Journalismus heute: sorgfältig, individuell, technisch - Presseclub Regensburg
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RESSE C LUB 4. AUSGABE OKTOBER 2017
REGENSBURG E.V.
MAGAZIN DES PRESSECLUBS REGENSBURG
Journalismus heute:
sorgfältig, individuell, technisch
Gegen den Neue Jobs braucht Isolde Stöcker-Gietl
Vertrauensverlust das Land gewinnt Woll-Preis 2017
Seite 4 Seite 14 Seite 24
Hier lässt es sich leben! ▶ hohe Lebensqualität ▶ zukunftsfähige Arbeitsplätze ▶ ausgezeichnete Infrastruktur ▶ vielfältige Freizeitmöglichkeiten ▶ attraktives Baulandangebot www.landkreis-regensburg.de
www.mittelbayerische.de/glaubwuerdigkeit
Inhalt
SERIÖS
ZUVERLÄSSIG
GLAUBWÜRDIG
Print ePaper Web
Gegen den Vertrauensverlust
Die Akzeptanz der Presse und die Isolde Stöcker-
Entwicklung des Journalismus 4
Gietl gewinnt den
Schnell ja, aber vor allem richtig Woll-Preis 2017
muss es sein
Die Sache mit der Wahrheit ist
kompliziert geworden. 6 SEITE 24
Die Reporter Rückblick
Donnerstag ist PresseClub-Tag 26
– Reporter –
Interaktion Manischer Kontrollzwang
Unabhängiger Journalismus und Fußball
vertragen sich nicht 34
SEITE 10
Intelligentes Storytelling fesselt User
Verändertes Kommunikationsverhalten
braucht Video 38
Neue Jobs braucht das Land
Datenanalysten, Webdesigner, Programmierer Der Journalismus taucht in eine neue Welten
und Interaktiv-Teams 14 Virtual und Augmented Reality – oder so? 42
Dab+ – Das Plus Lernen, wie die
für Radio Welt da draußen
tickt
SEITE 18 SEITE 46
Foto: Andrea Herdegen
Schriftstellerin
PresseClub Regensburg Mit der Generation Y ins digitale Zeitalter?
ANDREA
KeinMARIA SCHENKEL
Relikt von gestern 22 Nicht nur Presseclubs haben
liest regelmäßig Mittelbayerische, Süddeutsche, Die Welt, Nachwuchsprobleme 50
Eberhard-Woll-Preis des
Die Zeit, Spiegel, GEO Epoche, Neue Züricher Zeitung,
PresseClubs Regensburg Forum Deutscher PresseClubs
The New York Times und
Anerkennung The Journalismus
für guten New Yorker. 23 Nie war es so wertvoll wie heute 53
„Der Wahrheit
Pressekonferenzen, Tagungen,
Veranstaltungen, Feiern
Tolle Location mitten in der Altstadt 54
Impressum
auf der Spur.“
Herausgeber
Verantwortlich
Redaktion
Titelbild
Grafik
PresseClub Regensburg e.V.,
Ludwigstraße 6, 93047 Regensburg
Manfred Sauerer, 1. Vorsitzender
Ludwig Faust
dpa, dps-Newsroom in Berlin
Sebastian Franz, Dipl.-Designer (FH)
Produktion faust | omonsky KG kommunikation
Ohmstraße 1, 93055 Regensburg
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Autoren und unseren Mitgliedern, die durch ihre Anzei-
gen nicht nur ihre Wertschätzung gegenüber dem PresseClub Regensburg zeigen, sondern auch
finanziell unser Magazin unterstützt haben.
3
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MANFRED SAUERER
Gegen den
Vertrauensverlust
Die Akzeptanz der Presse und die Entwicklung des Journalismus
S
chon in der Ausgabe der Hinblick auf redaktionelle Berufsfelder,
PressEnte vom November die schon einmal gefragter waren. Aber:
2014, anlässlich der Verlei- Journalisten sind nun schon seit gerau-
hung des Eberhard-Woll- mer Zeit allzu oft »Teil des Systems« ge-
Preises an den Berliner An- worden, wollen mit den Mächtigen und
dreas Wenderoth, war an Entscheidern auf Augenhöhe verkehren,
dieser Stelle von Haltung statt sie zu kontrollieren. Das jedenfalls
der Journalisten und Glaubwürdigkeit meint der Chefredakteur der renommier-
der Medien die Rede. Und was haben wir ten Tageszeitung »Die Zeit«, Giovanni
seitdem erlebt: eine inzwischen gottlob die Lorenzo. Und er hat wohl Recht.
etwas abgeebbte »Lügenpresse«-Kam-
pagne der »Straße« an vielen Orten in
Deutschland oder mithilfe von Technolo- Nachwuchs aus allen
gie millionenfach verbreitete Nachrich-
Manfred Sauerer ten, die bewusst falsch sind, sogenannte Gesellschaftsschichten
Fake News. »Alternative Fakten« seien
Chefredakteur und Geschäfts- das, meinte eine frühere Sprecherin des Dem Normalbürger bleibt so etwas auf
führer bei der Mittelbayerischen. US-Präsidenten Donald Trump. Über- Dauer nicht verborgen. Und so nahm und
Seit gut acht Jahren PresseClub- haupt Trump: Das neue Staatsoberhaupt nimmt ein Vertrauens- und Ansehens-
Vorsitzender und nun schon 40 des wichtigsten demokratischen Landes verlust seinen Lauf, der nur mit ehrli-
Jahre bei der MZ. Hat einfach der Welt marschiert vor allem im »sozi- cher, fleißiger und ambitionierter Arbeit
alle Veränderungen, die der Beruf alen« Nachrichtendienst Twitter stramm wieder zurückgeführt werden kann. Für
so gebracht hat, mitgemacht. voran im Lügenverbreiten. die Personalentscheider in den Verla-
Die gute Nachricht dabei: Etab- gen heißt das aber auch, den Nachwuchs
lierte Medien in den USA, allen voran die aus möglichst vielen Milieus der Gesell-
New York Times, erleben seit Trump ei- schaft zu rekrutieren. Zu lange kamen
nen formidablen Aufschwung – gedruckt die Jungjournalist(inn)en aus Akademi-
wie digital. Die Menschen suchen verläss- ker-Haushalten, hatten brav studiert und
liche Informationen. Für Journalisten keine Ahnung von den Problemen der
und damit genauso für die Mitarbeiter in Menschen, die nichts mit dem Milieu zu
öffentlichen und privaten Pressestellen tun haben, in dem sie aufwuchsen.
ist dies der Auftrag, sorgfältiger, mutiger Langsam gibt es da ein Umden-
und transparenter denn je zu arbeiten. ken, was unter anderem der Beitrag des
Gleichzeitig ist es eine gute Nachricht im Chefredakteurs der Deutschen Presse-
4
© Bild fotolia
als Presseclub zusammenschließt, schon angebrochen ist oder bekommen einen
erst recht. Wir werden das so gut es gehtÜberblick über neue Jobprofile im Jour-
beherzigen, im Kontakt mit den »Mäch- nalismus: Datenanalysten, Webdesigner,
tigen«, wenn sie bei uns zu Gast sind, Programmierer arbeiten zum Teil in so-
oder aber auch in unserer Programmge- genannten Interaktiv-Teams und bieten
staltung. Auch wir müssen die richtigen Lesern und Usern ganz neue Dimensio-
Themen auf die Agenda setzen. nen des Verstehens. Ja, und auch Kollege
Roboter hält Einzug in die Redaktionen.
Wie das aussieht, erfahren Sie ebenso wie
Kaleidoskop der die Wirkung der sozialen Medien im Hin-
blick auf die Angebote der Medien.
Megatrends Natürlich beschäftigen sich unse-
re Autoren mit der Sache mit der Wahr-
Auf die Agenda dieser PressEnte haben heit, mit Filterblasen und Fake News. In-
wir aber auch und vor allem ein Kaleido- teressant auch, wie etwa der Profifußball
skop der zukünftigen Mega-Themen im immer mehr unter Kontrollsucht leidet
Journalismus gesetzt. In lesenswerten und versucht, jede Berichterstattung zu
Beiträgen namhafter Kolleginnen und unterbinden, die dem Image dieses Mil-
Kollegen lesen Sie über das Geschich- lionenspiels schaden könnte. Und nicht
tenerzählen mithilfe von Virtual und zuletzt im Radio tat sich was: DAB+ wird
Augmented Reality, erfahren, warum wohl auf Dauer UKW ablösen und die
das goldene Zeitalter für Video-Formate Programmvielfalt enorm steigern.
Agentur, Sven Gösmann, im aktuellen
Wir versorgen die Region.
