Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal

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Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
P inguinal

                                                               ISSN 1866-1920
                                                               Nr. 10/1-2012 2,00 €
            MAGAZIN DES           ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V.

Themen dieser Ausgabe u.a . :
• Das Okapi-Schutzprojekt
• Die Veterinärstation
• Weltsensation Bonobozwillinge
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Vorwort
Große und seltene Nachzuchterfolge          Inhaltsverzeichnis
prägten das Jahr 2011 mit den beiden
munteren männlichen Elefantenkäl-           Vorwort                                                                       3
bern „Uli“ und „Shawu“, den Bonobo-         Das Okapi-Schutzprojekt                                                       4
Zwillingen „Azibo“ und „Ajubu“ und          Die Veterinärstation                                                          6
Drillingen bei den Geparden. Der Jah-       Weltsensation Bonobozwillinge                                                 8
reswechsel war besonders spannend,
                                            Kleiner Pinguin ganz groß                                                     11
denn wir warteten täglich auf Nach-
wuchs bei unserem Eisbärenpaar. Erst        Pikant aber nicht köstlich                                                    12
am 4. Januar 2012, als wir die Hoff-        Beschäftigung für die Tiere                                                   14
nung schon beinahe aufgegeben hat-          Pflanzen im Zoo                                                               16
ten, konnten wir das freudige Ereignis      Überraschungs-Eier                                                            18
auf der im Herbst eingebauten Über-         Adieu, Tschuna und Daseep                                                     19
wachungskamera verfolgen. Dank der          Tiergeburten                                                                  21
sehr guten Bilder aus dieser Kamera         Aktion Leserfoto                                                              23
konnten wir den Wissensdurst der Me-
                                            Neue Tiere im Zoo                                                             24
dien schon frühzeitig befriedigen. Un-
ser Eisbärchen „Anori“ ist das einzige      Make-Up für Rosapelikane                                                      25
Eisbärjungtier, das in diesem Winter in     Fotoseiten                                                                    26
den Zoos der deutschsprachigen Län-         Impressum                                                                     28
der zur Welt gekommen ist. Bei uns ist      Kinder-Pinguinal                                                              29
es seit 1958 schon das zehnte, das von      Kurz gemeldet                                                                 30
den Müttern aufgezogen wird. Den-           In eigener Sache                                                              31
noch ist eine Eisbärgeburt im Zoo im-       Das Imkerpaar aus dem Bergischen Land                                         32
mer ein großes Ereignis. „Anori“ ist
                                            Die Dreamnight                                                                33
schon weit über Wuppertal hinaus be-
                                            Gute Karten für Wuppertal                                                     34
kannt. Die sehr beliebten Tigerjung-
tiere „Tschuna“ und „Daseep“ sind in-       Das Internationale Zoo-Fußballturnier                                         35
zwischen wohlbehalten in ihrer neuen        Wuppertaler Zoogespräche                                                      36
Heimat, dem Dudley Zoo in England,          Engagement für den Naturschutz                                                36
eingetroffen und sind dort auch schon       Karneval der Tiere in der Gemarker Kirche                                     38
die Lieblinge der Zoobesucher.              Ein Zoo im Taunus                                                             39
Nach recht langer Vorbereitungszeit ist     Schwebebahn-Tasse und Geburtstagskalender                                     40
es gelungen, die Umbauten der beiden        Vögel und Blumen in wundervoller Landschaft                                   41
Okapi-Außengehege und den Neubau
                                            Moderne Zooerlebnisse in historischem Ambiente                                42
eines Okapi-Hauses mit begehbarem
Innenraum in nur 4 Monaten zu be-           Insel des ewigen Frühlings                                                    43
werkstelligen. Das danken wir der gu-       Hinweise für Vereinsmitglieder                                                46
ten und pünktlichen Mitarbeit der Fir-      Allgemeine Hinweise zum Pinguinal                                             46
men, der hervorragenden Bauleitung          Allgemeine Informationen zum Zoo-Verein                                       46
durch die Garten- und Landschaftsar-        Beitrittserklärung                                                            46
chitekten Knebel, Wuppertal, und den
                                          Okapi in der neugestalteten Anlage 				                         Foto: Diedrich Kranz
bekannt innovativen Planungen der
Architekten Rasbach aus Oberhausen.       Zoo-Vereins in Höhe von fast 500.000     Über 300 Mitglieder besuchten die
Zu dem zügigen Bauverlauf hat beige-      Euro für die neue Okapi-Anlage danke     Jahreshauptversammlung. Für 2012
tragen, dass wir den Okapi-Bullen         ich den Mitgliedern des Zoo-Vereins      hoffen wir auf einen baldigen Baube-
„Henry“ vor Baubeginn an den Zoolo-       und seinem Vorstand und Beirat herz-     ginn für das Außengehege für Bonobos
gischen Garten Antwerpen abgeben          lich.                                    oder Zwergschimpansen. Es ist ein
konnten und während der Arbeiten kei-     Die Bilanz der Besucherzahlen war        großes Projekt, das über 1 Million
ne Rücksicht auf das sehr geräusch-       2011 mit 616.851 wieder so erfreulich    Euro kostet. Dank des großen Bei-
empfindliche Okapi nehmen mussten.        wie 2009, nachdem wir wegen des          trages, den der Zoo-Verein dazu leistet,
Dank schulden wir auch den Zoolo-         Stillstands der Schwebebahn 2010         konnten vorab die Planungen und Aus-
gischen Gärten London und Köln, die       große Einbußen hatten hinnehmen          schreibungen fertiggestellt werden.
uns rechtzeitig vor der Eröffnung die     müssen, ebenso die hohe Zahl von fast    Wenn alles gut läuft, haben wir zum
jungen Okapi-Bullen „Rab“ (aus Lon-       10.000 verkauften Dauerkarten in         Jahresende eine neue Bonobo-Freian-
don) und „Zukuma“ (aus Köln) in Be-       2011. Auch die Zahl der Mitglieder des   lage.
gleitung ihrer Tierpfleger überbrach-     Zoo-Vereins Wuppertal e. V. ist stetig                         Dr. Ulrich Schürer
ten. Für die großzügige Spende des        gestiegen auf 1.241 zum Jahresende.                                   Zoodirektor

                                                                                                         Pinguinal 10 / 1- 2012   3
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Das Okapi-Schutzprojekt

Sorge um eine seltene Tierart

Seit mittlerweile zwanzig Jahren
werden Okapis, die zu den besonde-
ren Raritäten in Zoologischen Gärten
zählen, im Wuppertaler Zoo gepflegt.
Dank der Finanzierung durch den Zoo-
Verein, der bei diesem Projekt auch
Bauherr war, konnte im vergangenen
Jahr die Anlage der Okapis umgestal-
tet und ein neues, für Besucher begeh-
bares Okapihaus gebaut und eröffnet
werden (s. Pinguinal Nr. 9 / 2-2011).
Die beiden neuen Okapibullen Rab
und Zukuma, die nach dem Umbau im
Herbst aus den Zoos in London bzw.
Köln nach Wuppertal gekommen sind,
haben sich inzwischen gut in ihrem                    Der Fluss Epulu fließt durch das Okapi-Schutzgebiet.		             Foto: White Oak Conservation Center
neuen Zuhause eingelebt, und die Zoo-
leitung bemüht sich weiterhin beim                    der Zoo Wuppertal seit vielen Jahren                     tilopen, Hirschferkel sowie eine große
EEP um ein Okapi-Weibchen. Okapis                     das „Okapi Conservation Project“, ein                    Vielfalt an Vögeln und Insekten. Es ist
sind jedoch nicht nur eine faszinieren-               vom „White Oak Conservation Cen-                         außerdem die Heimat der Mbuti-Pyg-
de Tierart, sondern sie sind auch ein                 ter“ in Florida organisiertes Schutz-                    mäen. 1996 wurde das Gebiet von der
gutes Beispiel für das Engagement des                 projekt für die seltenen Waldgiraffen                    UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Zoos im Bereich Natur- und Arten-                     im Nordosten der Demokratischen
schutz. Dieser Bereich zählt heute zu                 Republik Kongo. Dort wurde 1992 im                       Im Okapi-Schutzgebiet liegt die vom
den wichtigsten Aufgaben moderner                     Ituri-Regenwald das „Okapi Wildlife                      „Okapi Conservation Project“ betrie-
Zoologischer Gärten, die häufig – wie                 Reserve“, ein Schutzgebiet für Oka-                      bene Schutz- und Forschungsstati-
vor allem auch in Wuppertal – von ih-                 pis, eingerichtet. Mit einer Fläche von                  on „Epulu“, von der aus das Okapi-
ren Fördervereinen bei ihrem Engage-                  1,3 Millionen Hektar Regenwald ist es                    Schutzgebiet betreut wird und die
ment unterstützt werden.                              etwa eineinhalb mal so groß wie der                      auch als Hauptquartier der staatlichen
                                                      Yellowstone Nationalpark in den USA.                     Naturschutzbehörde ICCN dient. Im
Ein riesiges Schutzgebiet im                          Im Reservat leben nicht nur geschätzt                    Dorf Epulu befand sich bereits in den
afrikanischen Regenwald                               etwa 5.000 Okapis, sondern auch viele                    1920er Jahren eine kleine Menagerie,
                                                      andere, oft bedrohte Tierarten wie                       in der auch Okapis gehalten und prä-
Gemeinsam mit anderen Zoologischen                    zum Beispiel Elefanten, Leoparden,                       sentiert wurden. Heute werden in der
Gärten auf der ganzen Welt, in denen                  13 verschiedene Primatenarten (u. a.                     Station „Epulu“ Okapis gepflegt, ge-
Okapis gehalten werden, unterstützt                   Schimpansen), drei Krokodilarten, An-                    züchtet und auf ihre Auswilderung vor-
                                                                                                               bereitet. Für die einheimische Bevöl-
                                                                                                               kerung ist sie die einzige Möglichkeit,
                                                                                                               sich Okapis anzusehen und etwas über
                                                                                                               diese endemische Tierart – immerhin
                                                                                                               das nationale Symbol für Natur- und
                                                                                                               Artenschutz im Kongo – zu erfahren.
                                                                                                               Mitarbeiter bieten geführte Touren
                                                                                                               durch die Station und zu den Tieren
                                                                                                               an. Außerdem werden in der Station
                                                                                                               Forschungsarbeiten koordiniert, Wild-
                                                                                                               hüter ausgebildet und betreut und die
                                                                                                               notwendige Information und Einbezie-
                                                                                                               hung der lokalen Bevölkerung – auch
                                                                                                               zum Beispiel durch Unterstützung bei
                                                                                                               der medizinischen Versorgung und der
                                                                                                               schulischen Bildung – organisiert. Ins-
                                                                                                               gesamt profitieren etwa 2.500 Einwoh-
                                                                                                               ner direkt oder indirekt von der Station
                                                                                                               „Epulu“.
In der Station „Epulu“ werden Okapis gepflegt und gezüchtet.        Foto: White Oak Conservation Center

