Kompetenzorientierter Unterricht - Orientierungsraster für die Schulentwicklung und Schulevaluation an den Volksschulen Dezember 2018 - Q2E

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Kompetenzorientierter Unterricht
Orientierungsraster für die Schulentwicklung und Schulevaluation
an den Volksschulen

Dezember 2018
                                                                   1
Inhalt

    Kurze Einführung ins Thema .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3
    Die Kernthemen (Dimensionen) des Orientierungsrahmens .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5
    Was sind Orientierungsraster?                                                                           .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   7
    Die vier Qualitäts- und Entwicklungsstufen . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
    Die sechs Dimensionen und Aspekte des kompetenz­orientierten
    Unterrichts . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9

    1.	 Kompetenzorientierte Wissensvermittlung. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
    2.           Kompetenzorientierte Lernaufgaben .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
    3.	 Kompetenzorientierte Lernbegleitung.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 16
    4.	 Kompetenzorientierte Lernbeurteilung.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19
    5.	 Kompetenzorientierte Klassenführung.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
    6.	 Kompetenzorientierte Schule .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 25

    Vertiefende Gedanken zum Konzept
    des kompetenz­orientierten Unterrichts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
    Literatur zum kompetenzorientierten Unterricht .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 35

2
Kurze Einführung ins Thema1

Der kompetenzorientierte Unterricht ist seit rund 15 Jahren ein Main-                                   Vorweg können zwei Feststellungen gemacht werden, die für die weiteren
stream-Thema der Bildungswissenschaften und zunehmend auch der                                          Ausführungen richtungsweisend sind.
Bildungs­praxis. Der spürbare Durchbruch des Themas erfolgte in den
letzten Jahren insbesondere durch eine neue Generation von Lehrplänen,
                                                                                                        1 Kompetenzorientierung hat eine fachlich-inhaltliche Komponente
welche nicht mehr «Lernziele» und «Lernstoffe» im traditionellen Sinne
                                                                                                          und damit auch eine unmittelbare Verbindung zur schulischen Wis-
benennen, sondern die Kompetenzen, die am Ende einer Unterrichts­
                                                                                                          sensvermittlung. («Kompetentes Handeln braucht Wissen»; «Wissen
sequenz bei den Schülerinnen und Schüler (SuS) nachweisbar vorhanden
                                                                                                          ist der Schlüssel zum Können»). Wie Untersuchungen zeigen, ­erzeugen
sein sollten. Mit anderen Worten: Der Lehrplan ist nicht bereits erfüllt,
                                                                                                          Schulen oft nur «träges Wissen», das zwar in Prüfungssituationen
wenn der aufgelistete Stoff im Unterricht behandelt («durchgenommen»)
                                                                                                          reproduziert werden kann, jedoch für aktuelle Problemlösungen aus­
wurde, sondern nur dann, wenn der Unterricht mit Blick auf die ange-
                                                                                                          serhalb der schulischen Lernsituation nicht verfügbar ist. Kompetenz-
strebten Kompetenzen auch Wirkung zeigt. Damit kommt immer deutli-
                                                                                                          orientierung möchte das gelernte Wissen verfügbar machen – auch in
cher die Forderung nach den Gestaltungsprinzipien eines «kom­petenz­
                                                                                                          Situationen, die von den ursprünglichen Lernsituationen abweichen.
orientierten Unterrichts» auf – eines Unterrichts also, der geeignet ist, bei
                                                                                                          Wissen, das diesem Anspruch genügt, hat drei Merkmale: (1) Es ist ein
den Schülerinnen und Schülern den Aufbau und die Weiterentwicklung
                                                                                                          intelligentes, d. h. auf subjektiver Einsicht basierendes Wissen; (2) es
von Kompetenzen zu ermöglichen.
                                                                                                          ist im Wissenshorizont der Person gut verankert und vernetzt; (3) es ist
                                                                                                          anwendbar und auf neue Situationen übertragbar. Die Frage nach den
Was mit diesen einleitenden Sätzen deutlich wird: «Kompetenz» ist
                                                                                                          Gelingensbedingungen der Wissensvermittlung, die diesen Ansprü-
primär ein «Wirkungsbegriff», der etwas über das beabsichtigte Ergebnis
                                                                                                          chen genügt, ist ein zentrales Kernthema der kompetenzorientierten
des Unterrichts aussagt. «Kompetenzorientiert» heisst ein Unterricht,
                                                                                                          Unterrichtsgestaltung.
wenn er auf Lernergebnisse in Form von Kompetenzen ausgerichtet ist.
Über die Qualität der Lehr- und Lernprozesse, das heisst über die kon-                                  2 Kompetenzorientierung hat eine überfachliche Komponente: Der
krete Gestaltungsform des Unterrichts, ist damit eigentlich noch nichts                                   kompetenzorientierte Unterricht soll neben den fachlich-inhaltlichen
ausgesagt. Es ist das Ziel der vorliegenden Broschüre, auf diese Frage                                    Kompetenzen auch personale, soziale und methodische Kompetenzen
nach den Qualitätsmerkmalen eines kompetenzorientierten Unterrichts                                       vermitteln, die nicht an einzelne Fächer oder Fachinhalte gebunden
eine substanzielle Antwort zu geben.                                                                      sind, sondern in gewissem Sinne quer zur üblichen Fächerstruktur
                                                                                                          liegen. Charakteristisch für diesen überfachlichen Aspekt ist die enge
                                                                                                          Verbindung zur Prozessstruktur des Unterrichts: Die konkreten Erfah-
                                                                                                          rungen der Schülerinnen und Schüler bei der Lern- und Arbeitspla-
                                                                                                          nung, bei der Lösung einer Aufgabe, bei der Zusammenarbeit mit
                                                                                                          anderen Lernenden, bei der Besprechung von Konflikten usw. – all
                                                                                                          diese Prozesserfahrungen sind entscheidend dafür, ob und inwiefern
                                                                                                          die erwünschten überfachlichen Kompetenzen erworben oder gefes-
                                                                                                          tigt werden können. Etwas vereinfacht und plakativ formuliert: Bei der
                                                                                                          Vermittlung der überfachlichen Kompetenzen liegt der Fokus eher beim
                                                                                                          «Wie» als beim «Was» des Unterrichts, d. h. bei der Art und Weise, wie
                                                                                                          die Lehr- und Lernprozesse im Unterricht gestaltet sind.

1) Interessierte Leserinnen und Leser finden im Anschluss an die vierstufigen Dimensionenbeschreibun-
gen eine ausführlichere Erläuterung des hier verwendeten Kompetenzbegriffs und der konzeptionellen
Grundlagen des kompetenzorientierten Unterrichts.
                                                                                                                                                                                     3
Drei grundlegende Postulate für die Unterrichtsgestaltung                 Diese drei grundlegenden Postulate bilden das Bezugssystem für die
    Mit Blick auf diese beiden essenziellen Komponenten der Kompetenz­        Erarbeitung eines Instruments, welches die vielfältigen Qualitätsansprü-
    orientierung lassen sich drei grundlegende Postulate für die Gestaltung   che an einen kompetenzorientierten Unterricht in eine nachvollziehbare,
    eines kompetenzorientierten Unterrichts formulieren. Sie werden in den    praxisbezogene Systematik bringen und für die Unterrichtsentwicklung
    verschiedenen Publikationen zum kompetenzorientierten Unterricht mit      und die Unterrichtsevaluation nutzbar machen möchte.
    unterschiedlicher Akzentuierung beschrieben.

    1 Kompetenzorientierter Unterricht muss «verstandenes Wissen» er-
      zeugen. Die Lernenden sollen das erworbene Wissen wirklich verste-
      hen; sie sollen möglichst weit in die «Tiefenstrukturen des Wissens»
      vordringen. Das vermittelte Wissen soll nicht nur «memoriert» werden,
      sondern mit der vorhandenen subjektiven Wissensstruktur in Verbin-
      dung gebracht werden.
    2 Kompetenzorientierter Unterricht muss Anwendungsmöglichkeiten
      des Wissens einbeziehen («angewandtes Wissen»). Der Unterricht
      muss sich darum kümmern, dass das erworbene Wissen angewandt
      werden kann. Schülerinnen und Schüler sollen «mit dem erworbenen
      Wissen etwas anfangen können». Die Anwendungsorientierung muss
      sich in der Struktur des Unterrichts abbilden.
    3 Kompetenzorientierter Unterricht muss bei der «Prozessgestaltung»
      immer auch die überfachlichen Kompetenzen im Auge behalten.
      Lernsituationen sind nicht nur aufgrund ihrer Eignung zum fachlichen
      Kompetenzerwerb bereitzustellen, sondern auch mit Blick auf ihr
      Potenzial zur Förderung der personalen, sozialen und methodischen
      Kompetenzen.

