Recht auf Sauberes Wasser - Reise zu Indonesiens Naturkautschuk Weiter wie bisher schadet dem Klima - Deutsche Umwelthilfe eV
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DU magazin Deutsche Umwelthilfe e.V. und Global Nature Fund www.duh.de, www.globalnature.org 3|2018 Recht auf Sauberes Wasser Weiter wie bisher Reise zu Indonesiens Aale brauchen schadet dem Klima Naturkautschuk mehr Schutz
Bio-Pionier seit 1974 Sofía Huarina Chacon, Bio-Kakaobäuerin der Kleinbauernkooperative El Ceibo in Bolivien. „Seit über 20 Jahren baue ich mit meiner Familie Bio-Kakao in Mischkultur an. Gemeinsam mit El Ceibo und Rapunzel haben wir viel erreicht wie beste Bio-Qualität und faire Preise. So gibt es bei uns keine Kinderarbeit. Unsere Kinder haben die Möglich- keit für qualifizierende Ausbildungen – und damit echte Berufschancen, innerhalb und außerhalb der Kooperative.“ Mehr auf rapunzel.de/fair Wir machen Bio aus Liebe.
Auf ein Wort Prof. Dr. Harald Kächele, Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V. Liebe Leserin, lieber Leser, Sie und ich verlassen sich jeden Tag aufs Neue auf die Reinheit eines wichtigen Gutes: Trinkwasser. Doch eben dieses ist in Gefahr, denn Deutschland hat ein Nitrat-Problem. Eine immer intensivere Landwirtschaft, mit einem hohen Eintrag an Düngemitteln, macht Wasserversorgern die Arbeit schwer. Wir sagen: Sauberes Wasser ist ein Grundrecht. Und setzen uns auf dem Klageweg dafür ein. Die Politik ist gefragt, die Sicherheit unseres Grund- und Trinkwassers zu garantieren. Wie schwerfällig Politik und Behörden in der Durchsetzung von Recht und Gesetz sind, zeigt sich in unserem Kampf für Saubere Luft. Auch drei Jahre nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals herrscht weiterhin politischer Stillstand. Unterstützt wird unser Kampf von Ihnen – dafür danken wir heute sehr herzlich. Mit Ihrer Hilfe setzen wir Stadt für Stadt Fahrverbote gerichtlich durch, um Politik und schlussendlich die Autoindustrie zum Handeln zu zwingen. Es bleibt zu hoffen. Nicht hoffen, sondern handeln können Sie hingegen an anderer Stelle: Wir freuen uns in diesem Jahr ganz besonders auf den Um- weltMedienpreis, denn Sie haben erstmals die Möglichkeit, einen Gewinner mit auszuwählen. Geben Sie Ihrem Favoriten in der Kate- gorie „Publikumspreis“ Ihre Stimme. Bereits gewonnen hat der Internationale Garten in Meißen. Und das nicht nur im Sinne unserer Auszeichnung als „Garten der Integration 2018“. Durch die gemeinschaftliche Arbeit von Meißnern und Ge- flüchteten ist hier ein Kleinod entstanden, das nicht nur Setzlinge für reiche Ernten pflanzt, sondern auch Werte wie Toleranz und Welt- offenheit aufkeimen lässt. Nach vielen beunruhigenden Nachrichten aus Sachsen geben solche Projekte wieder Hoffnung und Zuversicht. Miteinander zu reden und in Kontakt zu kommen, hat auch an anderer Stelle Beeindruckendes bewirkt. So sind mittlerweile alle Dialog prozesse für den Ausbau der 140 Kilometer langen Stromtrasse an der Westküste Schleswig-Holsteins erfolgreich abgeschlossen, und der letzte Abschnitt mit innereuropäischer Verbindung nach Dänemark kann geplant werden. Ein wichtiger Schritt für die Energiewende und für eine nachhaltige Zukunft. Daran arbeiten wir jeden Tag. Vielen Dank, dass Sie dabei sind. Ihr DUH welt 3|2018 3
Inhalt 14 24 Aktuell In Zahlen 19 Termin: Fachtagung "Mehr Natur in der Stadt – 6 UmweltMedienpreis: 12 Fisch und Fischerei Neue Ziele, neue Wege" Wem gehört die Gunst des Publikums? Themen 19 Termin: Naturschutztage 6 FC Bayern gegen Müllflut am Bodensee 2019 14 3 Jahre Abgasskandal: 6 DUH checkt Politiker-Dienstwagen eine Regierung versagt 20 Im Einklang mit der Natur 7 Elbe-Schüler-Camp In der Donauregion setzt sich der 16 Stoppt Fisch-Rückwürfe Global Nature Fund für nachhaltige hat lange Tradition Mit einer Aktion macht die DUH auf Entwicklung ein. 7 Überfischt: Kabeljau die illegale Praxis der Fisch-Rückwürfe 7 Impressum aufmerksam. 21 Artenvielfalt im Glas Ein Praxis-Wissenspool für 18 Berührende Botschaften Weinbauern hilft der Biodiversität. Titel Impressionen vom Filmfestival 8 Grundwasser in Gefahr des DUH-Partners NaturVision. 22 Das schmutzige Geschäft mit dem Elektroschrott Hierzulande sind die Nitratwerte im 18 Termin: Mitgliederversammlung, Wasser von Agrarregionen alarmierend Ausgediente Elektrogeräte gehören Deutsche Umwelthilfe e.V., ins Recycling, nicht in den illegalen hoch. Die DUH klagt deshalb gegen RV Süd die Bundesrepublik Deutschland. Export. Denn die Nitrat-Misere ist ein Ergebnis 19 Buch-Rezension: politischer Fehlsteuerungen. Atomkraft und Demokratie 4 DUH welt 3|2018
Inhalt 26 28 8 30 32 23 Mehrweg braucht das Land! 29 Miteinander reden Achten Sie beim Getränkekauf auf Die Westküstenleitung ist ein zentrales das Mehrweg-Logo! Projekt der Energiewende. 24 Für Toleranz und Weltoffenheit 30 Der Engpass liegt vor Ort Meißner und geflüchtete Menschen Sind 65 Prozent Erneuerbare Energien beackern gemeinsam einen „Garten bis 2030 möglich? der Integration“. 31 Intelligente Gebäude DU magazin 25 Zehn grüne Schulhöfe Deutsche Umwelthilfe e.V. und Global Nature Fund www.duh.de, www.globalnature.org 3|2018 für Thüringen Unbekannte Tierart Der Wettbewerb für naturnahe 32 Auf den Wandel ist Verlass Schulhofgestaltung ist angelaufen. Stark bedroht und dennoch 26 Wenn Bäume weinen kommerziell befischt: Dschungelkautschuk in Indonesien. der Europäische Aal. Recht auf Sauberes Wasser Weiter wie bisher Reise zu Indonesiens Aale brauchen schadet dem Klima Naturkautschuk mehr Schutz 28 Hand in Hand-Fonds: DUH intern Licht im Amazonas-Regenwald 34 Voller Energie Titelbild: Wasser für die Trinkwasser Das Projekt stärkt das selbst- versorgung aufzubereiten wird immer bestimmte Leben Indigener. DUH-Energieexperte Dr. Peter Ahmels aufwändiger. Denn in vielen Agrarregionen ist das kühle Nass mit Nitrat belastet. 29 Bürger für die Energiewende 35 DUHmarkt Neu ist dieses Problem aber nicht. DUH welt 3|2018 5
