NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS

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NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
Ausgabe 1-2010

NATURFREUNDiN
 Zeitschrift für nachhaltige Entwicklung – sozial – ökologisch – demokratisch

                           Biodiversität
                            ist unser Leben

                                                                                AKTUELL
                                                                                            für den
                                                                    a Italien: Kunstwerke
                                                                       Naturpark [Seite 9]
                                                                                           scher als
                                                                    a Ruhrgebiet: die Em
                                                                                                   e 14]
                                                                       Flusslandschaft 2010 [Seit
                                                                                             er Strom
                                                                     a Ozeane: regenerativ
                                                                        aus dem Meer [Seite 15]
                                                                                               re
                                                                      a Stuttgart: hundert Jah
                                                                                                  23]
                                                                        NaturFreunde [Seite &22

                                                                                www.naturfreunde.de
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
AUF EIN WORT

Wider das Vergessen!

h       In diesem Jahr jährt sich das Ende
        des Zweiten Weltkrieges zum 65. Mal.
1944/45 war der Krieg endgültig nach Deutsch-
land zurückgekehrt. Nachdem Deutsche seit
1939 in der ganzen Welt gewütet und gemordet
hatten, erkannte nun auch die deutsche Bevöl-
kerung, was der „Endsieg“ für sie bedeuten wür-
de. In den TV-Dokumentationen wird uns das
Schicksal der Vertriebenen mindestens einmal
in der Woche anschaulich vor Augen geführt.
   Auch die medienwirksame Diskussion von
Frau Steinbach vom Bund der Vertriebenen mit
ihren beharrlich provokanten Forderungen im
Rahmen der Benennung der Mitglieder der „Stif-
tung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ erweckt
den Eindruck, dass es nur deutsche Vertriebe-
ne gab. Wer sind eigentlich die anderen Vertre-
terorganisationen? Deren Namen werden in den
Medien nicht genannt. Eine Versöhnung ist aber
                                                   rung zu leiden. Wir dürfen aber nicht vergessen,
                                                   was die Ursache für diese Angriffe war! Mit dem
                                                   Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen be-
                                                   gann der Zweite Weltkrieg, durch den Holocaust
                                                   wurden Millionen Juden in deutschen Konzen-
                                                   trationslagern auf bestialische Weise ermordet.
                                                       Gedenktage wie der 27. Januar, der Tag des
                                                   Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialis-
                                                   mus (Erinnerung an den Tag der Befreiung des
                                                   KZ Auschwitz), der 8. Mai (Tag der Befreiung des
                                                   deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus) und der
                                                   9. November (Reichspogromnacht) treten dem-
                                                   gegenüber in der Öffentlichkeit zunehmend in
                                                   den Hintergrund. Sie sind aber wichtig und not-
                                                   wendig. Wir und unsere Kinder sollten nicht
                                                   den Geschichtsrevisionisten und ewig Gestrigen
                                                   zum Opfer fallen. Auch an Oradour und Covent-
                                                   ry muss erinnert werden. Keiner soll sagen kön-
                                                   nen: „Davon habe ich nichts gewusst.“
                                                                                                                                                   
                                                                                                      Ein Standpunkt von Tilmann Schwenke,
nur möglich, wenn alle Opfer angemessen ver-          Es wäre gut, wenn zu diesen Gedenktagen         Mitglied des Bundesvorstandes der
treten und repräsentiert sind.                     nicht nur Berufspolitiker, Schüler und Pädago-     NaturFreunde Deutschlands
    Man könnte zum Schluss kommen, im Zwei-        gen Stellung bezögen, sondern sich eine breite
ten Weltkrieg hätte es nur deutsche Opfer gege-    Bevölkerungsschicht mit der Geschichte ausein-
ben. Die NPD und ihre Nebenorganisationen wie      andersetzte. Nur so wird aus einem bloßen Er-
die „Junge Landsmannschaft Ostdeutschland“         innern ein Gedenken. Nicht nur NaturFreunde
machen sich dies zunutze. Letztere ruft unge-      können dazu durch ein entsprechendes Engage-
niert jeweils am 13. Februar zum Gedenken an       ment beitragen - zum Beispiel bundesweit bei
die angloamerikanischen Angriffe auf Dresden       „noNPD“ oder regional bei „Geh Denken!“ oder
auf. Nicht ohne Erfolg übrigens. Inzwischen wur-   den „Stolpersteinen“. Setzen wir ein deutliches
de daraus der größte Naziauflauf in Europa.        Zeichen gegen den Rechtsextremismus, damit

                                                                                             h
    Natürlich hatte durch die Bombenangriffe       sich 1933 nicht wiederholt! Jetzt und im-
auf deutsche Städte vor allem die Zivilbevölke-    mer wieder. Wir sind es uns schuldig.

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NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS

TITEL
Biodiversität ist unser Leben........ 4
Interview: Intakte Ökosysteme
sind Klimaschutz...........................5
Diebstahl an der Natur.................6
Zufluchtsort für die Gedanken......7
Das 2010-Ziel.............................. 8
                                                THEMA
                                                Ein Karussell gegen
                                                den Teufelskreis........................... 9
                                                Nach der Konferenz
                                                ist vor der Konferenz.................. 10
                                                So sollten wir in Zukunft leben.. 12
                                                Alle reden von Nachhaltigkeit.... 13
                                                Zeit für eine Wasserschau.......... 14
                                                Termine an der Flusslandschaft.. 14
                                                Strom aus dem Meer................. 15
                                                                                                NATURFREUNDE AKTIV
                                                                                                Vom Glück, Mitglied der
                                                                                                NaturFreunde zu werden........... 17
                                                                                                Vom Konsum zum Erlebnis........ 18
                                                                                                Interview: Dort, wo wir wohnen.. 19
                                                                                                Hot Sports in der Natur............. 20
                                                                                                Landesverband Hessen.............. 20
                                                                                                Zu Fuß nach Italien.................... 21
                                                                                                Dein Energiesparkonto.............. 21
                                                                                                Es begann im Goldenen Bären... 22
                                                                                                Ein linker Freizeitklub................ 23
                                                                                                Naturfreundehäuser in Stuttgart.. 23
                                                                                                Postfach 120, Dresden 8027.... 24
                                                                                                                                                   Ausgabe 1–2010

                                                                                                                                         „Hier fließt das Leben.“
                                                                                                                                                                    123

                                                                                                                                    warum NaturFreunde sich engagieren

                                                                                                        Hella Ueberschaer, Vorsitzende der Ortsgruppe Elb-Havel-Winkel [seite 19]

                                                                                                                                             FEST GESETZT
                                                                                                                                                                                  INHALT

                                                                                                                                             Reisezeit ................................... 26
                                                                                                                                             Seminare................................... 27
                                                                                                                                             Kleinanzeigen............................ 28
                                                                                                                                             Impressum................................. 28
                                                                                                                                             Medien...................................... 29
                                                                                                                                             kurz notiert................................ 30

   EDITORIAL

                                                                                                                                    Eine Möglichkeit dafür sind die Natura Trails,
                                                                                                                                die auf den Seiten 7 und 19 eine Rolle spielen.
                                                                                                                                Wir werben damit für Europas Naturschätze und
                                                                                                                                schaffen gut dokumentierte Attraktionen für Aus-
                                                                                                                                flüge und Wanderungen. Viele Ortsgruppen quer
                                                                                                                                durch Deutschland haben schon Projekte in ih-
                                                                                                                                rer Nachbarschaft in Angriff genommen.
                                                                                                                                    Mit einer Feierstunde im November in der Ei-
   der mit hohen Erwartungen beladene UN-Klima-                    Horst Korn vom Bundesamt für Naturschutz, ei-                fel wurde die Nette als Flusslandschaft des Jah-
   gipfel in Kopenhagen ist Geschichte. Eine gro-                  ner der deutschen Unterhändler für Biodiversität,            res verabschiedet. Am 21. März starten wir neu
   ße Chance wurde vertan. Künftige Generationen                   wie wichtig die biologische Vielfalt auch bei der            an der Emscher (Seite 14). Die Beschäftigung mit
   werden sich an einen Schwarzen Freitag im De-                   Bekämpfung des Klimawandels ist.                             den Flüssen hat ein altes Thema neu auf die Ta-
   zember 2009 erinnern, an dem die Machtspiele                        Der Tourismus kommt als Störer für das Kli-              gesordnung gebracht: Wie gehen wir in Euro-
   zwischen Politikern aus Industrie- und Schwel-                  ma und die biologische Vielfalt immer mehr ins               pa mit dem Wasser um? Es wird Zeit, dass wir
   lenländern eine nachhaltige Klimaentwicklung                    Gerede. Freizeit, Bewegung in der Natur, Reisen              uns wieder darum kümmern. Bis 2015 sollen
   verhindert haben. Jetzt sind zivilgesellschaftliche             – das sind für die NaturFreunde immer wesent-                nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie
   Kräfte gefragt, die NaturFreunde haben hier eine                liche Betätigungsfelder gewesen. Gleichzeitig set-           bestimmte Qualitätsstandards erreicht sein. Da
   besondere Verantwortung - Gedanken dazu le-                     zen wir uns seit vielen Jahren für einen sanften             kann jeder vor Ort einmal selbst nachfragen. Es
   sen Sie auf den Seiten 10 und 11.                               Tourismus ein. Die Naturfreunde Internationa-                gibt also auch in diesem Jahr viel zu tun.
       2010 ist das Internationale Jahr der Biodiver-              le hat dazu sogar Richtlinien verabschiedet. Wir
   sität. Für die Bewahrung der biologischen Vielfalt              wollen weiter daran arbeiten, wie Naturerlebnis
   engagieren sich die NaturFreunde intensiv. In der               und das Kennenlernen anderer Kulturen nach-
   Titelstory dieser NATURFREUNDiN beschreibt Dr.                  haltig gestaltet werden können, siehe Seite 18.

