Kunststoff - Die Österreichische Kunststoffzeitschrift
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P.b.b. Sollingergasse 25/10 15Z040412M Österreichische Kunststoff ISSN 0029-926X WelkinMedia, 1190 Wien 49. Jahrgang · Nr. 5/6 2018 Zeitschrift Automation Medizintechnik Recycling Offizielles Organ der Gesellschaft zur Förderung der Kunststofftechnik, der Vereinigung Österreichischer Kunststoffverarbeiter und der Bundesinnung der Kunststoffverarbeiter
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I N H A L T Aktuelles, kurz notiert 138 Kunststoffpioniere in Österreich 140 Foto: K. Sochor Kunststoffpioniere Foto: Zitta-Archiv Automation 147 Nachruf 162 Foto: Teknor Apex Ehrungen Foto: VÖK Medizintechnik 163 Recycling 171 Wirtschaftsnachricht Foto: VDMA Einfärben 180 Ausbildung Ausbildung 181 Ehrungen 183 Wirtschaftsnachrichten 184 Wer.Was.Wo...mit Kunststoff 186 Impressum, Vorschau auf Heft 7/8 2018 191 Foto: Pipelife Austria, Regina Beck Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 137
Aktuelles, kurz notiert! Alpla-Gründer Alwin Lehner verstorben Alwin Lehner, der Firmengründer des auf technische Entwicklungen zu fokussie- auf Kunststoffverpackungen spezialisier- ren. Seine Rolle in der Geschäftsleitung ten Unternehmens Alpla, ist im Alter von wurde ab diesem Zeitpunkt von seinem 86 Jahren verstorben. Sohn Günther vollumfänglich übernom- Am Abend des 12. Juni 2018 ist Alwin men. Er war bis ins hohe Alter fast täglich Lehner gestorben. Alwin Lehner, geboren in der Firma präsent. 1932 in Bregenz, gründete im Jahr 1955 Alpla gehört zu den führenden Unter- gemeinsam mit seinem Bruder Helmuth nehmen für Kunststoffverpackungen. Rund Lehner die „Alpenplastik Lehner Alwin 19 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- GmbH“. Er führte das Unternehmen zu in- ter produzieren weltweit an 176 Standor- ternationalem Erfolg. ten in 45 Ländern maßgeschneiderte Ver- Der gelernte Maschinenbauer war in packungssysteme, Flaschen, Verschlüsse den Anfängen die innovative Triebfeder und Spritzgussteile. Die Anwendungsbe- des Unternehmens. Er begeisterte sich stets reiche der Qualitätsverpackungen sind für technische Herausforderungen und vielfältig: Nahrungsmittel und Getränke, zeichnet für wegweisende Erfindungen Kosmetik und Pflegeprodukte, Haushalts- verantwortlich. Bereits neun Jahre nach der reiniger, Wasch- und Putzmittel, Motoröl Unternehmensgründung legte Lehner den und Schmiermittel. Zudem betreibt Alpla Grundstein für die weltweite Präsenz von an drei Standorten (Österreich, Polen, Me- Alpla: Erste Werke im Ausland waren 1964 xiko) Recyclingwerke mit einer jährlichen Markdorf in Deutschland und 1968 San Kapazität von 65 000 Tonnen lebensmit- Joaquin in Venezuela. 1997 trat Alwin Leh- teltauglichem rPET. 2015 feierte Alpla das ner aus der operativen Leitung der Alpla- 60-jährige Firmenjubiläum. Firmengruppe aus, um sich auch weiterhin www.alpla.com Foto: Ettlinger Spatenstich bei der Firma MAK in Altenberg Bei strahlendem Sonnenschein wurde am ein neuer, größerer Standort nötig gewor- 30. Mai der Spatenstich in Altenberg bei den. Es entstehen Schulungsräume für Linz gemäß dem eigens gewählten Titel Produkt-Präsentationen, ein Schauraum, „Unser Spatenstich – der Antrieb der Zu- in dem sich Kunden von der Technik und kunft“ gefeiert. Effizienz der Produktpalette überzeugen Bürgermeister Ferdinand Kaineder fand können und eine Servicestation, welche herzliche Begrüßungsworte für den neuen rasche, hausinterne Reparaturen ermögli- Firmenstandort und freut sich über den cht. Die Geschäftsführer Martin Dumfart Zuzug des innovativen Unternehmens in und Claudia Klein freuen sich, am neuen „seine“ Marktgemeinde. Er wünschte auch Standort in Altenberg zukünftig einen noch dem Bauunternehmen und dem Planungs- besseren technischen und kaufmännischen büro einen reibungslosen und unfallfreien Service bieten zu können. Bauablauf. Die Fertigstellung ist für das Mit der Generalplanung des Neubaus Frühjahr 2019 geplant. ist die Firma Savonarola Baumanagement Die Firma MAK Vertrieb und Service GmbH betraut, ein junges Planungsbüro GmbH wurde 1969 gegründet und auf- aus Feldkirchen an der Donau. Als Baufirma grund des Erfolges und Wachstums, rund ist die C. Peters Baugesellschaft beauftragt. um die Lieferung und den Service von Ma- www.mak.co.at schinen, Anlagen und Komponenten, ist www.savonarola.at 138 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018
Aktuelles, kurz notiert! Polymerpreisindex Plastixx Plastixx bezeichnet den im Juni 2005 eingeführten Polymerpreisindex der KI – Kunststoff-Information, den die Österreichische Kunststoffzeitschrift mit freundlicher Genehmigung der Kunststoff-Information Verlagsgesellschaft mbH, Bad Homburg regelmäßig veröffentlichen darf. Dieser Index zeigt repräsentativ die Preisentwicklung von Kunststoffen in Westeuropa. Während der Plastixx die wichtigsten thermoplastischen Kunststoffe insgesamt umfasst, spiegelt der Plastixx ST die Preisentwicklung der Standard-Thermoplaste und der Plastixx TT diejenige der Technischen Thermoplaste wider. Die Basis für Plastixx, Plastixx ST und Plastixx TT ist Januar 2002 mit 1000 Punkten. Preisindizes Mai 2018 Mai Vormonat Änderung Plastixx – Der KI Polymerpreisindex Plastixx 2191,6 2185,9 +0,3% Plastixx ST 2252,5 2247,0 +0,2% 2400 2400 Plastixx TT 1538,0 1530,7 +0,5% 2200 2200 Methodik 2000 2000 Plastixx ST Der Plastixx bildet die Preisentwicklungen (Polymerpreisindex von PE-LD/LLD, PE-HD, PP, PVC, PS, PET 1800 Standard-Thermoplaste) 1800 sowie ABS, PA, PC, PMMA, POM und PBT 1600 1600 nach dem Prinzip des sogenannten Paa- sche-Index ab. In die monatliche Index- 1400 1400 berechnung gehen die durchschnittlichen Plastixx TT westeuropäischen Marktpreise der Materi- 1200 (Polymerpreisindex 1200 alien, gewichtet nach westeuropäischen Ver- Technische-Thermoplaste) brauchsmengen ein. Die Gewichtung nach 1000 1000 Verbrauchsmengen wird jährlich aktuali- 2016 April Juli Okt 2017 April Juli Okt 2018 April Juli siert. Quelle: Kunststoff Information, Bad Homburg www.kiweb.de Pollmann baut Werk II in Vitis Zum Titel Internationaler Automobilzulieferer setzt auf Standort mit Zukunft P.b.b. Sollingergasse 25/10 15Z040412M Wenn Pollmann als einer der größten Industriearbeitgeber im Norden Österreichische Österreichs den nächsten Expansionsschritt setzt, werden in vielerlei Kunststoff ISSN 0029-926X WelkinMedia, 1190 Wien