Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
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D 7465 Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen Pflichtblatt der 68. Jahrgang Frankfurter Wertpapierbörse 15. Juli 2015 14-2015 Fritz Knapp Verlag ISSN 0341 4019 Foto: Rudolpho Duba_pixelio.de Sparkassen-Finanzgruppe Konstruktive Streitkultur 2015
Zeitschrift für das gesamte Gegründet von Dr. Walter Hofmann Fritz Knapp Dr. Volkmar Muthesius Kreditwesen Herausgegeben von Prof. Dr. Jörg-E. Cramer Prof. Dr. Andreas Dombret Hans-Michael Heitmüller Jürgen Hilse Pflichtblatt der Dr. Siegfried Jaschinski Frankfurter Wertpapierbörse Wolfgang Kirsch Klaus-Friedrich Otto Prof. Dr. Bernd Rudolph 68. Jahrgang Hans Wagener Heft 14 15. Juli 2015 Dr. Herbert Walter Rolf Gerlach Leitartikel Sparkassen, Landesbausparkassen, öffentliche Versicherer: gemeinsam neue Rahmenbedingungen meistern 703 Philipp Otto Ein Verbund sieht rot 680 Harald Vogelsang Die Zukunft der Filiale: nahe am Menschen 711 Roman Frank / Marco Sewald Gespräch des Tages Digitale Lösungen für Mittelstand und Kommunen 713 Heinz-Werner Schulte Bankenaufsicht: Raum zur Positionierung 682 (Wie gut) funktioniert im Baufinanzierungsgeschäft das Landesbanken: Söders Kompromiss – kein Vorbild · Cross-Selling? 716 Sparkassen: Erntedank 683 Notenbanken: Wieso negatives Eigenkapital unbedenklich ist Rechtsfragen: Pflichtprüfung und Bankenaufsicht 684 685 Börsen Deutsche Börse: Stoxx und Indexium · Bayerische Börse: neues Handelssystem · Euronext: Kooperationen in Asien · Interviews Deutsche Börse und Irish Stock Exchange · Epex Spot: Vorlaufzeit verkürzen 720 Georg Fahrenschon „Der Grad an Einigkeit der Sparkassen nimmt angesichts externer Herausforderungen sogar zu“ 688 Bilanzen Johannes-Jörg Riegler Sparkasse Paderborn-Detmold 723 „In vielen Bereichen fehlen uns nur noch die Sparkasse Bielefeld 724 letzten 10 bis 20 Prozent“ 693 Sparkasse Spree-Neiße 726 Artur Grzesiek „Abschlüsse im Internet sind auch ein Erfolg für die Mitarbeiter in den Filialen“ 706 Vermerkt Bankenchronik 686 Personalien 687 Aufsätze Kreditwesen-Weintipp 719 Zentralbanken 721 Gunter Dunkel Impressum 718 Zehn Jahre ohne Gewährträgerhaftung – Konsequenzen für den Sparkassensektor 698 Dieser Ausgabe liegt das Sachregister des Michael Ermrich ersten Halbjahres 2015 der ZfgK bei. Einlagenüberhang: Was tun? 700 Kreditwesen 14 / 2015 · S. 1 / 679
Leitartikel Ein Verbund sieht rot Die Freude war groß am 22. Januar 2015. Aber das ist nur eine der vielen Baustellen, die Der DSGV-Präsident, der hessische Sparkassen- den Verbund samt allen Verantwortlichen der- Präsident, zahlreiche Granden aus den Ver- zeit beschäftigen. Die Regulierung mit der bund- und Primärinstituten – sie alle waren Flut von abzugebenden und auszufüllenden nach Wiesbaden geeilt, um gemeinsam Meldungen bündelt wahrlich alle Kräfte. mit der Naspa deren 175. Geburtstag Hier brauchen die Primären jede Hilfe, die sie würdig zu feiern. Doch das war eigentlich nur bekommen können von Verbänden und nur die Nebensache. Viel wichtiger für von Verbunddienstleistern wie beispielsweise die Sparkassen war: der Farbwechsel. der S-Rating. Dann nimmt der Wettbewerb Mit dem Abschied von den Nassauer sicherlich nicht ab, wobei eine Nabelschau Farben Blau-Orange und der Einführung allein auf die Kreditwirtschaft ausgesprochen von HKS 13, dem traditionellen Sparkas- riskant sein kann, denn auch wenn die vielen sen-Rot war S-Deutschland nun vereint Start-ups und Fintechs aus der Technologie- Philipp Otto – zumindest farblich. Darum wurde lang oder Telekommunikationsbranche nur in den und viel gerungen, vor allem die ehemaligen seltensten Fällen anstreben, eine Vollbank Freien Sparkassen wie Haspa, Fraspa und Naspa zu werden und damit die altehrwürdigen auf Marken-Linie zu bringen, war nicht leicht. Sparkassen zu ersetzen, so wollen sie doch Immerhin schon seit 1972 ist Rot die einheitli- die Verbindung zu den Kunden in bestimmten che Geschäftsfarbe aller öffentlich-rechtlichen Produktkategorien, beispielsweise im Zah- Sparkassen, seit 2007 sogar geschützt als lungsverkehr, aber auch im Kreditgeschäft. Markenzeichen beim Patent- und Markenamt. Hier entsprechende Antworten zu finden ist Die Farbenlehre in der deutschen Kreditwirt- aufwendig, kostet Investitionen und darf auch schaft war damit für viele Jahre geklärt: Blau nicht zu lange dauern, sonst ist der Zug abge- für die Deutsche Bank, Gelb für Commerzbank, fahren. Grün für die ehemalige Dresdner Bank, Rot für die Sparkassen. Nicht zu vergessen die Niedrigzinsphase, bei der Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret Sich seine Farben schützen zu lassen, ist gar und BaFin-Präsident Felix Hufeld unisono da- nicht so ungewöhnlich, beim Deutschen Pa- von ausgehen, dass sie noch viele Jahre anhal- tent- und Markenamt sind rund 100 Farbmar- ten wird. Das zehrt an den Erträgen. Einbußen ken registriert. Beispielsweise Pantone 368 für von bis zu fünfzehn Prozent in den kommen- die Dresdner Bank, RAL 1021 für den ADAC, den Jahren hat der DSGV-Präsident Georg RAL 4010 für die Deutsche Telekom oder das Fahrenschon ausgemacht. Aber derzeit geht es „Nivea-Blau“ Pantone 280 für Beiersdorf – der überwiegenden Mehrzahl der 416 Institute und natürlich das Sparkassen-Rot. Doch die im wahrsten Sinne des Wortes blendend. Die Freude der öffentlich-rechtlichen Kredit Einnahmen sind stabil, Kreditrisikovorsorgen institute könnte nur kurz währen. Denn der kein Thema, Wertpapiervorsorgen sorgen meist Deutschland-Ableger der spanischen Groß- sogar für höhere Ergebnisse als vor Bewertung, bank Santander als Konkurrent macht ihnen Kundeneinlagen und Kundenkredite wachsen seit Jahren den Farbton streitig. Nach einem – was soll da der ganze Stress? Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs ging der Streit in die nächste Runde – vor Aber blendend dazustehen ist die eine Sache, das Bundespatentgericht. Und dieses hat wie- sich blenden zu lassen die andere. Die Gefahr derum gegen die Sparkassen entschieden, ist groß, erst recht, da die zu erwartenden die nun vor dem Bundesgerichtshof versuchen Einbußen auf der Ertragsseite schleichend und müssen, das Sparkassen-Rot als Alleinstel- nicht mit einem lauten Knall kommen werden. lungsmerkmal zu verteidigen – Ausgang un Genau das hemmt nämlich die Bereitschaft gewiss. Auch wenn es schon merkwürdig wäre, der Institute, heute schon, in einer Phase, in wenn unter dem roten S plötzlich Santander der es ihnen noch gut geht, härtere Einschnit- stehen würde. te vorzunehmen. Und da verhallen auch 680 / S. 2 · 14 / 2015 Kreditwesen
