Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure

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Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
Ingenieure
 Beratende                      01| 02 2018

Das Fachmagazin für Planen und Bauen

                   Bauplanung 4.0
                   Praxiserfahrungen – Pläne – Projekte

                   Zum neuen Planungsvertragsrecht
                   Sichere Bauprodukte – Stand der Dinge
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Verband Beratender Ingenieure VBI
Budapester Straße 31, 10787 Berlin
Tel.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100
vbi@vbi.de, www.vbi.de
Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
Editorial

                  Vorausgeschaut

                  Plädoyer für eine hochwertige
                  Ingenieurausbildung
                  Neues Jahr, neues Glück, sagt der Volksmund. Doch der hat bekanntlich nicht
                  immer Recht. Bei der Bildung einer neuen Bundesregierung ist den Verant-
                  wortlichen jedenfalls bislang wenig geglückt. Auch drei Wochen nach Jahres-
                  beginn ist offen, in welcher Konstellation unser Land demnächst regiert wird,
                  ob Bau- und Verkehrsinfrastrukturpolitik wieder in einem Ministerium gebün-
                  delt werden und wer diese verantwortet.
                  Fest steht hingegen, dass am 12. März in Dresden der Deutsche Brücken-
                  baupreis 2018 vergeben wird. Die Einladung zur Preisverleihung liegt dieser
                  Ausgabe bei. Inzwischen hat die Jury getagt und ihr Urteil gefällt. Welche bei-
                  den Brücken den Deutschen Brückenbaupreis 2018 gewonnen haben, bleibt
                  jedoch bis zur Preisverleihung unter Verschluss. So wird die Veranstaltung
Ines Bronowski,   in Dresden erneut spannend und das Ergebnis überraschend für Wettbe-
Chefredakteurin   werbsteilnehmer und Publikum im Saal.
                  Zur Erinnerung: auf`s Treppchen, das heißt unter die drei Nominierten in der
                  Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken haben es die Lahntalbrücke Lim-
                  burg, die Pilotbrücke Greißelbach (Oberpfalz) und die Bleichinselbrücke Heil-
                  bronn geschafft; bei den Fuß- und Radwegbrücken wurden der Isarsteg Nord
                  in Freising, die Braunschweiger Hennebergbrücke und die Schaukelbrücke
                  in Weimar nominiert. Mehr dazu und zu allen bisherigen Wettbewerbsrunden
                  erfahren Sie auf der Website zum Projekt (www.brueckenbaupreis.de).
                  Was macht eine gelungene Brücke aus? Die Kombination von konstruktiver
                  Eleganz und Nachhaltigkeit in einem Bauwerk, das sich sensibel in seine
                  Umgebung einfügt bzw. diese als Landmarke aufwertet, lautet die auch für
                  Nicht-Fachleute verständliche Antwort Um aber gelungene Brücken zu pla-
                  nen und zu bauen, braucht es Fachleute, nämlich gut ausgebildete Ingenieu-
                  re. Um deren Nachwuchs bzw. die Ausbildungsstandards künftiger Ingenieure
                  sorgen sich VBI, Bundesingenieurkammer und BDB in ihrem gemeinsamen
                  „Plädoyer für eine hochwertige Ingenieurausbildung“.
                  Die kritische Stellungnahme gilt dem vorliegenden Entwurf des Musteringe-
                  nieurgesetzes, der am 5. Mai auf der Länder-Wirtschaftsministerkonferenz
                  zur Debatte stehen wird. Sorge bereitet den Ingenieurorganisationen insbe-
                  sondere die in dem Entwurf vorgesehene Absenkung des Ausbildungsniveaus
                  künftiger Ingenieure. Daher fordern VBI, BIngK und BDB eine deutliche An-
                  hebung des Anteils der geforderten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik,
                  Naturwissenschaft und Technik) in den qualifizierenden Studiengängen. Das
                  gemeinsame „Plädoyer für eine hochwertige Ingenieurausbildung“ finden Sie
                  auf der VBI-Website.
                  Hier im gedruckten Heft geht es um die Einführung und Anwendung digitaler
                  Planungsmethoden. Es sei bemerkenswert, wie schnell die Ingenieurbüros die
                  Herausforderungen des digitalen Wandels angenommen haben, teilweise Pio-
                  nierarbeit leisten, um BIM den Weg in die Büropraxis zu ebnen, sagt VBI-Prä-
                  sident Cornelius im Interview (S. 14 ). Büro-Erfahrungen beim Umstieg auf die
                  neue Planungsmethode, wie diese die Zusammenarbeit von Ingenieuren und
                  Architekten verbessert und auch dem Bauherrn Umdenken abverlangt, darum
                  geht es im Themenschwerpunkt Planung 4.0.

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Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
Inhalt

                                                                     Abbildung: 123rf / Sergey Nivens

                                                                                                        Abbildung: Gerber Architekten
                                                           S. 13                                        S. 24

         3 Editorial                                                                                                                    20   TGA und BIM – Einstieg in kleinen Schritten
                                                                                                                                             Wilhelmina Katzschmann und Savino Mininno
                                                                                                                                        24   BIM im Praxistest – Vom Modell auf die Baustelle
                Plädoyer für eine hochwertige Ingenieurausbildung                                                                            Christian Brensing
                Ines Bronowski

         6 Namen & Nachrichten                                                                                        28 Beruf und Recht
         6      Vertragsrecht – VBI-Broschüre für Planer                                                                                28   ABC des Baurechts – Leistungsverweigerungsrecht
                                                                                                                                             des Planers bei Überwachungs- und
         7      Sichere Bauprodukte – Freiwillige Nachweise und                                                                              Ausführungsfehlern
                DIBt-Gutachten                                                                                                               Janis Heiliger
                Gerhard Breitschaft
                                                                                                                                        29   Urteile in Leitsätzen – Entscheidungen der
         8      BIM-Stau am Bau – Unternehmen scheuen Aufwand
                                                                                                                                             Oberlandesgerichte und des BGH
         10     Neue AHO-Publikationen                                                                                                       Sabine von Berchem

       13 Planung 4.0
         14     Drei Jahre pb 4.0 – VBI-Präsident Volker Cornelius
                im Interview zum Stand der Dinge
                Ines Bronowski
         17     Rathaus Leonberg – Erster Neubau total digital
                Bärbel Rechenbach

                                                                                                                                                   Zum Titelbild
                                                                                                                                                   Hell und einladend: Das Rathaus Leonberg ist deutschland-
                                                                                                                                                   weit das erste Bauwerk, das vollständig mit BIM geplant
                                                                                                                                                   wurde.
                                                                                                                                                   Foto: Jürgen Pollak im Auftrag der GEZE

4   Beratende Ingenieure · 01| 02 2018
Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
Inhalt

                                                                                                 Abbildung: Fenwick Iribarren Architects
                                                                     Foto: Christian Brensing
                                                            S. 31                                      S. 36

31 International                                                                                                                           38    Auf Glas über dem Abgrund

                                                                                                                                           42    Holz-Beton-Hybrid für Studenten

31    Planung der Expo 2020 Dubai –                                                                                                        44    Beton aus dem 3D-Drucker
      Die Welt in Staunen versetzen
      Christian Brensing

                                                                                                                          48 Tipps und Termine
34 Produkte und Projekte                                                                                                                   48    Bücher

                                                                                                                                           49    VBI–Intensiv-Seminare
34    Aus den VBI Büros

36    Stadion als Bausatz

                                                                                                                                           Beilagenhinweis
                                                                                                                                           Dieser Ausgabe liegen die Einladungskarte zum Deutschen Brücken-
                                                                                                                                           baupreis und der aktuelle Unita-Brief bei.

