Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg

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Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
Wirtschafts                                                                  9 | 2018
                                                                                     www.giessen-friedberg.ihk.de

           magazin                                                                            Industrie- und Handelskammer
                                                                                              Gießen-Friedberg

                                                                             Die Unternehmer-Mitmachorganisation

            Vollversammlung               Belastungsprobe              Familienfreundlich
            Sommersitzung im              Mögliche Folgen              Leitfaden für Väter
            Vogelsberg         Seite 14   des Brexit        Seite 28   erschienen                           Seite 46

0001_U1_Titel_5996209.indd 1                                                                                  22.08.2018 13:43:49
Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
Nutzfahrzeuge • Karosserie-Zentrum
                                        Neu an der Automeile 14

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                                                         Nutzfahrzeuge • Karosserie-Zentrum
                                                         An der Automeile 14
                                                         35394 Gießen
                                                         Tel. (0641) 9403-90
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Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
EDITORIAL

                                                       Wir brauchen
                                                       mehr Aufbruch

                                                       U
                                                              nd weniger Festschreiben des            ereinnahmen kleingerechnet, wenn man
                                                              Status Quo. Angesichts der Rekord-      dann zusätzliche Ausgaben beschließt, sind
         Foto: Jens Schicke

                                                              überschüsse in den öffentlichen         die Spielräume jedoch plötzlich vorhanden.
                                                       Haushalten ist das leichter denn je möglich.      Eine Senkung der Steuerbelastung für
                                                       Seit mehreren Jahren schon wachsen die         Unternehmen ist dringend notwendig, da
                                                       Steuereinnahmen stärker als die Wirtschaft.    Deutschland sonst im internationalen Steu-
        DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben     Und selbst die Regierung erkennt inzwi-        erwettbewerb ins Hintertreffen gerät. Erfreu-
        über den von der Bundesregierung verabschie-   schen an, dass diese Entwicklung weiter-       lich an der Haushaltplanung ist, dass die
        deten Etatentwurf 2019 und die Finanzplanung   geht. Die aktuelle Planung des Bundesfi-       Bundesregierung mehr Geld in den Ausbau
        bis 2022                                       nanzministers belegt deshalb auch, dass        der digitalen Infrastruktur investieren will.
                                                       Spielräume für Steuersenkungen offensicht-     Nun sind alle staatlichen Ebenen gefordert,
                                                       lich vorhanden sind. Der DIHK hatte auf den    diese Investitionsmittel auch zeitnah in
                                                       Spielraum bereits während der Koalitions-      sinnvolle Projekte fließen zu lassen.“          W
                                                       verhandlungen hingewiesen. Es gibt hier
                                                       scheinbar eine einfache Spielregel: Wenn es
                                                       um Steuersenkungen geht, werden die Steu-      Martin Wansleben

        www.giessen-friedberg.ihk.de                                                                            WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018            3

0003_0005_02-Edi-Inhalt_5996209.indd 3                                                                                                         22.08.2018 08:07:32
Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
INHALT

                                                                                Foto: F. Ewert
                                                                                                 Aufmacher
                                                                                                 6    Kostenfolgen im Blick haben
                                                                                                      Nationaler Normenkontrollrat setzt auf die „One in, one
                                                                                                      out“-Regel.
                                                                                                 7    Mittelstand konkret entlasten
                                                                                                      Stellungnahme von DIHK-Präsident Eric Schweitzer
                                                                                                 8    Bürokratie macht das Leben schwer
          WIRTSCHAFT UND POLITIK                                                                      Auswirkungen auf die Geschäftspolitik von Unternehmen
         „Plädoyer für Diesel“ – Ralph Pütz, Professor für Nutzfahrzeugtechnik                   11   Künstliche Intelligenz erleichtert den Arbeitsalltag
         und Verbrennungsmotoren an der Hochschule Landshut und Leiter des
                                                                                                      Interview mit IHK-Vizepräsident Thomas Rühl
         Instituts für Nutzfahrzeugforschung und Abgasanalytik (links), über-
         raschte seine Zuhörer bei der IHK-Vollversammlung im Juni. Einge-                       12   Änderungen im Handelsregister
         laden hatten Präsident Rainer Schwarz (rechts) und Hauptgeschäfts-
         führer Matthias Leder.                                       Seite 14
                                                                                                      Titelbild: Sergey Nivens - stock.adobe.com
           Foto: F. Ewert

                                                                                                 Wirtschaft und Politik
                                                                                                 14   Diesel ist besser als sein Ruf
                                                                                                      Gastvortrag im Rahmen der IHK-Vollversammlung
                                                                                                 17   Gut ausgebaute Fernstraßen für Hessens Wirtschaft
                                                                                                      HIHK zeigt sich besorgt über die Planungen der Infrastruktur.
                                                                                                 18   Schneller am Ziel
                                                                                                      Mittelhessens Newcomer loben die Vorteile der Region.
                                                                                                 19   Ich suche Sie. Sie suchen mich.
          SERVICE
                                                                                                      Neues Karriereportal für Mittelhessen gestartet
         „Belastungsprobe Brexit? – Experten, darunter (von links) Rainer
         Waldschmidt und David Eckensberger (HTAI), Alexander Werner                             21   So geht‘s besser
         (Hessen Agentur), Hans-Jörg Doctor (Volksbank Mittelhessen) sowie                            Friedberger Studenten untersuchen Personalbeschaffung bei
         Tim Müller (IHK Gießen-Friedberg), haben bei einer gemeinsamen
                                                                                                      SCHUNK.
         Veranstaltung einen Blick auf den Ist-Zustand geworfen.  Seite 28

                                                                                                 IHK Service
                                Reitmaier
                         Foto: DarkDirndl

                                                                                                 24   Die Wirtschaft wächst und wächst
          Foto: Querbeet/Sabine

                                                                                                      Fünf Fragen an Marko Walde, Delegierter der Deutschen
                                                                                                      Wirtschaft in Vietnam
                                                                                                 26   Von der Pleite zur Million
                                                                                                      Investor und Gründer Frank Thelen erzählt freimütig, was er
                                                                                                      aus seinem einstigen Ruin gelernt hat.
                                                                                                 32   Erstmalig bei Live-Musik gekürt
                                                                                                      Prüflinge aus den Industriellen Elektroberufen freigesprochen
          LEBENSART
                                                                                                 35   Zu Besuch im EU-Parlament
         „Immer rebional“ – Querbeet aus Reichelsheim feiert in diesem Jahr
         25-jähriges Bestehen und erhält zum Jubiläum das „Bio-Siegel Hessen“.                        Netzwerktage der Unternehmerinnen im IHK-Ehrenamt
         Die Geschäftsführer Thomas Wolff (2. v. re.) und Frank Deltau (3. v. re),               36   GemeinsamEntscheiden2019
         freuen sich über den hohen Besuch (von links): Jan Weckler (Landrat),                        Erste Bekanntmachung zur Wahl der IHK-Vollversammlung
         Johann Ferber (Aufsichtsratsvorsitzende der MGH GUTES AUS HESSEN
         GmbH), Priska Hinz (Hessische Landwirtschaftsministerin) sowie Gregor                   38   Veranstaltungen im Kurzporträt
         Koschate (Geschäftsführer Bioland Hessen, rechts).             Seite 61                 41   Veranstaltungskalender

         4                                  WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                   www.giessen-friedberg.ihk.de

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Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
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                                                                                                                                                                            ANZEIGE

        Personalien
        44      Europas zweitbeste Verkäuferin
                Erneut steht eine Studentin der Universität Gießen auf dem
                Siegertreppchen.
        44      Stelle neu geschaffen
                hessnatur in Butzbach hat mit Patrick Götz jetzt einen
                Chief Product Officer.
        45      Jubiläen

        Sonderthema
        46      Familienfreundlichkeit als Markenzeichen
                Väter und Vereinbarkeit im Arbeitsleben
                                                                                                                                          Abb. zeigt Sonderausstattungen.