4   Pinguinal 10 / 1- 2012
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Der Einbindung der Menschen, die auf
den Regenwald als Lebensgrundlage
und Nahrungsquelle angewiesen sind,
wird besondere Aufmerksamkeit ge-
widmet. Ihnen werden Alternativen zu
ihrer traditionellen Lebensweise auf-
gezeigt, wenn diese den Bestand des
Regenwaldes bedroht. So werden zum
Beispiel den Bauern neue Methoden
der Landwirtschaft vermittelt, so dass
diese auf das Fällen und Verbrennen der
Regenwaldbäume verzichten können.
Sie werden außerdem mit Pflanzen wie
Maniok oder Samen zum Beispiel für
Reis und Erdnüsse für die Produktion
von Lebensmitteln versorgt. Als Ersatz
für das sogenannte „Bushmeat“, also
das Fleisch wildlebender Regenwald-
Tiere, werden Farmen für die Zucht al-    Zwei Okapis in „Epulu“		                 		               Foto: White Oak Conservation Center
ternativer Fleischquellen wie zum Bei-
spiel Rohrratten, die verkauft und ge-    miteinander vernetzt. Die Kooperation           Wildlife Reserve“ auf ihre „Rote Li-
gessen werden können, aufgebaut und       und Abstimmung mit den staatlichen              ste des gefährdeten Welterbes“ gesetzt
von den Einheimischen betrieben. Die      Behörden und anderen Nicht-Regie-               haben. Erhebliche Probleme stellen
vom Okapi-Projekt initiierten Wieder-     rungsorganisationen müssen ebenfalls            vor allem die (Brand-)Rodung des
aufforstungsprogramme für den Re-         geleistet werden.                               Regenwaldes und der Abbau von Bo-
genwald werden in Zusammenarbeit                                                          denschätzen (Gold, Coltan) dar. Dane-
mit der lokalen Bevölkerung durchge-                                                      ben sind auch innerhalb des Schutzge-
führt und ihr werden dabei forstwirt-     Bedrohung für ein Schutzgebiet                  bietes viele Tiere durch illegale Jagd
schaftliche Kenntnisse vermittelt.                                                        und Wilderei bedroht, was durch die
                                          Leider sind das Okapi-Schutzgebiet              Wildhüter – die sich bei ihrer Arbeit
Zu den Aufgaben des Okapi-Schutz-         selbst und damit natürlich auch der             erheblichen Gefahren aussetzen – nur
projekts zählt darüber hinaus auch        Okapischutz trotz des großen Engage-            teilweise verhindert werden kann. So
die Zusammenarbeit mit den Zoolo-         ments der Beteiligten und der weltwei-          konfiszierten sie zum Beispiel 2011 in-
gischen Gärten weltweit, die Okapis       ten Unterstützung einer ständigen Be-           nerhalb eines Quartals 5 Schusswaffen,
pflegen, und der Austausch mit den        drohung ausgesetzt. Wie so oft sind es          110 Elfenbeinstücke und 56 Schau-
Erhaltungszuchtprogrammen in Eu-          insbesondere wirtschaftliche Aspekte,           feln für die Goldsuche und sammel-
ropa (EEP) und Amerika (SSP). Auf         die den Bestand des Reservates be-              ten 1.237 Draht- und Nylonschlingen
diese Weise werden die Schutzbemü-        drohen und bereits 1997 dazu geführt            für die illegale Jagd auf. 11 Wilderer
hungen in den Zoos und in der Natur       haben, das die UNESCO das „Okapi                und 13 Bergleute wurden im gleichen
                                                                                          Zeitraum gefangen genommen. Dafür
                                                                                          legten die Wildhüter auf 179 Patrouil-
                                                                                          len 6.086 Kilometer überwiegend zu
                                                                                          Fuß zurück. Dass damit trotz enormen
                                                                                          Einsatzes bei weitem nicht alle illega-
                                                                                          len Aktivitäten im Reservat verhindert
                                                                                          werden können, liegt leider auf der
                                                                                          Hand.

                                                                                          Weltweite Kooperation

                                                                                          Das Okapi-Schutzprojekt ist ein gutes
                                                                                          Beispiel für die weltweite Kooperation
                                                                                          Zoologischer Gärten und die Verzah-
                                                                                          nung von Artenschutz im Zoo (Ex-
                                                                                          situ) und in der Natur (In-situ). Der
                                                                                          Grundgedanke des „White Oak Con-
                                                                                          servation Center“, von dem das Projekt
Okapi zwischen Blattwerk		          		              Foto: White Oak Conservation Center   1987 – also vor 25 Jahren – ins Leben
                                                                                                                   Pinguinal 10 / 1- 2012   5
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
gerufen wurde, hat sich bis heute nicht
verändert: Alle Zoos, die Okapis halten
(weltweit sind dies 42 Zoos mit derzeit
rund 150 Tieren), unterstützen das
Projekt und fördern so den Schutz der
Okapis in ihrem Lebensraum. Gleich-
zeitig bieten sie ihren Besuchern die
Möglichkeit, diese besondere Tierart
kennen zu lernen und mehr über sie
zu erfahren. Durch ihre Zuchtbemü-
hungen tragen sie außerdem zur Erhal-
tung der bedrohten Waldgiraffen bei.
Nicht zuletzt sind Zoos auch geeignete
Orte für Wissenschaftler, um neue Er-
kenntnisse über eine seltene und im
Freiland schwer zu beobachtende Tier-
art zu gewinnen.
                        Andreas Haeser-Kalthoff      Okapibulle Zukuma						                                        Foto: Barbara Scheer

                                                       Die Okapibullen Rab und Zukuma

                                                       Am 13. Oktober 2011 wurde mit der umgestalteten Okapianlage und dem
                                                       neuen Okapistall ein weiteres vom Zoo-Verein finanziertes Projekt offizi-
                                                       ell eröffnet. Zwei Okapis waren zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in das
                                                       Okapigehege eingezogen. Der Bulle Rab war am 13. September aus dem
                                                       Zoo London nach Wuppertal gekommen. Er wurde am 26. November 2009
                                                       in London geboren und war dort teilweise von den Tierpflegern mit aufge-
                                                       zogen worden. Seine Eltern werden weiterhin im Zoo London gepflegt. Der
                                                       zweite Bulle, Zukuma, stammt aus dem Kölner Zoo und kam erst kurz vor
                                                       der Eröffnung am 11. Oktober nach Wuppertal. Er wurde am 18. Februar
                                                       2007 in Köln geboren, wo seine Eltern zusammen mit einem aus dem Zoo
                                                       Frankfurt stammenden Okapibullen leben. Beide Tiere haben sich inzwi-
                                                       schen gut in Wuppertal eingelebt. Zukuma, der in Köln als ein wenig hek-
                                                       tisch wahrgenommen worden war und nach seinem Umzug noch drei Tage
                                                       lang von seinem Kölner Tierpfleger betreut wurde, verhält sich in Wuppertal
                                                       äußerst entspannt und ruhig. Im neuen Okapihaus zu sehen ist zumeist Rab,
                                                       der diesen Bereich und den angrenzenden Stall in der Regel zu seiner Ver-
                                                       fügung hat.
Okapibulle Rab                Foto: Barbara Scheer