ppelle von Bankaufsehern oder DSGV- A fraglich. Aber Unruhe bei den Wettbewerbern Verantwortlichen „Aussitzen gilt nicht!“ schnell kann per se nicht schaden. mal ungehört in den Regionen und Provinzen. Natürlich können die allermeisten Sparkassen Wenn, ja wenn nicht die Unruhe im eigenen eine Zeitspanne von drei bis fünf, manche Lager noch stärker ist. Für viel Kopfschütteln sogar noch mehr Jahre mühelos von den Re- und damit auch Schaden in der öffentlichen serven zehrend überstehen, um dann mit wie- Wahrnehmung hat der Streit um die Ausge- der anziehenden Zinsen und Einnahmen her- staltung der künftigen Sicherungseinrichtung vorzukommen und zu schauen, wer von den gesorgt. Es hat viel Schweiß gekostet, bis Fah- anderen auch noch überlebt hat. Allerdings renschon verkünden konnte: „Die Kunden der ist eben dieses Abwarten höchst gefähr- deutschen Sparkassen, Landesbanken und lich. Nicht nur weil der Verbrauch von Landesbausparkassen können auch nach Reserven natürlich per se die Risikoan- Inkrafttreten des Einlagensicherungs fälligkeit erhöht, sondern weil dadurch gesetzes am 3. Juli auf eine umfassende auch mitunter der Anschluss verloren Sicherung vertrauen.“ Es war immens zu gehen droht. Beispielsweise in Sachen wichtig, dass die Sparkassen-Finanzgrup- Digitalisierung und Multi- pe mit ihrem bestehenden kanal – Themen, die für Institutssicherungssystem Verbünde mit unabhän- die entsprechenden Vor- gigen und selbstbewuss- aussetzungen der neuen ten Ortsbanken natürlich europäischen Einlagen tendenziell schwieriger sicherungsarchitektur anzugehen sind als für erfüllt. Der Weg dahin große Konzerne. Über war steinig und nicht welchen Weg will der etwa, weil von außen Kunde von morgen mit Steine in den Weg gelegt seiner Bank zusammen- wurden. Das Ausscheren arbeiten und wofür der Verbände ohne Lan- braucht er überhaupt desbanken war der Sache noch eine Bank? Das sind die sicherlich nicht dienlich, denn Kernfragen. Da bauen die beiden Verbund- auch in Brüssel wird die Uneinigkeit sehr wohl gruppen der Sparkassen und Kreditgenossen aufgefallen sein. noch sehr stark auf die Präsenz vor Ort. Verbund funktioniert nur als Gemeinschaft. Wettbewerber sind radikaler: Die Hypovereins- Und Gemeinschaften funktionieren nur nach bank hat 42 Prozent all ihrer Filialen geschlos- Regeln. Eigeninteressen sind selbstverständlich sen, sich aus dem Massenmarkt damit weitest- legitim und auch verständlich, fühlt man sich gehend zurückgezogen und will sich künftig doch meist dem direkten Umfeld oder den als digital orientierte Multikanalbank vor allem direkt unterstellten Instituten verantwortlich. um die beratungsintensive Klientel kümmern. Aber sie schaden auch immer der Gemein- Die Commerzbank wird rund die Hälfte der schaft und damit dem großen Ganzen. In die- derzeit noch mehr als 200 Produkte einstamp- ser Zufriedenheit mit dem Erreichten, aber fen. Die Deutsche Bank verabschiedet sich auch der Sorge vor dem, was kommen mag, nicht nur von gut 200 Filialen, sondern von braucht es nun handelnde Personen, die sich der Postbank noch gleich mit und will diese der Bedeutung der Gemeinschaft bewusst über einen Börsengang wieder in die Freiheit sind, und fähig und willens sind, zu deren entlassen. Ist das nun gut oder schlecht für Schutz auch mal mit der Hand auf den Tisch den Platzhirsch? Klar, Kunden sind träge und zu hauen. Das gilt für den DSGV-Präsidenten seine Bankbeziehung wechselt man nicht allzu in erster Linie, aber auch für die Regionalprä schnell und allzu oft. Wie viele unglückliche sidenten oder den Bundesobmann und die Commerzbank-, Postbank- oder Hypovereins- Landesobleute. Denn eines hat die S-Finanz- bank-Kunden nun tatsächlich den Weg in die gruppe immer ausgezeichnet: das Zusammen- noch roten Filialen oder die Sparkassen-App stehen in Zeiten widriger äußerer Umstände. oder das S-Internet finden werden – auch die Sollte das verloren gehen, ist es letztlich egal, Sparkassen können Multikanal –, ist somit ob Santander künftig Rot zeigen darf. Kreditwesen 14 / 2015 · S. 3 / 681
Gespräch des Tages Bankenaufsicht Mit Blick auf das anhaltende Niedrigzinsniveau richtet sich seine zweite Botschaft nur an Externe. Angefangen von der Kreditwirtschaft mit ihrem Raum zur Positionierung Nachholbedarf an nachhaltigen Provisionsgeschäf- ten bis hin zu den Gefahren für die Bausparkassen Gelegentlich versprechen lange im Voraus termi- und die Versicherungen gehört es zweifellos zu den nierte öffentliche Auftritte von Spitzenpersonal Aufgaben der BaFin, den Blick der Finanzbranche angesichts aktueller Ereignisse eine ganz besonde- für ein Zinsszenario zu schärfen, das keine Trend- re Spannung. Als Felix Hufeld Ende Juni 2015 dem wende erkennen lässt. Wenn die Aufseher besorgt Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjour- die Ertragsentwicklung der hiesigen Banken be- nalisten (ICFW) zum ersten Mal als amtierender trachten, wird das freilich von den Instituten BaFin-Präsident Rede und Antwort stand, hatten regelmäßig als Einmischung beziehungsweise ver- die Kapitalmärkte just an diesem Tag die Ankündi- kappte Strukturpolitik gebrandmarkt. Hufeld weiß gung der Volks abstimmung in Griechenland zu sehr wohl um diese Gratwanderung, lässt sich aber verkraften. Schon in den Tagen zuvor hatten die von dem Misstrauen der Betroffenen nicht schre- Medien dankbar die Rolle der BaFin bei der jüngs- cken. Im Gegenteil: Auch bei der Bedrohung der ten Vorstandsrochade der Deutschen Bank sowie etablierten Banken durch die sogenannten Fin- der Genehmigung des Haftungsverbundes der techs verspricht er ersteren keinen Schutzmantel Sparkassenorganisation aufgegriffen. Hufeld meis- und sympathisiert offen damit, die Aktivitäten der terte alle drei kommunikativen Klippen betont un- Newcomer zwar zu beobachten, aber unterhalb aufgeregt. Mit Blick auf die Deutsche Bank zeigte unkritischer Schwellenwerte hinsichtlich der Ge- er sich als Anhänger der hierzulande praktizierten schäfts- und/oder Kundenvolumina zu tolerieren. Missstandsaufsicht, die letztlich auch bei den Spit- zenpersonalien zu einem nicht mehr weiter zu Mit seinem dritten Anliegen, nämlich einer Stär- kommentierenden Ergebnis geführt habe. kung des Risikomanagements in der zweiten Säule, dürfte der BaFin-Präsident eher den Nerv der Hinsichtlich des S-Haftungsverbunds bestätigte er deutschen Banken treffen. Denn eine Sensibilität die Genehmigung seines Hauses für die Be bei Abweichungen von Risikoparametern der zwei- schlusslage nach dem