Pinguinal - Das Okapi-Schutzprojekt Die Veterinärstation Weltsensation Bonobozwillinge - Wuppertal
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P inguinal ISSN 1866-1920 Nr. 10/1-2012 2,00 € MAGAZIN DES ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V. Themen dieser Ausgabe u.a . : • Das Okapi-Schutzprojekt • Die Veterinärstation • Weltsensation Bonobozwillinge
Vorwort Große und seltene Nachzuchterfolge Inhaltsverzeichnis prägten das Jahr 2011 mit den beiden munteren männlichen Elefantenkäl- Vorwort 3 bern „Uli“ und „Shawu“, den Bonobo- Das Okapi-Schutzprojekt 4 Zwillingen „Azibo“ und „Ajubu“ und Die Veterinärstation 6 Drillingen bei den Geparden. Der Jah- Weltsensation Bonobozwillinge 8 reswechsel war besonders spannend, Kleiner Pinguin ganz groß 11 denn wir warteten täglich auf Nach- wuchs bei unserem Eisbärenpaar. Erst Pikant aber nicht köstlich 12 am 4. Januar 2012, als wir die Hoff- Beschäftigung für die Tiere 14 nung schon beinahe aufgegeben hat- Pflanzen im Zoo 16 ten, konnten wir das freudige Ereignis Überraschungs-Eier 18 auf der im Herbst eingebauten Über- Adieu, Tschuna und Daseep 19 wachungskamera verfolgen. Dank der Tiergeburten 21 sehr guten Bilder aus dieser Kamera Aktion Leserfoto 23 konnten wir den Wissensdurst der Me- Neue Tiere im Zoo 24 dien schon frühzeitig befriedigen. Un- ser Eisbärchen „Anori“ ist das einzige Make-Up für Rosapelikane 25 Eisbärjungtier, das in diesem Winter in Fotoseiten 26 den Zoos der deutschsprachigen Län- Impressum 28 der zur Welt gekommen ist. Bei uns ist Kinder-Pinguinal 29 es seit 1958 schon das zehnte, das von Kurz gemeldet 30 den Müttern aufgezogen wird. Den- In eigener Sache 31 noch ist eine Eisbärgeburt im Zoo im- Das Imkerpaar aus dem Bergischen Land 32 mer ein großes Ereignis. „Anori“ ist Die Dreamnight 33 schon weit über Wuppertal hinaus be- Gute Karten für Wuppertal 34 kannt. Die sehr beliebten Tigerjung- tiere „Tschuna“ und „Daseep“ sind in- Das Internationale Zoo-Fußballturnier 35 zwischen wohlbehalten in ihrer neuen Wuppertaler Zoogespräche 36 Heimat, dem Dudley Zoo in England, Engagement für den Naturschutz 36 eingetroffen und sind dort auch schon Karneval der Tiere in der Gemarker Kirche 38 die Lieblinge der Zoobesucher. Ein Zoo im Taunus 39 Nach recht langer Vorbereitungszeit ist Schwebebahn-Tasse und Geburtstagskalender 40 es gelungen, die Umbauten der beiden Vögel und Blumen in wundervoller Landschaft 41 Okapi-Außengehege und den Neubau Moderne Zooerlebnisse in historischem Ambiente 42 eines Okapi-Hauses mit begehbarem Innenraum in nur 4 Monaten zu be- Insel des ewigen Frühlings 43 werkstelligen. Das danken wir der gu- Hinweise für Vereinsmitglieder 46 ten und pünktlichen Mitarbeit der Fir- Allgemeine Hinweise zum Pinguinal 46 men, der hervorragenden Bauleitung Allgemeine Informationen zum Zoo-Verein 46 durch die Garten- und Landschaftsar- Beitrittserklärung 46 chitekten Knebel, Wuppertal, und den Okapi in der neugestalteten Anlage Foto: Diedrich Kranz bekannt innovativen Planungen der Architekten Rasbach aus Oberhausen. Zoo-Vereins in Höhe von fast 500.000 Über 300 Mitglieder besuchten die Zu dem zügigen Bauverlauf hat beige- Euro für die neue Okapi-Anlage danke Jahreshauptversammlung. Für 2012 tragen, dass wir den Okapi-Bullen ich den Mitgliedern des Zoo-Vereins hoffen wir auf einen baldigen Baube- „Henry“ vor Baubeginn an den Zoolo- und seinem Vorstand und Beirat herz- ginn für das Außengehege für Bonobos gischen Garten Antwerpen abgeben lich. oder Zwergschimpansen. Es ist ein konnten und während der Arbeiten kei- Die Bilanz der Besucherzahlen war großes Projekt, das über 1 Million ne Rücksicht auf das sehr geräusch- 2011 mit 616.851 wieder so erfreulich Euro kostet. Dank des großen Bei- empfindliche Okapi nehmen mussten. wie 2009, nachdem wir wegen des trages, den der Zoo-Verein dazu leistet, Dank schulden wir auch den Zoolo- Stillstands der Schwebebahn 2010 konnten vorab die Planungen und Aus- gischen Gärten London und Köln, die große Einbußen hatten hinnehmen schreibungen fertiggestellt werden. uns rechtzeitig vor der Eröffnung die müssen, ebenso die hohe Zahl von fast Wenn alles gut läuft, haben wir zum jungen Okapi-Bullen „Rab“ (aus Lon- 10.000 verkauften Dauerkarten in Jahresende eine neue Bonobo-Freian- don) und „Zukuma“ (aus Köln) in Be- 2011. Auch die Zahl der Mitglieder des lage. gleitung ihrer Tierpfleger überbrach- Zoo-Vereins Wuppertal e. V. ist stetig Dr. Ulrich Schürer ten. Für die großzügige Spende des gestiegen auf 1.241 zum Jahresende. Zoodirektor Pinguinal 10 / 1- 2012 3
Das Okapi-Schutzprojekt Sorge um eine seltene Tierart Seit mittlerweile zwanzig Jahren werden Okapis, die zu den besonde- ren Raritäten in Zoologischen Gärten zählen, im Wuppertaler Zoo gepflegt. Dank der Finanzierung durch den Zoo- Verein, der bei diesem Projekt auch Bauherr war, konnte im vergangenen Jahr die Anlage der Okapis umgestal- tet und ein neues, für Besucher begeh- bares Okapihaus gebaut und eröffnet werden (s. Pinguinal Nr. 9 / 2-2011). Die beiden neuen Okapibullen Rab und Zukuma, die nach dem Umbau im Herbst aus den Zoos in London bzw. Köln nach Wuppertal gekommen sind, haben sich inzwischen gut in ihrem Der Fluss Epulu fließt durch das Okapi-Schutzgebiet. Foto: White Oak Conservation Center neuen Zuhause eingelebt, und die Zoo- leitung bemüht sich weiterhin beim der Zoo Wuppertal seit vielen Jahren tilopen, Hirschferkel sowie eine große EEP um ein Okapi-Weibchen. Okapis das „Okapi Conservation Project“, ein Vielfalt an Vögeln und Insekten. Es ist sind jedoch nicht nur eine faszinieren- vom „White Oak Conservation Cen- außerdem die Heimat der Mbuti-Pyg- de Tierart, sondern sie sind auch ein ter“ in Florida organisiertes Schutz- mäen. 1996 wurde das Gebiet von der gutes Beispiel für das Engagement des projekt für die seltenen Waldgiraffen UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Zoos im Bereich Natur- und Arten- im Nordosten der Demokratischen schutz. Dieser Bereich zählt heute zu Republik Kongo. Dort wurde 1992 im Im Okapi-Schutzgebiet liegt die vom den wichtigsten Aufgaben moderner Ituri-Regenwald das „Okapi Wildlife „Okapi Conservation Project“ betrie- Zoologischer Gärten, die häufig – wie Reserve“, ein Schutzgebiet für Oka- bene Schutz- und Forschungsstati- vor allem auch in Wuppertal – von ih- pis, eingerichtet. Mit einer Fläche von on „Epulu“, von der aus das Okapi- ren Fördervereinen bei ihrem Engage- 1,3 Millionen Hektar Regenwald ist es Schutzgebiet betreut wird und die ment unterstützt werden. etwa eineinhalb mal so groß wie der auch als Hauptquartier der staatlichen Yellowstone Nationalpark in den USA. Naturschutzbehörde ICCN dient. Im Ein riesiges Schutzgebiet im Im Reservat