N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland

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N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
67. Jahrgang

Zeitung “Erziehung und Wissenschaft im Saarland” des Landesverbandes der GEW im DGB

 ZUM GUTEN SCHLUSS

      Bildung. Weiter denken!
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           EDITORIAL

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         finanziert, sondern auch aus Anzeigen­Einnah­
                                                                                                               Öffnungszeiten der                                                                                                                                                                                        men. Darum kümmert sich seit vielen Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Andreas Sánchez Haselberger.
                                                                                                                 Geschäftsstelle
                                                                                                          Mo. ­ Do.: 09.00 ­ 12.00 Uhr | 13.00 ­ 16.00 Uhr                                                                                                                                                                  Statt der gewohnten Artikel zum Titelthema
                                                                                                            Fr.: 09.00 ­ 12.00 Uhr | 13.00 ­ 15.00 Uhr                                                                                                                                                                   haben wir uns für diese Ausgabe etwas ande­
                                                                                                                      Telefon: 0681 / 66830­0,                                                                                                                                                                           res ausgedacht. „Zum guten Schluss“ wollen
                                                                                                                      Telefax: 0681 / 66830­17                                                                                                                                                                           wir uns von euch mit unserem jeweiligen Lieb­
                                                                                                                   E­Mail: info@gew­saarland.de                                                                                                                                                                          lingsartikel aus den letzten Jahren verabschie­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         den. Wir sind der Ansicht, dass jeder dieser
                                                                                                                Internet: http://www.gew.saarland
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Artikel noch einmal den Schwerpunkt und die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Besonderheit der Verfasserin, des Verfassers
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         zum Ausdruck bringt.
                                                                                                                         GEW­Service
                                                                                                                         Beratungszeiten für                                                                                                                                                                               Daneben findet ihr auch in dieser Ausgabe
                                                                                                                      Mitglieder in Rechtsfragen                                                                                                                                                                         Lesenswertes in den jeweiligen Rubriken:
                                                                                                                    Mo., Di. u. Do.: 09.00 ­ 16.00 Uhr,                                                                                                                                                                  Schule, Gewerkschaft, Jugendhilfe, Bücher &
                                                                                                                         Mi.: 13.00 ­ 17.00 Uhr                                                                                                                                                                          Medien, Geburtstage & Jubiläen.
                                                                                                                                                                                          Thomas Bock, Anna Haßdenteufel, Matthias Römer, Helmut Stoll | Foto: Carsten Kohlberger

                                                                                                                   Landesstelle für Rechtsschutz                                                                                                                                                                            Auf das Schlusswort von Harald Ley müsst

 04
Thema: Zum guten Schluss
                                                                                                                       Gabriele Melles­Müller,
                                                                                                                        Tel.: 0681 / 66830­13,
                                                                                                             E­Mail: g.melles­mueller@gew­saarland.de
                                                                                                                                                                                             Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

                                                                                                                                                                                             „Zum guten Schluss“ lautet der Titel dieser
                                                                                                                                                                                                                                                                    den Jahren versucht in vielen unterschiedli­
                                                                                                                                                                                                                                                                    chen Artikeln und Kommentaren in unserer
                                                                                                                                                                                                                                                                    Zeitschrift zum Ausdruck zu bringen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ihr weder in dieser, noch in den nächsten Aus­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         gaben verzichten. Er bleibt dem Redaktions­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         team dankenswerter Weise erhalten.
                                                                                                                         Fr.: 13.00 ­ 16.00 Uhr unter                                     Doppelausgabe, mit der sich das „alte“ Redak­                                                                                     Wie für das richtige Leben stimmt auch im
                                                                                                                         Tel.: 0152 / 01701173 NEU                                        tionsteam von euch verabschiedet.                                            Daneben war es uns ein Anliegen, alle Pro­        Bezug auf die EuWiS der Satz: „Wo eine Tür
                                                                                                                                                                                                                                                                    fessionen, die in der GEW vertreten sind, zu         zuschlägt, geht eine andere auf“. Wir freuen
                                                                                                                         Beratung für                                                        Unterschiedlich lange haben Matthias                                   Wort kommen zu lassen. An dieser Stelle dan­         uns, dass sich ein neues Redaktionsteam
Editorial                                    03     16 Gewerkschaftliche Zeitpolitik —                         Referendarinnen und Referendare                                            (unser „Ältester“), Helmut (unser „Jüngster“),                            ken wir jenen, die mit Beiträgen aus der Fach­       gefunden hat. Nach mehreren gemeinsamen
                                                        feministisch, was sonst!                                   Max Hewer, Tel.: 0176 / 30456396                                       Tom und Anna verantwortlich und verantwor­                                gruppenarbeit, Berichten aus den Kreisver­           Sitzungen sind wir sicher, dass die Zeitung ab
                                                    17 Kampf gegen Kinderarbeit                                    E­Mail: m.hewer@gew­saarland.de                                        tungsvoll zum Entstehen der EuWiS beigetra­                               bänden, von GEW­Fachtagungen oder der Be­            dem kommenden Schuljahr in guten Händen
Thema: Zum guten Schluss                     04         in Zeiten der Pandemie                                                                                                            gen. Im Rahmen der monatlichen Redaktions­                                triebsrätearbeit zum Gelingen der Zeitung            ist und wünschen dem neuen Redaktions­
  04 Hooked ­ Angebissen!                                                                                           Beratungsdienst für                                                   sitzungen haben wir immer intensiv und enga­                              beigetragen haben. Immer wieder haben uns            team an dieser Stelle von Herzen alles Gute.
          Vom Angeln in der Ganztagsschule          18 Mitbestimmung für alle!                               Auslandsaufenthalt von Lehrkräften
                                                        Mahnwache der GEW am 10. Juni 2021 vor                                                                                            giert über bildungspolitische Themen disku­                               Kollegen*innen und Schüler*innen als Inter­
                                                        dem saarländischen Landtagsgebäude                                  Susanne Bleimehl
   05 Beziehungs­weise­Schule                                                                                              Tel.: 0170 / 9655772
                                                                                                                                                                                          tiert – durchaus auch kontrovers. Obwohl wir                              viewpartner*innen unterstützt oder in Gast­             Die Sommerferien sind in greifbarer Nähe,
                                                    18 Wir gratulieren zum 90.                                                                                                            alle seit vielen Jahren in unterschiedlichen                              beiträgen und Buchbesprechungen die EuWiS            wenn ihr diese Ausgabe in Händen haltet. Wir
   06 Inklusive Bildung im Saarland                                                                               E­Mail: susannebleimehl@gmail.com
                                                                                                                                                                                          Funktionen Mitglied der saarländischen GEW                                bereichert. Diese Vielfalt war uns ein großes        wünschen euch, dass ihr diese Ferien genie­
   09 Fachlehrer*in – ein Auslaufmodell?                                                                                                                                                  sind, haben wir nicht immer die „offiziellen“                             Anliegen.                                            ßen könnt und mit neuer Kraft, alter Freude
                                                  Bücher & Medien                     19                        Redaktionsschluss                                                         Verlautbarungen unreflektiert übernommen.                                                                                      am Unterrichten und der Zuversicht auf ein
                                                   19 Gestatten, ich bin ein Arschloch                                                                                                    Ganz im Sinne von Helmut Schmidt: „Eine                                      Die EuWiS ist nicht möglich ohne die profes­      gelingendes Schuljahr am 30. August 2021
Berufliche Bildung                                                                                                                 06.08.2021                                             Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist                             sionelle Unterstützung durch Bärbel Detzen.          wieder an eure Schulen und jeweiligen Ein­
& Weiterbildung                              11                                                                               (September­Ausgabe)
                                                   20 Die Pandemie                                                                                                                        keine.“ So waren und sind wir der Meinung,                                Sie sorgt nicht nur zuverlässig für ein Titelbild,   richtungen zurückkehrt. n
 11 Fortbildungsprogramm                                                                                                           06.09.2021                                             dass auch innerhalb einer Bildungsgewerk­                                 sondern auch für das Layout und behält den
                                                   21 Nur scheinbar pragmatisch:                                                (Oktober­Ausgabe)
          2. Halbjahr 2021                              “Mythos Bildung”                                                                                                                  schaft wie der GEW ein offener Diskurs mög­                               Überblick auch in stressigen Zeiten. Die EuWiS         Thomas Bock, Anna Haßdenteufel,
                                                                                                                    E­Mail: redaktion@gew­saarland.de
                                                                                                                                                                                          lich, nötig und wertvoll ist. Das haben wir in all                        wird nicht nur aus den Mitgliedsbeiträgen              Matthias Römer, Helmut Stoll
Schule                             13             Geburtstage
  13 Religionsunterricht und viele                & Jubiläen                              22                             Impressum                                                        ANZEIGE
          Fragezeichen                                                                                                           Herausgeber
          Interreligiöses Lernen                   22 Juli 2021                                          Gewerkschaft Erziehung und                             Layout
                                                                                                         Wissenschaft (GEW) im DGB,                          Bärbel Detzen
                                                   23 August 2021                                 Landesverband Saarland, Geschäftsstelle:             b.detzen@gew­saarland.de
Gewerkschaft                                 15                                                      Mainzer Str. 84, 66121 Saarbrücken
                                                   23 Schlusswort                                  Tel.: 0681/66830­0, Fax: 0681/66830­17
                                                                                                            info@gew­saarland.de
                                                                                                                                                                  Druck
                                                                                                                                                         COD Büroservice GmbH
 15 Bundesgewerkschaftstag                                                                                                                         Bleichstraße 22, 66111 Saarbrücken
          vom 09. bis 11. Juni 2021                                                                              Redaktion
                                                                                                             Matthias Römer
                                                                                                                                                   Telefon: 0681/393530, info@cod.de