4
Die Kernthemen (Dimensionen)
 des Orientierungsrahmens

Bei der Durchsicht der Literatur zum kompetenzorientierten Unterricht       1 Kompetenzorientierte Wissensvermittlung
fällt auf, dass der Begriff «Kompetenzorientierung» oft als Synonym für       Wissen ist die unverzichtbare Basis jedes kompetenten Handelns. Die
einen «guten Unterricht» verwendet wird. Alles, was in den letzten Jahren     (kompetenzorientierte) Wissensvermittlung wird damit zur eigentlichen
in die etablierten Merkmalskataloge des guten Unterrichts Eingang gefun-      Basis des kompetenzorientierten Unterrichts. Diese muss allerdings die
den hat, wird «irgendwie» mit einem kompetenzorientierten Unterricht          höheren Qualitätsansprüche der Kompetenzentwicklung erfüllen: Das
in Verbindung gebracht. Dies führt zu einer Überfrachtung des Themas,         vermittelte Wissen muss verstanden, vernetzt und transferfähig sein,
was für die Praxisumsetzung nicht unbedingt förderlich ist, sondern die       um nicht nur als «blindes Wissen» abgespeichert zu werden. Zudem
Gefahr mit sich bringt, die Akteure massiv zu überlasten.                     muss der Prozess der Wissensaneignung mit den überfachlichen Quali-
                                                                              tätsansprüchen in Verbindung gebracht werden.
In der vorliegenden Broschüre beschreiten wir daher einen anderen Weg.
                                                                            2 Kompetenzorientierte Lernaufgaben
Wir fragen, was die drei grundlegenden Postulate, die für die Gestaltung
                                                                              Lernaufgaben sind «Aufforderungen zur gezielten Auseinandersetzung
eines kompetenzorientierten Unterrichts richtungsweisend sind, konkret
                                                                              mit einem Lerngegenstand und stellen als solche das Rückgrat eines
bedeuten. In dieser Absicht lassen sich sechs Kernthemen benennen,
                                                                              kompetenzorientierten Unterrichts dar» (vgl. Reusser 2014, S. 77). Sie
denen für die Gestaltung eines kompetenzorientierten Unterrichts eine
                                                                              sind wichtige Träger von Lerngelegenheiten und stimulieren den an-
tragende Funktion zukommt. Diese Kernthemen werden im Folgenden
                                                                              wendungsbezogenen Aufbau des Wissens, aber auch die Ausbildung
kurz um­rissen.
                                                                              von produktiven Lernkompetenzen. Lernaufgaben sind unverzichtbare
                                                                              Instrumente beim Überführen des Wissens ins Können. Mit ihrer Hilfe
                                                                              sollen die Lernenden unter anderem dazu befähigt werden, das kom-
                                                                              petenzbezogene Wissen in unterschiedlichen Situationen anzuwenden.
                                                                            3 Kompetenzorientierte Lernbegleitung
                                                                              Lehrpersonen müssen den Lernprozess der Schülerinnen und S     ­ chüler
                                                                              sorgfältig im Auge behalten, damit sie rechtzeitig erkennen können,
                                                                              wo Unterstützungsmassnahmen und Interventionen hilfreich oder
                                                                              not­wendig sind. Als «Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter» sor-
                                                                              gen sie dafür, dass die Schülerinnen und Schüler – trotz des hohen
                                                                              Selbststeuerungsanspruchs – in der Kompetenzaneignung erfolgreich
                                                                              voranschreiten können. Sie geben Impulse zur eigenverantwortlichen
                                                                              Prozess­gestaltung, fachliche Hilfestellungen bei auftretenden Schwie-
                                                                              rigkeiten, Rückmeldungen zu Lernprozess und Lernergebnissen und
                                                                              sorgen für motivationale Unterstützungsmassnahmen, wenn die
                                                                              Arbeits­energie nachlässt oder gar nicht erst aufkommen will.

                                                                                                                                                        5
4 Kompetenzorientierte Rückmeldungen                                       6 Institutionelle Gelingensbedingungen des kompetenzorientierten
      Kompetenzorientiertes Lehren und Lernen ist auf Rückmeldungen              Unterrichts
      angewiesen. Es geht um Rückmeldungen, die üblicherweise unter den          Der Anspruch auf eine kompetenzorientierte Unterrichtsgestaltung
      Stichworten «Prüfen und Beurteilen» abgehandelt werden und oftmals         ist an die Schule als Ganzes gerichtet. Die Einzelschule ist mitverant-
      in Form von Noten kommuniziert werden. Zwei andere Aspekte sind            wortlich dafür, dass die angestrebte Unterrichtsentwicklung in Gang
      für den Kompetenzaufbau wichtig: Rückmeldungen zum Lernprozess             kommt und erfolgreich verlaufen kann. Ein schulinternes Entwicklungs-
      sowie qualitative Rückmeldungen zum Lernergebnis, um damit die             programm, das letztlich im Verantwortungsbereich der Schulleitung
      (Selbst-)Regulierung des Lernens wirksam zu unterstützen. Schliesslich     liegt, sorgt dafür, dass qualifizierende Elemente (z. B. Angebote von
      geht es auch um ein Sichtbarmachen des Lernens für die Lehrper-            schulinternen Weiterbildungsveranstaltungen) und unterstützende
      sonen, damit diese die Lernbegleitung richtig ansetzen und auf den         Aspekte (z. B. gegenseitige Unterstützung im Kollegium, Verfügbarkeit
      Unterstützungsbedarf der einzelnen Schülerinnen und Schüler ausrich-       von institutionellen Ressourcen, Support, Etablierung einer geeigneten
      ten können.                                                                schulkulturellen Basis) wirksam werden können.
    5 Kompetenzorientierte Klassenführung – Gestaltung von Lernkultur
                                                                               Die hier aufgeführten Kernthemen bilden das inhaltliche Grundgerüst
      Ob die anspruchsvolle Form des kompetenzorientierten Lernens ge-
                                                                               für den Orientierungsraster, der in dieser Broschüre beschrieben ist.
      lingt, ist immer auch eine Frage des Lern- und Kommunikationsklimas
                                                                               Formell gesprochen bilden sie die «Dimensionen», an denen entlang die
      innerhalb einer Lerngruppe (Klasse). Auf der Ebene der Lerngruppe/
                                                                               Qualitäts­ansprüche und die dazugehörenden Indikatoren ausgebreitet
      Klasse muss eine Kultur des angstfreien und dialogischen Lernens ge-
                                                                               werden. Sie sind im Folgenden in Form eines vierstufigen Orientierungs-
      schaffen werden, welche den Schülerinnen und Schülern ein produk-
                                                                               rasters beschrieben.
      tives Sich-Einlassen auf die anspruchsvollen Lernprozesse ermöglicht.
      Wichtig ist, dass die Kräfte des Miteinanders für das Lernen genutzt
      werden können: sich gegenseitig im Denken anregen, sich gegenseitig
      beim Problemlösen unterstützen, sich mit unterschiedlichen Perspekti-
      ven auseinandersetzen, sich gegenseitig Rückmeldungen geben usw.

