MAGAZIN FÜR L ANGEN UND EGELSBACH - Nr. 85 Ausgabe 2/2020 - Stadt Langen
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MAGAZIN FÜR L ANGEN UND EGEL SBACH Nr. 85 Ausgabe 2/2020 MAI – AUGUST Erste ZEITLOS vom April 1995 Corona – Und wie geht es weiter? Wo gibt es Hilfe? 1 Lieferservice und mehr …
V O RW O RT Liebe ZEITLOS Leserin, lieber ZEITLOS Leser! Bei unserem Jubiläum am 24. April Natürlich freuen wir uns alle über wollten wir die frisch gedruckten den Erfolg und das große Interesse Exemplare unserer Jubiläumsausga- an der Haltestelle. Welches Geheim- be der ZEITLOS verteilen. rezept dahinter steht, zeigen unsere Doch dann kommt so ein kleiner Sonderseiten „25 Jahre Haltestelle“. Virus daher und bringt alles durch- einander. Riesig hatten wir uns auf Viele neue Portale zur gegensei- das Fest gefreut. Alles war vorberei- tigen Unterstützung sind im Internet tet und selbst die Wetterprognosen stimmten. Eine alte Tradition der Feierlichkeiten der Haltestelle sollte entstanden. Exemplarisch stellen wir Ihnen zwei engagierte Langene- rinnen vor, die eine neue Plattform Inhalt durchbrochen werden: Kein Regen zur Nachbarschaftshilfe gründeten, Das Jahr in dem alles begann fiel an diesem Tag vom Himmel. die auch nach den Zeiten von Coro- Sonderseiten 25 Jahre Haltestelle Seite 4 na Bestand haben wird. Glückwünsche aus aller Welt „Nicht anhalten Viele nütz- Namhafte Persönlichkeiten gratulieren Seite 13 – weiterfahren!“ liche Adressen Leben braucht gelebte Zeit ist das Jubiläums- rund um Ein- Quergedacht von Prof. Annelie Keil Seite 18 motto der Halte- kaufs- bis zum Gute Beispiele mit Abstand stelle. Lieferservice Situationsbericht von T. Wilbrand Seite 25 Kein besseres finden Sie auf Frösche im Angstraum könnte die ak- den Seiten 50 Wenn das Leben zum Fürchten ist Seite 32 tuelle Ausgabe bis 52. beschreiben. Denn wir von der Hal- Das Virus kann unseren Elan nicht Best Ager Einsichten in bewegter Zeit Seite 38 testelle sehen auch die Chancen in bremsen. Wenn wir auch keine Ver- der Pandemie. Wir experimentieren anstaltungen planen können und Nützliche Adressen für Hilfe Einkaufsservice, Lieferservice & mehr Seite 50 nun mit den vielen Möglichkeiten, noch nicht wissen, wann es wieder die das Internet, aber auch die klas- richtig weitergeht, ist der Umfang Vieles ist möglich sischen Techniken, wie das Telefon, dieser Ausgabe gewachsen. Jetzt Momentbetrachtung der SHL Seite 54 bieten. Seniorenhilfe, AWO und kommt es auf Sie an. Lesen Sie und 10 Jahre AusZeit viele andere machen es genauso. sagen Sie uns Ihre Meinung. Wir Erfolg und Stolz Seite 58 ZEITLOS stellt es Ihnen vor. freuen uns auf Sie. Auf digitalen Wegen Die evangelische Kirche Seite 62 Herzlichst Action im Computerzentrum Video-Konferenz, Videos zum Lernen Seite 64 AWO Langen u. Egelsbach Martin Salomon Soziale Dienste im Einsatz Seite 66 ZEITLOS Preisrätsel 3 Präsente Tee & mehr Seite 70 Haltestelle der Stadt Langen Seniorenhilfe Langen e. V. Arbeiterwohlfahrt Langen e. V. Gemeinde Egelsbach eine Bürgerinitiative Amt für soziale und öffentliche Elisabethenstraße 59a Wilhelm-Leuschner-Platz 5 für Jung und Alt Einrichtungen 63225 Langen 63225 Langen ZenJA – Zimmerstr. 3 Freiherr-vom-Stein-Straße 13 Telefon 06103 203-920 Telefon: 06103 202620-0 63225 Langen 63329 Egelsbach E-Mail: haltestelle@langen.de E-Mail: info@awo-langen.de Telefon 06103 22504 Telefon 06103 405-169 www.haltestelle-langen.de www.awo-langen.de Seniorenhilfe@zenja-langen.de E-Mail: heike.vetter@egelsbach.de www.seniorenhilfe-langen.de www.egelsbach.de 3
Erinnern Sie sich? Das Jahr, in dem alles begann! Konnte man vorher ahnen, dass was das Zeug hielt. Am 4. Mai gab von den Beckenflächen. Das so 1995, das Gründungsjahr der ‚Hal- es den ersten Spatenstich für die schön sanierte Bad konnte erst ein testelle‘, ein so besonderes Jahr Nordumgehung und damit liefen ganzes Jahr später eröffnet werden. werden würde? die Arbeiten für die schrankenlose Aber der Sommer, siehe oben, Freiheit der Langener an: Am Leer- scheint ja 1995 ebenfalls ausgefallen Immerhin wurde am 1. Januar 1995 weg-Tunnel und der Unterführung zu sein. Die Schuldfrage blieb bei in Deutschland die Pflegeversiche- des Leukertsweges im Loh wurde beiden, trotz Untersuchungsaus- rung eingeführt und ‚Multimedia‘ gebaut (und 1996 fertig). Im Zuge schusses, unbeantwortet. wurde das Wort des Jahres. des S-Bahn-Ausbaus eröffnete man Microsoft veröffentlichte sein Be- im Mai 1995 die neue Schnainweg- So fügt sich die Eröffnung der ‚Hal- triebssystem Windows 95 und die brücke in Höhe des Achat-Hotels testelle‘ am 25. April – natürlich „bei Schauspielerin Inge Meysel wurde 85 und damit einen bequemen Weg Blitz und Donner“ – im umgebau- Jahre ‚jung‘! zum Waldsee. ten Textilgeschäft am Stresemann- Aber gleichzeitig feierte man den ring in eine Abbruch- und Aufbruch- Fiat Punto als Auto des Jahres und stimmung der ganzen Stadt. Aber damit nicht genug: die Privatisierung der Post. Ende Die Rentnerquote in Langen steigt April erreichte der erste Castor- Die evangelische Petrusgemeinde von 1990 bis 2005 von 15,9 auf 18,8 Behälter das atomare Zwischenlager konnte am 3. Oktober ihr neues Prozent. Es besteht also auch hier Gorleben. Zentrum in der Westendstraße ein- Handlungsbedarf. Und erst das Wetter: Am 17. Ap- weihen, mit Pfarrer Tharwat Kades. ril meldeten die Dienste „weiße Auch die ehemalige Turnhalle der Aber die Geschichte der ‚Haltestelle‘ Ostern“, für den Juni „kühl und Erk-Schule wurde nach der Total- beginnt genau genommen schon Dauerregen“. renovierung am 3. Dezember als am 29. Oktober 1994: Am 29. Dezember klang die Vorher- neues städtisches Kraftsportzentrum Um die kommunale Altenarbeit auf sage sogar wie von einem anderen gefeiert. Einziger Misston in diesem Vordermann zu bringen, wird an Stern: „Kälte bis minus 27 Grad in städtischen Baukonzert (1996 kamen diesem Tag Martin Salomon (35) Deutschland“. Bahnhofsvorplatz und Stadtwerke- eingestellt. Turm dazu) war das Schwimmbad, in Redakteur Peter Holle schreibt dazu dem die Stadt Langen baden ging: in der Stadtchronik ‚Das fünfte Und in Langen? Nach aufwändigem Umbau fielen Quartal‘: „Der junge Mann kriegt Da wurde gebaut und eröffnet, kurz vor der Eröffnung die Fliesen viel zu tun.“ who 4