                                                                                                        redaktion@gew­saarland.de                              Bildnachweis
                                                                                                               Thomas Bock,                         u.a. stock.adobe.com, 123rf.com,
                                                                                                            Anna Haßdenteufel,                              GEW­Archiv, privat
                                                                                                                Helmut Stoll
                                                                                                                                                              Titelfoto
                                                                                                           Anzeigenverwaltung                   123rf.com/©Kaspars Grinvalds (geändert)
                                                                                                       Andreas Sánchez Haselberger
                                                                                                       a.sanchez@gew­saarland.de

                                                                                                 Die Redaktion behält sich bei Beiträgen und Leserbriefen Kürzungen vor. Namentlich
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EuWiS 07­08/2021 | 2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            EuWiS 07­08/2021 | 3
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS                                                                                                                                                                                                                                   THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS

Hooked ­ Angebissen!                                                                                                                                          Beziehungs­weise­Schule
Vom Angeln in der Ganztagsschule
                                                                                                                                                                Als Tom Bock mich fragte, ob ich nicht Lust
„Gibst du einem Mann einen Fisch, nährt er                                                                                                                    hätte, zu diesem Thema einen Artikel für die
sich einmal. Lehrst du ihn das Fischen,                                                                                                                       nächste Ausgabe der EuWiS zu schreiben,
nährt er sich sein ganzes Leben.“                                                                                                                             „das sei doch eines meiner Herzensthemen,
   Dieses in Verbindung mit nachhaltiger Bil­                                                                                                                 wenn es um Schule geht“, habe ich nicht lange
dung vielzitierte chinesische Sprichwort ent­                                                                                                                 überlegt und „Ja“ gesagt.
faltet an der Ganztagsgesamtschule Neunkir­
chen nicht mehr nur metaphorische, sondern                                                                                                                       Seit ich 1986 meine Referendarzeit been­
seit fast drei Jahren auch eine ganz praktische                                                                                                               det und nach zwei Jahren als Diplomhandels­
Bedeutung.                                                                                                                                                    lehrerin endlich zum Schuljahr 1989/90 an
                                                                                                                                                              der Ganztagsgesamtschule Neunkirchen im
   Im Schuljahr 2007/2008 fanden die Schü­
ler*innen zum ersten Mal auf ihren AG­Wahl­                                                                                                                   damaligen 5er­Team als Lehrerin angekom­
                                                                                                                            Foto: stock.adobe.com/© vchalup
zetteln ein nicht ganz alltägliches Angebot mit                                                                                                               men war, wusste ich: es gibt keine Erziehung
dem Titel: Fisch und Fang. (Anm. d. Red.: Ar­                                                                                                                 ohne Beziehung, es gibt kein Lernen ohne
beitsgemeinschaften sind fester Bestandteil       bleiben? Wir haben einen Catering­Auftrag.“       Fänge sind aber eher die Ausnahme. Die Schü­              angstfreie zwischenmenschliche Begegnung.
im Ganztagsangebot und finden für jede            Längst nicht alle Schüler*innen antworten auf     ler müssen in der Regel viel Geduld aufbrin­              Bis heute hat sich das in vielen Gesprächen
Schüler*in einmal wöchentlich statt.) Das         diese Frage des AG­Leiters mit „Ja“, aber doch    gen, bis endlich Bewegung in die Schnur                   mit Kollegen*innen, Schüler*innen und Eltern
Konzept dieser AG verbindet Inhalte aus ver­      genug, um das Catering für eine Gruppe von        kommt. Aber die meisten tun dies ­ und mit                bestätigt.
schiedenen Fächern, ist jahrgangsübergrei­        LPM­Fortbildnern, die sich an der Schule zu       Ausdauer! Wenn dann wie so oft nach langem
fend und enthält Elemente der Erlebnispäda­       einem Planungstreffen einfindet, zu persona­      Warten am anderen Ende der Schnur doch                       Wenn ich an meine eigene Zeit als Schüle­
gogik.                                            lisieren. Wer nicht kann, hilft eben bei der      nur ein kleines Rotauge zappelt, macht das                rin eines traditionellen Mädchengymnasiums
                                                  Vorbereitung: Fische ausnehmen, filetieren,       auch nichts, denn der nächste Fisch könnte                in den 70er Jahren denke, dann fallen mir
   Mit viel Hingabe bauen die Teilnehmer*in­
                                                  beizen, das Übliche halt. Das verdiente Geld      immer der große Karpfen sein! Um sicher zu                nicht die Fächer Latein, Biologie, Französisch
nen Angelruten, Schwimmer, Spulen und                                                                                                                                                                            Foto: stock.adobe.com/©Syda Productions
andere Angelgeräte aus Materialien wie Bam­       kommt in die AG­Kasse, um Material, Zutaten       stellen, dass kleine Fische unbeschadet in den            oder Mathematik ein, sondern die Menschen,
bus, Schilfrohr, Federkielen und Sperrholz.       oder Köder zu kaufen.                             Weiher zurückgesetzt werden, gibt es in jeder             die mich in diesen Fächern unterrichtet
Diese Materialien sind oft selbst gesammelt.                                                        Gruppe einen, der das mit dem behutsamen                  haben.                                            n Sie haben keine Fächer, sondern Kinder          trauensraum, d.h. es braucht Zeit und Raum,
                                                     Mit Hilfe verschiedener Medien und auf
So haben beispielsweise einige Schüler*innen      Unterrrichtsgängen beschäftigen sich die          Hakenlösen schon kann. So lernen die Neulin­                                                                unterrichtet und manchmal haben sie uns           um sich füreinander zu öffnen. Denn Schü­
                                                                                                                                                                 Da war „unser“ Herr Kopp, den wir liebevoll
ein ganzes Bündel Möwenfedern von ihrer           Schüler*innen mit den Lebensräumen der            ge von den Erfahrenen, die übrigens nicht                 „Rudolph Rotnase“ nannten, und seine Sprü­        auch aufgerichtet.                                ler*innen und Lehrer*innen, die sich so
Klassenfahrt (Strand von Hastings) mitge­         Fische und anderer Lebewesen. Sie informie­       immer automatisch die Älteren sind. Wenn es                                                                                                                   begegnen, sich wertschätzend wahrnehmen
                                                                                                                                                              che, mit denen er uns die lateinische Gram­       n Sie haben sich auf uns eingelassen und uns
bracht und dann zu Schwimmern verarbeitet.        ren sich über schädliche Einflüsse des Men­       dann doch einmal ans Töten geht, wird es                  matik lernen lehrte und mit denen jede seiner     zu eigenem (Nach­) Denken angeregt.               und sich dem anderen zeigen, machen sich
Einige konnten auch schon ihren persönlichen      schen wie Verschmutzung und Verbauung von         ganz still. „Ausnehmen, sauber machen und                 Stunden begann: Nach ‚ne‘, ‚si‘, ‚nesi‘, ‚num‘                                                      damit ja immer auch ein Stück weit verletz­
Jamie Oliver in sich entdecken. In der Schulkü­   Fließgewässern und das damit verbundene           essen ja, aber töten, das könnte ich nicht“, so           fällt der kleine ‚ali‘ um. Frau Horstmann, eine   n Sie haben uns mit ihrem Humor, manch­           lich. Unterricht gelingt – wer von uns weiß das
che avancieren Fische regionaler Herkunft         Artensterben. Sie lernen aber andererseits        eine Schülerin angesichts eines im Gras lie­              kleine, trotz ihrer starken Gehbehinderung        mal auch mit ihrer Schrulligkeit den Schulall­    nicht – wenn sich Schülerinnen und Schüler
regelmäßig zu kulinarischen Highlights.           auch Beispiele kennen, wie man z.B. durch         genden Rotauges, das groß genug war, um                   lebensbejahende Frau, voller Witz und Klug­       tag erträglich gemacht.                           vom Stoff und der Lehrer*in angesprochen
   Mit scharfen Messern nehmen die Schüler        Renaturierungsmaßnahmen die Zerstörungen          kulinarische Ehren zu erlangen. Der Fänger                heit, die uns immer wieder ermahnte, Unter­         Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortset­   fühlen. Ein solcher Unterricht kann als Reso­
Forellen selbst aus, lernen, wie man sie file­    der vergangenen Jahrzehnte zumindest teil­        des Rotauges sah das anders. Obwohl auch                  hemden zu tragen und so unsere Nieren             zen. Wer will, kann sich dafür ja mal ein paar    nanzgeschehen begriffen werden, in dem Ler­
tiert und zubereitet. Das klappt nicht gleich     weise rückgängig machen kann und wie wich­        ihm Mitgefühl und Anspannung anzumerken                   warm zu halten. Unser Mathematiklehrer,           Minuten Zeit nehmen…                              nen einer affektiven Welthaltung gleicht und
auf Anhieb, aber zerschnittene Filets lassen      tig dabei auch politische Prozesse sind. Das      waren, brachte er es fertig, dem Leben des                Horst Mayer, der mir zu verstehen gab, dass er                                                      es trifft zu, was der Schriftsteller Constancio
                                                  Problem der Überfischung der Weltmeere            Fisches ein waidgerechtes Ende zu setzen. Die             mich mochte, obwohl ich in seinem Fach kei­          Hartmut Rosa bezeichnet Schule als „Reso­      C. Vergil (1876 bis 1954) gesagt hat: „Kinder
sich wunderbar zu Fischklößchen weiterverar­                                                                                                                                                                    nanzraum“ und Lehren und Lernen als „Reso­
beiten und landen in der aus Kopf, Gräte und      wird thematisiert – selbstverständlich auch       Schülerin fand übrigens noch heraus, dass der             ne Leuchte war und der, als wir ihn einmal                                                          sind wie Musikinstrumente; es hängt davon
                                                  auf dem eigenen Teller: Fischstäbchen sind                                                                  zufällig beim Einkaufen trafen, meine Mutter      nanzbeziehung“. Dabei versteht er unter
Abschnitten hergestellten Fischsuppe. Neben­                                                        Fisch 9 Jahre alt war. Sie hatte die Jahresringe                                                                                                              ab, wer sie berührt.“ (vergleiche: Hartmut
                                                  ein Teil des Problems, das selbst gefangene                                                                 und mich in seinem Auto nach Hause fuhr,          „Resonanz“ ein Einschwingen und/oder ein
bei gibt’s Biologie zum Anfassen: Herz, Leber,                                                      auf einer der großen Schuppen gezählt. The                                                                                                                    Rosa „Schule als Resonanzraum – Lehren und
                                                  Rotauge oder die regional produzierte Zucht­                                                                weil es regnete und wir so viel zu tragen hat­    gemeinsames Schwingen. Immer dann, so
Kiemen, Gallenblase, etc. Übrigens sind Kin­                                                        fish speaks for itself! (Anm. d. Red.: In der Er­                                                           Rosa, wenn Menschen solcherart Resonanzer­        Lernen als Resonanzbeziehung“ Vortrag im
der und Jugendliche dabei in der Regel wenig      forelle hingegen sind ein Teil der Lösung.        lebnispädagogik trifft man häufig auf das                 ten. Meine Mutter hat ihm das nie vergessen.                                                        Rahmen des 12. Bildungskongresses „Lehren
                                                                                                                                                                                                                fahrungen machen, berühren sie die Welt und
empfindlich und lassen sich trotz des ange­                                                         Schlagwort „The mountain speaks for itself.“) n              Ich glaube, viele von uns haben solche         werden von ihr berührt. In einem solchen          & Lernen“ des Beltz­Forum in Wolfsburg,
richteten Blutbads die bis zur nächsten              Wenn die Tage wieder länger werden – die                                                                 Erfahrungen und Erlebnisse, an die wir uns        wechselseitigen Berührungsverhältnis kann es      November 2013) n
Woche im Kühlschrank gereifte Graved­Lachs­       AG findet ja nachmittags statt – geht es dann                                                               gerne erinnern und die genau diese Lehrerin­      den Schülerinnen und Schülern im Unterricht
forelle mit großem Appetit schmecken. Fisch       ab in die Natur. Am Wingertsweiher in Ottwei­                                                               nen und Lehrer unvergessen machen. Was            gelingen, sich den Stoff anzuverwandeln, was
betritt diese Welt nun einmal nicht als Fisch­    ler können die Schüler*innen ihre selbst                                                                    aber unterscheidet sie von all den anderen, an    nach Hartmut Rosa sinnvoller und nachhalti­
stäbchen und wenn man schon ein Lebewe­           gebauten Geräte testen. Eine Kooperation mit                                                                die wir uns gar nicht mehr, mit gemischten        ger ist, als das bloße Aneignen des Stoffes.
sen tötet, dann sollte man dieses auch ganz       dem Angelverein Ottweiler und die Bereit­                                                                   oder eher unangenehmen Gefühlen erin­             Dabei sind es gar nicht einmal die ganz großen
verarbeiten. Die Schüler*innen empfinden          schaft einiger Eltern, den Transport zu über­                                                               nern?                                             Dinge, die Resonanz stiften. Es können schon
das als spannend und erlebnisreich, wir Leh­      nehmen, macht dies möglich. „Das ist echt                                                                                                                     kleine nonverbale Zeichen reichen: ein
rer als praktische Erziehung zur Nachhaltig­                                                                                                                  Ich glaube es ist dies:                           Lächeln; ein aufmunternder Blick, der sagt
                                                  geil, wenn man so’n Fisch selbst fängt, mit
keit. Dass solche Gerichte auch gesund sind,
                                                  nach Hause nimmt und dann isst“, war das                                                                    n Sie haben sich uns auf unterschiedliche         „Ich sehe dich“; ein Auf­die­Schülerantwort­
muss man nicht erwähnen. Der frische Fisch                                                                                                                                                                      Zurückkommen…
spricht für sich selbst.                          Fazit eines Schülers mit dem sprichwörtlichen                                                               Weise als Mensch gezeigt.
                                                  Anfängerglück. Beim letzten Angelausflug, der                                      Thomas Bock                                                                                                                                                Anna
  „Wer von euch hat übernächsten Dienstag         sein erster war, hatte sich ein ziemlich großer       EuWiS­Ausgabe 07/08­2010                              n Sie haben uns das Gefühl gegeben, dass             Solche Resonanzerfahrungen gelingen                                          Haßdenteufel
Zeit und Lust bis abends um 7 in der Schule zu    Barsch an seinem Haken festgebissen. Solche                                                                 sie uns wahrnehmen, dass sie uns sehen.           leichter in einem langjährig angelegten Ver­          EuWiS­Ausgabe 12/2013­01/2014

