MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband

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MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
MITTEILUNGEN
JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
59/2020
                          MITTEILUNGEN 59/2020

AKTUELLE
SONDERAUSSTELLUNGEN       VORWORT2                                          FORSCHUNG
„Werk-Stoff Textil“ im                                                       Die mineralogische Sammlung
Jungen Museum Frankfurt   NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                           von Dr. Ferdinand Friedensburg        46
                          Sammlung Gegenwartskunst
                           im Städel Museum                            4    NEUE PUBLIKATIONEN50
                          Archäologische Abteilung
                           im Museum Bensheim                          6    PERSONALIA52

                          AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN8                     MELDUNGEN60

                          VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION                      FORUM
                          Digitale Lösungen für analoge                      „Tod im Salz“
                           Herausforderungen zu Zeiten                        Der lange Arm der Politik             67
                           der Corona-Pandemie                        24    Lockdown und Neustart
                          Tier-Quiz für Kinder im Vonderau Museum     26     Hessische Museen in Zeiten
                          Waldecker Spielzeugmuseum belebt                    der Corona-Pandemie                   70
SAMMLUNG UND               traditionelle Straßenspiele wieder         28
DOKUMENTATION             Wir stehen zusammen. Mit Kunst!                    VERBANDSMITTEILUNGEN
Ein Stammbuch von          Stadtmuseum Hofheim am Taunus              30    Corona und dann?
Friedrich August          „Hautnah. Die Filmkostüme                           Aktivitäten des Hessischen
Lichtenberg                von Barbara Baum“                                  Museumsverbandes                      77
                           Eine inklusive Sonderausstellung                  Museen mit Freude entdecken – digital
                           mit Modellcharakter                        32     Internationaler Museumstag 2020       80

                          SAMMLUNG UND DOKUMENTATION                         AUTORINNEN UND AUTOREN 59/202081
                          Drei Biebesheimer Handwerker
                            und das Ulmer Münster                            VORSTAND DES HESSISCHEN
                            Zur Geschichte eines Modells               34   MUSEUMSVERBANDES81
                          Ein Stammbuch von
                            Friedrich August Lichtenberg               36   IMPRESSUM82
                          Inventarisation im Wirtschaftsgeschichtlichen
                            Museum „Villa Grün“                        38

                          RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG
                          Originale aus der Filmkamera
                           Oskar Barnacks                             41
VERBANDSMITTEILUNGEN      Konservierung und Restaurierung
Internationaler            von Porträts der Gießener Familie Kempff   44
Museumstag 2020
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
Liebe Leserinnen und Leser,
    liebe Kolleginnen und Kollegen,

    hinter uns liegen Monate, die viele Lebens­      Es bleibt abzuwarten, welche Langzeitfolgen       und lassen allen Mitgliedern dazu Ende Sep­       Verbandes und der Geschäftsstelle im letzten
    bereiche verändert und uns allen, die zum        der Corona-Krise auf die Museen zukommen.         tember entsprechende Unterlagen zukom­            halben Jahr, in dem sich – trotz der corona­
    Glück nicht direkt gesundheitlich betroffen      Erste finanzielle Einschnitte in den Haushal­     men. Auf diesem Wege erhalten unsere Mit­         bedingten Einschränkungen – viele Neuerun­
    waren, ein hohes Maß an Durchhaltevermögen       ten der Kommunen sind leider schon zu ver­        glieder auch ausführliche Informationen zur       gen ergeben haben.
    und Organisationsgeschick abverlangt haben.      zeichnen. Mit Sorge sieht der Verband auch        geplanten Satzungsänderung und zu unseren
    Der Umgang mit der Corona-Pandemie und           die in einigen Kommunen anhaltende Kurz­          Aktivitäten im letzten Jahr. Bitte beteiligen     Wir wünschen Ihnen interessante Einblicke
    ihren Folgen stellt die Museen bis heute vor     arbeit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter       Sie sich zahlreich an der schriftlichen Durch­    beim Lesen, aber ebenso Durchhaltevermögen
    große Herausforderungen und wird uns noch        der Museen, durch die dringend notwendige         führung, da wir die Rückmeldung von min­          in diesen herausfordernden Zeiten. Es bleibt
    eine ganze Weile beschäftigen.                   Tätigkeiten „hinter den Kulissen“ ausgesetzt      destens der Hälfte unserer stimmberechtigten      zu hoffen, dass die Museen ihre Stärken als
                                                     und Vorbereitungen für das nächste Jahr er­       Mitglieder benötigen.                             Orte der Begegnung, des offenen Austausches
    Nach rasant steigenden Infektionszahlen          schwert werden. Der HMV wird hierzu das                                                             und lebendiger Vermittlung bald wieder in
    stand im Frühjahr das öffentliche Leben still.   Gespräch mit den Kommunalen Spitzenver­           Auch diese Ausgabe der „Mitteilungen“ des         gewohnter Weise in unsere Gesellschaft ein­
    Den positiven Entwicklungen in den letzten       bänden suchen, um die Lage der Museen zu          Hessischen Museumsverbandes steht unter           bringen können.
    Jahren sowohl bezüglich der zur Verfügung        erörtern.                                         dem Eindruck der Corona-Pandemie und der            Ihre
    stehenden Fördermittel für die nichtstaat­                                                         Geschehnisse der letzten Wochen und Monate,         Christina Reinsch
    lichen Museen als auch hinsichtlich der Be­      Während der Schließungsphase der Museen           welche die Planungen in den Museen gründ­           Geschäftsführerin
                                                                                                                                                           des Hessischen Museumsverbandes e. V.
    reitschaft der Träger, in die Museumsarbeit zu   und in den Folgemonaten begleitete der Ver­       lich durcheinandergewirbelt haben. So kam es
    investieren, hat die Corona-Pandemie leider      band die Museen intensiv mit aktuellen In­        zu zahlreichen Verschiebungen von Sonder­
    einen Dämpfer erteilt. Ab dem 17. März 2020      formationen zu Vorschriften und Regelungen        ausstellungen – und auch derzeit ist nicht ab­
    mussten die Museen auch in Hessen für die        im Zuge der Corona-Pandemie und stellte           sehbar, ob alle genannten Eröffnungstermine
    Öffentlichkeit schließen und konnten erst zum    Hinweise zu Förderprogrammen auf Bundes-          und Laufzeiten eingehalten werden können.
    8. Mai 2020 unter Einhaltung strikter Hygiene-   und Landesebene über Sondernewsletter und         Bitte informieren Sie sich dazu jeweils aktuell
    und Schutzmaßnahmen und im Rahmen ih­            die Homepage des Verbandes zur Verfügung.         auf www.museen-in-hessen.de oder auf den
    rer Möglichkeiten wieder Publikum einlassen.     Parallel dazu haben wir aktiv die Situation der   Internetseiten der betreffenden Museen.
    Für viele Häuser blieb es zunächst bei einer     Museen in das zuständige Ministerium für
    Schließung, weil die Auflagen in den häufig      Wissenschaft und Kunst gespiegelt, welches        Neben mehreren Beiträgen zu digitalen Ange­
    beengten Räumlichkeiten nicht erfüllbar wa­      Vereinen und Kulturschaffenden mit Sonder­        boten, die in der Schließungszeit der Museen
    ren, Mitarbeitende zur Risikogruppe gehörten     förderprogrammen unter die Arme griff.            eher spontan entstanden sind und großen
    oder auch Kurzarbeit seitens der Kommunen                                                          Anklang fanden, beschäftigen wir uns in der
    angeordnet worden war. Zu beobachten war         Zu unser aller Bedauern konnte in diesem          Rubrik „Forum“ allgemein mit der Situation
    außerdem, dass sich Gäste nur zögerlich wie­     Jahr unser Verbandstag in Fritzlar nicht statt­   der Museen in der Corona-Krise. Die Arbeits­
    der in die Museen wagten und der Wegfall         finden, da weder die Schutz- und Hygiene­         kreise Museumspädagogik und Wissenschaftler
    von Vermittlungs- und Veranstaltungsange­        auflagen noch die räumlichen Verhältnisse         an hessischen Museen haben dazu mit zahl­
    boten die Häuser weniger attraktiv erscheinen    ­eine größere Zusammenkunft zuließen. Eben­       reichen Kolleginnen und Kollegen Kontakt
    ließ. Die Wiederzulassung von Kleingruppen­      so sahen wir uns in der Verantwortung, einen      aufgenommen und zeichnen in dem bewusst
    angeboten nach Voranmeldung ist zwar ein         Beitrag zur Eindämmung des Infektionsge­          ausführlich gehaltenen Beitrag ein Bild der
    kleiner Fortschritt, in der Praxis jedoch mit    schehens zu leisten und Risiken zu minimie­       Lage in den hessischen Museen. Ergänzend
    hohem organisatorischem und finanziellem         ren. Die jährliche Mitgliederversammlung          dazu informieren wir Sie in der Rubrik „Ver­
    Aufwand verbunden.                               führen wir daher in schriftlicher Form durch      bandsmitteilungen“ über die Aktivitäten des