Impressum

Beratende Ingenieure                Verlag                                                      Erscheinungsweise/Bezugspreis                                                   Copyright
Das Fachmagazin für                 Köllen Druck+Verlag GmbH                                    6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte                                            Die Zeitschrift und alle in ihr
Planen und Bauen                    Ernst-Robert-Curtius-Straße 14                              Einzelheft:                  20 Euro                                            enthaltenen Beiträge und
48. Jahrgang                        53117 Bonn-Buschdorf                                        Abonnement Inland + EU: 120 Euro                                                Abbildungen sind urheber-
                                    Tel.: 0228/9898-20                                          nicht EU-Länder:            160 Euro                                            rechtlich geschützt. Kein Teil
Herausgeber
                                    Fax.: 0228/9898-99                                          Studentenabonnement:         60 Euro                                            dieser Zeitschrift darf ohne
Verband Beratender Ingenieure VBI   verlag@koellen.de                                                                                                                           schriftliche Genehmigung des
Budapester Straße 31                                                                            VBI-Mitglieder erhalten „Beratende
                                                                                                                                                                                Verlages in irgendeiner Form
10787 Berlin                        Anzeigen                                                    Ingenieure“ im Rahmen ihrer
                                                                                                                                                                                reproduziert oder in eine von
Tel.: 030/26062-0                                                                               Mitgliedschaft.
                                    Christa Bellert                                                                                                                             Maschinen verwendbare
Fax.: 030/26062-100
www.vbi.de                          Tel.: 0228/98982-85                                         Der Bezugszeitraum eines Abonnement                                             Sprache übertragen werden.
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Redaktion                           Es gilt die Anzeigenliste 2018                              Abonnement verlängert sich um ein                                               Mit Ausnahme der gesetzlich
Ines Bronowski (Chefredakteurin)                                                                weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen                                           zugelassenen Fälle ist eine
Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100     Layout & Druck                                              vor Ablauf des berechneten Bezugs-                                              Verwertung ohne Einwilligung
bronowski@vbi.de                    Köllen Druck+Verlag, Bonn                                   zeitraumes gekündigt wird.                                                      des Verlages strafbar.

                                                                                                                                                                                                                     5
Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
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                                                                         Vertragsrecht
KURZ GESAGT

Neue Schwellenwerte                                                      VBI-Broschüre für Planer
Turnusgemäß hat die EU-Kommissi-
on für die Jahre 2018 und 2019 neue
Schwellenwerte im öffentlichen                                           Rechtzeitig zum Inkrafttreten des neu-
Auftragswesen beschlossen Seit                                           en Planungsvertragsrechts am 1. Januar
                                                                         2018 hat der VBI eine neue Broschüre
1. Januar gelten danach folgende
                                                                         herausgegeben, die Ingenieure und Ar-
Schwellenwerte:
                                                                         chitekten dabei unterstützen will, das
• für Liefer- und Dienstleistungsauf-                                    neue Vertragsrecht in der Planerpraxis
  träge oberer und oberster                                              anzuwenden. Die Broschüre enthält den
  Bundesbehörden: 144.000 €                                              Text der neuen gesetzlichen Regelungen
  (bisher 135.000 €)                                                     der §§ 650p ff. BGB und dazu entspre-
                                                                         chende Erläuterungen am praktischen
• für Liefer- und Dienstleistungs-
                                                                         Beispiel aus der Feder von VBI-Justizia-
  aufträge sonstiger öffentlicher
                                                                         rin Sabine von Berchem. Darüber hinaus
  Auftraggeber: 221.000 €                                                werden auch diejenigen Paragrafen aus
  (bisher 209.000 €)                                                     dem Bauvertragsrecht betrachtet, die
• für Liefer- und Dienstleistungsauf-                                    auch für den Planungsvertrag entspre-
  träge von Sektorenauftraggebern:                                       chend anzuwenden sind.
  443.000 € (bisher 418.000 €)                                           Die 80-seitige Broschüre „Der Architek-
                                                                         ten- und Ingenieurvertrag. Erläuterun-
• für Bauaufträge: 5.548.000 €                                           gen zu den gesetzlichen Regelungen der     10 Euro zzgl. Versand. Sie können die
  (bisher 5.225.000 €)                                                   §§ 650p ff. BGB“ kostet 15 Euro zzgl.      Broschüre direkt auf der VBI-Website
                                                                         Versandkosten, VBI-Mitglieder zahlen       (VBI.de/Shop) bestellen.

                         German Design Award

                         Doppelte Auszeichnung für Baurconsult
                                                                                                                    Der German Design Award ist der in-
                                                                                                                    ternationale Premiumpreis des Rats für
                                                                                                                    Formgebung. Im Oktober 2017 wählte
                                                                                                                    die Fachjury aus über 5.000 Einreichun-
                                                                                                                    gen die Gewinner des German Design
                                                                                                                    Award 2018. Baurconsult Architekten
                                                                                                                    Ingenieure, VBI-Mitglied mit Sitz in Haß-
                                                                                                                    furt, darf sich über gleich zwei Auszeich-
                                                                                                                    nungen in der Kategorie „Architecture“
                                                                                                                    freuen: Das Kundenhaus der Sparkasse
                                                                                                                    Bayreuth wurde als „Winner“ gekürt, die
                                                                                                                    Dreifachsporthalle Rothenburg o. d. Tau-
     Foto: Baurconsult

                                                                                                                    ber erhielt das Prädikat „Special Menti-
                                                                                                                    on“. Die Preisverleihung findet am 9. Fe-
                                                                                                                    bruar im Rahmen der Messe „Ambiente“
                                                                                                                    in Frankfurt/M. statt.

                         Herzstück des Neubaus der Sparkasse Bayreuth ist die zweigeschossige Kundenhalle.

 6            Beratende Ingenieure · 01 | 02 2018
Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
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Sichere Bauprodukte

Freiwillige Nachweise und DIBt-Gutachten
Für den Lückenschluss bei mangelhaften harmonisierten Normen dürfen neben Europäischen Technischen Bewertungen (ETA)
übergangsweise auch freiwillige nationale Nachweise herangezogen werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik DIBt bewer-
tet solche Nachweise auf Anfrage in Form von Gutachten, in denen die Einhaltung der Bauwerksanforderungen bestätigt wird.
Zahlreiche harmonisierte europäische Bauproduktnormen (hEN) weisen Mängel oder Lücken auf. Die Mängel haben zur Folge,
dass sich mit diesen Normen die Erfüllung der Bauwerksanforderungen in Deutschland – und auch in anderen Ländern der EU –
nicht zweifelsfrei nachweisen lässt.

In Deutschland wurden diese Lücken in der Vergangenheit mit          entweder Bescheinigungen von notifizierten Stellen oder einfa-
Restnormen oder mit allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun-          che freiwillige Herstellerangaben ohne fremde Bewertung oder
gen geschlossen, deren Einhaltung über die Bauregelliste B           Begutachtung vorgeschlagen.
Teil 1 vorgeschrieben war. Bauordnungsrechtliche Regelungen zur      Als Technische Bewertungsstelle nach Artikel 30 der Baupro-
Ergänzung harmonisierter europäischer Normen darf es nach            duktenverordnung erstellt das DIBt auf Anfrage und bei Kosten-
Auslegung des EuGH-Urteils C-100/13 nun nicht mehr geben.            übernahme des Bestellers Gutachten, in denen freiwillige tech-
Gleichzeitig setzt sich aber mehr und mehr die Erkenntnis durch,     nische Dokumentationen zu zusätzlichen Leistungsmerkmalen
dass bauausführende Firmen, Tragwerksplaner, Architekten und         von harmonisierten Bauprodukten hinsichtlich der Einhaltung
Bauherren mit unvollständigen Normen nicht zuverlässig bauen         der Bauwerksanforderungen bewertet werden. Die DIBt-Gut-
können. Für die Übergangszeit, bis die Mängel in den harmoni-        achten bescheinigen, dass ein harmonisiertes Bauprodukt – mit
sierten Normen behoben sind, toleriert die Europäische Kom-          den vom Produkthersteller zusätzlich angegebenen Leistungen
mission freiwillige Nachweise zur Ergänzung der betroffenen          – die Bauwerksanforderungen in Deutschland erfüllt. Für die
Normen.                                                              Dokumentation der Konstanz dieser Leistungen im Produktions-
Die Möglichkeit der freiwilligen nationalen Nachweise in             prozess können eine werkseigene Produktionskontrolle, eine
Deutschland ist in Kapitel D3 der Muster-Verwaltungsvorschrift       Fremdüberwachung und entsprechende Nachweise erforderlich
Technische Baubestimmungen (MVV TB) dargestellt. Bis zum             werden, was auf Basis der Herstellerangaben im Gutachten ver-
Inkrafttreten der Verwaltungsvorschrift Technische Baube-            merkt wird.
stimmungen in den einzelnen Ländern wird diese Möglichkeit           Das DIBt wurde von Bundesländern mit der Erstellung solcher
durch Vollzugshinweise der obersten Bauaufsichtsbehörden der         Gutachten beauftragt. Gutachten des DIBt können formlos oder
Länder an die unteren Baubehörden beschrieben (nachzulesen           unter Nutzung des DIBt-Formulars unter www.dibt.de > Service
unter www.dibt.de > Aktuelles zur Novellierung des Bauord-           > Formulare in Auftrag gegeben werden.
nungsrechts). Dort heißt es sinngemäß, dass freiwillige Leistungs-
angaben von den Bauaufsichtsbehörden regelmäßig anerkannt            Dipl.-Ing. Gerhard Breitschaft
werden, wenn eine Technische Bewertungsstelle nach Artikel 30        Präsident des Deutschen Instituts für Bautechnik
der Bauproduktenverordnung eingeschaltet wurde.
Gibt es allgemein anerkannte technische Regeln, die eine ein-
deutige Bewertung gewährleisten, werden auch entsprechende
Bescheinigungen von notifizierten Stellen nach Artikel 43 der
Bauproduktenverordnung von den Bauaufsichtsbehörden aner-
kannt. In beiden Fällen können zudem vergleichbar qualifizierte
Stellen tätig werden.
Hinweise darauf, in welchen Fällen freiwillige Nachweise mit
oder ohne Gutachten sinnvoll sind, gibt die Prioritätenliste der
ARGEBAU (vgl. www.dibt.de > Aktuelles zur Novellierung des
Bauordnungsrechts). Sie wurde von den Gremien der Baumi­
nisterkonferenz erarbeitet und wird regelmäßig aktualisiert an
das DIN übergeben, um den Ergänzungsbedarf bei harmonisierten
Normen aus Sicht der Bauaufsicht konkret aufzuzeigen.
In ihrer aktuellen Fassung vom 12. Dezember 2017 ist nun in
der neuen Spalte 6 der Prioritätenliste genau zu erkennen, bei
welchen Produkten gemäß der 84 gelisteten harmonisierten                                                           Gutachten über die Einhaltung
                                                                                                                   bauaufsichtlicher Anforderun-
Normen ein Gutachten einer Technischen Bewertungsstelle                                                            gen an bauliche Anlagen bei
empfohlen wird. Es handelt sich dabei nur um 32 Normen. Für                                                        Einbau des Bauprodukts 
Produkte nach den anderen 52 lückenhaften Normen werden                                                            Abbildung: DIBt