    Die Veterinärstation

Das tiermedizinische Team des Zoos                   der Gemeinschaft aussortiert wurde        einer Magenmilchsonde aufgepäppelt
                                                     und das nun in der Veterinärstation des   werden. Seitdem das Bockkind zurück
Fridolin scheint zufrieden. In seinem                Wuppertaler Zoos lebt. Fridolin ist zur   in seinem Revier ist, genießt Fridolin
beinahe raumhohen „Privatgehege“ ist                 Zeit der einzige Patient hier, denn, so   wieder die uneingeschränkte Aufmerk-
es schön warm, menschliche Zuwen-                    erklärt Zootierarzt Dr. Arne Lawrenz:     samkeit als „Privatpatient“.
dung und appetitliche Leckereien gibt                „Nur in Ausnahmefällen holen wir die
es reichlich und vor allem: Die ande-                Tiere in die Station. Ich behandele die   Gut gerüstet für mobile Einsätze
ren aus der Gruppe sind weit weg und                 Patienten, wenn eben möglich, in ihrer
können ihn nicht mehr ärgern. Fridolin               gewohnten Umgebung.“ Zuletzt hatte        Ambulant vor stationär – das erspart
ist ein chronisch stoffwechselkrankes                ein schwächlicher Steinbockzwilling       den kranken Zoobewohnern unnötigen
Löwenkopfäffchen, das von seinen                     die Intensivbehandlung in der Station     Stress und das Risiko des Transports.
Kameraden ziemlich ungnädig aus                      nötig. Das kleine Mädchen musste mit      Die Veterinärstation hinter dem Aqua-
6   Pinguinal 10 / 1- 2012
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
rium ist somit die „Startbasis“ für das                                                       nach einer Narkose im gewohnten
tiermedizinische Team des Zoos. Und                                                           Umfeld aufzuwachen ist erheblich
zu dem gehört neben Dr. Lawrenz die                                                           nervenschonender als sich nach einer
Tierarztassistentin Katrin Gries, die                                                         Operation plötzlich in einem Raum mit
schon ihre Ausbildung im Wuppertaler                                                          fremdem Licht, anderer Akustik und
Zoo machte und seit 2003 zur Beleg-                                                           unbekannten Gerüchen zu befinden.
schaft gehört. Meist sind die beiden ge-
meinsam in den Revieren unterwegs,                                                            Internationaler Austausch
oft in Begleitung einer Praktikantin
oder eines Praktikanten. Im Gepäck                                                            Über 90 Prozent der im Wupperta-
beziehungsweise im Kleinbus: Mobile        Blutbeutel im Plasmaextraktor Foto: Sascha Knauf   ler Zoo lebenden Tiere sind bereits in
Medizintechnik, wie sie ursprünglich                                                          einem Tierpark zu Welt gekommen.
für militärische Zwecke entwickelt         Stress wie möglich zu machen.“ Da-                 Fremdländische, möglicherweise un-
und die teilweise vom Zoo-Verein oder      mit meint Dr. Lawrenz nicht nur sei-               bekannte Krankheiten können also
durch Mittel aus Tierpatenschaften fi-     ne kranken Patienten. Schnell gerät in             kaum eingeschleppt werden. Trotzdem
nanziert wurde. „Wir sind gut ausge-       einer Gruppe, aus der ein Mitglied für             ist natürlich bei der Internationalität
rüstet.“, lobt Dr. Lawrenz das Equip-      längere Zeit herausgenommen wird,                  der Zoobewohner das Spektrum an
ment, zu dem unter anderem Geräte          das erprobte soziale Gefüge durchei-               möglichen gesundheitlichen Proble-
zum Röntgen, Ultraschall und zur Blut-     nander oder reagieren die tierischen               men riesengroß. Damit haben Lawrenz
analyse gehören. Sogar ein komplettes      Partner mit Panik oder Verlustängsten.             und seine Assistentin nicht nur einen
Labor zur Blutuntersuchung steht zur       Zwar müssen kranke Tiere oft zur ei-               interessanten Job, sondern auch eine
Verfügung. Untersuchung, Blutentnah-       genen Schonung oder zur Entlastung                 sehr anspruchsvolle Aufgabe. Ohnehin
me, Blutwertanalyse, Diagnose – im         ihrer Artgenossen von der Gruppe se-               ist ein Zootierarzt ja eigentlich vieles
Zoo ist das alles bei einem einzigen       pariert werden, doch ist die Sache halb            in einem: Internist, Chirurg, Orthopä-
Arzttermin möglich. Als Mensch, der        so schlimm, wenn das kranke Tier sei-              de, Zahnarzt, Augenarzt, Dermatologe
dafür zwei bis dreimal zu seinem Arzt      nen gewohnten „Stallgeruch“ in der                 und dank der vielen Zuchterfolge im-
bestellt wird, träumt man von solcher      Nase behält und die Sippe ihren Ange-              mer wieder gerne auch Gynäkologe
Zeitersparnis.                             hörigen im abgetrennten Gehege we-                 und Geburtshelfer. Neben umfang-
„Es ist mein Ziel, den Tieren so wenig     nigstens sehen und hören kann. Auch                reicher Literatur in Papierform hilft bei
                                                                                              dieser Vielzahl von Aufgaben auch das
                                                                                              Internet. Dr. Lawrenz: „Die Zootier-
                                                                                              ärzte auf der Welt sind gut mit einan-
                                                                                              der vernetzt und tauschen sich fachlich
                                                                                              aus.“
                                                                                              Doch nicht nur Krankheiten und Ver-
                                                                                              letzungen halten das Veterinärteam auf
                                                                                              Trab. Regelmäßige Impfungen und
                                                                                              Wurmkuren gehören zum obligato-
                                                                                              rischen Prophylaxe-Programm. Zudem
                                                                                              werden für exotischere Zoobewohner
                                                                                              spezielle Ernährungspläne ausgeklü-
                                                                                              gelt, damit man mit Nahrungszusätzen
                                                                                              wie Vitaminen und Mineralien eine
                                                                                              möglichst naturidentische Ernährung
                                                                                              sicher stellen kann. Oder auch mal, da-
                                                                                              mit man eine stillende Tiermutter bei
                                                                                              Kräften hält. So wie bei Elefantenma-
                                                                                              ma Sweni. „Ihr haben wir täglich bis zu
                                                                                              vier Liter Pflanzenöl unter das Futter
                                                                                              gemischt.“, erinnert sich Dr. Lawrenz
                                                                                              an die aufregende Stillzeit der Elefan-
                                                                                              tenkuh und lobt bei dieser Gelegenheit
                                                                                              auch die Tierpfleger des Wuppertaler
                                                                                              Zoos. „Die Kolleginnen und Kollegen
                                                                                              sind sehr an meiner Arbeit interessiert
                                                                                              und lassen sich gerne über Krankheits-
                                                                                              symptome und Behandlungsweisen in-
Dr. Lawrenz behandelt eine betäubte Löwin				                 Foto: Andreas Haeser-Kalthoff   formieren. Es ist sehr hilfreich, wenn
                                                                                                                     Pinguinal 10 / 1- 2012   7
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Hinweise auf mögliche gesundheit-
liche Probleme schon sehr früh vom
Pflegepersonal an mich herangetragen
werden.“

Akribische Dokumentation

Der Tierarzt und Assistentin Katrin
Gries genießen die Arbeit in den Re-
vieren. Doch nach der Runde durch
Afrika, nach der Visite im Affenhaus,
bei den Elefanten, im Tigertal oder in
der Tropenhalle führt kein Weg vor-
bei an den Schreibtischen in der Ve-
terinärstation. Nun müssen im PC die
Krankenakten der kleinen und großen
Patienten aktualisiert werden. „Es ist
wichtig, dass wir alle Vorkommnisse
und die erfolgten Behandlungen genau
festhalten.“, erklärt Katrin Gries, die    Dr. Arne Lawrenz und Assistentin Katrin Gries in der Veterinärstation         Foto: Susanne Bossy
gerade die medizinischen Unterlagen
von Tschuna und Daseep nach Eng-           den.“, erzählt Arne Lawrenz und erläu-                  sich für diesen Vorgang gewissenhaft
land gemailt hat. So ist sichergestellt,   tert, was es mit der „Umwidmung“ auf                    durch das viele Seiten umfängliche
dass die beiden in Wuppertal groß ge-      sich hat. Hat ein Löwe einen Schnup-                    Computerformular, während Fridolin
wordenen Tigermädchen auch in ih-          fen und gibt es kein spezielles Lö-                     von seinem Klettergerüst aus Richtung
rem neuen Zuhause, dem Dudley Zoo,         wenschnupfenpräparat, hilft vermut-                     Schreibtisch äugt. Trotz derlei Büro-
in allen Gesundheitsfragen kontinuier-     lich auch ein erprobtes Medikament                      kratie ist sich das medizinische Team
lich weiter gut betreut werden können.     für Katzen. Doch muss die Hauskat-                      des Wuppertaler Zoos einig: „Wir ha-
Im Raum nebenan lagern das medizi-         zenmedizin – aufgedröselt in sämt-                      ben einen tollen Job mit ganz vielen
nische Material und die Medikamente        liche Wirkstoffe – erst offiziell beim                  wunderbaren Patienten.“
der Veterinärstation. „Die medikamen-      Amtsveterinär für die Anwendung an                                              Susanne Bossy
töse Versorgung unserer Patienten ist      der verschnupften Großkatze umge-
mit einem enormen Aufwand verbun-          widmet werden. Katrin Gries arbeitet

