INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Seite wird erstellt Jan Schenk
 
WEITER LESEN
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
INFO                       01/2014

                           SCHWERPUNKT
Erfahrungen einbringen –   Ehemalige
                           Stipendiat_innen
Netzwerk erleben           der FES               3

                           VORDENKEN
                           Europäische Werte
                           bedroht               17

                           MITWIRKEN
                           Arbeiten im
                           digitalen Zeitalter   21

                           TEILHABEN
                           Neues Asylsystem
                           auf dem Prüfstand     33

                           VERNETZEN
                           Die europäische
                           Jugendwahlarena       39

                           UMFRAGE
                           Leser_innenumfrage
                           zum FES-Info       51
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
2     DEZEMBER 2013 – JANUAR – FEBRUAR – MÄRZ 2014

             Inhalt
                      FES-INFO 1/2014                                                                     TEXT­BEI­TRÄ­GE
                                                                                                          IN DIE­SER AUS­GA­BE
                                                                                                          Merin Abbas, Lukas Bauer, Uta Dirksen,
                                                                                                          Daniel Drewski, Sina Dürrenfeldt, Matthias
                                                                                                          Eisel, Stefanie Elies, Sabine Fandrych, Moritz
                                                                                                          Fessler, Alina Fuchs,
                      SCHWERPUNKT                                                                         Pit Gey, Martin Gräfe, Erik Häußler,
                                                                                                          Stephanie Hepper, Sarah Hees, Marcel
                      Denken, Lenken, Gestalten –                                                         Humuza, Vinzenz Huzel, Ilva Ifland, Matthias
                      Ehemalige Stipendiat_innen der FES.................................. 3              Jobelius, Friederike Kamm, Philipp Kauppert,
                      Vielfalt bereichert – Breites                                                       Niklas König, Alberto Koschützke, Bettina
                      Berufsspektrum ehemaliger Stipendiat_innen.................... 4                    Kuhlmann, Hajo Lanz, Mareike Le Pelley,
                                                                                                          Margarita Litvin, Johanna Lutz, Katrin
                      Erfahrung vernetzen –                                                               Matuschek, Marc Meinardus, Stephan
                      Das Mentoring Programm............................................... 13            Meuser, Anja Minnart, Julia Müller, Stefan
                                                                                                          Müller, Lukas Plewnia, Lena Reker, Tobias
                      Interview mit Dr. Ralf Stegner.......................................... 15
                                                                                                          Rudolph, Hilmar Ruminski, Patrick Rüther,
                                                                                                          Severin Schmidt, Marcus Schneider, Bastian
         Vordenken    GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT /                                                     Sendhardt, Markus Schreyer, Franziska
                      SOZIALE DEMOKRATIE                                                                  Schröter, Juliane Schulte, Günther Schultze,
                      Notwendiger Neustart –                                                              Erwin Schweisshelm, Basia Szelewa, Stephan
                                                                                                          Thalhofer, Adam Traczyk, Markus Trömmer,
                      Europäische Werte bedroht............................................. 17
                                                                                                          Petra Wilke, Walter Wimmer
                      Ein breiterer Wohlstandsbegriff –
                      Argumente für eine neue Wirtschaftspolitik.................... 19
                      Das Gute Leben, aber wie? –
                      Alternativen zum Wachstumsmodell............................... 19
                      „Höllenritt Wahlkampf“ –
                      Ein Insider-Bericht........................................................... 20

         Mitwirken    WIRTSCHAFT, ARBEIT, SOZIALES                                                        IMPRESSUM
                      Altes und neues Denken verbinden –                                                  He­raus­ge­ber:
                      Arbeiten im digitalen Zeitalter......................................... 21         Fried­rich-Ebert-Stif­tung
                      Nicht nur rosig – Zur Zukunft                                                       Kom­mu­ni­ka­ti­on und Grund­satz­fra­gen
                                                                                                          Go­des­ber­ger Al­lee 149
                      der Automobilindustrie in Deutschland .......................... 22
                                                                                                          D-53175 Bonn
                      Akuter Handlungsbedarf – Perspektiven                                               Te­le­fon: 0228_883–0
                      für ein Forschungs- und Aktionsprogramm..................... 26                     In­ter­net: www.fes.de
                                                                                                          E-Mail: pres­se@fes.de
                      Erfolgreicher Imagewandel –
                      Wachstumsdebatte in Afrika........................................... 29            Re­dak­ti­on: Pe­ter Do­nais­ki,
                                                                                                          Pres­se­stel­le Ber­lin
         Teilhaben    INTEGRATION, BILDUNG, KULTUR                                                        Hi­ro­shi­ma­stra­ße 17, D-10785 Ber­lin
                      Gleicher Abschluss – gleiche Chancen?! –                                            Te­le­fon: 030_269 35–7038
                                                                                                          Te­le­fax: 030_269 35–9244
                      Girls- und Boys-Day in der FES Bonn................................ 31
                                                                                                          E-Mail: pe­ter.do­nais­ki@fes.de
                      Nach Lampedusa –
                      Neues europäisches Asylsystem auf dem Prüfstand......... 33                         Satz, Lay­out, Titelgestaltung
                                                                                                          und Herstellung:
                      „Jede Generation muss sich der Geschichte aufs
                                                                                                          Pub­lix, Harald Eschen­bach, Ber­lin
                      Neue stellen“ – Thema Holocaust in der Bildung............. 35                      Druck: Saarländische Druckerei &
                      Erzählte Geschichte –                                                               Verlag GmbH, Saarwellingen
                      Gewerkschaftliche Zeitzeugen im Interview..................... 38                   Foto auf der Titelseite / Seite 3
                                                                                                          ©styleuneed - Fotolia.com
         Vernetzen    EUROPA UND DIE WELT
                                                                                                          Prin­ted in Ger­ma­ny, Mai 2014
                      Konstruktionsfehler aufarbeiten –                                                   Ge­druckt auf 90 g matt ge­stri­chen
                      Zur Zukunft der Europäischen Union............................... 41                ISSN 0942-1351
                      So etwas gab es noch nie –
                      Netzwerk analysiert Perspektiven Afghanistans............... 45
                      Sklavereiähnliche Verhältnisse – Arbeitsbedingungen                                 UMFRAGE
                      von Hausangestellten in Lateinamerika............................ 46                Sagen Sie uns Ihre Meinung zum
                      Freibrief für Hetze und Gewalt – Wie mit                                            FES-Info.
                      Homophobie in Afrika Politik gemacht wird.................... 49                    Auf Seite 51 finden Sie einen Frage-
                                                                                                          bogen, oder nehmen Sie online teil:

      Publikationen   NEUE PUBLIKATIONEN DER FES....................................... 50                http://www.fes.de/lnk/fesinfo

FES   I N F O         1 / 2 0 1 4
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
SCHWERPUNKT       3

         ERFAHRUNGEN EINBRINGEN –
                NETZWERK ERLEBEN
     Langzeitwirkungen der Begabtenförderung

DENKEN, LENKEN, GESTALTEN                                                                                      Einleitung zum
                                                                                                               Schwerpunktthema
E H E M A L I G E S T I P E N D I AT _ I N N E N D E R F E S

Was haben Außenminister Frank-Walter Stein-             Sie alle sind ehemalige Stipendiat_innen der FES
meier, Moderatorin Anne Will, Juso-Bundesvor-           und damit Teil eines wissenschaftlichen und po-
sitzende Johanna Ückermann und der Chef des             litischen Netzwerks.
Bundespräsidialamtes David Gill gemeinsam?              Vor diesem Hintergrund und dem Ziel, dass die
                                                        ehemaligen Stipendiat_innen der Friedrich-
 E VA L U AT I O N                                      Ebert-Stiftung später in den vielfältigsten gesell-
 Im Jahr 2013 hat die Friedrich-Ebert-Stiftung          schaftlichen Bereichen als Entscheider_innen,
 eine Evaluation der Langzeitwirkung ihrer Be-          Gestalter_innen, Denker_innen und Lenker_in-
 gabtenförderung durchgeführt. Kernanliegen             nen agieren und sich engagieren, fördert die
 war die Analyse möglicher Wirkungen der                FES-Studienförderung jährlich rund 2.600 Stu-
 Förderung in Bezug auf die beruflichen Chan-           dierende und Promovierende aus Mitteln des
 cen, das gesellschaftliche Engagement und              Bundesministeriums für Bildung und Forschung
 die Übernahme gesellschaftlicher Verantwor-            (BMBF) und des Auswärtigen Amtes.
 tung sowie den Verbleib und die Einbindung
 der ehemaligen Stipendiat_innen in das Netz-           Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat es stets verstan-
 werk der Sozialen Demokratie.                          den, eingedenk ihrer großen Tradition in ihrer
 Für die Online-Befragung wurden 10.944 Per-            gesellschaftspolitischen Aufgabenstellung Konti-
 sonen kontaktiert, von denen 3.662 an der              nuität und Perspektive zu verbinden. Die Konti-
 damit repräsentativen Befragung teilgenom-             nuität beruht dabei auf den grundlegenden Auf-
 men haben. Die Rückmeldungen geben Aus-                gaben als Stiftung der Sozialen Demokratie, die
 kunft über den beruflichen Werdegang der               den Grundwerten der Gerechtigkeit, Freiheit und
 Ehemaligen und damit den Erfolg der Unter-             Solidarität verpflichtet ist. Ebenso war und ist die
 stützungs- und Förderangebote durch die FES            Stiftung stets darum bemüht, den Gründungs-
 sowie das langfristige gesellschaftliche Enga-         auftrag Friedrich Eberts umzusetzen und weiter-
 gement. Ein „Ehemaligenmonitoring“ soll in             zudenken. Dieser Auftrag, der sich darauf bezieht,
 regelmäßigen Abständen fortgesetzt werden.             „jungen, befähigten Proletariern Beihilfen für ei-