        Nachrichten aus der Region
        50      Mit ökologischen IT-Produkten fing alles an
                                                                              DER NEUE
                                                                              COMBO LIFE.
                25 Jahre Bürocenter Butzbach
        52      Weichen sind gestellt
                Keil Baustoffe und Raiffeisen Waren haben fusioniert.
        53      Wetterau macht’s effizient
                wfg, ovag Energie und Oberhessische Gasversorgung sind        Der neue Combo Life unterstützt Sie souverän bei Ihrer
                                                                              täglichen Arbeit. Mit überragender Qualität, bedarfsge­
                Kooperation eingegangen.                                      recht einstellbarem Interieur, moderner Technologie,
                                                                              großzügiger Komfortausstattung und zuverlässigen
        54      Vater und Sohn sind Überzeugungstäter                         Sicherheitsfeatures ist der geräumige Van eine hoch­
                Agentur Opportunity Interactive Services feiert 25-jähriges   flexible und wertvolle Ergänzung für Ihren Fuhrpark.
                                                                              flinnovative Fahrer-Assistenzsysteme¹, wie Automatischer
                Jubiläum.
                                                                                 Parkassistent und 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera
        56      Stark nachgefragt                                             flflexibles Sitzkonzept¹
                                                                              fljede Menge Stauraum
                Duales Studium der Technischen Gebäudeausrüstung ist
                                                                              Jetzt auf den neuen Combo Life umsteigen!
                sehr beliebt
                                                                               UNSER PREIS FÜR GEWERBEKUNDEN
        58      Verstaut im Container
                                                                               für den Opel Combo Life
                Rosbacher Startup setzt auf Selbstlagerung.                    Edition, 1.2 Direct                                       15.765,– €
                                                                               Injection Turbo, 81 kW
                                                                               (110 PS) Start/Stop, Euro
        Lebensart                                                              6d-TEMP Manuelles 6-
                                                                               Gang-Getriebe
                                                                                                                                         (inkl. MwSt. 18.760,35 €)
        60      Dekorative Gartenkunst
                Farbenfroher Herbstzauber in Laubach                           Angebot nur für Gewerbekunden,
                                                                               zzgl. MwSt. und 688,– € Überführungs-
        62      Comedy, Komödien, Musik                                        kosten (exkl. MwSt.).

                In der Kulturhalle Stockheim ist immer was los.               Kraftstoffverbrauch in l/100 km, innerorts: 6,9-6,3;
                                                                              außerorts: 5,2-5,0; kombiniert: 5,8-5,5; CO2-Emission,
                                                                              kombiniert: 133-125 g/km (gemäß VO (EG) Nr. 715/2007,
        Impressum                                                             VO (EU) Nr. 2017/1153 und VO (EU) Nr. 2017/1151).
                                                                              Effizienzklasse B
        66      Autoren dieser Ausgabe                                        ¹ Optional bzw. in höheren Ausstattungslinien verfügbar.
        66      Vorschau

                                                                                            Auto Kuhl, Inh. Armin Kuhl e.K.
           Wir bitten um freundliche Beachtung der Beilage:                    Frankfurter Str. 9-15, 61169 Friedberg, Tel.: 06031 7220 0
                                                                                             www.opel-kuhl-friedberg.de
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           Weitblick

        www.giessen-friedberg.ihk.de                                                                                      WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                            5

0003_0005_02-Edi-Inhalt_5996209.indd 5                                                                                                                                 24.08.2018 07:53:15
Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
AUFMACHER

         Stärker in den Blick nehmen
         Kostenminimierung durch die „One in, one out“-Regel

         VON JOHANNES LUDEWIG

                      an muss kein Experte sein, um zu     zum Ende der Legislaturperiode an anderer                                     Um Belastungen aus Brüssel besser vor-

       M              wissen: Die mittelständische Wirt-
                      schaft ist von Bürokratie ganz
         besonders belastet. Darauf weist der Natio-
                                                           Stelle eine gleichwertige Entlastung erfol-
                                                           gen. Die Bundesregierung muss sich also
                                                           genau überlegen, wie sie die Folgekosten
                                                                                                                                      zubeugen, wurde 2016 auf Betreiben des
                                                                                                                                      NKR ein regierungsinternes EU-ex-ante-
                                                                                                                                      Verfahren eingeführt. Es stellt sicher, dass
         nale Normenkontrollrat (NKR) die Bundesre-        einer Regelung durch Entlastungen kom-                                     das zuständige Bundesministerium schon
         gierung immer wieder hin. Deshalb begrü-          pensieren kann. Dass die bürokratischen                                    vor Beginn der Verhandlungen im EU-
         ßen wir es, dass die Bundesregierung sich         Belastungen für die Wirtschaft in den letz-                                Ministerrat sorgfältig die Folgen eines
         eine ganze Reihe von Maßnahmen vorge-             ten Jahren reduziert wurden, bestätigt die                                 Vorschlags    der      EU-Kommission         für
         nommen hat, um vor allem den Mittelstand          Wirksamkeit dieser Instrumente.                                            Deutschland und die dort tätigen Unter-
         von bürokratischen Lasten zu befreien.               Dieser positive Trend entspricht aller-                                 nehmen prüft, damit von Anfang an weite-
             Ein Beispiel ist das angekündigte dritte      dings oft nicht der Wahrnehmung in den                                     re Kostenbelastungen minimiert werden
         Bürokratieentlastungsgesetz. Um zu wissen,        Unternehmen. Dort ist der Eindruck eher,                                   können.
         wo „der Schuh drückt“, haben wir Verbände         dass die Belastungen stark zugenommen
         und Experten im Frühjahr um Vorschläge            und keineswegs abgenommen haben. Wich-                                     KMU bei der Gesetzgebung
         gebeten. Die vielen Ideen – auch von Seiten       tigster Grund: Zusätzliche hohe Folgekosten
                                                                                                                                      in den Fokus rücken
         des DIHK – zeigen erhebliches Vereinfa-           ergeben sich aus der europäischen Gesetzge-
         chungspotenzial. Beispiele sind kürzere           bung. Wir setzen uns daher nachdrücklich                                      Egal ob auf EU- oder Bundesebene – oft
         gesetzliche Aufbewahrungsfristen, Verein-         dafür ein, EU-Recht und seine Folgen eben-                                 führen auch grundlegende Veränderungen
         fachungen bei der Erhebung und Erstattung         falls in die „One in, one out“-Bilanz mit ein-                             in Gesellschaft, Wirtschaft oder Technik zu
         der Einfuhrumsatzsteuer oder weniger Auf-         zubeziehen. Denn für Unternehmen in                                        neuen Gesetzen und neuem Aufwand, etwa
         wand im Öffentlichen Auftragswesen. Nun           Deutschland macht es am Ende keinen                                        infolge der internationalen Finanzkrise, der
         sollen möglichst viele sinnvolle Vorschläge       Unterschied, ob Belastungen durch gesetzli-                                Terrorismusbekämpfung oder des Klima-
         in den nächsten Monaten umgesetzt wer-            che Regelungen aus Berlin oder aus Brüssel                                 schutzes. Dabei schießt die Politik gele-
         den, und zwar so, dass sie in erster Linie den    kommen.                                                                    gentlich über das Ziel hinaus. „One size fits
         Mittelstand entlasten.                                                                                                       all“-Regulierungen machen es zwar ein-
                                                                                                                                      fach für den Gesetzgeber, nicht aber für die
         Folgekosten transparent                                                                                                      Betroffen – einschließlich kleiner und mit-
                                                                                                       Foto: Bundesregierung Kugler

                                                                                                                                      telständischer Unternehmen (KMU). Daher
         machen
                                                                                                                                      wurde gemeinsam mit der Wirtschaft ein
             Bei jedem neuen Gesetzgebungsvorha-                                                                                      KMU-Test für neue Gesetze entwickelt, des-
         ben stellen wir als NKR im Rahmen unserer                                                                                    sen Durchschlagskraft allerdings bisher
         Prüftätigkeit sicher, dass Kosten und Zeit-                                                                                  noch zu wünschen übriglässt. Der NKR will
         aufwand für die Betroffenen frühzeitig                                                                                       erreichen, dass die Bundesministerien kon-
         ermittelt werden. So wissen Bundesregie-                                                                                     sequenter als bisher Gesetze zuallererst aus
         rung und Abgeordnete, wenn sie über das                                                                                      der Sicht KMU betrachten und gegebenen-
         Gesetz abstimmen, welche Kostenfolgen                                                                                        falls Sonderregelungen vorsehen. Hier
         damit für die Wirtschaft ausgelöst werden.                                                                                   muss sich insbesondere der Bundeswirt-
         Weitere Anreize zur Kostenminimierung                                                                                        schaftsminister – der Minister für den Mit-
         schafft die „One in, one out“-Regel: Wird                                                                                    telstand – stärker engagieren.
         eine nationale gesetzliche Regelung einge-        Johannes Ludewig ist Vorsitzender des Natio-                                  Zugleich müssen wir den Blick auch
         führt, die die Wirtschaft belastet, muss bis      nalen Normenkontrollrates.                                                 nach innen richten, auf Verwaltung und

