Ärzteblatt Baden-Württemberg - 08 | 2021 - Landesärztekammer Baden-Württemberg
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www.ärzteblatt-bw.de Ä r zteblatt Baden-Württemberg Amts- und Mitteilungsblatt der ärztlichen Körperschaften | ISSN 0720-3489 | E 1041 | 76. Jahrgang | Gentner Verlag 08 | 2021 Foto: © iStock / Getty Images – ArNek2529
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Anzeige Inhalt 08 | 2021 Social icon Rounded square Only use blue and/or white. For more details check out our @AerzteblattBW Brand Guidelines. Editorial Corona und die Medien 440 Kammern und KV Niederschwelliges Gesprächsangebot 441 Moderne Kammerverwaltung 441 442 Vertreterversammlung der KVBW 442 Vertreterversammlung Vertreter der Landesärztekammer 444 versammlung Reflexe docdirekt wird fortgesetzt 446 der KVBW Communiqué zu Pandemien 446 Bereits in der Antike wurden erste Erkenntnis- se über unwillkürliche, rasche und stets Zweiter Impfgipfel der Landesregierung 446 gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz beschrieben. Erstmals Vermischtes verwendete Descartes im Rahmen seiner Fatales Signal an Klinikbeschäftigte 448 physikalisch-mechanistischen Betrachtung des Menschen hierfür den Begriff „Reflex“. Landkarte Hochschulmedizin 448 In der Zeit nach Descartes haben Persönlich- Hausärzte dringend gesucht 449 keiten wie Willis, Hales, von Haller, Whytt, Schnellere Corona-Impfung 450 Unzer, Prochaska, Bell, Magendie, Hall, Müller, Universitätsmedizin Baden-Württemberg 450 444 Pflüger, von Helmholtz, Erb, Pawlow, Sherring- ton, Hoffmann und weitere Wissenschaftler Interview: aus der Zeit von zirka 1950 bis heute beson- „Wir sind Weltmeister im Datenschutz“ 451 Vertreterversamm dere Beiträge zur Reflexlehre geleistet. Radonvorsorgegebiete 452 lung der Landes Lange Zeit wurden die frühkindlichen Reflexe Meine Meinung: ärztekammer „stiefmütterlich“ behandelt. Eine besondere Anhaltend unerhörte Zumutungen 452 Rolle hatte Thomas Willis, der bereits Mitte Vermittlung von Digitalkompetenz 453 des 17. Jahrhunderts eine Reihe von Unter- suchungen im Bereich neurologischer Krank- Meine Meinung: heiten von Kindern durchführte und doku- Minister Spahn bringt Ärzteschaft mentierte. Die eigentliche Epoche der Entde- Manieren bei 453 ckung frühkindlicher Reflexe – und damit die Organspende in der Patientenverfügung 454 Entwicklung der Kinderneurologie – dauerte Prüfen, rufen, drücken 454 etwa 100 Jahre, von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Namen und Nachrichten 455 Auf den Titelseiten zeigt das Ärzteblatt Bundestagswahl: 451 Baden-Württemberg in diesem Jahr Motive Gesundheitsagenden der Parteien 456 aus dem ärztlichen Alltag; auf allen Titel Neue Bücher 458 motiven stehen die Patienten im Mittelpunkt. Ermöglicht wird die Serie durch die Baden- Veranstaltungsübersicht460 „Wir sind Weltmeister Württembergische Bank (BW-Bank). Die Bank im Datenschutz“ verdeutlicht damit ihre enge Beziehung zur Bekanntmachungen463 Medizin und zur Ärzteschaft im Südwesten, Impressum491 nicht zuletzt, weil ihre Beratungsspezialisten für Heilberufe seit über 25 Jahren kompeten- te Unterstützung und Beratung in allen Spendenaufruf Heftige Überschwemmungen, eingestürzte Häuser, Vermisste wirtschaftlichen Fragen von Medizinern bie- und Tote – in vielen Regionen Deutschlands haben Unwetter ten. Die BW-Bank ist mit 22 Heilberufe-Stand- große Zerstörung v erursacht. Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie viele weitere orten und 160 Filialen im Land vor Ort. Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen setzen sich seither unter extrem schwierigen Bedingungen dafür ein, die medi zinische Versorgung in den Katastrophengebieten zu sichern Mehr Informationen zum umfang- und Menschen in Not zu helfen. reichen Leistungsangebot für Auch viele Arztpraxen sind zerstört wurden. Krankenhäuser sind 456 Heilberufler sowie zu den Kontakt beschädigt und mussten teilweise geräumt werden, vielerorts ist medizinisches Gerät unbrauchbar geworden. Allein in Nord- daten der Heilberufe-Standorte rhein sind mehr als 100 Arztpraxen von der Flutkatastrophe be- in Ihrer Nähe erhalten Sie unter: troffen. In Rheinland-Pfalz melden sich immer mehr Ärztinnen und Ärzte aus den betroffenen Gebieten, die die medizinische Versorgung nicht mehr aufrechterhalten können. Viele von Gesundheitsagenden www.bw-bank.de/heilberufe ihnen stehen buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenz. der Parteien E-Mail: heilberufe@bw-bank.de Die Bundesärztekammer hat sich ge- Telefon: 07 11 / 1 24-4 50 21 meinsam mit den Landesärztekammern aus den betroffenen Hochwasserregionen mit einem Spendenaufruf an alle Ärztin- nen und Ärzte in Deutschland gewandt und um Geldspenden für die in Not gera- tenen Kollegen gebeten: ÄBW 08 | 2021 439
Editorial Wissenschaftsjournalismus – unverzichtbar, aber aus meiner Sicht sehr vieles Foto: Istar Buscher, SWR nicht nur in Pandemie-Zeiten richtig gemacht. Die Pandemie zeigt dabei die Stärken, aber auch die Gren- Corona und die Medien zen und Schwächen der Medien auf. Die größte Schwäche: falsche Balance. Im politischen Journalismus sollen alle Meinungen abgebildet C orona ist weniger gefährlich als Reihe von Rückblicken auf die Spani- werden. Wenn es dagegen um Wis- die Grippe, Masken schützen nicht, sche Grippe. Zum Hundertjährigen senschaft geht, sollte alles plausibel Dr. P. Hünerfeld es wird keine zweite Welle ge- Jubiläum ein schaurigeres Erinnern mit und gut begründet sein. Immer wie- ben – Aussagen, die sich im Nachhinein wohligem Gruseln. Pandemien? Weit, der aber wurde vermeintlich wissen- als Blödsinn herausstellten, gab es zu weit weg – die Schweinegrippe vor schaftlichen Meinungen Raum gege- Beginn der Pandemie oft in den Me- zwölf Jahren: viel Lärm um (fast) ben, die lediglich auf unbewiesenen dien. Und wir haben die Pandemie nichts. Was kann uns schon passieren? Behauptungen gründeten. Oft um lange unterschätzt. Dabei wussten wir Das Virus hat uns mit herunterge- der Zuspitzung willen. Das führt zu eigentlich, was auf uns zukommen kann. lassenen Hosen erwischt. Zu wenig einer falschen Balance zwischen gesi- Noch im Dezember 2019 gab es eine Schutzkleidung, zu wenig Masken, zu chertem Wissen und wenig fundier- wenig Händedesinfektionsmittel. Es ten Behauptungen. Beim Rezipienten fehlte am nötigsten. Wir mussten entsteht der Eindruck: Die einen sa- Corona-Dokus des Autors im SWR-Fernsehen kollektiv die bittere Erfahrung ma- gen so – die anderen so. Das kann in Das Intensiv-Team – Die Lebensretter – Heilung schwerer Corona- chen, wie verletzlich wir sind, wie der Pandemie fatal sein, wenn ich Im Kampf gegen Im Dauereinsatz Fälle – Die Lebensretter schnell das Gefühl der Sicherheit da- daraufhin die Gefahr nicht mehr ernst die dritte Welle gegen Corona der Uniklinik Freiburg (31. 03. 2021) (16. 12. 2020) (11. 03. 2020) hin sein kann, wie plötzlich nichts nehme und mich riskant verhalte. mehr richtig planbar ist in unserer In der Pandemie zeigte sich denn durchgetakteten Welt. auch schnell die Stärke des Wissen- Dabei haben die Medien den schaftsjournalismus: Fakten checken, Sprung in die Pandemie zu Anfang neue Studienergebnisse fundiert be- besser geschafft als etwa das Gesund- werten, wichtige Erkenntnisse schnell heitswesen. Reporterinnen und Re- verbreiten, aber auch falsche Einschät- porter schwärmen aus, Sondersendun- zungen klar benennen. Dafür braucht Anzeige gen und Hintergrundberichte – Krisen es gut ausgebildete Wissenschafts- gehören zum medialen Alltagsgeschäft. journalistinnen und -journalisten, die Veranstaltungshinweise Die Vollbremsung in den Krankenhäu- die Spreu vom Weizen trennen. Über sern dagegen, das Einstellen des Elek- ein Verständnis der Zusammenhänge Die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank) veranstaltet in tivgeschäfts, eine große Zahl hochin- die Menschen befähigen, vernünftig der Reihe „RECHT UND FINANZEN AM ABEND“ ein Seminar zum fektiöser Patienten: Ein Kraftakt, der alle zu handeln. Vor allem aber auch: Die Thema: unvorbereitet traf. Als Arzt, der seit Grenzen des Wissens dabei deutlich CORONA bringt Fortschritt – Arztpraxen werden digital: zwanzig Jahren