Magazin Wirtschaft Fachkräfte finden - zwischen Alb und Gäu - Odeki
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www.stuttgart.ihk.de 07.2013 Stuttgart - Böblingen - Esslingen-Nürtingen - Göppingen - Ludwigsburg - Rems-Murr Magazin Wirtschaft Ein Service der IHK für Unternehmen in der Region Stuttgart Fachkräfte finden zwischen Alb und Gäu Seite 6
wer hat schon ein ganzes kabinett nur für die wirtschaft? Selbstverständlich wir. Damit die Betriebe gute Rahmenbedingungen haben, sind in unseren Gremien ausschließlich Wirtschaftexperten vertreten. www.stuttgart.ihk.de oder Infoline 0711 2005-0
EDITORIAL Handelskriege kennen keine Gewinner Ähnlich dem Frühjahrswetter in diesem weit kommen? China ist die zweitgrößte Wirt- Jahr ziehen nun auch Wolken über dem schaftsmacht der Welt. Daher sollte das Land Parkett des internationalen Handels beginnen, sich an internationale Spielregeln auf. Auslöser ist die vorläufige Erhebung von zu halten. Globalisierung benötigt faire Wett- EU-Strafzöllen auf chinesische Solarmodule. bewerbsbedingungen, an die sich China zu- China kontert mit einem Anti-Dumping-Ver- weilen jedoch nicht hält. Belegte Fälle von fahren gegen europäischen Wein. Immer Wettbewerbsverstößen gibt es genug. mehr Produkte treten in den Fokus der Dum- ping-Diskussion. Vernünftige Handelspolitik Die EU muss schnellstens sieht anders aus. Mangels Deeskalation wird Verhandlungen aufnehmen die Situation für China und Europa immer tassilo zywietz unangenehmer. Ein Handelskrieg droht. Europa darf davor die Augen nicht ver- Geschäftsführer International Globalisierung erfordert jedoch gegensei- schließen. Nachgiebigkeit ist keine Erfolg ver- der IHK Region Stuttgart tige Rücksichtnahme und Handeln im Sinne sprechende Strategie – damit würde die EU der immer stärker miteinander verbundenen erpressbar. Lässt man China gewähren, kann Volkswirtschaften: China und die EU haben die Methode künftig in der Chemiebranche letztes Jahr Waren und Dienstleistungen in und irgendwann im Autobau angewendet Höhe von über 400 Milliarden Euro ausge- werden. Aber auch mit Konfrontation und tauscht, ein Drittel davon entfällt auf Deutsch- Erpressung lässt sich der Konflikt nicht lösen land. Eine Million Arbeitsplätze hängt an den – nur durch Verhandlungen. Dabei ist Eile ge- deutschen Exporten nach China. boten. Die EU muss schnellstens Verhandlun- Für beide Seiten wäre ein Handelskrieg gen mit China aufnehmen und eine für beide extrem schädlich. Die europäische Industrie Seiten zufriedenstellende Lösung finden. würde von Vorprodukten aus China abge- Deutschland muss sich dabei für einen fairen schnitten und könnte nur noch beschränkt Wettbewerb mit China einsetzen und Dum- nach China exportieren. Auch China hätte ping genau wie Protektionismus ablehnen. nichts zu gewinnen. Sein Wirtschaftswachs- Dem freien Handel kommt die größte Be- tum verlangsamt sich. Das Land ist auf florie- deutung zu. Dieser hat die EU stark gemacht rende Exporte angewiesen und der europäi- und nicht der Protektionismus, den auch sie sche Markt ist für diese unerlässlich. Eine leider oft selbst betreibt. Fortschritte beim Eskalation wäre also mehr als unvernünftig. Freihandel schlagen sich direkt in Wachstum und Beschäftigung nieder. Würde die EU südwest-Wirtschaft wäre alle Freihandelsabkommen abschließen, die besonders betroffen sie zurzeit verhandelt, hätte das den Effekt eines Super-Konjunkturpakets, das Millio- Bei einer Ausweitung des Handelskriegs nen von Jobs und BIP-Zuwächse im Milliar- wären Unternehmen aus dem deutschen denbereich mit sich bringen würde. Die ge- Südwesten besonders stark betroffen – denn planten Freihandelsabkommen der EU mit sie liefern mit Premium-Kraftfahrzeugen und Japan und den USA könnten auch einen Ge- Spezialmaschinen in China besonders be- genpol zu Chinas Wirtschaftskraft schaffen. gehrte Güter. Gerade Unternehmen aus der Eine Abschaffung fast aller Handelshemm- Region Stuttgart müssen sich daher Sorgen nisse in diesen Märkten könnte China dazu machen. Für die baden-württembergische bringen, liberale Standards zu akzeptieren. Wirtschaft ist China das Exportland Nummer Langfristig führt kein Weg daran vorbei, vier: die Lieferungen ins Reich der Mitte ver- grundsätzlich zu bestimmen, wie China und fünffachten sich innerhalb von zehn Jahren die EU in Zukunft Handel treiben wollen. auf über 13 Milliarden Euro. Nur bei einem vernünftigen Umgang mit ei- Umso fataler wäre es, wenn ein sinnloser nander können wir wieder mit sonnigen Zei- Konflikt diese positive Entwicklung jäh been- ten rechnen – vielleicht schon im kommen- den würde. Doch wie konnte es überhaupt so den Frühjahr. Magazin Wirtschaft 07.13 3
Inhalt 6 24 40 ster ichtma lia/L : Foto Foto Foto: Hörner Foto: Harms Vorfahrt für ausbildung Kupfergeld: nervig oder nützlich? fachkräftekongress akademikerlastig? Dieser Das Prägen von ein- und zwei-cent- fachkräfte finden, aber wie? eindruck von der grün-roten Münzen kostet mehr als sie wert sind. über dieses brandaktuelle Bildungspolitik trügt, sagt Die eU erwägt deshalb, das Kleinstgeld thema haben sich mehr als 350 Kultusminister andreas stoch abzuschaffen. Unternehmensvertreter beim im interview mit Magazin BWihK-fachkräftekongress in Wirtschaft. stuttgart informiert. Die letzte seite 74 Kommentar Der Humorist ernst Mantel sinnt über Stimmungen in der Wirtschaft nach Ärgernis des Monats Abmahn- Abzocker lassen nicht locker cartoon Vom Profil der Innenstädte... 4 Magazin Wirtschaft 07.13
Magazin 6-49 GmbH forscht für die Landwirtschaft 37 Made in schwaben Pinion, Stuttgart interVieW 6-9 38 zeitsprung Repabad GmbH, 6 Kultusminister andreas stoch im Wendlingen Gespräch mit Magazin Wirtschaft und dem mittelständischen Unternehmer ihK & regiOn 39-44 Jürgen Müller 39 telegramme Neues aus IHK und regionaler Wirtschaft titeltheMa 10-17 40 fachkräftekongress Entscheider 10 an die isar oder an den strümpfelbach? So finden Sie Fachkräfte zwischen Alb und Gäu 17 recruiting – aber richtig Personalberater 41 informieren sich in Stuttgart haus der kleinen forscher Anerkennung für Kindergärtnerinnen Wirtschaft im rems-Murr-Kreis Sicher! Markus Weber sagt, wie man es richtig in gutem Zustand anstellt – und wie besser nicht 42 Us-Botschafter von der IHK Engineering, verabschiedet Software & Testing, KUrz & KnaPP 18-19 arbeitskreis zoll berät sich mit Dokumentation/CE, 18 sauber fliegen Stuttgarter Forscher Behördenvertretern Projektmanagement, entwickeln Software für nachhaltigen 150 Jahre geze Festakt in der IT-Solutions Flugzeugbau Mercedes-Benz-Arena Wahrheiten Treffende Zitate 43 neues aus Berlin und Brüssel von engineering people neue Bücher Insolvenzrecht und 44 Wirtschaftsjunioren im kompletten Finanzkrimi Automotive-Umfeld. 