6
Was sind Orientierungsraster?

Die Orientierungsraster verstehen sich als Hilfestellung für die Schul­       Zum Aufbau der Orientierungsraster
evaluation und Schulentwicklung vor Ort. Sie richten sich in erster Linie     Die einzelnen Orientierungsraster sind nach der folgenden Struktur aufge-
an die Schulleitungen von Volksschulen. Gegenwärtig liegen zu folgenden       baut:
Entwicklungsschwerpunkten thematische Orientierungsraster vor:
■■ Schulführung                                                                Dimensionen                Leitende                   Vierstufige Qualitäts-
■■ Qualitätsmanagement                                                         und Aspekte                Qualitätsansprüche         beschreibungen
■■ Gestaltung von Schulentwicklungsprozessen                                                              (Leitsätze)                (Indikatoren)
■■ Umgang mit Vielfalt
■■ Tagesstrukturen Primarstufe und Sekundarschule
■■ Zusammenarbeit von Schule und Eltern
                                                                              ■■ Dimensionen und Aspekte
Die Orientierungsraster sind auf zwei zentrale Unterstützungsfunktionen          Das jeweilige Thema («Entwicklungsfeld») wird zunächst in mehrere
hin ausgerichtet: «Unterstützung der lokalen Schulentwicklung» und               «Teilthemen» aufgegliedert – Teilthemen, von denen angenommen wird,
«Unter­stützung der lokalen Schulevaluation».                                    dass sie in der Praxis als handlungsleitende Kategorien hilfreich sein kön-
                                                                                 nen. Diese Teilthemen («Dimensionen») werden wiederum in Unterthemen
■■ Unterstützung der lokalen Schulentwicklung
                                                                                 («Aspekte») aufgegliedert. Eine Dimension setzt sich also aus mehreren
   Die Instrumente können von den Schulen als Planungsinstrumente
                                                                                 Aspekten zusammen.
   ­genutzt werden, einerseits um Schulentwicklungsprozesse zu den
    genannten Schulentwicklungsschwerpunkten in die Wege zu leiten, an-       ■■ Leitende Qualitätsansprüche (Leitsätze)
    dererseits um bereits laufende Entwicklungsprozesse zu validieren und        Zu jeder Dimension wird ein «Leitsatz» festgelegt, der als normativer
    bei Bedarf zu korrigieren. Die vier Qualitätsstufen zeigen auf, welches      Orien­tierungspunkt für die Praxisgestaltung dient. Diese Leitsätze sollen
    der jeweils nächste Entwicklungsschritt für einen diagnosti­zierten          auf einer übergeordneten, relativ abstrakten Ebene deutlich machen, was
   Ist-Zustand sein kann.                                                        von einer «guten Schule» im betreffenden Praxisfeld erwartet wird und
                                                                                 was somit ein sinnvolles Entwicklungsziel im Prozess der lokalen Schulent-
■■ Unterstützung der lokalen Schulevaluation
                                                                                 wicklung sein könnte.
   Die Instrumente können den Schulen helfen, den Ist-Zustand im
   Vergleich mit dem wünschenswerten Soll-Zustand differenziert zu            ■■ Vierstufige Qualitätsbeschreibungen
   erfassen. Die vier Qualitätsstufen werden zu Bewertungsstufen: Sie            Zu jedem Leitsatz werden Indikatoren auf vier verschiedenen Bewertungs-
   zeigen auf, wo man im Vergleich mit den (schulübergreifend geltenden)         stufen beschrieben, wobei die zur jeweiligen Dimension gehörenden
   Ansprüchen steht. Wo kann man den erreichten Zustand als gut oder             Aspekte als «Gliederungsschema» dienen. Die dritte Stufe verdeutlicht,
   gar exzellent bezeichnen? Wo sind noch Anstrengungen notwendig, um            was die Umsetzung des Leitsatzes auf einer konkreteren Ebene bedeuten
   das jeweilig Praxisfeld auf die erwünschte Zielstufe zu bringen?              würde. Evaluationstechnisch gesprochen handelt sich um «Indika­toren»,
                                                                                 an denen man eine gute Praxis im Sinne des Leitsatzes erkennen kann.
In ihrer Funktion als entwicklungsorientierte Diagnoseinstrumente be-
schreiben die Orientierungsraster die wichtigsten Qualitätsansprüche und
Gelingensbedingungen für erfolgreiche Entwicklungsprozesse. Mit ihrer
Hilfe kann die Schule einschätzen, wo sie im Vergleich mit den formulier-
ten Qualitätserwartungen steht. Auf diese Weise erhält die Schule eine
wichtige Planungs- und Entscheidungsgrundlage für die weitere Um­
setzung der aktuellen Entwicklungsvorhaben.

                                                                                                                                                               7
Die vier Qualitäts- und Entwicklungsstufen

    Die vierstufigen Qualitätsbeschreibungen bilden das eigentliche Kernstück      Praktische Funktion der vier Entwicklungsstufen
    der Orientierungsraster. Die vier Stufen verstehen sich als unterschiedli-     Die Unterscheidung von vier Entwicklungsstufen soll einerseits die
    che «Entwicklungszustände»:                                                    Standort­bestimmung erleichtern. Die Schule bzw. die einzelne Lehrper-
                                                                                   son kann erkennen, auf welcher Stufe sich der Unterricht bezüglich der
                                                                                   Dimen­sionen und Aspekte, die für eine wirksame Kompetenzvermittlung
    ■■ Negativstufe
                                                                                   wesentlich sind, gegenwärtig befindet. Andererseits kann aufzeigt wer-
       Die gegenwärtige Unterrichtspraxis bleibt hinter den Minimalansprü-
                                                                                   den, welches die «Zone der nächsten Entwicklung» ist. Ziel muss es auf
       chen, die an einen kompetenzorientierten Unterricht gerichtet sind, zu-
                                                                                   jeden Fall sein, die Negativstufe zu überwinden. Natürlich ist es wün-
       rück. Die Art, wie der Unterricht gestaltet ist, lässt Zweifel aufkommen,
                                                                                   schenswert, dass sich eine Schule mit den Ansprüchen der fortgeschritte-
       ob die Ziele im Bereich der Kompetenzvermittlung erreicht werden
                                                                                   nen Entwicklungsstufe (Stufe 3) auseinandersetzt und die Lehrpersonen
       können. Mit Blick auf die Qualitätsansprüche an einen kompetenz­
                                                                                   dabei unterstützt, sich in diese Richtung sukzessive weiterzuentwickeln.
       orientierten Unterricht besteht in diesem Unterricht ein dringender
                                                                                   Es ist aber auch in Ordnung, wenn sich eine Schule in einzelnen Dimensi-
       Entwicklungsbedarf.
                                                                                   onen und Aspekten auf der elementaren Entwicklungsstufe (Stufe 2) be-
    ■■ Elementare Entwicklungsstufe                                                findet. Wichtig ist, dass es innerhalb einer Schule gelingt, den Unterricht
       Gute Ansatzpunkte für eine wirksame Kompetenzvermittlung sind               aller Lehrpersonen von der Negativstufe wegzubringen
       vorhanden. Es gibt viele Basisqualitäten, die sich konstruktiv weiter­
       entwickeln lassen. Optimierungsbedarf zeigt sich vor allem in der           Die oberste Stufe umreisst einen idealen (visionären) Zustand, der für
       kohärenten Umsetzung der verschiedenen Qualitätsmerkmale, deren             besonders motivierte und leistungsfähige Schulen und Lehrpersonen ein
       Zusammenspiel letztlich für die Wirksamkeit des kompetenzorientierten       Entwicklungsanreiz sein kann. In der Entwicklungssystematik erfüllt die
       Unterrichts ausschlaggebend ist.                                            Beschreibung dieser Stufe nicht zuletzt die Funktion eines «Entlastungs-
                                                                                   gefässes». Nicht alles, was wünschenswert ist, soll in die Liste der Quali-
    ■■ Fortgeschrittene Entwicklungsstufe
                                                                                   tätsansprüche an einen kompetenzorientierten Unterricht aufgenommen
       Der Unterricht schafft systematisch und kohärent die Lernbedingungen,
                                                                                   werden, da sonst die Erwartungen ins Unermessliche gesteigert werden.
       die es braucht, um die gesetzten Kompetenzziele wirksam zu erreichen.
                                                                                   Unter Umständen kann es für eine Schule bzw. die darin tätigen Lehr-
       Die Unterrichtsqualität entspricht dem, was von Expertinnen und Exper-
                                                                                   personen auch wichtig werden, sich nach oben abzugrenzen, um eine
       ten als gute Praxis des kompetenzorientierten Unterrichts bezeichnet
                                                                                   überfordernde und letztlich entwicklungshemmende Anspruchsinflation
       wird.
                                                                                   zu vermeiden.
    ■■ Excellence-Stufe
       Der hier beschriebene Unterricht übertrifft das, was üblicherweise als
       guter kompetenzorientierter Unterricht gilt und von einer guten Lehr-
       kraft erwartet werden kann. Der Unterricht auf der Excellence-Stufe
       erfüllt – zusätzlich zu den gewünschten Qualitäten aus Stufe 3 – gewisse
       Anforderungen, die nur mit einem überdurchschnittlichen Engagement
       und mit einer aussergewöhnlichen Praxisexpertise auf diesem Gebiet
       realisiert werden können.

