dort auch Produkte“, erklärt der Vorstand. Auch der An- bei Styropor – auf den Entsorgungskosten die Grundlagen für die nächste Generation bau bei den landwirtschaftlichen Vertragspart- sitzen.“ schaffen können.“ Sabine Bömmer 1-2020 | GENIAL | 23
Mitglieder „vom Alt-68er bis zum Frankfurter Performer“ In der Kooperative Stadt.Land.Wirtschaft eG bei Frankfurt am Main wollen Städter Kleinbetrie- be mit ökologischer Landwirtschaft fördern und Landwirtschaft erleben. GENiAL interviewte die Ideengeber und Vorstandsmitglieder Christoph Graul und Silas Müller. C hristoph Graul und Silas Müller gar nicht, wie und unter welchen Umständen Die Genossenschaft baut einen Großteil hatten schon vor langer Zeit eine Lebensmittel entstehen und können sie des- ihres Obstes und Gemüses selbst an und gute Idee. Im September 2018 halb auch nicht entsprechend wertschätzen. beschäftigt dafür zehn Fachkräfte. So hat setzten sie diese in die Tat um Das wollten wir ändern.“ Die Lösung sahen sie eine Gärtnerei in Frankfurt-Oberrad ge- und gründeten die Genossenschaft Koopera- sie darin, den Verbraucher zum Beteiligten, kauft. Dort baut sie im Rahmen der Fruchtfol- tive Stadt.Land.Wirtschaft in Frankfurt. Diese also zum Mitunternehmer, zu machen und ge auf 5 Hektar Freilandgemüse an und hält produziert und liefert gesunde, frische und ihn so „intrinsisch“ zu motivieren. 200 Legehennen, die für frische Eier sorgen. biologische Lebensmittel aus nachhaltiger „Im Frühjahr stocken wir auf 400 Legehen- Herkunft an die Städter in und um Frankfurt. Alle Kunden sind Mitglieder nen auf, um unseren Bedarf zu decken“, sagt Das kommt gut an. Rund 400 Mitglieder hat Vorstand Graul. Zusätzlich hat die Genossen- die Genossenschaft inzwischen. Und täglich Nach einem langen Reflexionsprozess und schaft einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Fotos: Silas Müller, Ursula auf der Heide/Kooperative Stadt. Land. Wirtschaft eG, Bioboden eG werden es mehr, die mit ihren Anteilen das gründlicher Recherche in der Region ent- 15 Hektar in der Nähe Frankfurts aufgekauft, Geschäftskonzept unterstützen und davon schieden sie sich für die Region Frankfurt und auf dem sie Brotgetreide anbaut. Dazu gehö- unter anderem mit wöchentlichen Lieferkis- testeten ihre Idee zunächst mit 100 Kunden ren außerdem Streuobstwiesen mit Äpfeln. ten voll Obst, Gemüse und Eiern profitieren. – mit Erfolg. Nach sorgfältiger Abwägung Zusätzlich hat sie Kooperationen mit 14 land- Was steckt hinter dem Erfolg dieses anderer Rechtsformen wählten sie die Ge- wirtschaftlichen Betrieben in der nahen Um- Geschäftsmodells? Die Vorstände Chris- nossenschaft. Graul: „In dieser Rechtsform gebung von Frankfurt. Diese produzieren toph Graul und Silas Müller freuen sich sehr, ist für uns das partizipatorische Unterneh- und liefern Fleisch und unterschiedliche Ge- dass ihre unternehmerische Idee so gut ein- mertum am besten aufgehoben. Da jedes müse- und Obstsorten. Das Besondere: Da geschlagen hat und sie andere davon über- Mitglied – unabhängig von seinen Anteilen – zwischen Erzeuger und Verbraucher der Zwi- zeugen konnten. Die beiden jungen Män- auch nur eine Stimme hat, können die demo- schenhändler wegfällt, wird der Preis nicht ner kommen aus dem landwirtschaftlichen kratischen Strukturen auch nicht gefährdet vom Wettbewerbsdruck am Markt bestimmt: Bereich: Der Winzersohn Graul hat Produk- oder ausgehebelt werden.“ Die einzige Be- Müller: „Wir wollen faire Preise zahlen und tionsgartenbau studiert. Müller ist Zierpflan- dingung, die die Genossenschaft stellt: Alle fragen die Landwirte, welche Preise sie für zengärtner und hat zusätzlich ein Studium Kunden müssen Mitglieder sein und deshalb ihre Arbeit und ihre Produkte brauchen.“ in ökologischer Landwirtschaft abgeschlos- einen Genossenschaftsanteil von 200 Euro Die landwirtschaftlichen Produkte kom- sen. Graul erklärt: „Wir haben viel über Wert- erwerben. Und welche Menschen tragen die men ohne lange Transportwege direkt vom schöpfungsketten in der Landwirtschaft Genossenschaft? Müller: „Unsere Mitglied- Feld auf den Tisch. Jedes Mitglied erhält so- nachgedacht und kamen zum Schluss: Der schaft ist bunt gemischt: Hier findet sich der genannte Ernteanteile in Kisten, voll mit Ho- Verbraucher kennt den Landwirt, der für ihn Single genauso wie die Familie und der Alt- nig, Obst, Gemüse, Eiern und Säften. Die Zu- Lebensmittel erzeugt, gar nicht und umge- 68er wie der typische Frankfurter Performer. sammensetzung der Biokisten kann je nach kehrt. Der Städter und die Städterin wissen Der Markt in und um Frankfurt ist riesig.“ Saison und Witterung variieren. Diese kön- 24 | GENIAL | 1-2020
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