zustimmenden Votum der ten von den harten Standards der ersten Säule be- westfälisch-lippischen Sparkassen, wobei die viel deutet der Tendenz nach eine Infragestellung einer diskutierten Nebenabreden offensichtlich als allzu starken Modellgläubigkeit und damit eine unschädlich eingestuft wurden. Und in Sachen Aufwertung der qualitativen Aufsicht. Das ist eine Griechenland verwies er schon ohne das Wissen Ausrichtung wie sie von der hiesigen Kreditwirt- um das Ergebnis der Volksabstimmung vor allem schaft gefordert wird. Quantitative Meldeanforde- auf die ganz praktischen Probleme zur Aufrechter- rungen der europäischen Instanzen abzubiegen haltung eines funktionierenden Zahlungsverkehrs. dürfte der BaFin gleichwohl kaum gelingen. Aber vielleicht lässt sie sich in Arbeitsteilung mit den Sein ICFW-Eingangsstatement nutzte der BaFin- EZB-Zahlen als qualitativ arbeitende Instanz etab- Präsident jenseits dieses aktuellen Tagesgesche- lieren. hens zu einer Positionierung seines Hauses in fünf Themenfeldern. Seine wohl stärkste Botschaft be- Bereits konkrete Auswirkungen hatte zumindest zieht sich auf die neue Rolle seines Hauses unter auf nationaler Ebene das als vierter Punkt formu- dem Aufsichtsregime der EZB. Beruhte die Autori- lierte Ansinnen einer Stärkung der makropruden- tät der BaFin in früheren Zeiten auf einer unmit- ziellen Aufsicht. Inzwischen hat der Ausschuss für telbaren exekutiven Anordnungsbefugnis, so muss Finanzstabilität (AfF) eine Empfehlung an die Bun- er nun im schlimmsten Falle ein ständiges Kompe- desregierung zur Schaffung sogenannter „nationa- tenzgerangel mit der EZB um Aufgabenbereiche ler makroprudenzieller Instrumente für den Wohn und Zuständigkeiten befürchten. Um diesem Kon- immobilienmarkt“ beschlossen. Konkret regt der flikt von vornherein aus dem Weg zu gehen und AfF an, die BaFin durch die Schaffung der entspre- seinem Haus eine taktisch kluge Einflussnahme zu chenden Rechtsgrundlagen bei Bedarf zu ermäch- sichern, will er es durch eine sachlich hoch qualifi- tigen, für die Kreditfinanzierung von Wohnimmo- zierte Arbeit unverzichtbar machen. Es geht da bilien – unter anderem die Höhe des mindestens rum, partiell Macht durch Einflussnahme zu erset- einzubringenden Eigenkapitals oder eine Mindest- zen, so hat er griffig formuliert und damit einen tilgung – einzuführen. Weiterhin auf der Agenda wichtigen Punkt des Selbstverständnisses ange- seines Hauses sieht der BaFin-Präsident Ver sprochen. Dass die Arbeit seiner Mannschaft nur haltensregeln im Verbraucherschutz. Bei diesem anders wird und nicht an Relevanz und Wert ver- fünften Aspekt bleibt er noch vergleichsweise all- liert, wird gleichwohl nicht leicht zu vermitteln gemein und plädiert für eine differenzierte Be- sein – nach außen nicht und vielleicht noch weni- trachtung unter Berücksichtigung sozialpolitischer ger nach innen. Gesichtspunkte. 682 / S. 4 · 14 / 2015 Kreditwesen
Landesbanken vollständige Rückzahlung durch die Garantin be- stehen. Aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor soll es inzwischen schon Wetten geben, die auf eine Söders Kompromiss: Rückzahlung von 90 Prozent der Forderungen set- kein Vorbild zen. Bayerns Finanzminister Markus Söder ist ein Mann Beim Söder-Kompromiss bleibt ein leicht fader klarer und oftmals polarisierender Worte und er Beigeschmack, denn der Finanzminister hat bisher ist häufig stur in der Sache. Da überrascht es so hart auf die vollständige Bedienung gedrängt. schon ein wenig, wie flexibel er sich jetzt bei der Aber vielleicht hat Markus Söder noch einen Lösung der heftigen Auseinandersetzung mit der Trumpf in der Hand. Da die Unterstützung der Republik Österreich um die Rückzahlung der For- Hypo Alpe durch die Republik Österreich ein Teil derungen der Bayerischen Landesbank zeigte. Seit des EU-Beihilfeverfahrens war und damit bei der Jahren überziehen sich der Freistaat Bayern/die Bemessung der Kompensationszahlungen einbezo- Bayern-LB und die Republik Österreich gegensei- gen wurde, könnte die jetzt erfolgende „geringere“ tig mit Klagen. Den Streitwert bezifferte Söder Unterstützung zu einer Erleichterung bei den rest- auf rund 16 Milliarden Euro. Das kostet viel Geld, lichen Auflagen führen. Es kann aber auch sein, erfreut Anwaltskanzleien und bindet Manage- dass Söder und die Bank-Verantwortlichen einfach ment-Kapazitäten. Davon hatte Söder jetzt wohl keine Lust mehr haben, sich mit der EU-Kommis die Nase voll. sion auseinanderzusetzen. Im Rahmen einer Grundsatzvereinbarung garan- tiert die Republik Österreich, mindestens 1,23 Mil- liarden Euro nach Bayern zu überweisen. Dass dies Sparkassen deutlich weniger als die von Söder immer wieder avisierten gut 2,4 Milliarden Euro sind, sorgt im Freistaat für Kopfschütteln und heftige Diskussio- Erntedank nen. Sollte es aus der weiteren Abwicklung der Heta Asset Resolution, in der die Forderungen der Die Bemühungen der Verantwortlichen der Tau- Landesbank gegenüber ihrer ehemaligen Tochter nus-Sparkasse in den vergangenen Jahren zahlen Hypo Alpe Group stecken, mehr Geld für die Bank sich aus. Der amtierende Vorstandsvorsitzende Oli- geben, erhält Österreich den überschießenden Be- ver Klink, seit 1. Juli 2012 im Amt, konnte sich über trag zurück. Die Kontrahenten sollen dafür alle ein „insgesamt gutes Ergebnis“ 2014 freuen. Der laufenden Rechtsstreitigkeiten beenden und die Wachstumskurs sei fortgesetzt worden und die Bank soll an der Abwicklung der Heta als normaler Entwicklung sei solide und nachhaltig. Die Bilanz- Gläubiger teilnehmen. summe stieg in der Amtszeit Klinks von 4,142 Mil- liarden Euro im Jahre 2012 auf 4,435 Milliarden Für die Bayern-LB ist dies ein durchaus wichtiger Euro. Befreiungsschlag. Sie hat damit, abgesehen von der restlichen Kapitalrückzahlung an den Freistaat Dabei wurde vor allem das Kundengeschäft ausge- in Höhe von 2,3 Milliarden Euro, alle EU-Auflagen baut: Die ausgereichten Kredite legten von 3,135 erfüllt. Die Ergebnisrechnung, auch wenn das letz- Milliarden Euro auf 3,377 Milliarden zu, dabei stieg te Buchhalterwort noch nicht gesprochen ist, dürf- der Anteil der Immobilienbesicherten Darlehen te durch den Vergleich nicht belastet werden, da spürbar und macht inzwischen 56 Prozent der ge- die Kompromisszahlung ungefähr dem Betrag ent- samten Ausleihungen aus. „Es gibt wenige Klum- spricht, auf den die Bank ihre Forderungen abge- penrisiken, mit denen ich mich so wohl fühle wie schrieben hat. mit Immobilienkrediten,“ sagte Klink dazu. Im Ge- genzug konnten auch die Einlagen trotz der anhal- Die Vereinbarung