                                                                                              1 / 2 0 1 4          I N F O   FES
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
4     SCHWERPUNKT

                nen Studiengang […] zu geben“, wurde nicht nur                              (ehemalige_r) Stipendiat_in sowie der Verbleib
                nach dem Neuaufbau der FES nach dem Zweiten                                 und das Engagement im Netzwerk der Sozialen
                Weltkrieg aufrechterhalten, sondern lenkt auch                              Demokratie gehören zu den Zielen der Friedrich-
                gegenwärtig die Arbeit: Denn auch heute bleibt                              Ebert-Stiftung im Rahmen ihrer Begabtenförde-
                die intensive Förderung des akademischen Nach-                              rung.
                wuchses ein zentrales Anliegen der Stiftung.                                Über 20.000 Stipendiat_innen haben die Förde-
                Dementsprechend werden begabte, vielverspre-                                rung bereits durchlaufen und sind heute in allen
                chende junge Menschen ausgewählt und geför-                                 Bereichen von Politik, Staat, Wirtschaft, Medien
                dert, die Wissenschaft und Politik von morgen                               sowie Wissenschaft und Forschung tätig. Viele
                gestalten wollen und die Soziale Demokratie als                             von ihnen haben eine Führungsposition in den
                Grundwerte- und Handlungskonzepte weiter-                                   verschiedensten Berufsfeldern inne.
                denken. In ihrer Rolle als Multiplikator_innen                              Für die FES ist ein intensiver und konstruktiver
                tragen sie die Werte Freiheit, Gerechtigkeit und                            Austausch in und mit dem Kreis der Ehemaligen
                Solidarität auch über die Förderung hinein in die                           von entscheidender Bedeutung und mit dem
                Gesellschaft.                                                               Wunsch verbunden, über die Förderung hinaus
                Diese Fortführung des gesellschaftspolitischen                              eine enge Verbundenheit und Zusammenarbeit
                Engagements, die Ausbildung einer Identität als                             aufrechtzuerhalten.

                VIELFALT BEREICHERT
                B R E I T E S B E R U F S S P E K T R U M E H E M A L I G E R S T I P E N D I AT _ I N N E N
                Die Friedrich-Ebert-Stiftung steht heute mit über                           einbringen, Publikationen mitgestalten oder an
                13.000 ehemaligen Stipendiat_innen in Kontakt                               Fachkonferenzen teilnehmen. Der fachliche und
                und knapp 10.000 informieren kontinuierlich                                 berufliche Schwerpunkt der im Netzwerk enga-
                über ihre Berufstätigkeit und Position. Der Groß-                           gierten Ehemaligen trägt maßgeblich zur Ausge-
                teil der Ehemaligen ist im Bereich Wissenschaft                             staltung und Qualität der behandelten Inhalte
                und Forschung tätig, gefolgt von dem Bereich                                bei.
                der Wirtschaft. Andere wirken an prominenter                                Personen aus den Bereichen Hochschule, Wis-
                Stelle in Politik, Justiz, öffentlicher Verwaltung,                         senschaft und Forschung sind überdurchschnitt-
                in den Medien sowie in Bildung, Gesundheit                                  lich häufig aktiv. Als Vertrauensdozent_innen
                und Soziales mit. Die fachlichen und beruflichen                            bringen sie ihre fachwissenschaftliche Expertise
                Qualifikationen der Ehemaligen prägen und un-                               bei der Begutachtung neuer Stipendiat_innen
                terstützen die Bemühungen der Stiftung, ihrem                               ein.
                gesamtgesellschaftlichen Auftrag nachzukom-                                 Daneben zielt die Zusammenarbeit mit den Ver-
                men.                                                                        trauensdozent_innen nicht nur auf die Auswahl
                Viele Ehemalige lassen ihr spezielles Wissen zu-                            und Betreuung des Nachwuchses ab, sondern
                rückfließen, indem sie sich in Expertgespräche                              auch auf den wissenschaftlichen Austausch mit
                                                                                            dem FES-Umfeld.
                    Beschäftigungsstruktur                                                  Ehemalige aus dem Bereich der Wirtschaft stel-
                    ehemaliger Stipendiat_innen
                                                                                            len als Mitglieder im Managerkreis der FES und
                                                                                            als Mitdiskutant_innen auf Podien und Konfe-
                       Kun                              Wissenschaft                        renzen ihre Erfahrungen und Sichtweisen zur
                          st/K                             25%
                              ultu
                                      r 3%                                                  Diskussion und bereichern die FES als Dialog-
                                                                          Wirtschaft
                                                                            19%             plattform.
                        Rechtswesen
                            8%                                                              Zusätzlich wurde zusammen mit dem Mana-
                                                     les                                    gerkreis NRW ein Angebot geschaffen, das in-
                                                 ozia                  Politik/Verwaltung
                                            it/S                               16%          teressierten Stipendiat_innen wirtschaftsnahe
                                         he
                                       nd 9%
                                                        on

                                   s u                                                      Berufsfelder näherbringen soll. Seit 2011 stehen
                                                 un n/
                                                8% ikati

                                 Ge
                                               mm ie
                                             Ko Med

                                                               Bildung                      Mitglieder des Managerkreises NRW für die Ver-
                                                                12%
                                                                                            mittlung eines Coaching oder eines Praktikums-
                                                                                            platzes bereit.

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
SCHWERPUNKT    5

ANKNÜPFUNGSPUNKTE
E I N TA G A U S D E M L E B E N E I N E R E H E M A L I G E N

Anna Hoff ist Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung und in der Stabsstelle Kom-
munikation tätig. Die studierte Politologin war bereits während ihres Studiums als freie Journalistin
unter anderem bei der Westfälischen Rundschau, der dpa Frankfurt und der GTZ in Äthiopien tätig.
Heute kommuniziert die 31-Jährige mit Journalist_innen und beantwortet Fragen zu Demokratie
und Zivilgesellschaft. Während ihres Studiums war Anna Hoff zwei Jahre als Chefredakteurin des
stipendiatischen Magazins „forum“ tätig. Neben ihrem Engagement bei Arbeiterkind.de engagiert
sich die ehemalige Stipendiatin vor allem für die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen und Mädchen
und sitzt zudem im Beirat ehemaliger Stipendiat_innen der FES.

            Der Wecker steht auf 6.10 Uhr. Um diese Uhrzeit ist jede Minute heilig. Aber seitdem
            Karla da ist, brauchen wir eigentlich keinen Wecker mehr.
            Ich bin Anna Hoff. 31 Jahre alt. Seit viereinhalb Jahren ehemalige Stipendiatin der Fried-
            rich-Ebert-Stiftung. Seit drei Jahren in der Stabsstelle Kommunikation der Bundeszen-
            trale für politische Bildung/bpb tätig und seit sechzehn Monaten Mama von Karla.

            Inzwischen ist es 6.30 Uhr. Ich packe Wechselbodys, Windeln, Feuchttücher und
            Schnuller in einen Stoffbeutel. „Hast du schon die 3,50 Euro Imbissgeld für März in der
            Kita bezahlt?“ „Mach ich heute Nachmittag! Ach nein, du bist dran mit Abholen, ich
            bin heute Abend in Düsseldorf – FES!“ „Ach ja. Alles klar! Viel Erfolg.“

            Ich komme gegen 8.00 Uhr im Büro an und beantworte zuerst ein paar E-Mails: Thomas
            Krüger, der Präsident der bpb, ist angefragt für ein Interview mit der Deutschen Welle
            zum Thema „Wie kann man junge Menschen für Politik begeistern?“. Es folgt der ganz
            normale Pressestellen-Alltags-Wahnsinn: Logo-Abnahmen, Telefonanfragen, Emails,
            Facebook, Intranet. Zwischendurch streite ich mich mit einem Kollegen, warum wir in
            Pressemitteilungen nicht gendern. Das ist ein Hobby von mir und für das „forum“ ha-
            ben wir es damals erfolgreich erstritten. Mittagspause!

            Um kurz nach 12.00 Uhr hole ich mir ein Mozzarella -Tomaten-Baguette und setze mich
            wieder an den Computer. Eine liebe ehemalige forum-Kollegin möchte ein Praktikum
            in Indien machen, und ich habe versprochen zu helfen. Ich bin im Vorstand bei femnet
            (www.femnet-ev.de), ein Verein, der sich für die Rechte von Näherinnen weltweit ein-
            setzt. Wir haben Kooperationspartnerinnen in Bangalore, und das ist in Indien.

