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bioaktuell 6/07 DAS MAGAZIN DER BIOBEWEGUNG JULI|AUGUST Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé Seite 7 Mehr Sorten: ProSpecieRara feiert Seite 8
Helden der Natur. Monat Juli. «Da schlug hinter uns der Blitz ein.» Die Ereignisse jenes Nachmittags liegen drei Wochen danach. Und wir donnerten gleichfalls los. Die Her- zurück. Aber die Angst steckt mir jetzt noch in den de folgte mir auf dem kurzen Weg. Jetzt hatte ich Knochen. Drei Monate vorher hatte ich mein Kalb meine alte Führungsposition in der Herde wieder bekommen. Und damals, als ich trächtig übernommen. Ein Holzzaun zerbarst. Der war, hatte sich die Herde neu ge- ordnet. Stier stürzte, kam wieder auf die Beine, war Ich wurde klar im Rang zurück- wieder in der Herde. Da schlug gestuft, und es wird noch eine Weile hinter uns der Blitz ein. Ein dauern, bis ich mir mit meinen Hörnern Baum am Ende der Weide wurde den alten Respekt auf den Schatten- von oben bis unten gespalten. plätzen der Weide und am Wasser- Der kalte Regen prasselte trog zurückerobert habe. So dachte auf unsere heissen Körper. ich damals. Dann stürmten wir auf den Hof und waren in Sicherheit. Unser Also, an jenem Nachmittag grasten Bio-Bauer erwartete uns schon. Er wir friedlich auf der Weide jenseits war sichtlich stolz auf uns. der bei uns so beliebten, schattigen Baumgruppe am steilen Weg zum Was soll ich noch sagen? Unser freies Wald hinauf. Wir kauten zufrieden. Leben auf dem Bio-Hof fordert uns, Unser Stier war in Stimmung und macht uns stark und robust. Wir fressen machte gleich zwei unserer Jungkühe biologisches Gras, Bio-Heu und manch- an. Alle fanden das durchaus interes- mal noch Bio-Rüebli dazu. Wir geben viel- sant. Wobei wir weiterkauten. Bis ich leicht etwas weniger Milch. Aber unsere Milch auf einmal diese dunkle Wolke bemerk- ist reine Schweizer Bio-Milch. Gut für aller- te. Noch schien die Sonne. Alle feinste, sommerfrische Bio-Milchshakes waren mit dem Gras beschäf- und Bio-Joghurts. Und vieles, vieles tigt. Kopf nach unten. Aber mehr. Und an diesem naturreinen wo war die Sonne? Die Genuss wird sich nichts ändern. schwarze Wolke hing jetzt Das versprechen wir. Mein Bio- direkt über uns. Bauer und ich. Besuchen Sie doch mal einen echten Schweizer Bio- Wir müssen hier weg, dachte Hof, einen mit der Knospe. Einen, der ich plötzlich, stiess das nächste Tier mit den Hörnern voll und ganz biologisch wirtschaftet. Vom Füttern und brüllte, dass es auch das letzte Rindvieh hören bis zum Düngen, vom Säen bis zum Ernten. Ohne konnte. Die ersten Tropfen fielen, als ich mich an die Wenn und Aber. Oder informieren Sie sich einfach Spitze setzte. Dann ein Blitz und der rasche Donner auf www.bio-suisse.ch
KO LU M N E I N H A LT N bioaktuell Der Feuerbrand wütet Nebst den Schäden durch den Feuer- brand selbst schmerzen die Lücken, welche die Rodungsaktionen in der Kulturlandschaft hinterlassen. Die be- troffenen Landwirte stehen vor existen- ziellen Fragen. Zum wirtschaftlichen und ökologischen HIER UND JETZT Schaden kommen mögliche Imagepro- 4 Heitere Empfindung auf dem Lande bleme hinzu. Es steht aber fest, dass «Mehr Bauern braucht das Land!» Diese der Erreger, ein Bakterium, mittlerwei- Forderung stellte der Biogipfel im Rahmen des le überall ist. Für einen massiven Befall Bio Marché in Zofingen. müssen lediglich Blühzeitpunkt und Wetterbedingungen zusammenpassen. Die Biolandwirtschaft läuft deshalb nicht 7 Das Feinste mit der Knospe Gefahr, als Quelle des Übels gebrand- Bio Suisse prämiert qualitativ hochstehende markt zu werden, wenn sie sich dem da Milchprodukte, Kleinbackwaren und Glacés. und dort vehement geforderten Einsatz von Streptomycin widersetzt. Hätte der Befall verhin- 8 25 Jahre ProSpecieRara dert werden können? ProSpecieRara arbeitet seit einem Vierteljahr- Hat jemand geschlampt? hundert im Dienste alter Sorten und Rassen. Nein! Aber mit den vor- beugenden Massnahmen PRODUKTION (Beobachtung, Rückschnitt, Rodung) liess sich die 10 Biozucht Graubünden: Invasion der Schweiz durch Passen Herde und Betrieb zusammen? das Bakterium leider nur verzögern, nicht verhin- 11 Wenn Sauen zusammen säugen dern. Kann man, muss man zu Antibiotika greifen? Das Antibiotikum Streptomycin 12 Kernobst: Jetzt Sorten wählen wird das Problem nicht vollständig und Bäume bestellen und schon gar nicht nachhaltig lösen. Streptomycin wirkt nicht wesentlich 15 pro-Q ist gut unterwegs – besser als die biotauglichen Alternativen (Myco-Sin und Biopro). Und es drohen aufspringen erwünscht Rückstände, zum Beispiel im Honig, so- wie die Bildung antibiotikaresistenter AGRARPOLITIK Keime. Die Fachkommission Obstbau von Bio 16 Referendum gegen AP 2011 lanciert Suisse und auch wir vom FiBLL raten In der Romandie regt sich Widerstand gegen die zu grosser Zurückhaltung gegenüber AP 2011, die mit einem Referendum zu Fall ge- Streptomycin. Im Biolandbau kommt bracht werden soll. Teile der Biobewegung lehnen ein Einsatz vorderhand nicht in Frage, zu die Kampagne ab. gross sind die Bedenken und Risiken. Was bleibt vorerst zu tun? Betroffene RUBRIKEN Betriebe müssen bei bedrohlichen Er- tragsausfällen finanzielle Unterstützung 17 Kontrolle erhalten. Es gilt, weiterhin die Epidemie 18 Bio Suisse mit allen sinnvollen Massnahmen ein- 21 Beratung zudämmen. Und es müssen möglichst rasch zusätzliche Strategien für die Praxis 23 Ratgeber entwickelt werden. 25 Konsum 26 Notizen 28 Agenda 30 Märitstand Lucius Tamm T 31 Impressum und das FiBL- L Obstbauteam 31 Das Letzte Wort. Leserbriefe Ansprechperson zum Feuerbrand am FiBLL ist Hans-Jakob Schärer, TTel. 062 865 72 09, Titelbild: Alexandra Maier, Bäuerin in Rubigen BE. E-Mail hans-jakob.schaerer@fibl.org Bild: Thomas Alföldi bioaktuell 6/07 3
N HIER UND JETZT Bei Ankunft auf dem Lande soll heitere Empfindung erwachen «Mehr Bauern braucht das Land!» Unter diesem provokativen Titel fand am 23. Juni im Rahmen des Bio Marché in Zofingen der 7. Biogipfel statt. Organisiert wurde er von zwei jubilierenden Pionier- organisationen: dem Bio Forum Schweiz, das 75 Jahre Möschberg als Wiege des organisch biologischen Landbaus feiert, und dem Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft, der heuer 70 Jahre alt wird. P asst der Titel des Biogipfels, «Mehr Bäuerinnen und Bauern braucht das Land», in die agrarpolitische Gegenwart? derts. Aus verschiedenen Gründen brach die damals führende Wirtschaftsmacht mit Venedig an der Spitze, die in Gewer- Wein, Öl, Obst und Gemüse führten die italienische Landwirtschaft in eine Hoch- blüte und machte sie zur wichtigsten Ex- Diese Frage trugen viele der gut 100 Be- be, Handel, Kultur und Dienstleistungen portbranche des Landes. Und dieser phä- sucherinnen und Besucher dieser Podi- die weltweit führende Position innehatte, nomenale Aufschwung war nachhaltig: umsveranstaltung, die auch heuer wie- in sich zusammen. Venedig hatte für die Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Italien der im Rahmen des Bio Marché