         6    WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                                                                 www.giessen-friedberg.ihk.de

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        Vollzug. Die Politik spricht gern von der          alles andere muss die Verwaltung durch
                                                                                                                           Als unabhängiges Gremium unterstützt der
        Industrie 4.0. Wo bleibt aber die Verwal-          internen Datenaustausch selbst erledigen.
                                                                                                                           Nationale Normenkontrollrat (NKR) die
        tung 4.0? Das Digitalisierungspotenzial            Diese Vorschläge wurden im Koalitions-                          Bundesregierung seit bald zwölf Jahren bei
        zur Vereinfachung und Automatisierung              vertrag aufgegriffen. Jetzt müssen den                          Bürokratieabbau und Besserer Rechtset-
        von Verwaltungsprozessen wird hier noch            Ankündigungen Taten folgen. Denn in                             zung. Seine Kernaufgabe ist es, bei neuen
        viel zu wenig genutzt. Der NKR hat in sei-         Sachen     E-Government       gibt   es   kein                  gesetzlicher Maßnahmen für Transparenz
        nen letzten Gutachten detailliert beschrie-        Erkenntnisproblem, sondern ein erhebli-                         über die erwarteten Auswirkungen für Bür-
        ben, wie Digitalisierung und Registermo-           ches Umsetzungsproblem. Diesmal muss                            ger, Wirtschaft und Unternehmen sowie die
        dernisierung in der Verwaltung vorange-            der Koalitionsvertrag halten, was er ver-                       Verwaltung zu sorgen. Daneben berät er die
        bracht werden können. Unser Ansatz:                spricht!                                     W                  Bundesregierung zu diversen Themen – von
                                                                                                                           konkreten Initiativen zum Abbau von Büro-
        Bürger und Unternehmen sollen ihre
                                                                                                                           kratie über Verwaltungsmodernisierung und
        Daten grundsätzlich nur einmal („once
                                                             ONLINE                                                        Digitalisierung bis hin zu methodischen
        only“) bei einer einzigen Verwaltungsstel-
                                                             www.normenkontrollrat.bund.de                                 Fragen der Gesetzgebung.
        le („one stop shop“) eingeben müssen;

        Gemeinsam den Mittelstand entlasten
        Bürokratie merklich abbauen
        VON ERIC SCHWEITZER
                ie deutsche Wirtschaft steht gut da.

      D
                                                           Unternehmenssteuern. Im internationalen
                Zugleich gibt es aber erste Anzeichen      Vergleich werden wir so allmählich wieder ein
                dafür, dass der Aufschwung in Deutsch-     Hochsteuerland. Der Mittelstandsbauch in der
        land gebremst werden könnte. Noch zeigen die       Einkommensteuer ist noch immer da, beim
        wirtschaftlichen Kerndaten ein positives Bild:     geplanten Abbau des Solis dürften die meisten                    Wir machen der Politik deshalb regelmäßig
        Rekordbeschäftigung, zuversichtliche Ver-          Personenunternehmen zunächst außen vor                        konkrete Vorschläge. So haben wir für einen
        braucher und stabile Investitionen der Unter-      bleiben. Bei der Erbschaftsteuer haben wir                    merklichen Abbau von Bürokratie der Bun-
        nehmen. Als Folge davon steigen die Steuer-        zwar ein neues Gesetz, aber keine rechtssiche-                desregierung eine umfangreiche Liste vorge-
        einnahmen weiter und die öffentlichen Haus-        re Umsetzung in der Praxis.                                   legt, basierend auf Befragungen und vielen
        halte verzeichnen Rekordüberschüsse.                                                                             Gesprächen mit Unternehmen. Entlastungspo-
                                                                                                        Foto: Chaperon

            Gleichzeitig mangelt es hierzulande nicht                                                                    tenzial gibt es in vielen Bereichen: Daten-
        an großen Herausforderungen: Digitalisie-                                                                        schutz, Statistiken, Genehmigungen, Doku-
        rung, Fachkräftemangel und der in immer                                                                          mentationspflichten,     Aufbewahrungsvor-
        mehr Unternehmen anstehende Generations-                                                                         schriften – viele Regelungen sind weit entfernt
        wechsel stellen vor allem die mittelständisch                                                                    vom betrieblichen Alltag.
        geprägten Betriebe vor existenzielle Fragen.                                                                        Unsere IHK-Organisation ist bei all diesen
            Was macht die Politik? Es gibt positive Zei-                                                                 Themen der richtige Ansprechpartner für die
        chen. Etwa bei der Digitalisierung. Hier soll                                                                    Betriebe. Wo drückt in Ihrem Unternehmen
        deutlich aufgestockt werden. Zum Abbau von                                                                       der Schuh? Wenden Sie sich an Ihre IHK vor
        Bürokratie gibt es ebenfalls gute Ansätze.                                                                       Ort oder an den DIHK – getreu dem Motto:
        Angesichts der guten wirtschaftlichen Ent-                                                                       Gemeinsam den Mittelstand entlasten!          W
        wicklung hätte ich von der neuen Bundesre-
        gierung aber auch konkrete Entlastungen für
                                                                                                                           ONLINE
        den Mittelstand erwartet. Bereits zehn Jahre       Eric Schweizer ist Präsident des Deutschen
                                                                                                                           www.dihk.de
        sind vergangen seit der letzten Reform der         Industrie- und Handelskammertages.

        www.giessen-friedberg.ihk.de                                                                                                WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018         7

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         Weltpolitik ist im Mittelstand
         angekommen
         Handelshemmnisse, Bürokratie und Fachkräftemangel machen KMU zu schaffen.

         VON BERND SCHMID

       D
                  ie deutsche Wirtschaft steht gut da.    Solo- oder Kleinstunternehmen bis hin zu         zeigten sich vom neuen Ton in den Handels-
                  Noch zeigen die wirtschaftlichen        Unternehmen mit vielen Hundert Beschäf-          beziehungen beeindruckt. „Die außenwirt-
                  Kerndaten ein positives Bild: Rekord-   tigten weltweit. Vor allem ist der Mittelstand   schaftliche Verunsicherung ist im Mittel-
         beschäftigung, zuversichtliche Verbraucher       ein bedeutender Arbeitgeber: Laut KfW            stand angekommen“, kommentiert Wansle-
         und stabile Investitionen der Unternehmen.       waren 2016 insgesamt 30,9 Millionen              ben die aktuelle Sonderauswertung der
         Als Folge davon steigen die Steuereinnah-        erwerbstätige Personen in mittelständischen      jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage für die
         men weiter und die öffentlichen Haushalte        Unternehmen beschäftigt. Damit liegt der         mittelständischen Unternehmen. Auch wenn
         verzeichnen Rekordüberschüsse. Gleichzei-        Anteil, den KMU an allen Erwerbstätigen          Europa mit 62 Prozent der Exporte unbe-
         tig mangelt es hierzulande nicht an großen       auf sich vereinen, bei 70,4 Prozent. Noch nie    strittener Kernmarkt der hessischen Unter-
         Herausforderungen, die gerade mittelständi-      hatten so viele Menschen ihren Arbeitsplatz      nehmen ist, treiben die aktuellen Handels-
         sche Betriebe oft vor existenzielle Fragen       im Mittelstand. Aber Mittelstand heißt schon     streitigkeiten und protektionistischen Ten-
         stellen: Digitalisierung, der zunehmende         lange nicht mehr, sich auf einen örtlich         denzen vor allem den exportorientierten
         Fachkräftemangel und überbordende Büro-          begrenzten Absatzmarkt zu beschränken.           Industriebetrieben einige Sorgenfalten auf
         kratie sind nur einige Stichpunkte, die dem      Viele Mittelständler sind international aktiv,   die Stirn.
         Herzstück der deutschen Wirtschaft das           etliche sind sogar Weltmarktführer in ihrem
         Leben schwermachen. Aber auch die welt-          Segment. Gerade die Internationalisierung
         weiten politischen Entwicklungen und ihre        birgt jedoch auch Risiken, wie aktuelle Ent-     Stahl und Aluminium:
         Auswirkungen auf den Handel haben direk-         wicklungen zeigen.                               Die direkten Folgen sind
         te Auswirkungen auf die Geschäftspolitik            „Industrieunternehmen mit weniger als
                                                                                                           begrenzt
         mittelständischer Unternehmen.                   500 Beschäftigten erwarten für die kom-
             Mittelständische Unternehmen sind ent-       menden Monate deutlich geringere Zuwäch-            Auch wenn die direkten Auswirkungen
         scheidend für Wachstum und Wohlstand             se im Exportgeschäft als noch zu Jahresbe-       der US-Strafzölle für die deutsche Stahl-
         einer Volkswirtschaft. Mehr als 99 Prozent       ginn“, fasst Martin Wansleben, Hauptge-          branche noch relativ überschaubar sind,
         aller Unternehmen in Deutschland sind Mit-       schäftsführer des Deutschen Industrie- und       machen sie doch deutlich, dass es Trump
         telständler. Sie schaffen Arbeitsplätze, bil-    Handelskammertages (DIHK), ein wichtiges         mit seiner protektionistischen Handelspo-
         den junge Menschen aus und prägen durch          Ergebnis des „DIHK-Konjunkturschlaglichts        litik durchaus ernst meint. Und spätestens
         Investitionen und Innovationen die Wettbe-       Mittelstand“ zusammen. Strafzölle auf Stahl      mit der Aufkündigung des Atomabkom-
         werbsfähigkeit eines Landes. Der Mittel-         und Aluminium, die verschärften Sanktio-         mens mit dem Iran und der Drohung euro-
         stand ist äußerst vielseitig. Das Spektrum       nen gegen Russland und die Ankündigung           päische Firmen, die mit dem Iran Geschäf-
         reicht vom traditionellen Familienunterneh-      von Sanktionen gegen europäische Unter-          te machen, mit Sanktionen zu belegen,
         men bis zum hippen Start-up, vom klassi-         nehmen, die weiterhin Geschäfte mit dem          geht es „ans Eingemachte“. Denn im Jahr
         schen Handwerksbetrieb über Selbstständi-        Iran machen – die harschen Töne aus              2017 exportierten deutsche Unternehmen
         ge und Dienstleister wie zum Beispiel Händ-      Washington sorgen nicht nur für Irritatio-       Waren im Wert von fast drei Milliarden
         ler und Freiberufler bis zum hoch innovati-      nen im politischen Umfeld, sondern verun-        Euro in den Iran. Das entspricht einer Stei-
         ven High-Tech-Unternehmen, vom regiona-          sichern auch die betroffenen Unternehmen         gerung von mehr als 50 Prozent innerhalb
         len Anbieter bis zum Global Player, vom          massiv. Aber nicht nur Großunternehmen           der letzten vier Jahre. Die angekündigten