taugt aber sicherlich nicht als tenden Niedrigzinsphase gesteigert werden, von Vorbild für die anderen Gläubiger aus dem Ban- 2,956 Milliarden Euro 2012 auf 3,228 Milliarden ken- oder Versicherungslager. Während die Bayeri- Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. sche Landesbank bilaterale und direkte Forderun- gen gegenüber der Heta, als Rechtsnachfolger der Die Forcierung im Kreditgeschäft hat zur Folge, Hypo Alpe Group, hat, handelt es sich bei den dass die Taunus-Sparkasse trotz der guten Einla- meisten anderen Ansprüchen um Verbindlichkeiten genentwicklung die Refinanzierungsbasis durch – häufig in der Form von Anleihen – die vom Bun- den Ausbau des Pfandbriefgeschäfts verbreitern desland Kärnten garantiert sind. Entsprechend muss. So kann zudem das Zinsänderungsrisiko ein werden sich die Vorstände der betroffenen und wenig abgemildert werden, da langlaufende Kre meist klagenden Häuser nicht mit dem Haircut von dite nun ein bisschen mehr durch langlaufende rund 45 Prozent zufriedengeben, sondern auf die Emissionen refinanziert werden können, anstatt Kreditwesen 14 / 2015 · S. 5 / 683
Gespräch des Tages nur oder überwiegend durch täglich fällige Einla- gen. Notenbanken Der Ausbau der pfandbriefgestützten Refinanzie- Wieso negatives Eigenkapital rung ist allerdings auch notwendig, denn 2014 war noch etwas knapp auf Kante genäht. Auslei- unbedenklich ist hungen von 3,377 Milliarden Euro standen Einla- In Anbetracht des möglichen Ausscheidens Grie- gen und Pfandbriefe in gleicher Höhe gegenüber, chenlands aus der Eurozone und den damit unwei- was andersherum mit Blick auf die mangelnden gerlich einhergehenden Verwerfungen auf den Renditen an den Anlagemärkten natürlich positiv europäischen Geld- und Kapitalmärkten stellt sich für die Ergebnisentwicklung ist. die Frage nach der hinreichenden Eigenkapitalaus- stattung der Europäischen Zentralbank. Das ein Der Zinsüberschuss legte im abgelaufenen Ge- gezahlte Kapital der EZB, welches von den 19 nati- schäftsjahr dann auch um 4,9 Prozent auf 106,2 onalen Zentralbanken der Mitgliedsstaaten der Millionen Euro zu und auch der Provisionsüber- Eurozone stammt, belief sich Anfang 2015 auf 7,6 schuss wuchs leicht um ein Prozent auf 31,7 Milli- Milliarden Euro. Davon entfielen knapp 2,0 Milliar- onen Euro. In erster Linie tarifbedingt stieg auch den Euro auf die Bundesbank; lediglich 220 Millio- der Aufwand um 2,7 Prozent auf 82,7 Millionen nen Euro hingegen auf die Bank of Greece. Nach Euro, obwohl auf der Sachkostenseite gegenge- dem jetzigen Stand der Dinge ist kaum davon aus- steuert wurde. So wurde unter anderem die Fir- zugehen, dass das Eigenkapital der EZB durch die menwagenregelung verändert, sprich der Fuhrpark aktuellen Geschehnisse über Gebühr strapaziert wurde verkleinert und es wurden nur noch kleinere werden wird. Dennoch mehren sich Stimmen, die Fahrzeuge als Dienstwagen zugelassen. Hierbei sei zu bedenken geben, dass die EZB im Falle eines ne- der Vorstand mit gutem Beispiel vorangegangen, gativen Eigenkapitals ihre Handlungsfähigkeit, das betonte Klink. So konnten die Belastungen aus heißt die Fähigkeit ihre geldpolitischen Beschlüsse Dienstwagen auf 60 Prozent der ursprünglichen umzusetzen und ihren geldpolitischen Auftrag zu Kosten gedrückt werden. erfüllen, verlöre. Und müsste eine Zentralbank, so sie negatives Eigenkapital ausweist, nicht Mit Blick auf aktuelle Fragen betonte Klink, er sei schnellstmöglich rekapitalisiert werden? ein großer Anhänger des Regionalprinzips und sehe im verstärkten Wettbewerb von Sparkassen Nun ist die EZB nicht mit einer Geschäftsbank ver- untereinander Gefahren. Er muss wissen, wovon er gleichbar. Sie ist an keine Eigenkapitalquote ge- spricht, denn im Geschäftsgebiet Rhein-Main bunden. Auch kann sie ex definitione nicht illiqui- konkurrieren mit der Fraspa, der Naspa und der de werden, da sie die benötigte Liquidität aufgrund Taunus-Sparkasse drei Institute um die gleichen ihres Monopols einer autonomen Geldschöpfungs- Kunden. Hinsichtlich einer Abschaffung der Ge- möglichkeit stets selbst herzustellen vermag. Ein mengelagen hat er offensichtlich resigniert. Zu- Liquiditätsengpass in eigener Währung ist somit dem: Die von Ökonomen geforderte und von ausgeschlossen. Eine Zentralbank kann Forderun- deutschen Notenbankern vehement abgelehnte gen in eigener Währung immer nachkommen. Abschaffung von Bargeld würde den Sparkassen Negatives Eigenkapital spielt auch aufgrund der zwar einen Wettbewerbsvorteil nehmen, so Klink, Finanzierungsstruktur einer Zentralbank eine un- aber das Geschäftsmodell sei mehr als Bargeld. tergeordnete Rolle. So besteht das Fremdkapital Dann: Der Datenhunger der Europäischen Zentral- einer Zentralbank in der Regel aus den emittierten bank sowie anderer Institutionen sei zwar lästig, Banknoten sowie den Sichtguthaben der Ge- aber die Banken würden immer gläserner, was es schäftsbanken. Auf diese Verbindlichkeiten, deren aber auch dem Vorstand einfacher mache, die Bank Volumen und Laufzeit die Zentralbank selbst be- zu führen. stimmt, erfolgen keine Zinszahlungen. Da es sich bei Banknoten und Sichtguthaben um gesetzliche Und schließlich verbundpolitisch: Die Einigung bei Zahlungsmittel handelt, kann der entsprechende der Sicherungseinrichtung sei zum Wohle der Gegenwert nicht in Form anderer Vermögenswerte Sparkassen und es sei zumindest fraglich, ob es eingefordert werden. Zur Abgeltung der Ansprüche dauerhaft so viele Landesbauspar kassen, öffent tauschte die Zentralbank eine Banknote gegen liche Versicherer und Landesbanken geben müsse. eine andere; dies jedoch unabhängig davon, ob sie Klare Worte, gute Ergebnisse, das gilt es fortzu positives oder negatives Eigenkapital aufweist. setzen, auch unter schwierigeren Bedingungen. Heißt es doch im Lagebericht: „Insgesamt geht Zentralbanken erwirtschaften zudem langfristig ei- die Taunus-Sparkasse von leicht sinkenden zins- nen aus der Geldschöpfung resultierenden Gewinn, und wettbewerbsinduzierten Margen im Kunden- die sogenannte Seigniorage. Diese entsteht dadurch, geschäft aus. Gut, wenn man da schon etwas vor- dass die Finanzierung der Aktiva einer Zentralbank gesorgt hat.“ aufgrund ihres Geldschöpfungsmonopols (im Ge- 684 / S. 6 · 14 / 2015 Kreditwesen