19 Personalien Namen und Gesichter firMenrePOrt 45-48 Wengerter-Olymp Erzeuger aus der 45 nachrichten über regionale Firmen engineering people. Region in Qualitäts-Weinbauverband Die letzte seite 74 supporting experts. MittelstanD 20-33 74 Kommentar, Karikatur und Ärgernis 20 telegramme Aktuelle Tipps und des Monats Kurzmeldungen 21 Kindergarten und -fahrkostenzuschüsse bleiben steuerlich begünstigt infO 49-73 22 stifterrepublik Deutschland So gründen Sie eine Stiftung BeKanntMachUngen 23 interview Baunternehmerin Ingrid 49 ihK-sitzungseinladungen Strenger erzählt, warum ihre Stiftung Ihr Kontakt zu ep: ihr ein gutes Gefühl gibt hanDelsregister Gerd Depner, 24 Kupfergeld abschaffen? Zwei Lebens- 49 april/Mai Geschäftsführer mittelhändler diskutieren Neueintragungen, Veränderungen, 25 innovation Wirtschaft formuliert An- Löschungen und Insolvenzen ep Stuttgart, sprüche an zukünftigen Bundestag 0711 806093-0 26 lernen wenn es gerade passt BranchensPiegel E-Learning eignet sich auch für kleinere 57 Bezugsquellennachweis Angebote Unternehmen aus der Wirtschaft 27 Bund startet Investitionszuschuss „Wagniskapital“ rUBriKen 28 so netzwerken sie erfolgreich 38 impressum 29 smalltalk kann man lernen 58 Jubiläen 30 aktuelle zahlen, Fakten und Tendenzen 62 geburtstage 32 Wirtschaft im tV Das müssen Sie sehen 68 termine 33 Enrich your Business english www.engineering-people.de Menschen & MarKen 34-38 34 existenzgründer im Porträt die Spoon GmbH macht Golfmode 35 hidden champions Friedrich Klumpp GmbH, Stuttgart 36 aus den labors der region Identxx Titelbild: Jan Reich Magazin Wirtschaft 07.13 Foto: TRW Automotive, Alfdorf 5
MAGAZIN IHK-INTERVIEW „Jeder Schüler muss das Rüstzeug zur beruflichen Ausbildung bekommen“ im gespräch mit Magazin Wirtschaft und dem mittelständischen Unternehmer Jürgen Müller verspricht Baden-Württembergs Kultusminister andreas stoch (sPD), sich innerhalb der Koalition für mehr Berufsorientierung im Bildungs- system einzusetzen. Abgehobene Reformen und ein Trend stoch Uns allen ist klar, dass bei Über- zur Überakademisierung – so lautet die gangsquoten von 50 bis 60 Prozent auf das verbreitete Kritik an der Bildungspolitik Gymnasium nicht alle diese jungen Menschen der grün-roten Landesregierung. Kultusmi- eine Hochschulausbildung anstreben. Die nister Anreas Stoch, seit Januar im Amt, tritt berufliche Bildung soll nach unseren Vorstel- diesem Eindruck entgegen. Die berufliche lungen früher einsetzen und viel stärker auch Bildung spiele in der Politik des Landes eine an den Gymnasien eine Rolle spielen – dies tragende Rolle, sagt der Minister im Inter- alles in Kooperation mit der Wirtschaft. Die view, zu dem wir erstmals auch einen mittel- Grundlagen schaffen wir mit der Reform des ständischen Unternehmer eingeladen haben: Bildungsplans, die ab 2015 wirksam wird. Ein Jürgen Müller, Vorstand des Design-Dienst- wichtiges Element ist dabei das neue Schul- leisters Silberform in Renningen. fach „Wirtschaft und Berufs- und Studienori- Foto: Hörner Magazin Wirtschaft Herr Minister Stoch, entierung“ für Werkrealschulen, Realschulen, die grün-rote Landesregierung will, dass künf- Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. tig die Hälfte eines Jahrgangs ein Studium Magazin Wirtschaft Bis dahin vergehen abschließt – ist das ein sinnvolles Ziel, wo noch zwei Jahre. Kann man nicht gleich etwas Bildungsplan, Vorschulförderung, gemeinschaftsschule und uns vor allem nichtakademische Fachkräfte tun? Die IHK hat einen „Tag der beruflichen fehlen? Bildung“ an den Gymnasien vorgeschlagen. stoch Die Umstellung auf Kompetenz- stoch Das ist einer der meistzitierten Sät- stoch Ich möchte garnicht bis 2015 war- orientierung – die Frage: wie gehen Jugendli- ze aus dem Koalitionsvertrag – und einer, der ten. Man hat die Dinge ohnehin zu lange laufen che mit erworbenem Wissen um? – hat schon mir am meisten Kummer macht. Es stimmt, lassen – speziell am Gymnasium. Derzeit stellt beim Bildungsplan 2004 zu Recht eine zentra- viele Eltern streben heute für ihre Kinder den eine Arbeitsgruppe aus Sozial-, Kultus- und le Rolle gespielt. Dabei die Ausbildungsreife höchstmöglichen Bildungsabschluss an. Sie Wirtschaftsministerium eine Agenda von Maß- abzugrenzen, ist schwierig, weil hier vieles im meinen, ihnen damit die besten Zukunfts- nahmen auf, die zeitnah umgesetzt werden kön- Bereich der Persönlichkeitsentwicklung liegt, chancen zu öffnen. Diese Annahme lässt sich nen. Der Tag der Berufsbildung ist dabei eines und die ist schwer messbar. Ein Teil der Ju- aber an Zahlen gar nicht mehr fest- gendlichen hatte übrigens schon immer machen. Als Sozialdemokrat sage Probleme mit der Ausbildungsreife, wir ich: Ein zentrales Element des Er- Die annahme, der höchstmögliche stellen die Defizite jetzt nur stärker fest, folgs von Baden-Württemberg sind Bildungsabschluss biete die besten weil die Zahl der Jugendlichen insgesamt die beruflichen Schulen in ihrer zukunftschancen, lässt sich nicht kleiner wird. Vielfalt. Wir müssen viel stärker da- Magazin Wirtschaft Das Problem rauf achten, dass Jugendliche, die an zahlen festmachen. existiert trotzdem. Was folgern Sie dar- hierfür besser geeignet sind, den aus? Weg über eine berufliche Ausbildung gehen. von mehreren Elementen. Wir können das aber stoch Dass auch die Unternehmen um- Dazu gehört auch, dass die Unternehmen nicht von oben verordnen, sondern müssen si- denken müssen. Immer weniger Betriebe kön- deutlich machen, dass eine berufliche Ausbil- cherstellen, dass es von den Kollegien auch ge- nen sich heute unter 50 Bewerbern die fünf dung nicht das Ende der Fahnenstange ist, lebt wird – etwa indem wir im Rahmen der mit den besten Noten aussuchen. Stattdessen sondern durch Weiterbildung eine berei- Lehrerfortbildung Multiplikatoren ausbilden. muss man genauer hinschauen: Welche Per- chernde Laufbahn eröffnet. Magazin Wirtschaft Für die Bildungs- sönlichkeit steckt hinter dem einzelnen Ju- Magazin Wirtschaft Dann werden Sie planreform werden Zielkompetenzen defi- gendlichen, und mit welchen Maßnahmen auch Gymnasiasten stärker von den Vorteilen niert, die die Schüler erlangen sollen. Sollte kann ich ihn in die Lage versetzen, die Ausbil- der dualen Ausbildung überzeugen müssen. dabei nicht die Ausbildungsreife ein zentraler dung zu meistern? Die Unternehmen stellen Wie wollen Sie das anstellen? Gradmesser sein? dann oft fest, dass gerade aus diesen Jugendli- 6 Magazin Wirtschaft 07.13
