Wirtschaftsreport März 2018 - Geschäftsreisen: Bestmöglicher Service garantiert - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport März 2018 - Geschäftsreisen: Bestmöglicher Service garantiert - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport
                         März 2018

            Titelthema
            Geschäftsreisen:
            Bestmöglicher
            Service garantiert
Wirtschaftsreport März 2018 - Geschäftsreisen: Bestmöglicher Service garantiert - IHK-Siegen
Wir leben
die Region.
                       Weil wir Fortschritt begleiten,
                       um die Zukunft zu gestalten.
                       Das ist unsere Kultur.
                       Seit 1842.
                       Die Sparkasse Siegen begleitet die
                       Menschen in der Region und ihre Ideen,
                       die heimische Wirtschaft und den
                       technologischen Fortschritt.

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Wirtschaftsreport März 18                1

                                                    Editorial
                                                                Chance vertan!
Früher war sicher nicht alles besser. Am Wahlabend wusste man jedoch
fast immer, wer kurze Zeit später die Regierung stellt. Das ist heute anders.
Viele von denen, die gewählt werden, haben offenbar keine Lust, das, was
sie politisch wollen, tatsächlich auch verantwortlich umzusetzen. Endlich,
nach langen Monaten des Wahlkampfs und fast fünfmonatiger Koaliti-
onssuche, könnte der politische Stillstand vorbei sein! Wenn, ja wenn jetzt
auch noch die sogenannte SPD-Basis dem Koalitionsvertrag ihren Segen
gibt. Nach dem monatelangen Gewürge ist man schon fast erleichtert,
dass eine tragfähige Bundesregierung gefunden zu sein scheint und auf
177 Seiten geschrieben steht, wie und mit welchen Zielen regiert werden
soll.

„Eine neue Dynamik für Deutschland“ titelt das Papier unter anderem. Eine
Dynamik, die beispielsweise in der Bildung und der Digitalisierung über-
fällig war. Die „Investitionsoffensive für Schulen“ hätte bereits vor Jahren
ausgerufen werden müssen. Niemand betritt gern baufällige Schulen oder
unansehnliche Sanitäranlagen. Und kaum ein junger Mensch lässt sich
trotz allen didaktischen Geschicks heute noch analog mit Kreide und Tafel
begeistern, während in der Pause Snapchat und Instagram dominieren. In-
sofern ist auch der Anspruch der Koalitionäre zu begrüßen, die Bürger bes-
ser auf die digitale Welt vorbereiten zu wollen. Dafür braucht es zunächst
eine hochleistungsfähige digitale Infrastruktur. Den flächendeckenden
Ausbau mit Gigabit-Netzen bis 2025 will die schwarz-rote Koalition ein-
leiten – immerhin „mit höchster Priorität“. Das Ziel: „Glasfaser in jeder Re-   Nie nahm der Staat mehr an Steuern und Abgaben ein als derzeit. Verant-
gion und jeder Gemeinde, möglichst direkt bis zum Haus.“ Dieses Ansinnen        wortliche Politik hätte sich vornehmen müssen, Betriebe und Arbeitnehmer
ist gerade für den ländlichen Raum wie den unseren unabdingbar. Es kann         wirklich dauerhaft zu entlasten oder aber mit einem ernsthaften Schul-
ja nicht sein, dass das wirtschaftliche Herz Nordrhein-Westfalens in Süd-       denabbau zu beginnen. Doch beides hat in Berlin keine starke Lobby. Die
westfalen schlägt, Breitband aber vornehmlich in den einwohnerstarken           Steuerentlastungen für Unternehmen in Frankreich und nicht zuletzt auch
Regionen des Rheinlandes und des Ruhrgebiets ausgebaut wird.                    in den USA weisen die Richtung. Dort hat man begriffen: Pferde, die man
                                                                                dauerhaft reiten will, sollte man gelegentlich zur Tränke führen. Eine
Keine Frage, das muss finanziert werden. Im Koalitionsvertrag ist die Rede      grundlegende Steuerreform anzugehen, das wäre ein mutiges Projekt ge-
von Kosten in Höhe von 10 bis 12 Mrd. Euro allein in dieser Legislaturpe-       wesen! Hierüber im Detail nachzudenken, wäre vernünftiger gewesen, als
riode. Diese sollen jedoch „zweckgebunden“ gegenfinanziert werden durch         zum Abschluss der Koalitionsgespräche 12 Stunden überwiegend schwei-
die Erlöse aus der Vergabe der UMTS- und 5G-Lizenzen. Selbst ohne diese         gend darum zu feilschen, wer welches Ministerium erhält. Am Ende do-
Einnahmen hätte die neue Bundesregierung ausreichend finanzielle Mög-           minierte wohl zu stark die Furcht vor der Basis. Und das auf beiden Seiten
lichkeiten. Die sprudelnden Steuereinnahmen hätten mehr als genug               der angestrebten Koalition. 
Spielraum geboten, um diejenigen, die mit ihrem Wachstumskurs seit Jah-
ren für Champagnerlaune im Finanzministerium sorgen, steuerlich zu ent-
                                                                                            In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
lasten. Und was kam heraus? Minimale Entlastungen beim Soli und eine
umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung, die man auf den 177
Seiten vergebens sucht. Das ist mehr als enttäuschend. Chance vertan!                            Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer
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                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                                     Titelthema

                                                                                                                                                            4
                                                                                                                                             Geschäftsreisen
                                                                                                                                         Guten Flug, gute Nacht
                                                                                                                                             und gute Fahrt
                                                                                                                                   Fluch oder Segen? Viele Menschen sind
                                                                                                                                  beruflich unterwegs. Laut „Geschäftsreise-
                                                                                                                                  analyse 2016“ wurden über 183 Millionen
                                                                                                                                Dienstreisen im In- und Ausland unternommen.

12          IHK-Jahresempfang
            „Mehr Verantwortung                                  42          Unternehmensgründung
                                                                             Von der Idee                                       50          Die Brasserie
                                                                                                                                            Italienischer Genuss
            übernehmen“                                                      zum Traumjob                                                   in Siegen

Impressum
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                                    Layout
und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen             Industrie- und Handelskammer Siegen,                           Manfred Jung, Kevin Kahraman, Christian Reeh
ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be-     Hauptgeschäftsstelle,                                          Druck, Anzeigen und Verlag
zugsentgelt geliefert. Im freien Verkauf jährlich EURO 25,20     Postfach 10 04 51, 57069 Siegen,
                                                                                                                                Vorländer GmbH & Co. KG
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                                                                                                                                Buch- und Offsetdruckerei · Verlag · Werbeagentur
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                                                                 E-Mail: si@siegen.ihk.de
Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats.                                                                                  Tel. (02 71) 59 40-0
                                                                 Internet: http://www.ihk-siegen.de
Druckauflage: 22 500 Exemplare                                                                                                  Anzeigenannahme: Günter Chojetzki
Quartal 4/2017                                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,
                                                                                                                                Telefon (02 71) 59 40-3 38
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Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des         E-Mail: oe@siegen.ihk.de                                       E-Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de
Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen wieder.
Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und Quellen-          Redaktion: Marco Butz, (02 71) 33 02-2 22
angabe sowie fotomechanische Vervielfältigung für inner-         E-Mail: marco.butz@siegen.ihk.de
betrieblichen Bedarf gestattet. Für unverlangt eingesandte       Mitarbeiter dieser Ausgabe
Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.              Sabine Bechheim, Marco Butz, Patrick Kohlberger,
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete         Elisabeth Konstantinidis, Franziska Menn, Ann-Kristin Spies,
Veröffentlichung.                                                Christina Spill, Andrea Wertz                                  Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 57
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  IHK online
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» 4 Titelthema                                  20 | Nachrichten                                   » 64 Jubiläen/Bücher
12 | Berichte                                   » 20 Konjunkturklima                               64 | Börsen
» 12 IHK-Jahresempfang                               auf Höchststand                               » 64 Recyclingbörse
» 32 Vollversammlungswahl 2018                  » 22 Aufbruch zu neuen                             » 65 Unternehmensnachfolgebörse
                                                     Gewerbeflächen
» 40 Wann haften Arbeitnehmer?                                                                     » 66 Handels- und
                                                » 24 Großes Interesse                                   Genossenschaftsregister
» 42 Von der Idee zum Traumjob                       an Digitalisierung
» 46 Kommunalporträt Olpe                                                                          78 | Kultur
                                                » 31 Interview mit Siegfried Koepp
                                                                                                   » 78 Geigen, Celli und
» 50 Italienischer Genuss                       » 55 „Heimat shoppen“ auch 2018                         andere Streichinstrumente
     in Siegen
                                                » 58 Neuer Vorstand                                » 80 Veranstaltungskalender
                                                     der Wirtschaftsjunioren

                                                 Qualität ist unsere Verpflichtung      | Schnelligkeit unser Auftrag | Erfahrung unsere Stärke.
Wenn das Ziel noch nicht
zu sehen ist,
wissen wir, wo es liegt.