            Nach der Mittagspause habe ich eine Nachricht im Posteingang. Ein Teilnehmer der ge-
            planten Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft der Arbeit“ hat abgesagt. Die Veran-
            staltung ist in Kürze, und ich möchte unbedingt eine/-n Nachwuchswissenschaftler/-in
            dabei haben. Ich versuche mein Glück in der Abteilung Studienförderung der FES und
            frage nach thematisch passenden Promotionen. Die gibt es. Ich verschicke meine An-
            frage.

            Um 15.00 Uhr renne ich zum Zug. Normalerweise hole ich um diese Uhrzeit Karla aus
            der Kita ab. Heute fahre ich nach Düsseldorf. Die FES-Studienförderung hat ein Ehema-
            ligentreffen mit der Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes
            Nordrhein-Westfalen, Svenja Schulze, organisiert. Ich moderiere das Gespräch.

            Ich packe noch meinen Koffer. Morgen geht es nach der Arbeit nach Berlin – zur Sitzung
            des ehemaligen-Beirats der FES. Aber nur bis Samstagnachmittag. Sonntag schlafen wir
            aus und stellen keinen Wecker. Hoffentlich denkt Karla daran, dass Wochenende ist.

                                                                                         1 / 2 0 1 4      I N F O   FES
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
6     SCHWERPUNKT

                ANSPRUCH AUF TEILHABE
                D I E E R N E U E R U N G D E R S O Z I A L E N D E M O K R AT I E M I T G E S TA LT E N

                Politische Zukunftskonzepte und praktische Lö-       tischen, gewerkschaftlichen und bürgerschaft-
                sungsansätze auf der Basis der Grundwerte der        lichen Ehrenamt motivieren.
                Sozialen Demokratie zu entwickeln und in Poli-       Auch Ehemalige, die zum Beispiel als Seminar-
                tik und Gesellschaft hinein zu vermitteln, sind      leiter_innen die Seminare der Akademie für
                                                                                      Soziale Demokratie mit ihrer
                                                                                      hohen fachlichen Kompetenz
                                                                                      zusätzlich unterstützen, tragen
                                                                                      ihren Teil dazu bei. Dass der An-
                                                                                      spruch auf politische Teilhabe
                                                                                      auch konkrete Konsequenzen
                                                                                      nach sich zieht, zeigen auch die
                                                                                      Bundes- und Landtagswahlen
                                                                                      des vergangenen Jahres.
                                                                                      Unter den (neuen) Abgeordne-
                die Kernthemen der Friedrich-Ebert-Stiftung.         ten sind zahlreiche Ehemalige: 23 im Bundestag,
                Sie will den Dialog zwischen Politik und Öffent-     zwei im niedersächsischen, drei im hessischen
                lichkeit fördern und zum Engagement im poli-         und vier im bayerischen Landtag. Darüber hi-
                                                                     naus sind sechs von insgesamt 13 Mitgliedern
                    ENGAGEMENTBEREICHE                               des neu gewählten Bundesvorstandes der Jusos
                    Im Vergleich der Engagementbereiche unserer      ehemalige oder aktuelle Stipendiat_innen.
                    Ehemaligen mit den Ergebnissen des Freiwil-
                    ligensurveys zeigt sich, dass die Ehemaligen       „Die Stiftung hat […] mir ein Gefühl der poli-
                    besonders häufig in den Bereichen politische      tischen Zugehörigkeit ermöglicht.“
                    Interessenvertretung, lokales Bürgerengage-       Antje Tschira, Jahrgang 1968,
                    ment sowie Jugendarbeit und Erwachsenen-          selbständige Organisationsberaterin
                    bildung aktiv sind.

                VERNETZUNG IM MEDIENSEKTOR
                Das zentrale Anliegen der medienpolitischen Aktivitäten der FES ist es, zur Weiterentwicklung des
                Mediensystems im Sinne einer demokratischen Öffentlichkeit beizutragen sowie Journalist_innen
                für ihre Aufgabe zu qualifizieren. Die Vernetzung und der Austausch von ehemaligen Stipendiat_in-
                nen erscheinen daher gerade im Bereich der Medien und des Journalismus von besonderer Bedeu-
                tung für die FES. Das Netzwerk der Ehemaligen,
                                                                    BERUFSORIENTIERUNG
                die untereinander und mit dem Nachwuchs
                                                                    Ehemalige, die in den Bereichen Politik und
                in Kontakt stehen, bildet hierbei den Schwer-
                                                                    Medien sowie Kommunikation tätig sind,
                punkt. Über 700 Ehemalige aus dem Berufsfeld
                                                                    bewerten die berufsorientierenden Angebote
                Medien sind uns bis heute verbunden. Viele
                                                                    als besonders positiv. Ebenso wird die journa-
                von ihnen leisten einen Beitrag zur Arbeit der
                                                                    listische Nachwuchsförderung speziell von
                Stiftung, indem sie als Ansprechpartner_innen
                                                                    diesen Personengruppen als nützlich für den
                für die FES zur Verfügung stehen oder ihre Sach-
                                                                    beruflichen Werdegang angesehen.
                kompetenz und Erfahrungen einfließen lassen,
                zum Beispiel als Trainer_innen bei der JournalistenAkademie oder als Moderator_innen von FES-
                Veranstaltungen. Im Bereich Medien und Journalismus organisieren wir für und mit unseren Ehe-
                maligen jährliche Veranstaltungen und Treffen, die einen kompetenten fachlichen Austausch über
                journalistische Themengebiete ermöglichen. Prominente Ehemalige, wie beispielsweise ARD-Aktu-
                ell Chefredakteur Kai Gniffke oder Yvette Gerner vom ZDF, bereichern diese Treffen und gewähren
                einen Einblick in ihre Erfahrungen.

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
SCHWERPUNKT      7

AUSGLEICH VON BENACHTEILIGUNGEN
KONTINUITÄT DES FÖRDERGEDANKENS

Getragen durch den Grundgedanken der Chan-               aus Akademikerfamilien. Ehemalige Erstakade-
cengerechtigkeit und Vielfalt, werden gezielt            miker_innen betonen vor allem die wertebasier-
Erstakademiker_innen und junge Menschen mit              te persönliche und individuelle Komponente der
Migrationshintergrund unterstützt. Deshalb               Förderung. Gemeint ist insbesondere die kom-
wurde in den letzten Jahren in vielfacher Hin-           pensierende Wirkung für fehlende Unterstüt-
sicht darauf hingewirkt, diesen Gruppen einen            zung aus dem Elternhaus.
leichteren Zugang zu den Fördermöglichkeiten             Das Ziel, besondere Gruppen wie Erstakade-
zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle spielt die           miker_innen und Studierende mit Migrations-
Möglichkeit, bereits ab dem ersten Semester ein          hintergrund zu fördern, wurde in allen BMBF-
Stipendium zu erhalten. Nur so wurde in vielen           finanzierten Förderprogrammen umgesetzt. So
Fällen eine Studienaufnahme überhaupt erst               lag der Anteil der aus BMBF-Mitteln geförderten
möglich. Hoher Stellenwert kommt in diesem               Migrant_innen im Jahr 2011 bei 24 %. Von den
Zusammenhang der persönlichen Ansprache                  2013 neu aufgenommenen Stipendiat_innen
zum Beispiel durch Vertrauensdozent_innen                waren 45 % Erstakademiker_innen.
und ehemalige Stipendiat_innen im Lehrberuf
zu. Diese Gruppen können Informationen an
                                                          STUDIENABSCHLÜSSE
ihre Studierenden beziehungsweise Schüler_in-
                                                          Beim Vergleich der Studienabschlussnote
nen weitergeben und auf diverse kleine Pro-
                                                          nach der sozialen Herkunft der Geförderten
gramme und Angebote hinweisen.
                                                          lassen sich keine signifikanten Unterschiede
Die Evaluation hat belegt, dass vor allem die Per-
                                                          erkennen. Die durchschnittliche Abschluss-
sonengruppe der Erstakademiker_innen den Ein-
                                                          note der Ehemaligen aus Akademikerfamilien
fluss der Förderung auf ihren Studienabschluss
                                                          beträgt 1,4 und die der Erstakademiker_innen
und ihre gesellschaftliche und berufliche Stel-
                                                          liegt bei 1,5.
lung signifikant höher einschätzt als Ehemalige

„CHANCENGLEICHHEIT IM BILDUNGSSYSTEM IST EIN                                                                     Portrait
ZENTRALES ANLIEGEN FÜR MICH“

