Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de

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Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
D 7465

                              Zeitschrift
                           für das gesamte

    Kreditwesen
             Pflichtblatt der           68. Jahrgang
Frankfurter Wertpapierbörse             15. Juli 2015

                                        14-2015
          Fritz Knapp Verlag
             ISSN 0341 4019

                                                         Foto: Rudolpho Duba_pixelio.de

Sparkassen-Finanzgruppe
Konstruktive Streitkultur                         2015
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
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Zeitschrift
                                                   für das gesamte
Gegründet von
Dr. Walter Hofmann
Fritz Knapp
Dr. Volkmar Muthesius
                               Kreditwesen                                                           Herausgegeben von
                                                                                                Prof. Dr. Jörg-E. Cramer
                                                                                              Prof. Dr. Andreas Dombret
                                                                                               Hans-Michael Heitmüller
                                                                                                             Jürgen Hilse
Pflichtblatt der                                                                                 Dr. Siegfried Jaschinski
Frankfurter Wertpapierbörse                                                                              Wolfgang Kirsch
                                                                                                    Klaus-Friedrich Otto
                                                                                                Prof. Dr. Bernd Rudolph
68. Jahrgang
                                                                                                           Hans Wagener
Heft 14
15. Juli 2015                                                                                          Dr. Herbert Walter

                                                            Rolf Gerlach
Leitartikel                                                Sparkassen, Landesbausparkassen, öffentliche Versicherer:
                                                            gemeinsam neue Rahmenbedingungen meistern                 703
Philipp Otto
Ein Verbund sieht rot                                 680   Harald Vogelsang
                                                            Die Zukunft der Filiale: nahe am Menschen                   711
                                                            Roman Frank / Marco Sewald
Gespräch des Tages                                         Digitale Lösungen für Mittelstand und Kommunen              713
                                                            Heinz-Werner Schulte
Bankenaufsicht: Raum zur Positionierung               682   (Wie gut) funktioniert im Baufinanzierungsgeschäft das
Landesbanken: Söders Kompromiss – kein Vorbild ·            Cross-Selling?                                              716
Sparkassen: Erntedank                                 683
Notenbanken: Wieso negatives Eigenkapital
unbedenklich ist
Rechtsfragen: Pflichtprüfung und Bankenaufsicht
                                                      684
                                                      685
                                                            Börsen
                                                            Deutsche Börse: Stoxx und Indexium · Bayerische Börse:
                                                            neues Handelssystem · Euronext: Kooperationen in Asien ·
Interviews                                                 Deutsche Börse und Irish Stock Exchange · Epex Spot:
                                                            Vorlaufzeit verkürzen                                    720
Georg Fahrenschon
„Der Grad an Einigkeit der Sparkassen nimmt
angesichts externer Herausforderungen sogar zu“       688   Bilanzen
Johannes-Jörg Riegler                                       Sparkasse Paderborn-Detmold                                 723
„In vielen Bereichen fehlen uns nur noch die                Sparkasse Bielefeld                                         724
letzten 10 bis 20 Prozent“                            693   Sparkasse Spree-Neiße                                       726
Artur Grzesiek
„Abschlüsse im Internet sind auch ein Erfolg
für die Mitarbeiter in den Filialen“                  706   Vermerkt
                                                            Bankenchronik                                               686
                                                            Personalien                                                 687
Aufsätze                                                   Kreditwesen-Weintipp                                        719
                                                            Zentralbanken                                               721
Gunter Dunkel                                               Impressum                                                   718
Zehn Jahre ohne Gewährträgerhaftung – Konsequenzen
für den Sparkassensektor                              698
                                                                      Dieser Ausgabe liegt das Sachregister des
Michael Ermrich                                                         ersten Halbjahres 2015 der ZfgK bei.
Einlagenüberhang: Was tun?                            700

                                                                                             Kreditwesen   14 / 2015 · S. 1 / 679
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
Leitartikel

                                  Ein Verbund sieht rot
                                  Die Freude war groß am 22. Januar 2015.           Aber das ist nur eine der vielen Baustellen, die
                                  Der DSGV-Präsident, der hessische Sparkassen-     den Verbund samt allen Verantwortlichen der-
                                  Präsident, zahlreiche Granden aus den Ver-        zeit beschäftigen. Die Regulierung mit der
                                  bund- und Primärinstituten – sie alle waren       Flut von abzugebenden und auszufüllenden
                                        nach Wiesbaden geeilt, um gemeinsam         Meldungen bündelt wahrlich alle Kräfte.
                                        mit der Naspa deren 175. Geburtstag         Hier brauchen die Primären jede Hilfe, die sie
                                        würdig zu feiern. Doch das war eigentlich   nur bekommen können von Verbänden und
                                        nur die Nebensache. Viel wichtiger für      von Verbunddienstleistern wie beispielsweise
                                        die Sparkassen war: der Farbwechsel.        der S-Rating. Dann nimmt der Wettbewerb
                                        Mit dem Abschied von den Nassauer           sicherlich nicht ab, wobei eine Nabelschau
                                        Farben Blau-Orange und der Einführung       allein auf die Kreditwirtschaft ausgesprochen
                                        von HKS 13, dem traditionellen Sparkas-     riskant sein kann, denn auch wenn die vielen
                                        sen-Rot war S-Deutschland nun vereint       Start-ups und Fintechs aus der Technologie-
         Philipp Otto                   – zumindest farblich. Darum wurde lang      oder Telekommunikationsbranche nur in den
                                  und viel gerungen, vor allem die ehemaligen       seltensten Fällen anstreben, eine Vollbank
                                  Freien Sparkassen wie Haspa, Fraspa und Naspa     zu werden und damit die altehrwürdigen
                                  auf Marken-Linie zu bringen, war nicht leicht.    Sparkassen zu ersetzen, so wollen sie doch
                                  Immerhin schon seit 1972 ist Rot die einheitli-   die Verbindung zu den Kunden in bestimmten
                                  che Geschäftsfarbe aller öffentlich-rechtlichen   Produktkategorien, beispielsweise im Zah-
                                  Sparkassen, seit 2007 sogar geschützt als         lungsverkehr, aber auch im Kreditgeschäft.
                                  Markenzeichen beim Patent- und Markenamt.         Hier entsprechende Antworten zu finden ist
                                  Die Farbenlehre in der deutschen Kreditwirt-      aufwendig, kostet Investitionen und darf auch
                                  schaft war damit für viele Jahre geklärt: Blau    nicht zu lange dauern, sonst ist der Zug abge-
                                  für die Deutsche Bank, Gelb für Commerzbank,      fahren.
                                  Grün für die ehemalige Dresdner Bank,
                                  Rot für die Sparkassen.                           Nicht zu vergessen die Niedrigzinsphase, bei
                                                                                    der Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret
                                  Sich seine Farben schützen zu lassen, ist gar     und BaFin-Präsident Felix Hufeld unisono da-
                                  nicht so ungewöhnlich, beim Deutschen Pa-         von ausgehen, dass sie noch viele Jahre anhal-
                                  tent- und Markenamt sind rund 100 Farbmar-        ten wird. Das zehrt an den Erträgen. Einbußen
                                  ken registriert. Beispielsweise Pantone 368 für   von bis zu fünfzehn Prozent in den kommen-
                                  die Dresdner Bank, RAL 1021 für den ADAC,         den Jahren hat der DSGV-Präsident Georg
                                  RAL 4010 für die Deutsche Telekom oder das        ­Fahrenschon ausgemacht. Aber derzeit geht es
                                  „Nivea-Blau“ Pantone 280 für Beiersdorf –          der überwiegenden Mehrzahl der 416 Institute
                                  und natürlich das Sparkassen-Rot. Doch die         im wahrsten Sinne des Wortes blendend. Die
                                  Freude der öffentlich-rechtlichen Kredit­          Einnahmen sind stabil, Kreditrisikovorsorgen
                                  institute könnte nur kurz währen. Denn der         kein Thema, Wertpapiervorsorgen sorgen meist
                                  Deutschland-Ableger der spanischen Groß-           sogar für höhere Ergebnisse als vor Bewertung,
                                  bank Santander als Konkurrent macht ihnen          Kundeneinlagen und Kundenkredite wachsen
                                  seit Jahren den Farbton streitig. Nach einem       – was soll da der ganze Stress?
                                  Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs
                                  ging der Streit in die nächste Runde – vor        Aber blendend dazustehen ist die eine Sache,
                                  das Bundespatentgericht. Und dieses hat wie-      sich blenden zu lassen die andere. Die Gefahr
                                  derum gegen die Sparkassen entschieden,           ist groß, erst recht, da die zu erwartenden
                                  die nun vor dem Bundesgerichtshof versuchen       Einbußen auf der Ertragsseite schleichend und
                                  müssen, das Sparkassen-Rot als Alleinstel-        nicht mit einem lauten Knall kommen werden.
                                  lungsmerkmal zu verteidigen – Ausgang un­         Genau das hemmt nämlich die Bereitschaft
                                  gewiss. Auch wenn es schon merkwürdig wäre,       der Institute, heute schon, in einer Phase, in
                                  wenn unter dem roten S plötzlich Santander        der es ihnen noch gut geht, härtere Einschnit-
                                  stehen würde.                                     te vorzunehmen. Und da verhallen auch

