Bioaktuell - Jahr der Biodiversität: 10001 Aktion zum Mitmachen Seite 4 2/10
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bioaktuell 2/10 DAS MAGAZIN DER BIOBEWEGUNG MÄRZ Jahr der Biodiversität: 10 001 Aktion zum Mitmachen Seite 4 KB-Stiere aus Biozucht – das gibt’s Seite 10 Biofachgeschäfte, verkettet Seite 14
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KO LU M N E I N H A LT ■ bioaktuell Es war einmal … Es war einmal ein Land, da flossen Milch und Honig. Auf den Sommerwiesen blühten Blumen in allen Formen und Farben, im Sonnenlicht schimmerten bunte Schmetterlinge, es kreuchten und fleuchten golden glänzende Käfer. Die Regenwürmer pflügten sich fleissig B I O D I V E R S I TÄT durch den Boden und hielten ihn 4 Vernetzte Biotope auf Bioböden fruchtbar. Feldlerchen nisteten bei den Ökoflächen müssen richtig angelegt, gepflegt Bauern, die immer noch und wenn möglich vernetzt sein, damit sie die ein wenig Gift in die Erde Naturvielfalt fördern können. Besuch auf dem gaben, und auch bei den anderen, die ohne Gift aus- Schlatthof und Gespräch mit Thomas Buchli, kamen. Die Glocken der Leiter Natur, Landwirtschaft und Umwelt der Kühe trugen den Klang des Basler Christoph Merian Stiftung. Landes bis hinunter ins Tal. Im Reich der orangen 7 Noch mehr Vielfalt auf Knospe-Höfen! Riesen, die in grauen 4 Ein neues Bio Suisse Projekt bietet den Bäuerinnen Hochhäusern der Städte und Bauern Unterstützung für die gezielte hausten, verhallte der Klang. Die Riesen Förderung der Biodiversität auf den Knospe- und ihre Menschenvölker kannten ihn nur als ferne Erinnerung. Es fror sie im Betrieben. weissen Neonlicht, wenn sie ihre Milch im Plastikbeutel kauften und ange- 8 «Raum für die Natur» welkte Salatköpfe in den Kofferraum Was bedeutet Biodiversität für die Schweiz und sperrten. die Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern? Das wurde auch den orangen Riesen zu Interview mit Kurt Eichenberger vom WWF trist und sie hörten in den Tiefen ihrer Schweiz. Dazu die WWF-Kampagne «10'000 Herzen diesen fernen Sehnsuchtsklang. Und sie erinnerten sich an die Bäue- Aktionen für die Biodiversität». rinnen und Bauern im Land, wo Milch 10 und Honig flossen. «Wir machen ein PRODUKTION Fest, ein Fest der Biodiversität!», ent- 10 KB-Stiere aus Biozucht schieden sie. Doch das Land war klein. Es gibt durchaus Stiere aus langjähriger Biozucht Die beiden orangen Riesen begannen zu buhlen und zu kämpfen, ein jeder und -haltung. Aber das ist kaum bekannt und wollte die Bauern samt ihren Blumen nirgends publiziert. bioaktuell stellt ein paar KB- und Schmetterlingen und Vögeln ganz Stiere aus Biobetrieben vor. für sich allein. Sie lockten mit Säcken voller Goldtaler. Das säte Zwietracht 13 60 Pferde in der Grossgruppe zwischen den Bauern, die ein wenig Gift In neuen Stallungen hält die Strafanstalt Wauwiler- benutzten, und den andern. Doch beide moos 60 Pensionspferde verschiedener Rassen Bauerngruppen waren stolze, selbst- 13 und jeden Alters in einer Grossgruppe. Zu erleben bewusste und schlaue Völklein: «Wir machen mit am Fest und zeigen euch, an einem Kurs von FiBL und Nationalgestüt warum die Tiere und Pflanzen und Käfer Avenches. und Würmer für uns so wichtig sind. Wir nehmen auch die Goldtaler. Doch nach MARKT dem Fest müsst ihr zurück in die Stadt», sagten sie. «Es gibt hier zu wenig Platz 14 Bioketten für euch und noch mehr Riesen.» Eine grosse und zwei kleine Ketten von Biofach- Der Streit der orangen Riesen zeigte den geschäften sind im Schweizer Detailhandelsmarkt beiden Bauerngruppen, wie unmög- aktiv. Wo kommen sie her? Wo wollen sie hin? lich es war, um Werte zu zanken. Sie begannen einander zu begegnen und RUBRIKEN voneinander zu lernen. Und beide Grup- 14 pen wussten: Damit auch in Zukunft die 8 Impressum Luft vor Insekten surrt, Schmetterlinge 17 Ratgeber schimmern und Regenwürmer durch die 18 Notizen Erde pflügen, müssen wir so arbeiten, 19 Märitstand dass es zum Wohle aller Wesen gereicht. Wir alle. Wir 20 Agenda 23 Das letzte Wort. Leserbriefe Titelbild: Meisterlandwirt Thomas Buchli, Christoph Merian Stiftung, auf dem Schlatthof bei Basel. Jacqueline Forster-Zigerli, Bio Suisse Bild: Thomas Alföldi bioaktuell 2/10 3
■ B I O D I V E R S I TÄ T Feldlerchen wollen mehr Bio Ökologische Ausgleichsflächen sind eine Massnahme für mehr Biodiversität. Sie müssen jedoch richtig angelegt und gepflegt werden, damit sie die Vielfalt der Arten, Gene und Ökosysteme fördern. Über Möglichkeiten und Grenzen sprach bioaktuell mit Landwirt Thomas Buchli vom Schlatthof, einem 110-Hektaren-Biohof südlich von Basel. E in Vogel ruft der Reporterin zu, drei Rehe äsen auf der Wiese: Ein pas- sender Einstieg für ein Interview auf dem sen Sträucher mit Dornen gepflanzt wer- den, soll der Neuntöter gefördert werden. Dieser Vogel spiesst gefangene Insek- Schlatthof zum Thema Biodiversität mit ten auf und schafft sich so einen Vorrat Thomas Buchli, Leiter Natur, Landwirt- für schlechtere Zeiten. Das Anlegen der schaft und Umwelt bei der Christoph Ökoflächen begleiteten Andreas Boss- Merian Stiftung. Der 110-Hektaren-Bio- hard und Daniel Kuster vom Büro für hof gehört zur Gemeinde Aesch BL, liegt Ökologie und Landschaft (Ö+L). Von ih- sechs Kilometer südlich der Stadt Basel nen kam auch die Initiative für das Öko- und ist Teil eines Ökovernetzungspro- vernetzungsprojekt. jektes des Kantons Baselland. Schon vor dem Start des Vernet- zungsprojektes bestanden auf dem Biotope vernetzen Schlatthof Buntbrachen sowie Mager- In den letzten Jahren wurden auf dem wiesen, die traditionell sehr spät gemäht Hof 54 Hochstammobstbäume gesetzt, wurden. Auf dem Rundgang zeigt Mei- 560 Meter Hecken gepflanzt sowie arten- sterlandwirt Buchli auch auf zwei Wild- reiche Säume und Ökowiesen angesät. Thomas Buchli. kirschbäume. Diese wurden vor Jahren Über die noch kleinen Kronen der Hoch- in der Verlängerung eines kleinen Wald- stammobstbäume ragen lange Stecken, Die Säume und Hecken wurden als streifens gepflanzt. Die Abstände sind so als wären die Bäume schlecht geschnit- Bänder so angelegt, dass sie die Wälder weit gewählt, dass sich die Wiesen den- ten. Die Stecken wurden jedoch bewusst und Naturschutzgebiete um den Hof mit- noch gut maschinell bewirtschaften las- bei jedem Baum eingesteckt. «Sie sollen einander verbinden. Die linienförmigen sen. verhindern, dass sich auf den jungen Äs- Säume und Hecken beeinträchtigen ten Krähen niederlassen und Knospen die Bewirtschaftung der angrenzenden Lebendiger Boden bildet Basis des Haupttriebes beschädigen», erklärt Äcker kaum. Entscheidend