Aktuell SIE SIND GEFRAGT! UmweltMedienpreis: Wem gehört die Gunst des Publikums? Der 23. UmweltMedienpreis steht vor der Tür. Neben den Aus- Aus über 120 Einreichungen hat die Jury fünf Kandidaten für die zeichnungen in den Kategorien Print, Hörfunk, Fernsehen und Abstimmung nominiert. Wer gewinnt den Publikumspreis 2018? (pt). Online, wird die DUH erstmals einen Publikumspreis verleihen Stimmen Sie bis zum 28. Oktober ab unter: und hier sind Sie gefragt. Stimmen Sie für Ihren Favoriten ab! www.duh.de/publikumspreis Ralph Ruthe, Meike Gebhard, die als Frank Elstner, dessen Natur- der als einer Geschäftsführerin des Nach- filmreihe „Elstners Reisen“ die der beliebtesten haltigkeits-Portals utopia.de vielfältigen Naturräume der Erde, Cartoonisten die Geschicke einer der wich- ihre spektakulären Landschaften Deutschlands auch tigsten Webseiten zum Thema und einzigartigen Tierwelten Umweltthemen auf ab- Nachhaltigkeit lenkt. zeigt und in spannende und be- surde und einprägsame Weise rührende Geschichten einbindet. zuspitzt, ohne dass dem Betrachter das Lachen im Halse stecken bleibt. WEGWERFPLASTIK IM AUS Der Naturfilmer Sigurd Tesche FC Bayern gegen Naturfotograf und Dokumentarfilmer entführt sein Millionenpublikum Müllflut Andreas Kieling, der mit der Terra X-Reihe in bezaubernde Unterwasserwelten. „Kielings wilde Welt – Die Letzten ihrer Er produzierte die deutsche Fassung von In der Allianz Arena wird es keinen Weg- Art“ die Lebenswelten bedrohter Tier- „Der Blaue Planet“, eine Dokumentations- werfbecher-Müll mehr geben, denn am 24. arten zeigt – und wie wir davon lernen reihe über die Schönheit und Bedrohung August 2018 führte der FC Bayern München können. der Weltmeere. ein Mehrwegbecher-System ein. Auf dem Spielfeld überreichte Barbara Metz, Stellver- tretende Bundesgeschäftsführerin der DUH, dem Vorstandsvorsitzenden der FC Bayern REGIEREN KLIMAKILLER? München AG, Karl-Heinz Rummenigge, eine „Mehrweg-Meister“-Urkunde. In der Saison 2017/18 war eine Müllflut DUH checkt Politiker-Dienstwagen von mehr als 11,5 Millionen Einweg-Plastik- bechern in den Stadien der ersten und zwei- Viele deutsche Regierungspolitiker aus Bremen verursacht mit seinem Plug- ten Fußball-Bundesliga entstanden, rund 1,4 nutzen hochmotorisierte, spritschlucken- In-Hybrid einen CO2-Ausstoß von 171 g Millionen Stück allein beim FC Bayern Mün- de Klimakiller. Dies zeigt der im August CO2 km. Im Bundeskabinett ist Bildungs- chen. Mit dem Umstieg auf Mehrweg liegt der 2018 veröffentlichte zwölfte Dienstwa- ministerin Anja Karliczek mit 193 g CO2/ Verein im Trend der Bundesliga. Nach einer gencheck der DUH. Unter Berücksichti- km am klimafreundlichsten unterwegs aktuellen DUH-Umfrage nutzen in der ersten gung der realen Verbrauchswerte hält kein – allerdings mit Dieselantrieb. Weit ent- Fußball-Bundesliga inzwischen elf Bundes- einziger Dienstwagen der 236 Befragten fernt sind alle Befragten von der ab 2020 ligisten Mehrwegbecher – ein guter Beitrag den EU-Grenzwert von 130 Gramm CO2 pro gültigen EU-Vorgabe von 95 g CO2/km. zum Ressourcen- und Klimaschutz. (jk) Kilometer (g CO2/km) ein. Die Diskrepanz Die unter dem Deckmantel „Elek zwischen den offiziellen CO2-Angaben der tromotor“ staatlich geförderten Plug-In- Hersteller und dem tatsächlichen CO2-Aus- Limousinen sind besonders spritdurstig. stoß auf der Straße liegt inzwischen bei Denn sie legen nur einen sehr kleinen durchschnittlich 42 Prozent. Dies enthüllt Teil der Strecken elektrisch zurück. Fast der Bericht „From Laboratory to Road“ durchgängig brummt ihr Verbrennungs- 2017 des unabhängigen Forschungsin motor, wobei die in Oberklasse-Limousi- stituts International Council on Clean nen verbauten Plug-In-Hybride mehr CO2 Transportation (ICCT), den die DUH bei emittieren als konventionelle Verbrenner. ihrer Auswertung berücksichtigte. Die DUH appelliert an sämtliche Poli- Unter den Länderchefs fährt Berlins tiker, sich für emissionsarme Dienstwagen Regierender Bürgermeister Michael Müller zu entscheiden und darüber hinaus auf Vor dem Anpfiff: Karl-Heinz Rummenigge mit 408 g CO2/km am klimaschädlichsten. EU-Ebene für einen ambitionierten Klima- und Barbara Metz. Doch selbst Tabellenbester Carsten Sieling schutz im Verkehrssektor zu kämpfen. (jk) 6 DUH welt 3|2018
Aktuell ZUM BE-GREIFEN NAH Elbe-Schüler-Camp hat lange Tradition Vom 3. bis 6. September 2018 erlebten dend und handlungsorientiert angelegt 43 Kinder und Jugendliche das nunmehr und richtet sich an alle Altersklassen und 25. Elbe-Camp. Es führte die Gruppe von Schultypen. Es nimmt das gesamte Elbe- 11- bis 16-Jährigen aus drei sächsischen Einzugsgebiet in den Fokus. Jedes Jahr Schulen in den Naturraum der Talsperre kommen interessierte Schülerinnen und Kriebstein. Die Schülerinnen und Schüler Schüler zu den Elbe-Camps. Gemeinsam untersuchten mit dem Umweltmobil der mit ihren Lehrkräften, Fachleuten vor Ort LaNU (Sächsische Landesstiftung Natur und der DUH-Projektmanagerin Ines Wit- und Umwelt) die Gewässer der Umgebung, tig erkunden sie Fluss-Lebensräume. Hier gingen dem Müll in Flüssen auf die Spur erfahren sie ökologische Zusammenhänge FISCHSTÄBCHEN ADE? und widmeten sich in einem Filmwork- hautnah und entwickeln unter Anleitung shop kreativ oder journalistisch diversen eigene Ideen für den Umweltschutz oder Umweltthemen. nachhaltigen Konsum. (jk) Überfischt: Kabeljau Das Netzwerkprojekt zur Gewässerun- Förderer: tersuchung hat die Deutsche Umwelthilfe Die Bestände des Nordsee-Kabeljaus seit 1997 in Zusammenarbeit mit Schulen erholen sich nur schleppend, da ihr Nach- aufgebaut. Das Angebot ist fächerverbin- wuchs nicht ausreicht. Dies belegt der ak- tuelle Bericht des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES). Die ICES-Wissen- schaftler empfehlen, die Kabeljau-Fangquo- ten für 2019 um 47 Prozent im Vergleich zu 2018 zu senken, das heißt auf maximal 22.000 Tonnen. Noch immer setzen europäische Fische- reibetreiber nichtselektive Fangmethoden wie Grundschleppnetze ein. Der ungewollte Beifang wird entgegen gesetzlichen Vorga- Lernen mit allen ben häufig wieder über Bord geworfen. Die Sinnen. Auch Deutsche Umwelthilfe und die Initiative Our Papierschöpfen Fish fordern Bundeslandwirtschaftsminis- stand auf dem terin Julia Klöckner auf, im EU-Ministerrat Programm (li.). für die gemäß ICES-Vorschlag reduzierte Fangmenge und für Kontrollen des Rück- wurfverbots einzutreten. (jk) IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund ■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77, info@duh.de, www.duh.de ■ V.i.S.d.P.: Jürgen Resch ■ Redaktion: Laura Brönstrup (lbr), Charlotte Finke (cf), Jutta Kochendörfer (jk), Andrea Kuper (ak) ■ Autoren: Peter Ahmels (pa), Nadine Bethge (nb), Peer Cyriacks, Martin Haustermann, Katja Hockun, Astrid Hölzer (ah), Daria Junggeburth (dj), Sascha Müller-Kraenner (smk), Andrea Peiffer (ap), Thomas Schaefer (ts), Elena Schägg (esch), Dorothee Saar (ds), Philipp Turri (pt), Janos Wieland (jw) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch, Patricia Lütgebüter In DUHwelt-Artikeln verwenden wir in Bezug auf Personen oder ihre Funktionen selten das grammatische Femininum und Maskulinum (z.B. Naturschützerinnen und Naturschützer) nebeneinander. Gemeint sind aber immer alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht. ■ Druck: ProWachter GmbH, Bietigheim ■ Anzeigen: Jutta Kochendörfer; es gilt die Anzeigenpreisliste 2018 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro ■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln | IBAN: DE45370205000008190002 | SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder. ■ Bildnachweis: Titel: Marina Lohrbach/Fotolia; S. 3: DUH/Heidi Scherm; S. 4: DUH/Robert Lehmann (l.o.), Buntes Meißen e. V. (l.u.), Countrypixel/Fotolia (r.); S. 5: chokchaipoo (l.o.), Nordreisender (l.u.), Rostislav (r.u.)