Nicht anhalten – weiterfahren! 25 Jahre Haltestelle ihnen mit ‚Urlaub ohne Koffer‘ einen Wie Corona ein Ju- spannenden und erlebnisreichen biläum durcheinan- Nachmittag mit vielen sozialen Kon- takten“, führt er weiter aus. All das derbringt und zeigt, ist in Zeiten der Corona-Pandemie was einen Bürger- Schnee von gestern. ganzen Vormittag ihr Büro neu meister vor langer Jetzt heißt das Motto, die Mobilität streichen. Doch mittlerweile ist es Zeit bewegt hat! möglichst weitgehend einzuschrän- ken. Menschen mit Demenz müssen Nachmittag und sie kommt vor lau- ter Telefonaten nicht an den Pinsel. nun zu Hause bleiben und Ange- Es ist immer noch viel los, auch ohne Da bringt doch plötzlich ein klei- hörige sind wieder auf sich selbst Publikum. Es wird auf allen Ebenen ner Virus mit großer Wirkung alles gestellt, jegliche Entlastung bleibt weitergearbeitet. 25 Jahre Halte- durcheinander. Was gestern noch fern. „In den Räumen der Haltestelle stelle können nicht von jetzt auf propagiert wurde, ist heute eine wurde immer viel gelacht, geredet, gleich „heruntergefahren“ werden. Gefährdung. „Wir wollen, dass alle gesponnen, geholfen, beraten, aus- Denn die Arbeit des Begegnungs- mobil bleiben können“, so Martin getauscht und informiert.“, so Salo- zentrums ist mehr als seine ganzen Salomon, Leiter des Begegnungs- mon. Und jetzt? Angebote, Fahrten, Beratungen und zentrums Haltestelle. „Wir holen die Veranstaltungen. Es geht um eine Menschen zu Hause ab und bieten Yvonne Weber will schon den Haltung, eine Einstellung, wie Alter 6
ein Gesicht und Bedeutung verliehen schon vor Wochen bestellten Mittel werden kann. Über fünfzig Ehren- sind immer noch nicht lieferbar amtliche arbeiten für das Zentrum und ein Datum kann nicht genannt noch viel Spannendes entwickeln und Weber ist die Frau, die alles im werden. Verunsicherung macht sich wird. Die Haltestelle kann dabei auf Hintergrund organisiert. Das sind breit und dann kommt nach viel ihr gut gehendes Medienzentrum nicht nur viele Gespräche, die sie Nachforschen, Spenden und Suchen aufbauen, das auch schon über zwei jeden Tag führt, sie hat immer wie- die Rettung. Plötzlich ist alles in aus- Jahrzehnte besteht. der neue Ideen und packt an. So ist reichendem Maße vorhanden. „Wir immer wieder viel los, wenn sie zu haben schon immer mit hohen Hygi- Schon wieder klingelt das Telefon enestandards gearbeitet“, meint die und Wolfram Siegel, der Macher der Pflegechefin, „doch erstmals fragen ZEITLOS fragt, wo die Artikel und alle danach und sind erstaunt, dass Bilder bleiben. Er braucht auch noch dies alles für uns kein Neuland und ein neues Porträt von Stefan Klein- eine Selbstverständlichkeit ist“. Es ist henz für die „Urlaub ohne Koffer“- schon erstaunlich, wie sich die Welt Seite. Kleinhenz hat die letzten Tage verändert. Plötzlich sind Pflegekräfte nur mit seinen Leuten telefoniert. systemrelevante Helden, die Applaus Das Erzählen nahm bekommen. Nur vom Klatschen kann kein Ende. „Wir wol- keiner seine Rechnungen begleichen. len unsere Teilneh- Die Pflegefachkräfte hoffen, dass die menden nicht alleine Anerkennung auch nach der Pande- lassen und nachfra- mie bleibt und sich auf dem Gehalts- gen, wie es ihnen zettel bemerkbar macht! geht“, so Kleinhenz. einem Ehrenamtsfrühstück oder zum Glücklicherweise Grillen einlädt. Ehrenamt ist nicht Im Homeoffice des Medienpäda- kommen die meisten nur ein Erfolgsmodell der Haltestelle, gogen glüht der Rechner. Gerade mit der aktuellen sondern ein Feld, dass allen Freude schneidet er Situation zu- macht. den ersten recht und ha- Film für den ben noch den In der Pflege steht in diesen Tagen Online-Kanal einen oder anderen Kontakt. das Telefon nicht still. Einige Patien- der Haltestel- „Doch wir wollen allen vermit- ten oder deren Angehörige sind ver- le. Abgedreht teln, dass wir für sie da sind.“ unsichert, ob sie die Pflege aufrecht- wurde er mit Besonders freut den studier- erhalten oder ob sie der Angst vor Marianne ten Ethnologen, dass immer einer möglichen Ansteckung nach- Nagy, die wieder die Frage aufkommt, geben sollen. „Werden Mundschutze seit vielen wann es denn wieder mit Ur- und Desinfektionsmittel ausreichen“, Jahren sehr laub ohne Koffer losgeht und fragt sich Patrizia Frenzel, die den ge- erfolgreich dabei eine große Begeisterung samten Pflegedienst koordiniert. Die Gymnastik im für die vergangenen Fahrten Sitzen anbietet. Noch wurde viel im- mitschwingt. Das freut Kleinhenz, provisiert, doch bald schon soll alles der mit seinem Job in der Haltestelle noch professioneller werden. „Bei seine Berufung gefunden hat, mehr allen Einschränkungen durch den als alles andere. kleinen Virus mit der großen Wir- kung, sehen wir auch die Chancen. „Meine Mutter war schon seit Lan- Denn jetzt müssen wir ran an die Di- gem nicht mehr so glücklich wie heu- gitalisierung und die Möglichkeiten, te“, hört Roland Olschok von einer die die Medien bieten.“, sagt Och. Tochter, deren Mutter an Demenz Jetzt können neue Wege der Kom- erkrankt ist. Für den begnadeten munikation aufgebaut werden, die Gitarristen ist der Job eine Erfüllung. nach „Corona“ den Alltag ergänzen Er macht Musik für Menschen mit und erweitern können. Für den Tüft- Demenz, besucht sie zu Hause, spielt ler der Haltestelle ist klar, dass sich seine Gitarre und singt mit ihnen. 7
über 50 – tut etwas für andere und amtlichen“. Dabei kommt es auf die bekommt gleichzeitig etwas für sich richtige Mischung an. Olschok, der eigentlich im Rathaus zurück. „Warum kümmerst Du Dich für die sozialen Hilfen zuständig ist, um Demente“, wurde eine Ehren- Wenn mit gutem fränkischen Wein hat über sein Ehrenamt den Weg in amtliche von ihren Freunden ge- in der Frankenwarte in Würzburg die Haltestelle gefunden. Jetzt ist er fragt, „Du könntest in der Zeit doch bei einem Dreitagesworkshop an- mit 10% seiner Arbeitszeit für ältere für Dich viel Schöneres tun!“. Die gestoßen wird, liegt ein Tag voller Menschen da. Er ist Teil von dem Pro- Frau antwortete kurz und knapp: Theorien, Vorträge, Diskussionen jekt „Wohlsein“. „Wir Deutschen ha- „Da werde ich gebraucht.“ Seit Jah- und Gruppenarbeiten hinter den ben die Ei- ren ist sie bei der AusZeit tätig, wo Ehren- und Hauptamtlichen der Hal- genschaft, Menschen mit Demenz an einem Tag testelle. Doch jetzt spielt die Funkti- immer das in der Woche vier Stunden mit ihren on keine Rolle mehr. Hier muss sich Schwere, Gastgeberinnen, den Ehrenamtli- jeder als Person beweisen. Würzburg das Leiden chen, verbringen. Es wird viel gelacht bedeutet für alle von der Haltestelle und oft und jede Begrüßung zeigt Freude ein Ort, wo reflektiert wird, wo man die Erkran- über die Begegnung. Das Schöne sich austauscht und neue Wege ent- kungen in dabei ist, dass neben dem Ehrenamt wickelt. „Wir sind alle den Vor- neue Kontakte und sogar Freund- nicht so unterschied- dergrund schaften entstehen. „Wenn ich sehe, lich“, sagt Constantin zu stellen“, dass Menschen in einer Notlage Strelow Castillo, der so Salomon, der dann schmunzelnd nicht mehr allein gelassen werden, Fachbereichsleiter für ergänzt, „dass Olschok mit seiner bin ich stolz auf unsere Arbeit“, sagt Soziales und Bildung Musik und dem gemeinsamen Sin- Salomon, „denn dann sehe ich, dass der Stadt Lagen, der gen mit Demenzkranken oft mehr unsere Netzwerke tragen.