Bioaktuell Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé

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DAS MAGAZIN DER BIOBEWEGUNG                    JULI|AUGUST

                    Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché      Seite 4

                    Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé      Seite 7

                              Mehr Sorten: ProSpecieRara feiert   Seite 8
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Helden der Natur. Monat Juli.

                 «Da schlug hinter uns
                    der Blitz ein.»
Die Ereignisse jenes Nachmittags liegen drei Wochen      danach. Und wir donnerten gleichfalls los. Die Her-
zurück. Aber die Angst steckt mir jetzt noch in den      de folgte mir auf dem kurzen Weg. Jetzt hatte ich
Knochen. Drei Monate vorher hatte ich mein Kalb          meine alte Führungsposition in der Herde wieder
bekommen. Und damals, als ich                trächtig    übernommen.           Ein Holzzaun zerbarst. Der
war, hatte sich die Herde neu ge-             ordnet.    Stier stürzte,        kam wieder auf die Beine, war
Ich wurde klar im Rang zurück-                                                 wieder in der Herde. Da schlug
gestuft, und es wird noch eine Weile                                          hinter uns der Blitz ein. Ein
dauern, bis ich mir mit meinen Hörnern                                      Baum am Ende der Weide wurde
den alten Respekt auf den Schatten-                                               von oben bis unten gespalten.
plätzen der Weide und am Wasser-                                                   Der kalte Regen prasselte
trog zurückerobert habe. So dachte                                                 auf unsere heissen Körper.
ich damals.                                                                     Dann stürmten wir auf den
                                                                        Hof und waren in Sicherheit. Unser
Also, an jenem Nachmittag grasten                                        Bio-Bauer erwartete uns schon. Er
wir friedlich auf der Weide jenseits                                      war sichtlich stolz auf uns.
der bei uns so beliebten, schattigen
Baumgruppe am steilen Weg zum                                            Was soll ich noch sagen? Unser freies
Wald hinauf. Wir kauten zufrieden.                                      Leben auf dem Bio-Hof fordert uns,
Unser Stier war in Stimmung und                                         macht uns stark und robust. Wir fressen
machte gleich zwei unserer Jungkühe                                   biologisches Gras, Bio-Heu und manch-
an. Alle fanden das durchaus interes-                               mal noch Bio-Rüebli dazu. Wir geben viel-
sant. Wobei wir weiterkauten. Bis ich                            leicht etwas weniger Milch. Aber unsere Milch
auf einmal diese dunkle Wolke bemerk-                           ist reine Schweizer Bio-Milch. Gut für aller-
te. Noch schien die Sonne. Alle                                     feinste, sommerfrische Bio-Milchshakes
waren mit dem Gras beschäf-                                             und Bio-Joghurts. Und vieles, vieles
tigt. Kopf nach unten. Aber                                                mehr. Und an diesem naturreinen
wo war die Sonne? Die                                                       Genuss wird sich nichts ändern.
schwarze Wolke hing jetzt                                                    Das versprechen wir. Mein Bio-
direkt über uns.                                                             Bauer und ich. Besuchen Sie doch
                                                                            mal einen echten Schweizer Bio-
Wir müssen hier weg, dachte                                              Hof, einen mit der Knospe. Einen, der
ich plötzlich, stiess das nächste Tier mit den Hörnern   voll und ganz biologisch wirtschaftet. Vom Füttern
und brüllte, dass es auch das letzte Rindvieh hören      bis zum Düngen, vom Säen bis zum Ernten. Ohne
konnte. Die ersten Tropfen fielen, als ich mich an die    Wenn und Aber. Oder informieren Sie sich einfach
Spitze setzte. Dann ein Blitz und der rasche Donner      auf www.bio-suisse.ch
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KO LU M N E                                                                              I N H A LT N

                                              bioaktuell
Der Feuerbrand wütet
Nebst den Schäden durch den Feuer-
brand selbst schmerzen die Lücken,
welche die Rodungsaktionen in der
Kulturlandschaft hinterlassen. Die be-
troffenen Landwirte stehen vor existen-
ziellen Fragen.
Zum wirtschaftlichen und ökologischen                  HIER UND JETZT
Schaden kommen mögliche Imagepro-                    4 Heitere Empfindung auf dem Lande
bleme hinzu. Es steht aber fest, dass                  «Mehr Bauern braucht das Land!» Diese
der Erreger, ein Bakterium, mittlerwei-
                                                       Forderung stellte der Biogipfel im Rahmen des
le überall ist. Für einen massiven Befall
                                                       Bio Marché in Zofingen.
müssen lediglich Blühzeitpunkt und
Wetterbedingungen zusammenpassen.
Die Biolandwirtschaft läuft deshalb nicht            7 Das Feinste mit der Knospe
Gefahr, als Quelle des Übels gebrand-                  Bio Suisse prämiert qualitativ hochstehende
markt zu werden, wenn sie sich dem da                  Milchprodukte, Kleinbackwaren und Glacés.
und dort vehement geforderten Einsatz
von Streptomycin widersetzt.
               Hätte der Befall verhin-              8 25 Jahre ProSpecieRara
               dert    werden     können?              ProSpecieRara arbeitet seit einem Vierteljahr-
               Hat jemand geschlampt?                  hundert im Dienste alter Sorten und Rassen.
               Nein! Aber mit den vor-
               beugenden Massnahmen                    PRODUKTION
               (Beobachtung, Rückschnitt,
               Rodung) liess sich die               10 Biozucht Graubünden:
               Invasion der Schweiz durch              Passen Herde und Betrieb zusammen?
               das Bakterium leider nur
               verzögern, nicht verhin-             11 Wenn Sauen zusammen säugen
               dern.
Kann man, muss man zu Antibiotika
greifen? Das Antibiotikum Streptomycin              12 Kernobst: Jetzt Sorten wählen
wird das Problem nicht vollständig                     und Bäume bestellen
und schon gar nicht nachhaltig lösen.
Streptomycin wirkt nicht wesentlich                 15 pro-Q ist gut unterwegs –
besser als die biotauglichen Alternativen
(Myco-Sin und Biopro). Und es drohen
                                                       aufspringen erwünscht
Rückstände, zum Beispiel im Honig, so-
wie die Bildung antibiotikaresistenter                 AGRARPOLITIK
Keime.
Die Fachkommission Obstbau von Bio
                                                    16 Referendum gegen AP 2011 lanciert
Suisse und auch wir vom FiBLL raten                    In der Romandie regt sich Widerstand gegen die
zu grosser Zurückhaltung gegenüber                     AP 2011, die mit einem Referendum zu Fall ge-
Streptomycin. Im Biolandbau kommt                      bracht werden soll. Teile der Biobewegung lehnen
ein Einsatz vorderhand nicht in Frage, zu              die Kampagne ab.
gross sind die Bedenken und Risiken.
Was bleibt vorerst zu tun? Betroffene
                                                       RUBRIKEN
Betriebe müssen bei bedrohlichen Er-
tragsausfällen finanzielle Unterstützung            17 Kontrolle
erhalten. Es gilt, weiterhin die Epidemie           18 Bio Suisse
mit allen sinnvollen Massnahmen ein-
                                                    21 Beratung
zudämmen. Und es müssen möglichst
rasch zusätzliche Strategien für die Praxis
                                                    23 Ratgeber
entwickelt werden.                                  25 Konsum
                                                    26 Notizen
                                                    28 Agenda
                                                    30 Märitstand
                              Lucius Tamm
                                     T              31 Impressum
                 und das FiBL-
                            L Obstbauteam
                                                    31 Das Letzte Wort. Leserbriefe

 Ansprechperson zum Feuerbrand
am FiBLL ist Hans-Jakob Schärer,
TTel. 062 865 72 09,                               Titelbild: Alexandra Maier, Bäuerin in Rubigen BE.
 E-Mail hans-jakob.schaerer@fibl.org                                                          Bild: Thomas Alföldi

                                                                                              bioaktuell 6/07        3
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N HIER UND JETZT

    Bei Ankunft auf dem Lande soll
    heitere Empfindung erwachen
    «Mehr Bauern braucht das Land!» Unter diesem provokativen Titel fand am 23. Juni im Rahmen des
    Bio Marché in Zofingen der 7. Biogipfel statt. Organisiert wurde er von zwei jubilierenden Pionier-
    organisationen: dem Bio Forum Schweiz, das 75 Jahre Möschberg als Wiege des organisch biologischen
    Landbaus feiert, und dem Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft, der heuer 70 Jahre alt wird.