/alle Fotolia, Love for life e. V./Mike Kollöffel (r.o.); S. 6: Daniela Möllenhoff (Gebhard), SWR/DOCMA TV/Christian Ehrlich (Elstner), Erik Kieling (Kieling), Björn Gaus (Ruthe), Tobias Drechsler (Tesche), FC Bayern München e.V. (u); S. 7: mirecca/Fotolia (o), Wittig/DUH (u); S. 8: Countrypixel/Fotolia; S. 9: iamporpla (o), Superingo(u)/beide Fotolia; S. 10: Antoine, Jürgen Fälchle, fotoparus/alle Fotolia (v. o.); S. 11: Bernd Wolter (o), frolova_elena (u)/beide Fotolia; S. 12/13: Icons: leremy (Fischfang), tettygreen (Fisch, Food)/ beide Fotolia, Grafik Fischkonsum S. 12 (nachgebaut): von Con-struct (FishStat database) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons. org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons; S. 14/15: DUH/Robert Lehmann; S. 16: Mitja von Eisenhart-Rothe/DUH (Fische), Screenshots DUH (u), BalticSea2020 (Montage DUH, S. 16/17 groß); S. 17: wagner_md/Fotolia (Hering); S. 18: Eikon Filmproduktion und Miramonte Film(o) Falco Seliger (l.o.), Martin Rattini (r.o.), alexlmx/Fotolia (u); S. 19: Herbert Schreg (o.r.), Stadt Heidelberg (o.l.); S. 20: Romeo Ibriševi, CENER 21 (rund); S. 21: Thomas Schaefer/GNF; S. 22: Camino Filmverleih, Filmstills; S. 24: Buntes Meißen e. V.; S. 25: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Icons: strichfiguren.de/Fotolia; S. 26/27: Martin Haustermann/GNF, chokchaipoo/Fotolia (S. 26 o.); S. 28: Love for life e. V./Mike Kollöffel; S. 29: C4ET; S. 30: Ingo Bartussek/Fotolia; S. 31: Nadine Bethge/DUH; S. 32: Pixaterra/Fotolia (o), Von Kils aus der englischsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2242707 (u); S. 33: Rostislav(o), Witold Krasowski (m), Frank Gayde (u)/alle Fotolia, Paulo Oliveira/Alamy Stock Photo (l.o.), Nick Upton/Alamy Stock Photo (l.u.); S. 35: DUH/Heidi Scherm; Umschlag Herbstblätter: Maya Kruchankowa/Fotolia DUH welt 3|2018 7
Titel Grundwasser in Gefahr Deutschland hat ein Nitrat-Problem. Viele Grundwasservorkommen überschreiten den gesetzlichen Grenzwert. Schon seit Jahrzehnten bringt die Politik keine ausreichend wirksamen Regelungen zustande. Nun klagt die Deutsche Umwelthilfe für Sauberes Wasser. n von Jutta Kochendörfer 8 DUH welt 3|2018
Titel S chleichend und von der breiten Öffentlichkeit kaum bemerkt, werden immer mehr Grundwasserbrunnen stillge- legt. Manche Wasserversorger sind gezwungen, tiefere Brunnen zu boh- ren oder das Wasser zu verschneiden: Sie mischen belastetes Wasser mit saubererem, sodass sie nach wie vor eine gute Qualität liefern können. Der Hintergrund: 28 Prozent der Grundwasser-Messstellen in landwirt- schaftlichen Regionen überschreiten Düngerecht ungeeignet, die zu hohe den EU-weit geltenden Grenzwert von Nitratbelastung des Grundwassers so 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Dies weit zu reduzieren, dass die Zielwerte dokumentiert der jüngste Nitratbe- der EU-Nitratrichtlinie eingehalten richt der Bundesregierung aus dem werden. Um die Politik zum Handeln Jahr 2016. Unter allen EU-Staaten zu zwingen, hat die DUH Klage ge- weist Deutschland die zweithöchste gen die Bundesrepublik Deutschland, Nitrat-Belastung des Grundwassers vertreten durch das Bundeslandwirt- auf. Bleibt die Situation so beste- schaftsministerium, eingereicht. hen, drohen in Zukunft weitaus hö- Berechtigterweise baut auch die here Preise für Trinkwasser, denn die EU-Kommission Druck auf: 2016 hat Wasserversorger müssen das Nitrat sie Deutschland beim Europäischen technisch aufwändig herausfiltern. Gerichtshof wegen Nicht-Einhaltens Ein wirkungsvoller Schutz des der Nitratrichtlinie verklagt. Daraus Grund- und Trinkwassers ist hierzu- könnten Strafzahlungen an die EU lande nicht in Sicht. Hauptquelle für resultieren, die letztendlich die Be- die Nitrat-Belastung ist die inten- völkerung tragen müsste. sive Landwirtschaft. Trotz Novellie- Sauberes Grundwasser ist unver- rung im Jahr 2017 ist das deutsche zichtbar: 74 Prozent des Trinkwassers Fäkalien aus der intensiven Tier produktion belasten Boden und Grund- wasser (li.). Synthe- tisch hergestellter "Kunstdünger" (oben) verschärft das Problem weiter. DUH welt 3|2018 9
Titel Titel dass ein Überschuss an Nährstoffen in die ge- samte Umwelt gelangt. Ob Gülle oder „Blaukorn“ – sowohl organische als auch mineralische Dünger enthalten Ni trat. Nehmen die Pflanzen die Nähr- stoffgaben nicht schnell genug auf, sickern sie aus Wiesen und Äckern ins Grundwasser oder in Gewässer. Bis Nitrat ins Grundwasser gelangt, können Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen. Agrarpolitische Versäum- nisse von heute werden also noch späteren Generationen schaden. Viele Faktoren spielen eine Rolle dabei, wie schnell Nitrat im Boden verschwindet, statt die Pflanzen zu ernähren: Regen spült Dünger schneller in tiefe Bodenschichten und somit ins Grundwasser. Je nach Standort und Gefälle transportieren Niederschläge das Nitrat aber auch direkt in angrenzende Bäche, Flüsse stammen hierzulande aus Grundwas- und Seen. Von großer Bedeutung serquellen. „Wir wollen nach der ‚Sau- ist schließlich die Bodenbeschaf- beren Luft‘ auch das ‚Saubere Wasser‘ fenheit: Humusreiche Böden halten auf dem Klageweg durchsetzen. Un- Wasser und damit auch das darin sere Klagestrategie für die Einhaltung gelöste Nitrat besser als sandige. der Luftqualitätsgrenzwerte zeigt eindrucksvoll, dass die notwendigen Intensive Agrarproduktion Schritte nur gerichtlich erzwungen schadet der Natur werden können. Während Deutsch- land vor der Kanzlerschaft von Angela Unsere Landwirtschaft wird stetig Merkel für andere Staaten ein Vorbild intensiviert und belastet die Natur im Umweltschutz war und regelmäßig und Sauerstoff. Für den Menschen Ob Tierfutter oder immer stärker. Wo die Nährstoff- die EU-Normen übererfüllt hat, laufen ist Nitrat als Vorstufe eines giftigen Biomasse für die fracht zu hoch ist, verschwinden Ma- Energiegewinnung: heute gegen kaum einen anderen EU- Stoffs gefährlich: Im Körper kann es Maisfelder in gerstandorte und mit ihnen die Gras- Staat so viele Vertragsverletzungsver- zu Nitrit umgewandelt werden. Nitrit Monokultur prägen nelke, das Zittergras und die Echte fahren wegen des Verstoßes gegen wiederum behindert den Sauerstoff- heute