PISA, VERA & Co.: Messen, testen ... und was dann? - Recht für Lehrer
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Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz 03.06.2014 / 65. Jahrgang Mehr Gerechtigkeit wa(a)gen. Damit Lehrer nicht sitzen bleiben. PISA, VERA & Co.: Messen, testen ... und was dann? n 5 x 1 %: Ausgleich des Rückstands? n Ganz privat: Es gibt nicht nur Schule! n Schulsozialarbeit
–– Magazin Inhalt – – Kommentar 3 Magazin Aktuell 4 6 ––– dbb-Landesgewerkschaftstag 2014 ––––– Thema 8 kontrovers 14 Personalräte & Co 16 Studium & Seminar / AdJ 17 Seniorinnen & Senioren 18 Recht & Beratung 19 Personalia 21 VBE-Bund 22 Regionale Termine 23 Aus den Kreisverbänden 24 Termine in den Kreisverbänden 26 Infos & Technik 27 Wir gratulieren 29 Kurz vor Schluss ... 30 Impressum 03. Juni 2014, 65. Jahrgang Herausgeber Verband Bildung und Erziehung (VBE), Landesverband Rheinland-Pfalz Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz Telefon: 0 61 31-61 64 22, Telefax: 61 64 25 info@vbe-rp.de Schlagabtausch bei 5 x 1 % Redaktion dieser Ausgabe: Hjalmar Brandt (verantwortlich) br h.brandt@vbe-rp.de B tag eim diesjährigen Landesgewerkschafts- des dbb am 06. und 07. Mai in Mainz Beim dbb-Landesgewerkschaftstag 2014 stellte der VBE Rheinland-Pfalz mit 21 Delegierten die Dr. Markus Bachen mb kam es zu einem Schlagabtausch mit Minister- größte Delegation unter den Fachgewerkschaf- (Veranstaltungen / Regionales) m.bachen@vbe-rp.de präsidentin Malu Dreyer. ten. Der VBE ist also nicht nur mit Abstand die Sabine Drechsler sdr größte Lehrergewerkschaft im dbb, sondern (Studium / Seminar / AdJ) s.drechsler@vbe-rp.de / adj@vbe-rp.de An die Adresse der Landesregierung gerichtet auch die größte Fachgewerkschaft überhaupt. sagte die neu gewählte dbb-Landesvorsitzende Für den VBE nahmen teil (auf dem Foto von Marlies Kulpe mkl (Bildungspolitik / Rubriken) Lilli Lenz: „Das bloße Lüften des „5 x 1 %“-Be- links): Konrad Ochsenreither, Niels Möhn, Bar- m.kulpe@vbe-rp.de soldungsdeckels ab 2015 ist uns zu schwam- bara Mich, Wolfram Geib, Boris Wroblewski, Sa- Klaus Schmidt kfs mig. Es fehlen echte Zahlen. Was nutzt den Kol- bine Mages, Gerhard Walgenbach, Marlies Kul- (Reportage / Berufspolitik / Zum Schluss) k.schmidt@vbe-rp.de leginnen und Kollegen eine nebulöse Perspek- pe, Sabine Drechsler, Stephan Schilling, Iris Se- Frank Handstein fh tive, wenn sie seit Jahren doppelt belastet grodnik, Gerhard Bold, Tammo Scherr, Lars (Reportage / Recht) f.handstein@vbe-rp.de werden: erstens abgespeist mit inflationsberei- Lamowski, Hubertus Kunz, Heribert Meyer, nigten Minusrunden in der Bezahlung und Bernd Kuha, Heribert Stein und Alexander Sabine Asal sa (Referentin für Mitgliederentwicklung) zweitens zur Kasse gebeten als Steuerzahler Stepp. s.asal@vbe-rp.de für prekäre Prestigeprojekte der Regierung?!“ Fotos/Grafik: Lilli Lenz fordert deshalb: Der 5 x 1 %-Deckel Die dbb-Delegierten wählten erneut mit 84 Pro- Jan Roeder: Titel, 3, 5, 8, 9, 10, 13, 15, 16 Sibylle Ostermann: 11 muss weg – und zwar konkret. zent der Stimmen den VBE-Landesvorsitzenden INCENT4U: 12 Uwe Franke: 23 (oben) Gerhard Bold in eigenem Wahlgang zum stell- Mira Futasz: 23 (unten) Helmut Endres: 24 vertretenden dbb-Landesvorsitzenden. Walter Bach: 25 n RED Hjalmar Brandt: 2, 7, 21, 30 VBE-Archiv: 24 Unser Rätsel aus Heft 05/2014: Die RpS erscheint elfmal im Jahr. Für VBE-Mitglieder ist der Bezugspreis durch den Hier ist die Auflösung Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nichtmitglieder bestellen beim Verlag zum Preis von 4,80 Euro 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 W A C H K N A C K I F L E I S C H vierteljährlich einschließlich Vermittlungsgebühren. 11 R H A B L E T P E 12 13 14 15 Redaktionsschluss 10.06.2014 für Heft 07/2014. A C G A O R 16 S S P E U E R N O T I C I O W G A E I R L I WA S H A L T E N S I E 17 18 19 20 21 Den Inhalt namentlich gezeichneter Artikel K U S I N E V S T S L U X verantworten deren Verfasser. V ON R I C H A R D 22 23 24 N O R D P O L R N R Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion 25 I C 26 H W A L 27 R U I N E B und Quellenangabe zulässig. Für unverlangt D 28 E I D 29 M U T A N 30 D I W A 31 N eingesandte Manuskripte besteht keine Gewähr. 36 E 37 X 38 E P 39 40 32 A D 33 D 34 G D 41 35 N A WA GN E R ? „ I C H L I E B E E H E R N F A S S I A P C Gesamtherstellung, Anzeigenverwaltung 42 43 H E L I E L A N B A C H Gebrüder Wilke GmbH, Druckerei und Verlag Oberallener Weg 1, 59069 Hamm 44 49 E 50 45 S L E 51 46 I N 52 53 L 47 G 48 54 E S 55 T S E I N E S T E I NO F E N - E-Mail: info@wilke-gmbh.de 56 I E I N R 57 N O T F 58 R O S E 59 60 ISSN: 1869 3717 61 N S T A 62 R N G 63 Z W E P I 64 E I 65 R S I Z 66 M I L E Z F P I Z Z A !“ „ W I R ME L D E N 67 68 69 T E E U T R A L L Y E F Die nächste RpS erscheint U N S !“ 70 71 72 73 D E I N T R O N C A T E A M am 03.07.2014. O 74 L 75 A N G U E 76 H 77 U M O 78 R N 79 80 81 M A L Z E I S V O G E L S O R T E 2 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
– VBE kompakt – Magazin – – Gemeinsam in eine neue Runde VBE bereitet Rheinland-pfälzischen Der Landesgewerkschaftstag von dbb und tarif- Lehrertag 2014 vor union des Landes Rheinland-Pfalz stand unter Am 30. September 2014 findet an der dem Motto: Ohne uns geht‘s nicht. Diese Bot- Universität Trier der Rheinland-pfälzi- schaft erreichte Ministerpräsidentin Malu sche Lehrertag 2014 statt. Er wird vom Dreyer in besonderer Weise. Alle Delegierten VBE Rheinland-Pfalz veranstaltet und ist ganz der Inklusion gewidmet, unter hatten geduldig auf ihren Plätzen ausgeharrt, dem Motto „Herausforderung Inklusi- um die politische Abrechnung der mit riesigem on – Bildungschancen gerecht gestal- Erfolg wiedergewählten Landesvorsitzenden ten“. Das einleitende Referat hält der Lilli Lenz live mitzuerleben. Und Lilli Lenz spar- bundesweit renommierte Pädagoge te nicht! Prägnant und zielsicher konfrontierte Hans Wocken aus Hamburg. In insge- sie die Regierungschefin mit den Sünden der samt 15 Workshops erwartet die Teil- letzten fünf Jahre: Ungerechtigkeit und man- nehmerinnen und Teilnehmer ein brei- gelnde Wertschätzung des Personals standen tes und differenziertes Angebot für die im Mittelpunkt. Perspektiven für qualifizierten Umsetzung der Inklusion an den rhein- Nachwuchs? Fehlanzeige. Stückwerk auf brei- land-pfälzischen Schulen. Anmeldun- tester Front! gen zum Rheinland-pfälzischen Leh- rertag 2014 über die VBE-Landesge- schäftsstelle (Info siehe Rückseite). Das musste die Ministerpräsidentin denn auch Gerhard Bold aushalten. Helfen