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4   März 18 Wirtschaftsreport

                                 Geschäftsreisen

Guten Flug,
 gute Nacht und
 gute Fahrt
                                Fluch oder Segen? Viele Menschen sind beruflich unterwegs. Laut
                                „Geschäftsreiseanalyse 2016“ wurden über 183 Millionen Dienst-
                                reisen im In- und Ausland unternommen. Rund 51,6 Milliarden Euro
                                hat die deutsche Wirtschaft im Jahr 2016 für Geschäftsreisen
                                ausgegeben. Das ergab die Umfrage des Verbands Deutsches
                                Reisemanagement (VDR) mit etwa 800 Unternehmen.

                                Text: Christina Spill   |   Fotos: Christian Wickler
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    Die Anzahl der Reisen nahm im Vergleich zum Vorjahr nur um      Im vergangenen Jahr feierte der Siegerland Flughafen seinen
    0,4 Prozent zu – wohl eine Konsequenz des Trends zu längeren    50. Geburtstag. Einen Linienflugverkehr gibt es in Burbach
    Reisen. Inzwischen dauern Dienstfahrten im Schnitt 2,3 Tage     nicht, allerdings haben sich dort mit der AirAlliance GmbH, der
    – im Vorjahr waren es noch 2,1 Tage. Zudem stieg die Zahl der   avantiair GmbH & Co. KG und der Kayfly GmbH drei Charter-
    Hotelübernachtungen von 67,6 auf 74,3 Millionen. Der Ver-       fluggesellschaften angesiedelt. Sie machen individuelle Flug-
    band erwartet, dass sowohl Reisevolumen als auch -ausgaben      reisen und Helikopterflüge möglich. Darüber hinaus können
    weiter steigen werden. Drei Unternehmen aus der Region, die     Geschäftsflüge auch über Broker und
    Geschäftsreisen für ihre Kunden und Auftraggeber angenehm       Reisebüros gebucht werden – der
    und schnell gestalten, sind der Siegerland Flughafen in Bur-    Siegerland Flughafen kooperiert bei-          Direktverbindungen zu
    bach, das Hotel Hof31 in Hilchenbach und der Limousinen-        spielsweise mit der Aviation Broker           über 1000 Flugplätzen
    und Busbetrieb André Schrage aus Hünsborn.                      GmbH aus Frankfurt am Main. Der
                                                                    Flughafen im Dreiländereck von Nord-
    Von seinem Büro im Verwaltungsgebäude des Siegerland Flug-      rhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen bietet Direkt-
    hafens aus schaut Henning Schneider direkt auf die 1620 Me-     verbindungen zu über 1000 Flugplätzen in ganz Europa mit
    ter lange Start- und Landebahn. Der Geschäftsführer des         Check-in- und Check-out-Zeiten von höchstens 15 Minuten.
    zweithöchstgelegenen Verkehrsflughafens Deutschlands leitet     Zum Vergleich: Die Liniengesellschaften können innerhalb
    seit 2010 die Geschicke des Unternehmens mit Sitz in Burbach.   Europas nur etwa 200 Ziele anfliegen. Durch den Zeitgewinn
    Gerade ist eine Beechcraft King Air 350 gelandet: Die Flug-     wird das Fliegen von und nach Burbach für die Kunden attrak-
    zeugtür öffnet sich und ein Mann mit Aktenkoffer verlässt die   tiv. Außerdem bietet der Flughafen 240 kostenlose Parkplätze
    Maschine. Henning Schneider erkennt mittels der Flugplanda-     direkt vor der Tür.
    ten schnell, dass die zweimotorige Propellermaschine aus Ber-
    lin kommt und wohin sie weiterfliegt. Außerdem ist auf dem      Rund 23.000 Flugbewegungen gab es im Jahr 2016. Etwa 60
    Flughafen auf der Lipper Höhe in der Regel bekannt, ob die      bis 70 Prozent davon, schätzt Henning Schneider, waren ge-
    Maschinen aus geschäftlichen oder privaten Gründen in die       schäftlicher Natur und beinhalten auch den Frachtverkehr. Der
    Luft gehen.                                                     sei eine „noch zarte Pflanze, die aber seit unserer Zertifizierung
                                                                    zum ‚Reglementierten Beauftragten‘ und der Inbetriebnahme
                                                                    der eigenen Luftfrachtkontrollstelle vor fast drei Jahren wächst
Wirtschaftsreport März 2018 - Geschäftsreisen: Bestmöglicher Service garantiert - IHK-Siegen
6          März 18 Wirtschaftsreport

  Henning Schneider      und gedeiht.“ Die flexible, pünktliche Lieferung per Flugzeug        von den Mitarbeitern an der Flughafen-Information, die bei
   ist seit acht Jahren  lohne sich besonders dann, wenn Ausfallzeiten enorm viel Geld        Bedarf auch ein Taxi ordern. Seit einiger Zeit bietet der Sieger-
  Geschäftsführer des    kosten könnten. „Es gibt zwei Branchen, in denen die Faktoren        land Flughafen mit „app2drive“ außerdem einen Service, der
Siegerland Flughafens.   Zeit und Kostendruck eine besonders große Rolle spielen und          Carsharing mit einer klassischen Autovermietung kombiniert:
                         für die eine schnelle, individuelle Luftfrachtabwicklung wichtig     Per App lassen sich die bereitstehenden Fahrzeuge buchen,
                         ist – den Automotive-Sektor und die Pharmaindustrie“, erklärt        öffnen und nach beendeter Fahrt auch wieder verschließen.
                         Henning Schneider. Pharmaunternehmen gebe es in der Region           „Für Piloten und Crews halten wir außerdem eine begrenzte
                         kaum, der Frachtverkehr bestehe zu fast 100 Prozent aus Lie-         Anzahl von Crewzimmern vor, falls da Bedarf bestehen sollte.“
                         ferungen für und von Automotive-Unternehmen. „Manchmal
                         wird nur ein kleines Päckchen von gerade mal 20 Kilo trans-          Wer Kunden nicht nur aus der Region, sondern auch darüber
                         portiert – völlig unspektakulär, könnte man meinen. Aber wenn        hinaus gewinnen möchte, muss auf sich aufmerksam machen.
                         deshalb eine Förderbandanlage eines Automobilherstellers             Bei einem Besuch der wichtigen Messe European Business
                         zum Beispiel in Barcelona stillsteht, verursacht das schon so        Aviation Convention & Exhibition (EBACE) in Genf, wurde et-
                         hohe Kosten, dass diese schnellste Lösung auch die beste ist.“       was anderes deutlich: „Wir waren super vorbereitet, alles lief
                         Die AirAlliance GmbH konzentriert sich auf Ambulanz- und             gut. Bis uns jemand nach unserer VIP-Lounge gefragt hat. Die
                                                     Rückführungsflüge. Das Angebot           hatten wir zwar schon damals, aber ein Bild hatten wir nicht
                                                     wird durch Geschäftsreisen und           dabei – und uns wurde schnell klar, dass wir davon auch ei-
                     Der VIP-Raum                    Frachtflüge innerhalb Europas er-        gentlich ungern Fotos verschicken wollten.“ Die Buchungsge-
                        ist ein Muss                 gänzt. Auch das Unternehmen Arcur        sellschaften legen großen Wert darauf, ihren Kunden auch an
                                                     Air, das sich auf dringende Luftfracht   den kleinen Flughäfen repräsentative Räume bieten zu können
                         spezialisiert hat, fliegt den Siegerland Flughafen regelmäßig        – auch wenn die erfahrungsgemäß selten genutzt werden.
                         an. „Wir als Flughafen bieten natürlich ‚nur‘ die Infrastruktur,     „Kann der Flughafen solche Räumlichkeiten nicht bieten, fliegt
                         die Plattform für den Luftverkehr. Den Frachtverkehr haben           man lieber einen anderen Flughafen an.“ In Burbach rentiert
                         noch nicht alle auf dem Schirm, für die es interessant sein          sich das eifrige Rühren der Werbetrommeln auf der EBACE.
                         könnte“, sagt Henning Schneider. Deshalb arbeite man nun             Nach und nach fliegen weitere Gesellschaften den Flughafen
                         auch mit einem Logistiker zusammen. Den weitaus größeren             neu an. Und der VIP-Raum macht heute seinem Namen Ehre:
                         Teil des Geschäftsflugverkehrs in Burbach prägt allerdings wei-      Schicke Loungemöbel, gemütliche Kissen in Petrol, der trendige
                         terhin der Personenverkehr. Und die Geschäftsreisenden müs-          Teppich und eine schicke Stehlampe sowie ein moderner Ar-
                         sen natürlich zum Flughafen hin bzw. von dort aus weiterkom-         beitsplatz bieten ein angemessenes Ambiente. Hier gibt es fri-
                         men, wenn sie gelandet sind. Bearbeitet werden diese Anfragen        schen Kaffee, freies WLAN – und wer noch schnell etwas aus-
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Wirtschaftsreport März 18                 7