vielerorts Schlüsselblume sowie die zugehörige das Landschaftbild. EU-Vorschriften wie gegen Deutsch- transport im Blut, was für Säuglinge Tierwelt. Zu ihr zählen beispielswei- Magerstandorte land“, sagt Jürgen Resch, Bundesge- lebensbedrohlich sein kann. Zudem sind Mangelware se Schmetterlinge und Wildbienen. schäftsführer der DUH. steht Nitrit im Verdacht, krebserre- geworden. Mit ihnen Auch den Gewässern schadet ein gend zu sein. verschwinden auch Übermaß an Dünger, man spricht die zugehörigen Aus Nitrat wird giftiges Nitrit Arten wie der Zie- dann von Eutrophierung. Nicht ein- Hohe Nitratwerte genmelker, der stark mal die Wassermassen der Ostsee Nitrat ist ein wichtiger Pflanzen- gefährdete Wegerich- verkraften die Nährstoffmengen, die sind ein Alarmsignal Scheckenfalter sowie nährstoff. Wir Menschen nehmen es Knabenkraut-Arten ihre Zuflüsse herantragen. Bei war- über unsere Ernährung auf: Es steckt Laut deutscher Gesetzgebung darf (oben). men Temperaturen wird das Problem in Gemüse und Obst und obendrauf Trinkwasser maximal 50 Milligramm sichtbar: Dann wachsen gigantische kommt dann noch im Trinkwasser Nitrat pro Liter enthalten – der glei- Algen- und Bakterienteppiche. enthaltenes Nitrat. che Wert, der auch für das Grund- Die Nitratwerte im Grundwas- Nitrat, ein wasserlösliches Salz, wasser gilt. Die hohe Grundwas- ser sind vor allem in Regionen mit besteht aus den Elementen Stickstoff serbelastung ist ein Signal dafür, intensiver Schweine-, Rinder- oder 10 DUH welt 2|2018 3|2018
Titel Geflügelzucht auf ein alarmierendes reduziert werden. Für das Ausbrin- Die Politik muss Wer Bio-Lebensmittel bevorzugt Niveau gestiegen, denn hier fallen gen von Wirtschaftsdünger fordert Weichen für eine und seine Fleischmahlzeiten re- andere Landwirt- riesige Mengen an Exkrementen an. die DUH längere Sperrfristen im Win- schaft stellen. Wir duziert, entlastet die Nitratbilanz. Die hohe Nachfrage nach Billigfleisch ter. „Die Länder müssen vorsorgend brauchen dringend Verzichten Sie auf Billig-Fleisch! Er- im In- und Ausland heizt die Entwick- eine qualifizierte Beratung leisten, Regeln für eine setzen Sie Milchprodukte und Eier extensivere Vieh lung hin zur industriellen Produktion aber auch Kontrolle und Sanktionie- wirtschaft mit öfter durch Getreide, Hülsenfrüchte, weiter an. Viele Massentierhaltungs- rung übernehmen. Kleine Betriebe mehr Fläche pro Gemüse und Obst. Selbstverständ- betriebe haben keine oder zu weni- sollten durch Ausnahmeregelungen Tier (unten). lich sollten Lebensmittel nicht ge eigene Flächen, auf die sie die geschützt werden. Auch für Betrie- verschwendet und weggeworfen Ausscheidungen ihrer Tiere verteilen be, die mit Festmist und Kompost werden. Denn: Jeder Salatkopf und könnten. Daher wird Gülle in weit arbeiten oder Tiere auf der Weide jedes Steak hat schon eine Stick- entfernte Ackerbauregionen gekarrt. halten, sollten günstigere Rahmen- stoff-Geschichte zu erzählen. n Gülle aus Niedersachsen oder Nord- bedingungen geschaffen werden“, rhein-Westfalen wird in ostdeutsche betont Müller-Kraenner. Bundesländer und sogar ins Ausland Ökolandbau leistet einen Beitrag Ganz herzlichen Dank an alle, transportiert. Gleichzeitig nehmen zur Minderung des Nitratproblems. die uns mit Spenden bei deutsche Landwirte Nachbarländern Denn biozertifizierte Tierhaltungs- mit strengeren Düngeregeln die betriebe müssen bei gleichem Vieh- unserem Kampf für eine bessere Gülle-Entsorgung ab, vor allem den besatz größere Flächen als kon- Agrarpolitik unterstützten! Niederlanden. ventionelle Betriebe nachweisen. Auch Bioenergieproduktion ist Meist sind die Ställe so angelegt, nur dann sinnvoll, wenn sie den Re- dass Festmist entsteht. Dieser gibt geln der Nachhaltigkeit folgt. Damit Nitrat langsamer ab als Gülle und auf unseren Äckern viel verwertba- bildet zugleich Humus. Auch mit re Biomasse entsteht, werden die Zwischenfruchtanbau, Mulchen und Energiemonokulturen aber möglichst Einarbeitung von Kompost fördern kräftig gedüngt. Aus der Biogasan- Ökobauern gesunden, humushaltigen lage fallen stickstoffhaltige Gärres- Boden. Mineralischen Dünger dürfen te an. Wohin mit diesem Abfall? Er sie überhaupt nicht einsetzen. landet wieder auf dem Acker und verschärft das Nitratproblem. Wir brauchen ein strengeres Düngerecht „Mit seinen zahlreichen Schlupflö- chern ist das deutsche Düngerecht viel zu lasch, um negative Umweltein- flüsse ausreichend zu minimieren“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Der Gesetz- geber muss den landwirtschaftlichen Betrieben klare Grenzen für Stick- stoff-Überschüsse setzen, vor allem in besonders belasteten Regionen.“ Die DUH fordert ebenso wie andere Umweltverbände die rasche Auswei- tung der sogenannten Hoftor-Bilanz auf alle Betriebe. Sie soll Stoffströme von Stickstoff und anderen Nährstof- fen erfassen, Überschüsse dokumen- tieren und zur gezielten Vermeidung beitragen. Die erlaubte Anzahl von Nutztieren pro Flächeneinheit muss DUH welt 2|2018 3|2018 11
In Zahlen Fisch und Fischerei Fisch und Meeresfrüchte sind gute Eiweißquellen und ein wichtiger Faktor für die Welternährung. Mit dem globalen Bevölkerungswachstum und immer mehr industrieller Fischerei nimmt der Druck auf die Fischbestände zu. Aber auch Aquakulturen bringen ökologische Probleme mit sich. Was regelt die GFP (= Gemeinsame Fischereipolitik) der EU? Weltweiter Fischkonsum nimmt zu Die 8 wichtigsten Punkte: in Millionen Tonnen n Zulässige Gesamtfangmengen 200 n Fanglizenzen Aquakultur n Verwaltung der Bootskapazitäten 150 Wildfang n Verringerung der Umweltauswirkungen n Fischmindestgrößen und Mindestmaschenöffnungen 100 n Form und Nutzung von Fanggeräten n Schongebiete oder Schonzeiten 50 n Rechtsvorschriften zur Aquakultur * * Aquakulturen sind Fisch-Farmen. Auch Muscheln, Hummer und andere Meeresfrüchte werden in Aquakulturen gezüchtet. 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Daneben gibt es auch Süßwasser-Aquakulturen. (Quelle: FAO) Etwa 40 % der Bestände in europäischen Gefangen, verendet, Meeren sind derzeit überfischt, schätzt das ins Meer zurückgeworfen Politikberatungsgremium STEFC. Von 2001 bis 2017 setzte der EU-Ministerrat bei ungefähr 70 % 1,7 Millionen Tonnen Fisch wurden pro Jahr in der EU verschwendet, indem der Fischbestände die Fanggrenzen höher an – im Durchschnitt sie sterbend ins Meer zurückworfen wurden. um 20 % – als das von seinen wissenschaftlichen Beratern empfohlene Niveau. Das waren im Durchschnitt 23 % der Fänge. Die Schätzung stammt aus dem Jahr 2011. (Quelle: STEFC, OurFish) Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. (Quelle: EU-Kommission) Etwa 15 % der weltweiten Fänge stammen nach Schätzung der EU-Kommission aus Wer verzehrt wie viel Fisch und illegaler Fischerei. Meeresfrüchte? (pro Kopf, pro Jahr, in kg) (Quelle: EU-Kommission) Weltweit 20,1 Europa 25,5 75 % der globalen Fischereiproduktion Portugal 55,3 gelangen direkt in den menschlichen Verzehr. 25 % werden überwiegend zu Fischöl und -mehl für Deutschland 13,3 Aquakulturen und für die Tierfütterung verarbeitet. Ungarn 04,6 (Quelle: BPB) (Quelle: FAO, EUMOFA) 12 DUH welt 3|2018
