Magazin Wirtschaft - Subitec
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www.stuttgart.ihk.de 01.08.2016 Stuttgart - Böblingen - Esslingen-Nürtingen - Göppingen - Ludwigsburg - Rems-Murr Magazin Wirtschaft Ein Service der IHK für Unternehmen in der Region Stuttgart Biotech trifft Automation Seite 6 Geschäftsführung: Verdienen Sie zu viel? Seite 19 Was tun nach dem Brexit? Seite 26
BMW Niederlassung Stuttgart www.bmw- stuttgart.de Freude am Fahren IN deR FoRM SeINeS LeBeNS. deR BMW 5er MIT INNoVATIVeM BuSINeSS PAckAGe.1 z.B. BMW 520d Touring. Leasingangebot 2: 140 kW/190 PS, z. B. Schwarz Uni, Stoff Move Anthrazit/Schwarz, Automatic Getriebe Steptronic, Navigationssystem Business, Park Distance Control, Freisprecheinrichtung mit USB Schnittstelle, Klimaautomatik mit 2 Zonenregelung, Regensensor, Automatische Fahrlicht- steuerung, Bi-Xenon Scheinwerfer u. v. m. Fahrzeugpreis: 32.238,65 EUR Einmalige Leasing-Sonderzahlung: 0,00 EUR Leasingbeispiel der BMW Bank GmbH Laufzeit: 36 Monate Laufleistung p. a.: 10.000 km Mtl. Leasingrate zzgl MwSt.: 349,00 euR Angebot für gewerbliche Nutzung. Alle Beträge zzgl. Mehrwertsteuer. Zzgl. BMW Welt Auslieferung Premium Compact 415,97 EUR zzgl. MwSt. und Zulassungspauschale 117,64 EUR zzgl. MwSt. Kraftstoffverbrauch innerorts: 5,5 l/100 km, außerorts: 4,2 l/100 km, kombiniert: 4,7 l/100 km; CO2-Emission kombiniert: 123 g/km; Energieeffizienzklasse: A+. Fahrzeug ausgestattet mit Automatic Getriebe. 1 Business Package mit BMW Navigationssystem Business oder BMW Navigationspaket ConnectedDrive optional erhältlich. Ausgezeichnet mit der Auto Trophy 2015 (AUTO ZEITUNG, Ausgabe 26/2015) und Gewinner Best Cars 2016 in der Gesamtwertung der Kategorie „Obere Mittelklasse“ (auto motor und sport, Ausgabe 04/2016). 2 Ein Angebot der BMW Bank GmbH, Heidemannstr. 164, 80939 München, Stand 07/2016. Vertragsabschluss bis 30.09.2016. Zulassung bis 30.09.2016. Wir vermitteln Leasingverträge ausschließlich an die BMW Bank GmbH. Fahrzeugabbildung ist farbabweichend und zeigt Sonderausstattungen. Fehler, Zwischenverkauf, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. BMW AG Stuttgart-Vaihingen Untere Waldplätze 3 Stuttgart am Rosensteinpark Pragstraße 140 Niederlassung Stuttgart 70569 Stuttgart 70376 Stuttgart www.bmw-stuttgart.de Tel. 0711 1318-5333 Tel. 0711 1318-8877
EDITORIAL Gemeinwohlökonomie: Auf der Suche nach einer besseren Welt Terror, Nationalismus, Flüchtlingsmig- masse wird sozialisiert. Es gibt eine 33-Stun- ration, Klimaveränderung und Finanz- den-Woche. Das Bankensystem in heutiger krisen machen vielen Menschen Angst. Form soll durch eine demokratische Bank er- Sie suchen nach neuen Lösungen, nach ei- setzt werden, die keine Gewinne machen darf. ner besseren Welt -- und auf dem Feld der Vorgesehen ist zudem ein gesetzlicher Min- Wirtschaft nach einer neuen, ökologische- dest- und Maximallohn. Der Unterschied soll ren und gerechteren Ökonomie, die dem Ge- höchstens das 20-fache betragen, bei Banken meinwohl dient, Einkommensunterschiede das Dreifache. egalisiert, Wohlstand verteilt und jedem größtmögliches Glück verspricht. Christian Abkehr von der Marktwirtschaft Felber, Attac-Aktivist und Dozent aus Öster- reich , wirbt seit 2010 für seine Gemeinwohl- Die Verfechter der Gemeinwohl-Ökono- ökonomie, und schart immer mehr Anhän- mie wollen eine radikale Abkehr von der so- ger für seine Ideen hinter sich, bis hin zu zialen Marktwirtschaft. Nun weist diese in Bernd Engelhardt Europaparlamentariern in Brüssel. der Tat auch Schwachstellen auf. Nichts ist Stellvertretender Hauptgeschäftsführer Sein Credo: statt Gewinn und Verlust wer- perfekt. Zugleich sind die marktwirtschaftli- der IHK Region Stuttgart den in einer Gemeinwohl-Bilanz die Sinnhaf- chen Wirtschaftssysteme der westlichen Welt tigkeit von Produkten und Dienstleistungen, unterschiedlich und stehen im Wettbewerb die ökologische Ausrichtung und die Mitbe- zu Ländern wie China mit hohem staatswirt- stimmung durch Beschäftigte bewertet. schaftlichen Einfluss. Daher ist es legitim, Schon eine Reihe teils auch namhafter Be- über ökonomische Systeme zu diskutieren triebe hat eine solche Gemeinwohl-Bilanz und sie zu verändern. Richtig ist aber auch: erstellt. Viele nutzen sie zum Produkt- oder die Gemeinwohl-Ökonomie mit ihren heuti- Arbeitgebermarketing. gen Ansätzen würde Kosten und Bürokratie für die Wirtschaft erheblich steigern, Investi- Minuspunkte für Wettbewerb tionen unattraktiv machen, die unternehme- rische Freiheit massiv einschränken und vie- Die Gemeinwohl-Bilanz soll nur vorläufig le Firmeninhaber und Aktionäre enteignen. die klassische Bilanz ergänzen. Sie ist Kern Zugleich bleiben Rolle, Legitimation und einer neuen Wirtschaftstheorie, in der Wett- Zusammensetzung eines gewählten Wirt- bewerb bestraft und Kooperation belohnt schaftskonvents unklar. Es soll für viele Le- werden. Gewinnstreben und Konkurrenz bensbereiche Konvente geben, etwa für Bil- werden als Grundübel unserer Welt angese- dung, Medien, Daseinsvorsorge usw. Sie be- hen. So gibt es für Patente Minuspunkte, stimmen auf der Grundlage der Gemein- weil sie Wissen für andere nicht zugänglich wohl-Ökonomie, was richtig und falsch ist. machen. Pluspunkte lassen sich unter ande- Wo bleiben Kommunal- und Landesparla- rem mit nachhaltiger Produktion erzielen mente, wo Bundesrat und Bundestag? und je mehr Punkte im Bewertungsschema der Gemeinwohl-Bilanz ein Betrieb erreicht, Widerspruch zum Grundgesetz desto geringer soll seine Belastung durch Steuern, Zölle oder Zinsen sein. Erstaunlich ist, dass demokratische Par- Eigentums- und Freiheitsrechte werden neu teien und etablierte Institutionen mit der Ge- definiert. So sollen große Betriebe mit über meinwohl-Ökonomie sympathisieren. Ihre 5000 Beschäftigten enteignet und der Beleg- Verfechter verweisen auf Artikel 14 des schaft und der Allgemeinheit übertragen Grundgesetzes. In Absatz 2 steht: „Eigentum werden. Firmenkäufe oder -verkäufe sind ver- verpflichtet. Sein Gebrauch soll zudem dem boten. Gewinne sollen an die Belegschaft Wohle der Allgemeinheit dienen“. Absatz 1 ausgeschüttet oder in Produkte und Dienst- stellt aber vorher klar fest: „Das Eigentum und leistungen mit sozialem und ökologischem das Erbrecht werden gewährleistet“. Dies Mehrwert investiert werden. Diesen Mehr- steht im klaren Widerspruch zur Gemein- wert definiert dann ein Wirtschaftskonvent. wohl-Ökonomie-Theorie des Christian Felber. Gesellschafter oder Investoren, die nicht im Am allererstaunlichsten aber ist: selten haben Betrieb mitarbeiten, sollen keine Gewinne diejenigen, die sich für die die Gemeinwohl- erhalten. Vererbt werden dürfen maximal Ökönomie von Herrn Felber begeistern, seine 500 000 Euro. Darüber hinausgehende Erb- Bücher auch wirklich gelesen. MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 3