drucken muss, dem wird geholfen. Auch die verschiedenen            bieten. Zu seiner Gründung hatte die IHK Siegen Vertreter aus
Crews können hier eine kleine Pause einlegen – „von zufriede-      Politik und Wirtschaft der angrenzenden Landkreise auf die
nen Piloten profitieren wir natürlich auch. Die geben das ja an    Lipper Höhe eingeladen. Bereits zuvor hatten Unternehmen
die Fluggesellschaften weiter“, erklärt der Flughafen-Geschäfts-   aus dem Dreiländereck eine „Finanzspritze“ von mehr als einer
führer.                                                            Million Euro zugesagt – verteilt auf fünf Jahre. Im März 2018
                                                                   wird der Kreistag über den Fortbestand des Flughafens ent-
Der Flugbetrieb am Siegerland Flughafen läuft regulär sieben       scheiden.
Tage die Woche von 8 bis 21 Uhr. 23 Mitarbeiter besetzen im
Zweischichtbetrieb insgesamt 16 Stellen: Sie sind in der Ver-      Als absolute Quereinsteiger eröffneten Elke und Hans-Jörg Sie-
waltung, als Hallenwart oder bei der Flughafenfeuerwehr tätig,     per im September 2010 ihr Hotel garni Hof31 in Hilchenbach:
sitzen in der Informationszentrale, kümmern sich um die            Die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau hatte sich bis
Außenanlagen, die Verkehrssicherung oder die technische Lei-       dato um die beiden Kinder gekümmert, während ihr Ehemann
tung. Zum Team zählen auch die Kollegen der Luftaufsicht           nach einem BWL-Studium im Unternehmen seiner Familie tätig
Münster. Seit einiger Zeit tummeln sich allerdings weitaus         war. Die guten Bewertungen auf Internet-Portalen wie hotel.de
mehr Menschen auf den Fluren und in den Räumen des Flug-           (9,5) oder booking.com (9,4) bestär-
hafengebäudes – zumindest zeitweise. Mithilfe der Brand-           ken das Ehepaar aber immer wieder
                                                                                                                     Extras für
übungsanlage auf dem Gelände, einem Container, dessen In-          in der Entscheidung für einen eigenen
nenraum einem Flugzeug nachempfunden ist und in dem man            Hotelbetrieb. Insgesamt 21 Zimmer                 Geschäftsreisende
sieben Brandstellen bekämpfen kann, bereiten sich Flughafen-       hat das Hotel garni (ein Hotel, das nur
feuerwehren, Luftsportvereine und Flugplatzbetreiber, Be-          Frühstück anbietet): zwei Appartements, zwei Einzel- und 17
triebsfeuerwehren, Brandschutzhelfer in Betrieben und vor al-      Doppelzimmer. Das Haus ist barrierefrei gestaltet. Eines der bei-
lem auch freiwillige Feuerwehren auf den Ernstfall vor. Eine       den Appartements ist zudem rollstuhlgerecht eingerichtet. Ne-
verlässliche und lohnende Einnahmequelle für den Flughafen,        ben einer Festangestellten beschäftigen die Hoteliers insgesamt
dessen Zukunft noch ungewiss ist: Bislang hatte der Kreis Sie-     fünf 450-Euro-Kräfte. Von Montag bis Freitag beziehen viele
gen-Wittgenstein das jährliche Gesamtminus von rund 1,7            Geschäftsreisende die Räume: „Vom Monteur bis zum Konzern-
Millionen Euro kompensiert. Im März 2017 war Landrat And-          chef ist alles dabei“, erzählt Elke Sieper. In Hilchenbach hat man
reas Müller jedoch vom Kreistag damit beauftragt worden, das       sich auf die Wünsche und Anforderungen dieser Gästegruppe
Defizit perspektivisch um jährlich 700.000 Euro zu senken. Eine    eingestellt: Freies WLAN und ein Schreibtisch in jedem Zimmer      Elke und Hans-Jörg
                                                                                                                                      Sieper begrüßen
dauerhafte finanzielle Unterstützung soll der im August 2017       sind selbstverständlich. Wer noch schnell seine Bordkarte aus-     die Gäste ihres
gegründete Förderverein Siegerland Flughafen Dreiländereck         drucken oder etwas für die Präsentation am nächsten Morgen         Hotels persönlich.
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  Die 21 Zimmer im      einscannen möchte, kann sich an die Rezeption wenden. Vor          Hüttentalstraße, von dort aus schnell auf der A4 oder der A45.
Hof31 lassen für die
                        dem Haus sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Seit einigen       „Unsere deutschen Gäste reisen meistens mit dem Auto an,
        Gäste keine
    Wünsche offen.      Monaten verfügt das Hotel auch über eine eigene kleine Elek-       ausländische Gäste kommen entweder mit dem Mietwagen zu
                        trotankstelle sowohl für Tesla-Modelle als auch für alle anderen   uns oder werden gebracht.“ Menschen aus immerhin 58 ver-
                        Elektrofahrzeuge. Der helle Frühstücksraum lässt sich nach dem     schiedenen Nationen haben seit der Eröffnung schon im Hotel
                        Abräumen des Buffets flugs in einen Tagungsraum für maximal        eingecheckt – da sind gute Englischkenntnisse der Mitarbeiter
                        20 Personen verwandeln: Hier stehen Beamer und Leinwand,           die Voraussetzung für eine funktionierende Kommunikation.
                        Flachbild-Fernseher und Flipcharts bereit. Ein kleinerer Bespre-   Viele US-Amerikaner und Briten übernachten bei Elke und
                        chungsraum wird von Firmen aus der Umgebung gerne für Per-         Hans-Jörg Sieper, auch Chinesen und Inder gehören zu den
                        sonal- oder Bewerbungsgespräche angemietet. „Die meisten Ge-       häufig vertretenen Nationen. Portale wie Airbnb, die private
                        schäftsreisenden bleiben eine, maximal zwei Nächte. Gäste, die     Unterkünfte vermitteln, sind laut Elke Sieper keine Konkurrenz
                        mehr Übernachtungen buchen, nutzen gerne unseren Wäsche-           für den Hof31 bei Geschäftsreisenden. „Ich glaube, das ist den
                        service: Was wir morgens bekommen, hängt nachmittags frisch        meisten einfach zu umständlich. Die wollen einfach ankommen
                        gewaschen und gebügelt auf dem Zimmer“, so die Geschäfts-          und einchecken. Da hat kaum jemand Lust, noch irgendwo ei-
                        führerin. Und wer spät am Abend anreist, kann mithilfe eines       nen Schlüssel abzuholen oder für das Frühstück am nächsten
                        vorab durchgegebenen Codes seine Zimmerkarte aus der Schlüs-       Morgen selbst einzukaufen.“ Allerdings merkt man auch in Hil-
                        selbox am Seiteneingang fischen. Nach Tipps zur Freizeitgestal-    chenbach, dass die Pauschalen für Verpflegungsmehraufwen-
                        tung wird das Ehepaar Sieper eher selten gefragt, aber ab und      dungen im Inland seit Jahren konstant geblieben sind: „Immer
                        an organisieren die beiden auch mal eine Brauereibesichtigung      mehr Gäste verzichten auf das Frühstück, weil es das Budget
                        oder eine kleine Wanderung in der Umgebung.                        sprengen würde, oder zahlen es gleich selbst.“