Hinsicht neue Wege beschritten: Höchste Energieeffizienz, maximaler Automatisierungsgrad, sowie ein digitaler Zwilling für das neue Pro- 49. Jahrgang · Nr. 5/6 2018 Zeitschrift duktionswerk in Vitis, auf dem alle Anlagen und Prozesse visualisiert Automation Medizintechnik Recycling und vorab simuliert werden können. Das sind die Zutaten für weitere 60 neue Arbeitsplätze und eine Gesamtinvestition von 17 Millionen Euro mit denen das Unternehmen seine Zukunft gestaltet. In einem Punkt bleibt Pollmann aber sehr traditionell: beim Bekenntnis zum Standort im nördlichen Waldviertel und zu den Menschen dort. Der Weltmarktführer bei Schiebedach-Kinematiken und elektrome- chanischen Türschlössern startet mit dem Bau eines neuen Produkti- onswerks in der Waldviertler Marktgemeinde Vitis. „Der international deutliche Wachstumskurs des Unternehmens findet natürlich auch in Österreich seinen Niederschlag. Hier kommen wir her, hier ist auch unsere Basis für die Zukunft“, meint Eigentümer Markus Pollmann an- lässlich der Feierlichkeiten zum Spatenstich für das neue Werk und unterstreicht den Bezug zur Region. Offizielles Organ der Gesellschaft zur Förderung der Kunststofftechnik, der Vereinigung Österreichischer Kunststoffverarbeiter und der Bundesinnung der Kunststoffverarbeiter Was vor zehn Jahren durch die Integration der BATTENFELD Kunststofftechnik in die WITTMANN Gruppe begonnen hat, ist zu einer uneingeschränkten Erfolgsgeschichte geworden. Unter dem Markennamen PowerSerie brachte das vergangene Jahrzehnt die kom- plette Überarbeitung des Maschinenprogramms mit sich. Die Modelle der PowerSerie stehen für Robust- Spatenstich für das neue Pollmann-Werk in Vitis mit Landesrätin Dr. Petra heit, optimale Produktivität, höchste Energieeffizienz Bohuslav, Komm.-Rat Dr. Christian Moser von Wirtschaftskammer NÖ, und beste Bedienbarkeit; und stets stand das Bemühen Bürgermeisterin von Vitis Anette Töpfl, Dipl.-Ing. Dietmar Eder von Peneder, im Vordergrund, alle Komponenten einer Spritzgießzel- sowie Markus und Robert Pollmann, Dipl.-Ing. (FH) Herbert Auer, Mag. le schnittstellenfrei zusammenzuführen. Christian Schreiberhuber, Dipl.-Ing. Winfried Rossmann, Manfred Jäger und www.wittmann-group.com Christopher Brinnich. Foto: Pollmann Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 139
Kunststoffpioniere in Österreich Mit dem Oberösterreichischen Extrusionsunternehmen Zitta set- zen wir die lose Reihe von Portraits österreichischer Kunststoffpi- oniere fort. Den Beginn machte Ing. Robert Hillisch, legendärer Lehrer vieler Kunststofftechniker-Generationen am Wiener LKT- TGM und ÖKZ-Chefredakteur der ersten Stunde (Ausgabe 03/04- 2013). Im Jubiläumsjahrgang der ÖKZ 2014 portraitierten wir die Brüder Wilhelm und Anton Anger (Ausgabe 03/04-2014), Ludwig Engel und sein Unternehmen (Ausgabe 05/06-2014), die Vorarl- berger Brüder Lehner und ihr Unternehmen Alpla (Ausgabe 07/08- 2014), den Klosterneuburger Spritzgießer Hubertus Goller (Aus- gabe 11/12-2014) und zuletzt den Unternehmer Willibald Luger (Ausgabe 9/10-2017). Im Juni 2019, rechtzeitig zum 50-Jahr-Jubi- läum der Österreichischen Kunststoffzeitschrift wird ein Buch zum Thema „Österreichische Kunststoff-Pioniere“ erscheinen, in dem noch weitere interessante Persönlichkeiten der österreichischen Kunststoffwirtschaft portraitiert werden. Franz und Elisabeth Zitta. Foto: Zitta-Archiv Zwei Donauschwaben „profilieren“ sich 1945 – Der zweite Weltkrieg ist zu Ende und hatte Chaos hinterlassen, dem die Siegermächte eine neue Ordnung gaben. Umsiedlungen waren die Folge, von denen insbesondere die deutschen Siedlungsgemeinschaften in der damaligen Tschechoslowakei, in Ungarn, in Rumänien und auf dem Gebiet von Jugoslawien betroffen waren. Ein Großteil von ihnen lande- te in Deutschland, viele in Österreich, insbesondere in Oberösterreich. Mit großer Energie haben sie hier ein neues Leben begonnen und viel zum späteren österreichischen Wirtschaftswunder beigetragen, einige von ihnen als Kunststoffpioniere. Beispiele sind die sudetendeutschen Familien Anger, Bergs oder Klinger, die Donauschwaben Engel und Schwarz oder die Banater-Deutschen Zitta und Sikora. Im folgenden Pionierportrait wird der Weg des Familienunternehmens Zitta nachge- zeichnet. Die Geschichte des Oberösterreichischen Großregion, zur Zeit der Donaumonarchie Deutschland oder Österreich. Die vor Ort Extrusionsunternehmens Zitta beginnt als Vojvodina bezeichnet, ist heute auf die verbliebenden Donauschwaben wurden in Serbien, im Siedlungsgebiet der Don- Länder Kroatien, Ungarn, Serbien, Rumä- entrechtet, enteignet und in vielen Fällen auschwaben in der pannonischen Ebene nien und Slowakei aufgeteilt. in die Sowjetunion verschleppt. In Ungarn zwischen Donau, Drau und Theis. Diese Die deutschen Siedler kamen zwischen wurde die Hälfte der Ungarndeutschen, dem Ende des 17. und der zweiten Hälf- die kollektiv als Kriegsverbrecher galten, te des 19. Jahrhunderts vor allem aus vertrieben. In Jugoslawien kam es zunächst Deutschland, um die seit dem Rückzug zu Misshandlungen und Massenhinrich- der Osmanen entvölkerten Grenzregionen tungen durch Partisanen, später zu Einwei- der Habsburger Monarchie neu aufzubau- sungen in Zentralarbeitslager und Internie- en. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns rungslager. Nach der Auflösung der Lager wurden die Siedlungsgebiete der Don- verließ der überwiegende Teil der Jugosla- auschwaben durch die alliierten Mäch- wiendeutschen das Land. Damit ging eine te dreigeteilt. Ein Teil verblieb bei Ungarn, 300-jährige Siedlungsgeschichte gewalt- der zweite Teil wurde Rumänien zugeteilt sam zu Ende. (Quelle Wikipedia) und der dritte Teil fiel an das neu gegrün- dete Königreich Jugoslawien. In diesem 1945 kommt Familie Zitta nach Traun hatten die Donauschwaben um die recht- in Oberösterreich liche Gleichstellung mit den übrigen Eth- nien und die Erhaltung ihrer kulturellen Die Familie Zitta lebte über mehrere Ge- Traditionen zu kämpfen. Diese Umstände nerationen in Syrmien, einer Region zwi- nutzten in der Folge die deutschen Nati- schen Donau und Save in der Stadt Ruma, onalsozialisten, um bei den Donauschwa- rund 60 km nordwestlich von Belgrad. ben Mitläufer für ihr Gedankengut zu ge- Nachdem im Oktober 1944 Belgrad von winnen, mit der Absicht, sie als Soldaten der jugoslawischen Volksbefreiungsar- der Waffen-SS gegen die jugoslawische mee zusammen mit russischen Truppen Volksbefreiungsarmee einzusetzen, was von den deutschen Besatzern zurücker- auch gelang. Dies vertiefte den Nationali- obert wurde, flüchtete die Mehrzahl der tätenkonflikt zwischen den Deutschen und Volksdeutschen aus Jugoslawien, Rumä- Die Siedlungsgebiete der Donauschwaben bis den Balkanvölkern. Um den erwartbaren nien und Ungarn. Viele davon, insgesamt Ende des 2.Weltkriegs, wo die Familie Zitta in Racheakten zu entgehen, flüchteten in der 60 000 kamen in das damals Oberdonau der Stadt Ruma in Syrmien, rund 60 km nörd- Endphase des Zweiten Weltkrieges Zehn- bezeichnete Oberösterreich. Sie wurden lich von Belgrad lebte. Foto: Wikipedia tausende Donauschwaben meist nach in Schulen, Gasthäusern und Barackenla- 140 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018
