Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH

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Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
mitgehen 17. Jahrgang | Ausgabe 33 | November 2022

                                                                                                         Foto: Uwe Niklas

          Magazin aus den Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser
           (Niederbronner Schwestern) – Provinz Deutschland und Österreich

                         „Die besten Berufe der Welt!?”

Wo gibt es die besten Berufe der Welt? Wie kann ein           Schwestern der Kongregation berichten von ihrem
Traumberuf aussehen? Und was macht eine Tätigkeit im          vielfältigen Engagement im Dienst und Auftrag für die
Haupt- oder Ehrenamt besonders wertvoll? Wir haben uns        Menschen. Bei gemeinsamen Treffen diskutieren und
für Sie umgehört und Antworten zum Schwerpunktthema           entwickeln sie Ideen, um in Gegenwart und Zukunft
dieser Ausgabe „Die besten Berufe der Welt!?“ gefunden.       Antworten auf aktuelle Fragen zu finden.
                                                              Auf dem Titelbild sehen Sie ein Mitarbeiter-Team der
In den Beiträgen aus den Einrichtungen der Schwestern         Geburtshilfe aus dem St. Theresien-Krankenhaus in
vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern)             Nürnberg. Das Bild steht stellvertretend für den Wert
lesen Sie von der Vielfalt ganz unterschiedlicher Berufs-     einer guten Gemeinschaft am Arbeitsplatz. Denn so le-
felder. Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten werden          sen wir es in den Beiträgen dieser Ausgabe, ein achtsa-
sichtbar, flexible Arbeitsmodelle und attraktive Verdienst-   mes und gutes Miteinander trägt dazu bei, dass wir trotz
möglichkeiten aufgezeigt. Auch die Kinder haben sich          aller Verschiedenheit und den Herausforderungen der
Gedanken zu ihrem persönlichen Traumberuf gemacht             aktuellen Zeit, in den besten Berufen der Welt zusam-
und in kreativen Zeichnungen aufs Papier gebracht.            menarbeiten dürfen.
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Inhalt                                                                                                          Editorial

    "Die besten Berufe der Welt!?“                   1
    Editorial                                        2

    Schwerpunktthema                                         Liebe Leserin, lieber Leser,
    "Die besten Berufe der Welt!?“:
    Gastbeitrag: Über die Situation der
    sozialen Berufe bei der Caritas                  3       „Leuchtturmwärter gesucht auf
    Von meinem Beruf kann ich sehr gut leben         5       einsamer Insel im Atlantik“ –
    Schwestern berichten aus Beruf und                       Sie ahnen es schon: auf dieses
    Berufung in der Flüchtlingshilfe                 7       Stellengesuch meldeten sich
    Geselliger Pizza-Abend                           9       mehrere hundert Bewerber. Für
    Direktor, der beste Beruf der Welt              10       mich wäre das kein Traumjob, so
    Traumberuf in der Elementarpädagogik            11       ganz allein ohne Ansprache um
    Traumberufe an der Volksschule                  12       mich herum, ohne Kontakte und
    Vielfältige Möglichkeiten in der Kinderpflege   13       Begegnungen. Ähnlich geht es glaube
    Kinderzeichnungen „Mein Traumberuf“             13       ich auch all den Kolleginnen und Kollegen
    Mit Kindern die Welt entdecken                  14       aus unseren Einrichtungen, die diese Ausgabe der mitgehen un-
    Präventionsbeauftragte                          16       ter dem Titel „Die besten Berufe der Welt!?“ mit ihren Beiträgen
    Eine Schule zum Wohlfühlen                      17       so bereichert haben, dass wir diesmal sogar die Seitenanzahl er-
                                                             höht haben. Sie arbeiten in sogenannten „Sozialen Berufen“ mit
    Aus den Einrichtungen:                                   jungen und alten Menschen, für Menschen aus der Region und
    Schwestern vom Göttlichen Erlöser                        aus der Fremde, inmitten von ganz unterschiedlichen Menschen.
    Nachruf zum Heimgang von Sr. Rosa Fischer 18             Das macht für sie den Reiz ihrer Aufgabe aus – kein Tag ist wie
    Provinzkapitel und Schwesterntreffen      19             der andere, zu einer Gemeinschaft zu gehören, eine sinnstiftende
    Vier Generationen auf der Flucht          21             und erfüllende Arbeit zu haben, die einem erlaubt, gut zu leben.
    Kloster St. Josef
    Friedenswallfahrt                               22       Lassen Sie sich von den Beiträgen der Kolleg*innen inspirie-
    Kloster Maria Hilf                                       ren und motivieren. Und diesmal habe ich den besten Beruf
    Bunter Flohmarkt                                23       der Welt – denn ich durfte das alles schon vor Ihnen lesen.
    Bildungszentrum Kenyongasse
    Familienausflug mit dem Kindergarten            24                                     Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
    Krankenhaus-Stiftung der                                 		                                                    Anja Müller
    Niederbronner Schwestern:
    Heitere Mitarbeiterfeste                        24
    Unterwegs mit dem Businessbike                  25         Zeitschrift mitgehen auch online lesen
    Neu auf Instagram                               25         Die Zeitschrift mitgehen gibt es auch als Online-Version zum Lesen
                                                               auf Tablet, PC oder Smartphone. Die mitgehen steht als Web-PDF
    Sankt Vincentius Krankenhaus
                                                               auf den verschiedenen Websites der Einrichtungen der Schwestern
    Geschlechtsangleichende Operationen             26         vom Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern) zur Verfügung.
    Neuer Chefarzt Dr. med. Schmitt                 27
    St. Josefs Krankenhaus                                     Tipp: Verwenden Sie die Suchfunktion der Websites, Stichwort
    Balserische Stiftung                                       „mitgehen“.
    Etappensieg bei der Baumaßnahme                 28
    Statements zum Fusions-Jubiläum                 29
    Wechsel in der Krankenhausleitung               30         Sie haben Anmerkungen oder Fragen an die Redaktion
    Verabschiedung von Sr. Philaretha               31         und das Herausgeberteam?
                                                               Dann schreiben Sie uns an mitgehen@tge-online.de
    St. Theresien-Krankenhaus
    Auszeichnung für die Gastroenterologie          32
    #läuftbeiuns                                    32
    Theresianum Alten- und Pflegeheim                         Bildungszentrum Haus St. Marien
    Begegnungsstätte Garten                         33        Apfelernte                                   40
    Auf den Spuren der Zisterzienser                34        Brandschutzhelferausbildung                  41
    TGE-Trägergesellschaft                                    Neue Doppelspitze                            41
    Spatenstich für neues Seniorenzentrum           36        Zur Verabschiedung von Maria Losch           42
    Jubiläum: 20 Jahre TGE                          38        Die letzte Seite
    Kreative Mitarbeiteraktion                      40   ▶    De fontibus salvatoris                       44

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Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“ – Gastbeitrag

Sicher und sinnstiftend:
Ein Arbeitsplatz bei der Caritas
Ein Beitrag über die Situation der
sozialen Berufe bei der Caritas