“ immer dabei ist. „Es erreicht als jeder Arzt und jede Me- ist für mich schön zu dizin. Das nennen wir Wohlsein“. Vielleicht liegt die Wirkung der Hal- sehen, dass hier nicht Wohlsein zeigt, wie die Haltestelle testelle darin, dass sie ein „Labor der nur theoretisiert und funktioniert. Im Vordergrund steht menschlichen Beziehungen im Klei- geschwafelt, sondern der Mensch und die Freude am nen ist“. Alle von der Haltestelle ha- tatsächlich eine Haltung gelebt Leben. In der Gemeinschaft mit an- ben ein Anliegen. Sie wollen, dass es wird. Und in solch einer Gesellschaft deren funktioniert das am besten. den Menschen, denen sie begegnen schmecken Wein und ein Bier Das kleine Virus macht all dem einen jeden Tag ein bisschen besser geht. einfach gut.“ Strich durch die Rechnung. Aber die „Wir sind nicht größenwahnsinnig“, Haltestelle arbeitet daran, wie die meint Salomon, Seit Wochen parken zurückgelassenen Menschen wieder der von der ersten nun die E-Mobile im in den Mittelpunkt gestellt werden Stunde mit dabei ist. Schulungsraum des können. „Wir glauben nur ein Medienzentrums der bisschen an das Gute Haltestelle. Stille ist in Allen von der Haltestelle ist klar, dass im Menschen und, den Räumlichkeiten der große Erfolg der Einrichtung nur dass jeder letztlich eingekehrt. Das neue durch die vielen auf den anderen Dreiradtandem, das Ehrenamtlichen angewiesen ist. im Frühjahr so richtig möglich wur- Manchmal sind das zum Einsatz kommen de. Sie sind das viele unserer Eh- sollte, steht verwaist da. Herzstück des ren- und die Haupt- Doch die Mitarbeiten- Begegnungs- zentrums und zeigen, dass das Modell funk- tioniert. Jeder Ehrenamtliche – und es sind mittlerweile 8
den der Haltestelle verfallen nicht in – zum Beispiel bei Resignation und bleiben dem Motto Pflegebedürftig- „Mobilität zu ermöglichen“ treu. Die keit – verbessert. freiwerdende Zeit wird zur Entwick- Sie wird Eigeniniti- lung neuer Projekte genutzt. „Wir ativen und Selbst- experimentieren nun mit den vielen hilfeprojekte för- Möglichkeiten, die das Internet, aber dern, Pflege nach auch mit den klassischen Techniken, neuesten Stan- wie das Telefon, bieten. dards leisten, aber auch eine bessere All das ist nur ein kleiner Ausschnitt Vernetzung der aus dem Alltag der Haltestelle. Vor Altenarbeit vo- 25 Jahren wurde sie am 25. April rantreiben und 1995 von dem damaligen Bürger- vor allem immer meister Dieter Pitthan eröffnet offen sein für die (siehe Fotos Seite 5). Ideen der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger“ so Beratung, Pflege, Medienarbeit, Entwickelt Pitthan bei seiner Eröffnungsrede Mobilität, Ehrenamt, Betreuung, hatte das vor einem Vierteljahrhundert. Aus Demenz, ZEITLOS und Bildung ver- innovative heutiger Sicht klingt das wie eine Vi- zahnen sich und ermöglichen so ein und moder- sion, die tatsächlich auf allen Ebenen breites Angebot. ne Konzept in Erfüllung gegangen ist. Marita Scheer- Nach den Worten von Bürgermeister „Wir hatten uns riesig auf unser Ju- Schneider, Frieder Gebhardt „strahlt die Halte- biläumsfest gefreut“, so Salomon, die vor über „aber wir lassen uns von der Corona- stelle weit über die Grenzen von vier Jahren als Pandemie nicht unterkriegen“. Dabei Langen hinaus und wir hören immer Fachbereichs- bleibt die Haltestelle ihrem Jubilä- wieder, wie einmalig das Zentrum leiterin in den umsmotto „Nicht anhalten – weiter- sei. Es gibt Kommunen, die blicken Ruhestand gegangen ist. fahren“ treu. mit großem Interesse auf unsere Die Haltestelle wünscht allen, dass „Was wir brauchen, ist ein Zentrum Stadt, wo seit langer Zeit eine ganz sie gut durch die Zeit kommen und für das dritte Lebensalter, das sich neue Form der Altenarbeit gelebt gesund bleiben. Auch wenn derzeit den unterschiedlichen Bereichen öff- wird“, hebt Bürgermeister Frieder geschlossen, sind die Mitarbeitenden net. Deswegen wird die Arbeit der Gebhardt anerkennend hervor. alle im Einsatz und telefonisch unter Haltestelle zum einen die Beratung Die unterschiedlichsten Bereiche wie 06103 203-920 zu erreichen. Wir wissen weiter … Einhorn - Ideen für Ihre ualität 10 % Extra- Apotheke Le b e n s q zur Vorso rge, zum Sparcoupon · Produkte und zur Fitness n Wohlfühle nter: EINHORNAPOTHEKE N A V e n enFachCe Bahnstraße 69 · BELS A g von Anpassun 63225 Langen e re c h te fachg pfen – ionsstrüm Kompress Jetzt weitere Angebote aus unserer Apotheke entdecken und ssen! für alle Ka extra sparen! Für ein Produkt aus kar te dem rechtlich rabattierfähigen Z a h lu n g mit Kredit Sortiment. Ausgenommen sind Ihr freundliches Team der Einhorn-Apotheke · rezeptpflichtige Artikel und möglich Zuzahlungen. Dieses Angebot ist nicht mit anderen Angeboten oder Rabatten kombinierbar. Dr. Gabriele Huhle-Kreutzer Bahnstraße 69 • 63225 Langen • Telefon: 06103 22637 • Fax: 06103 27523 WhatsApp: 0178 32 54 158 • info@ihre-einhorn-apotheke.com • www.ihre-einhorn-apotheke.com 9
Ehrenamtliche Mitarbeiterin Ilona Creutz Gemeinsam „fiebert“ sich‘s besser „Die Haltestelle ist meine zweite Hei- wirklich krank damals“, erinnert sie ohrigen Hasen, der als Modell diente. mat“, bekennt Ilona Creutz. Das liegt sich. Ihr Vater sei dement gewesen, „Hasibär“ bekam sogar eine eigene vor allem an „FotograFieber“. Fünf die Mutter sei damit nicht zurecht Schaukel und Möhren als Requisiten. bis zehn Stunden die Woche ist sie gekommen. Zu jener Zeit arbeitete „Alle sind drum herumgestanden ehrenamtlich als Leiterin des Fotopro- Ilona Creutz noch beim Verband und haben fotografiert“, erinnert sie jektes für Senioren aktiv. Hier geht es deutscher Rentenversicherungsträger sich an die Szene. darum, gemeinsam zu fotografieren, in Frankfurt, dem Spitzenverband Mitte des Jahres 2011 entstand auf sich auszutauschen und einfach Spaß der gesetzlichen Rentenversicherung, Initiative von Michael Och die Gruppe miteinander zu haben. Zu Corona- konnte aber von zu Hause aus Te- FotograFieber mit acht Personen. In- Zeiten ist besonders das „Gemein- learbeit machen. Heute würde man zwischen sind es 25 Teilnehmerinnen sam“ eine Herausforderung. Doch sagen: Home Office. und Teilnehmer und Ilona Creutz hat das Begegnungszentrum Haltestelle, jede Menge mit ihnen zu tun: Frei- dessen Mitarbeitenden und Angebo- Dabei blieb es nicht. Ilona Creutz tags treffen sich die Mitglieder gut te bedeuten noch viel mehr für sie. nahm auch ihren Mann Werner mit zwei Stunden lang in den Räumen in die Haltestelle. Der passionierte Begonnen hat alles in den 1990er Jah- Videofilmer besuchte dort digitale ren. Damals hatte Creutz, Jahrgang Videoschnittkurse – eine brandneue 1948, eine Anzeige gelesen, in der Sache damals – freundete sich mit es hieß: Die Haltestelle bietet Com- anderen Filmern an und blieb. Es puterkurse an. „Da machst du mit“, entstand eine Videogruppe, die er bis beschreibt sie ihren Gedankenblitz heute leitet. 