stattfand, damalige Weltwirtschaft die gleiche Be- der wichtigste Exporteur von Landwirt- in den schmucken Saal im Zofinger Rat- deutung wie New York, London oder To- schaftsprodukten in Europa. haus. Ein Novum dabei war, dass nebst kio für die heutige. Die Verhältnisse wan- dem Bio Forum Schweiz, das den Biogip- delten sich, und plötzlich befuhren Han- Corse alla terra fel seit Anbeginn betreut, auch der Ver- delsschiffe aus England und Holland das Als «corse alla terra», Wettrennen nach ein für biologisch-dynamische Landwirt- Mittelmeer, zwei aufstrebende Natio- Boden, geht diese Epoche in die Wirt- schaft Gastgeber war. nen, die mehr und mehr auch im Ban- schaftsgeschichte ein. Ab 1650 bis ins 18. Auch wenn der Trend momentan kenwesen mitmischten. Eine grausame Jahrhundert stiegen die Bodenpreise und zweifellos in die andere Richtung zeige, Pestwelle suchte Italien in dieser Zeit zu- Pachtzinsen stetig. Diese Trendwende erklärte Peter Hersche, ehemals Dozent dem heim, was den Untergang der flo- von Gewerbe, Handel und Dienstleistun- für Geschichte an der Uni Bern, dürfe rierenden Wirtschaftsmacht besiegelte. gen hin zur Urproduktion, welche in der man dessen Fortsetzung nicht einfach als Die Pest und der Zusammenbruch venezianischen Hochblüte niemand für gegeben betrachten. Man könne aus der führten die Bevölkerung aufs Land. möglich gehalten hatte, prägte das gesell- Geschichte, die immer wieder Überra- Reiche Familien hoben ihr Geld von den schaftliche Selbstverständnis des Landes. schungen bereithalte, lernen, dass es völ- Banken ab und investierten in Land- Idealisieren mag Peter Hersche die- lig unerwartet zu Trendwenden kommen wirtschaftsland. Nicht nur um des Be- se Entwicklung jedoch nicht. Es handel- könne. Ein Beispiel einer solchen Trend- sitzes Willen, im Gegenteil, die Land- te sich um ein Feudalsystem mit Gross- wende war der Inhalt seines Referats. wirtschaft wurde neu erfunden. Ratio- grundbesitz und vielen landlosen Land- nalisierungen, Entwässerungen und Be- arbeitern, wie es zu dieser Zeit auch an- Italienische Trendwende wässerungen, der Anbau neuer Produkte dernorts üblich war. Das Renditedenken Hersche führte das Publikum zurück ins wie Reis, Mais, Seide und Parmesan, aber hatte hohe Priorität, der Anbau führte zu Italien des beginnenden 17. Jahrhun- auch die Verbesserung alter Produkte wie Monokulturen. Aber das Phänomen ei- Der Bio Marché brachte am Wochenende vom 22. bis 24. Juni Leben in die beschauliche Zofinger Altstadt. 150 Ausstellerinnen und Aussteller präsentierten ihre Bioprodukte mehreren Zehntausend Besucherinnen und Besuchern. Artisten, Musik- und Gauklergruppen lockerten die Atmosphäre auf. 4 bioaktuell 6/07
ner derart grundlegenden Verschiebung Bilder: Thomas Alföldi vom zweiten und dritten Sektor hin zum ersten Sektor, der landwirtschaftlichen Produktion, diese «Reagrarisierung», wie sie Italien auch schon nach dem Zusam- menbruch des Römischen Reiches erlebt hatte, betrachtet er als Beleg aus der Ge- schichte, dass die Forderung nach mehr Bauern durchaus gestellt werden kann. Und dazu wären weder Pest noch Kri- se zwingend nötig, meint Hersche: «So- bald man begreifen wird, dass der Begriff ‹Kultur› eigentlich ‹Agrarkultur› meint, wird es von selber wieder mehr Bauern geben.» Peter Hersche, Alexandra Maier, Ueli Hurter und Josef Braun sind sich einig: Das Land Tiervielfalt kultiviert braucht mehr Bauern. Das sagen sie auch Bundesrätin Doris Leuthard. Damit spielte der Historiker einen Steil- pass auf die Demeter-Bäuerin Alexandra dem Hof könne der Mensch einiges ler- ganismus, zu was er dank einer äusserst Maier, die sich in ihrem Referat mit der nen, etwa vom Schwein, das so aufge- vielfältigen Besiedlung durch Milliarden zukunftsweisenden Bauernkultur ausein- weckt und gut gelaunt in der Welt steht, von Bodenlebewesen werde, die in Sym- andersetzte. Die Schwarzwälder Bauern- die Neugierde an der Welt. Oder vom wil- biose mit den Pflanzen leben, welche die tochter reiste erstmals vor acht Jahren mit lensstarken, begeisterungsfähigen Pferd Erde durchwurzeln und dem bodeneige- einem Sennenpaar und einem alten Hir- die Tatkraft und die Entscheidungsfreu- nen Stoffwechsel Enzyme, Fermente und ten in die Schweiz, um in Graubünden ei- digkeit. Hormone beisteuern. Sofern dieser Orga- nen Alpbetrieb mit 80 Kühen und Milch- nismus intakt ist, ist er fähig, Umweltgifte verarbeitung zu besorgen. Die Bergbau- Kein Luxus abzubauen, Erosion und Überschwem- ernkultur beeindruckte sie tief, sie blieb Im eisigen Wind von Liberalisierung mungen zu verhindern und in grossen hängen und ging auch in den folgenden und Globalisierung, der den Landwirt- Mengen CO2 zu binden. sieben Sommern z’Alp, lernte den Nach- schaften weltweit ein eisernes Regime des «Wenn die ganze Landwirtschaft barälpler Martin Bigler kennen, den sie Strukturwandels abverlangt, also die Re- weltweit auf Biolandbau umstellen wür- unterdessen geheiratet hat und mit dem duktion der Anzahl Bauern, scheint die- de, könnten wir den CO2-Haushalt in un- sie heute den Landwirtschaftsbetrieb in se Tiervielfalt, die den Menschen eine serer Atmosphäre innert 30 Jahren ins Rubigen bei Bern führt. Grundlage für ihre Kultur schafft, über- Gleichgewicht bringen», ist Braun über- «Unsere Bauernkultur lebt von der flüssig. Denn die Tiere wollen betreut zeugt. Damit zeige sich, dass die Frage, ob Tiervielfalt auf den Höfen», erklärte sie sein. Um ihnen gerecht zu werden, brau- die Biolandwirtschaft die Welt ernähren und erläuterte den Gedanken anhand der che es mehr Bauern, ist Alexandra Maier könne, falsch gestellt sei. Denn ohne Bio- Kuh. Seit 6000 Jahren begleitet das Rind überzeugt. An einer gesunden Landwirt- landbau könne der Mensch auf der Erde den Menschen als Haustier und mach- schaft könne sich die Gesellschaft sowohl nicht mehr überleben. te es ihm möglich, sesshaft zu werden. physisch als auch seelisch auftanken – ei- Aus dem Jäger und Sammler wurde der nerseits mit gesunden Lebensmitteln, an- Immer weiter halbieren? Viehhalter und Bauer. Der innige Kon- dererseits in einer belebten Landschaft. Die heute mehrheitsfähige Forderung takt zwischen Mensch und Vieh ist über «Das ist kein Luxus, sondern ein Grund- nach weniger Bauern sei aus dem streng die lange Zeit gewachsen in einem gegen- bedürfnis.» volkswirtschaftlichen Blickwinkel sehr seitigen Geben und Nehmen. Die Landwirtschaft müsse auch in wohl nachvollziehbar, räumte Ueli Hur- Das Wesen der Kuh ist durch das Zukunft das Motiv bieten, welches Beet- ter, bio-dynamischer Bauer in Montézil- Wiederkäuen bestimmt. Sie schlingt al- hoven im ersten Satz seiner «Pastorale» lon oberhalb von Neuenburg und Prä- les, was in ihrer Umgebung ist, Gras, unter dem Titel «Erwachen heiterer Emp- sident des Demeter-Verbands, ein: «2,5 Klee, Kräuter und Blätter, in sich hinein. findungen bei der Ankunft auf dem Lan- Prozent der werktätigen Bevölkerung er- Später legt sie sich hin und geht das ganze de» musikalisch dargestellt habe. Dieses