INHALT 12 30 43 Foto: Thinkstock Foto: Kuhnle Foto: Imago Hopp glaubt an Biotech Sommer im Büro IHK-Sommerempfang Als einer von ganz wenigen Privatinvestoren Wie Sie sich und Ihre Mitarbeiter vor Hunds- Fast 900 Gäste kamen Anfang Juli zum in Deutschland beteiligt sich SAP-Mitbegrün- tagen schützen können und müssen, das Sommerempfang in das Stuttgarter der Dietmar Hopp an jungen Biotechnologie- erfahren Sie auf Seite 30. IHK-Haus. Die Gastrede hielt die neue firmen. Im Interview mit Magazin Wirtschaft Wirtschaftsministerin Baden-Württem- erklärt er seine Motive. bergs, Nicola Hoffmeister-Kraut (CDU). DIE LETZTE SEITE 82 Kommentar Die Medien nehmen ihre Informationspflicht nicht immer ernst genug, findet IHK-Unternehmer Carsten Fuchs Ärgernis des Monats Insolvenz- verwalter bittet zur Kasse Cartoon Die Frauenquote und wie sie sich selbst erfüllt 4 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
MAGAZIN 6-53 IHK & REGION 42-50 TITELTHEMA 6-14 42 IHK-Sommerempfang 2016 6 Biotechnologie trifft Automatisierung 44 Neues IHK-Referat Internationales 11 Interview: Boehringer Ingelheim inves- Wirtschaftsrecht und Handelspolitik tiert in Biotech-Start-ups Thomas Strobl, stellvertretender Minis- 12 Interview: Dietmar Hopp glaubt an die terpräsident, zu Gast bei der IHK- Zukunft der Branche 45 Vollversammlung Prüferehrung IHK zeichnet 1600 ' Leistung 4.0 ' KURZ & KNAPP 16-17 ehrenamtliche Prüfer aus 16 Art Alarm der Stuttgarter Galerien Verkehrsfragen dominieren die IHK- Sparsamste Ampel der Welt Bietigheim- Bezirksversammlung Esslingen Bissingen ist Vorreiter 46 2. baden-württembergischer Diversity- Buchvorstellung Engagierte Streit- Kongress im Oktober in Stuttgart schrift für Europa Telegramm Wahrheiten aktuell und unterhaltsam 47 Auftakt zum Energieberatungspro- 17 Personalien Namen und Gesichter gramm KEFF Sagen Sie mal … Fragen an Susanne Neuer IHK-Abschluss „Senior-Service- Kunschert (Pilz GmbH & Co. KG) techniker für Systeme und Prozesse“ 48 Industriereport Böblingen offenbart RAT & TAT 18-35 starken Landkreis 18 Telegramm Aktuelle Kurzmeldungen 49 Fahrerloses Auto braucht noch Zeit 19 Hält der Fiskus Ihr Geschäftsführer- 50 Wirtschaftsjunioren gehalt für angemessen? 20 Indonesien – der unterschätzte Riese FIRMENREPORT 51-53 21 Interview Trumpf-Mann Jörg Kienast 51 Nachrichten über regionale Firmen erzählt, warum sich in Indonesien ein 50:50 Joint Venture bewährt DIE LETZTE SEITE 82 23 Industrie 4.0 gefährdet weniger Jobs 82 Kommentar, Karikatur und Ärgernis als gedacht des Monats Chinesische Patente: Masse statt Klasse 24 Führungsstil Das wünschen sich Nach- INFO 54-81 wuchskräfte von ihrem Chef 26 Brexit Was Sie jetzt im England-Ge- BEKANNTMACHUNGEN schäft wissen müssen 56 Vorschriften über die öffentliche Be- 27 Die Kaufprämie für E-Autos ist da stellung und Vereidigung von Sachver- 28 Innovationskultur Gründen Sie Ihren ständigen eigenen Campus 58 Prüfungsordnung für die Sach- 30 Sommer im Büro Was Sie tun müssen, kundeprüfung zum/zur geprüften wenn es doch noch heiß wird Fachmann/-frau für Immobiliardarle- 32 Aktuelle Zahlen, Fakten und Tendenzen hensvermittlung IHK 34 Wirtschaft im TV Das müssen Sie sehen 35 Enrich your Business English HANDELSREGISTER 54 Mai/Juni MENSCHEN & IDEEN 36-41 Neueintragungen, Veränderungen, 36 Zeitsprung Gebauer, Aktiv-Markt Löschungen und Insolvenzen M. Gebauer GmbH 37 Hidden Champions Kleemann GmbH BRANCHENSPIEGEL supporting experts. in Göppingen 61 Bezugsquellennachweis Angebote 38 Made in Schwaben Dommer Stuttgarter aus der Wirtschaft I H R A N S P R E C H PA R T N Fahnenfabrik 39 Existenzgründer im Porträt Jens-Peter RUBRIKEN Gerd Depner Wedlich verkauft unverpackte Lebens- 64 Impressum Geschäftsführer mittel 66 Jubiläen ep Stuttgart 40 Karriere mit Lehre Martin Buch -- von 70 Termine T: +49 711 806093-0 der Werkbank zum Bankvorstand 74 Geburtstage 41 Aus den Labors der Region Die Subitec GmbH baut Anlagen für Mikroalgen Titelbild: Michael Luz www.engineering-people.de MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 5
TITELTHEMA Eine Mitarbeiterin pipettiert Pufferlösung in Reagenzgefäße. Vieles in der Biotechnologie ist noch reine Handarbeit. Doch eine Reihe von Firmen in der Region arbeitet daran, dies zu ändern. Foto: Bioregio 6 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
TITELTHEMA MAGAZIN Klein aber fein – Biotech in der Region Die Biotechnologie-Branche in der Region entwickelt sich seit Jahren erstaunlich stabil. Das liegt auch daran, dass es hier viele Firmen gibt, die nicht dem großen Blockbuster-Medikament nachjagen, sondern die Kooperation mit dem Maschinen- und Anlagenbau suchen, um biotechno- logische Produktion serientauglich zu machen. Biotechnologie -- war da was? Die aktu- den Regionen Stuttgart und Tübingen/Reut- ellen Zahlen, zusammengefasst im lingen vorantreibt. Jedoch sei dieser Flaschen- Deutschen Biotechnologie Report hals nicht für alle Firmen gleich eng. Gerade 2016 von Ernst & Young, scheinen dagegen in der Region gebe es Unternehmen wie die zu sprechen. So ging die Zahl der Neugrün- Cegat GmbH & Co. KG in Tübingen, die sich dungen in Deutschland allein in den vergan- über Analysedienstleistungen von Anfang an genen vier Jahren von 28 auf 11 zurück. Und aus eigener Kraft finanziert hat. Andere hät- der Markt für Risikokapital, von dem vor al- ten sich darauf verlegt, Zellkulturverfahren, lem die innovativen Arzneimittelentwickler Analysemethoden oder Medizinprodukte zu abhängig sind, ist in Deutschland immer entwickeln, an die weniger strenge gesetzliche noch unterentwickelt: 2015 flossen ganze Anforderungen gestellt würden als an Medi- 236 Millionen Euro in Unternehmen der kamente. „Nach dem Platzen der Neuer- Biotechnologie -- der Löwenanteil, nämlich Markt-Blase zu Beginn des Jahrtausends 167 Millionen Euro, stammte von einer hatten wir in der Region auch weniger In- Handvoll Investoren und kam lediglich ei- solvenzen zu beklagen als anderswo“, so nem Unternehmen zugute. Das ist ein Bruch- Eichenberg. teil des Kapitals, das der Branche etwa in Beobachten kann man das etwa im „Life den USA zur Verfügung steht. Den US-Bran- Science Center“ in der Esslinger Schelztor- chenriesen wie Amgen oder Genentech mit straße. In dem Gründerzentrum, das im Jahr ihren Milliardenumsätzen hinken selbst die 2000 auf Initiative von Esslingens Oberbür- besten hiesigen Unter- germeister Zieger einge- nehmen um gut zwei richtet wurde, gab es Jahrzehnte hinterher. Nach dem Platzen seither viel Fluktuation Dies zumindest gilt, der Neuer-Markt-Blase -- nur eines der zurzeit wenn man nur das klas- fünf dort ansässigen gab es hier weniger sische Geschäftsmodell Unternehmen ist seit der Biotechnologie be- Insolvenzen als anderswo der Anfangszeit dabei. trachtet: Eine kleine in- Aufgeben mussten in- novative Firma -- oft aus der Hochschule her- des nur wenige. Einigen wurde es in der aus gegründet -- entwickelt einen Arzneimit- Schelztorstraße dagegen zu eng -- so dem telwirkstoff und finanziert diese oft viele Naturkosmetikhersteller HAN-GmbH. Um Jahre dauernde Arbeit über staatliche oder die aufstrebenden Unternehmen möglichst private Risikokapitalfonds. Mit den klini- in Esslingen zu halten, weitet die Stadt ihr schen Studien sowie der anschließenden Engagement aus -- auf dem ehemaligen Massenproduktion und Vermarktung ist Hengstenberg-Areal soll bis Jahresende das solch ein Unternehmen meist überfordert, „Life Science Center 2“ entstehen. und so verkauft es sein Produkt an ein gro- Birgit Emberger ist Geschäftsführerin des ßes Pharmaunternehmen. Mit der Selbst- Life-Science-Fonds der Stadt -- wohl ein Uni- ständigkeit ist es dann aus, nicht selten auch kum unter deutschen Kommunen. Das mit dem Standort. Kommanditkapital in Höhe von 2,6 Millio- „Natürlich ist für viele Unternehmen die nen Euro ist derzeit in insgesamt sieben Finanzierung der erste und wichtigste Fla- Biotech-Startups angelegt. „Seit Gründung schenhals“, sagt Dr. Klaus Eichenberg, Ge- des Fonds 2002 mussten nur drei Unterneh- schäftsführer der BioRegio Stern, die die men Insolvenz anmelden“, sagt Emberger. Entwicklung der Biotechnologie-Branche in Dagegen haben zwei der Empfänger die MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 7