                                   Antonia Kühn ist      Ehrenamt eine wichtige Rolle für sie. Gleichberech-
                                   ehemalige Stipen-     tigung, Bildungsgleichheit und Chancengleichheit
                                   diatin der FES und    sind zentrale Anliegen für die 38-Jährige:
                                   Leiterin der Abtei-
                                   lung „Hochschu-       „Chancengleichheit im Bildungssystem ist ein
                                   len, Wissenschaft     zentrales Anliegen für mich. Noch immer sind
                                   und Forschung“        die Hürden für Menschen aus bildungsfernen
                                   im DGB Bezirk         Familien zu hoch. Es ist ein großer Schritt, trotz-
                                   NRW. Nach dem         dem an eine Hochschule zu gehen, das kann ich
                                   Studium der Poli-     aus eigener Erfahrung sagen. Ich komme aus ei-
                                   tikwissenschaften,    ner klassischen Arbeiterfamilie, mein Vater war
Kunstgeschichte und Verfassungs-, Sozial- und            Hafenarbeiter, meine Mutter Büroangestellte.
Wirtschaftsgeschichte war sie von 2002 bis 2006          Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, dass Stipen-
als Jungendbildungsreferentin in der DGB Region          dien nicht nur nach Leistung vergeben werden.
Düsseldorf / Mittlerer Niederrhein tätig, bevor sie im   Wir brauchen eine bewusste Vergabe von Stipen-
Anschluss bis zum Jahr 2011 die Abteilungsleitung        dien nach sozialen Kriterien und Engagement,
Jugend im DGB NRW übernahm. Während ihres                so wie es die FES und auch die Hans-Böckler-
Studiums engagierte sich Antonia Kühn bei den            Stiftung bereits handhaben. Es sollten vor allem
Jusos und bei der DGB Jugend. Und auch heute spielt      Menschen gefördert werden, die nicht aus Aka-
die Schnittstelle von Politik, Gewerkschaften und        demiker-Haushalten stammen und daher ein

                                                                                                1 / 2 0 1 4           I N F O   FES
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
8     SCHWERPUNKT

                Studium ohne Stipendium nicht bewerkstelligen         haben und ihnen mit Rat und Tat zur Seite ste-
                könnten.                                              hen. Für die FES bin ich als Mentorin unterwegs.
                Außerdem halte ich es für unerlässlich, dass jun-     Es ist toll, dass man im persönlichen Gespräch
                ge Erwachsene die Möglichkeit bekommen, vom           jungen Menschen weiterhelfen kann. Ich denke,
                Erfahrungsschatz der Älteren zu profitieren. Auf      es hilft ihnen, dass sie eine Gesprächspartnerin
                ihrem Weg durch das Bildungssystem brauchen           haben, die sich selbst durch das Bildungssystem
                Jugendliche Vorbilder und Menschen, mit de-           „gekämpft“ hat und die aus eigener Erfahrung
                nen sie sich austauschen können – Menschen,           die Schwierigkeiten kennt. Daneben bin ich Mit-
                die bereits ähnliche Erfahrungen gesammelt            glied bei FES-Ehemalige.“

                      „Meine Promotion beziehungsweise der               Für mich hat sie eine große Rolle gespielt, da
                    Abschluss meiner Promotion war ganz sicher         meine Eltern wenig Geld hatten. Ich war auch
                    abhängig von der Förderung. Denn ich hatte         die Erste in der Familie, die Abitur gemacht
                    kurz zuvor geheiratet und ohne eine solche         hat. Insofern war die finanzielle Unterstützung
                    Förderung hätte ich mir als Vertreter des zwei-    sehr wertvoll für mich, aber auch die Unter-
                    ten Bildungsweges den „subjektiven Luxus“          stützung in psychologischer beziehungsweise
                    einer Promotion nicht gönnen können. Ich           moralischer Hinsicht, die man zum Beispiel
                    bin der Erste in meiner Familie, der ein Studi-    durch den Kontakt zu anderen Stipendiat(inn)
                    um absolviert hat. Mein Studium wäre ohne          en und in Seminaren erhalten hat, hat eine
                    die BAföG-Förderung nicht möglich gewesen,         große Rolle gespielt. […] Daneben hat die För-
                    ohne eine Förderung wäre ich sicherlich wei-       derung sozusagen die Motivation kompen-
                    ter in meinem Beruf als kaufmännischer An-         siert, die aus familiären Kreisen nicht da sein
                    gestellter tätig geblieben. Genauso wäre meine     konnte. Meine Eltern kannten die Universität
                    Promotion ohne die finanzielle Förderung der       ja nur von außen. Und da ist es toll, wenn eine
                    FES nicht möglich gewesen.“                        Stiftung diese Motivation vermitteln kann.
                    Ehemaliger Stipendiat der Grund- und Graduier-     Ehemalige Stipendiatin; Jahrgang 1969;
                    tenförderung; Jahrgang 1950, Erstakademiker        Erstakademikerin

                EIN GEFÜHL DER VERBUNDENHEIT
                                              Christine Kamp-         weniger zufällig auf ehemalige Stipendiaten und
                                              mann, ehemalige         Stipendiatinnen. Dass wir zu einem früheren
                                              Stipendiatin der Gra-   Zeitpunkt Stipendiaten der FES waren, gibt mir
                                              duiertenförderung,      ein Gefühl der Verbundenheit. Man spürt eine
                                              SPD-Bundestagsab-       gewisse gemeinsame Vergangenheit und vertritt
                                              geordnete. Neben der    die gleichen Werte.“
                                              Arbeitsmarktpolitik
                                              beschäftigt sie sich
                                                                       K O N TA K T Z U R F E S
                                              insbesondere mit
                                                                       96,5 % der Ehemaligen haben angegeben,
                                              Entwicklungszusam-
                                                                       Kontakt zur FES beziehungsweise zum Netz-
                menarbeit, Europa- und Integrationspolitik.
                                                                       werk zu pflegen. Immerhin ein Viertel bringt
                                                                       sich aktiv in das Netzwerk ein. Der Anteil der
                „Ehemalige Stipendiaten und Stipendiatinnen
                                                                       aktiven Männer liegt mit 28 % deutlich über
                treffen sich immer wieder: Heute sind sie MdB
                                                                       dem der engagierten Frauen (21 %).
                der SPD-Fraktion oder andere Funktionsträger
                                                                       Mit 39 % engagieren sich insbesondere Per-
                der Partei, andere arbeiten im Bundestag als
                                                                       sonen aus dem Hochschulbereich im Netz-
                wissenschaftliche Mitarbeiter. Auch bei meinen
                                                                       werk der Studienförderung, gefolgt von
                zahlreichen Kontakten mit der Zivilgesellschaft,
                                                                       Personen aus Wissenschaft und Forschung
                den Gewerkschaften, der Wirtschaft und der
                                                                       (34 %) sowie Politik (33 %).
                Wissenschaft treffe ich immer wieder mehr oder

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
SCHWERPUNKT    9

„ONLINE-PETITION IST EIN GUTES TOOL, DAS ALLERDINGS
OFTMALS NICHT AUSREICHEND IST“
Name: Barbara Ward                                   gnen von Avaaz oder Compact unterstützt. Auch
Alter: 35                                            zukünftig möchte die engagierte 35-Jährige sich
Beruf: Online-Redakteurin, Autorin, Dozentin         aktiv als Mentorin bei Arbeiterkind.de einbrin-
                                                     gen. In ihrem beruflichen und gesellschaftlichen
                                                     Handeln liegen ihr vor allem die Werte Toleranz
                                                     und Solidarität am Herzen. Für die Zukunft kann
                                                     sich Barbara vorstellen, als Seminarleiterin die
                                                     Angebote der journalistischen Nachwuchsförde-
                                                     rung zu unterstützen. Das Netzwerk der FES zeigt
                                                     sich auch in Barbaras Freundeskreis, denn einige
                                                     ihrer engsten Freunde hat sie damals unter den
                                                     Stipendiat_innen kennengelernt.
                                                     Als sogenanntes Arbeiterkind hat die Förderung
                                                     durch die FES ihr insbesondere dabei geholfen,
Barbara Ward ist studierte Medienwissenschaft-       sich in der Akademikerwelt nicht völlig fehl am
lerin und Journalistin. Sie beschreibt sich selbst   Platz zu fühlen. Das Stipendiat_innenprogramm
als Nachrichten-Junkie und interessiert sich         hat sie als einen geschützten Raum empfunden,
insbesondere für gesellschaftliche Themen wie        in dem sie sich immer willkommen gefühlt hat.
Chancengleichheit, Gleichstellung von Frauen         Zudem waren die Angebote der journalistischen
und auf Grund ihres Berufes natürlich besonders      Nachwuchsförderung für ihren Werdegang von
für die Meinungsfreiheit. Diese Interessen spie-     zentraler Bedeutung. Durch den Austausch mit
geln sich auch in ihren Mitgliedschaften und in      anderen Stipendiat_innen hatte Barbara die
ihrem Engagement in verschiedenen Verbänden          Möglichkeit, auf viele interessante Persönlich-
und Institutionen wider. Als Fördermitglied der      keiten fernab von Standardlebensläufen zu sto-
Digital Media Woman hat sie bereits Kampa-           ßen.