         8    WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                                    www.giessen-friedberg.ihk.de

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        US-Sanktionen treffen dabei vor allem          Prozent der in Hessen produzierten chemi-
        Maschinen- und Anlagenbauer, Auto-             schen und pharmazeutischen Erzeugnisse          Auch heimische Unter-
        Zulieferer sowie Elektro-Unternehmen,          in den Export. Im Maschinenbau liegt die        nehmen direkt betroffen
        wenn sie aus Furcht vor amerikanischen         Exportquote bei 63 Prozent und bei den
        Vergeltungsmaßnahmen            ihre   Iran-   elektrischen Ausrüstungen gehen immer-             Die 1959 gegründete MICROBOX GmbH
        Geschäfte ruhen lassen. Darüber hinaus         hin rund 56 Prozent der in Hessen gefer-        ist seit 1964 im Ausland aktiv und unterhält
        könnten ihnen zukünftige lukrative Auf-        tigten Waren ins Ausland. Auch in den           derzeit Geschäftsbeziehungen in über 60
        träge entgehen.                                Sektoren EDV/Elektrik/Elektronik und im         Ländern. Das Unternehmen ist ein typisches
            Aber auch die Wirtschaftssanktionen        Fahrzeugbau sind mehr als die Hälfte der        Beispiel für die Innovationsfähigkeit von
        gegen Russland, die anlässlich der Krim-       Waren für den Export bestimmt. Deutlich         KMU, die Basis ihres wirtschaftlichen Erfol-
        Annektion erstmals verhängt und aktuell        niedriger sind die Exportquoten beispiels-      ges sind. Es entwickelt und vertreibt hoch-
        von den USA nochmals verschärft wurden,        weise bei den Herstellern von Gummi- und        auflösende Buchscanner und Kameras zur
        haben ihre Spuren in der hessischen            Kunststoffwaren und Metallerzeugnissen.         Erfassung von Kulturgut sowie für weitere
        Exportwirtschaft hinterlassen: Innerhalb          Auch innerhalb des Bundeslandes erge-        Spezialanwendungen. Die Systeme sind
        von fünf Jahren sanken die hessischen Lie-     ben sich Unterschiede bei der Intensität        weltweit in über 2.000 Bibliotheken, Archi-
        ferungen in diesem einstmals wichtigen         des Auslandsgeschäfts. Am höchsten sind         ven und Museen sowie spezialisierten Ferti-
        Absatzmarkt um 46 Prozent. „Dass sich der      die Exportquoten in den IHK-Bezirken            gungsunternehmen erfolgreich im Einsatz.
        Rückgang im letzten Jahr mit einem Minus       Hanau (63 Prozent) und Frankfurt (62 Pro-       Seine Produkte vertreibt MICROBOX welt-
        von fünf Prozent abgeschwächt hat, lässt       zent). Nach dem Volumen verzeichnen die         weit, sein Auslandsumsatz ist von 33 Pro-
        Unternehmen hoffen, dass die Talsohle im       IHK-Bezirke Darmstadt und Frankfurt den         zent in 2014 auf derzeit 68 Prozent gestie-
        Abwärtstrend des bilateralen Handels nun-      höchsten Auslandsumsatz. Der IHK Bezirk         gen.
        mehr erreicht ist“, schreibt die Arbeitsge-    Gießen-Friedberg     rangiert   mit     einer      Geschäftsführer Stephan Welp leitet die
        meinschaft hessischer Industrie- und Han-      Exportquote von 38 Prozent im hinteren          Firma zusammen mit Geschäftsführer And-
        delskammern in ihrer Analyse „Die Hessi-       Drittel aller hessischen IHK-Bezirke.           reas Bläcker. Auch Welp sieht diese Heraus-
        sche Außenwirtschaft 2017“.                       Gleichwohl gibt es auch in unserem           forderungen auf den Mittelstand zukommen:
                                                       IHK-Bezirk eine Vielzahl von Unterneh-          „Die geopolitischen Veränderungen sind
                                                       men, die stark exportorientiert wirtschaf-      heute rasant schnell geworden und erreichen
        Hessische Wirtschaft:                          ten. Bestes Beispiel sind die Gewinner des      den exportierenden Mittelstand ebenso
        Exportanteil                                   hessischen Exportpreises 2017. Unter den        zügig. Bestehende Geschäftsmöglichkeiten
                                                       54 Bewerbern konnten sich die A+W Soft-         verschwinden, neue eröffnen sich aber eben-
        von 52 Prozent
                                                       ware GmbH aus Pohlheim als bestes Unter-        so. Es ist das Gebot der Stunde, die Unter-
            Immerhin 52 Prozent ihrer Umsätze          nehmen in der Kategorie „Service und            nehmen organisatorisch so aufzustellen,
        erarbeiten die hessischen Unternehmen im       Beratung“ durchsetzen. Das Bad Nauhei-          dass sie auf veränderte Situationen ebenso
        verarbeitenden Gewerbe im Ausland. Die         mer   Unternehmen     MICROBOX          GmbH    schnell reagieren können. Gutes Personal,
        Exportquoten variieren dabei je nach           wurde als Preisträger im Bereich „Industrie     gute Ausbildung sind nicht nur hilfreich,
        Branche erheblich: So gehen jeweils 74         und Handel" ausgezeichnet.                      sondern mittlerweile zwingend geworden."

        www.giessen-friedberg.ihk.de                                                                             WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018        9