MAGAZIN TITELTHEMA „Das ganz große Thema ist seit einigen Foto: Tom Bässler Jahren, wie man biotechnologische Ver- fahren standardisieren, automatisieren und für die Großserie tauglich machen kann“, sagt Wirtschaftsentwickler Eichenberg. Bio- tech-Startups suchten verstärkt den Kontakt zu den Maschinenbauern, von denen es in der Region Stuttgart so viele gibt. Und die innovativeren unter diesen alteingesessenen Unternehmen sind sich ebenfalls bewusst, dass sich ihnen hier eine Chance bietet, neue Märkte zu erschließen. Gleich, ob es um die Herstellung von Zell- kulturen geht, um Antikörpertests, Gense- quenzierung oder den Nachweis von Fremd- DNA mittels Polymerasekettenreaktion -- alle diese zum Teil bahnbrechenden Verfah- ren haben ihre Wurzeln in Laborrezepten, die auf einen Fertigungsingenieur ziemlich hemdsärmelig wirken. Diese lassen sich aber nicht so einfach in den Fabrikmaßstab übertragen wie die Techniker das gewohnt sind. „Anders als bei der Produktion von Motoren oder Wechselrichtern hat man es hier nicht mit klaren Ursache-Wirkung-Ket- ten zu tun“, erklärt Eichenberg. „Es sind immer statistische Effekte, mit denen man hier umgehen muss, und das erscheint man- chem Ingenieur äußerst unberechenbar.“ Umgekehrt ist Automatisierung für viele Naturwissenschaftler ein unbekanntes Ter- rain. So fallen Biochemiker aus allen Wol- ken, sobald ihnen klar wird, dass die Umlen- krollen in einer Anlage gefettet werden müssen -- unter Reinraumbedingungen völ- lig undenkbar. Ingenieure und Biologen reden nicht dieselbe Sprache Oliver Schacht, Chef der Curetis AG, zeigt die modularen Diagnostik-Kits, die das Holzgerlinger Unter- Es stoßen zwei Welten zusammen, die nehmen herstellt. Als erstes Biotech-Startup seit langem hat Curetis den Börsengang gewagt. nicht die gleiche Sprache sprechen. Dennoch sei die Zusammenarbeit essenziell, sagt Ei- chenberg: „Wenn ein Produkt einschlägt und Förderung bereits zurückgezahlt – mit einer Leiter Geschäftsentwicklung Medizintechnik plötzlich Bestellungen im Millionenumfang Verzinsung von acht Prozent. Eine gute An- und Laborautomatisierung bei Festo. So wer- vor der Tür stehen, dann hat ein Unterneh- lage, die man bei der Stadt aber gleichwohl den z.B. die Diagnostikmöglichkeiten ständig men Probleme, wenn es im Jahr nur 1000 als Wirtschaftsförderung betrachtet. So verbessert, in kurzer Folge kommen neue Stück herstellen kann.“ scheint man es auch bei den anderen Geld- Geräte auf den Markt, in denen auch Tech- Eine Firma, die diese Klippe umschifft hat, gebern zu sehen, zu denen neben der Kreis- nik von Festo eingesetzt wird. „Wir partizi- ist die Curetis GmbH in Holzgerlingen. Vor sparkasse und der Volksbank auch private pieren hier an einem stark wachsendem sieben Jahren von ehemaligen Mitarbeitern Investoren sowie der Automatisierungsspe- Markt, in dem wir -- im Gegensatz zu Bran- der Philips-Medizintechnik gegründet, stellt zialist Festo gehören. chen wie der Automobilindustrie, in denen Curetis modulare Diagnostik-Kits für den Dass sich das große Familienunternehmen Festo seit Jahrzehnten etabliert ist -- noch Nachweis schwerer Infektionskrankheiten aus Esslingen-Berkheim für Biotechnologie kaum vertreten sind“, so Jaschke. Bei Festo wie Pneumonie, Implantat- oder Gewebein- interessiert, überrascht nur auf den ersten seien die Umsätze im Life-Science-Bereich fektionen und Sepsis her. Dabei handelt es Blick. „Es handelt sich um ein wichtiges Zu- seit einem Jahrzehnt Jahr für Jahr zweistellig sich um auswechselbare Kartuschen, die in kunftsfeld mit enormem Potenzial auch für gewachsen -- wenn auch von einer vergleichs- ein Analysegerät eingesetzt werden können uns als Automatisierer“, sagt Peter Jaschke, weise niedrigeren Basis aus. und binnen weniger Stunden verlässliche 8 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
Foto: Tom Bässler Ein Dosierapparat, mit dem sich Flüssigkeitsmengen im Nanoliter-Bereich handhaben lassen ist die Entwicklung von Klaus Traube vom Fraunhofer IPA. Um die Erfindung zu vermarkten hat er mit einigen kollegen das Spin-off Dispendix gegründet. Ergebnisse liefern -- bisher dauert es mehrere Engineering -- Life Sciences -- Automation“ Hierfür werden die Holzgerlinger noch Tage, bis dem behandelnden Arzt in der Kli- (ELSA), eines von der IHK und der Bioregio tief in die Taschen greifen müssen – doch die nik die Ergebnisse vorliegen. Stern unterstützten Projekts, kamen die Bio- sind seit November 2015 gut gefüllt: 44 Mil- Das Innenleben einer solchen Kartusche technologen mit der Winterbacher Contexo lionen Euro hat Curetis bei einem der weni- gleicht einem kleinen Labor: Es umfasst die GmbH in Verbindung, einem Hersteller von gen Börsengänge der Branche in den letzten notwendigen Chemikalien und Arbeits- Sondermaschinen für die Verarbeitung von Jahren eingenommen. Damit sieht Schacht schritte für die Polymerasekettenreaktion Kunststoffteilen. In Zusammenarbeit mit sein Unternehmen ausreichend finanziert, (PCR), die zur Vervielfältigung von DNA- Curetis entwickelten die Remstäler einen bis es wie von den Analysten geplant in den Spuren des Krankheitserregers dient. Diese Maschinentyp, auf dem sich die kniffligen kommenden Jahren profitabel wird. werden dann mit genannten Microarrays Labormodule herstellen lassen. Auf sieben nachgewiesen -- Chips, die mit spezifischen Fertigungsstraßen im Curetis-Werk Bodels- Kleine und segmentierte Märkte Bindungsmolekülen ausgestattet sind. Über hausen bei Tübingen werden derzeit pro diese Biochips lässt sich zugleich bestim- Jahr mehrere 10 000 Diagnosekartuschen im Wie sich Biotechnologie mit moderner men, gegen welche Antibiotika der Erreger Einschichtbetrieb hergestellt. Ausgelegt ist Fabrikautomation in Einklang bringen lässt, möglicherweise resistent ist. Insgesamt setzt die Fabrik bis zu einer Million – ein Ausstoß beschäftigt auch die Wissenschaftler am sich jedes dieser Mini-Labors aus 88 Spritz- den man in den kommenden Jahren zu errei- Fraunhofer IPA in Stuttgart-Vaihingen. „Die gussteilen zusammen und enthält 200 ver- chen hofft, wenn die Markterschließung in Automatisierungstechnik in vielen Life-Sci- schiedene Reagenzien. den USA und Asien vorangekommen ist. ence-Laboren und -Produktionen hinkt an- Von Anfang an war klar, dass es für diese Dann werde man auch über einen neuen deren Branchen wie dem Maschinenbau um Erfindung in den Kliniken der Welt ein gro- Produktionsstandort nachdenken müssen, zwei Jahrzehnte hinterher“, sagt Andreas ßes Potenzial gibt. Maschinen, auf denen sagt Curetis-Vorstandschef Oliver Schacht – Traube, Abteilungsleiter Laborautomatisie- man die Kartuschen in Serie hätte produ- die zweite Fabrik werde dann voraussichtlich rung und Bioproduktionstechnik am IPA. zieren können, existierten jedoch nicht. in den USA oder gegebenenfalls auch in Die Gründe hierfür sieht er jedoch weniger Durch Vermittlung der „Clusterinitiative Asien errichtet. in den technischen Schwierigkeiten, eher MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 9