                                                                                                                                           7
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     BIM-Stau am Bau

     Unternehmen scheuen Aufwand
     der Umstellung
     Die Einführung von BIM wird keineswegs vor allem von Un-            Bei den Kosten sei zu berücksichtigen, so die Marktforscher,
     kenntnis oder einer dem Bau so gern unterstellten traditio-         dass es bei der BIM-Einführung nicht allein um die Kosten für
     nalistischen Verweigerungshaltung verzögert, sondern aus            Fortbildung und Infrastruktur-Änderungen geht, sondern einen
     konkreten praktischen Erwägungen. Das geht aus dem BIM-             fundamentalen Wandel aller Arbeitsprozesse im Unternehmen.
     Monitor 2017 des Marktforschungsunternehmens BauInfoCon-            Der Weg dahin dauert laut Erfahrungen von BIM-Intensivnut-
     sult hervor. Für seine Marktstudie zum Stand der BIM-Nutzung        zern gut ein Jahr – während das Unternehmen gleichzeitig wei-
     in Deutschland hat das Düsseldorfer Institut 304 mittlere und       terhin alle laufenden Projekte stemmen muss wie bisher.
     große Architektur-, Ingenieur-, Bau- und Installationsunterneh-     Den BIM-Hemmschuh der Innovationsfeindlichkeit muss sich
     men nach der eigenen BIM-Praxis und Erfahrungen in telefoni-        die deutsche Baubranche jedenfalls nicht anziehen: Unkennt-
     schen Interviews befragt.                                           nis oder Desinteresse in der deutschen Bauwirtschaft ist ein
     Als Hindernisse für eine massenhafte Verbreitung von BIM wer-       geringeres Problem, wie die weiteren Antworten von Nutzern
     den spontan vor allem der damit verbundene Fortbildungs- und        wie Nicht-Nutzern zeigen: Weniger als die Hälfte der Befragten
     Schulungsaufwand für die Mitarbeiter sowie die momentan             hält mangelndes Wissen über das Thema für ein wesentliches
     noch hohen Investitionen genannt, die für eine BIM-Einführung       BIM-Hemmnis, nur jeder Fünfte rechnet mit dem Unwillen in
     notwendig sind (je 56 %). Dabei waren sich die 62 befragten         der Branche den (bau-)kulturellen Wandel anzugehen.
     Planer und Verarbeiter am Bau, die BIM schon eingeführt ha-         Der BIM-Monitor 2017 kann bei BauInfoConsult zum Preis von
     ben, bemerkenswert einig mit den Nicht-BIM-Nutzern in der           1.799 € zzgl. MwSt bestellt werden:
     Befragungsstichprobe.                                               www.bauinfoconsult.de

     Deutscher Verzinkerpreis 2017

     Saarpolygon gewinnt Architekturpreis
                                                                         Zum 15. Mal hat der Industrieverband Feuerverzinken Ende
                                                                         2017 den Deutschen Verzinkerpreis für Architektur und Me-
                                                                         tallgestaltung verliehen. Die Vergabe des Preises erfolgte in
                                                                         zwei getrennten Kategorien. Wie in den Vorjahren wurde der
                                                                         Preis in den zwei Kategorien Architektur (Preisgeld insgesamt
                                                                         10.000 Euro) und in der Kategorie Metallgestaltung (Preis-
                                                                         geld: 5.000 Euro) vergeben. Mit 45 eingereichten Projekten,
                                                                         die ganz oder in wesentlichem Umfang feuerverzinkt waren,
                                                                         fand der Preis in der Fachwelt erneut eine gute Resonanz.
                                                                         Der 1. Preis in der Kategorie Architektur ging an Pfeiffer
                                                                         Sachse Architekten UG, Berlin, und Stahlbau Claus Queck
                                                                         GmbH, Düren, für ihre Landmarke Duhamel – Saarpolygon.
                                                                         Dazu die Jury: Das Saarpolygon mit seinen 30 m Höhe sei
                                                                         weithin sichtbares, skulpturales Objekt und begehbare Aus-
                                                                         sichtsplattform zugleich. Seine abstrakte Form wirke rational
                                                                         und poetisch zugleich, sei vielfach interpretierbar und stehe
                                                                         für den Strukturwandel des Saarlandes nach Beendigung des
                                                                         Steinkohlebergbaus. Der feuerverzinkte Stahl betone einer-
                                                                         seits Form und Konstruktion und sei gleichzeitig der bestmög-
                                                                         liche Weg, die Landmarke dauerhaft vor Witterungseinflüssen
     Feuerverzinkte Landmarke: der Saarpolygon       Foto: Jan Siefke   zu schützen.

8   Beratende Ingenieure · 01 | 02 2018
Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
Namen & Nachrichten

VBI-Arbeitskreis Wasserstraßen

Vorschläge für verbesserte Vergaben
Ende Januar hat der im November gegründete neue VBI-Arbeits-                des Aufgabenstaus der WSV zu unterstützen. Dazu hatten die
kreis Wasserstraßen, der von Dr. Jeannette Ebers-Ernst und Jo-              Ingenieure Vorschläge zur Verbesserung der Vergabeverfahren
hannes Herbort geleitet wird, erneut getagt. Der Arbeitskreis               vorgelegt. Zu ersten Gesprächen trafen die VBI-Vertreter Ende
wurde von der Fachgruppe Konstruktiver Ingenieurbau initiiert,              2017 BMVI-Staatssekretär Enak Ferlemann und Vertreter der
um die Interessen der für die Wasserstraßen- und Schifffahrts-              GDWS in Bonn.
verwaltung des Bundes WSV tätigen Unternehmen zu bündeln.
Erstes Ziel des Arbeitskreises soll es sein, bei der Beseitigung

German Design Award                                                                                                            KURZ GESAGT