wirtschaften 0,9 Prozent des Bruttoin- sorgfältig käuend nochmals durch. Die- Bedürfnis sei gross, gerade in der dicht landprodukts und belasten den Bundes- ser Vorgang, den die Kuh im Physischen besiedelten Schweiz. Um es befriedigen haushalt mit 8 Prozent. Das ist eine mi- tagtäglich durchlebt, könne dem Men- zu können, brauche es mehr Bauern. serable Bilanz.» Nur stelle sich die Frage, schen im Geistigen als Vorbild dienen. um wie viel sich die Anzahl Bauern redu- Der Mensch könne mit seinen Gedanken Erde braucht Biolandbau zieren müsste, damit diese Bilanz verbes- ebenso vorgehen, alles in seinem Umfeld Josef Braun, Biobauer aus dem Landkreis sert werden könnte. Denn eine Halbie- aufnehmen, sich zurückziehen und in in- Freising bei München und Vorstandsmit- rung der Anzahl Höfe würde vermutlich nerlicher Reflexion zu durchdachten Lö- glied der Anbauvereinigung Bioland, trat der Schweizer Volkswirtschaft ebenso sungen und Erkenntnissen kommen. in Zofingen mit einer dicht durchwur- wenig bringen, wie es den Wirtschaften Geistiges Wiederkäuen im positiven zelten biologischen Erdscholle auf. Der der umliegenden Länder brachte. Über- Sinn, um Bewusstsein zu erlangen. Boden sei weit mehr, als er in der Schu- spitzt gedacht könnte man die Anzahl so Auch von den anderen Tierarten auf le gelernt habe. Nämlich ein lebender Or- weit reduzieren, bis es pro Gemeinde, pro bioaktuell 6/07 5
Souvenirs vom Bio Marché 07: Fotoshooting mit Ex-Mister Schweiz Renzo Blumenthal, der als Botschafter für «Echt Bio» in Zofingen war. Oder doch lieber eine Seife vom Stand mit Naturkosmetik und ätherischen Ölen? Kanton oder gar in der ganzen Schweiz Wie integrieren wir die Landwirt- Forums Schweiz, solle beauftragt wer- nur noch einen einzigen Bauern gäbe, schaft in die postindustrielle Gesellschaft? den, der Landwirtschaftsministerin Do- und auch diese(r) würden noch zu viel Wie begegnen wir der Natur? Wie erhal- ris Leuthard, die in einem Nachbardorf kosten. ten wir die Erde fruchtbar? «Das sind die aufgewachsen und mit Köchlin, wie sich Die Forderung, das Land brauche essenziellen Fragen zur Landwirtschaft, herausstellte, entfernt verwandt ist, die mehr Bäuerinnen und Bauern, versteht nicht das Verhältnis von 2,5 zu 0,9 zu Erkenntnisse dieses Biogipfels zukom- Hurter indessen nicht als eine volkswirt- 8 Prozent», stellt Hurter abschliessend men zu lassen. Und der Bundesrätin ans schaftliche, politische oder gar gewerk- fest. Herz zu legen, selber den ersten Schritt schaftliche Forderung, sondern als eine zu machen und ihre Verantwortung für fast fachliche Feststellung: «Das Land und … auch Doris Leuthard das Land, den Boden, die Landwirtschaft der Boden brauchen das.» Da gelte es, auf In der anschliessenden Publikumsdis- zu erkennen und zu übernehmen. den Quell- und Kristallisationspunkt, kussion stellte Jakob Bärtschi den An- den eigentlichen Inhalt der Landwirt- trag, Martin Köchli, der Präsident des Bio Alfred Schädeli schaft, zu blicken, der für die Menschheit von grösster Bedeutung sei, nämlich die Die prämierten Produkte und ihre Hersteller Begegnung des Menschen mit der Natur. Milchprodukte und Glacen Der Mensch will etwas von ihr, die Na- Erwin Ackermann, Wolfwil SO Creme-Quark Heidelbeer, Jogurt Bifidus tur will es ihm geben, der Mensch arbei- Erdbeer tet in sie hinein, die Natur lässt sich be- Rudolf und Heike Widmer, Brittnau AG Geissequark, natur arbeiten, der Mensch bildet einen Land- (Sonderauszeichnung) wirtschaftsbetrieb in sie hinein, die Natur Markus und Jolanda Biehler-Gansner, Mocca Glace dankt es ihm durch Schönheit, Vielfalt Dierikon LU und Ertrag. ARCO Glace, Münsingen BE Erdbeersorbet, Mango Glace Biomilk AG, Münsingen BE Pannacotta mit Himbeercoulis, Das Land braucht alle … Pannacotta mit Kaffeecoulis, Klar, dass es für diese Arbeit mehr Bau- Schafmilchjogurt Rhabarber/Vanille ern braucht. Doch auch hier die Frage: Chascharia Val Mustair, Fuldera GR Butter Wie viele mehr? «Die Antwort ist banal, Andreas Gauch, Niederwil AG Rahmglace aus Schafmilch Mocca, das Land braucht alle, die ganze Bevölke- Rahmglace aus Schafmilch Schoggi, Schafmilchjogurt Mango rung, als Bäuerinnen und Bauern, wenn auch in einem übertragenen Sinn», stellt Gelateria Luna Llena, Bern Rahmglace Vanille, Rahmglace Mocca, Rahmglace Baumnuss, Sorbet Ueli Hurter fest. Die ganze Bevölkerung Johannisbeer (Sonderauszeichnung) sollte in ein offenes, waches, interessiertes Käserei Hans Guggisberg, Gohl BE Geissequark vom Spitzbärg Verhältnis zum Land, zum Boden treten Käserei Stofel AG, Unterwasser SG Vollmilchquark natur können. «Machen wir das zusammen!», Liechtensteiner Milchverband, Schaan FL Jogurt natur ruft er auf, «lassen wir uns nicht spalten MBB Trutiger Chäsi, Sempach LU Magerquark natur, Vollmilchquark natur in Konsumenten und Produzentinnen!» Molkerei Biedermann AG, Bischofszell TG Lassi Mango, Lassi Rosenblüten Die Landwirtschaft müsse zu einem in- tegralen Bestandteil der Agglomeration Sennerei D. und V. Zinsli, Sufers GR Ziegen-Frischkäse Schweiz werden, jeder Städter sollte mit Backwaren einem Hof in Verbindung stehen, zumin- Bischofberger AG, Weissbad AI Appenzeller Bio-Biber (Sonderauszeichnung) dest als Empfänger eines Newsletters, je- de Managerin Kurse auf einem Hof besu- Lehmann Holzofenbeck AG, Lanterswil TG Thurgauer Apfelstange chen, jeder Schüler ein mehrtägiges Prak- Sonnhalde Bäckerei, Gempen SO Osterflädli tikum absolvieren. Jean-Marc Pittet, Villarlod FR Pains d’anis, Meringues 6 bioaktuell 6/07
Das Feinste mit der Knospe «Frisch, intensiv, ausgewogen in Teig und Füllung» – «feiner, glatter Quark, weiss, luftig, frisch, dezent, sehr cremig» – «schöne Farbe, voll aromatisch, super» – wer am Eröffnungsfreitag des Bio Marché in Zofingen dem Bio Suisse Lebensmittelexperten Max Eichenberger an der Qualitätsprämierung zuhörte, dem lief das Wasser im Mund zusammen. Zum Glück gab’s am Bio Suisse Stand Versuecherli. B ereits zum zweiten Mal führte Bio Suisse im Rahmen des Bio Mar- ché Zofingen eine Qualitätsprämierung und 61 Milchprodukte und Glacen. Die Prüfung der Produkte erfolgte nach den Kriterien Aussehen, Geruch, Geschmack, bin stolz, diese Perlen zu prämieren.» Den aus- gezeichneten Pro- durch. Von 90 eingereichten Speziali- allgemeiner Eindruck. Drei davon erhiel- dukten wird ein Qua- täten der Kategorien «Kleinbackwaren» ten eine Sonderauszeichnung. Jurymit- litätssiegel zur Verfü- und «Milchprodukte/Speiseeis» erhiel- glied Max Eichenberger freute sich über gung gestellt. ten 30 eine Prämierung. Die unabhän- die hohe Qualität: «Mit der Knospe wer- Jacqueline Forster-Zigerli, gige Fachjury testete 29 Kleinbackwaren den viele Spitzenprodukte hergestellt. Ich Bio Suisse Bilder: Thomas Alföldi Preisverleihung des Bio Suisse Qualitätswettbewerbs: Daniel Münger, Carlos Cornejo, Urs Bischofberger, Rudolf und Heike Widmer, flan- kiert von einem Gaukler, der seine schicke Uniform auch noch auf das Bild bringen wollte. «… könnte Sommerhit werden» «Will die besten Biber