konnte ihr dabei auch nicht Ist der VBE die vage Aussage, ab 2015 die ungerechte De- gesamte Strukturentwicklung der Schulland- undemokratisch? ckelung der 5 x 1 %-Strategie verlassen zu wol- schaft abgebildet sein soll. Darüber hinaus Im Zuge der Änderung des Schulgeset- len. Alle Delegierten verlangten schon 2014 die müssen sich die Inklusion und deren prakti- zes werden auch die Beteiligungsrech- volle Übertragung der Tarifergebnisse auf die sche Umsetzung im neuen Gesetz niederschla- te von Eltern und Schülern gestärkt, in- Beamtinnen und Beamten. gen. Der VBE glaubt, dass es Jürgen Kettner dem in der Gesamtkonferenz eine ein- vernehmliche Mitbestimmung durch seine verbindliche Art schaffen wird, alle verankert wird. Der VBE hat bereits im Bleibt zu hoffen, dass die Ministerpräsidentin Kolleginnen und Kollegen aus den verschiede- Vorfeld der Schulgesetz-Novelle Skep- auch tatsächlich Wort hält! Der VBE wird sorg- nen Lehrerverbänden im dbb in dieser Frage zu sis gegenüber diesem Vorhaben geäu- fältig darüber wachen und sich immer wieder einen. Schließlich geht es um die Zukunft un- ßert. Eltern haben damit als schulpäda- rechtzeitig in Erinnerung bringen. Und die Pro- serer Kinder und die Anerkennung und Wert- gogische Laien die gleichen Entschei- zesse werden weitergeführt. schätzung geleisteter Lehrerarbeit. dungsbefugnisse in den Schulgremien wie die pädagogischen Profis mit lan- Maßgeblich hatte sich der VBE diesmal bei der Zu Hilfe kommt ihm dabei eine Gerichtsent- ger wissenschaftlicher Ausbildung und Vorbereitung und Durchführung des Gewerk- scheidung, die den Bachelor als Abschluss ei- (oft) jahrzehntelanger Berufserfahrung. schaftstages aktiv eingebracht. Mit Sabine ner Lehrerausbildung für wertlos erklärt hat. Nach Auffassung des VBE richtet sich Drechsler und Marlies Kulpe stellte er zwei Zwangsläufig bedeutet dieser Gerichtsbe- diese Skepsis nicht gegen mehr De- mokratie in der Schule, es ist vielmehr Schriftführerinnen, die den Verlauf und alle Be- schluss, dass die neue Form der Lehrerbildung eine Entscheidung für den Erhalt päd- schlüsse sorgfältig aufnahmen und überzeu- ohne Wenn und Aber mit dem Master an der agogischer Professionalität in den ent- gend dokumentierten. Eine Präzisionsaufgabe, Universität enden muss. Alles andere bliebe scheidenden Schulgremien. Bei der nach der man sich eher nicht drängt. Beiden Stückwerk und würde den Kindern und ihrer Anhörung im Landtag Rheinland-Pfalz Kolleginnen statte ich meinen besonderen Ausbildung nicht gerecht. Mitte Mai ist dem VBE deshalb u. a. Dank ab. von den GRÜNEN undemokratisches Es gibt genug zu tun für Jürgen Kettner in sei- Bewusstein vorgeworfen worden. Im Vorfeld des Gewerkschaftstages einigten ner neuen Aufgabe. Dazu wünschen wir dem Wie sehen das die VBE-Mitglieder? Bit- sich die Lehrerverbände im dbb, den Kollegen Kollegen viel Erfolg! te schreiben Sie uns an info@vbe.de Jürgen Kettner als Kandidaten aller Lehrerge- werkschaften für die Landesleitung zu unter- Gefreut hat es mich persönlich, dass mir der Die aktuelle Zahl: Immer stützen. Das Wahlergebnis bestätigte die abso- Landesgewerkschaftstag mit einem Wahler- weniger Auszubildende lute Verlässlichkeit des VBE. Der Kollege aus gebnis von 84 % der abgegebenen Stimmen ei- Im Jahr 2013 schlossen in Rhein- dem vLw wurde mit einer beachtlichen Stim- nen hohen Vertrauensbeweis für meine Arbeit land-Pfalz 26.493 Jugendliche einen menzahl gewählt. in den letzten fünf Jahren erwiesen hat. Das Vo- Ausbildungsvertrag im dualen System tum ist für mich Ansporn, mein Engagement für ab. Das waren 1.515 weniger als im Vorjahr (minus 5,4 Prozent) und damit Kettners Wahl fällt in eine sehr ereignisreiche mehr soziale Gerechtigkeit unter den Lehrerin- so wenige wie seit fast zwanzig Jahren Zeit. Auf der einen Seite geht es um die gleich- nen und Lehrern konsequent fortzusetzen. nicht mehr. Einen ähnlich geringen wertige Arbeit aller Lehrerinnen und Lehrer, auf Wert gab es zuletzt im Jahr 1994. der anderen Seite um eine zukunftsorientierte Auf diesen VBE wird auch in Zukunft Verlass Maßgeblich für diese Entwicklung ist Lehrerbildung. Erstmals in der Geschichte des sein! neben demografischen Ursachen vor Landes Rheinland-Pfalz soll der Landtag ein allem ein geändertes Bildungsverhal- Lehrerbildungsgesetz beschließen, in dem die n Gerhard Bold ten. (Quelle: Statistisches Landesamt VBE-Landesvorsitzender Bad Ems) Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 3
– Magazin – Studie: Inklusion kommt voran I n Deutschland steigt einer Studie zufolge der Anteil der Schüler, bei denen ein besonderer Förderbedarf der Stiftung, Jörg Dräger. „Von einem Systemwandel kann hier noch nicht die Rede sein, denn das Doppelsystem festgestellt wird. In den vergangenen fünf Jahren sei der aus Regel- und Sonderschulen bleibt bestehen.“ Blieben Anteil auf 6,6 Prozent (2008/09: 6,0 Prozent) gestiegen, aber die Ressourcen in den Förderschulen gebunden, sei ergab eine am 9. April veröffentlichte Analyse der Bertels- die Inklusion an den Regelschulen ernsthaft gefährdet. mann Stiftung. Im gleichen Zeitraum kam aber auch die Bundesweit gibt es der Studie zufolge große regionale Inklusion voran, also das gemeinsame Lernen von Schü- Unterschiede bei der Inklusion. So wird bei den Schülern lern mit und ohne Behinderung. Von den Kindern mit be- in Mecklenburg-Vorpommern anteilig doppelt so oft För- sonderem Förderbedarf gehen inzwischen 28,2 Prozent derbedarf festgestellt wie in Rheinland-Pfalz (10,1 gegen- zu regulären Schulen, gegenüber 18,4 Prozent vor fünf über 5,1 Prozent). Und in Bremen besuchen demnach Jahren. Zugleich blieb der Anteil der Kinder an speziellen viermal so viele Schüler mit Behinderung eine reguläre Förderschulen aber konstant bei 4,8 Prozent. „Der An- Schule wie in Niedersachsen (63,1 zu 15 Prozent) stieg der Schüler mit besonderen sonderpädagogischen Bedarfen deutet einen bisher verdeckten Förderbedarf Internet: an, für den jetzt zusätzliche personelle und finanzielle n Bertelsmann Stiftung: http://dpaq.de/I2RvK Ressourcen benötigt werden“, sagte der Bildungsexperte n dpa Studenten rufen zum „Bildungsstreik 2014“ auf S tudenten aus 13 Bundesländern wollen mit einem „Bildungsstreik 2014“ in den nächsten Monaten auf in Halle. Zunächst seien noch im Mai dezentrale Protestaktionen die finanziell kritische Lage an den Hochschulen aufmerk- an den Hochschulstandorten geplant. Am 20. Juni soll es sam machen. In ganz Deutschland sollen Protestveran- Demonstrationen in Frankfurt/Main und Leipzig geben. Im staltungen organisiert werden. „Wir wollen auf