gensatz zu Geschäftsbanken) de facto kostenlos ge- vollumfänglich zu eigen“) ist es in der Praxis ein schieht. So erzielt die EZB allein anhand der Einla- kaum wieder gutzumachender Fehler, mit unzurei- gefazilität von gegenwärtig minus 0,20 Prozent so- chender Kompetenz in die Prüfungsgespräche zu wie der Tatsache, dass die Produktion der Banknoten gehen – gegebenenfalls ist die Hinzuziehung eines und die Gewährleistung des Zahlungsverkehrs nur Sachverständigen oder Fachanwaltes geboten. Ab einen zu vernachlässigenden Teil des Nennwerts Prüfungsbeginn sind häufig bankaufsichtsrecht ausmachen, einen strukturellen Gewinn. Anhand liche Maßnahmen vorprogrammiert, die nicht sel- dieses vermögen Zentralbanken ihr Eigenkapital ten mit organisatorischen Verfügungen oder „Auf- nach Verlusten sukzessive wieder aufzubauen. sichtsgesprächen“ beginnen, aber mit Amtsverlust und Kündigung enden können. Bei den Prüfungs- Auf die Steuerzahler kämen im Falle einer Rekapita- schlusssitzungen besteht letztmalig die Mög lisierung immense Kosten zu. Eine Kapitalerhöhung lichkeit, Prüfern die Ansicht der Bankorgane auf der EZB erfolgte durch eine Thesaurierung der er- Augenhöhe entgegenzuhalten. Grundsätzlich gilt wirtschafteten Gewinne der jeweiligen nationalen das für alle wesentlichen Organsitzungen. Sobald Zentralbanken. Dies jedoch schmälerte deren Ge- Verfügungen der BaFin zum Beispiel wegen §§ 25a, winnausschüttung. Im Jahre 2014 waren es immer- 36, 44, 46 KWG, §§ 31 ff., 34d IV WpHG eingehen, hin noch 3 Milliarden Euro, die aus den Bundes- ist es fast zu spät. Dabei geht es nicht um das Initi- bankgewinnen in den Bundeshaushalt flossen. Obi- ieren von Rechtsstreitigkeiten mit Prüfungsinstitu- ge technische Details sollten dennoch nicht darüber tion oder Aufsicht, sondern um vorausschauende hinwegtäuschen, dass ein anhaltender Zustand ne- Prophylaxe. Dafür sind die Bankorgane als Betrof- gativen Eigenkapitals für eine Zentralbank durchaus fene nur in den seltensten Fällen geeignet. Oft problematisch ist. Es gefährdet ihre Glaubwürdig- fehlt es an einer fundierten Entgegnung auf Prü- keit – und damit letztlich auch ihre Unabhängigkeit. fungsaussagen. Prof. Dr. Leef H. Dierks, Professur für Internationale Kapitalmärkte, FH Lübeck Bei sachlicher, aber konsequenter Arbeit sind – bei Unvermeidbarkeit späterer gerichtlicher Auseinan- dersetzungen – überzeugende Erfolge möglich. So zum Beispiel: die rechtskräftige Feststellung, dass Rechtsfragen ein Prüfungsbericht keine ausreichende Grundlage für Entscheidungen der BaFin ist (VG Berlin, Urteil vom 18. September 2001 – 25 A 16.99)*); das Ge- Pflichtprüfung und bot, vor anderen bankaufsichtlichen Maßnahmen Bankenaufsicht zunächst als milderes Mittel „Hinweise oder Beleh- rungen“ auszusprechen (BVerwG, Beschl. vom Genossenschaftsverbände und die Prüfungsstellen 6. November 2006 – 6 B 82.06) sowie OLG Frank- der Sparkassen betrachten sich seit langem als furt am Main, Beschluss vom 13. Juli 2006 – 1 U Unterbau der Bankenaufsicht (BA). Entsprechend 239/05: „Die Pflichtverletzung durch den zu Lasten verhalten sie sich gegenüber den Organen der Kre- des Klägers rechtswidrigen Verwaltungsakt lässt ditinstitute. Aufgrund durchgängiger Berichter- hier wie regelmäßig auf ein objektiv verstandenes stattung an die BaFin können selbst kleinere Verschulden der handelnden Bediensteten schlie- Managementfehler zu harten Konsequenzen der ßen, die die nötigen Fach- und Rechtskenntnisse BA für die Vorstände führen. Insbesondere handelt haben mussten.“ Verweigert die BaFin Aktenein- es sich um „Unterlassungssünden“ bezüglich §§ 18, sicht, hat sie eine behauptete „Gefährdungslage … 25a KWG sowie angeblich vernachlässigte „Prü- in einer nachvollziehbaren begründeten, durch fungsverfolgung“. Als problematisch für Vorstände, konkrete Fakten untermauerten Prognose darzule- Aufsichts- und Verwaltungsräte gilt der weitrei- gen“ (Leitsatz Hessischer Verwaltungsgerichtshof, chende Ermessensspielraum der BA, versehen mit Beschluss vom 2. März 2010 – 6 A 1684/08). kaum eingeschränkten Eingriffsmöglichkeiten in den Bankbetrieb, aber auch in die b erufliche Ent- Die enge Verzahnung der gesetzlichen Prüfung mit wicklung der Geschäftsleiter. Diese praktischen der BA erfordert eine fachliche Begleitung der Vor- Probleme genossenschaftlicher und kommunaler stände und Aufsichtsorgane bei allen wesentlichen Bankvorstände im Umgang mit der BA waren The- Prüfungsfeststellungen, Entscheidungsgängen der ma eines Seminars, das das Deutsche Anwaltsins Bankorgane und jeder formellen und informellen titut e. V. (DAI) den Fachanwälten für Bank- und bankaufsichtlichen Maßnahme. Kapitalmarktrecht bot. Die Suche nach Lösungen Heinz Bauer, wissenschaftl. Mitarbeiter am IGB, und Rechtsschutz brachten viele Anregungen für Siegen und Dr. Udo Brinkmöller, RA und Fachan- einen intensiveren Dialog mit der Kreditwirtschaft. walt für Bank- und Kapitalmarktrecht, Düsseldorf Da die Bankenaufsicht die Auffassung der Prüfer *) Siehe „Bank intern“, Kommentierung in Beilage zur Aus- in der Regel komplett übernimmt („mache ich mir gabe Nr. 6/2002 vom 4. Februar 2002. Kreditwesen 14 / 2015 · S. 7 / 685
Bankenchronik In der Sparkassenorganisation soll zukünf- ern an Österreich erfolgen. Im Herbst soll tig die Gruppe Deutscher Sparkassenver- 23. Juni 2015 das österreichische Parlament eine ge lag (DSV) als Kompetenzcenter Payment setzliche Grundlage für diese Einigung fungieren – in Zusammenarbeit mit dem bis verabschieden (siehe auch Gespräch des Deutschen Sparkassen- und Giroverband 9. Juli 2015 Tages). (DSGV). In der DSV-Gruppe selbst sollen Tätigkeiten mit Bezug zu Zahlungs Die pbb Deutsche Pfandbriefbank hat im verkehrsanwendungen für Privatkunden verbliebenen gewerblichen Immobilien Juli ihren Börsengang gestartet. Ihre Akti- zusammengeführt werden. Dafür hat das finanzierungskredite der Commerzbank in en werden Investoren seit dem 8. Juli ange- Unternehmen die Tochtergesellschaft Höhe von 17,5 Milliarden Euro aus. boten. In Deutschland und Luxemburg DSV-Payment GmbH gegründet (siehe erfolgt das Angebot zur Zeichnung der Ak- auch Personalien). Zu Jahresbeginn 2015 Die VB-Leasing International Holding tien öffentlich, in anderen Ländern – unter hat sich der DSV bereits zu 80 Prozent am GmbH (VBLI), ein Joint Venture der VR- anderem den USA – im Rahmen von Privat- Kieler Payment Service Provider Payone Leasing Aktiengesellschaft und der Öster platzierungen. 