IHK-INTERVIEW MAGAZIN Fotos: Hörner Lehrerbildung – Kultusminister andreas stoch listet die grün-roten reformbaustellen auf und erklärt, welche ziele die Landesregierung damit verfolgt. chen sehr gute und treue Mitarbeiter werden. Ausbildung weitergeht, ja eigentlich erst an- ausgleichen, und als eine der wirksamsten Aber wir wollen die schulischen Ergebnisse fängt. Dazu braucht es leuchtende Beispiele, Maßnahmen hierzu sieht die grün-rote Lan- durch den Ausbau der individuellen Förde- die zeigen, dass man auch mit einer Berufs- desregierung die Förderung im vorschuli- rung an allen Schularten verbessern. ausbildung ganz nach oben kommen kann – schen Bereich an. Hierfür haben wir einen Magazin Wirtschaft Wie sieht es in Ihrem etwa in die Vorstandsetage eines Konzerns. dreistelligen Millionenbetrag zusätzlich zur Unternehmen aus, Herr Müller? Können Sie Diese Beispiele muss in erster Linie die Wirt- Verfügung gestellt. sich Ihre Bewerber noch aussuchen? schaft liefern, aber auch die Politik kann etwas Magazin Wirtschaft An den Berufsschu- Müller Grundsätzlich ja, wir haben ext- tun. Schließlich gibt der öffentliche Dienst len besteht nach wie vor ein strukturelles Un- rem viele Bewerbungen. Wir halten unsere hier nicht immer ein gutes Vorbild ab. terrichtsdefizit von fünf bis sechs Prozent. Ausbildungsquote auch bewusst auf einem Magazin Wirtschaft Herr Stoch, sollten Zugleich werden Lehrerstellen gestrichen. hohen Niveau. Dennoch kann ich vieles bestä- sich nicht eher die Schulen um die Ausbil- stoch Bei den Berufsschulen hatten wir tigen, was Sie sagen, Herr Stoch, – besonders dungsreife der Jugendlichen kümmern als die vor zehn Jahren noch ein strukturelles Defizit was die Persönlichkeitsentwicklung angeht. Betriebe? von rund zwölf Prozent. Bei den beruflichen Unser erlernter Beruf trägt heute kein ganzes stoch Wir müssen sicher auch versuchen, Schulen insgesamt ist das Defizit von sieben Arbeitsleben mehr. Er ist aber ein Einstieg, Jugendliche, die bisher unter dem Verdikt bis acht auf jetzt noch 2,6 Prozent gefallen. und der sollte möglichst früh erfolgen. Ich „nicht ausbildungsreif“ standen, schon in der Wir haben die Situation also verbessert, aber habe zum Beispiel meinen Sohn, obwohl er schulischen Laufbahn besser zu fördern. Ich sie ist noch nicht gut. Teilweise fällt Unter- am Gymnasium sehr gut war, dabei unter- habe einmal in einer Hauptschul-Abschluss- richt nur deshalb aus, weil wir für vorhandene stützt, zunächst nicht das Abitur, sondern klasse Ende April gefragt, wer denn schon ei- Stellen nicht die richtigen Bewerber finden. eine technische Ausbildung zu machen. Erst nen Ausbildungsplatz hat. Von 24 haben zwei Magazin Wirtschaft Immerhin hat Ihre danach hat er auch sein Fachabitur gemacht. den Finger gestreckt. Bei den übrigen 22 war Fraktion in der Opposition noch 400 neue Magazin Wirtschaft Die Vorteile einer sol- bereits die Botschaft angekommen: Wir brau- Lehrerstellen gefordert. chen Karriere scheinen aber nicht allgemein chen euch nicht. In Zukunft können wir es stoch Wir stellen im nächsten Schuljahr anerkannt zu sein. uns weniger denn je leisten, solche jungen 550 Lehrer mehr für die beruflichen Schulen Müller Natürlich muss man mehr als bis- Menschen als Bildungsverlierer abzuschrei- ein. Das wird die Situation entspannen. Aber her sichtbar machen, dass es nach drei Jahren ben. Wir müssen die sozialen Unterschiede angesichts eines strukturellen Haushaltsdefi- Magazin Wirtschaft 07.13 7
MAGAZIN IHK-INTERVIEW Foto: Hörner Jürgen Müller (M.), Vorstand der silberform ag, rät dem Minister, in den Berufsschulen mehr auf fachleute aus der Wirtschaft zurückzugreifen. zits von 2,5 Milliarden Euro kann auch das Jahren verbreitet waren, gibt es heute nicht gen, aber das ist immer noch besser, als 200 Kultusressort nicht sagen: Wir haben zwar we- mehr, dafür sind neue hinzugekommen. Die Kilometer entfernt in einem Internat unterge- niger Schüler, brauchen aber mehr Geld. Der- staatlichen Berufsschulen bilden das ab, so- bracht zu werden. zeit suchen wir das Gesamtsystem nach „ver- weit sich ein neues Berufsbild durchsetzt und Magazin Wirtschaft Werden Sie die Kam- steckten Ressourcen“ ab. Außerdem ist es mir die entsprechenden Kurse besetzt werden mern in diese Entscheidungen einbeziehen? ein zentrales Anliegen, dass wir bei den Leh- können. Wenn die Spezialisierung aber ein- stoch Die Kammern, das Handwerk, die rereinstellungen für das neue Schuljahr einen zelne Unternehmen betrifft, ist das Problem Industrie und die Gewerkschaften spielen für Ausgleichsmechanismus finden, über den wir nur durch betriebliche Weiterbildung lösbar. mich in diesem Prozess eine wesentliche Rol- Lehrer gezielt in die Berufsschulen bringen. Magazin Wirtschaft Im vergangenen le. Alle, die Entscheidungen über das betrieb- Denn schließlich hat der Schülerrückgang Schuljahr sind an den Berufsschulen viele liche Geschehen treffen, müssen gemeinsam dort nicht im vorausgesagten Maße stattge- kleine Klassen geschlossen worden. Wie weit mit uns die Notwendigkeiten definieren und funden. sitzen deshalb bei der regionalen Müller Haben Sie dabei auch Schulentwicklung mit am Tisch. über Dozenten aus der Wirtschaft Kammern, handwerk, industrie Magazin Wirtschaft Derzeit denkt nachgedacht? und gewerkschaften sitzen bei der die Landesregierung darüber nach, stoch Wir denken ganz konkret regionalen schulentwicklung die Lehrerbildung zu vereinheitlichen. darüber nach, wie wir Fachleute aus Wie wollen Sie dabei die bisher gute der Wirtschaft einbeziehen können mit am tisch betriebliche Anbindung der Haupt- – etwa durch Teilzeitabordnungen und Realschullehrer bewahren? aus der Industrie. Ich halte das für einen ver- kann das gehen, ohne dass diese Säule der stoch Bisher gibt es lediglich ein Gutach- nünftigen Weg – sofern wir die Qualität si- dualen Ausbildung leidet? ten, das von renommierten Bildungswissen- cherstellen können. Das dürfte sich aber stoch Wir haben in Baden-Württemberg schaftlern im Auftrag der Landesregierung durch Mindeststandards gut regeln lassen. das dichteste Netz an beruflichen Schulen. Al- erstellt wurde. Ob wir eine Vereinheitlichung Müller Durch die Dynamik der Techno- lerdings haben kleine Berufsschulen immer der Lehrerausbildung wollen, ist noch nicht logie entstehen immer neue Kompetenzen, mehr Mühe, ihre Kurse zusammenzubekom- entschieden. Wesentlich ist für mich: Wir die durch die klassischen Berufsbilder nicht men. Tun wir nichts, werden sie irgendwann müssen die Lehrerausbildung an die neuen immer gleich abgedeckt werden. Wie weit einmal nicht mehr lebensfähig sein. Andere Herausforderungen anpassen. Jeder Schüler kann die Schule da mitgehen, und darüber Bundesländer haben schon vor Jahren Stand- muss das notwendige Rüstzeug für eine beruf- hinaus gehende Qualifikationen vermitteln? orte geschlossen oder sind sogar zum Block- liche Ausbildung bekommen – egal ob er die stoch Sie haben recht, je mehr sich unse- unterricht übergegangen. Hier wollen wir Werkrealschule, die Realschule, die Gemein- re Wirtschaft ausdifferenziert, desto größer Klassen und Kurse im regionalen Kontext schaftsschule oder das Gymnasium besucht. sind die Anforderungen an die Spezialisie- bündeln. Die Schulwege mögen dann für eini- Sie können sicher sein, dass wir dies bei allem rung im Ausbildungsprofil. Berufe, die vor 40 ge Schüler auf 20 oder 30 Kilometer anstei- was wir tun im Auge behalten. 8 Magazin Wirtschaft 07.13