Eine aktuelle Studie des Instituts       aller sozialversi-
der deutschen Wirtschaft (IW)1           cherungspflichtig
zeigt, dass vor allem die sozialen       Vollzeitbeschäftig-
Berufe derzeit vom Fachkräfte-           ten zwischen 2014
mangel betroffen sind: Fünf von          und 2021 um 16,3
zehn Berufen sind mit der größten        Prozent gestiegen.
Fachkräftelücke dem sozialen oder        Das Medianentgelt
dem Gesundheitssektor zuzuord-           in der Gesundheits-
nen. Das betrifft die Fachbereiche       und Krankenpfle-
Sozialarbeit und Sozialpädagogik,        ge ist im gleichen
Erziehung, Alten- und Kranken-           Zeitraum um 20,5
pflege sowie Physiotherapie. Die         Prozent und in der       Stellvertretend für die vielen Fachkräfte in sozialen
größte Fachkräftelücke ergab sich        Altenpflege um 32,2      Berufen: Das Team der Geriatrischen Reha am
im Jahresdurchschnitt 2021/2022          Prozent gestiegen. St.-Theresien-Krankenhaus in Nürnberg, Foto: Uwe Niklas
bei der Sozialarbeit und der -päda-      Im Bereich der Ca-
gogik. Von den bundesweit knapp          ritas sind in dieser
26.500 offenen Stellen blieben           Zeit die Gehälter
20.600 Stellen unbesetzt.                von Hilfskräften in der Altenhilfe Fluktuation, attraktive Verdienst-
                                         ebenfalls um gut 30 Prozent gestie- möglichkeiten und Arbeitsplatz-
    Der Fachkräftemangel im sozi-        gen. Fachkräftegehälter hatten im sicherheit: Und trotzdem besteht
alen Sektor geht vor allem auf de-       gleichen Zeitraum einen Zuwachs auch bei der Caritas ein Engpass in
mografische Entwicklungen zurück:        von knapp 27 Prozent. Der Unter- der Besetzung freier Stellen. Dienst-
Geburtenstarke Jahrgänge der Ba-         schied liegt an Mindestbeträgen geber der Caritas und Politik greifen
byboomer gehen in den Ruhestand,         und den 2021 eingeführten neuen daher zu weiteren Maßnahmen.
während viel weniger Menschen im         Pflegezulagen, de-
erwerbsfähigen Alter in den Arbeits-     ren prozentuale                                              Zuwanderung von
markt nachrücken. Die Lebenser-          Auswirkung       bei     Die Gestaltung der                  Fachkräften
wartung steigt – und mit ihr auch die    niedrigeren Vergü-      Arbeitszeit gehört in
Nachfrage nach mehr medizinischen        tungen stärker ist.                                              Dem Fachkräf-
Leistungen und Alterspflege. Hinzu                                den Fokus gerückt.                  temangel wird zum
kommt eine immer älter werdende             Pflegefachkräfte²                                         einen mit dem ge-
Belegschaft. Im Caritas-Bereich sind     verdienen bei der                                            zielten Anwerben
etwa zwei Drittel der Beschäftigten      Caritas bereits im                                           von Personal aus
älter als 40 Jahre. Die über 55-jäh-     Einstieg mehr als 40.000 Euro. Spä- dem Ausland begegnet. Einen guten
rigen machen rund 30 Prozent aus         testens nach 15 Jahren Berufs- Effekt hat das bereits bei der Alten-
und ihr Anteil ist in den letzten Jah-   tätigkeit liegt die Jahresvergütung und Krankenpflege: Laut Statisti-
ren kontinuierlich gestiegen.            über 50.000 Euro. Erzieherinnen schem Bundesamt wurden im Jahre
                                         und Erzieher³ erreichen in der 2020 15.500 im Ausland erworbene
Attraktive Gehälter bei Pflege und       Endstufe eine Jahresvergütung von Abschlüsse aus Gesundheits- und
Erziehung                                über 52.000 Euro. Dazu kommen Krankenpflege als vollständig oder
                                         eventuelle Zuschläge für Nacht- eingeschränkt gleichwertig zu einer
   Auch aufgrund der hohen Nach-         oder Wochenendarbeit. Mit mehr in Deutschland erworbenen Qua-
frage nach qualifizierten Arbeits-       als 50.000 Euro Jahreseinkommen lifikation anerkannt. Seit 2016 hat
kräften in den Sozialberufen, haben      gehören beide Berufsgruppen zu sich die Anzahl der anerkannten
die Gehälter in den letzten Jahren       den Top-Verdienenden unter den Abschlüsse als Gesundheits- oder
ein hohes Niveau erreicht. Laut der      Beschäftigten mit mindestens drei- Krankenpfleger fast verdreifacht.
Entgeltstatistik der Bundesagentur       jähriger Berufsausbildung. Lange Mit dem zum 01.03.2020 in Kraft
für Arbeit ist das Medianentgelt         Betriebszugehörigkeiten und wenig getretenen Fachkräfteeinwande-

mitgehen 33 | November 2022                                                                                           3
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Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“ – Gastbeitrag

rungsgesetz ist der deutsche Ar-                Ausblick und neue Ideen                            der Diakonie Bayern konnte damit
beitsmarkt nicht nur für Hochquali-                                                                ein Rückgang der Überstunden um
fizierte, sondern auch für Menschen                 Gute Verdienstmöglichkeiten                    bis zu 66 Prozent, eine deutliche
mit anerkannter Berufsausbildung                und Arbeitsplatzsicherheit in den                  Steigerung der Arbeitszufriedenheit
vollständig geöffnet.                           sozialen Berufen reichen nicht aus,                und eine um 40 Prozent gesunkene
                                                genug Menschen für diese Berufe zu                 Krankheitsquote erzielt werden.
Studium, Aus- und Weiterbildung                 begeistern. Das kann daran liegen,
                                                dass vielen die Verdienstmöglichkei-                   Eine Untersuchung der Arbeitneh-
    Mit dem Pflegereformgesetz –                ten in Sozialberufen nicht bekannt                 merkammer Bremen, der Arbeitskam-
in Kraft seit 01.01.2020 – wurden               sind. Ein anderer Grund sind aber                  mer des Saarlandes und des Instituts
die Ausbildungen „Gesundheits-,                 auch die häufig als unattraktiv einge-             Arbeit und Technik kommt zu dem
Kranken- und Altenpflege“ zur                   schätzten Arbeitszeiten mit Schicht-               Ergebnis, dass allein bei Pflegefach-
„Pflegekraft“ zusammengeführt.                  und Wochenenddiensten. Deshalb                     kräften zwischen 300.000 und 660.000
Der Wechsel zwischen den Fach-                  ist es die Gestaltung der Arbeitszeit,             zusätzlichen Vollzeitstellen besetzt
richtungen sollte vereinfacht und               die in den Fokus gerückt gehört: für               werden könnten, wenn entsprechend
der Tätigkeitsbereich breiter aufge-            potenzielle Auszubildende, Wieder-                 ausgebildete Personen zurück in den
stellt werden, um die Pflegeberufs-             einsteiger oder Teilzeitkräfte.                    Pflegeberuf gehen würden oder Teil-
ausbildung attraktiver zu gestalten.                                                               zeitkräfte ihren Arbeitsumfang auf-
Auch die im erzieherischen und                      Die Arbeitszeitgestaltung ist eine             stocken würden. Laut Befragung der
heilpädagogischen Bereich entste-               wichtige Ressource, um den Engpass                 Studienteilnehmenden gehören neben
henden Ausbildungsmöglichkei-                   auf dem Arbeitsmarkt zu entschär-                  einer angemessenen Bezahlung vor al-
ten mit attraktiven Vergütungen                 fen, indem vorhandene Potenzia-                    lem auch verlässliche Dienstpläne und
sind ein Versuch, mehr Menschen                 le ausgenutzt werden. Bereits vor-                 eine bedarfsgerechte Personalbemes-
für diese Berufe zu gewinnen: Bei               handene und gelebte familien- und                  sung zu den wichtigsten Bedingungen
der Caritas werden Auszubildende                freizeitfreundliche Konzepte zur                   für einen Wiedereinstieg oder für eine
in der praxisintegrierten Erzieher-             Work-Life-Balance müssen weiter-                   Stundenerhöhung.
ausbildung mit monatlich 1.200 bis              entwickelt oder auch eine flexiblere
1.400 Euro auf dem gleichen hohen               Rückkehr aus der Elternzeit bezie-                    Nachdem sich die Löhne und Ge-
Niveau wie Pflegekraftauszubilden-              hungsweise mehr Stunden im Teil-                   hälter in den sozialen Berufen zuletzt
de bezahlt. In die gleiche Richtung             zeitmodell möglich gemacht werden.                 sehr positiv entwickelt haben und
gehen auch die dualen Studiengän-               „Springerkonzepte“ stellen alternati-              dem Vergleich mit vielen Berufen in
ge, etwa für Sozialpädagogik, die               ve und bedarfsorientierte Konzepte                 anderen Branchen standhalten, wird
bei der Caritas in jedem Fall vergü-            zur Abdeckung plötzlicher Perso-                   künftig die attraktive Gestaltung der
tet werden.                                     nalausfälle dar. In einem Pilotprojekt             Arbeitszeit immer wichtiger werden.

                                                                  Mehr Informationen zum Thema:
                                                                  www.caritas-dienstgeber.de/infothek/faktenblaetter
                                                                  www.caritas-dienstgeber.de/infothek/caritaspanel
Über die Gastautoren:
                                                                  Kontakt: info@caritas-dienstgeber.de

                               Dr. Pascal Krimmer ist Volkswirt und arbeitet seit 2012
                               als Referent für Ökonomische Analysen und Strategie in
                               der Geschäftsstelle der Caritas-Dienstgeber.
                                                                                                                                                     Fotos: Peer Mucks muxpp.de

                                                       Anusha Anthonippillai ist Volkswirtin und
                                                arbeitet seit 2022 als Referentin für Ökonomische
                                                 Analysen und Strategie in der Geschäftsstelle der
                                                                              Caritas-Dienstgeber.