                  P    asst der Titel des Biogipfels, «Mehr
                       Bäuerinnen und Bauern braucht das
                  Land», in die agrarpolitische Gegenwart?
                                                               derts. Aus verschiedenen Gründen brach
                                                               die damals führende Wirtschaftsmacht
                                                               mit Venedig an der Spitze, die in Gewer-
                                                                                                             Wein, Öl, Obst und Gemüse führten die
                                                                                                             italienische Landwirtschaft in eine Hoch-
                                                                                                             blüte und machte sie zur wichtigsten Ex-
                  Diese Frage trugen viele der gut 100 Be-     be, Handel, Kultur und Dienstleistungen       portbranche des Landes. Und dieser phä-
                  sucherinnen und Besucher dieser Podi-        die weltweit führende Position innehatte,     nomenale Aufschwung war nachhaltig:
                  umsveranstaltung, die auch heuer wie-        in sich zusammen. Venedig hatte für die       Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Italien
                  der im Rahmen des Bio Marché stattfand,      damalige Weltwirtschaft die gleiche Be-       der wichtigste Exporteur von Landwirt-
                  in den schmucken Saal im Zofinger Rat-       deutung wie New York, London oder To-         schaftsprodukten in Europa.
                  haus. Ein Novum dabei war, dass nebst        kio für die heutige. Die Verhältnisse wan-
                  dem Bio Forum Schweiz, das den Biogip-       delten sich, und plötzlich befuhren Han-      Corse alla terra
                  fel seit Anbeginn betreut, auch der Ver-     delsschiffe aus England und Holland das       Als «corse alla terra», Wettrennen nach
                  ein für biologisch-dynamische Landwirt-      Mittelmeer, zwei aufstrebende Natio-          Boden, geht diese Epoche in die Wirt-
                  schaft Gastgeber war.                        nen, die mehr und mehr auch im Ban-           schaftsgeschichte ein. Ab 1650 bis ins 18.
                       Auch wenn der Trend momentan            kenwesen mitmischten. Eine grausame           Jahrhundert stiegen die Bodenpreise und
                  zweifellos in die andere Richtung zeige,     Pestwelle suchte Italien in dieser Zeit zu-   Pachtzinsen stetig. Diese Trendwende
                  erklärte Peter Hersche, ehemals Dozent       dem heim, was den Untergang der flo-          von Gewerbe, Handel und Dienstleistun-
                  für Geschichte an der Uni Bern, dürfe        rierenden Wirtschaftsmacht besiegelte.        gen hin zur Urproduktion, welche in der
                  man dessen Fortsetzung nicht einfach als          Die Pest und der Zusammenbruch           venezianischen Hochblüte niemand für
                  gegeben betrachten. Man könne aus der        führten die Bevölkerung aufs Land.            möglich gehalten hatte, prägte das gesell-
                  Geschichte, die immer wieder Überra-         Reiche Familien hoben ihr Geld von den        schaftliche Selbstverständnis des Landes.
                  schungen bereithalte, lernen, dass es völ-   Banken ab und investierten in Land-                Idealisieren mag Peter Hersche die-
                  lig unerwartet zu Trendwenden kommen         wirtschaftsland. Nicht nur um des Be-         se Entwicklung jedoch nicht. Es handel-
                  könne. Ein Beispiel einer solchen Trend-     sitzes Willen, im Gegenteil, die Land-        te sich um ein Feudalsystem mit Gross-
                  wende war der Inhalt seines Referats.        wirtschaft wurde neu erfunden. Ratio-         grundbesitz und vielen landlosen Land-
                                                               nalisierungen, Entwässerungen und Be-         arbeitern, wie es zu dieser Zeit auch an-
                  Italienische Trendwende                      wässerungen, der Anbau neuer Produkte         dernorts üblich war. Das Renditedenken
                  Hersche führte das Publikum zurück ins       wie Reis, Mais, Seide und Parmesan, aber      hatte hohe Priorität, der Anbau führte zu
                  Italien des beginnenden 17. Jahrhun-         auch die Verbesserung alter Produkte wie      Monokulturen. Aber das Phänomen ei-

                  Der Bio Marché brachte am Wochenende vom 22. bis 24. Juni Leben in die beschauliche Zofinger Altstadt. 150 Ausstellerinnen und
                  Aussteller präsentierten ihre Bioprodukte mehreren Zehntausend Besucherinnen und Besuchern. Artisten, Musik- und Gauklergruppen
                  lockerten die Atmosphäre auf.

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ner derart grundlegenden Verschiebung

                                                                                                                                                          Bilder: Thomas Alföldi
vom zweiten und dritten Sektor hin zum
ersten Sektor, der landwirtschaftlichen
Produktion, diese «Reagrarisierung», wie
sie Italien auch schon nach dem Zusam-
menbruch des Römischen Reiches erlebt
hatte, betrachtet er als Beleg aus der Ge-
schichte, dass die Forderung nach mehr
Bauern durchaus gestellt werden kann.
Und dazu wären weder Pest noch Kri-
se zwingend nötig, meint Hersche: «So-
bald man begreifen wird, dass der Begriff
‹Kultur› eigentlich ‹Agrarkultur› meint,
wird es von selber wieder mehr Bauern
geben.»

                                              Peter Hersche, Alexandra Maier, Ueli Hurter und Josef Braun sind sich einig: Das Land
Tiervielfalt kultiviert
                                              braucht mehr Bauern. Das sagen sie auch Bundesrätin Doris Leuthard.
Damit spielte der Historiker einen Steil-
pass auf die Demeter-Bäuerin Alexandra        dem Hof könne der Mensch einiges ler-          ganismus, zu was er dank einer äusserst
Maier, die sich in ihrem Referat mit der      nen, etwa vom Schwein, das so aufge-           vielfältigen Besiedlung durch Milliarden
zukunftsweisenden Bauernkultur ausein-        weckt und gut gelaunt in der Welt steht,       von Bodenlebewesen werde, die in Sym-
andersetzte. Die Schwarzwälder Bauern-        die Neugierde an der Welt. Oder vom wil-       biose mit den Pflanzen leben, welche die
tochter reiste erstmals vor acht Jahren mit   lensstarken, begeisterungsfähigen Pferd        Erde durchwurzeln und dem bodeneige-
einem Sennenpaar und einem alten Hir-         die Tatkraft und die Entscheidungsfreu-        nen Stoffwechsel Enzyme, Fermente und
ten in die Schweiz, um in Graubünden ei-      digkeit.                                       Hormone beisteuern. Sofern dieser Orga-
nen Alpbetrieb mit 80 Kühen und Milch-                                                       nismus intakt ist, ist er fähig, Umweltgifte
verarbeitung zu besorgen. Die Bergbau-        Kein Luxus                                     abzubauen, Erosion und Überschwem-
ernkultur beeindruckte sie tief, sie blieb    Im eisigen Wind von Liberalisierung            mungen zu verhindern und in grossen
hängen und ging auch in den folgenden         und Globalisierung, der den Landwirt-          Mengen CO2 zu binden.
sieben Sommern z’Alp, lernte den Nach-        schaften weltweit ein eisernes Regime des           «Wenn die ganze Landwirtschaft
barälpler Martin Bigler kennen, den sie       Strukturwandels abverlangt, also die Re-       weltweit auf Biolandbau umstellen wür-
unterdessen geheiratet hat und mit dem        duktion der Anzahl Bauern, scheint die-        de, könnten wir den CO2-Haushalt in un-
sie heute den Landwirtschaftsbetrieb in       se Tiervielfalt, die den Menschen eine         serer Atmosphäre innert 30 Jahren ins
Rubigen bei Bern führt.                       Grundlage für ihre Kultur schafft, über-       Gleichgewicht bringen», ist Braun über-
     «Unsere Bauernkultur lebt von der        flüssig. Denn die Tiere wollen betreut         zeugt. Damit zeige sich, dass die Frage, ob
Tiervielfalt auf den Höfen», erklärte sie     sein. Um ihnen gerecht zu werden, brau-        die Biolandwirtschaft die Welt ernähren
und erläuterte den Gedanken anhand der        che es mehr Bauern, ist Alexandra Maier        könne, falsch gestellt sei. Denn ohne Bio-
Kuh. Seit 6000 Jahren begleitet das Rind      überzeugt. An einer gesunden Landwirt-         landbau könne der Mensch auf der Erde
den Menschen als Haustier und mach-           schaft könne sich die Gesellschaft sowohl      nicht mehr überleben.
te es ihm möglich, sesshaft zu werden.        physisch als auch seelisch auftanken – ei-
Aus dem Jäger und Sammler wurde der           nerseits mit gesunden Lebensmitteln, an-       Immer weiter halbieren?
Viehhalter und Bauer. Der innige Kon-         dererseits in einer belebten Landschaft.       Die heute mehrheitsfähige Forderung
takt zwischen Mensch und Vieh ist über        «Das ist kein Luxus, sondern ein Grund-        nach weniger Bauern sei aus dem streng
die lange Zeit gewachsen in einem gegen-      bedürfnis.»                                    volkswirtschaftlichen Blickwinkel sehr
seitigen Geben und Nehmen.                        Die Landwirtschaft müsse auch in           wohl nachvollziehbar, räumte Ueli Hur-
     Das Wesen der Kuh ist durch das          Zukunft das Motiv bieten, welches Beet-        ter, bio-dynamischer Bauer in Montézil-
Wiederkäuen bestimmt. Sie schlingt al-        hoven im ersten Satz seiner «Pastorale»        lon oberhalb von Neuenburg und Prä-
les, was in ihrer Umgebung ist, Gras,         unter dem Titel «Erwachen heiterer Emp-        sident des Demeter-Verbands, ein: «2,5
Klee, Kräuter und Blätter, in sich hinein.    findungen bei der Ankunft auf dem Lan-         Prozent der werktätigen Bevölkerung er-
Später legt sie sich hin und geht das ganze   de» musikalisch dargestellt habe. Dieses       wirtschaften 0,9 Prozent des Bruttoin-
sorgfältig käuend nochmals durch. Die-        Bedürfnis sei gross, gerade in der dicht       landprodukts und belasten den Bundes-
ser Vorgang, den die Kuh im Physischen        besiedelten Schweiz. Um es befriedigen         haushalt mit 8 Prozent. Das ist eine mi-
tagtäglich durchlebt, könne dem Men-          zu können, brauche es mehr Bauern.             serable Bilanz.» Nur stelle sich die Frage,
schen im Geistigen als Vorbild dienen.                                                       um wie viel sich die Anzahl Bauern redu-
Der Mensch könne mit seinen Gedanken          Erde braucht Biolandbau                        zieren müsste, damit diese Bilanz verbes-
ebenso vorgehen, alles in seinem Umfeld       Josef Braun, Biobauer aus dem Landkreis        sert werden könnte. Denn eine Halbie-
aufnehmen, sich zurückziehen und in in-       Freising bei München und Vorstandsmit-         rung der Anzahl Höfe würde vermutlich
nerlicher Reflexion zu durchdachten Lö-       glied der Anbauvereinigung Bioland, trat       der Schweizer Volkswirtschaft ebenso
sungen und Erkenntnissen kommen.              in Zofingen mit einer dicht durchwur-          wenig bringen, wie es den Wirtschaften
Geistiges Wiederkäuen im positiven            zelten biologischen Erdscholle auf. Der        der umliegenden Länder brachte. Über-
Sinn, um Bewusstsein zu erlangen.             Boden sei weit mehr, als er in der Schu-       spitzt gedacht könnte man die Anzahl so
     Auch von den anderen Tierarten auf       le gelernt habe. Nämlich ein lebender Or-      weit reduzieren, bis es pro Gemeinde, pro

                                                                                                                                        bioaktuell 6/07                            5
Bioaktuell Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé
Souvenirs vom Bio Marché 07: Fotoshooting mit Ex-Mister Schweiz Renzo Blumenthal, der als Botschafter für «Echt Bio» in Zofingen war.
                  Oder doch lieber eine Seife vom Stand mit Naturkosmetik und ätherischen Ölen?