   1-2010 NATURFREUNDiN                                                                                                                                                             SEITE 3
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
Titel

                                                                                                          Konferenz 2010 im japanischen Nagoya wird
                                                                                                          die Präsidentschaft turnusmäßig weitergegeben.
                                                                                                          Die politischen Ziele während der deutschen
Jahr der Biologischen Vielfalt
                                                                                                          Präsidentschaft sind in der „Agenda für biolo-
                                                                                                          gische Vielfalt“ festgelegt. Das sind neben den
                                                                                                          bestehenden Arbeitsschwerpunkten die Bewer-
Biodiversität ist Leben – unser Leben                                                                     tung des 2010-Zieles zum Stopp des weltweiten
Wie die Staatengemeinschaft der Welt um den Artenschutz ringt                                             Artensterbens, die Errichtung eines internatio-
                                                                                                          nalen Naturschutzrates und die Erstellung einer
                                                                                                          Studie über die volkswirtschaftlichen Kosten
bFür den globalen Naturschutz ist dieses            Vielfalt innerhalb der einzelnen Tier- und Pflan-                               der Naturzerstörung.
Jahr ein bedeutendes Jahr. Die Generalversamm-      zenarten.                                                                           Mit der Unterzeich-
lung der Vereinten Nationen hat 2010 zum „In-          Mit 193 Mitgliedsstaaten ist die Biodiversitäts-                             nung der Biodiversitäts-
ternationalen Jahr der biologischen Vielfalt“ er-   konvention ein globaler Vertrag mit juristischer                                konvention hatten sich
klärt. Weltweit finden in den kommenden Mo-         Verbindlichkeit in fast allen Ländern der Erde.                                 die Mitgliedsstaaten ver-
naten Veranstaltungen und Aktionen statt, die       Vertreter der Unterzeichnerstaaten treffen sich al-                             pflichtet, jeweils natio-
auf das Massenaussterben der Arten und den          le zwei Jahre an wechselnden Orten zur UN-Ver-                                  nal gültige Biodiversi-
unwiederbringlichen Verlust von na-                                 tragsstaatenkonferenz, dem obers-                               tätsstrategien zu formu-
türlichen Lebensräumen aufmerksam                                   ten politischen Ent-                                            lieren. Alle drei Jahre
machen. Denn neben der Erderwär-                                    scheidungsgremium                                   müssen die Mitgliedsstaaten einen
mung ist der rasant fortschreitende Ver-                            der CBD. Koordiniert                                Zustandsbericht über die nationa-
lust an biolo-                                                                                                          len Bemühungen dem CBD-General-
gischer Vielfalt                                                                                                                                 sekretariat
die größte öko-                                                                                                                                  vorlegen.
logische Her-                                                                                                                                       Mit 15-​
ausforderung                                                                                                                                     jähriger Ver-
im 21. Jahrhun-                                                                                                                                  spätung ist
dert. Der ext-                                                                                                                                   Ende 2007
reme Verlust                                                                                                                                     auch      die
an natürlichen                                                                                                                                   Bundesre-
Lebensgrundlagen und Naturressour-                                                                                                               gierung ih-
cen lässt täglich bis zu 150 Arten von                                                                                  rer Verpflichtung nachgekommen
der Erde verschwinden. Sie werden nie                                                                                   und hat ihre „Nationale Strategie zur
wieder kommen.                                                                                                          biologischen Vielfalt“ verabschiedet.
    Erstmals wurde 1992 beim Erdgipfel                                                                                  Nun sind sowohl der deutsche Staat,
in Rio de Janeiro der Schutz der biolo-                                                    wird die       die Wirtschaft, als auch die bundesdeutsche Öf-
gischen Vielfalt vertraglich auf die Ta-                                                   Umset-         fentlichkeit gefragt, die nationale Biodiversitäts-
gesordnung der Weltpolitik gehoben.                                                        zung im        strategie umzusetzen. Zu den wichtigsten Zie-
Mit dem dort                                                        kanadischen Montreal, hier hat        len gehören unter anderem die Umsetzung der
verabschiede-                                                       das UN-Sekretariat der CBD sei-       FFH- und Vogelschutzrichtlinien, die Ausweisung
ten Überein-                                                        nen Hauptsitz. Auf der neunten        von Natura-2000-Gebieten, die Präzisierung der
kommen über                                                         und bisher letzten Konferenz im       guten fachlichen Praxis in Land-, Forst- und Fi-
die biologische                                        Mai 2008 trafen sich über 4.500 Experten in        schereiwirtschaft sowie die Abkopplung des na-
Vielfalt (eng-                                         Bonn und diskutierten die Arbeitsschwerpunk-       tionalen Wirtschaftswachstums vom Flächenver-
lisch: Conven-                                         te, die durch Beschlüsse vorangegangener Ver-      brauch.
tion on Biolo-                                         tragsstaatenkonferenzen vorgegeben waren.             Das Motto des Internationalen Jahres zur Bio-
gical Diversity                                        Inhaltliche und thematische Schwerpunk-            diversität ist „Biodiversität ist Leben. Biodiversi-
[CBD]) wurde ein rechtsverbindliches Vertrags-      te der Bonner CBD-Konferenz waren der Schutz          tät ist unser Leben“. In diesem Sinne erkannte
werk auf den Weg gebracht, dass neben der           der Wälder, die Erarbeitung zusätzlicher Finan-       Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU)
Klimarahmenkonvention eines der wichtigsten         zierungsmöglichkeiten für den weltweiten Natur-       auf der Auftaktveranstaltung Anfang 2010: „Na-
internationalen Umweltinstrumente darstellt.        schutz, die Errichtung eines weltweiten Netzes        turschutz ist kein Luxus. Natur liefert uns Nah-
Diese UN-Konvention zur biologischen Vielfalt       von Schutzgebieten an Land und auf dem Meer,          rung, Wasser und Medikamente. Zerstören wir
umfasst drei gleichwertige und einander ergän-      aber auch der Zugang zur genetischen Vielfalt         die Natur, bringen wir uns um unsere Existenz-
zende Ziele: die Erhaltung der biologischen Viel-   mit einem materiellen Vorteilsausgleich für die       und Wirtschaftsgrundlage.“c            Mira Beinert
falt, deren nachhaltige Nutzung und die gerechte    Herkunftsländer der Naturressourcen und deren
                                                                                                          TTwww.kurzlink.de/biologische-vielfalt
Aufteilung aus der Nutzung genetischer Naturres-    Bevölkerung.
sourcen. Die biologische Vielfalt, auch Biodiver-      Seit der Bonner Konferenz hat Deutschland          TTwww.kurzlink.de/nationale-strategie
sität genannt, bezeichnet dabei die Vielfalt der    den Vorsitz über die Vertragsverhandlungen in-        TTwww.geo.de/artenvielfalt
Arten und Lebensräume wie auch die genetische       ne – für zwei Jahre, denn mit der zehnten CBD-

SEITE 4                                                                                                                                NATURFREUNDiN 1-2010
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
titel