          1 https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2022/IW-Kurzbericht_2022-Top-Fachkr%C3%A4ftel%C3%BCcken.pdf
          2 https://caritas-dienstgeber.de/fileadmin/Faktenblaetter/Regionen_West/Examinierte-Pflegefachkraft-Altenhilfe-P7-2022-Regionen-West.pdf
4         3 https://caritas-dienstgeber.de/fileadmin/Faktenblaetter/Regionen_West/Erzieher-Caritas-S8a-2022-Regionen-West.pdf
Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

            „Von meinem Beruf kann ich sehr gut leben”
                Barbara Rückerl arbeitet seit über vierzig Jahren in der Pflege

Herr B. strahlt über das ganze Gesicht als Barbara Rückerl sein Patientenzimmer auf der Station M 4 im St. Theresien-
Krankenhaus in Nürnberg betritt, um seine Infusion zu kontrollieren. „Liebe Frau Rückerl, da sind Sie ja wieder!“
Und Barbara Rückerl strahlt zurück: „Ich habe doch gesagt, ich schaue nach Ihnen“, erwidert sie lächelnd und fühlt
auch gleich noch seinen Puls. Herr B. ist frisch am Bein operiert und soll nun auf eine andere Station verlegt wer-
den. Das hat er jedoch energisch abgelehnt. „Ich verlasse doch meine Frau Rückerl nicht“, meint er schmunzelnd,
„in ihren Händen fühle ich mich abso-
lut wohl. Sie versteht eben ihren Be-
ruf und deswegen will ich unbedingt
hier auf Station bleiben. So etwas
findet man heute nicht mehr oft.“

    Wie viele solch zufriedener Pati-
entinnen und Patienten Barbara Rü-
ckerl in ihrem nunmehr 41-jährigen
Berufsleben versorgt hat, vermag sie
nicht zu sagen. Es sollen aber noch
einige hinzukommen, denn ans Auf-
hören denkt die 56-jährige Stations-
leitung noch lange nicht.

   Zum Interview treffen wir uns im
Pausenraum. Ungestört sind wir dort
nicht, denn alle paar Minuten schauen
Kolleginnen hinein mit Fragen oder
Anliegen. Geduldig und gut gelaunt            Als Stationsleitung ist Barbara Rückerl die erste Ansprechperson auf der Station:
                                              Gute Organisation, klare Kommunikation und die Fähigkeit konzentriert
wird alles geregelt.                          und gelassen zu bleiben, gehören zum Job dazu.

Barbara, auch nach über vierzig         Krankenpflege machen, heute ab                 Ja, wir können nicht ohne einan-
Jahren scheint dir die Arbeit noch      16. Ehrlich gesagt finde ich es bes-        der sein (lacht). Angefangen haben
viel Spaß zu machen, erzähl mal!        ser, wenn die Auszubildenden älter          wir mal zusammen auf der Wochen-
                                        sind, für 16-jährige gelten so viele        station, dann haben wir u. a. die
    Ja, weil ich den Anspruch habe,     Arbeitsschutzbestimmungen, die              Sprechstundenorganisation aufge-
meine Arbeit gut zu machen. Das         können gar nicht viel machen.               baut und ein Ambulantes OP-Zent-
ist mein Antrieb. Als Stationsleitung                                               rum zum Laufen gebracht. Und jetzt
kann ich dabei selbst den Standard      Du hast während der Ausbildung              sind wir alle hier auf der Station
für mein gesamtes Team setzen. Wir      hier im Wohnheim gewohnt, da                M 4, einer sogenannten „Kurzlieger-
Kolleginnen und Kollegen haben          war der Weg zur Arbeit kurz.                station“ für die zwischenzeitliche
eine private Chat-Gruppe die heißt                                                  Versorgung von Patientinnen und
„Best of “ – das sagt doch schon al-       Wir hatten da eine tolle Gemein-         Patienten, bevor diese auf eine an-
les, oder? Wir motivieren uns ge-       schaft und wurden von der Gruppe            dere Station wechseln oder wieder
genseitig.                              getragen. Das habe ich ins Arbeits-         nach Hause gehen.
                                        leben übernommen. Mein Team ist
Du bist schon lange dabei, wie hat      mir unheimlich wichtig, zusammen            Das klingt nach viel Abwechslung …
sich der Pflegeberuf verändert?         kommen wir auch durch schwierige
                                        Zeiten.                                        Ja, das ist es auch und das ist das
   Wir hatten in der Ausbildung                                                     wirklich Reizvolle an unserem Be-
nicht so hohe Anforderungen, für        Du hast schon verschiedenste                ruf. Es gibt so viele Fachabteilungen
uns war es leichter. Und wir waren      Funktionen und Aufgaben gehabt              und Bereiche hier im Krankenhaus
auch älter, damals durfte man erst      und deine Kolleginnen sind immer            – wer da nichts Passendes findet,
ab 18 Jahren eine Ausbildung in der     mit dir gegangen ...                        dem ist nicht zu helfen.

mitgehen 33 | November 2022                                                                                                  5
Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

Du hast dich auch immer fortge-          zierte Kräfte sind, nicht alle können
bildet.                                  alles. Ich hoffe sehr, dass sich das
                                         wieder ändert.
    Vor allem wollte ich schon immer
Verantwortung übernehmen. Des-           Man liest ja immer wieder, dass
halb habe ich schon 1993 meinen          die Bezahlung ein Grund ist für den
Stationsleitungskurs gemacht. Ich        mangelnden Nachwuchs im Pflege-
habe den Ehrgeiz mitzugestalten.         bereich.
Dann wird man auch in Entschei-
dungen mit einbezogen und läuft              Ich konnte von meinem Beruf
nicht einfach nur so mit. Erst vor ein   immer gut leben. Das ist mir auch
paar Tagen konnte ich meine Vor-         sehr wichtig. Auch nach der Geburt
stellungen bei einem Bauvorhaben         meiner drei Kinder bin ich jeweils
einbringen. Da profitiere ich davon      nach kurzer Zeit in den Dienst zu-
und die Klinik auch.                     rück. Das macht sich übrigens auch
                                         beim Blick auf meinen Rentenbe-
   Und beim medizinischen Fort-          scheid bemerkbar. Heute sind die
schritt muss man natürlich auch          Kinder erwachsen und ich bin zeit-
                                                                                         Barbara Rückerl begann nach
mithalten. Fachlich ist der Pflege-      lich so flexibel, dass ich mich regel-          ihrem Schulabschluss zunächst
beruf inzwischen sehr anspruchs-         mäßig für die Rufbereitschaft melde.            eine hauswirtschaftliche Lehre
voll. Die Patientinnen und Pati-         Da gibt es ordentliche Zulagen. Und             im St. Theresien-Krankenhaus be-
enten werden immer älter, haben          wir haben attraktive Sozialleistun-             vor sie in die Krankenpflegeschule
schon Vorerkrankungen, nehmen            gen wie zum Beispiel eine günstige              wechselte. Ihre Cousine, die eben-
viele Medikamente. Aber die Be-          Krankenzusatzversicherung.                      falls noch immer in der Klinik tätig
handlungsmöglichkeiten werden                                                            ist, hatte sie damals für die Ausbil-
                                                                                         dung begeistert. Die Jahre in der
immer besser. Früher konnte man          Aber macht nicht gerade dieses
                                                                                         Hauswirtschaft haben ihr nach eige-
sich auf einer Station auf ein Fach-     dauernde Einspringen auch am Wo-                nen Angaben nicht geschadet, noch
gebiet spezialisieren, aber aufgrund     chenende den Beruf so unattraktiv?              heute greift sie gerne auf das da-
des Personalmangels geht das nicht                                                       mals Gelernte aus Küche, Bäckerei,
mehr, wir müssen überall einsprin-         Es ist ein Unterschied, ob ich                Wäscherei oder Nähzimmer zurück.
gen können. Auch wenn wir qualifi-       mich freiwillig nach meinen zeitli-
                                               chen Möglichkeiten für die
                                               Rufbereitschaft eintrage oder
                                               ob ich ungewollt Lücken              Wenn du am Schluss noch einmal
                                               stopfen muss. Davon müssen           für deinen Beruf werben solltest,
                                               wir wegkommen.                       was gefällt dir am besten?

                                                Wie ist es in der Zusammen-            Du weißt einfach nicht, was dich
                                                arbeit mit den Ärztinnen und        heute wieder erwartet. Das macht
                                                Ärzten? Wirst du da auch auf        die Arbeit abwechslungsreich und
                                                Augenhöhe gesehen?                  spannend. Es gibt so viele nette und
                                                                                    dankbare Patientinnen und Patien-
                                                   Nicht bei allen – da gibt es     ten, man lernt interessante Menschen
                                                noch genug vom alten Schlag.        kennen mit unglaublichen Lebens-
                                                Aber die Jüngeren sind durch-       geschichten. Und man hat sehr liebe
                                                aus dankbar für den Rat einer       Kolleginnen und Kollegen, mit denen
                                                erfahrenen Pflegekraft und da       man trotz der zurzeit nicht einfachen
                                                arbeitet man dann auch auf          Situation auch viel Spaß haben kann.
                                                einer anderen Ebene zusam-
                                                men. Ich muss ja auch nicht                Das Interview führte Anja Müller,
                                                mit jedem per „Du“ sein, das        Leiterin Unternehmenskommunikation
                                                stört mich nicht.                   am St. Theresien-Krankenhaus Nürnberg

                                               Allein schon der Satz „Ich schaue nachher noch einmal nach Ihnen“ sorgt dafür,
                                               dass sich die Patienten gut aufgehoben fühlen, meint Barbara Rückerl und findet
                                               dann auch Zeit für ein kurzes Gespräch am Patientenbett.