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Wirtschafts magazin - IHK Gießen-Friedberg
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             Bei der Pohlheimer Softwareschmiede             Angesichts dieser protektionistischen Ten-    ausgeprägt sind die Engpässe in der Baubran-
         A+W Software GmbH schaut man besorgt             denzen, die den Welthandel behindern, die        che, hier sorgen sich 82 Prozent der Betriebe
         auf die aktuellen Entwicklungen im weltwei-      Einführung von zusätzlichen Zöllen und der       um Einbußen wegen fehlenden Fachperso-
         ten Handel: Peter Dixen, seit 2014 Chief Exe-    Unsicherheit im Zuge des Brexit, fordert der     nals.“ Durch die demografische Entwicklung
         cutive Officer des Unternehmens, das Soft-       DIHK von der Bundesregierung bessere Rah-        und die hohe Studierneigung wird sich der
         ware für die Flachglasindustrie sowie für        menbedingungen in Deutschland als Anker in       Fachkräfteengpass vor allem bei den beruflich
         Produzenten von Fenstern, Türen, Toren und       einem schärfer werdenden internationalen         Qualifizierten weiter verstärken. Kleine und
         Sonnenschutz produziert, sieht die Entwick-      Wettbewerb. Digitalisierung, Bürokratieabbau     mittlere Unternehmen müssten mehr Anstren-
         lungen mit einiger Sorge, auch wenn sein         und strukturelle Unterstützung beim grassie-     gungen unternehmen, um als Arbeitgeber
         Unternehmen nicht direkt von den Abschot-        renden Fachkräftemangel seien drei wichtige      wahrgenommen zu werden, als das bei Groß-
         tungstendenzen im weltweiten Handelssys-         Themenfelder, die dem Mittelstand gewisser-      unternehmen der Fall ist. Die vielen „Hidden
         tem betroffen ist: „Wir spüren“, so Dixen,       maßen „auf den Nägeln brennen“.                  Champions“ aus dem deutschen Mittelstand
         „eine allgemeine Verunsicherung in der Bau-                                                       seien zwar häufig Weltmarktführer ihrer
         industrie. Viele sind nervös, die Kunden         Digitalisierung braucht                          Branche, doch überregional als Arbeitgeber
         zögern, Entscheidungen zu treffen. Das gilt      schnellere Leitungen                             nur wenig bekannt. Ein weiteres Problem: Die
         nicht nur für das internationale Geschäft.                                                        Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen
         Viele unserer größeren Kunden sind ja inter-        Die digitale Wirtschaft in Deutschland ist    erreichte im Ausbildungsjahr 2016/17 ein
         national unterwegs, und bei dieser Gruppe        nicht nur ein bedeutender Wirtschaftssektor      neues Rekordhoch.
         zeigt sich die Verunsicherung auch, wenn es      und wichtiger Technologiebereich, sondern
         um Geschäfte innerhalb von Deutschland           auch Treiber der Digitalisierung von Unter-      Bürokratische Belastungen
         geht.“                                           nehmen, Arbeitswelt und Gesellschaft. Gerade     weiter hoch
             Die Alsfelder Firma Ernst Diegel GmbH        für kleine und mittlere Unternehmen sind
         hat sich auf hochwertige Industrielacke zur      digitale Kompetenzen ein entscheidender              Gerade kleine und mittlere Unternehmen
         Beschichtung von Kunststoffen sowie funk-        Wettbewerbsfaktor – allerdings besteht bei       verfügen nicht über Spezialabteilungen, die
         tionelle Beschichtungen für Glas speziali-       ihnen auch ein besonderer Förder- und Bera-      sich um rechtliche Fragen und bürokratische
         siert. Die Kunststofflacke werden im Auto-       tungsbedarf. Zugang zu schnellem Internet ist    Anforderungen kümmern. Für Formulare,
         mobil-Innenbereich, auf Radioblenden und         dabei eine Grundvoraussetzung, die nicht         Genehmigungen oder Meldungen zur amtli-
         -tasten oder Navigationsgeräten eingesetzt,      überall im IHK-Bezirk erfüllt ist. Immer noch    chen Statistik ist daher meist die Geschäftsfüh-
         die Glaslacke sind etwa auf Vasen und Fla-       gibt es in ländlichen Regionen weiße Flecken.    rung verantwortlich. Dabei geht Zeit verloren,
         schen, Lampenschirmen oder Kosmetikfla-          Doch schon heute werden im unternehmeri-         die nicht in das tägliche Geschäft investiert
         kons appliziert. Das mittelständische Unter-     schen Alltag weit höhere Geschwindigkeiten       werden kann. Der DIHK fordert deswegen, dass
         nehmen mit seinen rund 80 Mitarbeiterinnen       benötigt. Nur durch eine flächendeckende,        Unternehmen effizienter von unnötiger Büro-
         und Mitarbeitern hat einen Exportanteil von      unterbrechungsfreie und sichere Versorgung       kratie entlastet werden müssen, um sich mehr
         über 60 Prozent und Kunden in mehr als 40        mit schnellem Internet können Cloud-Dienste      um ihre Geschäfte, um Innovationen, Arbeits-
         Ländern. Das erfordert von der Belegschaft       genutzt und die Vernetzung von Maschinen         plätze und Ausbildung kümmern zu können.
         mit Kundenkontakt eine hohe Sprachkompe-         sichergestellt werden. Grundvoraussetzung        Das sieht mittlerweile auch die Politik. Gleich-
         tenz, zumindest in Englisch, aber auch alle      hierfür sind zukunftsfeste Leitungen, die hohe   wohl kann sie allenfalls kleinere Erfolge beim
         Fertigkeiten im Umgang mit globaler Kom-         Übertragungsgeschwindigkeiten sicherstellen      Bürokratieabbau vorweisen: Das zeigt ein-
         munikation und Kenntnis der diversen             können.                                          drücklich der Bürokratiekostenindex (BKI) des
         Transportbestimmungen.          Aufgrund   der                                                    Statistischen Bundesamtes. Dieser ist seit der
         Zunahme von Handelshemmnissen und                Fehlende Fachkräfte sind                         Einführung der Regel im Jahr 2015 lediglich
         -schranken, steigen die Herausforderungen        massives Problem                                 von 100 auf aktuell 99,11 Punkte gesunken.
         an die Einhaltung der gültigen Vorgaben.                                                              Es sind also „dicke Bretter“, die gebohrt
         Laut Geschäftsführer Christoph Harlfinger           Auch der zunehmende Fachkräftemangel          werden müssen. Der DIHK und die Kammern
         wird die Firma Diegel den geforderten hohen      ist ein großes Problem für den Mittelstand:      vor Ort als Interessensvertretung des Mittel-
         Qualitätsnormen der Automobilindustrie           „61 Prozent der Mittelständler sehen hierin      standes setzen alles daran, die wirtschaftlichen
         gerecht bleiben und noch in diesem Jahr          inzwischen ein Geschäftsrisiko, so viele wie     Rahmenbedingungen für KMU zu verbessern.
         nach der IATF 16949 zertifiziert.                nie zuvor“, warnte Wansleben. „Besonders         W

         10 WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                                       www.giessen-friedberg.ihk.de

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        Digitalisierung reduziert Bürokratiehürden

                                                                                                                                                                   Foto: privat
        Interview mit Thomas Rühl, Vorstandsvorsitzen-     (Customer Relationship Management - Anmer-
        der CURSOR Software AG und Vizepräsident der       kung Red.):
        IHK Gießen-Friedberg                               Unternehmens- und Verwaltungsabläufe, also
                                                           Geschäftsprozesse,       werden      automatisiert
                                                           durchgeführt. Der Grundgedanke ist: Was das
            Herr Rühl, „damals“, ohne Smartphone           System automatisch erledigt, muss nicht auf-
            – erinnern Sie sich noch?                      wendig und zeitintensiv per Hand bearbeitet
        Ja, mit Tränen in den Augen – wie mühselig war     werden. So werden Mitarbeiter entlastet und
        das … und heute kann ich jederzeit und überall     Kosten gesenkt.
        Informationen abrufen oder Produkte bestellen.
        Online-Banking, soziale Netzwerke, oder               CRM bietet also Vorteile. Welche Philoso-
        Geschäfts-Anwendungen: „jetzt und gleich“             phie steht dahinter?
        werde ich informiert und bedient. Ein Anbieter,    Kundenmanagement-Software stellt die Bedürf-
        der das nicht tut, bestraft sich selbst – der      nisse des Kunden – und des Bürgers – in den Mit-
                                                                                                                   Thomas Rühl, Vorstand der CURSOR Software
        Konsument wechselt mit wenigen Klicks zum          telpunkt. Gleichzeitig hilft sie dabei, Geschäftspro-   AG und Vizepräsident der IHK Gießen-Friedberg
        „besseren“ Lieferanten.                            zesse zu optimieren und Kosten einzusparen.
                                                           Das CRM-System dient als Plattform – eine Infor-
            Wie ist es in der Zusammenarbeit von           mations- und Kommunikationszentrale, die alle
            Unternehmen und öffentlicher Verwal-           wesentlichen Informationen intern bereitstellt. Die     Über Kundenportale im Internet kann der Kunde
            tung? Kann die Digitalisierung bürokra-        Nutzer werden durch Geschäftsprozesse wie zum           seine gewünschten Informationen selbst einsehen
            tische Hürden verringern?                      Beispiel Kundenanfragen oder Angebotserstellung         und bei Bedarf sogar anpassen. Das ist kunden-
        Die Chancen der Digitalisierung in der öffentli-   geführt, und alle Vorgänge und Dokumente wer-           freundlich und entlastet die Mitarbeiter. Auch für
        chen Verwaltung sind hoch. Intelligente IT-        den zentral abgelegt. Im Gegensatz zu Papierber-        Behörden und andere staatliche Institutionen ist
        Systeme können den Arbeitsaufwand auch für         gen stehen diese Informationen jedoch über inter-       das eine tolle Sache. Der Bürger wird dadurch
        öffentliche Aufgaben deutlich reduzieren. Bei-     ne Suchmaschinen – ähnlich Google – blitzschnell        ganz im Sinne des CRM-Gedankens als Kunde
        spiel Kundenmanagement, Fachbegriff CRM            zur Verfügung. Das hilft und macht Spaß.                betrachtet. Ein wichtiger Schritt in die Zukunft.