                        Die Besucher schätzen die gute Verkehrsanbindung des Hotels:       Für Firmen aus der Umgebung blockt das Hof31-Team ab und
                        Der Hilchenbacher Bahnhof liegt zwei Gehminuten entfernt.          an Zimmerkontingente, wenn etwa ein größeres Event ansteht.
                        In etwa einer Viertelstunde ist man vom Hof31 aus auf der          „Die halten wir dann so lange wie möglich vor. Kurz vor dem
                                                                                           Termin sprechen wir dann mit dem entsprechenden Unterneh-
                                                                                           men ab, wie viele Gäste tatsächlich anreisen werden.“ Neben
    Geschäftsreisen werden 2018 teurer                                                     Geschäftsreisenden sind es vor allem an den Wochenenden
    Eine gemeinsame Studie der GBTA Foundation, dem Marktforschungsableger des             auch Privatgäste, die im Hof31 Quartier beziehen und zu Ver-
    internationalen Geschäftsreiseverbands GBTA, und der auf das Dienstreise-Ma-
                                                                                           anstaltungen im Zollposten in Hilchenbach oder in der Weißen
    nagement spezialisierten Reisebürokette Carlson Wagonlit Travel (CWT) progno-
    stiziert für 2018 steigende Preise für Geschäftsreisen. Flugtickets verteuern sich     Villa in Kreuztal angereist sind. „Die schicken gerne Gäste zu
    demnach im weltweiten Schnitt um 3,5 Prozent, Hotelübernachtungen um 3,7               uns“, erzählt Elke Sieper. Familienangehörige von Patienten der
    Prozent, Bahnfahrten und Fahrten mit anderen Bodenverkehrsmitteln wie Bussen           Celenus Klinik für Neurologie Hilchenbach übernachten hier
    oder Taxen um 0,6 Prozent. Bei Reisen innerhalb Westeuropas müssen die Firmen          ebenso wie Teilnehmer von Familienfesten, Geburtstagen oder
    mit überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen rechnen: Flüge verteuern sich         Klassentreffen in der Umgebung. Von Frühling bis Herbst kom-
    um 5,5, in Osteuropa sogar um 7,1 Prozent, die Hotelzimmerpreise steigen euro-
                                                                                           men außerdem viele Radfahrer, Wanderer und Motorradfahrer
    paweit um 6 Prozent. Die teuersten Reiseländer weltweit sind Neuseeland mit
    Hotelpreiserhöhungen um knapp 10 und Russland mit knapp 12 Prozent. Letzteres          nach Hilchenbach. Berühmte „Geschäftsreisende“ beschert
    ist vor allem auf die Fußballweltmeisterschaft zurückzuführen.                         dem Hotel ab und an die Nähe zum Gebrüder-Busch-Kreis und
    (Quelle: WirtschaftsWoche Online, www.wiwo.de)                                         zur Philharmonie Südwestfalen: Kürzlich erst blieb „Bella
                                                                                           Block“-Darstellerin Hannelore Hoger über Nacht.
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Mit prominenten Geschäftsreisenden hat auch André Schrage         Land „nur“ der Volkswagen. „Man kann immer geteilter Mei-
häufig zu tun: Mit seinem in Hünsborn ansässigen Limousi-         nung darüber sein, und ein neuer VW ist ja durchaus ein gutes
nen- und Busbetrieb hat er schon viele namhafte Persönlich-       Auto, aber ich habe ihn verstanden.“
keiten sicher ans Ziel gebracht. Die Abholung vom und der
Transport zum Flughafen gehören für den 49-Jährigen und sei-      Gegründet wurde das Familienunternehmen 1958 von André
ne acht Mitarbeiter zum Tagesgeschäft. Der Unternehmer            Schrages Vater Peter als reiner Taxibetrieb. 1996 wurde das
übernimmt aber auch andere Firmenfahrten und Delegations-         Geschäft dann übertragen und erweitert. Als er in Berlin einen
reisen, Kurztrips und Städtereisen. Ein Taxiservice für Kur-,     seiner ersten Busse kaufte, kam er mit Leuten ins Gespräch, die
Kranken-, Dialyse- und Bestrahlungsfahrten sowie kurzfristige     für das Protokoll des Bundestags Fahrten übernahmen. Und
Kurierfahrten gehören ebenso zum Angebot. Vor allem bei Fir-      weil das gerade erworbene Fahrzeug speziell zu diesem Zweck
menfahrten möchte er seine Auftraggeber möglichst gut da-         ausgestattet worden war, ließ die erste Anfrage nicht lange
stehen lassen – schließlich fungieren er und sein Team als Re-    auf sich warten. Heute gehören zu Schrages Fuhrpark elf Fahr-
präsentanten des Unternehmens, das sie engagiert hat. „Den        zeuge. Fünf davon sind Omnibusse
ersten Eindruck gibt es kein zweites Mal“, betont André Schra-    mit 17 bis 39 Sitzplätzen. Bei den
                                                                                                              Bestmöglicher
ge. „Wird ein Kunde mit einem netten Firmenschild der Auftrag     Pkw handelt es sich um Vans und ak-
gebenden Firma am Flughafen abgeholt, dann hinterlässt das        tuelle Mercedes E- und S-Klassen            Service
bei ihm ein anderes Gefühl der Wertschätzung. Wenn es ge-         mit dunkler Lackierung und einer ed-
wünscht ist, schicken wir gerne auch den Chauffeur in Anzug       len Innenausstattung – „eine hochwertige Lederausstattung
und Krawatte, der die Tür zu einem hochwertigen, top gepfleg-     mit Sitzheizung auch für die hinteren Sitze ist zum Beispiel
ten Wagen öffnet.“ Schrage weiß: Die Qualität seiner Dienst-      selbstverständlich.“ Die Busse sind ebenfalls alle in dunklen
leistung wirkt sich unmittelbar auf den Eindruck aus, den sich    Farben lackiert, neutral und ohne eigene Firmenwerbung, ver-
sein Fahrgast von seinem Auftraggeber macht – „deshalb halte      fügen über 230-Volt-Steckdosen, Ledersitze, Tischgruppen für
ich meine Fahrzeuge immer auf dem neuesten Stand und sorge        Konferenzen und Gespräche. Wenn gewünscht, ist auch freies
für den bestmöglichen Service.“ Der Fahrer in Anzug und           WLAN vorhanden. Die Fahrzeuge werden von den Firmen oft
Krawatte gehört zum speziellen „Business-Service in High-         mit Magnetschildern oder Aufklebern „gebrandet“ – die Vor-
Comfort-Limousinen“, bei dem kostenlose Getränke und auf          stände der Unternehmen möchten allerdings generell „neutral“
Wunsch auch gerne eine Tageszeitung gereicht werden. „Viele       fahren und nicht von außen einer Firma zugeordnet werden.
meiner Kunden wünschen sich aber bewusst, dass der Fahrer         Schrage und seine Mitarbeiter sind deutschlandweit im Einsatz
                                                                                                                                  André Schrage kann
‚normaleʻ Kleidung trägt, weil für sie das Fahrzeug und die Zu-   – Fahrten zwischen dem Sauerland und den Flughäfen Köln,        die Kunden seines
verlässigkeit vorrangig sind, um die Wertigkeit des Geschäfts-    Frankfurt, Dortmund und Düsseldorf werden regelmäßig ge-        Limousinen- und
partners zu vermitteln“, erzählt Schrage. Ein Geschäftsführer     bucht. Auch Sonderwünsche wie die Abholung direkt vom Vor-      Busbetriebs mit elf
                                                                                                                                  verschiedenen
einer großen asiatischen Firma habe ihm einmal gesagt, dass       feld bei Privatmaschinen nehmen zu, auch wenn sie in der Vor-   Fahrzeugen ans Ziel
er mindestens einen Mercedes erwarte – ein VW sei in seinem       bereitung ein größeres Zeitfenster erfordern – oft kümmern      bringen.
10   März 18 Wirtschaftsreport