75,1 Prozent des Aktien beteiligt, im Verlauf des ersten Halbjahres reichische Volksbanken-AG (ÖVAG), hat den kapitals sollen veräußert werden zuzüglich hat er 100 Prozent der Aktien des Zah- Vertrag zum Verkauf ihrer Gesellschaft in einer Mehrzuteilungsoption von etwa lungslogistikers Girosolution AG, Meers- der Slowakei unterzeichnet. Käuferin ist die 4,9 Prozent des Aktienkapitals. Die Bundes- burg, übernommen. ČSOB Leasing, eine Tochter der belgischen republik Deutschland wird über den Fi- KBC Group. Die VB Leasing Slowakei hat nanzmarktstabilisierungsfonds und die HRE Die Fondsgesellschaft des genossenschaft- eine Bilanzsumme von rund 170 Millionen indirekt für zwei Jahre mindestens 20 Pro- lichen Finanzverbundes hat als Union As- Euro. ÖVAG und VR Leasing werten die zent und maximal 24,9 Prozent der Aktien set Management Holding AG 100 Pro- Transaktion als „Meilenstein im strate der pbb halten. zent der Anteile an der österreichischen gischen Verkaufsprozess der VB-Leasing Volksbank Invest Kapitalanlagegesell- International“. Für die verbleibenden Lan- Die international agierende chinesische schaft m.b.H (VB Invest) übernommen desgesellschaften in Slowenien, Kroa tien, Beteiligungsgesellschaft Fosun hat den Ei- sowie 94,5 Prozent der Anteile an der Serbien und Bosnien-Herzegowina wird der gentümern von Hauck & Aufhäuser Pri- Immo Kapitalanlage AG (Immo KAG). Verkauf noch in diesem Jahr angestrebt. vatbankiers KGaA ein bindendes Angebot Die übrigen 5,5 Prozent der Immo KAG ge- für den Kauf des Bankhauses unterbreitet. hen auf die Volksbank Wien-Baden über. Ein Konsortium aus Advent International, Der Aktionärsausschuss der Bank, in dem Verkäuferin ist die in Abwicklung befind Bain Capital und Clessidra hat eine Ver- die Mehrheit der Eigentümer vertreten ist, liche Österreichische Volksbanken AG. Vor- einbarung unterzeichnet, das Istituto hat das Kaufangebot von Fosun angenom- behaltlich der Zustimmung durch die Centrale delle Banche Popolari Italiane men und allen weiteren Aktionären emp- Österreichische Finanzmarktaufsicht FMA S.p.A. (ICBPI) für 2,15 Milliarden Euro zu fohlen, das Angebot ebenfalls anzuneh- wird das Closing der Transaktion voraus- übernehmen. ICBPI ist das Zahlungsab- men. Die geplante Transaktion steht unter sichtlich im Laufe des dritten Quartals wicklungs- und Clearinginstitut der italie- dem Vorbehalt der Prüfung durch die rele- 2015 erfolgen. Die bisherige VB Invest und nischen Volksbanken mit Sitz in Mailand. vanten Aufsichtsbehörden. Immo KAG verwalteten zur Jahresmitte Die Investoren kündigten an, dass acht 2015 Assets under Management in Höhe Prozent der Anteile an dem Unternehmen Die Vorstände der Volksbank Höchst a. M. von 5,4 Milliarden Euro. Union Investment in der Hand der ursprünglichen Eigentü- eG und der Frankfurter Volksbank haben verwaltet in Österreich rund eine Milliarde mer bleiben. ICBPI beziffert die Zahl seiner einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Euro. Bislang konzentrierten sich die Ver- Mitarbeiter auf rund 1 900. Im Jahr 2014 Ziel der gemeinsamen Zusammenarbeit ist triebsaktivitäten hauptsächlich auf institu- verbuchte die Gesellschaft einen Umsatz eine Fusion, die im Laufe des Jahres 2016 tionelle Investoren. Im Privatkundenge- von 670 Millionen Euro und einen Netto- vollzogen werden soll. Eine endgültige Ent- schäft soll nun das deutsche Marktmodell gewinn von 95 Millionen Euro. scheidung über die Fusion soll im April der Zusammenarbeit mit den Primärban- 2016 getroffen werden. Auch nach der Ver- ken auch den österreichischen Volksban- Die österreichische Bundes- und die schmelzung soll die Volksbank Höchst wei- ken angeboten werden. bayerische Landesregierung verabschie- ter unter ihrem bisherigen Namen firmie- deten eine politische Grundsatzeinigung ren, die Geschäftsstellen der Frankfurter Die Commerzbank hat mit Investoren im Hypo-Streit. Die Eckpunkte der Eini- Volksbank in Frankfurt-Rödelheim, Frank- Vereinbarungen über den Verkauf zweier gung sehen vor, dass alle Gerichtsver furt-Sossenheim und Flörsheim-Weilbach gewerblicher Immobilienportfolios (CRE) fahren zwischen der Bayern-LB und der sollen dann dem Marktbereich der Volks- getroffen. Ein europäisches Portfolio im ehemaligen Hypo Alpe Adria unter Verzicht bank Höchst zugeordnet werden. Die Volks- Nominalvolumen von 2,2 Milliarden Euro auf alle Ansprüche eingestellt werden. Ös- bank Höchst a. M. eG wies zum Jahresende geht an ein Konsortium von J. P. Morgan terreich wird an Bayern eine Akontozah- 2014 eine Bilanzsumme von rund 300 Milli- und Lone Star, ein deutsches Portfolio mit lung auf die Quote aus der Heta-Ver onen Euro auf. 77 Mitarbeiter kümmern einem Nominalvolumen von rund 0,7 Mil- wertung bezahlen. Diese beträgt rund 45 sich um die Bedürfnisse von rund 13 500 liarden Euro an den Investor Oaktree. Die Prozent, beziehungsweise 1,23 Milliarden Kunden und etwa 8 000 Mitgliedern. Die veräußerten Portfolios machen rund 17 Euro. Die Gesamtforderung beläuft sich Frankfurter Volksbank eG erreichte zum Prozent der gesamten per Ende März 2015 auf 2,75 Milliarden Euro. Bei Abwicklung gleichen Zeitpunkt eine Bilanzsumme von noch im Segment Non-Core Asset (NCA) der Heta soll eine Rückzahlung durch Bay- etwas mehr als 8,65 Milliarden Euro. 686 / S. 8 · 14 / 2015 Kreditwesen
Personalien Der Schweizer Bundesrat hat den Verwal- Officer von der BHF-Bank zu Berenberg Aus der genossenschaftlichen tungsrat der Eidgenössischen Finanz- und wird dort die Anlagestrategie und die Finanzgruppe marktaufsicht Finma für die Amtsperiode Vermögensverwaltung leiten. Er tritt bei von 2016 bis 2019 gewählt. Neuer Verwal- der Privatbank die Nachfolge von Stefan Frank Böhrkircher wurde in den Vorstand tungsratspräsident wird ab 1. Januar 2016 Keitel an, der zur Dekabank wechselt. der Volksbank Remseck bestellt. Thomas Bauer. Außerdem wurden mit Marlene Amstad, Bernard Keller und Re- Die Mitglieder des Verbands der Auslands- Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der nate Schwob drei weitere neue Mitglieder banken haben Silvia Schmitten-Walgen- Volksbank Mittelhessen eG, hat zum 1. Juli in das Gremium berufen. Die Präsidentin bach, Mitglied der Geschäftsleitung Bar- 2015 das Amt des stellvertretenden Vorsit- Anne Héritier Lachat und der Vizepräsi- clays Bank plc, und Fredrik Boheman, zenden des Verbandsrats des Genossen- dent Paul Müller scheiden Ende 2015 aus Vorstandsvorsitzender SEB AG, neu in ih- schaftsverbandes übernommen. Er folgt dem Verwaltungsrat aus. ren Vorstand gewählt. auf Claus-Rüdiger Bauer, Vorstandsvor- sitzender der Raiffeisenbank Baunatal, der J. P. Morgan hat in der Region EMEA (Euro- Seit dem 1. Juli 2015 verstärkt Sigrid Zecha sein Vorstandsamt bei der Bank aus Alters- pa, Naher Osten, Afrika) die Verantwortlich- das Team der Credit Suisse Deutschland als gründen niederlegt und aus dem Ver- keiten neu geordnet. Zur Leiterin für alle Managing Director und Leiterin Multi Asset bandsrat