EuWiS 07­08/2021 | 4                                                                                                                                                                                                                                                                       EuWiS 07­08/2021 | 5
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS                                                                                                                                                                                                                          THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS

Inklusive Bildung im Saarland                                                                                                                                                                                                                                       ten: Im Schuljahr 2014/2015 für die Grund­
                                                                                                                                                                                                                                                                    schulen, 2016/17 aufsteigend ab Klassenstufe
                                                                                                                                                                                                                                                                    5 für die allgemein bildenden weiterführen­
Ermutigung zur Weiterarbeit an einem ins Stocken geratenen Jahrhundertprojekt                                                                                                                                                                                       den Schulen, 2018/19 für die berufsbildenden
                                                                                                                                                                                                                                                                    Schulen. Ungeachtet der inklusiven Ausrich­
   Da der folgende Artikel zur inklusiven Bil­    pation und Partizipation von diskriminierten                                                                                                                                                                      tung der Regelschulen kann auf Wunsch der
dung im Frühsommer 2019 verfasst wurde,           Menschengruppen fördern. Im Bildungsbe­                                                                                                                                                                           Erziehungsberechtigten die Umschulung in
entsprechen manche Daten nicht mehr dem           reich haben die Selektionsmechanismen bei­                                                                                                                                                                        eine Förderschule erfolgen, wenn die Schul­
aktuellen Stand. Mittlerweile sind auch eini­     spielsweise zur Folge, dass die Schülerschaft                                                                                                                                                                     aufsichtsbehörde dem Antrag auf Anerken­
ge der im Artikel genannten Personen im           insbesondere in den Förderschulen Lernen                                                                                                                                                                          nung der Voraussetzungen des Vorliegens für
Ruhestand. Besonders danken möchte ich            mehrheitlich aus sozioökonomisch benachtei­                                                                                                                                                                       eine sonderpädagogische Unterstützung
den Ruheständlern Karl­Heinz Adams, Die­          ligten Familien stammt.                                                                                                                                                                                           (AAVVsU) zustimmt. Dieses Elternwahlrecht
ter Berg und Ottmar Wagner für ihren enga­                                                                                                                                                                                                                          bedeutet also die Umkehrung des Antrags­
gierten Einsatz im Sinne der Inklusion.              Bei der Leitidee Inklusion geht es um die                                                                                                                                                                      rechts im Vergleich zur Integrationsverord­
                                                  vorbehaltlose Anerkennung der Verschieden­                                                                                                                                  Foto: GEW­Archiv/©Dominik Buschardt
                                                                                                                                                                                                                                                                    nung, nach der die Erziehungsberechtigen bei
   Wenn ein entschiedener Befürworter der         heit, der Diversität, der „egalitären Differenz“,                                                                                                                                                                 anerkanntem sonderpädagogischem Förder­
Inklusion nach einer Dekade des Inkrafttre­       d. h., dass trotz der Unterschiede alle Men­                                                                                                                                                                      bedarf ja einen Antrag auf Besuch der Regel­
tens der UN­Behindertenrechtskonvention in        schen als gleichwertig zu betrachten sind. In       bedarf im allgemeinen Schulsystem zu inte­         Grundschulen und vier weiterführenden            terricht nach inklusiven Kriterien weiter zu              schule stellen mussten. Die Versorgung der
Deutschland die Entwicklung der schulischen       diesem gesamtgesellschaftlichen Rahmen ist          grieren. Das Saarland setzte von Anfang an         Schulen begann. Im Schuljahr 2014/2015 wur­      entwickeln, die inklusionspädagogischen                   Schulen mit Förderschullehrkräften erfolgt
Inklusion bilanziert, so könnten leicht die       auch die Entstehung der UN­Behinderten­             auf die wohnortnahe Einzelintegration, d. h.       den sieben weitere Gemeinschaftsschulen          Kompetenzen der Lehrkräfte zu verbessern                  nun nicht mehr nach der Anzahl der Schü­
Gefühle von Enttäuschung die Oberhand ge­         rechtskonvention zu betrachten, die in ihrem        jedes Kind konnte die Schule besuchen, die es      aufgenommen. Das Pilotprojekt lief im Be­        und angemessene Kooperations­ und Kom­                    ler*innen mit sonderpädagogischen Unter­
winnen. So sehr scheint die vom amtierenden       bildungsbezogenen Inhaltsbereich an die             auch ohne eine Beeinträchtigung besucht hät­       reich der Grundschulen bis Ende des Schuljah­    munikationsstrukturen zu schaffen.                        stützungsbedarf, sondern jede Schule erhält
saarländischen Bildungsminister Commerçon         UNESCO­Erklärung von Salamanca aus dem              te. Der Antrag der Erziehungsberechtigten auf      res 2014/2015, im Bereich der Gemein­                                                                      ein bestimmtes Budget an Sonderpädagogen.
als „Jahrhundertprojekt“ deklarierte Inklusion    Jahre 1994 anknüpft. In dieser Prinzipiener­        Beschulung ihrer Kinder im Regelschulsystem        schaftsschulen bis Ende des Schuljahres             Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleit­              Damit wird das oben beschriebene Ressour­
nicht nur im Saarland, sondern auch bundes­       klärung wird gefordert, dass Schulen alle Kin­      wurde meist positiv beschieden, sodass die         2016/17.                                         forschung des Pilotversuchs erhob die Univer­             cen­Etikettierungsdilemma vermieden.
weit ins Stocken geraten zu sein, dass die        der, unabhängig von ihren physischen, intel­        Schülerzahlen in der Integration stetig wuch­                                                       sität des Saarlandes u. a. die Einstellungen der
Hoffnung schwindet, das Menschenrecht auf         lektuellen, sozialen, emotionalen, sprachli­        sen und der Anteil der integrativ beschulten          Die Schulen erklärten sich bereit, grund­     Lehrkräfte zur Inklusion und führte Lehrerin­                Die Inklusionsverordnung vom August 2016
inklusive Bildung werde in absehbarer Zeit        chen oder anderen Fähigkeiten aufnehmen             Kinder und Jugendlichen im Schuljahr               sätzlich alle Kinder und Jugendlichen unab­      terviews zur Unterrichtsentwicklung durch.                betont die grundlegende Ausrichtung der
eine selbstverständliche und gute Praxis.         sollen.                                             2013/2014 (also ein Jahr vor Inkrafttreten des     hängig von ihren individuellen Besonderhei­      Dabei zeigte sich, dass knapp 80% der 179 be­             Schule mit Blick auf die Heterogenität der
                                                                                                      neuen Schulordnungs­ und Schulpflichtgeset­        ten aufzunehmen und gemäß ihren verschie­        fragten Lehrkräfte grundsätzlich dem Inklusi­             Schüler und Schülerinnen und stärkt die Rolle