2   VORWORT                                                                                                                                                                                    VORWORT   3
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und Vermittlungsbereich geschaffen. Der                   sie auf die Malerei? Verbindungslinien zwi­
                                                                                                                                         Vertiefungsraum „Close up“ ermöglicht dem                 schen Kunst und Gesellschaft sowie histori­
                                                                                                                                         Publikum sowohl einen individuellen, niedrig­             sche Zusammen­hänge werden aufgedeckt.
                                                                                                                                         schwelligen und zum Teil spielerischen Zu­                    Neben Tablets können die Besucherinnen
                                                                                                                                         gang als auch eine intensive Beschäftigung –              und Besucher im Städel-Wifi auch eine mobile
                                                                                                                                         eine Art Selbststudium der Kunst mit ihren                Version für das eigene Endgerät nutzen. Das
                                                                                                                                         Themen und Diskursen. „Multiperspektivische               breite Spektrum der digitalen Vermittlung
                                                                                                                                         Wandtexte sowie aktivierende und unterhalt­               reicht von Ausstellungsfilmen über Interviews
                                                                                                                                         same digitale Module schaffen ein Angebot,                mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Di­
                                                                                                                                         das Besucherinnen und Besuchern nach eige­                gitorials® bis hin zur Digitalen Sammlung.
                                                                                                                                         nen Interessen zeitgenössische Kunst näher­               ­Eigens geschaffene Sitzmöglichkeiten laden
                                                                                                                                         bringt“, erläutern die beiden Projektleiterinnen           im neuen Vermittlungsraum zum Verweilen
                                                                                                                                         Anne Dribbisch (Bildung und Vermittlung)                   ein. Darüber hinaus ergänzen Themen- und
                                                                                                                                         und Svenja Grosser (Sammlung Gegenwarts­                   Abendführungen das Angebot. Sie beziehen
                                                                                                                                         kunst).                                                    die verschiedenen Vermittlungsmodule mit
                                                                                                                                                                                                    ein und fordern zum gemeinsamen Gespräch
                                                                                                                                                                                                    über die unterschiedlichen künstlerischen
Ansichten der neuen                                                                                                                                                                                 Ansätze auf.
­ usstellung in den Gartenhallen
A                                                                                                                                                                                                    Anne Dribbisch, Martin Engler, Chantal Eschenfelder,
                                                                                                                                                                                                     Svenja Grosser, Freya Schlingmann

                                   Zurück in die Gegenwart                            gemacht. Die Auflösung des abgebildeten
                                                                                      ­Gegenstandes in abstrakte, formlose Malerei                                                                 Städel Museum
                                   Neupräsentation der Sammlung                        wird ebenso Dekaden übergreifend vermittelt                                                                 Schaumainkai 63
                                   Gegenwartskunst im Städel Museum                    wie der sich gleichzeitig vollziehende Einzug                                                               60596 Frankfurt am Main
                                                                                       der gestischen Malerei und deren Auswirkun­                                                                 Tel.: (0 69) 60 50 98 - 0
                                                                                      gen auf die nachfolgenden Jahrzehnte der           Digitale Vermittlungsformen lassen sich mit dem eigenen   www.staedelmuseum.de
                                   Nahezu ein Jahrzehnt nach der Eröffnung der        zeitgenössischen Kunst. Auch die immer wie­        Smartphone nutzen
                                   Gartenhallen ist die Sammlung Gegenwarts­          der mit neuen Bedeutungen und Referenzen
                                   kunst im Städel Museum seit dem 19. Mai            aufgeladene Ästhetik der Geometrie und der                                                                                                                            Der neu geschaffene Vermitt­
                                   2020 neu präsentiert. Rund 230 Arbeiten von        Dinge des alltäglichen Lebens wird in ihren            Anhand einer konzentrierten Werkauswahl                                                                        lungs­raum „Close up“
                                   170 Künstlerinnen und Künstlern aus ver­           unterschiedlichen Ausprägungen und thema­          werden in „Close up“ wechselnde Themen
                                                                                                                                                                                                                                                            Fotos S. 4 und 5: Norbert
                                   schiedenen Schulen, Stilen und Gruppen er­         tischen Bezugspunkten gezeigt. Beim Gang           angesprochen. Dabei wird auf das Zusammen­
                                                                                                                                                                                                                                                            Miguletz, Städel Museum
                                   öffnen überraschende Vergleiche, Blickwinkel       durch die Räume und Plätze der Gartenhallen        spiel von originalen Kunstwerken sowie ana­
                                   und Sichtachsen zwischen der unmittelbaren         kann das Publikum nachvollziehen, wie die          logen und digitalen Angeboten gesetzt. Den
                                   Gegenwart und ihren Wurzeln in den zurück­         Figur wieder zurück ins Bild findet, die Malerei   Anfang bildet das Fokusthema „Fotografie
                                   liegenden Jahrzehnten. Aus diesem Anlass ist       den – realen – Raum erobert oder die schein­       und Malerei“. Am Beispiel von drei Werken
                                   auch eine Vielzahl an jüngsten Neuerwerbun­        bar konkurrierenden Medien Malerei und             aus der Sammlung des Städel Museums von
                                   gen und Schenkungen erstmals zu sehen,             Foto­grafie zu einem wechselseitigen Aus­          Sigmar Polke (1941–2010), Wolfgang Tillmans
                                   ­etwa Arbeiten von Miriam Cahn (geb. 1949),        tausch finden.                                     (geb. 1968) und Jörg Sasse (geb. 1962) wird
                                    ­René Daniëls (geb. 1950), Carlos Cruz-Diez          Da die Erfahrungen in der aktiven Vermitt­      die Kombination der vermeintlich konkurrie­
                                   (1923–2019), Jimmie Durham (geb. 1940),            lungsarbeit der letzten Jahre gezeigt haben,       renden Medien genauer untersucht. Die Besu­
                                     ­Asta Gröting (geb. 1961) oder Victor Vasarely   dass die Wahrnehmung von und Auseinan­             cherinnen und Besucher sind eingeladen, vor
                                   (1906–1997). Anhand unterschiedlichster Er­        dersetzung mit Gegenwartskunst häufig mit          den originalen Arbeiten selbstständig zu re­
                                   zählstränge wird die Sammlung bewusst nicht        Schwierigkeiten verbunden ist, wurde im Zuge       cherchieren: Welche Rolle nimmt die Fotogra­
                                   chronologisch, sondern thematisch erfahrbar        der Neupräsentation ein innovativer Kunst-         fie in der Kunst ein? Welche Auswirkungen hat