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Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
Sozialarbeiterin, Krisenmanagerin
und Deutschlehrerin
Zwei Schwestern berichten von Beruf und Berufung in der Flüchtlingshilfe

Seit März 2022 herrscht Krieg in            Leider zeigte sich
der Ukraine und hat viele Men-           im Laufe der Som-
schen zur Flucht aus ihrer Heimat        merferien, dass das
gezwungen. Schon davor kamen             Zusammenleben
viele Menschen aus unterschied-          in relativ beengten
lichen Ländern nach Deutschland          Verhältnissen auf
auf der Suche nach Schutz vor            Dauer auch Schwie-
Krieg, Extremismus, Verfolgung           rigkeiten mit sich
und einem besseren Leben. Unsere         bringt und so muss-
Ordensgründerin, die selige Mut-         ten einige Flüchtlin-
ter Alfons Maria, sah es immer als       ge auch wieder aus-
Aufgabe an, auf die drängendsten         ziehen oder haben
Probleme der Zeit zu antworten           uns verlassen. Seit
und Menschen in Not beizustehen.         Ende      September
Ich habe mich mit Sr. Erika Her-         wohnen nun noch
zog in Bamberg und Sr. Lucella           zwei Frauen mit je      Gemeinsames Essen mit Sr. Erika
Maria Werkstetter in München un-         einem Kind bei uns.
terhalten, wie ihr Engagement für
die Flüchtlinge – nicht nur aus der      Wie sieht dein Engagement für die        und besonders die persönliche Be-
Ukraine – aussieht.                      Flüchtlinge aus?                         gegnung für ihn eine wichtige Hilfe
                                                                                  ist. Nun heißt es Warten, wie es für
Wie viele ukrainische Flüchtlinge            Sr. Lucella Maria: Zuerst habe       ihn weitergehen kann.
wohnen aktuell bei euch?                 ich hauptsächlich bei der Erstauf-
                                         nahme von ukrainischen Flüchtlin-        Was war/ist schwierig?
   Sr. Erika: Am 29. März 2022 fan-      gen mit den Münchener Freiwilligen
den elf Flüchtlinge bei uns in Bam-      an fünf Orten gearbeitet, dann am            Sr. Erika: Zunächst war die
berg im Heinrichsdamm ein neues          Infopoint der Caritas am Haupt-          sprachliche Verständigung die größ-
Zuhause. Es waren vier Frauen mit        bahnhof. Außerdem halte ich in der       te Herausforderung, wobei mir die
Kindern und dazu zwei Jugendliche        Pfarrei St. Benno Deutschstunden in      Übersetzungs-App im Handy sehr
ohne Familienanschluss. Die gesam-       zwei Gruppen für vier ukrainische        hilfreich war. Daneben gab es vielfäl-
te Gruppe fühlte sich an wie eine        Jungen aus Kiew. Sie und ihre Müt-       tige Formalitäten zu erledigen, um
Großfamilie, die froh und dankbar        ter wünschen ausdrücklich, dass ich      für die Flüchtlinge Kontakte zum
ist, bei uns in Sicherheit und Frieden   diesen Unterricht auch während des       Caritasverband, zur Stadt Bamberg
leben zu können.                         neuen Schuljahres fortsetze.             und dem Job-Center herzustellen,
                                                                                  bzw. bei der Suche eines Kindergar-
   Auch wenn eine sprachliche               Deutschunterricht habe ich seit       tenplatzes behilflich zu sein und vie-
Verständigung sehr schwierig war,        Februar in der Pfarrei auch Kamal        les mehr. Eine besondere Herausfor-
fanden unsere neuen Mitbewohne-          (26 Jahre), Jeside aus dem Nord-         derung für mich war die notwendige
rinnen sehr schnell guten Zugang         Irak, gegeben. Er war bis Mai im Kir-    Kündigung einer Familie.
zu den Schwestern und ließen durch       chenasyl und musste im September
Mimik und Gestik spüren, dass sie        zur Anhörung nach Bamberg. Ihn               Sr.   Lucella   Maria: Während
sich bei uns wohl und angenommen         habe ich auch zu „Ärzte der Welt“        der Sommerferien habe ich auch
fühlen. Mit großer Aufmerksamkeit        und zur Rechtsberatung begleitet so-     im Herz-Jesu-Kloster für vier Jun-
und Hilfsbereitschaft zeigen sie sich    wie bei Bedarf zum Einkaufen. Seine      gen und deren Mütter aus Charkiw
dafür immer wieder neu erkenntlich       Psychotherapeutin betonte wieder-        Deutsch angeboten. Ein kleiner Junge
und helfen gerne auch mal bei der        holt, dass wir ein gutes Team sind.      leidet an psychosozialen Problemen,
Gartenarbeit.                            Er hat mir oft gesagt, dass das alles    so dass ich zuletzt allein mit ihm

mitgehen 33 | November 2022                                                                                           7
Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

und seiner Mutter Deutsch lernte.               Was war der schönste Moment?               als Sozialarbeiterin für Flüchtlinge.
Das ging zunehmend besser und er                                                           Warum ist für euch Ordensschwes-
konnte zeigen, was ihm möglich ist.                Sr. Erika: Als sich herumgespro-        ter der schönste "Beruf"?
Die Kinder sind jetzt in Deutschland            chen hat, dass die Niederbronner
schulpflichtig und haben auch Uk-               Schwestern am Heinrichsdamm                   Sr. Erika: Weil ich mich dazu be-
rainische Schule im Online-Dienst.              Flüchtlinge aufnehmen, meldeten            rufen fühle und Freude daran habe,
Darum setzen wir zunächst meinen                sich viele „ehemalige Kindergar-           in einer Ordensgemeinschaft mit
Deutschunterricht aus. Dazwischen               tenkinder“ aus dem Kindergarten            Gleichgesinnten für Gott und die
war und bin ich auch mit Fragen                 St. Elisabeth, dessen Leitung ich          Menschen da zu sein!
konfrontiert, die sich aus der recht-           von 1967-1992 hatte. Inzwischen
lichen Lage der Flüchtlinge ergeben             sind die damaligen Kinder gestan-             Sr. Lucella Maria: Dieser Beruf
- auch während meinem Urlaub.                   dene Männer und Frauen, die mir            bringt mich in der Nachfolge Jesu,
                                                mit vielfältigen Hilfeleistungen tat-      auf den Spuren unserer Gründerin
                                                kräftig zur Seite standen; angefan-        persönlich und als Gemeinschaft
                                                gen von Zimmer tünchen, Möbel              Tag für Tag in Beziehung mit Gott,
                                                schleppen bis hin zur Installation         mit Menschen nah und fern, in be-
                                                eines Internetzugangs über W-LAN.          sonderer Aufmerksamkeit für Arme
                                                                                           und für die Schöpfung.
                                                   Ein besonders schöner Moment
                                                war für mich auch das Gartenfest,          Was ist euer größter Wunsch für
                                                das wir Schwestern zusammen mit            die Situation der Geflüchteten?
                                                unseren Flüchtlingen bei guter,
                                                fröhlicher Stimmung feierten. Un-              Sr. Erika: Zunächst wünsche ich
                                                sere Bewohnerinnen erfreuten uns           mir für die Flüchtlinge, dass sie sich
                                                dabei neben ukrainischen Speziali-         bei uns wohl und geborgen fühlen
                                                täten auch mit schwungvollen Lie-          und die schwierige Zeit, getrennt
                                                dern und Gesängen.                         von ihren Familien, psychisch
                                                                                           und physisch gut verkraften und
                                                   Sr. Lucella Maria: Kamal sagt,          durchstehen können. Mein größter
                                                dass Pfarrer Ludwig, mehrere Leute         Wunsch ist, dass der Krieg ein Ende
                                                in unserer Pfarrei und ich das leben,      nimmt, unsere Bewohnerinnen bald
                                                was Jesus entspricht. Das hat mich         in ihre Häuser und Wohnungen zu-
                                                sehr berührt.                              rückkehren und wieder in Frieden
                                                                                           mit ihren Familien zusammenleben
                                                Mit welchen Berufsbildern wür-             können.
                                                det ihr euer Engagement für die
                                                Familien/Flüchtlinge beschreiben?              Sr. Lucella Maria: Diesen Wün-
                                                                                           schen von Sr. Erika schließe ich
                                                   Sr. Erika: Krisenmanagerin und          mich voll und ganz an. Für Kamal
                                                Sozialarbeiterin                           wünsche ich, dass er in Deutschland,
                                                                                           ja in München bleiben darf, wo be-
                                                   Sr. Lucella Maria: Ich erlebe           reits mehrere seiner Geschwister
                                                mich als Deutschlehrerin, Sozial-          und Verwandte gut integriert leben.
                                                arbeiterin und Therapeutin. Für un-        Das wäre nicht nur das Beste für
                                                sere Kontakt-Flüchtlinge in unserer        ihn selbst, sondern er wäre auch ein
                                                Pfarrei bin ich Ordensschwester, an        wertvoller Gewinn für unser Land.
                                                die man Fragen stellen kann.
                                                                                           Danke für eure Offenheit und euer
                                                Ihr wart im Laufe eines langen Be-         Engagement!
                                                rufslebens in unterschiedlichsten Be-
                                                reichen tätig: Sr. Erika als Erzieherin,        Das Gespräch führte Sr. Sara Thiel
                                                Kindergartenleiterin, Hausleitung
                                                im Herz-Jesu-Kloster, Empfangsda-
                                                me und Mesnerin im Exerzitienhaus
Bild oben: Zeit für eine kleine Unterhaltung.
Bild Mitte: Bei der gemeinsamen Garten-
                                                Schloss Fürstenried; Sr. Lucella als
arbeit packen alle mit an.                      Lehrerin, Verantwortliche im in-
Bild unten: Selfie mit Kamal und                ternationalen Bereich unserer Or-
Sr. Lucella                                     densgemeinschaft und jetzt beide