                  Kanton oder gar in der ganzen Schweiz                Wie integrieren wir die Landwirt-         Forums Schweiz, solle beauftragt wer-
                  nur noch einen einzigen Bauern gäbe,            schaft in die postindustrielle Gesellschaft?   den, der Landwirtschaftsministerin Do-
                  und auch diese(r) würden noch zu viel           Wie begegnen wir der Natur? Wie erhal-         ris Leuthard, die in einem Nachbardorf
                  kosten.                                         ten wir die Erde fruchtbar? «Das sind die      aufgewachsen und mit Köchlin, wie sich
                       Die Forderung, das Land brauche            essenziellen Fragen zur Landwirtschaft,        herausstellte, entfernt verwandt ist, die
                  mehr Bäuerinnen und Bauern, versteht            nicht das Verhältnis von 2,5 zu 0,9 zu         Erkenntnisse dieses Biogipfels zukom-
                  Hurter indessen nicht als eine volkswirt-       8 Prozent», stellt Hurter abschliessend        men zu lassen. Und der Bundesrätin ans
                  schaftliche, politische oder gar gewerk-        fest.                                          Herz zu legen, selber den ersten Schritt
                  schaftliche Forderung, sondern als eine                                                        zu machen und ihre Verantwortung für
                  fast fachliche Feststellung: «Das Land und      … auch Doris Leuthard                          das Land, den Boden, die Landwirtschaft
                  der Boden brauchen das.» Da gelte es, auf       In der anschliessenden Publikumsdis-           zu erkennen und zu übernehmen.
                  den Quell- und Kristallisationspunkt,           kussion stellte Jakob Bärtschi den An-
                  den eigentlichen Inhalt der Landwirt-           trag, Martin Köchli, der Präsident des Bio                                  Alfred Schädeli
                  schaft, zu blicken, der für die Menschheit
                  von grösster Bedeutung sei, nämlich die         Die prämierten Produkte und ihre Hersteller
                  Begegnung des Menschen mit der Natur.           Milchprodukte und Glacen
                  Der Mensch will etwas von ihr, die Na-          Erwin Ackermann, Wolfwil SO                    Creme-Quark Heidelbeer, Jogurt Bifidus
                  tur will es ihm geben, der Mensch arbei-                                                       Erdbeer
                  tet in sie hinein, die Natur lässt sich be-     Rudolf und Heike Widmer, Brittnau AG           Geissequark, natur
                  arbeiten, der Mensch bildet einen Land-                                                        (Sonderauszeichnung)
                  wirtschaftsbetrieb in sie hinein, die Natur     Markus und Jolanda Biehler-Gansner,            Mocca Glace
                  dankt es ihm durch Schönheit, Vielfalt          Dierikon LU
                  und Ertrag.                                     ARCO Glace, Münsingen BE                       Erdbeersorbet, Mango Glace
                                                                  Biomilk AG, Münsingen BE                       Pannacotta mit Himbeercoulis,
                  Das Land braucht alle …                                                                        Pannacotta mit Kaffeecoulis,
                  Klar, dass es für diese Arbeit mehr Bau-                                                       Schafmilchjogurt Rhabarber/Vanille
                  ern braucht. Doch auch hier die Frage:          Chascharia Val Mustair, Fuldera GR             Butter
                  Wie viele mehr? «Die Antwort ist banal,         Andreas Gauch, Niederwil AG                    Rahmglace aus Schafmilch Mocca,
                  das Land braucht alle, die ganze Bevölke-                                                      Rahmglace aus Schafmilch Schoggi,
                                                                                                                 Schafmilchjogurt Mango
                  rung, als Bäuerinnen und Bauern, wenn
                  auch in einem übertragenen Sinn», stellt        Gelateria Luna Llena, Bern                     Rahmglace Vanille, Rahmglace Mocca,
                                                                                                                 Rahmglace Baumnuss, Sorbet
                  Ueli Hurter fest. Die ganze Bevölkerung
                                                                                                                 Johannisbeer (Sonderauszeichnung)
                  sollte in ein offenes, waches, interessiertes
                                                                  Käserei Hans Guggisberg, Gohl BE               Geissequark vom Spitzbärg
                  Verhältnis zum Land, zum Boden treten
                                                                  Käserei Stofel AG, Unterwasser SG              Vollmilchquark natur
                  können. «Machen wir das zusammen!»,
                                                                  Liechtensteiner Milchverband, Schaan FL        Jogurt natur
                  ruft er auf, «lassen wir uns nicht spalten
                                                                  MBB Trutiger Chäsi, Sempach LU                 Magerquark natur, Vollmilchquark natur
                  in Konsumenten und Produzentinnen!»
                                                                  Molkerei Biedermann AG, Bischofszell TG        Lassi Mango, Lassi Rosenblüten
                  Die Landwirtschaft müsse zu einem in-
                  tegralen Bestandteil der Agglomeration          Sennerei D. und V. Zinsli, Sufers GR           Ziegen-Frischkäse

                  Schweiz werden, jeder Städter sollte mit        Backwaren
                  einem Hof in Verbindung stehen, zumin-          Bischofberger AG, Weissbad AI                  Appenzeller Bio-Biber
                                                                                                                 (Sonderauszeichnung)
                  dest als Empfänger eines Newsletters, je-
                  de Managerin Kurse auf einem Hof besu-          Lehmann Holzofenbeck AG, Lanterswil TG         Thurgauer Apfelstange

                  chen, jeder Schüler ein mehrtägiges Prak-       Sonnhalde Bäckerei, Gempen SO                  Osterflädli
                  tikum absolvieren.                              Jean-Marc Pittet, Villarlod FR                 Pains d’anis, Meringues

6   bioaktuell 6/07
Bioaktuell Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé
Das Feinste mit der Knospe
              «Frisch, intensiv, ausgewogen in Teig und Füllung» – «feiner, glatter Quark, weiss, luftig, frisch, dezent,
              sehr cremig» – «schöne Farbe, voll aromatisch, super» – wer am Eröffnungsfreitag des Bio Marché in
              Zofingen dem Bio Suisse Lebensmittelexperten Max Eichenberger an der Qualitätsprämierung zuhörte,
              dem lief das Wasser im Mund zusammen. Zum Glück gab’s am Bio Suisse Stand Versuecherli.

B   ereits zum zweiten Mal führte Bio
    Suisse im Rahmen des Bio Mar-
ché Zofingen eine Qualitätsprämierung
                                                und 61 Milchprodukte und Glacen. Die
                                                Prüfung der Produkte erfolgte nach den
                                                Kriterien Aussehen, Geruch, Geschmack,
                                                                                               bin stolz, diese Perlen zu
                                                                                               prämieren.» Den aus-
                                                                                               gezeichneten       Pro-
durch. Von 90 eingereichten Speziali-           allgemeiner Eindruck. Drei davon erhiel-       dukten wird ein Qua-
täten der Kategorien «Kleinbackwaren»           ten eine Sonderauszeichnung. Jurymit-          litätssiegel zur Verfü-
und «Milchprodukte/Speiseeis» erhiel-           glied Max Eichenberger freute sich über        gung gestellt.
ten 30 eine Prämierung. Die unabhän-            die hohe Qualität: «Mit der Knospe wer-          Jacqueline Forster-Zigerli,
gige Fachjury testete 29 Kleinbackwaren         den viele Spitzenprodukte hergestellt. Ich                        Bio Suisse

                                                                                                                                               Bilder: Thomas Alföldi
Preisverleihung des Bio Suisse Qualitätswettbewerbs: Daniel Münger, Carlos Cornejo, Urs Bischofberger, Rudolf und Heike Widmer, flan-
kiert von einem Gaukler, der seine schicke Uniform auch noch auf das Bild bringen wollte.