8
Die sechs Dimensionen und Aspekte
 des kompetenz­orientierten Unterrichts

1. Kompetenzorientierte Wissensvermittlung                                                    5. Kompetenzorientierte Klassenführung
   ■■   Kompetenzbezogene Auswahl der Wissensinhalte                                             (Gestaltung eines kompetenzförderlichen
        Stellenwert der Wissensdarbietung im Unterricht
   ■■
   ■■   Rhythmisierung der Wissensvermittlung
                                                                                                 ­Lernklimas)
   ■■   Rolle der Schülerinnen und Schüler beim Wissensaufbau                                    ■■ Gemeinsames Forschen und Denken in der Klasse (Klasse als Wissensbildungs­
                                                                                                    gemeinschaft; dialogisches Lernen)
   ■■   Einbezug von überfachlichen Kompetenzzielen
                                                                                                 ■■ Überfachlicher Kompetenzaufbau zum bewusst gestalteten Dialog
                                                                                                 ■■ Lern- und Arbeitsklima in der Klasse: Mitwirkung und Mitverantwortung der
2. Kompetenzorientierte Lernaufgaben                                                                ­Schülerinnen und Schüler
   ■■   Stellenwert und Funktion der Lernaufgaben                                                ■■ Lern- und Arbeitsklima in der Klasse: Reflexions- und Fehlerkultur
   ■■   Personalisierung der Lernaufgaben                                                        ■■ Führungsverantwortung der Lehrperson gegenüber den Schülerinnen und Schülern
   ■■   Offenheit der Lernaufgaben für unterschiedliche Lösungswege und Bearbeitungsniveaus
   ■■   Lebensweltbezug und Handlungsorientierung der Lernaufgaben                            6. Kompetenzorientierte Schule
   ■■   Besprechung der Lösungen und Lösungswege
   ■■   Nutzung überfachlicher Potenziale von Lernaufgaben
                                                                                                 (institutionelle Gelingensbedingungen des
                                                                                                 ­kompetenzorientierten Unterrichts)
3. Kompetenzorientierte Lernbegleitung                                                           ■■   Kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung als Schulentwicklungsvorhaben
                                                                                                 ■■   Lehr- und lernkulturelle Voraussetzungen
   ■■   Verfügbarkeit von Lernunterstützung
                                                                                                 ■■   Gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit im Team
   ■■   Fachliche Fundiertheit der Lernunterstützung
                                                                                                 ■■   Schulische Rahmenbedingungen und Ressourcenausstattung
   ■■   Einblick in den Lernprozess/Einbezug der Prozesslogik
                                                                                                 ■■   Unterstützung durch die Schulleitung
   ■■   Gestaltung der Kommunikationssituation
   ■■   Einbezug der überfachlichen Kompetenzen: Förderung der Selbstständigkeit

4. Kompetenzorientierte Lernbeurteilung
   (Lern­kontrollen und Rückmeldungen zum
   ­Lernerfolg)
   ■■   Didaktische Nutzung der Prüfungs- und Beurteilungspraxis
   ■■   Kompetenzorientierte Prüfungsaufgaben
   ■■   Bewertung von Lernstand und Leistungen (Bewertungskriterien)
   ■■   Formen der Rückmeldung
   ■■   Einbezug der Schülerinnen und Schüler in die Lernstands- und Lernprozessreflexion

                                                                                                                                                                                   9
1.
            Kompetenzorientierte Wissensvermittlung

          Das Wissen, das im Unterricht vermittelt wird, ist konse-
          quent auf Kompetenzziele, d. h. auf die Verfügbarkeit des
          Wissens in Denk- und Handlungssituationen («Können»),
          ausgerichtet. Dem Tiefenverstehen des vermittelten Wis-
          sens wird grosse Bedeutung beigemessen – als Voraus-
          setzung für einen situationsadäquaten Umgang mit dem
          Wissen in Anwendungs- und Transfersituationen.

10        Kompetenzorientierter Unterricht – Dimension und Leitsatz
Negativstufe                                           Elementare                                             Fortgeschrittene                                      Excellence-Stufe
                                                         Entwicklungsstufe                                      Entwicklungsstufe

 1.1     Kompetenzbezogene Auswahl der Wissensinhalte
■■ Im Zentrum der Unterrichtsplanung stehen die        ■■ Die fachlichen Lerninhalte, die vermittelt werden   ■■ Die Unterrichtsinhalte werden entlang von Kom-     ■■ Die enge Verbindung von fachlichem Wissen
Sichtung und Aufbereitung der Unterrichtsstoffe,       sollen, werden vermehrt mit vorgegebenen Kompe-        petenzzielen ausgewählt und gewichtet – mit den       und Kompetenzzielen (mit Anwendungsbezug)
die «durchgenommen» werden sollen.                     tenzzielen in Verbindung gebracht. Kompetenzziele      beiden Suchstrategien: (a) vom Kompetenzziel zum      ist weitgehend internalisiert, wird bei der Unter-
■■ Bei den vorgesehenen Inhalten wird der Bezug        dienen dabei vor allem als zusätzliche Legitimati-     Wissensinhalt (welche Wissensinhalte gehören          richtsvorbereitung und -gestaltung selbstver-
zu Kompetenzzielen («Könnensziele») kaum be­           onsebene für fachliche Unterrichtsinhalte, die bis     zum betr. Kompetenzziel?) oder (b) vom Wissens-       ständlich mitgedacht.
achtet. Die Wissensinhalte, die aus fachlicher         anhin schon «durchgenommen» wurden.                    inhalt zum Kompetenzziel (welche Kompetenzziele       ■■ Innerhalb von schulinternen oder schul­
Sicht als «wissenswert» gelten, sollen von den SuS     ■■ Bei der Auswahl der inhaltlichen Schwerpunkte       können mit dem beabsichtigten Wissen in eine          übergreifenden Fachgruppen findet regelmässig
gelernt (memoriert) werden – unabhängig davon,         wird vermehrt darauf geachtet, dass es schüler-        sinnvolle Verbindung gebracht werden?).               ein Austausch darüber statt, wie wichtige
ob Verbindungen zwischen Wissen und Können             gerechte Anwendungssituationen gibt, um die            ■■ Wissenszuwachs wird konsequent an Fortschrit-      Kompetenzziele und elementare Fachinhalte gut
(mit entsprechenden Anwendungsmöglichkeiten)           Wissensinhalte anschaulich und praxisnah zu            te des Könnens angekoppelt, ausgerichtet auf die      miteinander verbunden werden können.
hergestellt werden können.                             vermitteln.                                            Befähigung der SuS zur kompetenten Bearbeitung
                                                                                                              von fachlichen oder überfachlichen Problem- und
                                                                                                              Aufgabestellungen.
 1.2     Stellenwert der Wissensdarbietung im Unterricht
■■ Der Unterricht ist einseitig auf die Präsentation   ■■ Im Unterricht wird öfter eine Verbindung            ■■ Die Darbietung des Wissens durch die Lehrper-      ■■ Die aktive Mitarbeit der SuS bei der Wis-
der Inhalte (Darbietung des Unterrichtsstoffs)         zwischen Wissensdarbietung durch die Lehrperson        son wird auf das Wesentliche beschränkt, um der       sensaneignung ist ein schulweit geforderter
ausgerichtet. Entscheidend ist, was im Unterricht      und der aktiven Verarbeitung des Wissens durch         aktiven Auseinandersetzung mit den Inhalten auf       Qualitätsanspruch. Die Schulleitung und das
«durchgenommen» wird; die «Instruktion» steht im       die SuS gesucht. Beide Aspekte werden vermehrt         jeden Fall genügend Zeit einzuräumen. Eine aktive     Kollegium sorgen dafür, dass diese Zielsetzung
Zentrum des Vermittlungsprozesses.                     als zusammengehörende Bestandteile der Wis-            Mitarbeit der SuS im Prozess der Wissensvermitt-      hinreichend Beachtung erhält (regelmässige
■■ Aktivierende Methoden werden ausschliesslich        sensvermittlung gesehen.                               lung wird konsequent eingeplant, weil nur so eine     Thematisierung im Kollegium, Wahrnehmungs-
als Motivationsmittel eingesetzt, sie werden nicht     ■■ Die Anwendungs- und Verarbeitungsaktivitäten        kompetenzbezogene Wissensaneignung erfolgen           fokus bei Unterrichtsbesuchen durch die SL,
als Teil des kompetenzorientierten Wissensaufbaus      haben gegenüber der Wissensdarbietung eine             kann.                                                 Evaluations- und Feedbackinstrumente mit
gesehen und genutzt.                                   zweitrangige Funktion. Ist die Zeit knapp, wird die    ■■ Die Präsentations- und Verarbeitungssequenzen      entsprechender Ausrichtung).
                                                       Verarbeitungsphase gekürzt.                            orientieren sich durchgehend am Verstehenspro-
                                                                                                              zess der SuS. Das Mitdenken der Sus wird stark
                                                                                                              gewichtet und bei der Wahl und Gestaltung des
                                                                                                              Unterrichtssettings angemessen berücksichtigt.
 1.3     Rhythmisierung der Wissensvermittlung
■■ Die Vorstellung einer normierten, für die ganze     ■■ Der Anspruch, dass das Wissen anschlussfähig        ■■ Unterrichtseinheiten werden konsequent unter       ■■ Problemorientierter Unterricht wird als
Klasse gleichgeschalteten Wissensaneignung             vermittelt werden muss und aktive Verarbeitungs-       Berücksichtigung eines differenzierten Lernphasen-    Standardform zur Vermittlung wichtiger Unter-
dominiert bei der Unterrichtsplanung. Dem indivi-      phasen benötigt, wird bei der Rhythmisierung des       modells aufgebaut (z. B. Prozessmodell «PADUA:        richtsinhalte vorgesehen. SuS werden an der
duellen Prozess des Wissensaufbaus wird kaum           Unterrichts mitbedacht. Zweiteiliger Grundrhythmus:    Problemdarstellung, Aufbau, Durcharbeiten, Üben,      Entdeckung des neuen Wissens beteiligt, indem
Beachtung geschenkt.                                   Auf eine Präsentations-/Instruktionsphase folgt in     Anwenden).                                            sie sich mit erkenntnisleitenden Problemstellun-
■■ Die Rhythmisierung des Unterrichts erfolgt          der Regel eine Phase der aktiven Verarbeitung.         ■■ Prozessschritte, die in der Lerngruppe (Klasse)    gen auseinandersetzen, zu deren Lösung das
primär unter motivationalem Gesichtspunkt: Die         ■■ Die Vorgabe von Lernschritten für alle SuS in       gemeinsam erfolgen, und solche, die individuell       neue Wissen benötigt wird.
alters­abhängig beschränkte Zeitspanne, in der SuS     derselben Taktung ist im Unterrichtsalltag vorherr-    oder in Gruppen zu realisieren sind, sind in einem    ■■ Das Prinzip des Exemplarischen kommt
bei der Stoffpräsentation aufmerksam sein können,      schend. Es gibt aber auch immer wieder Unterrichts-    guten Gleichgewicht. Insgesamt haben Situationen,     systematisch zur Anwendung: bewusste Aus-
macht Sequenzen notwendig, in denen die SuS sel-       sequenzen, in denen eine individuelle Passung der      in denen sich die SuS individuell und/oder koopera-   wahl der Unterrichtsinhalte mit einer grossen
ber etwas tun können. (Eine substanzielle Funktion     Lernschritte erkennbar ist.                            tiv mit der Thematik auseinandersetzen können, im     Erschliessungskraft. Für diese wird ein problem-
für den Wissensaufbau wird nicht gesehen.)                                                                    Unterrichtsverlauf einen hohen Stellenwert.           orientierter Vermittlungsprozess vorgesehen.