2007 wurde Ilona Creutz von damals. Zu jener Zeit bot Michael pensioniert. Damals baute Yvonne Och, zuständig für die Senioren-Kurse Weber ein Team von Ehrenamtlichen im Computerzentrum, erste Bildbear- für das Begegnungszentrum auf. „Ich beitungsseminare im Altstadtstübb- war eine der ersten, die für die Hal- che in der Langener Fahrgasse an. testelle als Ehrenamtliche gearbeitet Zu ihren ersten Projekten gehörte hat“, so Creutz. Zuerst leitete sie Bild- es auch, eine eigene Homepage zu bearbeitungs-Kurse mit Photoshop erstellen. Für Creutz bedeutete der Elements. Ein besonderes Highlight, Kurs: raus aus dem nicht immer ein- an das sie sich gerne erinnert, war ein fachen Alltag. „Meine Eltern waren „Foto-shooting“ mit einem schlapp- 10
der heutigen Haltestelle in der Elisa- bethenstraße im Langener Norden. Dazu kommen Aktionen wie der Wettbewerb „Bilder des Monats“, bei dem die Teilnehmenden Fotos einrei- chen, die anschließend gemeinsam bewertet und prämiert werden. Es gibt Tagesausflüge und Fotoreisen. Besonders viel gibt es zu tun, wenn ein neuer Kalender ansteht, den Fo- tograFieber jedes Jahr mit Langener Motiven herausgibt und in lokalen Geschäften vertreibt. Was macht Ilona Creutz Freude an FotograFieber? „Ich bin viel unter- wegs mit Gleichgesinnten“, sagt sie. Manchmal verbindet sich auch ihre eigene Biografie mit Fotoprojekten. So initiierte sie die Fotoausstellung schwere Zeit mit ihren Eltern hatte. lernter Tischler und arbeitete bei der „Spurensuche“ im Phönix Senioren- „Damals hat mir Martin Salomon mit Deutschen Bahn, kehrte aber dann zentrum Ahornhof, wo ihre Mutter Rat und Tat zur Seite gestanden.“ später wieder in seinen alten Beruf zur gleichen Zeit noch lebte. Die Und sie fügt hinzu: „Manchmal, wenn zurück. Heute noch zählt er auf, wo FotograFieber-Leute hielten Erinne- es schwierig ist, nimmt mich der Mi- er in Langen den Innenausbau ge- rungen an alte Zeiten fest, um sie cha Och auch einmal in den Arm“. macht hat. Auch wenn Ilona Creutz dort zu zeigen. „Wir waren bis in findet, dass sie Langen inzwischen Groß-Umstadt auf einem Bauernhof, Ilona Creutz ist kei- um alte landwirtschaftliche Geräte zu ne Ur-Langenerin. fotografieren“, erzählt Creutz. Sie ist in Karlsruhe Gartenpflege & Winterdienst geboren und be- Eine andere Ausstellung fand in den gann ihre berufli- ehemaligen Räumlichkeiten von che Laufbahn bei Photo Porst statt, wo FotograFieber der Landesversi- Inh. Ralf Frank direkt in der Langener Bahnstraße cherungsanstalt ausstellen konnte. Dabei bekamen Baden, später bei sie reichlich Unterstützung von deren Dachver- band in Frankfurt. • Gartenpflege den hauptamtlichen Mitarbeiten- de der Haltstelle: Dort war sie Lei- • Winterdienst „Herr Salomon, Herr terin der Buchhal- tung und Haus- • Neu- und Umgestaltung Och und Herr Kolbe, Wirtschaftsförderer, haltsabteilung. • Baumpflege und Fällung mit seinem Projekt Nach der Wieder- vereinigung war • Ausführungen sämtlicher „Kunsträume“ haben einen großen Beitrag der neue Dienstort Gartenarbeiten Berlin, wo sie als geleistet. „Alleine hät- Gartenpflege au s • Rollrasen Referentin bei der Tr on! ad iti ten wir das nicht hinbe- Erfahrung und Verwaltungs- und kommen.“ Der Leiter Wirtschaftsbera- Seit 1896 der Haltestelle und des Computerzentrums tungsstelle tätig haben für Creutz eine war. Durch ihren Gartenbaubetrieb – Garten und Landschaftspflege ganz wichtige Bedeu- Mann kam sie Wiesgässchen 37 Telefon: 0 61 03 - 22 66 9 tung. Nicht nur zu dem 1986 nach Langen. 63225 Langen Mobil: 0177 - 414 68 06 Ihr Mann ist ge- E-Mail: frank-gartenbau@arcor.de Zeitpunkt, als sie eine 11
gut kenne, entdeckt sie durch Foto- ders freut, ist der enge Zusammen- und damit in Langen unterwegs zu graFieber immer wieder Neues: „Zum halt und die Kontinuität: „Alle, die sein. Dann ist da noch der Pflege- Beispiel den Berlin-Gedenkstein auf von Anfang an dabei gewesen sind, dienst des Begegnungszentrums, der der Berliner Allee. Selbst mein Mann sind heute noch bei FotograFieber“, täglich zu ihnen nach Hause kommt. sagte, er habe den noch nie zuvor ge- freut sich Creutz. Momentan während der Kontakt- sehen“, verrät sie. sperre gibt es ebenfalls Unterstüt- Das Leben von Ilona Creutz hat sich zung: „Es gibt sehr nette Nachbarn in Ilona Creutz ist in ihrer Begeisterung in den vergangenen Jahren dras- unserem Haus, die uns mit Einkäufen für Fotografie und Design kaum zu tisch geändert. Als „Reisetante und helfen“, erklärt Creutz. An Ostern bremsen. 2013 trat sie ein Fernstu- Reiseonkel“, beschreibt sie sich und hätten sogar zwei Schoko-Osterhasen dium Grafikdesign bei der Studien- ihren Mann. Und: „Es gibt nur wenige und ein Frühlingsblumenstrauß vor gemeinschaft Darmstadt an und Länder, die wir nicht bereist haben.“ ihrer Wohnungstür gestanden. absolvierte es ein Jahr später mit der Beruflich und privat waren sie stets Auszeichnung „sehr gut.“ Trotz ihres auf Achse. Nun ist das anders. 2017 In der Corona-Krise, die besonders Studiums sieht sie sich nicht so sehr verließ sie mit ihrem Mann das Haus Senioren betrifft, schmiedet sie inten- als Professionelle. „Bei FotograFieber seiner Eltern mit einem riesigen siv Pläne für FotograFieber. „Wichtig kommt es mehr auf das Miteinander Garten und zog in eine barrierefreie ist, dass die Gruppe bestehen bleiben an“, sagt sie. Zum Beispiel bei der Wohnung. „Kurz bevor wir ausgezo- kann“, sagt sie. Bei der Wahl zum Bild alljährlichen Fotorallye, einem Foto- gen sind, ist mein Mann die Treppe des Monats war das Motto gerade wettbewerb, an dem viele Fotobe- herunter gefallen“, erinnert sie sich. „Alles, was Spaß macht in Corona- geisterte teilnehmen. „Ich freue mich, Diese und andere folgende Stürze Zeiten“. Creutz findet, die Teilneh- wenn da Leute einen Preis gewinnen, hätten tiefe Spuren hinterlassen. Da- menden hätten sehr originelle Ideen die vielleicht fotografisch nicht so gut durch, dass er wegen einer Nierener- fotografisch umgesetzt. Inzwischen sind, aber Ideen haben und mit Spaß krankung dialysepflichtig ist, sei er existiert sogar eine eigene What´s- bei der Sache sind.