                                                                                                  nen, weshalb meist ein technisch orien-
                                                                                                  tierter Klimaschutz den Vorzug erhält.
interview
                                                                                                  eWie kann die Erhaltung von biologi-
                                                                                                  scher Vielfalt zu einer Abmilderung des
                                                                                                  Klimawandels beitragen?
„Intakte Ökosysteme sind Klimaschutz“                                                             Intakte Ökosysteme speichern sehr viel
Experte Korn: Die Probleme Artenverlust und Erderwärmung gehören zusammen                         Kohlenstoff - in der Vegetation, in den Bö-
                                                                                                  den und im Torf. Werden diese Ökosyste-
                                                                                                  me durch Entwaldung oder Trockenlegung
                                                                                                  in ihrer Funktion verändert, werden große
  eNATURFREUNDiN: Im Dezember haben              um neue Produkte und Heilmittel zu ent-          Mengen an Treibhausgasen frei. Der Erhalt
  sich die Staaten der Welt nicht auf ein        wickeln. Ohne einen finanziellen Anreiz          dieser Lebensräume ist deshalb ein wichti-
  neues Klimaschutzabkommen einigen              für die Entwicklungsländer wird die biolo-       ger Beitrag für einen aktiven Klimaschutz.
  können. Ein Jahr später sollen sie aber ein    gische Vielfalt dort nicht zu erhalten sein.     eEine radikale Energiewende ist drin-
  neues Artenschutzabkommen beschließen.         eDie Biodiversitätskonvention stammt             gend nötig, wenn der globale Tempera-
  Gibt es auch beim Schutz der Biodiversität     aus dem Jahr 1992. Gab es seitdem Fort-          turanstieg auf zwei Grad begrenzt
  Interessengegensätze zwischen Industrie-       schritte im Kampf gegen die Zerstörung           werden soll. Wo kollidiert dieses Ziel mit
  ländern, Schwellenländern und Entwick-         der Artenvielfalt?                               dem der Erhaltung der Biodiversität?
  lungsländern wie beim Klimaschutz?             Nein, es ist nicht gelungen, die massive         Bei den erneuerbaren Energien liegt das
  Horst Korn: Auch die Biodiversitätskon-       Zerstörung biologischer Vielfalt aufzuhal-        größte Konfliktpotenzial im Bio-Energiean-
  vention hat ihre Konfliktfelder. Da ist zum    ten. Aber punktuell gibt es Positives: So        bau, da es dort zu einer direkten Flächen-
  Beispiel die Frage nach der gerechten Auf-     hat sich das Netzwerk von Schutzgebie-           konkurrenz nicht nur mit der Nahrungs-
  teilung der Gewinne aus der Nutzung ge-        ten erweitert und konsolidiert. In Euro-         mittelproduktion, sondern vor allem auch
  netischer Ressourcen, die immer noch un-       pa möchte ich dazu das Stichwort Natura          mit dem Naturschutz kommt. Natürliche
  gelöst ist - seit nun fast 20 Jahren. Viele   2000 nennen. Gefährdete oder in Deutsch-          und naturnahe Lebensräume werden gero-
  tropische Entwicklungsländer sind reich        land bereits ausgestorbene Arten wie See-        det oder umgebrochen, um Biomasse an-
  an Arten und somit auch an genetischen         adler, Wolf, Kegelrobbe, Lachs oder Stör         zubauen. Häufig mit einem enormen Ein-
  Ressourcen, die aber besonders schnell         entwickeln sich erfreulich oder kommen           satz von Kunstdüngern und Pestiziden, mit
  zerstört werden. Genau diese Vielfalt be-      zurück. Dies darf aber nicht darüber hin-        allen bekannten negativen Begleiterschei-
  nötigen die Industrieländer für ihre rapide    wegtäuschen, dass die weitere Intensivie-        nungen. Dies führt zu einem weiteren Ver-
  wachsende Biotech- und Pharmaindustrie,        rung der Landwirtschaft, die Umweltver-          lust biologischer Vielfalt und zu einer Ver-
                                                 schmutzung und der übermäßige Ressour-           armung der Landschaft.
                                                 cenverbrauch die Arten und Lebensräume           eWelche Prioritäten sollte ein Verband
                                                 weiter stark gefährden. Ein guter Indikator      wie die NaturFreunde setzen, um einen
                                                 dafür sind die immer länger werdenden            effektiven Beitrag zu einer nachhaltigen
                                                „Roten Listen“. Zu all dem Stress, den die        Entwicklung zu leisten?
                                                 Natur schon aushalten muss, kommt nun            Die NaturFreunde haben bereits die rich-
                                                 auch noch der Klimawandel hinzu.                 tigen Prioritäten, dem ist nichts hinzuzufü-
                                                 eDer Zusammenhang zwischen Erder-                gen. c            Interview Eckart Kuhlwein
                                                wärmung und Artenvielfalt wird immer
                                                 stärker sichtbar?
                                                 Das wechselseitige Verhältnis von Bio-
                                                 diversität und Klimawandel ist dreifa-
                                                 cher Art. Erstens wird biologische Vielfalt
                                                 durch die Erderwärmung beeinflusst, etwa
                                                 weil Lebensräume wie Wälder oder Moo-
                                                 re zerstört werden. Diese Vernichtung von
                                                 Lebensraum setzt zweitens selbst Treib-
                                                 haugase frei, die das Klima anheizen. Und
                                                 drittens können Klimaschutzmaßnahmen             Zur Person
                                                                                                  Dr. Horst Korn (55) ist der Leiter der Fachgruppe
                                                 wie beispielsweise die Kohlenstoffspeiche-       Biologische Vielfalt im Bundesamt für Naturschutz
                                                 rungen in Plantagen oder in der Tiefsee          und arbeitet in der Internationalen Naturschutz-
                                                 die biologische Vielfalt massiv schädigen.       akademie auf der Insel Vilm, südlich von Rügen.
                                                                                                  horst.korn@bfn-vilm.de
                                                 Der Erhalt intakter oder die Renaturierung
                                                 degradierter Ökosysteme sind der kosten-
                                                 günstigste Klimaschutz. Nur ist leider der-    ŇMoore
                                                                                                  Ň      sind nicht nur artenreiche Lebens-
                                                 zeit nicht sehr viel Geld damit zu verdie-     räume, sie speichern auch viel Kohlendioxid.

1-2010 NATURFREUNDiN                                                                                                                          SEITE 5
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
Titel

Wirtschaftsgut BIOLOGISCHE Vielfalt

Der Diebstahl an der Natur
Biopatente: Wie aus den Bausätzen der Ökosysteme Produkte werden

bLange bevor Medikamente künstlich zu-               tentamts in München großzügig vieles unter        weltstress wie Trockenheit, Hitze, Kälte, Über-
sammengebastelt wurden, haben die Menschen           Schutz gestellt, was sich Saatgutkonzerne zur     schwemmungen oder versalzene Böden ertra-
ihre Heilmittel aus Pflanzen und deren Bestand-      Profitmaximierung ausgedacht hatten.              gen. Die indische Organisation „Navdanya“ kon-
teilen gewonnen. Erste Aufzeichnungen darüber            Tausende von regionalen Pflanzensorten wur-   tert die Kampagne mit der Feststellung: „Die
stammen aus Mesopotamien und wurden be-              den von wenigen Hochleistungssorten verdrängt     Zukunft der Klimaanpassung liegt nicht in gene-
reits im Jahr 2.600 vor Christus aufgeschrieben.     – in Indien zum Beispiel blieben von 50.000       tisch veränderten Patentpflanzen weniger Kon-
Substanzen wurden aus der Zeder, der Zypres-         Reissorten ganze 40 übrig. Das war dann auch      zerne. Sie liegt in den Händen von Millionen
se, der Myrrhe und dem Schlafmohn gewonnen,          mit dem entsprechenden Höfesterben verbun-        Farmern, die Hunderttausende Sorten klima-
um Krankheiten zu heilen. Tausend Jahre später       den, weil sehr viele sich das teure Saatgut der   resistenter Pflanzen erhalten, verbessern und
kannten die Ägypter bereits 700 Arzneistoffe, die    Konzerne nicht leisten konnten. Und ob die üb-    züchten, Sorten, die besonders an die örtlichen
meisten aus Pflanzen.                                rig gebliebenen Sorten dem Klimawandel ange-      Bedingungen und an eine sich verändernde Um-
                                                     passt werden können, steht in den Sternen.        welt angepasst sind.“
Vogelfreie Gen-Sequenzen                                 Dafür kündigen die Saatgutkonzerne jetzt          Inzwischen sammeln sich auch in Deutsch-
„Ein Zypressenbad löst Krämpfe und mindert           an, sie würden mit Hunderten von Patenten         land Kräfte, die Biopatenten den Kampf ange-
Nervosität“, wusste auch Hildegard von Bin-          genetisch veränderte Sorten züchten, die Um-      sagt haben. Das Spektrum reicht von der Evan-
gen, deren Rezepte aus den Jahren 1.150 bis 1.160                                                      gelischen Kirche (EKD) bis zum Bauernverband.
nach Christus noch heute begeisterte Anhänger                                                          Hans Diefenbacher, EKD-Umweltbeauftragter er-
finden. Aber das Jahrtausende alte Wissen vor                                                          klärt, dass gerade angesichts des Klimawandels
allem indigener Völker ist inzwischen genauso                                                          genetische Ressourcen nicht privatisiert werden
vogelfrei geworden wie die Gen-Sequenzen von                                                           dürften: „Unsere Nutztiere und Nutzpflanzen
Menschen, Tieren und Pflanzen. Wer das Kapi-                                                           stammen aus allen Erdteilen. Seit 10.000 Jahren
tal hat, um Forschung und Entwicklung zu finan-                                                        werden sie gezüchtet. Sie sind ein gemeinsames
zieren und entsprechende „Märkte“ zu erschlie-                                                         kulturelles Erbe der Menschheit und nicht der
ßen, kann sich noch immer aneignen, was auf                                                            Privatbesitz einzelner Unternehmen.“
unserem Globus an Besonderheiten zu finden
ist. Das gilt für die Eintragung von Biopatenten                                                       Patentanwälte und Patentrecht
für gentechnisch veränderte Arten, aber auch für                                                       Die deutschen Landwirte fürchten vor allem Pro-
konventionell gezüchtete Lebewesen oder für                                                            bleme für ihre eigenen Züchtungen, wenn dem-
den Diebstahl und die Nachzucht von Heilpflan-                                                         nächst zum Beispiel auch Schweine aus eigener
zen aus Savanne, Urwald oder Meer. Und große                                                           Züchtung „patentiert“ werden könnten. Helmut
amerikanische Konzerne wie Monsanto, DuPont                                                            Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernver-
und Co. sind genauso dabei wie Bayer und BASF                                                          bandes argumentiert: „Es kann nicht sein, dass
aus Deutschland.                                                                                       sich einzelne Unternehmen durch Patente Mono-
    Wenigstens die Nutzung der biologischen Viel-                                                      pole auf Pflanzen, Tiere und Züchtungsverfahren
falt soll jetzt international geregelt werden: Auf                                                     sichern, die Bauern und Züchter seit Generatio-
der 10. Vertragsstaatenkonferenz der Biodiver-                                                         nen weiterentwickelt haben.“ Die Landwirte sor-
sitäts-Konvention im Mai 2008 in Bonn wurde                                                            gen sich zunehmend darum, dass durch Patente
ein konkreter Fahrplan beschlossen. In diesem                                                          der Zugang zum weltweiten Genpool erschwert
Jahr soll in Japan ein internationales „Regime“                                                        würde und Züchter ständig Patentanwälte kon-
beschlossen werden, mit dem die Herkunftslän-                                                          sultieren und über Lizenzvergaben verhandeln
der biologischer Ressourcen die Chance bekom-                                                          müssten.
men, einen gerechten Vorteilsausgleich zu erhal-                                                          Immerhin haben die Sorgen bei der schwarz-
ten und gegen Biopiraterie vorgehen zu können.                                                         gelben Bundesregierung Gehör gefunden: Im
Man darf gespannt sein, ob diese Länder danach                                                         Koalitionsvertrag heißt es: „Unabhängig vom
ausreichend entschädigt werden.                                                                        Schutz des geistigen Eigentums wollen wir auf
    Für die Aneignung von genetischen Ressour-                                                         landwirtschaftliche Nutztiere und –pflanzen kein
cen indes ist noch keine Lösung in Sicht. Nach                                                         Patentrecht.“ Man darf gespannt sein, ob und
amerikanischem Vorbild haben die EU-Patent-          ŇSoll
                                                       Ň   sich auch patentieren lassen:               wie sich die Merkels und die Aigners damit in
richtlinie und die Praxis des Europäischen Pa-       das deutsche Hausschwein.                         Brüssel durchsetzen.c           Eckart Kuhlwein