Kompetenzorientierter Unterricht – Qualitätsstufen, Aspekte und Indikatoren – 1. Kompetenzorientierte Wissensvermittlung                                                                                                 11
Negativstufe                                            Elementare                                           Fortgeschrittene                                       Excellence-Stufe
                                                               Entwicklungsstufe                                    Entwicklungsstufe

      1.4     Rolle der Schülerinnen und Schüler beim Wissensaufbau
     ■■ Den SuS wird im Kern eine passive Rolle              ■■ Den SuS wird im Prozess der Wissensaufnah-        ■■ Beim Aufbauprozess neuen Wissens treten die         ■■ Die Internalisierung und strukturelle Ver­
     zu­geschrieben: Ihre Hauptaufgabe ist es, das           me und -verarbeitung vermehrt eine aktive Rolle      SuS als die wichtigsten Akteure in Erscheinung.        ankerung des neuen Wissens im Wissens- und
     neue, von der Lehrperson präsentierte Wissen            zugedacht.                                           ➔ Insgesamt hat der Unterricht einen hohen Anteil      Erfahrungshorizont der SuS gilt als selbstver-
     aufzunehmen. Dazu braucht es die Bereitschaft, die      ■■ Es werden immer wieder Lernaktivitäten            an schüleraktiven Sequenzen. Die aktive Mitwirkung     ständliches Qualitätsmerkmal für gelungenes
     individuelle Aufmerksamkeit auf die neuen Informa-      eingeplant, welche die Wissensaufnahme und die       der SuS gilt als unverzichtbare Voraussetzung für      Lehren und Lernen.
     tionen zu fokussieren.                                  anwendungsbezogene Verarbeitung der Unterrichts-     eine gelungene Wissensaneignung und wird konse-        ■■ Gemeinsame Auseinandersetzung im
     ■■ Die Verknüpfung des Wissens mit dem Vor-             inhalte im Sinne der anvisierten Kompetenzziele      quent in den Unterricht eingeplant.                    Kollegium mit den veränderten Rollen der SuS
     wissen wird weder systematisch angeregt noch            steuern sollen.                                      ■■ Aktiver Einzug der SuS erfolgt nicht nur bei der    und Lehrpersonen im Prozess der partizipativen
     verbindlich eingefordert.                                                                                    Verarbeitung, sondern auch bei der Erarbeitung des     Wissensaneignung/Wissensvermittlung.
                                                                                                                  Wissens (z. B. im Sinne des entdeckenden Lernens).

      1.5     Einbezug von überfachlichen Kompetenzzielen
     ■■ Überfachliche Kompetenzziele werden als              ■■ Das Bestreben, überfachliche Kompetenzziele im    ■■ Überfachliche Kompetenzen sind ein unverzicht-      ■■ Überfachliche Kompetenzen werden als
     Konkurrenz zum stofflichen Vermittlungsauftrag der      Unterricht zu berücksichtigen, ist erkennbar, wird   bares Kriterium bei der Planung des Unterrichts.       wechselnde, aufeinander aufbauende Schwer-
     Schule gesehen. Überfachliche Ziele als «Nice-          punktuell in die Unterrichtsplanung einbezogen.      Wissensvermittlungsprozesse werden so gestaltet,       punkte in die langfristige Unterrichtsplanung
     to-have-Ziele», die in den Unterricht einbezogen        ■■ Im Unterrichtsalltag werden vermehrt Situatio-    dass gleichzeitig auch bedeutsame überfachliche        einbezogen.
     werden, sofern die alltägliche Stoffvermittlung dies    nen zur bewussten Förderung der überfachlichen       Kompetenzen gezielt unterstützt und gefördert          ■■ Die Vermittlung überfachlicher Kompeten-
     zulässt.                                                Kompetenzen gemacht. Entsprechende Prozess­          werden können (z. B. kooperative Lernsituationen zur   zen ist ein schulweites Anliegen. Es werden
     ■■ Ein geplanter Einbezug von überfachlicher Kom-       erfahrungen werden mit den SuS besprochen, und       Förderung der Sozialkompetenz, selbst gesteuerte       über die Jahrgangsklasse hinaus Absprachen
     petenzförderung findet faktisch nicht statt: weder in   Möglichkeiten zur Verbesserung des individuellen     Lernsituationen zur Förderung von personalen           getroffen, damit der Aufbau koordiniert und
     der langfristigen Planung (Quartals-, ­Semester oder    Verhaltens werden erörtert.                          Kompetenzen usw.).                                     sukzessive über mehrere Schuljahre hinweg
     Jahresplanung) noch in der wöchentlichen oder                                                                ■■ Hohe Sensibilität der Lehrpersonen für die          erfolgen kann.
     täglichen Unterrichtsplanung.                                                                                Nutzung der alltäglichen Unterrichtssituationen
                                                                                                                  zur bewussten Förderung/Reflexion der überfach-
                                                                                                                  lichen Kompetenzen. Darüber hinaus werden auch
                                                                                                                  Sequenzen zum gezielten Aufbau von ausgewählten
                                                                                                                  überfachlichen Kompetenzen eingeplant.

12   Kompetenzorientierter Unterricht – Qualitätsstufen, Aspekte und Indikatoren – 1. Kompetenzorientierte Wissensvermittlung
2.
       Kompetenzorientierte Lernaufgaben

     Lernaufgaben in unterschiedlicher Form haben im Unter­
     richt einen zentralen Stellenwert: Sie dienen dazu, die
     Schülerinnen und Schüler zu aktivieren, in den Wissens­
     erwerb einzubeziehen, die Anwendungs- und Transfer-
     fähigkeit zu schulen und gleichzeitig die Verbindung von
     fachlichen und überfach­lichen Kompetenzen zu fördern.