MAGAZIN TITELTHEMA Foto: Tom Bässler Computermodelle, mit denen sich biotechnologische Produktion optimieren lässt, sind das Geschäft der Insilico Biotechnology AG. Hier diskutieren Vertriebs- chef Dirk Rathfelder und CEO Klaus Mauch an einer schematischen Darstellung des Zellstoffwechsels. in interdisziplinären Hürden sowie in der Zellkulturen um die Hälfte auf rund drei werkzeug der Laboranten, kaum zu hand- starken Segmentierung und bescheidenen Wochen. Und weil die Bio-Produktionsstraße haben sind -- ein viel zu großer Teil der Probe Größe und der Märkte, auf denen obendrein selbst ein steriles, abgeschlossenes System ist, würde an der Spitze hängen bleiben. noch sehr wenig Wettbewerb herrsche. Da- muss sie nicht in einem Reinraum aufgestellt Am besten also, man fasst die Nanotröpf- bei sei die Automatisierung nicht nur für die werden. chen gar nicht erst an -- und das funktioniert Massenproduktion wichtig, betont Traube. Auch einem anderen Problem hat sich tatsächlich. In dem vollautomatischen Do- Schon im Labormaßstab gewährleiste sie Traube angenommen. Mit seiner Firma Dis- sierapparat von Dispendix werden Flüssigkei- eine höhere Genauigkeit und Reproduzier- pendix, die er gemeinsam mit vier Mitstrei- ten in wenige Nanoliter große Mengen zer- barkeit der Ergebnisse, die bei der sonst übli- tern auf dem Campus in Vaihingen gegrün- teilt -- mittels Druckluft. Die Flüssigkeiten chen Handarbeit zu stark von Sorgfalt und det hat, vermarktet er einen selbst entwickel- sind hier in kleinen Näpfchen enthalten, an Tagesform des ausführenden Mitarbeiters ten vollautomatischen Dosierapparat. In deren Grund sich jeweils ein Siliziumplätt- beeinflusst würden. Forschungslabors auf der ganzen Welt sieht chen mit einem Loch befindet. Das Loch ist Gemeinsam mit dem Schwesterinstitut er ein großes Potenzial, und so erwarten die so winzig, dass die Flüssigkeit aufgrund der IGB und zwei weiteren Fraunhofer Instituten Gründer, ab dem kommenden Jahr Gewinne Oberflächenspannung nicht herauslaufen haben Traube und seine Mitarbeiter die einzufahren. kann. Wird jedoch ein Druckluftimpuls auf „Tissue Fabrik“ entwickelt, in der pro Monat Die Dosiermaschine „I-Dot“ der Vaihinger die Näpfchen gegeben, presst dieser eine rund 5000 briefmarkengroße Hautzellkul- zielt darauf ab, den Verbrauch der oft kost- definierte Menge Flüssigkeit hindurch, deren turen vollautomatisch hergestellt werden spieligen Reagenzien bei molekular- und im- Volumen man durch Dauer und Intensität können. Die künstlichen Hautstückchen die- munbiologischen Prozessen auf ein Mini- des Druckluftschubs einstellen kann. nen zu Transplantationen oder zum Testen mum zu senken. Diese Sparsamkeit kann Der Charme des I-Dot liegt auch darin, von Kosmetika und Chemikalien. Der Bedarf man im Prinzip ziemlich weit treiben, denn dass er sich einer vergleichsweise einfachen steigt wegen des Wachstums der so genann- die zugrundeliegenden Reaktionen laufen Technik bedient und laborübliche Einzelteile ten Regenerationsmedizin und weil man aus selbst in kleinsten Flüssigkeitströpfchen von verwendet. Kosten und Herstellungsaufwand ethischen Gründen verstärkt Alternativen einigen Nanolitern (milliardstel Litern) ab. sind daher überschaubar. So kommen Druck- zum Tierversuch einsetzt. Die „Tissue Der Haken ist jedoch, dass derart winzige luftkomponenten von Festo zum Einsatz, Fabrik“ senkt die Produktionszeit der Mengen mit der Pipette, dem Standard- die Näpfchen lassen sich bequem in die 10 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
TITELTHEMA MAGAZIN Interview „Wir denken in sehr langen Zeiträumen“ Boehringer Ingelheim investiert Millionen in Biotech-Startups Zeitraum von fünf bis sieben Jahren enga- giert, spielen auch eine sehr aktive Rolle im Aufsichtsrat. Wenn sich die Technologie nach unseren Vorstellungen entwickelt, kann am Ende die Akquisition der Firma stehen -- oder eine langfristige Zusammenarbeit. Was aber nicht funktioniert, sind „preferred rights“ -- Vereinbarungen, die Boehringer von vorne- herein den Zugriff auf das Unternehmen oder seine Produkte sichern würden. So etwas kos- tet das Vertrauen anderer Investoren. Auf de- ren Zusammenarbeit sind wir aber angewiesen. Welches sind denn die Zukunftsfelder, in die Sie investieren? Kalkbrenner Ein ganz heißes Thema ist die Immunonkologie, deren Ziel es ist, das kör- pereigene Immunsystem zur Bekämpfung Unser Interviewpartner von Tumoren anzuregen. Acht unserer der- Dr. Frank Kalkbrenner zeit 18 Investments sind diesem Bereich zuzu- Leiter des Boehringer Ingelheim ordnen, zwei weitere sind geplant. Ein weite- Venture Fonds res interessantes Beispiel ist die Therapie des Hörverlusts, der wegen der steigenden Le- benserwartung zunimmt. Das Pharmaunternehmen Boehringer Wo sind die von Ihnen geförderten Unter- Ingelheim finanziert über einen Risiko- nehmen ansässig? kapitalfonds junge Unternehmen aus Kalkbrenner Wir investieren in ganz Euro- der Biotechnologie. Dr. Frank Kalkbrenner, pa und in den USA, eine unserer Beteiligun- Leiter des Fonds, erklärt, welche Strategie gen ist in Israel. Man muss feststellen, dass Boehringer damit verfolgt. der Staat in vielen Ländern eine aktivere Rolle bei der Förderung junger Biotech-Un- Herr Kalkbrenner, Boehringer hat 2010 ei- ternehmen spielt als in Deutschland. Ohne nen Venture Fonds mit 100 Millionen Euro eine solche staatliche Anschubförderung Kapital aufgelegt. Welche entwickelt sich die Bran- Ziele verfolgen Sie damit? che nun einmal nicht. Kalkbrenner Der Fonds In vielen Ländern spielt Auch Seed-Fonds wie ist als Element unserer der Staat bei der Förderung wir es sind, findet man langfristigen Strategie zu hierzulande praktisch eine aktivere Rolle verstehen. Wir denken nicht. bei Boehringer in sehr als hierzulande. Sie investieren aber langen Zeiträumen, und auch in Deutschland? versuchen, diejenigen Themen zu identifizie- Kalkbrenner Aber sicher. Die universitäre ren, die in der Therapie in 10 bis 20 Jahren Grundlagenforschung ist in Deutschland her- Bedeutung erlangen werden. Unsere Invest- vorragend, und das gilt ganz besonders für ments fließen in junge Unternehmen, die auf Baden-Württemberg. Nachholbedarf gibt es diesen Gebieten arbeiten und jetzt noch ganz noch immer beim Transfer in die Unterneh- am Anfang stehen. Falls es noch kein passen- men. Auch hierfür gibt es mittlerweile jedoch des Start-up gibt, leiten wir auch schon mal gute Beispiele. Wir sind bei einem -- dem- selbst die Gründung ein. Wir beteiligen uns nächst bei zwei -- Unternehmen in Tübingen mit maximal 25 Prozent und 10 Millionen engagiert, und mit der Universität haben wir Euro. nur die allerbesten Erfahrungen gemacht. Wie geht es dann weiter? Man bemüht sich dort wirklich, die Unterneh- Kalkbrenner Wir bleiben über einen men so gut es geht zu unterstützen. MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 11