als Journalist in der machen, die Unsicherheit und Vorläu- – Steuerliche Vergünstigungen durch CORONA – Der Weg in die digitale Steuerwelt mit Ihrem Steuer Wissenschaftsredaktion des SWR arbei- figkeit neuer wissenschaftlicher Er- berater! tet, habe ich in Freiburg und Baden- kenntnisse erklären und so in der Flut Termine und Veranstaltungsorte: Baden unmittelbar miterlebt, wie sich neuer Erkenntnisse Orientierung ge- • 15. September 2021 (18.30 Uhr) in Freiburg die Kliniken in kürzester Zeit auf die ben – für Laien wohlgemerkt. Das ist • 22. September 2021 (18.30 Uhr) in Villingen-Schwenningen neue Lage einstellen mussten. Allein gerade bei Gesundheitsthemen es- Inhalte: mit der Kamera habe ich die Intensiv- senziell – nicht nur in der Pandemie. Wir gehen mit Ihnen auf einen kurzen Streifzug zu Themen, die teams, ihre Patienten und deren Ange- In der Pandemie zeigen sich aber Arztpraxen Corona-bedingt auf wirtschaftlichen Ebenen zu ver- hörige begleitet - und mit mir haben auch die Grenzen der traditionellen kraften hatten: • Wie haben das erfolgreiche Praxen gemacht? die Zuschauerinnen und Zuschauer Medien: Wir erreichen nicht mehr alle • Auf was muss ich achten, wenn ich Förderungen beantragt und erlebt, was eine schwere Covid-19-Er- Menschen. Gerade in den Quartieren, erhalten habe? krankung bedeutet – für alle Betrof- in denen die Ansteckungsrate beson- • Welche Chancen bietet die Digitalisierung in der Zusammenarbeit fenen. Millionenfach gesehen in ARD- ders hoch und die Impfbereitschaft mit meinem Steuerberater? • Wie werden Digitalisierungsvorhaben vom Staat gefördert? Extra-Sendungen, Tagesthemen, Doku- besonders niedrig ist, erreichen die Daneben wird es ausreichend Raum für Ihre Erfahrungen und mentationen und den Sozialen Medi- großen Qualitätsmedien die Men- Fragen und damit zu einer gewinnbringenden Diskussion für en. Miterleben und Verstehen – das schen nur bedingt. Diese Menschen alle Teilnehmer geben. kann das Verhalten der Menschen un- zu erreichen ist in der jetzigen Phase Referentin: mittelbar beeinflussen. Nehme ich die der Pandemie die größte Herausfor- Claudia Himmelsbach unsichtbare Bedrohung ernst? Weni- derung – für die Medien, die Politik Steuerberaterin/Dipl. Betriebswirtin (BA), Fachberaterin für den Heilberufebereich (IFU/ISM GMBH) und für Mediation (DSTV E. V.), ger Kontakte, Abstand halten, Maske und vor allem für das Gesundheitswe- Zertifizierte Mediatorin im Heilberufebereich (MAB) tragen und Hände waschen? Den sen. Denn noch ist die Pandemie nicht Kanzlei: STEUERrat Himmelsbach & Partner, Villingen-Schwenningen Medien kommt in der Pandemie des- vorbei und wir sollten uns hüten, Information und Anmeldung: halb eine besondere Verantwortung zu. Corona zu unterschätzen, wie im BW-Bank Freiburg, Claudia Wolf, Nicht alle Medien sind dieser Ver vergangenen Sommer. Telefon (07 61) 2 18 05-37, E-Mail: claudia.wolf@bw-bank.de antwortung gerecht geworden. Der Dr. Patrick Hünerfeld, BW-Bank Villingen-Schwenningen, Tobias Müller, Telefon (0 77 20) 39 05-18, E-Mail: tobias.mueller@bw-bank.de Öffentlich-Rechtliche Rundfunk und Arzt und Journalist, die anderen Qualitätsmedien haben SWR Wissenschaftsredaktion, Baden-Baden Teilnahmebedingungen: Die Veranstaltung ist für die Teilnehmer kostenfrei. Die Durchführung steht unter dem Vorbehalt der zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden440Corona-Regeln ÄBW 08und -Verordnungen. | 2021
Kammern und KV Digitales Kammergeflüster für neue Mitglieder Niederschwelliges Gesprächsangebot D er Einstieg als Arzt oder Ärztin mer Nordwürttemberg eigens virtuelle und die Orientierung in der „Gruppenräume“ eingerichtet, in denen Ärztekammer können im ersten thematisch separiert intensiv und in Moment herausfordernd sein. Guter kleiner Runde diskutiert werden konnte. Rat und praktische Tipps müssen aber Auf großes Interesse stießen dabei na- nicht immer teuer sein. Ein kurzweili- turgemäß die Gruppenräume zur Wei- ger und informativer erster Anlauf- terbildung, aber auch die Impulse zur punkt für neue Kammermitglieder ist ärztlichen Selbstverwaltung