Jahresbericht der Agentur für ihre Gesell-
schafter zeigt. Gösmann kündigt seinem
Zielpublikum – und das sind die Vertre-
ter der deutschen Verlage und Rundfunk-
anstalten – einen neuen Kurs in der Re- Mit Zukunft. Mit Sicherheit.
krutierung des Nachwuchses an. Künftig,
so Gösmann, werde man darauf achten, Mit Energie.
auch Journalisten ins Team zu holen, die
in einfachen oder gar prekären Verhält-
nissen aufgewachsen sind. Damit errei-
che man ein besseres Verständnis und
Aufgreifen der Themen, die die Sorgen
und Nöte der Menschen abbilden.
Die richtigen Themen
auf die Agenda setzen
Der PresseClub Regensburg tut gut daran,
ein kleines Stück beizutragen zu dieser
doch begrüßenswerten Entwicklung.
Denn sie ist ohne Alternative, wenn der
Journalismus die notwendige Akzeptanz
in der Gesellschaft zurückerlangen will.
Und es geht nicht zuletzt auch um die
Seit über 40 Jahren versorgen wir Regensburg und
Reputation jener, die in der Öffentlich- die Region mit Strom, Erdgas, Wärme und Trinkwasser.
keitsbranche arbeiten. Mit nachhaltigen Energiekonzepten – ausgerichtet auf
erneuerbare Energien – gewährleisten wir jetzt und in
Es schadet also nicht, sich als Zukunft eine zuverlässige und sichere Versorgung.
Mitglied der Presse (und da sind Rund- www.rewag.de
funk, Fernsehen, Pressestellen usw. auch
Foto: Rieger
gemeint) in seiner Rolle stets zu hinter-
fragen. Und wenn man sich gar als Club,
5
CHRISTIAN KUCZNIERZ
Schnell ja, aber
vor allem richtig
muss es sein
Die Sache mit der Wahrheit
ist kompliziert geworden. Über
den Journalismus in Zeiten von
Filterblasen und Fake News.
M
achen wir uns bedeutet, grob vereinfacht: Einer schreibt,
nichts vor. Krise einer redigiert. Wir prüfen Informatio-
war immer. Aber nen. Wir bieten Verlässlichkeit. Weil es zu
Krisen gehören unserem Arbeitsauftrag gehört, kritisch
zum Journalismus nachzufragen, zu prüfen, Dinge verständ-
dazu, und damit lich zu machen. Glaubwürdigkeit ist die
sind nicht die Kri- neue Währung unserer Branche. Das hat
sen in der Welt gemeint, über die Redak- viel, aber nicht alles mit den technischen
tionen berichten. Medien sind Teil des Veränderungen der vergangenen zehn
öffentlichen Diskurses oder sollten zu- Jahre zu tun, in denen ein »Telefon« zum
mindest den Anspruch haben, es zu sein. Transportmedium für Nachrichten gewor-
Deswegen sind sie Schwankungen und den ist. Und es macht möglich, dass jeder
Verwerfungen ausgesetzt, von ihnen be- an jedem Ort gleichzeitig selbst Verleger,
troffen, leiden darunter – oder profitieren Reporter und Kritiker sein kann. Erst das
davon. Was davon zutrifft, ist vor allem ei- Smartphone hat die Welt so klein und
Christian Kucznierz ne Frage des Blickwinkels. Natürlich kön- doch so grenzenlos zugleich gemacht, wie
nen wir jammern. Darüber, dass die Auf- sie heute ist. Mit allen Folgen.
Leiter des Newsrooms der Mit- lagen der Tageszeitungen zurückgehen.
telbayerischen Zeitung. Der pro- Wir können auch darüber lamentieren,
movierte Anglist hat sich in den dass bei aller Reichweite, die Medienhäu- Was ist wahr, wichtig
vergangenen Jahren mit vielen ser digital erzielen, die Menschen noch
strittigen Themen auseinander- lange nicht so viel Geld (oder überhaupt oder falsch?
gesetzt und kennt die Lügen- keines) dafür ausgeben, um die Kosten zu
presse- und Fake-News-Vorwürfe decken, die anfallen, um diese Reichwei- Gatekeeper von Informationen ist heute
aus eigener Erfahrung. te überhaupt zu schaffen. Oder aber wir niemand mehr. Es gibt so gut wie keine
können an uns arbeiten, besser werden sicheren Türen mehr, weil irgendwer auf
in dem, was uns ausmacht. Journalismus der Welt sie irgendwann öffnen wird und
6
das mehr oder weniger Wichtige, Interes- die Welt zu vergiften oder zu beeinflussen.
sante oder Wahre hinter dieser Tür ver- Dass das Vertrauen in Institutionen ero-
breitet. Das ist wichtig und gut und demo- diert, ist nichts wirklich Neues. Neu ist,
kratisch und hat eine flache Hierarchie der dass man für seine Skepsis nun innerhalb
Informationen zur Folge und alles, was von ein paar Klicks Gründe finden kann.
man dazu noch Positives sagen könnte.
Es macht aber auch Probleme. Und zwar
gewaltige. Denn: Wie soll derjenige, der Eine Frage der
nicht von Berufswegen mit Medien und
Medienwandel zu tun hat, noch wissen, Perspektive
was nun wahr, wichtig, interessant oder
am Ende sogar falsch ist? Das heißt nicht, Das mit der Wahrheit ist kompliziert ge-
dass die meisten Menschen nicht in der worden. Aber eigentlich war es das schon
Lage wären, selbst zu entscheiden oder immer. Wer schon einmal einen Autoun-
wahr von falsch zu unterscheiden. Aber fall hatte, weiß das. Man kann sich ihr nur
es gibt viele, die das nicht (mehr) können. annähern, indem man Dinge von mehre-
© Grafik Sebastian Franz
Anders erklärt sich nicht, warum Men- ren Seiten betrachtet. Absolute Wahrheit
schen ernsthaft an Dinge wie Chemtrails gibt es nur in Diktaturen. Wie die Lüge ist
glauben, also daran, dass Kondensstreifen sie am Ende eine Frage des gesellschaftli-
von Flugzeugen in Wahrheit Chemikalien chen Konsenses. Aber genau der ist – zu-
sind, die über uns versprüht werden, um mindest in Teilen – brüchig geworden.
Neue Antworten für
zukünftige Mobilität
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www.continental-automotive.com
Die Medien sind keine Hüter von
Informationen mehr und werden
das nie wieder sein.
© Bild fotolia
Siehe Flüchtlingsdebatte, Lügenpresse- tet. Wir leben tatsächlich in einem post- it right« in unserem ureigensten Interes-
vorwürfe, Kölner Silvesternacht und Pe- faktischen, ironisierten Zeitalter, in dem se ein Mantra sein muss. Schnell ja, aber
gida-Demos. Hier kommen die lang und alte Gewissheiten nicht mehr gelten und vor allem richtig muss es sein. Damit wir
breit diskutierten Echokammern und Fil- alles immer das Gegenteil von dem sein glaubwürdig bleiben.
terblasen ins Spiel. Wer immer nur hört kann, was gerade gesagt wird (oder eben Wir brauchen mehr Demut vor
und sieht, was er selbst schon glaubt, der auch nicht). unseren Lesern, die vor allem Kunden
hört und sieht die anderen möglichen sind. Sie bezahlen unsere Arbeit. Oh-
Meinungen nicht, will das am Ende auch ne Geld gibt es keinen unabhängigen
nicht mehr und glaubt, immer im Recht Keine Hüter von Journalismus. Deswegen müssen wir
zu sein. In sozialen Netzwerken ist das identifizieren, was unseren Lesern und
nicht anders als in anderen Gruppen, in Informationen mehr Nutzern wichtig genug ist, um dafür
denen sich Menschen nach Interessen auch zu zahlen. Es sind die lange ge-
organisieren, nur ist hier die Menge an Was heißt das alles für uns? Wir Medi- scholtenen sozialen Netze, die uns da-
Echos schneller, lauter und deutlicher. en sind keine Hüter von Informationen bei helfen, wenn wir sie endlich nicht
Willkommen im globalen gallischen Dorf, mehr und werden das nie wieder sein. mehr als Feinde ansehen (was noch viel
das sich mit seiner Meinung von anderen Diesen Anspruch müssen wir aufgeben zu oft passiert). Und dann geht es dar-
Meinungen umzingelt sieht und sich per- – und das Jammern über diesen Verlust um, die Themen so aufzubereiten, dass
manent verteidigt. bitte endlich auch. Unsere Aufgabe hat alle relevanten Fragen beantwortet wer-
sich gewandelt – am Ende aber hin zu den. Dass die Texte aufzeigen, was wahr
dem, was immer schon unser Job war: und was falsch ist, wer wo gelogen hat
Trump ist nicht die Wir müssen überprüfen, was wir gehört, oder wo die Probleme wirklich verbor-
gesehen und gelesen haben. Wir müssen gen sind. Wir müssen glaubwürdig sein,
Wurzel des Problems nachfragen. Wir müssen übersetzen in offen zu unseren Fehlern stehen, denn
eine Sprache, die frei ist von Unklarheit, auch in Redaktionen arbeiten nur Men-
Aber es braucht eigentlich keine tech- die Vertuschungsversuche aufdeckt. Wir schen. Wir müssen Orientierung bieten
nischen Raffinessen und keine sozialen müssen akzeptieren, dass irgendwie al- in einer Welt, die unüberschaubar ge-
Studien mehr, wenn einer der obersten les immer irgendwo verfügbar ist. Aber worden ist für viele Menschen. Es muss
Realitätsverweigerer und -verdreher ver- weil die Menschen nur eine begrenzte einen Grund geben, unsere Produkte am
gangenen November zum Präsidenten Zeit haben, diese Informationen auf- Kiosk zu kaufen – ganz egal, ob dieser
der Vereinigten Staaten gewählt wurde. zunehmen, müssen wir ihnen bessere Kiosk am Bahnhof steht oder im virtu-
Nein, Donald Trump ist nicht die Wurzel Angebote machen. Den Wettbewerb um ellen Raum.