    Weltsensation Bonobozwillinge

Zweifacher Affennachwuchs
entwickelt sich gut

Am 12. August 2011 kam es zu ei-
ner Weltsensation im Zoo Wuppertal:
Bonobodame Eja brachte Zwillinge
zur Welt. Es war das erste Mal, dass
eine solche Zwillingsgeburt lebender
Jungtiere bei Bonobos oder Zwerg-
schimpansen dokumentiert werden
konnte. Im Zoo von Columbus in den
USA hatte es 1995 zwar ebenfalls eine
Zwillingsgeburt gegeben, doch eines
der Babys war eine Totgeburt. Dem
Wuppertaler Nachwuchs war mehr
Glück beschieden. Beide Babys kamen
gesund und munter zur Welt und haben
mit Eja eine sehr fürsorgliche und gute
Mutter. Hilfe bei der Versorgung der       Die Zwillinge Azibo und Ayubu auf Mamas Bauch			                             Foto: Diedrich Kranz

8   Pinguinal 10 / 1- 2012
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Jungtiere bekommt sie auch von ih-
rer großen Tochter Busira. Die männ-
lichen Zwillinge bekamen die Namen
Azibo – das bedeutet „die ganze Erde“
– und Ayubu, das bedeutet „Ausdauer /
Beharrlichkeit“.
In den folgenden Wochen und Monaten
konnten die Besucher die Entwicklung
der beiden kleinen Bonobojungen mit
verfolgen. Diese verlief bislang insge-
samt erfreulich gut. Zunächst blieben
die Kleinen ausschließlich bei ihrer
Mutter, von der sie herumgetragen
und gesäugt wurden. Wie Säuglinge
schlafen auch die Babys der Men-
schenaffen anfangs viel. Mit der Zeit
werden sie aufmerksamer und fangen
nun langsam an, die nähere Umgebung       Eja mit ihren Zwillingen			                   		               Foto: Diedrich Kranz
der Mama zu untersuchen. Dabei zeigt
sich, dass Azibo ein recht neugieriger    als selbst zu laufen. Dazu passt, dass   wicklung interessiert beobachten.
kleiner Junge ist und sich auch mal aus   Ayubu etwas kleiner und schmächtiger
den beschützenden Armen seiner Mut-       als Azibo ist. Mit der Zeit werden die   Erfolgreiche Bonobogruppe
ter trennt, wenn auch noch nicht für      beiden Kleinen nun langsam mutiger
lange Zeit. Ayubu dagegen ist ein eher    und immer weitere Ausflüge machen.       Zur Wuppertaler Bonobogruppe ge-
gemütlicher und etwas bequemer Kerl.      So mancher Zoofreund dürfte ihnen        hören neben Eja und ihren Zwillingen
Er lässt sich viel lieber herumtragen     dabei zuschauen und ihre weitere Ent-    zur Zeit noch sechs weitere Tiere.

                                                                                                        Pinguinal 10 / 1- 2012   9
Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
Mato wurde am 22. Dezember 1963 in
Frankfurt geboren. Er ist der erste in
einem Zoo geborene Bonobo und da-
her der älteste, dessen Alter genau fest-
steht. Bonobo-Mann Lusambo kam am
21. Juli 1980 in Stuttgart zur Welt. Li-
sala ist das älteste Bonobo-Weibchen
der Gruppe, sie wurde am 24. Febru-
ar 1980 in Stuttgart geboren. Der am
18. August 2006 in Wuppertal gebo-
rene Luebo ist ihr Sohn. Ebenfalls in
Wuppertal zur Welt gekommen ist am
11. August 1989 Birogu als Sohn von
Catherine, einem inzwischen verstor-
benen Bonobo-Weibchen. Eja wurde
am 14. Juli 1990 in Frankfurt geboren
und hat neben den Zwillingen noch die
ältere Tochter Busira. Diese erblickte
am 16. Februar 2004 in Wuppertal
das Licht der Welt. Der Zoo Wupper-
tal beherbergt damit eine sehr schöne
Gruppe dieser seltenen und bedrohten
Menschenaffen und kann sich über die
erfolgreiche Nachzucht bei diesen Tie-
ren freuen. Noch leben die Bonobos
hauptsächlich in dem vom Publikum
einsehbaren Innengehege. Ihnen ste-
hen aber auch ihre Schlafgehege hinter
den Kulissen als Rückzugsmöglichkeit
zur Verfügung. Der Bau eines Außen-
geheges für die Zwergschimpansen,
das die Lücke zwischen den Freigehe-
gen der Gorillas und der Orang Utans
füllen wird, ist bereits in Planung, der
Zoo-Verein hat dafür Planungskosten
in Höhe von 115.000 Euro übernom-
men und beteiligt sich mit weiteren
150.000 Euro an den Baukosten.
                                            Ein neugieriger Blick aus Mamas sicheren Armen heraus		                 Foto: Birgit Klee
Seltene Menschenaffen
                                            und südlichen Landesteile im Süden            Tragzeit beträgt 227 bis 277 Tage,
Bonobos (Pan paniscus) wurden erst          des Kongobogens. Die Flüsse Kongo             in der Regel kommt ein Jungtier zur
1929 vom deutschen Zoologen Ernst           im Norden und seine Seitenarme Ka-            Welt. Das Geburtsgewicht der Neuge-
Schwarz beschrieben. Sie sind nicht         sai und Sankuru im Süden bilden die           borenen beträgt etwa ein bis zwei Ki-
etwa eine Unterart des Schimpansen,         Grenze ihres Verbreitungsgebietes. Ihr        logramm. In den ersten Wochen wird
wie man aufgrund der Bezeichnung            Bestand im Freiland wird auf 30.000           es von der Mutter ständig vor dem
Zwergschimpanse vermuten könnte,            bis 50.000 Tiere geschätzt, sie werden        Bauch getragen. Mit ungefähr 3 Mo-
sondern eine eigene Art. Beide zählen       von der IUCN als stark gefährdet ein-         naten beginnt es, am Boden krabbelnd
innerhalb der Familie der Menschenaf-       gestuft. In Zoologischen Gärten sind          die Umgebung zu erkunden, immer in
fen zur Gattung der Schimpansen (Pan)       sie die am seltensten gepflegten Men-         Reichweite der Mutter. Gesäugt wird
und sind die die nächsten Verwandten        schenaffen.                                   der Nachwuchs über zwei Jahre lang,
des Menschen. Der Name Bonobo geht          Aus Beobachtungen in Menschenob-              auch wenn das Junge mit etwa 4 bis 6
vermutlich auf eine falsche Wiederga-       hut sind einige Daten über die Fort-          Monaten die erste feste Kost zu sich
be der am Fluss Kongo gelegenen Stadt       pflanzung bei Bonobos bekannt. Ihr            nimmt. Geschlechtsreif werden Bono-
Bolobo zurück. Der Lebensraum der           Sexualzyklus ist zwischen 21 und 55           bos mit etwa sieben bis neun Jahren. In
Bonobos liegt in der Demokratischen         Tagen lang, die regelmäßig auftretende        Zoologischen Gärten können sie über
Republik Kongo. Sie bewohnen die            Genitalschwellung der Weibchen zeigt          50 Jahre alt werden.
tropischen Regenwälder der mittleren        deren Paarungsbereitschaft an. Die                               Eva-Maria Hermann
10   Pinguinal 10 / 1- 2012
Kleiner Pinguin ganz groß

Erste natürliche Aufzucht bei den
Königspinguinen

Schon oft gab es Nachwuchs bei den
Königspinguinen, dem Wappentier des
Wuppertaler Zoos. Bisher wurden die
Küken immer mühevoll von Hand auf-
gezogen. Das war eine sehr schöne,
aber auch schwierige und aufwendige
Aufgabe für die betreuenden Tierpfle-
ger/innen. In der alten Anlage war es
aufgrund ihrer Beschaffenheit leider
nicht anders möglich. Einige Versuche,
die Tiere selbst die Eier ausbrüten zu
lassen, scheiterten, die Eier bekamen
Risse und gingen kaputt. Also ließ man
die Eier einige Tage von den Eltern
anbrüten und legte sie anschließend
in einen speziell hergerichteten Brut-
apparat, wo sie ausgebrütet und dann     Das rund zweieinhalb Wochen alte Küken wird gefüttert .		                  Foto: Birgit Klee
von den Tierpfleger/innen aufgezogen
wurden.                                  und die anschließende Aufzucht des              – benannt nach Johannes Rau – am 3.
Die neue Pinguinanlage bietet hier nun   Jungtiers komplett den Pinguineltern            Oktober 2011 als erstes Königspinguin-
neue, verbesserte Möglichkeiten. Und     zu überlassen. Eine sehr gute Entschei-         küken in der neuen Anlage. Sofort ver-
so entschied man sich im vergangenen     dung, wie sich herausstellte! Nach einer        langte es die erste Nahrung und machte
Jahr erstmals, das Ausbrüten des Eis     Brutzeit von 52 Tagen schlüpfte Jorau           danach erschöpft ein Schläfchen.