Gleich drei pbr-Projekte                                                                                                   Neue FIDIC-Verträge

prämiert                                                                                                     FIDIC, die Fédération Internationale
                                                                                                            des Ingénieurs-Conseils (FIDIC), hat
                                                                                                           am 5. Dezember 2017 auf ihrer Users
                                                                                                                 Conference in London die neuen
Die pbr AG wird mit gleich drei German            stadt und die Automobillinie für Hydro
Design Awards ausgezeichnet. Die inter-           Aluminium wurden im vergangenen Jahr                          Vertragsmuster vorgestellt. Damit
nationalen Architektur- und Designpreise          bereits mit dem Iconic Award ausge-                        wurden nach 18 Jahren die wichtigs-
erhält das Architektur- und Ingenieurbü-          zeichnet.                                                 ten Muster, nämlich das Yellow, Red
ro für den Neubau der Stadthalle Bad              Der German Design Award zeichnet                          und Silver Book, komplett überarbei-
Neustadt (Auszeichnung Winner), den               innovative Produkte und Projekte, ihre                   tet. Dabei sind alle drei Musterverträ-
Neubau der Firmenzentrale der FAM                 Hersteller und Gestalter aus, die in der                ge deutlich umfangreicher ausgefallen
Magdeburger Förderanlagen und Bau-                deutschen und internationalen Design-                    als die Vorgänger. Der Text der Gene-
maschinen GmbH (Auszeichnung Spe-                 landschaft wegweisend sind. Die Preis-                   ral Conditions ist jeweils etwa um die
cial Mention) sowie für den Neubau der            verleihung findet am 9. Februar 2018 im                                Hälfte länger als bisher.
Automobillinie AL3 für Hydro Aluminium            Rahmen der internationalen Konsum-
(Auszeichnung Winner) in der Kategorie            gütermesse Ambiente in Frankfurt am
Architecture. Die Stadthalle Bad Neu-             Main statt.                                                             ZPP gehört zu Socotec

                                                                                                              Seit Oktober 2017 ist die ZPP Inge-
                                                                                                             nieure AG Teil der Socotec-Gruppe,
                                                                                                             dem französischen Marktführer für
                                                                                                                Dienstleistungen im Bereich TIC
                                                                                                             (Testing/Inspection/Certification).
                                                                                                               Der Socotec-Gruppe mit ihrer 60
                                                                                                           jährigen Geschichte gehören nahezu
                                                                                                             7.000 Mitarbeiter an. Durch diesen
                                                                                                              Schritt wird ZPP sowohl die eigene
                                                                                                           nationale Position ausbauen als auch
                                                                                                                seine Kompetenzen des German
                                                                                                                 Engineering bei internationalen
                                                                                                                   Projekten einbringen. Alle vier
                                                                                                                  Vorstände und Mitinhaber sind
                                                                                                             weiter­hin in ihren Funktionen aktiv.

Pbr war Gesamtplaner des Neubaus der Automobilinie AL3 für Hydro Aluminium.  Foto: Axel Hartmann

                                                                                                                                             9
Ingenieure - Bauplanung 4.0 Praxiserfahrungen - Pläne - Projekte - Verband Beratender Ingenieure
Namen & Nachrichten

                                            Klimawandel
KURZ GESAGT

Generationswechsel
                                            Fachplaner Starkregenvorsorge
Dipl.-Ing. Jörn Ermel hat im Ingenieur­
büro Dr. Born - Dr. Ermel GmbH,             Im Rahmen der Deutschen Anpassungs-        findet im April in Hennef statt, soll mit-
Achim bei Bremen, per 1. 12. 2017 die       strategie an den Klimawandel (DAS)         telfristig das Know-how geschaffen wer-
Nachfolge seines Vaters Dr. Gerrit          fördert das Bundesministerium für Um-      den, mit Folgen des Klimawandels, die
Ermel als Geschäftsführer und auch          welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi-      die kommunale Infrastruktur betreffen,
als Sprecher der Geschäftsführung           cherheit (BMUB) die Konzeption des         qualifiziert umzugehen. Die Fachplaner
angetreten. Jörn Ermel studierte            Bildungsmoduls Fachplaner Starkregen-      werden befähigt, Überflutungsrisiken zu
Energie- und Verfahrenstechnik an           vorsorge der DWA (www.dwa.de). Mit         erkennen und in der wassersensiblen
der TU Braunschweig und stieg nach          dieser Qualifikation, der erste Lehrgang   Stadtplanung zu berücksichtigen.
ersten Berufserfahrungen bei einem
Bremer Anlagenbauer in das Familien-
unternehmen ein, wo er zunächst in
                                            AHO-Broschüren
der Projektleitung tätig war.

POS4 verstärkt Führung
                                            Zwei neue Titel zu Jahresbeginn
Architektin Inga Knoop, Expertin für        Unter Leitung von Dr.-Ing. Franz Zior      teten Auflage von Heft 19 „Ergänzende
Handelsimmobilien, verstärkt seit           hat die VBI-Fachgruppe GIS und Ver-        Leistungsbilder im Projektmanage-
November 2017 die Geschäftsfüh-             messung maßgeblich am neuen AHO-           ment für die Bau- und Immobilienwirt-
rung des VBI-Mitgliedsunternehmen           Heft Nr.10 „GIS-Dienstleistungen – Teil    schaft“ ebenfalls eine neue Broschüre
POS4 am Standort Düsseldorf. Das            A: Leistungsphasen nach GIS-Basissy-       vor. Fehlentwicklungen bei einzelnen
Generalplanerunternehmen hat                stemen“ mitgearbeitet. Die Broschüre       Projekten der Vergangenheit verdeut-
sich in über 20 erfolgreichen Jahren        stellt die GIS-Dienstleistungen syste-     lichen, dass wichtige Felder des Pro-
insbesondere einen Namen bei                matisiert in einem Leistungsbild dar,      jektmanagements nicht rechtzeitig
Neuplanung und Revitalisierung von          enthält Leistungsphasen mit Grundlei-      erbracht werden. Daher empfiehlt
Handels- und Freizeitimmobilien,            stungen und Besondere Leistungen.          es sich bei Projekten mit besonde-
Schwimmbädern sowie Gewerbe und             Honorierungsempfehlungen werden in         ren Anforderungen, ergänzend zu den
Wohnungsbauprojekten gemacht.               einem nächsten Schritt untersucht und      Projektmanagement-Grundleistungen
die POS4-Gründer Ulrich Hinrichs-           gesondert veröffentlicht.                  (AHO-Heft Nr. 9) weitere Leistungen zu
meyer und André Pilling gehören zu          AHO-Heft Nr. 10 kostet 16,80 Euro und      beauftragen. Diese Lücke schließt das
den Pionieren bei der BIM-Nutzung.          ist auf der AHO-Website bestellbar.        neue Heft 19, das 41,80 Euro kostet.
                                            Die AHO-Fachkommission „Projekt-           Beide Broschüren können auf der AHO-
                                            steuerung/Projektmanagement“ legt          Website bestellt werden:
Stabwechsel bei Inovis                      mit der zweiten, vollständig überarbei-    www.aho.de/Schriftenreihe.
Sascha Gumprecht, seit 2013 stell-
vertretender Niederlassungsleiter
bei Inovis in Düsseldorf, hat zum
1. Januar die Leitung übernommen.
„Wir freuen uns, damit einem jungen
Kollegen aus den eigenen Reihen
eine Karrierechance bieten zu
können“, so Dieter Leipoldt,
Geschäfts­führer der Inovis Ingeni-
eure GmbH und bisheriger Nieder-
lassungsleiter in Düsseldorf, der
sich aus dem operativen Geschäft in
Düsseldorf zurückziehen und seinen
anderen Aufgaben im Unternehmen
widmen will.

10    Beratende Ingenieure · 01 | 02 2018
Namen & Nachrichten

Bruttostromverbrauch

Deutscher Strom wird                                               Wir wollen
immer grüner
                                                                   Ihren Erfolg.
                                                                   Profitieren Sie von
                                                                   einem starken Verband!

Ostseewindpark Baltic 1                     Foto: Inros Lackner
                                                                   www.vbi.de
Die Erneuerbaren Energien haben 2017 über 36 % des Brut-
tostromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Zu diesem
Ergebnis kamen das Zentrum für Sonnenenergie- und Was-             Der VBI vereint die besten Planer und Berater
serstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bun-
                                                                   Deutschlands. Er ist die führende Berufsorganisa-
desverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in
                                                                   tion unabhängig planender und beratender Inge-
einer ersten Schätzung. Demnach wurden bis Jahresende
fast 217 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen re-            nieure in Deutschland. Sie wollen dazu gehören?
generativen Quellen erzeugt. Das wäre ein deutlicher Anstieg       Sprechen Sie mit uns, wir informieren Sie gern!
gegenüber 2016 als der Anteil der Erneuerbaren Energien
mit 188 Mrd. kWh bei 31,6 % des Bruttostromverbrauchs lag.         Verband Beratender Ingenieure VBI
„Bereits jetzt haben die Erneuerbaren das von der Bundesre-        Budapester Straße 31, 10787 Berlin
gierung für 2020 gesteckte Ziel von 35 % Erneuerbaren-An-          Te.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100
teil am Bruttostromverbrauch übertroffen. Das ist eine gute        vbi@vbi.de, www.vbi.de
Nachricht für den Klimaschutz“, erklärte Stefan Kapferer, Vor-
sitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Politik solle
die Rahmenbedingungen so gestalten, dass auch die näch-
sten Ausbauziele erreicht werden, forderte ZSW-Vorstands-
mitglied Prof. Dr. Frithjof Staiß. Das gelte insbesondere für
die beiden anderen Sektoren Wärme und Mobilität, Dort sta-
gniere der Anteil Erneuerbarer Energien seit Jahren bei 6 %
(Verkehr) und 13 % (Wärme).