4                                  NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                                                                                                                                      NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                                5
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
Paläo-Streichelzoo,                                    Die Neugestaltung der archäologischen           im Dorf – nach damaligen Vorstellungen auf        bietet jedoch nicht nur gestalterisch, sondern
                                                                                        ­ bteilung ist Teil eines dreistufigen Plans zur
                                                                                        A                                                  richtige Weise ins Jenseits zu begleiten.         auch inhaltlich Neues. Viele Knochen eiszeit-
                                    Kloaken-Memory und                                  Sanierung und Modernisierung des gesamten             Zu den neuen Highlights gehören auch die       und warmzeitlicher Tiere wurden beim Kies­
                                                                                        Museums. Dieses Projekt wird vom Hessischen        Inszenierung des mittelalterlichen Bensheimer     abbau für den Bau der Bundesautobahn 5 bei
                                    Bronzezeit-Ohrentheater                             Museumsverband inhaltlich begleitet und            Galgenplatzes mit den Skeletten Hingerichte­      Bensheim gefunden und fanden während der
                                    Archäologische Abteilung im Museum                  durch das Hessische Ministerium für Wissen­        ter sowie die Rekonstruktion des Gesichts einer   1960er Jahre den Weg ins Bensheimer Mu­seum.
                                                                                        schaft und Kunst finanziell gefördert. In einem    merowingischen Frau, deren Überreste im Bens­     2019 wurden einige paläontologische Funde
                                    Bensheim neu aufgestellt                            ersten Schritt wurden neue, großzügigere Son­      heimer Stadtgebiet gefunden wurden. Sie gilt      im Rahmen eines „Jugend forscht“-Projektes
                                                                                        derausstellungsräume geschaffen und die sani­      als erste Bensheimerin. In die Augen der Me­      näher untersucht und mit Unterstüt­zung der
                                                                                        tären Anlagen erneuert, die im Rahmen der          rowingerin kann man hierbei auf zwei ver­         Reiss-Engelhorn-Museen in Mann­heim natur­
                                    Zu seinem 111. Geburtstag bekommt das               hessenweiten Auftaktveranstaltung zum In­          schiedene Weisen schauen: Zum einen ist eine      wissenschaftlich datiert. Die gewon­nenen
                                    ­Museum Bensheim ein besonderes Geschenk:           ternationalen Museumstag 2019 erstmals der         plastische Rekonstruktion zu sehen, die von       Forschungsergebnisse werden in der Ausstel­
                                    Eine Auswahl der archäologischen Fundstücke         Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten. In      der Frankfurter Gesichtsmedizinerin Constanze     lung erstmals präsentiert – beispielsweise die
                                    ist neu präsentiert – zuletzt geschah dies zu Be­   einem zweiten Schritt folgte die Neukonzep­        Niess erstellt wurde. Zum anderen wird eine       Erkenntnis, dass Wollhaarnashörner mindes­
                                    ginn der 1980er Jahre. Bereits im Gründungs­        tion der archäologischen Abteilung, die nun Ar­    Rekonstruktion des Gesichts an einem welt­        tens über 10.000 Jahre auf dem heutigen
Bronzezeitliche Frau mit origina-   jahr des Museums 1909 hatten es sich die            chäologie- und Geschichtsinteressierte zu einer    neuen 3-D-Monitor gezeigt, die mit Hilfe des      Bensheimer Stadtgebiet umherzogen.
lem Schmuck                         Gründungsmitglieder zur Aufgabe gemacht,            abwechslungsreichen Zeitreise von der Eiszeit      Cultlab vom Darmstädter Fraunhofer ­Institut         Zudem konnten nach fast hundert Jahren
                                    neben Kunst und Objekten zur Stadtgeschichte        bis ins Hochmittelalter einlädt. Gemeinsam         IGD erstellt wurde.                               die Funde aus den jungsteinzeitlichen Hügel­
                                    einen besonderen Schwerpunkt auf die Vor-           mit der Christoffel-Blindenmission wurden                                                            gräbern von der Juhöhe bei Heppenheim wie­
                                     und Frühgeschichte der Region zu legen. So         Taststationen und ein Leitsystem entwickelt,                                                         der vereint werden. Sie waren zum überwie­
                                     zählte ein 1868 in Auerbach geborgener Mam­        sodass auch sehbehinderten Menschen die                                                              genden Teil ins Hessische Landesmuseum           In den Boden der Schafott-­
                                     mutstoßzahn zu den frühesten Ausstellungs­         Präsentation zugänglich ist.                                                                         Darmstadt gebracht worden und dort teilweise     Inszenierung eingelassen:
                                     stücken. Die paläontologische und archäolo­           Für die Neugestaltung arbeitete ein enga­                                                         in der Brandnacht 1944 verloren gegangen.        ­Skelette zweier Hingerichteter
                                                                                                                                                                                                                                               vom Bensheimer Galgenplatz
                                     gische Sammlung des Museums wuchs stetig           giertes Team mit dem Museumsleiter und Ar­                                                           Mit den Funden, die im Bensheimer Museum
                                     an und ist heute die in Hessen umfangreichste      chäologen Christoph Breitwieser zusammen.                                                            aufbewahrt wurden, und den Leihgaben aus
                                     südlich von Darmstadt.                             Beteiligt an der Konzeption, Ausstellungsge­                                                         dem Darmstädter Landesmuseum sind nun
Blick auf die
                                                                                        staltung und Umsetzung waren Dirk Seidlitz                                                           drei Inventare wieder fast vollzählig vorhan­
Archäo-Diversitätswand
                                                                                        mit seinem Unternehmen Raumwelt-Labor                                                                den. In der Ausstellung werden sie zusammen
                                                                                                                                                                                                                                              Diorama mit Mammutfamilie
                                                                                        sowie der Anthropologe Dustin Welper, der                                                            mit den alten Grabungsfotos präsentiert.         im Schnee
                                                                                        besonders seine Erfahrungen im Bereich Kin­                                                             Die im Museum Bensheim realisierte Mi­
                                                                                        der- und Jugenddidaktik einfließen ließ. So                                                          schung aus traditionellen analogen sowie         Fotos S. 6 und 7:
                                                                                        können im Paläo-Streichelzoo dem Mammut                                                              neuesten digitalen Präsentationsmethoden         Museum Bensheim
                                                                                        auf den Zahn gefühlt, dem lieben Karl seine                                                          soll Wissenswertes und Wissenschaftliches
                                                                                        fehlenden Knochen zurückgegeben und das                                                              aus der hessischen Vor- und Frühgeschichte,
                                                                                        Kloaken-Memory gelöst werden. Auch neue               Bei der Präsentation von 21 Artefakten der     dem Mittelalter und der Paläontologie einem
                                                                                        mediale Angebote sind nun in der Ausstellung       Jungsteinzeit von der Hessischen Bergstraße       breiten Publikum vermitteln.
                                                                                        zu finden, zum Beispiel im Abschnitt über die      sind ebenfalls neue Wege beschritten worden:        Christoph Breitwieser
                                                                                        Späte Bronzezeit. In dieser Epoche wurden die      Erstmals wird die Vielzahl von Werkzeugen
                                                                                        Toten verbrannt und in Urnen bestattet. In der     und Keramikgefäßen nicht streng wissen­
                                                                                        Ausstellung wird ein bronzezeitliches Urnen­       schaftlich nebeneinanderliegend und sach­         Museum der Stadt Bensheim
                                                                                        grab inszeniert und den Besuchern die Mög­         lich beschriftet dargestellt, sondern in Form     Marktplatz 13
                                                                                        lichkeit geboten, sich auf spielerische Weise      einer Archäo-Diversitätswand, bei der jedes       64625 Bensheim
                                                                                        diesem Thema mithilfe einer Hörstation zu          Objekt ästhetisch in Szene gesetzt ist.           Tel.: (0 62 51) 5 84 78 65
                                                                                        nähern: Im „Ohrentheater“ wird szenisch er­           Die Ausstellung nutzt für die didaktischen     www.stadtkultur-bensheim.de/museum/
                                                                                        zählt, was zu tun ist, um den hier vorgestellten   Präsentationen neueste technische Möglich­
                                                                                        verstorbenen Opa – ein bedeutender Mann            keiten wie auch traditionelle Techniken. Sie

6                                   NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                                                                                                                               NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN                                           7
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
chitekten und Künstlern bestehenden „Kölner        Alten, denen sie hier begegnete, bestimmten              Zyklus zum dramatischen „Bauernpsalm“ des
                                                                                   Schule“ und war am Aufbau und an der Neu­          als Modelle fortan ihr künstlerisches Schaffen.          flämischen Schriftstellers Felix Timmermanns
                                                                                   ausstattung zahlreicher zerstörter Kirchen be­        Nach einem zweijährigen Erholungsaufent­              (1886–1947). Originale Werke ergänzen die
                                                                                   teiligt. Zwischen 1964 und 1988 lehrte Hille­      halt in einem Kloster nahe Rom wählte Gisela             ausgestellten Bilder aus einer Kunstmappe.
                                                                                   brand an der Technischen Hochschule Aachen         Petschner 1952 das nordhessische Wolfhagen
                                                                                   bildnerisches Gestalten, in dieser Zeit entstan­   als Wohnsitz, wo sie bis zu ihrem Tod 2007               Klostermuseum Bad Emstal
                                                                                   den auch zahlreiche freie Architekturplastiken.    lebte. Petschner studierte freie Malerei und             Landgraf-Philipp-Straße 2
                                                                                   Neben Kunstwerken für Kirchen – darunter           Zeichnung an der Kunstschule Mainz (1956–                34308 Bad Emstal-Merxhausen
                                                                                   den Kölner Dom, den Mariendom in Neviges           1958) und arbeitete anschließend von 1963                Tel.: (0 56 24) 3 92
                                                                                   oder die Frauenkirche in München – schuf er        bis 1983 im Psychiatrischen Krankenhaus in               www.geschichtsverein-bademstal.de
                                                                                   unter anderem auch Figuren und Brunnen für         Merxhausen als Kunsttherapeutin. Als Künst­
                                                                                   öffentliche Plätze. Außerdem betätigte sich        lerin beeindruckte Gisela Petschner mit „lebens­
                                                                                   Elmar Hillebrand als Maler. Für seine bildhau­     wirklichen“ Zeichnungen von Menschen aus
                                                                                   erischen Arbeiten bevorzugte er die Materialien    ihrer Um­gebung. Sie stellte ihre Werke bundes­
                                                                                   Marmor und Bronze. Über fünf Jahrzehnte            weit aus und wurde mit zahlreichen Kunst­
                                                                                   ließ er einen Großteil seiner Natursteinarbeiten   preisen ausgezeichnet. Trotz ihrer Behinderung
                                                                                   mit Unterstützung des Villmarer Steinmetz­         ließ ihre künstlerische Kraft bis ins hohe Alter
                                                                                   betriebes Engelbert Müller KG ausführen, der       nicht nach. Die Ausstellung präsentiert Petsch­                                                             Die Bibliothek der Bäume von
                                                                                   ihm 1951 durch den damaligen Kölner Dom­           ners 17 Motive umfassenden Monotypie-­                                                                      Marion und Karlheinz Miarka;
                                                                                   baumeister Willy Weyres empfohlen wurde.                                                                                                                       Foto: Bernd Fickert, Museum
Elmar Hillebrand: Severinsdenk-                                                                                                                                                                                                                   Wiesbaden
mal in Köln, eingeweiht 1968;                                                      Lahn-Marmor-Museum
Foto: Rudolf Conrads, 2018                                                         Oberau 4
                                                                                   65606 Villmar                                                                                               Bibliothek der Bäume
                                                                                   Tel.: (0 64 82) 6 07 55 88
                                   Elmar Hillebrand                                www.lahn-marmor-museum.de                                                                                   5. Juni bis 1. November 2020
                                   Ein Kölner Bildhauer in Villmar