SEITE 6                                                                                                                         NATURFREUNDiN 1-2010
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
Titel

Wohlfühlgut biologische Vielfalt

Ein Zufluchtsort für die Gedanken
Biologische Diversität ist die Grundlage für faszinierende Wechselwirkungen

bOb nun Politiker ihre Beiträge zum Schutz            in unseren Breiten wesentlich vom Menschen              senknopfs nicht abschließen. Unterbleibt die
der biologischen Vielfalt rühmen oder Touris-         mitgestaltet. Sie ist ein Teil unserer Identität, ist   Mahd, werden der Große Wiesenknopf und die
musregionen den Begriff im Marketing einsetzen:       Teil unserer Erinnerungen und ein Zufluchtsort          anderen Wiesenpflanzen im Laufe der Zeit von
Biodiversität oder biologische Vielfalt sind längst   für unsere Gedanken in einer immer mehr von             Gehölzen verdrängt. Und werden die Wiesen
zu Modewörtern geworden, mit denen um Sym-            Technik dominierten Welt. Sie steht für die Viel-       entwässert und intensiviert, weichen die bun-
pathie geworben wird. Doch geht es um kon-            falt und Schönheit der Natur, für intensive Er-         ten Wiesenpflanzen bald einem monotonen Ein-
krete Maßnahmen zum Schutz der biologischen           lebnisse, die unseren Alltag bereichern, für ei-        heitsgrün, in dem man vergeblich nach Schmet-
Vielfalt, werden die Stimmen rasch leiser. Und        ne Quelle der Inspiration, nicht nur für Künstler,      terlingen Ausschau halten wird.
immer wieder taucht die Frage nach dem Sinn           sondern auch für das Leben jedes Einzelnen.                 Die Natura Trails der NaturFreunde erzählen
der biologischen Vielfalt auf – und ob ihr Erhalt         Biodiversität ist die Grundlage für faszinie-       Geschichten wie diese, sie wollen biologische Viel-
den großen Aufwand überhaupt wert ist.                rende Wechselwirkungen zwischen den einzel-             falt erlebbar machen und tragen so dazu bei, die
   Seit Jahren versuchen Natur- und Umwelt-           nen Arten. Jede Art besetzt ihre eigene Nische,         Menschen für die Naturschätze ihrer Umgebung zu
schützer, die hohe Bedeutung der Biodiversität        hat ihre eigene Aufgabe im Zyklus des Lebens,           begeistern. Handliche Flyer dienen dabei als Weg-
zu vermitteln. Tatsächlich bleibt in den Köpfen       ihre eigene Geschichte, die uns fasziniert und          weiser für Wanderungen oder Radtouren durch be-
auch vieles haften: Die biologische Vielfalt ist      für die Natur begeistert. Geschichten, die je-          sonders geeignete Schutzgebiete, die mit öffentli-

ŇSeine
 Ň     ersten Lebenswochen als Raupe verbringt der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (rechts) in der Blüte des Großen Wiesenknopfs (mitte).

die Grundlage unseres Lebens, elementarer Fak-        doch erst erzählt werden müssen, wie etwa je-           chen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad um-
tor für Nahrung, Kleidung, Medikamente und            ne rund um den Hellen Wiesenknopf-Ameisen-              weltschonend erreicht werden können.
Baustoffe oder mildernd bei Umweltkatastro-           bläuling, der in blumenreichen Feuchtwiesen                 Um Natur zu erleben, braucht es keiner wei-
phen. Und sie ist von großer Bedeutung im Kli-        seinen Lebensraum findet. Dort wächst mit dem           ten Reisen. Vielfach finden sich die Schätze der
mawandel, können sich doch vielfältige Öko-           Großen Wiesenknopf eine eher unauffällige Blü-          Natur auch vor der Haustür. Selbst in der Groß-
systeme wesentlich leichter auf Veränderungen         tenpflanze, die für den kleinen Falter von essen-       stadt gibt es Refugien wie Parks, Gärten oder
einstellen. Dennoch bleibt Biodiversität für viele    zieller Bedeutung ist: Die Weibchen des Wiesen-         Friedhöfe, wo wir die Phänomene der Natur be-
ein abstrakter Begriff. Und bei vielen Menschen       knopf-Ameisenbläulings legen ihre Eier nämlich          obachten können. Und außerhalb der Städte
die Frage, ob wirklich Millionen von Arten nötig      ausschließlich in den Blüten dieser Pflanze ab,         warten vielfältige Landschaften darauf erlebt zu
sind, um unsere Lebensqualität zu sichern.            in denen auch die Raupen ihre ersten Lebens-            werden. Gelingt es uns wieder, unseren Blick für
    So richtig die angeführten Argumente auch         wochen verbringen. Gegen Ende des Sommers               die Schönheiten der Natur zu schärfen und uns
sind, geht in den Diskussionen rund um die Be-        verlassen die Raupen die Pflanze, lassen sich zu        an der bunten Vielfalt rund um uns zu erfreuen,
deutung der biologischen Vielfalt oft ihr ästheti-    Boden fallen und locken mit süßlichen Duftstof-         so gewinnen wir damit auch ein bisschen mehr
scher und kultureller Wert verloren. Biodiversi-      fen bestimmte Ameisenarten an. Die Ameisen              an Lebensfreude. Und alleine das sollte doch
tät ist weit mehr als eine abstrakte Grundlage        tragen die Raupen als vermeintliche Nahrungs-           als Argument genügen, um die biologische Viel-
für die Leistungen der Ökosysteme. Sie ist das        spender in ihren Bau, wo die Raupen den Spieß           falt auch für unsere Kinder und Enkelkinder zu
Leben um uns, die bunte Blumenwiese, das Ge-          umdrehen und sich von den Larven der Ameisen            bewahren.c                   Andrea Lichtenecker
zirpe der Grillen in einer lauen Sommernacht,         ernähren.                                                          Stellvertretende Geschäftsführerin der
                                                                                                                                    Naturfreunde Internationale
eine Erinnerung an unsere Kindheit, an Schmet-           Eine zentrale Rolle spielt dabei die bäuerliche
terlinge, Vogelgezwitscher und den kleinen Bach,      Bewirtschaftung der Wiesen: Werden die Wiesen           TTwww.naturatrails.net
an dem wir in den Ferien spielten. Biodiversi-        im Hochsommer gemäht, können die Raupen ih-
                                                                                                              TTwww.natura-trails.naturfreunde.de
tät, wie wir sie heute vorfinden, ist zumindest       re Entwicklung in den Blüten des Großen Wie-

1-2010 NATURFREUNDiN                                                                                                                                     SEITE 7
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
Titel