backen» «Quark nature passt zur Geiss» «Die Sonderauszeichnung für das Jo- «Diese Auszeichnung ist für mich und «Es ist immer spannend, die eigenen Pro- hannisbeer-Sorbet ist eine Ehre und ei- unsere Firma eine besondere Ehre, mit dukte von aussen beurteilen zu lassen. So ne grosse Genugtuung. Denn bis ein neu- der ich nicht gerechnet habe. Denn wir haben wir auch schon erfolgreich an an- es Aroma wirklich so schmeckt, wie wir sind zwar bekannt für unsere Biberspe- deren Prämierungen mitgemacht. Wir wollen, vergeht oft viel Zeit. Um das Sor- zialitäten, sind aber keine Biospezialis- haben extra einen Nature-Geisse-Quark bet so hinzukriegen, wie es jetzt ist, prö- ten! Umso mehr war für mich klar, dass an der Qualitätsprämierung von Bio belten wir lange mit dem Bindemittel. ich an der Qualitätsprämierung mitma- Suisse eingereicht, denn der rohe, na- Toll, dass die Jury jetzt so begeistert ist chen möchte. Es hat mich gereizt, die Bi- türliche Geschmack passt am besten zur von dem Produkt. Wir waren die Ersten berli von einer neutralen Jury bewerten Geiss. Ausserdem wollen wir zeigen, dass in der Schweiz, die Glacé mit der Knos- zu lassen. Der Ehrgeiz unseres Betriebes Geisse-Quark nicht böckelet, das ist lei- pe anboten. Es ist in unserem Land das ist es, die besten Biberli zu machen. Seit der ein weit verbreitetes Vorurteil. Die Label für Bioqualität, deshalb wollen fünf Jahren gibt es sie auch Bioqualität. Sonderauszeichnung von Bio Suisse freut wir nach den Bio Suisse Richtlinien pro- Klar, dass wir auch hier nur ein Spitzen- uns riesig, sie bedeutet Wertschätzung für duzieren. Es gibt nicht nur den Konsu- produkt herstellen wollen. Wir lassen uns unsere Arbeit. Diese ist ein ‹Chrampf›, mentinnen, sondern auch uns Verarbei- aus zwei Gründen von der Knospe zer- doch wir sind mit Leib und Seele dabei. tern Sicherheit. Die Kontrollen sind zwar tifizieren: erstens aus Überzeugung und Schön, wenn man das unseren Produkten streng, doch wir wissen, dass wir alles zweites, weil wir damit eine Marktnische anmerkt. 1991 haben wir mit einer Geiss richtig machen. Das zählt enorm. Wel- füllen. Zwischen uns und der Knospe se- angefangen, vorher standen bei uns ches unserer Aromen der Sommerhit he ich Parallelen: Wir stehen für quali- Milchkühe im Stall. Schrittweise haben wird? Naja, unsere Spezialität sind ja die tativ hochstehende Biberli, die Knospe wir dann auf biologisch und schliesslich reinen Aromen: Vanille, Lavendel, Ros- steht für die besten Bioprodukte. Sie ist auf biologisch-dynamisch umgestellt. Für marin, Schoggi oder Holunderblüten. im Biobereich das Hauptqualitätssiegel die Vermarktung bräuchten wir heute die Die Geschmäcker sind so verschieden! und geniesst in der Bevölkerung eine ho- Knospe nicht mehr. Doch sie gehört ein- Aber tippen wir mal auf das prämierte Jo- he Akzeptanz.» fach zu einem Biobetrieb.» hannisbeer-Sorbet …» Daniel Münger und Carlos Cornejo, Urs Bischofberger, Rudolf und Heike Widmer, Gelateria Luna Llena, Bern Bischofberger AG, Weissbad/AI Brittnau AG bioaktuell 6/07 7
25 Jahre ProSpecieRara Bei der Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten und Tierrassen geht es um mehr als um Spezialitäten auf der Gemüseplatte und im Streichelzoo – es geht um die genetische Vielfalt und damit auch um die Sicherheit der Nahrungsgrundlage künftiger Generationen. Seit 25 Jahren setzt sich in der Schweiz die Stiftung ProSpecieRara für diese Ziele ein. Und das mit wachsendem Erfolg. E rst in den letzten Jahrzehnten reifte das Bewusstsein, dass die genetische Vielfalt an Nutzieren und Nutzpflanzen Um den Pionier Hanspeter Grünen- felder scharten sich engagierte Menschen aus dem Umkreis des WWF Schweiz und interessieren sich auch Gastrobetriebe vermehrt für Produkte mit dem ProSpe- cieRara-Gütesiegel. Diese Entwicklung in der Welt schwindet. 1980 erschien die gründeten am 15. Dezember 1982 die ist europaweit einmalig, gefördert auch Studie «Global 2000» und wurde zum Stiftung ProSpecieRara, lateinisch «für durch günstige gesetzliche Rahmenbe- Bestseller. Die Autoren machten auch auf die seltenen Arten». Die letzten Tiere ver- dingungen, die im EU-Raum so nicht ge- die Gefahren der zunehmenden Unifor- gessener Rassen wurden aufgespürt und geben sind. mität unserer Ernährung aufmerksam. in Kernherden zu ihrer Erhaltung zusam- Heute erhält ProSpecieRara 1800 Mit der Konzentration auf einige weni- mengeführt. Auch Gemüsesorten und Obstsorten, 900 Garten- und Ackerpflan- ge Hochleistungssorten steige die Gefahr Ackerpflanzen wurden gesammelt und in zen, 450 Beerensorten und 25 Tierrassen. von Inzucht. Zudem könnten sich Krank- einer Samenbank erhalten. Möglich machen das die beiden grossen heitserreger in genetisch einheitlichen Die Schweizer Artenschutzorganisa- Partner Coop und Bundesamt für Land- Monokulturen viel leichter ausbreiten. tion entstand zu einer Zeit, als der Begriff wirtschaft sowie 2000 aktive Tierzüchte- «Biodiversität» noch gar nicht erfunden rinnen und Sortenbetreuer, 6000 Gönne- Weitere Informationen war. Auf europäischer Ebene zählt Pro- rinnen und die Unterstützung durch pri- ProSpecieRara unterhält eine übersichtliche und sehr SpecieRara zu den bekanntesten Erhal- vate Stiftungen. informative Homepage: www.prospecierara.ch tungsorganisationen – und mit 10 Voll- In den vergangenen Jahren hat Pro- Dreimal jährlich erscheint das ProSpecieRara-Bulletin. zeitstellen sogar zu den Grossen. SpecieRara 20 Obstgärten, 13 Sortengär- Es gibt auch einen schönen Jahreskalender und seit Seit 1999 arbeitet ProSpecieRara mit ten und neun Archehöfe für die Tierras- vergangenem Frühjahr den Ausflugsführer, der 52 dem Grossverteiler Coop zusammen. Er- sen aufgebaut und zu einem landesweiten Orte und Anlagen in der Schweiz vorstellt. klärtes Ziel: Die alten Sorten und Rassen Netz verbunden. Die Pflanzen und Tiere ProSpecieRara, Pfrundweg 14, 5000 Aarau, sollen wieder in die Verkaufsregale und sollen für Kinder und Erwachsene erleb- Tel. 062 832 08 20, Fax 062 832 08 25, so zu den Konsumierenden und in deren bar sein, nicht bloss in Samen- und Gen- E-Mail info@prospecierara.ch Bewusstsein gelangen. In jüngster Zeit banken auf bessere Zeiten warten. mgt/mb Tierische Schützlinge Rätisches Grauvieh Schweizer Huhn Kupferhalsziege Robust und genügsam: Das Rätische Die stolze hundertjährige Rasse kommt Vordere Körperhälfte kupferfarben, ver- Grauvieh, eher klein und leicht, eignet in den Nationalfarben daher. Klassi- weist auf Kupferziege, Urahnin der Wal- sich zur Nutzung extensiver Weiden im sches Zweinutzungshuhn, wie es unsere liser Schwarzhalsziege. Kupferhalsziegen Berggebiet. Gute Futterverwertung, an- Grosseltern kannten, die nebst den Ei- tauchen immer wieder in Beständen sprechende Milchleistung, gutes, fein- ern das zarte Fleisch schätzten. Zusam- der Schwarzhalsziegen auf, passen aber faseriges Fleisch. Ab 1920 durch das men mit der Hosberg AG und dem Züch- nicht in den Rassestandard und werden Braunvieh verdrängt, zusammen mit en- terverein ZUN will ProSpecieRara das meist geschlachtet. Neues Erhaltungs- gagierten Züchtern 1985 aus Tiroler Be- Schweizer Huhn in die Bioläden und die projekt: ProSpecieRara hat bisher knapp ständen zurückimportiert. Heute wieder gehobene Gastronomie bringen und da- 20 Exemplare gefunden und ist froh um wachsende Bestände. mit vor dem Aussterben retten. Hinweise auf weitere Tiere. 8 bioaktuell 6/07