   Trotz aller Widrigkeiten und der aktuellen                                                         zes) auf 45% stieg – aus Sicht der Integrations­   denen Lernmöglichkeiten zu fördern. Kinder       onsgedanken zustimmten. Mehrheitlich wur­                 der Klassenkonferenz bzw. der Jahrgangskon­
Stimmungsmache gegen Inklusion liegt bei          Die UN­Behindertenrechtskonvention als              anhänger zumindest quantitativ eine positive       mit Problemen im Bereich des Lernens, der        den die Effekte der schulischen Inklusion auf             ferenz. Diese kann per Beschluss flexibel die
meinem kurzen Rückblick indes der Schwer­         Referenzdokument für Inklusion                      Entwicklung.                                       Sprache und der sozial­emotionalen Entwick­      die Kinder positiv bewertet. Die Praxis des               Leistungsanforderungen individuell und lern­
punkt darauf, einige positive Initiativen und        Im März 2009 ratifizierte die Bundesrepu­                                                           lung konnten auch ohne die Anerkennung           inklusiven Unterrichts schnitt hingegen aus               gegenstandsbezogen anpassen, ohne dass
Beispiele zu würdigen, die das Projekt der        blik Deutschland das Übereinkommen zu den               Obwohl die erst ansatzweise praktizierte       eines sonderpädagogischen Förderbedarfs          Lehrersicht schlechter ab und zeigte große                eine schulbehördliche Anerkennung der tradi­
schulischen Inklusion im Saarland vorange­        Rechten von Menschen mit Behinderung,               Individualisierung des Unterrichts sowie die       besondere Unterstützung erhalten. Zur Erfül­     Einschätzungsdifferenzen zwischen den ein­                tionellen sonderpädagogischen Förderbedar­
bracht haben. Allerdings erlaubt es die Kürze     kurz UN­BRK genannt. Mit diesem völker­             einseitige Leistungs­ und Konkurrenzorientie­      lung dieser Aufgaben wurden die Schulen          zelnen Schulen. Die weiteren Befragungen im               fe (Lernen, Sprache, sozial­emotionale Ent­
eines Zeitschriftenartikels leider nicht, alle    rechtlich verbindlichen Vertrag verpflichtet        rung mancher Regelschulen das Lernen (nicht        auch etwas besser (mit Förderschullehrkräf­      Hinblick auf die Eignung des inklusiven Unter­            wicklung, geistige Entwicklung, körperlich­
inklusionsförderlichen Initiativen und Projekte   sich Deutschland, ein auf allen Ebenen inklusi­     nur) der so genannten Integrationsschüler*in­      ten) personalisiert, um dem berühmtberüch­       richts für Kinder mit besonderem Unterstüt­               motorische Entwicklung, Sehen und Hören)
zu erwähnen – die Nichterwähnten mögen            ves Bildungswesen zu garantieren. Damit             nen behinderten und die Umschulung in eine         tigten Ressourcen­Etikettierungsdilemma zu       zungsbedarf ergaben erwartungsgemäß, dass                 erforderlich ist. Die Anpassung der Leistungs­
dies entschuldigen. Auch soll es nicht bei        erhält Inklusion den Rang eines Menschen­           Förderschule als Scheitern der Integration ge­     entrinnen. Dieses bedeutet, dass Schulen         die Schülergruppe mit körperlich­motori­                  anforderungen macht die Erstellung individu­
einem nostalgischen Rückblick bleiben, daher      rechts, das besagt, dass alle Kinder, Jugendli­     wertet wurde, so gab es trotz dieser struktu­      nach der Zahl ihrer Schüler*innen mit aner­      schen Beeinträchtigungen am ehesten, die                  eller Förderpläne notwendig. Diese gründen
wird auch über aktuelles Engagement in            chen und Erwachsenen an allgemeinen Bil­            rellen Barrieren auch viele Beispiele des Ge­      kanntem sonderpädagogischem Förderbedarf         Gruppe mit sozial­emotionalen Entwicklungs­               idealerweise auf einer prozess­ und kompe­
puncto Inklusion berichtet.                       dungsinstitutionen teilhaben können. Diese          lingens. Das Gelingen bezieht sich dabei nicht     die Ressource Förderschullehrkraft zugewie­      problemen am wenigsten für inklusiven Un­                 tenzorientierten Diagnostik, die Kind­Umfeld­
                                                  allgemeinen Einrichtungen – wie KiTas, Schu­        nur auf die Leistungs­ und Persönlichkeitsent­     sen wird, also müssen Kinder zuerst „etiket­     terricht geeignet schien.                                 Analysen einschließt, sodass z. B. auch Unter­
                                                  len, Hochschulen und Erwachsenenbildungs­           wicklung der Schüler*innen, sondern auch           tiert“ werden, damit zusätzliche Ressourcen                                                                richtsbedingungen und die familiär­häusliche
Inklusion als Gegenmodell zur Diskriminie­        stätten sind so auszustatten, dass sie den Ent­     auf die fruchtbaren Kooperationen aller Betei­     bereitgestellt werden.                           Inklusive Schulgesetzgebung: Alle öffentli­               Situation in den Blick gelangen.
rung gesellschaftlich benachteiligter Men­        wicklungs­ und Bildungsbedürfnissen aller           ligten: Eltern, Regel­ und Förderschullehrkräf­                                                     chen Schulen der Regelform sind inklusive
schengruppen                                      gerecht werden können. Im einfachen Um­             te, die gemeinsam die pädagogische Verant­             Die engagierten Kollegien der Pilotschulen   Schulen!                                                  Unterstützung der Schulen durch zusätzli­
   Bei der aktuellen Umsetzung der Inklusion      kehrschluss bedeutet dies gemäß den Regeln          wortung für die Heranwachsenden übernah­           entwickelten inklusiv orientierte Unterrichts­      Zur flächendeckenden Umsetzung der                     che Deputate und Lehrerfortbildungen
im schulischen Kontext steht meist die Res­       unserer okzidental geprägten Rationalität           men, Schulleitungen, die die Integration enga­     konzepte wie z. B. die Arbeit nach Pensenplä­    schulischen Inklusion verabschiedete der                     Um die inklusive Schulentwicklung zu för­
sourcenfrage im Mittelpunkt. Diese Debatte        auch, dass die Existenz von Sondereinrichtun­       giert unterstützten, Sozialarbeiter*innen,         nen, die von der Montessoripädagogik inspi­      saarländische Landtag 2014 einstimmig ein                 dern, erhielten saarländische Grundschulen
und auch der Kampf um die Ressourcen sind         gen der UN­BRK widerspricht.                        Schulaufsicht, Schulträger und Mitarbeite­         riert sind. Inklusive Merkmale erfüllen auch     neues Schulordnungs­ und Schulpflichtgesetz.              zusätzliche Deputate, um entsprechende
sicherlich ebenso notwendig wie methodisch­                                                           r*innen der schulärztlichen und schulpsycho­       kompetenzorientierte Leistungsbewertungen        Dort werden die öffentlichen Schulen der                  Inklusionskonzepte zu erarbeiten. Lehrerkol­
didaktische Konkretisierungen des inklusiven                                                          logischen Dienste…                                 oder die pädagogisch sehr sinnvollen Lernent­    Regelform grundsätzlich als „inklusive Schu­              legien hatten und haben die Möglichkeit, sich
Unterrichts. Vergessen werden sollte aber         Positive Erfahrungen mit schulischer Inte­                                                             wicklungsgespräche, bei denen die Lehrkräfte     len“ definiert: “Die öffentlichen Schulen der             in Form von Pädagogischen Tagen zum Thema
nicht, worum es gesellschaftspolitisch im Kern    gration im Saarland als Basis für Inklusion                                                            mit den Schüler*innen deren Entwicklungen        Regelform sind inklusive Schulen. Sie ermögli­            „Inklusion“ weiterzubilden. Das Landesinstitut
geht. Inklusion ist ein Gegenmodell zu allen         Die UN­BRK weckte bei den saarländischen         Inklusive Aufbruchsstimmung: Die Pilot­            wertschätzend besprechen und gemeinsame          chen grundsätzlich allen Schülerinnen und                 für Pädagogik und Medien (LPM) unterstützt
Formen des Ausschlusses und der Diskrimi­         Befürwortern der Inklusion große Hoffnun­           schulen Inklusion                                  Zielvereinbarungen für das weitere Lernen        Schülern einen gleichberechtigten und unge­               die inklusive Unterrichtsentwicklung in den
nierung gesellschaftlich benachteiligter Men­     gen, gab es doch im Saarland auf Initiative des       Um mit dem Reformauftrag der UN­BRK zu           treffen. Da eine Vielzahl saarländischer Lehr­   hinderten Zugang.“                                        Fächern Mathematik und Naturwissenschaf­
schengruppen. Die menschenrechtlich fun­          damaligen Bildungsministers Breitenbach             beginnen, schuf das Saarland das Pilotprojekt      kräfte an den Pilotschulen hospitieren konnte,                                                             ten der Primarstufe durch mehrjährige Leh­
dierten Leitideen der Inklusion stehen daher      (SPD) schon seit 1986 die Möglichkeit, Schü­        zur Förderung inklusiver Schulentwicklung,         fand ein kollegialer Austausch über inklusive      Die neuen gesetzlichen Regelungen sind                  rerfortbildungen, an denen mehr als 30 saar­
im Einklang mit den Bewegungen, die Emanzi­       ler*innen mit sonderpädagogischem Förder­           das im Schuljahr 2011/2012 mit sieben              Schulentwicklungsprozesse statt, um den Un­      schulformabhängig sukzessive in Kraft getre­              ländische Grundschulen teilnehmen. Auch