leben nicht nur geschätzt Dorf Epulu befand sich bereits in den afrikanischen Regenwald etwa 5.000 Okapis, sondern auch viele 1920er Jahren eine kleine Menagerie, andere, oft bedrohte Tierarten wie in der auch Okapis gehalten und prä- Gemeinsam mit anderen Zoologischen zum Beispiel Elefanten, Leoparden, sentiert wurden. Heute werden in der Gärten auf der ganzen Welt, in denen 13 verschiedene Primatenarten (u. a. Station „Epulu“ Okapis gepflegt, ge- Okapis gehalten werden, unterstützt Schimpansen), drei Krokodilarten, An- züchtet und auf ihre Auswilderung vor- bereitet. Für die einheimische Bevöl- kerung ist sie die einzige Möglichkeit, sich Okapis anzusehen und etwas über diese endemische Tierart – immerhin das nationale Symbol für Natur- und Artenschutz im Kongo – zu erfahren. Mitarbeiter bieten geführte Touren durch die Station und zu den Tieren an. Außerdem werden in der Station Forschungsarbeiten koordiniert, Wild- hüter ausgebildet und betreut und die notwendige Information und Einbezie- hung der lokalen Bevölkerung – auch zum Beispiel durch Unterstützung bei der medizinischen Versorgung und der schulischen Bildung – organisiert. Ins- gesamt profitieren etwa 2.500 Einwoh- ner direkt oder indirekt von der Station „Epulu“. In der Station „Epulu“ werden Okapis gepflegt und gezüchtet. Foto: White Oak Conservation Center 4 Pinguinal 10 / 1- 2012
Der Einbindung der Menschen, die auf den Regenwald als Lebensgrundlage und Nahrungsquelle angewiesen sind, wird besondere Aufmerksamkeit ge- widmet. Ihnen werden Alternativen zu ihrer traditionellen Lebensweise auf- gezeigt, wenn diese den Bestand des Regenwaldes bedroht. So werden zum Beispiel den Bauern neue Methoden der Landwirtschaft vermittelt, so dass diese auf das Fällen und Verbrennen der Regenwaldbäume verzichten können. Sie werden außerdem mit Pflanzen wie Maniok oder Samen zum Beispiel für Reis und Erdnüsse für die Produktion von Lebensmitteln versorgt. Als Ersatz für das sogenannte „Bushmeat“, also das Fleisch wildlebender Regenwald- Tiere, werden Farmen für die Zucht al- Zwei Okapis in „Epulu“ Foto: White Oak Conservation Center ternativer Fleischquellen wie zum Bei- spiel Rohrratten, die verkauft und ge- miteinander vernetzt. Die Kooperation Wildlife Reserve“ auf ihre „Rote Li- gessen werden können, aufgebaut und und Abstimmung mit den staatlichen ste des gefährdeten Welterbes“ gesetzt von den Einheimischen betrieben. Die Behörden und anderen Nicht-Regie- haben. Erhebliche Probleme stellen vom Okapi-Projekt initiierten Wieder- rungsorganisationen müssen ebenfalls vor allem die (Brand-)Rodung des aufforstungsprogramme für den Re- geleistet werden. Regenwaldes und der Abbau von Bo- genwald werden in Zusammenarbeit denschätzen (Gold, Coltan) dar. Dane- mit der lokalen Bevölkerung durchge- ben sind auch innerhalb des Schutzge- führt und ihr werden dabei forstwirt- Bedrohung für ein Schutzgebiet bietes viele Tiere durch illegale Jagd schaftliche Kenntnisse vermittelt. und Wilderei bedroht, was durch die Leider sind das Okapi-Schutzgebiet Wildhüter – die sich bei ihrer Arbeit Zu den Aufgaben des Okapi-Schutz- selbst und damit natürlich auch der erheblichen Gefahren aussetzen – nur projekts zählt darüber hinaus auch Okapischutz trotz des großen Engage- teilweise verhindert werden kann. So die Zusammenarbeit mit den Zoolo- ments der Beteiligten und der weltwei- konfiszierten sie zum Beispiel 2011 in- gischen Gärten weltweit, die Okapis ten Unterstützung einer ständigen Be- nerhalb eines Quartals 5 Schusswaffen, pflegen, und der Austausch mit den drohung ausgesetzt. Wie so oft sind es 110 Elfenbeinstücke und 56 Schau- Erhaltungszuchtprogrammen in Eu- insbesondere wirtschaftliche Aspekte, feln für die Goldsuche und sammel- ropa (EEP) und Amerika (SSP). Auf die den Bestand des Reservates be- ten 1.237 Draht- und Nylonschlingen diese Weise werden die Schutzbemü- drohen und bereits 1997 dazu geführt für die illegale Jagd auf. 11 Wilderer hungen in den Zoos und in der Natur haben, das die UNESCO das „Okapi und 13 Bergleute wurden im gleichen Zeitraum gefangen genommen. Dafür legten die Wildhüter auf 179 Patrouil- len 6.086 Kilometer überwiegend zu Fuß zurück. Dass damit trotz enormen Einsatzes bei weitem nicht alle illega- len Aktivitäten im Reservat verhindert werden können, liegt leider auf der Hand. Weltweite Kooperation Das Okapi-Schutzprojekt ist ein gutes Beispiel für die weltweite Kooperation Zoologischer Gärten und die Verzah- nung von Artenschutz im Zoo (Ex- situ) und in der Natur (In-situ). Der Grundgedanke des „White Oak Con- servation Center“, von dem das Projekt Okapi zwischen Blattwerk Foto: White Oak Conservation Center 1987 – also vor 25 Jahren – ins Leben Pinguinal 10 / 1- 2012 5
gerufen wurde, hat sich bis heute nicht verändert: Alle Zoos, die Okapis halten (weltweit sind dies 42 Zoos mit derzeit rund 150 Tieren), unterstützen das Projekt und fördern so den Schutz der Okapis in ihrem Lebensraum. Gleich- zeitig bieten sie ihren Besuchern die Möglichkeit, diese besondere Tierart kennen zu lernen und mehr über sie zu erfahren. Durch ihre Zuchtbemü- hungen tragen sie außerdem zur Erhal- tung der bedrohten Waldgiraffen bei. Nicht zuletzt sind Zoos auch geeignete Orte für Wissenschaftler, um neue Er- kenntnisse über eine seltene und im Freiland schwer zu beobachtende Tier- art zu gewinnen. Andreas Haeser-Kalthoff Okapibulle Zukuma Foto: Barbara Scheer Die Okapibullen Rab und Zukuma Am 13. Oktober 2011 wurde mit der umgestalteten Okapianlage und dem neuen Okapistall ein weiteres vom Zoo-Verein finanziertes Projekt offizi- ell eröffnet. Zwei Okapis waren zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in das Okapigehege eingezogen. Der Bulle Rab war am 13. September aus dem Zoo London nach Wuppertal gekommen. Er wurde am 26. November 2009 in London geboren und war dort teilweise von den Tierpflegern mit aufge- zogen worden. Seine Eltern werden weiterhin im Zoo London gepflegt. Der zweite Bulle, Zukuma, stammt aus dem Kölner Zoo und kam erst kurz vor der Eröffnung am 11. Oktober nach Wuppertal. Er wurde am 18. Februar 2007 in Köln geboren, wo seine Eltern zusammen mit einem aus dem Zoo Frankfurt stammenden Okapibullen leben. Beide Tiere haben sich inzwi- schen gut in Wuppertal eingelebt. Zukuma, der in Köln als ein wenig hek- tisch wahrgenommen worden war und nach seinem Umzug noch drei Tage lang von seinem Kölner Tierpfleger betreut wurde, verhält sich in Wuppertal äußerst entspannt und ruhig. Im neuen Okapihaus zu sehen ist zumeist Rab, der diesen Bereich und den angrenzenden Stall in der Regel zu seiner Ver- fügung hat. Okapibulle Rab Foto: Barbara Scheer Die Veterinärstation Das tiermedizinische Team des Zoos der Gemeinschaft aussortiert wurde einer Magenmilchsonde aufgepäppelt und das nun in der Veterinärstation des werden. Seitdem das Bockkind zurück Fridolin scheint zufrieden. In seinem Wuppertaler Zoos lebt. Fridolin ist zur in seinem Revier ist, genießt Fridolin beinahe raumhohen „Privatgehege“ ist Zeit der einzige Patient hier, denn, so wieder die uneingeschränkte Aufmerk- es schön warm, menschliche Zuwen- erklärt Zootierarzt Dr. Arne Lawrenz: samkeit als „Privatpatient“. dung und appetitliche Leckereien gibt „Nur in Ausnahmefällen holen wir die es reichlich und vor allem: Die ande- Tiere in die Station. Ich behandele die Gut gerüstet für mobile Einsätze ren aus der Gruppe sind weit weg und Patienten, wenn eben möglich, in ihrer können ihn nicht mehr ärgern. Fridolin gewohnten Umgebung.