                                                                                                             Pinguinal 10 / 1- 2012   11
Rasantes Wachstum                                                                              Mitglieder der Kolonie rührend und
                                                                                               manchmal auch energisch um den
In der Folge wuchs das Küken deutlich                                                          Nachwuchs, den sie abwechselnd füt-
schneller als von den Handaufzuchten                                                           terten und betreuten. Spannend zu be-
bekannt. Fast konnte man ihm beim                                                              obachten war es auch, wenn die Eltern
Wachsen zusehen. Im Alter von drei                                                             ihr Küken quasi an den Flügeln spazie-
Monaten war es so groß wie ein Teil                                                            ren führten, die ersten Wasserkontakte
der erwachsenen Königspinguine, von                                                            geknüpft wurden oder das Klettern auf
denen es sich noch durch sein braunes                                                          dem im Gehege befindlichen Hügel
Dunengefieder unterschied. Sein Ge-                                                            geübt wurde – alles stets unter ihrer
wicht betrug zu dieser Zeit geschätzt                                                          Aufsicht. Dies alles auch zur Freude
schon etwa 5 Kilogramm. Durch                                                                  der Zoobesucher, die nun selbst mit
seinen dichten, bräunlich gefärbten                                                            anschauen konnten, wie das Küken
Flaum, den er erst im Alter von etwa 9                                                         heranwuchs. Wobei mancher Gast das
Monaten ablegen wird, wirkte er ziem-                                                          Jungtier schon als Bär, Affe oder ähn-
lich pummelig und groß.                                                                        liches angesehen hatte. Das Dunen-
Viermal am Tag wurden die Eltern                                                               kleid ließ den Kleinen eben für viele
während der Aufzucht von den Tier-                                                             aussehen wie ein dunkles Kuscheltier
pflegern gefüttert. Etwa eine Stunde,                                                          – nur der Schnabel störte da ein wenig.
nachdem die Eltern gefressen hatten,                                                           Viele interessante Kommentare von
war das Futter im Magen der Eltern-       Anfang Januar ist das Küken schon fast so groß wie   Besuchern jeglichen Alters ließen sich
tiere für den kleinen Pinguin schnabel-   die Eltern.			                   Foto: Birgit Klee   aufschnappen. So ein Küken ist jeden-
gerecht „zubereitet“ und wurde über                                                            falls ein Highlight in der Königspin-
den spitzen Schnabel in den Schlund       seine Eltern auch in ganzer Form zu-                 guinanlage – und das hoffentlich noch
des Kükens gewürgt. Spezielles Futter     rück!                                                viele Male!
bekamen die Altvögel nicht. Erst als
das Küken etwas größer war, wurden        Rührende Eltern                                                                    Birgit Klee
kleinere Heringe gefüttert, damit der
junge Pinguin diese in ganzer Form zu     Von Anfang an kümmerten sich bei-
schlucken lernt – denn diese fütterten    de Elternteile und sogar auch andere

 Pikant aber nicht köstlich

Entwicklungen
in der Zoogastronomie

Bereits in der letzten Ausgabe des
Pinguinals wurde über die prekäre
Situation in Zusammenhang mit der
Gastronomie im Zoo selbst und in sei-
nem Umfeld berichtet. Ein halbes Jahr
später gibt es nun sowohl positive als
auch negative Entwicklungen in dieser
Angelegenheit.

Gastronomische Angebote für jeden         Die Waldschänke in ihrem aktuellen Zustand				                             Foto: Barbara Scheer
Geschmack im Umfeld des Zoos
                                          „Zum alten Kuhstall“ war glücklicher                 Gäste begrüßen. Zur Neueröffnung des
Positiv hat sich das gastronomische       Weise nur vorübergehend. Zwar ha-                    „Kuhstalls“, dessen Gebäude teilwei-
Angebot in der Nachbarschaft entwi-       ben die Renovierungsarbeiten in dem                  se bereits aus dem Jahr 1772 stammt,
ckelt. Ob bürgerlich bergisch, fern-      Traditionshaus am Boettingerweg län-                 präsentierte sich das Restaurant mit
östlich oder auch mediterran und          ger als von Besitzer Jens Mühlmeister                neuem Mobiliar und neuer Dekoration.
lateinamerikanisch: Für (fast) jeden      vorgesehen gedauert, doch am 20. No-                 Trotzdem blieb man dem gewohnten
Geschmack gibt es ein Angebot in Zoo-     vember war es soweit: Jessica Vaak                   Charakter treu. Der bergische Dielen-
nähe. Die Schließung des Restaurants      konnte als neue Pächterin die ersten                 boden wurde zum Beispiel sorgfältig
12   Pinguinal 10 / 1- 2012
aufgearbeitet. Im Erdgeschoss können     Verbesserung der Zoogastronomie                       resende auslief, hat dieser nicht seine
nun 80 Personen bewirtet werden, 100     aufgeschoben                                          Sachen gepackt. Damit geht der lang-
zusätzlich im ebenfalls renovierten                                                            jährige juristische Streit zwischen dem
Saal.                                    Ebenso pikant aber weniger köstlich                   Pächter BZ Objektbetriebsgesellschaft
                                         dagegen die Entwicklung der eigent-                   mbH & Co KG (BZ OB KG) und der
Entwarnung auch aus dem chinesischen     lichen Zoogastronomie. Obwohl der                     Stadt in eine neue Runde. Das Gebäu-
Restaurant vis à vis dem Zooeingang.     Pachtvertrag der Stadt Wuppertal mit                  demanagement der Stadt Wuppertal,
Die Betreiber haben sich nun doch ent-   dem langjährigen Betreiber zum Jah-                   der Zoo Wuppertal und auch der Zoo-
schlossen, die Zoobesucher und andere
Gäste auch weiterhin mit Spezialitäten
aus der asiatischen Küche zu verwöh-
nen. Im Februar wurde der „China Pa-
villon“ zudem renoviert und erstrahlt
nun in frischem Glanz. Ebenfalls nur
ein paar Fußminuten vom Zoo entfernt
bietet weiterhin das Restaurant Chica-
no im Bahnhof am Zoo eine Küche mit
„Italian & Mexican Food“. Da alle drei
genannten Lokale in wenigen Schritte
vom Zooeingang aus erreichbar sind,
bieten sie eine Alternative für Gäste,
die den Zoobesuch mit einem leckeren
Essen verbinden und nach der Mahl-
zeit gestärkt eine Runde durch den Zoo
drehen möchten.                          Wenig einladend präsentiert sich die Zoogastronomie am Blumenrondell.   Foto: Andreas Haeser-Kalthoff

                                                                                                                        Pinguinal 10 / 1- 2012   13
Verein hatten im Ablauf des Pachtver-               schwierigen Finanzlage der Stadt sind       möglich, solange der Rechtsstreit zwi-
trags Ende 2011 die Chance für eine                 erforderliche Investitionsmaßnahmen,        schen Pächter und Stadt nicht beigelegt
langfristige Verbesserung des gastro-               also auch der geplante Neubau eines         ist und die Rechtslage ungeklärt bleibt.
nomischen Angebots im Zoo gesehen.                  Selbstbedienungsrestaurants mit Bier-       Langfristig ist das schwerste Paket aber
Bei diversen Zoo-Rankings hatte der                 garten im Bereich der heutigen „Wald-       ohnehin die dringend notwendige bau-
Wuppertaler Tierpark selber in der Ver-             schänke“ oberhalb der Arena am Kin-         liche Sanierung der „Zoosäle“. Allein
gangenheit häufig ganz hervorragend                 derspielplatz, von der Bezirksregie-        die Sanierung des Eingangsgebäudes,
abgeschnitten, während die Gastrono-                rung zu genehmigen. Der Antrag auf          das aus dem Jahr 1880/81 stammt, zur
mie nur für Minuspunkte taugte.                     Freigabe der Investitionsmittel liegt       Bestandssicherung dürfte geschätzte 5
                                                    der Bezirksregierung nach Aussage des       Millionen Euro verschlingen.
Und auch das trübt die „Versorgungsla-              Gebäudemanagements zwar vor. Eine
ge“ für die Zoobesucher: Aufgrund der               Entscheidung hierüber ist aber kaum                                         Susanne Bossy