680 / S. 2 · 14 / 2015   Kreditwesen
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
­ ppelle von Bankaufsehern oder DSGV-
A                                                   fraglich. Aber Unruhe bei den Wettbewerbern
Verantwort­lichen „Aussitzen gilt nicht!“ schnell   kann per se nicht schaden.
mal ungehört in den Regionen und Provinzen.
Natürlich können die allermeisten Sparkassen        Wenn, ja wenn nicht die Unruhe im eigenen
eine Zeitspanne von drei bis fünf, manche           Lager noch stärker ist. Für viel Kopfschütteln
sogar noch mehr Jahre mühelos von den Re-           und damit auch Schaden in der öffentlichen
serven ­zehrend überstehen, um dann mit wie-        Wahrnehmung hat der Streit um die Ausge-
der anziehenden Zinsen und Einnahmen her-           staltung der künftigen Sicherungseinrichtung
vorzukommen und zu schauen, wer von den             gesorgt. Es hat viel Schweiß gekostet, bis Fah-
anderen auch noch überlebt hat. Allerdings            renschon verkünden konnte: „Die Kunden der
ist eben dieses Abwarten höchst gefähr-                   deutschen Sparkassen, Landesbanken und
lich. Nicht nur weil der Verbrauch von                     Landesbausparkassen können auch nach
Reserven natürlich per se die Risikoan-                    Inkrafttreten des Einlagensicherungs­
fälligkeit erhöht, sondern weil dadurch                    gesetzes am 3. Juli auf eine umfassende
auch mitunter der Anschluss verloren                       Sicherung ver­trauen.“ Es war immens
zu gehen droht. Beispielsweise in Sachen                 wichtig, dass die Sparkassen-Finanzgrup-
Digitalisierung und Multi-                                              pe mit ihrem bestehenden
kanal – Themen, die für                                                    Institutssicherungssystem
Verbünde mit unabhän-                                                       die entsprechenden Vor-
gigen und selbstbewuss-                                                     aussetzungen der neuen
ten Ortsbanken natürlich                                                    europäischen Einlagen­
tendenziell schwieriger                                                     sicherungsarchitektur
anzugehen sind als für                                                      erfüllt. Der Weg dahin
große Konzerne. Über                                                        war steinig und nicht
welchen Weg will der                                                        etwa, weil von außen
Kunde von morgen mit                                                        Steine in den Weg gelegt
seiner Bank zusammen-                                                       wurden. Das Ausscheren
arbeiten und wofür                                                          der Verbände ohne Lan-
braucht er überhaupt                                                      desbanken war der Sache
noch eine Bank? Das sind die                                          sicherlich nicht dienlich, denn
Kernfragen. Da bauen die beiden Verbund-            auch in Brüssel wird die Uneinigkeit sehr wohl
gruppen der Sparkassen und Kreditgenossen           aufgefallen sein.
noch sehr stark auf die Präsenz vor Ort.
                                                    Verbund funktioniert nur als Gemeinschaft.
Wettbewerber sind radikaler: Die Hypovereins-       Und Gemeinschaften funktionieren nur nach
bank hat 42 Prozent all ihrer Filialen geschlos-    Regeln. Eigeninteressen sind selbstverständlich
sen, sich aus dem Massenmarkt damit weitest-        legitim und auch verständlich, fühlt man sich
gehend zurückgezogen und will sich künftig          doch meist dem direkten Umfeld oder den
als digital orientierte Multikanalbank vor allem    direkt unterstellten Instituten verantwortlich.
um die beratungsintensive Klientel kümmern.         Aber sie schaden auch immer der Gemein-
Die Commerzbank wird rund die Hälfte der            schaft und damit dem großen Ganzen. In die-
derzeit noch mehr als 200 Produkte einstamp-        ser Zufriedenheit mit dem Erreichten, aber
fen. Die Deutsche Bank verabschiedet sich           auch der Sorge vor dem, was kommen mag,
nicht nur von gut 200 Filialen, sondern von         braucht es nun handelnde Personen, die sich
der Postbank noch gleich mit und will diese         der Bedeutung der Gemeinschaft bewusst
über einen Börsengang wieder in die Freiheit        sind, und fähig und willens sind, zu deren
entlassen. Ist das nun gut oder schlecht für        Schutz auch mal mit der Hand auf den Tisch
den Platzhirsch? Klar, Kunden sind träge und        zu hauen. Das gilt für den DSGV-Präsidenten
seine Bankbeziehung wechselt man nicht allzu        in erster Linie, aber auch für die Regionalprä­
schnell und allzu oft. Wie viele unglückliche       sidenten oder den Bundesobmann und die
Commerzbank-, Postbank- oder Hypovereins-           Landes­obleute. Denn eines hat die S-Finanz-
bank-Kunden nun tatsächlich den Weg in die          gruppe immer ausgezeichnet: das Zusammen-
noch roten Filialen oder die Sparkassen-App         stehen in Zeiten widriger äußerer Umstände.
oder das S-Internet finden werden – auch die        Sollte das verloren gehen, ist es letztlich egal,
Sparkassen können Multikanal –, ist somit           ob Santander künftig Rot zeigen darf.

                                                                                                   Kreditwesen   14 / 2015 · S. 3 / 681
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
Gespräch des Tages