Kunststoffpioniere in Österreich Dabei erlebte er den Einstieg der Brüder Anger in die Rohrextrusion hautnah mit, lernte im Team von Anton Anger die Funk- tionsweise des Doppelschneckenextruders kennen und lernte viel über die PVC-Ver- arbeitung, sowohl vom Pulver aus, wie es die Brüder Anger bevorzugten, aber auch vom PVC-Granulat aus. Er erlebte das Scheitern der Anger-Rohrproduktion in Ös- terreich durch das starke Gegen-Lobbying der arrivierten Beton-, Asbest- und Kerami- krohr-Produzenten, aber auch den noch- maligen Anfang in Deutschland (Bogen an der Donau), der von einem kometen- haften Aufstieg zu den größten Kunststoff- Aktuelle Ansicht der Guido-Holzknecht-Straße Rohr- und Fittingproduzenten Europas ge- 5 in Traun / St. Dionysen. Im gelben Familien- krönt war. Wohnhaus begann 1962 die Firmengeschichte der Zitta-Extrusion. Foto: R. Bauer Anger-Doppelschneckenextruder aus dem Jahr 1959. Quelle: Anger-Archiv 1962 beschließt Josef Zitta selbst zelkomponenten zurück. Er beschaff- Profil-Extrudeur zu werden te eine Einschnecken-Plastifiziereinheit, schweißte den Maschinenrahmen zusam- gern untergebracht. Viele der wehrfähigen Seinem Selbstverständnis als engagier- men und fügte als Antriebseinheit eine Männer wurden zur Waffen-SS eingezo- ter Techniker folgend, kam er für sich zu Kombination aus einem 3-Gang-Ford-Au- gen. Bei Kriegsende befanden sich insge- dem Schluss, dass er es ebenfalls schaffen togetriebe und einem Elektromotor, sowie samt 46 000 jugoslawische Volksdeutsche könnte, mit Extrusionsprodukten eine eige- eine improvisierte Abzugs- und Kühlstre- in Oberösterreich. ne Existenz aufzubauen. Allerdings nicht cke hinzu und begann PVC zu extrudieren. mit Rohren, nicht zuletzt, weil dafür teure Und er hatte Erfolg. Die Eigenbau-Extrusi- Der Baupolier Josef und die Hausfrau und komplexe Doppelschnecken-Extru- Magdalena Zitta und ihre Kinder Franz und onslinie produzierte nach einigen Versu- sionsanlagen notwendig waren, sondern chen und Optimierungen herzeigbare Pro- Josef, damals 14 und 9 Jahre alt, kamen mit flachen Möbelprofilen, deren Wachs- Anfang 1945 mit einem Evakuierungstrans- file. tumspotential er aus diversen Kundenan- port nach Alkoven bei Eferding. Da der Zu- fragen erkannt hatte. Für die dafür ausrei- 1963 begann die „reguläre“ Produkti- sammenhalt in diesen Tagen ein Mittel zum chenden geringeren Durchsatzleistungen on. Das Familienunternehmen begann zu Überleben war, bemühte sich eine Grup- würden einfache Einschnecken-Extruder laufen. Josef Zitta kümmerte sich um den pe von Donauschwaben, unter ihnen auch ausreichen, die Anger damals nicht im Extruder, die Extrusionswerkzeuge und die Familie Zitta, von Alkoven weg und näher Programm hatte. Der damals 26 Jahre alte Nachfolgeeinrichtungen, Franz Zitta zu- an Linz heran zu kommen, weil man sich Josef Zitta traute sich zu, derartige Extruder sammen mit den Eltern um die Auftragsab- hier bessere Arbeitsmöglichkeiten erhoff- selbst bauen und damit erfolgreich produ- wicklung. te. Es gelang und die Gruppe landete in zieren zu können. Wie aus dem ersten Werbeschreiben Haid bei Ansfelden, wo die lokalen Indus- der Gebrüder Zitta hervorgeht, waren die triebetriebe (Textilerzeugung, Lebensmit- ersten Produkte vor allem PVC-Profile für tel- und Papierverarbeitung) Arbeitskräf- den Möbelbau. Ein bekanntes Beispiel te benötigten. Da zu jener Zeit ein reges dafür sind die Führungsprofile in Vorhang- Kommen und Gehen von Flüchtlingen und karniesen, die für das Innviertler Unterneh- Wartenden auf eine Rückkehrmöglichkeit men Leha entwickelt wurden. Ein weiteres herrschte, waren die, die bleiben wollten, Erfolgsprodukt waren die Wandanschlus- willkommen. sprofile für die Bodenverlegung. Auch der Hier begannen die Brüder Franz Zitta Ladeneinrichtungsbau und der Fahrzeug- Sen. (1931 – 2002) und Josef Zitta (1936 – 1995) ihr neues Leben. Franz begann eine Maurerlehre, fand Arbeit beim Wie- deraufbau und erzählte später, dass er ab 1955 bei den Linzer Baufirmen Schwarz und Haller-Bau als Polier für die Errichtung Die Kombination von Holzplatten und von zahlreichen Gebäuden verantwortlich Umleimern aus PVC prägte ab Mitte der war. Wie der Zufall es wollte, lernte Franz 1960iger Jahre das Design von Küchenmöbeln und fand langsam auch Eingang in andere in Haid seine spätere Gattin, die ebenfalls Wohnbereiche. Foto: R. Bauer aus Ruma stammte, kennen. Parallel dazu baute er auch ein Famili- Mit dieser Geschäftsidee ging er auf sei- enwohnhaus in Traun/St.Dionysen in der nen Bruder und die Eltern zu, um ihnen Guido-Holzknecht-Straße 5, unweit der vom Potenzial der Extrusion zu erzäh- „Rumaerstraße“, benannt nach dem Her- len und davon, analog zur Anger-Fami- kunftsort vieler Flüchtlinge, und ebenso lie ein Familienunternehmen aufzubauen. unweit der späteren Wilhelm-Anger-Stra- Schließlich gelang es, Vater und Bruder, ße, wo die sudetendeutsche Familie Anger die als Maurer kein Naheverhältnis zu ab 1948 mit der Schutzbrillenproduktion Kunststoff hatten, zum Mitmachen zu mo- und 1951 mit dem Extruderbau begonnen tivieren. So begannen Vater Josef Zitta Sen. hatte. und Sohn Franz Zitta 1962 in der Trauner Der technisch interessierte jüngere Josef Guido-Holzknecht-Straße 5 die Garage erhielt die Möglichkeit, in Linz die Fach- und das Wirtschaftsgebäude des Familien- schule für Maschinenbau an der HTL-Linz wohnhauses für eine Produktion zu adap- zu besuchen und konnte anschließend ab tieren. 1957 beim benachbarten Wilhelm Anger Parallel zu den Adaptierungsarbeiten Maschinenbau als Konstrukteur zu ar- begann Josef Zitta Jun. einen Extruder zu Werbeschreiben der Brüder Zitta aus dem Jahr beiten beginnen. bauen. Dafür griff er auf verfügbare Ein- 1963. Quelle: Zitta-Archiv Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 141