8
Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
Geselliger Pizza-Abend
stärkt die Gemeinschaft

Irgendwie lag es in der Luft, es fehl-   Tische und Bänke
te etwas. Während der zwei Coro-         wurden aufgebaut,
na-Jahre, geprägt von Hektik und         der Kühlschrank
Ungewissheit, ist etwas zu kurz          großzügig befüllt
gekommen. Diese Prüfung, auf die         und auf Selbstbedie-
keiner vorbereitet war, barg eine        nung ausgerichtet.
Menge an neuen ungeahnten Her-           Damit diesmal auch
ausforderungen in sich. Es wurde         die Kollegen der Kü-
viel Kraft, Mut, Geduld, Verständ-       che uneingeschränkt
nis, Disziplin, Zuversicht und Gott-     teilnehmen konnten,
vertrauen abverlangt. Doch irgend-       wurde auf jeglichen    Geselliges Miteinander der Mitarbeiter und Schwestern
wie ist nun auch die Zeit gekommen,      Kücheneinsatz ver-     beim gemeinsamen Pizza-Abend im Kloster Bühl
wo wir, um diese Erfahrung reicher,      zichtet und einfach    Foto: Doris Siekmeier
stolz und zufrieden auf die bewäl-       Pizza bestellt.
tigten Aufgaben zurückblicken kön-
nen. Dies sollte auch die Gelegen-      Aus allen Klosterecken kamen               Der Pizzabote wird sich noch lan-
heit sein, etwas nachzuholen, was    die Gäste des Abends pünktlich um         ge an den tosenden Applaus erinnern,
während der Pandemie viel zu kurz    17:30 Uhr mit eigenem Geschirr            mit dem er bei jeder neuen Anliefe-
gekommen ist: Geselligkeit und ein   und nahmen ihre Plätze ein. In ihrer      rung begrüßt wurde. Die Organisa-
frohes Miteinander, menschliches     Ansprache erzählte Carmen Hen-            toren hatten eine schmackhafte Aus-
Miteinander am Arbeitsplatz.         nemann, wie die Idee – nach der           wahl getroffen. Es war für jeden etwas
                                     schweren Corona-Zeit etwas ganz           dabei und es hat allen geschmeckt.
    Diese Gedanken beschäftigten Besonderes zu organisieren – ent-             Aus der Musikbox klangen Ohrwür-
Verwaltungsleiterin Carmen Henne- standen ist; wie die vergangene Zeit         mer verschiedener Generationen. Es
mann, als sie mit einem ungewöhn- nicht ohne Spuren blieb, wie viele           wurde getanzt – das klappt sogar im
lichen Anliegen der Mitarbeiter im Opfer gebracht wurden, unser We-            Rollstuhl – und viel gelacht. Die weni-
Gästehaus konfrontiert wurde. „Wa- sen veränderte, man hin und wieder          ger Rüstigen nahmen vom Balkon der
rum nicht statt der üblichen Auftei- auch dünnhäutiger wurde und nun           Pflege aus an der gemeinsamen Feier
lung der Trinkgelder,                                  endlich die Zeit        teil. Ankommende Hausgäste wurden
mit diesem Betrag                                      gemeinsamer             von der Stimmung überrascht, schau-
etwas für unsere           Geselligkeit und            Freude gekom-           ten aber gern vorbei oder setzen sich
Schwestern im Haus frohes Miteinander an               men war.                spontan mit dazu.
organisieren?!“, lau-
tete der Vorschlag.      einem einzigartigen              Der anschlie-           Obwohl sich nach und nach eini-
Die Idee klang gut!          Arbeitsplatz.             ßende    Wortgot-       ge der Müderen zurückzogen, ging
Aber warum dann                                        tesdienst stand im      der Abend für die meisten noch weit
nicht auch gleich                                      Zeichen des Dan-        über die geplante Zeit. Es ist einer
die gesamte Klos-                                      kes. Pater Alex         dieser besonderen Augenblicke zum
tergemeinde und alle Mitarbeiter Lefrank SJ sprach mit einfühlsamen            Festhalten, die kein Ende nehmen
des Gästehauses, der Pflege und des Worten die Leistung jeder Kloster-         wollen. Für viele der anwesenden
Kindergartens miteinbeziehen? Das abteilung an, jeden Mitarbeiter und          Mitarbeiter war und ist es eine Ge-
wäre doch perfekt! Gedacht, gesagt, jedes Mitglied der Klostergemein-          wissheit: Kloster Maria Hilf ist ein
getan: Die Einladung wurde sodann de und verband dies mit dem Dank             ganz besonderer Arbeitsplatz für
rasch in diesem Sinne formuliert an Gottes Fürsorge, den Dank für              die „besten Berufe der Welt“!
und von allen Beteiligten dankbar einen soliden Arbeitsplatz und für
angenommen.                          ein frohes Miteinander. Mit schönen                     Text: Jean-Pierre Gillardin,
                                     Gesängen hatte er gemeinsam mit                            Kloster Maria Hilf, Bühl
    Bei sommerlichen Tempera- Sr. Ancilla-Maria die frohe Zeremo-
turen Ende August fand dann die nie geplant, die anschließend in die
ersehnte Party im Innenhof statt. Festlichkeit überging.

mitgehen 33 | November 2022                                                                                             9
Mitgehen - gTrägergesellschaft mbH
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

„Direktor, der beste Beruf der Welt, zumindest für mich!”
In diesen schwierigen Zeiten, in         und so einen kleinen Hilfsbeitrag      Anerkennung, für das, was unser
denen Krieg, Pandemie, aber auch         in dieser bedrückenden Gesamt-         Mittelschulteam in den letzten Jah-
Angst und Ohnmacht über unser Eu-        situation leisten.                     ren geleistet hat.
ropa kommen, ist es für mich sehr
schön, dass ich für diesen Artikel auf      Die Worte aus dem Hochgebet            Somit ist mein großartiges Team,
das Gute in meinem wunderschönen         für die Wochentage „Unser Lobpreis     von denen ich beinahe alle ausge-
Beruf schauen darf. Denn obwohl          kann DEINE Größe nicht mehren,         sucht habe, auch ein wesentlicher
die letzten beiden Schuljahre sehr       doch uns schenkt er Segen und Heil“    Grund, warum diese Aufgabe hier
anstrengend waren, blicke ich doch       erlebe ich immer wieder ganz un-       für mich der beste Job der Welt ist.
voll Freude und Dankbarkeit auf die      mittelbar. Umso schöner ist es, dass
ersten zehn Jahre meiner Direkto-        wir auch zwischendurch in unserer               Alexander Schreibmaier, BEd
rentätigkeit im Bildungszentrum          wunderschönen Klosterkirche ein                Direktor der Mittelschule und
Kenyongasse in Wien zurück.              wenig zur Ruhe kommen dürfen und        Fachmittelschule im Bildungszentrum
                                         dass wir die Gebete der Schwestern                        Kenyongasse, Wien
    Täglich kommen ganz unter-           und die Unterstützung durch unsere
schiedliche Menschen in mein Büro,       Verwaltung und die Geschäftsleitung
Kinder erwarten sich Hilfe, Lehr-        so wirksam spüren können. Auch ist
kräfte bitten um eine Entscheidung       die tagtägliche Zusammenarbeit mit
oder einen Rat und viele Eltern          den Hausangestellten im Bil-
suchen nach einem guten Ausbil-          dungszentrum Kenyongasse
dungsplatz für ihr Kind. Viele gehen     außergewöhnlich gut, sodass
glücklicher weg, als sie gekommen        es eine Freude ist, in diesem
sind und nicht nur dadurch be-           Haus zu arbeiten.
kommt meine Tätigkeit einen Sinn.
Ich freue mich auch, wenn draußen            Ein weiterer Grund, wa-
viele Menschen gut über unsere           rum mir mein Beruf so gut
Schule sprechen und so indirekt für      gefällt, ist die Möglichkeit
uns zu Werbeträger*innen werden.         innovativ zu sein und Visio-
Vor allem dadurch haben wir in den       nen umzusetzen. In den letz-
letzten Jahren die Schüler*innenzah-     ten zehn Jahren haben wir
len verdoppeln können und viel jun-      sehr auf individuelles Tempo
ge Lehrkräfte in unser Haus holen        beim Lernen und das „Stär-
können, die hier gerne arbeiten und      ken von persönlichen Stärken
auch hier bleiben wollen. Die gute       und Interessen“ gesetzt. Da-
Grundstimmung bei unseren Eltern,        bei haben wir auf iPads und
Kindern und im Lehrer*innenteam          moderne Unterrichtsformen
bestärkt mich weiterzumachen,            gebaut. Inzwischen haben
auch wenn es mal wieder schwer ist.      alle Kinder ein eigenes iPad
In diesem Zusammenhang und im            und die Lehrkräfte nutzen
Wechsel zwischen Herausforderung         in umfassendem Maße Bil-
und großer Dankbarkeit passt wahr-       dungs-Apps aus dem App
scheinlich der Spruch über meinem        Store, digitale Bücher und
Ausgang besonders gut, auf dem           andere digitale Ressour-
steht. "Ich will dich segnen und du      cen in ihrem Lehrplan, um
sollst ein Segen sein".                  neue Lernmöglichkeiten zu
                                         schaffen. Das Führungsteam
    Neben den „normalen“ Aufgaben        und die Lehrkräfte verfügen
zu Schulbeginn musste ich in den         über hohe Kompetenz beim
letzten zwei Jahren viele Testungen,     Verwenden von digitalen Medien
Erlässe und kurzfristige Änderungen      und Programmen und wir sind da-
kommunizieren, aber auch zusätzli-       her vor kurzem zur „Apple Distin-
che Schulplätze für ankommende           guished School“ geworden. Diesen
Geflüchtete ermöglichen. Wir konn-       Titel haben nur etwa 500 Schulen
ten Geld und Sachspenden sammeln         weltweit und es ist eine großartige