„OHNE DIE FES WÄRE ICH HEUTE NICHT DA, WO ICH BIN“
Name: Hongyu Chen
Alter: 28                                            der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Der 28-Jäh-
Beruf: Musiker/Sänger                                rige beschreibt die Förderung durch die FES als
                                                     sehr hilfreich für seinen persönlichen und beruf-
                                                     lichen Werdegang. Während seiner Förderung
                                                     nutze Hongyu Chen das Angebot, an vielen Ver-
                                                     anstaltungen und Seminaren teilzunehmen, und
                                                     konnte während seiner Tätigkeit als HSG-Spre-
                                                     cher viele interessante Erfahrungen sammeln.
                                                     In den nächsten Jahren will der zielstrebige Mu-
                                                     siker zunächst seine Karriere als Sänger vorantrei-
                                                     ben. Konkret wird Hongyu Chen ab Ende März
                                                     als Akademist für die Konzertsaison Sommer 2014
                                                     im MDR Rundfunkchor tätig sein. Zudem hat er
Hongyu Chen wurde 1985 in der Inneren Mon-           ein Engagement für die Titelrolle des Falstaff in
golei (China) geboren und war von 2009 bis 2013      der Verdi-Oper „Falstaff“ an der Frankfurter Oper
Stipendiat der FES. Sein Diplomstudium im Fach       bekommen.
Gesang und Musiktheater konnte er im letzten         Langfristig sieht Hongyu Chen sein Ziel aller-
Jahr erfolgreich abschließen. Sowohl in China        dings darin, die Sozialen Grundsätze und Werte,
als auch in Deutschland hat der Musiker bereits      die er in Deutschland und durch die FES kennen-
mehrere Wettbewerbe gewonnen und ist Preisträ-       lernen durfte, in China an die folgenden Genera-
ger des 23. internationalen Gesangswettbewerbs       tionen weiterzugeben und zu vermitteln.

                                                                                           1 / 2 0 1 4      I N F O   FES
INFO - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
10    SCHWERPUNKT

                „JEDER JECK IS ANDERS“
                Name: Andreas Enneking                               seinem beruflichen und gesellschaftlichen Han-
                Alter: 38                                            deln auf die Vielfältigkeit der Menschen. Das
                Beruf: HR Senior Business Partner Digital&Adjacent   Motto „Jeder Jeck is anders“ beinhaltet für den
                bei der ProSiebenSat.1 Media AG                      Rheinländer viele Wahrheiten für ein gutes und
                                                                     gelingendes Miteinander.
                                                                     Als aktiver Ehemaliger bringt sich Andreas zu-
                                                                     dem in das Netzwerk der Sozialen Demokratie
                                                                     ein, indem er jedes Jahr ein Seminar mit FES-
                                                                     Hochschulabsolvent_innen durchführt, um sie
                                                                     sehr praxisnah auf den „Auswahlwahnsinn“ vor-
                                                                     zubereiten, der vor ihnen liegt.
                                                                     Die Funktion des Netzwerkes sieht er vor allem
                                                                     im Austausch mit interessanten Leuten. Diese
                                                                     können beruflich helfen, bereichern aber vor
                                                                     allem das private Leben. Insbesondere die gesell-
                Der zweifache Familienvater diskutiert leiden-       schaftspolitischen Seminare der FES haben den
                schaftlich gerne über gesellschaftliche Ent-         studierten Psychologen angeregt, ganz anders an
                wicklungsprozesse. Besonderen Wert legt er in        Fragestellungen heranzugehen.

                „MIT MEINEM ENGAGEMENT VERSUCHE ICH, AUF DER
                DIREKTEN MENSCHLICHEN EBENE ZU UNTERSTÜTZEN“
                Name: Prof. Dr. Rachid Ouaissa                       rigen eine existentielle Absicherung dar, die es
                Alter: 42                                            ihm vor allem ermöglichte, sich voll und ganz
                Beruf: Professor für Nah- und Mittelost-Studien an   auf sein Studium zu konzentrieren. Durch die
                der Universität Marburg, Mitglied des Auswahlaus-    Seminare und Diskussionsforen der FES konnte
                schusses der FES, Mitglied des Vergabeausschusses    er seine Vergangenheit und Erfahrungen reflek-
                des Solidaritätsfonds                                tieren. „Die FES ist für mich wie eine Familie, in
                                                                     der man sich gegenseitig hilft und unterstützt
                                                                     und in der eine Förderung auf mehreren Ebenen,
                                                                     insbesondere der menschlichen, stattfindet.“ Be-
                                                                     sonderen Wert legt er darauf, dass auch die sozia-
                                                                     len und politischen Aspekte hervorgehoben und
                                                                     gefördert werden.
                                                                     Auch nach Ende seines Stipendiums nutzt der
                                                                     studierte Politologe das Netzwerk der FES, indem
                                                                     er zahlreiche Kontakte zu den Auslandsbüros
                                                                     insbesondere in Nordafrika pflegt. Neben seiner
                                                                     Mitgliedschaft in der SPD engagiert er sich unter
                Rachid Ouaissa ist in Algerien geboren und stu-      anderem im Verein ausländischer Studierender,
                dierte dort Medizin. 1993 verließ er das vom         der ihm bei seiner Ankunft in Deutschland sehr
                Bürgerkrieg geprägte Land und kam nach Halle/        geholfen hat. Sein Engagement bei der FES sieht
                Saale. Die FES war ihm bereits als „Helferin Al-     er als eine Art moralische Verpflichtung an, da er
                geriens“ durch ihre Unterstützung für Freiheits-     sich jetzt in der Lage sieht, etwas zurückzugeben.
                kämpfer in den 50er Jahren bekannt und wurde         Dem kommt er trotz seiner vielen beruflichen
                ihm durch die Jusos in Halle und Brüssel noch        Verpflichtungen und Projekte gerne nach.
                nähergebracht. Schließlich kam er über Umwege        Seine Mitgliedschaft im Vergabeausschuss des
                als Stipendiat in die Stiftung.                      Solidaritätsfonds ist Rachid Ouaissa sehr wich-
                „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ohne die    tig: „Er verdeutlicht für mich die menschliche
                FES da stehen würde, wo ich heute bin.“ Die ma-      Sicht der FES und stellt auch eine Besonderheit
                terielle Förderung stellte für den heute 42-Jäh-     der FES im Vergleich zu anderen Stiftungen dar.“

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
SCHWERPUNKT                          11

                         DEN BLICK SCHÄRFEN
                         Primäres Ziel der ideellen Förderung ist es, Ver-                                             politischen Fragestellungen. Dabei sollen so-
                         anstaltungen auf hohem Niveau jenseits uni-                                                   wohl (gesellschaftliches) Fachwissen als auch
                         versitärer Curricula anzubieten: Seminare zu                                                  soziale und politische Handlungskompetenzen
                         Schlüsselkompetenzen oder journalistischer                                                    vermittelt werden. Im Vordergrund steht das
                         Nachwuchsförderung, ebenso zu sozialen und                                                    Prinzip der Teilhabe und Mitgestaltung. Durch
                                                                                                                       die stipendiatische Mitgestaltung und die stipen-
                            IDEELLE FÖRDERUNG                                                                          diatische Selbstverwaltung werden der Blick für
                            In Bezug auf das ideelle Förderprogramm                                                    sozial verantwortliche Politik geschärft und das
                            bewerten die Befragten insbesondere die                                                    politische und gesellschaftliche Engagement der
                            Schlüsselqualifikationsseminare (74 %), die                                                Geförderten vertieft.
                            berufsorientierenden Angebote (69 %), das                                                  Dazu dienen mittlerweile 30 stipendiatische Ar-
                            Seminarprogramm       zu   gesellschaftspoli-                                              beitskreise (zum Beispiel AK Soziale Demokratie,
                            tischen Themen (69 %) und das Mentoring-                                                   AK Arbeit und Soziales, AK Entwicklungszusam-
                            Programm (61 %) als besonders positiv.                                                     menarbeit, AK Gender, AK Bildung) sowie die re-
                                                                                                                       gionalen Aktivitäten der Hochschulgruppen.

Beantragung und Leistungen                                    Kontakte                                                                                                            Solidarische Hilfe – Förderbeispie

                           SOLIDARITÄTSFO  ND
                                        In der    S Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung
                                               Abteilung
                                                                                                                                         Solidarisches Handeln
                                                                                                                                                                                  Siphilisiwe Ndlovu wurde 1988 in Harare
                           1971 wurde der Solidaritätsfonds            auf Anregung deut-
                                                stehen Ihnen folgende Ansprechpartnerinnen zur Verfügung:
                                                                                                                                                                                  geboren und begann dort nach dem Abitur
                           scher und internationaler
                                                Bewerbungen: Stipendiat_innen                     sowie
                                                                             Elisabeth Schulze Horn
                                                                                                                                           Förderung in Not geratener             der Betriebswirtschaft. Weil sie aus politisch
                                                                             Tel. (0228) 883-7932                                        ausländischer Studierender und           ihr Heimatland 2008 überstürzt verlassen mu
                           Ehemaliger gegründet. Seitdem dientElisabeth.SchulzeHorn@fes.de
                                                                               er als wichtiges                                       Graduierter aus dem Solidaritätsfonds       gezwungen, ihr Studium abzubrechen.