                                  Bankenaufsicht                                          Mit Blick auf das anhaltende Niedrigzinsniveau
                                                                                          richtet sich seine zweite Botschaft nur an Externe.
                                                                                          Angefangen von der Kreditwirtschaft mit ihrem
                                  Raum zur Positionierung                                 Nachholbedarf an nachhaltigen Provisionsgeschäf-
                                                                                          ten bis hin zu den Gefahren für die Bausparkassen
                                  Gelegentlich versprechen lange im Voraus termi-         und die Versicherungen gehört es zweifellos zu den
                                  nierte öffentliche Auftritte von Spitzenpersonal        Aufgaben der BaFin, den Blick der Finanzbranche
                                  angesichts aktueller Ereignisse eine ganz besonde-      für ein Zinsszenario zu schärfen, das keine Trend-
                                  re Spannung. Als ­Felix Hufeld Ende Juni 2015 dem       wende erkennen lässt. Wenn die Aufseher besorgt
                                  Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjour-       die Ertragsentwicklung der hiesigen Banken be-
                                  nalisten (ICFW) zum ersten Mal als amtierender          trachten, wird das freilich von den Instituten
                                  BaFin-Präsident Rede und Antwort stand, hatten          ­regelmäßig als Einmischung beziehungsweise ver-
                                  die Kapitalmärkte just an diesem Tag die Ankündi-        kappte Strukturpolitik gebrandmarkt. Hufeld weiß
                                  gung der Volks­   abstimmung in Griechenland zu          sehr wohl um diese Gratwanderung, lässt sich aber
                                  verkraften. Schon in den Tagen zuvor hatten die          von dem Misstrauen der Betroffenen nicht schre-
                                  Medien dankbar die Rolle der BaFin bei der jüngs-        cken. Im Gegenteil: Auch bei der Bedrohung der
                                  ten Vorstandsrochade der Deutschen Bank sowie            etablierten Banken durch die sogenannten Fin-
                                  der Genehmigung des Haftungsverbundes der                techs verspricht er ersteren keinen Schutzmantel
                                  Sparkassenorganisation aufgegriffen. Hufeld meis-        und sympathisiert offen damit, die Aktivitäten der
                                  terte alle drei kommunikativen Klippen betont un-        Newcomer zwar zu beobachten, aber unterhalb
                                  aufgeregt. Mit Blick auf die Deutsche Bank zeigte        ­unkritischer Schwellenwerte hinsichtlich der Ge-
                                  er sich als Anhänger der hierzulande praktizierten        schäfts- und/oder Kundenvolumina zu tolerieren.
                                  Missstandsaufsicht, die letztlich auch bei den Spit-
                                  zenpersonalien zu e­inem nicht mehr weiter zu           Mit seinem dritten Anliegen, nämlich einer Stär-
                                  kommentierenden ­Ergebnis geführt habe.                 kung des Risikomanagements in der zweiten Säule,
                                                                                          dürfte der BaFin-Präsident eher den Nerv der
                                  Hinsichtlich des S-Haftungsverbunds bestätigte er       deutschen Banken treffen. Denn eine Sensibilität
                                  die Genehmigung ­     seines Hauses für die Be­         bei Abweichungen von Risikoparametern der zwei-
                                  schlusslage nach dem zustimmenden Votum der             ten von den harten Standards der ersten Säule be-
                                  west­fälisch-lippischen Sparkassen, wobei die viel­     deutet der Tendenz nach eine Infragestellung einer
                                  diskutierten Nebenabreden offensichtlich als            allzu starken Modellgläubigkeit und damit eine
                                  unschädlich eingestuft wurden. Und in Sachen
                                  ­                                                       Aufwertung der qualitativen Aufsicht. Das ist eine
                                  Griechenland verwies er schon ohne das Wissen           Ausrichtung wie sie von der hiesigen Kreditwirt-
                                  um das Ergebnis der Volksabstimmung vor allem           schaft gefordert wird. Quantitative Meldeanforde-
                                  auf die ganz praktischen Probleme zur Aufrechter-       rungen der europäischen Instanzen abzubiegen
                                  haltung eines funktionierenden Zahlungsverkehrs.        dürfte der BaFin gleichwohl kaum gelingen. Aber
                                                                                          vielleicht lässt sie sich in Arbeitsteilung mit den
                                  Sein ICFW-Eingangsstatement nutzte der BaFin-           EZB-Zahlen als qualitativ arbeitende Instanz etab-
                                  Präsident jenseits dieses aktuellen Tagesgesche-        lieren.
                                  hens zu einer Positionierung seines Hauses in fünf
                                  Themenfeldern. Seine wohl stärkste Botschaft be-        Bereits konkrete Auswirkungen hatte zumindest
                                  zieht sich auf die neue Rolle seines Hauses unter       auf nationaler Ebene das als vierter Punkt formu-
                                  dem Aufsichtsregime der EZB. Beruhte die Autori-        lierte Ansinnen einer Stärkung der makropruden-
                                  tät der BaFin in früheren Zeiten auf einer unmit-       ziellen Aufsicht. Inzwischen hat der Ausschuss für
                                  telbaren exekutiven Anordnungsbefugnis, so muss         Finanzstabilität (AfF) eine Empfehlung an die Bun-
                                  er nun im schlimmsten Falle ein ständiges Kompe-        desregierung zur Schaffung sogenannter „nationa-
                                  tenzgerangel mit der EZB um Aufgabenbereiche            ler makroprudenzieller Instrumente für den Wohn­
                                  und Zuständigkeiten befürchten. Um diesem Kon-          immobilienmarkt“ beschlossen. Konkret regt der
                                  flikt von vornherein aus dem Weg zu gehen und           AfF an, die BaFin durch die Schaffung der entspre-
                                  seinem Haus eine taktisch kluge Einflussnahme zu        chenden Rechtsgrundlagen bei Bedarf zu ermäch-
                                  sichern, will er es durch eine sachlich hoch qualifi-   tigen, für die Kreditfinanzierung von Wohnimmo-
                                  zierte Arbeit unverzichtbar machen. Es geht da­         bilien – unter anderem die Höhe des mindestens
                                  rum, partiell Macht durch Einflussnahme zu erset-       einzubringenden Eigenkapitals oder eine Mindest-
                                  zen, so hat er griffig formuliert und damit einen       tilgung – einzuführen. Weiterhin auf der Agenda
                                  wichtigen Punkt des Selbstverständnisses ange-          seines Hauses sieht der BaFin-Präsident Ver­
                                  sprochen. Dass die Arbeit seiner Mannschaft nur         haltensregeln im Verbraucherschutz. Bei diesem
                                  anders wird und nicht an Relevanz und Wert ver-         fünften Aspekt bleibt er noch vergleichsweise all-
                                  liert, wird gleichwohl nicht leicht zu vermitteln       gemein und plädiert für eine differenzierte Be-
                                  sein – nach außen nicht und vielleicht noch weni-       trachtung unter Berücksichtigung sozialpolitischer
                                  ger nach innen.                                         Gesichtspunkte.

682 / S. 4 · 14 / 2015   Kreditwesen
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
Landesbanken                                          vollständige Rückzahlung durch die Garantin be-
                                                      stehen. Aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor soll
                                                      es inzwischen schon Wetten geben, die auf eine
Söders Kompromiss:                                    Rückzahlung von 90 Prozent der Forderungen set-
kein Vorbild                                          zen.

Bayerns Finanzminister Markus Söder ist ein Mann      Beim Söder-Kompromiss bleibt ein leicht fader
klarer und oftmals polarisierender Worte und er       Beigeschmack, denn der Finanzminister hat bisher
ist häufig stur in der Sache. Da überrascht es        so hart auf die vollständige Bedienung gedrängt.
schon ein wenig, wie flexibel er sich jetzt bei der   Aber vielleicht hat Markus Söder noch einen
Lösung der heftigen Auseinandersetzung mit der        Trumpf in der Hand. Da die Unterstützung der
Republik Österreich um die Rückzahlung der For-       Hypo Alpe durch die Republik Österreich ein Teil
derungen der Bayerischen Landesbank zeigte. Seit      des EU-Beihilfeverfahrens war und damit bei der
Jahren überziehen sich der Freistaat Bayern/die       Bemessung der Kompensationszahlungen einbezo-
Bayern-LB und die Republik Österreich gegensei-       gen wurde, könnte die jetzt erfolgende „geringere“
tig mit Klagen. Den Streitwert bezifferte Söder       Unterstützung zu einer Erleichterung bei den rest-
auf rund 16 Milliarden Euro. Das kostet viel Geld,    lichen Auflagen führen. Es kann aber auch sein,
erfreut Anwaltskanzleien und bindet Manage-           dass Söder und die Bank-Verantwortlichen einfach
ment-Kapazitäten. Davon hatte Söder jetzt wohl        keine Lust mehr haben, sich mit der EU-Kommis­
die Nase voll.                                        sion auseinanderzusetzen.

Im Rahmen einer Grundsatzvereinbarung garan-
tiert die Republik Österreich, mindestens 1,23 Mil-
liarden Euro nach Bayern zu überweisen. Dass dies     Sparkassen
deutlich weniger als die von Söder immer wieder
avisierten gut 2,4 Milliarden Euro sind, sorgt im
Freistaat für Kopfschütteln und heftige Diskussio-
                                                      Erntedank
nen. Sollte es aus der weiteren Abwicklung der
Heta Asset Resolution, in der die Forderungen der     Die Bemühungen der Verantwortlichen der Tau-
Landesbank gegenüber ihrer ehemaligen Tochter         nus-Sparkasse in den vergangenen Jahren zahlen
Hypo Alpe Group stecken, mehr Geld für die Bank       sich aus. Der amtierende Vorstandsvorsitzende Oli-
geben, erhält Österreich den überschießenden Be-      ver Klink, seit 1. Juli 2012 im Amt, konnte sich über
trag zurück. Die Kontrahenten sollen dafür alle       ein „insgesamt gutes Ergebnis“ 2014 freuen. Der
laufenden Rechtsstreitigkeiten beenden und die        Wachstumskurs sei fortgesetzt worden und die
Bank soll an der Abwicklung der Heta als normaler     Entwicklung sei solide und nachhaltig. Die Bilanz-
Gläubiger teilnehmen.                                 summe stieg in der Amtszeit Klinks von 4,142 Mil-
                                                      liarden Euro im Jahre 2012 auf 4,435 Milliarden
Für die Bayern-LB ist dies ein durchaus wichtiger     Euro.
Befreiungsschlag. Sie hat damit, abgesehen von
der restlichen Kapitalrückzahlung an den Freistaat    Dabei wurde vor allem das Kundengeschäft ausge-
in Höhe von 2,3 Milliarden Euro, alle EU-Auflagen     baut: Die ausgereichten Kredite legten von 3,135
erfüllt. Die Ergebnisrechnung, auch wenn das letz-    Milliarden Euro auf 3,377 Milliarden zu, dabei stieg
te Buchhalterwort noch nicht gesprochen ist, dürf-    der Anteil der Immobilienbesicherten Darlehen
te durch den Vergleich nicht belastet werden, da      spürbar und macht inzwischen 56 Prozent der ge-
die Kompromisszahlung ungefähr dem Betrag ent-        samten Ausleihungen aus. „Es gibt wenige Klum-
spricht, auf den die Bank ihre Forderungen abge-      penrisiken, mit denen ich mich so wohl fühle wie
schrieben hat.                                        mit Immobilienkrediten,“ sagte Klink dazu. Im Ge-
                                                      genzug konnten auch die Ein­lagen trotz der anhal-
Die Vereinbarung taugt aber sicherlich nicht als      tenden Niedrigzinsphase gesteigert werden, von
Vorbild für die anderen Gläubiger aus dem Ban-        2,956 Milliarden Euro 2012 auf 3,228 Milliarden
ken- oder Versicherungslager. Während die Bayeri-     Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr.
sche Landesbank bilaterale und direkte Forderun-
gen gegenüber der Heta, als Rechtsnachfolger der      Die Forcierung im Kreditgeschäft hat zur Folge,
Hypo Alpe Group, hat, handelt es sich bei den         dass die Taunus-Sparkasse trotz der guten Einla-
meisten anderen Ansprüchen um Verbindlichkeiten       genentwicklung die Refinanzierungsbasis durch
– häufig in der Form von Anleihen – die vom Bun-      den Ausbau des Pfandbriefgeschäfts verbreitern
desland Kärnten garantiert sind. Entsprechend         muss. So kann zudem das Zinsänderungsrisiko ein
werden sich die Vorstände der betroffenen und         wenig abgemildert werden, da langlaufende Kre­
meist klagenden Häuser nicht mit dem Haircut von      dite nun ein bisschen mehr durch langlaufende
rund 45 Prozent zufriedengeben, sondern auf die       Emissionen refinanziert werden können, anstatt