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             Was in der Wirtschaft gut funktioniert,          Daher betten wir künstliche Intelligenz auch in                                  Übrigens geht auch der IHK-Lehrgang „Digitalisie-
             kann auch von der Verwaltung erfolgreich         unsere CRM-Lösungen ein. Live zeigen wir dies                                    rungsmanager“, an dem CURSOR mitwirkt, auf
             übernommen werden. Sie sprechen das              auf unserem CRM-Kongress im kommenden                                            diese Themen ein.                               W
             Thema Zukunft an. Wo geht die Reise hin?         Oktober in der Kongresshalle Gießen. Kundenprä-
         Wir sind auf dem Weg in neue Dimensionen:            sentationen und Praxisbeispiele vermitteln                                       Das Interview führte Andrea Bette
         Künstliche Intelligenz bietet völlig neue Möglich-   anschaulich, wie das Kundenmanagement der                                        von IHK innovativ.
         keiten, den Arbeitsalltag weiter zu erleichtern.     Zukunft aussieht.

                                                                                                                                                 INFO

                                                                                                                    Grafik: CURSOR
                                                                                                                                                 Am 18. und 19. Oktober 2018 findet in
                                                                                                                                                 der Kongresshalle Gießen wieder der CRM-
                                                                                                                                                 Kongress statt. Starten Sie mit CURSOR in
                                                                                                                                                 neue Dimensionen. Auf vier Bühnen erleben
                                                                                                                                                 Sie über 20 Sessions zum Kundenmanage-
                                                                                                                                                 ment der Zukunft. Insgesamt 18 Unterneh-
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                                                                                                            Empfehlung des Herstellerverlags

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                                                                                                                                                     gerichten geführt und dient der Rechts-
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         12 WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                                                                             www.giessen-friedberg.ihk.de

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WIRTSCHAFT UND POLITIK

         Diesel hat eine Zukunft
         Spannende Themen bei IHK-Vollversammlung in Lauterbach

         VON FRANZ EWERT

                  er Diesel-Verbrennungsmotor wird                                                           Bei erfolgter Nachrüstung dürfe es keine

       D
                                                          der Lage, ältere Fahrzeuge „auf ein Euro-
                  noch lange im Einsatz sein. So laute-   6-Niveau“ zu bringen. Die Behauptung, dass      Fahrverbote geben. Dass Diesel sauber und
                  te das für die derzeitige öffentliche   im Pkw der Platz für diese Hardware-Nach-       unverzichtbar ist, steht auch für den ZDK
         Wahrnehmung sicherlich nicht erwartete           rüstung fehle, stimme nicht. Zumindest bei      fest. Allerdings müsse die Politik endlich
         Fazit an diesem Abend. Denn wenn die vor-        Mittel- und Oberklasse-Dieselfahrzeuge sei      klare Rahmenbedingungen setzen. IHK-Prä-
         handenen Techniken eingesetzt werden,            er vorhanden.                                   sidiumsmitglied Michael Kraft aus Gießen,
         sind     die    Diesel-Euro-6-Fahrzeuge   bei       Die Diesel-Grenzwerte-Hysterie müsse         unter anderem ZDK-Vorstandsmitglied und
         adäquater Abgasnachbehandlung hochsau-           dringend relativiert werden. Die Feinstaub-     Vizepräsident des Landesverbandes Hessen,
         ber. Bei den lokalen Emissionen seien sie ein    belastung durch Rauchen sei zehn Millionen      sieht die dringende Notwendigkeit einer
         „Nahe-Null-Emissionsantrieb“, bei den glo-       Mal höher. Und den Grenzwert von 50             Versachlichung der Diskussion um die Die-
         balen Emissionen ohnehin die CO2-güns-           Mikrogramm pro Kubikmeter Feinstaub für         sel-Antriebstechnik gegeben. Die Hardware-
         tigste Verbrennungskraftmaschine.                Stickoxid erreiche man schon allein durchs      Nachrüstung – ein Software-Update alleine
             Zu diesem eindeutigen Ergebnis kam           Anzünden der vier Kerzen auf dem Advents-       bringe nicht die erforderlichen Ergebnisse –
         Ralph Pütz, Professor für Nutzfahrzeugtech-      kranz. Pütz' Fazit: Wie alle Verbrennungs-      müsse in die Tat umgesetzt werden, „damit
         nik und Verbrennungsmotoren an der Hoch-         motoren werden auch die Dieselmotoren           die Gesamtwirtschaft die Krise übersteht“.
         schule Landshut und Leiter des Instituts für     eine Hybridisierung erfahren. Außerdem          Die Umrüstung muss sich speziell auf den
         Nutzfahrzeugforschung und Abgasanalytik,         gebe es etliche Alternativen, in Zukunft        Euro-5-Diesel beziehen, „denn der saubere
         bei seinem Vortrag im Posthotel Johannes-        auch andere Technologien zu entwickeln.         Euro-6-Diesel ist ohnehin außen vor“.
         berg in Lauterbach. Notwendig sei die Auf-       Das gelinge aber nur, „wenn die Politik
         klärung über eine Vielzahl „alternativer         keine Diktatur betreibt, indem sie weiterhin    FOC: Kommt es oder kommt
         Fakten“ in Verbindung mit der Dieselkrise.       ausschließlich die Elektromobilität fördert“.
                                                                                                          es nicht?
         „Die deutschen Dieselhersteller sind noch
         die Besten“, nimmt Pütz BMW, VW, Merce-          ZDK-Blick auf den                                  Ein weiteres Thema im Rahmen der Voll-
         des und Opel ausdrücklich in Schutz. Sie                                                         versammlung war das Factory Outlet Center
                                                          Dieselmotor
         stünden jedoch am Pranger, während eine                                                          (FOC), das im Pohlheimer Stadtteil Garben-
         Vielzahl anderer Hersteller nicht „diaboli-         Marc Voß vom Zentralverband Deutsches        teich entstehen könnte und seit Monaten
         siert“ würde. Pütz weist auf die Rechtslage      Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sagte, die           Gremien und Beteiligte beschäftigt. Das
         hin, der zufolge es in den Gesetzen legale       öffentliche Diskussion würde nicht immer        Projekt befinde sich in einer „sehr frühen
         Schlupflöcher gebe. Aber: „Der Diesel ist        mit fairen und sachdienlichen Mitteln           Phase“. Bislang gebe es nur einen Aufstel-
         deshalb in der Krise, weil schwarze Schafe       geführt. Die Folgen seien eine verunsicherte    lungsbeschluss der Stadtverordnetenver-
         über die legalen Schlupflöcher hinaus betro-     Bevölkerung und die Aussage, der Euro-          sammlung Pohlheim zur Entwicklung des
         gen haben.“                                      5-Diesel sei tot. Dies habe zu einem Wechsel    Gewerbegebietes Garbenteich. Mitte August
             Fahrverbote hält der Wissenschaftler für     zu Benzinmotoren, zu einer Entwertung von       2018 gebe es noch einen Bürgerentscheid.
         nicht zielführend. Wohl aber den Einsatz         Diesel-Gebrauchtwagenbeständen         sowie    FOC-Befürworter sehen ein „touristisches
         einer Abgasnachbehandlungstechnik, die           ganzer Fuhrparks von Unternehmen geführt.       Infrastrukturprojekt für Hessen“, weil auch
         vorhanden sei. Wie im Omnibusbereich             Innerhalb von 18 Monaten sei der Dieselan-      Käufer aus dem Ausland angesprochen
         schon umgesetzt und nachgewiesen, seien          teil bei Neuzulassungen von 45 auf 31 Pro-      werden sollen. Gutachten zu den Auswir-
         auch im Pkw-Bereich mehrere Systeme in           zent zurückgegangen.                            kungen des FOC liegen bisher keine vor. Die