Lieben euch alle? Fragen an Béla Bartha bioaktuell: ProSpecieRara hat ein hoch In den ProSpecieRara-Richtlinien gibt es prominent besetztes Patronatskomitee: keine Vorschriften zu den Produktions- Bundesrat Leuenberger, BLW-Direktor formen; es heisst nur, ProSpecieRara «rät Bötsch, Clown Dimitri, Coop-Chef Hans- innig» zum Biolandbau und zu artge- ueli Loosli … ist ProSpecieRara «every- rechter Tierhaltung. Könnt ihr hier stren- body’s darling», lieben euch alle? ger werden oder würde das den Erhalt sel- Bèla Bartha: Ja, hoffentlich. Das Thema tener Arten gefährden? Erhaltung der Vielfalt ist grundsätzlich Hier ist die Antwort ein klares Ja: Das positiv besetzt und wir geben uns grosse würde den Erhalt gefährden. Gerade viele Mühe, dass dies so bleibt. kleine Betriebe, die gefährdete Rassen Béla Bartha, Geschäftsführer ProSpecieRara. halten, sind nicht biozertifiziert. Dasselbe Sind die Saatgutmultis und die Zuchtkon- gilt für Produkte, die von Hochstamman- zerne zum Beispiel im Geflügelbereich eu- möglich gewesen. Wir sind uns bewusst, lagen kommen. Hier verzichten wir auch re einzigen Gegner? dass wir unsere Unabhängigkeit und auf Bioqualität, da der ökologische Wert Saatgutmultis und Zuchtkonzerne sind Glaubwürdigkeit erhalten müssen. eines Hochstammbaumes auf einer Streu- in keiner Weise unsere Gegner. Sie sind obstwiese an sich schon sehr hoch ist. Bei ganz einfach der Grund, dass es Pro- Eure nobelstes Ziel müsste darin bestehen, Frischgemüse hingegen setzen wir kom- SpecieRara heute braucht! euch überflüssig zu machen … wann gibt promisslos auf Bio. es keine gefährdeten Arten mehr? Interview: Markus Bär Seit 1999 arbeitet ProSpecieRara mit Coop Sie erwarten ja kaum, dass ich Ihnen jetzt zusammen, viele Leute kennen das Pro- zustimme … Die Welt ist leider ein ande- Grosses Jubiläumsfest SpecieRara-Label vor allem von ihren Ein- re. Mit der Agrarpolitik 2011 beispiels- Samstag/Sonntag, 1./2. Sept., Bern, Waisenhausplatz käufen bei Coop. Kann diese Umarmung weise werden es kleine Betriebe in Zu- Erlebbare Vielfalt: Für zwei Tage wird der Waisenhaus- nicht auch beengend werden? kunft noch schwerer haben. Viele kleine platz mitten in Bern zum farbenfrohen ProSpecieRara- Dank Coop hat ProSpecieRara heute ei- Betriebe halten ProSpecieRara-Rassen Land mit zahlreichen alten Tierrassen und einem ne Bekanntheit erreicht, von der wir vor und produzieren Sorten. Wir hoffen, Garten mit raren Gemüse- und Zierpflanzensorten. acht Jahren nicht zu träumen gewagt hät- dass die Nischenproduktion regionaler Im grossen Zelt gibt’s kulinarische ProSpecieRara- ten. Und ohne das Engagement des Coop Spezialitäten, wie sie ProSpecieRara an- Höhepunkte sowie die Jubiläumsausstellung. Im Zelt des Hauptsponsors Coop können Kinder Stofftaschen Naturaplan-Fonds wäre zum Beispiel zubieten hat, eine Überlebensstrategie bedrucken und bemalen. der Aufbau des Schaugartennetzes nicht für einige dieser Betriebe sein kann. Pflanzliche Schützlinge Bilder: ProSpecieRara Bild: Markus Zuber, 5024 Küttigen Kartoffel Parli Rande Non Plus Ultra Apfel Berlepsch Klein, rund bis oval, tiefe Augen, ho- Uralte Sorte, die hier und da in der alten Traditionelle Apfelsorte, die moderns- her Stärkegehalt: Typische alte Schwei- Literatur erwähnt wird. Die Rübe ist dun- ten Ansprüchen genügt. Schmeckt aus- zer Landsorte, Anbau im bündnerischen kel-purpurrot, kegelförmig, etwa 25 cm gezeichnet, ausserordentlich hoher Vita- Mathon schon um 1860 historisch be- x 14 cm, und hat ein köstliches erdiges min-C-Gehalt, bis März lagerbar. Wurde legt. Erlangt dank Bemühungen der Pro- Aroma. Ihr dunkles Laub mit den roten um 1880 in Deutschland gezüchtet und SpecieRara wieder Bedeutung. Wird ex- Blattspreiten und dem grünlich-gelben ist robust gegenüber Mehltau und Schorf. klusiv im Berggebiet biologisch angebaut Schleier ziert jedes Gartenbeet. Es emp- Einst weit verbreitet, heute selten. Wird und leistet damit einen Beitrag zur Erhal- fiehlt sich, die Rüben relativ jung zu ern- dank ProSpecieRara in der biologischen tung des Bergackerbaus. Kocht trocken ten. Dann sind sie zart und bereits ge- Tafelobstproduktion eine Renaissance er- und mehlig, zerfällt aber nicht. schmackvoll. leben. bioaktuell 6/07 9
Bild: Anet Spengler N PRODUKTION In die Landschaft passt die Herde bestens. Passt sie auch zur Haltung und Futtergrundlage des Betriebs? «Biozucht Graubünden» geht dieser Frage nach. Biozucht Graubünden: Passen Herde und Betrieb zusammen? FiBL, Plantahof und Bio Grischun starten gemeinsam ein Projekt zur Förderung einer standort- und be- triebsgerechten Biomilchviehzucht im Berggebiet. Knospe-Biobetriebe aus dem Bündnerland können sich anmelden. «M ilchviehherden und die betrieb- lichen Voraussetzungen sind oft noch zu wenig aufeinander abgestimmt.» geordnet ist der Wille, die Biomilchpro- duktion im Berggebiet zu erhalten und zu festigen. Die Bündner Offensive im triebsanalyse der Ist-Zustand auf den Be- trieben erfasst. Dies geschieht zusam- men mit der Betriebsleitung mittels einer Solche oder ähnliche Aussagen sind in Bereich Biomilchviehzucht ist in einen ein- bis zweistündigen Befragung durch Bergkantonen wie Graubünden oft zu Projekt- und einen Beratungsteil geglie- den Beratungsdienst auf dem Betrieb. hören. Eine nicht betriebsgerechte Bio- dert. Im Projektteil wird mittels einer Be- Mit Hilfe eines Einschätzungsbogens des milchviehzucht wirkt sich sowohl auf das FiBL («Für eine standortgerechten Milch- Betriebsergebnis wie auf das Tierwohl viehzucht») wird die Frage beantwortet, Teilnehmende gesucht und die Umwelt negativ aus. Auf Initiati- wie gut die Herde und der Betrieb aufein- ve von Bio Grischun soll nun im Rahmen Gestartet wird das Projekt «Biozucht ander abgestimmt sind. des Projekts «Biozucht Graubünden» die Graubünden» im kommenden Herbst. Dieser Teil ist für die Betriebe kosten- Bündner Knospe-Biobetriebe haben standort- und betriebsgerechte Biomilch- los und unverbindlich. Je nach Auswer- bis zum 15. August Gelegenheit, sich viehzucht stark gefördert werden. Das tungsergebnis ergibt sich aus der Befra- im Rahmen des Projekts für eine kos- Projektteam besteht aus Vertreterinnen tenlose Betriebsanalyse unter der fol- gung Handlungsbedarf im Zucht- oder und Vertretern des Forschungsinstituts genden Adresse anzumelden: LBBZ Bewirtschaftungsbereich. Dieser allfäl- für biologischen Landbau (FiBL), des Plantahof, Beratungsdienst, 7302 lige Beratungsbedarf wird, sofern dies der LBBZ Plantahof und von Bio Grischun. Landquart, Tel. 081 307 45 45. Betrieb wünscht, in einem zweiten Teil zu Ziel des Projekts «Biozucht Grau- Weitere Auskünfte erteilen Ihnen ger- den üblichen Konditionen durch den Be- bünden» ist es, Biobetriebe bei der Suche ne Anet Spengler, FiBL, Frick, Tel. 062 ratungsdienst abgedeckt. nach ihrer optimalen Biomilchkuh pra- 865 72 90, oder Riet Pedotti, LBBZ Plantahof, Tel. 081 856 10 05. as xisnah zu unterstützen. Diesem Ziel über- Andi Schmid, Geschäftsführer Bio Grischun 10 bioaktuell 6/07