Kunststoffpioniere in Österreich Zitta-Extrusionswerk in der Trauner Gferetfeldstraße, nur rund 400 Meter vom ehemaligen Brillen- Zitta ZKM 60-Eigenbau-Einschnecken-Extruder und Extruderwerk Anger entfernt.Foto: Zitta-Archiv zur PVC-Verarbeitung. Foto: R. Bauer Der Zitta-Werkzeug- und Anlagenbau in den späten 1960er Jahren, Blick in die Produktionshalle des Zitta-Extrusionswerks in den späten wo neben Extrusionswerkzeugen auch Nachfolgeeinrichtungen für 1960er-Jahren. Foto: Zitta-Archiv Extrusionslinien gebaut wurden. Foto: Zitta-Archiv bau hatten wachsenden Bedarf an Ab- Wohnhaus in der Trauner Gferetfeldstra- den Anger-Extrudern durchaus sehen las- deck- und Übergangsprofilen. Die Auslie- ße gebaut, nur wenige Meter vom Wohn- sen und wurden über viele Jahre benutzt. ferung übernahm zumeist Gattin Elisabeth, haus der Eltern entfernt. Glücklicherweise die die Profile in Rollen oder Paketen per befand sich unmittelbar daneben ein freies Die Eigenbau-Ausrüstung funktionierte Handwagen zum Bahnhof brachte. Der- und ausreichend großes Grundstück, das durchaus zufriedenstellend und die mit artige Kleinprofile sind bis heute im Pro- für den Bau eines „Zitta-Extrusionswerks“ dem Verkauf beauftragten Handelsvertreter gramm und tragen noch immer 10 Prozent geeignet erschien. Da die Flächenwid- profitierten vom Kunststoff-Boom der Wirt- zum Umsatz bei. mung dem nicht entgegenstand, wurde es schaftswunderzeit. Beides bewirkte, dass gekauft und ein, aus damaliger Sicht, groß- das Lieferprogramm in rascher Folge aus- Da die Qualität der Profile gut und die gebaut werden konnte, wie ein Blick in das Flexibilität der Zitta-Familie bei der Erfül- zügiger Betriebsbau errichtet. So entstand nur zwei Straßen vom Anger-Extruderbau Produktlager im Keller des Zitta-Betriebs in lung individueller Kundenwünsche hoch den 1960iger Jahren zeigt. war, wuchs das Geschäftsvolumen rasch entfernt ein Extrusionsbetrieb. an, sodass innerhalb eines Jahres drei wei- Mit dem Umzug in die neue Produkti- Bestärkt durch den offensichtlichen Er- tere Extrusionslinien gebaut und in Betrieb on konnten in rascher Folge weitere Extru- folg als „Spezialitätenladen“ und in der An- genommen werden mussten – die nun sionslinien installiert werden. Da die Ka- nahme eines weiter wachsenden Bedarfs, schon etwas professioneller in der Aus- pitaldecke der Jungunternehmer nach wie waren die Brüder Zitta 1965 selbstbewusst führung waren. Doch damit war das Po- vor dünn war, entschied Josef Zitta, vorerst genug, um die Anfrage eines oberöster- tenzial der Garage und des Wirtschaftsge- beim Eigenbau zu bleiben, sich aber be- reichischen Fensterherstellers, ob sie die bäudes hinter dem Wohnhaus ausgereizt. züglich allgemeiner Ausführung und tech- Profile für die geplante Kunststofffenster- Deshalb wurde 1964 der Entschluss ge- nischem Standard an den Anger-Extrudern Produktion herstellen würden, mit einem fasst, ein separates Betriebsgebäude zu zu orientieren, aber beim Einschnecken- „Nein“ zu beantworten. Zu groß wäre der errichten. Damit kam die große Zeit von Konzept zu bleiben. Sie wurden im haus- Investitionsbedarf in die dafür notwen- Franz Zitta, der nun seine Kompetenzen eigenen Werkzeugbau gebaut. Die in drei digen Extrusionslinien gewesen. Darüber als „Baumeister“ einbringen konnte. Er Größen gebauten ZKM (= Zitta-Kunst- hinaus wäre man zu abhängig von einem hatte in der Zwischenzeit mit viel Engage- stoff-Maschinen)-Extruder mit 45, 60 oder Produkt geworden. Aber auch so wuchs ment und Nachbarschaftshilfe ein eigenes 80 mm Schnecken konnten sich neben die Komplexität der produzierten Profile Schon in den Anfangsjahren wies das Profillager im Keller des Betriebsgebäudes eine beeindruckende Vielfalt auf. Fotos: Zitta-Archiv 142 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018
Kunststoffpioniere in Österreich Ein Ausschnitt aus dem Erzeugungsprogramm Zitta-Extrusionswerk in der Trauner Gferetfeldstraße Nr.6-8 in der zweiten Ausbaustufe mit der der Zitta-Extrusion aus dem Jahr 1967 Aufstockung um eine zweite Produktionsebene, rechts angrenzend das Wohnhaus von Franz Zitta. Quelle: Zitta-Archiv Foto: Zitta-Archiv stetig an, wie ein Ausschnitt aus dem Zit- zusätzliche Produk- zum Verkaufsleiter, seiner Neigung zum ta-Produktionsprogramm von 1967 belegt. tionsebene, auf der Kundenkontakt folgend. Um das Erreichte der Werkzeugbau abzusichern und das unternehmerische Ri- Meinungsverschiedenheiten über die und die Profilkon- siko zu beschränken, entschloss sich Franz fektion unterge- Zitta 1978, sein Einzelunternehmen in richtige Wachstumsstrategie bracht wurden, in eine GmbH umzuwandeln und 50 Prozent Die Brüder Zitta sollten mit ihrem Fest- Betrieb gehen. Dass der Gesellschaftsanteile an seine Frau Eli- halten an der Produktvielfalt richtig liegen. Franz Zitta nun Al- sabeth abzugeben. Denn insbesondere ab 1968 begann sich leineigentümer war, Firmenlogo der Franz Der nächste Schritt im Generations- der Trend zu progressiver Technik zu ver- kam auch in einem Zitta-Extrusion. wechsel war der Eintritt von Franz Zitta Ju- stärken. Teil der neuen Fortschrittlichkeit entsprechend abgeänderten Firmenlogo nior im Jahr 1981 nach Abschluss seiner war eine steigende Akzeptanz der Kunst- zum Ausdruck. Kunststofftechnik-Ausbildung am TGM- stoff-Anwendung in allen Bereichen des Das Verhältnis zwischen den Brüdern Wien. Er durchlief wie sein Schwager täglichen Lebens. Beispielhaft seien die blieb angespannt. Trotz anhaltendem Auf- Heinz Baumgartner alle Unternehmens- Kunstfaser-Hemden, die Kunststoffrohre für schwung im Unternehmen kam es immer bereiche und übernahm danach den tech- die Hauselektrik und die Trinkwasserver- wieder zu Diskussionen und Auffassungs- nischen Bereich, dessen Leitung seit dem und Abwasserentsorgung, Haushaltsge- unterschieden. Schließlich entschied sich Ausscheiden seines Onkels Josef Zitta vom räte in Kunststoffgehäusen oder Möbel mit Josef 1976, das Unternehmen zu verlassen. Formenbau-Leiter mit betreut worden war. hohem Kunststoffanteil genannt. Dies ließ Josef kündigte, unternahm anschließend Mit dem Eintritt der nächsten Generation auch die Nachfrage nach Kunststoffprofi- zusammen mit einem Partner einen Ver- änderten sich auch die Besitzanteile in der len überproportional wachsen. Für Zitta such, sich mit einer Profilextrusion selb- GesmbH, in der ab diesem Zeitpunkt alle bedeutete dies, dass 1971 das erst sechs ständig zu machen, was für einige Jahre vier Familienmitglieder (Eltern+Tochter In- Jahre alte und zu Beginn als sehr groß- zum Bruch zwischen den Brüdern führte. grid und Sohn Franz Jun.) zu je 25 Prozent zügig gehaltene Betriebsgebäude keinen Josef Zitta wechselte 1977 zur 1974 ge- beteiligt waren. Platz mehr für die Aufstellung zusätzlicher gründeten „Krauss-Maffei Austria“ in Asten Extrusionslinien bot. bei Linz, später als Konstruktionsleiter zum Franz Zitta, der Bau-Fachmann, wollte damaligen Actual-Maschinenbau seines als Reaktion darauf eine Kreditfinanzie- früheren Anger-Kollegen Ing. Walter Ganz- rung beschaffen, um das eingeschossige berger und blieb dort bis zur krankheitsbe- Firmengebäude möglichst kurzfristig auf- dingten Pensionierung. 