                                                                                                         Kreditwesen   14 / 2015 · S. 5 / 683
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Gespräch des Tages

                                  nur oder überwiegend durch täglich fällige Einla-
                                  gen.
                                                                                        Notenbanken
                                  Der Ausbau der pfandbriefgestützten Refinanzie-       Wieso negatives Eigenkapital
                                  rung ist allerdings auch notwendig, denn 2014
                                  war noch etwas knapp auf Kante genäht. Auslei-
                                                                                        unbedenklich ist
                                  hungen von 3,377 Milliarden Euro standen Einla-       In Anbetracht des möglichen Ausscheidens Grie-
                                  gen und Pfandbriefe in gleicher Höhe gegenüber,       chenlands aus der Eurozone und den damit unwei-
                                  was andersherum mit Blick auf die mangelnden          gerlich einhergehenden Verwerfungen auf den
                                  Renditen an den Anlagemärkten natürlich positiv       ­europäischen Geld- und Kapitalmärkten stellt sich
                                  für die Ergebnisentwicklung ist.                       die Frage nach der hinreichenden Eigenkapitalaus-
                                                                                         stattung der Europäischen Zentralbank. Das ein­
                                  Der Zinsüberschuss legte im abgelaufenen Ge-           gezahlte Kapital der EZB, welches von den 19 nati-
                                  schäftsjahr dann auch um 4,9 Prozent auf 106,2         onalen Zentralbanken der Mitgliedsstaaten der
                                  Millionen Euro zu und auch der Provisionsüber-         ­Eurozone stammt, belief sich Anfang 2015 auf 7,6
                                  schuss wuchs leicht um ein Prozent auf 31,7 Milli-      Milliarden Euro. Davon entfielen knapp 2,0 Milliar-
                                  onen Euro. In erster Linie tarifbedingt stieg auch      den Euro auf die Bundesbank; lediglich 220 Millio-
                                  der Aufwand um 2,7 Prozent auf 82,7 Millionen           nen Euro hingegen auf die Bank of Greece. Nach
                                  Euro, obwohl auf der Sachkostenseite gegenge-           dem jetzigen Stand der Dinge ist kaum davon aus-
                                  steuert wurde. So wurde unter anderem die Fir-          zugehen, dass das Eigenkapital der EZB durch die
                                  menwagenregelung verändert, sprich der Fuhrpark         aktuellen Geschehnisse über Gebühr strapaziert
                                  wurde verkleinert und es wurden nur noch kleinere       werden wird. Dennoch mehren sich Stimmen, die
                                  Fahrzeuge als Dienstwagen zugelassen. Hierbei sei       zu bedenken geben, dass die EZB im Falle eines ne-
                                  der Vorstand mit gutem Beispiel vorangegangen,          gativen Eigenkapitals ihre Handlungsfähigkeit, das
                                  betonte Klink. So konnten die Belastungen aus           heißt die Fähigkeit ihre geldpolitischen Beschlüsse
                                  Dienstwagen auf 60 Prozent der ursprünglichen           umzusetzen und ihren geldpolitischen Auftrag zu
                                  Kosten gedrückt werden.                                 erfüllen, verlöre. Und müsste eine Zentralbank,
                                                                                          so sie negatives Eigenkapital ausweist, nicht
                                  Mit Blick auf aktuelle Fragen betonte Klink, er sei     schnellst­möglich rekapitalisiert werden?
                                  ein großer Anhänger des Regionalprinzips und
                                  sehe im verstärkten Wettbewerb von Sparkassen         Nun ist die EZB nicht mit einer Geschäftsbank ver-
                                  untereinander Gefahren. Er muss wissen, wovon er      gleichbar. Sie ist an keine Eigenkapitalquote ge-
                                  spricht, denn im Geschäftsgebiet Rhein-Main           bunden. Auch kann sie ex definitione nicht illiqui-
                                  ­konkurrieren mit der Fraspa, der Naspa und der       de werden, da sie die benötigte Liquidität aufgrund
                                   Taunus-Sparkasse drei Institute um die gleichen      ihres Monopols einer autonomen Geldschöpfungs-
                                   Kunden. Hinsichtlich einer Abschaffung der Ge-       möglichkeit stets selbst herzustellen vermag. Ein
                                   mengelagen hat er offensichtlich resigniert. Zu-     Liquiditätsengpass in eigener Währung ist somit
                                   dem: Die von Ökonomen geforderte und von             ausgeschlossen. Eine Zentralbank kann Forderun-
                                   deutschen Notenbankern vehement abgelehnte
                                   ­                                                    gen in eigener Währung immer nachkommen.
                                   Abschaffung von Bargeld würde den Sparkassen         Negatives Eigenkapital spielt auch aufgrund der
                                                                                        ­
                                   zwar einen Wettbewerbsvorteil nehmen, so Klink,      Finanzierungsstruktur einer Zentralbank eine un-
                                   aber das Geschäftsmodell sei mehr als Bargeld.       tergeordnete Rolle. So besteht das Fremdkapital
                                   Dann: Der Datenhunger der Europäischen Zentral-      einer Zentralbank in der Regel aus den emittierten
                                   bank sowie anderer Institutionen sei zwar lästig,    Banknoten sowie den Sichtguthaben der Ge-
                                   aber die Banken würden immer gläserner, was es       schäftsbanken. Auf diese Verbindlichkeiten, deren
                                   aber auch dem Vorstand einfacher mache, die Bank     Volumen und Laufzeit die Zentralbank selbst be-
                                   zu führen.                                           stimmt, erfolgen keine Zinszahlungen. Da es sich
                                                                                        bei Banknoten und Sichtguthaben um gesetzliche
                                  Und schließlich verbundpolitisch: Die Einigung bei    Zahlungsmittel handelt, kann der entsprechende
                                  der Sicherungseinrichtung sei zum Wohle der           Gegenwert nicht in Form anderer Vermögenswerte
                                  Sparkassen und es sei zumindest fraglich, ob es       eingefordert werden. Zur Abgeltung der Ansprüche
                                  dauerhaft so viele Landesbauspar­  kassen, öffent­    tauschte die Zentralbank eine Banknote gegen
                                  liche Versicherer und Landesbanken geben müsse.       eine andere; dies jedoch unabhängig davon, ob sie
                                  Klare Worte, gute Ergebnisse, das gilt es fortzu­     positives oder negatives Eigenkapital aufweist.
                                  setzen, auch unter schwierigeren Bedingungen.
                                  Heißt es doch im Lagebericht: „Insgesamt geht         Zentralbanken erwirtschaften zudem langfristig ei-
                                  die Taunus-Sparkasse von leicht sinkenden zins-       nen aus der Geldschöpfung resultierenden Gewinn,
                                  und wettbewerbsinduzierten Margen im Kunden-          die sogenannte Seigniorage. Diese entsteht dadurch,
                                  geschäft aus. Gut, wenn man da schon etwas vor-       dass die Finanzierung der Aktiva einer Zentralbank
                                  gesorgt hat.“                                         aufgrund ihres Geldschöpfungsmonopols (im Ge-