“ Zuletzt hatte Ambulant vor stationär – das erspart ist ein chronisch stoffwechselkrankes ein schwächlicher Steinbockzwilling den kranken Zoobewohnern unnötigen Löwenkopfäffchen, das von seinen die Intensivbehandlung in der Station Stress und das Risiko des Transports. Kameraden ziemlich ungnädig aus nötig. Das kleine Mädchen musste mit Die Veterinärstation hinter dem Aqua- 6 Pinguinal 10 / 1- 2012
rium ist somit die „Startbasis“ für das nach einer Narkose im gewohnten tiermedizinische Team des Zoos. Und Umfeld aufzuwachen ist erheblich zu dem gehört neben Dr. Lawrenz die nervenschonender als sich nach einer Tierarztassistentin Katrin Gries, die Operation plötzlich in einem Raum mit schon ihre Ausbildung im Wuppertaler fremdem Licht, anderer Akustik und Zoo machte und seit 2003 zur Beleg- unbekannten Gerüchen zu befinden. schaft gehört. Meist sind die beiden ge- meinsam in den Revieren unterwegs, Internationaler Austausch oft in Begleitung einer Praktikantin oder eines Praktikanten. Im Gepäck Über 90 Prozent der im Wupperta- beziehungsweise im Kleinbus: Mobile Blutbeutel im Plasmaextraktor Foto: Sascha Knauf ler Zoo lebenden Tiere sind bereits in Medizintechnik, wie sie ursprünglich einem Tierpark zu Welt gekommen. für militärische Zwecke entwickelt Stress wie möglich zu machen.“ Da- Fremdländische, möglicherweise un- und die teilweise vom Zoo-Verein oder mit meint Dr. Lawrenz nicht nur sei- bekannte Krankheiten können also durch Mittel aus Tierpatenschaften fi- ne kranken Patienten. Schnell gerät in kaum eingeschleppt werden. Trotzdem nanziert wurde. „Wir sind gut ausge- einer Gruppe, aus der ein Mitglied für ist natürlich bei der Internationalität rüstet.“, lobt Dr. Lawrenz das Equip- längere Zeit herausgenommen wird, der Zoobewohner das Spektrum an ment, zu dem unter anderem Geräte das erprobte soziale Gefüge durchei- möglichen gesundheitlichen Proble- zum Röntgen, Ultraschall und zur Blut- nander oder reagieren die tierischen men riesengroß. Damit haben Lawrenz analyse gehören. Sogar ein komplettes Partner mit Panik oder Verlustängsten. und seine Assistentin nicht nur einen Labor zur Blutuntersuchung steht zur Zwar müssen kranke Tiere oft zur ei- interessanten Job, sondern auch eine Verfügung. Untersuchung, Blutentnah- genen Schonung oder zur Entlastung sehr anspruchsvolle Aufgabe. Ohnehin me, Blutwertanalyse, Diagnose – im ihrer Artgenossen von der Gruppe se- ist ein Zootierarzt ja eigentlich vieles Zoo ist das alles bei einem einzigen pariert werden, doch ist die Sache halb in einem: Internist, Chirurg, Orthopä- Arzttermin möglich. Als Mensch, der so schlimm, wenn das kranke Tier sei- de, Zahnarzt, Augenarzt, Dermatologe dafür zwei bis dreimal zu seinem Arzt nen gewohnten „Stallgeruch“ in der und dank der vielen Zuchterfolge im- bestellt wird, träumt man von solcher Nase behält und die Sippe ihren Ange- mer wieder gerne auch Gynäkologe Zeitersparnis. hörigen im abgetrennten Gehege we- und Geburtshelfer. Neben umfang- „Es ist mein Ziel, den Tieren so wenig nigstens sehen und hören kann. Auch reicher Literatur in Papierform hilft bei dieser Vielzahl von Aufgaben auch das Internet. Dr. Lawrenz: „Die Zootier- ärzte auf der Welt sind gut mit einan- der vernetzt und tauschen sich fachlich aus.“ Doch nicht nur Krankheiten und Ver- letzungen halten das Veterinärteam auf Trab. Regelmäßige Impfungen und Wurmkuren gehören zum obligato- rischen Prophylaxe-Programm. Zudem werden für exotischere Zoobewohner spezielle Ernährungspläne ausgeklü- gelt, damit man mit Nahrungszusätzen wie Vitaminen und Mineralien eine möglichst naturidentische Ernährung sicher stellen kann. Oder auch mal, da- mit man eine stillende Tiermutter bei Kräften hält. So wie bei Elefantenma- ma Sweni. „Ihr haben wir täglich bis zu vier Liter Pflanzenöl unter das Futter gemischt.“, erinnert sich Dr. Lawrenz an die aufregende Stillzeit der Elefan- tenkuh und lobt bei dieser Gelegenheit auch die Tierpfleger des Wuppertaler Zoos. „Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr an meiner Arbeit interessiert und lassen sich gerne über Krankheits- symptome und Behandlungsweisen in- Dr. Lawrenz behandelt eine betäubte Löwin Foto: Andreas Haeser-Kalthoff formieren. Es ist sehr hilfreich, wenn Pinguinal 10 / 1- 2012 7
Hinweise auf mögliche gesundheit- liche Probleme schon sehr früh vom Pflegepersonal an mich herangetragen werden.“ Akribische Dokumentation Der Tierarzt und Assistentin Katrin Gries genießen die Arbeit in den Re- vieren. Doch nach der Runde durch Afrika, nach der Visite im Affenhaus, bei den Elefanten, im Tigertal oder in der Tropenhalle führt kein Weg vor- bei an den Schreibtischen in der Ve- terinärstation. Nun müssen im PC die Krankenakten der kleinen und großen Patienten aktualisiert werden. „Es ist wichtig, dass wir alle Vorkommnisse und die erfolgten Behandlungen genau festhalten.“, erklärt Katrin Gries, die Dr. Arne Lawrenz und Assistentin Katrin Gries in der Veterinärstation Foto: Susanne Bossy gerade die medizinischen Unterlagen von Tschuna und Daseep nach Eng- den.“, erzählt Arne Lawrenz und erläu- sich für diesen Vorgang gewissenhaft land gemailt hat. So ist sichergestellt, tert, was es mit der „Umwidmung“ auf durch das viele Seiten umfängliche dass die beiden in Wuppertal groß ge- sich hat. Hat ein Löwe einen Schnup- Computerformular, während Fridolin wordenen Tigermädchen auch in ih- fen und gibt es kein spezielles Lö- von seinem Klettergerüst aus Richtung rem neuen Zuhause, dem Dudley Zoo, wenschnupfenpräparat, hilft vermut- Schreibtisch äugt. Trotz derlei Büro- in allen Gesundheitsfragen kontinuier- lich auch ein erprobtes Medikament kratie ist sich das medizinische Team lich weiter gut betreut werden können. für Katzen. Doch muss die Hauskat- des Wuppertaler Zoos einig: „Wir ha- Im Raum nebenan lagern das medizi- zenmedizin – aufgedröselt in sämt- ben einen tollen Job mit ganz vielen nische Material und die Medikamente liche Wirkstoffe – erst offiziell beim wunderbaren Patienten.