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Namen & Nachrichten

     Projektmanagement-Gehälter

     Ingenieurbüros am unteren Ende
     Die Gehälter im Projektmanagement steigen weiter, wie die         sität für Wirtschaft und Recht und unterstützt von der pma
     aktuelle Studie zu Gehalt und Karriere im Projektmanage-          – Projekt Management Austria und der spm. swiss project
     ment der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanage-             management association.
     ment ausweist. Mit einem Jahresgehalt von 80.000 Euro             Wie die Studie zeigt, werden in der Pharma- und Chemie-
     liegt der durchschnittliche Verdienst noch einmal 1,9 % über      industrie die höchsten Projektmanagementgehälter gezahlt.
     dem Wert der vorigen Befragung 2015. Projektmanager in            Das durchschnittliche Jahresgehalt liegt hier bei 98.300
     Österreich erzielten sogar eine Gehaltssteigerung von bis zu      Euro; an zweiter Stelle folgt die Finanzdienstleistungsbran-
     10,9 % und liegen nun fast gleichauf mit ihren deutschen          che (90.400 Euro), gefolgt von der Elektrotechnik (90.200
     Kollegen.                                                         Euro). Deutlich niedrigere Gehälter erhalten Projektmana-
     Für die sechste Ausgabe der Studie haben 1.075 Projekt-           ger im Handel (71.900 Euro), der Software (71.600 Euro)
     manager zwischen April und Juli 2017 ihr Gehalt offen ge-         und in Ingenieurbüros (71.500 Euro). Neben der Branche
     legt. „Das ist Teilnehmerrekord“, freut sich Prof. Dr. Steffen    schlagen sich auch Größe eines Unternehmens sowie der
     Scheurer, der die Erhebung wissenschaftlich begleitete. Die       Umsatz im Gehaltsgefüge nieder: Die höchsten Gehälter
     hohe Beteiligung sei auch Zeugnis der wachsenden „Projek-         zahlen Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten bzw.
     tifizierung unserer Arbeitswelt“, so Scheurer. Durchgeführt       solche, die einen jährlichen Umsatz von mehr als 100 Mio.
     wurde die Studie in Zusammenarbeit mit der EBS Univer-            Euro erzielen.

     Nachruf

     John J. Becker † 7. Oktober 2017
                                                 strie zunächst im Bremer Ingenieurbüro      fahrenstechnik ergänzt. 2006 schied
                                                 J. Pape gearbeitet, bevor er 1983 mit ei-   Wolfgang Gedusch aus dem Unter-
                                                 nem „Koffer voller Ideen“ im Künstlerort    nehmen aus, Becker führte das Büro
                                                 Worpswede zusammen mit Wolfgang             mit Unterstützung seiner Kinder Tina
                                                 Gedusch das Ingenieurbüro Becker und        Stürken und Tom Becker weiter. An-
                                                 Gedusch gründete. Mit viel unternehme-      fang 2008 übernahm John Becker die
                                                 rischem Weitblick und Geschick baute        Projektgesellschaft für die kommunale
                                                 Becker das kleine Büro zum ganzheit-        Ver- und Entsorgungstechnik (PfK) Mün-
                                                 lich denkenden Beratungsunternehmen         chen GmbH, die inzwischen als Nieder-
                                                 aus. Die elektrotechnische Ausrüstung       lassung München Ansprechpartner für
                                                 mit dem Schwerpunkt Abwassertechnik         die Kunden im süddeutschen Raum ist.
                                                 war damals ein Nischenprodukt. Die ge-      Im Sommer 2016 kam ein Büro in Berlin-
                                                 stiegenen Anforderungen an die Abwas-       Brandenburg hinzu – inzwischen küm-
                                                 serreinigung sorgten für eine gute Auf-     mern sich fast siebzig Mitarbeiter der
                                                 tragslage und ein stetiges Anwachsen        john becker ingenieure an drei Standor-
     John Becker, Gründer und Inhaber des        des Mitarbeiterstamms. Becker war zu-       ten deutschlandweit um über 320 lau-
     gleichnamigen Ingenieurbüros ist bei ei-    sätzlich viele Jahre als Lehrbeauftragter   fende Projekte.
     nem tragischen Segelunfall am 7. Okto-      für Umwelttechnik an der Hochschule         Becker war Impulsgeber und immer
     ber 2017 im Alter von 67 Jahren tödlich     Bremen tätig und hat sich in zahlreichen    offen für den konstruktiven Dialog. Die
     verunglückt. Becker hatte nach einer        Ausschüssen, Verbänden, darunter seit       damit verbundene unverwechselbare
     Elektromechaniker-Ausbildung Physikali-     1985 im VBI, engagiert.                     Unternehmenskultur wollen seine Kin-
     sche Technik studiert und nach Stationen    1991 wurde die fachliche Ausrichtung        der Tina Stürken und Tom Becker mit
     im Flugzeugbau und der Chemieindu-          des Büros um die Maschinen- und Ver-        allen Mitarbeitern fortführen.

12   Beratende Ingenieure · 01| 02 2018
Planung 4.0
                                    Der digitale Wandel in der Branche ist in vollem Gange. Es sei bemerkenswert, wie schnell die
                                     Ingenieurbüros reagiert haben, und Pionierarbeit leisten, um BIM den Weg in die Büropraxis
                                                  zu ebnen, betont VBI-Präsident Cornelius im Interview auf den folgenden Seiten.
                                   Büro-Erfahrungen beim Umstieg auf die neue Planungsmethode, wie diese die Zusammenarbeit
                                     von Ingenieuren und Architekten verbessert und auch dem Bauherrn Umdenken abverlangt,
                                                                                 davon handeln die Hauptbeiträge dieser Ausgabe.
Abbildung: 123rf / Sergey Nivens

                                                                                                                                    13
Bauplanung 4.0

     Drei Jahre planen-bauen 4.0

     Wie ist der Stand der Dinge?
     Im Februar 2015 hat der VBI gemeinsam mit 13 anderen Verbänden und Kammern der Wertschöpfungskette Bau die
     „planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH“ gegründet. Ziel war, die
     pb 4.0 als Non-profit-Gesellschaft zum Branchen-Kompetenzzentrum in Sachen Building Information Modeling (BIM) zu
     entwickeln, um die Einführung digitaler Geschäftsprozesse in der Bauwirtschaft voranzubringen.
     VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius hat als Aufsichtsratsmitglied die Entwicklung der pb 4.0 in den vergangenen drei
     Jahren begleitet. Jetzt wird er den Staffelstab an VBI-Vizepräsident Jörg Thiele übergeben – Zeit für Bilanz und Ausblick.