                           Instrument, in Not und Verfolgung geratene auslän-                                                              der Friedrich-Ebert-Stiftung
                                                                                                                                                                                  Über Umwege gelangte sie schließlich nach
                                                Stipendiat_innenbetreuung: Kathrein Hölscher
                           dische Studierende rasch und unbürokratisch                      zu unter-
                                                                             Tel. (0228) 883-7948
                                                                                                                                                                                  und arbeitete zunächst als Au-Pair im Schwar
                                                                                                                                                                                  dem ihre Gasteltern sich trennten, musste s
                           stützen. Insgesamt konnten im Jahr 2013                   insgesamt 32
                                                                             Kathrein.Hoelscher@fes.de
                                                                                                                                                                                  keit als Aupair vorzeitig beenden. Da sie in
Beantragung                internationale Stipendiat_innen gefördert                  werden.
                                                                             Beate Eckstein                                                                                       bleiben wollte, stellte sie einen Asylantrag
                                                                                               Tel. (0228) 883-7910                                                               zuerst in die Aufnahmestelle in Braunschwe
Anträge auf die Gewährung von Unterstützungsleistun-
                                                                                               Beate.Eckstein@fes.de                                                              ßend wurde sie dem Flüchtlingsheim in Hi
gen können formlos gestellt werden. Interessent_innen
                          Spenden für den Soildaritätsfonds
können sich selber bewerben oder vorgeschlagen werden.
                                                           Finanzen:
                                                                                 unter       dem Stichwort:
                                                                                         Bettina Pohl
                                                                                                                                                                                  gewiesen, wo sie sich von Beginn an ehr
                                                                                                                                                                                  interkulturellen Jugendtreff engagierte, die B
Gewünscht, aber nicht verpflichtend, ist das Ausfüllen
                          „Solidaritätsfonds
des Online-Fragebogens, der Grundlage für die Bewer-
                                                        der   Studienförderung                  der883-8510
                                                                                         Tel. (0228)  Friedrich-                                                                  Kindern einer afrikanischen Flüchtlingsfamil
                                                                                         Bettina.Pohl@fes.de                                                                      sowie Deutschkurse für Flüchtlinge initiierte.
                          Ebert-Stiftung“:
bung zum regulären Stipendium  darstellt.

                                                                                                                                                                                  Der Asylantrag wurde 2011 trotz gerichtliche
                          IBAN DE92 3801 0111 1010 6062 08 BIC: ESSEDE5F380,
www.fes.de/studienfoerderung/bewerbung
                                                                                                                                                                                  abgelehnt. Sie reiste zunächst freiwillig aus
Zudem sollten nachprüfbare Unterlagen eingereicht wer-     Spenden für den Soildaritätsfonds unter dem Stichwort: „Solida-
                          SEB Bank Bonn.
den. Hierzu gehören ein Lebenslauf, Motivationsschrei-     ritätsfonds der Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung“                                                         Studienbeginn wieder nach Deutschland ein.
                                                                                                                                                                                  sie dann endlich ihr Studium der Sozialarbeit
                          Die
ben, Hochschulzeugnisse oder     Spenden
                             Notennachweise       sind steuerlich
                                            und wenn                    absetzbar.
                                                           werden gerne unter der IBAN: DE92 3801 0111 1010 6062 08
                                                                                                                                                                                  beginnen.
möglich ein Empfehlungsschreiben einer/s Hochschul-           und dem BIC: ESSEDE5F380 bei der SEB AG Bonn entgegen-

dozent_in. Durch die Unterlagen sollte ersichtlich werden,    genommen. Die Spenden für den Solidaritätsfonds der Friedrich-
                                                                                                                                                                                  Ihr Engagement im Flüchtlingsheim setze
warum sich die/der Antragsteller_in für den Solidaritäts-     Ebert-Stiftung sind steuerlich absetzbar.                                     Jahresbericht 2013
                                                                                                                                                                                  Geburt ihres Sohnes 2012 weiter fort un
fonds und nicht für ein reguläres Stipendium bewirbt.                                                                                                                             2013 auch das Amt der Hochschulgruppen-
                                                              Friedrich-Ebert-Stiftung

                         ENGAGEMENT HAT VIELE GESICHTER
Über die Anträge entscheidet endgültig ein unabhängiger                                                                                                                           Hildesheim. Desweiteren engagiert sie sich in
                                                              Abt. Studienförderung
Vergabeausschuss.                                                                                                                                                                 kreisen Familie und Internet.
                                                              Godesberger Allee 149
                                                              53175 Bonn
Leistungen
                         D E R E N G A G E M E N T P R E I S D E S V E R E I N S F E S - E H E M A L I G E E . V.
Leistungen werden in der Regel als monatliche Stipendien
                        Inzwischen wurde bereits zum siebten Mal der
gewährt. In besonders begründeten Fällen und Notlagen                                                                  den. Beispielhaft dafür ist die Initiative Schlüs-
                                                              © Fotos: Fotolia, iStock Photo

                        Engagementpreis an aktuelle Stipendiat_innen
kann die Zahlung einer einmaligen Beihilfe erfolgen.
                                                                                                                       selmensch, die im Jahr 2013 den Engagement-

                                                             www.fes.de
                        vergeben. Bewerben konnten sich die verschie-
                        densten nationalen wie internationalen Ini-
                                                                                                                       preis erhielt. Die Initiative Schlüsselmensch
                                                                                                                       vermittelt Partnerschaften zwischen Studieren-
                        tiativen und ehrenamtliche Projekte. Einzige                                                   den und Kindern aus dem Asylantenwohnheim
                        Bedingung: Das Engagement von ehemaligen                                                       St. Christoph in Freiburg. Zu den Projekten, die
                        oder aktuellen FES-Stipendiat_innen sollte maß-                                                in den letzten Jahren durch den Engagement-
                        geblich für das jeweilige Projekt sein. Mit dem                                                preis ausgezeichnet wurden, zählen unter ande-
                        Preis werden soziale Projekte ausgezeichnet, die                                               rem Arbeiterkind.de, Europa macht Schule und
                        sich im besonderen Maße für Schwache oder                                                      Rock Your Life.
                        Benachteiligte einsetzen. Insbesondere sollen
                        neue nachhaltige soziale Ideen gefördert wer-

                                                                                                                                                                    1 / 2 0 1 4            I N F O                 FES
12    SCHWERPUNKT

                ZWEI GRUNDSATZFRAGEN
                  FRAGE: Weshalb sind die ehemaligen Stipendiat_innen so wichtig für die Stiftung?
                Die ehemaligen Stipendiat_innen stellen einen ungemein großen Pool von Personen dar, die sich uns
                verbunden fühlen und etwas zurückgeben wollen. Viele tausend Ehemalige, die ihre Expertise und Er-
                fahrungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen einbringen können und durch ihre Unterstützung
                und ihr Engagement helfen, ein stabiles und wirkungsvolles Netzwerk zu schaffen.
                Mit einem „Begrüßungspaket“ werden neuen und
                ehemaligen Stipendiat_innen Angebote aufzeigt,
                wie Sie etwas an das Netzwerk zurückgeben kön-
                nen. Ziel ist es, die Identifikation mit der Stiftung
                und unserem Umfeld zu bekräftigen. Denn häufig
                läuft man mit dem Ende der finanziellen Unter-            Chancen geben  Studienförderung

                stützung und dem Beginn eines neuen Lebensab-             Erfahrungen einbringen
                schnitts (Beruf, Familie etc.) Gefahr, den Kontakt        Netzwerk erleben
                zu verlieren. Wir konnten uns über ein sehr posi-
                tives Feedback freuen. Unsere Befragungen haben
                gezeigt, dass viele der Ehemaligen daran interes-
                siert sind, noch aktiver von der FES angefragt und
                involviert zu werden.

                   FRAGE: Wie können sich Ehemalige einbringen?
                Konkret kann man sich für die aktuellen Stipendi-
                at_innen engagieren und Erfahrungen weiterge-
                ben, zum Beispiel über das Mentoring-Programm.
                Damit wird der Dialog zwischen ehemaligen und
                aktuellen Stipendiat_innen gefördert, ein fach-
                licher und politischer Austausch ermöglicht, und
                es werden gemeinsam neue Ideen entwickelt. Viele
                unserer Ehemaligen sind auch als Vertrauensdo-
                zent_innen tätig. Wieder andere bringen sich im
                Rahmen einer Beraterfunktion für den Berufsein-          www.fes.de/studienfoerderung
                stieg oder als Referent_innen oder Seminarleiter_
                innen vor allem im Bereich der politischen Bildung
                und Qualifizierung ein.
                Wenn man sich mit anderen Ehemaligen austau-
                schen möchte, ist auch eine Mitgliedschaft im Ver-
                ein der ehemaligen Stipendiat_innen interessant:
                Der FES-Ehemalige e. V. unterstützt ebenfalls die
                Vernetzung mit anderen Ehemaligen, die neben
                den bundesweiten Jahrestreffen und regionalen
                Stammtischen vor allem gesellschaftspolitische
                Workshops und Diskussionen organisieren.
                Neben dem FES-Ehemalige e. V. als wichtiger Kooperationspartner existiert der Beirat ehemaliger Sti-
                pendiat_innen, der sich als Brücke zwischen der FES und den (ehemaligen) Stipendiat_innen versteht.
                Es ist spannend zu sehen, wie durch diese Plattformen gemeinsam Ideen und Projekte entwickelt und
                verwirklicht werden und Gleichgesinnte wieder stärker zusammenfinden.