Wenn Sauen zusammen säugen Die Gruppenhaltung ferkelführender Sauen ist nichts Neues, kehrt aber auf Biohöfen immer mehr in die Praxis zurück. In einem Projekt wurde diese Haltungsform auf 31 Biobetrieben in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter die Lupe genommen. Fazit: Diese Methode bringt verschiedene Vorteile und kann empfohlen werden. D ie Gruppenhaltung von Sauen mit tauchen? Worauf ist in diesem Haltungs- Bild: Werner Hagmüller ihren Ferkeln, das heisst das Um- system besonders zu achten? Diesen Fra- stallen von Sauen und Ferkeln im Al- gen ging ein Forschungsprojekt des FiBL ter zwischen zwei und drei Wochen von nach. Neun Monate wurde auf 31 Betrie- der Abferkelbucht in einen Gruppensäu- ben in der Schweiz, in Österreich und in gestall, hat verschiedene Vorteile. Gerin- Deutschland das Produktionssystem un- gere Stallbaukosten, geringerer täglicher tersucht. Die Betriebe halten im Mit- Arbeitsaufwand und artgerechte Hal- tel 35 Sauen (11–90 Sauen pro Betrieb), tung, denn auch die Wildsau kehrt nach die meisten in Gruppen von zwei bis vier knapp zwei Wochen mit ihren Frischlin- Sauen, einzelne in grösseren Gruppen. gen zur Rotte zurück. Aus solchen Über- Die Kosten für die Erstellung eines legungen entscheiden sich immer mehr neuen Stalls können um rund 15 Prozent biologische Schweinezüchterinnen für reduziert werden; bei einem Umbau um das System Gruppensäugen. noch weitaus mehr, denn der Gruppen- In der gängigen Einzelhaltung mit säugestall kann recht flexibel in einem sechswöchiger Säugezeit tritt nach dem Altgebäude als Aussenklimastall inte- Absetzen auf vielen Betrieben Ferkel- griert werden. Die Anzahl teurer Abfer- durchfall auf. Beim Gruppensäugen wird kelbuchten kann um zwei Drittel redu- ein Stressfaktor beim Absetzen vermie- ziert werden. den, nämlich das Zusammenlegen mit Als Probleme geben die Hälfte der anderen Ferkelgruppen, da die Ferkel, Betriebe an, dass die Ferkelgruppen aus- zusammen mit ihren Muttertieren, ja einander wachsen und die Einhaltung Die Liegefläche pro Sau sollte mindestens bereits in einer bestehenden grösseren der Umtriebsplanung im Stall schwierig 3,5 m2 gross sein. So können alle Sauen gemeinsam liegen und säugen. Gruppe aufgewachsen sind. ist. Die Einsparung an Arbeitszeit kann sehr viel Gewicht, die Sauen müssen zur Macht Gruppe fit? nur bedingt bestätigt werden. Zwar kön- gleichen Zeit ferkeln. Schweinehalter im Aber sind die Ferkel aus der Gruppenhal- nen durch die Gruppensäugebucht die Biolandbau müssen das mit natürlichen tung auch wirklich fitter, wie man erwar- täglichen Arbeiten (Reinigung, Fütte- Methoden und ohne Hormonspritze er- ten dürfte? Welche Probleme können auf-f rung, Tierkontrolle) optimiert werden, reichen. Weil dies nicht in jedem Fall aber ein zusätzliches Umstallen erfor- klappt, ist es unabdingbar, zirka 15 Pro- dert einen zusätzlichen Reinigungsgang. zent Reserveplätze zu planen. AT T r n de Je mehr Sauen pro Gruppensäugebucht Insgesamt konnten wenig haltungs- en i ng äug Merkblatt KBL u p p ens nehalt gehalten werden, desto höher ist der ar- bedingte Schäden bei den Sauen fest- Gru chwei «Gruppen- MER Bios beitswirtschaftliche Vorteil. gestellt werden. Bei einem Betriebsbe- säugen» Auch bei den Ferkeln aus dem Grup- such wurde die Reaktion der Tiere auf die Tipps zu Haltung, pensäugestall tritt Absetzdurchfall auf. fremde Untersuchungsperson erfasst. Die Fütterung und g ge Richti uppens gebä Gr kön- plant ge- äu Alt ude tälle Ein gesundheitlicher Vorteil für die Fer- Sauen reagierten in deutlich mehr Betrie- nen gut in limas bieten ställe ssenk ile Management im n, Vorte l mehr kel durch Stressreduktion beim Abset- ben mit Annährung als mit Flucht. Die and Au werde liche und rke ess. riert aft d Fe utschl integ swirtsch uen un niger Str eit Sa d we arb die be De und für en un efind Wohlb sga Haltungssystem Grup- 7 Au zen konnte aus den Erhebungen nicht be- Tiere scheinen im Gruppensäugesystem 200 pensäugen sind im FiBL-Merkblatt L stätigt werden, Dieser Frage geht nun ei- wenig ängstlich zu sein. «Gruppensäugen in der Bioschweine- ne Forschungsanstalt in Trenthorst (D) in Fazit: Das System Gruppensäugen ist haltung» zusammengestellt (Bestell- einem Vergleichsversuch nach. bei einer optimalen Durchführung ein nummer 1457). Es ist erhältlich am FiBL, Ackerstrasse, 5070 Frick, TTel. 062 artgemässes und kosteneffizientes Ver- 865 72 72, Fax 062 865 72 73, www. Gleiches Alter anstreben fahren und kann den Erfolg eines Be- shop.fibl.org Ein generelles Auseinanderwachsen der triebes unterstützen. Das Forschungsprojekt wurde ermög- Ferkel in einer Gruppe konnte nicht be- Barbara Früh, FiBL licht dank dem Einsatz und Interesse stätigt werden. Hier erscheint über- Johannes Baumgartner, Peter Schwarz der beteiligten Betriebe und der aus wichtig, dass die Altersdifferenz der (Veterinärmedizinische Universität Wien), Unterstützung durch das deutsche Ferkel innerhalb einer Gruppe maxi- Werner Hagmüller (Institut für biologische Bundesministerium für Ernährung, mal fünf Tage beträgt. Damit kann das Landwirtschaft und Biodiversität, Wels), Landwirtschaft und Verbraucherschutz Fremdsaugen weitgehend verhindert Erhard Aubel, Christel Simantke BMELV. L Vielen Dank. werden. Die Umtriebsplanung erhält also (Beratung artgerechte Tierhaltung e.V.) bioaktuell 6/07 11
N PRODUKTION Kernobst: Jetzt Sorten wählen und Bäume bestellen Biobäuerinnen und Biobauern, die ihre Pflanzungen mit Apfel- und Birnbäumen erweitern oder Auslaufsorten ersetzen wollen, tun gut daran, die Sortenentscheide bald zu fällen und die Biojungbäume rechtzeitig zu bestellen. bioaktuell zeigt, worauf zu achten ist und wie Sie sich die Entscheide erleichtern können. Weiter fassen die FiBL- L Obstspezialisten die neusten Trends und Sortendiskussionen zusammen. D ie Bestellungen der Jungbäume für die nächste Pflanzung – sie müs- sen bekanntlich biologisch sein – sollten te ergänzt mit den eher marktorientierten «Anbauempfehlungen Bioäpfel und -bir- nen» (siehe Kasten Seite 14). Entscheiden kann und muss jede Produ- zentin, jeder Produzent selbstverständ- lich selber. Für den Direktverkauf sind rechtzeitig bei einer Schweizer Biobaum- Immer klarer hatte es sich aufge- weitere Kriterien wichtig; das optima- schule in Auftrag gegeben werden (siehe drängt, das Biosortiment auf wirklich le Sortiment für den Direktverkauf kann Liste unten). Bei frühzeitiger Bestellung förderungswürdige Sorten zu fokussie- je nach Betrieb gänzlich anders aussehen. können die Biobaumschulisten prak- ren. Denn wenn sich das Sortiment auf zu Für den Ersatz von weniger