MAGAZIN TITELTHEMA Interview „Wer keinen Ausfall hatte, hat zu wenig riskiert“ Dietmar Hopp glaubt, dass biomedizinische Fortschritte Gesundheit und Lebensqualität weiter verbessern werden. Durch Misserfolge will er sich nicht beirren lassen. Seit mehr als einem Jahrzehnt beteiligt ein IT-System ist. Hier sehe ich die Zukunft sich der SAP-Mitbegründer und der Medizin, für junge Unternehmen in die- Sportsponsor auch an Biotech-Unter- sen Bereichen, für mich als Investor, und vor nehmen. Einen Schwerpunkt bilden Thera- allem für Patienten, die wir ja vermutlich alle pien für lebensbedrohliche Krankheiten. irgendwann einmal sind bzw. sein werden. Ist das Engagement unter dem Strich profi- Herr Hopp, warum betätigen Sie sich als tabel oder muss man es als reine Innovations- Investor in der Biotechnologie? förderung betrachten? Hopp In meinen Augen ist das 21. Jahrhun- Hopp Lassen Sie es mich so formulieren: dert das Jahrhundert der ‚Biomedizin‘. Die mit meinem Portfolio werde ich Erfolg ge- seit kurzem vorhandene Verfügbarkeit des habt haben. Wir sind zwar noch unterwegs menschlichen Genoms für diagnostische und hatten auch Ausfälle, aber das lässt sich und therapeutische Zwecke kommt einem in der Biotechnologie gar nicht vermeiden: Paradigma-Wechsel gleich -- ähnlich dem von wer keinen Ausfall hatte hat zu wenig riskiert. der Landkarte zum GPS. Krankheiten kön- Wir haben einige sehr vielversprechende nen individuell präzise diagnostiziert und so Unternehmen von denen ich überzeugt bin, jeder Patient auf Basis der wahren Evidenz dass sie uns einen guten Return erzielen seiner Erkrankung therapiert werden, auch lassen. bei fortschreitender Erkrankung. Das alles Mit wenigen Ausnahmen investieren Sie in wird nur Hand in Hand mit neuartigen IT- deutsche Unternehmen - unter anderem in Unser Interviewpartner Systemen funktionieren -- wie GPS ja auch Heidelberg und Tübingen. Warum? Hinkt Dietmar Hopp die Branche der amerikanischen Konkurrenz Biotech-Investor nicht meilenweit hinterher? und Mitbegründer von SAP ANZEIGE Hopp Die Frage ist die Antwort. Ja, Deutsch- Internationale Fachkräfte land läuft schon immer den USA in der Bio- für die Region technologie hinterher. Weil in Amerika viel investieren. Wir sind mit über einer Milliarde mehr Wagniskapital zur Verfügung steht, Euro in 14 Unternehmen investiert. Die Idee weil Unternehmertum viel anerkannter und ist, dass sich Dievini über Rückflüsse aus An- scusi/Fotolia.com erstrebenswerter ist, weil die amerikanische teils- und Unternehmensverkäufen refinan- Gesellschaft bereit ist, revolutionäre Innova- ziert, um dann neu investieren zu können. tionen auch in der Medi- Im Moment konzentrie- zin besser zu akzeptie- ren wir uns auf die be- ren und schneller einzu- Ich habe mein Vermögen stehenden Beteiligun- führen. Deshalb sind in Deutschland gemacht gen und investieren Welcome unsere Unternehmen stark in den USA aktiv. und möchte deshalb nicht neu. Nach welchen Kriteri- Willkommen Ich selber habe mein Vermögen in Deutsch- meine Investitionen en suchen Sie die Un- ternehmen aus? auch hier tätigen. land gemacht, und ich Hopp Mein Ziel ist es, Welcome Service möchte deshalb meine nicht nur als Investor Region Stuttgart Investitionen auch hier in Deutschland täti- zu agieren, sondern auch durch meine In- gen. Mit der gewählten Aufstellung können vestitionen neuartige, Verursachungs-ba- Der Service unterstützt Unternehmen wir beides erreichen: die Stärkung der deut- sierte Therapien und Heilungschancen für bei der Gewinnung und Integration schen Biotechnologie durch ihre operativen schwerste und heute noch lebensbedrohen- internationaler Fachkräfte, Studie- Aktivitäten und Kollaborationen eben auch de Erkrankungen wie etwa Krebs und neu- render und Familienangehöriger. in den USA. Das sicherlich bekannteste Bei- rodegenerative Erkrankungen zu entwickeln Unterstützt aus Mitteln des Ministeriums für Finanzen und spiel dafür ist der Einstieg der „Bill und Me- und für Patienten verfügbar zu machen. Wirtschaft Baden-Württemberg. lissa Gates Stiftung“ in die CureVac, eines Dass dies die riskantesten Investitionen unserer Tübinger Portfolio-Unternehmen. überhaupt sind, liegt in der Natur der Sa- Welchen Umfang hat Ihr Engagement? che. Umso mehr freut es mich, dass heute Wollen Sie es ausbauen oder reduzieren? absehbar ist, dass wir gute Chancen haben, welcome.region-stuttgart.de Hopp Ich habe durch meine Beteiligungsge- in einigen Fällen diese Ziele erreichen zu sellschaft Dievini 2005 begonnen zu können. 12 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
TITELTHEMA MAGAZIN so genannten Mikrotiterplatten einsetzen Anders als viele Unternehmen der Bran- -- diese postkartengroßen Kunststoffpaletten che finanziert sich das 2001 als Spin-off der mit genau 96 Vertiefungen verwendet prak- Universität Stuttgart gegründete Unterneh- tisch jedes Labor. men aus dem laufenden Geschäft. Dieses sei Nur gut einen Kilometer entfernt, im bisher noch sehr dienstleistungslastig, sagt Stuttgarter Engineering Park (STEP), hat Insilico-Vertriebschef Dirk Rathfelder. In sich die Insilico Biotechnology AG angesie- solchen Projekten werden Verbesserungs- delt -- ein Start-up, das sich der Optimie- vorschläge für optimierte Produktionspro- rung biotechnischer Produktionsprozesse zesse erarbeitet, die als Basis für die Nut- im Großmaßstab gewidmet hat. „Wir konzi- zung der Insilico-Softwarelösungen dienen. pieren Computermodelle, mit denen sich Ziel sei es dann, dass sich die Unternehmen eine Produktionsanlage optimieren lässt, im Rahmen eines Technologietransfers bevor sie den Betrieb aufnimmt“, be- selbstständig der Insilico-Plattform bedie- schreibt Klaus Mauch, CEO der Insilico nen, die ihnen wahlweise über die Cloud Biotechnology AG, seinen Ansatz. „Mit sol- oder als lizensierte Software zur Verfügung chen Modellen können die Unternehmen steht. „Künftig werden wir einen größeren ihre Produktionszyklen verkürzen und viel Anteil unserer Umsätze über das Produktge- Geld sparen.“ schäft erzielen“, sagt Rathfelder. Um die „Hardware“ stärker mit einzubeziehen, wol- Computersimulation spart Tage und len die Stuttgarter in den kommenden Jah- Wochen aufwändiger Versuche ren „Technologieallianzen“ mit Anlagen- bauern und Herstellern von Steuerungs- In anderen Branchen wie der Automobil- elektronik schließen. Die sitzen in der Regi- oder der Chemieindustrie sei es längst Stan- on Stuttgart quasi vor der Haustür, bemerkt dard, neue Produktionsabläufe zunächst CEO Klaus Mauch mit Blick aus dem Fens- einmal im Computermodell zu simulieren, ter auf das Gewerbegebiet: „Man muss sich erklärt Mauch. Nicht jedoch bei der biotech- hier ja nur umsehen.