“ der Veterinärstation. „Die medikamen- Amtsveterinär für die Anwendung an Susanne Bossy töse Versorgung unserer Patienten ist der verschnupften Großkatze umge- mit einem enormen Aufwand verbun- widmet werden. Katrin Gries arbeitet Weltsensation Bonobozwillinge Zweifacher Affennachwuchs entwickelt sich gut Am 12. August 2011 kam es zu ei- ner Weltsensation im Zoo Wuppertal: Bonobodame Eja brachte Zwillinge zur Welt. Es war das erste Mal, dass eine solche Zwillingsgeburt lebender Jungtiere bei Bonobos oder Zwerg- schimpansen dokumentiert werden konnte. Im Zoo von Columbus in den USA hatte es 1995 zwar ebenfalls eine Zwillingsgeburt gegeben, doch eines der Babys war eine Totgeburt. Dem Wuppertaler Nachwuchs war mehr Glück beschieden. Beide Babys kamen gesund und munter zur Welt und haben mit Eja eine sehr fürsorgliche und gute Mutter. Hilfe bei der Versorgung der Die Zwillinge Azibo und Ayubu auf Mamas Bauch Foto: Diedrich Kranz 8 Pinguinal 10 / 1- 2012
Jungtiere bekommt sie auch von ih- rer großen Tochter Busira. Die männ- lichen Zwillinge bekamen die Namen Azibo – das bedeutet „die ganze Erde“ – und Ayubu, das bedeutet „Ausdauer / Beharrlichkeit“. In den folgenden Wochen und Monaten konnten die Besucher die Entwicklung der beiden kleinen Bonobojungen mit verfolgen. Diese verlief bislang insge- samt erfreulich gut. Zunächst blieben die Kleinen ausschließlich bei ihrer Mutter, von der sie herumgetragen und gesäugt wurden. Wie Säuglinge schlafen auch die Babys der Men- schenaffen anfangs viel. Mit der Zeit werden sie aufmerksamer und fangen nun langsam an, die nähere Umgebung Eja mit ihren Zwillingen Foto: Diedrich Kranz der Mama zu untersuchen. Dabei zeigt sich, dass Azibo ein recht neugieriger als selbst zu laufen. Dazu passt, dass wicklung interessiert beobachten. kleiner Junge ist und sich auch mal aus Ayubu etwas kleiner und schmächtiger den beschützenden Armen seiner Mut- als Azibo ist. Mit der Zeit werden die Erfolgreiche Bonobogruppe ter trennt, wenn auch noch nicht für beiden Kleinen nun langsam mutiger lange Zeit. Ayubu dagegen ist ein eher und immer weitere Ausflüge machen. Zur Wuppertaler Bonobogruppe ge- gemütlicher und etwas bequemer Kerl. So mancher Zoofreund dürfte ihnen hören neben Eja und ihren Zwillingen Er lässt sich viel lieber herumtragen dabei zuschauen und ihre weitere Ent- zur Zeit noch sechs weitere Tiere. Pinguinal 10 / 1- 2012 9
Mato wurde am 22. Dezember 1963 in Frankfurt geboren. Er ist der erste in einem Zoo geborene Bonobo und da- her der älteste, dessen Alter genau fest- steht. Bonobo-Mann Lusambo kam am 21. Juli 1980 in Stuttgart zur Welt. Li- sala ist das älteste Bonobo-Weibchen der Gruppe, sie wurde am 24. Febru- ar 1980 in Stuttgart geboren. Der am 18. August 2006 in Wuppertal gebo- rene Luebo ist ihr Sohn. Ebenfalls in Wuppertal zur Welt gekommen ist am 11. August 1989 Birogu als Sohn von Catherine, einem inzwischen verstor- benen Bonobo-Weibchen. Eja wurde am 14. Juli 1990 in Frankfurt geboren und hat neben den Zwillingen noch die ältere Tochter Busira. Diese erblickte am 16. Februar 2004 in Wuppertal das Licht der Welt. Der Zoo Wupper- tal beherbergt damit eine sehr schöne Gruppe dieser seltenen und bedrohten Menschenaffen und kann sich über die erfolgreiche Nachzucht bei diesen Tie- ren freuen. Noch leben die Bonobos hauptsächlich in dem vom Publikum einsehbaren Innengehege. Ihnen ste- hen aber auch ihre Schlafgehege hinter den Kulissen als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung. Der Bau eines Außen- geheges für die Zwergschimpansen, das die Lücke zwischen den Freigehe- gen der Gorillas und der Orang Utans füllen wird, ist bereits in Planung, der Zoo-Verein hat dafür Planungskosten in Höhe von 115.000 Euro übernom- men und beteiligt sich mit weiteren 150.000 Euro an den Baukosten. Ein neugieriger Blick aus Mamas sicheren Armen heraus Foto: Birgit Klee Seltene Menschenaffen und südlichen Landesteile im Süden Tragzeit beträgt 227 bis 277 Tage, Bonobos (Pan paniscus) wurden erst des Kongobogens. Die Flüsse Kongo in der Regel kommt ein Jungtier zur 1929 vom deutschen Zoologen Ernst im Norden und seine Seitenarme Ka- Welt. Das Geburtsgewicht der Neuge- Schwarz beschrieben. Sie sind nicht sai und Sankuru im Süden bilden die borenen beträgt etwa ein bis zwei Ki- etwa eine Unterart des Schimpansen, Grenze ihres Verbreitungsgebietes. Ihr logramm. In den ersten Wochen wird wie man aufgrund der Bezeichnung Bestand im Freiland wird auf 30.000 es von der Mutter ständig vor dem Zwergschimpanse vermuten könnte, bis 50.000 Tiere geschätzt, sie werden Bauch getragen. Mit ungefähr 3 Mo- sondern eine eigene Art. Beide zählen von der IUCN als stark gefährdet ein- naten beginnt es, am Boden krabbelnd innerhalb der Familie der Menschenaf- gestuft. In Zoologischen Gärten sind die Umgebung zu erkunden, immer in fen zur Gattung der Schimpansen (Pan) sie die am seltensten gepflegten Men- Reichweite der Mutter. Gesäugt wird und sind die die nächsten Verwandten schenaffen. der Nachwuchs über zwei Jahre lang, des Menschen. Der Name Bonobo geht Aus Beobachtungen in Menschenob- auch wenn das Junge mit etwa 4 bis 6 vermutlich auf eine falsche Wiederga- hut sind einige Daten über die Fort- Monaten die erste feste Kost zu sich be der am Fluss Kongo gelegenen Stadt pflanzung bei Bonobos bekannt. Ihr nimmt. Geschlechtsreif werden Bono- Bolobo zurück. Der Lebensraum der Sexualzyklus ist zwischen 21 und 55 bos mit etwa sieben bis neun Jahren. In Bonobos liegt in der Demokratischen Tagen lang, die regelmäßig auftretende Zoologischen Gärten können sie über Republik Kongo. Sie bewohnen die Genitalschwellung der Weibchen zeigt 50 Jahre alt werden. tropischen Regenwälder der mittleren deren Paarungsbereitschaft an. Die Eva-Maria Hermann 10 Pinguinal 10 / 1- 2012
Kleiner Pinguin ganz groß Erste natürliche Aufzucht bei den Königspinguinen Schon oft gab es Nachwuchs bei den Königspinguinen, dem Wappentier des Wuppertaler Zoos. Bisher wurden die Küken immer mühevoll von Hand auf- gezogen. Das war eine sehr schöne, aber auch schwierige und aufwendige Aufgabe für die betreuenden Tierpfle- ger/innen. In der alten Anlage war es aufgrund ihrer Beschaffenheit leider nicht anders möglich. Einige Versuche, die Tiere selbst die Eier ausbrüten zu lassen, scheiterten, die Eier bekamen Risse und gingen kaputt. Also ließ man die Eier einige Tage von den Eltern anbrüten und legte sie anschließend in einen speziell hergerichteten Brut- apparat, wo sie ausgebrütet und dann Das rund zweieinhalb Wochen alte Küken wird gefüttert . Foto: Birgit Klee von den Tierpfleger/innen aufgezogen wurden. und die anschließende Aufzucht des – benannt nach Johannes Rau – am 3. Die neue Pinguinanlage bietet hier nun Jungtiers komplett den Pinguineltern Oktober 2011 als erstes Königspinguin- neue, verbesserte Möglichkeiten. Und zu überlassen. Eine sehr gute Entschei- küken in der neuen Anlage. Sofort ver- so entschied man sich im vergangenen dung, wie sich herausstellte! Nach einer langte es die erste Nahrung und machte Jahr erstmals, das Ausbrüten des Eis Brutzeit von 52 Tagen schlüpfte Jorau danach erschöpft ein Schläfchen. Pinguinal 10 / 1- 2012 11