nachge- tisch alle Wünsche bezüglich Sorten und viele, zum Teil recht ähnliche oder sogar fragten oder biologisch schwierig zu pro- Unterlagen erfüllen. Ausnahmebewilli- qualitativ oder ökologisch eher fragwür- duzierenden Sorten wie Golden Deli- gungen für nichtbiologische Bäume aber dige Sorten verzettelt, ist eine professio- cious, Rubinette, Idared oder Elstar ste- werden zunehmend restriktiver erteilt. nelle Verkaufsplanung und Verkaufsför- hen momentan keine uneingeschränkt Tipps: Regeln Sie im Anbauvertrag derung sehr schwierig umzusetzen. Dazu empfehlenswerten Sorten zur Verfügung. auch Ihre Ansprüche an die Jungpflan- kommen viele technische Probleme, wie Wer Auslaufsorten roden will oder muss, zenqualität. Und schenken Sie der Fra- zum Beispiel das Einstellen der sorten- sollte Sorten bevorzugen, die auf der Lis- ge nach der geeigneten Wurzelunterlage spezifischen Lagerbedingungen oder die te mit «Fläche ausdehnen» oder «Flä- grosse Beachtung. termingerechte Auslagerung. che halten» bezeichnet sind. In jedem Detailinformationen zu den Richt- Die Entscheidungskriterien für die Fall sollten Produzierende sich mit ihren linien, Weisungen, Verfügbarkeit etc. er- Anbauempfehlungen der Fachkommis- Hauptabnehmern absprechen. halten Sie unter www.biosaatgut.fibl.org sion sind: Wer auf dem eigenen Betrieb früh- oder beim FiBL, Andreas Thommen, N Bisherige Markt- und Anbauerfah- zeitig ein paar Versuchsbäume von in Tel. 062 865 72 08. rungen mit der Sorte Frage kommenden robusten Ersatzsor- Vorsicht ist bei Eigenimporten gebo- N Marktaussichten der Sorte ten pflanzt (Hinweise in der FiBL-Sor- ten: Importe müssen alle Bedingungen N Bedeutung der Sorte für die Sorti- tenliste oder bei Franco Weibel, FiBL, für die Einfuhr von Bioprodukten erfül- mentsabdeckung Tel. 062 865 72 42, E-Mail franco.weibel len. Das heisst, Sie müssen den Zertifi- N Eignung der Sorte für die Bioproduk- @fibl.org), gewinnt einen wertvollen Wis- zierungsbestimmungen für Importeure tion (Krankheitsanfälligkeit, Ertrags- sensvorsprung für seine späteren Pflanz- genügen. Informationen dazu bei Bio sicherheit, Ökologie) entscheide. Suisse oder bio.inspecta. Robuste Sorten sind Neue Apfelsorten: die Trends Neue, marktorientierte auch fürs Image wichtig Im Wallis pflanzen Bioproduzenten zu- Anbauempfehlungen Die Fachkommission unterstreicht, dass nehmend die schorfresistente Apfelsorte Im Januar dieses Jahres hat die Fachkom- resistente und robuste Sorten für die GoldRush® an. Sie ist äusserlich dem Gol- mission Obst die traditionelle, eher an- Glaubwürdigkeit des Bioobstbaus wich- den Delicious ähnlich, hat aber viel mehr bautechnisch orientierte FiBL-Sortenlis- tig und deshalb speziell zu fördern sind. Säure. Der Verkauf läuft gut und unter 12 bioaktuell 6/07
dem eingetragenen Markennamen «Re- Neue Biosorten, die Bilder: Franco Weibel gold™». In anderen Schweizer Anbaure- im Ausland diskutiert werden gionen bestehen für GoldRush hingegen In Frankreich geht vor allem die Baum- kaum Anbaumöglichkeiten, da dort die schule Davodeau-Ligonnière in Anger Sorte auch im November noch nicht rich- (www.dalicom.com) in die Offensive mit tig reif wird, aber schwarz von Regenfle- resistenten Sorten. Leider tut sie das mit cken … Selbst in der Waadt ist die Rei- einem Clubkonzept (restriktive und kos- fe am Limit, was sich sofort in inneren tenpflichtige Lizenzvergabe). Im Vorder- und äusseren Qualitätseinbussen nieder- grund stehen bei Davodeau vier Sorten: schlägt (siehe Tagungsband 2005). Antarès® (Dalinbel; der Normaltyp, ge- Golden Orange ist äusserlich und ge- prüft am FiBL, war extrem mehltauan- schmacklich ziemlich Golden-Delicious- fällig. Neu gibt es einen Klon, der nur ähnlich und würde so eine Sortimentslü- in mittlerem Mass mehltauanfällig ist.), cke schliessen, wozu Resista leider nicht Choupette® (Dalinette; haben wir in der befriedigend in der Lage ist (schwieriger Mit 13 Tonnen der «Teamsorte» Ecolette, FiBL-Sortenprüfung wegen sehr star- Baumwuchs, Alternanz, viele unterent- die 2006 auf den drei Pionierbetrieben ker Mehltauanfälligkeit gerodet.), Da- produziert wurden, hat das Sorten- wickelte «Nachzüglerfrüchte»). Die um- lin-sweet (ein spät reifender Fuji-Typ, in team die ersten Testverkäufe durch- fangreichen Degustationen und Testver- FiBL-Prüfung) und Dalinco (ein Elstar- geführt. Mit den Verpackungsschalen käufe bei Coop im Rahmen des Sorten- wurden über 20 000 Antwortzettel zu Typ, in FiBL-Prüfung). teams (siehe Kästchen Seite 14) bestätigen den Kundinnen und Kunden gebracht. Choupette und Dalinco sind in un- durchs Band eine gute Konsumentenak- Die bisherigen Rückmeldungen sind zu seren Degustationen sensorisch und op- zeptanz von Golden Orange, die jene von über 90 Prozent positiv bis sehr posi- tisch im Mittelfeld gelandet. Stark im Ge- Golden Delicous deutlich übertrifft. Der tiv. spräch ist in Frankreich auch die resis- rasche Abbau der Fleischfestigkeit im La- tente Sorte Ariane, sie könnte in der Ge- ger ist eindeutig der Schwachpunkt der für Menschen mit einer leichten Apfel- schmacksgruppe «Rot», «würzig, leicht Golden Orange und bedingt ein sehr ge- allergie empfohlen werden. säuerlich» eine interessante Sorte zur naues Einhalten des optimalen Erntezeit- Trotz all dieser Vorzüge empfehlen Verlängerung der Topaz-Saison sein. punktes und der Lagerbedingungen. Der wir, vor einer Anbauausdehnung die Aus- Die bisher am FiBL und an der Agros- sehr attraktive orange «Blush» der Sor- wertung der Sortenteam-Erfahrungen cope Changins-Wädenswil ACW ermit- te entwickelt sich in der Deutschschweiz abzuwarten, denn Ecolette ist recht an- telten Degustationsdaten sind recht po- weniger gut. Wer wo Golden Orange an- spruchsvoll in Anbau und Lagerung. sitiv. Ariane steht bei uns in der Bioprü- bauen kann, entscheidet die Lizenzinha- Die gelben Sorten Opal, Luna, Ori- fung. Sie neigt zu Kleinfrüchtigkeit und berin (FVPFL; Kontakt: Georg Bregy, CP on und Sirius, (vor allem Topaz x Gol- Alternanz. 416, 1964 Conthey, Tel. 027 345 40 31). den-Kreuzungen) unter der Dachmarke In Deutschland und Holland gewinnt Juliet, eine resistente, Süsse-betonte «Golden-Sunshine-Line» der Firma Ro- als resistente Sorte nur Santana etwas Kreuzung aus den USA, erhielt, obwohl bustplant AG (Baumschule Erich Dicken- sie nur normal gekühlt gelagert war, eine mann, 8566 Ellighausen) sind sich äus- beachtlich gute Bewertung. Am interes- serlich und geschmacklich relativ ähn- santsten ist ihre lange Lagerbarkeit, doch lich und liegen optisch und geschmack- wegen der späten Reife ist sie praktisch lich etwa zwischen Golden Delicious und nur im Wallis produzierbar. Topaz. Die Bäume sind schön und die Die holländische Sorte Ecolette (El- Früchte gut. Wir favorisieren aus der Sor- star-Typ für Geschmacksgruppe «Grün», tenprüfung in Frick und nach weiteren «betont säuerlich», nicht Lizenz-ge- Beobachtungen bisher Opal, doch beste- schützt) wird seit drei Jahren vom Sor- hen noch diverse offene Fragen hinsicht- tenteam geprüft. Letzten Winter konn- lich der Notwendigkeit für das Sortiment ten bereits 13 Tonnen Ecolette in einen (als gelbe etwas säuerliche Sorte) sowie evaluierten Testverkauf gebracht werden. ihrer Eignung für den Bioanbau (Anfäl- Die Resultate waren äusserst positiv: Von ligkeit auf Gloeosporium und Regenfle- 1875 Personen fanden 66 Prozent die Sor- cken, Lagerfähigkeit etc.). Wir raten des- te «exzellent», 29 Prozent beurteilten sie halb von grossflächigem Bioanbau von als «in Ordnung». Das ergibt eine Akzep- Opal vorläufig noch ab. tanz von 95 Prozent, nur 5 Prozent fan- Die rote Mutante von Topaz, Red To- den die Sorte nicht in Ordnung. 