die Straße Herbst wollen die Studenten dann in Berlin protestieren. gehen, um politischen Druck gegen die permanenten Kür- Das Bündnis fordert, dass sich der Bund an der Grundfi- zungen im Hochschulbereich aufzubauen“, sagte Clemens nanzierung der Hochschulen beteiligt. Notwendig hierfür Wagner, Sprecher des „Aktionsbündnis – Perspektiven ge- sei eine Grundgesetzänderung, um das Kooperationsver- stalten“, nach einer bundesweiten Studenten-Konferenz bot von Bund und Ländern in der Bildung aufzuheben. n dpa Debatte um Gymnasialbesuch von geistig Behindertem I n Baden-Württemberg ist ein neuer Schulstreit aus- gebrochen: Auslöser ist der Wunsch eines geistig Freunden aus der Grundschulzeit zusammenbleibt. Die Schule argumentiert, es gebe nicht die nötigen Rahmen- behinderten Schülers, zusammen mit seinen Freunden bedingungen für den gemeinsamen Unterricht mit geistig ein Gymnasium zu besuchen. Die Chance des Jungen mit Behinderten. Körperlich Behinderte würden dort bereits Downsyndrom, auf die Wunschschule seiner Eltern zu unterrichtet. Lehnen die Eltern die Alternativen ab, ist das kommen, ist ungewiss: Die Schulkonferenz des Gymnasi- Ministerium am Zug. ums in Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis habe einen ent- sprechenden Schulversuch abgelehnt, teilte das Kultus- Internet: ministerium am 11. April mit. Auf einer Bildungswegekon- n U N-Behindertenrechtskonvention: http://dpaq. ferenz soll das Schulamt mit allen Beteiligten Alternativen de/8gQ14 erörtern. Indes unterzeichneten bis zum 16. April fast n Petition: http://dpaq.de/LDkgi 18.000 Menschen eine Online-Petition, die den Gymnasi- n Gegenpetition: http://dpaq.de/IGAnY alwunsch des Elfjährigen unterstreichen soll. Die Eltern n PM Kultusministerium: http://dpaq.de/ae07J des Jungen möchten erreichen, dass ihr Sohn mit seinen n dpa Bundesgericht: Kein Anspruch auf Ethik als Schulfach E ltern haben keinen grundgesetzlichen Anspruch auf die Einführung eines Ethikunterrichts für ihre kon- fessionslosen Kinder. Das hat das Bundesverwaltungsge- richt in Leipzig am 16. April auf die Klage einer dreifachen 4 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
– Magazin – Mutter hin entschieden (Az: BVerwG 6 C 11.13). Die Vorinstanzen ab. Das Grundgesetz garantiere und schütze 42-Jährige aus Freiburg im Breisgau kündigte nach der den Religionsunterricht in besonderem Maße, schreibe Urteilsverkündung an, vor das Bundesverfassungsgericht aber das Fach Ethik nicht vor. Deswegen gebe es keinen in Karlsruhe ziehen zu wollen. Die Klägerin hatte vom Verstoß gegen das ebenfalls in der Verfassung verankerte Land Baden-Württemberg verlangt, Ethik ab Klasse 1 als Gleichheitsgebot. Alternative zum Religionsunterricht anzubieten. Ihre Kin- der, die keinem christlichen Glauben anhängen, würden Internet: sonst benachteiligt. Das sahen die Bundesverwaltungs- n Mitteilung des Gerichts: http://dpaq.de/CebSW richter anders. Sie wiesen die Klage wie schon die beiden n Studie der Uni Koblenz: http://dpaq.de/SAlib n dpa Zehnjahresbilanz: Gesamtschule statt Hauptschule D vergangenen ie Schullandschaft in Deutschland hat sich in den zehn Jahren stark verändert: Es gibt Realschulen wurden um 16 Pro- zent weniger. Deutlich gewach- deutlich weniger Hauptschulen, dafür aber mehr Gesamt- sen ist hingegen die Zahl der In- schulen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in tegrierten Gesamtschulen: plus Wiesbaden am 24. April berichtete. Einen Boom erleben 51 Prozent. Es gibt 22 Prozent die Waldorfschulen. Im Schuljahr 2012/2013 existierten in mehr freie Waldorfschulen und den 16 Bundesländern etwa 34.400 allgemeinbildende 14 Prozent mehr Schularten mit Schulen. Das waren 15 Prozent weniger als vor zehn Jah- mehreren Bildungsgängen. „Die ren. Der Grund: Es gibt immer weniger Schüler. Die Ge- Neustrukturierungen der Schul- samtschülerzahl schrumpfte binnen zehn Jahren um 13 landschaft“, von denen das Sta- Prozent – „insbesondere aus demografischen Gründen“, tistische Bundesamt spricht, wie Destatis-Mitarbeiterin Andrea Malecki erklärte. Die sind auch an den Schülerzahlen Neue Perpektiven der Schulentwicklung Verkürzung des Gymnasiums in vielen Ländern verstärkte ablesbar: So besuchten im Schuljahr 2012/2013 insge- den Effekt. samt 36 Prozent mehr Schüler den Sekundarbereich II als So wurden in den vergangenen zehn Jahren 6.100 Schulen vor zehn Jahren. in Deutschland geschlossen. Doch von den Schließungen waren die verschiedenen Schulformen unterschiedlich Internet: stark betroffen: Schulartenübergreifende Orientierungs- n Mitteilung zu Schulen: http://dpaq.de/YYr1C stufen gibt es nur noch halb so viele wie vor zehn Jahren; n Broschüre „Schulen auf einen Blick“: http://dpaq.de/ die Zahl der Hauptschulen ging um 37 Prozent zurück, die fKrN7 n dpa Fahrt zur Waldorfschule wird nicht ganz bezahlt W Entscheidung aldorfschülern in Rheinland-Pfalz muss laut einer des Verwaltungsgerichts Trier die gelegenen Realschule Plus zugesagt. Deshalb klagten die Eltern vor dem Verwaltungsgericht. Es entschied, dass die Fahrt zur Schule nicht komplett bezahlt werden. Im kon- Familie keinen Anspruch auf die volle Kostenerstattung kreten Fall hatten die Eltern eines Mädchens aus der Eifel habe, wie aus dem am 24. April veröffentlichten Urteil geklagt, das auf eine freie Waldorfschule in Trier geht. Die hervorgeht (Az: 5 K 1627/13.TR). Gegen das Urteil können Stadt hatte nur die Übernahme der Kosten bis zur näher die Eltern Berufung einlegen. n dpa Kein Gesichtsschleier auf der Schulbank E ine muslimische Schülerin darf im Unterricht an ei- ner bayerischen Schule keinen Gesichtsschleier tra- tion im Unterricht zwischen Lehrer und Schülern. Die jun- ge Frau war zu Beginn des laufenden Schuljahres in eine gen. Dieses Verbot schränke das Recht auf freie Religi- staatliche Berufsoberschule aufgenommen worden. Ihre onsausübung nicht in unzulässiger Weise ein, entschied Aufnahme wurde aber widerrufen, nachdem sie sich ge- der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in einem am 25. weigert hatte, ohne Gesichtsschleier (Niqab) am Unter- April veröffentlichten Beschluss. Das Hauptargument der richt teilzunehmen (Az: 22.4.2014, Az. 7 CS 13.2592). Richter: Der Gesichtsschleier, der nur die Augen freilässt, behindere die ständige – auch nonverbale – Kommunika- n dpa Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 5