             sich die Kunden selbst um die                 10 %                                       Beschäftigungsbranchen der Geschäfts-
             entsprechenden Genehmi-               5%                                                   reisenden in Siegen-Wittgenstein
             gungen. „Es ist außerdem                                                    31 %
                                                                                                             ! Handel & Vertrieb
             keine Seltenheit, dass wir      8%                                                              ! Industrie
             weiter entfernte Städte                                                                         ! Dienstleistungen allgemein
             wie München, Hamburg,                                                                           ! Gesundheit/Medizin/Pharmazie
             Berlin oder Dresden an-                                                                         ! Telekommunikation
             fahren, wenn ein spezi-         13 %                                                            ! Finanzwirtschaft
             elles    Fahrzeug      ge-                                                                      ! Sonstige, darunter Öffentlicher Sektor,
                                                                                                               Kultur/Medien, Tourismus/Freizeit,
             wünscht wird.“ Letztlich
                                                                                                               Wissenschaft
             entscheiden auch in seinem                                                                                                        Quelle: TVSW
             Segment Angebot und Preis,                                            19 %
                                                         14 %
             so der Unternehmer. Gleichzeitig
             sei man auf Chauffeur-Ebene aber                                                  der Sommertour zum Wahlkampf der SPD, in dem
             gut vernetzt: Einen Shuttle-Auftrag inner-                                 Kanzlerkandidat Martin Schulz immer wieder zustieg, um
             halb Hamburgs reicht man an einen zuverlässigen Kollegen             sich während der Fahrt den Fragen der Pressevertreter zu stellen.
             weiter, der vor Ort sitzt; umgekehrt wird genauso verfahren.         Wer so prominente Persönlichkeiten auf ihren Dienstreisen be-
                                                                                  gleitet, muss in den meisten Fällen vorab einen detaillierten Be-
             Englischkenntnisse sind bei ausländischen Delegationen für den       richt an den zuständigen Sicherheitsdienst senden. „Da wird
             Fahrer natürlich von Vorteil – in den meisten Fällen haben die       ebenfalls die Fahrtechnik mit dem BKA besprochen, damit man
             Firmen aber eigene mehrsprachige Mitarbeiter dabei, oder die         weiß, wie man auch in brenzligen Situationen reagieren muss.“
             entsprechenden Agenturen organisieren die Reiseleiter. „Bei asia-    Langweilig wird die Arbeit so bestimmt nicht – oder? „Lange
             tischen Gästen ist das die Regel“, erzählt André Schrage. Generell   Wartezeiten gehören aber ebenfalls dazu. Ausländische Delega-
             halten sich die Fahrer höflich zurück. „Ich spreche nur, wenn ich    tionen bestellen die Fahrzeuge oft sehr früh zum Hotel, um jeg-
             gefragt werde oder die Situation es erfordert. Es darf sich nie-     liches Staurisiko zu vermeidem. Ähnlich ist es dann am Abend,
             mand gezwungen fühlen, mit dem Fahrer einen Smalltalk führen         wenn das Geschäft erfolgreich war und sich das Abendessen
             zu müssen.“ Aber auch, wenn sich die Unterhaltungen mit seinen       eventuell verlängert. So sind die Arbeitszeiten leider nicht plan-
             Fahrgästen oft auf ein Minimum beschränken: Interessante Gäste       bar. Aber das ist völlig in Ordnung, weil meine Mitarbeiter und
             bringen regelmäßig Abwechslung in das Alltagsgeschäft. Einsät-       ich dafür entsprechend entlohnt werden“, sagt der Unternehmer.
             ze beim G20-Gipfel in Hamburg, in der Präsidentendelegation          Auch die Tatsache, dass ihn so mancher Fahrgast spüren lässt,
             von Frankreichs Ministerpräsident Macron oder bei der Stadt-         dass er „nur“ der Fahrer ist, prallt an ihm ab. Es ist viel Herzblut
             führung mit Dr. Joachim Sauer, dem Ehemann der Kanzlerin, der        im Spiel. Wenn ein Einsatz über mehrere Tage und durch ver-
             regelmäßig die Präsidenten-Gattinnen bei Besuchen in Deutsch-        schiedene Städte und Hotels zum Beispiel problemlos verläuft
             land betreut, sind etwas Besonderes. Shuttlefahrten der Bundes-      und sich die Delegation bei der finalen Fahrt zum Flughafen mit
             minister im abgesperrten Bereich beim Tag der Deutschen Einheit      einem Lächeln bedankt und am Terminal aussteigt, dann weiß
             oder Präsentationen neuer Fahrzeugmodelle führender Automo-          man: „Der Kunde ist ebenfalls zufrieden.“ 
             bilhersteller zählen ebenfalls zu den außergewöhnlichen Einsät-
             zen. Interessant war auch die Begleitung mit dem 39-Sitzer bei       Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 2342.

                Reisedaten aus den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein
                Für den Kreis Olpe wird lediglich erfasst, ob die Hotelgäste      Im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2014 gab es rund
                ihren Hauptwohnsitz im In- oder Ausland haben – nicht             205.000 geschäftliche Aufenthaltstage (ab einer Entfer-
                aber, ob sie aus beruflichen oder privaten Gründen angereist      nung von 50 km) von Inländern in der Region Siegen-Witt-
                sind. Die folgenden Zahlen können daher nur einen Anhalts-        genstein. Diese verteilen sich zu 75 Prozent auf geschäftli-
                punkt zum Thema Geschäftsreisen bieten. Sauerland-Tou-            che Tagesreisen (155.000) sowie zu 25 Prozent auf
                rismus e.V. mit Sitz in Schmallenberg wertet nur die Zahlen       Übernachtungen durch Geschäftsreisende (50.000). Ledig-
                der Betriebe mit mindestens zehn Betten aus. Im Jahr 2016         lich 8 Prozent der Aufenthaltstage von Inländern hatten ei-
                gab es im Kreis Olpe 115 solcher Betriebe, die geöffnet wa-       nen geschäftlichen Hintergrund – ebenso nur 4 Prozent der
                ren – insgesamt boten sie rund 4000 Betten an. 242.412            Übernachtungen von Inländern sowie 12 Prozent der Ta-
                Gästeankünfte wurden für 2016 insgesamt registriert, da-          gesreisen. 92 Prozent aller Geschäftsreisenden im Kreis Sie-
                von kamen rund 18 Prozent aus dem Ausland (und damit              gen-Wittgenstein übernachteten in Hotels bzw. Hotels gar-
                3,1 Prozent weniger als 2015). Es gab 553.743 Gästeüber-          nis, wovon sich 56 Prozent für eine Unterkunft der
                nachtungen. Die Gäste blieben insgesamt im Durchschnitt           Vier-Sterne-Kategorie und 31 Prozent für eine Unterkunft
                2,3 Tage, ausländische Gäste mit 2,7 Tagen etwas länger.          mit drei Sternen entschieden. Ganze 93 Prozent der Ge-
                Der Touristikverband Siegerland-Wittgenstein kann folgen-         schäftsreisenden reisten mit dem Pkw an – lediglich 5 Pro-
                de Zahlen zu geschäftlichen Aufenthalten im Kreis liefern:        zent kamen mit der Bahn.
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                  w w w . v o r l a e n d e r . d e
12   März 18 Wirtschaftsreport

                                 IHK-JAHRESEMPFANG

         „Mehr
     Verantwortung
      übernehmen“
Wirtschaftsreport März 18   13

  Im Zeitalter der Digitalisierung das Land modernisieren und gemeinsam die schwierigen
 politischen Herausforderungen der nächsten Jahre angehen – diesen Leitgedanken rückte
  Volker Kauder in den Fokus. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag sprach als
Festredner beim Jahresempfang der IHK Siegen. Vor rund 1400 Gästen in der Siegerlandhalle
                         fand er emotionale und mitreißende Worte.