     Kompetenzorientierter Unterricht – Dimension und Leitsatz   13
Negativstufe                                          Elementare                                            Fortgeschrittene                                       Excellence-Stufe
                                                             Entwicklungsstufe                                     Entwicklungsstufe

      2.1    Stellenwert und Funktion der Lernaufgaben
     ■■ Lernaufgaben haben im Unterricht eine geringe      ■■ Lernaufgaben werden verschiedentlich im Un-        ■■ Lernaufgaben nehmen im Unterricht einen             ■■ Der Unterricht wird konsequent auf der Basis
     Bedeutung. Sie werden gelegentlich nachgelagert       terricht eingesetzt, um dem Anwendungsanspruch        zentralen Platz ein. Es wird bewusst unterschieden     von Lernaufgaben gestaltet. Lernaufgaben gelten
     zur Stoff­vermittlung eingesetzt, wenn es um das      des kompetenzorientierten Unterrichts gerecht zu      zwischen den unterschiedlichen Funktionen der          als das eigentliche Fundament des Unterrichts,
     Reproduzieren und Einüben von Fähigkeiten und         werden.                                               Lernaufgaben (z. B. Konfrontationsaufgaben, Aufga-     das letztlich die Qualität des Unterrichts ent-
     Reaktionsmustern geht («Mechanisieren» von            ■■ Unterschiedliche Typen von Lernaufgaben            ben zur vertieften Auseinandersetzung, Aufgaben        scheidend prägt. Sie stehen daher im Zentrum
     «durchgenommenen» Inhalten.).                         kommen zur Anwendung (Übungsaufgaben,                 für intelligentes Üben, Transferaufgaben u. a.). Die   der Unterrichtsvorbereitung.
     ■■ Aufgaben, die auf das vertiefte Durchdringen der   Verarbeitungsaufgaben, Vertiefungsaufgaben,           Lernaufgaben werden diesen Funktionen gemäss           ■■ Die Schule stellt eine Plattform bereit, um
     Lerninhalte ausgerichtet sind und das Tiefenverste-   Transferaufgaben u. a.).                              eingesetzt – passend zur jeweiligen Phase des          gute Lernaufgaben, die bestehenden Lehrmitteln
     hen fördern sollen, sind kaum anzutreffen.                                                                  Kompetenz­erwerbs.                                     entnommen oder selber entwickelt wurden,
                                                                                                                 ■■ Besonders stark gewichtet sind kreative             auszutauschen und für den eigenen Unterricht
                                                                                                                 Aufgaben, die produktives Forschen, Entdecken,         nutzbar zu machen.
                                                                                                                 Erkennen, Ausprobieren, Vermuten und Anwenden
                                                                                                                 ermöglichen und anregen.
      2.2    Personalisierung der Aufgabenstellung
     ■■ Das Aufgabenset, das zum jeweiligen Stoffge-       ■■ Es gibt vereinzelt Sequenzen mit Wahlaufgaben,     ■■ Die eingesetzten Aufgabensets enthalten             ■■ Das jeweilige Aufgabenset wird auf die ein-
     biet vorgesehen ist, ist für alle SuS einer Klasse    welche die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen      in der Regel variable Aufgabenstellungen, die          zelnen SuS abgestimmt. Die Passung der Auf­
     identisch. Es enthält keine speziellen Aufträge,      der SuS berücksichtigen und verschiedene Zugän-       unterschiedliche Zugänge zum Thema bzw. zum            gaben zu den individuellen Lernvoraussetzun-
     Hinweise und Differenzierungen, um unterschiedli-     ge zum Thema zulassen.                                Kompetenzaufbau ermöglichen und die an den             gen wird mit den SuS regelmässig besprochen
     che Lernvoraussetzungen der Sus einzubeziehen/        ■■ Bei Fertigkeitstrainings gibt es Aufgabenangebo-   unterschiedlichen Stand an Wissen und Fähigkei-        und aufgrund der Rückmeldungen angepasst.
     zu berücksichtigen.                                   te mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die    ten anschliessen.
     ■■ Unterschiedliche Lern- und Leistungsniveaus        von den SuS je nach Trainingsstand gewählt bzw.       ■■ Im Aufgabenset gibt es immer auch Aufgaben,
     – nach oben und nach unten – bleiben unberück-        übersprungen werden können.                           welche Arbeitsvarianten mit unterschiedlichem
     sichtigt.                                                                                                   Schwierigkeitsgrad vorsehen.
      2.3    Offenheit der Aufgabe für unterschiedliche Lösungswege und Bearbeitungsniveaus
     ■■ Die Aufgaben lassen kaum Spielraum für             ■■ Die Aufgabensets enthalten vereinzelt auch Auf-    ■■ Die Aufgabensets enthalten – wo immer mög-          ■■ Die Aufgabensets sind konsequent darauf
     verschiedene Lösungen zu. Es gibt die eine richtige   gaben, die unterschiedliche Lösungswege zulassen      lich und sinnvoll – auch Aufgaben, die verschie-       ausgerichtet, die SuS bei eigenen Denk- und
     Lösung, die gefunden werden muss, und einen (vor-     und die SuS zu eigenen Denk- und Lösungswegen         dene Lösungen zulassen und unterschiedliche            Lösungsfindungen anzuregen und zu unter­
     gegebenen) Lösungsweg, der angewandt werden           anregen.                                              Lösungswege provozieren.                               stützen.
     muss.                                                 ■■ SuS, welche für die gestellten Aufgaben nach ei-   ■■ Wo nötig enthalten die Aufgabenbeschrei-            ■■ Die Lehrpersonen überprüfen systema-
     ■■ Die Suche nach eigenen Denk- und Lösungswe-        genen Wegen suchen und selber kreative Lösungen       bungen Prozesshinweise, um die selbstständige          tisch die Aufgabensets (individuell, im Team)
     gen der SuS wird durch die Aufgabenstellungen         «erfinden», erfahren vonseiten der Lehrperson Wert-   Lösungssuche der Schülerinnen und Schüler zu           bezüglich ihrer Eignung, bei den SuS produktive
     nicht aktiviert.                                      schätzung und Anerkennung für ihre eigenständigen     unterstützen und das Erfinden eigener Lösungswe-       Denkprozesse auszulösen und zu unterstützen;
                                                           Denkleistungen.                                       ge zu provozieren.                                     sie entwickeln die Aufgabensets weiter.

14   Kompetenzorientierter Unterricht – Qualitätsstufen, Aspekte und Indikatoren – 2. Kompetenzorientierte Lernaufgaben
Negativstufe                                          Elementare                                               Fortgeschrittene                                      Excellence-Stufe
                                                        Entwicklungsstufe                                        Entwicklungsstufe

 2.4     Lebensweltbezug und Handlungsorientierung der Lernaufgaben
■■ Aufgaben haben oft keinen für die Schülerinnen     ■■ Es ist ein deutliches Bemühen der Lehrperson zu       ■■ Die Aufgabenstellung haben konsequent einen        ■■ Dier SuS erleben den Unterricht insgesamt
und Schüler erkennbaren Bezug zur Lebenswelt.         erkennen, die Unterrichtsinhalte in die Erfahrungs-      sinnhaften Bezug zu den Lebenswelten der SuS;         als «lebensweltbezogen»; sie finden ihre
Es kommen häufig konstruiert anmutende und auch       welt der SuS einzubinden. Dies zeigt sich u. a. in der   sie berücksichtigen Interessen und Fragen der SuS     eigenen Interessen und Fragestellungen in
realitätsfremd wirkende Aufgaben mit ausschliess-     Wahl und Formulierung der Aufgabenstellungen:            aus ihrer eigenen Lebenswelt.                         den Lernangeboten und insbesondere in den
lich fachlicher Relevanz zur Anwendung.               Es wird bewusst nach Aufgaben gesucht, die den           ■■ Auch bei fachbezogenem Wissen gibt es immer        Lernaufgaben wieder.
■■ Die Aufgaben tragen wenig dazu bei, den Le-        Transfer zur Lebenswelt der SuS ermöglichen und          wieder Aufgaben, die den Transfer des Fach­wissens    ■■ Lebensweltbezug und Handlungsorientie-
bensweltbezug des Schulwissens zu erkennen und        dazu beitragen, dass die SuS den Lebensweltbezug         zur wirklichen (lebensweltlichen) Anwendung provo-    rung sind didaktische Grundsätze, die den
den Praxistransfer des Wissens zu unterstützen.       des Schulwissens erkennen.                               zieren bzw. unterstützen.                             Lehrpersonen präsent sind und zum bewusst
                                                                                                                                                                     kommunizierten pädagogischen Profil der
                                                                                                                                                                     Schule gehören.