Rasantes Wachstum Mitglieder der Kolonie rührend und manchmal auch energisch um den In der Folge wuchs das Küken deutlich Nachwuchs, den sie abwechselnd füt- schneller als von den Handaufzuchten terten und betreuten. Spannend zu be- bekannt. Fast konnte man ihm beim obachten war es auch, wenn die Eltern Wachsen zusehen. Im Alter von drei ihr Küken quasi an den Flügeln spazie- Monaten war es so groß wie ein Teil ren führten, die ersten Wasserkontakte der erwachsenen Königspinguine, von geknüpft wurden oder das Klettern auf denen es sich noch durch sein braunes dem im Gehege befindlichen Hügel Dunengefieder unterschied. Sein Ge- geübt wurde – alles stets unter ihrer wicht betrug zu dieser Zeit geschätzt Aufsicht. Dies alles auch zur Freude schon etwa 5 Kilogramm. Durch der Zoobesucher, die nun selbst mit seinen dichten, bräunlich gefärbten anschauen konnten, wie das Küken Flaum, den er erst im Alter von etwa 9 heranwuchs. Wobei mancher Gast das Monaten ablegen wird, wirkte er ziem- Jungtier schon als Bär, Affe oder ähn- lich pummelig und groß. liches angesehen hatte. Das Dunen- Viermal am Tag wurden die Eltern kleid ließ den Kleinen eben für viele während der Aufzucht von den Tier- aussehen wie ein dunkles Kuscheltier pflegern gefüttert. Etwa eine Stunde, – nur der Schnabel störte da ein wenig. nachdem die Eltern gefressen hatten, Viele interessante Kommentare von war das Futter im Magen der Eltern- Anfang Januar ist das Küken schon fast so groß wie Besuchern jeglichen Alters ließen sich tiere für den kleinen Pinguin schnabel- die Eltern. Foto: Birgit Klee aufschnappen. So ein Küken ist jeden- gerecht „zubereitet“ und wurde über falls ein Highlight in der Königspin- den spitzen Schnabel in den Schlund seine Eltern auch in ganzer Form zu- guinanlage – und das hoffentlich noch des Kükens gewürgt. Spezielles Futter rück! viele Male! bekamen die Altvögel nicht. Erst als das Küken etwas größer war, wurden Rührende Eltern Birgit Klee kleinere Heringe gefüttert, damit der junge Pinguin diese in ganzer Form zu Von Anfang an kümmerten sich bei- schlucken lernt – denn diese fütterten de Elternteile und sogar auch andere Pikant aber nicht köstlich Entwicklungen in der Zoogastronomie Bereits in der letzten Ausgabe des Pinguinals wurde über die prekäre Situation in Zusammenhang mit der Gastronomie im Zoo selbst und in sei- nem Umfeld berichtet. Ein halbes Jahr später gibt es nun sowohl positive als auch negative Entwicklungen in dieser Angelegenheit. Gastronomische Angebote für jeden Die Waldschänke in ihrem aktuellen Zustand Foto: Barbara Scheer Geschmack im Umfeld des Zoos „Zum alten Kuhstall“ war glücklicher Gäste begrüßen. Zur Neueröffnung des Positiv hat sich das gastronomische Weise nur vorübergehend. Zwar ha- „Kuhstalls“, dessen Gebäude teilwei- Angebot in der Nachbarschaft entwi- ben die Renovierungsarbeiten in dem se bereits aus dem Jahr 1772 stammt, ckelt. Ob bürgerlich bergisch, fern- Traditionshaus am Boettingerweg län- präsentierte sich das Restaurant mit östlich oder auch mediterran und ger als von Besitzer Jens Mühlmeister neuem Mobiliar und neuer Dekoration. lateinamerikanisch: Für (fast) jeden vorgesehen gedauert, doch am 20. No- Trotzdem blieb man dem gewohnten Geschmack gibt es ein Angebot in Zoo- vember war es soweit: Jessica Vaak Charakter treu. Der bergische Dielen- nähe. Die Schließung des Restaurants konnte als neue Pächterin die ersten boden wurde zum Beispiel sorgfältig 12 Pinguinal 10 / 1- 2012
aufgearbeitet. Im Erdgeschoss können Verbesserung der Zoogastronomie resende auslief, hat dieser nicht seine nun 80 Personen bewirtet werden, 100 aufgeschoben Sachen gepackt. Damit geht der lang- zusätzlich im ebenfalls renovierten jährige juristische Streit zwischen dem Saal. Ebenso pikant aber weniger köstlich Pächter BZ Objektbetriebsgesellschaft dagegen die Entwicklung der eigent- mbH & Co KG (BZ OB KG) und der Entwarnung auch aus dem chinesischen lichen Zoogastronomie. Obwohl der Stadt in eine neue Runde. Das Gebäu- Restaurant vis à vis dem Zooeingang. Pachtvertrag der Stadt Wuppertal mit demanagement der Stadt Wuppertal, Die Betreiber haben sich nun doch ent- dem langjährigen Betreiber zum Jah- der Zoo Wuppertal und auch der Zoo- schlossen, die Zoobesucher und andere Gäste auch weiterhin mit Spezialitäten aus der asiatischen Küche zu verwöh- nen. Im Februar wurde der „China Pa- villon“ zudem renoviert und erstrahlt nun in frischem Glanz. Ebenfalls nur ein paar Fußminuten vom Zoo entfernt bietet weiterhin das Restaurant Chica- no im Bahnhof am Zoo eine Küche mit „Italian & Mexican Food“. Da alle drei genannten Lokale in wenigen Schritte vom Zooeingang aus erreichbar sind, bieten sie eine Alternative für Gäste, die den Zoobesuch mit einem leckeren Essen verbinden und nach der Mahl- zeit gestärkt eine Runde durch den Zoo drehen möchten. Wenig einladend präsentiert sich die Zoogastronomie am Blumenrondell. Foto: Andreas Haeser-Kalthoff Pinguinal 10 / 1- 2012 13
Verein hatten im Ablauf des Pachtver- schwierigen Finanzlage der Stadt sind möglich, solange der Rechtsstreit zwi- trags Ende 2011 die Chance für eine erforderliche Investitionsmaßnahmen, schen Pächter und Stadt nicht beigelegt langfristige Verbesserung des gastro- also auch der geplante Neubau eines ist und die Rechtslage ungeklärt bleibt. nomischen Angebots im Zoo gesehen. Selbstbedienungsrestaurants mit Bier- Langfristig ist das schwerste Paket aber Bei diversen Zoo-Rankings hatte der garten im Bereich der heutigen „Wald- ohnehin die dringend notwendige bau- Wuppertaler Tierpark selber in der Ver- schänke“ oberhalb der Arena am Kin- liche Sanierung der „Zoosäle“. Allein gangenheit häufig ganz hervorragend derspielplatz, von der Bezirksregie- die Sanierung des Eingangsgebäudes, abgeschnitten, während die Gastrono- rung zu genehmigen. Der Antrag auf das aus dem Jahr 1880/81 stammt, zur mie nur für Minuspunkte taugte. Freigabe der Investitionsmittel liegt Bestandssicherung dürfte geschätzte 5 der Bezirksregierung nach Aussage des Millionen Euro verschlingen. Und auch das trübt die „Versorgungsla- Gebäudemanagements zwar vor. Eine ge“ für die Zoobesucher: Aufgrund der Entscheidung hierüber ist aber kaum Susanne