“ nologischen Herstellung von Arzneimitteln Genau genommen ist die Verbindung zwi- oder Grundstoffen. Hierzu kultivieren Un- schen Life Sciences und klassischer Industrie ternehmen wie Boehringer Ingelheim, Bayer nicht einmal etwas Neues. Davon zeugt die oder Evonik lebende Organismen in so ge- Geschichte der Greiner Bio-One GmbH in nannten Bioreaktoren -- etwa das Darmbakte- Frickenhausen (Kreis Esslingen). Das vor fast rium Escherichia coli, den Hefepilz Saccha- eineinhalb Jahrhunderten in Esslingen ge- romyces cerevisiae oder Stammzelllinien des gründete Familienunternehmen verschrieb chinesischen Zwerghamsters. Um solche sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Kunst- Prozesse am Computer zu simulieren, muss stoffverarbeitung -- insbesondere dem Spritz- man die Stoffwechselwege dieser Zelltypen guss. Schon in den 60er Jahren wurden genau kennen und die Daten im Computer- Pharmaunternehmen und Kliniken die wich- modell berücksichtigen -- eine Herausforde- tigsten Kunden. Als einer der Ersten stieg rung ganz anderen Ausmaßes als in der Greiner in die Massenherstellung von Petri- Chemie oder im Fahrzeugbau. schalen ein und wirkte an der Entwicklung Für die rund 25 Biologen, Ingenieure, der Mikrotiterplatte mit – gleichfalls ein La- Chemiker, Physiker und Informatiker, die bei borprodukt aus Kunststoff. Insilico arbeiten, sei dies jedoch keine unlös- bare Aufgabe, betont Mauch. Sein Team hat Vom Spritzguss in die eine Softwareplattform entwickelt, anhand Biotechnologie derer sich verschiedene biotechnologische Produktionsprozesse darstellen lassen. Insili- Was damals als technologisch anspruchslo- co verfügt auch über die Gensequenzen der se Produktion von Massenartikeln begann, Organismen und Zellen, die am häufigsten darf heute in die High-tech-Galerie der Bio- zur Stoffproduktion herangezogen werden technologen eingereiht werden. So werden und kann deren Verhalten daher im Modell im Greiner-Werk Frickenhausen zum Bei- gut darstellen. „Damit können unsere Kun- spiel Rollerflaschen für Zellkulturen im den in Sekundenschnelle die Produktionspa- Spritzblasverfahren hergestellt. Die Produkte rameter ändern und verschiedene Szenarien müssen pyrogenfrei sein -- dürfen also keiner- durchspielen, anstatt Versuchsansätze zu lei Verunreinigungen enthalten. Ein Großteil fahren, die Material verbrauchen und unter wird darüber hinaus mittels Beta-Strahlen Umständen Tage und Wochen dauern“, sagt sterilisiert. „Eine große Rolle spielen für uns der Ingenieur. die Modifikationen der Oberfläche“, erklärt MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 13
MAGAZIN TITELTHEMA Foto: Tom Bässler Greiner Bio-One stellt in Frickenhausen Kulturgefäße aus Kunststoff im Spritzguss- und Spritzblasverfahren her. Das Unternehmen hat sich vor vielen Jahren als Zulieferer für die Medizin- und Biotechnik etabliert, wie Geschäftsführer Heinz Schmid erklärt. Heinz Schmid, Geschäftsführer von Greiner Die Region bietet für Heinz Schmid alles, IHK-Info Bio-One, „denn auf Kunststoff wachsen nor- was ein Biotech-Unternehmen braucht, und Kostenlose Hilfe beim malerweise keine Zellen“. Darüber hinaus das nicht nur, weil der 57-Jährige selbst aus TTechnologietransfer müssen die Oberflächen der Gefäße aus Po- Frickenhausen stammt: „Hier gibt es ausge- lystyrol, Polyethylen, Polypropylen, Polycar- zeichnete Hochschulen und gut ausgebildete Brauchen Sie Rat, wie Sie an Forschungsergeb- bonat und Polyethylterephtalat auch Protei- Fachkräfte. Die Verkehrsanbindung ist super nissen partizipieren können oder suchen Sie Un- ne binden können -- dies ist zum Beispiel für und ebenso die Lebensqualität.“ Klaus Ei- terstützung bei der Verwertung und beim Schutz Antikörpertests unerlässlich. Wie das Unter- chenberg von der BioRegio Stern fügt noch von Forschungsergebnissen? Dabei kann Ihnen nehmen dies bewerkstelligt, darüber die Nähe zur Uniklinik Tübingen und die das Technologietransfer-Team bei der IHK helfen. schweigt sich Schmid freilich aus, um den Nähe zum Medizintechnik-Cluster um Tutt- unsere Experten vermitteln Kontakt zu Partnern Wettbewerb nicht hellhörig zu machen. lingen hinzu. „Die Stärke unserer Life-Sci- in Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Als Traditionsunternehmen ist Greiner also ence-Unternehmen liegt in der Zusammenar- Industrie, bei Besuchen in Ihrem Unternehmen über Jahrzehnte in die Life Sciences hineinge- beit mit dem Maschinenbau und in der Hin- helfen Sie Ihnen, technische Optimierungspo- wachsen und musste sich nie mit den klassi- tenziale aufzuspüren. Außerdem vermittelt die schen Finanzierungsproblemen eines Start- Walter Beck IHK Patente und Lizenzen, stellt den Kontakt zu ups herumschlagen. Greiner Bio-One mit Sitz Redaktion Prüf- und Messlaboren her und unsterstützt Sie in Frickenhausen ist die Life-Science-Sparte Magazin Wirtschaft bei der Vergabe von Bachelor- oder Masterarbei- der Greiner Bio-One International in Krems- walter.beck@stuttgart. ten. Außerdem informieren wir über Programme münster/Oberösterreich. Diese erzielte im ihk.de zur Förderung von Forschung und Entwicklung. vergangenen Jahr einen Umsatz von 427 Milli- Zu all diesen Themen bietet die IHK auch regel- onen Euro und beschäftigt 1900 Mitarbeiter mäßig Veranstaltungen an. -- davon 350 in Frickenhausen. Der Standort wendung zu Medizintechnik und Regenera- in der Region Stuttgart ist eine von weltweit tivmedizin“, sagt Eichenberg. „Das bietet Mehr Info: www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3174376 sieben Produktionsstätten von Greiner Bio- eine gute Basis für stetige, gesunde Entwick- Kontakt: technologietransfer@stuttgart.ihk.de One International. Zwei Drittel der hier erziel- lung -- auch wenn es vielleicht weniger Glanz Tel. 0711 2005-1549 ten Umsätze stammen aus dem Export. hat als Big Pharma.“ 14 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
Die IHKann’s. Wir tun für Gründer, was wir können. Und das ist viel: Wir informieren zu Businessplänen, Finanzierungsmodellen und Förderprogrammen, Branchen, Mietpreisen von Büros und Ladenflächen sowie zu den Rechten und Pflichten als Geschäftsführer. Wir qualifizieren in kaufmännischem Wissen, Marketing und PR, vermitteln Präsentationstechniken und machen Sie vertraut mit Themen wie Verhandlungssicherheit, Personalführung und vieles mehr. Was können wir für Sie tun? www.stuttgart.ihk.de
MAGAZIN KURZ & KNAPP Wahrheiten W aaktuell, denkwürdig Wir warten die Dinge jetzt mal in aller Ruhe ab. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, zur Umsetzung des Brexit-Votums Sein Heil im Nationalstaat zu suchen, läuft auf eine sich selbster- füllende Niedergangsprophezeiung hinaus. England wird uns dies jetzt praktisch vor Augen führen. Joschka Fischer, ehemaliger Bundesaußen- minister Wir fordern die EU-Staaten auf, die alle dafür waren, die Vereinbarung in den Nationalparlamenten und gegenüber ihren Bürgern zu vertei- digen. Cecilia Malmström, EU-Handelskommissarin, über das Freihandelsabkommen mit Kanada Mein Vater hat uns immer gepre- Art Alarm in Stuttgart: Am 24. und 25. September wird in der Landeshauptstadt wieder Art Alarm digt: Erst wenn’s der Firma gut geht, gegeben. 