des Problems. Nur die bisher schillernds- die meisten Nachrichten in der kürzes-
te Blüte eines Gewächses, das Unwahr- ten Zeit können wir nicht gewinnen. Wir müssen unseren Job machen. Krise
heiten als Wahrheit, Fakten als Fiktionen Den um Schnelligkeit nur bedingt, weil war immer. Die Chance, daraus zu wach-
und Erfindungen als Tatsachen verbrei- der alte Spruch »Get it first, but first get sen, allerdings auch.
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JANA WOLF
Die Reporter-
Roboter-
Interaktion
Intelligente Computer sind heute schon zu beachtli-
chen Leistungen fähig. Kein Wunder, dass sie auch in
den Journalismus vordringen. Um ihren Job bangen
müssen Medienmacher deswegen nicht.
© Bild fotolia.de
I
ntelligente Computer kön- Computerlinguisten und Sprachwissen-
nen autonom Autos steu- schaftlern arbeitet heute an Systemen
ern, schwere Krankheiten für Redaktionen, um journalistische Ar-
erkennen und sogar die beitsabläufe schneller, effizienter und
weltbesten Spieler in dem strukturierter zu gestalten. Einige dieser
japanischen Brettspiel Go Techniken sind noch Zukunftsmusik. Ei-
oder im Poker besiegen. nige andere haben bereits Einzug in Me-
Hören Menschen deswegen auf, selbst dienhäuser und Verlage gehalten.
Auto zu fahren, zum Arzt zu gehen oder
Strategie- und Kartenspiele zu spielen?
Natürlich nicht. Es gibt auch keine An- Starke KI versus
zeichen dafür, dass sie es in naher Zu-
kunft tun werden. Im Journalismus ist schwache KI
es das Gleiche: Systeme der Künstlichen
Intelligenz (KI) können heute schon Tei- Um diese Veränderungen einordnen zu
Jana Wolf laufgaben in diesem vielseitigen Berufs- können, hilft die Unterscheidung zwi-
feld übernehmen. Dass Journalisten des- schen starker KI und schwacher KI, die
Redakteurin in der Mantelredaktion. wegen bald ihr Metier aufgeben müssen, das Deutsche Forschungszentrum für
Gewissenhafte Journalistin mit ist höchst unwahrscheinlich. Trotzdem Künstliche Intelligenz (DFKI) trifft. Star-
schneller Auffassungsgabe und verändert die rasante Entwicklung mo- ke KI ist demnach die großspurige Va-
großem Einsatzwillen. Wagt derner Technologien auch den Journalis- riante: eine Technologie, die darauf ab-
sich auch an komplizierte The- mus. Eine immer größer werdende Zahl zielt, den Menschen zu überflügeln, ein
men heran. an Programmierern und IT-Entwicklern, eigenes Bewusstsein und einen Willen zu
10© Bild dpa
© Bild fotolia.de
Künstliche Intelligenz findet Einzug in
immer mehr Berufs- und Arbeitsfelder,
auch in den Journalismus. Intelligente
Systeme können Journalisten heute schon
bei Teilaufgaben unterstützen. Vollkommen
ersetzen werden sie die Menschen deswe-
gen noch lange nicht.
entwickeln. Diese starke Variante knüpft Roboter ersetzen davon überzeugt, dass Reporter nicht von
an das Weltbild einiger Technologie-Op- Robotern ersetzt werden. Der Süddeut-
timisten aus dem Silicon Valley an und keine Reporter schen Zeitung sagte er im April: In Zeiten
lässt sich in Hollywood sehr gut vermark- von Informationsüberflutung seien Jour-
ten: Science Fiction vom Feinsten. Bei Obwohl das DFKI dieser KI-Form das At- nalisten, die selektieren, sortieren und
der schwachen KI hingegen geht es nicht tribut »schwach« zuschreibt, hat sie er- einordnen, bedeutsamer denn je.
darum, die menschliche Arbeitskraft staunlich starkes Potenzial. Intelligente
überflüssig zu machen. Sie konzentriert Systeme können beim Recherchieren,
sich stattdessen auf einzelne Aufgaben- Analysieren, Aufbereiten und Verbreiten Maschinen-Texte
bereiche und soll als nützlicher digitaler von Inhalten, beim Redigieren, Mode-
Assistent dienen. rieren von Leser- und Nutzerdiskussion auf Knopfdruck
Die Ziele gibt dabei noch der Mensch vor. im Netz und selbst beim Verfassen von
Ein Beispiel: die Finanzwelt. Mithilfe Texten mithelfen. Die Betonung liegt auf Was intelligente Systeme bereits kön-
schwacher KI können aus Börsenwer- »mithelfen«. Denn kreativ tätig werden nen, zeigt ein Blick in die Redaktion der
ten heute schon Wirtschaftsmeldungen können die Systeme noch nicht. Sie kön- Washington Post. Das US-amerikanische
automatisiert produziert werden. Die nen gesellschaftlich relevante Informa- Medium nutzt einen selbstentwickelten
starke KI wäre hingegen darauf aus, Fi- tionen nicht von unwichtigen trennen, Algorithmus, um Leser-Kommentare auf
nanzmärkte als Ganzes von Maschinen Sachverhalte nicht einordnen und die seiner Website in den Griff zu bekom-
steuern und regulieren zu lassen. Be- notwendigen Hintergründe, Kontexte men. Die große Zahl an täglich neuen
schäftigt man sich also mit der Frage, wie und Zusammenhänge nicht herstellen. Beiträgen macht die Moderation durch
sich der Journalismus durch den Einfluss Chris Boos, Chef der Frankfurter Software- Redakteure fast unmöglich, heißt es
moderner Technologien verändern wird, Firma Arago, gilt als einer der führenden vonseiten der Washington Post. Das
ist immer von schwacher KI die Rede. KI-Pioniere in Deutschland. Selbst er ist System nimmt der Redaktion einen Teil
11der Arbeit ab, indem es Kommentare he- Inhalte in strukturierter und möglichst
rausfiltert, die gegen die Richtlinien des nummerischer Form vorliegen. Je daten-
Hauses verstoßen. Dieser vorsortierten getriebener und faktenlastiger das The-
Auswahl widmen sich dann erfahrene ma, desto höher ist die Chance, daraus
Redakteure. automatisiert Artikel produzieren zu
Ähnliche Anwendungen kommen können. Besonders geeignet für com-
längst auch in deutschen Redaktionen putergenerierte Texte sind daher The-
zum Einsatz. Zeit Online beispielsweise menfelder wie Wetter, Börse oder Sport.
wertet mithilfe der Technologie Leser- Maschinen erzeugen durchaus lesbare
verhalten auf der Website aus oder ermit- Prognosen und Zusammenfassungen.
telt geeignete Zeitpunkte, um bestimmte Diese beschränken sich allerdings auf
Themen in sozialen Netzwerken zu ver- nüchterne Meldungen oder Berichte.
breiten und so möglichst große Reich- Von der Maschinen-Produktion ausge-
weiten zu erzielen. Und auch jeder ein- schlossen sind differenzierte Analysen,
zelne Journalist kommt mit KI in Kontakt, Hintergrundberichte, Reportagen, Por-
wenn er Googles Algorithmen für Online- träts, Features, Glossen, Kommentare
Recherchen nutzt. In all diesen Fällen oder Leitartikel – Textformate also, die
unterstützt die Technologie die redakti- kreative Leistungen oder komplexe Ein-
onelle Arbeit und liefert Analysen und ordnungen verlangen.