                                                                                                            schweifen: Auch in Deutschland ist es um die
                                                                                                            Natur nicht gut bestellt. Nach Aussage der neu-
                                                                                                            esten Roten Liste des Bundesamtes für Natur-
Bilanz
                                                                                                            schutz sind 72 Prozent aller bundesdeutschen
                                                                                                            Lebensräume bedroht oder stehen kurz vor der
                                                                                                            Vernichtung. Von den einheimischen Tierarten
Anspruch und Wirklichkeit: das 2010-Ziel                                                                    sind 35 Prozent und von den Pflanzenarten 26
Im Herbst wird die Weltgemeinschaft Bilanz ziehen – und sich neue Ziele stecken                             Prozent bestandsgefährdet.
                                                                                                                Vorangetrieben durch die Europäische Uni-
                                                                                                            on hat sich 2002 die Weltgemeinschaft auf der
bDer Ort war trefflich gewählt: Bundeskanz-           ­ rten aus. Experten schätzen die tatsächliche
                                                      A                                                     6. Biodiversitätskonferenz auf das ambitionierte
lerin Angela Merkel eröffnete im Dinosauriersaal      Artenvielfalt um das Zehnfache höher. Die Welt-       Ziel geeinigt, den Verlust der biologischen Viel-
des Berliner Naturkunde Museums Anfang Janu-          naturschutzunion (IUCN) hat eine Rote Liste der       falt bis zum Jahr 2010 deutlich zu reduzieren. In
ar das Internationale Jahr der Biodiversität. Ein     bedrohten Arten erstellt. Darin sind rund 17.000      einem Strategieplan der Vereinten Nationen zum
Jahr der Bilanzen: Vor rund zehn Jahren einig-        Arten akut vom Aussterben bedroht. Diese Zahl         sogenannten 2010-Ziel wird seitdem gefordert,
te sich die Staatengemeinschaft auf das ambitio-      erscheint auf den ersten Blick gering, bedenklich     den Verlust an Biodiversität zu verlangsamen,
nierte Ziel, den weltweiten Schwund an Lebens-        ist jedoch der potenzielle Verlust für die Mensch-    beziehungsweise gänzlich zu stoppen.
räumen, Tier- und Pflanzenarten zu stoppen.           heit, wie folgende Beispiele zeigen:                      Ziele braucht man, an Zielen orientiert sich
Trotz kleiner Erfolge ist die Natur aber welt-            Der australische Magenbrüterfrosch brütete        das Handeln. Auch für die Weltgemeinschaft un-
weit kränker als je zuvor. Die Globalisierung,        seinen Nachwuchs im Magen aus. Ein Sekret des         ter dem Dach der Vereinten Nationen gilt dieses.
die Wachstumsgläubigkeit der Wirtschaft und           Muttertieres verhinderte, dass die jungen Kaul-       Dennoch steht fest, dass die Staaten versagt ha-
die modernen Lebensstile fordern ihren Preis.         quappen von den Magensäuren und Enzymen               ben. Jeden Tag verschwinden nach UN-Angaben
Derzeit spielt sich weltweit das größte Massen-       zersetzt werden. Erste wissenschaftliche Unter-       zwischen 50 und 150 Arten von der Erde. Die
sterben ab, seit die Dinosaurier vor 65 Millio-       suchungen nährten die Hoffnung auf ein neu-           Folgen sind allgegenwärtig: Die Natur verarmt,
nen Jahren von der Erdoberfläche verschwun-           es Medikament gegen Magengeschwüre. Doch              die natürlichen Lebensgrundlagen vieler Men-
den sind. Doch im Vergleich zu damals ist nicht       dieses Medikament konnte nie erstellt werden:         schen sind massiv bedroht, Naturkatastrophen
ein Meteorit hierfür verantwortlich, sondern der      Bevor das Phänomen abschließend untersucht            nehmen kontinuierlich zu und die Zahl der Um-
Mensch. Keine andere Spezies auf der Erde prägt       werden konnte, waren alle vorkommenden Ma-            weltflüchtlinge steigt ständig. Das 2010-Ziel ist
die natürlichen Lebensgrundlagen so sehr wie          genbrüterarten ausgestorben.                          bei weitem nicht erreicht worden.
der Homo sapiens.                                         Ein anderes Beispiel: Korallenriffe sind natür-       Im Herbst dieses Jahres treffen sich erneut
    Jedes weitere Jahr dieser ungebremsten Na-        liche Wellenbrecher. Sie mindern bei Sturmflu-        Experten und Politiker, um über das 2010-Ziel zu
turzerstörung kostet die Weltwirtschaft 250 Mil-      ten die zerstörerische Kraft der Wassermassen.        diskutieren. Auf der 10. Biodiversitätskonferenz
liarden US-Dollar - zusätzlich zu der unwieder-       In der hurrikangefährdeten Karibik sind bereits       in Japan wird Bilanz gezogen. Weltweit herrscht
bringlichen Vernichtung von Ökosystemen und           80 Prozent der Korallenriffe zerstört. Hauptursa-     schon jetzt die Einsicht, dass der Verlust der
Arten, die die Existenz- und Wirtschaftsgrundla-      che ist das Kohlendioxid (CO2): Es zerstört die       Biodiversität nicht genügend reduziert werden
ge der gesamten Menschheit sind. Die aktuelle         Kalkbildner. Bei gleichbleibendem CO2-Ausstoß         konnte. Neue Ziele sollen beschlossen werden,
Rate des weltweiten Artensterbens übersteigt die      werden die Korallenriffe in den nächsten Jahr-        das Artensterben dann bis zum Jahr 2020 ge-
angenommene natürliche Aussterberate um das           zehnten völlig abgestorben sein.                      stoppt sein. Oder vielleicht doch erst im Jahre
Hundert- bis Tausendfache.                                Doch es ist nicht                                 2050? Falls es dann überhaupt noch biologische
    Es gibt keine konkreten Zahlen, wie viele Ar-     nötig, in die                                         Vielfalt gibt, die zerstört werden könnte.c
ten auf der Erde tatsächlich existieren, vieles ist   Ferne zu                                                                                        Mira Beinert
noch unerforscht. Dennoch gehen Wissenschaft-                                                               TTMehr Informationen im Internet
ler von rund zwei Millionen weltweit beschrie-                                                              www.countdown2010.net · www.iucn.org
benen                                                                                                       www.biodiversitaetsinfo.de · www.bfn.de

                                                                                                                 ŇDie
                                                                                                                   Ň farbenprächtige Perleidechse ist bei
                                                                                                                    Reptilienhaltern sehr beliebt und wird
                                                                                                             ­gehandelt. Die Bundesartenschutzverordnung
                                                                                                            schreibt Haltern einen Herkunftsnachweis vor.

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NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
thema

Regionalentwicklung

Ein Karussell gegen den Teufelskreis
Wie Kunst in einem italienischen Nationalpark eine ganze Region aufwerten soll

bDie Hochebenen erinnern an die schot-                 zende Aktionen, zum Beispiel Weiterbildungen        können. „Die künstlerische Fantasie träumt die
tischen Highlands, die Weideflächen an Almen           für Gästebegleiter und kulturelle Vereine, Schul-   Natur weiter. Doch sie zerstört nicht, wie sonst,
in den Alpen. Dabei liegt das Pollino-Massiv mit       projekte, kulturelle Begegnungen, Seminare –        wenn der Mensch in die Natur eingreift“, so
fünf Zweitausendern in der süditalienischen Re-        und ein Theaterworkshop, der Bewohnern und          Nils-Udo.
gion Basilikata, genau über der Spitze des italie-     Gästen durch erzählte Geschichten die Region           Das Konzept des Projektes sieht vor, dass
nischen „Stiefels“. Rund 30 Apenninwölfe leben                                                             Kunst nicht nur in den naturbelassenen Gebie-
hier, dazu Geier und Königsadler. Viele Wasser-                                                            ten des Nationalparks stattfindet, sondern fort-
läufe bieten ideale Lebensbedingungen für Berg-                                                            schreitend auch in den Städten und Dörfern.
forelle, Fischotter oder Brillensalamander.                                                                Denn gerade dort, wo die Menschen leben und
    Geschützt wird diese Natur vom Pollino-Nati-                                                           arbeiten, sollen gemeinsam über realistische
onalpark. Der ist mit fast 2.000 Quadratkilome-                                                            Modelle von Fortschritt nachgedacht und neue
tern zwar das größte italienische Schutzgebiet,                                                            Wege erprobt werden.
doch bei nur circa 10.000 Besuchern jährlich                                                                  Es sei wichtig, „dass die vorhandenen Werte
nicht gerade das bestbesuchteste.                                                                          und Traditionen nicht einfach bewahrt werden,
    Dabei hätte die Region eine Fülle von Reizen                                                           sondern sich mit der Zeit verändern und weiter-
zu bieten: Produkte aus der Landwirtschaft, die                                                            entwickeln können - und damit zukunftsfähig
regionale Küche mit hohem Qualitätsanspruch                                                                werden“, so Lorenzo Canova, einer der Initiato-
und Einfallsreichtum, das breit gefächerte Kul-                                                            ren des Projektes aus dem Entwicklungsministe-
turleben mit weit zurückreichender Geschichte.                                                             rium in Rom.
Doch weil andere Perspektiven bisher im Polli-
no-Nationalpark fehlen, sehen junge Menschen                                                               Orchideen und Panzerkiefern
keine Zukunft mehr, wandern ab, Investoren ver-                                                            In diesem Jahr sollen rund um die Landschafts-
missen Kaufkraft in den Tälern, die Dörfer ster-                                                           objekte Wanderwege angelegt und touristische
ben langsam aus und die Region versinkt im                                                                 Programme entwickelt werden. Schon jetzt füh-
Dornröschenschlaf.                                                                                         ren Nationalparkführer Touristen über alte Maul-
    Wie so oft bei dieser Art Teufelskreis fehlte es                                                       tierpfade, gemeinsam entdecken sie am Weges-
auch hier bisher an einer Strategie, einem Pro-                                                            rand Heilkräuter, wilde Orchideen oder prächti-
jekt, einem Anlass, sich gemeinsam nach Lösun-                                                             ger Panzerkiefern.
gen umzusehen für einen neuen Anfang. „Arte-                                                                   Im neuen volkskundlichen Museum bleiben
Pollino – ein anderer Süden“ soll denn nun die                                                             die Traditionen anschaulich. Es dokumentiert
Lösung heißen. Dahinter verbirgt sich weit mehr                                                            zum Beispiel die Herstellung von Kleiderstoffen
als ein Marketing-Slogan, denn jetzt wirkt ein                                                             aus Ginsterfasern. Diese aufwendige handwerkli-
ganzheitliches Konzept, das auf Kunst als Motor                                                            che Arbeitsweise wurde vor 30 Jahren eingestellt.
regionaler Erneuerung baut.                                                                                Jetzt entwickelt die finnische ArtePollino-Künstle-
                                                                                                           rin Anni Rapinoja ihre Textilkunst aus dem alten
Erdkino und Pflanzentheater                                                                                Stoff. Die Kooperation mit den Frauen im Dorf ist
In einem ersten Schritt schufen international                                                              herzlich und trägt erste Früchte. Damit wachsen
bekannte Vertreter zeitgenössischer Kunst wie                                                              auch Vertrauen und Hoffnung. Vermag die Kunst
Anish Kapoor, Giuseppe Penone oder Carsten                                                                 tatsächlich der Region neue Impulse zu geben
Höller im Nationalpark dauerhafte Naturkunst-                                                              und die Abwanderung zu stoppen? Erste Anzei-
werke: Kapoor grub ein „Earth Cinema“ (Erdki-          ŇPanzerkiefer
                                                         Ň           im Pollino-Massiv, die man            chen sprechen dafür.c              Lothar Wilhelm
no), Penone baute ein „Pflanzentheater“, Höller        vom Karussel (Foto oben) aber nicht sieht.
stellte ein echtes „Karussell“ auf einen Hügel.                                                            TTwww.artepollinobasilicata.it (englisch)
Besucher können nun durch die Lüfte schweben,          näher bringen will. Auch der deutsche Land-         TTKatharina Trabert ist die deutschsprachige Koordina-
eine Umdrehung dauert rund zwölf Minuten: ge-          schaftskünstler Nils-Udo will die Natur nicht in-   torin von Kultur-Initativen vor Ort:
                                                                                                           0039 0348 641 73 51 · katharina.trabert@gmail.com
nug Zeit für einen Blick in die Zukunft.               szenieren. Sein im Frühling entstehendes Kunst-
   Ist das nun abgehobene Kunst, die die Na-           werk soll vielmehr die Sinne sensibilisieren,       TTReisen mit Zugang zur Koch- und bildenden Kunst:
                                                                                                           (0511) 213 73 75 · www.siabella.de
tur inszeniert? Alle Arbeiten sind gewisserma-         sodass Betrachter nach einem ersten Blick tie-
ßen geerdet: In den Gemeinden gibt es ergän-           fer in Landschaftszusammenhänge eintauchen