In Zahlen TOP 5 Arten in der EU, Aquakultur (Tonnen Lebendgewicht und Anteil an der Gesamtproduktionsmenge in Prozent) Miesmuscheln 405.654 33,5 % Forelle 183.444 15,1 % Lachs 172.679 14,3 % Goldbrasse 110.150 09,1 % Welchen Anteil an Fisch importieren wir? Austern 092.609 07,7 % Deutschland: 76 % (Quelle: Eurostat 2013) EU: 52 % (Quelle: FAO, EUMOFA) Top 5 Arten in der EU, Wildfang (Tonnen Lebendgewicht und Anteil an der Ökologische Bedenken gegen Aquakultur Gesamtproduktionsmenge in Prozent) ■ Die Branche zerstört Küstenlebensräume, Hering 716.043 14,8 % etwa Mangrovenwälder. Makrele 450.246 19,3 % ■ Wildfische dienen als Futter für die Sprotte 337.676 07,0 % Zuchtfische. Sardine 243.376 05,0 % ■ Fischexkremente, Medikamente und Stöcker 190.193 03,9 % Nahrungsreste gelangen ins Gewässer. (Quelle: Eurostat 2013) ■ Krankheiten aus den Farmen können auf Wildpopulationen überspringen. ■ Entkommene Zuchtfische tragen eventuell Wo wird am meisten Fisch gefangen? verändertes Genmaterial in die Wildpopulation ein. (Wildfang und Aquakultur, in Prozent) ■ Nicht heimische Arten, die entkommen, verdrängen Afrika 1 % Ozeanien eventuell heimische Arten. So erobern zum Beispiel Pangasius und Tilapia neue Gebiete. Europa 5% 9% 11 % Amerika Schlechte Bilanz Um 1 kg Roten Thun zu erzeugen, werden in Aquakulturen bis zu 20 kg Futter aus 74 % Fischmehl und anderen Eiweißquellen verfüttert. Asien (Quelle: foodwise) (Quelle: Eurostat, FAO) DUH welt 3|2018 13
Themen Verkehrspolitik 3 Jahre Abgasskandal: Mal binnen zwei Jahren ohne korrekt ab- gestempeltes Nahverkehrsticket kontrolliert wird, dem droht eine Gefängnisstrafe. Wer eine Regierung versagt aber elf Millionen Käufer von Diesel-Pkw über Jahre hinweg, von einem selbst ein- gestandenen kriminellen Kartell gesteuert, vorsätzlich betrügt und arglistig täuscht, Drei Jahre ist es her, dass der Betrug des VW-Konzerns an muss keine Strafe fürchten.“ Dieselfahrzeugen aufflog. Heute können die vergangenen Jahre Angelehnt an den Kinofilm „Three Bill- nur als Totalversagen der Bundesregierung gewertet werden. boards Outside Ebbing Missouri“ setzte die Deutsche Umwelthilfe deshalb Mitte Juli ein Zeichen vor dem Bundesverkehrsminis- D ie Bundesregierung ist längst zum Handlanger der Autoindustrie ver- kommen. Wie sonst ist zu erklären, dass während die deutschen Autokonzerne im vergangenen Jahr Rekordgewinne von 35 Milliarden Euro erzielten, bleiben elf Milli- terium in Berlin. Auf drei Plakatwänden war zu lesen, dass der größte Industries- kandal der Nachkriegszeit wesentlich zu sich die Bundesverkehrsminister Andreas onen Diesel-Besitzer ohne funktionierende jährlich 12.860 vorzeitigen Todesfällen Scheuer und zuvor Alexander Dobrindt seit Abgasanlage im Dieseldunst stehen. beigetragen, 800.000 Menschen krank drei Jahren untätig zeigen, wenn es darum gemacht und elf Millionen Diesel-Besit- geht, den Betrug der Autobauer zu ahn- Wie kann das sein, Herr Scheuer? zer mit ihren Betrugsautos allein gelas- den? Nach Bundesrecht wären zwingend sen hat. Wie kann das sein, Herr Scheuer? 5.000 Euro Bußgeld pro Diesel-Pkw mit DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch Während sich der Verkehrsminister an- Abschalteinrichtung zu verhängen. Doch bringt es auf den Punkt: „Wer in Berlin drei sonsten gerne als Kumpan der Autoindustrie 14 DUH welt 3|2018
Themen hältnismäßig sind, sofern keine anderen Maßnahmen die schnellstmögliche Einhal- tung der Grenzwerte sicherstellen, wurden im Februar dieses Jahres höchstrichterlich vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt. Doch die verantwortlichen Behörden und Landesregierungen ignorieren die Urteile bis heute in allen genannten Fällen. Dazu Remo Klinger: „In einem Rechts- staat und einer Demokratie ist es nicht hin- nehmbar, wenn sich Vertreter von Behörden oder gewählte Repräsentanten rechtskräf- tigen Gerichtsurteilen verweigern und mei- » Wer in Berlin drei Mal nen, für sie gelten andere Regeln als für binnen zwei Jahren ohne jeden anderen im Lande. Genauso bedenk- korrekt abgestempeltes lich ist es, wenn Behörden die rechtlich Nahverkehrsticket verankerte Auskunftspflicht aushebeln, um kontrolliert wird, dem einseitig die Interessen von Unternehmen droht eine Gefängnisstrafe. zu schützen. Mit dieser Haltung legen die Verantwortlichen eine Lunte an die Grund- Wer aber elf Millionen festen unseres Staatssystems. Das ist mehr Käufer von Diesel-Pkw als unverantwortlich.“ über Jahre hinweg Das jüngste Urteil in den Verfahren um arglistig täuscht, muss Saubere Luft erging Anfang September in keine Strafe fürchten.« Wiesbaden. Das Verwaltungsgericht verhan- delte über die Klage der Deutschen Umwelt- Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer hilfe gegen das Land Hessen für Saubere Luft in Frankfurt am Main und entschied, dass zonale Diesel-Fahrverbote in Frankfurt umgesetzt werden müssen. Nach dem Ur- teil ist das Land Hessen verpflichtet, den Luftreinhalteplan für Frankfurt bis zum 1. Februar 2019 fortzuschreiben. Es bleibt ab- zuwarten, inwiefern die Behörden in Hessen geriert und nicht handelt, war die Beseiti- Behörden halten still sich an Recht und Gesetz halten werden. gung der Plakate schnell organisiert und auch die Strafanzeige gegen die Deutsche Umwelt- Hohe Schadstoffemissionen aus Diesel-Pkw Im Würgegriff der Industrie hilfe und ihren Geschäftsführer Jürgen Resch sind wesentliche Ursache für die Über- persönlich ließ nicht lange auf sich warten. schreitung der Luftqualitätsgrenzwerte in Wann endlich wird sich die Bundeskanzle- Angemessene Strafzahlungen gegen vielen deutschen Städten. Die Deutsche rin aus dem Würgegriff der Dieselkonzerne die Hersteller bleiben hingegen weiterhin Umwelthilfe verfolgt neben zahlreichen befreien? Während Andreas Scheuer mit aus. Dass diese in solchen Fällen nicht nur Verfahren zur Aufdeckung des Dieselskan- täglichen Äußerungen gegen eine Hard- möglich, sondern laut EU-Recht geboten dals daher auch juristische Verfahren für ware-Nachrüstung kämpft, sehen Gerichte sind, hat Rechtsanwalt Remo Klinger, der Saubere Luft in derzeit 34 Städten. Kla- in Bayern und Baden-Württemberg nun- die DUH in zahlreichen Verfahren vertritt, in gegegner sind jeweils