“ Was sie beson- oft erschöpft, so Creutz. Vieles klappt App–Gruppe. nicht mehr so richtig. Zum Was wünscht sich Ilona Creutz für die Videokurs trifft er sich Zukunft mit FotograFieber? trotzdem einmal wöchent- „Mal ´ne schöne Ausstellung irgend- lich mit zwei weiteren Mit- wo“, erklärt sie spontan. Es sei wich- streitern in der Haltestelle. tig, dass die Fotografinnen und Foto- Weiterhin spielt das Begeg- grafen ihre Bilder der Öffentlichkeit nungszentrum eine wich- zeigen können. Die eigenen Partner tiges Rolle in ihrem Leben seien nicht immer die objektivsten – nur anders: Zum Beispiel und besten Kritiker. „Bei so einer Aus- hilft Ilona Creutz regelmä- stellung kann man über die Bilder ins ßig beim Bowling mit der Gespräch kommen, sich miteinander Spielkonsole Wii, bei dem austauschen“, findet Creutz. Senioren virtuell bowlen können. Beide nutzen au- Nicht nur in Sachen Fotografie gilt: ßerdem das Angebot, sich Gemeinsam „fiebert“ es sich eben ein Elektromobil zu leihen besser. 12
Zum Jubiläum von Haltestelle und ZEITLOS Jubel und Glückwünsche aus aller Welt entdeckt habe, bin ich ruck, zuck über‘n Berg. Reinhold Messner, Südtirol Ihr wollt noch mehr Aufmerksamkeit und Auflage? Ich sage euch was: Macht mehr Bilder in euer Heft. Schmeißt die vielen Wörter raus! Und Super, geilo, grätjuleischen! Dette My dears! Mit Jubiläen kenne ich der größte Fehler: Noch nie gab es muss euch erste mal einer nachma- mich aus – aber fünfundzwanzig einen Artikel über mich. Also ändert chen! Ike weiß, wovon ich rede. Jahre sind ja nur ein Anfang. das. Make ‚ZEITLOS great again‘! Gerne wäre ich für euch mit meinem I promise: Auch wenn meine Mittel Donald Trump, Florida neuen Programm aufgetreten. Is knapp sind, zum Fünfzigsten werde geilo. Aber ihr habt ja nur so‘ne ich der Redaktion ein festliches kleine Stadthalle. Da gehen ja Dinner organisieren lassen. Ich habe niemals zehntausend Zuschauer rein. ja noch von früher gute Beziehun- Schade eigentlich. Aber wenn ihr das gen zum Schloss Wolfsgarten. Waldstadion für mich checkt … Queen Elisabeth, London Bis dahin tschau tschau! Mario Barth, Berlin Toll, euer Glückwunsch! Jetzt habt ihr doch die Jubiläum. ersten fünfundzwanzig Jahre So viele schneller geschafft als ich. Jahre Angela Merkel, Berlin macht ihr schon die Welt ein bisschen besser. Ich würde gerne mit euch feiern. Aber wie segelt man zum Langener Ihr habt zu wenig männliche Waldsee? Leser? Nehmt mich zum nächsten Greta Thunberg, Stockholm Jubiläum als Titelfoto. Ich bin näm- lich wie euer Blatt alterslos und weiß Medienrummel ist ja nicht meine auch nicht warum. Welt. Jetzt habe ich sogar den Marilyn Monroe, Hollywood Wenn ich Nobelpreis bekommen. Und trotz- damals schon dem liest mich die ‚ZEITLOS‘ keiner. Ihr habt hätte lesen doch Erfahrung: können, wäre Wieso seid ihr ich bestimmt in immer so schnell die ‚Haltestelle‘ vergriffen? Was statt in die ist euer Erfolgsre- Der Zustand der Welt macht mich oft Alpen geflüch- zept? Ein ratloser Weltensucher ratlos und depressiv. Aber immer, tet. Peter Handke, Paris wenn ich wieder die neue ‚ZEITLOS‘ Oetzi, z.Z. Bozen (who) 13
Branka Stolle im Portrait „Liebe und Aufmerksamkeit geben“ Partyhütte. Dann erkrankte er an Krankenhaus. Auch in dieser Zeit, als Krebs und dementielle Veränderun- ihr Mann am Ende bettlägerig wurde, gen machten sich immer stärker bei bekam sie Hilfe von der Haltestelle. ihm bemerkbar. „Mein Mann war ein Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Pflegefall“, beschreibt die 74-Jährige Mitarbeiter hielten stets zu ihr Kon- die Lage. In solch einer Situation blieb takt. „Ich habe keine Worte dafür. Sie kaum noch Zeit für sich selbst. Ihr waren immer da für mich. Und wenn Mann brauchte ständig Ansprache ich einmal wohin musste, haben sie und Unterstützung. „Er konnte nicht nach meinem Mann geschaut“, be- ohne mich sein, egal wo ich hinge- schreibt sie die Situation. gangen bin, er war bei mir“, bekennt Stolle. Heute sagt sie: „Ich habe nur Nach dem Tod ihres Mannes im Früh- noch funktioniert.“ Aber gleichzeitig jahr 2019 – er wurde 79 Jahre alt auch im Rückblick: „Ich habe das alles – zog sich Branka Stolle immer mehr gern gemacht.“ Erst einmal die Wo- zurück. Ihr Partner, mit dem sie rund che, dann zweimal nutzte sie die Aus- um die Uhr den Tag verbrachte, war zeit. Dieses Angebot der Haltestelle weg. Der Mensch, den sie geliebt hat- richtet sich an Menschen mit dementi- te, war weg. Weg war aber auch die ellen Veränderungen. Um diese küm- gewaltige Aufgabe, die sie seit Jahren mern sich Ehrenamtliche, während erfüllte, bei der sie aber trotzdem die Angehörigen für ein paar Stunden glaubte, ihr nicht gerecht zu werden. Branka Stolle weiß zu kämpfen. Freiraum für Erledigungen oder ein- „Ich fühlte mich einsam, allein“, so „Sechs Jahre bin ich für meinen Mann fach mal zum Durchatmen haben. Stolle. Doch immer wieder meldeten dagewesen“, sagt sie zurückblickend sich die Ehrenamtlichen von der Hal- auf die Zeit, als sie sich um ihren pfle- Was das für Branka Stolle bedeutete? testelle bei ihr. Heute sagt sie im Rück- gebedürftigen Partner kümmerte. „Vier Stunden für mich allein“, sagt blick: „Ich bin so dankbar, ich hätte Doch auch bei ihr gab es den Punkt, sie. Viel ist das nicht, doch für sie be- das nicht überlebt.“ Und plötzlich war an dem sie Hilfe annehmen musste. deutete das einen kleinen Lichtblick, da etwas Neues: „Yvonne Weber von Das Begegnungszentrum Haltestelle neue Kraft. Und weiter beschreibt der Haltestelle riet mir: Komm doch verschaffte ihr eine „Auszeit“. Heute sie ihre Gefühle: „Ich war froh, Zeit zu uns. Wir brauchen Leute.“ Stolle gibt sie anderen Menschen all das zu- für den Garten und andere Dinge antwortete „Wenn ich komm, dann rück, was ihr selbst geholfen hat. zu haben.“ Doch irgendwann war komm ich eben.“ die Pflege zu Hause für Stolle nicht Eigentlich wollten es sich Emil und mehr zu stemmen. „Ich habe mich Tatsächlich: Eines Tages machte sie Branka Stolle in der Rente schön mit Herrn Salomon, dem Leiter der sich auf den Weg und begann bei machen, zur Goldenen Hochzeit eine Haltestelle, beraten und dann in den der Auszeit-Gruppe, an der zuvor ihr lange Ostasienreise antreten. Frau sauren Apfel gebissen“, sagt sie. Ihren Mann immer teilgenommen hatte, Stolle stammt aus Jugoslawien, lebte Mann schickte sie für zehn Tage in die als Ehrenamtliche mitzuhelfen. Für über Jahre in Egelsbach und arbeite- Kurzzeitpflege, was aber nicht funkti- Branka Stolle war das alles andere te als Chefsekretärin bei DuPont, ihr onierte. „Am letzen Tag, da ist irgend- als einfach. „Der Platz, an dem mein Mann war bei der SMC Corporation etwas passiert – ich weiß nicht genau Mann immer gesessen hat, war leer“, in Egelsbach für die Montage pneu- was. Eigentlich war er ein friedlicher beschreibt sie ihre Gefühle. matischer Produkte zuständig. Beide Mensch. Jedenfalls ist er aggressiv ge- Seit Herbst 2019 gibt sie für Menschen haben einen erwachsenen Sohn. worden. Polizei und Krankenwagen mit dementiellen Veränderungen Nach der Pensionierung kauften sie mussten kommen, er kam in die Psy- Kaffee und Kuchen aus. Zusammen sich ein Haus in Langen. Herr Stolle chiatrie.“ Es folgte ein langer gesund- wird gesungen und es gibt kleine baute es aus, legte Wasserleitungen heitlicher Abstieg mit Stationen in der Spaziergänge. „Ich möchte den Men- und Fliesen. Im Garten entstand eine Langzeitbetreuung, zu Hause und im schen Liebe und Aufmerksamkeit 14