1-2010 NATURFREUNDiN                                                                                                                                      SEITE 9
NATURFREUNDIN - NATURFREUNDE DEUTSCHLANDS
Thema

                                                                                                                                           Heizen und
 Klimakonferenz
                                                                                                                                         Warmwasser
                                                                                                                                       1,97 Tonnen CO²
 Nach der Konferenz ist vor der Konferenz                                                                                            Davon entfallen auf:
                                                                                                                                    Gas: 865,7 kg
 Warum 2010 zum Schicksalsjahr des Kapitalismus werden wird                                                                        Heizöl: 677,8 kg
                                                                                                                                  Strom: 287,7 kg
                                                                                                                                  Fernwärme: 67 kg
 b„Der Klimagipfel von Kopenhagen ist gran-                                  nach Kopenhagen gereist. Eine Auswahl von
 dios gescheitert. Im letzten Kompromissentwurf                              ihnen, die Mächtigsten, hatten sich stunden-
 war noch nicht einmal mehr das Ziel zu finden,                              lang über den Text gebeugt, Textarbeit betrie-
 bis 2010 einen rechtlich verbindlichen Klimaver-                            ben (was es so wohl noch nie in der Historie
 trag auszuarbeiten.“ Diese Kritik stammt nicht                              gab). Und doch sind sie gescheitert.
 etwa von Klimaschützern. Nicht vom Inselstaat
 Tuvalu, der im Stillen Ozean gegen sein Absau-                              Vielleicht weil sie scheitern mussten?
 fen kämpft. Diese Kritik stammt auch nicht von                              Auf Klimakonferenzen wird nicht über die Er-
 den Grünen. Nein, dies sind Worte aus dem ma-                               derwärmung verhandelt, denn die Erderwär-
 nager magazin, dessen Lesern die Erderwär-                                  mung ist Wissenschaft. Auf den Klimakonfe-
 mung lange als kommunistische Verschwörung                                  renzen geht es um Wirtschaftsmacht, um he-
 gegen das heilsbringende Wirken des Kapitalis-                              gemoniale Interessen, schlicht um die Zukunft
 mus galt. Dieses von Managern zu lesende Ma-                                des Kapitalismus. Denn die Wissenschaft sagt:                      öffentliche
 gazin resümiert jetzt: Kopenhagen sei „erbärm-                              Die Emissionen müssen runter. Die Politik muss                    Dienst­leis­tung
 lich gescheitert“.                                                          aber die Frage beantworten: Wer fängt damit an.                  1,24 t CO²
                                                                             Und solange Wirtschaftswachstum noch gleich-
 Die Vorgeschichte:                                                          bedeutend mit der Verbrennung fossiler Energie-                Davon entfallen auf:
 Kyoto, Montreal, Bali, Kopenhagen                                           träger ist, zeigt jeder mit dem Finger auf die an-             Gesundheits- und
 Zwei Jahre hatten sie vorverhandelt: Im Dezem-                              deren: Die EU will ihr Klimaziel nur dann ehrgei-              Sozialwesen: 397 kg
 ber 2005 beschloss die Klimakonferenz in Mon-                               zig ausgestalten, wenn auch die USA reduzieren,                Verwaltung,
 treal, neue Verhandlungen für ein Kyoto-II-Ab-                              die wiederum nur zu eigenen Bemühungen bereit                  Bundeswehr: 360 kg
                                                                                                                                             Bildung: 198 kg
 kommen zu beginnen. Im Dezember 2006 konn-                                  ist, wenn China mitmacht, was die Chinesen wie-
 te sich die Klimakonferenz in Nairobi noch nicht                            derum ablehnen, weil schließlich 80 Prozent des
 dazu durchringen, die Verhandlungen darüber                                 Treibhausgases in der Atmosphäre aus Schloten
 abzuschließen, wie denn neue Verhandlungen                                  Europas oder Nordamerikas stammt, weshalb ja
 aussehen sollen - erst 2007 gelang das auf Bali:                            China nun nur gerechterweise „gleichziehen kön-
 Die Welt beschloss neue Verhandlungen aufzu-                                nen darf“, seitdem sie Exportweltmeister sind            Das liegt einerseits am Problem: Die Erder-
 nehmen, um 2009 in Kopenhagen ein neues Kli-                                (und das selbstredend auch bleiben wollen).          wärmung verläuft wesentlich rasanter als noch
 maschutzabkommen abzuschließen.                                                 Nun ist es soweit: Mit der Klimakonferenz in     vor drei Jahren vom Weltklimarat IPCC prognos-
     Dutzende Vorkonferenzen hatten sie abgehal-                             Bonn im Juni dieses Jahres beginnt das finale        tiziert. Andererseits liegt das an der Struktur: Die
 ten in Bangkok, Paris, in Barcelona, Bonn oder                              Verhandlungsjahr für den Kapitalismus. Es en-        Betriebswirtschaft des Kapitalismus hat die At-
 auf Hawaii. Hundertfach hatten sie in ihren Re-                             det am 11. Dezember im mexikanischen Cancún:         mosphäre als „öffentliches Gut“ eingestuft. Je-
 den betont, „jetzt“ zu „handeln“, weil „keine                               Wird auch 2010 kein Post-Kyoto-Protokoll gefun-      der kann sie uneingeschränkt nutzen – auch als
 Zeit“ mehr sei. 119 Staatschefs waren schließlich                           den, ist der Kapitalismus am Ende.                   Müllkippe für Treibhausgase.
                                                                                                                                      War die Wissenschaft Mitte des vergangen-
 Emissionen im Ländervergleich                                                                                                    en Jahrzehnts noch der Meinung, im Jahr 2020
 Wieviel Tonnen CO² jeder Einwohner im Jahr produziert                                                                            müsste der Treibhausgas-Ausstoß um 25 bis 40
                                                                                        Australien
                                                                                                                                  Prozent unter dem des Jahres 1990 liegen, so
                                                       Deutschland        Belgien
                                          Italien                                                                                 heißt es nun immer häufiger, die Emissionen
                        Schweden
        Indien                                                                           21,0 t                                   müssten um mindestens 30 Prozent gesenkt
                                           7,9 t        11,0 t            13,9 t
            1,2 t
                             6,3 t                                                                                                werden. In der Realität aber steigen und steigen
                                                                                                     Katar                        und steigen sie – trotz Kyoto-Protokoll. Heute lie-
                                                                                                     70,6 t                       gen sie schon 40 Prozent über dem Ausstoß von
    0,1 t           4,8 t
                                6,4 t                                                                                             1990.
                                               9,3 t
Äthiopien                                                        11,8 t                                                               Natürlich haben auch die Kapitalisten das
                                                                                    19,9 t
                China                                                                                                             Problem analysiert – und einen Ausweg gefun-
                            Frankreich                                                                                            den: Mit dem Kyoto-Protokoll wurde die Idee
                                         Groß­britannien
                                                                                                                                  des Kohlenstoff-Handels eingeführt. In Gedan-
                                                             Russland                                                             ken wurde die Erdatmosphäre in kleine Stück-
                                                                              USA
 SEITE 10                                                                                                                                                    NATURFREUNDiN 1-2010
Thema