und zum das schon traditionelle Kammerge- Versorgungswerk wurden interessiert flüster der Bezirksärztekammer Nord- nachgefragt und haben so manches württemberg. Pandemiebedingt fand Fragezeichen bei den Teilnehmern klä- die Infoveranstaltung in diesem Jahr ren können. Eingeleitet wurde die Ver- erstmals digital statt. anstaltung mit einem Denkanstoß vom Die 45 angemeldeten Teilnehmer Vorsitzenden des Ausschusses „Junge hatten Mitte Mai die Möglichkeit, sich Kammer“, Dr. Matthias Zuchowski, und mit Mitarbeitenden der Ärztekammer seiner Frage, was es eigentlich bedeute, und mit jungen, berufspolitisch enga- Arzt oder Ärztin zu sein. gierten Kolleginnen und Kollegen aus Auch wenn die persönliche Begeg- dem Ausschuss „Junge Kammer“ un- nung digital nicht gleichwertig ersetzt formieren und die jungen Kolleginnen kompliziert und persönlich auszutau- werden kann, zeigte sich Kammerprä- und Kollegen an die Kammer heran- schen und die eigenen Herzensangele- sident Dr. Klaus Baier vollumfänglich führen – das ist uns mit dem digitalen genheiten und Fragen online zu bespre- zufrieden: „Ein niederschwelliges Ge- Kammergeflüster auch unter Corona- chen. Hierfür hatte die Bezirksärztekam- sprächsangebot machen, kompetent in- Vorzeichen toll gelungen.“ Geschäftsführer Helmut Kohn in Ruhestand verabschiedet Kammergebäudes der Bezirksärzte- kammer realisiert werden. Im Jahr Moderne Kammerverwaltung 2014 war Helmut Kohn maßgeblich an der historischen Aufarbeitung der Kammergeschichte aus Anlass des 150. Jubiläums der Ärztlichen Selbst- verwaltung ausgehend von den An- D er langjährige Geschäftsführer stelle der Bezirksärztekammer Nord- fängen im Jahr 1864 im Großherzog- der Bezirksärztekammer Nord- baden nachhaltig geprägt und auf- tum Baden sowie an der Vorbereitung baden, Helmut Kohn, wurde zum grund seiner Erfahrungen in der Lan- des Festaktes im Schloss Gottesaue in 31. Juli 2021, nach Erreichen der ge- desverwaltung die Entwicklung zu Karlsruhe beteiligt. setzlichen Altersgrenze, in den wohl- einer modernen Kammerverwaltung Aufgrund seiner umfassenden verdienten Ruhestand verabschiedet. vorangetrieben. Ein wichtiges Anlie- Kenntnisse gerade im Bereich des Der 1955 in Crailsheim geborene gen war ihm dabei immer, dass in öffentlichen Rechts hat er auch an der Volljurist kam nach dem Studium der einer mitgliederorientierten Organisa- Ausarbeitung von Kammersatzungen Rechtswissenschaften in Tübingen und tionsstruktur die wesentlichen Grund wie beispielsweise der Novelle der H. Kohn Lausanne und beruflichen Stationen satzentscheidungen zentral getroffen Notfalldienstordnung entscheidend beim Landratsamt Heilbronn, dem und die mitgliedernahen Dienstleis- mitgewirkt. Sein Rechtsrat und ins Ministerium für Arbeit, Gesundheit tungen möglichst dezentral unter besondere seine allgemein verständ- und Sozialordnung, der Führungsaka- Berücksichtigung der regionalen Ge- lichen und plastisch auf den ärztli- demie des Landes Baden-Württem- gebenheiten erbracht werden. chen Alltag übertragenen Erläuterun- berg sowie dem Staatsministerium Während der Amtszeiten der Kam gen auch komplexer Rechtsfragen Baden-Württemberg – zuletzt im Ran- merpräsidenten Prof. Dr. Stefan Wysocki, wurden sowohl vom Vorstand der ge eines Regierungsdirektors – am PD Dr. Christian Benninger, Prof. Dr. Bezirksärztekammer als auch von rat 1. Juli 1994 zur Bezirksärztekammer Herbert Zeuner und Prof. Dr. Dr. Christof suchenden Kammermitgliedern glei- und übernahm nach dem Ausschei- Hofele konnten dabei unter anderem chermaßen geschätzt. den von Dr. iur. Hans-Jürgen Rieger Projekte wie der Aufbau der Gemein- Die Nachfolge in der Geschäfts- am 1. Januar 1995 die Position des samen Gutachterstelle für Fragen der führung hat Martin Ulmer, der lang- Geschäftsführers. GOÄ, die Professionalisierung der jährige stellvertretende Geschäfts- Der erfahrene Verwaltungsjurist Akademie für ärztliche Fortbildung führer der Bezirksärztekammer, an hat dabei das Gesicht der Geschäfts- sowie insbesondere der Neubau des getreten. ÄBW 08 | 2021 441