für die Qua- Die ökologischen Ausgleichsflächen sind der Landwirt beim Gang durch die Allee. lität der Ausgleichsflächen ist auch, dass für Thomas Buchli nur eine Massnah- Die Lehre hat er aus der Entwicklung von für artenreiche Säume, Buntbrachen me zur Förderung der Biodiversität. «Die Hochstammbäumen gezogen, die früher und Ökowiesen standortgerechte Sor- Grundlage ist ein intakter, lebendiger Bo- gepflanzt worden waren. ten gewählt werden. In den Hecken müs- den», betont er. Der Schlatthof in Kürze Der Schlatthof in Aesch BL umfasst 108,5 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und 8 Hektaren Wald. 27 Hektaren sind Naturwiesen, Wei- den und Ökoflächen, 78 Hektaren Ackerland, je knapp 2 Hektaren Obst und Reben. Auf dem Hof weiden 60 Mutterkühe und 2 Stiere sowie 6 Mutterschafe und ein Widder. Zum Betrieb gehören zudem 150 Plätze für grosses Mastvieh und 280 Plätze für Mastschweine. Der Schlatthof gehört der Christoph Merian Stiftung. Bewirtschaftet wird er von Betriebsleiter Andreas Leimgruber zusammen mit zwei Mitarbeitern und einem Lehrling. Thomas Buchli ist bei der Stiftung Leiter Natur, Landwirt- schaft und Umwelt. In dieser Funktion ist der verantwortlich für die sechs Höfe der Stiftung und Mitglied der Geschäftsleitung. mo In der neu angelegten Hecke brütete 2009 erstmals ein Schwarzkehlchenpaar. 4 bioaktuell 2/10
Bilder: Thomas Alföldi Gesunde Böden sind für Thomas Buchli die Basis für mehr Biodiversität. Seit der Umstellung auf Biolandbau beobachtet er eine deutliche Verbesserung der Bodenqualität. Schweineration und bringen Stickstoff in seltene Schmetterlinge auf dem Schlatt- Biobauern den Boden. hof beobachtet werden. Erste Erfolge für Biodiversität seien, so der Landwirt, rasch erreichbar: Dass Biobauern die Biodiversität Mehr Vögel, Schmetterlinge «Drei, vier Jahre später kann der Effekt fördern, ist im Bio Suisse Leitbild fest- und Mücken auch wieder verschwunden sein.» Wich- gehalten: Thomas Buchli stellt fest, dass die Vogel- tig ist dem 64-Jährigen, möglichst viele ■ Wir fördern die Vielfalt der Flora und welt auf dem Schlatthof vielfältiger ge- Arten und Gene als Potenzial für die Zu- Fauna sowie ein lebendiges Öko- worden ist. Es gebe jedoch auch mehr kunft zu erhalten, unabhängig von kurz- system. Mücken und Fliegen. Er zählt aber nicht fristigen Erfolgen oder Misserfolgen. ■ Wir tragen dem Boden Sorge, damit auf, wie viele gefährdete Vogelarten oder Dabei sind viele Zahlen vorhanden: er fruchtbar und lebendig bleibt. Der Schlatthof mit seiner Umgebung ist Bild: SVS/BirdLife Schweiz im Rahmen des Ökovernetzungspro- Hier beobachtet er eine grosse Ver- jektes ein gut untersuchtes Gebiet. Die änderung, seit der Betrieb 1997 auf Vogelwarte Sempach ist beteiligt, das biologische Bewirtschaftung umgestellt FiBL forscht dort, und das Büro Ö+L ver- wurde: Der Boden enthält deutlich mehr fasst alle zwei Jahre einen Auswertungs- organische Substanz, was die Struktur bericht zuhanden von Stiftung und Kan- verbessert und verhindert, dass die Löss- ton Baselland. Der Bericht von Ende böden verschlämmen. War der Schlatt- 2007 hält fest, dass auf dem Schlatthof die hof vor der Umstellung ein vieharmer naturnahen Lebensräume rund 15 Pro- Ackerbaubetrieb, liefern jetzt Mutter- zent der landwirtschaftlichen Nutzfläche kühe, Mastvieh und Schweine Mist und einnehmen. Gülle für mehr organische Substanz Im letzten Jahr beobachtete Dani- und Bodenleben in den Äckern. Posi- el Kuster von Ö+L erstmals ein Schwarz- tiv wirken auch Gründüngungen und ei- kehlchenpaar mit Jungen in der neu an- ne zweijährige Kunstwiese in der Frucht- gelegten Hecke. Zum gesamten Vernet- folge. Mehr Vieh bedeutet, dass auf rund zungsgebiet heisst es im Bericht, dass die der Hälfte der Ackerflächen Futter für die Indikatorarten Feldlerche, Gartenrot- Tiere wächst: Triticale, Mais und Acker- schwanz, Grünspecht und der Feldhase bohnen. Letztere liefern Eiweiss für die Schwarzkehlchen. deutlich profitieren konnten. bioaktuell 2/10 5
Buntbrachen werden von verschiedenen Vogelarten rege genutzt und bieten im Winterhaltjahr genügend Nahrung und Deckung für Distelfinken. Gratwanderung zwischen duktionsfläche und damit an Einkom- ge. Darauf kommt der Landwirt mehr- Produktivität und Biodiversität men gegenüber. Das Einkommen sei ge- fach zu sprechen. Die Hecken wollen ge- Dem Gewinn an Biodiversität steht ringer, auch wenn der Kanton Basel- schnitten sein, die Hochstammbäume er- für Thomas Buchli der Verlust an Pro- land für die Ökoflächen Beiträge bezah- zogen und rund um die Bäume müssen le. Als der Bündner Bergbauernsohn vor in den ersten Jahren dauernd die Mäuse rund 40 Jahren auf den Schlatthof kam, in Schach gehalten werden. Das Schnei- Biolandbau fördert Biodiversität war für ihn klar, dass in diesem vorzüg- den der Hecken ist eine dornige Arbeit Der biologische Anbau fördert natürliche Lebens- lichen Ackerbaugebiet voll auf Produk- für Betriebsleiter Andreas Leimgruber prozesse und unterstützt die Wechselbeziehungen tion gesetzt werden soll. Das entsprach und seine Mitarbeiter. Die Dornen kön- zwischen Ökosystemen, Arten und Genen. Positiv auch dem, was damals gelehrt wurde. In nen selbst durch gute Handschuhe in die wirkt sich insbesondere aus, dass Biobauern weniger der Zwischenzeit hat für ihn eine vielfäl- Hände dringen. Pestizide einsetzen und ganz auf chemisch-synthe- tige Tier- und Pflanzenwelt an Bedeu- tische Pestizide und Herbizide verzichten. Zudem Beobachten und tung gewonnen. «Der Mensch lebt nicht pflegen sie einen höheren Anteil an ökologischen sich Zeit nehmen Ausgleichsflächen. Weite, vielfältige Fruchtfolgen mit vom Geld allein», bemerkt er. viel Klee sowie das Düngen mit Mist, Kompost und Säume und Hecken beanspruchen «Wer die Biodiversität auf seinem Hof Gülle führen zu lebendigen und gesunden Böden. nicht nur Fläche, sie erfordern auch Pfle- fördern will, muss gut beobachten und Vielfältige Untersuchungen zeigen folgende Auswir- sich Zeit nehmen, um Massnahmen zu Bild: SVS/BirdLife Schweiz kungen auf die Biodiversität und die Böden: entwickeln und auszuprobieren», fasst ■ Biolandbau bietet deutlich mehr Arten einen Thomas Buchli zusammen. Gerade an Lebensraum als der konventionelle Landbau. Auf Zeit mangle es jedoch vielen Berufskol- Biohöfen finden sich im Schnitt 30 Prozent mehr legen, so seine Beobachtung. Er ist sich Tier- und Pflanzenarten und 50 Prozent mehr bewusst, dass die Anstellung bei der Stif- Individuen. ■ Biologisch bewirtschaftete Böden sind reicher tung ihm hier eine Vorzugsstellung ge- an Bodenmikroorganismen und Regenwürmern. währt und Experimente zulässt, die sich Dadurch verbessern sich Bodenfruchtbarkeit und wirtschaftlich kaum begründen liessen. -gesundheit und die Bodenerosion wird vermin- Dass der 110-Hektaren-Hof in einer dert. Hand ist, hilft auch, dass das landschaft- ■ In Bioäckern leben mehr Laufkäfer, Spinnen und lich reizvolle Gebiet am Stadtrand von andere Nützlinge, die Kulturschädlinge auf natür- Basel noch nicht überbaut ist – eine un- liche Weise dezimieren. abdingbare Voraussetzung für Biodiver- Weitere Information im bioaktuell 1/10, Seite 18–20, sität. und auf www.bio-suisse.ch und www.fibl.org mo Feldlerche. Edith Moos-Nüssli, Bio Suisse 6 bioaktuell 2/10