EuWiS 07­08/2021 | 6                                                                                                                                                                                                                                                                       EuWiS 07­08/2021 | 7
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS                                                                                                                                                                                                                      THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS

für die Sekundarstufe I wird ein langfristig an­
gelegtes Lehrerfortbildungsprogramm zum
Thema „Inklusiver Mathematikunterricht“
                                                   Schüler*innen mit Verhaltens­ und Lebens­
                                                   problemen in der Schule zu behalten und Stig­
                                                   matisierungen zu vermeiden. Andere Grund­
                                                                                                     schule zu unterrichten. Damit wird die inklusi­
                                                                                                     ve Bildung im allgemeinen Schulsystem
                                                                                                     geschwächt.
                                                                                                                                                       Fachlehrer*in – ein Auslaufmodell?
angeboten.                                         schulen setzen sich mit Binnendifferenzierung
                                                   auseinander und suchen die Balance zwischen          Die Einrichtung von Sprachsonderklassen,          Schlüsselkompetenzen sind zu einem Mo­           ren und das damit einhergehende (eher              blematisch angesehen werden. Zum einen ist
   Bisher nahmen zehn verschiedene saarlän­        individualisiertem und gemeinschaftlichem         die der ehemalige Konrektor einer Pilotschule     dewort der Pädagogik der vergangenen 20             schamhafte) Verschweigen, dass 40% der             mittlerweile klar, dass gerade in den Klassen­
dische Grundschulen mit jeweils drei Lehrkräf­     Lernen.                                           Inklusion (sic!) und aktuelle bildungspoliti­     Jahre geworden. Schülerinnen und Schüler            Schülerinnen und Schüler diese Schulform mit       stufen 5 und 6 insbesondere in den Fremd­
ten an der vom LPM angebotenen einjährigen                                                           sche Sprecher der CDU­Landtagsfraktion als        sollen in der Schule mehr lernen als nur Fä­        einem Hauptschulabschluss verlassen, enthält       sprachen und in Mathematik Grundlagen
Lehrerfortbildungsreihe „ETEP“ (Entwick­           Hemmnisse und Widerstände gegen                   „ideologiefreie und pragmatische Umsetzung        cher, sie sollen nach ihrer Schulzeit über Skills   implizit das Versprechen, einen Unterricht zu      gelegt werden, die für das weitere Lernen in
lungstherapie/Entwicklungspädagogik) teil.         Inklusion                                         der Inklusion“ bezeichnet, belegt als weiteres    verfügen, die sie im täglichen Leben benöti­        bieten, der den Wechsel zwischen den Schul­        diesen Fächern sehr bedeutend sind. Der
Diese hat zum Ziel, die sozial­emotionale Ent­        Obwohl es viele saarländische Beispiele        Beispiel die Ressourcensteuerung zum Vorteil      gen und mit denen sie erfolgreich im sozialen       formen bzw. einen Aufstieg problemlos mög­         didaktisch wohlüberlegte Aufbau von Grund­
wicklung der Schüler*innen durch angemes­          gelingender Inklusion in der Vergangenheit        von Sondereinrichtungen und zum Nachteil          und beruflichen Umfeld sind. Damit einher           lich macht. Was die Gemeinschaftsschule al­        vorstellungen verlangt eine Fachausbildung,
sene Unterrichtsgestaltung, Klassenführung         und Gegenwart gibt, so bestehen nach wie          inklusiver Strukturen.                            geht die Diskussion, welche Möglichkeiten           lerdings in ihrem Abiturversprechen nur be­        die über ein gewisses Maß hinaus wissen­
und die Arbeit an individuellen Verhaltens­        vor Widerstände gegen das gemeinsame Ler­                                                           Schule besitzt, diese Fähigkeiten und Fertig­       dingt einlöst, ist die Unterrichtung im Fach auf   schaftlich fundierte Vorstellungen der Fachdi­
und Kommunikationszielen zu fördern. Die           nen ohne Ausgrenzung in Sondereinrichtun­         Zweites Hemmnis: Die mediale Meinungs­            keiten zu vermitteln. Im Zusammenhang mit           dem gleichen Niveau, auf dem es das Gym­           daktik aber auch der Fachwissenschaft mit
Schülerschaft mit Verhaltens­ und Lebenspro­       gen. Innerhalb der Regierungskoalition zwi­       führerschaft der Inklusionsgegner                 dieser Diskussion erleben wir zusätzlich, gera­     nasium tut. Allenfalls in den Klassenstufen 9      sich bringt. Zum anderen weiß man bereits
blemen nimmt in der Wahrnehmung der Lehr­          schen CDU und SPD gibt es unterschiedliche           Die übliche Berichterstattung in den saar­     de im Pflichtschulbereich, eine verstärkte Dis­     und 10 wird auf breiter Linie versucht, das        aus Längsschnittuntersuchungen2, dass Schü­
kräfte ständig zu und stellt eine große Heraus­    Auffassungen in Bezug auf Inklusion. Nach den     ländischen Medien, insbesondere im zentra­        kussion darüber, inwieweit die Schule erziehe­      zuvor entstandene Klassenlehrerprinzip mit         lerinnen und Schüler, die z.B. in Mathematik
forderung für die Schulgemeinschaft dar.           saarländischen Landtagswahlen 2017 einigten       len Printmedium des Landes, erweckt den Ein­      rische Aufgaben des Elternhauses mitüber­           Fachfremden zu durchbrechen und in hohem           in den Klassenstufen 5­8 fachfremd unterrich­
Daher ist diese Schülergruppe auch sehr stark      sich CDU und SPD auf einen Koalitionsvertrag,     druck als sei jede Expedition auf den Mars im     nehmen kann bzw. muss, und ob die dort un­          Maße Fachlehrer*innen einzusetzen.                 tet wurden, anderen Schüle­rinnen und Schü­
von Exklusion bedroht und langfristig angeleg­     der in seinem bildungspolitischen Teil die sys­   Vergleich zur Inklusion ein Kinderspiel. Fach­    terrichtenden Kolleginnen und Kollegen über­
te, prozessbegleitende Lehrerfortbildungen zu      temkonservative Programmatik der CDU deut­        lich differenzierte und erfahrungsbasierte        haupt auf diese Art von Aufgaben vorbereitet
dieser Thematik sind besonders notwendig.          lich zum Ausdruck bringt. Nach Meinung der        Berichterstattungen, die über die Alltagstheo­    sind.
                                                   saarländischen Christdemokraten werden            rien hinausgehen, bilden eher die Ausnah­
                                                                                                                                                          Einige dieser Fragen lassen sich scheinbar
Netzwerk „Inklusion an Gemeinschaftsschu­          Sondereinrichtungen als Teil eines inklusiven     men.
                                                                                                                                                       einfach beantworten, wenn man die Unter­
len“                                               Bildungswesens betrachtet, was einen durch­
                                                                                                                                                       richtsfächer zunächst in den Hintergrund tre­
   In regelmäßigen Netzwerktreffen tauschen        aus kuriosen Gebrauch der Logik voraussetzt.         Stattdessen wird meist „die Inklusion“ als
                                                                                                                                                       ten lässt und Lehrerinnen und Lehrer fach­
sich seit mehreren Jahren die saarländischen                                                         Hauptbelastung für die Arbeit in der Schule
                                                   Erstes Hemmnis: Das Festhalten an der                                                               übergreifend einsetzt. Ähnlich wie im Primar­
Gemeinschaftsschulen zum Thema Inklusion                                                             ins Feld geführt, obwohl seit Verabschiedung
                                                   Doppelstruktur allgemeines Bildungssystem                                                           schulbereich ist der Klassenlehrer (oder die
intensiv aus. LPM und ILF (Institut für Lehrer­                                                      der inklusiven Schulgesetzgebung keine gro­
                                                   ­Förderschulsystem                                                                                  Klassenlehrerin), der (oder die) in der eigenen