Suchergebnisse, aus denen Journalisten
Rückschlüsse ziehen können.
Doch auch vor der Erstellung Roboter erstellen
ganzer Texte machen intelligente Com-
puter heute nicht halt. Die Firma AX Wahlprognosen
Semantics in Stuttgart bietet Roboter- KI-Anwendungen helfen
Texte an und wirbt auf ihrer Homepage Im Jahr der Bundestagswahl rückt auch das in Redaktio-
mit »Content auf Knopfdruck«. Solche Projekt PollyVote an der LMU München in nen beispielsweise beim
maschinell erzeugten Texte erreichen den Fokus. Das Team um den Wahlfor- Moderieren
bereits eine verständliche und gut les- scher Andreas Graefe hat ein Programm von Nutzer-Kommentaren
bare Qualität. Die Agentur Associated entwickelt, das aus der Kombination un- im Netz oder werten Le-
Press, die Los Angeles Times oder das terschiedlicher Prognosemethoden Wahl- serverhalten auf Websei-
Wirtschaftsmagazin Forbes greifen be- vorhersagen erstellt, die erstaunlich treff- ten aus. Manche Medien
reits auf den sogenannten »Roboter sicher sind. Auf Basis der Prognosedaten greifen sogar schon auf
Generated Content« zurück. Die ent- generiert das System Textentwürfe, die als Texte zurück, die von Robotern
scheidende Voraussetzung für auto- News-on-Demand angeboten werden. Ein erzeugt wurden.
matisierte Textproduktion ist, dass die Mensch muss hier nicht mehr eingreifen.
12az_presseclub 03.08.2017 15:22 Uhr Seite 1
C M Y CM MY CY CMY K
© Bild dpa
Einordnungen und Querverweise kann
aber auch diese KI-Anwendung nicht bie-
ten. Intelligente Systeme werden ohne
Zweifel weiter in den Journalismus vor-
dringen, sie werden sich als Analysehelfer
und Datensammler etablieren, sie werden
die Moderation von User-Diskussionen
erleichtern und vermehrt beim Redigie-
ren, Kürzen und Produzieren von Texten
eingesetzt werden.
Grenzen der Maschinen
Themen jedoch, die den erfahrenen Blick
des Journalisten erfordern; Geschichten,
die vom Klang der Sprache, den Bedeu-
tungen zwischen den Zeilen und der be-
wusst platzierten Zuspitzung leben; neue
Ideen, für die es Kreativität und Fantasie
bedarf; außergewöhnliche redaktionel-
le Konzepte, mit denen Zeitungen aus
der Medienlandschaft hervorstechen
und von sich reden machen, werden
Maschinen auch in naher Zukunft nicht
hervorbringen. Computer können intel-
ligent, schnell, strukturiert und effizient
sein – und die menschliche Leistung da-
her in einzelnen Teilbereichen ergänzen
und auch übersteigen. Klug, clever, kre-
ativ, gestalterisch und differenziert sind
allerdings nur Menschen.
© Bild fotolia.de
Probedruck
13ANDREA FIEDLER
Neue Jobs
braucht das Land
Datenanalysten, Webdesigner, Programmierer und
Interaktiv-Teams sind in der Medienbranche künftig gefragt.
Was sind ihre Aufgaben?
are you
L
eidenschaft für aktuelle Multimedial arbeitende
Technologie-Entwicklun-
gen und Zahlen? Mehr- Medienhäuser
jährige Erfahrung im
Webtracking? Grundlagen Digitalisierung und Technisierung haben
in HTML und JavaScript? die Medien in einen Transformationspro-
Und bestenfalls ein er- zess gestürzt – weg von der Zeitung hin
folgreich abgeschlossenes Studium in zu einem multimedial arbeitenden Me-
Mathematik oder Informatik? dienhaus. Noch weiß niemand, wie die
Nachrichten der Zukunft aussehen. Oder
Herzlichen Glückwunsch – Be- auf welchen Kanälen sie uns erreichen.
werber mit dieser Qualifikation sind Diese Ungewissheit ist für die Medien He-
Andrea Fiedler in der Medienbranche in Zukunft heiß rausforderung und Chance zugleich. Sie
begehrt! Wer die Stellenmärkte deut- erlaubt es zu experimentieren. Um den
Die Stellvertretende Chefre- scher Verlagshäuser, gerade der gro- Wandel zu bewältigen, müssen Redakti-
dakteurin der Mittelbayerischen ßen, verfolgt, kennt den Trend: Zeit- onen immer wieder neue Idee haben, sie
verkörpert eine Mischung aus gemäßer Journalismus verlangt nach testen – und gegebenenfalls in ihre Praxis
journalistischem und organisa- neuen Jobprofilen. Webanalysten, integrieren. Der Medienwandel setzt eine
torischem Können, gepaart mit Software-Entwickler, Programmierer, hohe Technikaffinität der Journalisten vo-
Führungstalent. Der Schwer- Traffic-Manager, Channel-Manager und raus. Content-Management-Systeme zur
punkt ihrer Arbeit liegt im digi- Webdesigner gehören zu den neuen Be- Steuerung der Website, Webtracking-Pro-
talen Bereich. rufsbildern. gramme, um das Leserverhalten zu erken-
14Zeitgemäßer Journa-
lismus verlangt nach
neuen Jobprofilen.
Webanalysten,
Software-Entwickler,
Programmierer,
Traffic-Manager,
Channel-Manager
und Webdesigner
gehören zu den
neuen Berufsbildern.
© Bilder: fotolia
ready for tomorrow?
nen, und Anwendungen, um Geschichten gute und verständliche Schreibe behält mit einem Inhalt verbrachte Zeit ist eine
nicht nur über Text und Bild, sondern vi- ihren Wert. Genauso wie die Grundsät- wichtige Währung. Ob ein Inhalt im In-
suell ansprechender zu erzählen – all das ze der Recherche. Aber es braucht auch ternet erfolgreich ist, kann aber auch da-
ist in den Newsrooms angekommen. handwerkliche und technische Fertig- von abhängen, ob er kommentiert oder
keiten. Medienexperten fordern unter in den sozialen Netzwerken geteilt wird.
anderem, Programmieren solle eine
Traffic-Analysten sind Teildisziplin des Journalismus sein. Wie
das Fotografieren, Schreiben, Redigieren
dem User auf der Spur oder Layouten. Ein Redakteur müsse eine Teamwork bei multi-
Ahnung von Quellcodes haben. medialen Projekten
Nicht nur die großen Anbieter, sondern Um der Komplexität der neuen
auch die regionalen Häuser haben auf die Aufgaben Rechnung zu tragen, braucht es Große Multimedia-Projekte kann ein
Entwicklungen längst reagiert. Der Beruf neben technikaffinen Redakteuren aber Team aus Redakteuren nicht allein auf die
des Redakteurs hat sich verändert. Er be- auch Spezialisten. Wollen Verlage mit Beine stellen. Teamarbeit hat im Journa-
wegt sich für die Recherche in den sozi- ihren digitalen Inhalten Erlöse erzielen, lismus einen neuen Stellenwert. Vertreter
alen Netzwerken, er bloggt, dreht Videos müssen sie die Wege und das Nutzungs- unterschiedlicher Disziplinen sitzen ge-
und richtet Live-Schalten ein, um Inhal- verhalten ihrer Leser im Netz kennen. meinsam an den Computern, um Inhal-
te direkt ins Internet zu transportieren. Sogenannte Traffic-Analysten können te für die digitale Welt aufzubereiten. Im
Jahrzehntelang herrschte in der Medien- anhand verschiedener Kennzahlen auf- Internet werden Informationen nicht nur
branche die Überzeugung vor, dass Talent zeigen, wie intensiv sich der Nutzer mit linear dargestellt, sondern können – dank
und Charakter einen guten Journalisten einem Artikel beschäftigt hat. Längst geht neuer Technologien – visuell ansprechend
ausmachen würden. Unbestritten ist: Die es nicht mehr um »den Klick« allein. Die aufbereitet werden. Längst übernimmt
15der Nutzer eine aktive Rolle, wenn er tiv-Einheit direkt an die Chefredaktion
Nachrichten konsumiert. Anstatt Nach- der Berliner Morgenpost. »Wir wissen,
richten nur zu lesen, erlauben es neue was gute Geschichten sind«, erklärt Ju-
journalistische Formen, sich selbst durch lius Tröger. Wenn Redakteure, Designer
Datenwelten zu klicken und Zahlen zu in- und Programmierer an einer Anwendung
terpretieren. Auch im Mittelbayerischen arbeiten, leite sie folgende Frage: Was be-
Medienhaus arbeiten Redakteure und deutet die Nachricht für jeden einzelnen
technikversierte Spezialisten bei aufwen- Bürger? Im Entstehungsprozess haben
dig produzierten Geschichten zusammen. die Teammitglieder klare Aufgaben. Der
Heraus kommt dabei zum Beispiel eine Redakteur beschafft das Datenmateri-
interaktive Grafik, in der sich die abge- al und prüft eine erste Auswertung, der
schlossene Sanierung der Porta Praetoria Programmierer schreibt am Code für eine
anschaulich nachvollziehen lässt. Ein interaktive Karte, der Designer verpackt
Klick auf ein in der Anwendung integrier- die Daten für den Nutzer. Dem Designer
tes Baustellensymbol – und der Leser er- komme eine Schlüsselrolle zu, berichtet
fährt mehr über einzelne Arbeitsschritte. Julius Tröger von seinen Erfahrungen.