     Herr Dr. Cornelius, wie ist Deutschland seit 2015 bei der         mensziele einvernehmlich. Wichtige Projektentscheidungen
     Einführung digitaler Planungsmethoden vorangekommen?              wurden dadurch verzögert.
     Es ist bemerkenswert, wie schnell unsere Ingenieurbüros
     reagiert haben und nicht nur Schritt im Wettbewerb hal-           Der VBI war seinerzeit einer der treibenden Verbände
     ten, sondern teilweise Pionierarbeit leisten, indem sie mit-      bei der Gründung der pb 4.0. Damit wollten Sie und die
     arbeiten und dazu beitragen, Defizite in den zur Verfügung        Verbandsführung dafür sorgen, dass auch künftig klei-
     gestellten Grundlagen zu beseitigen.                                                   ne und mittlere Ingenieurbüros an
     Hier zeigt sich wieder, wie vorteilhaft                                                den unterschiedlichsten Projekten
     unsere mittelständischen, meist inha-                                                  mitarbeiten können, ohne für jeden
     bergeführten Unternehmensstruktu-                                                      Auftrag in neue Software und ent-
     ren sind.                                                                              sprechende Mitarbeiterschulungen
     Positiv ist auch, dass inzwischen alle                                                 investieren zu müssen. Wie ist der
     Büros verstanden haben, dass da ein                                                    Stand der Dinge?
     Zug angefahren ist, den keiner mehr                                                    Dem Ziel fühlen wir uns als VBI nach
     aufhält. Die Digitalisierung kommt, da-                                                wie vor verpflichtet. Allerdings sehe
     mit müssen wir uns jetzt befassen. Be-                                                 ich die Chancen für Open BIM und das
     schleunigt worden ist dieser Erkennt-                                                  wir als pb 4.0 die Softwareindustrie in
     nisprozess durch den Stufenplan des                                                    diese Richtung bewegen können inzwi-
     BMVI „Digitales Bauen und Planen                                                       schen mit Sorge. Wir haben einfach in
     4.0“, den Minister Dobrindt im De-                                                     der Anfangsphase zu viel Zeit mit über-
     zember 2015 vorgestellt hat und durch                                                  flüssigen Debatten vertan. Inzwischen
     den Masterplan Bauen 4.0 Anfang                                                        sind die großen Auftraggeber wie z. B.
     2017 bestätigt hat. Die klare Ansage                                                   die Bahn AG vorneweg geeilt und haben
     lautet: Bis 2020 wird BIM Standard                                                     Maßstäbe gesetzt. Wer entsprechende
     bei den Verkehrsinfrastrukturprojek-                                                   Aufträge bearbeiten will, muss entspre-
     ten des Bundes sein.                                                                   chende Software und Standards an-
     Auch im Hochbau sind die Signale                                                       wenden, sonst gibt es keinen Vertrag.
     gleichlautend: Der Erlass des Bundesbauministeriums von           Unser Plan war, die Weichen so zu stellen, dass unsere Inge-
     Anfang 2017 verpflichtet die Bauverwaltungen der Länder,          nieure in allen Fachbereichen mit ihrer vertrauten Software
     bei allen öffentlichen Vorhaben ab 5 Mio. Bauvolumen die An-      weiterarbeiten können und dann mit ihren Ergebnissen und
     wendung von BIM zu prüfen. Die Weichen sind also gestellt.        Berechnungen an das übergeordnete digitale Modell ando-
     Bei diesem Rückenwind und politischer Unterstützung ist es        cken – auf der Grundlage einheitlicher, verbindlicher Bauteil-
     schade, dass die im Aufsichtsrat vertretenen Gesellschafter       datenbanken. Im Infrastrukturbereich soll das jetzt im Auftrag
     bei Gründung und Etablierung der pb 4.0 viel Zeit damit ver-      des BMVI durch die pb 4.0 umgesetzt werden.
     loren haben, über Ziele und Aufgaben der Gesellschaft zu
     diskutieren. Die an sich richtige Einladung an alle Beteilig-     Wie funktioniert die Zusammenarbeit der unterschied-
     ten der Wertschöpfungskette Bau, sich an der Gesellschaft         lichsten Partner der Wertschöpfungskette Bau in der
     zu beteiligen, um gemeinsam die Digitalisierung zu organi-        gemeinsamen Gesellschaft? Was verbindet Bauindustrie
     sieren und zu begleiten, führte in der Umsetzung zu vielen        und Bauproduktehersteller mit den Planern?
     Reibungsverlusten. Nicht jede Institution, die Gesellschafts-     Alle Gesellschafter aus der in Deutschland ziemlich fragmen-
     anteile zeichnete, interpretiert die vereinbarten Unterneh-       tierten Wertschöpfungskette Bau haben eigene Interessen.

14   Beratende Ingenieure · 01| 02 2018
Bauplanung 4.0

Es gilt den größten gemeinsamen Nenner zu finden. Schließ-      ihren Produktdaten gefüllt werden müssen, um Beschaffen-
lich wollen wir alle unter optimalen Voraussetzungen planen     heit, Qualitäten, Kosten usw. vergleichbar mit den Angaben
und bauen. Manchen fällt es besonders schwer, im Interes-       anderer Hersteller zu definieren. Das braucht natürlich eine
se des gemeinsamen, übergeordneten Ziels der durchgän-          genormte Systematik, erfordert also Normungsarbeit, nicht
gigen Digitalisierung des Planens und Bauens innerhalb der      nur national, sondern international, denn die Produkte wer-
pb 4.0 gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Je weiter die       den weltweit hergestellt und geliefert.
Interessensvertreter von der Baupraxis entfernt sind, des-
to schwerer fällt es ihnen, Kompromisse zu schließen und        Wie steht es um die Zusammenarbeit von Architekten und
konstruktiv mitzuarbeiten. Ich hatte immer dafür plädiert,      Ingenieuren bei der BIM-Einführung, ziehen die Planer an
ausschließlich den Praktikern, in der Regel den ehrenamt-       einem Strang?
lich tätigen Vorständen, das Mandat für den Aufsichtsrat zu     In der Praxis, dort wo Architekten und Ingenieure bei einem
erteilen. Leider wird es in vielen Fällen von praxisfremden     Projekt gemeinsam mit BIM arbeiten, klappt die Zusammen-
Funktionären wahrgenommen. Das sollte dringend geändert         arbeit sehr gut. Das bestätigen mir viele VBI-Kollegen.
werden!                                                         Im Aufsichtsrat der pb 4.0 läuft das leider weniger optimal,
                                                                wobei da sowohl Bundesingenieur- als auch Bundesarchi-

      „Es ist bemerkenswert,                                    tektenkammer, aber auch andere Gesellschafter wie Buil-
                                                                dingsmart, gern mal ihr eigenes Süppchen kochen und nicht

           wie schnell unsere                                   bereit sind, eigene Interessen zugunsten des gemeinsamen
                                                                Auftretens als Branche hintenanzustellen. Das erschwert

     Ingenieurbüros reagiert                                    und verzögert schnellen Fortschritt. Ein Beispiel sind die von
                                                                beiden Kammern im Oktober eilig verabschiedeten eigenen

     haben und Pionierarbeit                                    Fort- und Weiterbildungsstandards. Dabei wurde bereits im
                                                                August im „Beirat Weiterbildung“ der pb 4.0 die Richtlinie

                    leisten.“                                   „Weiterbildung BIM Basis – Professional“ entwickelt und im
                                                                Aufsichtsrat unter Mitwirkung der Kammern verabschiedet.
                                                                Es wäre wichtig, diese pb-4.0-Richtlinie zu unterstützen, an-
Eine gute Zusammenarbeit erleben wir mit der Bauindust-         statt ein konkurrierendes Produkt zu schaffen, das inhaltlich
rie. In pb 4.0 verbindet uns das gemeinsame Interesse, eine     nichts Neues bietet.
Software und solche Werkzeuge zu unterstützen, die eine
gute digitale Zusammenarbeit ermöglichen – Durchlässig-
keit von der Planung bis zur Logistik auf der Baustelle. Das       „Uns verbindet das
ändert nichts an dem Interessenskonflikt, den wir als Planer
mit der Bauindustrie dann haben, wenn diese darauf drängt,         Interesse, eine gute
immer früher in die Planung einzugreifen, während wir die
bewährte Rollen- und Reihenfolge beibehalten wollen, also          digitale Zusammenarbeit
erst planen, dann bauen. Aber die Vertreter in der pb 4.0
konzentrieren ihre Kräfte auf die wesentlichen gemeinsa-
                                                                   zu ermöglichen.“
men Aufgaben.
                                                                Seit November gibt es aber das aus VBI-Sicht für alle Pla-

  „Die klare Ansage lautet:                                     ner hilfreiche pb-4.0-Anerkennungsverfahren für qualifizierte
                                                                Weiterbildungsanbieter. Das VBI-Magazin hat Ende 2017 da-

         Bis 2020 wird BIM                                      rüber informiert. Mit dieser offiziellen Listung wird Weiterbil-
                                                                dungsträgern Qualität und praxisgerechte Weiterbildung im

Standard bei den Verkehrs­                                      Sinne von „Open BIM“ bescheinigt.

     infrastrukturprojekten                                     Führt die Nutzung digitaler Planungsmethoden zu grund-
                                                                sätzlichen Veränderungen im Planungsprozess? Ändert

          des Bundes sein.“                                     sich die Rollenverteilung?
                                                                Ich sehe da keine so großen Veränderungen, die Rollenver-
                                                                teilung in der Planung wird sich nicht grundsätzlich ändern.
Mit den Bauproduktherstellern sind wir noch gar nicht richtig   Die Planung wird allerdings in allen Phasen transparenter,
im Gespräch, das müssen wir jetzt dringend voranbringen.        nachvollziehbarer. Der Objektplaner steht nach wie vor am
Unser Plan ist nach wie vor, gemeinsam Produktdatenbanken       Anfang, erst muss die Geometrie entwickelt werden, sozusa-
zu erstellen. Nehmen Sie z. B. das Produkt Tür, dafür muss      gen das BIM-Referenzmodell, auf das dann die Fachplanun-
sozusagen ein vorgegebener Rahmen mit ausreichend vielen        gen zugreifen. Ich glaube, da wird manchmal viel Wind um
Schubladen entwickelt werden, die von den Herstellern mit       gewohnte Abläufe gemacht, mit neuen Namen und Begrif-