684 / S. 6 · 14 / 2015   Kreditwesen
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
gensatz zu Geschäftsbanken) de facto kostenlos ge-        vollumfänglich zu eigen“) ist es in der Praxis ein
schieht. So erzielt die EZB allein anhand der Einla-      kaum wieder gutzumachender Fehler, mit unzurei-
gefazilität von gegenwärtig minus 0,20 Prozent so-        chender Kompetenz in die Prüfungsgespräche zu
wie der Tatsache, dass die Produktion der Banknoten       gehen – gegebenenfalls ist die Hinzuziehung eines
und die Gewährleistung des Zahlungsverkehrs nur           Sachverständigen oder Fachanwaltes geboten. Ab
einen zu vernachlässigenden Teil des Nennwerts            Prüfungsbeginn sind häufig bankaufsichtsrecht­
ausmachen, einen strukturellen Gewinn. Anhand             liche Maßnahmen vorprogrammiert, die nicht sel-
dieses vermögen Zentralbanken ihr Eigenkapital            ten mit organisatorischen Verfügungen oder „Auf-
nach Verlusten sukzessive wieder aufzubauen.              sichtsgesprächen“ beginnen, aber mit Amtsverlust
                                                          und Kündigung enden können. Bei den Prüfungs-
Auf die Steuerzahler kämen im Falle einer Rekapita-       schlusssitzungen besteht letztmalig die Mög­
lisierung immense Kosten zu. Eine Kapitalerhöhung         lichkeit, Prüfern die Ansicht der Bankorgane auf
der EZB erfolgte durch eine Thesaurierung der er-         Augenhöhe entgegenzuhalten. Grundsätzlich gilt
                                                          ­
wirtschafteten Gewinne der jeweiligen nationalen          das für alle wesentlichen Organsitzungen. Sobald
Zentralbanken. Dies jedoch schmälerte deren Ge-           Verfügungen der BaFin zum Beispiel wegen §§ 25a,
winnausschüttung. Im Jahre 2014 waren es immer-           36, 44, 46 KWG, §§ 31 ff., 34d IV WpHG eingehen,
hin noch 3 Milliarden Euro, die aus den Bundes-           ist es fast zu spät. Dabei geht es nicht um das Initi-
bankgewinnen in den Bundeshaushalt flossen. Obi-          ieren von Rechtsstreitigkeiten mit Prüfungsinstitu-
ge technische Details sollten dennoch nicht darüber       tion oder Aufsicht, sondern um vorausschauende
hinwegtäuschen, dass ein anhaltender Zustand ne-          Prophylaxe. Dafür sind die Bankorgane als Betrof-
gativen Eigenkapitals für eine Zentralbank durchaus       fene nur in den seltensten Fällen geeignet. Oft
problematisch ist. Es gefährdet ihre Glaubwürdig-         fehlt es an einer fundierten Entgegnung auf Prü-
keit – und damit letztlich auch ihre Unabhängigkeit.      fungsaussagen.
                Prof. Dr. Leef H. Dierks, Professur für
            Internationale Kapitalmärkte, FH Lübeck       Bei sachlicher, aber konsequenter Arbeit sind – bei
                                                          Unvermeidbarkeit späterer gerichtlicher Auseinan-
                                                          dersetzungen – überzeugende Erfolge möglich. So
                                                          zum Beispiel: die rechtskräftige Feststellung, dass
Rechtsfragen                                              ein Prüfungsbericht keine ausreichende Grundlage
                                                          für Entscheidungen der BaFin ist (VG Berlin, Urteil
                                                          vom 18. September 2001 – 25 A 16.99)*); das Ge-
Pflichtprüfung und                                        bot, vor anderen bankaufsichtlichen Maßnahmen
Bankenaufsicht                                            zunächst als milderes Mittel „Hinweise oder Beleh-
                                                          rungen“ auszusprechen (BVerwG, Beschl. vom
Genossenschaftsverbände und die Prüfungsstellen           6. November 2006 – 6 B 82.06) sowie OLG Frank-
der Sparkassen betrachten sich seit langem als            furt am Main, Beschluss vom 13. Juli 2006 – 1 U
­Unterbau der Bankenaufsicht (BA). Entsprechend           239/05: „Die Pflichtverletzung durch den zu Lasten
 verhalten sie sich gegenüber den Organen der Kre-        des Klägers rechtswidrigen Verwaltungsakt lässt
 ditinstitute. Aufgrund durchgängiger Berichter-          hier wie regelmäßig auf ein objektiv verstandenes
 stattung an die BaFin können selbst kleinere             Verschulden der handelnden Bediensteten schlie-
 Managementfehler zu harten Konsequenzen der
 ­                                                        ßen, die die nötigen Fach- und Rechtskenntnisse
 BA für die Vorstände führen. Insbesondere handelt        haben mussten.“ Verweigert die BaFin Aktenein-
 es sich um „Unterlassungssünden“ bezüglich §§ 18,        sicht, hat sie eine behauptete „Gefährdungslage …
 25a KWG sowie angeblich vernachlässigte „Prü-            in einer nachvollziehbaren begründeten, durch
 fungsverfolgung“. Als problematisch für Vorstände,       konkrete Fakten untermauerten Prognose darzule-
 Aufsichts- und Verwaltungsräte gilt der weitrei-         gen“ (Leitsatz Hessischer Verwaltungsgerichtshof,
 chende Ermessensspielraum der BA, versehen mit           Beschluss vom 2. März 2010 – 6 A 1684/08).
 kaum eingeschränkten Eingriffsmöglichkeiten in
 den Bankbetrieb, aber auch in die b­ erufliche Ent-      Die enge Verzahnung der gesetzlichen Prüfung mit
 wicklung der Geschäftsleiter. Diese praktischen          der BA erfordert eine fachliche Begleitung der Vor-
 Probleme genossenschaftlicher und kommunaler             stände und Aufsichtsorgane bei allen wesentlichen
 Bankvorstände im Umgang mit der BA waren The-            Prüfungsfeststellungen, Entscheidungsgängen der
 ma eines Seminars, das das Deutsche Anwaltsins­          Bankorgane und jeder formellen und informellen
 titut e. V. (DAI) den Fachanwälten für Bank- und         bankaufsichtlichen Maßnahme.
 Kapitalmarktrecht bot. Die Suche nach Lösungen                Heinz Bauer, wissenschaftl. Mitarbeiter am IGB,
 und Rechtsschutz brachten viele Anregungen für              Siegen und Dr. Udo Brinkmöller, RA und Fachan-
 einen intensiveren Dialog mit der Kreditwirtschaft.        walt für Bank- und Kapitalmarktrecht, Düsseldorf

Da die Bankenaufsicht die Auffassung der Prüfer           *) Siehe „Bank intern“, Kommentierung in Beilage zur Aus-
in der Regel komplett übernimmt („mache ich mir              gabe Nr. 6/2002 vom 4. Februar 2002.

                                                                                                                Kreditwesen   14 / 2015 · S. 7 / 685
Kreditwesen - 2015 Sparkassen-Finanzgruppe - kreditwesen.de
Bankenchronik