die Behörden, die mehr eine Beugehaft gegen Regierungs- einem Gutachten dargelegt, das am Tag der für die Luftreinhalteplanung verantwortlich politiker, die sich weigern rechtskräftige Plakat-Aktion der Öffentlichkeit vorgestellt sind. Einige Verfahren sind bereits weit Urteile umzusetzen, als unausweichlich an. wurde. Derweil hat auch die EU-Kommission fortgeschritten. So liegt für München ein Die Deutsche Umwelthilfe fordert Kanzlerin erkannt, dass die Bundesregierung hier ge- rechtsverbindliches Urteil aus dem Jahr Merkel auf, endlich den Titel Autokanzlerin gen geltendes Recht verstößt und ein weite- 2014 vor, das die Behörden zu einer ent- abzulegen und die Dieselkonzerne entweder res Vertragsverletzungsverfahren gegen die sprechenden Überarbeitung der Luftrein- zum Rückkauf oder zur Hardware-Nachrüs- Bundesrepublik eingeleitet. Zur Erinnerung: halteplanung verpflichtet. Die Entschei- tung aller elf Millionen Betrugs-Diesel zu Das Vertragsverletzungsverfahren wegen an- dungen der Verwaltungsgerichte Düssel- verpflichten. (ds, lbr) n haltender Überschreitung des Luftqualitäts- dorf und Stuttgart, dass Fahrverbote für Unterstützen Sie unseren Kampf für grenzwertes für Stickstoffdioxid NO2 liegt Dieselfahrzeuge als Hauptverursacher der Saubere Luft mit einer Fördermitgliedschaft. aktuell beim Europäischen Gerichtshof. Belastung bereits heute möglich und ver- Wir danken Ihnen! DUH welt 3|2018 15
Themen Meeresnaturschutz Stoppt Fisch-Rückwürfe! Sinnlos vernichten internationale Fischfangflotten Meerestiere. Kleine Fische und Arten, die keinen Gewinn versprechen, wirft man tonnenweise wieder zurück ins Meer. D amit der Fisch nicht auf Fangquo- ten angerechnet wird, kippen viele industrielle Fangflotten ihren ungewoll- Rückwürfe sind illegal, werden aber kaum kontrolliert und ebenso wenig geahndet. Wir kämpfen für einen wirksamen Stopp dieser ten Beifang über Bord. Das geschieht in Praxis und fordern Fischereiministerin Julia Nord- und Ostsee, aber auch weltweit. Die Klöckner dazu auf, für eine verantwortungs- große Fisch-Verschwendung schadet den volle Fischerei auf EU-Ebene einzutreten. Beständen, denn auch Jungfische landen Viele Menschen, darunter auch zahlrei- – meist schon tot – wieder im Meer. Zum che Prominente, helfen uns, Aufmerksamkeit Erhalt ihrer Art konnten sie nie beitragen. für das Thema zu schaffen. Sie folgen unse- Jetzt mitmachen: #StopptRückwürfe Seit wir die Aktion „Stoppt Rückwürfe“ gestartet haben, erreicht uns eine überwältigende Zustimmung. Dem „Protest-Sprung“ haben sich viele Menschen angeschlossen und uns ihre Videos gesendet. Darunter sind (v.l.n.r.): 1. Reihe: Wolfram Koch, Schauspieler; Marion Kracht, Schauspielerin. Sie zählt zum Kreis der Menschen, die die Aktion mit uns gestartet haben. Stefan Wilkening, Schauspieler; 2. Reihe: Christine Urspruch, Schauspielerin; Aline Joers, Schauspielerin; 3. Reihe: Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe; Tina Schüssler, Boxweltmeisterin und Pop-Rock-Sängerin. Sie zählt ebenso zu den Menschen, die die Aktion mit uns gestartet haben; Jürg Knoll, Gründer von Followfish. Das Unternehmen Followfish ist Partner bei der Aktion "Stoppt Rückwürfe". Es bringt nachhaltige, vorbildlich rückverfolgbare Fischprodukte auf den Markt. 16 DUH welt 3|2018
Themen rem Aufruf und senden uns Protest-Videos, die sie beim Sprung ins Wasser zeigen – mit Kleid oder Hemd und Hose! Allen Unter- stützern ein herzliches Dankeschön! (jk) n Schließen auch Sie sich dem Protest an und schreiben Sie an Fischereiministerin Julia Klöckner! www.duh.de/stopptrueckwuerfe Unten: Die Heringsbestände in der westlichen Ostsee sind ohnehin übernutzt. Rückwürfe schaden auch den zukünftigen Fisch-Generationen. Zu jung, zu klein oder die falsche Art. Jeden Tag werden tonnenweise Fische halbtot über Bord geworfen! Wir setzen uns dafür ein, dass diese illegale Praxis aufhört. Anzeige LU S T A U F N A TU R & Wildnis ? Deutschland: 7,90 EUR I Österreich: 8,90 EUR I Schweiz: 10,00 CHF I Nr. 178 [4/2017] I www.nationalparkzeitung.de RETTET DIE LETZTEN PARADIES- WÄLDER EUROPAS! In der Heimat des Eurasischen Luchses Wir nehmen Sie mit auf die Reise in einzigartige Naturlandschaften weltweit! JETZT NATIONALPARK TESTEN: 2 Ausgaben im Probeabo für 9,– Euro inkl. Versand Bestellung und Leseproben unter www.nationalparkzeitschrift.de 04 4 194302 607909 Mehr Wildnis wagen Eilert Voß im Porträt Naturpark Bayerischer Wald HERAUSGEBER: Verein der www.facebook.de/ Nationalpark-Freunde e.V. nationalparkzeitschrift DUH welt 3|2018 17
Themen NaturVision Filmfestival Berührende Botschaften Ü ber 15.000 Besucher hat das Natur- Vision Filmfestival im Juli 2018 nach Ludwigsburg gelockt. Wie in den Vorjahren wurden Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien verliehen. Passend zum dies- jährigen Sonderthema „Landschaften der Zukunft“ richten viele der ausgezeichneten Filme ihren Fokus auf die industrielle Land- wirtschaft und deren Folgen: Die drasti- schen Auswirkungen von Massentierhaltung zeigt „Das System Milch“, ein Dokumentar- film von Andreas Pichler (Foto). liche Ausnahme-Kuh mit Hörnern (li.) Szenen aus „Das System Milch“: glück duktion (oben). und Tiere in der industriellen Massenpro In ihrem aufrüttelndem Filmbericht „Der Musya, dessen Existenz vom Klimawandel Wahnsinn mit dem Weizen“ hat Regisseurin bedroht ist, erzählt darin seine Geschich- Katarina Schickling recherchiert, wie sub- te als Videotagebuch. Dieses Format lässt ventionierter, deutscher Weizen als Export eindrucksvoll mitfühlen, was die Erderwär- in Afrika traditionelle Einkommensquellen mung anrichtet. der Bauern zerstört. Caroline Nokel und Unter den 140 Filmen, die in den Sä- Valentin Thurn bearbeiten dasselbe The- len des Central Filmtheaters und im Open menfeld in ihrem Film „Konzerne als Retter? Air Kino liefen, waren auch bildgewaltige Das Geschäft mit der Entwicklungshil- Naturdokus wie „Sex, Lies and Butterflies fe“. Mit dem Preis NaturVision Beste Story – Wunderwesen Schmetterling“ von Re- hebt die Jury die Dokumentation „Danke für gisseurin Ann Johnson Prum. Spannende den Regen“ von Julia Dahr und Hugh Hart- Diskussionen mit Filmschaffenden und ford hervor. Der kenianische Bauer Kisilu Experten sowie der „Übermorgen Markt“ rundeten das Festivalerlebnis ab. An Umweltthemen interessierte Film- freunde sollten sich den 11. bis 14. Juli Termin für DUH-Mitglieder 2019 notieren – dann laden die Natur Mitgliederversammlung Deutsche Umwelthilfe e.V., RV Süd Vision-Macher wieder in das nördlich von Stuttgart gelegene Ludwigsburg ein. Die Die diesjährige Mitgliederversammlung des Regionalverbandes Süd für die Bundesländer Baden- Einreichfrist für den internationalen Wett- Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Saarland findet am 15. Oktober um 17.00 Uhr in bewerb läuft ab November 2018 bis zum der DUH-Geschäftsstelle Radolfzell, Fritz-Reichle Ring 4, statt. Wir laden alle Mitglieder und Fördermitglieder herzlich ein. Wir freuen uns, dass Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch aus der 25. Februar 2019. (jk) n Arbeit auf Bundesebene berichten und Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen geben wird. Weitere Informationen: festival.natur-vision.de Tagesordnung: 1| Begrüßung 2| Feststellung der satzungs- und fristgerechten Ladung 3| Fest- stellung der Beschlussfähigkeit 4| Annahme der Tagesordnung 5| Berichte 6| Jahresabschluss 2017 7| Haushaltsplan 2018 8| Entlastung des Vorstands 9| Wahl des Regionalvorstands 10| Wahl der Delegierten 11| Anträge 12| Verschiedenes. Wir bitten um Rückantwort bis zum 08.10. an hellwig@duh.de. 18 DUH welt 3|2018