  Beschäftigung für die Tiere

Das Bastelteam sorgt für                            cherung des Lebensraumes wird auch
„Behavioral enrichment“                             „Behavioral enrichment“ genannt. Bei
                                                    der dünnen Personaldecke im Wup-
Tiere, die in menschlicher Obhut in                 pertaler Zoo fehlt es den Tierpflegern
Zoos leben, werden optimal versorgt,                allerdings häufig an der Zeit, aufwän-
bekommen speziell auf ihre Bedürf-                  dige Geräte herzustellen. Aber es gibt
nisse abgestimmte Nahrung und wer-                  ja den Zoo-Verein und Mitglieder, die
den ständig tierärztlich überwacht. Da              hier gerne in die Bresche springen.
aber das Problem der Nahrungssuche                  So ganz einfach ist das allerdings
nun einmal entfällt, schleicht sich                 nicht, denn es stellt sich für die Laien
mitunter Langeweile in das tierische                zunächst einmal die große Frage: Was
Leben ein. Deshalb gehören Materi-                  wird denn überhaupt gebraucht und
alien zur Tierbeschäftigung heute zu                für welche Tiere? Vom Raubkatzenre-
den Dingen, die in den Zoos mehr und                vier bekam der Basteltrupp eine Liste.
mehr Beachtung finden. Diese Berei-                 Hängematten aus alten Feuerwehr-
                                                    schläuchen standen darauf ganz oben.
                                                    Die Materialien dafür waren vom Zoo
                                                    schnell beschafft und dann ging es los.
                                                    Allerdings, so einfach, wie es klingt,      Die Leoparden benutzen ihre neue Hängematte gerne.
                                                    war es dann doch nicht. Die Männer                                       Foto: Barbara Scheer
                                                    der Truppe haben für die Fertigstel-
                                                    lung der ersten Matte einen ganzen          Der Unterschied zwischen
                                                    Samstag benötigt, aber dann war das         Theorie und Praxis
                                                    Prunkstück fertig. Währenddessen ha-
                                                    ben sich die Frauen mit Knoten und          Zwei Kokosnusshälften, mit Löchern
                                                    Näharbeiten beschäftigt. Kamelwolle         versehen, die sorgfältig glattgeschlif-
                                                    wurde in Tücher eingenäht und Bäl-          fen wurden (damit sich kein Tier die
                                                    le daraus hergestellt, Holzstücke mit       Pfoten verletzt) hatte sich das Team für
                                                    Seilen umwickelt und phantasievoll zu       die Erdmännchen vorgestellt. Die The-
                                                    Katzenspielzeug verarbeitet. Die fer-       orie: Die beiden Hälften werden mit
                                                    tigen Dinge wurden freudig im Raub-         Löchern, durch die ein Hanfstrick ge-
                                                    katzenrevier in Empfang genommen.           zogen wird, fest verbunden. Es werden
                                                    Wichtig sind dann natürlich die Rück-       Mehlwürmer eingefüllt, die Erdmänn-
                                                    meldungen der Tierpfleger. Lachend          chen rollen die Nuss hin und her, da-
                                                    berichteten sie, dass die Bälle die Tiere   mit die Würmer herausfallen und sind
                                                    zwar animiert haben, aber nach einer        damit lange beschäftigt. Die Praxis:
                                                    Minute nichts mehr von dem ganzen           Die Erdmännchen beißen die Schnur
                                                    Werk übrig war. Für Großkatzen muss         durch, die Kokosnuss klappt auf und
Ein alter Feuerwehrschlauch dient einer Löwin als   solch ein „Spielzeug“ also wesentlich       alles bedient sich!
Spielzeug.		                Foto: Barbara Scheer    stabiler sein.                              Auch für die Menschenaffen wurden
14   Pinguinal 10 / 1- 2012
zunächst Bälle genäht. Die Tierpfleger
waren erfreut. Vimoto auch: Er drückte
sich den dicksten Ball an die Brust und
zog einmal daran. Die Beschäftigungs-
dauer für uns lag bei etwa einer Stun-
de, das Ergebnis bei Vimoto bei etwa
10 Sekunden!
Zwischenzeitlich sind mehrere Hänge-
matten entstanden, sowohl für Katzen
als auch für Affen, die bei den Tieren
ganz gut ankommen. Das Fazit des
Bastelns für die Tiere: All diese Dinge
machen nur Sinn in Feinabstimmung
mit den Zoomitarbeitern. Nur sie kön-
nen sagen, was gebraucht wird und
wie es aussehen muss. Aus Rückschlä-
gen kann man nur lernen. Auch Fra-
gen der Lagerung und Aufbewahrung
müssen geklärt werden, zum Beispiel       Orang Utans beschäftigen sich gerne mit Jutesäcken oder alter Kleidung.       Foto: Barbara Scheer
bei der Herstellung von Rosinenhöl-
zern: Werden sie überhaupt gebraucht?     der Tiere entstehen kann. Und wenn                     man fest, dass nicht nur die Tiere etwas
Kann man sie lagern, wenn sie fertig      sich dann plötzlich ein Menschenauf-                   von diesen Aktionen haben. Auch die
sind, eventuell sogar einfrieren? Das     lauf vor dem Leopardengehege bildet,                   Besucher erfreuen sich an Tieren, die
Bastelteam ist hier auf die Unterstüt-    weil sich dort die Leopardin mit allen                 ihr Leben sichtlich genießen.
zung des Zoos angewiesen, damit ein       Anzeichen des Wohlbehagens in ihrer
fruchtbares Miteinander zum Wohle         neuen Hängematte rekelt, dann stellt                                               Barbara Klotz

                                                                                                                      Pinguinal 10 / 1- 2012   15
Pflanzen im Zoo
Der Ginkgobaum                                                                          Japan und China unter dem Namen
gilt als lebendes Fossil                                                                „pa-kewo“ als Delikatesse verkauft
                                                                                        und geschätzt. Ihr Geschmack erinnert
Wohl nicht viele Besucher des Wup-                                                      an eine rohe Kartoffel, bzw. gegrillt an
pertaler Zoos nehmen den wunder-                                                        Pistazien. Das helle und harte Holz des
schönen Ginkgo-Baum neben dem                                                           Ginkgo wird im Fernen Osten zur Her-
Aquarium zur Kenntnis. Dabei han-                                                       stellung von buddhistischen Schreinen
delt es sich um ein besonders gut ge-                                                   verwendet. Allerdings wird es auch zu
wachsenes, wohl etwa 50 Jahre altes                                                     anderen Zwecken eingesetzt und ist bei
Exemplar einer Baumart, die als „le-                                                    Künstlern zur Herstellung von Schach-
bendes Fossil“ unter den Bäumen gilt.                                                   figuren und Lackarbeiten sehr beliebt.
Er gehört zu den ältesten lebenden                                                      Als Schmuck wird die außergewöhn-
Pflanzenarten der Erde, es gibt Gink-                                                   lich aparte Form der Ginkgo-Blätter zu
gogewächse schon seit über 200 Mil-       Ginkgoblatt          Foto: Annegret Flicker   Broschen, Anhängern und Ohrringen
lionen Jahren in vielen Gattungen und                                                   verarbeitet.
Familien. Als einzige Art überlebte der   Blätter, die je nach Alter des Baumes
Ginkgo biloba, der auch Fächerbaum        sehr verschieden geformt sein können.
oder Elefantenohrbaum genannt wird.       Der Ginkgo ist zweihäusig, das heißt
Zwei weitere Ginkgobäume sind in der      es gibt männliche und weibliche Bäu-
Nähe der Mandschuren- und Weißna-         me. Der männliche Ginkgo ist wesent-
ckenkraniche zu finden.                   lich schlanker und wirft im Herbst frü-
                                          her sein Laub ab als der weibliche. Da
In China beheimatet                       der Ginkgo im Alter von etwa 20 Jah-
                                          ren zum ersten Mal blüht und dadurch
Der Ginkgo ist eine in China heimische    die typischen Geschlechtsmerkmale
Baumart, die in Japan kultiviert wurde    sichtbar werden, ist es sehr schwierig,
und von dort um 1730 nach Europa          die Paare in entsprechender Nähe zu
kam, heute aber in der ganzen Welt        einander zu pflanzen.
angepflanzt wird. Als Park- und Stra-     In Ostasien wird der Baum wegen sei-
ßenbaum ist er sehr beliebt, da er ge-    ner essbaren Früchte sehr geschätzt.
gen Abgase und Umweltgifte recht un-      Die Samenkapseln des weiblichen
empfindlich zu sein scheint. Er ist ein   Baumes haben im reifen Zustand das
sommergrüner Baum, der im Herbst          Aussehen einer Mirabelle, die aller-
seine wunderschön goldgelb gefärbten      dings einen unangenehmen Geruch               Ginkgofrüchte         Foto: Annegret Flicker
Blätter abwirft.                          nach Buttersäure verströmen. Die
Eine Besonderheit in der Pflanzenwelt     Ginkgo-Nüsse werden geröstet oder             Bemerkenswerte Bäume
sind die 2-lappigen, fächerförmigen       auch gekocht verzehrt und werden in
                                                                                        Als eines der erstaunlichsten Ginkgo-
                                                                                        Exemplare ist der Tempelbaum von
                                                                                        Hiroshima bekannt. Es soll als einziges
                                                                                        Lebewesen im Umkreis von 2 Kilo-
                                                                                        metern den Atombombenangriff im
                                                                                        August 1945 überlebt haben. Obwohl
                                                                                        der obere Stammteil verbrannt war,
                                                                                        habe sich im Frühjahr des folgenden
                                                                                        Jahres ein neuer Trieb entwickelt, der
                                                                                        wieder – allerdings mit sichtbaren Nar-
                                                                                        ben versehen – zu einem großen Baum
                                                                                        herangewachsen sei. Er gilt heute als
                                                                                        Mahnmal gegen alle Kriege. Der wohl
                                                                                        älteste Baum Deutschlands steht in der
                                                                                        Nähe von Helmstedt und soll ein Alter
                                                                                        von über 250 Jahren haben. Auch Goe-
                                                                                        the war schon vom Ginkgobaum beein-
                                                                                        druckt. Inspiriert durch die Geteiltheit
                                                                                        des Blattes und die Zweihäusigkeit der
                                                                                        Art schrieb der Poet ein Liebesgedicht,
Ginkgobaum neben dem Aquarium/Terrarium			                     Foto: Annegret Flicker   welches er Marianne von Willemer
16   Pinguinal 10 / 1- 2012
widmete. Die Veröffentlichung in der
Sammlung „West-östlicher Divan“
trug wesentlich zur Popularität des
Baumes in Deutschland bei.
Verwendung findet der Ginkgo auch in
Medizin und Kosmetik. Seine Blätter
kommen als Trockenextrakt zum Ein-
satz und sollen die Fließeigenschaft
des Blutes verbessern, Gedächtnislei-
stung und Lernvermögen erhöhen und
somit der Altersdemenz vorbeugen. In
der Traditionellen Chinesischen Medi-
zin (TCM) werden auch die Wurzeln
und Samen des Baumes genutzt und
bei verschiedenen Leiden eingesetzt.
In der Kosmetik werden Extrakte der
Ginkgo-Blätter in Hautcremes wegen
der durchblutungsfördernden Wirkung
eingesetzt und sollen einer vorzeitigen
Hautalterung entgegen wirken. Zum
Jahrtausendwechsel wurde der Gink-
go biloba vom „Kuratorium Baum des
Jahres“ zum Jahrtausendbaum erklärt.
                                          Wegen seiner fächerförmigen Blätter wird der Ginkgo auch Fächerbaum genannt.    Foto: Annegret Flicker
                       Annegret Flicker