1995 verstarb er im stocken zu können. Seinem Bruder Josef Alter von 59 Jahren. war das finanzielle Risiko des schnellen Wachstums zu groß. Als Techniker wollte 1975: Die nächste Generation er eher durch Klasse, statt durch Masse wachsen und den Ausbau hinaus schie- übernimmt Verantwortung. ben. Nach einigen hitzigen Diskussionen Die Erste der nächsten Unternehmergene- entschloss sich Josef 1971 das Risiko nicht ration, die ins Extrusionswerk Zitta eintrat, mitzutragen und als Gesellschafter auszu- war 1975 Franz Zittas Tochter Ingrid, deren scheiden. Er erklärte sich jedoch bereit, als Fokus die Buchhaltung und die administra- Angestellter im Unternehmen zu verblei- tive Verwaltung wurde. Zusammen mit ihr ben und weiterhin die technische Leitung wurde auch ihr Ehegatte, der gelernte Elek- wahrzunehmen. Franz Zitta löste die Be- trotechniker und Meisterschule-Absolvent, sitzanteile seines Bruders ab und trieb den Heinz Baumgartner von Franz Zitta einge- Franz Zitta Jun. mit Gattin Andrea Victoria Firmenausbau nunmehr als Alleineigentü- stellt. Er ließ ihn das Unternehmen durch- Zitta, Heinz Baumgartner mit Gattin Ingrid mer rasch voran. Schon 1972 konnte die laufen und machte ihn kurze Zeit später Baumgartner-Zitta. Foto: Zitta-Archiv Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 143
Kunststoffpioniere in Österreich Das 1990 eröffnete Zitta-Extrusionswerk befindet sich auf einem 30 000 Franz Zitta (links) mit Gästen bei der Betriebseröffnung 1990 in m² großen Grundstück in der Industriezone Pasching, nur rund 1 km Pasching. Foto: Zitta-Archiv Luftlinie vom Flughafen Linz entfernt. Foto: Zitta-Archiv Ingrid Baumgartner mit Tante Helene und Onkel Josef Zitta als Gäste bei der Werkseröffnung. Foto: Zitta-Archiv Beispiel eines Hohlprofiles. Foto: Zitta-Archiv 1988 erreicht der Trauner Betrieb onslinien dazu übergegangen, Serienextru- Franz Zitta Senior, nicht zuletzt auf Grund abermals seine Kapazitätsgrenze der einzukaufen. Da das Werk mittlerweile seiner angegriffenen Gesundheit aus der vollständig ausgelastet war, spielte Franz Geschäftsführung zurück. Mit seinem Aus- 25 Jahre nach der Unternehmensgründung Zitta Senior mit dem Gedanken, den bei- scheiden wurden seine beiden Kinder zu hatte sich das Unternehmen als kompe- den Produktionsebenen noch ein drit- allein zeichnungsberechtigten Geschäfts- tenter und vor allem flexibler Lieferant von tes Stockwerk aufzusetzen. Dies zog leb- führern ernannt. Franz Zitta Senior blieb Profilen für die Möbel- und Bauindustrie, hafte Diskussionen mit den Kindern nach aber weiterhin, das heißt bis zu seinem Ab- sowie für Spezialprofile etabliert. Wegen sich. Sie endete mit deren strikter Ableh- leben im Jahr 2002, der 25-Prozent-Eigen- der hohen Nachfrage nach zusätzlichen nung, insbesondere weil eine Profillogistik tümer. Elisabeth Zitta gab mit dem Rück- Produktionslinien war man aus Kapazi- über drei Ebenen als sehr ungünstig ange- zug ihres Gatten ihren 25-Prozent-Anteil tätsgründen nach sieben Eigenbau-Extrusi- sehen wurde. In dieser Situation zog sich zu gleichen Teilen an ihre Kinder ab. Eine Zitta-Kompetenz ist die Herstellung von außen und innen präzise kalibrierten Profilen, in denen Einbaukomponenten exakt positio- niert werden können. Foto: Zitta-Archiv Ausbaustufe 1 des Zitta-Extrusionswerks (Hallenerweiterung rechts). Foto: Zitta-Archiv 144 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018
Kunststoffpioniere in Österreich Ing. Franz Zitta Junior begann daraufhin als Alternative zur nochmaligen Aufsto- ckung ein Grundstück für einen Neubau „auf der grünen Wiese“ zu suchen. Dieses konnte schließlich in relativer Nähe in der damals neu erschlossenen Industriezone in Pasching gefunden werden. Es erlaubte ein Produktionslayout in einer Ebene zu reali- sieren. Der Neubau konnte im Jahr 1990 bezogen werden. Der Betrieb in Traun wurde verkauft und später in ein Mietwoh- nungsobjekt umgewandelt. Zur Werkser- öffnung fanden die Brüder Franz und Josef Zitta nochmals zusammen und konnten mit berechtigtem Stolz das Erreichte begut- achten. 2009/2010 Werkserweiterung und Einstieg der dritten Familiengeneration Das neue Produktionswerk erreichte 2009 Die Unternehmerfamilie Zitta – Baumgartner 2013 anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums: bei 27 Produktionslinien die Kapazitäts- Ing. Roman Zitta, Werner Baumgartner, GF Evelyn Zauner-Baumgartner, GF Ing. Franz Zitta, Ingrid grenzen. Wesentlichen Anteil daran hatte Baumgartner-Zitta, Heinz Baumgartner. Foto: Zitta-Archiv die kontinuierliche Weiterentwicklung der Profil-Komplexität, vor allem in Rich- tung von Hohlprofilen, mit und ohne funk- tionelle Inserts. Fortgeführt wurde die Fo- kussierung auf innovative Spezialprofile, wobei in den 1990iger Jahren auch die Co-Extrusion ins Programm aufgenommen wurde. Durch die Vollauslastung der Produkti- onsflächen wurde 2009 eine Werkerwei- terung vorgenommen. In den Hallenan- bau wurden der vergrößerte Werkzeugbau und das Anwendungstechnikum unterge- bracht. Diese Kapazitätserweiterung war die Voraussetzung, um fortan im Marke- ting mit der Formel 3/10 auftreten zu kön- 2014 – Ausbaustufe 2 (Anbauhalle links als Lagerhalle für Fertigwaren ) Foto: Zitta-Archiv nen, was so viel bedeutet, wie: „Bestehen- de Kunststoffprofile, seien es Bauprofile, Zierprofile, Fensterprofile oder Möbelpro- file können innerhalb von 3 Arbeitstagen produziert werden, Werkzeuge für neue Profile innerhalb von 10 Tagen.