fort­ und Weiterbildung) begleiten in enger                                                          ßen Schülergruppen von den Förderschulen
                                                                                                                                                       Klasse eine Reihe von Fächern unterrichtet,
Kooperation mit der Inklusionsbeauftragten            Die Verlautbarungen des Koalitionsvertra­      ins allgemeine Schulwesen gewandert sind (s.
                                                                                                                                                       eine Möglichkeit zur Umsetzung vieler oben
Anett Sastges­Schank und mit Dieter Berg           ges machen insgesamt deutlich, dass die Stär­     oben). Die Schonraumthese, die behauptet,
                                                                                                                                                       genannter Ziele. Das erscheint auch plausibel,
vom Gemeinschaftsschulreferat diese Treffen.       kung und der Ausbau der bestehenden För­          im beschützten Raum der kleinen Förder­
                                                                                                                                                       kann doch durch den verstärkten Kontakt
Regelmäßig bereichern auch externe Refe­           derschulen beabsichtigt sind. Empirisch           schulklassen sei die bestmögliche Entwicklung
                                                                                                                                                       eher eine soziale Bindung aufgebaut werden,
rent*innen die Schulleiter­ und Didaktikleiter­    belastbare Aussagen zur Realisierung der          der beeinträchtigten Heranwachsenden durch
                                                                                                                                                       die für beide Seiten, Lernende und Lehrende,
tagungen mit ihrer inklusionspädagogischen         schulischen Inklusion lassen sich auf der         sonderpädagogische Expertise und Fürsorg­
                                                                                                                                                       von Vorteil ist. Als Fachlehrer*in mit einem
Expertise.                                         Grundlage der Schülerzahlen an Förderschu­        lichkeit am ehesten zu gewährleisten, wird
                                                                                                                                                       zweistündigen Nebenfach wäre eine solche
                                                   len in Relation zur Gesamtschülerschaft tref­     ungeprüft repetiert. Die empirischen Befun­
                                                                                                                                                       Bindung nur schwer zu verwirklichen.
   Die GemS­Pilotschulen haben sich unter­         fen. Nach eigenen Berechnungen betrug diese       de, die diesen beliebten Glaubenssatz wider­
schiedliche Schwerpunkte gesetzt, um die           Förderschulquote („Exklusionsquote“ laut          legen, werden nicht referiert.                       Der fachfremde Unterricht ist mittlerweile
inklusive Bildung voranzubringen. An jeder         Klemm) bezogen auf die Gesamtschülerschaft                                                          im Gemeinschaftsschulbereich in vielen Fällen
dieser Schulen gibt es Ansprechpart­               der Klassenstufen 1­10 im Schuljahr 2008/09       Am Ende doch Inklusion!                           Alltag, so ist z. B. in den Fächern Biologie/Che­    Foto: GEW­Bildarchiv
ner*innen, die gerne ihre Erfahrungen an in­       4,6%, im Schuljahr 2017/18 4,3%. Diese mini­        Trotz dieser zurzeit widrigen politischen       mie Physik und Erdkunde/Geschichte/Sozial­
teressierte Lehrkräfte aus anderen Schulen         mal rückläufige Förderschulquote ist nun          Rahmenbedingungen und der Ressourcen­             kunde, die zumindest temporär in die Fächer­
weitergeben. Informationen hierzu erteilen         hauptsächlich durch die stark zurückgehen­        knappheit im Schulsystem wird sich das Men­       verbünde NW bzw. GW übergehen, fachfrem­               Trivialwissenschaftliche Anmerkungen über       lern fast um ein Schuljahr in der fachlichen Bil­
Ottmar Wagner (LPM), Karl­Heinz Adams (ILF)        den Schülerzahlen an den Förderschulen „Ler­      schenrecht auf Inklusion am Ende durchset­        der Unterricht, wenn auch in einer jeweiligen       schlechten Unterricht von Fachlehrern*innen        dung hinterherlaufen. Eine beunruhigende
und Dieter Berg (MBK).                             nen“ und – in geringerem Maße – an der ein­       zen. Dazu bedarf es aber großer Beharrlichkeit,   ‚Nachbardisziplin’, verordneter Schulalltag         bzw. guten und effektiven Unterricht von           Vorstellung, wenn wir an flüssige Übergänge
                                                   zigen saarländischen Förderschule „Sprache“       um am „Jahrhundertprojekt“ Inklusion ent­         geworden. In Bezug auf den fachfremden Un­          Fachfremdem soll hier keine Aufmerksamkeit         zwischen den einzelnen Bildungsgängen (s.o.)
                                                   bedingt. In allen anderen Förderschularten, so    gegen dem Mainstream weiterzuarbeiten. n          terricht insgesamt liegen für das Saarland kei­     geschenkt werden, weil sie als auffällige Ein­     denken.
Jahrgangsübergreifendes Lernen und ande­           auch in den Förderschulen „soziale Entwick­                                                         ne genauen Zahlen vor. Man darf aber an­            zelereignisse zwar im gemeinen Menschen­
re Umsetzungen von Inklusion                       lung“, haben sich die Schülerzahlen kaum ver­                                                       nehmen, dass sie sich in ähnlichen Bereichen        verstand haften bleiben, sich allerdings der          Auf beiden Seiten der Leistungsspanne
   Einige saarländische Grundschulen prakti­       ändert. So kann hier mit Wocken von einem                                                           wie die rheinland­pfälzischen Zahlen bewe­          Übertragbarkeit auf die Gesamtgruppe ent­          zeichnet sich ein Bild ab, das ebenfalls nicht
zieren jahrgangsübergreifendes Lernen, das         „Separationsstillstand“ gesprochen werden.                                                          gen1, die aufgrund des Klassenlehrerprinzips        ziehen. Der hohe Anteil im Pflichtschulbereich     zufriedenstellend sein kann. Zahlreiche Studi­
die ohnehin schon vorhandene große Hetero­                                                                                                             oder wegen Lehrermangels in bestimmten Fä­          mag hinsichtlich der oben genannten pädago­        en betonen die Einengung auf statische Fach­
genität bei Schuleintritt als Chance betrachtet.     Die aktuell geplante Gründung einer neuen                                                         chern in schätzungsweise 30 – 40% der erteil­       gischen Ziele als sinnvoll erscheinen, lässt       und Lernvorstellungen bei fachfremd erteil­
Das inklusionspädagogische Prinzip, dass Kin­      Förderschule soziale Entwicklung zeigt, wie                                                         ten Unterrichtsstunden im Pflichtschulbereich       aber empirische Befunde außer Acht, die vor        tem Unterricht. Explorative und emotional
der von­ und miteinander lernen können, wird       die oben erwähnten Verlautbarungen aus                                                              fachfremden Unterricht verorten. An den             der Kehrseite des neuen Allroundlehrers war­       gekoppelte Ansätze finden sich in jenem
hier schon gut umgesetzt und unterrichts­          dem Koalitionsvertrag auf Druck der CDU                                                             Gymnasien hingegen findet man fachfremd             nen.                                               Unterricht eher selten3.
praktisch weiterentwickelt.                        umgesetzt werden. Da keine weiteren Förder­                                                         erteilten Unterricht weit seltener.
                                                   schullehrkräfte eingestellt werden können,                                                                                                                 Die Tendenz zu einem starken Anteil fach­          Ein Dilemma also, in dem man steckt. Auf
  Das Konzept der „Lernoasen“ einer Saar­          müssen etwa 20 Lehrkräfte aus der Inklusion                                   Helmut Stoll           Die Fokussierung der Werbung für die Ge­           fremden Unterrichts gerade in den Haupt­           der einen Seite gilt es die positiven Seiten des
brücker Grundschule ist darauf ausgerichtet,       abgezogen werden, um an der neuen Förder­             EuWiS­Ausgabe 06/2019                         meinschaftsschule auf das Abitur nach 9 Jah­        fächern, kann aus mancherlei Hinsicht als pro­     Klassenlehrerprinzips und mithin des fach­