22 Stuttgarter Galerien starten gemeinsam in die Herbstsaison, das Wochenende gilt der geht’s uns auch gut. Kunst und deren Besuchern, die dort kostenfrei das Beste zu sehen bekommen, was die Landeshaupt- Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der stadt zu bieten hat. Unser Bild zeigt eine Adaptation der Grabkapelle auf dem Rotenberg durch den Geschäftsführung der Trumpf GmbH & Co. KG Dresdner Künstler André Schulze aus der Galerie Z. Info/Anmeldung: www.art-alarm.de Man fragt sich, warum es Sparsamste Ampel der Welt in Bietigheim das erst jetzt gibt: Eine en- Stadt an der Enz nutzt neue Technologie von Siemens gagierte Streitschrift für die Europäische Union, Bietigheim-Bissingen wird Vorreiter einer die auflistet, „was uns Eu- neuen energiesparenden Verkehrstechnik: ropa eigentlich gebracht“ Dort wurden gleich drei neue Ampeln mit hat, und die Konsequen- der „Ein-Watt-Technologie“ in Betrieb ge- zen ausmalt, sollte das eu- nommen. Diese Anlagen verbrauchen nur ropäische Projekt schei- rund 15 Prozent der Energie einer durch- tern. Dies hält die Autorin, Redakteurin der schnittlichen konventionellen Ampelkreu- „Süddeutschen Zeitung“, durchaus für mög- zung und sparen pro Jahr über 6000 Kilo- lich. Wochen vor dem „Brexit“ geschrieben, gramm klimaschädliches Kohlendioxid geht dieser Essay streng mit den Populisten (CO2). Um einen ähnlichen Effekt zu erzie- und Europagegnern aller Couleur ins Gericht, len, müsste eine Großstadt wie Berlin über und prangert auch die Kleinmütigkeit und das einen Zeitraum von zehn Jahren 20 000 Eigeninteresse derer an, deren Job es eigent- Bäume pflanzen. Die neue Technologie von lich wäre, die EU zu verteidigen. Siemens ist LED-basiert. Sie verzichtet auf Bietigheim-Bissingens OB Jürgen Kessing und Lastwiderstände und Schaltelemente und ist Wir sind Europa! Eine Streitschrift gegen den Stefan Eckert von Siemens bei der Einweihung auch weniger wartungsintensiv als konven- Nationalismus. Evelyn Roll, Ullstein Verlag, Berlin der ersten Sparampel. tionelle Ampelanlagen. 2016, 48 Seiten, 7 Euro, ISBN: 9783550081590 16 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
Personalien Namen und Gesichter Susanne Kunschert Geschäftsführerin Harro Höfliger (M.), geschäftsführender Ge- Pilz GmbH &Co. KG sellschafter der Harro Höfliger Verpackungs- Ostfildern maschinen GmbH in Allmersbach i.T., Vize- präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr und Präsidiumsmitglied der IHK-Vollversamm- lung, ist mit dem Gründerpreis Baden-Württem- berg der Sparkassen-Finanzgruppe in der Kate- Sagen Sie mal, gorie Lebenswerk geehrt worden. Sparkassenprä- sident Peter Schneider (li.) und Wirtschaftsminis- Frau Kunschert … terin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (re.) würdigten die unternehmerische Lebensleistung Höfligers. … kostet die Digitalisierung der Produktion Arbeitsplätze? Robert Köstler (54) ist seit Juli neuer Geschäftsführer Es werden Arbeitsaufgaben wegfallen, der Gesellschaft für Technische Überwachung mbH genauso werden aber auch neue (GTÜ) in Stuttgart. Köstler ist seit 22 Jahren bei der hinzukommen, die eine andere GTÜ, gehörte lange Zeit der technischen Leitung an und war Qualifizierung erfordern. zuletzt Leiter des Geschäftsbereichs Politik und Vorschriften- … was wollten Sie nach der Schule entwicklung. Er tritt an die Stelle von Rainer de Biasi, der werden? nach 14 Jahren als Geschäftsführer der GTÜ zum Jahresende Lebenskünstlerin! in den altersbedingten Ruhestand wechselt. Die Stuttgarter … welche politische Leistung Prüfgesellschaft hatte den Wechsel langfristig vorbereitet. bewundern Sie am meisten? Ich schätze die „alten“ Charakter-Köpfe Dr. Peter Hortig (49) ist in die Geschäftsführung der in der Politik, die für das gestanden M+W Central Europe GmbH mit Sitz in Stuttgart ein- haben, was sie gesagt haben. Ein getreten. Damit ist das vierköpfige Führungsteam der Politiker darf sich nicht von der Gesellschaft nun vollständig besetzt. Der in den Bereichen gängigen Meinung leiten lassen. Projekt- und Construction-Management erfahrene Manager … welche Eigenschaft ist am wichtigs- übernimmt die Verantwortung für die Geschäftsaktivitäten ten, wenn man ein Familienunterneh- in Deutschland, der Schweiz und Belgien. Hortig hat zuvor men in zweiter Generation weiterführt? bei der Linde Group sowie beim Automatisierungsspezialis- Wichtig ist zum einen Fachkompetenz, ten ABB gearbeitet. um die Aufgabe erledigen zu können. Daneben zählen für mich Ethik und ein Dr. Anton Bergmann (52) verstärkt die Geschäftsfüh- persönliches Wertefundament, das dem rung des Mess- und Energiedienstleisters Minol in Unternehmen dient. Leinfelden-Echterdingen. Er übernimmt dort die Ver- … was sollten Kinder in Kindergarten antwortung für die bundesweit 20 Serviceniederlassungen und der Schule zuerst lernen? und die zentralen Kompetenzzentren für Service, Technik Im Kindergarten müssen soziale Kompe- und Legionellenprüfung. Bergmann hat an der Stanford Uni- tenz und Kreativität an erster Stelle ste- versity in Astro- und Kernphysik promoviert. Er war für die hen. Es ist schön, wenn Kinder hier eine Unternehmensberatung McKinsey, die Deutsche Telekom Neugierde auf das Leben entwickeln. In und den Mannheimer Energieversorger MVV tätig. der Grundschule geht es darum, den Ho- rizont zu erweitern und einen Lernraum Stefan Bolle (41) wird zum 1. September 2016 Ge- zu schaffen. Erst in den weiterführenden schäftsführer der Boerse Stuttgart GmbH und Vor- Schulen soll dann der Umgang mit dem stand der Euwax AG. Bolle übernimmt in diesen Funk- für unsere digitale Gesellschaft notwendi- tionen das Ressort Börsenbetrieb und tritt die Nachfolge gen Handwerkszeug wie PC oder Tablet von Dr. Christoph Boschan von dem Bussche an, der zur gelehrt werden. Börsengruppe Wien und Prag wechselt. Der Diplom-Be- … was vermissen Sie in der Region triebswirt leitet seit 2010 den Bereich Finanzen der Boerse Stuttgart? Stuttgart. Zuvor arbeitete er als Senior Manager für die Mehr Lehrer, die an den weiterführen- Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. den Schulen IT-Wissen lehren können, sowie natürlich die dafür notwendige Personalnachrichten für das Magazin Wirtschaft: Gibt es auch in Ihrem Unternehmen personelle technische Ausstattung der Schulen. Veränderungen auf der Führungsebene? Wir veröffentlichen Ihre Nachricht gerne. Senden Sie einen … haben Sie ein Vorbild? kurzen Text mit Bild an presse@stuttgart.ihk.de. Jesus. MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 17