“ Die dritte Generation tritt ins Unternehmen ein Ab 1999 wird der nächste Generati- onswechsel eingeleitet. Mit Evelyn Zau- ner-Baumgartner trat das erste Enkelkind 2017 – Ausbaustufe 3 (Erweiterung des Fertigwaren-Lagers und der Produktionshalle, in der die Anzahl der Extrusionslinien von 26 auf 34 Einheiten erweitert werden konnte.) Foto: Zitta-Archiv von Franz Zitta Sen. ins Unternehmen ein. Nach abgeschlossener kaufmännischer Ausbildung sammelte sie erste Erfahrungen im Verkauf und in der Organisation. Da- nach wechselte sie in die Buchhaltung. 2002 kam ihr Bruder Werner Baumgart- ner ins Unternehmen. Auch er erhielt eine kaufmännische Ausbildung. Anschließend durchlief er alle Abteilungen und folgte seinem Vater in den Verkaufs-Außendienst. 2009 trat Ing. Roman Zitta als Projektinge- nieur ins Unternehmen ein. Als Absolvent Chemie-HTL fand er sein Aufgabengebiet in der Betreuung neuer Projekte und der Produktentwicklung. Nach dem Ableben von 25-Prozent-An- teilseigner Franz Zitta Sen. im Jahr 2002 änderten sich auch die Gesellschaftsan- teile. Ing. Franz Zitta behielt 50 Prozent, seine Schwester Ingrid Baumgartner-Zit- ta 25 Prozent. Deren Kinder Evelyn Zaun- Herzstück der Zitta-Produktion ist die PVC-Misch- und Granulieranlage, in der rund 1000 der ins- gesamt verarbeiteten rund 3000 Tonnen PVC compoundiert werden. Foto: R. Bauer Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 145
Kunststoffpioniere in Österreich er-Baumgartner und Werner Baumgartner werden jeweils 1/8-Eigentümer. 2009 ver- abschiedete sich Ingrid Baumgartner-Zitta in die wohlverdiente Pension und übergab ihre Verantwortung an Tochter Evelyn Zau- ner-Baumgartner. Sie übernahm ab die- sem Zeitpunkt die kommerzielle Leitung und wurde zur zweiten Geschäftsführerin neben ihrem Onkel Franz Zitta Jun. beru- fen. Heinz Baumgartner folgte seiner Gat- tin 2013 in den Ruhestand und übergab die Verkaufsleitung an seinen Sohn Werner Baumgartner. 2014 und 2018 Kapazitätsausbau auf 34 Extrusionslinien Zum aktuellen Status des Unternehmens befragt, nennt Ing. Zitta die Fakten: „Wir haben aktuell eine Produktionsfläche von 12 000 m², auf der wir mit 125 Mitarbei- tern 34 Extrusionsanlagen in drei Schich- Von den aktuell 34 Extusionslinien sind einige für die Co-Extrusion von 2 oder mehr Materialien ten betreiben. Derzeit wird zu 10 % für die ausgelegt. Foto: R. Bauer Möbelindustrie produziert, insbesondere Kantenumleimer, Schlagleisten, Grifflei- strie oder beim Kühlgerätebau, die Hälfte oder Gehrungsschnitten reagieren und sie sten, Verbindungsprofile, Verzierungspro- davon in Co-Extrusionsausführung. Unse- umsetzen.“ file, sowie zu 30 % für die Fensterindustrie, re Produktion verkaufen wir nicht nur im www.zitta.com wie Sprossenprofile oder Verkleidungswin- Inland, sondern wir exportieren in 22 Län- kel zum Ausgleich von unterschiedlichen der. Den Erfolg sehen wir in unserer Flexi- Autor: Fenstertiefen bei Sanierungsprojekten ge- bilität begründet. Insbesondere können wir arbeitet. Die restlichen 60 % sind indivi- auf individuelle Wünsche, wie die Kombi- Dipl.-Ing. Reinhard Bauer – duelle Sonderprofile nach Zeichnungen für nation unserer Profile mit Beschriftungen, TECHNOKOMM technische Anwendungen in der Bauindu- Beklebungen, Bohrungen, Stanzungen E-Mail: office@technokomm.at Beispiele aus dem aktuellen Produktionsprogramm. Foto: Zitta-Archiv 146 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018
Automation Gimatic für RoVi Fühlen durch Sehen Foto: RoVi Kamerabasierte Sensorsoftware vereinfacht Roboterhardware maßgeblich Das Startup RoVi Robot Vision von drei Forschern der TU München hat es sich auf die Fahne geschrieben, die Hardware für Roboter jeglicher Art maßgeblich zu vereinfachen: Auf Basis ihrer Forschungen ist es dem Team weltweit erstmals gelungen, teure traditionelle elektronische Sensoren durch eine neue Software und gängige Kameras zu ersetzen. So lassen sich die Kosten von Robotern deutlich reduzieren. Die Idee für die kamerabasierte Sensorsoft- Förderprogramm des Bundesministeriums stellungen, Positionen, Greifkräften, Kon- ware für intelligente Roboter entstand aus für Wirtschaft und Energie in Deutschland taktprofilen und anderen taktilen oder der Doktorarbeit zum Thema „Visuell-hap- speziell für High-Tech Gründung aus der haptischen Kontaktinformationen mit Hilfe tische Umgebungswahrnehmung für auto- Forschung. von Bildverarbeitung und extern um den nome Robotersysteme“ (http://www.lmt. Arm oder am Greifer angebrachten Kame- ei.tum.de/team/alumni/nicolas-alt.html) Prinzip der Sensorsoftware- ras. von Mitgründer Dr.-Ing. Nicolas Alt. Inspi- Dieses neuartige Sensorkonzept lässt riert von der Beobachtung, wie Roboter- Technologie sich mit einer Analogie zum Menschen staubsauger absichtlich und wiederholt auf Die Sensorsoftware ersetzt komplexe hard- anschaulich erklären: Mit geschlossenen Hindernisse für die taktile Kartierung sto- warebasierte Sensorsysteme und ermög- Augen kann ein Mensch seinen Arm nur ßen, entwickelte er während seiner Promo- licht Robotern quasi das Fühlen durch ungenau positionieren, da unsere Wahr- tion einen taktilen Sensor für mobile Ro- Sehen. Die technische Innovation um- nehmung der Position unserer Gliedma- boterplattformen. Der Sensor bestand aus fasst die robuste Messung von Gelenk- ßen und deren Gelenkstellungen wenig einem einfachen Schaumstoffbalken, der von einer bereits vorhandenen Kamera am Roboter beobachtet wird und gleichzeitig als weicher Stoßfänger dient. Das gleiche Konzept gilt auch für die taktilen Sensoren, die wir jetzt an den Fin- gern von Greifern anbringen“, erläutert Dr. Clemens Schuwerk, Control Enginee- ring, Marketing and Sales bei RoVi. „Spä- ter haben wir das Konzept der Verwendung einer externen Kamera um die Kombinati- on mit passiven Elementen erweitert, um weitere Sensoren für Roboter zu bauen, nämlich Kraft-Momentensensoren und Winkelsensoren.“ Alle drei Sensorkon- zepte sind patentiert oder zum Patent an- gemeldet. Dr. Nicolas Alt und Dr. Clemens Schu- werk haben sich während ihrer Promoti- onszeit am gleichen Lehrstuhl kennenge- lernt und sich schließlich mit dem dritten im Bunde, M. Sc. Stefan Lochbrunner bald darauf zusammengeschlossen, um die neue Technologie weiter zu entwickeln und zu kommerzialisieren und ein Un- ternehmen auszugründen. Aus dem For- schungsprojekt entstand so 2016 ein Spin- off-Projekt. Finanziert wird das Projekt Ideengeber und Mitgründer Dr.-Ing Nicolas Alt, Computer Vision and Business Development bei aktuell von Exist Forschungstransfer, einem RoVi. Foto: RoVi Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 147