Bio Suisse Projekt: Noch mehr Naturvielfalt auf Knospe-Höfen! Bio Suisse bietet in einem neuen Projekt den Knospe-Bäuerinnen und Knospe-Bauern Unterstützung an für die gezielte Förderung der Naturvielfalt auf ihren Betrieben. Das dreijährige Projekt «Förderung der Biodiversität auf Knospe-Höfen» wird vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit und Bio Suisse finanziert. Partner sind das FiBL für die Beratung und der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz für kon- krete Aktionen auf dem Betrieb. I Bild: Lukas Pfiffner n diesen Tagen lanciert Bio Suisse das Projekt «Förderung der Biodiversi- tät auf Knospe-Höfen». Die Knospe-Be- triebe sollen noch biodiverser, noch viel- fältiger und noch bunter werden! Ziele und Stossrichtung Der Verband Bio Suisse möchte messbare Fortschritte bei der Nachhaltigkeit der Knospe-Produktion erreichen. Im Be- reich Biodiversität arbeitet Bio Suisse auf zwei Ebenen auf dieses Ziel hin: ■ Eine Arbeitsgruppe bereitet die Wei- terentwicklung der Richtlinien im Bereich Naturvielfalt vor. Ein Vor- schlag wird im Lauf dieses Jahres in den Bio Suisse Gremien diskutiert werden. ■ Das hier vorgestellte Beratungs- und Viele Tier- und Pflanzenarten profitieren von einer blühenden, reich strukturierten Umsetzungsprojekt will ganz kon- Landschaft. krete Massnahmen zur Förderung der Naturvielfalt auf Knospe-Betrie- gezielt zu fördern, die bestehenden Öko- und die Öffentlichkeit aufzeigen und ben realisieren. ausgleichsflächen qualitativ zu verbes- darstellen. sern, neue Elemente anzulegen sowie na- ■ Auf ausgewählten Betrieben können Das neue Förderprojekt – ein turnahe Flächen und Strukturelemente in Zusammenarbeit mit Bio Suisse, Angebot an die Knospe-Bauern miteinander zu vernetzen. Dazu bie- SVS und FiBL Aktionen zur Biodi- Biobäuerinnen und Biobauern leisten ten wir den Knospe-Bauern und -Bäue- versität durchgeführt werden – zum durch den Verzicht auf chemisch-syn- rinnen eine umfassende Unterstützung Beispiel Führungen anbieten, einen thetische Mittel, die sorgfältige Pflege des an, welche folgende Leistungen umfasst: Lehrpfad einrichten, einen Tag der Bodens, die nachhaltige und weniger in- ■ Kostenlose Beratung zur gezielten offenen Tür veranstalten. tensive Bewirtschaftung einen grossen Förderung der Biodiversität durch Beitrag zur Biodiversität im Landwirt- Beratungsleute des FiBL. Infos zum Einsteigen schaftsland. Dies wurde mehrfach wis- ■ Unterstützung bei der Umsetzung Weitere Informationen zum Beratungs- senschaftlich bewiesen. Es gibt jedoch der Massnahmen. angebot und Anmeldeformulare erhalten auch Biobetriebe, welche im Bereich Bio- ■ Jeder teilnehmende Betrieb erhält Sie bei Reto Bergmann, Bio Suisse, Tel. diversität noch Verbesserungs- und Ent- mindestens 1000 Franken für Pflanz- 061 385 96 10, E-Mail reto.bergmann@ wicklungspotenzial haben – und andere, und Saatgut. bio-suisse.ch die den ökologischen Ausgleich zum Be- ■ Mit Hilfe von Hof- und Feldtafeln Fragen zum ganzen Projekt und triebszweig ausbauen können. können die Betriebe ihre Leistungen zur Richtlinienüberarbeitung an Karin Bio Suisse startet deshalb jetzt im für die Naturvielfalt für Besucher Nowack, Bio Suisse, Tel. 061 385 96 46, März ein über drei Jahre laufendes Pro- E-Mail karin.nowack@bio-suisse.ch jekt zur Förderung der Biodiversität auf Ein Projekt für die Bäuerinnen, für die Beachten Sie auch die Internetsite Knospe-Höfen. Wir wollen Knospe-Bau- Bauern und für die Natur. Dabeisein www.bio-suisse.ch ➝ Biodiversität. Da ern motivieren, auf ihrem Betrieb die Ar- heisst die Knospe-Höfe noch biodi- gibt’s Informationen zum Beratungsan- ten- und Lebensraumvielfalt weiter und verser, noch vielfältiger und bunter gebot, das Anmeldeformular zum Her- gestalten. Machen Sie mit: Fördern Sie unterladen und viel Wissenswertes zum Schmetterlinge und Blumen, locken Sie Thema Naturvielfalt. Vögel und Feldhasen ins Kulturland! Karin Nowack, Bio Suisse bioaktuell 2/10 7
«Der Natur ihren Raum lassen» Was bedeutet Biodiversität oder Naturvielfalt für die Schweiz? Was für die Schweizer Biobäuerinnen und Biobauern? Antworten von Kurt Eichenberger, Verantwortlicher für Biodiversität beim WWF Schweiz. Und zehntausend weitere Aktionen zum Mitmachen! bioaktuell: Die UNO hat 2010 zum Jahr die Situation alles andere als rosig: Al- der Biodiversität erklärt. Ist das auch für le 90 Minuten – so lange dauert ein Fuss- Biodiversität die Schweiz ein wichtiges Jahr? ballspiel – geht in unserem Land die Flä- und Landwirtschaft Kurt Eichenberger: Ja, es ist sogar ein che eines Fussballfeldes verloren. Das Biodiversität steht für die Vielfalt des sehr wichtiges Jahr. Die kürzlich erschie- Jahr 2010 ist eine einmalige Gelegenheit, Lebens auf drei Ebenen: nene Gfs-Studie* zur Biodiversität zeigt, auf diese Umstände aufmerksam zu ma- ■ Vielfalt der Ökosysteme (bezie- dass das Verständnis von Biodiversität chen und Lösungen in Angriff zu neh- hungsweise Lebensräume) in der Schweizer Bevölkerung nicht sehr men. ■ Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen) weit entwickelt ist. Eine grosse Mehrheit ■ Vielfalt der Gene (Rassen oder hat den Eindruck, dass es um die Biodi- Was bringen Biodiversität und Natur- Sorten von wildlebenden und kulti- versität in der Schweiz gut steht. Dieser schutz den Biobäuerinnen und Biobau- vierten Pflanzen und Tierarten) Eindruck ist leider falsch angesichts der ern? Der Landwirtschaft kommt eine zen- langen roten Listen und des Zustandes Zahlreiche Studien haben bestätigt, trale Rolle zu, weil sie die Natur und vieler wichtiger Lebensräume wie zum dass Menschen vielfältige Landschaften die Naturvielfalt ganz direkt und auf Beispiel der Feuchtgebiete. Insgesamt ist mit hoher Naturvielfalt sehr viel schö- grossen Flächen – in der Schweiz und ner und erholsamer finden als mono- weltweit rund ein Drittel der Landflä- * GfS: Schweizerische