«… könnte Sommerhit werden»                     «Will die besten Biber backen»                 «Quark nature passt zur Geiss»
«Die Sonderauszeichnung für das Jo-             «Diese Auszeichnung ist für mich und           «Es ist immer spannend, die eigenen Pro-
hannisbeer-Sorbet ist eine Ehre und ei-         unsere Firma eine besondere Ehre, mit          dukte von aussen beurteilen zu lassen. So
ne grosse Genugtuung. Denn bis ein neu-         der ich nicht gerechnet habe. Denn wir         haben wir auch schon erfolgreich an an-
es Aroma wirklich so schmeckt, wie wir          sind zwar bekannt für unsere Biberspe-         deren Prämierungen mitgemacht. Wir
wollen, vergeht oft viel Zeit. Um das Sor-      zialitäten, sind aber keine Biospezialis-      haben extra einen Nature-Geisse-Quark
bet so hinzukriegen, wie es jetzt ist, prö-     ten! Umso mehr war für mich klar, dass         an der Qualitätsprämierung von Bio
belten wir lange mit dem Bindemittel.           ich an der Qualitätsprämierung mitma-          Suisse eingereicht, denn der rohe, na-
Toll, dass die Jury jetzt so begeistert ist     chen möchte. Es hat mich gereizt, die Bi-      türliche Geschmack passt am besten zur
von dem Produkt. Wir waren die Ersten           berli von einer neutralen Jury bewerten        Geiss. Ausserdem wollen wir zeigen, dass
in der Schweiz, die Glacé mit der Knos-         zu lassen. Der Ehrgeiz unseres Betriebes       Geisse-Quark nicht böckelet, das ist lei-
pe anboten. Es ist in unserem Land das          ist es, die besten Biberli zu machen. Seit     der ein weit verbreitetes Vorurteil. Die
Label für Bioqualität, deshalb wollen           fünf Jahren gibt es sie auch Bioqualität.      Sonderauszeichnung von Bio Suisse freut
wir nach den Bio Suisse Richtlinien pro-        Klar, dass wir auch hier nur ein Spitzen-      uns riesig, sie bedeutet Wertschätzung für
duzieren. Es gibt nicht nur den Konsu-          produkt herstellen wollen. Wir lassen uns      unsere Arbeit. Diese ist ein ‹Chrampf›,
mentinnen, sondern auch uns Verarbei-           aus zwei Gründen von der Knospe zer-           doch wir sind mit Leib und Seele dabei.
tern Sicherheit. Die Kontrollen sind zwar       tifizieren: erstens aus Überzeugung und        Schön, wenn man das unseren Produkten
streng, doch wir wissen, dass wir alles         zweites, weil wir damit eine Marktnische       anmerkt. 1991 haben wir mit einer Geiss
richtig machen. Das zählt enorm. Wel-           füllen. Zwischen uns und der Knospe se-        angefangen, vorher standen bei uns
ches unserer Aromen der Sommerhit               he ich Parallelen: Wir stehen für quali-       Milchkühe im Stall. Schrittweise haben
wird? Naja, unsere Spezialität sind ja die      tativ hochstehende Biberli, die Knospe         wir dann auf biologisch und schliesslich
reinen Aromen: Vanille, Lavendel, Ros-          steht für die besten Bioprodukte. Sie ist      auf biologisch-dynamisch umgestellt. Für
marin, Schoggi oder Holunderblüten.             im Biobereich das Hauptqualitätssiegel         die Vermarktung bräuchten wir heute die
Die Geschmäcker sind so verschieden!            und geniesst in der Bevölkerung eine ho-       Knospe nicht mehr. Doch sie gehört ein-
Aber tippen wir mal auf das prämierte Jo-       he Akzeptanz.»                                 fach zu einem Biobetrieb.»
hannisbeer-Sorbet …»
           Daniel Münger und Carlos Cornejo,                              Urs Bischofberger,                        Rudolf und Heike Widmer,
                   Gelateria Luna Llena, Bern                 Bischofberger AG, Weissbad/AI                                      Brittnau AG

                                                                                                                                           bioaktuell 6/07              7
Bioaktuell Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé
25 Jahre ProSpecieRara
    Bei der Erhaltung gefährdeter Pflanzenarten und Tierrassen geht es um mehr als um Spezialitäten auf
    der Gemüseplatte und im Streichelzoo – es geht um die genetische Vielfalt und damit auch um die
    Sicherheit der Nahrungsgrundlage künftiger Generationen. Seit 25 Jahren setzt sich in der Schweiz die
    Stiftung ProSpecieRara für diese Ziele ein. Und das mit wachsendem Erfolg.

                  E  rst in den letzten Jahrzehnten reifte
                     das Bewusstsein, dass die genetische
                  Vielfalt an Nutzieren und Nutzpflanzen
                                                                   Um den Pionier Hanspeter Grünen-
                                                              felder scharten sich engagierte Menschen
                                                              aus dem Umkreis des WWF Schweiz und
                                                                                                             interessieren sich auch Gastrobetriebe
                                                                                                             vermehrt für Produkte mit dem ProSpe-
                                                                                                             cieRara-Gütesiegel. Diese Entwicklung
                  in der Welt schwindet. 1980 erschien die    gründeten am 15. Dezember 1982 die             ist europaweit einmalig, gefördert auch
                  Studie «Global 2000» und wurde zum          Stiftung ProSpecieRara, lateinisch «für        durch günstige gesetzliche Rahmenbe-
                  Bestseller. Die Autoren machten auch auf    die seltenen Arten». Die letzten Tiere ver-    dingungen, die im EU-Raum so nicht ge-
                  die Gefahren der zunehmenden Unifor-        gessener Rassen wurden aufgespürt und          geben sind.
                  mität unserer Ernährung aufmerksam.         in Kernherden zu ihrer Erhaltung zusam-            Heute erhält ProSpecieRara 1800
                  Mit der Konzentration auf einige weni-      mengeführt. Auch Gemüsesorten und              Obstsorten, 900 Garten- und Ackerpflan-
                  ge Hochleistungssorten steige die Gefahr    Ackerpflanzen wurden gesammelt und in          zen, 450 Beerensorten und 25 Tierrassen.
                  von Inzucht. Zudem könnten sich Krank-      einer Samenbank erhalten.                      Möglich machen das die beiden grossen
                  heitserreger in genetisch einheitlichen          Die Schweizer Artenschutzorganisa-        Partner Coop und Bundesamt für Land-
                  Monokulturen viel leichter ausbreiten.      tion entstand zu einer Zeit, als der Begriff   wirtschaft sowie 2000 aktive Tierzüchte-
                                                              «Biodiversität» noch gar nicht erfunden        rinnen und Sortenbetreuer, 6000 Gönne-
     Weitere Informationen                                    war. Auf europäischer Ebene zählt Pro-         rinnen und die Unterstützung durch pri-
     ProSpecieRara unterhält eine übersichtliche und sehr
                                                              SpecieRara zu den bekanntesten Erhal-          vate Stiftungen.
     informative Homepage: www.prospecierara.ch               tungsorganisationen – und mit 10 Voll-             In den vergangenen Jahren hat Pro-
     Dreimal jährlich erscheint das ProSpecieRara-Bulletin.   zeitstellen sogar zu den Grossen.              SpecieRara 20 Obstgärten, 13 Sortengär-
     Es gibt auch einen schönen Jahreskalender und seit            Seit 1999 arbeitet ProSpecieRara mit      ten und neun Archehöfe für die Tierras-
     vergangenem Frühjahr den Ausflugsführer, der 52          dem Grossverteiler Coop zusammen. Er-          sen aufgebaut und zu einem landesweiten
     Orte und Anlagen in der Schweiz vorstellt.               klärtes Ziel: Die alten Sorten und Rassen      Netz verbunden. Die Pflanzen und Tiere
     ProSpecieRara, Pfrundweg 14, 5000 Aarau,                 sollen wieder in die Verkaufsregale und        sollen für Kinder und Erwachsene erleb-
     Tel. 062 832 08 20, Fax 062 832 08 25,
                                                              so zu den Konsumierenden und in deren          bar sein, nicht bloss in Samen- und Gen-
     E-Mail info@prospecierara.ch
                                                              Bewusstsein gelangen. In jüngster Zeit         banken auf bessere Zeiten warten.
                                                                                                                                              mgt/mb

                  Tierische Schützlinge

                  Rätisches Grauvieh                          Schweizer Huhn                                 Kupferhalsziege
                  Robust und genügsam: Das Rätische           Die stolze hundertjährige Rasse kommt          Vordere Körperhälfte kupferfarben, ver-
                  Grauvieh, eher klein und leicht, eignet     in den Nationalfarben daher. Klassi-           weist auf Kupferziege, Urahnin der Wal-
                  sich zur Nutzung extensiver Weiden im       sches Zweinutzungshuhn, wie es unsere          liser Schwarzhalsziege. Kupferhalsziegen
                  Berggebiet. Gute Futterverwertung, an-      Grosseltern kannten, die nebst den Ei-         tauchen immer wieder in Beständen
                  sprechende Milchleistung, gutes, fein-      ern das zarte Fleisch schätzten. Zusam-        der Schwarzhalsziegen auf, passen aber
                  faseriges Fleisch. Ab 1920 durch das        men mit der Hosberg AG und dem Züch-           nicht in den Rassestandard und werden
                  Braunvieh verdrängt, zusammen mit en-       terverein ZUN will ProSpecieRara das           meist geschlachtet. Neues Erhaltungs-
                  gagierten Züchtern 1985 aus Tiroler Be-     Schweizer Huhn in die Bioläden und die         projekt: ProSpecieRara hat bisher knapp
                  ständen zurückimportiert. Heute wieder      gehobene Gastronomie bringen und da-           20 Exemplare gefunden und ist froh um
                  wachsende Bestände.                         mit vor dem Aussterben retten.                 Hinweise auf weitere Tiere.