Automation präzise ist. Klassische Industrieroboter ar- beiten in der Regel zwar ‚blind‘, nutzen im Gegensatz zum Menschen jedoch eine hochgenaue Sensorik zusammen mit einer steifen Konstruktion, um trotzdem eine hochgenaue Positionierung des Endeffek- tors zu erreichen. Der Mensch dagegen verwendet zusätzlich die visuelle Wahr- nehmung und somit eine multimodale In- formationsverarbeitung, um eine präzise Manipulation von Objekten zu ermögli- chen. Auf ähnliche Weise werden mit der softwarebasierten Sensorik von RoVi Ge- lenkstellungen eines Roboterarms sowie Positionen und Greifkräfte unter Verwen- dung kostengünstiger Kameras erfasst und dadurch eine präzise und autonome Inter- aktion des Roboters mit Objekten ermög- licht. Die Software berechnet die Gelenkstel- lungen eines Roboterarms im dreidimensi- Funktionsprinzip der kamerabasierten Sensorsoftware für das intelligente Greifsystem. Foto: RoVi onalen Raum mit Hilfe von Bildanalyseal- gorithmen. Kraft-Momentensensoren und taktile Sensoren werden durch einfache mente nicht zwangsweise möglichst steif Die Genauigkeit der taktilen und Kraft- passive flexible Elemente wie kostengün- konstruiert und hochpräzise gefertigt wer- Momenten-Sensoren hängt stark von der stigen Schaumstoff ersetzt. Kontaktkräfte den. Stattdessen können nachgiebige Ele- Kameraeinstellung (Abstand, Auflösung) führen zu charakteristischen Verformungen mente und Materialien sowie einfachere ab. In typischen Fällen wird eine Genauig- dieser Elemente. Die Software misst diese Fertigungsverfahren mit geringerer Präzisi- keit von unter 5 % erreicht, die mit der Ge- Verformung ebenfalls mit Hilfe von Bild- on eingesetzt werden. Dadurch lassen sich nauigkeit von Hardware-Sensoren im mitt- analyseverfahren und berechnet anhand Kosten sparen und komplexe Schutzsy- leren Preissegment vergleichbar ist. eines Materialmodells die anliegenden steme vermeiden. Mit flexiblen Elementen Kräfte und Momente. Die Sensorsoftware kann jedoch die Position des Arms nicht Intelligenter Greifer mit integrierter ist anwendbar auf komplette Robotersy- mehr mit wie herkömmlich über die Ge- steme, Roboterarme, Greifer oder mobile lenkstellungen und das starre Robotermo- Kamera Roboterplattformen und ermöglicht die in- dell berechnet werden. Eine externe Ka- Für das intelligente Greifsystem mit inte- telligente Steuerung dieser Systeme. mera in Verbindung mit der RoVi-Software griertem Stereo-Kamerasystem und kame- Die RoVi-Software ersetzt eine Vielzahl ermöglicht dagegen trotzdem die präzise rabasierter Sensorik wurde der Zweiba- von Sensorik in Robotersystemen, wodurch Berechnung der Position von Arm und End- cken-Greifer MPLM1630HAN von Gimatic sich unter anderem der Verkabelungsauf- effektor, da auch Verformungen über die eingesetzt. Zum einen passt dieser gut zu wand reduziert. Zudem ermöglicht sie die Kamera erfasst werden. den Anwendungen der aktuellen Baugrö- Realisierung von sensitiven und gleichzei- Auch an industriellen Greifern werden ße zur Kommissionierung von Kleintei- tig kostengünstigen Robotern. Denn diese Kameras zukünftig immer mehr zum Stan- len. „Vor allem aber konnten wir keinen Kameras sind durch ihre enorme Verbrei- dard. Diese Kameras können in vielen Fäl- alternativen Greifer am Markt finden, der tung äußerst kostengünstig und leistungs- len für die beschriebene softwarebasierte uns eine direkte Ansteuerung des Motors stark. Zugleich sind sie für die Umgebungs- Sensorik verwendet werden, da diese mit erlaubt“, erinnert sich der Jungunterneh- erkennung auf Robotern unverzichtbar und beliebigen Kameras zusammenarbeitet. mer. Diese Schnittstelle ist wichtig, damit deshalb bereits auf vielen Robotern vor- die Sensordaten aus der Software dazu ver- handen. Da die aktuelle Roboterkonfigu- Kennwerte im Vergleich zur wendet werden können, den Greifprozess ration über externe Kameras und Software traditionellen Robotik intelligent zu steuern und zu überwachen. gemessen wird, müssen Verbindungsele- Der Gimatic-Greifer erlaubt durch die Industrielle Roboterarme mit herkömm- offene Schnittstelle zum Motor die schnel- lichen Hardware-Sensoren weisen sehr le und einfache Entwicklung eines Pro- hohe absolute Genauigkeiten von 1 kHz liefern. „Es ist nicht ren“, freut sich Dr. Schuwerk und weiter: das Ziel unserer Technologie, mit diesen „Für junge Startups wie uns ist es beson- Werten zu konkurrieren“, sagt Dr. Schuh- ders wichtig, die uns zur Verfügung ste- werk. „Ein relevantes Maß für Roboter in henden begrenzten Ressourcen effizient unbekannten und veränderbaren Umge- bungen ist die relative Genauigkeit zwi- schen Roboter und Zielobjekt. Und hier sehen wir unser Terrain. Genauso wie jeder Industriearm, der mit einer Kamera ergänzt wird, sind wir dabei durch die ka- merabasierte Lageschätzung des Zielob- jekts begrenzt. In typischen Setups mit ein- fachen Kameras erreichen wir rund 1 mm. Ultra HD-Kameras erlauben
Automation einzusetzen. So bekommen wir trotzdem schnell ein Produkt zum Pilotkunden und können dieses mit dem gewonnen Feed- back weiterentwickeln.“ Herausforderungen bei der Entwicklung „Der Bau eines Roboters ist generell eine Herausforderung, die verschiedenen Dis- ziplinen wie Mechanik, Elektronik, Steu- erung, Software und Computer Vision in einem kleinen Team zu bewältigen. So mussten auch wir separate Entwicklungs- projekte für jede Disziplin vermeiden“, sagt Dr. Clemens Schuwerk. Die Kern- kompetenz von RoVi liege aber nun mal im Bereich Software und so wollten die Jungunternehmer bei der Hardware auf vorhandene Komponenten zurückgrei- fen. „Es gibt nur eine sehr begrenzte Ver- fügbarkeit von offener und/oder modularer Hardware für die Robotik, was den Aufbau eines Demosystems erschwert hat“, sagt Dr. Schuwerk. „Genau aus diesem Grund haben wir uns für den Greifer von Gimatic entschieden, denn die ‚offene‘ Schnittstel- Dr.