                Text: Patrick Kohlberger   |   Fotos: Markus Döring (37) und Carsten Schmale (15)
14   März 18 Wirtschaftsreport

                                 Felix G. Hensel

                   Staatsmännische
                    Verantwortung
                        gefragt

                                              »    „Ich persönlich hätte mir nicht vorstellen können, dass wir
                                                   heute noch so um Freiheit und Demokratie besorgt sein müs-
                                                   sen“, eröffnete Felix G. Hensel den rund 1400 Gästen beim
                                                   Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Siegen. Der
                                                   IHK-Präsident zeigte sich erschüttert, dass auch das Ende der
                                                   totalitären Systeme und ein Höchstmaß an Freiheit in Europa
                                                   alleine offenbar keine positive Zukunft mehr garantierten.
                                                   Politische und außenwirtschaftliche Konflikte und Risiken wirk-
                                                   ten sich derzeit überall aus – auch und gerade in der Wirt-
                                                   schaft.

                                                   Einen Eindruck von den internationalen Schieflagen vermittle
                                                   bereits ein Blick in die USA. Aber auch Themen wie der Umgang
                                                   mit dem Brexit-Votum stimmten nachdenklich und machten
                                                   bisweilen fassungslos. Hensel teilte die Einschätzung des His-
                                                   torikers Timothy Garton Ash, der den geplanten EU-Austritt
                                                   Großbritanniens als „überflüssigsten und folgenschwersten Akt
                                                   nationaler Selbstverletzung in der Nachkriegsgeschichte“ be-
                                                   zeichnete. Klare Worte fand Hensel auch zu US-Präsident Do-
                                                   nald Trump. Es vergehe kein Tag, „an dem nicht Partnerländer
                                                   der USA vor den Kopf gestoßen werden.“ Beispielhaft zeige
                                                   dies das Ultimatum an die europäischen Länder, das gültige
                                                   Iran-Atomabkommen bis Ende März neu zu verhandeln. Die
                                                   Wirtschaft benötige die politische Absicherung ihrer Handels-
                                                   beziehungen, betonte Felix G. Hensel. Stattdessen sorge der
                                                   US-Präsident regelmäßig für Irritationen und Ratlosigkeit.

                                                   Der IHK-Präsident nahm auch nationale Themen ins Visier:
                                                   Massiv kritisierte er den Breitbandausbau im ländlichen Raum.
                                                   Bis Ende 2018 sollte in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und
                                                   Olpe durch einen vom Bund geförderten Ausbau eine flächen-
                                                   deckende Versorgung von mindestens 50 Mbit/s hergestellt
                                                   werden. „Die Politik hat das niedrigste denkbare Ausbauziel
                                                   gesetzt. Und selbst daran wird man nun scheitern!“ Grund sei
                                                   eine völlig überzogene Bürokratie in der Abwicklung des För-
                                                   derprogrammes. Erhebliche Verzögerungen beim Ausbau seien
                                                   die Folge. Auf diese Weise sei auch das Ziel eines bundesweiten
                                                   Gigabit-Netzes bis 2025 nicht zu erreichen. „Der Weg zur Da-
                                                   tenautobahn führt bei uns offenbar nur über administrative
                                                   Dorfstraßen!“

                                                   Doch trotz aller Probleme in Europa und der Welt: Die aktuelle
                                                   wirtschaftliche Lage in Nordrhein-Westfalen und im Kammer-
Wirtschaftsreport März 18   15

bezirk böte auf den ersten Blick durchaus Grund zur Zufrie-
denheit: Dazu gehöre ein deutlich überdurchschnittliches
industrielles Wachstum, auch wenn im Vorjahr die Umsätze
zweistellig gesunken seien, sodass man nun in vielen Bereichen
allenfalls von einer Seitwärtsbewegung sprechen könne.

Auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mit Niedrigwerten
bei der Arbeitslosenquote in beiden Kreisen sei erfreulich. Al-
lerdings begünstigten äußere Faktoren diesen Erfolg in erheb-
lichem Maße, wie der niedrige Außenwert des Euro, die ver-
gleichsweise moderaten Ölpreise und „vor allem die Milliarden,
mit denen die EZB Monat für Monat die europäischen Märkte
flutet – all das wird nicht ewig halten.“ Es sei fatal, dass große
Teile der Wirtschaft und der Gesellschaft glaubten, diese Er-
folgsgeschichte gehe unaufhaltsam weiter. In Zeiten über-
schaubarer Zinsen sei es grundsätzlich absolut nachvollziehbar
und richtig, Investitionen zu tätigen. Jedoch sei es auch wich-
tig, „ein Polster zu haben, damit einem nicht die Luft ausgeht,
wenn die Zinsen wieder steigen“, mahnte Hensel.

Schließlich zeige sich die Zahl der Ausbildungsverhältnisse mit
insgesamt 2222 Lehrverträgen nach wie vor stabil. Eindringlich
warb Hensel dafür, die Vorteile der dualen Ausbildung stärker
in den Fokus zu rücken. Die Wahl einer betrieblichen Erstaus-
bildung markiere eine exzellente Möglichkeit, im beruflichen
Umfeld Fuß zu fassen, Bodenhaftung zu erhalten und Sozial-
kompetenzen zu erwerben. Der Weg ins Studium sei dadurch
keineswegs verbaut. Ohnehin sei die Universität Siegen „ein
enorm wichtiger Entwicklungs- und Impulsmotor für unseren
Wirtschaftsstandort.“ Für die heimischen Betriebe stellten die
19.000 Studierenden ein beträchtliches Fachkräftepotenzial
dar. Zudem sei die letztjährige Eröffnung des Campus „Unteres
Schloss“ ein großer Gewinn für die Stadt Siegen – und letztlich
für die gesamte Region.

Schwierig sei die Lage dagegen nach wie vor im Verkehrssektor.
Neben kaputten Straßen und zahlreichen Baustellen kämpften
viele Unternehmen weiterhin mit bürokratischen Hürden bei
den Schwertransporten. In diesem Punkt, betonte Hensel, habe
die IHK Siegen gemeinsam mit betroffenen Betrieben bei einem
Treffen mit Hendrik Wüst bereits gemeinsam Verbesserungs-
vorschläge gemacht. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt hatte
der NRW-Verkehrsminister zugesagt, sich für eine Erleichte-
rung bei den Rechtsvorschriften einzusetzen. „Die Landesver-
kehrsministerkonferenz hat dann tatsächlich Verbesserungen
beschlossen, die in diesem Jahr hoffentlich vom Bund über-
nommen werden“, erläuterte Felix G. Hensel.