Auch die personellen Verflechtungen im Schließlich prägt die Aufmachung, wie
Regensburger Korruptionsskandal berei- die interaktive Geschichte erzählt wird.
tete ein interdisziplinäres Team interak-
tiv auf: Redakteure trugen Informationen
über die beteiligten Personen zusammen, Medienhäuser setzen
Infografiker entwickelten die Anwendung,
die das Beziehungsgeflecht aufdröselte. auf Datenkonzepte
In die interaktive Grafik – ein regelrech-
tes Netzwerk – waren Symbole integriert, Der Schlüssel zu einem sich stetig ent-
über die der Nutzer noch tiefer gehende wickelnden Journalismus sind Daten.
Informationen gewinnen konnte. Projek- In den USA haben Medienhäuser das
te wie dieses steigern das Engagement der vielerorts verinnerlicht. Große Verlage
Nutzer auf der Website. und Anbieter arbeiten auf der Basis um-
fassender Data-Analytics-Konzepte, sie Der Schlüssel zu einem sich ste-
beschäftigen eigene Datenteams und tig entwickelnden Journalismus
Experimente mit versuchen mit ihrer Hilfe neue Nutzer zu sind Daten. Große Verlage und
gewinnen. So begreift sich die Washing- Anbieter arbeiten auf der Basis
Nachrichten und Daten ton Post zum Beispiel gleichermaßen als
technologisches wie journalistisches
Das Interaktiv-Team der Berliner Morgen- Unternehmen. Software-Ingenieure sind
post hat deutschlandweit viel Aufmerk- hier beschäftigt. Analysten haben im
samkeit für ihre lesernahen Datenprojek- Blick, welche Geschichten gerade gefragt aber aus Programmierern, die für die Re-
te bekommen. Mit seinen Anwendungen, sind und über welche Plattformen die cherche Daten analysieren, dann Daten
das sind Grafiken, Karten oder neue Nutzer auf die Website kommen. visualisieren und die schließlich bei der
Storytelling-Formate, grenzt sich die digitalen Distribution der Beiträge mit-
Morgenpost von der Konkurrenz in der hilfe von Zugriffsanalysen eine maximale
Hauptstadt ab. Das Team experimentiert Was wollen Leser Reichweite garantieren.« Für die Redakti-
mit Nachrichten und Daten und den da- on der Zukunft sieht sie ein Verhältnis
zu passenden Darstellungsformen. Da- und User? von 1:1 von Schreibern und Technikern
für gab es bereits den Grimme Online voraus. Das Bewusstsein dafür, wie wich-
Award und den Henri-Nannen-Preis. Im Das Wissen über den Leser soll Medien- tig Daten sind, schlägt sich in den USA
Sommer veröffentlichte die Redaktion häusern helfen, die Nutzungsdauer und bereits in der Ausbildung nieder. Dort ler-
um Leiter Julius Tröger eine Anwendung, -intensität der Inhalte zu steigern und nen Journalisten in Workshops das Pro-
welche die Mietpreise in Großstädten letztlich neue Erlösquellen zu generie- grammieren. An den Universitäten sind
veranschaulicht. Der Nutzer klickt sich ren. Emily Bell ist Professorin an der Co- Webtracking, Datenjournalismus und
zur eigenen Postleitzahl durch – dann lumbia University Graduate School für Software-Entwicklung Studieninhalte.
erfährt er, wie hoch die durchschnittli- Journalismus in New York und gilt als Ex- Die Prozesse im amerikanischen
che Kaltmiete in seiner Nachbarschaft pertin für journalistische Zukunftstech- Medienmarkt können nicht uneinge-
ist und welche Höchstpreise abgerufen nologien. Sie sagte in einem Interview schränkt auf den deutschsprachigen
werden. Angefangen hat das Team, das mit dem Schweizer Tagesanzeiger: »Wir Raum übertragen werden. Hier gibt es
heute sechs Mitarbeiter zählt (vier festan- müssen zu Teams kommen, in denen eigene Strukturen. Gerade regionale
gestellt, zwei freiberuflich), im Jahr 2011. die eine Hälfte aus Reportern mit klas- Häuser müssen die Arbeit an den Be-
Als eigenes Ressort berichtet die Interak- sischen Skills besteht, die andere Hälfte dürfnissen ihrer Zielgruppen ausrich-
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Großhandelsflächen lassen sich private und
geschäftliche Termine optimal verbinden.
ten. Und sie müssen dem Prinzip der rund 360
Wirtschaftlichkeit folgen. Trotzdem An die 16 000 Besucher nutzen so täglich die
Dienstleister vielfältigen Angebote von den spezialisierten
prägt der Transformationsprozess auch
hier die Ausbildung. Während des Vo- Arztpraxen im integrierten MediPark bis hin
lontariats bei der Mittelbayerischen zur renommierten Wirtschaftskanzlei. Sehr
Zeitung absolvieren die angehenden beliebt ist auch die Einkaufspassage mit aus-
Redakteure längst technikbasierte gewählten Fachgeschäften und Imbisstheken.
Workshops: Es geht um Themen wie
Virtual Reality oder Videoschnitt. Die- www.gewerbepark.de
se Einheiten ergänzen die traditionelle 0941 4008-131 | info@gewerbepark.de
Ausbildung. Die Nachwuchsförderung
können Medienhäuser selbst mitbe-
stimmen, sie liegt in ihrer Hand. In
Zukunft müssen sie aber auch attrak-
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MediPark Service
tive Arbeitgeber für Spezialisten wie
Software-Ingenieure oder Analysten
werden. Das ist eine Herausforderung.
Auf dem Arbeitsmarkt sind Techniker
gefragt, sie würden jederzeit auch Jobs vielfältige Kinder-
bei großen Unternehmen anderer Spar- Gastronomie betreuung
ten finden. Redaktionen werden so eine
neue Art der Konkurrenz kennenlernen.
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DAB+,
das Plus fürs Radio
Vorweg sei gesagt: DAB+ wird UKW auf absehbare Zeit als
gewohntes, frei empfangbares Radiosystem ersetzen. Anders
als bei sogenannten Pay-Diensten fallen hier aber für den Nut-
zer, neben der obligatorischen Rundfunkgebühr, keine zusätz-
lichen Kosten an.
W
as sich allerdings DAB+ hat aber klar Norwegen, das seit
mit DAB+ ändert, Anfang 2017 als erstes Land weltweit
ist die erheblich ge- sukzessive den Radioempfang über
stiegene Anzahl der UKW abschaltet und auf DAB+ umstellt.
unterschiedlichen Für die kommenden Jahre verfolgen
Radioprogramme. Großbritannien und die Schweiz ähn-
Angebote wie bei- liche Ziele.
spielsweise »Absolut Relax«, »Absolut Innerhalb Deutschlands besteht
Hot« oder auch »Radio Galaxy« (alle drei derzeit noch ein erhebliches Gefälle
Programme werden übrigens im Funk- zwischen dem Süden und dem Rest der
haus Regensburg produziert) sowie »Ra- Republik, sowohl was den Ausbau als
dio Horeb« und nicht zuletzt das neue auch die Nutzung von DAB+ betrifft. So
BR-Programm »BR Heimat« sind bereits zeigen die aktuellen Zahlen der Funk-
Johannes Trottberger bayernweit über DAB+ empfangbar. analyse Bayern, dass 20 Prozent der
Deutschland liegt zurzeit beim Bevölkerung ab 14 Jahren in Bayern
Geschäftsführer Ausbau von DAB+ europaweit gut im bereits ein DAB+-Empfangsgerät in Ge-
Bayern Digital Radio GmbH Rennen. Die Vorreiterrolle in Sachen brauch haben.