Gesellschaft für tone. Die Biobauern, die ich kenne, füh- che – negativ oder positiv beeinflussen praktische Sozialforschung, www.gfs.ch. kann. Die Studie «Biodiversität 2009» entstand len sich dieser Vielfalt in hohem Grade im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt verpflichtet. Und wenn der Ab-Hof-Ver- BAFU und ist zugänglich auf kauf floriert, hat das oft auch mit der au- zung, gekoppelt mit dem fehlenden po- www.gfsbern.ch ➝ Publikationen ➝ Forschungsberichte thentischen und einnehmenden Umge- litischen Willen, diesen Problemen ent- bung zu tun. Zudem sind gerade Biobau- schieden entgegenzutreten. Der Verlust ern auf eine hohe Biodiversität in Boden an Biodiversität geht schleichend vor IMPRESSUM und Umgebung angewiesen, um Zerset- sich, wir nehmen diesen Verlust zu wenig bioaktuell zungsleistungen in Böden, Bestäubungs- leistungen oder natürliche Schädlingsbe- wahr. Doch wenn eine Tier- oder Pflan- zenart ausstirbt oder ganze Lebensräu- kämpfung zu ermöglichen oder zu ver- me verloren gehen, lässt sich dies kaum 19. Jahrgang bessern. Die Bäuerinnen und Bauern mehr rückgängig machen. Dabei ist die Erscheint 10-mal jährlich tragen aber auch eine grosse Verantwor- Naturvielfalt Grundlage unseres Lebens, (jeweils Anfang Monat, ausser August und Januar) tung für die gesamte Gesellschaft: Eine wir sägen also gewissermassen an un- Auflage 7058 Exemplare (WEMF-beglaubigt) hohe Biodiversität ist eine Versicherung serem eigenen Ast. Es hapert bei der Um- Geht an Produktions- und Lizenzbetriebe von für das Überleben unserer ganzen Gesell- setzung bestehender Instrumente zum Bio Suisse; Abonnement Fr. 49.–, Ausland schaft. Schutz der Biodiversität oder diese sind Fr. 56.–. zu wenig effizient. Der Ökoausgleich in Abonnementsdauer Kalenderjahr, Kündigung auf Ende Dezember Warum ist denn die Naturvielfalt bedroht? der Landwirtschaft etwa muss dringend Herausgeber FiBL, Forschungsinstitut für Die Hauptursachen für die Biodiversi- verbessert werden, damit er bei gleichem biologischen Landbau, Ackerstrasse, Postfach, täts-Krise sind unser hoher Flächenver- Aufwand bessere Resultate bringt. Zu- CH-5070 Frick, Telefon +41 (0)62 865 72 72, brauch und die zu intensive Landnut- dem fehlen uns neue Instrumente, die Telefax +41 (0)62 865 72 73, www.fibl.org die Nutzung von Naturvielfalt vermehrt Bio Suisse (Vereinigung Schweizer Bioland- nach dem Verursacherprinzip belasten. bau-Organisationen), Margarethenstrasse 87, i Mehr zum Thema CH-4053 Basel, Telefon +41 (0)61 385 96 10, Telefax +41 (0)61 385 96 11, Biodiversität An was denken Sie dabei? www.bio-suisse.ch Im Gegensatz zu den Bäuerinnen und Redaktion Markus Bär, Thomas Alföldi (FiBL); Bauern, die über den ökologischen Lei- Jacqueline Forster-Zigerli, Christian Voegeli ■ Ein Fachdossier von FiBL, Bio Suisse (Bio Suisse); E-Mail bioaktuell@fibl.org und Coop zum Zusammenhang zwi- stungsnachweis schon seit 15 Jahren in Gestaltung Daniel Gorba schen Biolandbau und Artenvielfalt die Pflicht genommen werden, haben Druck Brogle Druck AG, Postfach, finden Sie auf www.bio-suisse.ch wir zum Beispiel bei den Freizeitakti- 5073 Gipf-Oberfrick, und www.fibl.org vitäten keine vergleichbaren Verpflich- Telefon +41 (0)62 865 10 30, ■ Beachten Sie auch den Schwer- tungen. Jeder benützt und schädigt da- Telefax +41 (0)62 865 10 39 punkt im letzten bioaktuell mit bei oft auch die Natur, ohne dafür zu be- Inserate Erika Bayer, FiBL, Postfach, einer Einführung ins Thema und 5070 Frick, Telefon +41 (0)62 865 72 00, zahlen. Gleiches gilt für den Bodenver- verschiedenen Aktionen (Nr. 1/10, Telefax +41 (0)62 865 72 73, brauch. Ich kann morgen in ein Haus mit E-Mail erika.bayer@fibl.org Seiten 18–20). doppelt so grosser Grundfläche ziehen, 8 bioaktuell 2/10
mir zwei Autos kaufen und dafür Park- Bild: Vera Markus platz, Garage und Strassen in Anspruch 10000 Aktionen nehmen. Obwohl ich damit wesentlich für die Biodiversität zum zunehmenden Flächenverbrauch Der WWF will 2010 mit einer grossen beitrage, kostet mich das nichts in Bezug Kampagne möglichst viele Aktionen für auf die Natur, die ich mit meinem Verhal- die Naturvielfalt auslösen. Zusammen ten zurückdränge. mit Partnern (FiBL, Migros, IP Suisse, BirdLife/Schweizer Vogelschutz, Vo- Biobauern setzen sich seit jeher für den Er- gelwarte Sempach, Stiftung Natur und Wirtschaft) lanciert der WWF eine Mit- halt einer vielfältigen Natur ein. machaktion, bei der 10 000 Aktionen Die Biobewegung hat die Landwirtschaft für die Biodiversität umgesetzt werden revolutioniert. Jeder Biobauer, jede Bio- sollen. Die besten Projekte werden mit bäuerin darf stolz sein, einen Beitrag zu einem Preis ausgezeichnet (siehe Käst- fruchtbareren und weniger belasteten chen «WWF-Preis der Naturvielfalt».) Böden zu leisten. Dass die Intensivierung Die Kampagne hat fünf Ansprech- aber auch den Biolandbau ergriffen hat, gruppen: Landwirtschaft, Gemeinden, besonders in Gunstlagen, lässt sich nicht Firmen, Schulen und Private. Für die leugnen. Unter der Intensivierung leidet Landwirte hat die Projektgruppe aus WWF und Partnerorganisationen eine auch die Biodiversität. Hier müssen die Liste von unterschiedlich aufwendigen Biobauern handeln, um ihre Pionierrolle Massnahmen erarbeitet, die sie als nicht zu verlieren. Hier trägt jede Biobäu- besonders wirkungsvoll erachtet. Das erin eine besondere Verantwortung und reicht von einfacheren Aktionen wie dem Einrichten von Kleinstrukturen (Ast- und Steinhaufen, Hecken, Tüm- WWF-Preis der Natur- pel) bis zum Einleiten von grossen vielfalt: Machen Sie mit! Vernetzungsprojekten. Für alle vorge- schlagenen Aktionen hat die Projekt- Nutzen Sie das Jahr der Biodiversität gruppe übersichtliche Erläuterungen «Die Bäuerinnen und Bauern werden dazu, auf Ihrem Hof bleibende Mass- und Anleitungen vorbereitet. über den ökologischen Leistungsausweis nahmen zu ergreifen, die ohne wirt- seit 15 Jahren in die Pflicht genom- schaftliche Einbussen die Naturvielfalt men. Für Freizeitaktivitäten oder langfristig fördern. mit ihr der Konsument, der steuert, auf den Bodenverbrauch gibt es nichts Was hat die einzelne Landwirtin, der welche Art und Weise Lebensmittel pro- Vergleichbares.» Kurt Eichenberger, beim einzelne Bauer vom Mitmachen? Einer- duziert werden. WWF Schweiz für Biodiversität zuständig. seits die Gewissheit, mit vielen Gleich- gesinnten einen bleibenden Wert für Diese Verantwortung nehmen die Biobau- tionen zugunsten der Biodiversität auslö- die Allgemeinheit zu schaffen. Ande- rerseits wird der WWF die Kampagne ern doch wahr? sen. Die Losung heisst: Biodiversität