                   Konsum
               2,75 Tonnen CO²
                                                                                         ŇŇ Das sind die „Klimaschuld-Rucksäcke“, die der statisti-
        Davon entfallen auf:                                                              sche Durchschnittsdeutsche jedes Jahr verursacht. Er ist
      Groß- und Einzelhandel: 460,5 kg                                                     42,6 Jahre alt, 1,78 Meter groß, 82,4 Kilo schwer und
    Hotel-, Gaststättenbesuch: 258,7 kg                                                     verdient brutto 3.702 Euro im Monat. Sie hingegen ist 45,2
   Bekleidung: 211,5 kg                                                                     Jahre alt, 1,65 Meter groß, 67,5 Kilo schwer und verdient
  Abwasser-, Abfallbeseitigung: 148,1 kg                                                    2.793 Euro. Beide wohnen auf 90,2 Quadratmetern,
 Möbel, Schmuck, Spielzeug: 85,6 kg
                                                                                           arbeiteten 30,3 Stunden pro Woche. Ermittelt hat diese
 Bücher, Zeitungen, Druckerzeugnisse: 84,5 kg
                                                                                          Werte das Institut für Energie und Umweltforschung im
Sport, Kultur, Unterhaltung: 81,2 kg
Medikamente: 48 kg                                                                       Auftrag des Bundesumweltamtes.

                                                                                              Ernährung
                                                                                            1,65 Tonnen CO²
                                                                                           Davon entfallen auf:
                                                                                          Milchprodukte: 644 kg
                                                                                          Fleisch: 429 kg
                                                                                         Transport: 132 kg
                         Verkehr                                                         Backwaren: 116 kg
                      2,52 Tonnen CO²                                                    Obst: 99 kg
                                                                                         Kalte Getränke: 66 kg
                   Davon entfallen auf:                                                  Süßwaren: 50 kg
                 Auto, Motorrad: 1,56 t                                                   Gemüse: 17 kg
                Flugzeug: 850 kg
               Bahn, ÖPNV: 110 kg

                                                                                                      Strom
                                                                                                     0,75 t CO²
                                                                                                   Kühlen, gefrieren: 217,5 kg
                                                                                                  Kochen, bügeln: 142,5 kg
                                                                                                  Waschmaschine,
                                                                                                  Geschirrspüler: 172,5 kg
                                                                                                  Fernseher, Computer, ­
                                                                                                  Telefon, etc.: 90 kg
                                                                                                   Licht: 75 kg

chen aufgeteilt, und man braucht eine Aktie            Dank des Kyoto-Protokolls sollen nun welt-        Ohne eine zweite Handelsperiode werden schon
– das sogenannte Zertifikat – damit man auf         weit Zertifikate für das bislang freie Umweltgut     in der ersten die Marktpreise einbrechen. Ohne
jeweils einem Stückchen seinen Kohlendioxid-        „Atmosphäre“ verteilt werden. Die Reduktions-        eine zweite Handelsperiode werden die Staaten
Müll abladen darf. Die EU praktiziert diese Idee    menge in der ersten Handelsperiode bis Ende          schon in der ersten ihre Ziele verfehlen (festge-
bereits seit 2005: Und Jahr für Jahr wird die Ge-   2012 ist klar: Die Industriestaaten müssen ihren     legt wurde, wer sein Ziel in der ersten Handels-
samtmenge der ausgegebenen Zertifikate verrin-      Ausstoß um 5,2 Prozent gegenüber 1990 senken.        periode nicht schafft, muss sein Soll in der zwei-
gert und damit die Atmosphäre entlastet. Der           In Kopenhagen wurde nun über die zweite           ten Handelsperiode um das 1,3-fache erfüllen).
marktwirtschaftliche Clou am System: Die Un-        Handelsperiode unter dem Kyoto-Protokoll ver-        Ohne eine zweite Handelsperiode geht der welt-
ternehmen dürfen ihre Zertifikate untereinander     handelt. Wie wir wissen: ergebnislos. Die zwei-      weite Klimaschutz zurück auf das Niveau des
tauschen. Wenn ein Unternehmen mehr Koh-            te Handelsperiode muss am 1. Januar 2013 be-         Jahres 1997.
lendioxid ausstoßen will, als es Zertifikate ab-    ginnen. Einigt sich die Klimakonferenz in Mexiko        Damals hatte die Welt 30 Prozent weniger
bekommen hat, kann es anderen Firmen deren          nicht, wer wie viele Reduktionen erbringt, ist die   Treibhausgase verursacht und 13 Jahre mehr Zeit
Emissionsrechte abkaufen.                           kapitalistische Art das Klima zu retten am Ende.     zum Umsteuern.c                        Nick Reimer

1-2010 NATURFREUNDiN                                                                                                                               SEITE 11
Thema

                                                                                                 Aussichtslosigkeit erkennen
                                                                                                 Jeder politisch interessierte Mensch in un-
   Debattieren
                                                                                                 serem Land kann doch mittlerweile fest-
                                                                                                 stellen, dass unsere Anstrengungen seit
                                                                                                 fünf bis sechs Jahrzehnten ins Leere laufen.
   So sollten wir in Zukunft leben                                                               Nach langen Arbeitskämpfen in den 50er
   Sechs Beiträge von sechs NaturFreunden zur Frage der nachhaltigen Entwicklung                 und 60er Jahren um Lohnerhöhungen von
                                                                                                 mickrigen zwei, drei oder vier Prozent wer-
                                                                                                 den heute ganze Abteilungen gezwungen,
                                                                                                 auf 20 Prozent Lohn zu verzichten. Die Ge-
   Mehr Nächstenliebe                             Vom Extremen zum Normalen                      werkschaften sind heute viel zu schwach.
   Wir müssen davon ausgehen, dass das             Warum bekommen die Menschen heu-                 Solange dieses kapitalistische System
   Wachstum der Erdbevölkerung nicht un-           te immer später Kinder – oder überhaupt       existiert, wird aber niemand die Zerstö-
   ablässig weitergehen kann, wenn nicht           nicht mehr? Eine Familie braucht Sicher-      rung unserer Lebensgrundlagen abwen-
   schon bald größere Verteilungskämpfe            heit, die Arbeitsplätze aber sind unsicher,   den können. Aus meiner Sicht ist unser
   drohen sollen. Unser gemeinsames Über-          manchmal auch nur geliehen, die Bedin-        immerwährender Kampf für eine bessere
   leben wird von einem Erstarken der in uns       gungen ändern sich ständig und Kinder         Welt ziemlich aussichtslos.
   angelegten Eigenschaften wie Nächstenlie-       gelten als Karrierehemmnis. Später fin-                             Lorenz Pons Walldorf
   be, Zusammengehörigkeitsgefühl, Freude          den sie keinen Ausbildungsplatz. Die Ge-
   an der Schöpfung und nicht zuletzt der So-      sellschaft muss eine andere Einstellung
   lidarität abhängen.                             gegenüber der Familie und jungen Men-
       Ein gemeinsamer Weg aller Menschen          schen gewinnen.                               Soziales Wirtschaftswachstum
   in die Zukunft kehrt ab von der quantita-          Bei einem Nachdenken über die Zu-          Was die Bundesregierung mit Wachstum
   tiven Wachstumsideologie, bedeutet weni-        kunft geht es vor allem um ein Umdenken,      meint, dürfte nach der Abwrackprämie
   ger Arbeit für alle, dafür keinen Ausschluss    besonders in diese drei Richtungen: vom       kaum ein Geheimnis sein: Ein Wachstum,
   mehr vom Erwerbsleben, setzt auf Einkom-       „entweder, oder“ zum „sowohl, als auch“,       das Mensch, Natur und Gesellschaft kei-
   mensgrenzen gegen das Erodieren demo-           vom „weiter so durch Wachstum“ zur „Si-       neswegs brauchen. Doch das Wirtschafts-
   kratischer Systeme, erschwert „anonyme          cherung in höherer Qualität“ und vom          wachstum generell zu verteufeln, ist nicht
   Ausbeutung“ durch mehr Regionalität und        „Extremen“ zum „Normalen“.                     vereinbar mit der gesamten bisherigen
   rechnet allen menschlichen Aktivitäten die                             Siegfried Zoll Gotha   Menschheitsentwicklung. Es ist die kapi-
   entsprechenden Umweltkosten an.                                                               talistische Wachstumsideologie, die vor-
            Günther Urban Weilheim/Oberbayern                                                    rangig der Profitmaximierung dient, deren
                                                                                                 Grenzen immer erschreckender sichtbar
                                                  Erfolg anders messen                           werden. Wie könnten wir ein sozial deter-
   Aufruf                                         Die hergestellten Waren und Dienst-            miniertes Wirtschaftswachstum ablehnen,
                                                  leistungen, deren Wert das Wirtschafts-        das die wachsende Kluft zwischen Arm
                                                  wachstum beeinflussen, können sich um-         und Reich überbrücken und unsere Welt
   Leben ohne Wachstum                            weltpolitisch positiv, negativ oder neutral    und Natur für kommende Generationen
                                                  auswirken. Eine Begrenzung des Wirt-           erhalten will?     Roland Winkler Remseck
                                                  schaftswachstums allein ist deshalb kein
   Wie können wir in Zukunft leben? Gute          Garant für eine bessere Umwelt- und Le-
   Frage, die die beiden NaturFreunde-Vor-        bensqualität.
   stände Michael Müller und Eckart Kuhl-             Das Ziel sollte eine Abkehr von der bis-   Massentierhaltung vermeiden
   wein am Ende des vergangenen Jahr-             herigen Wachstumsmessung der erzeug-           Die zukünftige Ernährung der Weltbevöl-
   zehnts in der NATURFREUNDiN stellten.          ten Güter und Dienstleistungen (Gier-Öko-      kerung bedarf einer dringenden Verän-
   Gute Antworten gibt es hier zu lesen: ei-      nomie) sein. Stattdessen ist der Erfolg        derung, sind doch allein Umweltschäden
   ne (gekürzte) Auswahl der Zuschriften an       der Wirtschaftspolitik stärker zu orien-       und Ressourcenverschwendung durch die
   unser Magazin. Damit ist die Debatte er-       tieren an Größen wie etwa der Zahl der         Massentierhaltung schon unübersehbar:
   öffnet: Schreiben Sie uns, was getan wer-      Arbeitslosen, der Entwicklung des realen       Ein Mastochse braucht bis zur Schlach-
   den muss, damit es ein Leben ohne Wirt-        Prokopfeinkommens verteilt auf die ver-        tung so viel Wasser, dass ein Zerstörer da-
   schaftswachstum geben kann. Schreiben          schiedenen Einkommensschichten, der            rin schwimmen könnte, ein Rind hat eine
   Sie uns Ihre Ideen, wie soziale Gerechtig-     Veränderungen von Luft-, Wasser- und Bo-       ähnliche Treibhausbelastung wie ein Kat-
   keit auch ohne Wachstum möglich ist.           denqualität, der Größe von Landschafts-        Auto (Methan), Böden und Grundwasser
                                                  schutz- und Erholungsgebieten, der Er-         werden durch den gigantischen Gülleaus-
   TTSchreiben Sie an                             haltung von seltenen Tieren und Pflanzen       stoß der Massentierhaltung vergiftet und
   NATURFREUNDiN · Warschauer Str. 58a
   10243 Berlin · Debatte2010@naturfreunde.de     und der Verbesserung von Schul- und Be-        die Krankheitskosten durch den Fleisch-
                                                  rufsausbildung.  Winfried PlaSS Kaufering     verzehr explodieren.  Ruth Kneisel Plauen