– Aktuell – Besoldungspolitik: dbb Rheinland-Pfalz fordert Ausgleich des Rückstands M 2014 it insgesamt knapp 100 Millionen Euro Steuerplus und 2015 können Landesregierung und Besol- Lilli Lenz: „Geld ist da und fließt voraussichtlich weiter in beträchtlichem Umfang zu. Nun muss ein deutlicher Zug dungsgesetzgeber in Rheinland-Pfalz nach Meinung der nach oben her, mit unkonkreten Ankündigungen lässt sich dbb-Landeschefin Lilli Lenz einiges tun, um den insbeson- das Personal im öffentlichen Dienst nicht abspeisen.“ dere durch den „5 x 1 %“-Deckel auf Besoldung und Ver- sorgung im Landes- und Kommunaldienst entstandenen Die staatlichen und kommunalen Dienstherren in Rhein- Einkommensrückstand des Personals im öffentlichen land-Pfalz müssen aus dbb-Sicht in Zeiten des demografi- Dienst endlich zu kurieren. schen Wandels umsteuern in Richtung offensive Personal- gewinnung auf der Grundlage attraktiver Beschäftigungs- Mit Blick auf aktuelle Zahlen der amtlichen Steuerschät- bedingungen. Es geht nicht an, immer mehr Aufgaben zung sagte die dbb-Landeschefin Lilli Lenz: „Jetzt kommt immer weniger und vergleichsweise schlechter bezahltem es darauf an, dass sich die Dienstherren und öffentlichen Personal aufzubürden. Arbeitgeber auf die Pflichtaufgabe ‚Faire Bezahlung der ei- genen Mannschaft‘ besinnen. „Die Landesregierung sieht bescheidene Spielräume. Sie hat angekündigt, diese für eine bessere Beamtenbesol- Wir fordern die 1:1-Übernahme des Tarifergebnisses für den dung ab 2015 zu nutzen. Aus einem Prozent dann aber viel- öffentlichen Dienst der Länder auf Beamtenbesoldung und leicht nur 1,2 Prozent zu machen, wäre ein Hohn. Deshalb -versorgung in Rheinland-Pfalz. Das wäre ein erster Schritt wollen wir jetzt eine Anpassung in Höhe des nächsten Ta- zur von Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf unserem Lan- rifabschlusses in Aussicht gestellt bekommen. desgewerkschaftstag selbst angekündigten Abkehr vom ‚5 x 1-Prozent-Deckel‘ “. Außerdem muss die Landesregierung weiter schauen, dass die Bezahlung im öffentlichen Dienst insgesamt ernster ge- In den im kommenden Jahr erneut anstehenden Verhand- nommen und nicht weiter als unausweichliches Übel be- lungen zum Tarifvertrag für den öffentlichen Landesdienst trachtet wird“, so die dbb-Landesvorsitzende. In Anleh- dürfe sich die Landesregierung angesichts der zu erwar- nung an den Landesslogan „Wir machen‘s einfach“ fordert tenden Mehreinnahmen auch nicht als Bremser betätigen, der dbb-Landesbund: „Dann macht‘s doch einfach. Kon- so die dbb-Landesvorsitzende. krete Besoldungserhöhung jetzt!“ n RED Voranzeige – Pädagogische Fachkräfte bitte Termin vormerken! Termin: Freitag, 4. Juli 2014, ab 17.00 Uhr Ort: Simmern Am Freitag, 4. Juli 2014, wird ein landesweites Treffen der im VBE organisierten Pädagogischen Fachkräfte stattfinden. Die Veranstaltung findet ab 17 Uhr in Simmern statt. Themen werden n die neue VV zur Beschäftigung Pädagogischer Fachkräfte im rheinland-pfälzischen Schuldienst und n ATZ für Beschäftigte sein. Vom VBE sind vertreten: n Alexander Stepp, stellvertretender VBE-Landesvorsitzender und Mitglied des HPR FÖS n Sabine Drechsler, Förderschullehrerin und AdJ-Landessprecherin n Marlies Kulpe, Päd. Fachkraft und Mitglied im HPR GS sowie Referentin für Pädagogische Fachkräfte im VBE Einladungsschreiben werden in Kürze an alle PFs per Post verschickt. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen! Herzliche Grüße Marlies Kulpe 6 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
– Aktuell – Johannes Görg: 100 Jahre jung – Aktuell – Bedroht Freihandelsabkommen die Bildungsqualität? D zwischen ie Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen der EU und den USA (Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft – TTIP) erfassen nach aktuellem Stand alle öffentlichen Dienste, also auch den Schul- und Bildungsbereich. Vor diesem Hintergrund Am 13. Mai 2014 feierte Johannes Görg seinen 100. Geburtstag in Eitelborn. steht zu befürchten, dass in der Folge private Großinves- Johannes Görg ist 1952 dem VBE (damals VKLD) beigetreten und war zuletzt Konrektor in Lahnstein. Er ist Ehrenmitglied im VBE-Kreisverband Rhein-Lahn. Für toren Zugriff auf Bildungsangebote in Deutschland erhal- den VBE Rheinland-Pfalz überbrachten der Landesvorsitzende Gerhard Bold (2. von ten und durch Privatisierung und Kommerzialisierung den links), Margarethe Deinet als (komm.) VBE-Kreisvorsitzende Rhein-Lahn (links) und Druck auf den bisher gültigen hohen Qualitätsstandards Barbara Kuch als VBE-Kreisvorsitzende im Westerwald herzliche Glückwünsche der öffentlichen Bildung in Deutschland erhöhen. (siehe auch Seite 30, Zum Tee bei ...). RED Der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann hat sich des- te Ausnahme sämtlicher Bildungsdienstleistungen aus halb jetzt an die Bundesregierung gewandt und gefor- den TTIP-Verhandlungen sichergestellt werden. dert, die offenbar geplante uneingeschränkte Anwendung Sollte der Bildungsbereich unter die TTIP fallen, so hätte des TTIP auf öffentliche Dienstleistungen nicht zuzulas- das gravierende Folgen. Bestimmungen zur Regelung des sen. Er warnt vor nicht abschätzbaren Risiken für die öf- Marktzugangs könnten die Möglichkeiten der EU-Mit- fentliche Bildungsversorgung, zumal die intransparente gliedsstaaten zur Zugangsbeschränkung und zur Regulie- Verhandlungsführung des TTIP und die reduzierte Einbin- rung der Qualität privater und gewinnorientierter Schulen dung der Parlamente befürchten lässt, dass die Länderre- und Einrichtungen einschränken. gierungen, vor allem aber die im Schul- und Bildungsbe- reich Tätigen, vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Mit Blick auf Streitschlichtungsverfahren zwischen Inves- toren und dem Staat als Teil der TTIP hätten private Bil- Der VBE – so Udo Beckmann – vielmehr ist der Überzeu- dungsunternehmen aus der EU oder den USA das Recht, gung, dass sich die EU und ihre Mitgliedsstaaten nach- jegliche von der anderen Partei vorgenommenen Maß- drücklich für einen allgemeinen Ausschluss der Bildungs- nahmen, die ihrer Ansicht nach ihre Gewinnaussichten dienstleistungen aussprechen sollten. Regeln für den einschränken, vor internationalen Gerichten anzufechten. kommerziellen Handel dürfen keinesfalls die Möglichkei- Der VBE warnt deshalb eindringlich vor tief greifenden ten der Regierungen und der zuständigen öffentlichen Auswirkungen auf die demokratische Beschluss- Behörden einschränken, öffentliche Bildung in hoher fassung im Bildungsbereich. Qualität bereitzustellen. Dies kann nur durch eine explizi- n RED Medien Neuaufl age 2014 Rechtzeitig vor den Zeugnissen Völlig überarbeitete und ergänzte Auflage en und t Mainz, im April 2014 e g u n g i 136 Seiten, DIN A5, Ringösenheftung mit CD Anr r d ie Arbe n f ü Herausgeber: VBE Bildungs-Service GmbH Hilfe u n dschuele Anre r G r in de hüler-Eltern-Gespräch € 5,20 pro Stück (zzgl. Porto und Verpackung) gungen u ordruc chule Formul r-Sc Bestellungen an die – Lehre läne ds a e rp re · ilungen un – Fö rd nd ke ile VBE-Landesgeschäftsstelle lbeurte V Gr ilf rof er – Verba sprofile H en sp nd n n für en ne Postfach 4207 55032 Mainz die Arbeit i und Kö ·T – Könn ex n tba ustein n nge Fon 06131 616422 Fax 06131 616425 ww e für n w.v be-r Verbalbeurteilu p.de · Auflage April 2014 info@vbe-rp.de www.vbe-rp.de n VBE-Mitglieder erhalten auf Anforderung wie gewohnt ihr Exemplar kostenlos. Mitteilung an die VBE-Landesgeschäftsstelle genügt! 14 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 7