                                                                                                                         Pinguinal 10 / 1- 2012   17
Überraschungs-Eier
Schmuggelversuch
wie im schlechten Krimi

Zoologische Gärten setzen sich seit vie-
len Jahren intensiv für den Artenschutz
ein und versuchen gezielt, bedrohte
Tierarten vor Ort und in menschlicher
Obhut zu bewahren. Der Tiergarten
Schönbrunn kam im April vergange-
nen Jahres fast wie in einem schlech-
ten Krimi unfreiwillig in die Situation,
sehr seltenen Tieren in seiner Einrich-
tung zum Leben zu verhelfen. Was war
geschehen? Zollbeamte am Wiener
Flughafen untersuchten zwei Herren,
die aus Jamaika zurückkamen, und
fanden zu ihrer Überraschung 74 sorg-
sam in Keksdosen und einer Kokos-
nussfigur eingepackte kleine Eier im
Gepäck. Seit dem Einfuhrverbot von
Vögeln in die EU versuchen Schmugg-        Jamaikaamazonen am Futternapf		                          Foto: Tiergarten Schönbrunn, Daniel Zupanc
ler immer wieder seltene Tiere einzu-
schmuggeln, denn auf dem Schwarz-          derem aus der Loro Parque Fundación                 droht. Das Strafmaß für derartige Fälle
markt werden bis zu 1.000 Euro für         auf Teneriffa, gelang die Aufzucht der              ist leider erschreckend gering.
einen solchen Vogel bezahlt. Der           Tiere. Schnell war auch klar, dass es
Fund wurde in Schönbrunn zunächst          sich je zur Hälfte um die seltenen, auf             Für viele der geretteten Amazonen ist
in Brutapparate gebracht. Was sich in      der karibischen Insel Jamaika ende-                 der Aufenthalt in Wien inzwischen
den Eiern verbarg, konnte zu diesem        mischen Arten Jamaika- und Rotspie-                 Vergangenheit. Direktorin Dr. Dagmar
Zeitpunkt noch niemand sagen. Drei         gelamazonen handelte. Ihr natürlicher               Schratter hat sehr richtig entschieden,
Wochen später schlüpften aus immer-        Lebensraum wird durch das zuneh-                    nicht alle Tiere in Wien zu belassen,
hin 54 Eiern kleine Papageienküken,        mende Bevölkerungswachstum und                      sondern auch junge Zuchtpaare an
die zunächst von den Pflegern rund         die damit einhergehende Waldrodung                  andere wissenschaftlich geführte Ein-
um die Uhr alle zwei Stunden gefüttert     immer weiter eingeschränkt. Woher                   richtungen abzugeben. Und so hat zum
werden mussten – eine tolle Leistung,      die gestohlenen Eier auf der Insel ka-              Beispiel die Loro Parque Fundación
für die man die Vogelpfleger in Schön-     men, konnte bisher nicht geklärt wer-               mit dem größten Papageienbestand der
brunn nur bewundern kann. Mit Hilfe        den, und leider ist auch nicht bekannt,             Erde jeweils drei Paare erhalten, aber
weiterer Papageienexperten, unter an-      welche Strafe den beiden Schmugglern                auch der Zoo Wuppertal hat ein Paar
                                                                                               Rotspiegelamazonen bekommen, das
                                                                                               zur Zeit noch hinter den Kulissen ge-
                                                                                               pflegt wird. Vor einigen Jahren hatte
                                                                                               der Zoo schon einmal zwei Paare Rot-
                                                                                               spiegelamazonen aus einer Beschlag-
                                                                                               nahmung erhalten – damals wurden die
                                                                                               Nestlinge in Pappröhren eingeschmug-
                                                                                               gelt. Diese Vögel haben in Wuppertal
                                                                                               bereits für Nachwuchs gesorgt. Nun
                                                                                               bleibt am Ende dieses Krimis zumin-
                                                                                               dest zu hoffen, dass die ihrer natür-
                                                                                               lichen Heimat entrissenen Tiere dazu
                                                                                               beitragen werden, in Menschenobhut
                                                                                               stabile Populationen zu gründen, die
                                                                                               mithelfen, das drohende Aussterben
                                                                                               dieser beiden Arten zu verhindern.

                                                                                                                              Bruno Hensel

Rotspiegelamazonen              		                Foto: Tiergarten Schönbrunn, Daniel Zupanc

18   Pinguinal 10 / 1- 2012
Adieu, Tschuna und Daseep
Tigerdamen zogen von Wuppertal
nach England um

Am 14. Februar 2012 verließen die
jungen Tigerdamen Tschuna und Da-
seep den Zoo Wuppertal und wurden
im Rahmen des Europäischen Erhal-
tungszuchtprogrammes in den Dud-
ley Zoo nach England gebracht. Über
die zwei gemeinsam aufgewachsenen
Jungtiere, die inzwischen ihre eigene
kleine Fan-Gemeinde haben, wurde im
sogenannten Tschuna-Blog im Internet
regelmäßig berichtet. Birgit Klee und
Barbara Scheer, die das Internettage-
buch über die Tigermädchen gemein-
sam mit Thomas Masuhr eingerichtet
haben, beschreiben im Pinguinal ih-                    Amurtiger Tschuna (links) und Sumatratiger Daseep (rechts)			                       Foto: Birgit Klee
ren ganz persönlichen Abschied von
Tschuna und Daseep.                                    Tigerfreundinnen. Und so erfreute                       schon die Aufregung ansehen. Alle
                                                       man sich bis in den Februar hinein an                   ihre bekannten Tierpfleger, sogar Da-
Langer Abschied mit Happy End                          Tobe-Spielen, faulenzenden Tigern,                      seeps „Pflegemama“ Kerstin Finze aus
von Birgit Klee                                        „Schmusetigern“ am Gitter und, als                      Frankfurt, waren gekommen. Auch die
                                                       es kalt wurde, an der Entdeckung der                    Mitwirkenden des Tschuna-Blogs, die
Schon im Herbst 2011 war der Um-                       kleinen Eisfläche im Gehege, die so                     die Tigerkinder die ganze Zeit beglei-
zug der Tigerdamen Tschuna und                         manchen Ausrutscher verursachte.                        tet hatten, waren in der Nähe, um sich
Daseep mehr oder weniger geplant.                      Doch auch die Tiger schienen zu mer-                    zu verabschieden. Da gab es auch die
Wobei eine Planung mit Tieren gene-                    ken, dass sich etwas verändern wird.                    eine oder andere Träne. An einem ne-
rell nicht immer ganz einfach ist. Da                  Einige Besucher kamen in den letzten                    beligen Wintertag war es dann soweit.
kann sich so ein Umzug halt schon mal                  Wochen relativ oft und holten sich am                   Es war fast wie bei Janoschs kleinem
hinziehen. Für die Zoobesucher und                     Schnupper-Gitter einen Tigergruß, der                   Tiger: Kleine Spritze, blauer Traum
die Fans der in Wuppertal beliebten                    ja immer der letzte hätte sein können.                  und die Tiger waren in ihren Transport-
Tigerkinder, die durch ein ähnliches                   Manche Kinder brachten sogar extra                      kisten zur Abfahrt bereit. Alles klappte
Schicksal zusammen gefunden hatten,                    ihre Stofftiger zum Anlocken der Tiger                  wunderbar, sie kamen gut an und alles
war es noch eine aufregende Zeit. Bei                  an die Scheibe mit.                                     ist gut. Sie sind nun zwei große und
jedem Besuch dachte man, es wäre der                   Einen Tag vor der tatsächlichen Ab-                     wirklich wunderschöne Tigerdamen,
letzte Blick auf die gar so verspielten                reise konnte man Tschuna und Daseep                     die ihre Heimat jetzt in England haben.
                                                                                                               Durch den Kontakt zu den englischen
                                                                                                               Tierpflegern ist man auch immer infor-
                                                                                                               miert, wie es den beiden Tigerstars aus
                                                                                                               dem Wuppertaler Zoo geht. Sie haben
                                                                                                               es in Dudley gut getroffen und es wird
                                                                                                               ihnen dort genauso gut gehen wie bei
                                                                                                               uns. Good bye Tschuna and Daseep!