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Schülerinnen der BAfEP im Klostergarten des Bildungszentrum Kenyongasse

               Traumberuf in der Elementarpädagogik
Traumberuf. Ein wunderschönes Wort, wenn man ein-                 Auch in unserer Berufspraxis entwickeln wir uns
mal darüber nachdenkt. Für jeden Menschen hat es               weiter. Wir organisieren, praktizieren und reflektieren.
eine andere Bedeutung und es lässt bei uns allen ver-          Daher gehen wir auch reifer und stärker aus dieser Schu-
schiedene Bilder im Kopf entstehen. Aber gibt es jetzt         le heraus als manch andere. Der Spaß kommt aber na-
eigentlich den einen „wahren“ Traumberuf? Einen, der           türlich auch nicht zu kurz, denn es gibt in jeder Stunde
über allen steht, so wie der König über den Bauern beim        etwas zu schmunzeln. In unseren Klassen herrscht meist
Schach? Nein. Aber unser Traumberuf, unsere Ausbil-            ein ziemlich besonderes Klima. Denn gerade weil unse-
dung zum Elementarpädagogen und zur Elementarpäd-              re Stundenpläne manchmal etwas länger sind, wachsen
agogin kommt schon ziemlich nah daran heran.                   wir meist als Klasse und als Gruppe enger zusammen
                                                               und helfen uns gegenseitig, wo es nur geht. Tests, Schul-
Warum ist das unser Traumberuf?                                arbeiten und Prüfungen spielen auch eine große Rolle.
                                                               Aber wenn man denkt, es sei nicht zu schaffen, liegt man
   Wir sind vielleicht die zukünftigen Pädagoginnen            eindeutig falsch. Wir rufen uns dann in Erinnerung, wo-
und Pädagogen der Kinder im Kindergarten, in der               für wir es eigentlich alles machen. Kinder sind unsere
Krippe oder auch im Hort. Vielleicht arbeiten wir              Zukunft, die nächste her-
auch in einem anderen sozialen Beruf, vielleicht aber          anwachsende Generation
auch nicht. Egal, wo es uns am Ende hin verschlägt,            auf dieser Erde. Sie sind
                                                                                                Wir organisieren,
wir sammeln hier, während unserer Ausbildung, Er-              die, die unsere Erde in          praktizieren und
fahrungen fürs Leben. Erfahrungen, die uns zeigen,             neuen Farben erstrahlen             reflektieren.
wie wichtig Verantwortung, Verständnis und auch                lassen können. Deswegen
Spontanität sein können. Vielseitigkeit zeichnet unse-         müssen wir sie respektie-
re Ausbildung aus. Sie ist abwechslungsreich und auch          ren, sie schätzen und sie
immer für eine Überraschung gut. So gibt es zum Bei-           auf alle mögliche Weisen unterstützen. Warum würden
spiel in einer Doppelstunde Pädagogik immer etwas              wir sonst tun, was wir tun, wenn wir wüssten, dass es
Neues zu lernen.                                               früher oder später zu nichts führt und keine Zukunft
                                                               hat? Deswegen haben wir uns für diese Ausbildung ent-
   >> Wussten Sie etwa, dass die Stimme eines 3-jähri-         schieden. Deswegen ist das unser Traumberuf.
gen Burschen lauter sein kann, als die von 100 Erwach-
senen in einem überfüllten Restaurant?                                                           Text: Helene Dragschitz,
(Keine Sorge, wir haben es vorher auch nicht gewusst.)             BAfEP-Schülerin im Bildungszentrum Kenyongasse, Wien

mitgehen 33 | November 2022                                                                                           11
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

Traumberufe an der Volksschule
Direktorin und Schüler:innen erzählen

„Was ist denn eigentlich dein                 man nur mit Herz machen sollte.                Während meiner Überlegungen
Traumjob, Frau Direktor?“, fragte             Einen Job kann man beim Verlassen          betritt ein Kind mein Büro und be-
mich ein Schüler, während er sein             des Bürogebäudes zurück lassen, ein        ginnt mit mir zu plaudern, es hat heute
Bild zu diesem Thema malte. „Ich              Beruf begleitet einen weiter in den        Geburtstag. Und da wird mir schlag-
wäre am allerliebsten Direktorin              Alltag, weil das Herz daran hängt.         artig klar, dass DAS genau das ist, was
einer Volksschule“. „Aber das bist                                                       ich möchte – Zeit mit den Kindern
du ja ohnehin!“, antwortete lachend               Ich muss zugeben, dass die um-         und für die Kinder zu haben, das lässt
ein Mädchen. Ich lachte auch, verab-          fassenden und ständig wachsenden           alles andere nebensächlich werden.
schiedete mich und ging nachdenk-             Verwaltungsarbeiten und die, beson-
lich zurück in mein Büro.                     ders während der Corona Pandemie,              Das Vertrauen und die Zunei-
                                              steigende Verantwortung mich doch          gung, welche Kinder uns schenken,
   Ich hatte ganz spontan und ohne            hin und wieder an meine Grenzen            ist das, was mich immer wieder moti-
nachzudenken geantwortet, doch                stoßen lassen – ist dies tatsächlich       viert. Ich kann aus meinen Schülerin-
die Frage beschäftigte mich noch              das, was ich wollte? Computerarbeit        nen und Schülern Kraft schöpfen. Sie
eine Zeit lang. Mir wird klar, dass           und immer präsent sein, sobald ein         sind der Grund, warum notwendige,
ich meine Tätigkeit nicht als Job be-         Problem sich aufdrängt? Immer so-          zum Teil auch unangenehme Arbeit
trachten kann, denn ich habe einen            fort eine Lösung für jedwede Her-          erträglich wird. Den uns anvertrauten
Beruf gewählt – eine Aufgabe, die             ausforderungen parat haben?                Kindern das Beste mitgeben zu kön-
                                                                                         nen, macht meine Arbeit sinnvoll.

                                                                                            Kinder eine Zeit lang auf ihrem
                                                                                         Weg zu begleiten, sie in ihrer Entwick-
                                                                                         lung zu unterstützen und zu stärken
                                                                                         und dort zu helfen, wo sie alleine nicht
                                                                                         weiterkommen, das ist es, was meinen
                                                                                         Beruf zum Traumberuf macht.

                                                                                            Die Tatsache, dass ich meinen
                                                                                         Traumberuf in unserem Haus, gemein-
                                                                                         sam mit gleichgesinnten Menschen,
                                                                                         einem großartigen Team und wun-
                                                                                         dervollen Kolleginnen und Kollegen
                                                                                         in der Leitungsrunde ausüben darf,
                                                                                         macht meinen Traumberuf perfekt!