91 Pro- paz, empfiehlt die Fachkommission nicht zent würden Ecolette wieder kaufen. zum Anbau, da sie deutlich röter ist und Im Rahmen des seit 2006 auch mit im Marktauftritt von Topaz für Verwir- FiBL-Beteiligung laufenden EU-Projektes rung sorgen kann. Die Sorte Mira könnte über Obstbau ISAFRUIT (www.isafruit. für Direktverkäufer interessant sein, da org) konnte eine holländische Forscher- sie überdurchschnittlich gut lagerbar ist. gruppe soeben nachweisen, dass Ecolette Allerdings kam es schon zu einem star- eine der für Apfelallergiker am wenigsten ken Baumkrebsbefall auf einem Schwei- Die Sorte Golden Orange im Testverkauf allergenen Sorten ist. Ecolette kann auch zer Biobetrieb. bei Coop. bioaktuell 6/07 13
der nicht stark schorf- und alternanzan- fälligen Sorte Pinova recht gute Produk- tionserfahrungen gemacht. Hingegen ist die Anfälligkeit von Pinova auf Gloe- osporium-Fäule sehr hoch. Pinova sollte deshalb nur angebaut werden, wenn sich das Nachernte-Tauchen in Heisswasser organisieren lässt (siehe Beitrag im Ta- gungsband zur Bioobstbautagung 2007). Junge Pinova-Bäume sind überdies we- gen ihrer Neigung zur Ausbildung von Nachzüglerblüten stärker vom Feuer- band gefährdet. Die Schweizer Züchtungen Diwa und Das Sortenteam: Ziele und Funktionsweise Mairac wurden in mehreren unserer De- Das Sortenteam besteht zurzeit aus Vertre- Potenzial besitzen, diese Angebotslücken zu gustationen gut bewertet (siehe Tagungs- tungen von Züchtern, Lizenzinhaberinnen, Pro- schliessen oder bisherige Sorten zu verbessern. bände 2005, 2006 und 2007). Diwa wird duzenten, Abpackbetrieben, Coop und FiBL. In der zweiten Phase wird eine so gewählte auf zwei Biobetrieben (ZH, VD) nun in Hauptziel ist die gemeinsame und möglichst «Teamsorte» auf zwei bis vier Biobetrieben im Mengen von ein paar hundert Bäumen effiziente Optimierung des Sortenangebots von Vertragsanbau produziert. Aufgrund der agrono- biologischen Früchten nach sensorischen, agro- mischen Erfahrungen der Pionierbetriebe und angebaut. Dem ersten Eindruck nach nomischen und ökologischen Kriterien. Das der Reaktionen der Kundschaft auf Testverkäufe sind die Sorten «normal» schorfanfällig, Sortenteam prüft ausschliesslich schorfresisten- in zwei Jahren entscheidet das Sortenteam, ob müssen also «normal» gespritzt werden. te Sorten, das ergibt sich aus dem ökologischen die Sorte weitergeführt werden soll und, falls ja, Ob sie auch bezüglich Ertragsleistung, Anspruch. mit welchem Mengenziel. Im Falle eines Neins Alternanz, Regenflecken etc. biogeeignet Phase eins besteht darin, dass das Sortenteam sind die Investitionskosten der Produzentinnen sind, bleibt zu prüfen. Sortimentslücken definiert und aus vorge- dank einer «Pionierprämie» in etwa gedeckt. prüften Sorten jene auswählt, die ein hohes fw Empfehlungen des Sortenteams für Biobirnen Aufwind. Wir empfehlen sie eher zurück- zeugen könnten. Die US-amerikanische Die Versorgungslücke mit Biobirnen, als haltend, da sie auch im CA-Lager nur et- Frühsorte Crimson Crisp (Coop39) prü- Folge von grossflächigen Rodungen vor wa bis Ende Januar lagerbar ist (solche fen wir; sie ist stark säuerlich und reift allem der sehr schorfempfindlichen Gu- Sorten haben wir genug) und in unseren später als Gravensteiner. Interessant, aber ten Luise im Wallis, wird sich zuneh- Versuchen oft etwas übergross und sehr ebenfalls ein bisschen spät als Graven- mend verschärfen. Eine Ausdehnung dunkelrot wurde. Auch wächst der Baum steiner-Ersatz ist die Schweizer Frühsorte der Biobirnenproduktion ist deshalb er- etwas stark und verkahlend. Manche Be- Paradis Werdenberg, gezüchtet von der wünscht. Aber mit welchen Sorten? Die triebe sind mit der recht schorftoleranten Rhein-Baumschule in 9470 Buchs (IP, Sortenversuche des FiBL an drei Standor- Sorte Pilot ziemlich zufrieden (von DL www.lubera.ch). ten sind erst drei Jahre alt, Empfehlungen gibt es eine rote Mutante namens Dali- lassen sich auf dieser Grundlage nicht ab- rène). Bemerkenswerte geben. In Italien spricht man neben Golden Neuzüchtungen Das Sortenteam hat wegen der Dring- Orange auch vermehrt von der resisten- Die schweizerischen Apfelzüchtungspro- lichkeit dennoch beschlossen, vorwie- ten Sorte Modi. Diese soll lang lagerbar gramme von Agroscope Changins-Wä- gend auf die folgenden Sorten zu setzen, sein und einen schönen Wuchs zeigen. denswil ACW und den Rhein-Baumschu- da eine Verzettelung im Birnensortiment Seit 2005 steht sie in der FiBL-Sortenprü- len in Buchs, aber auch holländische, US- extreme Vermarktungsprobleme mit sich fung. amerikanische und neuseeländische Pro- bringen würde – nur gut lagerfähige, ro- Bei den Frühsorten stellen Colli- gramme haben unserer Meinung nach buste und schmackhafte Sorten kommen na und Amethyst keine Alternativen zu sehr interessante Selektionen im Köcher, in Frage: «Concorde», «Uta» und «Xe- Retina dar, die den Grosshandel über- zum Beispiel in den Bereichen Gala- und nia» (Synonym: «Novembra»). Das FiBL Breaburn-Ersatz, Langlagersorten oder hat diese Empfehlung an alle Biobaum- Publikationen zum Thema haltbarere Frühsorten. schulen weitergegeben. Eine neue Züchtung von ACW im Franco Weibel, Francisco Suter, Diese Unterlagen über Obstsorten können Sie beim Bereich von Gala hat bei unseren Degus- Jean-Luc Tschabold, Andi Häseli FiBL bestellen oder von der FiBL-Homepage herun- tationen im Aussehen und im Geschmack und Andreas Thommen, FiBL terladen: N Tagungsband zur Fachtagung Bioobstbau 2007 sehr gut abgeschlossen (FAW 10 442). vom 26. Januar Die Prüfung dieser Sorte im Programm Dankeschön N FiBL-Sortenliste, enthalten im Tagungsband zur des Sortenteams läuft ab 2008. Herzlichen Dank an Agroscope Changins- Fachtagung Wädenswil und Fougère, an die Firma N Anbauempfehlungen Bioäpfel und -birnen der Nichtresistente Sorten Robustplant sowie an die Biobetriebe Vogt FK Obst Selbstverständlich beobachten die Bio- in Remigen, Suter in Aubonne und Kup- Tel. FiBL 062 865 72 72, Fax FiBL 062 865 72 73 obstbauern auch aufmerksam, was sich pelwieser in Bad Ragaz, die uns freundli- Homepage FiBL www.shop.fibl.org, dann im Such- bei den nichtresistenten Sorten tut. Ei- cherweise Früchte für unsere Degustatio- fenster Stichworte eingeben nige Betriebe haben beisspielsweise mit nen zur Verfügung gestellt haben. 14 bioaktuell 6/07
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