                                   22. März bis 31. Oktober 2020                                                                                                                               Die Holzbibliothek von Marion und Karlheinz
                                                                                                                                                                                               Miarka entstand in den vergangenen 13 Jah­
                                                                                   Gisela Petschner –                                                                                          ren nach dem Vorbild der Xylotheken, die
                                   In diesem Jahr wäre der Kölner Bildhauer        eine begnadete Zeichnerin                                                                                   seit dem 18. Jahrhundert angefertigt wurden.
                                   Prof. Elmar Hillebrand 95 Jahre alt geworden.                                                                                                               Die Waldpädagogin und der Forstwirt aus
                                   Neben originalen Werken stellt die Ausstel­     13. September bis 31. Oktober 2020                                                                          Neresheim-Ohmenheim (Schwäbische Alb)
                                   lung sein persönliches Umfeld, wichtige In­                                                                                                                 gingen bei der Auswahl der über 240 Holzar­
                                   stitutionen, Lehrkräfte und Personen, mit de­                                                                                                               ten nachhaltig vor – kein Baum wurde dafür
                                   nen Hillebrand zusammengearbeitet hat, vor.     Die Künstlerin und Kunsttherapeutin Gisela                                                                  extra gefällt. Unter anderem verwendeten sie
                                   Anhand von sechs ausgewählten Projekten         Petschner wurde 1913 im böhmischen Saaz                                                                     schiefgewachsene und unverkäufliche Exem­
                                   wird seine künstlerische Arbeitsweise veran­    (heute Žatec, Tschechien) geboren und ging                                                                  plare aus deutschen und italienischen Gärt­
                                   schaulicht.                                     1933 an die Kunstschule nach Dresden, um                                                                    nereien. Die Buchrücken ihrer Holzbibliothek
Elmar Hillebrand: Entwurfsskizze      Elmar Hillebrand (1925–2016) studierte       Malerin zu werden. Nach Kriegsende gelangte                                                                 bestehen aus den Rinden der Bäume, die üb­
für das Severinsdenkmal in Köln,   von 1946 bis 1950 an der Kunstakademie          sie über die Schweiz nach Italien, wo sie in Rom                                                            rigen Teile der Bücher sind aus Stammholz
um 1965; Foto: Rudolf Conrads      Düsseldorf bei Joseph Enseling und als Meis­    ihre Kunststudien fortsetzte. Dort erkrankte                                                                hergestellt. Als Kästen gefertigt, befinden sich
                                   terschüler bei Ewald Mataré, unter anderem      Petschner an Kinderlähmung, wodurch ein                                                                     in ihrem Inneren Ästchen, Blätter, Knospen,
                                   zusammen mit Joseph Beuys. Er entwickelte       längerer Aufenthalt in einer neurologischen        Gisela Petschner: Motiv 7 des Bilderzyklus zum Bauern-   Blüten oder Früchte des jeweiligen Baumes.
                                   sich zu einem wichtigen Vertreter der aus Ar­   Klinik notwendig wurde. Die Kranken und            psalm von Felix Timmermanns; Foto: Joachim Hübner        Wie unterschiedlich Holz und Rinde der unter­

8                                  AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                           AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                           9
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
schiedlichen Baumarten riechen und wie ab­        Zimmer. In der Ausstellung werden Werke                                                               glaublichen Intensität – wenn er nicht malte,      Frank Walter: Ohne Titel, o. J.;
                               wechslungsreich ihre Strukturen und Muster        von insgesamt 18 Künstlerinnen und Künst­                                                             dann schrieb er, wenn er nicht schrieb, fertigte   Foto: Axel Schneider
                               sind, lässt sich an zahlreichen weiteren Holz­    lern gezeigt, die zum Schmunzeln und Ver­                                                             er Tonaufnahmen an. Der mit seiner Kunst
                               objekten studieren.                               weilen einladen.                                                                                      verbundene subversive Akt war für Frank Wal­
                                                                                    Parallel zu dieser Wechselausstellung ist die                                                      ter die einzige Möglichkeit, den Anspruch zu
                               Museum Wiesbaden                                  Präsentation „Im Gegenlicht – Ein Schatten­                                                           erheben, ein eigenes, selbstbestimmtes und
                               Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur       bild“ zu sehen, in der die wichtigsten Lebens­                                                        selbstdefiniertes Leben zu führen, jenseits der
                               Friedrich-Ebert-Allee 2                           stationen des Künstlers Ernst Moritz Engert                                                           permanenten Zuschreibungen bezüglich Ras­
                               65185 Wiesbaden                                   (1892–1986) anhand seiner Werke dargestellt                                                           sifizierung und Nation, denen er sein Leben
                               Tel.: (06 11) 3 35 - 22 50                        werden. Zu besichtigen sind Scherenschnitte                                                           lang ausgesetzt war. Die Geschichte und Ge­
                               www.museum-wiesbaden.de                           (unter anderem für Theaterkritiken in Bonner                                                          genwart des Kolonialismus in der Karibik so­
                                                                                 und Berliner Zeitungen), Zeichnungen und                                                              wie koloniales und postkoloniales Denken
                                                                                 druckgrafische Arbeiten, zudem Illustrationen                                                         thematisieren weitere ausgestellte Arbeiten
Drei von 240 Holzbüchern aus
der Bibliothek der Bäume;
                                                                                 für Rundfunk-Textbücher und Auftragsarbei­                                                            von John Akomfrah, Khalik Allah, Kader Attia,
Foto: Bernd Fickert, Museum                                                      ten (Buchillustrationen, Werbung).                                                                    Marcel Broodthaers, Birgit Hein, Isaac Julien,
Wiesbaden                                                                                                                                                                              Julia Phillips, Howardena Pindell und Rose­
                                                                                 Kunstsammlungen der Stadt Limburg                                                                     marie Trockel. Eigens für die Präsentation
                                                                                 Historisches Rathaus                                                                                  ­haben Julien Creuzet, Kapwani Kiwanga und
                                                                                 Fischmarkt 21                                                                                          Carolyn Lazard neue Werke geschaffen.
                                                                                 65549 Limburg an der Lahn
                                                                                 Tel.: (0 64 31) 2 03 - 9 12                                                                           Museum für moderne Kunst
                                                                                 www.limburg.de                                                                                        Domstraße 10
                                                                                                                                                                                       60311 Frankfurt am Main
                                                                                                                                                                                       Tel.: (0 69) 2 12 - 3 04 47
                                                                                 Dirk Meissner: Das Bild hängt auf dem Kopf, 2018;
                                                                                                                                                                                       www.mmk-frankfurt.de
                                                                                 Foto: © Dirk Meissner, Digital Art
                                                                                                                                     Frank Walter. Eine Retrospektive
                                                                                                                                     16. Mai bis 15. November 2020
                               Rheinische Humorverwaltung –
                               die besten Bilder!                                                                                                                                      Souvenirs, Souvenirs
                                                                                                                                     Das Werk des in dem ostkaribischen Insel­
                               11. September bis 8. November 2020                                                                    staat Antigua und Barbuda geborenen Künst­        30. August bis 15. November 2020
                                                                                                                                     lers Frank Walter (1926–2009) umfasst zahl­
                                                                                                                                     reiche Malereien, Zeichnungen, Skulpturen
                               Die Rheinische Humorverwaltung besteht                                                                und Schriften, die mit dieser Ausstellung erst­   Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts florierte in
                               aus Kunstschaffenden aus dem Rhein-Ruhr-                                                              mals in einem Museum präsentiert werden.          Kurstädten der Handel mit Souvenirs. Gläser,
                               Gebiet, die Karikaturen und Cartoons zeichnen                                                         Sein malerisches Spektrum ist frei und weit:      Teller, Aschenbecher, Salz- und Pfefferstreuer,
                               und sich freundschaftlich verbunden fühlen.                                                           Walters kosmologische Malereien erstrahlen        Schlüsselanhänger und später auch Textilien
                               Ihre Mitglieder tauschen sich seit 1988 bei ge­                                                       transzendental, seine abstrakten Werke sind       – alles, was sich mit typischen Motiven eines
                               meinsamen Treffen in der Düsseldorfer Alt­                                                            systematisch, seine Landschaften abstrahiert      Kurbetriebs wie Wandelhallen, Kurhäuser oder
                               stadt über die Wunder des kreativen Zeich­                                                            und seine figurativen Arbeiten bestechend in­     Grandhotels bedrucken ließ, wurde in großer        Der winzige „Gucki“ in Form
                               nens, über die Widrigkeiten des Humormark­                                                            dividuell. Walters Œuvre zeichnet sich durch      Stückzahl angefertigt und verkauft. Darunter       ­eines Anhängers enthält ein
                               tes und deren Überwindung aus. Zu ihnen ge­                                                           Klarheit, Direktheit und Konzentration aus.       gab es auch Kurioses wie einen „Gucki“ ge­          ­Miniaturbild der Wildunger
                                                                                                                                                                                                                                            ­Helenenquelle; Foto: Städtische
                               hören unter anderem Yahia Alselo, Burkhard                                                               So vielschichtig Frank Walters Themen sind,    nannten kleinen Anhänger, den man um 1890
                                                                                                                                                                                                                                             Museen Bad Wildungen
                               Fritsche, Peter Gaymann, Ruth Sophia Hebler,                                                          so unterschiedlich sind die von ihm verwen­       in dem aufstrebenden Kurort Wildungen er­
                               André Poloczek, Birte Strohmayer und Peter                                                            deten Materialien. Walter schuf mit einer un­     werben konnte. Aus Kunsthorn hergestellt,