  2.5 Besprechung der Lösungen und der Lösungswege
■■ Die Lösungen zu den bearbeiteten Aufgaben          ■■ Bei der Besprechung von Aufgaben wird auch            ■■ Die Lösungen zu den bearbeiteten Aufgaben          ■■ Unterschiedliche Lösungswege werden
werden ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt        dem Lösungsweg (und nicht nur dem Endergebnis)           werden – unter Einbezug der gefundenen Lernwege       gezielt reflektiert, um dadurch das Tiefenver-
der richtigen und falschen Ergebnisse gesichtet       Beachtung geschenkt.                                     – gemeinsam mit den Schülerinnen und Schüler          stehen zu fördern. Der Lehrperson gelingt es,
und bewertet; dem Weg dazu wird kaum Beach-           ■■ Unterschiedliche Lösungen werden punktuell            validiert.                                            durch geeignete Impulse das selbstständige
tung geschenkt.                                       aufgegriffen, um nach den Über­legungen, die zur         ■■ Vorliegende Lösungen (auch fehlerhafte!) werden    In-die-Tiefe-Denken der SuS bei der Lösungs-
■■ Die Möglichkeit von weiterführenden/vertiefen-     jeweiligen Lösung geführt haben, zurückzufragen.         konsequent als Ausgangspunkt für vertiefende,         besprechung anzuregen.
den Reflexionen bei der Besprechung der Aufga-                                                                 weiterführende Reflexionen genutzt.
ben (z. B. bei falschen Lösungen) bleibt weitgehend
ungenutzt.

 2.6     Nutzung überfachlicher Potenziale von Lernaufgaben
■■ Die Lernaufgaben fokussieren ausschliesslich       ■■ Die Förderung überfachlicher Kompetenzen              ■■ Der Aufbau von überfachlichen Kompetenzen          ■■ Die Lernaufgaben sind bewusst so formuliert,
auf den fachlichen Wissenszuwachs bzw. die            wird von der Lehrperson als wichtiger Zielbereich        wird stark gewichtet und konsequent in die Konzep-    dass überfachliche Kompetenzen (z. B. Koope-
automatische Wissensreproduktion. Überfachli-         anerkannt. Lernaufgaben werden vermehrt unter            tion der Lernaufgaben einbezogen.                     rationsverhalten, Lernstrategien, etc.) gezielt in
che, prozessbezogene Kompetenzen sind keine           diesem Gesichtspunkt ausgewählt und ausdiffe-            ■■ Lernaufgaben werden – neben der fachlich-          den Arbeitsprozess und in die Prozessreflexion
relevanten Planungs- und Gestaltungskriterien für     renziert.                                                inhalt­lichen Ausrichtung – immer auch als Prozes-    einbezogen werden.
den Unterricht.                                       ■■ Es gibt Unterrichtssequenzen, in denen die För-       simpulse und -strukturen für überfachliches Lernen    ■■ Die überfachlichen Kompetenzziele werden
■■ Verbindungen von fachlicher und überfachlicher     derung der überfachlichen Kompetenzen bewusst            gesehen. Bei der Besprechung der Lernaufgaben         im Unterricht immer wieder thematisiert,
Kompetenzvermittlung werden nicht wahrgenom-          in den Vordergrund gerückt wird und Lernaufgaben         wird regelmässig auch der überfachliche Gesichts-     sie sind für die SuS – neben den fachlichen
men: weder gezielt herbeigeführt noch situativ        mit überfachlichem Fokus einesetzt werden.               punkt in die Reflexion einbezogen (Lern-, Arbeits-,   Kompetenz­zielen – als bedeutsamer Zielbereich
genutzt.                                                                                                       Kooperationsverhalten des SuS, Prozesserfahrungen     gegenwärtig. (Bei der Lösungsbesprechung
                                                                                                               usw.).                                                wird diese Ebene konsequent auch themati-
                                                                                                                                                                     siert!)

Kompetenzorientierter Unterricht – Qualitätsstufen, Aspekte und Indikatoren – 2. Kompetenzorientierte Lernaufgaben                                                                                                        15
3.
            Kompetenzorientierte Lernbegleitung

          Die Lehrperson nutzt die Möglichkeiten zur personalisier-
          ten Lernbegleitung. Die Schülerinnen und Schüler erhal-
          ten fachkompetente Hilfestellungen, die abgestimmt sind
          einerseits auf den individuellen Hilfebedarf der Lernenden
          (Hilfe zur Selbs­thilfe!), a
                                     ­ ndererseits auf die fachlichen
          Herausforderungen, die den jeweiligen Lernaufgaben und
          Lösungsansätzen z­ ugrunde liegen.

16        Kompetenzorientierter Unterricht – Dimension und Leitsatz
Negativstufe                                          Elementare                                            Fortgeschrittene                                       Excellence-Stufe
                                                        Entwicklungsstufe                                     Entwicklungsstufe

 3.1     Verfügbarkeit von Lernunterstützung
■■ In Phasen des selbstständigen Lernens und          ■■ Die Lehrpersonen sind darum bemüht, in Phasen     ■■ In Phasen des selbstständigen Lernens und            ■■ Der Einsatz von SuS als Lernhelferinnen
Arbeitens sind die Lernenden auf sich selber          des aktiven Arbeitens den Unterstützungsbedarf       Arbeitens sind Hilfestellungen und Impulse vorge-       und Lernhelfer ist ein fester Bestandteil des
gestellt. Es gibt keine systematischen, von den SuS   der einzelnen SuS zu erkennen und im Rahmen des      sehen, um die SuS bei auftretenden Schwierigkei-        Unterrichtskonzepts.
abrufbaren Hilfestellungen für auftretende Lern-      Möglichen darauf einzugehen.                         ten bzw. bei Situationen der Über- und Unterfor-        ■■ Neben der individuellen Unterstützung inner­
schwierigkeiten bzw. für Situationen der Über- oder   ■■ Die Form, wie die individuelle Unterstützung      derung zu unterstützen. Die Unterstützung erfolgt       halb der Klasse gibt es Unterstützungs- und
Unterforderung.                                       erfolgt bzw. von den SuS «abgerufen» werden          abgestimmt auf den aktuellen Unterstützungsbedarf       Förderangebote, die über die einzelne Klasse
■■ Als Lernhilfe für schwächere SuS gelten:           kann, erscheint wenig geplant, eher konzeptlos;      der SuS.                                                hinaus schulweit organisiert sind. Diese sind in
mehr Aufgaben desselben Typs lösen, mehr Zeit         Unterstützungsangebote werden von Situation zu       ■■ Es gibt transparente Regeln, wie die Hilfestellun-   der Schule so konzipiert und kommuniziert, dass
und mehr Gelegenheiten zum repetitiven Üben           Situation neu geklärt und entschieden.               gen bei Bedarf abgerufen werden können. Die SuS         sie von den SuS nicht als negative «Stigmatisie-
vorsehen.                                                                                                  kennen und nutzen diese Regeln.                         rung» gesehen werden.
                                                                                                                                                                   ■■ Die Schule achtet auf eine angemessene
                                                                                                                                                                   Qualifizierung der Lehrpersonen für eine kom-
                                                                                                                                                                   petente Lernbegleitung.

 3.2     Fachliche Fundiertheit der Lernunterstützung
■■ Den Lehrpersonen fehlt die notwendige Fach-        ■■ Die Lehrperson versucht – abgestützt auf ihr      ■■ Die Lehrperson verfügt über fundierte Fach-          ■■ Ein regelmässiger Austausch in Fachgrup-
lichkeit, um bei aktuellen Lernschwierigkeiten der    Fachwissen bezüglich der richtigen Lösung und der    kenntnisse, um adäquat auf den individuellen            pen zu beobachteten Lernschwierigkeiten
SuS eine hilfreiche Unterstützung anzubieten.         sinnvollen Lösungswege – zu erkennen, weshalb        Lernprozess der SuS zu reagieren und bei Bedarf         der SuS findet statt; z. B. als intervisorische
■■ Hilfestellungen beschränken sich auf allgemeine    die betreffenden SuS nicht weiterkommen bzw.         passende Hilfestellungen und Impulse anzubieten,        Besprechung von erfolgreichen und fallierten
Vorgehenshinweise, die von den SuS als wenig          überfordert sind.                                    die weiterhelfen.                                       Hilfestellungen.
hilfreich empfunden werden. In der konkreten          ■■ Eine oft praktizierte Form der Unterstützung      ■■ Die Lehrperson versteht den Anforderungsgehalt       ■■ Systematische Herausarbeitung der
Situation helfen sie oft nicht weiter, führen unter   besteht darin, dass der Lösungsweg oder ein Teil     (z. B. die inhärenten Schwierigkeiten, Stolpersteine,   «kritischen Brennpunkte des Lernens» in
Umständen zu Irritation und Verwirrung.               davon aufgezeigt wird, in der Hoffnung, dass die     Fallstricke etc.) der verwendeten Lernaufgaben.         Fachgruppen (entlang der Frage: Welches sind
                                                      SuS den gezeigten Lösungsweg verstehen und auf       Sie kann erkennen, weshalb es bei bestimmten            die fachinhärenten Herausforderungen und
                                                      künftige Situationen übertragen können.              Inhalten/Lernaufgaben zu Schwierig­keiten kommt         Schwierigkeiten, die beim Lernen im betref-
                                                                                                           und kann passende Hilfestellungen geben.                fenden Fachbereich/Kompetenzbereich zu
                                                                                                                                                                   bewältigen sind?).