auf und die Aktionen an die Öffentlichkeit Die Biobäuerinnen und Biobauern wa- der ganzen Fläche fördern und der Na- tragen. Diese Publizität kann für das ren und sind Vorreiter bezüglich nach- tur wieder ihren Raum lassen. Von Ast- Hofmarketing wertvoll sein. Und zu haltiger Bewirtschaftung. Heutzutage und Steinhaufen, Weidenzäunen, Hecken guter Letzt werden die schönsten und wünscht und fordert die Bevölkerung, oder gar ganzen Vernetzungsprojekten besten Projekte mit Geldpreisen von das heisst die Kunden der Landwirtschaft profitiert letztlich auch der Mensch, dem bis zu 8000 Franken ausgezeichnet. und die Steuerzahlerinnen, dass die eine abwechslungsreiche Landschaft Wie eigene Aktionen durchführen Landwirtschaft sich ihrer multifunktio- mehr Freude bereitet. und anmelden? nalen Rolle bewusst wird und mehr für Vom März bis September gibt es auf dem die Naturvielfalt macht. Die IP Suisse hat Weshalb interessiert sich der WWF beson- ■ Webportal www.wwf.ch/biodiversi- das auch erkannt und ihre neuen Richtli- ders für die Landwirtschaft? taet Anleitungen für die Durchfüh- nien stark auf Biodiversität ausgerichtet. Die Landwirtschaft spielt eine zentra- rung von Aktionen zum Herunterla- Es ist im ureigensten wirtschaftlichen In- le Rolle für die Naturvielfalt und kann den. Dort finden sich auch Hinter- teresse der Biobauern, in diesem immer wie kein anderer Wirtschaftszweig zu ei- grundinformationen, Anleitungen zu wichtiger werdenden Bereich nicht über- ner gesunden Umwelt und zu Vielfalt bei- den einzelnen Aktionen, Kontakt- holt zu werden und vermehrt die Initiati- tragen, weil sie ganz direkten Einfluss adressen und Teilnahmeformulare ve zu ergreifen. auf die Natur hat, und dies auf sehr gros- für den WWF-Preis der Naturvielfalt. sen Flächen. Biobauern sind für uns be- Die Fachleute der Projektpartner stehen Ihnen gerne zur Seite. Was können wir gegen den Verlust von sonders wichtige Partner, weil sie Fragen Zusätzlich gibt es die Biodiversität tun? der Nachhaltigkeit und der schonenden ■ Telefon-Hotline beim WWF: Tel. 044 Jede und jeder kann einen wichtigen Bei- Landnutzung sehr offen und innovativ 297 23 46, die als Anlaufstelle und trag für die Naturvielfalt leisten. Mit ei- angehen. Drehscheibe funktioniert. Je nach ner grossen Mitmach-Kampagne will der Interview: Oliver Balmer, FiBL Projekt oder Fragestellung werden WWF zusammen mit FiBL, Vogelwar- Anrufende an Fachleute des FiBL, te Sempach, Migros, IP Suisse, SVS/Bird- der Vogelwarte oder eines der üb- Life und der Stiftung Natur und Wirt- rigen Projektpartner vermittelt. schaft in diesem Jahr 10 000 konkrete Ak- bioaktuell 2/10 9
■ PRODUKTION Es gibt auch KB-Stiere aus Biozucht Wer auf seinem Biobetrieb Stiere aus konventionellen Zuchtbetrieben einsetzt, schränkt womöglich die Eignung seiner Jungtiere für die Biobedingungen ein: Die Nachkommen sind nur mütterlicherseits gut an den Biobetrieb angepasst. Es gibt durchaus Stiere aus langjähriger Biozucht und -haltung. bioaktuell stellt ein paar KB-Stiere aus Biobetrieben vor. N eunzig Prozent aller Biomilchvieh- züchter lassen ihre Kühe künstlich besamen. Dabei werden vorwiegend Sa- werden. Seine Grossmutter Aloma (Ka- nis SI x Texan RH) ist in der Schweizer Fleckviehzucht eine sehr bekannte Grös- linear mit 90 90 88 92 90 EX eingestuft. Diana hat mit neun Jahren und zwei Mo- naten das achte Kalb geworfen und pro- mendosen von Stieren aus konventio- se. Sie ist 1987 geboren und produzierte duzierte bis jetzt bei einer durchschnitt- nellen Zuchtbetrieben eingesetzt. Die in 11 Laktationen über 80’500 kg Milch lichen Zwischenkalbezeit von 363 Ta- Leistungen der weiblichen Vorfahren mit sehr hohen Gehalten von 4,12 Pro- gen 65’597 kg Milch mit durchschnittlich dieser Stiere wurden also nicht unter Bio- zent Fett und 3,3 Prozent Eiweiss, dies bei 4,06 Prozent Fett und 3,31 Prozent Ei- bedingungen erbracht, sondern meistens einer durchschnittlichen Zwischenkalbe- weiss. Wir gratulieren der Familie Wüth- unter Fütterungsbedingungen mit ho- zeit von 377 Tagen. Aloma war kantonal rich zu dieser sehr starken Kuhfamilie. hem Kraftfuttereinsatz und wenig Wei- mit dem Maximum von 98 55 55 punk- Aloma degang. (Dies trifft für die Milchrassen tiert und wurde in der 9. Laktation line- Á Â Â Â zu, weniger für die Zweinutzungsrassen.) ar mit 93 91 90 92 92 EX eingestuft. Ih- Katino Hindu Calanda Diana Deshalb sind die Jungtiere dieser Stiere re Mutter Trapez, eine Texan-Tochter, er- Á ¾ Â ¾ ¾ Adrian Orient Kata Fidu Grock nur über die Mutterseite gut an den Bio- reichte in 12 Laktationen eine Lebenslei- betrieb angepasst. stung von ebenfalls über 80’500 kg. ■ Edi stammt aus dem Biobetrieb der Es wäre wünschenswert, wenn auf Familie Santschi in Sigriswil BE. Er Biobetrieben vermehrt auch Väter ein- Hohe Vererbungskraft ist aus der Verbindung der Sokrates- gesetzt werden könnten, deren Vorfah- Mit Katino und Hindu schafften zwei und der Severino-Linie hervorgegan- ren auf Biobetrieben gelebt haben. Sol- Nachkommen von Aloma den Sprung gen. Mit einem GZW von 120 ist er che KB-Stiere gibt es bereits, aber das ins Angebot von Swissgenetics. (Auch die weit vorne klassiert. Edi vererbt gros- ist noch wenig bekannt und wurde bis- vier Söhne dieser Stiere, Adrian, Orient, se Kühe mit einer sehr grossen Lei- her nirgends publiziert. In diesem Artikel Kata und Fidu, sind sehr gut bewertet stungsbereitschaft und sehr hohen stellen wir eine Reihe von KB-Stieren vor, bezüglich Leistungsbereitschaft, Fitness Gehaltswerten. Zu beachten gilt, dass die von Biobetrieben stammen; vermut- und Langlebigkeit; sie sind aber nicht auf er eher mittelmässige Fitnesswerte lich gibt es aber noch mehr. Biobetrieben geboren.) hat, welche er von seinem Vater mit Grock, Edi, Michael und Ophir: Aloma hat auch sehr starke weibliche auf den Weg bekam. Diese vier Stiere haben einiges gemein- Nachkommen, neben der Grock-Mutter ■ Ophir sorgte mit seiner Nachkom- sam. Sie gehören alle zur neuen Rasse gilt es vor allem die Stadel-Tochter Dia- mengruppe an der Nachzuchtschau Swiss Fleckvieh SF – entstanden aus der na zu erwähnen. Diana steht noch voll in von Swissgenetics in Thun im Janu- Kreuzung Simmentaler x Red Holstein der Produktion auf dem Biobetrieb der ar dieses Jahres für die positive Über- – und wurden auf Biobetrieben gezüch- Familie Wüthrich und ist eine Anpaa- raschung. Ophir entstand aus einer tet. Grock, Edi und Ophir sind über das rungskuh bei Swissgenetics. Sie ist kanto- Rückkreuzung mit dem Simmentaler Standardangebot von Swissgenetics er- nal mit dem Maximum von 98 55 55 und Stier Petran aus einer Recrue-Toch- hältlich und Michael über den Anbieter Bild: Hans Braun Triple Genetics Services (TGS). Grock, Grosssohn von Aloma Grock ist auf dem Biobetrieb Brandösch im bernischen Trub bei der Familie Wüthrich geboren und stammt vom Swiss-Fleckvieh-Stier Tipic und mutter- seits von Calanda ab, welche von der le- gendären Kuh Aloma abstammt (eben- falls auf dem Biobetrieb Wüthrich ge- züchtet). Grock ist bei Swiss Fleckvieh die Nummer eins nach Gesamtzuchtwert (GZW) mit 126. Seine Stärken sind der Zuchtwert Milch und der sehr positive Zellzahlin- dex von 108. Bei der Anpaarung muss aber der Geburtsverlauf beachtet werden: Die ersten drei Plätze am Jungkuhchampionat in Thun 2010 belegten Nachkommen aus Grock sollte nicht auf Rinder eingesetzt Stieren von Aloma, die Plätze 1 und 2 Töchter von Kata, Platz 3 eine Tochter von Grock. 10 bioaktuell 2/10