EuWiS 07­08/2021 | 8                                                                                                                                                                                                                                                                  EuWiS 07­08/2021 | 9
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: ZUM GUTEN SCHLUSS                                                                                                                                                                                              BERUFLICHE BILDUNG & WEITERBILDUNG

fremden Unterrichtes hervorzuheben, auf der     rungen mit sich. Man könnte sich fragen, ob       re im Umgang mit schwächeren Lernenden zu
anderen Seite scheinen zumindest in einigen
Fächern Lernnachteile zu entstehen.
                                                man das Studium eines Hauptfaches für den
                                                Bereich der Sekundarstufe I verpflichtend
                                                macht. Während im Gymnasium durch die
                                                                                                  einer diagnostischen und fördernden Arbeits­
                                                                                                  weise. Fachfremder Unterricht kann in einzel­
                                                                                                  nen Bereichen sinnvoll sein, sollte jedoch
                                                                                                                                                                                             Fortbildungsprogramm
   Hinzu kommt, dass die schleichende Ab­
kehr vom Fachlehrerprinzip und die damit ein­   Oberstufen und die Größe der Schulen auch         nicht die Regel werden und schon gar nicht                                                                      2. Halbjahr 2021
hergehende stillschweigende Erkenntnis, dass    Kolleginnen und Kollegen mit zwei Neben­          dazu führen, dass – mit den Anforderungen
man mit dem Abitur und dem fachübergrei­        fächern ausgelastet werden können, erscheint      der heutigen Zeit – der Allroundlehrer wieder                                                             57. Ist das noch normal? Psychosexuelle
fenden (Teil­)Studium der Bildungswissen­       dies an den meisten Gemeinschaftsschulen          zur Mode wird.n                                                             August                        Entwicklung und Verhalten                                   Oktober
schaft bis zur Klassenstufe 10 jedes Fach un­   fast nicht mehr möglich.                                                                                                                                    Datum: Mo. 13.09.2021
terrichten kann, wenn man denn nur Interes­        Ein weiterer pragmatischer Lösungsansatz                                                                   52. Verhaltensauffällige Kinder | Teil 1      Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       64. Mut tut gut | Ein Encouraging­Pro­
se daran hat, die auch gewerkschaftlich wich­   fokussiert auf Weiterbildung. Fachfremder                                                                     Datum: Mo. 30.08.2021                         Ort: Bildungszentrum Kirkel                   gramm für alle, die mit Kindern arbeiten
tige Frage aufwirft, warum ein Fachstudium      Unterricht sollte in der Regel nur mit ausrei­                                                                Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       Ref.: Silke Wendels                           Datum: Mo./Di., 04./05.10.2021
und die damit verbundene Bezahlung eigent­      chender und darauf vorbereitender Fortbil­                                                                    Ort: Bildungszentrum Kirkel                                                                 Zeit: jeweils von 09.00 ­ 16.00 Uhr
lich immer noch notwendig ist. Vor allem un­    dung erteilt werden. Hier gibt es insbesonde­                                                                 Ref.: Helga Flohr                             58. Kräuter ­ Märchen ­ Entspannungstag       Ort: LPM Saarbrücken­Dudweiler
ter der Prämisse, dass die Ausbildung in den    re im Fach Mathematik erste vielversprechen­                                                                                                                Datum: Mo. 13.09.2021                         Ref.: Bärbel Theis
Fächern fast 75% des gesamten Studiums ein­     de Ansätze: Das vom DZLM geförderte Projekt                                                                   53. Verhaltensauffällige Kinder | Teil 2      Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
nehmen.                                         ProFFunt4 (Professionalisierung fachfremd Un­                                                                 Datum: Di. 31.08.2021                         Ort: Heilpflanzenschule Marienhof             65. Waldpädagogik Teil 7
   Es scheint so als würden die Bemühungen      terrichtender) im Saarland, dessen Materia­                                                                   Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       Ref.: Gabriele Geiger                         Datum: Mi. 06.10.2021
der letzten 50 Jahre, den Lehrerberuf für den   lien mittlerweile bundesweit im Einsatz sind,                                                                 Ort: Bildungszentrum Kirkel                                                                 Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
Pflichtschulbereich vor allem auf der fachli­   hat erste Meilensteine gesetzt. Bisher beruht                                         Matthias Römer          Ref.: Helga Flohr                             59. Waldpädagogik Teil 6                      Ort: Wald bei St. Ingbert
chen Ebene zu akademisieren, durch diese        die Teilnahme an diesem Fortbildungsprojekt                                                                                                                 Datum: Mi. 15.09.2021                         Ref.: Helga Flohr
                                                                                                      1
                                                auf Freiwilligkeit, eine Verpflichtung könnte          Hierzu gibt es eine aktuelle Antwort auf die Anfrage                                                 Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
Entwicklung geradezu konterkariert. Die jetzt                                                         der CDU­Fraktion im rheinland­pfälzischen Landtag:
in Teilen beobachtbare Entwicklung lässt den    aber durchaus auch eine Möglichkeit sein, die         http://www.landtag.rlp.de/landtag/drucksachen/6046­                                                   Ort: Wald bei St. Ingbert                     66. Freies Erzählen | Geschichten erfinden
Schluss zu, dass eine Seminarlehrerausbil­      Qualität des fachfremden Unterrichts zu stär­         16.pdf.                                                                                               Ref.: Helga Flohr                             für und mit Kindern
dung für den Pflichtschulbereich vielleicht     ken.                                                  2
                                                                                                          https://www.mpib­berlin.mpg.de/coactiv/index.html
                                                                                                                                                                                                                                                          Datum: Do. 07.10.2021
ausreichend wäre. Ein bedenklicher Prozess,                                                           3
                                                                                                                                                                                                                                                          Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                       http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/pisa­stu­                                                                                                Ort: Bildungszentrum Kirkel
könnte doch früher oder später die Frage auf­      Die Fachlehrerin und der Fachlehrer sind           die­2013­mathematik­erfolgsgeheimnis­asiatischer­
geworfen werden, ob die zum Studium pas­        sicherlich kein Auslaufmodell und sollten auch        schueler­a­935718.html | https://www.iqb.hu­                                                                                                        Ref.: Birgitt Grau
                                                                                                      berlin.de/.../LV2011/.../LV_2011_Zusammen.pdf
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sen ist.                                        ihrer fachlichen Ausbildung eine hohe Quali­
                                                                                                      4
                                                                                                          http://proffunt.dzlm.de                                                                                                                         67. Bildungsinsel Rollenspiel und Vorführen
                                                                                                                                                                                                                                                          an Festen und Feiern
                                                tät im Unterricht, die für die Schülerinnen und       EuWiS­Ausgabe 06/2016
                                                                                                                                                                                                                                                          Datum: Mi. 13.10.2021
  Wo können Lösungen liegen? Wie immer,         Schüler langfristig Erfolge zeitigt. Die umfas­
                                                                                                                                                                                                                                                          Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
wenn es Lösungen zu finden gilt, sind manche    sende akademische Bildung in zwei (oder                                                                                                                                                                   Ort: Bildungszentrum Kirkel
unbequem, bringen sie doch meist Verände­       mehr) Fächern befähigt auch und insbesonde­                                                                                                                                                               Ref.: Helga Flohr
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                                                                                                                                                                                                                                                          Alltag
                                                                                                                                                                                                            60. In der Ruhe liegt die Kraft ­             Datum: Mi. 20.10.2021
                                                                                                                                                                                                            Mit Ärgernissen und Konflikten gelassen(er)   Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                            umgehen                                       Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                                                                                                                                                                                            Datum: Do. 16.09.2021                         Ref.: Maria Bosman
                                                                                                                                                                          September                         Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                          69. Kinder brauchen Märchen
                                                                                                                                                                                                            Ort: Heilpflanzenschule Marienhof
                                                                                                                                                                                                            Ref.: Gabriele Geiger                         Datum: Mi./Do. 20./21.10.2021
                                                                                                                                                              54. Ich habe Angst! Wie finden Kinder zu
 Wir drucken für unser Leben gern
                                                                                                                                                                                                                                                          Zeit: jeweils von 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                              einem gesunden Umgang mit der Angst                                                         Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                                                                                                                                              Datum: Mi. + Do. 01. + 02.09.2021             61. Mein Weg wo darf ich jetzt hin?
                                                                                                                                                                                                            Datum: Fr. 17.09.2021                         Ref.: Helga Flohr
                                                                                                                                                              Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                              Ort: Bildungszentrum Kirkel                   Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                            Ort: Bildungszentrum Kirkel                   70. “Mindfulness” (Achtsamkeitstraining)
                                                                                                                                                              Ref.: Helga Flohr                                                                           Vertiefungsseminar
                                                                                                                                                                                                            Ref.: Anke Sauer
                                                                                                                                                                                                                                                          Datum: Fr. 22.10.2021
                                                                                                                                                              55. Essen ­ Lust oder Zwang | Reflexionstag                                                 Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                              zum Thema “Essen”                             62. Runterkommen vom Alltagsstress mit
                                                                                                                                                                                                            Yoga ­ für und mit Kindern                    Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                                                                                                                                              Datum: Mi. 08.09.2021                                                                       Ref.: Maria Bosman
                                                                                                                                                              Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       Datum: Mi. 22.09.2021
                                                                                                                                                              Ort: Bildungszentrum Kirkel                   Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                            Ort: LPM Saarbrücken­Dudweiler                71. Sensible Kommunikation (HSK)
                                                                                                                                                              Ref.: Helga Flohr                                                                           Vertiefungsseminar
                                                                                                                                                                                                            Ref.: Cornelia Werhann
                                                                                                                                                                                                                                                          Datum: Mo. 25.10.2021
                                                                                                                                                              56. Kreativwerkstatt Natur ­ Neue                                                           Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                              Outdoorprojekte für Ihre Kita                 63. Spiele und Lieder für die “Kleinen”
                                                                                                                                                                                                            Datum: Mi. 29.09.2021                         Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                                                                                                                                              Datum: Fr. 10.09.2021                                                                       Ref.: Maria Bosman
                                                                                                                                                              Zeit: 09.00 ­ 15.00 Uhr                       Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                                              Ort: Werkstatt eigenart, Riegelsberg          Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                                                                                                                                              Ref.: Dr. Carolin Lehberger, Frank Schmidt    Ref.: Helga Flohr
                                                                                                  COD Büroservice GmbH
                                                                                                  Mainzer Straße 35 66111 Saarbrücken
          offset und digital                                                                      Tel. 0681 39353-51 Fax 0681 6852301                                                                                                                                          EuWiS 07­08/2021 | 11
                                                                                                              print@cod.de www.cod.de
N Bildu g. Weiter de ke ! - ZUM GUTEN SCHLUSS Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
BERUFLICHE BILDUNG & WEITERBILDUNG                                                                                                                                                                                                                                        SCHULE