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Bioaktuell Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé
Lieben euch alle? Fragen an Béla Bartha
bioaktuell: ProSpecieRara hat ein hoch                                                                             In den ProSpecieRara-Richtlinien gibt es
prominent besetztes Patronatskomitee:                                                                              keine Vorschriften zu den Produktions-
Bundesrat Leuenberger, BLW-Direktor                                                                                formen; es heisst nur, ProSpecieRara «rät
Bötsch, Clown Dimitri, Coop-Chef Hans-                                                                             innig» zum Biolandbau und zu artge-
ueli Loosli … ist ProSpecieRara «every-                                                                            rechter Tierhaltung. Könnt ihr hier stren-
body’s darling», lieben euch alle?                                                                                 ger werden oder würde das den Erhalt sel-
Bèla Bartha: Ja, hoffentlich. Das Thema                                                                            tener Arten gefährden?
Erhaltung der Vielfalt ist grundsätzlich                                                                           Hier ist die Antwort ein klares Ja: Das
positiv besetzt und wir geben uns grosse                                                                           würde den Erhalt gefährden. Gerade viele
Mühe, dass dies so bleibt.                                                                                         kleine Betriebe, die gefährdete Rassen
                                             Béla Bartha, Geschäftsführer ProSpecieRara.                           halten, sind nicht biozertifiziert. Dasselbe
Sind die Saatgutmultis und die Zuchtkon-                                                                           gilt für Produkte, die von Hochstamman-
zerne zum Beispiel im Geflügelbereich eu-    möglich gewesen. Wir sind uns bewusst,                                lagen kommen. Hier verzichten wir auch
re einzigen Gegner?                          dass wir unsere Unabhängigkeit und                                    auf Bioqualität, da der ökologische Wert
Saatgutmultis und Zuchtkonzerne sind         Glaubwürdigkeit erhalten müssen.                                      eines Hochstammbaumes auf einer Streu-
in keiner Weise unsere Gegner. Sie sind                                                                            obstwiese an sich schon sehr hoch ist. Bei
ganz einfach der Grund, dass es Pro-         Eure nobelstes Ziel müsste darin bestehen,                            Frischgemüse hingegen setzen wir kom-
SpecieRara heute braucht!                    euch überflüssig zu machen … wann gibt                                promisslos auf Bio.
                                             es keine gefährdeten Arten mehr?                                                             Interview: Markus Bär
Seit 1999 arbeitet ProSpecieRara mit Coop    Sie erwarten ja kaum, dass ich Ihnen jetzt
zusammen, viele Leute kennen das Pro-        zustimme … Die Welt ist leider ein ande-
                                                                                                                   Grosses Jubiläumsfest
SpecieRara-Label vor allem von ihren Ein-    re. Mit der Agrarpolitik 2011 beispiels-                              Samstag/Sonntag, 1./2. Sept., Bern, Waisenhausplatz
käufen bei Coop. Kann diese Umarmung         weise werden es kleine Betriebe in Zu-                                Erlebbare Vielfalt: Für zwei Tage wird der Waisenhaus-
nicht auch beengend werden?                  kunft noch schwerer haben. Viele kleine                               platz mitten in Bern zum farbenfrohen ProSpecieRara-
Dank Coop hat ProSpecieRara heute ei-        Betriebe halten ProSpecieRara-Rassen                                  Land mit zahlreichen alten Tierrassen und einem
ne Bekanntheit erreicht, von der wir vor     und produzieren Sorten. Wir hoffen,                                   Garten mit raren Gemüse- und Zierpflanzensorten.
acht Jahren nicht zu träumen gewagt hät-     dass die Nischenproduktion regionaler                                 Im grossen Zelt gibt’s kulinarische ProSpecieRara-
ten. Und ohne das Engagement des Coop        Spezialitäten, wie sie ProSpecieRara an-                              Höhepunkte sowie die Jubiläumsausstellung. Im Zelt
                                                                                                                   des Hauptsponsors Coop können Kinder Stofftaschen
Naturaplan-Fonds wäre zum Beispiel           zubieten hat, eine Überlebensstrategie
                                                                                                                   bedrucken und bemalen.
der Aufbau des Schaugartennetzes nicht       für einige dieser Betriebe sein kann.

Pflanzliche Schützlinge
                                                                                           Bilder: ProSpecieRara

                                                                                                                                                                  Bild: Markus Zuber, 5024 Küttigen

Kartoffel Parli                              Rande Non Plus Ultra                                                  Apfel Berlepsch
Klein, rund bis oval, tiefe Augen, ho-       Uralte Sorte, die hier und da in der alten                            Traditionelle Apfelsorte, die moderns-
her Stärkegehalt: Typische alte Schwei-      Literatur erwähnt wird. Die Rübe ist dun-                             ten Ansprüchen genügt. Schmeckt aus-
zer Landsorte, Anbau im bündnerischen        kel-purpurrot, kegelförmig, etwa 25 cm                                gezeichnet, ausserordentlich hoher Vita-
Mathon schon um 1860 historisch be-          x 14 cm, und hat ein köstliches erdiges                               min-C-Gehalt, bis März lagerbar. Wurde
legt. Erlangt dank Bemühungen der Pro-       Aroma. Ihr dunkles Laub mit den roten                                 um 1880 in Deutschland gezüchtet und
SpecieRara wieder Bedeutung. Wird ex-        Blattspreiten und dem grünlich-gelben                                 ist robust gegenüber Mehltau und Schorf.
klusiv im Berggebiet biologisch angebaut     Schleier ziert jedes Gartenbeet. Es emp-                              Einst weit verbreitet, heute selten. Wird
und leistet damit einen Beitrag zur Erhal-   fiehlt sich, die Rüben relativ jung zu ern-                           dank ProSpecieRara in der biologischen
tung des Bergackerbaus. Kocht trocken        ten. Dann sind sie zart und bereits ge-                               Tafelobstproduktion eine Renaissance er-
und mehlig, zerfällt aber nicht.             schmackvoll.                                                          leben.

                                                                                                                                                              bioaktuell 6/07                         9
Bioaktuell Mehr Bäuerinnen: Biogipfel am Bio Marché Seite 4 Mehr Geschmack: Biberli, Quark und Glacé
Bild: Anet Spengler
                           N PRODUKTION

                                         In die Landschaft passt die Herde bestens. Passt sie auch zur Haltung und Futtergrundlage des Betriebs? «Biozucht Graubünden» geht
                                         dieser Frage nach.

                           Biozucht Graubünden: Passen
                           Herde und Betrieb zusammen?
                           FiBL, Plantahof und Bio Grischun starten gemeinsam ein Projekt zur Förderung einer standort- und be-
                           triebsgerechten Biomilchviehzucht im Berggebiet. Knospe-Biobetriebe aus dem Bündnerland können
                           sich anmelden.

                                         «M       ilchviehherden und die betrieb-
                                                  lichen Voraussetzungen sind oft
                                         noch zu wenig aufeinander abgestimmt.»
                                                                                       geordnet ist der Wille, die Biomilchpro-
                                                                                       duktion im Berggebiet zu erhalten und
                                                                                       zu festigen. Die Bündner Offensive im
                                                                                                                                     triebsanalyse der Ist-Zustand auf den Be-
                                                                                                                                     trieben erfasst. Dies geschieht zusam-
                                                                                                                                     men mit der Betriebsleitung mittels einer
                                         Solche oder ähnliche Aussagen sind in         Bereich Biomilchviehzucht ist in einen        ein- bis zweistündigen Befragung durch
                                         Bergkantonen wie Graubünden oft zu            Projekt- und einen Beratungsteil geglie-      den Beratungsdienst auf dem Betrieb.
                                         hören. Eine nicht betriebsgerechte Bio-       dert. Im Projektteil wird mittels einer Be-   Mit Hilfe eines Einschätzungsbogens des
                                         milchviehzucht wirkt sich sowohl auf das                                                    FiBL («Für eine standortgerechten Milch-
                                         Betriebsergebnis wie auf das Tierwohl                                                       viehzucht») wird die Frage beantwortet,
                                                                                        Teilnehmende gesucht
                                         und die Umwelt negativ aus. Auf Initiati-                                                   wie gut die Herde und der Betrieb aufein-
                                         ve von Bio Grischun soll nun im Rahmen         Gestartet wird das Projekt «Biozucht         ander abgestimmt sind.
                                         des Projekts «Biozucht Graubünden» die         Graubünden» im kommenden Herbst.                  Dieser Teil ist für die Betriebe kosten-
                                                                                        Bündner Knospe-Biobetriebe haben
                                         standort- und betriebsgerechte Biomilch-                                                    los und unverbindlich. Je nach Auswer-
                                                                                        bis zum 15. August Gelegenheit, sich
                                         viehzucht stark gefördert werden. Das                                                       tungsergebnis ergibt sich aus der Befra-
                                                                                        im Rahmen des Projekts für eine kos-
                                         Projektteam besteht aus Vertreterinnen         tenlose Betriebsanalyse unter der fol-       gung Handlungsbedarf im Zucht- oder
                                         und Vertretern des Forschungsinstituts         genden Adresse anzumelden: LBBZ              Bewirtschaftungsbereich. Dieser allfäl-
                                         für biologischen Landbau (FiBL), des           Plantahof,     Beratungsdienst,   7302       lige Beratungsbedarf wird, sofern dies der
                                         LBBZ Plantahof und von Bio Grischun.           Landquart, Tel. 081 307 45 45.               Betrieb wünscht, in einem zweiten Teil zu
                                             Ziel des Projekts «Biozucht Grau-          Weitere Auskünfte erteilen Ihnen ger-        den üblichen Konditionen durch den Be-
                                         bünden» ist es, Biobetriebe bei der Suche      ne Anet Spengler, FiBL, Frick, Tel. 062      ratungsdienst abgedeckt.
                                         nach ihrer optimalen Biomilchkuh pra-          865 72 90, oder Riet Pedotti, LBBZ
                                                                                        Plantahof, Tel. 081 856 10 05.       as
                                         xisnah zu unterstützen. Diesem Ziel über-                                                       Andi Schmid, Geschäftsführer Bio Grischun

10                         bioaktuell 6/07
Wenn Sauen zusammen säugen
                                                                               Die Gruppenhaltung ferkelführender Sauen ist nichts Neues, kehrt aber auf Biohöfen immer mehr in
                                                                               die Praxis zurück. In einem Projekt wurde diese Haltungsform auf 31 Biobetrieben in Deutschland,
                                                                               Österreich und der Schweiz unter die Lupe genommen. Fazit: Diese Methode bringt verschiedene
                                                                               Vorteile und kann empfohlen werden.