Bild: KeLeKi Bild: Hans Braun Diana, Tochter von Aloma, anlässlich der Schweizerischen Swiss Nachzuchtgruppe von Ophir in Thun, Januar 2010. Fleckviehausstellung in Thun 2009. ter. Seine Mutter erreichte eine Le- Lebensleistung von 101’899 kg mit noch verdienen und dass sich der Antibi- bensleistung von 50’000 kg und seine durchschnittlich 3,76 Prozent Fett otikaeinsatz mit solcher Genetik senken Grossmutter eine solche von 77’337 und 3,26 Prozent Eiweiss. Michael lässt. Leider ist es bei den anderen Milch- in 8 Laktationen. Gezüchtet wurde vererbt eher kleinere Kühe mit sehr viehrassen nicht anders. Ophir auf dem Biobetrieb der Fami- guten Fitnesswerten. Besonders der Hans Braun, Biofleckviehzüchter lie von Niederhäusern in Ueberstorf Zellzahlindex ist mit 109 sehr hoch. und Ehrenpräsident der IG Swiss Fleckvieh FR. Er überzeugt mit einem sehr aus- Zu erwähnen sind auch seine Zucht- geglichenen Vererbungsmuster und werte für die Milchgehalte: Fett +0,45 OB- und Brown-Swiss-Stiere mit sehr guten Fitnesswerten vor und Eiweiss +0,18. allem für Zellzahl, Nutzungsdauer Auch bei den anderen Milchviehrassen gibt es KB- und Leistungssteigerung. Mit seinem Topangebot Stiere aus Biobetrieben, zum Beispiel den OB-Stier an Simmentaler Stieren Rico von Markus Meuli aus Nufenen GR. Ricos Mutter tiefen RH-Blutanteil und seinem ho- Heidi ist heute 17 Jahre alt, lebt immer noch auf dem hen Fleischindex von 120 eignet er Zurzeit ist uns kein Simmentaler Stier be- Biobetrieb in der Bergzone 4 und geht jeden Som- sich für die Anpaarung mit leistungs- kannt, welcher auf einem Biobetrieb ge- mer auf die Alp. Er vererbt gute Milchleistungen mit starken Kühen. züchtet wurde. Trotzdem hier ein paar hohen Gehalten, aber bei der Leichtkalbigkeit liegt er ■ Michael wurde auf dem Biobetrieb Zeilen zu den Simmentaler Stieren. unter dem Durchschnitt (Zuchtwerte zu Zellzahl und der Familie Bläsi in Härkingen SO Alle 16 Simmentaler Stiere aus dem An- Nutzungsdauer sind noch nicht bekannt). gezüchtet und ist im Angebot bei Tri- gebot von Swissgenetics sind mit dem Der OB-Stier Kai stammt vom Biobergbetrieb von An- ple Genetics. Michael stammt aus Kleeblatt ausgezeichnet. Für viele Biobe- ton Hauser in Alt St. Johann SG. Dieser Stier vererbt ebenfalls gute Milchleistungen mit guten Gehalten, Natursprung und führt auf der Mut- triebe ist diese Rasse sicher die richtige sehr gute Exterieur- und Eutermerkmale, gute Nut- ter- wie auf der Vaterseite Condor-Si- Wahl. Speziell zu erwähnen sind die Fit- zungsdauer und Leichtkalbigkeit. und Cavemann-RH-Blut. Beide sind nesswerte, welche für die Biorinderzucht Die Samendosen beider Stiere stehen bei Swissge- Vererber, welche für eine hohe Le- sehr wichtig sind. Die Zweinutzungsras- netics zur Verfügung. bensleistung bekannt sind. se hat in den letzten Jahren enorme Fort- Samendosen vom Brown-Swiss-Stier Captain können Weiter hinten in der Abstammung schritte gemacht. Sehr beeindruckend bei Heini Elliker, Frauenfeld, Tel. 052 720 82 30, bezo- findet man noch den Stier Texan, welcher waren auch dieses Jahr die an der Nach- gen werden (siehe auch www.biorindviehzucht.ch). sehr viele 100’000-kg-Kühe gebracht hat zuchtschau und am Jungkuhchampionat Wenn Sie weitere KB-Stiere kennen, die von Bio- und ebenfalls bei der Familie von Aloma in Thun gezeigten Simmentaler Kühe betrieben in der Schweiz stammen oder vielleicht selber einen gezüchtet haben, dann melden Sie sich als Grossvater vorkommt. Texan wurde bitte bei uns: Anet Spengler Neff, FiBL, Tel. 062 665 übrigens auch von der Familie Bläsi ge- Vergleichswerte 72 90, E-Mail anet.spengler@fibl.org. Wir werden züchtet. über die Rassen diese Biostiere gerne auch hier vorstellen. ■ 3 x 100’000 kg. Ganz speziell sind Bei der Fleckviehzucht hat jede Rasse ei- Anet Spengler Neff die Lebensleistungen der Vorfahren ne eigene Basis für die Berechnung der von Michael. Seine Mutter Corin- Zuchtwerte. Die Unterschiede sind im Bild: Anet Spengler ne erzielte eine Lebensleistung von Stierenkatalog von Swissgenetics «To- 61’500kg, seine Grossmuttter müt- ro Spezial» auf Seite 40 publiziert. Diese terlicherseits Clivia in 12 Laktati- Werte sind entscheidend und sollten vor onen 114’174 kg mit durchschnitt- einer Anpaarung überprüft werden. Zum lich 3,88 Prozent Fett und 3,39 Pro- Beispiel hat der RH-Stier Delago einen zent Eiweiss und seine Urgrossmutter Zuchtwertindex Zellzahl von 98. Umge- mütterlicherseits Thesi erreichte ei- rechnet auf die Basis von Swiss Fleckvieh ne Lebensleistung von 100’862 kg mit ergibt dies nur noch einen Index von 89 4,3 Prozent Fett und 2,95 Prozent Ei- und auf die Basis der Simmentaler noch weiss. Die Mutter des Vaters von Mi- einen Index von 86. Ich bezweifle, dass OB-Stier Rico, auf dem Bild 11-jährig, chael, die Kuh Cornelia, hatte eine solche Stiere in Zukunft das Kleeblatt anlässlich des Stierenmarktes in Zug, 2006. bioaktuell 2/10 11