In der Sparkassenorganisation soll zukünf-                                                     ern an Österreich erfolgen. Im Herbst soll
tig die Gruppe Deutscher Sparkassenver-                 23. Juni 2015                          das österreichische Parlament eine ge­
lag (DSV) als Kompetenzcenter Payment                                                          setzliche Grundlage für diese Einigung
fungieren – in Zusammenarbeit mit dem                         bis                              verabschieden (siehe auch Gespräch des
Deutschen Sparkassen- und Giroverband                    9. Juli 2015                          Tages).
(DSGV). In der DSV-Gruppe selbst sollen
Tätigkeiten mit Bezug zu Zahlungs­
­                                                                                              Die pbb Deutsche Pfandbriefbank hat im
verkehrsanwendungen für Privatkunden           verbliebenen gewerblichen Immobilien­           Juli ihren Börsengang gestartet. Ihre Akti-
­zusammengeführt werden. Dafür hat das         finanzierungskredite der Commerzbank in         en werden Investoren seit dem 8. Juli ange-
 Unternehmen die Tochtergesellschaft           Höhe von 17,5 Milliarden Euro aus.              boten. In Deutschland und Luxemburg
 DSV-Payment GmbH gegründet (siehe                                                             ­erfolgt das Angebot zur Zeichnung der Ak-
 auch Personalien). Zu Jahresbeginn 2015        Die VB-Leasing International Holding            tien öffentlich, in anderen Ländern – unter
 hat sich der DSV bereits zu 80 Prozent am      GmbH (VBLI), ein Joint Venture der VR-          anderem den USA – im Rahmen von Privat-
 Kieler Payment Service Provider Payone         Leasing Aktiengesellschaft und der Öster­       platzierungen. 75,1 Prozent des Aktien­
 beteiligt, im Verlauf des ersten Halbjahres    reichische Volksbanken-AG (ÖVAG), hat den       kapitals sollen veräußert werden zuzüglich
 hat er 100 Prozent der Aktien des Zah-         Vertrag zum Verkauf ihrer Gesellschaft in       einer Mehrzuteilungsoption von etwa
 lungslogistikers Girosolution AG, Meers-       der Slowakei unterzeichnet. Käuferin ist die    4,9 Prozent des Aktienkapitals. Die Bundes-
 burg, übernommen.                              ČSOB Leasing, eine Tochter der belgischen       republik Deutschland wird über den Fi-
                                               KBC Group. Die VB Leasing S­lowakei hat          nanzmarktstabilisierungsfonds und die HRE
Die Fondsgesellschaft des genossenschaft-      eine Bilanzsumme von rund 170 Millionen          indirekt für zwei Jahre mindestens 20 Pro-
lichen Finanzverbundes hat als Union As-       Euro. ÖVAG und VR Leasing werten die             zent und maximal 24,9 Prozent der Aktien
set Management Holding AG 100 Pro-             Transaktion als „Meilenstein im strate­          der pbb halten.
zent der Anteile an der österreichischen       gischen Verkaufsprozess der VB-Leasing
Volksbank Invest Kapitalanlagegesell-          ­International“. Für die verbleibenden Lan-     Die international agierende chinesische
schaft m.b.H (VB Invest) übernommen             desgesellschaften in Slowenien, Kroa­  tien,   Beteiligungsgesellschaft Fosun hat den Ei-
sowie 94,5 Prozent der Anteile an der           Serbien und Bosnien-Herzegowina wird der       gentümern von Hauck & Aufhäuser Pri-
Immo Kapitalanlage AG (Immo KAG).               Verkauf noch in diesem Jahr angestrebt.        vatbankiers KGaA ein bindendes Angebot
Die übrigen 5,5 Prozent der Immo KAG ge-                                                       für den Kauf des Bankhauses unterbreitet.
hen auf die Volksbank Wien-Baden über.         Ein Konsortium aus Advent International,        Der Aktionärsausschuss der Bank, in dem
Verkäuferin ist die in Abwicklung befind­      Bain Capital und Clessidra hat eine Ver-        die Mehrheit der Eigentümer vertreten ist,
liche Österreichische Volksbanken AG. Vor-     einbarung unterzeichnet, das Istituto           hat das Kaufangebot von Fosun angenom-
behaltlich der Zustimmung durch die            Centrale delle Banche Popolari Italiane         men und allen weiteren Aktionären emp-
Österreichische Finanzmarktaufsicht FMA
­                                              S.p.A. (ICBPI) für 2,15 Milliarden Euro zu      fohlen, das Angebot ebenfalls anzuneh-
wird das Closing der Transaktion voraus-       übernehmen. ICBPI ist das Zahlungsab-           men. Die geplante Transaktion steht unter
sichtlich im Laufe des dritten Quartals        wicklungs- und Clearinginstitut der italie-     dem Vorbehalt der Prüfung durch die rele-
2015 erfolgen. Die bisherige VB Invest und     nischen Volksbanken mit Sitz in Mailand.        vanten Aufsichtsbehörden.
Immo KAG verwalteten zur Jahresmitte           Die Investoren kündigten an, dass acht
2015 Assets under Management in Höhe           Prozent der Anteile an dem Unternehmen          Die Vorstände der Volksbank Höchst a. M.
von 5,4 Milliarden Euro. Union Investment      in der Hand der ursprünglichen Eigentü-         eG und der Frankfurter Volksbank haben
verwaltet in Österreich rund eine Milliarde    mer bleiben. ICBPI beziffert die Zahl seiner    einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.
Euro. Bislang konzentrierten sich die Ver-     Mitarbeiter auf rund 1 900. Im Jahr 2014        Ziel der gemeinsamen Zusammenarbeit ist
triebsaktivitäten hauptsächlich auf institu-   verbuchte die Gesellschaft einen Umsatz         eine Fusion, die im Laufe des Jahres 2016
tionelle Investoren. Im Privatkundenge-        von 670 Millionen Euro und einen Netto-         vollzogen werden soll. Eine endgültige Ent-
schäft soll nun das deutsche Marktmodell       gewinn von 95 Millionen Euro.                   scheidung über die Fusion soll im April
der Zusammenarbeit mit den Primärban-                                                          2016 getroffen werden. Auch nach der Ver-
ken auch den österreichischen Volksban-        Die österreichische Bundes- und die             schmelzung soll die Volksbank Höchst wei-
ken angeboten werden.                          bayerische Landesregierung verabschie-          ter unter ihrem bisherigen Namen firmie-
                                               deten eine politische Grundsatzeinigung         ren, die Geschäftsstellen der Frankfurter
Die Commerzbank hat mit Investoren             im Hypo-Streit. Die Eckpunkte der Eini-         Volksbank in Frankfurt-Rödelheim, Frank-
­Vereinbarungen über den Verkauf zweier        gung sehen vor, dass alle Gerichtsver­          furt-Sossenheim und Flörsheim-Weilbach
 gewerblicher Immobilienportfolios (CRE)       fahren zwischen der Bayern-LB und der           sollen dann dem Marktbereich der Volks-
 getroffen. Ein europäisches Portfolio im      ehemaligen Hypo Alpe Adria unter Verzicht       bank Höchst zugeordnet werden. Die Volks-
 ­Nominalvolumen von 2,2 Milliarden Euro       auf alle Ansprüche eingestellt werden. Ös-      bank Höchst a. M. eG wies zum Jahresende
  geht an ein Konsortium von J. P. Morgan      terreich wird an Bayern eine Akontozah-         2014 eine Bilanzsumme von rund 300 Milli-
  und Lone Star, ein deutsches Portfolio mit   lung auf die Quote aus der Heta-Ver­            onen Euro auf. 77 Mitarbeiter kümmern
  ­einem Nominalvolumen von rund 0,7 Mil-      wertung bezahlen. Diese beträgt rund 45         sich um die Bedürfnisse von rund 13 500
   liarden Euro an den Investor Oaktree. Die   Prozent, beziehungsweise 1,23 Milliarden        Kunden und etwa 8 000 Mitgliedern. Die
   veräußerten Portfolios machen rund 17       Euro. Die Gesamtforderung beläuft sich          Frankfurter Volksbank eG erreichte zum
   Prozent der gesamten per Ende März 2015     auf 2,75 Milliarden Euro. Bei Abwicklung        gleichen Zeitpunkt eine Bilanzsumme von
   noch im Segment Non-Core Asset (NCA)        der Heta soll eine Rückzahlung durch Bay-       etwas mehr als 8,65 Milliarden Euro.