ausscheidet. Geschäftsbereiche in der deutschsprachigen Class Solutions (MACS) Deutschland. Region ist Dorothee Blessing bestellt wor- Holger Hammer ist neuer Vorstandsspre- den. Sie übernimmt die Funktion zusätzlich cher der PSD Bank Hannover. Er folgt in zu ihren bisherigen Rollen (Vice Chairman Aus der Sparkassen-Finanzgruppe dieser Funktion auf Udo Napp, der die Bank Investment Banking EMEA und Verant verlassen hat. Hammer war zum 1. April wortliche für das Investment Banking im Ottmar Bloching wird zum 1. Oktober – 2015 in den Vorstand der Bank eingetreten. deutschsprachigen Raum). Martin Wies- neben seiner Funktion als Mitglied der Ge- mann wurde zum Vice Chairman Invest- schäftsführung des DSV – den Vorsitz der Zu Vorstandsmitgliedern der Raiffeisen- ment Banking EMEA ernannt, er ist künftig Geschäftsführung der DSV-Tochter DSV- bank Niedere Alb wurden Silvia Munz und für das Geschäft mit öffentlichen Instituti- Payment GmbH übernehmen. Er ist derzeit Michael Weidner berufen. onen in EMEA zuständig. Bisher war er Se- noch Regional Managing Director Central nior Country Officer in Deutschland. Europe der Kartengesellschaft Visa Europe Neues Vorstandsmitglied der VR-Bank in (siehe auch Bankenchronik). Würselen ist Thomas Palus. Prof. Dr. Clemens Fuest wird mit Wirkung vom 1. April 2016 Präsident des ifo Insti- Im Vorstand der Baden-Württembergi- Der Aufsichtsrat der Volksbank Mittelhes- tuts. Er tritt damit die Nachfolge von Prof. schen Bank (BW-Bank) übernimmt vorläu- sen hat Dr. Lars Witteck zum designierten Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Werner Sinn an, fig das Vorstandsmitglied Michael Horn neuen Vorstand der Bank berufen, sobald dessen Amtszeit am 31. März 2016 endet. zusätzlich die Verantwortung für das Ge- die Einwilligung der Bundesanstalt für Fi- Mit der Präsidentschaft verbunden ist eine schäft mit hoch vermögenden Privatkun- nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor- Professur an der Volkswirtschaftlichen Fa- den (Wealth Management). Der bisher ver- liegt. Er ist bisher als Regierungspräsident kultät der Ludwig-Maximilians-Universität antwortliche Dr. Peter M. Haid ist aus in Gießen tätig. Der Wechsel soll zum München (LMU). dem Vorstand der Bank ausgeschieden. 1. November 2015 erfolgen. Bis zur end- gültigen Zulassung durch die BaFin in etwa Der Aufsichtsrat der Südwestbank bestä- Der Deutsche Sparkassenverlag DSV hat die zweieinhalb Jahren soll Dr. Witteck zu- tigte Dr. Wolfgang Kuhn vorzeitig mit Vertragsverlängerung des Vorsitzenden der nächst als Generalbevollmächtigter für die Wirkung zum 15. Juni 2016 für weitere Geschäftsführung, Prof. Michael Ilg, be- Volksbank Mittelhessen tätig sein. drei Jahre als Sprecher des Vorstandes. schlossen. Sein bis zum 31. Oktober 2016 gültiger Vertrag wurde um weitere fünf Marcus W. Mosen hat zum 1. Juli 2015 den Vorsitz der Geschäftsführung bei der Jahre bis zum 31. Oktober 2021 verlängert. Feier-Tage ConCardis GmbH, Eschborn bei Frankfurt, Ulrik Lackschewitz übernimmt die Funkti- Bernd Georges, Vorstandsmitglied der übernommen. Er löste Rainer Sureth ab, on des Chief Risk Officers (CRO) bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, be- der in den Ruhestand verabschiedet wurde. HSH Nordbank zum 1. Oktober 2015 von ging am 1. Juli seinen 65. Geburtstag. Als neues Mitglied der Geschäftsführung Stefan Ermisch, der den Bereich nach dem und Finanzchef der ConCardis hat der Auf- Ausscheiden von Edwin Wartenweiler seit Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der sichtsrat Jens Mahlke zum 1. Juli 2015 Juni 2015 kommissarisch verantwortet. Sparkasse Vogtland, Wolfgang Kuhs, fei- berufen. Die Positionen Chief Sales Officer erte am 7. Juli seinen 60. Geburtstag. (CSO) und Chief Operating Officer (COO) Die LBBW Asset Management Investment- wurden neu geschaffen und besetzt. Als gesellschaft mbH, eine 100-prozentige CSO tritt Pietro Hagemann an. COO wird Tochter der Landesbank Baden-Württem- * Wichtige Basis für Personalien ist neben den Pres- Thomas Bruns. berg (LBBW), erweitert ihre oberste Füh- semitteilungen der jeweiligen Institute und den eigenen Recherchen insbesondere bei den Volks- rungsebene auf drei Personen. Künftig und Raiffeisenbanken das Unternehmensregister, Dr. Manfred Schlumberger wechselt zum wird auch Nicolas Themistocli der Ge- dessen Veröffentlichungstermine leider nicht sehr 1. Januar 2016 als neuer Chief Investment schäftsführung angehören. zeitnah sind. Kreditwesen 14 / 2015 · S. 9 / 687
Interview Redaktionsgespräch mit Georg Fahrenschon „Der Grad an Einigkeit der Sparkassen nimmt angesichts externer Herausforderungen sogar zu“ Eine dezentrale Organisation sollte The- stellen Regulierung und Niedrigstzinsphase einstehen wollen. Damit sichern wir voll menfelder mit unterschiedlichen Interes- zunehmend Herausforderungen für die In- umfänglich die Geschäftsbeziehung zu den senlagen der Beteiligten intensiv und stitute dar. Insofern würde ich – um im Kunden und wollen gerade einen Einla- durchaus kontrovers diskutieren dürfen. Bild zu bleiben – ergänzen, dass die Bewöl- gensicherungsfall vermeiden. Es ist richtig, Mit diesem Tenor verteidigt Georg Fahren- kung zunimmt. dass wir uneingeschränkt daran festhalten, schon die langwierige Entscheidungsfin- auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war, dung zur EU-konformen Ausgestaltung des Wie erleichtert sind Sie über den das so hinzubekommen. Einlagensicherungsfonds der S-Gruppe und Ausgang der leidigen Diskussionen zeigt sich über die Einigung erfreut. Eine über die Ausgestaltung des Einlagen Hat sich Ihrer Einschätzung nach problembewusste Begleitung der notwen- sicherungsfonds der S-Finanzgruppe? die Position der Sparkassen ge- digen Strukturanpassungen des hiesigen genüber Brüssel durch diese Diskussio- Bankensektors durch die Aufsicht heißt Ich bin sehr froh darüber, dass wir unseren nen verschlechtert? der Präsident des deutschen Sparkassen- Kunden auch in Zukunft sagen können, und Giroverbandes im Redaktionsgespräch dass die Institute der Sparkassen-Finanz- Ein intensiver Diskussionsprozess war nö- durchaus willkommen, sieht letztlich aber gruppe im Falle eines Falles füreinander tig. Denn natürlich gibt es bei einem sol- die jeweiligen S-Gremien in der Pflicht, vor Ort die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen. Bei allen Schwierig- keiten einer Verteidigung des hohen Zinsüberschusses und zur Erschließung neuer Provi sionsquellen will er die weitere Digitalisierung der Gesellschaft von der Sparkassenorganisation lieber aktiv gestaltet, denn pas- siv begleitet wissen. (Red.) Herr Fahrenschon, wie beurteilt der Präsident die Großwetterlage des Spar- kassen-Sektors im Sommer 2015 – heiter, wolkig oder eher durchwachsen? Insgesamt gesehen würde ich Georg Fahrenschon, sagen, heiter mit einzelnen Cu- Präsident, muli. Die Sparkassen sind stark Deutscher Sparkassen- und im Markt und haben das Ver- Giroverband e.V. , trauen ihrer Kunden. Allerdings Berlin 688 / S. 10 · 14 / 2015 Kreditwesen