1860 DAB+-Stationen in
Bayern auf Sendung
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in
den stetig steigenden Hörerzahlen für
DAB+-Programme. Aktuell können in
Bayern je nach Region bis zu 60 DAB+-
Stationen empfangen werden. Dies
bedeutet in allen Teilen des Landes
ein Plus an Angebotsvielfalt und Emp-
fangsqualität im Vergleich zu UKW. Die
Digitalisierung schafft aber auch drin-
gend notwendigen Platz für neue Pro-
grammangebote, die aufgrund nicht
verfügbarer Frequenzen bei UKW nicht
mehr möglich waren.
Der entscheidende Schritt zur Verbes-
© Bild fotolia
serung der Situation konnte jetzt auf
Basis einer durchaus zukunftsweisen-
den Kooperationsvereinbarung zwi-
schen dem Bayerischen Rundfunk und
Auch wenn es die Hörer nicht gleich merken – DAB+ wird UKW auf absehbare der Bayerischen Landeszentrale für
Zeit als gewohntes, frei empfangbares Radiosystem ersetzen. neue Medien gemacht werden. Darin
Morgen
ist einfach.
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Mit EWF (Emergency-Warning-Functionality) kann das
laufende Radioprogramm binnen Sekunden durch eine
Notfall-Alarmierung unterbrochen werden. Im Anzei-
gedisplay des Radios erscheint dann zusätzlich eine
entsprechende Warnmeldung mit detaillierten Verhal-
© Bild fotolia
tenshinweisen für den Katastrophenfall.
wird zukünftig die Ausstrahlung aller DAB+ ist rophenfall. Damit die Informationen
regionaler, beziehungsweise lokaler schnellstmöglich den Hörer erreichen,
UKW-Radioprogramme auch auf DAB+ mehr als nur Radio werden zukünftig spezielle Radiogeräte
ermöglicht. Die damit verbundene im Bedarfsfall automatisch umschalten,
gemeinsame Nutzung einzelner Sen- Der technische Standard DAB+ ver- beziehungsweise aus dem Standby-Be-
dernetze, sowohl für private als auch spricht aber mehr als nur Radio. So trieb »aufgeweckt«, um die Warnmel-
öffentlich-rechtliche Programme, er- haben das Fraunhofer-Institut für In- dung wiederzugeben. Im Katastrophen-
möglicht zukünftig einen höchst effi- tegrierte Schaltungen IIS in Erlangen, fall kann so sichergestellt werden, dass
zienten Betrieb, der für alle Beteiligten die TMT GmbH aus Bayreuth und die die involvierten Einsatzkräfte über Ra-
sowohl Kosten spart als auch Ressour- Bayern Digital Radio GmbH das so- dio permanenten Zugang zu den betrof-
cen schont. genannte EWF(Emergency-Warning- fenen Bürgern haben. So können diese
Functionality)-System entwickelt. Mit bei Bedarf ständig mit den wichtigsten
Insbesondere der Ausbau der Regio- EWF kann das laufende Radioprogramm Informationen versorgt werden.
nalnetze wird Zug um Zug fortgesetzt, binnen Sekunden durch eine Notfall- Nicht zuletzt deshalb sollte beim
sodass neben den bereits »on air« be- Alarmierung unterbrochen werden. Im Kauf eines neuen Radios, egal ob fürs Au-
findlichen nationalen, bayernweiten Anzeigedisplay des Radios erscheint to oder für zu Hause, unbedingt darauf ge-
und lokalen Verbreitungsgebieten in dann zusätzlich eine entsprechende achtet werden, dass es sich um ein DAB+-
2018 weitere Regionalnetze unter ande- Warnmeldung (dabei sind verschiedene fähiges Gerät handelt, damit Sie auch in
rem in der Oberpfalz und Niederbayern Sprachen anwählbar) mit detaillierten Zukunft ungetrübt Ihren »Lieblingssen-
hinzukommen werden. Verhaltenshinweisen für den Katast- der« in bester Qualität empfangen können.
2021
© Foto: Tino Lex
PRESSECLUB REGENSBURG
Kein Relikt von gestern
Mit der Verleihung des Eberhard-Woll-Preises 2017 und dem 40-jährigen
Gründungsjubiläum im nächsten Jahr stehen dem PresseClub Regensburg
gleich zwei Großereignisse ins Haus.
D
ie Kommunikation mit und Gästen ein schönes Ambiente für
allen demokratischen Unterhaltung und Entspannung zur Ver- Der Vorstand
Kräften und Einrichtun- fügung.
gen und der Gedanken- Von Beginn an hatte der Presse- Vorsitzender Manfred Sauerer
austausch mit den Ver- Club Regensburg mitten in der histori- Stellv. Vorsitzende Ludwig Faust
tretern des öffentlichen schen Altstadt eigene Räume angemietet Christine Schröpf
Lebens war der Leitge- – zuerst in einem stattlichen Bürgerhaus Harry Landauer
danke, mit dem die 28 Gründungsmit- Hinter der Grieb, ab 1994 in großzügige- Schatzmeister Stefan Mirbeth
glieder den PresseClub Regensburg am 5. ren Räumen im Haus des Kunst- und Ge- Schriftführer Ulrich Böken
Oktober 1978 aus der Taufe gehoben ha- werbevereins in der Ludwigstraße 6. Vorstandsmitglieder Gerhard Schiechel
ben. Diese Idee verwirklicht der Presse- Auch wenn sich die Medienland- Angelika Schüdel
Club Regensburg seither in Gesprächen schaft gewandelt hat, sind Presseclubs Anja Stubba
mit interessanten Persönlichkeiten aus keineswegs Relikte von gestern. Im Ge- Justitiar Rolf Bau
Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sport in genteil. Die Arbeit in den Redaktionen Reisemarschall Herbert Oppenländer
den eigenen Clubräumen ebenso wie mit lässt immer weniger Zeit übrig und die
Besuchen von Unternehmen, Einrich- Zahl an Informationsveranstaltungen
tungen oder externen Veranstaltungen. anderer Organisationen über alles Mög- Kontakt
Der Club bietet den rund 270 Mitglie- liche hat exponentiell zugenommen.
dern ein Programm an, bei dem sie sich Ein Ort des ruhigen Gesprächs mit hoher PresseClub Regensburg e.V.
über Hintergründe informieren können Qualität ist vielleicht künftig genau das, Ludwigstraße 6, 93047 Regensburg
und Gelegenheit haben, ihre Ansichten was die Mitglieder wollen. Der Vorstand Telefon 0941 92008-0
darzustellen. Darüber hinaus stellt der des Clubs jedenfalls will mit einem at- info@presseclub-regensburg.de
PresseClub mit seinen eigenen Clubräu- traktiven Programm seinen Beitrag dazu www.presseclub-regensburg.de
men in der Ludwigstraße 6 Mitgliedern leisten.
22Münchens ehemaliger Oberbürgermeister
Christian Ude war 2014 der Laudator bei der
© Foto: Tino Lex
Preisverleihung im Ausstellungssaal des Kunst-
und Gewerbevereins.
EBERHARD-WOLL-PREIS DES PRESSECLUBS REGENSBURG
Anerkennung für guten
Journalismus
T
äglich verfassen Journa- en, in denen die Beiträge veröffentlicht Preis ist mit 1500 Euro dotiert und ist seit
listen und Publizisten vie- werden. Eine Anerkennung der Leistung 1999 achtmal vergeben worden.
le Zeilen zu Themen, die erfahren die Autoren selten, Kritik oft Der am 22. Juni 1940 geborene
den ostbayerischen Raum und meistens unmittelbar. Der Eberhard- Eberhard Woll, Lokalchef bei der Mit-
betreffen. Meldungen, Woll-Preis, den der PresseClub Regens- telbayerischen Zeitung, machte den
Reportagen, Kommentare, burg 1999 erstmals ausgeschrieben hat, PresseClub zu einem Zentrum des ge-
Heiteres, Kritisches, Trau- würdigt »herausragende journalistische sellschaftlichen Lebens in Regensburg.
riges, Hintergründe – die Art der Darstel- und publizistische Leistungen zu The- Die Preisübergabe erfolgt am 27. Oktober
lung ist ebenso vielfältig wie die Medi- men aus dem ostbayerischen Raum«. Der 2017 im Rahmen einer Feierlichkeit.