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titELthEMa MAGAZIN An die Isar oder an den Strümpfelbach? fachkräftemangel ist in aller Munde. Besonders ingenieure fehlen. groß- unternehmen spüren den Mangel zwar weniger, und auch Unternehmen, die einen arbeitsplatz in der Metropole anzubieten haben, können noch nicht über mangelnde Bewerbungen klagen. Jenseits von stuttgart sieht es allerdings ganz anders aus. Und gerade dort, auf der grünen Wiese, sitzen die legendären hidden champions wie die firma Erhardt + abt von christian abt (Bild). aber der schwäbische Mittelstand wäre nicht das weltweit beneidete Erfolgsmodell, wenn er dieses Problem nicht kreativ und engagiert angehen würde. Magazin Wirtschaft 07.13 11
MAGAZIN titELthEMa Unsere Spurensuche beginnt in Affal- terbach im Landkreis Ludwigsburg bei der Wiesheu GmbH. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln komme man nur schwer hin, warnt Marketingleiterin Claudia Weidner gleich am Telefon. Also Auto. Von Stuttgart geht es über die B 14 bis Winnenden. Alles ganz normal: Gewerbege- biete, Landwirtschaft, Landschaft. Doch so- bald man in Winnenden die Bundesstraße verlässt, ist plötzlich alles ganz anders: Kreis- verkehr reiht sich an Kreisverkehr, rechts ein Spargelfeld, kurz dahinter eine Apfelplan- tage und schließlich ein Tulpenfeld zur Selbstbedienung – Geld bitte einwerfen. Land pur. Das Gewerbegebiet sieht dann wie- der aus wie jedes deutsche Gewerbe- gebiet, und selbst die Straßen heißen so wie Foto: Jan Reich Gewerbegebietsstraßen eben heißen. Daim- lerstraße in diesem Falle. Der erste Vorteil des ländlichen Stand- ortes wird gleich klar: Man kann direkt vor der Eingangstür parken! Drinnen grüßt das Die Konzerne sind vielen ingenieuren zu schwerfällig, so andreas christmann und claudia Jahresmotto „Mut zur Veränderung“ und eine Weidner von der Wiesheu gmbh. für Mittelständler sei das ein Vorteil – selbst auf dem Land. freundliche Empfangsdame. Kein Wunder, sie schaut den ganzen Tag auf ein großes gen geht die Reise nun 35 Kilometer über auf Ihrer Homepage.“ Ganzheitlich nennt er Schild, das alle Eintretenden in Deutsch und den Schurwald nach Esslingen, wo Odeki vor diesen Ansatz. Schließlich stehe nicht die Englisch auffordert „Beim Eintreten bitte fünf Jahren von Ali Ünal zusammen mit sei- freie Stelle im Mittelpunkt, sondern der zu- lächeln“. nem Studienfreund Turgul Kavalci gegrün- künftige Arbeitgeber. Dadurch unterscheide Ein Lächeln hat auch Personalleiter det wurde. Ziel der beiden Jungunternehmer sich Odeki vom Wettbewerb: „Wenn man auf Andreas Christmann im Gesicht, wenn er ist es, dafür zu sorgen, dass die kleinen Mittel- anderen Portalen Stellenanzeigen findet, erzählt, dass immer noch genügend gute ständler und die viele Hidden Champions, muss man sich erst mühsam durchklicken, Bewerbungen auf seinem Schreibtisch die traditionell außerhalb der großen Zent- bevor man überhaupt weiß, wer sich dahinter landen. Er weiß auch warum: „Für die Bewer- ren sitzen, personell nicht ausbluten. Wie? verbirgt“, hat der 35-jährige Diplom-Kauf- ber steht die Aufgabe im Vordergrund, und „Wir helfen unseren Kunden dabei, sich so mann festgestellt. da haben wir ein interessantes Spektrum zu im Web zu präsentieren, dass sie mit den gro- Um die jungen High-Potentials auf die bieten, denn bei unseren Ladenbacköfen ha- ßen Firmen als Jobanbieter mithalten kön- Odeki-Seite zu locken, haben sich die Macher ben wir eine Fertigungstiefe von 80 Prozent. einen besonderen Kniff ausgedacht: Schon Entsprechend breit ist auch das Aufgabenfeld ANZEIGE für Schüler und Studenten ist ihre Seite unserer Forschungs- und Entwicklungsabtei- attraktiv, denn sie stellt Hochschulen und lung.“ Mittelständler wie Wiesheu seien die Studiengänge ebenso in leicht vergleich- richtige Adresse für Ingenieure, denen Groß- barer Manier vor. Außerdem gibt es Angebo- unternehmen zu hierarchisch und zu schwer- te für Ferienjobs, Praktikumsplätze und Ab- fällig seien. schlussarbeiten. Übrigens auch wieder prima Und der Standort Affalterbach habe durch- Gelegenheiten, um zukünftige Absolventen aus Vorteile: „Wenn ich morgens den Stau auf für sich zu gewinnen. der Gegenfahrbahn sehe, bin ich immer froh, „Odeki“ heißt auf Japanisch Erfolg, und er- dass ich nicht nach Stuttgart muss“, lacht der folgreich ist die Plattfom mittlerweile nicht Personaler, der in Fellbach wohnt. nen“, erklärt Ünal. Dafür haben die beiden nur für die Inserenten, sondern auch für die Wird ein Ingenieur gesucht, inseriert eine Maske entwickelt, die es auch kleinen Macher. Das liegt sicher auch daran, dass Ali Christmann die Stellen ausschließlich online. Personalabteilungen ermöglicht, umfassend Ünal weiß, wovon er spricht: Der 35-Jährige ist Das geht einfach schneller: „Wenn wir früher und vergleichbar all die Informationen auf selber in Neuffen am Albtrauf aufgewachsen: am Samstag eine Anzeige in der Zeitung hat- einen Blick aufzubereiten, die Menschen auf „Die meisten wissen gar nicht, wie schön es ten, dauerte es oft eine Woche, bis die ersten Jobsuche interessieren. „Seinen Arbeitgeber auf der Alb ist“, ist er überzeugt. Rückläufe kamen. Heute sind montags oft will man ja nicht nach seinem Internetauftritt Das werden wir auf unserer nächsten schon zehn Bewerbungen im Postfach“, hat er auswählen, sondern nach dem, was er zu bie- Station überprüfen: Von Esslingen geht es 40 festgestellt. ten hat“, erklärt Ünal: „Wenn Sie einen Kilometer über die B 10 nach Kuchen am Eine der Karriereplattformen, auf denen Dienstwagen zur Verfügung stellen, schrei- Rande der Alb. Hier ist die Erhardt + Abt Wiesheu sich präsentiert, ist Odeki. Deswe- ben sie das beispielsweise nicht unbedingt Automatisierungstechnik GmbH zu Hau- 12 Magazin Wirtschaft 07.13
titELthEMa MAGAZIN Foto: Jan Reich „Die meisten wissen gar nicht, wie schön es auf der alb ist“, sagt ali Ünal (links). Mit seinem studienfreund turgul Kavalci betreibt er in Esslin- gen das Online-Jobportal Odeki und zählt auch viele hidden champions zu seinen Kunden. se. Vier offene Stellen weist die Homepage Abt hängen. Einerseits, weil das Thema Robo- mehr Arbeitnehmer die Vorteile eines per- des 70-Mitarbeiter-Unternehmens aus. Doch tertechnik so spannend ist, andererseits aber sönlich verantwortlichen Chefs vor Ort“, ist insgesamt hat Firmengründer Christian Abt auch, weil individuelle Arbeitszeiten kein Pro- Christian Abt überzeugt. wenig bis keine Probleme, frei werdende blem sind. „Bei uns arbeiten auch Nebener- Manchmal hilft aber auch ein finanzieller Ingenieurstellen zu besetzen. Er sitzt nämlich werbslandwirte. Wenn die das Heu einfahren, Anreiz: Die Roboter von Erhard und Abt wer- quasi an der Quelle: „Ich habe seit zwölf Jah- dann haben sie eben frei“, erklärt Abt. Das den in der ganzen Welt installiert und müs- ren einen Lehrauftrag an der Fachhochschu- läuft ganz unkompliziert über Vertrauensar- sen vor Ort gewartet werden. „Vier Wochen le. Von meinen Studenten sind immer drei, beitszeit. San Fransisco, da reißen sich die Mitarbeiter vier, fünf bei uns im Haus, um entweder ein Überhaupt das Vertrauen: „Früher ging drum, aber wenn jemand für ein paar Wo- Praktikum zu machen oder ihre Bachelor- man zu einem Großunternehmen und war da chen in die chinesische Provinz muss, be- oder Masterarbeit zu schreiben.“ Von denen so gut wie beamtet. Seit die aber auch entlas- kommt er einen finanziellen Bonus“, erklärt bleiben dann meist ein bis zwei bei Erhardt + sen, wenn es nicht gut läuft, erkennen immer Abt. BREMER AG Grüner Weg 28-48 D-33098 Paderborn Tel: +49 (0) 5251 770-0 Fax: +49 (0) 5251 770-110 Mail: info@bremerbau.de SYSTEMBAU GmbH BREMER SYSTEMB Mittlerer Pfad 26 D-70499 Stuttgart Tel: +49 (0) 711 540813-0 Fax: +49 (0) 711 540813-25 Mail: info@bremerbau-s.de www.bremerbau.de MASSIVE KONSTRUKTION IN PERFEKTION Magazin Wirtschaft 07.13 13