Bossy Beschäftigung für die Tiere Das Bastelteam sorgt für cherung des Lebensraumes wird auch „Behavioral enrichment“ „Behavioral enrichment“ genannt. Bei der dünnen Personaldecke im Wup- Tiere, die in menschlicher Obhut in pertaler Zoo fehlt es den Tierpflegern Zoos leben, werden optimal versorgt, allerdings häufig an der Zeit, aufwän- bekommen speziell auf ihre Bedürf- dige Geräte herzustellen. Aber es gibt nisse abgestimmte Nahrung und wer- ja den Zoo-Verein und Mitglieder, die den ständig tierärztlich überwacht. Da hier gerne in die Bresche springen. aber das Problem der Nahrungssuche So ganz einfach ist das allerdings nun einmal entfällt, schleicht sich nicht, denn es stellt sich für die Laien mitunter Langeweile in das tierische zunächst einmal die große Frage: Was Leben ein. Deshalb gehören Materi- wird denn überhaupt gebraucht und alien zur Tierbeschäftigung heute zu für welche Tiere? Vom Raubkatzenre- den Dingen, die in den Zoos mehr und vier bekam der Basteltrupp eine Liste. mehr Beachtung finden. Diese Berei- Hängematten aus alten Feuerwehr- schläuchen standen darauf ganz oben. Die Materialien dafür waren vom Zoo schnell beschafft und dann ging es los. Allerdings, so einfach, wie es klingt, Die Leoparden benutzen ihre neue Hängematte gerne. war es dann doch nicht. Die Männer Foto: Barbara Scheer der Truppe haben für die Fertigstel- lung der ersten Matte einen ganzen Der Unterschied zwischen Samstag benötigt, aber dann war das Theorie und Praxis Prunkstück fertig. Währenddessen ha- ben sich die Frauen mit Knoten und Zwei Kokosnusshälften, mit Löchern Näharbeiten beschäftigt. Kamelwolle versehen, die sorgfältig glattgeschlif- wurde in Tücher eingenäht und Bäl- fen wurden (damit sich kein Tier die le daraus hergestellt, Holzstücke mit Pfoten verletzt) hatte sich das Team für Seilen umwickelt und phantasievoll zu die Erdmännchen vorgestellt. Die The- Katzenspielzeug verarbeitet. Die fer- orie: Die beiden Hälften werden mit tigen Dinge wurden freudig im Raub- Löchern, durch die ein Hanfstrick ge- katzenrevier in Empfang genommen. zogen wird, fest verbunden. Es werden Wichtig sind dann natürlich die Rück- Mehlwürmer eingefüllt, die Erdmänn- meldungen der Tierpfleger. Lachend chen rollen die Nuss hin und her, da- berichteten sie, dass die Bälle die Tiere mit die Würmer herausfallen und sind zwar animiert haben, aber nach einer damit lange beschäftigt. Die Praxis: Minute nichts mehr von dem ganzen Die Erdmännchen beißen die Schnur Werk übrig war. Für Großkatzen muss durch, die Kokosnuss klappt auf und Ein alter Feuerwehrschlauch dient einer Löwin als solch ein „Spielzeug“ also wesentlich alles bedient sich! Spielzeug. Foto: Barbara Scheer stabiler sein. Auch für die Menschenaffen wurden 14 Pinguinal 10 / 1- 2012
zunächst Bälle genäht. Die Tierpfleger waren erfreut. Vimoto auch: Er drückte sich den dicksten Ball an die Brust und zog einmal daran. Die Beschäftigungs- dauer für uns lag bei etwa einer Stun- de, das Ergebnis bei Vimoto bei etwa 10 Sekunden! Zwischenzeitlich sind mehrere Hänge- matten entstanden, sowohl für Katzen als auch für Affen, die bei den Tieren ganz gut ankommen. Das Fazit des Bastelns für die Tiere: All diese Dinge machen nur Sinn in Feinabstimmung mit den Zoomitarbeitern. Nur sie kön- nen sagen, was gebraucht wird und wie es aussehen muss. Aus Rückschlä- gen kann man nur lernen. Auch Fra- gen der Lagerung und Aufbewahrung müssen geklärt werden, zum Beispiel Orang Utans beschäftigen sich gerne mit Jutesäcken oder alter Kleidung. Foto: Barbara Scheer bei der Herstellung von Rosinenhöl- zern: Werden sie überhaupt gebraucht? der Tiere entstehen kann. Und wenn man fest, dass nicht nur die Tiere etwas Kann man sie lagern, wenn sie fertig sich dann plötzlich ein Menschenauf- von diesen Aktionen haben. Auch die sind, eventuell sogar einfrieren? Das lauf vor dem Leopardengehege bildet, Besucher erfreuen sich an Tieren, die Bastelteam ist hier auf die Unterstüt- weil sich dort die Leopardin mit allen ihr Leben sichtlich genießen. zung des Zoos angewiesen, damit ein Anzeichen des Wohlbehagens in ihrer fruchtbares Miteinander zum Wohle neuen Hängematte rekelt, dann stellt Barbara Klotz Pinguinal 10 / 1- 2012 15
Pflanzen im Zoo Der Ginkgobaum Japan und China unter dem Namen gilt als lebendes Fossil „pa-kewo“ als Delikatesse verkauft und geschätzt. Ihr Geschmack erinnert Wohl nicht viele Besucher des Wup- an eine rohe Kartoffel, bzw. gegrillt an pertaler Zoos nehmen den wunder- Pistazien. Das helle und harte Holz des schönen Ginkgo-Baum neben dem Ginkgo wird im Fernen Osten zur Her- Aquarium zur Kenntnis. Dabei han- stellung von buddhistischen Schreinen delt es sich um ein besonders gut ge- verwendet. Allerdings wird es auch zu wachsenes, wohl etwa 50 Jahre altes anderen Zwecken eingesetzt und ist bei Exemplar einer Baumart, die als „le- Künstlern zur Herstellung von Schach- bendes Fossil“ unter den Bäumen gilt. figuren und Lackarbeiten sehr beliebt. Er gehört zu den ältesten lebenden Als Schmuck wird die außergewöhn- Pflanzenarten der Erde, es gibt Gink- lich aparte Form der Ginkgo-Blätter zu gogewächse schon seit über 200 Mil- Ginkgoblatt Foto: Annegret Flicker Broschen, Anhängern und Ohrringen lionen Jahren in vielen Gattungen und verarbeitet. Familien. Als einzige Art überlebte der Blätter, die je nach Alter des Baumes Ginkgo biloba, der auch Fächerbaum sehr verschieden geformt sein können. oder Elefantenohrbaum genannt wird. Der Ginkgo ist zweihäusig, das heißt Zwei weitere Ginkgobäume sind in der es gibt männliche und weibliche Bäu- Nähe der Mandschuren- und Weißna- me. Der männliche Ginkgo ist wesent- ckenkraniche zu finden. lich schlanker und wirft im Herbst frü- her sein Laub ab als der weibliche. Da In China beheimatet der Ginkgo im Alter von etwa 20 Jah- ren zum ersten Mal blüht und dadurch Der Ginkgo ist eine in China heimische die typischen Geschlechtsmerkmale Baumart, die in Japan kultiviert wurde sichtbar werden, ist es sehr schwierig, und von dort um 1730 nach Europa die Paare in entsprechender Nähe zu kam, heute aber in der ganzen Welt einander zu pflanzen. angepflanzt wird. Als Park- und Stra- In Ostasien wird der Baum wegen sei- ßenbaum ist er sehr beliebt, da er ge- ner essbaren Früchte sehr geschätzt. gen Abgase und Umweltgifte recht un- Die Samenkapseln des weiblichen empfindlich zu sein scheint. Er ist ein Baumes haben im reifen Zustand das sommergrüner Baum, der im Herbst Aussehen einer Mirabelle, die aller- seine wunderschön goldgelb gefärbten dings einen unangenehmen Geruch Ginkgofrüchte Foto: Annegret Flicker Blätter abwirft. nach Buttersäure verströmen. Die Eine Besonderheit in der Pflanzenwelt Ginkgo-Nüsse werden geröstet oder Bemerkenswerte Bäume sind die 2-lappigen, fächerförmigen auch gekocht verzehrt und werden in Als eines der erstaunlichsten Ginkgo- Exemplare ist der Tempelbaum von Hiroshima bekannt. Es soll als einziges Lebewesen im Umkreis von 2 Kilo- metern den Atombombenangriff im August 1945 überlebt haben. Obwohl der obere Stammteil verbrannt war, habe sich im Frühjahr des folgenden Jahres ein neuer Trieb entwickelt, der wieder – allerdings mit sichtbaren Nar- ben versehen – zu einem großen Baum herangewachsen sei. Er gilt heute als Mahnmal gegen alle Kriege. Der wohl älteste Baum Deutschlands steht in der Nähe von Helmstedt und soll ein Alter von über 250 Jahren haben. Auch Goe- the war schon vom Ginkgobaum beein- druckt. Inspiriert durch die Geteiltheit des Blattes und die Zweihäusigkeit der Art schrieb der Poet ein Liebesgedicht, Ginkgobaum neben dem Aquarium/Terrarium Foto: Annegret Flicker welches er Marianne von Willemer 16 Pinguinal 10 / 1- 2012