                                                                                                               Abschied von den Tigern Tschuna
                                                                                                               und Daseep
                                                                                                               von Barbara Scheer

                                                                                                               Am 22. August 2010 wurde die Sibi-
                                                                                                               rische Tigerin Tschuna in Wuppertal
                                                                                                               geboren. Nachdem bei ihrer Mutter
                                                                                                               Mymoza der Milchfluss versiegte,
                                                                                                               wurde sie von den Pflegern von Hand
                                                                                                               aufgezogen. Nach rund zwei Monaten
                                                                                                               erhielt sie Gesellschaft von der Su-
                                                                                                               matratigerin Daseep aus dem Frank-
Die Wuppertaler Raubtierpfleger und ihr Kollegin aus Frankfurt (links) nehmen Abschied. Foto: Barbara Scheer   furter Zoo, die ein ähnliches Schicksal
                                                                                                                                    Pinguinal 10 / 1- 2012   19
erlitten hatte. Von Anfang an klappte     Trennung von ihren beiden Schützlin-     ner begeistert begrüßten und sie – wie
die außergewöhnliche Wohngemein-          gen sehr schwer, auch wenn von An-       auch die Wuppertaler – sofort in ihr
schaft gut. Die Tiere spielten, kämpf-    fang an feststand, dass Tschuna und      Herz schlossen.
ten und kuschelten und wuchsen somit      Daseep eines Tages den Zoo verlassen
artgerecht auf. Mit ihren spielerischen   müssen. Zu Handaufzuchten hat man
Kämpfen erprobten sie ihre Kraft und      einfach ein viel innigeres Verhältnis.    Der Tschuna-Blog wird mit Tschu-
Geschicklichkeit und machten sich so      Da tröstet auch nicht die Aussicht        nas Erlebnissen in England fortge-
fit für ihr späteres Leben. Und auch      darauf, dass Mymoza vielleicht bald       setzt. Und auch Daseep soll einen
im Winter ließ sich Daseep nicht da-      wieder Nachwuchs bekommt. Die bei-        eigenen Blog bekommen. Tschu-
von abbringen, ihrer Freundin Tschu-      den Tigerinnen kamen am 15. Februar       nas und Daseeps Schicksale kön-
na selbst bei Schnee und Eis in das       nach 24-stündiger Reise wohlbehalten      nen damit auch weiterhin im Inter-
Außengehege zu folgen. Wie die Si-        in Dudley an, wo sie ohne Anzeichen       net verfolgt werden.
birische Tigerin entwickelte sie ein      von Stress sofort ihre neue Anlage in-
dichtes Fellkleid, so dass sie den Win-   spizierten und ausgiebig miteinander      Der Tschuna-Blog ist unter neuer
ter völlig unbeschadet überstand.         spielten, sehr zur Begeisterung ihrer     Adresse erreichbar:
Nachdem Daseep zu Tschuna ins Ti-         neuen Pfleger. Bereits am 20. Februar
gertal gezogen war, wurde der direkte     wurden sie dem englischen Publikum        www.tschuna-online.com
Kontakt zu den Tieren auf ein Mini-       vorgestellt, die ihre neuen Zoobewoh-
mum reduziert. Etwa ab Ostern 2011
betraten die Pfleger das Gehege von
Tschuna und Daseep nicht mehr zu-
sammen mit den Tieren. Doch auch
mit zunehmendem Alter vergaßen die
Tiere nicht die Menschen, die sie lie-
bevoll aufgezogen hatten. Wann im-
mer sie einen ihrer Pfleger entdeckten,
kamen sie angelaufen, schmusten mit
ihnen am Gitter und gurrten dabei vor
Vergnügen. Besonders Daseep entwi-
ckelte dabei sängerische Qualitäten.
Auch die Besucher waren begeistert
von der Anhänglichkeit der beiden
Handaufzuchten. Am Lochgitter im
unteren Teil der Anlage nutzen viele
die Gelegenheit, mit den zutraulichen
Tieren Kontakt aufzunehmen. Dabei
zeigte sich, dass sich die jungen Tiger
besonders für kleine Kinder begeister-
ten. Aber auch erwachsene Besucher,
die regelmäßig ins Tigertal kamen, be-
grüßten die beiden freundlich an den
großen Scheiben.
Mit rund einem Jahr sollten Tschuna
und Daseep im Rahmen des Europä-
ischen Erhaltungszuchtprogrammes in
den englischen Zoo Dudley umziehen.
Dudley züchtet schon seit Jahrzehnten
erfolgreich Sumatratiger und benöti-
gte wieder ein neues Zuchtweibchen.
Da Tschuna und Daseep noch nicht
geschlechtsreif sind, kamen sie am
14. Februar gemeinsam nach Dudley,
wo sie noch ungefähr ein halbes Jahr
zusammenbleiben können. Danach
soll Daseep in Dudley für Nachwuchs
sorgen, während Tschuna weiter in
einen anderen Zoo reisen soll. Dem
Wuppertaler Raubkatzenteam fiel die       Adieu, Tschuna und Daseep!				                                Foto: Barbara Scheer

20   Pinguinal 10 / 1- 2012
Tiergeburten

Jungtiere im Zoo                                  leben im Südosten Asiens, auch auf     zeichnung verdanken die Tiere ihren
                                                  den Inseln Sumatra und Borneo. Ihr     Namen. Sie sind damit im Geäst der
                                                  Lebensraum sind die tropischen und     Bäume bestens getarnt. Die eleganten
                                                  subtropischen Wälder. Sie sind eben-   Tiere gehören zu den besten Kletterern
                                                  falls in hohem Grasland und Mangro-    unter den Katzen. Ihre langen Krallen
                                                  vensümpfen zu finden. Das Fell der     und der lange Schwanz geben Halt und
                                                  schönen Großkatzen weist auf beiger    Balance. Leider gehören diese beein-
                                                  bis grau-brauner Grundfarbe große,     druckenden Raubkatzen zu den ge-
                                                  unregelmäßige schwarze oder braune     fährdeten Tierarten. Zum Einen wird
                                                  Flecken auf, die nach innen blasser    ihr Lebensraum fortschreitend zerstört.
                                                  werden. Dieser „vernebelten“ Fell-     Zum Anderen werden sie wegen ihres

Junge Elefantenspitzmaus   Foto: Barbara Scheer

Auch wenn wie üblich im Winterhalb-
jahr weniger Jungtiere als im Früh-
ling und Sommer zur Welt kommen,
so konnten sich der Wuppertaler Zoo
und seine Besucher doch wieder über
einige Geburten in den vergangenen
Monaten freuen. Bereits Ende letzten
Jahres haben zwei Elefantenspitzmäu-
se, ein männliches Guanako, ein Ze-
braweibchen sowie eine Goldbauch-
mangabe das Licht der Welt erblickt.
In den ersten Tagen des neuen Jahres
kamen eine Elenantilope, zwei Elefan-
tenspitzmäuse, sechs Pekaris, ein wei-
teres Zebraweibchen und ein Bartaffe
zur Welt.

Zebrajungtier              Foto: Barbara Scheer

Nebelparderjungtier Ambeke

Am 30. August 2011 wurde bei den
Nebelpardern ein weibliches Jungtier
mit dem Namen Ambeke geboren. Da
Nebelparder in Zoos als schwierige
Pfleglinge gelten und gerade im Wup-
pertaler Zoo weibliche Tiere bislang
eher selten geboren wurden, war die
Freude natürlich groß. Nebelparder
                                                                                                              Pinguinal 10 / 1- 2012   21
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