geben“, sagt Stolle über ihre Motiva- einer ehrenamtlichen Kollegin von tion. Aus dieser Arbeit seien „richtige der Haltestelle ist ein Kreis von Frauen Freundschaften“ entstanden. Per entstanden, die ebenfalls einen Part- What´s-App-Gruppe und Telefon ner verloren haben. Es geht darum, Für Branka Stolle sind solche Treffen halten sie auch in Corona-Zeiten sich ungezwungen auszutauschen, in ihrer Situation eine große Hilfe. Kontakt miteinander. Auf Initiative Dinge miteinander zu unternehmen. Sie findet: „Das gibt neuen Mut.“ Eine Idee von Yvonne Weber – Masken für Ehrenamtler In der Corona-Pandemie zeigt die und in der Länge regulierbar. Haltestelle ihre kreative und kons- Das Maskenprojekt findet mit truktive Seite. Gerade erst kam die freundlicher Unterstützung des Verordnung, dass in Geschäften Freundeskreises statt, der sich und öffentlichen Verkehrsmitteln das Thema Mobilität auf die Masken getragen werden müssen. Fahnen geschrieben hat. Da hatte Yvonne Weber kurzer- hand die Idee, für „ihre“ Ehren- So könnte das Motto lauten: amtlichen Masken zu nähen. Kaum Mobil bleiben mit einer Maske ausgesprochen, saß sie schon an von der Haltestelle – der Nähmaschine und fertigte ‚Made by Y. Weber‘. Masken im Akkord. Die Masken sind bei mind. 60 Grad waschbar Herzlich willkommen bei PHÖNIX! Wir begrüßen Sie herzlich und freuen uns, Sie aufmerksam zu umsorgen. Sie können sicher sein: Hier hat Lebensfreude auch im Alter ihren Platz! UNSERE LEISTUNGEN IM ÜBERBLICK Stationäre Kurzzeit- Urlaubs- Verhinderungs- Pflege pflege pflege pflege Demenz- Hauseigene Garten/ Vielfältige pflege Küche Parkanlage Veranstaltungen PHÖNIX Haus Ahornhof Darmstädter Straße 21-25 63225 Langen Telefon: 06103 30117-0 E-Mail: ahornhof@korian.de www.korian.de Ein Unternehmen der Gruppe 15
Menschen über die Haltestelle Mitten im Leben – auch im Rollstuhl und AWO abgeholt. Wofür Helga Thalhäuser Dankbarkeit äußert. Wie zufrieden sie mit dem Begeg- nungszentrum Haltestelle ist? Sie strahlt und nennt einige Ziele, die Stefan Kleinhenz und seine eh- renamtlichen Helfer in den letzten Jahren besucht haben. Helga Thalhäuser weiß genau, dass es keinen Ort weit und breit gibt, der solch ein Angebot für ältere Menschen mit eingeschränkter Mo- bilität bietet. Und sie freut sich alle vier Monate auf die neuen Ziele von „Urlaub ohne Koffer“. Auf unsere Frage, ob sie Wünsche für neue Fahrziele habe, ist ihre Ant- wort: „Es gibt doch eine Kirche, ein Kloster, in dem Konzerte stattfin- den, und das liegt doch gar nicht so weit entfernt“. Kloster Eberbach im Rheingau ist gemeint. Und diesen Wunsch Helga Thalhäusers werden wir weiterge- ben und alles daran setzen, dass er erfüllt werden kann. Ohne fremde Hilfe geht es leider nicht mehr, Helga Thalhäuser und Adolf Dick, ein hilfreicher Nachbar Schwer sich vorzustellen, wie es tätsproblemen „Urlaub ohne Kof- ist, seit Jahren an einen Rollstuhl fer“ und der Haltestellen-Angebote gefesselt zu sein! ZEITLOS hat zum „Sitzgymnastik“. Jubiläum eine interviewt, die seit vielen Jahren treu Angebote der Seit über zehn Jahren muss sie sich Haltestelle nutzt: Helga Thalhäuser nun allein durchs Leben schlagen aus Langen. und seit mehr als fünf Jahren ist sie, schwer gekennzeichnet durch eine Die heute 83-Jährige wurde vor 25 Multiple Sklerose, auf den Rollstuhl Denn die Bedingungen zu schaffen, Jahren durch die Zeitung auf die An- und die Hilfe eines guten Nachbarn dass ältere Menschen auch im Roll- gebote der damals noch jungen Hal- angewiesen. stuhl mitten im Leben bleiben kön- testelle aufmerksam. Zusammen mit Und das funktioniert sehr gut. Denn nen, ist eine ehrenvolle Aufgabe für ihrem Ehemann wurde sie schnell zu den Fahrten „Urlaub ohne Kof- uns! ZEITLOS wünscht Frau Thalhäu- eine begeisterte Teilnehmerin der fer“ wird sie mit den Spezialfahrzeu- ser weiterhin Mut und Zuversicht Fahrten für Menschen mit Mobili- gen von Haltestelle, Seniorenhilfe und alles Gute! 16
www.vobadreieich.de/volksbaenker WIR SIND VOLKS BÄNKER R e g i o n Die h a u s e . e r Z u ist uns Wir sind Mitglieder bei der Volksbank Dreieich eG, weil unser Zuhause uns wichtig ist. Mit der Volksbank Dreieich eG können wir die Vereine unserer Region mit Crowdfunding unterstützen und profitieren von günstigen Bankkonditionen. So haben wir alle etwas davon. Zusammen eben. Tel. 06103 95-3000 | kontakt@vobadreieich.de
GEDACHT QUER Zur Person Annelie Keil (* 17. 01.1939 in Berlin) Soziologin und Gesundheitswissen- schaftlerin. Studium der Politikwissen- schaften und Soziologie, dann auch Psychologie und Pädagogik. 1971 an der Gründung der Universität Bremen beteiligt, lehrte als Professorin Sozial- und Gesundheitswissenschaften. Aktiv in der Hospizbewegung. 2004 Bundesverdienstkreuz für ehrenamt- liche Arbeit zur Förderung von Bürgerengagement, Jugendbildung und gesundheitlicher Beratung und Selbsthilfe. Mehr über sie oder Kontakt unter: Wie aus Vergangenheit Zukunft wird: www.anneliekeil.de Leben braucht gelebte Zeit – zeitlos und jeden Augenblick „Vergangenheit braucht Zukunft“ – von uns allen verlangt, und eine es nicht und einfach nur irgendwie das ist das Motto des Jubiläums und abgesagte Jubiläumsfeier ist die weitermachen, geht auch nicht. Auch sollte auch Überschrift für die Feier- leichteste Übung. das ist nichts Neues, denn jedes lichkeiten sein, die geplant waren. Die tatsächliche Jubiläumsfreude und bisherige Jahr des Projekts stand wie das, worauf die „Macher und Mitma- auch das Lebensjahr eines Menschen Das kleine cher“ stolz sind, bleibt und niemand immer wieder unter einem „Vorbe- Virus mit der kann es uns nehmen. Da ist selbst das halt“, nicht nur einem Haushaltsvor- großen kleine Virus machtlos! behalt. Immer kann etwas geschehen, Wirkung dass das Bisherige in Frage