           D    ie Gruppenhaltung von Sauen mit                                                       tauchen? Worauf ist in diesem Haltungs-

                                                                                                                                                  Bild: Werner Hagmüller
                ihren Ferkeln, das heisst das Um-                                                     system besonders zu achten? Diesen Fra-
           stallen von Sauen und Ferkeln im Al-                                                       gen ging ein Forschungsprojekt des FiBL
           ter zwischen zwei und drei Wochen von                                                      nach. Neun Monate wurde auf 31 Betrie-
           der Abferkelbucht in einen Gruppensäu-                                                     ben in der Schweiz, in Österreich und in
           gestall, hat verschiedene Vorteile. Gerin-                                                 Deutschland das Produktionssystem un-
           gere Stallbaukosten, geringerer täglicher                                                  tersucht. Die Betriebe halten im Mit-
           Arbeitsaufwand und artgerechte Hal-                                                        tel 35 Sauen (11–90 Sauen pro Betrieb),
           tung, denn auch die Wildsau kehrt nach                                                     die meisten in Gruppen von zwei bis vier
           knapp zwei Wochen mit ihren Frischlin-                                                     Sauen, einzelne in grösseren Gruppen.
           gen zur Rotte zurück. Aus solchen Über-                                                         Die Kosten für die Erstellung eines
           legungen entscheiden sich immer mehr                                                       neuen Stalls können um rund 15 Prozent
           biologische Schweinezüchterinnen für                                                       reduziert werden; bei einem Umbau um
           das System Gruppensäugen.                                                                  noch weitaus mehr, denn der Gruppen-
                In der gängigen Einzelhaltung mit                                                     säugestall kann recht flexibel in einem
           sechswöchiger Säugezeit tritt nach dem                                                     Altgebäude als Aussenklimastall inte-
           Absetzen auf vielen Betrieben Ferkel-                                                      griert werden. Die Anzahl teurer Abfer-
           durchfall auf. Beim Gruppensäugen wird                                                     kelbuchten kann um zwei Drittel redu-
           ein Stressfaktor beim Absetzen vermie-                                                     ziert werden.
           den, nämlich das Zusammenlegen mit                                                              Als Probleme geben die Hälfte der
           anderen Ferkelgruppen, da die Ferkel,                                                      Betriebe an, dass die Ferkelgruppen aus-
           zusammen mit ihren Muttertieren, ja                                                        einander wachsen und die Einhaltung                                  Die Liegefläche pro Sau sollte mindestens
           bereits in einer bestehenden grösseren                                                     der Umtriebsplanung im Stall schwierig                               3,5 m2 gross sein. So können alle Sauen
                                                                                                                                                                           gemeinsam liegen und säugen.
           Gruppe aufgewachsen sind.                                                                  ist.
                                                                                                           Die Einsparung an Arbeitszeit kann                              sehr viel Gewicht, die Sauen müssen zur
           Macht Gruppe fit?                                                                          nur bedingt bestätigt werden. Zwar kön-                              gleichen Zeit ferkeln. Schweinehalter im
           Aber sind die Ferkel aus der Gruppenhal-                                                   nen durch die Gruppensäugebucht die                                  Biolandbau müssen das mit natürlichen
           tung auch wirklich fitter, wie man erwar-                                                  täglichen Arbeiten (Reinigung, Fütte-                                Methoden und ohne Hormonspritze er-
           ten dürfte? Welche Probleme können auf-f                                                   rung, Tierkontrolle) optimiert werden,                               reichen. Weil dies nicht in jedem Fall
                                                                                                      aber ein zusätzliches Umstallen erfor-                               klappt, ist es unabdingbar, zirka 15 Pro-
                                                                                                      dert einen zusätzlichen Reinigungsgang.                              zent Reserveplätze zu planen.
AT T

                                r
                           n de                                                                       Je mehr Sauen pro Gruppensäugebucht                                      Insgesamt konnten wenig haltungs-
                       en i ng
                   äug                                                            Merkblatt
 KBL

                           u
            p p ens nehalt                                                                            gehalten werden, desto höher ist der ar-                             bedingte Schäden bei den Sauen fest-
        Gru chwei
                                                                                  «Gruppen-
  MER

         Bios
                                                                                                      beitswirtschaftliche Vorteil.                                        gestellt werden. Bei einem Betriebsbe-
                                                                                   säugen»                 Auch bei den Ferkeln aus dem Grup-                              such wurde die Reaktion der Tiere auf die
                                      Tipps zu Haltung,                                               pensäugestall tritt Absetzdurchfall auf.                             fremde Untersuchungsperson erfasst. Die
                                       Fütterung und
                                      g ge
                                Richti uppens gebä
                                      Gr
                                                   kön-
                                           plant ge-
                                                  äu
                                                 Alt
                                                           ude
                                                         tälle
                                                                                                      Ein gesundheitlicher Vorteil für die Fer-                            Sauen reagierten in deutlich mehr Betrie-
                                 nen gut in
                                                   limas bieten
                                  ställe ssenk                        ile

                                       Management im
                                                        n,     Vorte l mehr

                                                                                                      kel durch Stressreduktion beim Abset-                                ben mit Annährung als mit Flucht. Die
                    and

                                        Au       werde liche
                                   und                              rke ess.
                                          riert        aft     d Fe
             utschl

                                    integ swirtsch uen un niger Str
                                         eit         Sa     d we
                                     arb        die
                   be De

                                      und
                                            für       en un
                                                efind
                                       Wohlb
                                  sga

                               Haltungssystem Grup-
                             7 Au

                                                                                                      zen konnte aus den Erhebungen nicht be-                              Tiere scheinen im Gruppensäugesystem
                          200

                      pensäugen sind im FiBL-Merkblatt
                                            L                                                         stätigt werden, Dieser Frage geht nun ei-                            wenig ängstlich zu sein.
                «Gruppensäugen in der Bioschweine-
                                                                                                      ne Forschungsanstalt in Trenthorst (D) in                                Fazit: Das System Gruppensäugen ist
                haltung» zusammengestellt (Bestell-
                                                                                                      einem Vergleichsversuch nach.                                        bei einer optimalen Durchführung ein
                nummer 1457). Es ist erhältlich am
                FiBL, Ackerstrasse, 5070 Frick, TTel. 062
                                                                                                                                                                           artgemässes und kosteneffizientes Ver-
                865 72 72, Fax 062 865 72 73, www.
                                                                                                      Gleiches Alter anstreben                                             fahren und kann den Erfolg eines Be-
                shop.fibl.org                                                                         Ein generelles Auseinanderwachsen der                                triebes unterstützen.
                Das Forschungsprojekt wurde ermög-                                                    Ferkel in einer Gruppe konnte nicht be-                                                           Barbara Früh, FiBL
                licht dank dem Einsatz und Interesse                                                  stätigt werden. Hier erscheint über-                                         Johannes Baumgartner, Peter Schwarz
                der beteiligten Betriebe und der                                                      aus wichtig, dass die Altersdifferenz der                                 (Veterinärmedizinische Universität Wien),
                Unterstützung durch das deutsche                                                      Ferkel innerhalb einer Gruppe maxi-                                       Werner Hagmüller (Institut für biologische
                Bundesministerium für Ernährung,
                                                                                                      mal fünf Tage beträgt. Damit kann das                                       Landwirtschaft und Biodiversität, Wels),
                Landwirtschaft und Verbraucherschutz
                                                                                                      Fremdsaugen weitgehend verhindert                                                   Erhard Aubel, Christel Simantke
                BMELV.
                     L Vielen Dank.
                                                                                                      werden. Die Umtriebsplanung erhält also                                      (Beratung artgerechte Tierhaltung e.V.)

                                                                                                                                                                                                                         bioaktuell 6/07   11
N PRODUKTION

     Kernobst: Jetzt Sorten
     wählen und Bäume bestellen
     Biobäuerinnen und Biobauern, die ihre Pflanzungen mit Apfel- und Birnbäumen erweitern
     oder Auslaufsorten ersetzen wollen, tun gut daran, die Sortenentscheide bald zu fällen und die
     Biojungbäume rechtzeitig zu bestellen. bioaktuell zeigt, worauf zu achten ist und wie Sie sich die
     Entscheide erleichtern können. Weiter fassen die FiBL-
                                                          L Obstspezialisten die neusten Trends und
     Sortendiskussionen zusammen.