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Bild: Stefan Baumeler Bild: Barbara Früh Zugpferd Pferdehaltung Etwa 60 Pferde unterschiedlicher Altersgruppen und verschiedener Rassen in Grossgruppen: Die Pferdehaltung an der Strafanstalt Wauwilermoos ist beispielhaft. Seit einem Jahr sind die neuen Stallungen in Betrieb. Zu erleben an einem Kurs von FiBL und Nationalgestüt Avenches. U nglaublich, wie ruhig es hier ist», be- merkt, immer noch erstaunt, Stefan Baumeler, Leiter des Bereichs Tiere auf halle mit 48 Fressplätzen. Alle Hallen sind aus Holz. Die Seitenwände der Lie- gehallen sind so angeordnet, dass sie den dass die verschiedenen Altersstufen ge- mischt sind. Das entspricht einer natür- lichen Herdenstruktur. – Reine Fohlen- dem Betrieb Wauwilermoos. Die Pferde Tieren als Strukturelemente und Wind- gruppen sind zwar in der Pferdehaltung sind schon seit dem Frühjahr 2009 in den schutz dienen. Die Liegefläche in den gängig, wären aber bei Wildpferden nie neuen Stallungen. Doch Baumelers Freu- beiden Liegehallen beträgt 375 Quadrat- anzutreffen. de über das gut funktionierende Mitei- meter, der Auslauf umfasst 3577 Qua- In der Grossgruppe treffen auch ver- nander der Fohlen, Pensionspferde und dratmeter. Die Liegefläche bietet Platz für schiedene Pferderassen mit unterschied- «Gnadenbrötler» (Alterspferde) in einer 50 Pferde, die Auslauffläche würde für lichen Ansprüchen aufeinander. Das er- Gruppe mit rund 60 Tieren ist ungebro- fast doppelt so viele Tiere reichen. fordert eine individuelle Fütterung. Die chen. Der Auslauf ist grosszügig, aber Ste- Einzelfressstände sind so gebaut, dass Im Juli 2007 stand für die Leitung des fan Baumeler würde auf keinen Quadrat- nur je ein Pferd in einen Stand passt. Da- Wauwilermoos fest, dass die Pferdehal- meter verzichten wollen, da die Tiere so durch gibt es kein Verdrängen der Tiere tung optimiert werden muss. Die Stal- die notwendige Bewegungsfreiheit und am Fressplatz. lungen entsprachen zwar den Richtli- Ausweichmöglichkeiten haben. Der Bo- Auf die Weide gehen alle Pferde ge- nien, aber nicht unbedingt den Anforde- denbelag im Auslauf, Juramergel, hat sich meinsam. Die Tiere entscheiden selbst, rungen an eine artgerechte Tierhaltung, bewährt. Verteilt im Auslauf befinden ob sie im Stallbereich bleiben oder mit und die Platzverhältnisse waren eng. Die sich frostsichere Tränken. In Stallgebäu- der Herde auf die Weide gehen. Fohlen wurden in Gruppen im Stall ohne den ist der Bereich der Tränken oft Ort Durch den neuen Stall hat die Pfer- permanent zugänglichen Auslauf gehal- für Auseinandersetzungen unter den Tie- dehaltung im Wauwilermoos auch wirt- ten. Die Pensionspferde in Einzelboxen, ren. Hier haben sie viel Platz und freie schaftlich an Bedeutung gewonnen. Ar- die Gnadenbrötler zwar in Gruppen, aber Bewegung im Tränkebereich. Rangnie- beitswirtschaftlich brachten die Stal- in einem provisorischen Stallgebäude. dere Tiere können problemlos auswei- lungen eine Verbesserung, und die Für die Planung der neuen Stal- chen. Besitzerinnen und Besitzer von Pensi- lungen wurden Iris Bachmann vom Na- Die alten Stallungen werden über onspferden und Gnadenbrötlern sind be- tionalgestüt Avenches und Barbara Früh Nacht noch genutzt: für eine Fohlen- geistert; die Nachfrage nach freien Plät- von der FiBL Beratung hinzugezogen. gruppe mit den jüngsten Tieren und für zen steigt. Die Planung war wie immer ein Balan- Pensionspferde, die auf Wunsch der Be- Barbara Früh, FiBL ceakt zwischen der Erfüllung der Bedürf- sitzer nicht über Nacht in die Gruppen- nisse der Tiere und den Baukosten sowie haltung sollen. den baulichen Bestimmungen von Bund Innerhalb der Grossgruppe bil- Kurs: Pferdehaltung – gemischte und Kanton. den sich Untergruppen, je nach Sympa- thie der Tiere zueinander. Diese natür- Gruppen funktionieren! Auslauf in der Gruppe – liche Gruppenbildung ist jedoch dyna- Am Dienstag, 27. April veranstaltet das FiBL zu- Fressen im Einzelstand misch, das heisst, sie ändert sich im Ver- sammen mit dem Nationalgestüt Avenches einen Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der lauf der Zeit sowie je nach Aktivität. Das Pferdekurs zu produktionstechnischen Fragen im Wauwilermoos. neue Stall besteht aus drei Gebäuden: Besondere an dieser Gruppenhaltung ist, Siehe AGENDA, Seite 22 in diesem Heft. zwei Liegehallen und einer Fütterungs- bioaktuell 2/10 13
■ MARKT Kettenweise bio Im Biofachhandel sind meist Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer am Werk. Ausnahmen sind die Reformhausketten Müller und Egli sowie der Newcomer Vitalpunkt. Doch einfach haben auch sie es nicht. B eim Begriff «Reformhaus» hö- ren viele Zeitgenossen die Birken- stocksandalen schlurfen. Aber wer etwa geplant, um den Umsatz anzukurbeln, et- wa günstigere Parkplätze und eine besse- re Signalisation der Zufahrt, betont Bär. ist. Wie die anderen Ketten setzt Müller nicht durchwegs auf Bio. Fünf Prozent der Artikel, die zehn Prozent des Um- die Filiale der Reformhauskette Egli im satzes generieren, entfallen auf nichtzer- neu eröffneten Einkaufszentrum Stücki Krankenkassen im Hintergrund tifizierte Ware. Das betrifft insbesondere in Basel besucht, wird eines Bessern be- Die Egli Reform AG ist Teil der Topwell- die acht Reformdrogerien, die zum Teil lehrt. «Unsere Verkaufsstellen sind be- Apotheken AG, einem Netz von 24 Fach- bis zu 320 Quadratmeter Ladenfläche er- wusst in hellen, kräftigen Farben gehal- geschäften, die vorab auf der Achse Zü- reichen. In Zukunft wolle man moderat ten. Mit der freundlichen und modernen rich–Winterthur angesiedelt sind. Top- expandieren, zu den heute 30 Filialen sol- Gestaltung treten wir dem weit verbrei- well wiederum gehört einer Reihe von len bis 2020 fünf bis zehn weitere dazu- teten Vorurteil des antiquierten Reform- Krankenkassen, darunter Visana, CSS kommen – «falls wir Liegenschaftsbesit- ladens entgegen», erklärt Rainer Bär, Be- und Helsana. zer finden, die nicht einzig auf die Ren- reichsleiter Egli Reformhäuser. Man wol- Weder der Umsatz von Topwell noch dite schauen», so Geschäftsführer Stefan le insbesondere einer jungen Kundschaft von Egli Reform wird kommuniziert. De- Rot. zeigen, dass Bilolebensmittel Spass ma- tails gibt’s nur zu den Zukunftsplänen. chen. Man wolle das aktuelle, in den letzten Hartes Center-Pflaster Noch wenig Vergnügen bereiten hin- zwei Jahren von drei auf sieben erweiterte Doch sind Ketten per se erfolgreicher als gegen die Umsatzzahlen im jüngsten Filialnetz konsolidieren und mittelfristig individuelle Fachgeschäfte? Laut Toralf Konsumtempel der Schweiz: «Wir sind weiter ausbauen. Egli gibt sich auch offen Richter, der beim Unternehmen Bio Plus nicht zufrieden», räumt Bär ein. Dem Re- für Kooperationen mit anderen Reform- AG die Szene schon seit Jahren als Bera- formhaus ergehts dabei gleich wie dem und Biofachgeschäften in den Bereichen ter verfolgt, gibt es keine eindeutige Ant- Hauptmieter Migros, wo selbst an Frei- Einkauf, Marketing und «innovative Ge- wort. Klar ist hingegen, dass an teuren tagabenden nur zwei von zwölf Kassen schäftsmodelle». Lagen in erster Linie Ladenketten Prä- besetzt sind. Doch es seien Aktivitäten Die Kleinkette Egli geht auf die senz markieren. Toplagen ergäben zwar Gründung des womöglich ersten Schwei- Topumsätze; die betriebswirtschaftlichen zer Reformladens zurück, jenes