widmete. Die Veröffentlichung in der Sammlung „West-östlicher Divan“ trug wesentlich zur Popularität des Baumes in Deutschland bei. Verwendung findet der Ginkgo auch in Medizin und Kosmetik. Seine Blätter kommen als Trockenextrakt zum Ein- satz und sollen die Fließeigenschaft des Blutes verbessern, Gedächtnislei- stung und Lernvermögen erhöhen und somit der Altersdemenz vorbeugen. In der Traditionellen Chinesischen Medi- zin (TCM) werden auch die Wurzeln und Samen des Baumes genutzt und bei verschiedenen Leiden eingesetzt. In der Kosmetik werden Extrakte der Ginkgo-Blätter in Hautcremes wegen der durchblutungsfördernden Wirkung eingesetzt und sollen einer vorzeitigen Hautalterung entgegen wirken. Zum Jahrtausendwechsel wurde der Gink- go biloba vom „Kuratorium Baum des Jahres“ zum Jahrtausendbaum erklärt. Wegen seiner fächerförmigen Blätter wird der Ginkgo auch Fächerbaum genannt. Foto: Annegret Flicker Annegret Flicker Pinguinal 10 / 1- 2012 17
Überraschungs-Eier Schmuggelversuch wie im schlechten Krimi Zoologische Gärten setzen sich seit vie- len Jahren intensiv für den Artenschutz ein und versuchen gezielt, bedrohte Tierarten vor Ort und in menschlicher Obhut zu bewahren. Der Tiergarten Schönbrunn kam im April vergange- nen Jahres fast wie in einem schlech- ten Krimi unfreiwillig in die Situation, sehr seltenen Tieren in seiner Einrich- tung zum Leben zu verhelfen. Was war geschehen? Zollbeamte am Wiener Flughafen untersuchten zwei Herren, die aus Jamaika zurückkamen, und fanden zu ihrer Überraschung 74 sorg- sam in Keksdosen und einer Kokos- nussfigur eingepackte kleine Eier im Gepäck. Seit dem Einfuhrverbot von Vögeln in die EU versuchen Schmugg- Jamaikaamazonen am Futternapf Foto: Tiergarten Schönbrunn, Daniel Zupanc ler immer wieder seltene Tiere einzu- schmuggeln, denn auf dem Schwarz- derem aus der Loro Parque Fundación droht. Das Strafmaß für derartige Fälle markt werden bis zu 1.000 Euro für auf Teneriffa, gelang die Aufzucht der ist leider erschreckend gering. einen solchen Vogel bezahlt. Der Tiere. Schnell war auch klar, dass es Fund wurde in Schönbrunn zunächst sich je zur Hälfte um die seltenen, auf Für viele der geretteten Amazonen ist in Brutapparate gebracht. Was sich in der karibischen Insel Jamaika ende- der Aufenthalt in Wien inzwischen den Eiern verbarg, konnte zu diesem mischen Arten Jamaika- und Rotspie- Vergangenheit. Direktorin Dr. Dagmar Zeitpunkt noch niemand sagen. Drei gelamazonen handelte. Ihr natürlicher Schratter hat sehr richtig entschieden, Wochen später schlüpften aus immer- Lebensraum wird durch das zuneh- nicht alle Tiere in Wien zu belassen, hin 54 Eiern kleine Papageienküken, mende Bevölkerungswachstum und sondern auch junge Zuchtpaare an die zunächst von den Pflegern rund die damit einhergehende Waldrodung andere wissenschaftlich geführte Ein- um die Uhr alle zwei Stunden gefüttert immer weiter eingeschränkt. Woher richtungen abzugeben. Und so hat zum werden mussten – eine tolle Leistung, die gestohlenen Eier auf der Insel ka- Beispiel die Loro Parque Fundación für die man die Vogelpfleger in Schön- men, konnte bisher nicht geklärt wer- mit dem größten Papageienbestand der brunn nur bewundern kann. Mit Hilfe den, und leider ist auch nicht bekannt, Erde jeweils drei Paare erhalten, aber weiterer Papageienexperten, unter an- welche Strafe den beiden Schmugglern auch der Zoo Wuppertal hat ein Paar Rotspiegelamazonen bekommen, das zur Zeit noch hinter den Kulissen ge- pflegt wird. Vor einigen Jahren hatte der Zoo schon einmal zwei Paare Rot- spiegelamazonen aus einer Beschlag- nahmung erhalten – damals wurden die Nestlinge in Pappröhren eingeschmug- gelt. Diese Vögel haben in Wuppertal bereits für Nachwuchs gesorgt. Nun bleibt am Ende dieses Krimis zumin- dest zu hoffen, dass die ihrer natür- lichen Heimat entrissenen Tiere dazu beitragen werden, in Menschenobhut stabile Populationen zu gründen, die mithelfen, das drohende Aussterben dieser beiden Arten zu verhindern. Bruno Hensel Rotspiegelamazonen Foto: Tiergarten Schönbrunn, Daniel Zupanc 18 Pinguinal 10 / 1- 2012
Adieu, Tschuna und Daseep Tigerdamen zogen von Wuppertal nach England um Am 14. Februar 2012 verließen die jungen Tigerdamen Tschuna und Da- seep den Zoo Wuppertal und wurden im Rahmen des Europäischen Erhal- tungszuchtprogrammes in den Dud- ley Zoo nach England gebracht. Über die zwei gemeinsam aufgewachsenen Jungtiere, die inzwischen ihre eigene kleine Fan-Gemeinde haben, wurde im sogenannten Tschuna-Blog im Internet regelmäßig berichtet. Birgit Klee und Barbara Scheer, die das Internettage- buch über die Tigermädchen gemein- sam mit Thomas Masuhr eingerichtet haben, beschreiben im Pinguinal ih- Amurtiger Tschuna (links) und Sumatratiger Daseep (rechts) Foto: Birgit Klee ren ganz persönlichen Abschied von Tschuna und Daseep. Tigerfreundinnen. Und so erfreute schon die Aufregung ansehen. Alle man sich bis in den Februar hinein an ihre bekannten Tierpfleger, sogar Da- Langer Abschied mit Happy End Tobe-Spielen, faulenzenden Tigern, seeps „Pflegemama“ Kerstin Finze aus von Birgit Klee „Schmusetigern“ am Gitter und, als Frankfurt, waren gekommen. Auch die es kalt wurde, an der Entdeckung der Mitwirkenden des Tschuna-Blogs, die Schon im Herbst 2011 war der Um- kleinen Eisfläche im Gehege, die so die Tigerkinder die ganze Zeit beglei- zug der Tigerdamen Tschuna und manchen Ausrutscher verursachte. tet hatten, waren in der Nähe, um sich Daseep mehr oder weniger geplant. Doch auch die Tiger schienen zu mer- zu verabschieden. Da gab es auch die Wobei eine Planung mit Tieren gene- ken, dass sich etwas verändern wird. eine oder andere Träne. An einem ne- rell nicht immer ganz einfach ist. Da Einige Besucher kamen in den letzten beligen Wintertag war es dann soweit. kann