MAGAZIN titELthEMa Zurück kommen sicher alle gern, denn Ali Ünal hat Recht: Die Alb-Landschaft ist wun- derschön. Folgt man Katrin Gohl, wird Abt auch in Zukunft wenig Probleme mit dem Nach- wuchs haben. Denn spannende Projekte, in denen man eine tragende Rolle hat und die am besten noch international sind, das ist das, was sich die Generation Y wünscht. Da- von ist zumindest die Personalspezialistin bei der bundesweit tätigen Stuttgarter Agentur Königsteiner überzeugt. Sie muss es wissen, denn die 31-Jährige gehört selber zu der viel- beschrie-benen Generation der 23- bis 33-Jährigen. Y-er haben nach Gohls Erfahrung einen Traum: Dass ihr Name unter einem Projekt steht. Dafür sind sie bereit, mehr zu geben, auch mehr zu arbeiten – allerdings nicht mehr im Rahmen eines Nine-to-five-Jobs, sondern gern auch mal von zehn bis zwölf Uhr nachts und nicht zwingend am Schreibtisch im Büro. Work-life-Balance heißt das Zauberwort: man arbeitet nicht mehr um zu leben und lebt nicht mehr um zu arbeiten, sondern sucht Foto: Jan Reich eine Arbeit, die ausfüllt und trotzdem Zeit lässt für Privates. Wer solche Projekte bietet, der müsse sich vor der Wechselwilligkeit seiner Mitarbeiter nicht fürchten. Denn besonders junge Ingeni- sandra Welter erfuhr viel über die Wünsche und Bedürfnisse der tzM-Mitarbeiter, als sie sie im eure seien nicht mehr so treu gegenüber ih- rahmen eines Benchmarking-siegels befragte. Die elektronische anwesenheitsliste, die sie darauf- rem Arbeitgeber wie früher, wohl aber gegen- hin einführte, fördert beispielsweise die Kommunikation untereinander. über ihrem Projekt, das sie, wenn alles passt, quasi als ihr Baby betrachten. Geht man Employer Branding ganzheitlich spürt: „Gerade der Markt für Ingenieure war Umgekehrt steht nach der Erfahrung von an, muss man auch die eigenen Mitarbeiter damals schon ein wahres Haifischbecken“, er- Katrin Gohl trotzdem immer noch die dahingehend befragen, was sie an ihrem Ar- innert sich die Personalerin. Deswegen suchte Sicherheit des Arbeitsplatzes auf Platz eins beitgeber schätzen. „Schafft man es, sie nach einem Weg, sich von der Konkurrenz der Wunschliste, wenn Ingenieure auf Stellen- Meinungsträger im Unternehmen zu gewin- abzuheben. So stieß sie unter anderem auf suche gehen. „Laut Studien und eigens durch- nen, hat man mehrere Vorteile: Es stärkt die das Gütesiegel „Top Job“ unter Schirmherr- geführten Projekten sogar noch vor dem Ge- Bindung ans Unternehmen, unterstützt die schaft von Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang halt“, hat sie festgestellt. Auch die Option, interne Kommunikation und schafft sogar Clement. Es wird seit elf Jahren von der Com- später Teilzeit arbeiten zu können, spiele eine eine Überleitung ins private Umfeld. Im bes- pamedia GmbH vergeben und ist ein Bench- große Rolle, besonders bei weiblichen Bewer- ten Fall können im Bekanntenkreis potenziel- marksiegel, also eine Art Zertifizierung. „Das bern. „Das heißt noch lange nicht, dass sie je le Bewerber angesprochen werden.“ ist ein großer Aufwand, hat uns aber sehr viel davon Gebrauch machen werden, aber sie gebracht“, erzählt Welter. Denn profitiert hat wünschen sich die Möglichkeit!“, erklärt die arbeitgeber-gütesiegel das Unternehmen nicht nur dadurch, dass Personalfachfrau. lockt Bewerber an Top Job seine Homepage mit der der Göppin- Katrin Gohl ist Spezialistin für Employer ger verlinkt und diese das Logo für Personal- Branding. Dabei geht es darum, eine Arbeit- In der internen Analyse sieht sie auch den werbung jeder Art nützen können – es klebt gebermarke zu entwickeln, zu etablieren und positiven Aspekt von Benchmarking-Siegeln: sogar auf der Eingangstür! „Viele unserer Be- bekannt zu machen. Die Global Player betrei- „Um ein solches Siegel zu erreichen, müssen werbungen kommen über die Top-Job-Home- ben es längst, der Mittelstand nur teilweise, die Unternehmen sich mit sich selbst ausein- page“, stellt Welter immer wieder fest. erkennt aber allmählich die Notwendigkeit. andersetzen und kritisch betrachten.“ Aber auch die vielen Anregungen, die sie Basis des Employer Brandings ist die Definiti- Genau diese Erfahrung hat auch Sandra im Laufe des Zertifizierungsprozesses bekam, on einer Kernbotschaft und die Ausein- Welter gemacht. Sie ist Personalverantwortli- waren hilfreich. „Schon allein die ge-forderte andersetzung mit der Zielgruppe. Doch „aus- che beim Engineeringdienstleister TZM in Mitarbeiterbefragung hat uns sehr weiterge- tauschbare Botschaften wie ,Zukunft gestal- Göppingen, unserer nächsten Station. Dass es holfen. Es kam nämlich heraus, dass die inter- ten‘ stellen kein Alleinstellungsmerkmal dar“, mit den Fachkräften in Zukunft immer ne Kommunikation viel schlechter lief, als wir warnt Gohl. schwieriger wird, hat Welter schon 2006 ge- glaubten“, erinnert sich Welter. Seither 14 Magazin Wirtschaft 07.13
titELthEMa MAGAZIN gibt es einmal wöchentlich ein gemeinsames Aufgaben bieten und natürlich auch ordent- ihnen bei der Wohnungssuche oder beim Mittagessen und einen fachlichen Stamm- lich bezahlen würden.“ Umzug finanziell unter die Arme greifen. Sie tisch. Außerdem unterstützt der Technologie- Unter Bezahlung versteht sie nicht nur das, dürfen für einen Umzug einen steuerfreien spezialist gemeinsame sportliche Aktivitäten, was am Monatsende auf dem Kontoauszug Zuschuss geben _ etwa für Maklergebühren, zum Beispiel eine Fußballmannschaft, eine steht, sondern auch die Weiterbildungskurse, Umzugsfirma und Möbelpacker. Auch für Lauftruppe und ein Badmintonteam. die kostenlosen Getränke oder das Ticket sonstige Auslagen wie neue Wohnungsaus- Das hat auch bei der Eingliederung der vier Plus, eine Einkaufskarte, auf die TZN monat- stattung und Handwerker gibt es Pauschalen: Spanier geholfen, die TZM seit letztem Herbst lich die Höchstsumme für steuerlich begüns- 561 Euro für Alleinstehende, 1121 Euro für beschäftigt. Denn bis auf die iberische Halbin- tigte Arbeitgeberzuwendungen von 44 Euro Verheiratete plus 247 Euro je Kind. sel hat das Unternehmen seine Mitarbeitersu- aufzahlt. Das Geld ist jederzeit und bei vielen Ein ebenso geschicktes wie günstiges