                                                                                            Text: OSR Dipl.-Päd. Susanne Stangl,
                                                                                                   Direktorin der Volksschule im
Lehrerin Anna Edegger (links) und Direktorin Susanne Stangl (rechts) mit der Klasse 2d      Bildungszentrum Kenyongasse, Wien
                                                                                                    Foto: FOWATO, Walter Zarbl
Ich bin gerne Schüler, weil ...

12                      Lukas, Klasse 4                                                          Valerie, Klasse 3
Leuchtende Kinderaugen
sind eine wunderbare Motivation
Vielfältige Möglichkeiten in der Kinderpflege

Willkommen in der Berufsfachschule für Kinderpflege:            Gut ausgebil-
„Du magst Kinder, bist kreativ und zauberst jeden Tag        det verlassen sie
neue Spiele aus dem Ärmel? Du musizierst, bastelst,          nach zwei inten-
malst und kochst gerne? Du bist topfit und durch nichts      siven Lehrjahren
aus der Ruhe zu bringen? Dann bist du hier genau richtig!“   die Schule und
                                                             starten ins Berufs-
   Mit diesen Worten begrüßen wir – die Berufsfach-          leben, wo sie drin-
schule für Kinderpflege im Haus St. Marien – Interes-        gend gesucht und
sentinnen und Interessenten auf unserer Homepage             gebraucht werden.
und bringen damit sowohl die Herausforderungen als           Einige von ihnen
auch den besonderen Reiz dieses vielfältigen Berufes         nutzen ihren Abschluss auch als Sprungbrett für die Wei-
auf den Punkt.                                               terbildung zum/zur Erzieher:in, womit sie als Gruppen-
                                                             oder auch Einrichtungsleitung arbeiten können.
    Inzwischen ist es in den meisten Köpfen angekom-
men, dass Kindertagesstätten Bildungseinrichtungen              Wir bilden junge Menschen aus – für einen der bes-
sind, in denen spielerisch und mit allen Sinnen Wissen       ten Berufe der Welt. Zwar ist es leider nicht einer der
vermittelt wird. Dementsprechend breit werden un-            bestbezahltesten, aber ein Beruf, der erfüllt. Am Ende
sere Schüler:innen ausgebildet. Sie lernen die Inhalte       eines anstrengenden Arbeitstages weiß man, was man
des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans eben-          getan hat und für wen. Leuchtende Kinderaugen sind
so kennen, wie die Zubereitung gesunder Nahrungs-            eine wunderbare Motivation, jeden Morgen in die Ar-
mittel oder das achtsame Wickeln von Säuglingen und          beit zu gehen. Elementarpädagog:innen bilden unse-
Kleinkindern. Der Umgang mit Konflikten im Team              ren Nachwuchs und prägen damit die Zukunft. Es wäre
ist genauso Unterrichtsinhalt wie der richtige Umgang        schön, wenn die Bedeutung dieser wichtigen Arbeit fi-
mit Eltern von Kita-Kindern. Weiter geht es mit ma-          nanziell besser gewürdigt würde und auch mehr Män-
thematisch-naturwissenschaftlichen Inhalten, die sich        ner den Einstieg in die Arbeit in den Kitas wagten –
spielerisch auch schon den Kleinsten vermitteln lassen,      in einen der besten Berufe der Welt.
weiter über das Erzählen biblischer Geschichten bis hin
zur Projektarbeit. Und damit ist noch längst nicht alles          Nicole Schweiger, Schulleiterin der Berufsfachschule für
aufgezählt, was künftige Kinderpfleger:innen in ihrem                 Kinderpflege im Haus St. Marien, Neumarkt i.d.OPf.
Beruf benötigen und an der Berufsfachschule lernen.

Kinderzeichnungen
Kinder aus dem Kindergarten im Bildungszentrum
Kenyongasse malen zum Thema „Mein Traumberuf“

                  Paula 5 Jahre
         (Traumberuf Prinzessin)
                                                                                                    Anni, 5 ¾ Jahre
                                                                                                    (Traumberuf Polizistin)

mitgehen 33 | November 2022                                                                                             13
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

                     Mit Kindern die Welt entdecken
                     Das Team der Katholischen Kindertagesstätte Burg Wichtelstein
                     in Neumarkt stellt sich vor:

                                                         Irina Gottfried ist in Vollzeit als Berufspraktikantin bei den Gnomen im
                                                     Kindergarten in der Burg Wichtelstein tätig. Sie begleitet, fördert und unterstützt
                                                     täglich die drei- bis sechsjährigen Gnome mit Freude und Spaß im KiTa-Alltag.
                                                     Sie absolvierte zunächst die zweijährige Ausbildung zur Kinderpflegerin im Haus
                                                     St. Marien. Aktuell befindet sie sich im letzten Ausbildungsjahr zur Erzieherin
                                                     an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Rummelsberg. Die Ausbildung zur
                                                     Erzieherin im Anschluss an die Kinderpflegeausbildung dauert insgesamt weite-
Foto: Daniela Götz

                                                     re drei Jahre in Vollzeit. Sie sagt: „Ich sehe den Beruf nicht als Beruf an, sondern
                                                     als Berufung! Ich kann für mich auf jeden Fall sagen, dass ich meinen Traumberuf
                                                     gefunden habe und täglich mehr als 100% mit Kopf, Herz und Hand dabei bin!“

                             Kai Wagner befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr zum Kinderpfleger.
                          Er leistet aktuell sein zweites Praktikumsjahr bei den Trollen im Kindergarten
                          in der Burg Wichtelstein ab. Hierzu ist er einmal pro Woche vor Ort, um auch
                          Praxiserfahrung zu sammeln. Er übt mit den Kindern verschiedene Angebote
                          im kreativen, musischen, hauswirtschaftlichen Bereich uvm. und kann so, neben
                          den schulischen Inhalten, auch seine pädagogischen Erfahrungen weiter vertie-
                          fen und ausbauen. Die Ausbildung zum Kinderpfleger dauert zwei Jahre. Kai ab-
                          solviert diese im Haus St. Marien. Er sagt: „Ich will nach bestandener Prüfung

                                                                                                                                             Foto: privat
                          weiter im Kindergartenbereich arbeiten.“

                                                          Sophia Deß ist als Heilerziehungspflegehelferin bei den Gnomen im Kin-
                                                      dergarten in der Burg Wichtelstein tätig. Zeitgleich absolviert sie das dritte Aus-
                                                      bildungsjahr zur Heilerziehungspflegerin sowie zur Fachkraft in Kindertagesein-
                                                      richtungen. Sie hat im Wechsel eine Woche Schule und eine Woche Praktikum. Sie
                                                      unterstützt, betreut, begleitet und fördert die Kinder im Kindergartenalltag. Insbe-
                                                      sondere liegt ihr die Inklusion sehr am Herzen. Daher ist es ihr sehr wichtig, Kin-
                                                      der mit erhöhtem Förderbedarf (Verhaltensauffälligkeiten, Kinder mit seelischer,
                                                      geistiger oder körperlicher Behinderung) aktiv in den Alltag miteinzubeziehen
                                                      und zu integrieren. Ihre Ausbildungen absolviert sie an der Fachschule für Hei-
Foto: Daniela Götz

                                                      lerziehungspflegehilfe und Heilerziehungspflege in Ebenried. Sie sagt: „In diesem
                                                      Beruf kann ich etwas tun, um Menschen zu begleiten, die Unterstützung bedürfen.“

                             Nicole Misoch arbeitet als Assistenzkraft bei den Trollen im Kindergarten in
                          der Burg Wichtelstein. Die Ausbildung dauert „nur“ drei Monate, ist jedoch sehr
                          intensiv und enthält fast den gesamten Unterrichtsstoff der Kinderpflegeausbil-
                          dung sowie die Prüfung. Nicole unterstützt und fördert spielerisch die Trolle im
                          Kindergartenalltag. Ein Fingerspiel zum Morgenkreis oder spontan eine Geschich-
                          te erzählen; sie hat stets ein Ass im Ärmel. Sie übernimmt eigenständig Aufga-
                          ben einer Kinderpflegerin. So ist sie auf eigenen Wunsch unsere Vorschulexpertin
                          und bereitet die Vorschulkinder bestmöglichst in wöchentlichen Einheiten auf die
                                                                                                                                             Foto: Daniela Götz

                          Schule vor. Sie sagt: „Für mich persönlich war es die beste Chance, die ich als Mutter
                          hatte, ungelernt in diesen tollen Beruf einzusteigen.“

                     14
Das Team der Kinderkrippe und des Kindergartens
                          im Haus St. Marien in Neumarkt stellt sich vor:

                                            Erzieherin Anita
                                            Meyerhöfer
                                           … ist Gruppen-
                                           leitung der Son-                                                                                         SPS-Praktikantin Angelina Lunz
                                           nenscheingruppe                                                                                          … besucht zweimal die Woche die
                                           und Erzieherin im                                                                                        Seminare ihrer Berufsschule und ist
                                           Kindergarten Haus                                                                                        die restliche Woche bei uns in der
                                           St. Marien. Durch                                                                                        Kinderkrippe tätig. Sie ist zunächst
                                           ihre    langjährige                                                                                      Ansprechpartnerin für die Kinder
                                           Erfahrung als Er-                                                                                        und kümmert sich um eine Menge
                                           zieherin hat Anita                                                                                       an verschiedenen pädagogischen
                                           das passende Auge                                                                                        Angeboten und spielerischen Akti-
Foto: Daniela Zachmeier