                                                                                                                                   15
Bauplanung 4.0

     fen, die sich gut verkaufen lassen. Es ergeben sich allerdings   sam im Namen der pb 4.0 verbürgt. Andere Gesellschafter
     viele Vorteile durch die BIM-Anwendung hinsichtlich der Pla-     wollten diese Unterstützung nicht leisten. Aus unserer Sicht
     nungsgenauigkeit und Kontrollen wie Kollisionsprüfungen bei      ist es aber enorm wichtig, dass die junge Gesellschaft diese
     der Zusammenführung der Gewerke. Eine wichtige Änderung          Aufträge bekommt, auch um unserer Idee des Open BIM ein
     und Ergänzung der Planung bewirken auch die zusätzlichen         Stück weit näher zu kommen.
     Informationen, die in das digitale Modell eingefügt werden
     können, wie Bauablauf, Kosten und Betrieb.                       Welche zentralen Aufgaben sehen Sie für das Unter-
                                                                      nehmen mit inzwischen 58 Gesellschaftern? Ist sie das
     Die Normung hatten Sie schon angesprochen. Eine                  erhoffte Branchenkompetenzzentrum in Sachen BIM
     aktuelle Umfrage zum BIM-Standardisierungsbedarf zeigt           geworden?
     den dringenden Bedarf der Praxis an Standards. Welche            Das ist sie noch nicht, kann sich aber sehr schnell dahin ent-
     Aufgaben hat die pb 4.0 konkret in diesem Bereich?               wickeln. Die auch von der pb 4.0 mit ins Leben gerufenen
     Im Gesellschaftervertrag ist klar festgelegt, sowohl die Ent-    BIM-Cluster zum regionalen Erfahrungs- und Informations-
     wicklung pränormativer Standards als auch die Begleitung         austausch in Sachen digitaler Planungsmethoden haben bei
     des eigentlichen Normungsprozesses auch auf europäischer         einem Treffen Ende September eine Erklärung verabschie-
     Ebene gehören zu den Kernaufgaben der planen-bauen 4.0.          det, die die Bundesregierung auffordert, ein „Bundesdeut-
     Wer die Standards setzt, hat bekanntlich Wettbewerbsvortei-      sches BIM-Kompetenzzentrum“ zu gründen. Der VBI sieht
     le. Wir wollen im europäischen Kontext Regeln setzten und        gute Chancen, dass die pb 4.0 bei einer entsprechenden
     müssen unsere Vorstellungen mit denen der europäischen           Ausschreibung erfolgreich ist und danach als BIM-Kompe-
     Partner abstimmen. Das ist sehr aufwändig und teuer, wir         tenzzentrum in anderer Konstellation als Einrichtung des
     wissen das aus anderen Bereichen der Normung.                    Bundes ihre Arbeit fortsetzt.

       „Wer die Standards setzt,                                      Für das Gespräch bedankt sich Ines Bronowski

                 hat bekanntlich
         Wettbewerbsvorteile.“
     Ungeachtet der Frage der Finanzierung dieser Arbeit, die
     von der pb 4.0 noch nicht aus eigener Kraft geleistet wer-
     den kann, hat der Aufsichtsrat im vergangenen Jahr bezüg-            DigitalTWIN
     lich der erwarteten Leistungen klare Vorgaben gemacht und
     die Geschäftsleitung hat geliefert. Das heißt, die Normung           … heißt Digital Tools and Workflow Integration for Building Lifecy-
     ist im Selbstverständnis der Gesellschaft verankert. Es wur-         cles. Dabei geht es um die Schnittstellen zwischen Planer und
     den entsprechende europäische Sekretariate nach Deutsch-             Fertiger, Fertiger und Montage und die entsprechende Breitband-
     land ins DIN geholt und es wurden Experten, darunter auch            kommunikationsinfrastruktur. Die Integration von Augmented-Rea-
     VBI-Mitglieder, in die Normungsgremien entsandt.                     lity-Technik soll es ermöglichen, aus dem Herstellerlabor Proble-
     Fest steht, dass zunächst viel pränormative Arbeit zu leisten        me auf der Baustelle zu lösen.
     ist, teilweise muss Grundlagenforschung betrieben werden –
     z. B. für das Projekt SWARM (siehe Kasten). Das verursacht
     zusätzliche Kosten, die die pb 4.0 nicht aus dem Betrieb oder
     dem Gesellschaftskapital decken kann. Da hoffen wir einer-
     seits auf Projektunterstützung durch Bau-, Verkehrs- und             SWARM
     Wirtschaftsministerium, müssen aber auch als Verband und
     Gesellschafter unseren Anteil leisten. Die Modalitäten der           … steht für Software Architecture for OpenBIM Services und soll
     Finanzierung konnten bei der jüngsten Gesellschafterver-             die flexible Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner ermög-
     sammlung noch nicht abschließend geklärt werden. Ich hof-            lichen. Während heute bei der Bauplanung und -ausführung Me­
     fe, wir können demnächst zu einer unterstützenden Mehr-              dienbrüche, manuelle Nacharbeiten, inkonsistente Planungsdaten
     heit innerhalb der Gesellschaft kommen. Eine Entscheidung            und veraltete Planungsstände kaum zu vermeiden sind, soll über
     muss aber schnell getroffen werden, um die Arbeit fortsetzen         die SWARM-Plattform auf Basis offener Standards die modulare
     zu können.                                                           Plug&Play-Fähigkeit von Softwareanwendungen, Services und in-
     Für SWARM und ein weiteres großes, auf drei Jahre ausgeleg-          haltlichen Daten gewährleistet werden als Voraussetzung für die
     tes Forschungsvorhaben – da geht es unter der Bezeichnung            flexible, mittelstandsfreundliche Zusammenstellung unterschied-
     DigitalTWIN um die Integration von BIM und Baustellenrealität        licher Partner für unterschiedliche Bauprojekte.
     – haben sich VBI und Hauptverband der Bauindustrie gemein-

16   Beratende Ingenieure · 01 | 02 2018
Bauplanung 4.0

Rathaus Leonberg

Erster Neubau total digital
                         von Bärbel Rechenbach

Die Stadtväter im baden-württembergischen Leonberg sagten ja zu BIM (Building Information Modeling) und ließen ihr neues
Rathaus von Anfang bis Ende mit Hilfe dieser digitalen, integralen Methode planen und bauen. Wie die fristgerechte Inbetrieb-
nahme vor Jahresfrist bestätigt – mit Erfolg. Deutschlandweit ist es das erste Bauwerk, dass komplett in BIM geplant wurde.

Neues Rathaus Leonberg Innenansicht                                                          Foto: Jürgen Pollak im Auftrag der GEZE

Bauen auf herkömmliche Weise erweist sich für alle Beteilig-     kombinierten Ausschreibungs- und Vergabeverfahrens nach
ten hinsichtlich Zeit- und Kosteneffizienz als immer schwieri-   dem „Planen und Bauen“-Prinzip.
ger. Das spürte auch der Leonberger Gemeinderat als es um
den Neubau seines Rathauses ging. Das bisherige hatte auf-       Erfahrung des Generalunternehmers
grund vieler Mängel ausgedient. Es hätte saniert und erwei-      Die konsequente BIM-Nutzung brachte Wolff & Müller ins Pro-
tert werden können, aber mit einem Aufwand, der die Stadt        jekt, um Kostensicherheit, Zeiteinsparung und Transparenz
mehr gekostet hätte als der Neubau.                              sicherzustellen. In der Bauindustrie gehören die Stuttgarter
Im europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für das Projekt        zweifelsohne zu den Vorreitern beim Einsatz der BIM-Metho-
Neubau des Rathauses setzte sich das Stuttgarter Bauunter-       dik und können bereits auf viele positive Erfahrungen bei Bau-
nehmen Wolff & Müller mit dem Architektenbüro Schaller Ar-       vorhaben wie dem Porsche-Ausbildungszentrum und dem Ur-
chitekten, Stuttgart, und dem Tragwerksplanungsbüro Dietz        lauberressort a-ja Grömnitz vorweisen. „Doch so konsequent
Würtele Ingenieure, Fellbach, an seiner Seite durch. Im Ge-      wie in Leonberg haben wir BIM bislang noch nie eingesetzt“,
samtkonzept passten Städtebau, Architektur, Funktionalität,      stellt Geschäftsführer Steffen Schönfeld im Nachhinein fest.
Qualität, Energiekonzept sowie der Preis am besten zusam-        „Ein spannendes Projekt und wir waren schon überrascht, wie
men. Drees & Sommer begleitete das Verfahren von Beginn          gut das ablief und wie gut dabei auch der Auftraggeber – der
an und verantwortete die Organisation und Durchführung des       Gemeinderat – eingebunden werden konnte. Das BIM-Modell