Mittel, che inzwischen ausgedehnt. Mittels For- Gelegenheiten einsetzbar. Aber wer es spart, um Mitarbeiter zu binden, ist die betriebliche schungsnetzwerken aber auch über ganz hat Weihnachten mehr als 500 Euro für prima Altersvorsorge. „Seit einigen Jahren haben normale Online-Portale. „Wir hatten 150 Be- Geschenke auf der hohen Kante. Arbeitnehmer einen Anspruch auf diese. Für werbungen auf eine Stelle“, erinnert sich Wel- den Betrieb ergeben sich keine Nachteile, ter. Immerhin vier junge Ingenieure konnten sachleistungen als Bonbon denn für Beiträge, die der Arbeitgeber in eine auf diese Weise gewonnen werden. für den arbeitnehmer betriebliche Rente seines Mitarbeiters über- Zum Beispiel Miguel Padilla aus Cádiz. Als weist, entfallen die anteiligen Sozialversiche- er in Göppingen eintraf, sprach er kein Wort Solche „Fringe Benefits“ empfiehlt auch rungskosten für den Arbeitgeber. Chefs kön- Deutsch. Deswegen ließ das Unternehmen Markus Sobau, Geschäftsführer des Stuttgar- nen dann diese Entgeltumwandlung ihm und seinen Landsleuten zunächst einen ter Finanzplaners Confina. Fringe Benefits genannte Ersparnis als Zuschuss zur Alters- mehrmonatigen Sprachkurs mit eigenem sind Sachleistungen, die Firmen unabhängig vorsorge auf den Vertrag einzahlen“, erklärt Lehrer angedeihen. „Vormittags von acht bis von der Mitarbeiterleistung gewähren. Wem Sobau und rechnet vor: Ein Angestellter eins war Unterricht, nachmittags arbeiteten die Gesundheit seiner Leute am Herzen liegt, möchte von seinen 2000 Euro Bruttogehalt die jungen Leute an den ersten Projekten“, für den ist eine betriebliche Krankenversiche- 100 Euro pro Monat in eine Betriebsrente erzählt Welter. Der Erfolg ist beeindruckend, rung (BKV) ein guter Tipp. Diese neue Versi- umwandeln. Dann zahlt er Steuern und Sozi- Padilla kann schon recht flüssig erzählen. cherungsform spart dem Arbeitnehmer alabgaben nur noch auf 1900 Euro. Der Chef Zum Beispiel, wie gut es ihm hier gefällt – nur Ausgaben beispielsweise für Brille, Chefarzt- spart die Lohnnebenkosten von etwa 20 Euro, der lange Winter war für den Mann aus Anda- behandlung oder für den Zahnersatz. Braucht die er zur Betriebsrente dazu geben kann. Seit lusien eine Zumutung. Zum Glück ist seine der Angestellte eine Krone für 1000 Euro, diesem Jahr können maximal 232 Euro im Freundin mitgezogen, eine junge Personale- wird diese von der Versicherung übernom- Monat steuer- und sozialversicherungsfrei rin, für die Welter nun ebenfalls eine Stelle men. Für den Mitarbeiter wirkt es fast so, als umgewandelt werden. Dazu kommen noch sucht. Der neue Arbeitgeber darf sich freuen, ob der Chef die Krone finanziert hätte. Tat- einmal weitere 150 Euro monatlich, die der ganz unkompliziert durfte sie an dem Sprach- sächlich zahlt dieser aber nur fünf bis 15 Euro Arbeitnehmer steuerfrei umwandeln darf. unterricht teilnehmen. pro Monat und Mitarbeiter. Ganz wichtig: So etwas kann auch die Treue zum Arbeit- Doch trotz aller Anstrengungen ist Welter „Schließt ein Unternehmen mehr als fünf Ver- geber deutlich erhöhen, denn bei einem Job- überzeugt: „Das würde alles gar nichts nützen, träge bei einem Versicherer ab, entfallen die wechsel kann ein Arbeitnehmer den Zuschuss wenn wir nicht als Dienstleister für die Auto- Fragen nach Vorerkrankungen!“, erklärt So- vom Chef erst nach fünf Jahren Vertragslauf- und die Medizinindustrie wirklich spannende bau. Hilfreich für Jobstarter ist es, wenn Chefs zeit mitnehmen. Über 43.000 potentielle Bewerber aus der Region. SIE HABEN DIE W WAHL! AHL! Über 1 Mio. Seitenaufrufe im Monat aus den Wirtschaftsregionen Heilbronn-Franken und Stuttgart. JETZT NEU ALS APP Einfach QR-Code abscannen und los geht‘s! Magazin Wirtschaft 07.13 15
MAGAZIN titELthEMa Foto: Jan Reich cordula Dreher (li.) und Dr. Ling Butte haben die Berufsrückkehr nach der familienphase geschafft – auch dank Peter fassbaender von der fs software & Konstruktionen gmbh, der beste Erfahrungen mit Wiedereinsteigerinnen gemacht hat. Treue Mitarbeiter, die das Angebot vom und das Engagement der Frauen höher als von Am Schluss zeigt der Tacho knapp 200 Headhunter oder von der Konkurrenz nicht so manchem Berufseinsteiger.“ Kilometer mehr. Zeit für ein Resumee: einmal öffnen? Gibt es so etwas heutzutage Kein Wunder, denn Cordula Dreher und Ingenieure bleiben eine gefragte Spezies. überhaupt noch? Peter Fassbaender von der FS Dr. Ling Butte sind glücklich, nun wieder eine Absolventen der meisten Fachrichtungen Software & Konstruktionen GmbH ist über- ihrer Ausbildung angemessene Beschäftigung können es sich aussuchen, wo sie arbeiten zeugt davon. Der Spezialist für Sonderfahrzeu- zu haben, ohne dass Familie und Haushalt zu möchten. Gerade wer nicht mit einem gentwicklung sitzt in Böblingen, 60 Autobahn- kurz kommen. Entsprechend motiviert sind Metropol-Standort punkten kann, muss sich kilometer von Göppingen entfernt, auf der sie – und sich völlig der Tatsache bewusst, deshalb etwas einfallen lassen, um sich als anderen Seite der Region Stuttgart. Das Unter- dass sie erst einmal viel lernen müssen, weil guter Arbeitgeber zu positionieren. nehmen mit knapp 20 Mitarbeitern ist gerade sich in den Jahren ihres Ausstiegs eine Menge Doch selbst wer gut zahlt, einen sicheren dabei, sein Produktportfolio auf den Bereich geändert hat. Dabei hilft die „Akademie für Arbeitsplatz bietet, Wert auf Work-Life-Ba- Faserverarbeitung für technische Bauteile aus- Luft- und Raumfahrt German Aerospace Aca- lance legt und spannende Projekte mit zuweiten. Dafür werden auch neue Ingenieure demy“ (ASA), ein Steinbeis-Institut in Böblin- Gestaltungsfreiheit zu bieten hat – vielleicht gesucht. Da kam Peter Fassbaender die Info- gen, das Wiedereinsteigerinnen fit für die Be- sogar mit gelegentlichen internationalen Veranstaltung von Wing gerade recht. Wing rufsrückkehr macht. Zum Programm gehört Einsätzen an interessanten Orten dieser steht für „Wiedereinstieg für Ingenieurinnen“ auch ein halbjährliches Praktikum in einem Welt – der muss alles unternehmen, damit und ist Teil der baden-württembergischen Unternehmen. Für FS ist die Einarbeitung na- die Zielgruppe überhaupt davon erfährt. In Landesinititative „Frauen in MINT-Berufen“. türlich zunächst eine Investition – die sich Zukunft bleibt Arbeitgebern darum gar Gleich zwei Wing-Frauen hat Fassbänder ein- aber auf jeden Fall lohnt, auch in Zukunft: nichts anderes übrig, als sich als Arbeitge- gestellt, denn er beschäftigt bereits eine Teil- „Ich gehe mal davon aus, dass die beiden in ber genau so zu vermarkten wie sie es mit zeit-Ingenieurin und stellte dabei fest: „Die fünf bis zehn Jahren Vollzeit arbeiten“, ist den eigenen Produkten schon lange erfolg- Fluktuation in dieser Gruppe ist ganz gering Fassbaender überzeugt. reich tun. Dr. annja Maga Redaktion Magazin Online-Special Wirtschaft Mehr Info über Fachkräftesuche und Arbeitgeber- annja.maga@stuttgart. marketing: www.stuttgart.ihk.de, Dok.-Nr. 122675 ihk.de 16 Magazin Wirtschaft 07.13