von Kennzahlen 2009 zeigten sogar, dass der i Die Schweizer Bioketten Amalia Egli im Jahr 1899 in Zürich, nur Mietkostenanteil am Umsatz bei sehr gu- ■ Reformhaus Müller AG, 1929, 30 Filialen, neun Jahre nach dem ersten deutschen ten Standorten tiefer war als an schlech- 230 Mitarbeitende, 42,2 Millionen Franken Reformhaus in Wuppertal. Über die Pi- ter frequentierten Orten. Umsatz. www.reformhaus.ch onierin ist kaum etwas bekannt, nur den Jedenfalls sind Ketten, da sie durch ■ Egli Reform AG, 1899, 7 Filialen, 75 Mitarbeiten- Namen hat sich die Kette bewahrt, die ihre Trägerschaft mehr Finanzen im Hin- de, Umsatz wird nicht veröffentlicht. im Mittelfeld der drei Systemplayer im tergrund haben, eher in der Lage, teurere www.eglibio.ch Schweizer Biofachmarkt agiert. Immobilien zu mieten. Sie können auch ■ Vitalpunkt, 2008, 4 Filialen, Anzahl Mitarbeitende Unangefochtene Nummer eins ist die mal ein Risiko eingehen, das für Einzellä- und Umsatz werden nicht veröffentlicht. Müller Reformhaus Vital Shop AG, de- den das Aus bedeuten könnte – Eglis Ex- www.futureshape.ch ren alleiniger Besitzer Christoph Tschan periment in der Basler Stücki gehört in Zwei Innenansichten: Links ein Geschäft der Egli Reform AG, rechts eines der Reformhaus Müller AG. 14 bioaktuell 2/10
Bilder: zVg Zwei Ladenfronten: Egli Reform im neuen Basler Einkaufszentrum Stücki und Reformhaus Müller am Bahnhof Bern. diese Kategorie. Sowieso entpuppt sich Genussmittel dieselben obligatorischen Das Stammhaus ist das 2005 gegrün- die schöne neue Einkaufswelt, wie sie Kurse. dete Geschäft an der Zürcher Stocker- auch im Berner Westside oder im Zür- strasse, das ein Biofachgeschäft mit Well- cher Sihlcity zelebriert wird, als hartes Am Bahnhof gern «convenient» ness kombiniert. Dies widerspiegelt auch Pflaster: Nach Richters Beobachtung Wo im Schweizer Biofachhandel noch die Philosophie des 32-jährigen Grün- wird in solchen architektonischen High- Potenzial brach liegt, ist laut Toralf Rich- ders und Mitinhabers Carlo Magnano, lights zwar Freizeit verbracht und stun- ter schwierig zu eruieren. Aber Ansatz- der auf möglichst gesunde Ernährung denlang flaniert. Lebensmittel kauft man punkte gibt es. Erstens wurden in der Ver- frei von Zusatzstoffen setzt. 2008 über- hier aber bloss zurückhaltend. gangenheit etliche Läden zu gross konzi- nahm Magnano zudem die 1840 gegrün- piert – beispielsweise der St.Galler Yardo. dete Tirggelbäckerei Biscuits-Suter AG Einfachere Weiterbildung An einer Frequenzlage genügen häufig in Schönenberg ZH und baut sie jetzt Immerhin, im Vergleich zu Einzelge- 80 bis 100 Quadratmeter; eine Faustregel in Richtung Bio aus: Unter dem Namen schäften ist klar, dass Biosystemanbieter besagt zudem, dass ab 250 Quadratmeter «Biscrack» entwickelt er eine Palette süs- durch schlankere administrative Struk- der Flächenumsatz sinkt. Zweitens ist die ser und salziger Guetzli, die das Geschäft turen Effizienzgewinne realisieren, kaum unmittelbare Nähe zu einer Coop-Filia- auch im Export und im übrigen Schwei- aber grosse Vorteile beim Einkauf ha- le attraktiv – Biofachkundschaft geht ger- zer Biohandel ankurbeln sollen – die ben, schätzt Richter. Zumindest denkbar ne bei Coop fremd und umgekehrt. Drit- Kleinkette wird also auch zur Bioverar- wären bei Ketten auch eine Standardi- tens sind Orte mit extremer Frequenz beiterin. Pieter Poldervaart sierung und ein Marktauftritt aus einem wie Bahnhöfe attraktiv, wenn man das Guss. Doch weil selbst Müller und Egli Standardsortiment mit einem grossen nicht in Geld schwimmen, muss sich eine Convenience- und Takeaway-Angebot Yardo-Modell wird geklont Ladeneinrichtung erst einmal amortisie- garniert, was der biogeneigten Pendler- 2005 in St.Gallen von Albert Keel gegründet, hatte ren – bevor sie durch das neuste Design schar ent-gegenkommt. All das müsse der Biosupermarkt Yardo einen schweren Stand. ersetzt werden kann. mit einem hellen und modernen Auftritt Stefan Menti, «Der Auftritt bleibt deshalb auch bei geschehen, um die junge Käuferschaft Geschäftsführer des Grossisten Bio Partner Schweiz AG (BPS) . Weitere Läden Ketten häufig heterogen, von topmo- anzusprechen. wolle er nicht akquirieren, betonte er im bioaktuell dern bis sehr durchschnittlich gibt es al- Doch auch Ketten werden mit ih- 1/10 (Seite 5). les», bilanziert Richter. Einen wichtigen ren Preisen weiterhin deutlich über je- Doch das Konzept Yardo soll durchaus Schule ma- Unterschied zwischen Ketten und Ein- nen der Grossverteiler liegen. «Das kön- chen. So wird aktuell der BPS-Laden in Seon nach zelgeschäften sieht der Berater in der nen in Deutschland Biosupermarktket- dem Yardo-Modell umgestaltet. Vor einem halben Bemühung, ihr Personal gut zu schu- ten wie Alnatura mit ihren grossen Ein- Jahr hat Menti zudem das Yardo-Konzept an einen len. Dies bestätigt Karin Leumann, Be- kaufsmengen und günstigen Mieten Dritten weitergegeben, und zwar im Fall des 200 reichsleiterin Bio/Reform beim Ver- anders machen. Ihre Verkaufspreise be- Quadratmeter grossen Yardo-Biomarkts in Netstal GL. band der Schweizer Lebensmittel-Detail- wegen sich auf dem Bioniveau der kon- Mitte September 2009 eröffnete der Laden im Super- markt Centro, neben Restaurant, Coiffeur, Fitnessstu- listen (Veledes): «Die Filialketten achten ventionellen Supermärkte», sagt Richter. dio und einem Laden für Babybedarf. «Den grössten auf die permanente Weiterbildung ihrer Teil des Sortiments übernehmen wir von Bio Partner Mitarbeitenden sowie darauf, dass ein- Tirggelbeck auf Biokurs Schweiz und ergänzen nach Möglichkeit mit Regio- heitliche Standards eingehalten werden.» Klein, mit Takeaway und an frequenz- nalprodukten», so Geschäftsführerin Beatrice Zogg. Für Fachgeschäfte mit nur wenigen An- starken Lagen: Diesen Vorgaben entspre- Inhaberin ist Denise Fischer, die in Netstal ein Poten- gestellten hingegen sei es organisatorisch chen die Filialen der noch jungen Bioket- zial für ein modernes Biofachgeschäft sieht. Derzeit häufig aufwendiger, solche Kurse zu be- te Vitalpunkt. Derzeit in Wil und Olten, gibt es in Glarus nur den kleinen Bioladen Ulme. suchen. Im Bereich Ausbildung hinge- ab Mai auch in Baden, bietet Vitalpunkt Beim Wein habe man sich bereits eine Stammkund- schaft erarbeitet, doch es brauche Zeit, um sich mit gen absolvierten seit diesem Jahr alle Ler- sein Biosortiment auf relativ kleiner Flä- einem neuen Geschäft zu etablieren, meint Zogg. pld nenden aus der Branche Nahrungs- und che jeweils zentral im Bahnhof an. bioaktuell 2/10 15
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