686 / S. 8 · 14 / 2015   Kreditwesen
Personalien

Der Schweizer Bundesrat hat den Verwal-        Officer von der BHF-Bank zu Berenberg          Aus der genossenschaftlichen
tungsrat der Eidgenössischen Finanz-           und wird dort die Anlagestrategie und die      Finanzgruppe
marktaufsicht Finma für die Amtsperiode        Vermögensverwaltung leiten. Er tritt bei
von 2016 bis 2019 gewählt. Neuer Verwal-       der Privatbank die Nachfolge von Stefan        Frank Böhrkircher wurde in den Vorstand
tungsratspräsident wird ab 1. Januar 2016      Keitel an, der zur Dekabank wechselt.          der Volksbank Remseck bestellt.
Thomas Bauer. Außerdem wurden mit
Marlene Amstad, Bernard Keller und Re-         Die Mitglieder des Verbands der Auslands-      Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der
nate Schwob drei weitere neue Mitglieder       banken haben Silvia Schmitten-Walgen-          Volksbank Mittelhessen eG, hat zum 1. Juli
in das Gremium berufen. Die Präsidentin        bach, Mitglied der Geschäftsleitung Bar-       2015 das Amt des stellvertretenden Vorsit-
Anne Héritier Lachat und der Vizepräsi-        clays Bank plc, und Fredrik Boheman,           zenden des Verbandsrats des Genossen-
dent Paul Müller scheiden Ende 2015 aus        Vorstandsvorsitzender SEB AG, neu in ih-       schaftsverbandes übernommen. Er folgt
dem Verwaltungsrat aus.                        ren Vorstand gewählt.                          auf Claus-Rüdiger Bauer, Vorstandsvor-
                                                                                              sitzender der Raiffeisenbank Baunatal, der
J. P. Morgan hat in der Region EMEA (Euro-     Seit dem 1. Juli 2015 verstärkt Sigrid Zecha   sein Vorstandsamt bei der Bank aus Alters-
pa, Naher Osten, Afrika) die Verantwortlich-   das Team der Credit Suisse Deutschland als     gründen niederlegt und aus dem Ver-
keiten neu geordnet. Zur Leiterin für alle     Managing Director und Leiterin Multi Asset     bandsrat ausscheidet.
Geschäftsbereiche in der deutschsprachigen     Class Solutions (MACS) Deutsch­land.
Region ist Dorothee Blessing bestellt wor-                                                    Holger Hammer ist neuer Vorstandsspre-
den. Sie übernimmt die Funktion zusätzlich                                                    cher der PSD Bank Hannover. Er folgt in
zu ihren bisherigen Rollen (Vice Chairman      Aus der Sparkassen-Finanzgruppe                dieser Funktion auf Udo Napp, der die Bank
Investment Banking EMEA und Verant­                                                           verlassen hat. Hammer war zum 1. April
wortliche für das Investment Banking im        Ottmar Bloching wird zum 1. Oktober –          2015 in den Vorstand der Bank eingetreten.
deutschsprachigen Raum). Martin Wies-          neben seiner Funktion als Mitglied der Ge-
mann wurde zum Vice Chairman Invest-           schäftsführung des DSV – den Vorsitz der       Zu Vorstandsmitgliedern der Raiffeisen-
ment Banking EMEA ernannt, er ist künftig      Geschäftsführung der DSV-Tochter DSV-          bank Niedere Alb wurden Silvia Munz und
für das Geschäft mit öffentlichen Instituti-   Payment GmbH übernehmen. Er ist derzeit        Michael Weidner berufen.
onen in EMEA zuständig. Bisher war er Se-      noch Regional Managing Director Central
nior Country Officer in Deutschland.           Europe der Kartengesellschaft Visa Europe      Neues Vorstandsmitglied der VR-Bank in
                                               (siehe auch Bankenchronik).                    Würselen ist Thomas Palus.
Prof. Dr. Clemens Fuest wird mit Wirkung
vom 1. April 2016 Präsident des ifo Insti-     Im Vorstand der Baden-Württembergi-            Der Aufsichtsrat der Volksbank Mittelhes-
tuts. Er tritt damit die Nachfolge von Prof.   schen Bank (BW-Bank) übernimmt vorläu-         sen hat Dr. Lars Witteck zum designierten
Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Werner Sinn an,       fig das Vorstandsmitglied Michael Horn         neuen Vorstand der Bank berufen, sobald
dessen Amtszeit am 31. März 2016 endet.        zusätzlich die Verantwortung für das Ge-       die Einwilligung der Bundesanstalt für Fi-
Mit der Präsidentschaft verbunden ist eine     schäft mit hoch vermögenden Privatkun-         nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor-
Professur an der Volkswirtschaftlichen Fa-     den (Wealth Management). Der bisher ver-       liegt. Er ist bisher als Regierungspräsident
kultät der Ludwig-Maximilians-Universität      antwortliche Dr. Peter M. Haid ist aus         in Gießen tätig. Der Wechsel soll zum
München (LMU).                                 dem Vorstand der Bank ausgeschieden.           1. November 2015 erfolgen. Bis zur end-
                                                                                              gültigen Zulassung durch die BaFin in etwa
Der Aufsichtsrat der Südwestbank bestä-        Der Deutsche Sparkassenverlag DSV hat die      zweieinhalb Jahren soll Dr. Witteck zu-
tigte Dr. Wolfgang Kuhn vorzeitig mit          Vertragsverlängerung des Vorsitzenden der      nächst als Generalbevollmächtigter für die
Wirkung zum 15. Juni 2016 für weitere          Geschäftsführung, Prof. Michael Ilg, be-       Volksbank Mittelhessen tätig sein.
drei Jahre als Sprecher des Vorstandes.        schlossen. Sein bis zum 31. Oktober 2016
                                               gültiger Vertrag wurde um weitere fünf
Marcus W. Mosen hat zum 1. Juli 2015
den Vorsitz der Geschäftsführung bei der
                                               Jahre bis zum 31. Oktober 2021 verlängert.
                                                                                              Feier-Tage
ConCardis GmbH, Eschborn bei Frankfurt,        Ulrik Lackschewitz übernimmt die Funkti-       Bernd Georges, Vorstandsmitglied der
übernommen. Er löste Rainer Sureth ab,         on des Chief Risk Officers (CRO) bei der       Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, be-
der in den Ruhestand verabschiedet wurde.      HSH Nordbank zum 1. Oktober 2015 von           ging am 1. Juli seinen 65. Geburtstag.
Als neues Mitglied der Geschäftsführung        Stefan Ermisch, der den Bereich nach dem
und Finanzchef der ConCardis hat der Auf-      Ausscheiden von Edwin Wartenweiler seit        Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der
sichtsrat Jens Mahlke zum 1. Juli 2015         Juni 2015 kommissarisch verantwortet.          Sparkasse Vogtland, Wolfgang Kuhs, fei-
berufen. Die Positionen Chief Sales Officer                                                   erte am 7. Juli seinen 60. Geburtstag.
(CSO) und Chief Operating Officer (COO)        Die LBBW Asset Management Investment-
wurden neu geschaffen und besetzt. Als         gesellschaft mbH, eine 100-prozentige
CSO tritt Pietro Hagemann an. COO wird         Tochter der Landesbank Baden-Württem-          * Wich­ti­ge Basis für Per­so­na­lien ist neben den Pres­­­-
Thomas Bruns.                                  berg (LBBW), erweitert ihre oberste Füh-       se­­mit­tei­lun­gen der je­wei­li­gen In­sti­tu­te und den
                                                                                              ei­ge­nen Re­cher­chen ins­be­son­de­re bei den Volks-
                                               rungsebene auf drei Personen. Künftig          und Raiff­ei­sen­ban­ken das Unternehmensregister,
Dr. Manfred Schlumberger wechselt zum          wird auch Nicolas Themistocli der Ge-          des­sen Ver­öf­fent­li­chungs­ter­mi­ne lei­der nicht sehr
1. Januar 2016 als neuer Chief Investment      schäftsführung angehören.                      zeit­nah sind.

                                                                                                             Kreditwesen       14 / 2015 · S. 9 / 687
Interview

Redaktionsgespräch mit Georg Fahrenschon

                                             „Der Grad an Einigkeit der
                                             Sparkassen nimmt angesichts externer
                                             Herausforderungen sogar zu“

Eine dezentrale Organisation sollte The-     stellen Regulierung und Niedrigstzinsphase    einstehen wollen. Damit sichern wir voll
menfelder mit unterschiedlichen Interes-     zunehmend Herausforderungen für die In-       umfänglich die Geschäftsbeziehung zu den
senlagen der Beteiligten intensiv und        stitute dar. Insofern würde ich – um im       Kunden und wollen gerade einen Einla-
durchaus kontrovers diskutieren dürfen.      Bild zu bleiben – ergänzen, dass die Bewöl-   gensicherungsfall vermeiden. Es ist richtig,
Mit diesem Tenor verteidigt Georg Fahren-    kung zunimmt.                                 dass wir uneingeschränkt daran festhalten,
schon die langwierige Entscheidungsfin-                                                    auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war,
dung zur EU-konformen Ausgestaltung des            Wie erleichtert sind Sie über den       das so hinzubekommen.
Einlagensicherungsfonds der S-Gruppe und           Ausgang der leidigen Diskussionen
zeigt sich über die Einigung erfreut. Eine   über die Ausgestaltung des Einlagen­               Hat sich Ihrer Einschätzung nach
problembewusste Begleitung der notwen-       sicherungsfonds der S-Finanzgruppe?                die Position der Sparkassen ge-
digen Strukturanpassungen des hiesigen                                                     genüber Brüssel durch diese Diskussio-
Bankensektors durch die Aufsicht heißt       Ich bin sehr froh darüber, dass wir unseren   nen verschlechtert?
der Präsident des deutschen Sparkassen-      Kunden auch in Zukunft sagen können,
und Giroverbandes im Redaktionsgespräch      dass die Institute der Sparkassen-Finanz-     Ein intensiver Diskussionsprozess war nö-
durch­aus willkommen, sieht letztlich aber   gruppe im Falle eines Falles füreinander      tig. Denn natürlich gibt es bei einem sol-
die jeweiligen S-Gremien in der
Pflicht, vor Ort die richtigen
strategischen Entscheidungen
zu treffen. Bei allen Schwierig-
keiten einer Verteidigung des
hohen Zinsüberschusses und
zur Erschließung neuer Provi­
sionsquellen will er die weitere
Digitalisierung der Gesellschaft
von der Sparkassenorganisation
lieber aktiv gestaltet, denn pas-
siv begleitet wissen. (Red.)