10                             AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                       AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                           11
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
hatte er die Form eines kleinen Kreuzes und                                                                                                             ten die Berichterstattung im Radio. Damit ist         Ursula-Maren Fitz: „Frozen
                                   enthielt im Innern ein Miniaturbild der Wil­                                                                                                            die erste bemannte Mondlandung bis heute              Smoke II“, 2020, Kristall, frei
                                                                                                                                                                                                                                                 ­geformt, partiell geschliffen
                                   dunger Helenenquelle.                                                                                                                                   eines der größten Medienereignisse der Ge­
                                                                                                                                                                                                                                                  und poliert (links); Foto:
                                       Die Ausstellung präsentiert eine große Aus­                                                                                                         schichte. Die Ausstellung spürt der Faszination
                                                                                                                                                                                                                                                  Ursula-Maren Fitz.
                                   wahl von Souvenirs aus den letzten hundert                                                                                                              für die Mondlandung in Ost und West nach               Anja Listl: „Black“, 2018,
                                   Jahren. Neben Objekten aus dem Bestand des                                                                                                              und geht den Wechselwirkungen zwischen                 ­geschmolzenes, in Form
                                   Quellenmuseums werden die Trinkgläsersamm­                                                                                                              Raumfahrt, Fernsehen und globaler kommu­                ­gebogenes Glas mit Glasemail-
                                   lung des Museums Bad Salzuflen sowie Sou­                                                                                                               nikativer Vernetzung auf den Grund. Die Be­              Malerei, auf schwarzem Rahmen
                                   venirs aus zwei Privatsammlungen gezeigt.                                                                                                               geisterung für eine Reise in das All lässt sich an­      befestigt (rechts); Foto: Anja Listl
                                   Da viele Kurorte ihre Bedeutung den vorhan­                                                                                                             hand der Ausstellungsobjekte bis ins 19. Jahr­
Alexandra Geyermann:
                                   denen Heilquellen verdanken, wurden insbe­                                                                                                              hundert zurückverfolgen. Die Exponate stam­
„Framed I–III“, 2018, Glasgravur   sondere Trinkgläser als Souvenirs gestaltet.                                                          schule Zwiesel. Seit 1992 als Künstlerin aktiv,   men überwiegend aus den Sammlungen der
im Tiefschnitt, Fundstück;         Kurgäste erwarben gerne individuell geschlif­                                                         kreiert sie oft mehrteilige Wandobjekte und       Museumsstiftung Post und Telekommunika­
Foto: Diana Baumgartner            fene Kristallgläser mit ihren Initialen, dem                                                          Schalen aus gebogenem, verschmolzenem und         tion, des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Muse­
                                   ­eigenen Namen oder ausgewählten Versen.                                                              teilweise mit Glasemail bemaltem Flachglas.       ums in Feucht und des Historischen Archivs
                                                                                                                                                                                           des WDR. Hörstationen, Filmausschnitte sowie
                                   Quellenmuseum Bad Wildungen                         terial Glas und seiner Geschichte verbunden       Glasmuseum Immenhausen                            die WDR-Marathonübertragung der Mond­
                                   An der Georg-Viktor-Quelle 3                        sind. Ihre sehr unterschiedlichen Arbeitswei­     Am Bahnhof 3                                      landung ergänzen die gezeigten Objekte. On­
                                   34537 Bad Wildungen                                 sen ermöglichen es den Besucherinnen und          34376 Immenhausen                                 line zur Verfügung stehen darüber hinaus eine
                                   Tel.: (0 56 21) 96 79 60                            Besuchern, einen Einblick in die Vielfalt der     Tel.: (0 56 73) 20 60                             digitale multimediale Einführung des Museums
                                   www.bad-wildungen.de                                aktuellen Glaskunst zu bekommen.                  www.glasmuseum-immenhausen.de                     (Expotizer) sowie ein vom Hessischen Rund­
                                                                                          Ursula-Maren Fitz, 1956 in Dortmund ge­                                                          funk produziertes Web-Special zur Mondlan­
                                                                                       boren, arbeitet seit 1991 als freischaffende                                                        dung (https://www.special.hr.de/apollo-11
Salzstreuer und Senfbehälter
in Schiffsform mit Ansicht des
                                                                                       Bildhauerin und Malerin. 2006 wandte sie sich                                                       #7876).                                               Modell (1:72) eines Apollo-
                                                                                       dem Material Glas zu. In der Glaskünstlerver­                                                                                                             Raumschiffs, 1960er Jahre; Foto:
Schlosses Friedrichstein in Bad
Wildungen, Porzellan;                                                                  einigung Glasheimat Bayern e. V. ist sie seit     Raumschiff Wohnzimmer                             Museum für Kommunikation Frankfurt                    Mile Cindric, © Museumsstiftung
                                                                                                                                                                                                                                                 Post und Telekommunikation
Foto: Städ­tische Museen                                                               2015 im Vorstand aktiv. Ihre geschmolzenen        Die Mondlandung als Medienereignis                Schaumainkai 53
Bad Wildungen                                                                          oder gegossenen Glasobjekte, die teilweise ge­                                                      60596 Frankfurt am Main
                                                                                       schliffen und poliert und oft in Verbindung       26. Juni 2020 bis 10. Januar 2021                 Tel.: (0 69) 60 60 - 0
                                                                                       mit Bronze oder Stein gesetzt werden, zeich­                                                        www.mfk-frankfurt.de
                                                                                       nen sich durch reduzierte Formen aus. Alex­
                                                                                       andra Geyermann (geb. 1969 in Cochem an           Am 21. Juli 1969 morgens um 3:56 Uhr mit­
                                                                                                                                                                                                                                                 Eine Nürnberger Familie verfolgt
                                                                                       der Mosel) ließ sich an der Glasfachschule in     teleuropäischer Zeit wurde ein Menschheits­                                                             die erste Mondlandung von US-
                                                                                       Rheinbach zur Glasgraveurin ausbilden und         traum Wirklichkeit: NASA-Astronaut Neil Arm­                                                            Astronauten am 21. Juli 1969 im
                                                                                       besuchte später die Glasfachschule Zwiesel.       strong setzte als erster Mensch seinen Fuß auf                                                          Fernsehen; Foto: © Wilhelm Bauer,
                                   Die Glaskunst ist weiblich!                         Die Glasgestalterin erzählt in Tief- und Hoch­    den Mond. Was die Raumfahrttechnik vor 50                                                               © Nürnberger Nachrichten
                                   Ursula-Maren Fitz, Alexandra Geyermann              schnitt Bildergeschichten, wobei sie gerne        Jahren leisten konnte, erscheint erstaunlich:
                                   und Anja Listl                                      historische Themen und weibliche Figuren          Das Apollo-Projekt basierte auf einem gigan­
                                                                                       wählt. Ihre Flachglasobjekte, deren Vorder-       tischen finanziellen wie personellen Aufwand,
                                   1. August bis 22. November 2020                     und Rückseite unterschiedlich graviert sein       und die unter der Leitung von Wernher von
                                                                                       können, werden häufig in einem Metallständer      Braun (1912–1977) entwickelte Mondrakete
                                                                                       präsentiert. Außerdem zeigt die Ausstellung       Saturn V ist bis heute in ihrer Leistung uner­
                                   Derzeit gibt es in Deutschland überraschend         einige von Geyermann geschaffene Schalen.         reicht.
                                   viele Frauen, die im Bereich der Glaskunst          Die Glasgraveurin und Glasgestalterin Anja           Bis zu 600 Millionen Menschen auf der Erde
                                   ­tätig sind. Die Ausstellung stellt drei Künstle­   Listl – 1970 in Passau, ihrem heutigen Wohn­      verfolgten die Mission von Apollo 11 live im
                                    rinnen aus Bayern vor, die eng mit dem Ma­         ort, geboren – besuchte ebenfalls die Glasfach­   Fernsehen, weitere hunderte Millionen hör­