– Thema – Seit vielen Jahren gehören vergleichende Leistungstests worden. Schwache PISA-Ergebnisse wühlen die Gemüter in den Schulen, vor allem aber in der Bildungspolitik, zum auf, und sie führen zu Reformen wie selten in der deut- Alltag. TIMSS, PISA, MARKUS, VERA und andere sind zum schen Schulgeschichte zuvor. Aber führen solche Tests Synonym für die empirische Durchleuchtung von Schule auch im Ergebnis dazu, dass der Unterricht besser wird? und Unterricht geworden. Sie haben auch dazu geführt, Dass Lernen erfolgreicher ist? Diesen Fragen geht diese dass öffentliche Bildung, deren Qualität und deren Ergeb- RpS-Ausgabe am Beispiel der Vergleichsarbeiten (dafür nisse in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins ge- steht VERA) nach. rückt sind. Sie sind zu gesellschaftlichen Ereignissen ge- n RED Messen, testen – und was dann? – Ein Plädoyer für die Wiederentdeckung der Bildung in der Bildungspolitik – Z um 10-jährigen Jubiläum der Vergleichsarbeiten soll- te man daran erinnern, dass die Schulpolitik in den oder geleisteten Unterrichtsstunden. Solche Daten wer- den seit 2004 im Bildungsbericht publiziert. Outcomes letzten Jahren ein ganzes Bündel von Instrumenten einge- hingegen beschreiben kurz-, mittel- oder langfristige Ler- führt hat, die Reformen versprechen: Bildungsstandards, nergebnisse sowie deren unmittelbare oder mittelbare Ef- Sprachstandserhebungen, Inspektionen, Zentralabitur, Bil- fekte. Man muss keine neueren Management- oder Orga- dungsberichterstattung oder die langfristige Beteiligung nisationstheorien bemühen, um zu verstehen, wie wichtig an internationalen Vergleichsstudien. Die Notwendigkeit es ist, Ziele nicht nur zu definieren, sondern die Prüfung für Reparaturen mag man nicht anzweifeln. Auch nicht, der Zielerreichung zu einer wesentlichen Aufgabe eines dass Reformen der Schule empirisches Wissen benötigen. rationalen Managements zu machen. Die Erfassung der Ergebnisentwicklung gehört selbstver- ständlich zu den Aufgaben schulpolitischer Führung. Mit dem Paradigma des Monitorings wird aber ein Ver- sprechen verbunden. Auf der Basis der Ergebnisfeststel- Outputs und Outcomes lung sollen mögliche Gründe für eventuell unbefriedigen- de Ergebnisse analysiert und daraus geeignete Reform- Die Schulpolitik kann im Hinblick auf diese Aufgabe ein maßnahmen durch die Bildungspolitik und -verwaltung hohes Engagement nachweisen. Im Juni 2006 hat die Kul- abgeleitet werden. Es geht also der KMK nicht nur um die tusministerkonferenz die Gesamtstrategie zum Bildungs- systematische Beschaffung der Informationen über das monitoring beschlossen. Ziel ist die „systematische und Bildungssystem und die Schulen, sondern gleichzeitig wissenschaftlich abgesicherte Feststellung von Ergebnis- auch um die enge Verknüpfung dieser Informationen mit sen des Bildungssystems“ (KMK 2006). Diese Dokumen- Maßnahmen zur Unterrichts- und Qualitätsentwicklung, tation zielt auf Outputs: Informationen zu Schulabbre- die der konkreten Arbeit an jeder einzelnen Schule zugu- chern, Abiturquoten, Absolventen, Übergangsquoten tekommen und dort genutzt werden kann. 8 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
– Thema – Auf diese Weise wird die Monitoringstrategie als eine gen. Schulen sollten aber nicht mit identifizierten Proble- Qualitätsentwicklungsstrategie „verkauft“. Jedenfalls men alleinegelassen werden, sondern Bildungspolitik suggeriert dieser Programmwandel der Öffentlichkeit und und Forschung müssten ihnen mehr konkrete Handlungs- der Lehrerschaft, dass es „eigentlich“ um Entwicklung optionen und passgenaue Unterstützungsleistungen an geht. die Hand geben, damit Schulinspektionen als Entwick- lungsinstrumente genutzt werden können. Was aber passiert tatsächlich nach der Datenerfassung? Wo ist die notwendige Analyse der Prozesse und der Res- Auch das große Projekt „Bildungsstandards“ muss in die- sourcen? Im Fall zufriedenstellender Leistungen kann nur ser Richtung kritisiert werden. Bildungsstandards ver- so die Qualität gesichert, im Fall einer unzureichenden sprechen zwei Funktionen zu erfüllen: „Für die als not- Leistungserbringung können nur auf diese Weise Erfolg wendig erachtete Weiterentwicklung des Unterrichts wer- versprechende Gegenmaßnahmen implementiert werden. den zwei Funktionen der Bildungsstandards, die Die Performanz einer Organisation ist nicht durch das Überprüfungs- und die Entwicklungsfunktion, in systema- Messen der Ergebnisse zu steuern. tischer Weise miteinander verbunden“ (KMK 2010, 9). Das Versprechen der Weiterentwicklung des Unterrichts Am Ziel der Verbesserung vorbei wird allerdings dem Prinzip der Überprüfung untergeord- net. Offenbar hofft die Politik, dass sich aus den vom IQB Monitoring und Qualitätsentwicklung werden als „Zwil- entwickelten Tests und Aufgabenbeispielen gewisserma- lingspärchen“ ausgegeben. Entwicklung benötigt Monito- ßen durch die Hintertür Bildungsstandards ins Klassen- ring, aber die Leistungsmessung ist – falls Ziele definiert zimmer herunterarbeiten. Obwohl Standards einen hohen sind – das schlichteste Element im Management. Unter- Stellenwert besitzen, fehlt eine angemessene Strategie stellt man die Güte der Monitoring-Instrumente, so liegt zu ihrer Implementierung. das zentrale Problem in der Kommunikation ihrer Nütz- lichkeit. Das Potenzial dieser Instrumente für Schul- und Die Schule ist „dran“ Unterrichtsreform kann sich nur entwickeln, wenn sie die für Wandel zuständigen Akteure überzeugen und von ih- Während das Versprechen der erhöhten Selbstständigkeit nen effizient und in erwarteter Weise umgesetzt werden der Einzelschule kaum eingelöst ist, hat sich der Zwang können. Nach zehn Jahren Erfahrung gibt es wenige Hin- zur Rechenschaftslegung deutlich erhöht. Für den „Be- weise darauf, dass diese Ziele erreicht wurden. trieb Schule“ führt diese Situation zu weniger