chen Thema in unserer Gruppe unter- dass ihre Spezifika angemessen berück- das besondere Kundenvertrauen. Wenn schiedliche Interessen. Und Solidaritäts sichtigt werden. So muss beispielsweise ihre Ware keinen Preis mehr hat, wird sich versprechen dürfen auch nicht zu moral auch künftig die HGB-Bilanzierung für das natürlich in den Ergebnissen der hazard führen. Deshalb war es auch nach- diese Institute akzeptiert werden. Und nächsten Jahre niederschlagen. Ich rechne vollziehbar, dass wir uns mit der richtigen etwaige Stresstests müssen für national mit einem Absinken des Zinsüberschusses Ausgestaltung des verbesserten Institutssi- tätige Kreditinstitute anders aussehen, als in den kommenden Jahren um bis zu 15 cherungssystems gequält haben. Und ich für international tätige. Ich habe aber den Prozent. Das ist für die große Masse der fand auch viele Fragen untereinander, wie Eindruck, dass auch bei der EZB unser Ge- Institute verkraftbar, stellt einige aber man der hohen gegenseitigen Verantwor- schäftsmodell immer besser verstanden auch vor besondere Herausforderungen. tung künftig gerecht werden will, sehr be- und anerkannt wird. Die Institute unserer Gruppe werden das rechtigt. Die Aufgabe des Präsidenten ist bewältigen – wir haben sehr viel Substanz. es, die unterschiedlichen Positionen zu- Inwieweit können hier mit einer sammenzuführen. Das ist zum Schluss ge- Bündelung der Kräfte die Belas- Auf welchem Stand sehen Sie die lungen und das ist ein großer Erfolg. tungen für die Primärbanken minimiert deutschen Sparkassen im Wett werden, beispielsweise durch die S-Ra- bewerb? Ist die deutsche Sparkassen Wie bewerten Sie die doch sehr ting? organisation strategisch gut genug klaren Vorstellungen der deut- aufgestellt, um im regionalen und euro- schen Finanzaufsicht zum deutschen Die Regulierungsanforderungen und deren päischen Wettbewerb mithalten zu kön- Bankenmarkt – trägt die Aufforderung Umsetzung in IT-Anwendungen sind heute nen? Welche Projekte/Herausforderun- zur Schließung von Filialen und zu Fu so komplex, dass dies einzelne Institute gen haben Priorität? sionen zur Vertrauensbildung bei? Sind nicht mehr allein leisten können. Deshalb Fragen zur Struktur überhaupt Sache bündeln wir vor allem die Entwicklung Wir haben die Kunden, das Vertrauen und der Aufsicht? und Umsetzung von Instrumenten der Ge die Einlagen: Das sind hervorragende Vor- samtbanksteuerung bei der S-Rating, die aussetzungen, um auch in Zukunft als Das Kundenverhalten und die Kundenbe- Marktführer den Wettbewerb anzuführen. bereits viel Erfahrung in aufsichtlich abge- dürfnisse ändern sich. Für viele Abwick- nommenen Dienstleistungen für Sparkas- Wir stellen uns mit unserer Markenstrate- lungsaufgaben wird von gro- gie, der Geschäftsstrategie, der ßen Teilen der Bevölkerung Vertriebsstrategie und der Pay- nicht mehr unbedingt die Ge- ment-Strategie umfassend neu schäftsstelle benötigt. Gleich- „Ich rechne mit einem Absinken des auf. Die Ziele sind klar, wir zeitig steigt aber der Bedarf Zinsüberschusses um bis zu 15 Prozent.“ arbeiten an der Umsetzung. nach qualifizierter Be ratung. Priorität haben aus meiner Deshalb werden die Sparkassen Sicht die Bewältigung der ihr Geschäftsstellennetz um- Niedrigzinsphase, die bessere bauen und besser mit Online-Zugangswe- sen hat. Dabei werden die entwickelten Betreuung und Ansprache unserer Kunden gen verknüpfen müssen. Dass dies in Zei- Lösungen für die Institute über die reine im Rahmen der Vertriebsstrategie und der ten großer betriebswirtschaftlicher Her- Erfüllung aufsichtsrechtlicher Kennziffern Ausbau unserer führenden Position im ausforderungen nötig ist, macht die wie beispielsweise die Liquiditätsdeckungs- Zahlungsverkehr, besonders im Online- Aufgabe nicht eben kleiner. Es ist gut, quote oder die Kernkapitalquote hinaus und Mobile-Banking. Die Leitlinie dabei ist, wenn die Aufsicht hier problembewusst ist. gehen. Die aufsichtsrechtlichen Vorgaben es den Kunden so einfach wie möglich zu Abnehmen kann sie den Instituten die werden eingebettet in ein ökonomisches machen und die menschliche Nähe stärker Aufgabe nicht und sicher auch nur be- Liquiditäts- und Kapitalmanagement. Wir auszubauen. grenzt Empfehlungen aussprechen. beschleunigen so die Umsetzung standar- disierter IT-Lösungen für aufsichtsrecht Welche Geschäftsfelder/Produkt- Wie sind die ersten Erfahrungen liche Anforderungen. Schon das wird die bereiche/Dienstleistungen stufen mit der Aufsicht durch die EZB Sparkassen erheblich entlasten. Wir wer- Sie für die Sparkassen als Hoffnungs- über kleinere und mittlere Institute? den sehen, was darüber hinaus dort künf- träger mit echtem Wachstumspotenzial tig möglich ist. ein? Wo können die Sparkassen allge- Es war richtig, die Aufsicht über kleinere mein aus Ihrer Sicht in Zukunft neues und mittlere Kreditinstitute in nationaler Die Hochrechnungen der Auf- beziehungsweise zusätzliches Geschäft Verantwortung zu belassen. Hier ist die sichtsbehörden verheißen nichts machen? Marktkenntnis, hier können Aufsicht und Gutes – lässt sich dennoch mit der ak- Kreditinstitute auf Augenhöhe miteinan- tuellen Ertragslage der Sparkassen auch Durch das extrem niedrige Zinsniveau wer- der umgehen. Dennoch spüren wir natür- 2015 ff. noch auskömmlich leben? den Wertpapieranlagen immer wichtiger. lich den Einfluss der EZB – vor allem bei Deshalb sehe ich im Bereich der Wert immer weiter steigenden Meldewesen- Die Sparkassen haben im abgelaufenen papierberatung noch erhebliches Potenzi- und -datenanforderungen sowie individu- Geschäftsjahr 2014 auch unter den Bedin- al. Im Kundenwertpapiergeschäft konnten ellen Kapitalzuschlägen für die einzelnen gungen einer historischen Niedrigstzins- wir 2014 mit einem Nettoabsatz von Institute. Ich denke, es ist ein berechtigter phase ein hervorragendes Geschäftsergeb- 3 Milliarden Euro immerhin den besten Anspruch kleiner und mittlerer Institute, nis erzielt. Grundlage dafür war vor allem Wert der letzten fünf Jahre erzielen. Das Kreditwesen 14 / 2015 · S. 11 / 689
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