Kompetenzorientierter Unterricht – Qualitätsstufen, Aspekte und Indikatoren – 3. Kompetenzorientierte Lernbegleitung                                                                                                  17
Negativstufe                                          Elementare                                            Fortgeschrittene                                     Excellence-Stufe
                                                             Entwicklungsstufe                                     Entwicklungsstufe

      3.3    Einblick in den Lernprozess/Einbezug der Prozesslogik
     ■■ Lehrperson kennen/verstehen die Prozess-           ■■ Die Lehrperson greift auf ihre Intuition und       ■■ Die Lehrperson versucht bei signalisierten        ■■ Lehrpersonen reflektieren regelmässig die
     schritte und die inhärenten Anforderungen nicht,      Erfahrung zurück, um für sich selber zu verstehen,    Schwierigkeiten gemeinsam mit den betreffenden       Wirksamkeit der Unterstützung und Hilfestel-
     die notwendig sind, um die gestellten Aufgaben zu     weshalb bestimmte SuS bei der Lösung einer            SuS die Gründe für die aktuellen Schwierigkeiten     lungen beim individuellen Lernprozess. Ziel:
     lösen bzw. um die Zielkompetenz aufzubauen. Die       Aufgabe nicht weiterkommen.                           herauszufinden. (Wo steht der Denkprozess/die        Sensibilisierung für Prozesswahrnehmungen
     «Lernperspektive» (wie verlaufen die Lern- und        ■■ Aufgrund der eigenen Schwierigkeitshypothese       Lösungsfindung an? Welche Denk- und Verhaltens-      und Prozessinterventionen.
     Arbeitsprozesse bei den einzelnen SuS?) erhält        bietet die Lehrperson Lösungshilfen und Erklärun-     muster sind blockierend?)                            ■■ Vonseiten der SuS wird regelmässig Feed-
     wenig Beachtung.                                      gen an, die von einem Teil der SuS als hilfreich      ■■ Die Lehrperson erkennt hilfreiche Interventio-    back eingeholt, um die Wirksamkeit von Hilfs-
     ■■ Interventionen und Hilfestellungen sind für das    empfunden werden.                                     nen. Sie gibt hilfreiche Impulse, die den SuS eine   und Unterstützungsmassnahmen bei auftreten-
     selbstständige Denken der SuS wenig förderlich: Es                                                          produktive Weiterarbeit ermöglichen (Fragen, Hin-    den Lernschwierigkeiten besser erkennen und
     gibt keine Impulse, um die eigene Denkleistung der                                                          weise, Anregungen, die zum vertieften Nachdenken     optimieren zu können.
     SuS anzuregen.                                                                                              anregen.).

      3.4    Gestaltung der Kommunikationssituation
     ■■ Die Kommunikation zwischen Lehrperson und          ■■ Die Kommunikation zwischen Lehrperson und          ■■ Die Kommunikation zwischen Lehrperson und         ■■ Dialoganlässe zwischen Lehrperson und
     den SuS hat einen deutlich kontrollierenden/          den SuS ist entspannt, sie ermöglicht grundsätzlich   SuS basiert auf einer respektvollen Grundhal-        SuS zum Lernfortschritt der einzelnen SuS und
     belehrenden Charakter und wirkt auf einen Teil der    eine offene, konstruktive Lernbegleitung.             tung gegenüber den SuS und deren (Lösungs-)          zum Umgang mit den Herausforderungen des
     SuS verängstigend, teilweise blockierend. «Vorma-     ■■ Fehler und Unzulänglichkeiten werden möglichst     Fähigkeiten. Bei aktuellen Lernproblemen steht die   Lernens (Lernschwierigkeiten u. a.) werden
     chen – nachmachen» (möglichst fehlerfrei!) ist die    sachbezogen und vorwurfsfrei angesprochen; sie        verständnisvolle und sachorientierte Lösungssuche    gezielt geschaffen und als Teil der individuellen
     dominante Lehr-Lern-Strategie.                        werden zum Anlass genommen, um gemeinsam mit          im Vordergrund (lösungsorientierte Grundhaltung).    Förderung in den Unterrichtsalltag einbezogen.
     ■■ Die typische Reaktion bei Schwierigkeiten im       den SuS nach Lösungen zu suchen.                      ■■ Es gelingt der Lehrperson, im Rahmen der          ■■ Die Schaffung der kommunikativen Voraus-
     Lernprozess besteht darin, dass nach Fehlern und                                                            Lernbegleitung auch kritische Punkte im Verhalten    setzungen für eine gute, produktive Lernbeglei-
     Unzulänglichkeiten gesucht wird, die dann den                                                               der SuS offen anzusprechen – unter Wahrung einer     tung ist ein spürbares Anliegen der Schule, das
     Lernen­den vorwurfsvoll vorgehalten werden. Sig-                                                            Grundhaltung der Wertschätzung und Anerken-          über die einzelne Klasse hinausgeht. Fragen
     nale der Ungeduld sowie fehlende Anerkennung für                                                            nung.                                                zur lernförderlichen Kommunikation werden im
     positive Resultate und Teilschritte sind erkennbar.                                                                                                              Kollegium regelmässig thematisiert (abgestützt
                                                                                                                                                                      auf entsprechende Evaluationsergebnisse).

      3.5    Förderung der Selbstständigkeit
     ■■ Das Ziel von Übungsphasen und selbstständigen      ■■ Im Unterricht gibt es immer wieder Anlässe,        ■■ Die Unterstützung der Selbststeuerung und         ■■ An der Schule wird Wert gelegt auf eine ge-
     Arbeitssequenzen liegt in der Übernahme und           die gezielt inszeniert bzw. genutzt werden, um die    Selbstständigkeit der SuS ist durchgehend ein        meinsam getragene Grundhaltung, welche die
     Anwendung der «richtigen» (vorgezeigten) Lösung.      Selbststeuerung und Selbstständigkeit der SuS zu      spürbares Anliegen der Lehrpersonen. Das eigene      Förderung der Selbstständigkeit stark gewich-
     Das selbständige Suchen von eigenständigen            fördern. Es werden auf Klassenebene vereinzelt        Lösungsstreben der SuS wird gezielt unterstützt –    tet. Die praktische Umsetzung dieses Anliegens
     Problemlösungen erhält kaum Unterstützung und         Situationen geschaffen, um selbstständiges Ent-       entsprechend dem Grundsatz «Hilfe zur Selbst­        wird auf Schulebene immer wieder thematisiert
     Anerkennung durch die Lehrperson. (Wird unter         scheidungsverhalten zu provozieren und zu fördern.    hilfe».                                              (z. B. im Rahmen der Teamweiterbildung oder
     Umständen verbal proklamiert, bleibt aber den         ■■ SuS werden ermuntert, bei Lernaufgaben eigene      ■■ Die Handlungs- und Entscheidungsspielräume        Teamsupervision).
     leistungsstarken SuS vorbehalten.)                    Lösungen zu suchen. Bei der Besprechung von Lö-       der SuS werden respektiert (auch wenn sie anders     ■■ Die SuS werden gezielt dazu befähigt, ihre
     ■■ Schüler fühlen sich wenig dazu ermuntert,          sungen und Lösungsschwierigkeiten wird bewusst        genutzt werden als spontan erwartet!). Die SuS       Handlungsspielräume bewusst wahrzunehmen,
     eigene Lösungen zu suchen. Interventionen der         gemacht, dass es eigentlich darum geht, selber die    werden immer wieder auf ihre Handlungsspielräu-      sie zu nutzen und auch auszubauen (z. B. durch
     Lehrpersonen wirken auf das selbstständige            richtige Lösung zu finden. (➔ Eine Zurückhaltung      me hingewiesen                                       regelmässige Thematisierung im Klassenrat).
     Denken und Handeln der Schülerinnen und Schüler       der Lehrperson bei unterstützenden Interventionen
     eher blockierend.                                     wird damit begründet.)

18   Kompetenzorientierter Unterricht – Qualitätsstufen, Aspekte und Indikatoren – 3. Kompetenzorientierte Lernbegleitung
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