Position bezog der IHK-Präsident auch zur Diskussion über
den Siegerland Flughafen. Die IHK sieht den Flughafen ange-
sichts oft überlasteter Straßen und vor allem bei wichtigen
Transplantations- und Rettungsflügen als unverzichtbar an.
Der IHK-Präsident verwies dabei auf das beeindruckende En-
gagement der Wirtschaft im Kammerbezirk, um die drohende
Schließung des Siegerland Flughafens abzuwenden. Innerhalb
weniger Wochen hatten die Unternehmen im Dreiländereck
unter Moderation der IHK mehr als eine Million Euro zugesagt.
Diese Summe solle – verteilt über einen Zeitraum von fünf
16   März 18 Wirtschaftsreport

                                 Jahren – dazu dienen, den laufenden Betrieb weiter zu er-
                                 möglichen. „Das sorgte für bundesweite Aufmerksamkeit“, er-
                                 klärte Hensel. Vom Kreistag erwarte er nun einen klaren Be-
                                 schluss darüber, ob der Flughafen erhalten bleiben solle:
                                 „Entscheidet er sich für den Weiterbetrieb, muss jedoch die
                                 ‚ewige Schließungsdiskussion‘ auf absehbare Zeit ein Ende
                                 haben!“

                                 Mehr Weitblick und eine objektivere Betrachtung wünscht sich
                                 der Kammerpräsident auch vom Bund, etwa beim Umgang mit
                                 der Schadstoffbelastung auf deutschen Straßen. Die Debatte
                                 werde sehr emotional geführt und in die Irre gesteuert. „Der
                                 Diesel ist nicht das Problem“, zitierte Hensel den Pneumologen
                                 Prof. Dr. Dieter Köhler. Seit 1990 seien die gesamten Stickoxid-
                                 Emissionen in Deutschland um 60 Prozent gesunken. Heute
                                 trage der Diesel nur noch etwa 28 Prozent zur Verschmutzung
                                 bei. Dass Fahrverbote das Mittel der Wahl sein sollen, könne er
                                 daher nicht verstehen, kritisierte Hensel. Zudem sei für ihn
                                 nicht nachvollziehbar erklärt, warum Menschen an bestimm-
                                 ten Arbeitsplätzen höheren Grenzwerten ausgesetzt sein dür-
                                 fen als im öffentlichen Raum.

                                 Nicht nur beim Thema Umwelt reibe er sich bisweilen verwun-
                                 dert die Augen, ergänzte der IHK-Präsident abschließend. „Ech-
                                 te Reformvorhaben, die diesen Titel verdienen und Deutschland
                                 weiter wettbewerbsfähig halten, sind meines Wissens in den
                                 bisherigen Absprachen von CDU/CSU und SPD zur großen Ko-
                                 alition leider nicht enthalten. Vonnöten ist künftig in jedem
                                 Fall eine stärkere staatsmännische Verantwortung, die sich
                                 vom Parteien-klein-klein abhebt.“
Wirtschaftsreport März 18   17

    Volker Kauder

    „Wir müssen moderner werden“

»   Selbstkritisch, energisch und zukunftsorientiert – in seiner
    Festrede beim Jahresempfang der Industrie- und Handelskam-
    mer Siegen analysierte Volker Kauder MdB (CDU) die aktuelle
    politische Situation in Deutschland. Der Vorsitzende der Uni-
                                                                      vorstellen können, aber nun seien die Karten neu gemischt: „Poli-
                                                                      tik beginnt schließlich immer mit dem Betrachten der Wirk-
                                                                      lichkeit. Die ist momentan durchaus vielversprechend!“ Einige
                                                                      Punkte seien sicher noch zu vertiefen. Ansonsten gelte es, kon-
    onsfraktion im Bundestag skizzierte die Schwerpunkte der          sequent auf den Sondierungsgesprächen aufzubauen und rasch
    künftigen Regierungsarbeit: „Wir müssen moderner werden           ein Ergebnis zu erzielen. „Bis Karneval müssen wir mit den Koa-
    und uns dynamisch weiterentwickeln! Die Digitalisierung ist       litionsgesprächen fertig sein, sonst werden wir fertig gemacht“,
    eine der größten Herausforderungen. In den zurückliegenden        erklärte er süffisant. Schließlich zweifelten viele Menschen, „ob
    Jahren ist es nicht gelungen, vorgegebene Ziele zügig genug       wir unsere Verantwortung wirklich schultern können. Jeden Tag
    zu erreichen“, merkte Kauder mit Blick auf die vergangene         wächst das Misstrauen. Wir müssen jetzt liefern.“
    Große Koalition an. „Hier müssen wir jetzt endlich Fahrt auf-
    nehmen!“                                                          Auch für die Arbeit in den nächsten Jahren sei ein höheres
                                                                      Tempo die Maxime. „Wenn in Deutschland eine Autobahn ge-
    Damit griff er eine Forderung von IHK-Präsident Felix G. Hensel   plant wird, dauert es im Schnitt 13 Jahre, bis die ersten Bagger
    auf, der sich vehement für Verbesserungen beim Breitband-         rollen“, kritisierte Kauder. Deshalb müsse an den Standards ge-
    ausbau ausgesprochen hatte. „In spätestens fünf Jahren müs-       arbeitet werden. Einfachere Lösungen seien nötig. Eindringlich
    sen alle Schulen in Deutschland an das digitale Netz ange-        appellierte er, für eine Lockerung wirklichkeitsferner Vorgaben
    schlossen sein. Wir wollen nicht über Digitalisierung reden.      einzutreten: „Wenn wir ein bisschen weniger Bürokratie be-
    Wir wollen sie vorantreiben“, betonte Kauder. Die Aus- und        treiben, wird unser Land schon nicht im Ordnungsverlust ver-
    Weiterbildung der Lehrer müsse hierfür gestärkt werden. Ein       sinken!“
    Fortbildungsprogramm gemeinsam mit der Wirtschaft solle
    helfen, dass jeder Arbeitnehmer seinen Job im digitalen Zeit-     Kauder, seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages, blickte
    alter bestmöglich ausführen kann. Das Sondierungspapier ebne      auch mit Stolz auf die wirtschaftliche Entwicklung unter der
    den Weg, „diesem Land bald eine Regierung zu stellen, die uns     bisherigen Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel zurück. Die
    alle voranbringt.“                                                geleistete Arbeit sei Ansporn, im Zuge dieser Legislaturperiode
                                                                      noch mehr zu erreichen. „Wir wollen die Vollbeschäftigung.
    Enttäuschend sei für ihn der lange Zeitraum ohne erfolgreiche     Das geht nur mit einer weiter wachsenden Wirtschaft“, unter-
    Koalitionsbildung nach den Bundestagswahlen Ende September        strich der 68-Jährige. Dieses Ziel vertrage sich jedoch nicht
    gewesen. Ein „Jamaika-Bündnis“ habe er sich seinerzeit gut        mit Steuererhöhungen. Daher werde es in einer Großen Koali-
18   März 18 Wirtschaftsreport

                                                                               tion „keine neuen Substanzsteuern geben. Das war für unsere
                                                                               Partei ein sehr wichtiger Punkt in den Sondierungsgesprächen.“

                                                                               Kauder mahnte zu mehr Weitsicht und perspektivischem Den-
                                                                               ken – auch und gerade im Hinblick auf die Entwicklung des Ar-
                                                                               beitsmarktes. In fast allen Betrieben sei die Gewinnung von
                                                                               Fachkräften vorrangiges Thema. In vielen europäischen Ländern
                                                                               herrsche dagegen eine immense Jugendarbeitslosigkeit. Es
                                                                               müsse mehr dafür getan werden, Arbeitsuchende mit Betrieben
                                                                               auf Fachkräftesuche zusammenzubringen. Auch in den Nach-
                                                                               barländern seien die Anwerbemöglichkeiten der deutschen Ar-
                                                                               beitsagentur auszubauen. Kein Verständnis äußerte er für die
                                                                               von der IG Metall geforderte 28-Stunden-Woche: „So werden
                                                                               wir Deutschland mit Sicherheit nicht konkurrenzfähig halten!“