stellt, dass verhindert, Viele Jahre guter Arbeit liegen seit Stagnation eintritt, dass sich irgendein dass der der Gründung der „HALTESTELLE“ bisheriger Fortschritt als Irrtum Altbürger- hinter allen, die daran mitgewirkt erweist. Jeder Mensch kennt das als meister von Bremen Dr. Henning haben und den anderen, die sich kontinuierliche Lebenserfahrung. Die Scherf und ich im April mit kleinen darüber gefreut haben, dass es dieses schnelle Genesung von einer Krank- Festreden nach Langen reisen, um das Projekt gibt und sie dieses für ihr heit kann in einem Rückfall enden, gelungene Projekt „HALTESTELLE“ eigenes Leben, seine Fragen und das der bisher sichere Job in einer plötzli- vor Ort zusammen mit anderen zu eigene Handeln nutzen konnten. chen Arbeitslosigkeit, die große Liebe bejubeln. Dass das nun wegen des Diese konkrete Vergangenheit, das zum Desaster werden. Die Zukunft, frechen Lümmels oder der frechen mit und in dem Projekt gelebte Leben die wir wollen, müssen wir samt allen Göre „Corona“ nicht möglich sein soll nun eine ebenso konkrete wie Unsicherheiten und Risiken, die in ihr wird, ist schade, aber es wird andere lebendige Zukunft haben. Das ist der stecken, selbst in die Hand nehmen, Wege geben, um der Freude über das große Wunsch und ganz offensichtlich müssen selbst wagen, was wir uns Vergangene und die guten Wünsche der Hintergrund für das Motto. Und wünschen, damit aus unserer eigenen für die Zukunft der „HALTESTELLE“ wie immer im Leben, ist es auch hier: Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu teilen. Kreativität ist ob und wie sich der Wunsch erfüllen wieder eine Zukunft wird. nicht nur jetzt, aber jetzt besonders lässt, ist ungewiss, eine Garantie gibt Wir selbst also, die am Projekt Betei- 18
QUERGEDACHT ligten, die Stadt Langen, die Leserin- Frage eines Reporters, wie sie denn Tag für Tag die Zeitachse von Vergan- nen und Leser, die bisher Uninteres- mit der gerade in Deutschland genheit, Gegenwart und Zukunft sierten sind es, die dafür mit Mut und verordneten Kontaktsperre im immer wieder neu durchschreitet und Freude zur nächsten Etappe aufbre- Rahmen der Corona-Krise umgeht, gestaltet - egal ob am Ende ein chen und Sorge tragen können, dass antwortet eine alte Dame unaufge- fröhliches Jubiläum oder eine Trauer- wir nach dem Jubel-Lied über das regt und sachlich: „Ich bin doch schon kundgebung stehen. Wer gesund ist Gewesene die nächsten Strophen für lange und eigentlich immer allein!“ und bleiben will, muss damit rechnen, die Zukunft der „ HALTESTELLE“ Da musste ich, wie so oft in diesen krank zu werden! Wer herzlich leben komponieren und singen. „HALTE- Tagen, einfach weinen, weil viele will, muss das Schmerzliche im Leben STELLE“ braucht immer konkrete Zeit, Menschen aus sehr unterschiedlichen akzeptieren. Wer mit offener Hinga- eine Zukunft, die eine krisenerprobte Gründen die Hoffnung verloren be liebt und ein freier Mensch bleiben gute Vergangenheit im Gepäck hat. haben, dass aus einer schwierigen will, kennt die realistische Gefahr und Die nächste Zukunft hat längst Vergangenheit wie Gegenwart noch Angst, dass es bald vorbei sein könnte begonnen, denn was wir gerade im eine lebendige und andere Zukunft und nach zärtlicher Hingabe schmerz- ganzen Land im konkreten Umgang werden kann. liche Abgrenzung und Trennung mit dem Corona Virus und seinen Jeder Mensch ist bemüht, seine angesagt und zu bewältigen sind, Folgen erleben, wird schon jetzt Tag spezifische, oft auch unbewusste wie damit die vorübergehend gestörte für Tag zu einer Vergangenheit, die rätselhafte Vergangenheit über seine Herzlichkeit des Lebens wieder eine von uns gestaltete Zukunft konkrete Gegenwart und ihre Heraus- einkehren kann. prägen wird - wie immer diese für forderungen in eine ihm unbekannte Wer leben will, muss Langen und uns aussehen mag und Zukunft zu schleusen. Dass alles so seine Lebensgeschichte welche Herausforderungen darin für bleibt, wie es ist oder so wird, wie es erfinden … die Arbeit an der „HALTESTELLE“ vorher war, ist eine Illusion, auch … und gestalten. Ohne Wenn und enthalten sein werden. wenn wir daran festhalten. Jeder Aber. Das Leben selbst lässt sich nicht Geburtstag, jede Hochzeit, jede Leben ist immer eine kaufen oder einschüchtern. „Friss Geburt eines Kindes, jede abgeschlos- erarbeitete Zukunft … oder stirb, kleiner Vogel“, das ist einer sene Berufsausbildung, jede längere … denn solange wir leben, schreitet der Leitsätze, der dem Curriculum des Freundschaft ist letztlich eine Art es von den vergangenen Jahren, Lebens zugrunde liegt. Nehmen wir Jubiläum, denn nichts, was irgend- Monaten und Tagen in die Gegen- das Beispiel einer Herzerkrankung im wann beginnt, hat eine Garantie für wart und hofft, dass es eine Zukunft Leben eines Menschen. Ob ein Herz- Erfolg oder Dauer in der Tasche. Wir gibt. Leben lebt vom Leben, von fehler schon bei der Geburt, ein hatten Erwartungen, aber wir seinen Tätigkeiten, Erfahrungen und Vorhofflimmern in der Lebensmitte, mussten ausprobieren, ob und wie sie Erlebnissen! So entsteht menschliche eine Herzneurose lebenslang oder ein umzusetzen waren, welche Fehler Geschichte, so schreiben wir mit Herzinfarkt im Hospiz auf den letzten und Irrtümer, Einbahnstraßen und jedem neuen Atemzug weiter an Metern - das Team Körper, Geist und Sackgassen, welches Glück notwendig unserer Biografie! Wer abends zu Bett Seele führen auf erkannte oder waren, um ein Jubiläum feiern zu geht, rechnet damit, dass es ein unerkannte Weise Regie. Solange die können - sei es eine grüne, silberne, Morgen gibt, dass die Sonne wieder Organe schweigen, halten wir uns goldene oder diamantene Hochzeit, aufgegangen ist, auch wenn man sie eher für gesund, auch wenn Seele ein Firmenjubiläum, das Ende der nicht sieht. Wer sich gestern verliebt und Geist längst streiken und das Erwerbsarbeit, der Fall der Mauer in hat, hofft, dass dieses Gefühl noch Leben um Hilfe ruft! Mit ihnen jedoch Deutschland, die Verkündung der eine Weile anhält und sich in eine ehrlich über die Hintergründe des Menschenrechte. Immer brauchte Liebe verwandelt, die noch Zeit für Streiks zu verhandeln, scheint schwie- Vergangenheit eine Zukunft und eine längere Zukunft im Gepäck hat. rig, wird oft von allen Beteiligten, den musste durch Gegenwarten ge- Wer schon lange krank ist, wünscht Professionellen wie den Betroffenen schleust werden, die es in sich hatten. sich, dass die Gegenwart einer aus unterschiedlichen Gründen nicht Erkrankung erträglich bleibt und Wer leben will, muss älter gewollt. Seele und Gefühle, Geist und hofft, dass es eine Zukunft gibt, für werden Gedanken, soziale Lagen und ihre die zu leben es sich lohnt. Auf die Das heißt Zukunft gestalten, indem er Wirkungen arbeiten zwischen einer 19