                   D    ie Bestellungen der Jungbäume für
                        die nächste Pflanzung – sie müs-
                   sen bekanntlich biologisch sein – sollten
                                                               te ergänzt mit den eher marktorientierten
                                                               «Anbauempfehlungen Bioäpfel und -bir-
                                                               nen» (siehe Kasten Seite 14).
                                                                                                             Entscheiden kann und muss jede Produ-
                                                                                                             zentin, jeder Produzent selbstverständ-
                                                                                                             lich selber. Für den Direktverkauf sind
                   rechtzeitig bei einer Schweizer Biobaum-         Immer klarer hatte es sich aufge-        weitere Kriterien wichtig; das optima-
                   schule in Auftrag gegeben werden (siehe     drängt, das Biosortiment auf wirklich         le Sortiment für den Direktverkauf kann
                   Liste unten). Bei frühzeitiger Bestellung   förderungswürdige Sorten zu fokussie-         je nach Betrieb gänzlich anders aussehen.
                   können die Biobaumschulisten prak-          ren. Denn wenn sich das Sortiment auf zu           Für den Ersatz von weniger nachge-
                   tisch alle Wünsche bezüglich Sorten und     viele, zum Teil recht ähnliche oder sogar     fragten oder biologisch schwierig zu pro-
                   Unterlagen erfüllen. Ausnahmebewilli-       qualitativ oder ökologisch eher fragwür-      duzierenden Sorten wie Golden Deli-
                   gungen für nichtbiologische Bäume aber      dige Sorten verzettelt, ist eine professio-   cious, Rubinette, Idared oder Elstar ste-
                   werden zunehmend restriktiver erteilt.      nelle Verkaufsplanung und Verkaufsför-        hen momentan keine uneingeschränkt
                        Tipps: Regeln Sie im Anbauvertrag      derung sehr schwierig umzusetzen. Dazu        empfehlenswerten Sorten zur Verfügung.
                   auch Ihre Ansprüche an die Jungpflan-       kommen viele technische Probleme, wie         Wer Auslaufsorten roden will oder muss,
                   zenqualität. Und schenken Sie der Fra-      zum Beispiel das Einstellen der sorten-       sollte Sorten bevorzugen, die auf der Lis-
                   ge nach der geeigneten Wurzelunterlage      spezifischen Lagerbedingungen oder die        te mit «Fläche ausdehnen» oder «Flä-
                   grosse Beachtung.                           termingerechte Auslagerung.                   che halten» bezeichnet sind. In jedem
                        Detailinformationen zu den Richt-           Die Entscheidungskriterien für die       Fall sollten Produzierende sich mit ihren
                   linien, Weisungen, Verfügbarkeit etc. er-   Anbauempfehlungen der Fachkommis-             Hauptabnehmern absprechen.
                   halten Sie unter www.biosaatgut.fibl.org    sion sind:                                         Wer auf dem eigenen Betrieb früh-
                   oder beim FiBL, Andreas Thommen,            N Bisherige Markt- und Anbauerfah-            zeitig ein paar Versuchsbäume von in
                   Tel. 062 865 72 08.                              rungen mit der Sorte                     Frage kommenden robusten Ersatzsor-
                        Vorsicht ist bei Eigenimporten gebo-   N Marktaussichten der Sorte                   ten pflanzt (Hinweise in der FiBL-Sor-
                   ten: Importe müssen alle Bedingungen        N Bedeutung der Sorte für die Sorti-          tenliste oder bei Franco Weibel, FiBL,
                   für die Einfuhr von Bioprodukten erfül-          mentsabdeckung                           Tel. 062 865 72 42, E-Mail franco.weibel
                   len. Das heisst, Sie müssen den Zertifi-    N Eignung der Sorte für die Bioproduk-        @fibl.org), gewinnt einen wertvollen Wis-
                   zierungsbestimmungen für Importeure              tion (Krankheitsanfälligkeit, Ertrags-   sensvorsprung für seine späteren Pflanz-
                   genügen. Informationen dazu bei Bio              sicherheit, Ökologie)                    entscheide.
                   Suisse oder bio.inspecta.
                                                               Robuste Sorten sind                           Neue Apfelsorten: die Trends
                   Neue, marktorientierte                      auch fürs Image wichtig                       Im Wallis pflanzen Bioproduzenten zu-
                   Anbauempfehlungen                           Die Fachkommission unterstreicht, dass        nehmend die schorfresistente Apfelsorte
                   Im Januar dieses Jahres hat die Fachkom-    resistente und robuste Sorten für die         GoldRush® an. Sie ist äusserlich dem Gol-
                   mission Obst die traditionelle, eher an-    Glaubwürdigkeit des Bioobstbaus wich-         den Delicious ähnlich, hat aber viel mehr
                   bautechnisch orientierte FiBL-Sortenlis-    tig und deshalb speziell zu fördern sind.     Säure. Der Verkauf läuft gut und unter

12   bioaktuell 6/07
dem eingetragenen Markennamen «Re-                                                                                 Neue Biosorten, die

                                                                                           Bilder: Franco Weibel
gold™». In anderen Schweizer Anbaure-                                                                              im Ausland diskutiert werden
gionen bestehen für GoldRush hingegen                                                                              In Frankreich geht vor allem die Baum-
kaum Anbaumöglichkeiten, da dort die                                                                               schule Davodeau-Ligonnière in Anger
Sorte auch im November noch nicht rich-                                                                            (www.dalicom.com) in die Offensive mit
tig reif wird, aber schwarz von Regenfle-                                                                          resistenten Sorten. Leider tut sie das mit
cken … Selbst in der Waadt ist die Rei-                                                                            einem Clubkonzept (restriktive und kos-
fe am Limit, was sich sofort in inneren                                                                            tenpflichtige Lizenzvergabe). Im Vorder-
und äusseren Qualitätseinbussen nieder-                                                                            grund stehen bei Davodeau vier Sorten:
schlägt (siehe Tagungsband 2005).                                                                                  Antarès® (Dalinbel; der Normaltyp, ge-
     Golden Orange ist äusserlich und ge-                                                                          prüft am FiBL, war extrem mehltauan-
schmacklich ziemlich Golden-Delicious-                                                                             fällig. Neu gibt es einen Klon, der nur
ähnlich und würde so eine Sortimentslü-                                                                            in mittlerem Mass mehltauanfällig ist.),
cke schliessen, wozu Resista leider nicht                                                                          Choupette® (Dalinette; haben wir in der
befriedigend in der Lage ist (schwieriger      Mit 13 Tonnen der «Teamsorte» Ecolette,                             FiBL-Sortenprüfung wegen sehr star-
Baumwuchs, Alternanz, viele unterent-          die 2006 auf den drei Pionierbetrieben                              ker Mehltauanfälligkeit gerodet.), Da-
                                               produziert wurden, hat das Sorten-
wickelte «Nachzüglerfrüchte»). Die um-                                                                             lin-sweet (ein spät reifender Fuji-Typ, in
                                               team die ersten Testverkäufe durch-
fangreichen Degustationen und Testver-                                                                             FiBL-Prüfung) und Dalinco (ein Elstar-
                                               geführt. Mit den Verpackungsschalen
käufe bei Coop im Rahmen des Sorten-           wurden über 20 000 Antwortzettel zu                                 Typ, in FiBL-Prüfung).
teams (siehe Kästchen Seite 14) bestätigen     den Kundinnen und Kunden gebracht.                                       Choupette und Dalinco sind in un-
durchs Band eine gute Konsumentenak-           Die bisherigen Rückmeldungen sind zu                                seren Degustationen sensorisch und op-
zeptanz von Golden Orange, die jene von        über 90 Prozent positiv bis sehr posi-                              tisch im Mittelfeld gelandet. Stark im Ge-
Golden Delicous deutlich übertrifft. Der       tiv.                                                                spräch ist in Frankreich auch die resis-
rasche Abbau der Fleischfestigkeit im La-                                                                          tente Sorte Ariane, sie könnte in der Ge-
ger ist eindeutig der Schwachpunkt der        für Menschen mit einer leichten Apfel-                               schmacksgruppe «Rot», «würzig, leicht
Golden Orange und bedingt ein sehr ge-        allergie empfohlen werden.                                           säuerlich» eine interessante Sorte zur
naues Einhalten des optimalen Erntezeit-           Trotz all dieser Vorzüge empfehlen                              Verlängerung der Topaz-Saison sein.
punktes und der Lagerbedingungen. Der         wir, vor einer Anbauausdehnung die Aus-                              Die bisher am FiBL und an der Agros-
sehr attraktive orange «Blush» der Sor-       wertung der Sortenteam-Erfahrungen                                   cope Changins-Wädenswil ACW ermit-
te entwickelt sich in der Deutschschweiz      abzuwarten, denn Ecolette ist recht an-                              telten Degustationsdaten sind recht po-
weniger gut. Wer wo Golden Orange an-         spruchsvoll in Anbau und Lagerung.                                   sitiv. Ariane steht bei uns in der Bioprü-
bauen kann, entscheidet die Lizenzinha-            Die gelben Sorten Opal, Luna, Ori-                              fung. Sie neigt zu Kleinfrüchtigkeit und
berin (FVPFL; Kontakt: Georg Bregy, CP        on und Sirius, (vor allem Topaz x Gol-                               Alternanz.
416, 1964 Conthey, Tel. 027 345 40 31).       den-Kreuzungen) unter der Dachmarke                                       In Deutschland und Holland gewinnt
     Juliet, eine resistente, Süsse-betonte   «Golden-Sunshine-Line» der Firma Ro-                                 als resistente Sorte nur Santana etwas
Kreuzung aus den USA, erhielt, obwohl         bustplant AG (Baumschule Erich Dicken-
sie nur normal gekühlt gelagert war, eine     mann, 8566 Ellighausen) sind sich äus-
beachtlich gute Bewertung. Am interes-        serlich und geschmacklich relativ ähn-
santsten ist ihre lange Lagerbarkeit, doch    lich und liegen optisch und geschmack-
wegen der späten Reife ist sie praktisch      lich etwa zwischen Golden Delicious und
nur im Wallis produzierbar.                   Topaz. Die Bäume sind schön und die
     Die holländische Sorte Ecolette (El-     Früchte gut. Wir favorisieren aus der Sor-
star-Typ für Geschmacksgruppe «Grün»,         tenprüfung in Frick und nach weiteren
«betont säuerlich», nicht Lizenz-ge-          Beobachtungen bisher Opal, doch beste-
schützt) wird seit drei Jahren vom Sor-       hen noch diverse offene Fragen hinsicht-
tenteam geprüft. Letzten Winter konn-         lich der Notwendigkeit für das Sortiment
ten bereits 13 Tonnen Ecolette in einen       (als gelbe etwas säuerliche Sorte) sowie
evaluierten Testverkauf gebracht werden.      ihrer Eignung für den Bioanbau (Anfäl-
Die Resultate waren äusserst positiv: Von     ligkeit auf Gloeosporium und Regenfle-
1875 Personen fanden 66 Prozent die Sor-      cken, Lagerfähigkeit etc.). Wir raten des-
te «exzellent», 29 Prozent beurteilten sie    halb von grossflächigem Bioanbau von
als «in Ordnung». Das ergibt eine Akzep-      Opal vorläufig noch ab.
tanz von 95 Prozent, nur 5 Prozent fan-            Die rote Mutante von Topaz, Red To-
den die Sorte nicht in Ordnung. 91 Pro-       paz, empfiehlt die Fachkommission nicht
zent würden Ecolette wieder kaufen.           zum Anbau, da sie deutlich röter ist und
     Im Rahmen des seit 2006 auch mit         im Marktauftritt von Topaz für Verwir-
FiBL-Beteiligung laufenden EU-Projektes       rung sorgen kann. Die Sorte Mira könnte
über Obstbau ISAFRUIT (www.isafruit.          für Direktverkäufer interessant sein, da
org) konnte eine holländische Forscher-       sie überdurchschnittlich gut lagerbar ist.
gruppe soeben nachweisen, dass Ecolette       Allerdings kam es schon zu einem star-
eine der für Apfelallergiker am wenigsten     ken Baumkrebsbefall auf einem Schwei-                                Die Sorte Golden Orange im Testverkauf
allergenen Sorten ist. Ecolette kann auch     zer Biobetrieb.                                                      bei Coop.