                                                                               Neben den innenpolitischen Aufgaben für die nächste Bun-
                                                                               desregierung rückte Kauder aber auch die internationale Rolle
                                                                               Deutschlands in den Mittelpunkt: „Unser Land muss mehr Ver-
                                                                               antwortung übernehmen – in Europa und der Welt.“ Dazu
                                                                               gehöre, die Zusammenarbeit mit wichtigen innerkontinentalen
                                                                               Partnern schrittweise auszuweiten und zu verbessern. Für das
                                                                               Jahr 2019 stellte Kauder bereits ein konkretes Projekt in Aus-
                                                                               sicht: Zusammen mit Frankreich werde die Bundesrepublik ein
                                                                               großes Institut für Künstliche Intelligenz ins Leben rufen. Als
                                                                               enorm wichtig stuft Kauder auch die Arbeit an der gemeinsa-
                                                                               men Wirtschafts- und Währungsunion ein: „Da haben wir noch
                                                                               ganz viel auf den Weg zu bringen.“ In erster Linie sei auch in
                                                                               diesem Punkt die Entwicklung gemeinsamer Überzeugungen
                                                                               zwischen Deutschland und Frankreich notwendig – etwa bei
                                                                               der Frage nach einer Besteuerung von Großkonzernen, „die
                                                                               sich irgendwo aufhalten und bei uns keine Steuern bezahlen.“
                                                                               Die Zusammenarbeit mit anderen Ländern und die Beteiligung
                                                                               an Entwicklungsprozessen seien jedoch nicht nur unter rein

             Jahrgangsbeste Auszubildende 2017

             Einladung nach Berlin
             Beim Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Sie-          Absolventen der kaufmännischen und gewerblich-technischen
             gen (IHK) betonte IHK-Präsident Felix G. Hensel den Stellen-      Berufe im IHK-Bezirk. Diese wurden im Zuge des Jahresemp-
             wert der beruflichen Bildung für die heimische Wirtschaft:        fangs gemeinsam von Felix G. Hensel und dem Gastredner
             „Schön, dass die heimischen Industrie-, Handels- und Dienst-      Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deut-
             leistungsunternehmen trotz aller Risiken erneut 2222 Lehrver-     schen Bundestag, ausgezeichnet. „Sie zeigen mit Ihrer Leis-
             träge mit jungen Leuten abschließen konnten, immerhin eine        tung, zu was junge Menschen in der Lage sind, die in den Be-
             kleine Steigerung von knapp 2 Prozent gegenüber dem Vor-          trieben und den Berufskollegs ausgebildet werden. Ihr Können
             jahr.“ Er warnte davor, die Duale Ausbildung nur als zweitklas-   und Ihr Ehrgeiz sind Basis des wirtschaftlichen Erfolgs Ihrer
             sig zu sehen und ein Studium zu bevorzugen: „Wir werben für       Unternehmen und damit unserer gesamten Wirtschaft“, be-
             die duale Ausbildung, weil junge Leute erst einmal in einem       tonte der IHK-Präsident.
             beruflichen Umfeld Fuß fassen sollten, Bodenhaftung erhalten
             und Sozialkompetenzen erwerben – der Weg in ein Studium           Die Auszeichnung ging im kaufmännischen Bereich an Anika
             muss damit keineswegs verbaut sein!“ Betriebliche Ausbildung      Maria Scheppe aus Olpe. Sie hat im Ausbildungsberuf Kauffrau
             sei zwar gegenüber akademischen Bildungswegen nicht gleich-       für Büromanagement die beste Abschlussprüfung aller kauf-
             artig, aber gleichwertig, betonte der Präsident.                  männischen Auszubildenden im Kreis Olpe abgelegt, und zwar
                                                                               mit einem Gesamtergebnis von 97 Prozent. Ausbildungsbetrieb
             Wie leistungsfähig junge Menschen seien, die eine betriebliche    war die Garten-Center Kremer GmbH in Lennestadt, sie be-
             Ausbildung durchliefen, zeige das Beispiel der jahrgangsbesten    suchte das Berufskolleg des Kreises Olpe in Olpe. Chris Richard
Wirtschaftsreport März 18   19

ökonomischen Gesichtspunkten zu verstärken. Auch und vor
allem in Bezug auf Sicherheitsfragen sei Deutschland zum
Handeln aufgefordert. „Früher haben wir entspannt auf der
Tribüne gesessen und in Ruhe verfolgt, was die Amerikaner so
machen. Es hat sich etwas verändert in der Welt. Wir dürfen
und können uns jetzt nicht mehr länger fernhalten“, mahnte
Kauder mit Blick auf Krisenherde weltweit. Deshalb sei es wich-
tig, eine europäische Außen- und Verteidigungspolitik aufzu-
bauen. Erfolge könnten nur durch steten Dialog und ein starkes
Miteinander erzielt werden. Zu den entscheidenden Heraus-
forderungen zählt Kauder den Umgang mit der Türkei: „Sie ist
ein wichtiger NATO-Partner und wir müssen mit ihr reden. Di-
plomatische Lösungen müssen her – und keine militärischen.
Insgesamt müsste die NATO etwas politischer werden.“

Alle nationalen und globalen Schwierigkeiten, versprach Kau-
der, werde die künftige Bundesregierung gewissenhaft und
zielführend angehen. „Wir leben in einem großartigen Land,
das jetzt ein wenig renoviert werden muss. Wenn dies gelingt,
werden wir auch weiterhin ganz oben mit dabei sein“, ermu-
tigte der CDU-Politiker. In einer Gesellschaft, in der viele Dinge
ins Wanken gerieten, könne jeder Einzelne einen aktiven Bei-
trag zu mehr Zusammenhalt leisten. Und auch eine Einschät-
zung zur neuen Zusammensetzung im Bundestag gab der
Politprofi: „Es wundert mich nicht, dass es dort welche gibt,
die einfach nur Krawall machen wollen.“ Umso mehr müssten
die etablierten Parteien jetzt aber die Verantwortung spüren,
dass es auf sie ankommt, um diesem Land eine gute Zukunft
zu geben. „Ich persönlich möchte der jungen Generation später
ein Land mit all den Chancen übergeben, die ich selbst auch in
meinem Leben hatte“, so Kauder abschließend. 

Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk-siegen.de, Seiten-ID 2345.

aus Schmallenberg hat im Ausbildungsberuf Verkäufer die be-
ste Abschlussprüfung aller kaufmännischen Auszubildenden
im Kreis Siegen-Wittgenstein abgelegt. Er hat im Gesamter-
gebnis 100 Prozent erreicht, sein Ausbildungsbetrieb war die
Lidl Vertriebs-GmbH & Co. KG in Burbach und er besuchte das
Berufskolleg Wittgenstein in Bad Berleburg. Von den gewerb-
lich-technischen Auszubildenden im Kreis Olpe wurde Alexan-
der Jaspers aus Kirchhundem ausgezeichnet. Im Ausbildungs-
beruf Industriemechaniker mit dem Einsatzgebiet Maschinen-
und Anlagenbau hatte er die beste Prüfung aller abgelegt, er
erreichte 97 Prozent. Ausgebildet wurde er bei der Muhr und
Bender KG in Attendorn und er besuchte das Berufskolleg des
Kreises Olpe in Attendorn. Eine junge Frau erreichte die beste
Abschlussprüfung im gewerblich-technischen Bereich im Kreis
Siegen-Wittgenstein: Alessa Schneider aus Siegen lernte den
                                                                          IHK-Präsident Felix G. Hensel (links) und Gastredner Volker Kauder, Vor-
Ausbildungsberuf Chemielaborantin und legte ebenfalls ein
                                                                          sitzender CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag (rechts), gratu-
Gesamtergebnis von 97 Prozent vor. Sie wurde durch die Uni-
                                                                          lierten den jahrgangsbesten Auszubildenden Anika Maria Scheppe,
versität Siegen in Siegen ausgebildet und besuchte das Hell-
                                                                          Chris Richard, Alexander Jaspers und Alessa Schneider (v.l.).
weg Berufskolleg in Unna.
                                                                          Kauder zeigte sich von den dargestellten Leistungen so beein-
Die Jahrgangsbesten erhielten Urkunden, Weiterbildungsgut-                druckt, dass er die vier Absolventen spontan nach Berlin ein-
scheine im Wert von jeweils 500 Euro sowie Pokale. Volker                 lud.                                                      bec
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