Freiheit, und die Lehrerschaft konfrontiert sie mit der für sie neuen Die Schulforschung kann kaum empirische Nachweise da- Situation, beobachtet – und in Verantwortung genommen für referieren, dass Leistungsmessungen zu Entwick- zu werden – ,ohne dass sie eine angemessene Hilfestel- lungsprojekten führen. Das gilt auch für Vergleichsarbei- ten, die Lehrerinnen und Lehrer Orientierung geben wol- len. Es gelingt kaum, ihnen praktische Information zur Unterrichtsentwicklung zu liefern. Zwar kann gezeigt wer- den, dass Lehrerinnen und Lehrer die Daten nach spezifi- schen Fortbildungen durchaus nutzen können, doch sol- che Unterstützungsmaßnahmen sind nicht der Normal- fall. Die Politik kümmert sich kaum um Implementierung. Einen ähnlichen Befund erhält man, wenn Studien zu den Effekten der Schulinspektion auf Schul- und Unterrichts- entwicklung analysiert werden. Bislang konnten keine oder allenfalls schwache positive Effekte von Schulins- pektion auf Unterrichts- und Schulentwicklung nachge- wiesen werden. Insbesondere für den Unterricht, der ja Kern der Beobachtung der Inspektoren ist, sehen Lehre- rinnen und Lehrer keinen Nutzen. In einer von Kolleginnen und mir durchgeführten Befragung der Lehrerschaft von 15 Schulen lag der Mittelwert der Antworten auf die Frage nach Effekten der Inspektion auf den Unterricht deutlich näher an „gar nicht“ als an „wenig“. Möglicherweise ist nicht die „Diagnose“ das Problem, sondern vielmehr die Verzahnung von Schulinspektion und Schulentwicklungspraxis. Auch die Inspektion be- hauptet, mit der Datenerhebung Entwicklung zu erzeu- Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 9
– Thema – delt in ihrem Sinne durchaus „rational“, indem sie sich ge- gen Kritik immunisiert: Sie delegiert nämlich die Verantwor- tung für Erfolg oder Misserfolg der notwendigen Reform auf die Ebene des Einzelbetriebes. Die Einzelschule und ihre Le h r e r s c h a f t s o l l e n e s r i c h t e n . W a s i m m e r schiefläuft, kann der „autonomen“ Schule angelastet wer- den. So hat man einen Sündenbock – aber noch keine Re- form. Renaissance der Bildung Reform kann nicht auf die Überprüfung von Organisations- leistungen reduziert werden. In einem Innovationsmodell ist weniger das Wissen um Leistungsergebnisse ein Prob- lem, sondern vielmehr das Wissen um Leistungserbringung: Wie sind Prozesse zu gestalten und welche Inputs sind nö- tig und erzeugen welche Effekte? Während aber Politik – lung bekommt und zusätzlich pädagogische Großprojekte und die einschlägige Bildungsforschung – sich auf das Mes- stemmen muss: Kooperation mit der Kinder- und Jugendhil- sen fokussiert, werden diese wirklich schwierigen Fragen fe, Ganztagsausbau, individuelle Förderung, Inklusion ... bislang weitgehend ausgeklammert. die Liste ist lang. Die Kritik an der Vermessung kann auch mit der Aufforde- Insbesondere, wenn es um mehr als nur kleinere Verände- rung zur Wiederentdeckung der Bildung verknüpft werden. rungen geht, benötigen komplexe Organisationen zu ihrer Diese Sicht warnt vor der Reduktion schulischer Inhalte auf Reform anspruchsvolle Instrumente und deren abgestimm- das, was messbar ist. Wir schätzen nicht mehr wert, was tes Zusammenspiel. Zu den Aufgaben einer strategischen Bildung zu leisten in der Lage ist (und sein sollte), sondern Führung gehört es vor allem, das erwartbare Leistungs- was wir messen können. Aber geht es nicht darum, dass die spektrum zu klären und alle Maßnahmen auf die Erreichung Kinder und Jugendlichen neugierig sind, dass sie Interessen der definierten Ziele auszurichten. Je komplexer ein Sys- entwickeln, dass sie kreative Ideen haben und die großen tem, desto größer ist der Aufwand, der nötig ist, das Zu- Ideen und Themen der Menschheit kennen, statt Inhalte zu sammenspiel zu managen. Ordnet die Schulpolitik die Viel- bearbeiten, die einer standardisierten Kompetenzmessung zahl formulierter Ziele, priorisiert sie Ziele, analysiert sie zugänglich sind? Es wird auch nicht schaden, einen Blick Ziele auf Widersprüche hin? Werden die vielfältigen Einzel- zurück auf die großen Curriculum- und Bildungsdebatten maßnahen orchestriert? Sind die Ressourcen den Aufgaben der 1960-er und 1970-er Jahre zu werfen. Wer nach vorne angemessen? Statt einer Monitoringstrategie benötigt Re- fahren will, muss wissen, wohin. Aber für eine sichere Fahrt form ein komplexes Wandlungsmanagement. ist ein gelegentlicher Blick in den Rückspiegel von Vorteil. Sicher ist im Übrigen, dass sich eine Rückkehr zur Schulpo- Die Schulpolitik versagt, beurteilt man sie an diesen Prinzi- litik „vor PISA“ – gar ihre Romantisierung – verbietet. pien, in ihrer strategischen Führungsaufgabe. Aber sie han- 10 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
– Thema – Die Gefährdung durch eine zu dominante Outcome-Mes- uploads/2014/05/offener-brief-schleicher-autorisier- sung lässt sich übrigens auch organisationssoziologisch te-fassung.pdf ). ausdrücken. In seinem Klassiker „Modern Organizations“ aus dem Jahr 1964 beschrieb Etzioni: „Zu häufiges Mes- Sie fordern ein Moratorium und beklagen unter anderem, sen kann nämlich die Ziele der Organisation verkehren, dass Pisa und sein Messverfahren die Freude am Lernen weil in der Regel bestimmte Merkmale des Ertrages bes- zerstören und die Aufmerksamkeit der Bildungspolitik auf ser messbar sind als andere. Die häufige Kontrolle könnte das kurzfristige Verbessern im Ranking ausrichten. Refor- die Mehrerzeugung von gut messbaren Gütern fördern men aber benötigen Zeit und andere Instrumente als die und die Erzeugung weniger gut messbarer behindern.“ Testung. Der Appell verweist darauf, dass vor allem Poli- (1978, S. 22). tik und Verwaltung überwacht und überprüft werden müssen. An der Evaluation ihrer Maßnahmen hat die Am 06. Mai dieses Jahres veröffentlichte der „Guardian” Schulpolitik aber offensichtlich wenig Interesse. einen offenen Brief von etwa 100 (meist US-amerikani- schen) Bildungsforschern an den für PISA zuständigen Prof. Dr. Wolfgang Böttcher OECD-Direktor Andreas Schleicher (Deutsche Überset- Westfälische Wilhelms-Universität zung: http://bildung-wissen.eu/wp-content/ Institut für Erziehungswissenschaft wolfgang.boettcher@uni-muenster.de Die Umsetzung landesweiter Vergleichsarbeiten in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland ist Teil der Ge- samtstrategie, die die Kultusministerkonferenz 2006 zum Bildungsmonitoring verabschiedet hat. Ob diese KMK-Ziele mit VERA erreicht werden können, ist noch nicht wissenschaftlich untersucht worden. Der VBE ist einer der Autoren des Manifests „10 Jahre VERA – das Ziel ist verfehlt. Schulen brauchen Unterstützung statt Testeritis“, das Anfang Mai in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die RpS-Redaktion sprach darüber mit dem VBE-Bundesvorsitzenden Udo Beckmann. n RED Leistungstests: Segeln unter falscher Flagge? W Manifest as bewog den VBE zu dem bildungspolitischen „10 Jahre VERA – das Ziel ist verfehlt!