Die bisherigen Preisträger
1999 Helmut Wanner und Uwe Moosburger,
Mittelbayerische Zeitung
2001 Thomas Muggenthaler, Bayerischer Rundfunk
2003 Christine Schröpf, Mittelbayerische Zeitung
2005 Christine Krämer, Neuer Tag Weiden
2007 Ruth Stellmann, Bayerischer Rundfunk
Foto: Atelier Wolfram Schmidt
2009 Volontäre der Mittelbayerischen Zeitung
2011 Autorenquartett der Mittelbayerischen Zeitung
Claudia Böken, Marianne Sperb,
Josef Pöllmann und Thomas Rieke
2014 Andreas Wenderoth, Journalist aus Berlin
23EBERHARD-WOLL-PREIS 2017 GEHT AN ISOLDE STÖCKER-GIETL
Recherche zu Jahn-Investor
ausgezeichnet
Die Geschichte um den Investor Philipp Schober, der sich die Mehrheit an der
SSV Jahn Regensburg GmbH und Co. KGaA sichern wollte, hat bundesweit
für Schlagzeilen gesorgt.
SEITE 2
©MITTELBAYERISCHE | Regensburg Stadt | Thema im Blickpunkt | THEMA
DONNERSTAG, 3. AUGUST 2017 P2 IM BLICKPUNKT
2/3 | Donnerstag, 3. August, 2017 MITTELBAYERISCHE ZEITUNG MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Jahn-Investor
baut ohne
Geld große
Luftschlösser
SPORT Philipp Schober hat die Anteile von Bauträger
© Foto: Aus MZ vom 3.8.17
Volker Tretzel an dem Regensburger Fußballclub über-
© Foto: MZ
nommen. Viele fragen sich, wie er das finanziert, denn
in der Vergangenheit hat der 31-jährige Geschäfts-
mann bundesweit verbrannte Erde hinterlassen.
rere Sportvereine, dass die Zusammenar-
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VON ISOLDE STÖCKER-GIETL, MZ
beit mit der Mainspo GmbH nicht von
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REGENSBURG. Der neue Jahn-Investor Erfolg gekrönt war und deshalb nach
Philipp Schober (31) will in Regensburg wenigen Wochen endete. Beim MSV
Großes aus dem Fußballclub machen. Er Duisburg sollte Schobers Unternehmen
hat Szenarien für ein Trainingszentrum für Sponsoring-Aufträge finanziell in
entworfen, spricht vom Erstliga-Potenzi- Vorleistung gehen. Dieser Verpflichtung
al. Wer sich in Schobers beruflicher Ver- sei es nicht nachgekommen. Dem Verein
Preisträgerin
gangenheit umhört, der erfährt, dass er gegenüber habe er sein Unternehmen als
gerne große Ideen entwickelt, doch als verlässlichen und erfolgreichen Partner
erfolgreicher Geschäftsmann konnte er dargestellt, sagen die ehemaligen Mitar-
sich bislang nicht positionieren. Auch in beiter. Peter Mohnhaupt, Geschäftsfüh-
Isolde Stöcker-Gietl finanzieller Hinsicht gab es Probleme:
Schober kam Verpflichtungen nur
schleppend, teilweise erst im Wege der
rer beim Zweitligisten MSV Duisburg,
bestätigt, dass es nach wenigen Monaten
zum Bruch zwischen dem Fußballclub
Zwangsvollstreckung nach. In seiner Fir- und Schobers Firma gekommen sei. Zum
ma Mainspo GmbH, die er später in Vertragsinhalt will sich der Fußballclub
Phyllos Sport Marketing GmbH umbe- nicht äußern. Ostermeier sagt, er habe
I
nannte, war die Finanzlage stets prekär, Schober davor gewarnt, den Vertrag zu
solde Stöcker-Gietl lieferte ei- brachte damit eine Entwicklung in Gang,
sagt Axel Ostermeier, ein ehemaliger
Mitarbeiter. Er bestätigt gegenüber unse-
rem Medienhaus, dass Gerichtsvollzie-
unterschreiben, da die Mainspo in Vor-
leistung gehen musste. Hohe Beträge, die
die GmbH nicht hatte. Schober habe
als Reporterin für überregionale Themen
ne Folge von Artikeln, die mit die letztendlich dazu führte, dass die
her tätig wurden, mehrfach habe er auch
wütende Anrufer besänftigen müssen,
die ihr Geld forderten. „Schober kann ei-
aber darauf vertraut, dass er schnell Er-
folge einfahren könne. tätig. Der Woll-Preis ist mit 1500 Euro do-
nem Eskimo einen Kühlschrank samt MSV Duisburg klagte
dem Beitrag “Jahn-Investor Schober-Anteile vom ursprünglichen In-
Ausfallversicherung verkaufen, aber lie-
fern kann er nicht“, spielt er auf dessen
Redegewandtheit an.
Im Herbst 2015 wurde die Mainspo vom
MSV Duisburg vor dem dortigen Landge-
richt verklagt, der MSV erwirkte ein Ver-
tiert und wird von der BMW-Group Werk
baut ohne Geld große Luft- vestor zurückgekauft wurden und mittler-
Mitarbeiter zogen vor Gericht
Mit zwei Firmen, der Mainspo GmbH so-
säumnisurteil. Bei Nichterfüllung von
Vertragsinhalten sei eine Vertragsstrafe
definiert gewesen. In welcher Höhe diese
Regensburg unterstützt. Laudatorin ist die
wie der Mainspo Marketing GmbH ver- angesetzt war, will Mohnhaupt nicht sa-
schlösser” ihren Anfang nahm. weile wieder in den Händen des SSV Jahn
suchte Schober im Jahr 2015 im Sport-
marketing Fuß zu fassen. Er akquirierte
fleißig, konnte bei bekannten Sportver-
gen. Der Sprecher des Landgerichtes
Duisburg, Dr. Matthias Breidenstein, be-
stätigte auf Nachfrage, dass es ein Ver-
Präsidentin des Bayerischen Landtags, Bar-
Die Arbeit der Preisträgerin war Regensburg sind.
einen Türen öffnen, doch innerhalb we-
niger Wochen endeten die Engagements.
„Schober konnte nicht halten, was er zu-
säumnisurteil vom 1. September 2016
mit einer festgelegten Summe von
350 000 Euro gegen die Phyllos GmbH
bara Stamm.
vor versprochen hatte“, sagt Alexander gibt. Schober hatte die Mainspo GmbH
von einer Jury mit Journalisten Ihre Recherche geschah unter großem
Althammer, der 2015 wenige Wochen
für Schobers Unternehmen tätig war
im Oktober 2015 in Phyllos GmbH um-
benannt. Im Mai 2016 zog er sich als Ge-
Mit dem Eberhard-Woll-Preis wür-
und später vor Gericht gehen musste, sellschafter und Geschäftsführer zurück
aus ganz Ostbayern unter mehr als 40 Ein- Druck von Seiten Schobers und seiner An-
um sein Gehalt zu erhalten. Schober hat-
te weder ihn bezahlt noch Sozialabgaben
abgeführt. Vor dem Arbeitsgericht Re-
und verkaufte das Unternehmen an ei-
nen polnischen Geschäftsmann. Philipp
Schober, den wir zur Kooperation mit auch Gesellschafter eines Restaurants in
digt der PresseClub Regensburg seit 1999
Philipp Schober hat die Anteile von Bauträger Volker Tretzel am Jahn Regensburg übernommen. In der Vergangenheit hatte der Münchner Investor eine Reihe von Misserfolgen bei Kooperationen mit Sportvereinen
Lebenslauf macht sich nicht gut. Das Nun erzählt er im Gespräch mit unse- burger Kickers an. Auch hier freute man nigen Monaten endete die Kooperation.
sendungen aus TV, Rundfunk, Print- und wälte. “Sie hat dem Druck widerstanden in der Regel alle zwei Jahre herausragen-
gensburg wurde später ein Vergleich ge- dem MSV Duisburg befragten, teilte Düsseldorf, eines Geschäftes für design- kann man auf diese Weise umgehen.“ rem Medienhaus, dass bereits Schobers sich laut Pressemitteilung zunächst über Eine schriftliche Anfrage an die Vereins-
schlossen. Axel Ostermeier erwirkte vor über seine Anwälte mit, dass er von dem orientierte Einrichtungsgegenstände in Auch Schobers zweite Firma, die erste Aktion für den Verein ein Fiasko die Zusammenarbeit: „Wir wollen die verantwortlichen zu den Gründen blieb
dem Arbeitsgericht München ein Ver- Versäumnisurteil nicht betroffen sei, da Westerstede und eines Dienstleistungs- Mainspo Marketing GmbH, gemeinsam war. Der Marketingprofi aus München Professionalisierung der Würzburger Ki- bis jetzt unbeantwortet.
säumnisurteil gegen die Mainspo er zu diesem Zeitpunkt nicht Geschäfts- unternehmens in Berlin. mit zwei weiteren Gesellschaftern 2015 wollte den Spielern Anzüge der Marke ckers nach dem Aufstieg in die 3. Bun- Beim SV Grödig im Salzburger Land
Onlinemedien ausgewählt worden. “Isol- und damit auch die Pressefreiheit vertei-
GmbH. Auch ihm hatte Schober das
vereinbarte Gehalt zunächst nicht
gezahlt. Kurz vor Ablauf der Pro-
führer der beklagten Firma war.