                Antworten von: Iva Figenwald ist Referentin für Ehemalige, Berufsorientierung und die
                journalistische Nachwuchsförderung und gemeinsam mit ihrem Team Ansprechpartnerin
                für ehemalige Stipendiat_innen, die weiterhin mit der FES verbunden bleiben möchten.
                KONTAKT: iva.figenwald@fes.de

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
SCHWERPUNKT    13

ERFAHRUNG VERNETZEN
DAS MENTORING-PROGRAMM
Im Rahmen des Mentoring-Programm können             berufliche und politische Orientierung geboten.
ehemalige Stipendiat_innen Chancen an den           Im bundesweiten Mentoring-Programm enga-
Nachwuchs weitergeben. Das Programm ist ein         gieren sich über 1.700 Ehemalige, zirka 1.000
wichtiger Baustein, um bei Fragen zu Studium        Mentoring-Paare existieren zurzeit. Perspekti-
und Beruf mit Rat und Tat zur Seite zu stehen,      visch soll die Auswahl der Mentor_innen auf der
fachlichen und politischen Austausch zu ermög-      Plattform verbessert, sowie eine regionale und
lichen und gemeinsam neue Ideen zu entwi-           fachliche Unterscheidung ermöglicht werden.
ckeln. Unter dem Leitmotiv „Erfahrung vernet-       Das Mentoring-Programm ist ein gemeinsames
zen – Vernetzung erfahren“ wird akademische,        Projekt der FES-Studienförderung mit dem Ver-
                                                    ein FES-Ehemalige e. V.
 MENTORING-PROGRAMM
 Von den zahlreichen Aktivitäten, die den ehe-       „Selbst weiterkommen und dabei andere wei-
 maligen Stipendiat_innen geboten werden,            terbringen, glaube ich, ist das Beste, was man
 kommt der Teilnahme am Mentoring-Pro-               als persönliche Entwicklung erleben kann.“
 gramm bzw. der Tätigkeit als Mentor_in die          Alexander Brehm, Ministerium für Umwelt und
 größte Bedeutung zu.                                Verbraucherschutz, Saarland

KURZ SKIZZIERT – BEISPIELE DER ZUSAMMENARBEIT
M I T E H E M A L I G E N S T I P E N D I AT _ I N N E N

Prof. Dr. Erol Esen war Stipendiat der Graduiertenförderung, ist als Dozent an der Akdeniz Uni-
versität in Antalya tätig und zudem stellvertretender Leiter des Fachbereichs für Öffentliche Verwal-
tungswissenschaften. Darüber hinaus ist er seit über 10 Jahren Leiter des „Zentrums für Europäische
Studien der Akdeniz Universität“, Koordinator eines deutsch-türkischen Freundschaftskreises und
Initiator des Forums Deutsch-Türkischer Wissenschaftskooperation, das 2014 zum 3. Mal in Antalya
stattfinden wird. Im Rahmen der FES pflegt er engen Kontakt zu den Auslandsbüros in Istanbul und
Ankara und unterstützt diese aktiv bei Ehemaligentreffen vor Ort. Zudem ist Erol Esen Regionalko-
ordinator der FES-Türkei-Ehemaligen und arbeitet mit diversen FES-Stellen in Deutschland und im
Ausland zusammen.

Prof. Dr. Jürgen Keßler war Stipendiat der Grundförderung und arbeitet heute als Professor für
Deutsches und Europäisches Handels-, Gesellschafts-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht an der HTW Ber-
lin. Neben seiner Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender im FES-Auswahlausschuss bereichert er
die Stiftung als Experte in diversen Arbeitsbereichen. Er unterstützte unter anderem unser Auslands-
büro in Hanoi / Vietnam bei dem Aufbau eines deutschen Rechtsinstituts oder arbeitet mit der Abtei-
lung Wirtschafts-und Sozialpolitik bei diversen Publikationen zusammen.

Kerstin Rothe war Stipendiatin der Grundförderung und arbeitet heute als wissenschaftliche Mitar-
beiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin in der Bildungspolitikforschung. Sie ist Mitglied der
Grundwertekommission der SPD und gehörte zwei Jahre dem Bundesvorstand der Juso-Hochschul-
gruppen an. Im Rahmen der FES bringt sich die qualifizierte Seminarleiterin bei verschiedenen Semi-
naren der Akademie für Soziale Demokratie ein.

Dr. Torsten Schäfer ist ehemaliger Stipendiat der Grundförderung und arbeitet heute als Professor
für Journalismus und Textproduktion an der Hochschule Darmstadt. Zudem ist er für die Koordina-
tion und Redaktionsleitung des Rechercheportals www.gruener-journalismus.de tätig. Im Rahmen der
FES hat sich Torsten Schäfer lange Jahre (2004 – 2013) als Trainer und Dozent bei der JournalistenAka-
demie der FES engagiert.

                                                                                         1 / 2 0 1 4       I N F O   FES
14    SCHWERPUNKT

                Prof. Dr. Dietmar Süß war Stipendiat der Grundförderung und ist seit dem Sommersemester 2014
                Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg. Neben seinem
                Engagement im Auswahlausschuss der FES bringt Dietmar Süß seine Erfahrung und sein Wissen als
                Experte im Rahmen des Archivs für Soziale Demokratie ein, zum Beispiel in der Redaktion des Archivs
                für Sozialgeschichte.

                Dr. Christine Heinke ist ehemalige Stipendiatin der Grund- und Graduiertenförderung und ist heute
                in der Vorstandsabteilung des Deutschen Jugendinstituts für Internationale Beziehungen zuständig.
                Im Rahmen der FES ist sie als Vertrauensdozentin tätig und hat bereits als Referentin mit ihrem Wis-
                sen und ihren Erfahrungen berufsorientierende Seminare der Abteilung Studienförderung bereichert.
                Zudem ist Christine Heinke Jurorin des Engagementpreises.

                MITTLER ZWISCHEN DEN KULTUREN
                E H E M A L I G E S T I P E N D I AT _ I N N E N A L S M U LT I P L I K AT O R _ I N N E N

                Die Internationale Arbeit hat in der Friedrich-         Arbeit der FES immer wichtiger. Nach der För-
                Ebert-Stiftung lange Tradition: Sie begann in           derung sind die Ehemaligen in ihren jeweiligen
                den 1960er-Jahren mit der Entsendung gewerk-            Heimatländern wichtige Multiplikator_innen
                schaftlicher Expert_innen in nordafrikanische           und Partner_innen für die FES-Büros vor Ort.
                Länder. Weltweit wollen wir heute für die Förde-        Von den aktuell fast 5.000 ehemaligen internati-
                rung von Demokratisierung und Entwicklung,              onalen Stipendiat_innen kommt der größte Teil
                die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen         aus China, gefolgt von Korea. Bezogen auf Euro-
                sowie eine solidarisch gestaltete Globalisierung        pa sind es vor allem junge Menschen aus Polen,
                eintreten. Die Unterstützung derartiger Prozesse        Ungarn, Griechenland und Russland, die von
                in Entwicklungs- und Schwellenländern von               der FES als internationale Stipendiat_innen ge-
                außen kann aber nur dann effektiv sein, wenn            fördert wurden.
                sie sich auf die Kooperation mit einheimischen
                Schlüsselpersonen stützen kann. Für diese Auf-            STIFTUNGSZIELE
                gabe sind unter anderem die ehemaligen aus-               Ehemalige sehen das Ausmaß des Einsatzes
                ländischen Stipendiat_innen als Mittler_innen             der FES für ihre Stiftungsziele insgesamt als
                zwischen den Kulturen und meinungsbildende                stark bis sehr stark an. Besonders ausgeprägt
                Multiplikator_innen prädestiniert. Dadurch                wahrgenommen wird der Einsatz der FES für
                wurde auch der Gedanke der Einbindung inter-              die Stärkung von politischer Teilhabe und ge-
                nationaler Studierender und Promovierender als            sellschaftlichem Zusammenhalt.
                ein besonderer Baustein zur weltweit vernetzten

                PRAXISBEISPIEL SÜDKOREA
                Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist auch international bestrebt, den Kontakt zu ihren ehemaligen Sti-
                pendiaten aufrechtzuerhalten und zu vertiefen. Weltweit wollen wir für die Förderung von Demo-
                kratisierung und Entwicklung, die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen sowie eine solidarisch
                gestaltete Globalisierung eintreten. Die Unterstützung derartiger Prozesse in Entwicklungs- und
                Schwellenländern von außen kann aber nur dann effektiv sein, wenn sie sich auf die Kooperation
                mit Personen stützen kann, die in ihren Heimatländern Schlüsselposition eingenommen haben.
                Für diese Aufgabe sind unter anderem die ehemaligen ausländischen Stipendiat_innen als Mittler_
                innen zwischen den Kulturen und meinungsbildende Multiplikator_innen prädestiniert. Deswegen
                finden in den Auslandsbüros regelmäßig Begegnungen mit ehemaligen Stipendiat_innen statt. So
                wurde im Jahr 2013 zum Beispiel in Seoul ein Ehemaligentreffen zum Thema „130 Jahre Deutsch-
                Koreanische Beziehungen: Erfolge, Herausforderungen und Perspektiven“ organisiert.