GEDACHT QUER subjektiven Vergangenheit, die ständigen Wechselspiel, widerspre- offenbar auf die Fähigkeit an, im Zukunft braucht, weniger evidenzba- chen und ergänzen sich, erzeugen persönlichen wie vor allem auch im siert als manche körperlichen Sympto- Freude und Leid! Jede Idee, dass wir politischen und bürgerschaftlichen matiken, die man in Röntgen- und garantiert von irgendetwas verschont Zusammenleben mit einer Situation MRT-Bildern vorstellen kann und die bleiben und dass uns nichts treffen fertig zu werden, zu der es jetzt keine dem modernen Denken nach Beweis- kann, was dem Nachbarn oder einem verfügbare und vor allem pragmati- barkeit und Eindeutigkeit zunächst anderen Volk geschieht, ist eine sche, schnelle wie sichere Lösung gibt. einmal entgegenkommen. Allmachtsfantasie und führt auf Dauer statt zu Sicherheit zu Enttäu- Diese aktuell geforderte biografische Wer seit dem Tag seiner Geburt durch schung, Hoffnungslosigkeit und wie politische Arbeit ist mit großen alle Krisen, schlechte wie gute Zeiten Resignation und untergräbt ein Unsicherheiten behaftet. Kriegskinder samt Krankheiten, Neurosen und herzliches wie selbstbestimmtes erleben leere Regale in Supermärkten Depressionen hindurch älter gewor- Leben in eigener Verantwortung, das anders als manche ohne diese Vorer- den ist, hat den Beweis angetreten, immer zum Lachen und zum Weinen fahrung. Viele alte Menschen mit dass er gelebt und letztlich bewusst ist und auf die Fähigkeit von Balance Vorerkrankungen, eine der besonde- wie unbewusst die Bedingungslosig- und Ausgleich angewiesen ist. ren Risikogruppen der Pandemie, keit wie Unverfügbarkeit des Lebens lebten schon lange in einer Art akzeptiert hat. Gleichzeitig hat jeder Natürlich sind wir immer auf der „sozialer Quarantäne“ und erleben Mensch die bisherigen Möglichkeiten Suche nach dem Machbaren, und es die jetzt zusätzlich auferlegte Kon- und Glückspunkte, die dem Geschenk ist eine Erfolgsgeschichte der Mensch- taktsperre manchmal als lebensbe- der nackten Geburt folgten, ange- heit, was dabei herausgekommen ist. drohlich. Wieder andere Menschen nommen, wie einverstanden oder Aber die Krisenhaftigkeit und Fragili- können gar nicht „hamstern“, weil nicht einverstanden, interessiert oder tät des Lebens zwingt uns immer schon der normale Einkauf finanziell gleichgültig, glücklich oder unglück- wieder neu in die Demut dem ein Problem ist. Manche wissen nicht, lich er mit seinem bisherigen Leben Unverfügbaren gegenüber. Das Leben was eine kluge Vorratshaltung ist und auch sein mag! Wer herzlich, glück- im Griff zu haben, ist die eine Seite dass diese vielleicht nicht nur aus lich, gut, selbstbestimmt oder nur des Geschehens, diesen Zugriff nicht Nudeln, Toilettenpapier, Mehl, pragmatisch leben will, ist zur Ein- zu haben oder zu verlieren, ist die Zigaretten und Schnaps besteht. Die schätzung, Überprüfung und Glaub- andere Seite. Gleichzeitig aber lässt einen ziehen sich in ihre Wohnungen würdigkeit auch seiner eigenen genau diese uns wissen, dass die zurück und den anderen werden am Anteile immer wieder neu auf einen Hoffnung, etwas tun zu können, leeren Flugplatz die Schlafplätze eigenen Faktencheck angewiesen. etwas auszuprobieren, etwas zu verweigert. Die Nachbarschaftshilfen Dauerhaft die Augen vor der eigenen verändern, nicht gestorben ist, wenn blühen, an Zäunen hängen Lunchpa- Wahrheit sowie den gesellschaftlichen wir auf scheinbar unlösbare Probleme kete für wohnungslose Menschen, die Verhältnissen zu verschließen, gehört stoßen. „Tafeln“ erhalten Lebensmittel aus zu den wichtigsten, relativ unerforsch- Trotz aller Erfolge der Medizin, der den Beständen für Kreuzfahrtschiffe. ten Risikofaktoren, neben einem Qualität von manchen Gesundheits- Ein Land und seine Menschen sind in inneren Bewegungsmangel und wesen, des großen Wissens der Bewegung, widersprüchlich, unbere- Erstarrungsprozess, der vielen Men- Virenforschung, müssen wir erken- chenbar, zum Weinen und zum schen in Zeiten von Corona im nen, dass das Corona-Virus in seiner Lachen. Umgang mit ihren Gefühlen, Ängs- Gestalt und Ausbreitung im Moment ten und Verhaltensweisen sehr zu nicht „verfügbar“, nicht beherrschbar Vergangenheit braucht schaffen machen kann. ist. Und was, wenn schnelle Tests, ein Zukunft, das ist wohl wahr Leben ist auf allen Ebenen polar, nicht Impfstoff oder gute Behandlungsfor- auf entweder-oder ausgerichtet, men zur Verfügung stehen, die Zum Schluss noch eine „zeitlose“ sondern auf Wandel und Verände- gesundheitlichen, seelischen, sozialen, Wahrheit von Christian Morgenstern rung. Lust und Angst, Gesundheit und wirtschaftlichen und viele andere als meine persönliche „Glückwunsch- Krankheit, Hingabe und Abgrenzung, Folgen sind weder heute noch in karte“ zur ausgefallenen Jubiläums- Himmel und Erde, Kälte und Wärme, überschaubarer Zukunft richtig feier des Begegnungszentrums Wissen und Unwissen stehen in einem einzuschätzen. Jetzt kommt es Haltestelle!: 20
I N F O R M AT I O N Hörgeräte Akustik Meisterbetrieb und Tinnitus-Therapie Willkommene Unterstützung für Gingko in Langen Wir schärfen Ihr Gehör – und schützen können wir es auch! Vor Weihnachten hat Gingko in entschieden werden Langen ein Anruf erreicht, dass die musste, die Spende Belegschaft von PANASONIC AUTO- kontaktlos zu überge- MATIVE SYSTEMS EUROPE GMBH in ben. Dazu wurde ein Langen auf ihrer Weihnachtsfeier für großer „Scheck“ Ginkgo Langen e.V. sammeln gefertigt, den Ute möchte. Die Verantwortlichen bei May-Baldner und Gingko waren natürlich sehr erfreut Wolfgang Braun im Ohrstudio Langen GmbH darüber und sagten sofort zu. Garten von Ginkgo- Westendstraße 2 • 63225 Langen Danach ist ein Zeitraum entstanden, Haus 2 präsentierten. Telefon: 06103 6048177 in dem Ginkgo und PANASONIC Ginkgo Langen e.V. team@ohrstudio-langen.de nicht miteinander kommunizieren bedankt sich für die konnten. Am 13. März schickte PA- www.ohrstudio-langen.de großzügige Spende NASONIC uns dann eine Mail, dass bei PANASONIC und die Spende übergeben werden soll. wird die 1.000 € dem Öffnungszeiten: Da das Büro nicht besetzt und der Vereinszweck ent- Montag bis Freitag Vorsitzende auf Reisen war, konnten sprechend zur 9 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr wir erst am 25. März antworten. Mittwoch Nachmittag und Samstag Förderung der Leider war es zu spät für eine Altenhilfe einsetzen. nur nach Vereinbarung persönliche Übergabe, so dass 21
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