Kammern und KV Glanzleistung, Rahmenbedingungen, künftige KV-Aufgaben, Starterseminare, Corona-Pandemie Vertreterversammlung der KVBW M itte Juli konnte die Vertreter- vermehrte Delegation tragen nach ein. KVBW-Vize Dr. Johannes Fechner versammlung der Kassenärzt- Überzeugung von Dr. Metke hierzu bei. erläuterte, dass im Südwesten die lichen Vereinigung Baden-Würt Dies alles erfordere eine Struktur- Niedergelassenen einen Tag zuvor temberg (KVBW) erstmals seit Beginn und Angebotsänderung aufseiten 61.000 Mal geimpft hätten, während der Pandemie wieder in Präsenz tagen. inhabergeführter Praxen, um den dies in den Impfzentren nur 39.000 Wettbewerb mit kapitalmäßig bes- Mal erfolgt sei. Dennoch habe man Glanzleistung tens ausgestatteten Dritten erfolg- der Landesregierung keine zeitnahe reich bestehen zu können. Dies werde Schließung der Zentren empfehlen Der KVBW-Vorstandsvorsitzende nach Auffassung von Dr. Metke nur in können, weil dafür in den Praxen die Dr. Norbert Metke sprach von einer größeren Angebotsstrukturen mög- nötigen Kapazitäten fehlten. Dr. Fech- „Glanzleistung“, als er die Arbeit und lich, beispielsweise inhabergeführten ner bemängelte das Impfhonorar von das Engagement der niedergelasse- MVZs. Die Vorteile selbstständiger 20 Euro, während der Pieks im Zent- nen Ärztinnen und Ärzte während der Tätigkeit würden seiner Meinung rum mancherorts in Deutschland Corona-Pandemie lobte. Allerdings be nach auch mit angestellten Ärztinnen deutlich besser honoriert werde. Zahl- klagte er die fehlende Anerkennung und Ärzten zu erreichen sein, wenn reiche Delegierte beklagten, dass sie Dr. N. Metke dieser Leistungen durch die Bundes- sie inhaberseitig an den MVZs betei- durch die Pandemie an die Grenzen politik. In Abwandlung des Filmklas- ligt werden. ihrer Belastbarkeit gekommen seien. siker-Titels sagte der KVBW-Chef Konkret ging es unter anderem um „Denn sie wissen nicht, was wir tun.“ Künftige KV-Aufgabe gesetzliche Vorgaben wie beispiels- weise die Regelung, dass Ärztinnen Rahmenbedingungen Den Fortbestand niedergelasse- und Ärzte ab August Ergebnisse aus ner Tätigkeit sichere derjenige, der die Bürgertests auf SARS-CoV-2 auf die Beim Blick in die Zukunft war dem höchste Qualifikation innerhalb sei- Corona-Warn-App verlinken sollen KVBW-Chef klar, dass sich die Rah- ner Tätigkeit erreiche und der in hoher und dieser Mehraufwand nicht ad- menbedingungen für die ambulante Präsenz bis zu 24/7 in Konkurrenz zu äquat vergütet werde. Medizin wandeln. Nach seiner Über- Krankenhäusern und fremdgeeigne- zeugung werde es eine zunehmende ten MVZs tätig werde. Diesen Wandel Beschlüsse Wettbewerbssituation mit weiteren der ambulanten Tätigkeit zu begleiten Anbietern ärztlicher Leistungen geben. und die Voraussetzungen hierfür zu Nach intensiver und teilweise Grundlagen hierfür seien unter ande- schaffen, werde künftig die zentrale kontroverser Aussprache fasste die rem die Öffnung der Krankenhäuser Aufgabe von Kassenärztlichen Verei- Vertreterversammlung zahlreiche Be- für die ambulante Versorgung sowie nigungen und freien Verbänden sein, schlüsse zu ganz unterschiedlichen Dr. J. Fechner die zunehmende Zahl von durch betonte Dr. Metke. Themen. Unter anderem forderte sie Fremdinvestoren getragenen Versor- das Bundesgesundheitsministerium gungseinrichtungen. Auch die zurück- Starterseminare einstimmig auf, die Etablierung wei- gehende Niederlassungsbereitschaft terer Telematikinfrastruktur-Kompo- der jungen Ärztegeneration und der Ein ganz anderes Thema war der nenten wie beispielsweise ePA, eAU, Wunsch nach Anstellung, die Substi- KVBW-Spitze nicht weniger wichtig: e-Rezept und weitere bis zum Ende Fotos: OE tution ärztlicher Tätigkeiten durch Knapp 40 Prozent aller neu Niederge- der pandemischen Situation in der andere Gesundheitsberufe sowie die lassenen hätten in der Vergangenheit Bundesrepublik aufzuschieben. Fer- Anzeige die sogenannten „Starterseminare“ ner wurden eine leistungsadäquate besucht. Dennoch leiste sein Haus Vergütung der Corona-Impfleistun- 130.000 Abrechnungs- und 70.000 gen sowie – analog den Leistungszu- Modernes MVZ in Böblingen-Dagersheim