-Ing. Clemens Schuwerk zusammen mit Johannes Lörcher, Geschäftsführer der Gimatic Vertrieb le zum Motor gibt es sonst nicht am Markt. GmbH am Gimatic-Standort in Roncadelle in der Nähe von Brescia. Wir sind noch auf der Suche nach weiteren Foto: K. Sochor Partnern für bestimmte Teilsysteme wie Ro- stig herstellbar sind“, erläutert der Mitbe- Entscheidungsträgern aus der Industrie botergelenke und -getriebe. Schließlich gründer die Einsatzvision. Damit ermögli- sprechen und unser Produkt präsentieren. soll die Software kontinuierlich weiterent- cht das Startup den Einsatz von Robotern Gleichzeitig konnten wir mit sehr vielen wickelt werden und dabei wolle man vor in ganz neuen Märkten und Applikati- Anwendern aus den verschiedensten Bran- allem sehr nah mit Kunden und Partnern onen, die mit heutigen Technologien nicht chen reden. Dabei ergaben sich ganz neue zusammenzuarbeiten. wirtschaftlich realisierbar wären. Anwen- Anwendungsmöglichkeiten für unsere Sen- dungsbeispiele finden sich in sämtlichen sorlösung, welche wir so bisher noch gar Zum Erschließen neuer Einsatzfelder Bereichen der Industrie, aber bevorzugt nicht im Blick hatten“, resümiert Dr. Schu- dort, wo eine flexible und sichere Hand- werk. Im Juni ist RoVi auch auf der Auto- Traditionelle Industrieroboter wie sie zu habung von Objekten nötig ist wie in Lo- matica in München vertreten. Handhabung von Materialien, Montage gistik, Landwirtschaft, Nahrungsmittelin- Als junges Startup verfolgen die drei oder in der Logistik Einsatz finden, sind dustrie oder auch in Bereichen, wo sich Forscher das primäre Ziel, die Technolo- heute zum Großteil auf bestimmte An- Roboter an einen schnell veränderten Pro- gie bei Pilotkunden zum Einsatz zu brin- wendungen abgestimmte, vorprogram- duktmix anpassen müssen. Mittelfristig gen. Dabei sind sie auf der Suche nach vi- mierte Spezialisten. Diese erledigen meist sehen die Forscher Anwendungen für die sionären Unternehmern, deren Prozesse 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche Technologie aber auch für Haushaltsan- sie mit intelligenten und kostengünstigen verlässlich ihre Aufgabe. „Mit unserer wendungen, wo allgemein ein enormer Robotersystemen verbessern und automa- Technologie zielen wir nicht auf traditio- Preisdruck herrscht. tisieren können. Langfristig sehen sie sich nelle Anwendungen der Automatisierungs- als Anbieter dieser Sensorsoftware, welche technik ab, wo sehr geringe Zykluszeiten Erste Erfolge und Blick in die Zukunft sie an Hersteller von Robotersystem und für fest definierte und vorprogrammierte Integratoren lizenzieren. Aufgaben benötigt werden. Unsere Sen- Erstmals wurde die kamerabasierte Sen- sorsoftware ermöglicht neuartige Roboter- sorsoftware für einen Tischroboterarm auf Video vom ersten Prototypen: www.ro- arme und -greifer, die sensitiv und auto- der Hannover Messe 2018 vorgestellt. Die vi-robotics.de/video-arm nom agieren, dabei aber technisch stark Resonanz der Standbesucher war sehr po- www.gimatic.com vereinfacht und deshalb sehr kostengün- sitiv. „Wir konnten mit einigen wichtigen www.rovi-robotics.de Ausgabe Juli/August 2018 Schwerpunkt Ausbildung Redaktionsschluss: 10. August 2018 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018 149
Automation Engel Integrierte Systemlösungen als Platzsparmeister Der Engel easix-Knickarmroboter hält die Fertigungszellen kompakt. Lichtsysteme für Fahrzeuge erfinden sich in kurzen Zyklen immer wieder neu und entsprechend auch die Fertigungsprozesse. Bei einer zunehmen- den Komplexität der Bauteile gilt es, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit weiter zu steigern. Die Flächenproduktivität spielt dabei eine zuneh- mend wichtige Rolle, wie das Beispiel eines Verarbeiters in Europa zeigt. Mit Engel easix-Knickarmrobotern hält der Tier-1-Zulieferer seine Spritzgießzellen kompakt. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die sierung lauten zwei Schlüssel für eine hohe sich wiederum neue Herausforderungen Entwicklung und Herstellung von Außen- Wettbewerbsfähigkeit. „Vollautomatisier- für den Maschinenbaupartner Engel. „Um beleuchtungssystemen für Pkws: Linsen, te Zwei- und Dreikomponenten-Spritz- in der Automobilindustrie Erfolg zu haben, Gehäuse, Blenden und Reflektoren, die als gießprozesse sind bei uns heute Stan- reichen eine hohe Reproduzierbarkeit, fertig montierte, einbaufertige Frontschein- dard“, sagt der Manager. Auf diese Weise kurze Zyklen und ein verlässlicher Service werfer, Rücklichter oder Nebelscheinwer- gelingt es, trotz der zunehmenden Kom- nicht aus. Wir müssen uns permanent nach fer das Werk verlassen. Im Plastic Shop plexität der Produkte die Anzahl der Ar- neuen Technologien umschauen, die we- stehen dafür mehrere Spritzgießmaschi- beitsschritte zu reduzieren und die Effizi- niger Platz erfordern. Engel unterstützt uns nen von Engel bereit. Die Spritzerei und enz zu steigern. Einziger Wermutstropfen: bei allen diesen Punkten optimal.“ die Montage wurden jüngst erweitert und Der Platzbedarf der Fertigungszellen steigt „Wir haben wirklich an jeder Schraube damit ist der Werksausbau noch nicht ab- mit zunehmender Integration und Automa- gedreht, um immer noch ein Stück kom- geschlossen. „Der Markt für Fahrzeug- tion an. Da auch die Flächenproduktivität pakter zu werden“, berichtet Reinhard beleuchtungssysteme diversifiziert sich in die Gesamteffizienz eingeht, ergeben Holzner, Projektierungsleiter bei Engel am weiter“, erklärt der Standortmanager. „Ent- sprechend steigen die Anforderungen an die Produkte, die wir im Spritzguss ferti- gen, kontinuierlich an.“ Verschiedene Ent- wicklungen tragen diesen Trend. So wer- den verstärkt innovative Technologien wie Antifog-Beschichtung eingesetzt, die Inte- gration neuer Funktionen wie Kurvenlicht erfordert immer mehr Elektronik und drit- tens nutzen die Automobilhersteller die Beleuchtung zunehmend als differenzie- rendes Designelement. Um gemeinsam mit seinen Kunden ganz individuelle Lö- sungen zu entwickeln, schöpft der Verar- beiter das gesamte Spektrum aus. Von Ha- logen, über Xenon und LED bis hin zum Laserlicht. Um eineinhalb Meter schmaler Damit sich der steigende Fertigungs- und Montageaufwand nicht in der Effizienz- bilanz oder gar den Stückkosten nieder- schlägt, wird die Fertigungsstrategie immer wieder aufs Neue angepasst und kontinu- Automatisierung auf äußerst kompakter Fläche: Die frei definierbaren Sperrräume und die sichere ierlich in die Optimierung der Prozesse in- Überwachung der Roboterarbeitsräume ermöglichen es, mit der Schutzeinhausung sehr nah an den vestiert. Prozessintegration und Automati- Roboter heranzurücken. 150 Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2018
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