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Thema

                                                                                                            mik, in den Industrie- wie in den Schwellenlän-
                                                                                                            dern. Dort gewann das alte Konzept der „nach-
                                                                                                            holenden Entwicklung“ mit neuer Macht die
Leitbild-Debatte
                                                                                                            Oberhand. Das Aufflammen eines religiös ka-
                                                                                                            schierten fundamentalistischen Terrors hat der
                                                                                                            Westen mit den alten militärischen Strategien
Alle reden von Nachhaltigkeit                                                                               des „war on terror“ beantwortet, nicht mit Ange-
NaturFreund Willy Brandt verstand darunter die Chance auf eine neue Zivilisation                            boten zu einer nachhaltigen Entwicklung. Heute
                                                                                                            ist das Versagen der alten Rezepte offenkundig.
                                                                                                                Trotz aller Rückschläge hat sich in den ver-
b„Keep the oil in the soil“ (deutsch: Lasst           Kommission. Der „Brandt-Report“ warnte vor ei-        gangenen Jahrzehnten ein gewaltiger Vorrat an
das Erdöl in der Erde) ist die Losung einer ecu-      ner nicht wiedergutzumachenden Zerstörung der         Wissen, an Bewusstsein und an gemeinsam ge-
adorianischen Graswurzel-Initiative, die das Bio-     Ökosysteme und - schon 1980 - vor Klimaverän-         teilten Wertvorstellungen angesammelt. Konst-
sphärenreservat Yasuní im Amazonasbecken vor          derungen mit potenziell katastrophalen Folgen.        ruktives braucht Zeit. Komplementär zur Erdpoli-
dem Zugriff der Ölkonzerne verteidigt. Der wert-      Er mahnte, von der ständigen Verwechslung zwi-        tik entfaltet sich eine vielgestaltige Mikropolitik.
volle Hort der biologischen Vielfalt ist Heimat ei-   schen Wachstum und Entwicklung wegzukom-              Als Leitbild für die Gestaltung der Nahräume ist
nes Indianerstammes und gleichzeitig riesige Öl-      men. Er entwarf die Vision von einem - wört-          Nachhaltigkeit weltweit im Trend. Das fängt bei
lagerstätte. Nachhaltiges Handeln bedeutet hier:      lich - nachhaltigen Wohlstand, der sich nicht         der Veränderung des eigenen Lebensstils an und
auf Ausplünderung verzichten, Kontaminierung          im Wachstum von Produktion und Konsum er-             setzt sich mit der Übernahme von Verantwor-
verhindern, Klima schützen, die Integrität von        schöpft, sondern an den Grundbedürfnissen der         tung für das lokale Gemeinwesen, für die Regi-
Land und Leuten sichern.                              Armen und der Steigerung der Lebensqualität für       on, für die Biotope vor der Haustür fort. Global
    Alle reden von Nachhaltigkeit. Alle reden vom     alle orientiert. Ein neues Jahrhundert stehe be-      denken, lokal handeln - das alte Motto kehrt zu-
Klima und vom entschlossenen Handeln. Doch            vor, sagte Brandt damals, und damit die Chance        rück. So wächst Erdpolitik von unten.
sobald es wie beim Klimagipfel von Kopenha-           auf eine neue Zivilisation.                               Wie also lässt sich nachhaltig von nicht-nach-
gen um bindende Beschlüsse geht, kippt die                Da ist die Matrix, der Mutterboden der Nach-      haltig unterscheiden? Mein persönlicher Lack-
Rhetorik und es beginnt das fatale Pokerspiel         haltigkeit. Daran ist jede Verwendung des Be-         mustest hat zwei Komponenten: Reduziert sich
um Wachstumsraten - und Verschmutzungsrech-           griffs zu messen. In der Nachfolge der Nord-Süd-      der ökologische Fußabdruck? Und steigt - für je-
te. Der Zorn über diese Machtspiele hat zu ei-        Kommission wurde das Konzept von der Brundt-          den frei zugänglich - die Lebensqualität? Daran
nem weit verbreiteten Unbehagen am Leitbild           land-Kommission der UN ausgearbeitet und als          muss sich der Begriff messen lassen. Das Gras-

ŇDer
 Ň Mutterboden der Nachhaltigkeit ist die Steigerung der Lebensqualität für alle - nicht das Wachstum von Produktion und Konsum.

der Nachhaltigkeit geführt. Selbst ökologisch ori-    Nachhaltige Entwicklung 1987 auf die Weltbühne        wurzel-Projekt aus Ecuador schneidet da glän-
entierte Menschen winken mittlerweile ab: ein         gebracht.                                             zend ab. Das Jahresprogramm einer NaturFreun-
Plastikwort, inflationär verwendet, von Sinn ent-        Das war vor einer Generation. Die Kinder           de-Ortsgruppe liegt in aller Regel auch nicht
leert. Denn alles ist möglich: von der „nachhal-      dieses Jahrgangs pauken heute für den Bache-          schlecht im Rennen. Beim „Wachstumsbeschleu-
tigen Befreiung der Kopfhaut von Schuppen“ bis        lor oder - unvorstellbar für Willy Brandt - füh-      nigungsgesetz“ sieht das allerdings ganz anders
zur „nachhaltigen Rendite“. In der Schweiz wur-       ren Krieg in Afghanistan. Viele leben in höchst       aus. c                            Ulrich Grober
de im November die „nachhaltigste Autobahn            prekären Verhältnissen. Prekär aber ist das Ge-
aller Zeiten“ eingeweiht. Mit dem entkernten Be-      genteil von nachhaltig. Am Beginn des zweiten
                                                                                                                               Der Autor ist Publizist und Natur-
griff kann man wenig - oder alles - machen.           Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts sind wir vom                             Freund und hat gerade ein Buch
    Weil Worte Waffen sind, muss die Kernsubs-        Zustand eines ökologischen und sozialen Gleich-                          veröffentlicht:
tanz des Begriffs Nachhaltigkeit wieder bewusst       gewichts weiter entfernt denn je. Hat die „Erd-                          Ulrich Grober: Die Entdeckung der
                                                                                                                               Nachhaltigkeit - Kulturgeschichte ei-
werden: die Verknüpfung von Ökologie mit Hu-          politik“, die Brandt mit in Gang setzte, versagt?                        nes Begriffs; 300 Seiten, gebunden
manität und sozialer Gerechtigkeit. Ein wichti-          Statt voreiliger Schlüsse sollte lieber nüchtern                      mit Schutzumschlag; Antje Kunst-
ger Vordenker dieses authentischen Nachhaltig-        analysiert werden: In den drei Jahrzehnten seit                          mann Verlag, München, 2010; ISBN
                                                                                                                               9783888976483; Preis 19, 90 Euro.
keitsbegriffs war NaturFreund Willy Brandt. Vor       dem Brandt-Bericht entfesselte die marktfunda-
30 Jahren erschien der Bericht seiner Nord-Süd-       mentale Globalisierung ihre ungeheure Dyna-

1-2010 NATURFREUNDiN                                                                                                                                      SEITE 13
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