Themen Termin für Kommunen 15. November 2018 in Heidelberg Mehr Natur in der Stadt – Neue Ziele, neue Wege? Wie kann man der Stadtbevölkerung den Wert von Artenvielfalt vermitteln? Und wie gewinnt man Entscheider der Lokalpolitik für den Schutz urbaner Natur? Zum Themenfeld „Kommunikati- Anti-WAA-Demonstration in den 1980er Jahren. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner on als Schlüssel für die Förderung biologischer war dabei. Foto: Herbert Schreg, erschienen im Buch „Wackersdorf“, Andreas-Haller-Verlag 1986 Vielfalt in Kommunen“ bieten die DUH und ihre Projektpartner eine Fachtagung an. Sie richtet sich an Personen aus Wissenschaft, Verwaltung Rezension und Verbänden, die sich mit Beteiligungsver- fahren und der Kommunikation innerhalb von Atomkraft und Demokratie Stadt- und kommunaler Landschaftsplanung befassen und hierbei die Biodiversität stärken wollen. Die Stadt Heidelberg, Partner im Ver- D ie Auseinandersetzung um die atoma- re Wiederaufbereitungsanlage (WAA) im bayerischen Wackersdorf von 1980 bis der Atomwirtschaft vom geschlossenen Brennstoffkreislauf, jedoch an mangeln- der Wirtschaftlichkeit. bundprojekt „Urban NBS“, dient als Praxisbei- spiel. (jw, jk) n Programm und Anmeldung bis zum 89 war ein Meilenstein auf dem Weg zum Mit dem Atomkomplex wollte die 26. Oktober 2018: www.duh.de/projekte/ Atomausstieg. Nach der Katastrophe von bayerische Staatsregierung Arbeitsplät- strategien-fuer-mehr-natur-in-der-stadt/ Tschernobyl am 26. April 1986 hatte sich ze in der wirtschaftlich benachteiligten oder bei Deutsche Umwelthilfe, die öffentliche Stimmung endgültig gegen Grenzregion schaffen. Doch auch ohne Janos Wieland, 07732 9995-921. die Atomkraft gewendet. Der Konflikt, den WAA gelang ein Strukturwandel: Heute Förderer: die Historikerin Janine Gaumer in ihrer liegt die Arbeitslosenquote im Landkreis beim oekom-Verlag erschienenen Promoti- Schwandorf bei nur 2,3 Prozent. Viele Bundesamt on nacherzählt, steht auch dafür, wie sich Menschen arbeiten im Bereich der erneu- für Naturschutz Bürgerbeteiligung und Genehmigungs- erbaren Energien. (smk) n verfahren erst im Streit mit der Obrigkeit herausgebildet haben. Umweltpolitik und Wackersdorf - Atomkraft und Demokratie Demokratieentwicklung gehören in der in der Bundesrepublik 1980-1989, Janine Gaumer, oekom Verlag 2018 deutschen Nachkriegsgeschichte untrenn- (siehe DUHmarkt S. 35) bar zusammen. Moderne Formen der „Po- Termin für alle litik des Gehörtwerdens“, wie sie die DUH beispielsweise im Bürgerdialog Stromnetze Naturschutztage praktiziert, wurzeln im Streit um die Atom- am Bodensee 2019 energie und andere Großprojekte. Vom 3. bis 6. Januar 2019 finden in Plastisch beschreibt Gaumer die Aus- Radolfzell wieder die traditionsreichen einandersetzung in der Öffentlichkeit, auf Naturschutztage statt. n der Straße, in Gerichtssälen und Anhö- rungsverfahren. Letztendlich scheiterte das Das Programm finden Sie ab November unter: www.naturschutztage.de/ Projekt Wackersdorf, und damit der Traum DUH welt 3|2018 19
Themen Biodiversität Im Einklang mit der Natur Lokale Wertschöpfung erhöhen Neben umweltschonenden Anbaumethoden Die einzigartigen Karstlandschaften der Donauregion reagieren sensibel und Verarbeitungsprozessen ist es für die regionale Entwicklung wichtig, die lokale auf die Übernutzung von natürlichen Ressourcen und deren Verschmutzung. Wertschöpfung zu erhöhen: Kräuter werden Der GNF engagiert sich für eine nachhaltige Entwicklung, die viele Chancen zu ätherischen Ölen oder Seifen weiterver- bietet. arbeitet; Landwirte beliefern lokale Restau- rants, die traditionelle Gerichte anbieten; Tourismusagenturen offerieren Weinverkos- Der Naturpark Žumberak-Samo Ideenentwicklung vor Ort tungen mit lokalen Winzern, oder ein Markt borsko gorje in Kroatien, nahe bietet lokale Produkte und Kunsthandwerk der slowenischen Grenze, be- Ein Ziel des Projekts ist es, die Pilotregio- für Einheimische und Touristen an. Das grüßt Besucher mit sanften, grünen Hü- nen wieder attraktiver für junge Menschen EcoKarst-Projekt schafft einen dynami- geln, glasklaren Bächen und rauschenden zu machen, um so den Fortbestand der Dör- schen Rahmen für einen regen Austausch Wasserfällen. Die abwechslungsreiche fer und ihrer Traditionen zu sichern sowie und liefert mit erfolgreichen Beispielen Karstlandschaft bildet einen einzigartigen die einzigartigen Naturräume zu erhalten. biodiversitätsfreundlicher Unternehmen und schützenswerten Lebensraum für zahl- Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, aus aller Welt Anregungen und Impulse reiche Tier- und Pflanzenarten. Der kaum erklärt sich bei näherer Betrachtung: Die für lokales Handeln. Letztlich braucht es besiedelte Naturpark ist auch ein beliebtes bessere Infrastruktur und vielversprechende aktive Menschen aus der Region, die den Naherholungsgebiet für die städtische Be- Arbeitsmärkte lockten in den letzten Jah- Ideen Leben einhauchen und so die ein- völkerung Kroatiens, vor allem aus dem nur ren die junge Bevölkerung in nahegelegene zigartigen Natur- und Kulturlandschaften 30 Kilometer entfernten Zagreb. Die Kul- Städte. Zur Sicherung der wertvollen Kul- schützen und erhalten. (ap) n turlandschaft der Region wurde durch eine turlandschaft sind jedoch Zukunftsperspek- Förderer: jahrtausendelange nachhaltige Nutzung tiven vor Ort für junge Menschen wichtig. Das Projekt wird im Rahmen des Interreg geprägt, ist aber heute durch Abholzung, Deshalb entwickelt der Global Nature Fund Danube Transnational Programme umgesetzt intensive Landwirtschaft und Wasserver- (GNF) mit seinen Projektpartnern und lo- und durch die Europäische Union mitfinanziert (ERDF und IPA). schmutzung bedroht. kalen