     Herr Fahrenschon, wie
     beurteilt der Präsident
die Großwetterlage des Spar-
kassen-Sektors im Sommer
2015 – heiter, wolkig oder
eher durchwachsen?

Insgesamt gesehen würde ich                                                                           Georg Fahrenschon,
sagen, heiter mit einzelnen Cu-                                                                       Präsident,
muli. Die Sparkassen sind stark                                                                       Deutscher Sparkassen- und
im Markt und haben das Ver-                                                                           Giroverband e.V. ,
trauen ihrer Kunden. Allerdings                                                                       Berlin

688 / S. 10 · 14 / 2015   Kreditwesen
chen Thema in unserer Gruppe unter-           dass ihre Spezifika angemessen berück-         das besondere Kundenvertrauen. Wenn
schiedliche Interessen. Und Solidaritäts­     sichtigt werden. So muss beispielsweise        ihre Ware keinen Preis mehr hat, wird sich
versprechen dürfen auch nicht zu moral        auch künftig die HGB-Bilanzierung für          das natürlich in den Ergebnissen der
hazard führen. Deshalb war es auch nach-      diese Institute akzeptiert werden. Und         nächsten Jahre niederschlagen. Ich rechne
vollziehbar, dass wir uns mit der richtigen   etwaige Stresstests müssen für national
                                              ­                                              mit einem Absinken des Zinsüberschusses
Ausgestaltung des verbesserten Institutssi-   tätige Kreditinstitute anders aussehen, als    in den kommenden Jahren um bis zu 15
cherungssystems gequält haben. Und ich        für international tätige. Ich habe aber den    Prozent. Das ist für die große Masse der
fand auch viele Fragen untereinander, wie     Eindruck, dass auch bei der EZB unser Ge-      Institute verkraftbar, stellt einige aber
man der hohen gegenseitigen Verantwor-        schäftsmodell immer besser verstanden          auch vor besondere Herausforderungen.
tung künftig gerecht werden will, sehr be-    und anerkannt wird.                            Die Institute unserer Gruppe werden das
rechtigt. Die Aufgabe des Präsidenten ist                                                    bewältigen – wir haben sehr viel Sub­stanz.
es, die unterschiedlichen Positionen zu-            Inwieweit können hier mit einer
sammenzuführen. Das ist zum Schluss ge-             Bündelung der Kräfte die Belas-                Auf welchem Stand sehen Sie die
lungen und das ist ein großer Erfolg.         tungen für die Primärbanken minimiert                deutschen Sparkassen im Wett­
                                              werden, beispielsweise durch die S-Ra-         bewerb? Ist die deutsche Sparkassen­
     Wie bewerten Sie die doch sehr           ting?                                          organisation strategisch gut genug
     klaren Vorstellungen der deut-                                                          ­aufgestellt, um im regionalen und euro-
schen Finanzaufsicht zum deutschen            Die Regulierungsanforderungen und deren         päischen Wettbewerb mithalten zu kön-
Bankenmarkt – trägt die Aufforderung          Umsetzung in IT-Anwendungen sind heute          nen? Welche Projekte/Herausforderun-
zur Schließung von Filialen und zu Fu­        so komplex, dass dies einzelne Institute        gen haben Priorität?
sionen zur Vertrauensbildung bei? Sind        nicht mehr allein leisten können. Deshalb
Fragen zur Struktur überhaupt Sache           bündeln wir vor allem die Entwicklung      Wir haben die Kunden, das Vertrauen und
der Aufsicht?                                 und Umsetzung von Instrumenten der Ge­     die Einlagen: Das sind hervorragende Vor-
                                              samtbanksteuerung bei der S-Rating, die    aussetzungen, um auch in Zukunft als
Das Kundenverhalten und die Kundenbe-                                                    Marktführer den Wettbewerb anzuführen.
                                              bereits viel Erfahrung in aufsichtlich abge-
dürfnisse ändern sich. Für viele Abwick-      nommenen Dienstleistungen für Sparkas-     Wir stellen uns mit unserer Markenstrate-
lungsaufgaben wird von gro-                                                                         gie, der Geschäftsstrategie, der
ßen Teilen der Bevölkerung                                                                          Vertriebsstrategie und der Pay-
nicht mehr unbedingt die Ge-                                                                        ment-Strategie umfassend neu
schäftsstelle benötigt. Gleich-             „Ich rechne mit einem Absinken des                      auf. Die Ziele sind klar, wir
zeitig steigt aber der Bedarf            Zinsüberschusses um bis zu 15 Prozent.“                    arbeiten an der Umsetzung.
                                                                                                    ­
nach qualifizierter Be­   ratung.                                                                   Priorität haben aus meiner
Deshalb werden die Sparkassen                                                                       Sicht die Bewältigung der
ihr Geschäftsstellennetz um-                                                                        Niedrigzinsphase, die bessere
bauen und besser mit Online-Zugangswe- sen hat. Dabei werden die entwickelten Betreuung und Ansprache unserer Kunden
gen verknüpfen müssen. Dass dies in Zei- Lösungen für die Institute über die reine im Rahmen der Vertriebsstrategie und der
ten großer betriebswirtschaftlicher Her- Erfüllung aufsichtsrechtlicher Kennziffern Ausbau unserer führenden Position im
ausforderungen nötig ist, macht die wie beispielsweise die Liquiditätsdeckungs- Zahlungsverkehr, besonders im Online-
Aufgabe nicht eben kleiner. Es ist gut, quote oder die Kernkapitalquote hinaus­ und Mobile-Banking. Die Leitlinie dabei ist,
wenn die Aufsicht hier problembewusst ist. gehen. Die aufsichtsrechtlichen Vorgaben es den Kunden so einfach wie möglich zu
Abnehmen kann sie den Instituten die werden eingebettet in ein ökonomisches machen und die menschliche Nähe stärker
Aufgabe nicht und sicher auch nur be- Liquiditäts- und Kapitalmanagement. Wir auszubauen.
grenzt Empfehlungen aussprechen.               beschleunigen so die Umsetzung standar-
                                               disierter IT-Lösungen für aufsichtsrecht­       Welche Geschäftsfelder/Produkt-
       Wie sind die ersten Erfahrungen liche Anforderungen. Schon das wird die                 bereiche/Dienstleistungen stufen
       mit der Aufsicht durch die EZB Sparkassen erheblich entlasten. Wir wer- Sie für die Sparkassen als Hoffnungs-
über kleinere und mittlere Institute?          den sehen, was darüber hinaus dort künf- träger mit echtem Wachstumspotenzial
                                               tig möglich ist.                          ein? Wo können die Sparkassen allge-
Es war richtig, die Aufsicht über kleinere                                               mein aus Ihrer Sicht in Zukunft neues
und mittlere Kreditinstitute in nationaler            Die Hochrechnungen der Auf- beziehungsweise zusätzliches Geschäft
Verantwortung zu belassen. Hier ist die               sichtsbehörden verheißen nichts machen?
Marktkenntnis, hier können Aufsicht und Gutes – lässt sich dennoch mit der ak-
Kreditinstitute auf Augenhöhe miteinan- tuellen Ertragslage der Sparkassen auch Durch das extrem niedrige Zinsniveau wer-
der umgehen. Dennoch spüren wir natür- 2015 ff. noch auskömmlich leben?                  den Wertpapieranlagen immer wichtiger.
lich den Einfluss der EZB – vor allem bei                                                Deshalb sehe ich im Bereich der Wert­
immer weiter steigenden Meldewesen- Die Sparkassen haben im abgelaufenen papierberatung noch erhebliches Potenzi-
und -datenanforderungen sowie individu- Geschäftsjahr 2014 auch unter den Bedin- al. Im Kundenwertpapiergeschäft konnten
ellen Kapitalzuschlägen für die einzelnen gungen einer historischen Niedrigstzins- wir 2014 mit einem Nettoabsatz von
Institute. Ich denke, es ist ein berechtigter phase ein hervorragendes Geschäftsergeb- 3 Milliarden Euro immerhin den besten
Anspruch kleiner und mittlerer Institute, nis erzielt. Grundlage dafür war vor allem Wert der letzten fünf Jahre erzielen. Das

                                                                                                       Kreditwesen   14 / 2015 · S. 11 / 689
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