        14 WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                                      www.giessen-friedberg.ihk.de

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WIRTSCHAFT UND POLITK

                                                                                                                                                   Foto: F. Ewert
        Stadt Gießen hat zwischenzeitlich eine          IHK-Hauptgeschäftsführer Matthias Leder
        Auswirkungsanalyse erstellen lassen. Die-       erinnerte daran, dass es in den vergangenen
        ser zufolge würde es zu nicht unerheblichen     fünf Jahren zu wiederholten Erhöhungen
        Umsatzumverteilungen zu Ungunsten des           bei der Gewerbe- und Grundsteuer sowie
        Einzelhandels in der Stadt kommen. Die          der Grunderwerbssteuer kam, maßgeblich         Gastgeber der Vollversammlung: Rainer Dietz
        Auswirkungsanalyse wird dem IHK-Haupt-          initiiert von der Landesregierung. Dabei sei
        und Ehrenamt im August vorgestellt.             die Grundsteuer B (bebaute Grundstücke) in
            Kraft, auch Vorsitzender des IHK-Regio-     den letzten Jahren noch stärker als die        Posthotel Johannesberg, das auf über 150
        nalausschusses Gießen, verwies auf den          Gewerbesteuer erhöht worden. Und zwar in       Jahre   Gastronomie-Geschichte      zurück-
        hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-        einem Umfang wie in keinem anderen Bun-        blickt. Dietz, selbst Mitglied der IHK-Voll-
        Wazir, der sich skeptisch zum FOC äußerte       desland. Leder sprach daher von einem          versammlung, stellte im ältesten Fachwerk-
        – speziell zu den Plänen eines neuen Auto-      Negativrekord, den das Land Hessen halte.      saal Hessens das traditionsreiche Haus vor.
        bahnanschlusses an die A 5. Der Minister        Die Grundsteuer sei laut BVG-Urteil nicht      Bauherrin des Grundgebäudes, das in den
        stellte fest, dass der Bund für Anschlüsse an   verfassungsgemäß und somit auch nicht          Anfang der Zwanzigerjahre des 19. Jahr-
        Bundesautobahnen zuständig sei. Und nach        mehr zeitgemäß. Die IHK fordert daher: Die     hunderts zurückreicht, war die Familien-
        dessen Kriterien müssten diese dem Fern-        Grundsteuer    muss    aufkommensneutral       brauerei Krömmelbein. 1860 wurde der
        verkehr dienen. Die Erschließung von            gestaltet werden und darf sich keinesfalls     Fachwerksaal, bis heute ein Schmuckstück,
        Gewerbegebieten erkenne der Bund nicht          als verkappte Steuererhöhung herausstel-       als bedeutsame Erweiterung angebaut. Seit
        als Grund an. Hinzu käme, dass ein Auto-        len. Ergebnis der Neuordnung der Grund-        1870 blickt der Johannesberg auf eine
        bahnanschluss Pohlheim zu nahe an der           steuer müsse sein: Keine Belastung der         durchgehende gastronomische Tradition
        schon bestehenden Anschlussstelle Fern-         Unternehmen und zugleich Entlastung der        zurück, die seit dem Jahr 2000 von der
        wald läge. Abschließend rief Kraft zur          privaten Grundstücksbesitzer.                  Familie Dietz verantwortet und fortge-
        Gelassenheit auf. Im Augenblick sei noch           Als ein „Ding der Unmöglichkeit“            schrieben wird. Der Johannesberg in Lau-
        nicht zu erkennen „wohin die Reise gehe“.       bezeichnete Leder das Vorhaben seitens der     terbach und Umgebung stand schon immer
                                                        Regierung, dass Steuerberater ihre Gestal-     für vollendete Gastlichkeit. „Und wir möch-
        IHK-Steuerkongress im                           tungsmodelle vorab dem Finanzamt mel-          ten diese Tradition natürlich gerne fortset-
                                                        den sollen. „Eine solche Regelung würde        zen“, betonte Dietz. Zeitgemäße Speisen,
        September
                                                        nicht nur das Vertrauen zwischen dem Kun-      frisch zubereitet aus heimischen Produkten
            „Werden die Steuern für Unternehmen         den und seinem Steuerberater zerstören,        – auch vegetarisch und vegan – zeichnen
        weiter erhöht?“ Diese Frage ist Thema der       sondern stellt schlicht eine Aufforderung      laut Dietz die moderne und zeitgerechte
        Podiumsdiskussion am 6. September 2018          zum Bruch des Steuergeheimnisses dar“,         Gastronomie seines Hauses aus. Neben der
        im Plenarsaal der IHK Gießen-Friedberg.         sagt er.                                       Gastronomie umfasst das Angebot auch
        Eingeladen, diese Frage zu beantworten,                                                        neun komfortable und modern eingerichte-
        sind Vertreter von CDU, SPD, FDP, Bündnis       „In der Tradition liegt die                    te Gästezimmer. Sechs festangestellte Mit-
        90/ Die Grünen, Die Linke und der AfD.                                                         arbeiter, darunter eine Auszubildende, bil-
                                                        Zukunft“
        Moderiert wird die Veranstaltung von Ralf                                                      den das aktuelle Johannesberg-Team. Hinzu
        Euler,     Rhein-Main-Berichterstatter   der       Nach diesem Motto führt die Familie         kommen drei Teilzeitbeschäftigte und bis zu
        Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.        Dietz, mit Rainer Dietz als Inhaber, das       sechs Aushilfsmitarbeiter.                  W

        www.giessen-friedberg.ihk.de                                                                             WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018 15

0014_00xx_05-WiPo_5996209.indd 15                                                                                                           22.08.2018 08:19:26
Foto: G. Wagner
                                                                                                    zweite Vorsitzende. Ergänzt wird      Fackellauf bei der Bergweih-
                                                                                                    das Gremium mit Schriftführer         nacht Johannisberg sowie die
                                                                                                    Sebastian Kreß, Geschäftsführer       Initiative Bad Nauheim fairwan-
                                                                                                    der Petermann gzw GmbH Bad            deln – Fairtrade Stadt Bad Nau-
                                                                                                    Nauheim, und den Kassenprü-           heim. Ein wichtiger Teil der Ver-
                                                                                                    fern Guido Kruse, Apotheke am         einsaktivitäten wird aber auch in
         Der Vorstand von Wirtschaft für Bad Nauheim e.V. (von links):
         Peter Drausnigg (Stadtwerke Bad Nauheim), Michael Krissel (Know IT                         Hochwald, und Jochen Hahn,            Zukunft die finanzielle und –
         solutions), Oya Hahn (Dolce Bad Nauheim), Sebastian Kreß (Druckerei                        Parkklinik Bad Nauheim. Für den       wo möglich – auch faktische
         Petermann), Bernd Felgner (Felgner Projektentwicklung), Johannes M.                        erweiterten Vorstand gewählt          Unterstützung der Bad Nauheim
         Peil (Sportklinik Bad Nauheim), Kerstin Herget (Volksbank Mittelhessen)                    wurden Kerstin Herget, Volks-         Stadtmarketing und Tourismus
         und Jochen Hahn (Parkklinik Bad Nauheim).
                                                                                                    bank Mittelhessen, Lars Wäller,       GmbH sein.
                                                                                                    Sparkasse Oberhessen, Bernd              Peil betonte, das die Initiative

         Gemeinsam Stark
                                                                                                    Felgner, Felgner Projektentwick-      kein geschlossener Kreis ist, son-
                                                                                                    lung, Michael Krissel, Know iT        dern für die Mitarbeit und Mit-
                                                                                                    solutions, sowie Peter Drausnigg,     gliedschaft weiterer Unterneh-
                                                                                                    Stadtwerke Bad Nauheim GmbH.          men aus der Region offen sei.
         Wirtschaft für Bad Nauheim stabil                                                          Abschließend wurden Vereins-          Interessierte können sich über
         auf Erfolgskurs                                                                            vorsitzenden als Vertreter von        die Ziele, Aufgaben und Projekte
                                                                                                    Wirtschaft für Bad Nauheim e.V.       von Wirtschaft für Bad Nauheim
                 ahlreiche Mitgliedsunter-        Einzelhandel und Handwerksbe-