12                                 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                       AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                  13
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
von Jan van Huysum (1682–1749) und dessen          Silberschmiedetechniken wie Treiben, Filigran,         Treffpunkt Rom 1810
                                                                                  zahlreichen Nachfolgern, Darstellungen exo­        Gravur, Granulation oder Email zum Einsatz.            Die Geschichte eines Künstlerstammbuchs
                                                                                  tischer Tiere von Aert Schouman sowie satiri­      Als ergänzende Materialien wurden oft Koral­
                                                                                  sche Genreszenen von Cornelis Troost und           len, Glasperlen oder Achatkugeln verwendet.            23. Oktober 2020 bis 24. Januar 2021
                                                                                  Jacobus Buys zu sehen.                             Neben breiten Armreifen mit dominantem
                                                                                     Die ausgewählten Werke verdeutlichen die        Verschluss und kleinteiligem Halsschmuck
                                                                                  Aufwertung und Emanzipation der Handzeich­         nehmen vor allem aufwendiger Brustschmuck,             Stammbücher, die Vorläufer unserer Poesie­
                                                                                  nung in den Niederlanden des 18. Jahrhun­          Amulette, Gürtel und Gürtelschließen sowie             alben oder des „Like“ in den Sozialen Medien,
                                                                                  derts. Sie entstanden in großem Umfang in          aus Silber gefertigter Kopfschmuck im osma­            kamen im 16. Jahrhundert in Mode. Auf Rei­
                                                                                  Zentren wie Amsterdam, Haarlem, Den Haag           nischen Kulturkreis einen besonderen Platz ein.        sen führte man die kleinformatigen Büchlein
                                                                                  oder Dordrecht. Die qualitätvollen Zeichnun­       Zum Brautschmuck gehören vom Balkan bis                mit sich und bat neue Bekanntschaften oder
                                                                                  gen wurden vielfach für den Verkauf angefer­       nach Syrien sogenannte „tepeliks“, flache oder         bedeutende Persönlichkeiten um einen Bei­
                                                                                  tigt und europaweit gesammelt. Sie sind un­        gewölbte Kopfplatten mit angehängten Teilen,           trag zur Erinnerung. Im Fokus der Ausstellung
                                                                                  ter anderem Ausdruck der Vorliebe für bild­        die oft in Münzen enden. Bei einem jemeni­             steht das Künstlerstammbuch des kunstinter­        Osmanisches Armband, Silber,
                                                                                  mäßig ausgeführte, kolorierte Blätter und die      tischen Brustschmuck sind Münzen, Amulett-             essierten und wohlhabenden Wilhelm von             feuervergoldet, Filigran, 1850;
Jacob Cats: Landschaft mit Burg
                                                                                  immer wieder gesuchte Auseinandersetzung           Behälter und Reste eines Zopfschmucks auf              Blanckenhagen (1761–1840) aus dem Baltikum.        Foto: Thomas Dierks
im Schnee (Der Winter), 1788;
Foto: Städel Museum                                                               mit der Kunst des 17. Jahrhunderts, des nieder­    hauchdünner Gaze befestigt. Der Gesichts­              Der Adelige begab sich 1808 mit seiner Familie
                                                                                  ländischen Goldenen Zeitalters. Auch Johann        schleier einer Beduinenfrau aus Palästina weist        auf eine mehr als dreijährige Bildungsreise, die
                                                                                  Friedrich Städel (1728–1816), Stifter des Städel   ebenfalls Münzapplikationen und feinste Sil­           ihn über Deutschland, Frankreich, Belgien,
                                  Schaulust                                       Museums, und sein Freund Johann Georg              berplättchen auf, wie auch ein Kopfschmuck             die Niederlande und die Schweiz bis nach
                                  Niederländische Zeichenkunst                    Grambs (1756–1817) sammelten niederlän­            aus der Türkei, der auf Stoff genähte Münzen           ­Italien führte.
                                  des 18. Jahrhunderts                            dische Zeichnungen des 18. Jahrhunderts.           und Zierplättchen enthält, die sich einem
                                                                                  Mit der Ausstellung und dem begleitenden           Turban gleich um das Haupt der ihn tragen­
                                                                                                                                                                                                                                               Bertel Thorvaldsen: Bacchus
                                  1. Oktober 2020 bis 10. Januar 2021             Bestandskatalog werden das Spektrum und            den Person schlingen. Weitere Hauben, die                                                                 und Amor, entstanden 1810 in
                                                                                  die Qualität ihrer Kollektionen im Städel          teilweise auch das Gesicht bedecken, stam­                                                                Rom; Foto: Museumslandschaft
                                                                                  ­Museum eindrücklich veranschaulicht.              men aus dem Jemen oder Palästina.                                                                         Hessen Kassel
                                  Das Städel Museum verfügt mit annähernd
                                  600 Blättern über eine der umfangreichsten      Städel Museum                                      Deutsches Goldschmiedehaus Hanau
                                  und künstlerisch bedeutendsten Sammlungen       Schaumainkai 63                                    Altstädter Markt 6
                                  niederländischer Zeichnungen des 18. Jahr­      60596 Frankfurt am Main                            63450 Hanau
                                  hunderts außerhalb der Niederlande. Die Aus­    Tel.: (0 69) 60 50 98 - 0                          Tel.: (0 61 81) 25 65 56
                                  stellung präsentiert 80 repräsentative Zeich­   www.staedelmuseum.de                               www.goldschmiedehaus.com
                                  nungen von heute kaum mehr bekannten, in
                                  ihrer Zeit aber oft sehr erfolgreichen Künst­
                                                                                                                                     Osmanisches Diadem, Silber, teilweise vergoldet, ­
                                  lern und auf hohem Niveau zeichnenden,
                                                                                                                                     Korallen, Glasperlen, nach 1909; Foto: Thomas Dierks
                                  kunstliebenden Amateuren. Gezeigt werden
                                  Entwürfe für großformatige Wand- und De­        Schmuck aus dem Osmanischen Reich
                                  ckendekorationen von Jacob de Wit, Buch­
Herman Henstenburgh: Blumen­      illustrationen von Bernard Picart, niederlän­   27. September 2020 bis 20. Januar 2021                                                                       In Rom, dem Sehnsuchtsort für Kunstschaf­
gebinde, 1700; Foto: Ursula       dische Topografien von Cornelis Pronk, Paulus                                                                                                             fende aus dem Norden, erwarb Blanckenhagen
Edelmann, Städel Museum           Constantijn la Fargue oder Hendrik Schepper                                                                                                               nicht nur Gemälde, Druckgrafiken und Anti­
                                  und stimmungsvoll komponierte Landschafts­      Mit mehr als hundert ausgefallenen Schmuck­                                                               ken, sondern bat auch deutsche, russische
                                  zeichnungen von Jacob Cats (1741–1799), den     stücken und Accessoires aus elf verschiedenen                                                             oder bal­tische Künstler um eine Zeichnung
                                  Brüdern Jacob und Abraham van Strij oder        Ländern widmet sich diese Ausstellung der                                                                 für sein Album. Die Graphische Sammlung
                                  von Franciscus Andreas Milatz. Weiterhin        Kultur des Osmanischen Reiches (1299–1922).                                                               der Museumslandschaft Hessen Kassel konnte
                                  sind dekorative Blumen- und Früchtestillleben   Damals kamen unterschiedlichste Gold- und                                                                 die­ses Künstlerstammbuch 2019 mit Hilfe der