sich so ein Umzug halt schon mal Wochen relativ oft und holten sich am Es war fast wie bei Janoschs kleinem hinziehen. Für die Zoobesucher und Schnupper-Gitter einen Tigergruß, der Tiger: Kleine Spritze, blauer Traum die Fans der in Wuppertal beliebten ja immer der letzte hätte sein können. und die Tiger waren in ihren Transport- Tigerkinder, die durch ein ähnliches Manche Kinder brachten sogar extra kisten zur Abfahrt bereit. Alles klappte Schicksal zusammen gefunden hatten, ihre Stofftiger zum Anlocken der Tiger wunderbar, sie kamen gut an und alles war es noch eine aufregende Zeit. Bei an die Scheibe mit. ist gut. Sie sind nun zwei große und jedem Besuch dachte man, es wäre der Einen Tag vor der tatsächlichen Ab- wirklich wunderschöne Tigerdamen, letzte Blick auf die gar so verspielten reise konnte man Tschuna und Daseep die ihre Heimat jetzt in England haben. Durch den Kontakt zu den englischen Tierpflegern ist man auch immer infor- miert, wie es den beiden Tigerstars aus dem Wuppertaler Zoo geht. Sie haben es in Dudley gut getroffen und es wird ihnen dort genauso gut gehen wie bei uns. Good bye Tschuna and Daseep! Abschied von den Tigern Tschuna und Daseep von Barbara Scheer Am 22. August 2010 wurde die Sibi- rische Tigerin Tschuna in Wuppertal geboren. Nachdem bei ihrer Mutter Mymoza der Milchfluss versiegte, wurde sie von den Pflegern von Hand aufgezogen. Nach rund zwei Monaten erhielt sie Gesellschaft von der Su- matratigerin Daseep aus dem Frank- Die Wuppertaler Raubtierpfleger und ihr Kollegin aus Frankfurt (links) nehmen Abschied. Foto: Barbara Scheer furter Zoo, die ein ähnliches Schicksal Pinguinal 10 / 1- 2012 19
erlitten hatte. Von Anfang an klappte Trennung von ihren beiden Schützlin- ner begeistert begrüßten und sie – wie die außergewöhnliche Wohngemein- gen sehr schwer, auch wenn von An- auch die Wuppertaler – sofort in ihr schaft gut. Die Tiere spielten, kämpf- fang an feststand, dass Tschuna und Herz schlossen. ten und kuschelten und wuchsen somit Daseep eines Tages den Zoo verlassen artgerecht auf. Mit ihren spielerischen müssen. Zu Handaufzuchten hat man Kämpfen erprobten sie ihre Kraft und einfach ein viel innigeres Verhältnis. Der Tschuna-Blog wird mit Tschu- Geschicklichkeit und machten sich so Da tröstet auch nicht die Aussicht nas Erlebnissen in England fortge- fit für ihr späteres Leben. Und auch darauf, dass Mymoza vielleicht bald setzt. Und auch Daseep soll einen im Winter ließ sich Daseep nicht da- wieder Nachwuchs bekommt. Die bei- eigenen Blog bekommen. Tschu- von abbringen, ihrer Freundin Tschu- den Tigerinnen kamen am 15. Februar nas und Daseeps Schicksale kön- na selbst bei Schnee und Eis in das nach 24-stündiger Reise wohlbehalten nen damit auch weiterhin im Inter- Außengehege zu folgen. Wie die Si- in Dudley an, wo sie ohne Anzeichen net verfolgt werden. birische Tigerin entwickelte sie ein von Stress sofort ihre neue Anlage in- dichtes Fellkleid, so dass sie den Win- spizierten und ausgiebig miteinander Der Tschuna-Blog ist unter neuer ter völlig unbeschadet überstand. spielten, sehr zur Begeisterung ihrer Adresse erreichbar: Nachdem Daseep zu Tschuna ins Ti- neuen Pfleger. Bereits am 20. Februar gertal gezogen war, wurde der direkte wurden sie dem englischen Publikum www.tschuna-online.com Kontakt zu den Tieren auf ein Mini- vorgestellt, die ihre neuen Zoobewoh- mum reduziert. Etwa ab Ostern 2011 betraten die Pfleger das Gehege von Tschuna und Daseep nicht mehr zu- sammen mit den Tieren. Doch auch mit zunehmendem Alter vergaßen die Tiere nicht die Menschen, die sie lie- bevoll aufgezogen hatten. Wann im- mer sie einen ihrer Pfleger entdeckten, kamen sie angelaufen, schmusten mit ihnen am Gitter und gurrten dabei vor Vergnügen. Besonders Daseep entwi- ckelte dabei sängerische Qualitäten. Auch die Besucher waren begeistert von der Anhänglichkeit der beiden Handaufzuchten. Am Lochgitter im unteren Teil der Anlage nutzen viele die Gelegenheit, mit den zutraulichen Tieren Kontakt aufzunehmen. Dabei zeigte sich, dass sich die jungen Tiger besonders für kleine Kinder begeister- ten. Aber auch erwachsene Besucher, die regelmäßig ins Tigertal kamen, be- grüßten die beiden freundlich an den großen Scheiben. Mit rund einem Jahr sollten Tschuna und Daseep im Rahmen des Europä- ischen Erhaltungszuchtprogrammes in den englischen Zoo Dudley umziehen. Dudley züchtet schon seit Jahrzehnten erfolgreich Sumatratiger und benöti- gte wieder ein neues Zuchtweibchen. Da Tschuna und Daseep noch nicht geschlechtsreif sind, kamen sie am 14. Februar gemeinsam nach Dudley, wo sie noch ungefähr ein halbes Jahr zusammenbleiben können. Danach soll Daseep in Dudley für Nachwuchs sorgen, während Tschuna weiter in einen anderen Zoo reisen soll. Dem Wuppertaler Raubkatzenteam fiel die Adieu, Tschuna und Daseep! Foto: Barbara Scheer 20 Pinguinal 10 / 1- 2012
Tiergeburten Jungtiere im Zoo leben im Südosten Asiens, auch auf zeichnung verdanken die Tiere ihren den Inseln Sumatra und Borneo. Ihr Namen. Sie sind damit im Geäst der Lebensraum sind die tropischen und Bäume bestens getarnt. Die eleganten subtropischen Wälder. Sie sind eben- Tiere gehören zu den besten Kletterern falls in hohem Grasland und Mangro- unter den Katzen. Ihre langen Krallen vensümpfen zu finden. Das Fell der und der lange Schwanz geben Halt und schönen Großkatzen weist auf beiger Balance. Leider gehören diese beein- bis grau-brauner Grundfarbe große, druckenden Raubkatzen zu den ge- unregelmäßige schwarze oder braune fährdeten Tierarten. Zum Einen wird Flecken auf, die nach innen blasser ihr Lebensraum fortschreitend zerstört. werden. Dieser „vernebelten“ Fell- Zum Anderen werden sie wegen ihres Junge Elefantenspitzmaus Foto: Barbara Scheer Auch wenn wie üblich im Winterhalb- jahr weniger Jungtiere als im Früh- ling und Sommer zur Welt kommen, so konnten sich der Wuppertaler Zoo und seine Besucher doch wieder über einige Geburten in den vergangenen Monaten freuen. Bereits Ende letzten Jahres haben zwei Elefantenspitzmäu- se, ein männliches Guanako, ein Ze- braweibchen sowie eine Goldbauch- mangabe das Licht der Welt erblickt. In den ersten Tagen des neuen Jahres kamen eine Elenantilope, zwei Elefan- tenspitzmäuse, sechs Pekaris, ein wei- teres Zebraweibchen und ein Bartaffe zur Welt. Zebrajungtier Foto: Barbara Scheer Nebelparderjungtier Ambeke Am 30. August 2011 wurde bei den Nebelpardern ein weibliches Jungtier mit dem Namen Ambeke geboren. Da Nebelparder in Zoos als schwierige Pfleglinge gelten und gerade im Wup- pertaler Zoo weibliche Tiere bislang eher selten geboren wurden, war die Freude natürlich groß. Nebelparder Pinguinal 10 / 1- 2012 21
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