72. Herzensbildung                        76. Der Morgenkreis: altbewährt oder        79. Trauer und tod mit Kindern verarbeiten
Datum: Mi. 27.10.2021
Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                          überholt?
                                          Datum: Mi. 10.11.2021
                                                                                      Datum: Mo./Di. 17./18.11.2021
                                                                                      Zeit: jeweils von 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                    Religionsunterricht und
Ort: Bildungszentrum Kirkel               Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                     Ort: Bildungszentrum Kirkel
Ref.: Helga Flohr                         Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                          Ref.: Helga Flohr
                                                                                      Ref.: Helga Flohr
                                                                                                                                    viele Fragezeichen
73. Hochsensible wie hochbegabte Kinder                                               80. 1, 2, 3... Wie geht es weiter auf der     Interreligiöses Lernen
Vertiefungsseminar                        77. Kinder als Akteure der                  langen Zahlenleiter?
Datum: Mi. 27.10.2021                     Qualitätsentwicklung                        Datum: Di. 23.11.2021
Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                   Datum: Mo. 15.11.2021                       Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                         Wie kann Religionsunterricht in religiös
Ort: Bildungszentrum Kirkel               Zeit: 09.00 ­ 16.00 Uhr                     Ort: Wald bei St. Ingbert                     heterogenen Lerngruppen gelingen? Dr. Bär­
Ref.: Maria Bosman                        Ort: Bildungszentrum Kirkel                 Ref.: Ulrike Licht                            bel Husmann, Religionslehrerin und Heraus­
                                          Ref.: Marlies Nagel                                                                       geberin des Lehrwerks „Moment mal!“ für
                                                                                      81. Kindern helfen, Konflikte zu bewältigen   den Evangelischen Religionsunterricht wirft
            November                      78. Übungen des praktischen lebens für U3   Datum: Mi. 24.11.2021                         einen Blick in die Bundesländer und deut­
                                          Datum: Di. 16.11.2021                       Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       sche Klassenzimmer.
74. Streitet euch | Wege zur gesunden     Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                     Ort: Bildungszentrum Kirkel
Streitkultur                              Ort: Bildungszentrum Kirkel                 Ref.: Helga Flohr                             In Hamburg unterrichten muslimische, jüdi­
Datum: Mi. 03.11.2021                     Ref.: Ulrike Licht                                                                        sche und evangelische Lehrkräfte Religion.
Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                                                                                                             Sinnvoll?
Ort: Bildungszentrum Kirkel                                                                        Dezember                            Der Hamburger Weg ist eben kein Hambur­
Ref.: Helga Flohr                                                                                                                   ger Modell gewesen. Ob der Unterricht dem
                                                                                      82. Grenzen: süren ­ setzen ­ behaupten       Grundgesetz entspricht, war immer umstrit­
75. Kein Tag ohne Musik und Bewegung                                                  Datum: Mi. 01.12.2021                         ten. Selbst Christoph Link, der 2001 dazu ein
Datum: Mi. 03.11.2021                                                                 Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       wohlwollendes Gutachten geschrieben hat,
Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                                                               Ort: Bildungszentrum Kirkel                   stützt sich nur auf den einen Punkt, dass der
Ort: Bildungszentrum Kirkel                                                           Ref.: Helga Flohr                             Unterricht in der Verantwortung einer einzi­
Ref.: Casi Eisenbarth                                                                                                               gen Religionsgemeinschaft lag, nämlich der
                                                                                      83. Teamkultur                                Evangelischen Kirche. Das sei „noch“ mit dem
                                                                                      Datum: Mi. 08.12.2021                         Grundgesetz in Einklang zu bringen. Dort
                                                                                      Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr                       steht aber in Art. 7 Abs. 3, der Religionsunter­
                                                                                      Ort: Bildungszentrum Kirkel                   richt müsse „in Übereinstimmung mit den
                                                                                      Ref.: Helga Flohr                             jeweiligen Grundsätzen der Religionsgemein­
                                                                                                                                    schaften“ erteilt werden. Reichen da die evan­
                                                                                      84. Stille, Wald und Weihnachtszeit           gelischen Grundsätze? Die Katholische Kirche
                                                                                      Datum: Mi. 15.12.2021
                                                                                                                                    ist beispielsweise nicht beteiligt gewesen.
                                                                                      Zeit: 10.00 ­ 16.00 Uhr
                                                                                                                                    Links Position ist deswegen keine Mehrheits­
                                                                                      Ort: Bildungszentrum Kirkel
                                                                                      Ref.: Helga Flohr                             position geworden . Im Moment arbeitet man
                                                                                                                                    in Hamburg ja an einer Revision, hier ist gera­
                                                                                                                                    de sehr viel in Bewegung. Muslimische Lehr­                                                                                  Foto: stock.adobe.com/©absent84
                                                                                      Alle weiteren Informationen zu Seminar,       kräfte sind nur absolut marginal zum Einsatz
                                                                                      Tagungsablauf und Tagungsstätte finden        gekommen. Und dass jüdische Lehrkräfte dort        denten unterstellt, der demgemäß auch Ein­         Diese Lehrkraft müsste eine universitäre Aus­
                                                                                      Sie in unserem Fortbildungsprogramm oder      unterrichten, ist mir neu. Der Hamburger           fluss nehmen kann. Aus meiner Sicht und            bildung und ein Referendariat absolviert
                                                                                      unter http://www.gew.saarland. n              Ansatz widerspricht auch allem, was in der         trotz guter Zusammenarbeit in den Jahren vor       haben mit deutlich erhöhten religionskundli­
                                                                                                                                    jüdischen Fachdidaktik diskutiert und präfe­       Erdogans Präsidentschaft ist es ein Ding der       chen Anteilen gegenüber den derzeitigen
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                                                                                                                                    unterricht hat eigenen Untersuchungen und          eine andere Religion!) auf die Inhalte von Reli­   Staates, der die Inhalte dieses Unterrichts mit­
                                                                                                                                    Analysen zufolge das Ziel der Einübung in akti­    gionsunterricht in Deutschland Einfluss neh­       verantwortet, darf nicht mit einem anderen
                                                                                                                                    ve, gelebte Toleranz gerade nicht erreicht.        men kann.                                          Staatswesen verknüpft sein. Er muss eine
                                                                                                                                    Über dieses Defizit wird leider nie publizis­                                                         nennenswerte Mehrheit der jeweiligen Glau­
                                                                                                                                    tisch berichtet.                                   Wie sieht Ihr Traumkonzept des Religions­          bensrichtung und in Bezug auf andere Religio­
                                                                                                                                                                                       unterrichts aus?                                   nen einen (meinetwegen positionellen) Plura­
                                                                                                                                    Aber darüber, dass Hessen den bekenntnis­             Ich bin keine Juristin. Aber mein Traum         lismus vertreten, also von einer grundsätzli­
                                                                                                                                    orientierten Islamunterricht jüngst                wäre ein bekenntnisgebundener Religionsun­         chen Gleichwertigkeit aller Religionen ausge­
                                                                                                                                    gestoppt hat…                                      terricht, der die Bekenntnisgebundenheit nur       hen.
                                                                                                                                       Eine richtige Entscheidung. Einer der Ver­      an das Bekenntnis der unterrichtenden Lehr­
                                                                                                                                    tragspartner für die inhaltliche Ausgestaltung     kraft knüpft. Er hätte also eine transparente      Doch Ihr Traum ist bislang nicht in Erfüllung
                                                                                                                                    des Islamischen Religionsunterrichts ist die       Perspektivität. Und es wäre islamischer oder       gegangen…
                                                                                                                                    DiTiB (Türkisch­Islamische Union der Anstalt       christlicher oder jüdischer Religionsunter­           Leider. Er scheitert daran, dass zum Beispiel
                                                                                                                                    für Religion e. V.). Sie ist zwar nach deutschem   richt; die Schülerinnen und Schüler – egal, ob     die muslimische Gemeinschaft in den ver­
                                                                                                                                    Vereinsrecht konstituiert, per Satzung aber        religiös oder nicht – hätten die freie Wahl,       schiedenen Bundesländern – wenn man da
                                                                                                                                    sehr eng mit dem staatlichen „Präsidium für        woran sie teilnehmen wollen. Es ist wie mit        überhaupt von Gemeinschaft reden kann –
                                                                                                                                    religiöse Angelegenheiten der Türkei“ ver­         Musik als Schulfach: Auch die Unmusikali­          sich nicht auf ein Zweckbündnis, das als
                                                                                                                                    quickt. Dieses ist wiederum direkt dem Präsi­      schen werden bei uns musikalisch gebildet.         Gegenüber zum Staat fungieren kann, einigen

EuWiS 07­08/2021 | 12                                                                                                                                                                                                                                           EuWiS 07­08/2021 | 13
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