                                                                                                                                                            bioaktuell 6/07   13
der nicht stark schorf- und alternanzan-
                                                                                                               fälligen Sorte Pinova recht gute Produk-
                                                                                                               tionserfahrungen gemacht. Hingegen
                                                                                                               ist die Anfälligkeit von Pinova auf Gloe-
                                                                                                               osporium-Fäule sehr hoch. Pinova sollte
                                                                                                               deshalb nur angebaut werden, wenn sich
                                                                                                               das Nachernte-Tauchen in Heisswasser
                                                                                                               organisieren lässt (siehe Beitrag im Ta-
                                                                                                               gungsband zur Bioobstbautagung 2007).
                                                                                                               Junge Pinova-Bäume sind überdies we-
                                                                                                               gen ihrer Neigung zur Ausbildung von
                                                                                                               Nachzüglerblüten stärker vom Feuer-
                                                                                                               band gefährdet.
                                                                                                                    Die Schweizer Züchtungen Diwa und
      Das Sortenteam: Ziele und Funktionsweise                                                                 Mairac wurden in mehreren unserer De-
      Das Sortenteam besteht zurzeit aus Vertre-          Potenzial besitzen, diese Angebotslücken zu          gustationen gut bewertet (siehe Tagungs-
      tungen von Züchtern, Lizenzinhaberinnen, Pro-       schliessen oder bisherige Sorten zu verbessern.      bände 2005, 2006 und 2007). Diwa wird
      duzenten, Abpackbetrieben, Coop und FiBL.           In der zweiten Phase wird eine so gewählte
                                                                                                               auf zwei Biobetrieben (ZH, VD) nun in
      Hauptziel ist die gemeinsame und möglichst          «Teamsorte» auf zwei bis vier Biobetrieben im
                                                                                                               Mengen von ein paar hundert Bäumen
      effiziente Optimierung des Sortenangebots von       Vertragsanbau produziert. Aufgrund der agrono-
      biologischen Früchten nach sensorischen, agro-      mischen Erfahrungen der Pionierbetriebe und
                                                                                                               angebaut. Dem ersten Eindruck nach
      nomischen und ökologischen Kriterien. Das           der Reaktionen der Kundschaft auf Testverkäufe       sind die Sorten «normal» schorfanfällig,
      Sortenteam prüft ausschliesslich schorfresisten-    in zwei Jahren entscheidet das Sortenteam, ob        müssen also «normal» gespritzt werden.
      te Sorten, das ergibt sich aus dem ökologischen     die Sorte weitergeführt werden soll und, falls ja,   Ob sie auch bezüglich Ertragsleistung,
      Anspruch.                                           mit welchem Mengenziel. Im Falle eines Neins         Alternanz, Regenflecken etc. biogeeignet
      Phase eins besteht darin, dass das Sortenteam       sind die Investitionskosten der Produzentinnen       sind, bleibt zu prüfen.
      Sortimentslücken definiert und aus vorge-           dank einer «Pionierprämie» in etwa gedeckt.
      prüften Sorten jene auswählt, die ein hohes                                                        fw    Empfehlungen des
                                                                                                               Sortenteams für Biobirnen
                   Aufwind. Wir empfehlen sie eher zurück-       zeugen könnten. Die US-amerikanische          Die Versorgungslücke mit Biobirnen, als
                   haltend, da sie auch im CA-Lager nur et-      Frühsorte Crimson Crisp (Coop39) prü-         Folge von grossflächigen Rodungen vor
                   wa bis Ende Januar lagerbar ist (solche       fen wir; sie ist stark säuerlich und reift    allem der sehr schorfempfindlichen Gu-
                   Sorten haben wir genug) und in unseren        später als Gravensteiner. Interessant, aber   ten Luise im Wallis, wird sich zuneh-
                   Versuchen oft etwas übergross und sehr        ebenfalls ein bisschen spät als Graven-       mend verschärfen. Eine Ausdehnung
                   dunkelrot wurde. Auch wächst der Baum         steiner-Ersatz ist die Schweizer Frühsorte    der Biobirnenproduktion ist deshalb er-
                   etwas stark und verkahlend. Manche Be-        Paradis Werdenberg, gezüchtet von der         wünscht. Aber mit welchen Sorten? Die
                   triebe sind mit der recht schorftoleranten    Rhein-Baumschule in 9470 Buchs (IP,           Sortenversuche des FiBL an drei Standor-
                   Sorte Pilot ziemlich zufrieden (von DL        www.lubera.ch).                               ten sind erst drei Jahre alt, Empfehlungen
                   gibt es eine rote Mutante namens Dali-                                                      lassen sich auf dieser Grundlage nicht ab-
                   rène).                                        Bemerkenswerte                                geben.
                       In Italien spricht man neben Golden       Neuzüchtungen                                     Das Sortenteam hat wegen der Dring-
                   Orange auch vermehrt von der resisten-        Die schweizerischen Apfelzüchtungspro-        lichkeit dennoch beschlossen, vorwie-
                   ten Sorte Modi. Diese soll lang lagerbar      gramme von Agroscope Changins-Wä-             gend auf die folgenden Sorten zu setzen,
                   sein und einen schönen Wuchs zeigen.          denswil ACW und den Rhein-Baumschu-           da eine Verzettelung im Birnensortiment
                   Seit 2005 steht sie in der FiBL-Sortenprü-    len in Buchs, aber auch holländische, US-     extreme Vermarktungsprobleme mit sich
                   fung.                                         amerikanische und neuseeländische Pro-        bringen würde – nur gut lagerfähige, ro-
                       Bei den Frühsorten stellen Colli-         gramme haben unserer Meinung nach             buste und schmackhafte Sorten kommen
                   na und Amethyst keine Alternativen zu         sehr interessante Selektionen im Köcher,      in Frage: «Concorde», «Uta» und «Xe-
                   Retina dar, die den Grosshandel über-         zum Beispiel in den Bereichen Gala- und       nia» (Synonym: «Novembra»). Das FiBL
                                                                 Breaburn-Ersatz, Langlagersorten oder         hat diese Empfehlung an alle Biobaum-
      Publikationen zum Thema                                    haltbarere Frühsorten.                        schulen weitergegeben.
                                                                      Eine neue Züchtung von ACW im                          Franco Weibel, Francisco Suter,
      Diese Unterlagen über Obstsorten können Sie beim
                                                                 Bereich von Gala hat bei unseren Degus-                     Jean-Luc Tschabold, Andi Häseli
      FiBL bestellen oder von der FiBL-Homepage herun-
                                                                 tationen im Aussehen und im Geschmack                         und Andreas Thommen, FiBL
      terladen:
      N Tagungsband zur Fachtagung Bioobstbau 2007               sehr gut abgeschlossen (FAW 10 442).
           vom 26. Januar                                        Die Prüfung dieser Sorte im Programm          Dankeschön
      N FiBL-Sortenliste, enthalten im Tagungsband zur           des Sortenteams läuft ab 2008.                Herzlichen Dank an Agroscope Changins-
           Fachtagung                                                                                          Wädenswil und Fougère, an die Firma
      N Anbauempfehlungen Bioäpfel und -birnen der               Nichtresistente Sorten                        Robustplant sowie an die Biobetriebe Vogt
           FK Obst                                               Selbstverständlich beobachten die Bio-        in Remigen, Suter in Aubonne und Kup-
      Tel. FiBL 062 865 72 72, Fax FiBL 062 865 72 73
                                                                 obstbauern auch aufmerksam, was sich          pelwieser in Bad Ragaz, die uns freundli-
      Homepage FiBL www.shop.fibl.org, dann im Such-
                                                                 bei den nichtresistenten Sorten tut. Ei-      cherweise Früchte für unsere Degustatio-
      fenster Stichworte eingeben
                                                                 nige Betriebe haben beisspielsweise mit       nen zur Verfügung gestellt haben.

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