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
SCHWERPUNKT    15

„WENN ES DIE FES NICHT GÄBE, MÜSSTE
MAN SIE ERFINDEN“
I N T E R V I E W M I T D E M S T E L LV E R T R E T E N D E N S P D - PA R T E I V O R S I T Z E N D E N
U N D M I T G L I E D D E S A U S WA H L A U S S C H U S S E S D E R F E S , D R . R A L F S T E G N E R

                             Dr. Ralf Stegner ist ehe-    oftmals die Karriereerweiterung im Vordergrund
                             maliger Stipendiat der       steht, ist es der FES ein zentrales Anliegen, die
                             FES,     stellvertretender   Grundwerte der Sozialen Demokratie zu leben
                             Parteivorsitzender, Mit-     und zu verbreiten.
                             glied des SPD-Parteivor-     Ich kann sagen, dass die FES für mich persön-
                             standes und Mitglied         lich zahlreiche Perspektiven eröffnet hat und ein
                             des FES-Auswahlaus-          fester Bestandteil meines Lebens geworden ist.
                             schusses. Nachdem er         Ich konnte an verschiedenen Auslandsreisen und
                             bereits 1982 der SPD         zahlreichen Veranstaltungen der FES teilnehmen
                             beigetreten ist, übte der    und neben meiner Mitgliedschaft im Auswahl-
                             promovierte Politologe       ausschuss an vielen Ideen mitwirken. Die FES hat
in den folgenden Jahren verschiedene kommunalpoli-        mich und mein Handeln sehr geprägt, und wenn
tische Funktionen aus. Seit April 2005 ist Ralf Stegner   es die FES nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“
Mitglied des Vorstandes der SPD in Schleswig-Hol-
stein. Zudem ist er seit 2007 Landesvorsitzender der         Was wünschen Sie sich von den anderen ehema-
schleswig-holsteinischen SPD und seit 2008 Vorsit-        ligen Stipendiat_innen?
zender der SPD-Landtagsfraktion.                          „Ich wünsche mir von Ehemaligen, dass sie sich
                                                          auch nach Ende der Förderung engagieren. Denn
  Worin sehen Sie als ehemaliger Stipendiat die           wir sind und waren ja alle Stipendiat_innen, weil
Besonderheiten der Förderung durch die FES?               wir den gleichen sozialdemokratischen Werteka-
„Aufstieg durch Bildung, gegenseitige Bereiche-           non vertreten. Und diese Werte existieren ja auch
rung und individuelle Unterstützung – die Be-             noch nach dem Stipendium.
sonderheit der Förderung durch die FES liegt aus          Und man sollte nicht vergessen, was die Förde-
                                                          rung für einen getan hat und wie man unterstützt
  „[…] Insgesamt war es immer toll, das Gefühl            wurde. Ich selbst wollte immer viel mitgestalten:
 zu haben, man ist nicht alleine. Außerdem                zum Beispiel die Konzeption und Umsetzung
 gibt [es] viele Gleichgesinnte, und man ab-              des heutigen „Who is Who ehemaliger Stipendi-
 solviert sein Studium mit einer gesellschaft-            at_innen der FES“, an der ich mich als damaliges
 lichen Verantwortung.“                                   Mitglied im Beirat ehemaliger Stipendiat_innen
 Sandra Hildebrandt, Jahrgang 1971, Referentin            intensiv beteiligt habe. Das bietet heute eine gute
 für Jugendpolitik                                        Möglichkeit der Vernetzung untereinander. Man
                                                          kann seine Verbundenheit zur FES auch ausdrü-
meiner Sicht in dem Zusammenspiel dieser ver-             cken, indem man seine Erfahrungen einbringt.
schiedenen Aspekte. Denn die Unterstützung der            Im Rahmen der berufsorientierenden Angebote
Entwicklung durch die vielfachen Angebote der             und des „Who is Who“ kann man Kontakte
FES, insbesondere der Abteilung Studienförde-             knüpfen oder weitergeben und beim Einstieg in
rung, und die Möglichkeit zum Austausch und               diversen Berufsfeldern Hilfe und Beratung lei-
Netzwerken innerhalb der Stipendiat_innen-                sten. Ein niedrigschwelliges Angebot, etwas zu-
gruppen ergänzen und bereichern die Möglich-              rückzugeben, ist auch der Solidaritätsfonds.“
keiten, die ein Stipendium jungen begabten Men-
schen bietet. Und der Gedanke, benachteiligte              WERTEORIENTIERUNG
Gruppen zu fördern, steht dabei immer an zen-              50 % der Ehemaligen geben an, dass ihr gesell-
traler Stelle. Die gemeinsame Werteorientierung            schaftspolitisches beziehungsweise soziales
und das Netzwerk von Gleichgesinnten machen                Engagement durch die Förderung gestärkt
die FES zu einer ganz besonderen Gemeinschaft.             worden ist und sie sich durch die Förderung
Im Gegensatz zu anderen Stiftungen, in denen               persönlich weiterentwickelt haben.

                                                                                                1 / 2 0 1 4      I N F O   FES
16    SCHWERPUNKT

                              EIN TAG AUS MEINEM
                              LEBEN ALS STIPI
                              „Hi, mein Name ist Tina, ich bin Stipendiatin der
                              Friedrich-Ebert-Stiftung und studiere seit letztem
                              Wintersemester ‚Visuelle Kommunikation‘ in Kas-
                              sel. Ich möchte euch einladen, mich heute durch
                              den Tag zu begleiten, um so etwas mehr über den
                              stipendiatischen Alltag zu erfahren.“

                              „Heute heißt es FRÜH AUFSTEHEN. Um 6:00
                              Uhr geht's los! In meiner Hochschulgruppe planen
                              wir nämlich eine Veranstaltung zum Thema ‚Bil-
                              dungsgerechtigkeit‘. Ich habe mich unter anderem
                              durch die Gestaltung der Plakate eingebracht, und
                              diese wollen wir aufhängen, bevor die ersten Stu-
                              denten eintrudeln – wir müssen uns also sputen.“

                              „Im Anschluss besuche ich ein ‚Gestaltungs-theo-
                              retisches‘ Seminar an der Kunsthochschule. Als
                              Gestalterin ist man ja nicht nur die ganze Zeit am
                              Malen und Zeichnen, sondern liest auch theore-
                              tische Texte, z.B. aus der Kunstwissenschaft.“

                              „Um 13:00 Uhr ist dann endlich Mittagspause,
                              das Frühstück liegt ja schon ein Weilchen zurück!
                              Nach einem kleinen Imbiss in der Mensa schnap-
                              pe ich mir die nächste Straßenbahn und fahre zum
                              AStA der Uni Kassel. Dort bin ich für das Gestalten
                              der Flyer und Broschüren für die politischen und
                              kulturellen Veranstaltungen des AStA verantwort-
                              lich. Diese Form von Engagement macht mir sehr
                              viel Spaß, da ich durch meine Arbeit tolle Veran-
                              staltungen an der Uni unterstützen und gleichzeitig
                              meine gestalterischen Fähigkeiten üben kann.“

                              „Auf dem Weg zurück zur Kunsthochschule erle-
                              dige ich noch ein paar Einkäufe. Nun besuche ich
                              zum Abschluss des Tages ein ‚Lese-Seminar‘ (noch
                              mehr Theorie).“

                              „So ..., und danach ist fast schon Feierabend ange-
                              sagt. Zu Hause checke ich noch mal meine Mails,
                              packe meine Tasche für den morgigen Tag und rufe
                              mir die wichtigsten Veranstaltungen der nächsten
                              Wochen ins Gedächtnis.
                              Bald ist wieder Redaktionstreffen der „forum“, das
                              ist die stipendiatische Zeitschrift der FES. Für die
                              letzte Ausgabe hatte ich ein paar Illustrationen an-
                              gefertigt, und ich freue mich schon auf die nächste
                              Runde. Und jetzt mache ich es mir gemütlich und
                              dann – Licht aus!“

                              Tina Jung ist aktuelle Stipendiatin der FES
                              und studiert „Visuelle Kommunikation“ mit
                              Schwerpunkt Grafikdesign in Kassel. Die me-
                              dien- und kammunikationsinteressierte Stu-
                              dentin ist seit 2012 im Redaktionsteam des
                              stipendiatischen Magazins „forum“ tätig. Tina
                              Jung wirkt zudem als Grafikerin an der Hoch-
                              schulzeitung Kassel „Medium“ mit und leitet
                              die Bildredaktion des Journal360°.

FES   I N F O   1 / 2 0 1 4
Sie können auch lesen