                          für das Verhalten, Befinden sowie                                                                                         vitäten für die Kinder. Die Zusam-

                                                                                                                             Foto: Lorena Bajgora
                          den Entwicklungsstand der Kinder                                                                                          menarbeit mit den Kindern bereitet
                          und wendet altersgerechte Erzie-                                                                                          Angelina viel Freunde, sodass sie
                          hungspläne, pädagogische Methoden                                                                                         sich nun für eine Erzieherausbil-
                          und Förderungsmöglichkeiten für                                                                                           dung bei uns entschieden hat. Ange-
                          ihre Kinder an. Durch ihre liebevolle                                                                                     lina sagt: „Mein Beruf ist der beste der
                          Art wird sie sowohl von den Kindern      Lorena Bajgora, Duale Studentin                                                  Welt, weil ich von den Kindern sehr
                          als auch vom Team sehr geschätzt!        für Soziale Arbeit                                                               viel zurückbekom-
                          Anita sagt: „Kinder sind der größte      … ist im Wochenwechsel in den Be-                                                me, deshalb ist mein
                          Schatz, den wir haben – das darf         reichen der Kinderkrippe, des Kin-                                               Beruf keine Arbeit
                          ich seit vielen Jahren täglich aufs      dergartens und der Verwaltung tä-                                                für mich, sondern
                          Neue erleben, darum könnte ich mir       tig. In den anderen Wochen besucht                                               meine „Berufung“,
                          keinen schöneren Beruf vorstellen."      sie die Universität in Nürnberg und                                              die mir jeden Tag
                                                                   lernt dort einiges an Fachwissen in                                              viel Freude und tolle
                                                                   vielen verschiedenen Bereichen der                                               Momente bereitet.“    Foto: Daniela Götz
                          Kinderpflegerin Kristina Junker          Pädagogik, welches sie direkt bei uns
                          … ist eine unserer vielen wunder-        in der Praxis umsetzt. Nach 3,5 Jah-
                          baren Kinderpflegerinnen, die in         ren erreicht sie den Abschluss einer
                          unserer Einrichtung tätig sind. Ihre     staatlich anerkannten Sozialpädago-
                          Aufgaben umfassen Versorgungs-           gin. Lorena sagt: „Mein Beruf ist der
                          aufgaben, erzieherische Tätigkeiten,     schönste der Welt, weil ich es liebe,
                          pflegerische Aufgaben und die Un-        Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu                                               Assistenzkraft Tanja Distler
                          terstützung des kindlichen Spiels.       zaubern und ihnen beim Großwerden                                                … übernimmt in unserer Einrich-
                          Basteln, malen, singen sind feste Be-    zuzusehen.“                                                                      tung die Aufgaben einer pädagogi-
                          standteile ihres Berufsfeldes, in wel-                                                                                    schen Assistenzkraft. So begleitet sie
                          ches sie viel Liebe und Leidenschaft                                                                                      die Kinder im Tagesablauf beim An-
                          hineinsteckt. Aber auch                                                                                                   kommen, beim Essen und Schlafen.
                          die Hilfe bei der Körper-                                                                                                 Aber auch die Pädagogische Arbeit
                          pflege von Säuglingen                                                                                                     wird vielseitig unterstützt: bei Pro-
                          und Kleinkindern gehört                                                                                                   jekten, beim Vorlesen, im Freispiel,
                          zu Kristinas Aufgaben.                                                                                                    als auch bei der Organisation des
                          Kristina sagt: „Mein Beruf                                                                                                Alltags. Tanja sagt: „Mein Beruf ist
                          ist der schönste der Welt,                                                                                                          der schönste der Welt, weil
                                                                                Foto: Kristina Junker

                          da ich den Kindern jeden                                                                                                            ich mir nichts Schöneres
                          Tag etwas Neues zeigen                                                                                                              vorstellen kann, als mit den
                          kann und mit ihnen viele                                                                                                            Kindern zu arbeiten.“
                          tolle Dinge erlebe, so ent-
                          decke ich die Welt immer                                                                                                                    ▶ Fortsetzung S. 16
                                                                                                        Foto: Daniela Götz

                          wieder neu.“

                          mitgehen 33 | November 2022                                                                                                                                          15
Schwerpunktthema „Die besten Berufe der Welt!?“

Verwaltungskraft Daniela Götz
… übernimmt in unserer Einrich-
tung alle relevanten Büro- und
Verwaltungsarbeiten. Sie kümmert
sich sorgfältig um alle Formulare,
Abrechnungen und anstehenden
Verwaltungsaufgaben der Kin-
derkrippe, des Kindergartens und                                                                                        Hauswirtschaftskraft
der Burg Wichtelstein. Daniela                                                                                          Elke Schmid
kennt sich in ihrem Bereich bestens                                                                                     … unterstützt unsere Ein-

                                                                        Foto: Sandra Knott
aus und stellt somit eine großarti-                                                                                     richtung in allen Fragen
ge Unterstützung für das gesam-                                                                                         rund um die Versorgung
te Team dar! Daniela sagt: „Mein                                                                                        und Verpflegung. Sie
Beruf ist der beste der Welt, denn                                                                                      übernimmt die fachge-
Büroarbeit ist für mich nicht gleich                                                                                    rechte Verpflegung, die
Büroarbeit. Mir ist es                                                                                                  sachgerechte Haus- und
besonders wichtig, wer                                                                                       Textilreinigung und sorgt dafür, dass
oder was dahintersteckt.                                                                                     unsere Krippenkinder jeden Tag
Kinder sind für mich et-                                                                                     frisches Essen serviert bekommen.
was Besonderes und mit                                                                                       Auch ist sie in den Gruppen eine
meiner Arbeit darf ich                                                                                       helfende Hand und unterstützt un-
den Bereich der Kitas                                                                                        sere Erzieherinnen und Kinderpfle-
unterstützen und das ist                                                                                     gerinnen während der Mahlzeiten
                                                  Foto: Daniela Götz

das Wertvolle daran.“                                                                                        mit den Kindern. Elke sagt: „Mein
                                                                                                             Beruf ist der schönste der Welt, weil
                                                                                                             ich mit vielen Kindern zusammen-
                                                                                                             komme und ich ihnen helfen kann.“

„Präventions-Beauftragte?
– Wofür haben Sie denn da einen Auftrag?”
Ja, es ist dieser Auftrag, der meinen Beruf zu einem                   meint auch gut auf mich, meine Grenzen, meinen Schutz
der besten Berufe der Welt macht. Denn mein Auf-                       und meine Ressourcen zu achten und immer wieder
trag ist, alle Leitungen und Mitarbeitenden in unse-                   dazu ermutigen, hinzuschauen, wenn ich seelische oder
ren Einrichtungen bei ihrem zentralen Anliegen zu                      körperliche Verletzungen und Gewalt selbst oder bei an-
unterstützen, für das bestmögliche Wohlbefinden                        deren erlebe. Hinschauen, ernst nehmen, reagieren, also
aller Menschen in den Einrichtungen zu sorgen. Und                     den Verantwortlichen melden, professionell passend ein-
dazu gehört der bestmögliche Schutz der Würde und                      schreiten, intervenieren. Die gemeinsame Sorge für das
der körperlichen und seelischen Unversehrtheit aller.                  Wohlbefinden der Menschen in
Aller, das heißt: unserer Gäste, Schüler*innen, Kita-                  unseren Einrichtungen, zusam-
Kinder, Patient*innen, Betreuungs- und Pflegebe-                       men mit all denen, mit denen ich
dürftigen und aller in unseren Einrichtungen Tätigen.                  in unseren Einrichtungen zu tun
                                                                       habe und die mein Anliegen tei-
   Prävention heißt Vorbeugen, Verhindern – unachtsa-                  len, macht meinen Beruf so erfül-
me Verletzungen persönlicher Grenzen wie auch Über-                    lend und ich bin sehr froh, diese
griffe und Gewalt zu verhindern. Gewalt vorbeugen                      Aufgabe zu haben.
                                                                                                                               Foto: Fotostudio blende11

heißt, auf sie aufmerksam machen, für ihre verschiede-
nen Formen sensibilisieren, hinspüren, welche Verhal-                                                        Kathrin Peters,
tensmuster ich selbst habe, was ich selbst erlebt habe                                        Präventionsbeauftragte für die
und erlebe. Es heißt, uns kollegial auszutauschen und                                        Einrichtungen der Kongregation
gegenseitig im Alltag dabei zu unterstützen, achtsam, ge-
waltfrei und wertschätzend miteinander umzugehen. Es

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