        Z
                                                                                                    in den Aufsichtsrat der Bad Nau-      e.V. auf der Homepage infor-
                 nehmen nahmen an der             trieben sowie Unternehmen der                     heimer Stadtmarketing und Tou-        mieren.                                         W
                 diesjährigen       Mitglieder-   Hotellerie   und     Gastronomie.                 rismus GmbH gewählt.
         versammlung von Wirtschaft für           Dank dieser Vielfalt sei die Orga-                   Zu den vom Verein geförder-
         Bad Nauheim e.V. Mitte August            nisation auch in den vergange-                    ten regionalen Projekten gehö-
                                                                                                                                            ONLINE
                                                                                                                                            www.wirtschaft-bad-
         2018 im Café-Restaurant-Hotel            nen Monaten in der Lage gewe-                     ren beispielsweise das Theater
                                                                                                                                            nauheim.de
         Johannisberg teil. Auf der Ver-          sen, in vielfältiger Weise positive               Alte Feuerwache TAF e.V., der
         sammlung zogen Vorstand und              Impulse für die Stadtentwicklung
         Mitglieder eine sehr positive            zu geben. Im Rahmen der Begrü-
         Bilanz über die vergangenen              ßung bedankte sich Peil herzlich
         zwölf Monate. Aktuell repräsen-          beim Gründungsmitglied von                          BUCHTIPP
         tieren die 32 bei Wirtschaft für         Wirtschaft für Bad Nauheim,                                                                                              Empfehlung des Herstellerverlags

         Bad Nauheim engagierten Unter-           Armin Buß von der Volksbank                        Ab morgen spielen wir
         nehmen mehr als 30 Prozent der           Mittelhessen, für seine langjähri-                 Königsklasse
         Arbeitsplätze in Bad Nauheim, so         ge engagierte Mitarbeit im Erwei-                  Von Suzana Music
         der Erste Vorsitzende Johannes           terten Vorstand.
                                                                                                     Nicht unbegrenzte Geldressourcen für
         M. Peil von der Sportklinik Bad             Nach Impulsvorträgen von
                                                                                                     hochkarätige, sondern die Zusam-
         Nauheim. Peil betonte, dass die          Klaus Kreß, Bürgermeister der
                                                                                                     menstellung und das Training der vor-
         Initiative heute ein sehr breites        Kurstadt, und Frank Thielmann,                     handenen Mitarbeiter führen mittelständische Unternehmen zum
         Spektrum von ortsansässigen              Vorstand der Stiftung Sprudel-                     Erfolg. Wer sich darüber im Klaren ist, in welcher Liga sein Unterneh-
         Unternehmen            repräsentiere:    hof Bad Nauheim, wählten die                       men spielen soll, kann seine Mannschaft auf dieses Ziel einschwören
         Sparkassen und Banken zählen             Mitglieder bei der diesjährigen                    und herausragende Erfolge erreichen.

         ebenso zu den Mitgliedern wie            Jahreshauptversammlung         den                 Der praxisnahe Ratgeber der Unternehmensberaterin zeigt auf,
                                                                                                        • wie man das Bewusstsein für die eigenen Wurzeln entdeckt
         Forschungs- und Entwicklungs-            neuen    Vorstand.    Einstimmig
                                                                                                        • die Werte eines Unternehmens definiert
         unternehmen der Automobilin-             wiedergewählt wurden Peil als                         • Mitarbeiter optimal aufzustellen, um fit für die Zukunft zu sein
         dustrie, ebenso Kanzleien, Klini-        erster Vorsitzender und Oya
                                                                                                     Verlag Wiley, ISBN 978-3-527.50943-0, Preis 29,99 Euro
         ken und Krankenhäuser, dem               Hahn vom Tageshotel Dolce als

        16 WIRTSCHAFTSMAGAZIN · 9/2018                                                                                                          www.giessen-friedberg.ihk.de

0014_00xx_05-WiPo_5996209.indd 16                                                                                                                                   24.08.2018 08:07:51
WIRTSCHAFT UND POLITK

                                                                Hessen möglicherweise benachteiligt
                                                                        HIHK besorgt über Planungen zur Fernstraßen-
                                                                              verkehrsinfrastrukturgesellschaft.

      H
                 essen geht nach den          legte Planung zur Verwaltungs-                                      vor Ort betreut werden“, sagte        Bitte gewandt, seine Planungen
                 aktuellen Planungen des      struktur der neuen Infrastruk-                                      der HIHK-Präsident. Es könne          diesbezüglich       nochmals        zu
                 Bundes bei den Nieder-       turgesellschaft für Autobahnen                                      nicht sein, dass Hessens Auto-        überarbeiten.        Ausdrücklich
        lassungen der neuen Fernstra-         und weitere Bundesfernstraßen                                       bahnnetz, mit dem meisten             lobend erwähnt der HIHK darin
        ßenverkehrsinfrastrukturgesell-       enthält, neben dem Hauptsitz in                                     Durchgangsverkehr aller deut-         das vorbildliche Baustellenma-
        schaft leer aus. Eberhard Flam-       Berlin, zehn über Deutschland                                       schen Flächenländer, von vier in      nagement von „Hessen Mobil“,
        mer, Präsident des Hessischen         verteilte Niederlassungen. Wäh-                                     anderen Bundesländern sitzen-         welches durch die Beibehaltung
        Industrie- und Handelskammer-         rend die großen Flächenländer                                       den Niederlassungen der neuen         von allen Fahrstreifen, die Stau-
        tages (HIHK), bekräftigt daher        eine oder mehrere Niederlassun-                                     Infrastrukturgesellschaft      aus    anfälligkeit     von      Baustellen
        die Befürchtung der hessischen        gen, meist in den Landeshaupt-                                      beplant und verwaltet werden          reduziert. Dies solle als Blau-
        Wirtschaft, „dass die Instand-        städten, erhalten sollen, geht                                      soll: „Dies wird der wirtschaftli-    pause für die Baustellenabwick-
        haltung der Autobahnen in Hes-        Hessen nach den derzeitigen                                         chen Bedeutung Hessens mit            lung der neuen Infrastrukturge-
        sen dann nicht mehr im erfor-         Planungen leer aus.                                                 seiner Lage im Herzen Deutsch-        sellschaft übernommen werden.
        derlichen Umfang gewährleistet            „Die hessische Wirtschaft                                       lands nicht gerecht.“                                                         W
        ist.“                                 braucht funktionierende und                                              Der HIHK hat sich deswegen
                                                                                                                                                          ONLINE
            Die von Bundesverkehrsmi-         gut ausgebaute Straßen. Um das                                      in einem Brief an Bundesver-
                                                                                                                                                          www.ihk-hessen.de
        nister Andreas Scheuer vorge-         zu gewährleisten, müssen sie                                        kehrsminister Scheuer mit der

                                                                                                                                                                                        ANZEIGE

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                                                                                                                            erschule Gießen
          bedeuten für betroffene Unter-                                                                           Offene Tagesseminare, individuelle Firmenseminare
          nehmen oft Ärger, Frust – und vor                                                                        •   IBM Lotus Notes/Domino
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                                                                                                                   •   Microsoft Windows
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                                                                                                                                                                           ir erstellen Ihnen
          allem Umsatzeinbrüche. Neben negativen Begleiterscheinungen wie                                          •   Visual Studio .net                              gerne
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          Lärm, Schmutz, Parkplatzengpässen oder Verkehrsumleitungen, sind                                         •   Microsoft Office und                             ein speziell auf Ihre
          im schlimmsten Fall große Kundenverluste existenzbedrohend. Dieses                                           MS Office Update                                      Anforderungen
          Praxishandbuch orientiert sich am Machbaren und zeigt den Betrof-                                        • SUSE Linux                                             zugeschnittenes
                                                                                                                   • Autodesk                                                   Angebot, als
          fenen und Beteiligten explizit auf, was in der jeweiligen Situation                                      • SAP R3                                               Inhouse-Seminar
                                                                                                                                                                           nhouse-Seminar
          möglich ist und gibt den Lesern eine praxisorientierte, individuell                                      • Oracle                                                 oder in unserem
          zugeschnittene Hilfestellung. Das spart Zeit und sichert Umsätze trotz                                   • Adobe                                              Schulungszentrum.
                                                                                                                                                                         chulungszentrum.
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                                                                                                                    dk-Computerschule                           Telefon: 06 41 / 9 71 92 10
                                                                                                                    Dillmann & Kriebs GbR                             Fax: 06 41 / 9 71 92 11
                                                                                                                    Bahnhofstraße 67                      Internet: www.edv-seminar.org
          Eigenverlag, ISBN 978-3981835403, Preis 69,00 Euro                                                        35390 Gießen                            E-Mail: info @ edv-seminar.org

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