Landwirten, Imkern, Gastwirten und Die richtige Balance zu finden zwischen Behördenvertretern innovative nachhaltige dem Schutz der Natur und deren Nutzung Ideen. Gemeinsam werden Geschäftsideen durch den Menschen ist eine Herausfor- identifiziert, die den Schutz der Biodiver- derung, der sich neben dem Naturpark sität mit Einkommensmöglichkeiten in Ein- Žumberak-Samoborsko gorje in Kroatien klang bringen. Beispiele sind der Anbau sechs weitere Schutzgebiete in der Donaure- von Kräutern und Früchten ohne Einsatz gion im Rahmen des Projekts EcoKarst stel- von Pestiziden oder chemischen Dünge- len. Unter ihnen sind der Bükk Nationalpark mitteln, Kunsthandwerk aus heimischen in Ungarn, der Nationalpark Tara in Serbien Hölzern oder Angebote für Ferien auf land- und der Naturpark Apuseni in Rumänien. wirtschaftlichen Betrieben. Traditionelle Kulturlandschaft im Naturpark Žumberak-Samoborsko gorje in Kroatien. Gemeinsam mit lokalen Akteuren werden Unternehmensideen entwickelt, welche die Artenvielfalt erhalten. 20 DUH welt 3|2018
Themen jedes Weingut individuell ein Programm für gezielte Verbesserungen zusammen und setzt es um. Für Betriebe in mediterranen Klimaten gibt es spezielle Hinweise. Der GNF hat wesentlichen Anteil an diesem Erfolg: Er begleitet Ecovin seit 2012 und ist mittlerweile Teil eines Pro- jektnetzwerks in Europa. „Artenvielfalt im Glas kann jeder genießen, der sich einen Ecovin-Wein einschenkt“, sagt Thomas Schaefer, Leiter Naturschutz beim GNF. Neben dem GNF arbeiten Partner aus Spa- nien, Portugal, der Türkei und Deutschland in diesem Projekt zusammen, darunter die Bodensee-Stiftung und Rapunzel Natur- kost. Sie sorgen für den Wissenstransfer zwischen den Partnerorganisationen der beteiligten Länder. Wissenspool für Weinhersteller Obwohl intakte Ökosysteme für sie unver- zichtbar sind, lernen Weinbauern in ihrer Berufsausbildung die Biologische Vielfalt und deren Gefährdungsursachen kaum kennen. Der GNF und seine Partner ha- Schmetterlinge im Bauch: Hans-Peter Müller achtet auf seinem Weingut Brühlerhof seit ben deshalb im Mai 2018 umfangreiche Jahrzehnten auf gute Lebensbedingungen für Schulungsmaterialien und einen Biodiver- Schmetterlinge. Das GNF-Projektteam durfte sitäts-Aktions-Plan in den vier Sprachen viel von ihm lernen. der Projektländer und auf Englisch her- ausgegeben. Sie richten sich an Winzer, Weinbauorganisationen, Betriebsberater Biodiversität sowie Umwelt- und Naturschutzverbände. Enthalten sind zum Beispiel Bestimmungs- hilfen für Insekten und Vögel sowie Infor- Artenvielfalt im Glas mationen über Nützlinge und Schädlinge. Dank der intensiven Zusammenarbeit mit Modellbetrieben ist viel Praxiswissen in die Viele Ecovin-Weinbauern sind schon lange für die Biologische Vielfalt Materialien eingeflossen. In kurzen Videos aktiv. Nun werden Biodiversitäts-Aktions-Pläne für alle Mitgliedsbetriebe stellen Winzer 16 erprobte Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt vor. verbindlich. Der Global Nature Fund (GNF) und seine Partner haben an Das Projekt konzentriert sich auf ökolo- dieser Neuausrichtung intensiv mitgewirkt. gische Wein- und Sultaninenhersteller, weil sie bereits sensibel für Naturschutzfragen sind. Schaefer betont: „Natürlich können Über die Jahrhunderte haben damit für die über 250 Mitgliedsbetriebe auch konventionelle Betriebe alle Bildungs- Weinberge eine eigene Flora und verpflichtend. Der biodiversitätsfreund- materialien nutzen und mehr Biodiversität Fauna entwickelt, heute sind sie liche Anbau umfasst 2.500 Hektar – ein in den Weinbau bringen.“ (jk) n aber meist intensiv genutzt und arm an großartiger Erfolg für den Naturschutz! Der Weitere Informationen: Arten. Das will Ecovin e. V., der Bundes- BAP geht sogar noch weiter: Er fragt nicht www.globalnature.org/de/ verband Ökologischer Weinbau, ändern und allein nach den Flächen, sondern betrach- biodiversitaet-weinbau hat im April beschlossen, einen Biodiver- tet beispielsweise auch Kellerwirtschaft, Förderer: sitäts-Aktions-Plan (BAP) in die Zertifizie- Verpackung, Marketing und Vertrieb. Aus ei- rungskriterien zu übernehmen. Dieser ist nem Katalog von über 18 Maßnahmen stellt DUH welt 3|2018 21
Themen Kreislaufwirtschaft Das schmutzige Geschäft mit Elektroschrott K inder, die auf einer scheinbar un- endlichen Halde nach Brauchbarem suchen, Rinder, die unter meterhohen Ber- Was hier in Afrika liegt, kommt auch aus Deutschland. Pro Jahr werden schätzungs- weise 400.000 Tonnen Elektroschrott illegal Einhaltung durch die Bundesländer und mehr Zollkontrollen beim Export. Solange wirksame behördliche Kontrollen fehlen, gen aus Elektroschrott grasen. Das sind exportiert. Kontrolliert wird kaum. werden wir uns weiterhin mit Testbesuchen Bilder aus Agbogbloshie, Ghana. Ein Ort, Oft fehlt es schlicht an geeigneten und rechtlichen Mitteln für eine einfache den die Einheimischen „Sodom“ nennen. Rückgabemöglichkeiten: Seit Jahren deckt Rückgabe alter Elektrogeräte im Handel Die Regisseure Christian Krönes und Flo- die DUH mit Testbesuchen bei Händlern und einsetzen. Und tatsächlich: Viele Händler rian Weigensamer haben in ihrem Film Wertstoffhöfen immer wieder eine man- haben ihr Rücknahmeangebot nach unseren „Welcome to Sodom – dein Smartphone ist gelhafte Rücknahmepraxis auf. Um diese Tests deutlich verbessert. (lbr) n schon hier“ eine der größten Müllhalden Entwicklung zu stoppen, fordert die DUH „Welcome to Sodom“ ist aktuell in für Elektroschrott weltweit dokumentiert. von Handelsunternehmen und Wertstoff- ausgewählten deutschen Kinos zu sehen. Sie sagen: „Es erschlägt einen alles, wenn höfen eine verbraucherfreundliche Rück- Mehr Informationen zum Film unter man Agbogbloshie betritt.“ nahme von Elektroschrott, Kontrollen zur www.welcome-to-sodom.de. Anzeige Max Mustermann unterstützt unsere Arbeit für den Schutz der Bienen und ihrer wilden Verwandten mit einer Bienen-Patenschaft Geschenk gesucht? Radolfzell, März 2020 Max Muster mann Opa Kurt unterstützt unsere lebendige Flüsse Arbeit für und den Schutz Fischotters mit Fischotter-Paten einer des Urkunde zum selbst Drucken: r, re Arbe it für Natu schaft zt unse einer unterstüt sch mit und Men © S. Kobold/Fotolia Umwelt chaft itglieds Förderm Radolfzell, Januar 2021 www.duh.de/spenden/geschenk Radolfzell, März 2020 Deutsche Umwelthilfe e.V. | Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell | Tel. 07732 9995-0 | info@duh.de | www.duh.de Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln | IBAN: DE45 3702 0500 0008 1900 02 | BIC: BFSWDE33XXX www.duh.de info@duh.de umwelthilfe umwelthilfe umwelthilfe 22 DUH welt 3|2018
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