Verordnungsmanagement-Beratun- lagen im stationären- und Pflegebe- Allgemeinarzt-Praxis & Apotheke bereits im Objekt! gen pro Jahr. Um diese Zahl zu redu- reich – eine Leistungszulage zulasten zieren, werde die KVBW künftig neue der Solidargemeinschaft für die Mit- Onlinemodule und Präsenzveranstal- arbeitenden in den Praxen gefordert. tungen auflegen, um – ergänzt durch Darüber hinaus wurde auch eine ge- Seminare der Management-Akade- sonderte Vergütung von COVID-Impf mie – passgenaue Beratungsangebo- aktionen verlangt, die durch den te für Systemerfahrene und „auffällig ambulanten Sektor außerhalb der Gewordene“ zu entwickeln. regulären Sprechzeiten durchgeführt Flexible Praxisflächen ab ca. 130 m² bis 924 m² zu vermieten! werden. Hier sei eine gesonderte Flexibler Ausbau möglich! Corona-Pandemie Abrechnungsziffer zu schaffen, die Tel: 07033 – 6177 den tatsächlichen organisatorischen info@ivs-region.de Auch die Pandemie nahm bei der Mehraufwand und die erhöhten Per- Immobilien Vertriebs-GmbH Vertreterversammlung breiten Raum sonalkosten abbilde. 442 ÄBW 08 | 2021
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Kammern und KV Die „Zukunft der Ärzteschaft“ als roter Faden Fotos: OE Vertreterversammlung der Landesärztekammer Kammerpräsident J Dr. W. Miller unge Menschen schon im Studi- Selbstverwaltung zu interessieren, Bericht zur Lage hatte Kammerprä um an die Arbeit und Aufgaben einnahm. Dies sei der richtige Weg, sident Dr. Wolfgang Miller die Chan- der ärztlichen Selbstverwaltung um die jungen Leute für Berufsleben cen der neuen Weiterbildungsord- heranführen und damit perspekti- und Berufspolitik zu motivieren, war nung, insbesondere die kontinuierli- visch auch ihr aktives Engagement in sich die Mehrheit der Delegierten in che Dokumentation im eLogbuch, der Ärztekammer fördern: Für dieses der Versammlung einig. Angehende herausgestellt. Wenn die ersten Er- ambitionierte Projekt hat die Vertre- Ärztinnen und Ärzte erhalten dem- fahrungen vorliegen, soll entschie- terversammlung der Landesärzte- nach den Zugang zur Kammerwelt so den werden, wie die Kammer die kammer Baden-Württemberg nun niedrigschwellig wie möglich und Befugten und die Weiterzubildenden den Weg frei gemacht. Die Delegier- beitragsfrei. am besten unterstützen kann. Die ten stimmten Ende Juli mit großer Der langjährige Wunsch der Ver- Delegierten tauschten sich über zahl- Mehrheit für das entsprechende Re- treterversammlung, PJ-Studierenden reiche Anregungen aus, von der Ein- gelwerk, das Medizinstudierenden im die Kammermitgliedschaft anzubie- führung von Seminaren für Weiterbil- Praktischen Jahr (sogenannte PJler) ten, war erst im Frühjahr durch eine dungsbefugte, Qualitätskriterien für Vizepräsidentin fortan erlaubt, freiwillige Kammer- Novelle des Heilberufe-Kammerge- eine gute Weiterbildung, verschiede- A. Trasselli mitglieder zu werden. Nach formaler setzes realisierbar geworden. Die nun ne Optionen von Befristungen einer- Bekanntmachung der entsprechen- auf den Weg gebrachte Regelung er- seits und Planungssicherheit für die den Satzungsänderungen im Ärzte- möglicht es PJlern unter anderem, Kolleginnen und Kollegen in Weiter- blatt Baden-Württemberg wird die Fortbildungsangebote der Kreisärzte- bildung andererseits, bis hin zu einer Neuregelung in Kraft treten. schaften wahrzunehmen, berufspoli- persönlichen Kontaktaufnahme mit tische Erfahrungen zu sammeln, Kon den Befugten und den Ärztinnen und Leidenschaftliche Debatten takte zu knüpfen und sich zu ver Ärzten in Weiterbildung vor Ort an Die Delegierten tagten auf dem netzen – eine wichtige Voraussetzung der Weiterbildungsstätte. Die Band- Gelände des Stuttgarter Flughafens dafür, dass der Einstieg in das Berufs- breite der diskutierten Vorschläge unter strengen Hygieneauflagen; erst- leben gelingt und die Bedeutung war groß, die begleitende Diskussion mals seit Beginn der Pandemie war es einer starken ärztlichen Selbstverwal- entsprechend tiefgehend. Alle Dele- der baden-württembergischen Ärzte- tung vor Augen geführt wird. Darüber gierten waren sich einig, dass die schaft wieder