RAT & TAT Smartphones werden auch bei Senioren immer beliebter, fast drei von zehn Deutschen ab 65 Jahren nutzen bereits ein internetfähiges Mobiltelefon, dies ergab eine vom Digitalverband Bitkom in Auftrag gegebene Studie. Foto: Thinkstock Telegramm Meldungen für den Mittelstand Aktuelle Tipps und unternehmensrelevante Kurzmeldungen Nur 40 Prozent der kleinen und mitt- handels in Baden-Württemberg“ analysiert entfielen 8,5 Milliarden Euro auf die Personal- leren Unternehmen wollen in diesem das jüngste und 14. Heft der IHK-Fachreihe ausgaben (+4,5 Prozent). Die Ausgaben für Jahr ihre Innovationsfähigkeiten aus- „Offensiv für den Handel“. www.stuttgart. die Leistungen der Sozial- und Jugendhilfe weiten, dies ist ein Drittel weniger als vor ihk.de, Nr. 29817 Die Jahreserhebung im stiegen um 5,8 Prozent auf 6,1 Milliarden fünf Jahren, wie der DIHK-Innovations- Handel zeigt, dass die Einzelhandelsunter- Euro. Germany Trade and Invest (GTAI) report zeigt. In Baden-Württemberg nehmen im Land 2014 rund 107 Milliarden stellt seit kurzem aktuelle Wirtschafts- waren im 1. Quartal 2016 laut Statistischem Euro umsetzten. Damit überschritten sie nachrichten, Projekte etc. mit GUS-Bezug Landesamt nahezu 6,09 Millionen Personen nach 2011 und 2013 zum dritten Mal die über einen eigenen Twitter-Kanal bereit. erwerbstätig. Im Vergleich zum Vorjahres- 100-Milliarden-Umsatzgrenze. 4,4 Prozent www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3426656 Baden- quartal entspricht dies einem Zuwachs von des Umsatzes, also circa 4,7 Milliarden Württemberg liegt bei den Weiterbildungs- 81 800 Erwerbstätigen oder 1,4 Prozent. Euro, wurden online erlöst. Nach einer quoten im Vergleich der Bundesländer vorne. Dies ist der höchste Anstieg in den letzten Umfrage des DIHK haben neun von zehn Bald jeder sechste Bürger ab dem 25. drei Jahren. Mit der Übersicht „Grenz- befragten Unternehmen angegeben, dass Lebensjahr im Südwesten (14,8 Prozent) be- überschreitende Geschäfte im Binnen- sie im Handel mit den USA mit Handels- legt laut Bertelsmann-Stiftung mindestens markt“ bietet der DIHK eine Hilfestellung hemmnissen konfrontiert sind. Die berei- einmal im Jahr eine Weiterbildung wie für Unternehmen bei deren ersten Schritten nigten Ausgaben der baden-württembergi- einen Sprachkurs oder einen beruflichen im internationalen Geschäft. www.dihk.de, schen Kommunen sind 2015 im Vergleich zu Lehrgang. 33 der 44 Landkreise im Süd- Suche: „eu-hilfestellungen-binnenmarkt“. 2014 um 5,4 Prozent oder 1,7 Milliarden auf westen liegen über dem Bundesdurch- Die „Kaufkraft und Umsätze des Einzel- 33,6 Milliarden Euro angestiegen. Darunter schnitt von 12,3 Prozent. 18 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16
RAT & TAT MAGAZIN anerkannt, wenn sie vertraglich vereinbart wurde. Eine Versteuerung des geldwerten Vorteils nach der Ein-Prozent-Methode ist in der Regel unproblematisch. Bei beherrschenden Gesellschaftern gelten noch strengere Grundsätze. Hier muss – unabhängig von der Frage nach der Ange- messenheit – jede Vereinbarung im Vorfeld eindeutig und klar getroffen und auch tat- sächlich so gelebt werden (Rückwirkungs- verbot). Beispiel: Maier erhöht sich im Foto: Thinkstock November 2015 rückwirkend zum Jahresbe- Bei der Ermittlung des angemessenen Geschäftsführergehaltes wird auch der Dienstwagen berücksichtigt. ginn sein Gehalt um monatlich 2000 Euro. Die Auszahlung erfolgt nachträglich erst im Verdienen Sie zu viel? Dezember 2015. Auch wenn das Gehalt im Ergebnis angemessen wäre, liegt für die Zeit von Januar bis November 2015 eine vGA vor, Der Fiskus redet bei Vergütungen von Gesellschafter-Geschäftsführern mit da gegen das Rückwirkungsverbot ver- stoßen wurde. Die Vergütung von Gesellschafter- Angemessen ist, was vergleichbare Unter- Weitere typische Problembereiche sind zu Geschäftsführern einer GmbH oder nehmen ihren Geschäftsführern für gleiche hohe Zinsen für Darlehen, die der Ge- Unternehmergesellschaft sorgt immer Leistung zahlen würden. Bei jedem Ver- schäftsführer seiner GmbH gewährt hat wieder für Streit mit Betriebsprüfern. Wer gütungsbestandteil sollte daher die Frage: oder überhöhte Preisnachlässe von der eine GmbH führt, denkt oft, er könne sein „Würde das ein fremder Geschäftsführer GmbH. Daneben gibt es aber auch weniger Gehalt selbst bestimmen. Sind die Bezüge auch bekommen“, mit Ja beantwortet wer- offensichtliche Fälle beispielsweise wenn aber zu hoch, geht der Fiskus regelmäßig den. Die Höhe des Gehalts orientiert sich an der Steuerberater der GmbH den Gesell- von einer verdeckten Gewinnausschüttung schafter Maier auch in dessen persönlichen (vGA) aus. Dazu ein Fall: Der Geschäfts- Steuerangelegenheiten berät. führer der Maier Handels GmbH, Anton T Aktuelles zur Tipp Was passiert nun, wenn eine vGA vorliegt? Maier, zahlt sich eine monatliche Vergütung EErbschaftsteuer Auf Ebene der GmbH erhöht sich das zu ver- von 10 000 Euro aus, üblich sind aber nur steuernde Einkommen, so dass sie Körper- 8000 Euro. Ferner bekommt er seine Über- schaft- und Gewerbesteuer nachzahlen muss. stunden in Höhe von 1000 Euro ausbezahlt Die vom Bundestag verabschiedete Reform Beim Gesellschafter führt eine vGA zu Ein- und nutzt einen Firmenwagen auch für der Erbschaftsteuer muss im Vermittlungsaus- künften aus Kapitalvermögen, für die grund- private Fahrten, wobei die Privatnutzung schuss nachverhandelt werden. Dies hat der sätzlich Abgeltungsteuer anfällt. In bestimm- nicht geregelt wurde. Außerdem erhält er Bundesrat am 8. Juli beschlossen. Ziel ist die ten Fällen kann die Anwendung des soge- Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Was wird das grundlegende Überarbeitung der Neurege- nannten Teileinkünfteverfahrens gewählt Finanzamt dazu sagen? lungen. Die Gespräche sollen bereits in der werden. Dann wird die Gewinnausschüttung Die Leistungen an den Chef müssen ins- Sommerpause beginnen. Soald es neue Infor- mit dem persönlichen Steuersatz besteuert. gesamt angemessen sein. Es geht dabei nicht mationen gibt, berichten wir darüber. Vorteil ist, dass dann auch Werbungskosten allein um das Gehalt, sondern auch um teilweise abgezogen werden können. Tantiemen, Firmenwagen oder die Alters- der jeweiligen Branche. Wichtig ist, dass das Achtung: Eine vGA kann auch dann vor- versorgung. Die einzelnen Vergütungsbe- Verhältnis zwischen Fixgehalt und erfolgs- liegen, wenn die genannten Kriterien für standteile sollten daher in einem wirksamen abhängiger Vergütung 75 Prozent zu 25 Pro- nahestehende Personen des Gesellschafters Anstellungsvertrag klar geregelt sein. Jeder zent betragen soll. Zeitlich befristete Aus- erfüllt sind, also beispielsweise dann wenn Vergütungsbestandteil muss darauf geprüft nahmen, zum Beispiel in der Gründungs- die in der GmbH angestellte Ehefrau ein zu werden, ob er dem Grunde und der Höhe phase der Gesellschaft, werden anerkannt, hohes Gehalt bekommt. Dies führt dann nach angemessen ist. Sofern alle Ver- allerdings ist der erfolgsabhängige Anteil ebenfalls zu Kapitalerträgen beim Gesell- gütungsbestandteile überprüft wurden, auf maximal 50 Prozent des handelsrecht- schafter der GmbH. muss noch die Gesamtvergütung überprüft lichen Jahresüberschusses vor Abzug der Eine vGA führt im Ergebnis stets zu einer werden. Hierbei spielen Faktoren wie Bran- gewinnabhängigen Tantieme begrenzt. steuerlichen Mehrbelastung. Daher sollten che und Höhe des Umsatzes eine Rolle. Im obigen Beispiel bekommt Maier 2000 die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Euro zu viel. Überstunden, die der Chef den Gesellschaftern einer genauen Prüfung macht, werden in aller Regel nicht vergütet unterzogen werden. Eine Tabelle der OFD Sebastian Schieder und führen ebenfalls zu der Annahme einer Karlsruhe vom 3. April 2009 bietet Orientie- IHK Region Stuttgart vGA. Jährliche Einmalzahlungen wie Weih- rung bei der Frage nach der Angemessen- sebastian.schieder@ nachts- oder Urlaubsgeld sind dagegen heit der Gesamtbezüge. stuttgart.ihk.de grundsätzlich in Ordnung. Die Firmen- wagennutzung für private Fahrten wird nur www.stuttgart.ihk.de, Nr. 15583 MAGAZIN WIRTSCHAFT 08-09.16 19
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