                                                                                                                                        17
Bauplanung 4.0

                                                                        Sicht der anderen Planungspartner einzunehmen wie Markus
                                                                        Würtele, Geschäftsführer des gleichnamigen Ingenieurbüros
                                                                        sagt.
                                                                        Seit 2015 realisieren die 12 Ingenieure seines Teams ver-
                                                                        netzte Tragwerksplanung über alle Leistungsphasen mit der
                                                                        BIM-Methode. Das Bekenntnis zu BIM war für das Team vom
                                                                        Büro Dietz Würtele seinerzeit eine bewusste Entscheidung.
                                                                        Planer und Wirtschaftsingenieur Würtele: „Mit Methoden der
                                                                        letzten 20 Jahre können wir die immer komplexer werdenden
                                                                        Gebäude nicht mehr realisieren. Ich sehe in BIM die einzi-
                                                                        ge Alternative, um zukunftssicher zu planen. Wir haben das
                                                                        in unserem Büro mit einer Investition in neue CAD-Software
                                                                        verbunden. Alle Mitarbeiter erhielten dafür die notwendige
                                                                        Schulung.“ Der Einstieg habe das Büro richtig Geld gekostet
                                                                        und in der Einarbeitungsphase auch einige Nerven. Die Erfah-
     Neues Rathaus Leonberg Außenansicht     Foto: Bärbel Rechenbach   rung zeigt, so Würtele, dass mit der Modellgröße des Projekts
                                                                        der Rechenaufwand rapide ansteigt. „Bei jeder Mausbewe-
     diente dazu, den komplexen Entwurf in eine kollisionsfreie         gung rechnet der Computer alle Linien neu... Gegen Projek-
     Bauausführung zu überführen. Wir merkten bei der Umset-            tende wird alles schon sehr langsam. Aber die Vorteile über-
     zung recht schnell, dass der Entwurf funktionierte und die         wiegen.“
     Koordination der einzelnen Fachplaner gegeben war.“                In der Cloud auf den Servern des Bauunternehmens erarbei-
     Im Zuge der BIM-Nutzung erkannten und nutzten alle Planer          teten sie gemeinsam das Gebäudedatenmodell. Das begann
     die Möglichkeiten des integralen Planens und gaben sich ge-        lange vor dem 1. Spatenstich im Juni 2015. Die relevanten Pa-
     genseitig auch genügend freien Raum für eigene Ideen und           rameter aller Beteiligten fanden sich in einem gemeinsamen
     Optimierungen. Über BIM wurden diese visualisiert. Auch der        Datenmodell wieder. Dadurch hätte sich der Planstand deut-
     Bauherr konnte so die Abläufe besser nachvollziehen, ver-          lich verbessert, schätzt Würtele ein.
     stand, was passiert, wenn er verändernd eingreift und welche       Auch der Leonberger Gemeinderat als Bauherr war besonders
     Konsequenzen daraus resultieren. „Dabei bewährte sich für          gefordert, musste vorab eine komplette Baubeschreibung bis
     uns“, so berichtet Schönfeld weiter, „mit Planern zu arbeiten,     ins Detail abstrakt formulieren, wie sich der damalige Ober-
     die wir bereits kannten und mit denen wir unseren BIM-Stan-        bürgermeister Bernhard Schuler erinnert: „Das ist schon eine
     dard umsetzen konnten.“ Die Planung vollzogen alle direkt          Herausforderung, exakt vorher festzulegen, wie genau das
     mit BIM über eine Cloud-Lösung.                                    zukünftige Gebäude von der Büroanzahl her, von den Quad-
                                                                        ratmetern, der Beleuchtung und vom Schall bis hin zum letz-
     Herausforderung für Planer und Bauherr                             ten Schreibtisch aussehen soll.“ Doch die hohe Transparenz,
     Das Planen mit BIM ist zwar derzeit in aller Munde, aber die       die klaren Zeitfenster, auf die sich alle Beteiligten einstellen
     praktische Nutzung nach wie vor außergewöhnlich. Denn es           konnten, sowie das ungewöhnlich hohe Maß an Kostensicher-
     erfordert neben der unbedingten Disziplin aller Beteiligten in     heit überzeugten ihn von dieser Art des Bauens. Denn mit
     allen Arbeitsphasen viel Vertrauen und die Bereitschaft, die       BIM entsteht mit Echtdaten zunächst ein virtuelles Modell,

     BIM-Modell des Rathauses                                                                                   Grafik: WOLFF & MÜLLER

18   Beratende Ingenieure · 01 | 02 2018
Bauplanung 4.0

das über einen Viewer von allen Projektbeteiligten jederzeit              steinen war. Denn BIM ist ein Werkzeug und hilft nicht, wenn
einsehbar war. Verschiedene Ideen und Ausführungsvarian-                  von vornherein Planungsschritte versäumt oder spezielle Lö-
ten konnten durchgespielt und diskutiert werden.                          sungen nicht genau durchdacht wurden.“
Das funktionierte auch bei exakten Kosten und der Zeit im Un-             So eine spezielle Lösung stellte z. B. das Energiekonzept des
terschied zu herkömmlichen CAD-Modellen. Würtele weiter:                  neuen Gebäudes dar. Viele unterschiedliche Faktoren konn-
„Regelmäßige Kollisionsprüfungen im Modell verbesserten                   ten hier über BIM optimal zusammengeführt werden.
die Planungsqualität und -durchgängigkeit. Planungsschwer-                Aufgrund seiner kompakten Bauweise hat das Gebäude einen
punkte verlegten sich nach vorn. Es zeigte sich auch, wie                 sehr niedrigen Wärmebedarf. Die Temperierung der Räume
wichtig der Planungsterminplan mit klar definierten Meilen-               erfolgt über eine thermische Bauteilaktivierung. Die Wärme
                                                                          dafür liefert das Wärmenetz der Stadt sowie ein angeschlos-
                                                                          senes Blockheizkraftwerk. Eine Photovoltaik-Anlage sichert
                                                                          den Strombedarf.

                                                                          Ergebnis
                                                                          Das siebengeschossige Stadthaus mit einer Bruttogeschoss-
                                                                          fläche von rund 9.900 m2, an dem insgesamt 137 Baubeteilig-
                                                                          te, Planer, Zulieferer und Handwerker, zusammenarbeiteten,
                                                                          schmückt heute das neue Zentrum der Stadt. Etwa 220 Be-
                                                                          schäftigte aus vormals vier Standorten bezogen tagesgenau
                                                                          ihre modernen Büros.
                                                                          Mit dem neuen Rathaus verfügt Leonberg nicht nur über ein
                                                                          modernes Gebäude, sondern auch über ein klug gebautes.
                                                                          Es wurde auf den Tag genau schlüsselfertig übergeben, wie
                                                                          von den Verantwortlichen vorab geplant. Die Projektkosten
                                                                          sind in der Bauphase leicht gestiegen. Grund dafür waren ein
                                                                          Problem beim Abriss des alten Gebäudes sowie nachträglich
                                                                          gewünschte, leichte Veränderungen am neuen Rathaus.

                                                                          Autorin
                                                                          Bärbel Rechenbach
                                                                          Baufachjournalistin, Berlin

                                                                               Zum Projekt

                                                                               Bauzeit
                                                                               2015–Juli 2017

                                                                               Bauherr
                                                                               Stadt Leonberg

                                                                               Generalunternehmen
                                                                               Wolff & Müller Hoch- und Industriebau
                                                                               GmbH & Co. KG, Stuttgart

                                                                               Architekten
                                                                               Schaller Architekten BDA RIBA, Stuttgart

                                                                               Tragwerksplanung
                                                                               Dietz Würtele Ingenieure, Fellbach

                                                                               Baukosten: 26 Mio. Euro
Mehrgeschossiges Atrium mit transparentem Glasdach
                               Foto: Jürgen Pollak im Auftrag der GEZE

                                                                                                                                          19
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