möglich, sich für den hinaus können die PJler als Kammer- Qualität der Weiterbildung als Kern besonderen Anlass in Präsenz zu mitglieder das Ärzteblatt Baden-Würt- thema ärztlicher Selbstverwaltung Rechnungsführer treffen und essenzielle ärztliche und temberg sowie das Deutsche Ärzte- von der Ärztekammer bestmöglich Dr. N. Fischer gesamtgesellschaftliche Zukunftsthe blatt beziehen und sich somit über unterstützt und begleitet werden men in direktem Austausch anzu alle relevanten Entwicklungen auf soll. Nach konzentriertem Austausch packen. Die Delegierten debattierten dem Laufenden halten. aller Argumente beauftragte die unter der Leitung von Kammerprä Versammlung den Kammervorstand sident Dr. Wolfgang Miller und Vize- Qualität der Weiterbildung mit der Ausarbeitung eines ausgewo- präsidentin Agnes Trasselli leiden- Neben der perspektivischen Ge- genen Konzeptes, um dann auf dieser schaftlich, dabei aber stets offen und winnung junger Menschen für die Grundlage konkrete Vorgaben abzu- ausgewogen. Allen Delegierten war Kammer ging es in der Vertreterver- stimmen. Die Social-Media- anzumerken, welch zentralen Stellen sammlung auch um diejenigen, die Kanäle der wert für sie die ärztliche Nachwuchs- bereits Ärztinnen und Ärzte sind, aber Zukunft der Ärzteschaft Landesärztekammer: gewinnung und das Erfordernis, noch eher am Anfang ihres berufli- Die „Zukunft der Ärzteschaft“ zog Social icon Rounded square junge Menschen für die ärztliche chen Weges stehen: Bereits in seinem sich als roter Faden auch durch die Only use blue and/or white. For more details check out our Brand Guidelines. @AerztekammerBW AerztekammerBW 444 ÄBW 08 | 2021
Kammern und KV anderen Tagesordnungspunkte der Unter dem Schlagwort „Ein Jahr mit Entschließungen Vertreterversammlung. So beleuchte- Corona“ fassten sie die umfangrei- Die Vertreterversammlung fasste mehrere Entschließungen, die wir te Präsident Dr. Miller in seinem chen organisatorischen und inhaltli- aus Platzgründen nur stark verkürzt wiedergeben. Alle Beschlüsse Bericht zur Lage unter anderem das chen Kammeraktivitäten der vergan- sind jedoch im Volltext auf der Website der Landesärztekammer Thema „Klimawandel und Gesund- genen Zeit zur Virusbekämpfung kurz Baden-Württemberg nachlesbar (www.ärztekammer-bw.de). heit“ und betonte die Selbstverpflich- und prägnant zusammen. Mitorgani- Covid-19 Einzel-Impfstoff tung des Kammervorstands, bei allen sation der Impfkampagne, Personal- Es sind alle Anstrengungen zu unternehmen, damit Covid-19- Investitionen oder operativen Ent- vermittlung von Ärztinnen und Ärz- Impfstoff als Einzel-Impfstoff möglichst rasch in Fertigspritzen her- scheidungen die Folgen für das Klima ten dahin, wo sie vor Ort mit ihrem gestellt und in den Vertrieb gebracht wird. mit zu berücksichtigen. Knowhow gebraucht wurden und Hinsichtlich der Digitalisierung sei werden, Einrichtung von Stellenpor- Professionalisierung der Pandemiebekämpfung die Kammer auf einem sehr guten talen, Aufklärung und Information Politische Entscheidungsträger im Land und im Bund wurden auf- Weg: „Eine leistungsfähige IT, digitale der Öffentlichkeit, Koordination mit gefordert, die Pandemiebekämpfung durch umfassende Einbezie- Dokumentenarchive, interaktive An- Partnern sowie die Vertretung der hung und Beachtung der Priorität medizinischer Expertise zu pro- wendungen für unsere Mitglieder – berufspolitischen Interessen: Dies fessionalisieren. Die Ärzteschaft erwarte proaktives, fachadäquates viel davon ist in der Kammer in Arbeit und mehr brachte das Präsidium den Handeln aller Entscheidungsträger. oder bereits umgesetzt“, sagte Dr. Delegierten näher und stellte auf Persönliche Schutzausrüstung Miller. Kammerportal, Webanwen- diese Weise heraus, wie vielfältig die Schutzausrüstung sollte möglichst aus deutscher bzw. europäischer dungen und E-Logbuch seien nur ei- Ärzteschaft und die ärztliche Selbst- Produktion stammen. Bei Ausschreibungen sollen nichtmonetäre nige Beispiele dafür, dass der digitale verwaltung in der Pandemiezeit ge- Kriterien wie ökologischer Fußabdruck, Transportwege, europäische