14                                AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                         AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                         15
MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 - Hessischer Museumsverband
Kulturstiftung der Länder, der Hessischen         stellungsbereich. Eigens produzierte Filme       Räume öffnen                                      schen Revolution und Reaktion sollte die
                                   Kulturstiftung und des Museumsvereins Kas­        thematisieren die religiöse Präsenz von Mig­                                                       Kunst einen Weg weisen von der „Hölle“ des
                                   sel e. V. aus Familienbesitz erwerben. Die un­    rantinnen und Migranten in Frankfurt am          2. Juni 2020 bis 7. Februar 2021                  Krieges ins „Paradies“ einer friedlichen, ver­
                                   gebunden vorliegende Sammlung umfasst             Main. Auch werden die Gemeinsamkeiten ei­                                                          geistigten Menschheit.
                                   über 30 Zeichnungen, die in der Ausstellung       ner portugiesischen Bäckerei, eines thailändi­                                                        Die Ausstellung des Städtischen Museums
                                   präsentiert werden. Zudem werden Einblicke        schen Massagestudios und eines japanischen       Die Ausstellung zeigt aktuelle Werke von          Engen und Galerie zeigt über hundert Kunst­
                                   in das Beziehungsgeflecht in Rom um 1810,         Restaurants in der Mainmetropole aufgezeigt.     ­lehrenden Künstlerinnen und Künstlern der        werke von 30 Künstlern. Darunter befinden
                                   insbesondere das unmittelbare Umfeld von          Ein weiterer Bereich widmet sich der moder­       Kunstschule der Kinder-Akademie Fulda. Zu        sich bekannte Vertreter des Expressionismus
                                   Caroline von Humboldt, gegeben. Das Spek­         nen Reisekultur. Das Künstlerkollektiv Teru      besichtigen sind Arbeiten aus den Bereichen       wie Ludwig Meidner (1884–1966), Conrad
                                   trum erstreckt sich von alteingesessenen Künst­   präsentiert Porträts von Niederländerinnen       Malerei, Grafik, Keramik und Skulptur. Sie        Felixmüller (1897–1977) und Otto Dix (1891–
                                   lern wie Bertel Thorvaldsen oder Joseph Anton     molukkischer Herkunft, die ergänzt werden        stammen von Linda Doernbach, Ursula Dohr­         1969), aber auch Maler wie Curt Ehrhardt
                                   Koch bis zu den gerade in Rom eingetroffenen      von ostindonesischen Sammlungsobjekten           mann, Ulrike Kuborn und Alexander Litwinow,       (1895–1972), Curt Lahs (1893–1958) oder
                                   Lukasbrüdern Johann Friedrich Overbeck und        des Museums.                                     die jeweils unterschiedliche Wege der künst­      Hans Orlowski (1894–1967), der auch durch
Franz Friedrich Riepenhausen:      Franz Pforr.                                                                                       lerischen Gestaltung und Kunstvermittlung         seine Holzschnitte bekannt wurde. Hauptleih­     Blick in die Ausstellung
Caritas, entstanden 1810 in Rom;                                                                                                      beschreiten. Die ausgestellte Bandbreite der      geber der Ausstellung ist der Wiesbadener        „Räume öffnen“;
Foto: Museumslandschaft Hessen     Museum Schloss Wilhelmshöhe                                                                        Arbeiten soll die Besucher dazu ermuntern,        Sammler Frank Brabant.                           Foto: Kinder-Akademie Fulda
Kassel
                                   Museumslandschaft Hessen Kassel                                                                    selber Kunst zu machen und in der Kunst­
                                   Schlosspark 1                                                                                      schule verschiedene künstlerische Techniken       Stadtmuseum Hofheim am Taunus
                                   34131 Kassel                                                                                       zu erlernen. Kinder und Jugendliche möchte        Burgstraße 11
                                   Tel.: (05 61) 3 16 80 - 0                                                                          die Kunstschule zur Erforschung neuer For­        65719 Hofheim am Taunus
                                   www.museum-kassel.de                                                                               men und Ausdrucksmöglichkeiten anregen.           Tel.: (0 61 92) 90 03 05
                                                                                                                                          Die parallel stattfindende Ausstellung „Süß   www.hofheim.de/stadtmuseum
                                                                                                                                      bis bittersüß – von Zuckern und anderen Na­
                                                                                                                                      schereien“ (siehe Mitteilungen Nr. 58/2020)
                                                                                                                                                                                                                                         Curt Lahs: Heiliger Sebastian
                                                                                                                                      wurde bis zum 7. Februar 2021 verlängert.                                                          (Ausschnitt), Aquarell, 1918,
                                   Weltenbewegend                                                                                                                                                                                        ­Privatbesitz; ­Foto: Bernhard
                                   Migration macht Geschichten                                                                        Kinder-Akademie Fulda                                                                               Strauss
                                                                                     Ein Altar aus Portugal; Foto: Wolfgang Günzel,   Mehlerstraße 8
                                   24. Oktober 2019 bis 31. Januar 2021              © Weltkulturen Museum                            36043 Fulda
                                                                                                                                      Tel.: (06 61) 9 02 73 - 12
                                                                                                                                      www.kaf.de
                                   Ausgehend von den eigenen Sammlungen                 Die Ausstellung schafft auch Räume für
                                   veranschaulicht das Weltkulturen Museum           Kritik und aktuelle Fragen: Wie setzen sich
                                   assoziativ, wie die verschiedenen Kulturen der    Menschen, deren Familien vor zwei oder drei
                                   Welt schon seit jeher im Austausch stehen.        Generationen eingewandert sind, aktuell mit
                                   Denn „Migration bedeutet nicht nur Flucht         vorherrschenden Stereotypen, Vorurteilen oder    Hölle & Paradies
                                   und Konflikt, sondern ist auch immer wieder       Rassismen ihnen gegenüber auseinander? Wie       Der deutsche Expressionismus um 1918
                                   ein Motor für neue Wege des Zusammenlebens        erfahren sie Zuschreibungen von „Deutsch­
                                   und eine Quelle neuer Ideen“, so Eva Raabe,       sein“ oder „Andersein“? Welche Rolle spielen     27. September 2020 bis 14. Februar 2021
 Europäer mit Spazierstock und     Leiterin des Weltkulturen Museums. Farben­        für sie die Sozialen Medien?
 Strohhut, Holzskulptur aus        frohe Waxprints, häufig als „afrikanische“
­Angola, Ende 19. Jahrhundert;     Stoffe bezeichnet, sind zum Beispiel eng ver­     Weltkulturen Museum                              Ausgelöst durch die grausame Realität und
 Foto: Wolfgang Günzel,
                                   bunden mit kolonialen Handelswegen und            Schaumainkai 29                                  die Folgen des Ersten Weltkrieges bildete sich
 © Weltkulturen Museum
                                   der globalen Verbreitung von Techniken und        60594 Frankfurt am Main                          zwischen 1915 und 1925 die „zweite Genera­
                                   Stilen. Der Verschmelzung und Importe reli­       Tel.: (0 69) 2 12 - 3 59 13                      tion“ des deutschen Expressionismus heraus.
                                   giöser Praktiken widmet sich ein weiterer Aus­    www.weltkulturenmuseum.de                        In dieser Zeit gesellschaftlicher Extreme zwi­

16                                 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                   AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                            17
Fritz Winter                                         Winters Auftritt im Museum Fridericianum
                                                                                      documenta-Künstler der ersten Stunde              1955 war spektakulär: Für eine Stirnwand des
                                                                                                                                        Großen Malerei-Saals malte er die sechs Meter
                                                                                      13. November 2020 bis 21. Februar 2021            breite, abstrakte „Komposition vor Blau und
                                                                                                                                        Gelb“, durch deren Gegenüberstellung mit
                                                                                                                                        Pablo Picassos aus New York entliehenem
                                                                                      Am 16. Juli 1955 öffnete die erste documenta      „Mädchen vor einem Spiegel“ der Anschluss
                                                                                      in Kassel ihre Tore. Als einer der meist beach­   der westdeutschen Malerei an die internatio­
                                                                                      teten deutschen Maler der Nachkriegszeit wur­de   nale Kunstentwicklung proklamiert wurde.
                                                                                      Fritz Winter (1905–1976) mit sieben Gemäl­        Auf Initiative der Fritz-Winter-Stiftung und
                                                                                                                                                                                                                                           Kranzkasten zum Gedenken
Station „Weben“; Foto: Stefanie                                                       den zu der international ausgerichteten gro­      der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen                                                            an eine verstorbene weibliche
Kösling, © Junges Museum                                                              ßen Übersichtsschau von Arnold Bode einge­        wird dieses erste situativ für eine documenta                                                      Person, um 1900; Foto: Frank
Frankfurt                                                                             laden. Unter den Nationalsozialisten galt Fritz   konzipierte Kunstwerk rekonstruiert und im                                                         Hellwig, © Museum für Sepul­kral­
                                                                                      Winter als entartet, da er ehemaliger Schüler     Rahmen der Ausstellung zu sehen sein. Wei­ter­                                                     kultur
                                                                                      von Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar        hin werden die zentralen Beiträge des Künst­
                                    Werk-Stoff Textil                                 Schlemmer am Bauhaus in Dessau war. 1949          lers zu den ersten drei documenta-Ausstel­
                                    Vom Faden zum Gewebe                              gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der        lungen 1955, 1959 und 1964 gezeigt. Dabei         Erinnerungen an Menschen und Erlebnisse
                                                                                      „Gruppe der Gegenstandslosen“ ZEN 49 in           handelt es sich um circa 90 Werke aus den         können verschiedenartige Wirkung besitzen.
                                    7. Juni 2020 bis 21. Februar 2021                 München. Trotz informeller Tendenzen in den       Bereichen Malerei, Grafik und Bildwirkerei.       Erinnerungsbilder aufgrund eines schmerz­
                                                                                      1950er Jahren vertrat Winter eine biomorphe,      Mit Fritz Winter gilt es, einen zentralen Pro­    haften psychischen und emotionalen Erleb­
                                                                                      den elementaren Kräften und Strukturen der        tagonisten der frühen documenta-Geschichte        nisses gehen häufig mit inneren Abwehrme­
                                    Die speziell für Kinder (ab 7 Jahre), Jugend­     Natur verpflichtete Abstraktion. Zeitlebens       wiederzuentdecken – und einen Maler, der          chanismen einher. Eine Flucht aus aktuellen
                                    liche und Familien konzipierte interaktive Aus­   variierte er Klees Credo „Kunst gibt nicht das    die Sprache der gegenstandslosen Kunst in         Lebenssituationen bietet im Rahmen von
                                    stellung im Historischen Museum Frankfurt         Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sicht­      Deutschland seit den 1920er Jahren maßgeb­        Trauerarbeit auch einen möglichen Schlüssel,
                                    widmet sich der Herstellung und Bearbeitung       bar“ und wurde so zur idealen Mittlerfigur zwi­   lich erweitert hat.                               um nach einem schweren Verlust wieder in ein
                                    von textilen Materialien. Diese finden sich in    schen den Protagonisten der Vor- und Zwischen­                                                      alltägliches Leben zurückkehren zu können.
                                    vielen Bereichen unseres Lebens, zum Beispiel     kriegsmoderne und der jün­geren Generation.       Neue Galerie                                         Literatur, Musik und bildende Künste trans­
                                    in Form von Kleidung, in Wohnbereichen            Am 1. Mai 1955 trat der Künstler eine Professur   Museumslandschaft Hessen Kassel                   formieren Erinnerungen in ästhetische For­
                                    und in der Arbeitswelt. Textilien bestehen aus    an der Werkakademie in Kassel an, wo er bis       Schöne Aussicht 1                                 mate. Dabei drücken die künstlerischen Werke
                                    verschiedenartigen Materialien pflanzlichen,      1970 lehrte. In den folgenden Jahren arbeitete    34117 Kassel                                      vollzogene Erinnerungsarbeit aus. Zudem re­
Fritz Winter: Weite Horizontalen,   tierischen oder synthetischen Ursprungs. Da­      er eng mit dem Grün­der der documenta, Ar­        Tel.: (05 61) 3 16 80 - 0                         gen sie dazu an, eigene memoriale Ausdrucks­
1964; Foto: Arno Hensmanns,         bei sind sie so unterschiedlich wie ihr Ge­       nold Bode, zusammen und war zunehmend             www.museum-kassel.de                              formen zu entwickeln. Neben den deutschen
© MHK, Neue Galerie, Samm-          brauch. An vielen interaktiven Stationen wer­     in die Entscheidungs- und Organisations­                                                            Künstlerinnen und Künstlern Karsten Krause,
lung der Moderne
                                    den in der Ausstellung die Techniken der Ver­     strukturen der Großausstellung eingebunden.                                                         Tina Ruisinger, Catrine Val, Lorenz Widmaier
                                    arbeitung von Fäden und die Herstellung von                                                                                                           und Dorothee von Windheim sind die Briten
                                    Geweben erlebbar gemacht. Die Besucherin­                                                                                                             Andrew Kötting und Lucy Powell, der Nieder­
Fritz Winters „Komposition vor
Blau und Gelb“ im Museum
                                    nen und Besucher können Techniken wie                                                               Memento                                           länder Willem de Rooij sowie Christian Bol­
­Fridericianum, 1955; Foto:         Weben, Wirken, Stricken, Knüpfen, Färben                                                            Im Kraftfeld der Erinnerungen                     tanski (FR), Simon Gush (ZA), Sofia Hultén
 ­Günther Becker, © documenta       und Stempeln selber ausprobieren.                                                                                                                     (SE) und Jaan Toomik (ES) in dieser Ausstel­
  archiv                                                                                                                                3. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021              lung vertreten.                                  Lucy Powell: Liminal Animal,
                                    Junges Museum Frankfurt                                                                                                                                                                                2008, gefertigt aus ausgefalle-
                                    Historisches Museum Frankfurt                                                                                                                         Museum für Sepulkralkultur                       nen Schnurrhaaren des Katers
                                                                                                                                                                                                                                           Eugene nach seinem Tod;
                                    Saalhof 1                                                                                           Mittels internationaler zeitgenössischer Kunst­   Weinbergstraße 25–27
                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Lucy Powell, credit:
                                    60311 Frankfurt am Main                                                                             werke und kulturhistorischer Zeugnisse be­        34117 Kassel                                     Henrik Strömberg
                                    Tel.: (0 69) 2 12 - 3 51 54                                                                         schäftigt sich die Ausstellung mit individuel­    Tel.: (05 61) 91 89 30
                                    www.junges-museum-frankfurt.de                                                                      len Formen des Erinnerns und Gedenkens.           www.sepulkralmuseum.de