„Dessen ungeachtet befindet sich
unser Mandant aktuell mit dem
Prof. Dr. Alexander Hellgardt, Lehr-
stuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Un-
ternehmensrecht und Grundlagen des
de Veröffentlichungen auf den Gebieten
aus der Mainsoccer GmbH umfirmiert,
wurde Anfang 2017 in München abgewi-
ckelt. Als Liquidator wurde der 2015 be-
Boss, das Stück für 1100 Euro, beschaf-
fen. In diesen sollte sich der neue Kader
präsentieren. Die Spieler waren beim
desliga weiter vorantreiben und sind
überzeugt, mit der Mainspo GmbH den
richtigen Kooperationspartner gefunden
in Österreich kam es laut dem ehemali-
gen Sportchef Roland Arminger im Som-
mer 2015 erst gar nicht zu einer Koopera-
de Stöcker-Gietl trotzte einem System von digt.” Damit sei sie auch Vorbild für an-
bezeit wurde Ostermeier, den das
Arbeitsamt in Schobers Firma
vermittelt hatte, gekündigt. „Per
MSV Duisburg in Gesprächen,
um die Angelegenheit einer güt-
lichen Einigung zuzuführen.“
Rechts an der Universität in Regensburg
sagt, dass der Verkauf einer GmbH ins
Ausland ein Hinweis dafür sein könnte,
des Journalismus mit Schwerpunkt auf
stellte Geschäftsführer eingesetzt. Damit
konnte Schober den Misserfolg aus sei-
nem Lebenslauf streichen. Der Liquida-
Schneider und haben sich vermessen las-
sen, sagt Schönberger. Doch danach sei
nichts mehr passiert, bis sich der Verein
zu haben. Gemeinsam wollen wir die
Weichen für die Zukunft stellen und die
Vermarktung auf ein neues Niveau he-
tion. „Bereits im Vorfeld der Vertragsaus-
arbeitung wurden die unterschiedlichen
Ansichten in der praktischen Umset-
Einschreiben. Er konnte es mir Mohnhaupt hatte angekün- dass der Inhaber ein normales Insolvenz- tor sagte in einem Gespräch mit unse- schließlich selbst an den Schneider ben“, sagte damals Ariane Keup, Vor- zung deutlich“, weshalb man schließlich
Fake-News, das Schober um sich errich- dere Journalisten, in einer Zeit, in der die
nicht einmal persönlich sa-
gen.“
War das Geld
digt, dass der Verein auf-
grund der aktuellen
Entwicklungen prü-
verfahren umgehen wollte. Im Fall von
Schobers Firma Mainspo/Phyllos hatten
Gläubiger auf juristischem Wege ver-
ostbayerischen Themen. Die Auszeich-
rem Medienhaus, dass die Zusammenar-
beit „nicht funktioniert“ habe. Ansons-
ten will er sich nicht zu den Vorgängen
wandte. Der erklärte den Verantwortli-
chen der Kölner Haie, dass er nicht um-
sonst arbeiten werde. „Da wir unserer
stand Sponsoring & Marketing bei den
Kickers. Doch auch in Würzburg kehrte
wohl rasch Ernüchterung ein. Nach we-
keine Unterschrift unter den Vertrag ge-
setzt habe. Schober sei ein guter Redner,
der am Verhandlungstisch Hoffnungen
tet hatte”, heißt es in der Begründung der Recherche von höchster Bedeutung bleibt.
knapp, weil die Koope-
rationen endeten, be-
vor Schober damit
fen werde, „ob wir
den Fall noch einmal
aufnehmen“. Denn
sucht, an ihr Geld zu kommen. Eine Voll-
streckung im Ausland stelle für sie eine
enorme Hürde dar, sagt Hellgardt. Man
nung ist nach dem Gründungsmitglied
äußern. Philipp Schober ließ über seine
Anwälte mitteilen, dass die Abwicklung
der Firma Mainsoccer GmbH nach den
bisherigen Anzug-Firma bereits abgesagt
hatten, bekamen die Spieler in dieser Sai-
son keine neuen Anzüge. Das war ärger-
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BEI UNS IM NETZ
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Geld verdienen konn- der Kauf der Anteile spreche in solchen Fällen von einer „Fir- gesetzlichen Vorgaben umgesetzt wor- lich und ist unseriös“, sagt Schönberger,
Juroren. “Sie hat auf die wahre Figur den Stöcker-Gietl arbeitet seit 1998 bei der Mit-
te? Im Gespräch mit am SSV Jahn Re- menbestattung im Ausland“. ●
➥ Sehen Sie mehr!
und langjährigen Vorsitzenden
den sei. Zum Verkauf der Mainspo/Phyl- ●
➥ Diskutieren Sie mit!
Eberhard
der inzwischen die Geschäftsführung
unserem Medien- gensburg deute da- Strafrechtliche Konsequenzen hätte los GmbH an den Geschäftsmann in Po- beim Handballbundesligisten VfL Gum-
haus bestätigen meh- rauf hin, dass dieses Vorgehen für den ehemaligen In- len äußerte er sich nicht. mersbach übernommen hat. Danach sei
Scheinwerfer gerichtet.” Die Journalistin telbayerischen Zeitung. Die 47-Jährige ist
Am Montag wollte
sich Jahn-Vorstands-
Schober
mittellos sei.
nicht
Interessantes De-
haber Schober aber nur dann, wenn
nachgewiesen würde, dass er selbst sei-
ner Insolvenzantragspflicht nicht nach-
Woll benannt, der 1998 verstorben ist.
Die Kölner Haie ohne Anzüge
Bevor er die Firmen abstieß, heuerte
die Zusammenarbeit mit Schober been-
det worden. „Er kam, machte viele Ver-
sprechungen, er hat 1000 Bälle hochge-
vorsitzender Hans tail am Rande: Je- gekommen sei. Bislang gibt es im Han- Schobers Unternehmen auch beim Eis- halten und jongliert. Doch am Ende hat
Rothammer zu einem ner polnische delsregister keinen Eintrag für die Phyl- hockey-Verein Kölner Haie im Rahmen er nach meiner Erinnerung keinen einzi-
Am vergangenen Donnerstag erhob die Was halten Sie davon, dass ein Münchner
weiteren Gespräch Geschäftsmann, los GmbH, dass ein Insolvenzantrag ge- einer Vertriebskooperation an. „Wir freu- gen Sponsor gewinnen können“, fasst
Staatsanwaltschaft Regensburg erste Investor die Anteile an dem Regensburg-
mit Schober treffen. der Schobers Firma stellt wurde. Dass eine unrentable Firma en uns auf einen lebendigen Austausch Schönberger das kurze Intermezzo zu-
Anklagen in der Korruptionsaffäre. Wir erFußballclub gekauft hat? Diskutieren
Der sagte kurzfristig übernahm, wurde ins Ausland verkauft wird, das hat laut und eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, sammen. liefern Hintergründe. Sie mit uns darüber
ab. Foto: altrofoto.de laut Handelsregis- Hellgardt für den Inhaber oft einen sehr sagte damals Geschäftsführer Peter Im Juli desselben Jahres heuerte Scho-
➤ www.mittelbayerische.de/wolbergs ➤ www.mittelbayerische.de/bayern
ter in dieser Zeit bedeutsamen Grund. „Eine Insolvenz im Schönberger laut einer Pressemitteilung. ber auch als Vertriebspartner der Würz-
Die Woll-Preis-Jury hatte keine leichte Aufgabe. Von links:
Angelika Schüdel (BR), Justitiar Rolf Bau, Anja Stubba
(Funkhaus), Gerhard Schiechel (BR), Josef Pöllmann
(MZ), Dr. Christian Eckl (Wochenblatt), Christine
Schröpf (MZ), Harry Landauer (Funkhaus), Karl Birken-
seer (Passauer Neue Presse), Ilka Meierhofer (TVA), Eric
© Foto: Ludwig Faust
Metzler (BMW), Stefan Mirbeth (Tangrintler Medien-
haus), Ludwig Faust (faust | omonsky KG) und Uli Böken
(ehemals BR) (von links) mussten unter der Leitung des
PresseClub-Vorsitzenden Manfred Sauerer mehr als 40
Beiträge beurteilen.
24 In Kooperation mitSie können auch lesen