“ ? die konkreten Bedingungen nur unzureichend einbezo- gen werden. Kein VERA-Test hat bisher zu verbesserter Personalaus- VERA ist für den VBE ein Segeln unter falscher Flagge. Die stattung an der Schule, zu mehr flächendeckenden Schülervergleichsarbeiten in den Jahr- Möglichkeiten individueller Förde- gängen drei und acht sollen den Kompetenzstand der rung für Schüler, zu gezielten Fort- Schülerinnen und Schüler messen, um daraus Rück- bildungsangeboten für die Kolle- schlüsse über die Qualität des Unterrichts zu ziehen. Sie ginnen und Kollegen geführt. Mit sollen den Kolleginnen und Kollegen auch Impulse für das VERA lassen die verantwortlichen künftige Unterrichten geben. Bildungspolitiker letztlich nur Defi- zite erheben. Sie lassen Lehrerin- Doch das erklärte Ziel, dadurch die Schul- und Unter- nen und Lehrer damit allein. richtsentwicklung voranzubringen, wird verfehlt. VERA ist lediglich ein punktuelles Messen in den Fächern Deutsch Sie kritisieren auch die „Zeitver- und Mathematik, inwieweit dort die jeweiligen Bildungs- schwendung“ ... standards durch die Schüler erreicht werden. Die Rück- meldungen an die Schulen taugen kaum als Diagnose Genau. Das Einzige, was bei VERA und lassen vor allem die Therapie außen vor. wirklich garantiert ist, ist der er- hebliche zusätzliche Zeitaufwand. Ein Test bildet immer einen Moment ab. Kann er nicht VERA bindet Zeit und verschwendet dennoch wertvolle Hinweise darüber hinaus geben? Ressourcen, die in der Schul- und Unterrichtsentwicklung besser an- Es ist zu kurz gesprungen, wenn Kolleginnen und Kolle- gelegt wären. Das ist paradox mit gen die Testergebnisse ihrer Klasse mit denen der Nach- Blick auf den vorherrschenden barklassen und Schulen formal vergleichen können, aber Mangel an Mitteln für die Bildung. Udo Beckmann Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 11
– Thema – Mit Blick auf die zunehmend heterogenen Lerngruppen Klar ist auch, dass an jeder Schule – nicht nur angesichts an allen Schulen und das gemeinsame Lernen von behin- des Themas Inklusion – multiprofessionelle Teams aus derten und nicht behinderten Kindern wollen Lehrerinnen Lehrern, Sonderpädagogen und Schulsozialarbeitern nö- und Lehrer: tig sind und ein außerschulisches Netzwerk (Ärzte, Thera- peuten, Psychologen, Mitarbeiter der Jugend- und Sozial- n Rückmeldungen über den Erfolg ihres Unterrichts, hilfe etc.) aufgebaut und gepflegt werden muss. n die Sicherung der notwendigen personellen, sächli- chen, räumlichen Ressourcen und Ein Vergleichstest wie VERA engt dagegen den Bildungs- n systematische praxisrelevante Fortbildung. und Erziehungsauftrag der Schulen unzulässig ein und verdeckt die individuellen schulischen Bedingungen. Das Anstatt auf Tests – worauf soll sich die Bildungspolitik Messen in zwei Fächern taugt nicht, um ernsthafte Aussa- konzentrieren? Was sind die zentralen VBE-Forderungen? gen über die Schulentwicklung zu treffen. Bei keiner Schülerin, bei keinem Schüler. Im schlimmsten Falle igno- Lehrerinnen und Lehrer benötigen Diagnosewissen und rieren die Testergebnisse die Situation an der Schule und mehr Kenntnisse in der Förderdiagnostik. Sie müssen di- demotivieren das Kollegium. daktisch und methodisch top sein, um alle Schüler indivi- duell zu fördern. Um jedem Kind gerecht zu werden, muss Der VBE fordert mehr Unterstützung für die Schulen zur die Leistungsbewertung verändert werden. Die Kollegin- Unterrichtsentwicklung und nicht das Testen um des Tes- nen und Kollegen benötigen grundlegendes Wissen für tens willen. effektives Classroom-Management, für Prävention und In- tervention bei Verhaltensstörungen, Lernstörungen und Für das Interview bedankt sich Hjalmar Brandt Sprachstörungen. Dafür brauchen wir Ressourcen – und nicht für eine empiristische Durchleuchtung. Transparenz und Kontrolle: JA!, aber mit dem Ziel der individuellen Förderung und Kontrolle von Chancengerechtigkeit! von Reinhold S. Jäger gewahrt werden müssen. Das von der KMK propagierte Bil- K eine demokratisch legitimierte Regierung und folglich kein Bil- dungsmonitoring will einen kontinuierlichen und systema- tischen Prozess in Gang setzen, welcher der Erfassung, dungsministerium kommt ohne Kon- Auswertung und Darstellung von Daten zweckdienlich ist, trolle aus. Zu lange wurden Bil- die Aussagen zur Bildungssituation und Bildungsqualität dungsbemühungen in der Bundesre- in einem Bildungssystem erlauben. So weit, so gut. publik der Tagespolitik und dem Parteienstreit überlassen. Mit den Mittlerweile startet in jedem Frühjahr VERA für 3. und 8. Reinhold Jäger ersten Ergebnissen von PISA wurde Klassen. Die resultierenden Ergebnisse werden anschlie- die Bildungspolitik aufgeschreckt und empirische Bil- ßend auf Länderebene zusammengefasst, Schulen gewin- dungsforschung hat einen rasanten und nachhaltigen nen eine Rückmeldung über sich, Gleiches ist auf der Auftrieb erhalten. In diesem Umfeld entstand auch die Klassenebene gegeben. Damit existiert ein wichtiges Ins- Idee von VERA. Der Band von Zimmer-Müller & Hosenfeld trument zur Standortbestimmung. Allerdings: Wegen der (2013) resümiert das Geschehen. weiterhin desolaten Ausbildung kann nicht davon ausge- gangen werden, dass jede Lehrkraft über eine hinreichen- Was jede Firma leistet, das sollte auch das Ziel der Bil- de diagnostische Kompetenz verfügt, um eine gezielte dungspolitik sein: Controlling zum Zwecke der Bestands- und zugleich faire eigene Standortbestimmung durchzu- aufnahme und Optimierung, allerdings mit dem Unter- führen. Wegen dieser Bedingung wird man weiterhin auf schied, dass hierbei Recht, Ethik sowie die Wahrung der solche standardisierten Vergleichsarbeiten wie VERA zu- Chancengerechtigkeit insbesondere bei den Lernenden rückgreifen müssen. 12 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