18                                  AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                    AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                         19
Staging Identity                                                                                      verlief früher grundsätzlich ebenso wie heute:
                                    Zwischen Maskerade, Körperinszenierung                                                                Fasern wurden gerichtet, gesponnen und ge­
                                                                                                                                          webt. Vergleichbar mit unseren heutigen
                                    und Rollenspiel
                                                                                                                                          Kunststoffen verwendeten unsere Vorfahren
                                    24. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021                                                                 früher Horn und Bein als leicht zugängliche
                                                                                                                                          Materialien für die Anfertigung von Alltagsge­
                                                                                                                                          genständen. An einem nachgebauten Schloss
                                    Die Ausstellung beleuchtet Fragen zum Thema                                                           aus Holz können die Besucher die Funktions­
                                    Identität vor dem Hintergrund des künstleri­                                                          weise von Schlüsseln aus Horn ausprobieren.
                                    schen Rollenspiels in Fotografie und Film.                                                            Darüber hinaus gibt es weitere Mitmachstatio­
                                    Maskerade, Kostümierung und das performa­                                                             nen, die neben großformatigen Zeichnungen                                                         Peter Lindbergh: Uma Thurmann,
                                    tive Spiel als künstlerische Praxis bilden den                                                        im Comic-Stil besonders ein junges Publikum                                                       New York, 2016; Foto: © Peter
                                    gemeinsamen Ausgangspunkt der gezeigten                                                               ansprechen.                                                                                       Lindbergh, Paris
                                    Arbeiten. In der Beschäftigung mit der Kon­      Didaktische Inszenierung zum Gebrauch des Hammers;
                                    struktion und Transformation von Identitäten     Foto: Römerkastell Saalburg                          Römerkastell Saalburg
                                    wird die Kamera als Spiegel für Inszenierun­                                                          Archäologischer Park                             im Kunstpalast in Düsseldorf er nicht mehr
                                    gen des Selbst – oder des anderen – verwen­                                                           Am Römerkastell 1                                erleben konnte: Der Künstler starb im Sep­
                                    det. Die gezeigten Werke stammen aus dem         Hammer!                                              61350 Bad Homburg vor der Höhe                   tember 2019 in Paris im Alter von 74 Jahren.
                                    Zeitraum vom Ende der 1970er Jahre bis heute,    Handwerken wie Kelten und Römer                      Tel.: (0 61 75) 93 74 - 0                           Lindbergh, mit bürgerlichem Namen Brod­
                                    wobei spielerische, ironische und politische                                                          www.saalburgmuseum.de                            beck, wuchs in Duisburg auf und arbeitete
                                    Auseinandersetzungen mit dem Thema Iden­         26. Juni 2020 bis 7. März 2021                                                                        nach der Volksschule als Schaufensterdekora­
                                    tität präsentiert werden. Die Ausstellung ist                                                                                                          teur. Nach Abendkursen an der Berliner Kunst­
                                                                                                                                                                                                                                            Ein Schmiedehammer im Einsatz;
                                    Teil der Darmstädter Tage der Fotografie 2020                                                                                                          akademie, mehrjährigen Auslandsaufenthal­        Foto: Römerkastell Saalburg
                                    und umfasst Arbeiten von Candice Breitz, Elsa    Die ausgestellten archäologischen Fundstücke                                                          ten und einem Studium der Freien Malerei an
                                    & Johanna, Samuel Fosso, Rodney Graham,          aus Hessen bieten einen Blick in die Werkzeug­                                                        der Werkkunstschule Krefeld wandte er sich
                                    Pipilotti Rist, Cindy Sherman und anderen.       kisten der Kelten und Römer. Zudem werden                                                             1971 in Düsseldorf der Fotografie zu und er­
Elsa & Johanna: 367 aus Beyond                                                       in der Ausstellung der Gebrauch der Werkzeuge                                                         öffnete 1973 ein eigenes Studio. Mit wachsen­
the Shadows, 2018; Foto: © Elsa     Museum Künstlerkolonie Darmstadt                 und wesentliche Produktionsschritte veran­                                                            der Bekanntheit arbeitete der Fotograf auch
& Johanna und Galerie La Forest     Olbrichweg 13A                                   schaulicht. Die originalen Exponate unter­                                                            für die Stern-Verlagsgruppe. 1978 ging Lind­
Divonne
                                    64287 Darmstadt                                  streichen die Bedeutung des Handwerks über                                                            bergh nach Paris, wo seine internationale Kar­
                                    Tel.: (0 61 51) 13 27 78                         Jahrtausende hinweg und machen deutlich,                                                              riere begann. Er arbeitete zunächst für die
                                    www.mathildenhoehe.eu                            dass sich viele Werkzeuge und Techniken seit                                                          Zeitschrift Vogue, später unter anderem für
                                                                                     Jahrhunderten kaum verändert haben. Ein kel­                                                          „The New Yorker“, „Vanity Fair“, „Allure“ und
                                                                                     tischer Hammer unterscheidet sich nicht we­                                                           „Rolling Stone“. Anfang der 1990er Jahre be­
Candice Breitz: Profile, 2017,
mit Steven Cohen, HD-Video;
                                                                                     sentlich von einem römischen oder gar einem                                                           gann Peter Lindbergh mit seinen Fotos auch
Foto: © Candice Breitz, im Auf-                                                      modernen Schlosserhammer. Eisen muss noch                                                             Geschichten zu erzählen und etablierte damit
trag des Südafrikanischen Pavil-                                                     immer erhitzt werden, um es zu verformen.            Peter Lindbergh: Untold Stories                  die erzählerische Modefotografie.
lons, La Biennale di Venezia 2017                                                       Mithilfe von nachgebauten Gegenständen,                                                               Peter Lindbergh arbeitete überwiegend in
                                                                                     Zeichnungen und Filmen werden in der Aus­            4. Dezember 2020 bis 7. März 2021                Schwarz-Weiß und schuf bedeutende Porträts
                                                                                     stellung die Fertigungsprozesse vom Rohstoff                                                          von Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tat­
                                                                                     bis zum Produkt am Beispiel verschiedener                                                             jana Patitz, Cindy Crawford und Christy Tur­
                                                                                     Materialien anschaulich dargestellt. Neben           „Untold Stories“ ist eine Zusammenstellung       lington. Seine legendären Fotos von Manne­
                                                                                     zahlreichen Hämmern sind unter anderem               von 140 Arbeiten aus den frühen 1980er Jah­      quins gelten als Beginn der Top-Model-Ära.       Peter Lindbergh: Linda Evange-
                                                                                     spezielle Werkzeuge des Schmieds, des Schus­         ren bis heute. Der 1944 geborene Starfotograf    Inspiriert vom Realismus des Fotojournalis­      lista, Michaela Bercu und Kirsten
                                                                                     ters, des Gerbers und des Töpfers zu besich­         Peter Lindbergh arbeitete zwei Jahre an dieser   mus lehnte Lindbergh jedoch die Schönheits­      Owen, Pont-à-Mousson, 1988;
                                                                                                                                                                                                                                            Foto: © Peter Lindbergh, Paris
                                                                                     tigen. Die Herstellung von textilen Stoffen          selbst kuratierten Werkschau, deren Eröffnung    standards der Modebranche und ihren Zwang

20                                  AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                                                                                                                     AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN                                        21
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