titELthEMa MAGAZIN Anzeige In individueller Kleinserie: Gehäuse mit Designfaktor Interview „Auf die Verhörbank kann Schinko steht für Automatengehäuse mit man heute niemanden mehr setzen“ Designfaktor. Geschäftsführer Gerhard Lengauer über das Zusammenspiel von Experte Markus Weber über recruiting im Mittelstand Hightech-Inhalt und ansprechender Hülle im Maschinenbau. Um an gute Bewerber zu kommen, Ende kommt dann die Entscheidung: Das Wie ist in diesem Fall der Begriff Automaten müssen kleine und mittlere Betriebe im machen wir lieber doch nicht. gehäuse zu verstehen? ländlichen Raum auf ihre Stärken set- Was kann ein Arbeitgeber tun, der im Es geht um die Schnittstelle zwischen Mensch und zen, rät Markus Weber von der Stuttgarter Schwarzwald oder auf der Alb sitzt? Maschine. Unsere Gehäuse müssen nicht nur funk- Personalagentur Dr. Maier + Partner. Weber Das wichtigste ist eine attraktive tionell sein, wir achten auch auf ein ansprechendes Herr Weber, welche Fach- und Führungs- Unternehmenskultur. Die Leute müssen gern Äußeres. kräfte sind derzeit besonders rar? bei mir arbeiten. Das setzt voraus, dass ich als Weber Sehr schwierig ist es bei den Inge- Unternehmer selbst eine gute Führungskraft nieuren, ganz besonders bei den Spezialisten bin, die ihre Leute nicht demotiviert. Zur Un- sowie an den Schnittstellen zu kaufmänn- ternehmenskultur trägt es auch bei, wenn ich ischen Positionen, etwa Vertrieb. Wir müssen meinen Leuten die Möglichkeit biete, sich heute zum Teil acht bis zehn Wochen intensiv nach geeigneten Kandidaten suchen – manchmal auch länger. Markus Weber Bleiben für Kleinunternehmen über- Geschäftsführer der haupt gute Leute übrig, nachdem sich die Personalberatung Dr. Konzerne bedient haben? Maier + Partner Foto: gmh hofbauer Weber Das ist nicht so eindeutig. Direkt GmbH, Stuttgart nach dem Studium tendieren viele tatsächlich zu den großen Firmen wie Daimler oder persönlich weiterzuentwickeln. Das heißt Bosch, auch zu regionalen Champions wie nicht unbedingt, die Karriereleiter hochzu- Trumpf oder Mahle. Dagegen tun sich kleine- klettern. Auch nicht, einen dicken Gerhard Lengauer, Geschäftsführer des Gehäuse- re, unbekannte Firmen schwer. Das ändert Seminarkatalog auf den Tisch zu packen. sich, wenn diese jungen Fachkräfte erst ein- Weiterentwicklung bedeutet, im Rahmen der Herstellers Schinko. mal drei Jahre in Konzernstrukturen gearbei- Arbeit dazuzulernen und besser zu werden. Wo liegt der entscheidende Unterschied? tet haben. Manche wechseln dann ganz be- Natürlich muss auch die Kasse stimmen… Uns gelingt es Industriedesign, Ergonomie und wusst zu einem mittelständischen Arbeitgeber. Weber Geld ist wichtig, aber ich würde Funktion zu verknüpfen. Was macht den Mittelstand plötzlich so keinem Arbeitgeber empfehlen, seine Leute attraktiv? nur mit Geld zu locken – zumal man ja nicht Sie bieten Design in Kleinserien. Ist das leistbar? Weber Die Gestaltungsspielräume sind dauerhaft über dem Markt zahlen kann, zu- Design gewinnt immer mehr Bedeutung. Es geht einfach größer. Man kann die Komplettverant- mal als Mittelständler. Oft sind es konkrete, um Erkennbarkeit und wir sorgen für leistbare wortung für einen ganzen Prozess überneh- scheinbar kleine Dinge, die über einen Wech- Lösungen. men, was in einem Großunternehmen kaum sel entscheiden – von der Kantine über das möglich ist. Führungskräfte in Konzernen füh- Schul-, Wohnungsangebot bis zur Kinderbe- Nennen Sie uns Anwendungsmöglichkeiten. len sich oft durch ihr Headquarter gelähmt treuung. Die wird übrigens immer wichtiger: Quer durch die Branchen: Drehbänke, Fräsmaschinen, und sehnen sich danach, selbst entscheiden zu Einer unserer Kunden kann seine Standort- Landwirtschaftstechnik aber auch die Bereiche dürfen. Solche Positionen hat der Mittelstand nachteile auch damit ausgleichen, dass er Lebensmittel, Medizintechnik oder Produktion von zu bieten, und das ist ein entscheidender Vor- einen Betriebskindergarten mit verlässlichen Pet-Flaschen. teil. In unseren Gesprächen können wir damit Öffnungszeiten unterhält. Auch kleineren viele Wechselwillige überzeugen. Betrieben kann das gelingen, wenn sie sich Wie sieht die Vorgangsweise aus? Manch ein Weltmarktführer ist in einer zusammenschließen. Wir entwickeln für den Auftraggeber das Design ländlich-schönen aber eher abgelegenen Ge- Haben die Unternehmen erkannt, dass und liefern die fertige Hülle. gend zuhause… sie mittlerweile um geeignete Kandidaten Weber Das ist ein Riesenproblem, vor werben müssen und nicht umgekehrt? Referenzkunden allem wenn die Verkehrsanbindung an die Weber Alle reden davon, aber nicht alle Doppelmayr Seilbahnen, Weiler Drehbänke, nächstgrößere Stadt schlecht ist. Kürzlich haben den Ernst der Lage erkannt. Meine Kri- SHW, Kones Gruppe, Schauer Landtechnik, Leica- waren wir für einen Kunden mitten im tik an vielen Unternehmen ist, dass die Recru- Medizintechnik, Trumpf Maschinen. Schwarzwald tätig – ein exzellentes Unterneh- iting-Prozesse nicht professionell laufen. Ich men, das viel zu bieten hat. Die Kandidaten kann heute kein Bewerbungsverfahren mehr fragten meist: ,Wo liegt das? ... Schau ich mir aufsetzen, bei denen der Kandidat auf der Für weitere Informationen: mal an…’ Übers Wochenende wird dann ge- Verhörbank sitzt oder in dubiose Assessment- Schinko GmbH googelt, mit der Familie gesprochen, Schulen Center gejagt wird. Als Bewerber würde ich Matzelsdorf 60 und Einkaufsmöglichkeiten abgecheckt. Am da wohl auch aufstehen und gehen. 4212 Neumarkt im Mühlkreis (Österreich) www.schinko.at Magazin Wirtschaft 07.13 Tel. 0043/79 41/69 06-0 17
MAGAZIN KUrz UnD KnaPP Sauberer fliegen Foto: Bilderbox stuttgarter forscher entwicklen software zum Beurteilen von Umweltlasten Die europäische Luftfahrtbranche hat sich während seines kompletten Lebenszyklus er- für Bauphysik (IBP) in Stuttgart haben jetzt ehrgeizige Umweltziele gesetzt: Bis 2020 will zeugt hat – von der Herstellung über die Nut- ein Computerprogramm entwickelt, das es sie nicht nur schädliche Klimaemissionen re- zung bis zum Recycling oder zur Entsorgung. ermöglicht, die Umwelteinflüsse von Flug- duzieren – Kohlendioxid um 50 und Stick- Um die Daten zu erheben, sind leistungsstar- zeugbauteilen schon in der Designphase, also oxid um 80 Prozent – sondern auch die Öko- ke Softwareprogramme notwendig. Diese bereits bei der Planung eines neuen Modells, bilanz der Flugzeuge verbessern. „Life Cycle sind sehr komplex und werden von externen mit einzubeziehen. Der Designer weiß mit ei- Assessment“ (LCA) nennen Experten das Fachleuten bedient, die über spezielles LCA- nem Klick, wie groß der Umweltrucksack ist, systematische Erfassen der Umweltlasten der Wissen verfügen. Meist erheben diese die re- den ein Bauteil durch seinen bisherigen Ferti- eingesetzten Bauteile. Die Analyse umfasst levanten Daten und Prozesse erst im Nachhi- gungsprozess mitbringt, erklärt Fraunhofer- sämtliche Umweltwirkungen, die ein Produkt nein. Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut Wissenschaftler Robert Ilg. Wahrheiten W Pilotanlage für aktuell, denkwürdig, unterhaltsam Lithiumionen-Akkus In Europa gibt es bislang nur begrenzte Vor zehn Jahren hat man uns zum kranken Mann Europas gemacht, jetzt Kenntnisse in der Herstellung von großen wird vom französischen Patienten geredet. Beides war und ist überzogen. Lithium-Ionen-Zellen. Eine neue For- schungsproduktionsanlage am Zentrum für Wolfgang schäuble, Bundesfinanzminister (CDU) über populäre Kritik am Nachbarland Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) soll das ab 2015 gründer helfen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und ändern. Mit im Boot sind führende deutsche arbeitsplätze zu schaffen. Industrieunternehmen wie Daimler, BMW, Elring Klinger, Manz, Rockwood Lithium Jörg zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe und SGL Carbon. Neue Bücher und Medien Ein Krimi aus der finanzszene und ein Jahrbuch zum insolvenzrecht Die Mordopfer: alle aus der Finanzbranche. Die Handlung: spielt mitten in Stuttgart. Die Kommissarin: im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Krimis: normal geblieben. Die Autorin Birgit Hummler schickt Hanna Stankowski erneut auf Ermittlungstour und schafft es dabei nebenbei gekonnt, viele aktuelle Finanzthemen geschickt in die Handlung einzubeziehen. Zwar hätte eine Straffung der über 500 Seiten für noch mehr Spannung gesorgt, wer aber einen gut aufbereiteten und recherchierten Krimi mit aktuellem Hintergrund sucht, ist hier genau richtig. Crashkurs – ein Baden-Württemberg-Krimi. Birgit Hummler, Silberburg-Verlag, Tübingen 2013, 560 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-8425-1244-3 Das Jahrbuch 2013 beleuchtet aktuelle Themen und Gesetzesvorhaben aus dem Insolvenz- und Sanierungsrecht. Im Mittelpunkt stehen neben der Krise in der Solarenergiebranche erste Erfahrungen mit dem seit März 2012 geltenden „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG)“, das das Insolvenzrecht in weiten Teilen umfangreich reformiert hat. Daneben bietet das Jahrbuch aktuelle Daten zur Insolvenzstatistik in Deutschland und Aus- züge aus relevanten Gesetzestexten mit Kommentierung der Neuregelungen. Das Jahrbuch richtet sich mit den überwie- gend von Rechtsanwälten verfassten und verständlich geschriebenen Aufsätzen an ein juristisches Publikum, dürfte aber auch für Leser, die sich einen kurzen Überblick über aktuelle Reformvorhaben verschaffen möchten, geeignet sein. Insolvenzrecht und Unternehmenssanierung – Jahrbuch 2013. FAZ-Institut und Schultze und Braun (Hrsg.), 164 Seiten, 75 Euro, ISBN 978-3-89981-394-4. 18 Magazin Wirtschaft 07.13
Personalien Ulrich roth neue namen und gesichter in den chefetagen der region Geschäftsführer Roth & Lorenz GmbH Stuttgart guido Kutschera ist seit Juni neues Mitglied der Ge- schäftsführung der Dekra Automobil GmbH. Schon seit Jahresbeginn zeichnet Kutschera im Unternehmen verant- wortlich für den Bereich Gutachten. Zuvor war der gebürtige Kölner bei der Solera Inc./Audatex Holding tätig, zuletzt als Sagen Sie mal, Global Account Manager für die Allianz Versicherungsgruppe. Herr Roth ... Der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH gehören ne- ben Guido Kutschera weiterhin Clemens Klinke (Vorsitzender), … welche ist die stärkste Marke im Dr. Gerd Neumann und Wolfgang Linsenmaier an. südwesten? Mercedes-Benz. Eine globale Marke Martin fisher ist in den Vorstand der Stuttgarter Celesio voller Geschichte, Geschichten und AG berufen worden. Der 53-Jährige soll spätestens zum Mythen. Und ein Unternehmen, das seit 1. Oktober die Leitung des Unternehmensbereichs über 125 Jahren das Automobil erfindet. Operations übernehmen – dieses umfasst die konzernweite Unbestritten gibt es viele starke Marken im Verantwortung für Einkauf, Supply Chain Management, Qua- Südwesten. Aber der Stern überstrahlt alle. litätsmanagement und Regulierung sowie Informationstech- … twittern sie? nologie. Fisher ist in Großbritannien geboren und hat dort Nein. Twitter ist ein spannendes Tool, studiert. Zuletzt war er Head of Global Supply Chain bei nicht nur für die Unternehmenskommunika- Arysta Lifescience. tion. Aber ich bin eher der Typ für das persönliche Wort, tausche mich lieber Martin neumann ist der Geschäftsführung der Epucret vis-à-vis aus, telefonisch, per Mail. Mineralgusstechnik GmbH & Co. KG (Wangen, Kreis … in welcher anderen firma wären sie Göppingen) beigetreten. Neumann teilt sich die Verant- gerne einmal chef? wortung mit dem bisherigen Geschäftsführer Dr. Utz-Volker Ehrlich? In keiner anderen als bei Roth & Jackisch und ist für die Bereiche Vertrieb, Konstruktion, Ent- Lorenz. Hier freue ich mich jeden Tag auf die wicklung und Betrieb zuständig. Epucret gehört zur internati- Interaktion mit leidenschaftlich und kreativ onalen Rampf-Gruppe mit Sitz in Grafenberg, Kreis Reutlin- arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbei- gen. Neumann war von 2007 bis 2013 Geschäftsführer von tern. Hier fühle ich mich wohl, dieses Rampf (Taicang) Co. Ltd. in China. Unternehmen habe ich aufgebaut und entwickle es mit Feuereifer weiter. Wobei … mal eine Woche den Job unserer Bundes- Wengerter aus der Region im kanzlerin, das würde ich spannend finden. … was tun sie mit einer freien Woche? Kreis exklusiver Spitzenerzeuger Eine äußerst hypothetische Frage … vermutlich versuche ich abzuschalten. Mit Markus heid und Jochen Beurer in Winzerverband VDP aufgenommen der Familie, mit Freunden, mit Sport. Nichts Extravagantes – einfach mal raus und Dinge Unter Weinerzeugern gilt sie als Ritter- tun, die man im Alltag immer wieder vertagt. schlag, die Aufnahme in den Verband Deut- … was vermissen sie in stuttgart? scher Prädikatsweingüter (VDP). Mit Wasser. Einen schönen, zentral gelege- Jochen Beurer aus Kernen-Stetten nen Fluss oder so etwas wie die Binnenalster und Markus Heid aus Fellbach in Hamburg. Sonst hat Stuttgart alles, was sind zwei weitere Wengerter aus man zum Glücklichsein braucht. der Region in den qualitätsori- … welchen schauspieler oder Musiker entierten Verband aufgenom- würden sie gerne einmal treffen? men worden – gemeinsam mit Das Trio Grönemeyer, De Niro, ihrem Heilbronner Kollegen Nicholson. Das dürfte ein sehr unterhaltsa- Hans Hengerer. Für die Winzer mer Abend werden, mit drei spannenden bedeutet die Aufnahme in den Charakteren. elitären Kreis deutscher Spit- Der fellbacher … haben sie ein Vorbild? zenerzeuger „eine Bestätigung Wengerter Den Unternehmer Götz Werner, unseres jahrelangen Qualitätsstre- Markus heid. den Sportler Franz Beckenbauer und bens“. Damit sind jetzt zehn Weingüter aus der Foto: Heid (mit einem Augenzwinkern) meinen Region im VDP. Schulfreund Georg Fichtner. Magazin Wirtschaft 07.13 19
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