– Magazin – Thema – Die Ausbildung von Lehrkräften ist Hauptaufgabe der Pä- Wenn Bildungsforschung dagogischen Hochschulen und Universitäten. Würde man das Paradigma der den Gedanken des Bildungsmonitoring wirklich ernst Grundlagenforschung nehmen, müssten sich diese Hochschulen mit ihren Leh- nicht verlässt und renden und Lernenden ebenso einer Qualitätsüberprü- keine spürbaren Er- fung unterziehen. Zwar ist dieser Gedanke schon längst folge im Sinne von in die Welt gesetzt (s. a. Jäger & Frey, 2013), doch wird er Förderung in den nicht verfolgt. Warum nur? Schulen „produ- ziert“, hat sie Böttcher kritisiert die Monitoringstrategie, weil sie als ihre Chance und Qualitätsentwicklungsstrategie verkauft würde. Dieses die Unterstüt- Faktum einer solchen Strategie ist nicht ehrenrührig, al- zung durch Be- lerdings unter der Voraussetzung, dass die notwendigen völkerung und Konsequenzen gezogen werden. Politik ver tan. Das bedeutet Es ist eine unabdingbare Fürsorgepflicht der zuständigen aber, sich wegzu- Bildungsministerien, nach der Phase einer ausgeuferten bewegen vom Moni- Testeritis nunmehr „Nägel mit Köpfen“ einzuschlagen, toringgedanken, hin die erkennen lassen, dass das Versprechen der Förderung zu der Basis von Schu- endlich eingelöst wird. Dies ist das eigentliche Megathe- le: das sind Schülerinnen ma der Bildungsforschung. Es gilt: Ohne eine hinreichen- und Schüler, Lehrkräfte und de Erkenntnis über das ob einer Förderung kann auch kei- Eltern. Sie müssen für gemein- ne ausreichende Förderung zuteil werden. Auch das same Ziele begeistert werden. Und Instrument VERA ist dabei nützlich. hier helfen keine Top-down-Strategien, die ihren Ausgangspunkt in dunklen Hinterzimmern Schon 1999 schrieb Kerstan in ‚Die Zeit‘: „Zwar erschöpft von Ministerien haben. Bildungsforschung wird dann sich die Qualität der Schule nicht in messbarer Leistung, konkrete Hilfen entwickeln. Das führt zu einer evidenz- aber ohne sie funktioniert sie nicht. Wer beim Fußball basierten Pädagogik, bei der Lehrkräfte die Funktion von über das schöne Spiel das Toreschießen vergisst, hat den „Local Educational Scientists“ (Jäger, 2011) übernehmen. Sinn des Spiels nicht begriffen“. Und ich ergänze: Jedes Hinter dieser Funktion verbirgt sich, dass alle Lehrenden Resultat aus nationalen und internationalen Vergleichs- und Erziehenden ein wissenschaftliches Vorgehen ein- untersuchungen muss Ausgangspunkt von Folgemaßnah- schlagen, innerhalb dessen sie die Aufgabe haben, Da- men sein, nämlich wie die erhobenen Daten genutzt wer- ten bereitzustellen, die in eine evidenzbasierte Pädago- den können, um die individuellen Voraussetzungen von gik einfließen. Der Weg hierzu mündet in eine rational Schülerinnen und Schülern zu verbessern, aber auch Un- begründete und zugleich empirisch abgesicherte Förde- terricht zu optimieren, Bildungsgerechtigkeit zu realisie- rung ein. Diagnostik und Evaluation spielen hierbei eine ren und individuelle Lebenschancen zu mehren. wegweisende Rolle. n Prof. Dr. Reinhold Jäger zepf: Universität Koblenz-Landau jaeger@zepf.uni-landau.de Literatur n Jäger, R. S. & Frey, A. (2013). Editorial. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 6,2, 113–116. n Jäger, R. S. (2011). Diagnostik und Evaluation – zwei untrennbare Geschwister in der Bildungsforschung – ein Plädoyer für den Local Educational Scientist. In Zlatkin-Troitschanskaja, O. (Hg.). Stationen empirischer Bildungs- forschung. Traditionslinien und Perspektiven (S. 479–489). Wiesbaden: VS Verlag. n Kerstan, T. (1999). Zeugnis für die Schule. Ein bildungspolitisches Tabu wird gebrochen: Über Leistung darf wie- der geredet werden – auch über die der Schulen selbst. Bahnt das den Weg zu einer besseren Bildung? (Online: http://www.zeit.de/1999/12/199912.schulqualitaet_.xml) n Zimmer-Müller, M. & Hosenfeld, I. (2013). Zehn Jahre Vergleichsarbeiten: Eine Zwischenbilanz aus verschiedenen Perspektiven. Landau: Verlag Empirische Pädagogik. Rheinland-pfälzische Schule 06/2014 13
– kontrovers – Besoldung – Dreyer rudert zurück: Berechtigte Hoffnung – oder Honig ums Maul? Allenfalls eine zaghafte Hoffnung kann aufkommen, wenn In der Tat fällt es der Ministerpräsidentin nicht ganz leicht, man den Pressedienst der Staatskanzlei vom 30. April 2014 sich aus dem Diktat heraus zu erklären. Doch zwei wesent- gelesen hat. Zu schwammig und vorsichtig formulieren liche Punkte, die ihre Regierung bewegen, von dem bishe- Malu Dreyer und Carsten Kühl, wenn sie laut über den rigen Besoldungsdeckel abzuweichen, identifiziert sie klar. Rückzug aus dem 5 x 1-Diktat sinnieren. Sie scheinen um Das Umdenken der Regierung sei einerseits aufgrund des alles in der Welt keine Aussagen tätigen zu wollen, die man Steueraufkommens in Rheinland-Pfalz, das höher ausfiel ihnen hinterher als falsche Versprechungen um die Ohren als erwartet, möglich geworden. Andererseits könne die hauen könnte. „Deckelung der Beamtenbesoldung“ vor dem Hintergrund der „dynamischen Entwicklung bei den Löhnen und Gehäl- Dennoch gilt es für sie, so könnte man vermuten, auch bei tern […] keinen Bestand haben“. Es drohe sonst, so Dreyer, den eigenen Bediensteten zu punkten und ihnen Butter eine Auseinanderentwicklung des Abstands der Besoldung aufs Brot zu versprechen – auch wenn wahrscheinlich gar zu den Gehältern. Obgleich jeder, der eins und eins zusam- nichts oder eben nichts als Diätmargarine übrigbleibt. Wer menzählen kann, sich völlig klar darüber sein muss, dass der Rede der Ministerpräsidentin bei dem diesjährigen die Bezüge der Beamten bereits heute himmelweit hinter Landesgewerkschaftstag Anfang Mai genau zugehört hat, der allgemeinen Lohn- und Gehaltsentwicklung herhinken, kann ebenfalls kaum einen hoffnungsvolleren Eindruck ge- wiederholte die Ministerpräsidentin Gleiches in ihrer Rede wonnen haben. Zu sehr wand sich Dreyer um Formulierun- auf dem Landesgewerkschaftstag, als wäre diese Abkop- gen, zu sehr schien sie bemüht, den Beamtinnen und Be- pelung nicht längst schon Fakt. amten ihre Privilegien aufzuzählen und ihnen im gleichen Atemzug Honig um den Mund zu schmieren. Das waren aber auch schon sämtliche guten Nachrichten. Denn was, wenn Dreyer und Kühl plötzlich liefern müssen? Das Leben ist nicht immer planbar. Eine Pflegeversicherung schon. Die DEUTSCHE PRIVAT PFLEGE PLUS bietet für Pflegebedürftigkeit die ideale Lösung. Passgenau und flexibel. Ohne Altersbegrenzung en! Jetzt informier Leistung ohne Kostennachweis 4 019 Versicherung für alle Pflegestufen Tel.: 06133-92 Mit 24-Stunden-Pflegeplatzgarantie Optional mit staatlicher Förderung IS TUNG LE S E- RA G PFLE TING Münchener Verein Krankenversicherung a.G. Tarif: SELECT CARE 430, 430B, 434 D HE Gültig bis: 10/2014 RV ORR AGE N Ihr Vorsorgespezialist vor Ort berät Sie gerne: Michael Pfeffer, Anna-Seghers-Str. 5, 55276 Oppenheim Ein starker Partner: Tel.: 06133-924019, pfeffer.michael@mv-adp.de Unsere Stärke für Ihre Zukunft 14 Rheinland-pfälzische Schule 06/2014
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