Ausbau vorangehe. Er hob in diesem fordert waren – und welch’ herausra- Zertifizierungssiegel und Qualitätsstandards stärker gewichtet Zusammenhang hervor, dass die Ver- genden Beitrag die Ärztinnen und werden. tretersammlung mit ihren Entschei- Ärzte zur Bewältigung der Krise be- dungen der vergangenen Jahre den reits geleistet haben. Unterstützung der COVAX-Initiative Grundstein für sämtliche Entwicklun- Auch die Delegierten teilten in Die Landesregierung wurde aufgefordert, zur Verteilungsgerechtig- gen gelegt hatte. der anschließenden Diskussion ihre keit mit Corona-Impfstoff beizutragen und durch die Abgabe nicht Prozessgestaltung im wertschät- Erfahrungen, benannten zutage ge- verwendeten oder benötigten Impfstoffes aus Baden-Württemberg zenden Miteinander war ein weiterer tretene Schwachstellen der Pande- über die internationale COVAX-Initiative der WHO an Länder des Punkt, den der Kammerpräsident in miebekämpfung und lenkten den globalen Südens zu einer dortigen Verbesserung der Impfquoten seinem Vortrag ansprach, denn auch Fokus auf noch offene Probleme. beizutragen. in der Kammer selbst seien nach sei- Debattiert wurde unter anderem Folgen der Coronapandemie für Kinder und Jugendliche nen Worten alle Weichen für eine über körperliche und psychische Der Vorstand der Landesärztekammer wurde aufgefordert, auf die effektive Zukunftsplanung gestellt: Pandemiefolgen für Kinder und Ju- politisch Verantwortlichen in Landesregierung, Kommunen und „Die Bereiche Selbstverwaltung, Ge- gendliche, über den Impffortschritt, Schulträgern einzuwirken, kurzfristig alle erforderlichen Maßnah- schäftsstellen, Service und Dienstleis- über eine notwendige Stärkung des men zu ergreifen, sodass nach den Sommerferien ein sicherer tungen, Kommunikation und Finan- Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Besuch von Kitas und Schulen für alle Kinder und Jugendlichen in zieren sind definiert, jeder Bereich über Bürokratiehindernisse und über Präsenz möglich ist. entwickelt sich weiter.“ – Erfreulich für pandemiebedinge Folgeerkrankun- die Kammermitglieder war unter an- gen, mit denen zu rechnen sei. Zu Katastrophenschutzpläne für Klimakrisen derem ein aktueller Finanzbericht von verschiedenen Aspekten fassten die Städte, Kommunen und Landkreise wurden aufgefordert, beste- Vorstandsmitglied und Rechnungs- Delegierten dezidierte Beschlüsse hende Katastrophenschutzpläne auf die Tauglichkeit im Falle von führer Dr. Norbert Fischer, der den (siehe Kasten). klimabedingten Krisenfällen wie Hitzewellen, Extremwetterlagen Delegierten vor Augen führte, dass Deutlich wurde der Anspruch der etc. zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Dies betrifft die Corona-Pandemie zwar auch in Ärzteschaft formuliert, die Corona- neben Maßnahmenkatalogen insbesondere die Effektivität von der Ärztekammer zu unvorherseh Impfungen gesellschaftlich weiter Warninstrumenten in Kommunikationsketten und die Vernetzung baren Ausgaben geführt hatte, die voranzutreiben. Klar erkennbar war bestehender Hilfe-Strukturen des Katastrophenschutzes und der „Finanzampel“ jedoch aufgrund so- auch die Haltung, aus Gründen des Gesundheitsversorgung. fort eingeleiteter Maßnahmen auch Gesundheitsschutzes vollständig Klimaneutralität der Dienstgebäude weiterhin auf „grün“ stehe. Geimpften mehr Freiheiten und ge- Der Vorstand der Landesärztekammer wurde beauftragt, einen sellschaftliche Teilhabe zu ermögli- Maßnahmenplan zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes der Dienst- Corona: Rückblick und Ausblick chen als Ungeimpften. Die ba- gebäude zu erstellen. Dieser soll Grundlage zur Umsetzung Der Bewältigung der Corona-Pan- den-württembergischen Ärztevertre- künftiger Maßnahmen sein. demie widmeten Kammerpräsident ter stellten sich damit mehrheitlich Dr. Miller und Vizepräsidentin Agnes hinter entsprechende Überlegungen Sachstandsbericht zur Klimaneutralität Trasselli einen eigenen Themenblock. der Landesregierung. Der Vorstand der Landesärztekammer wurde beauftragt, jährlich Bericht über den Stand der Umsetzung der Anstrengungen zur Er- reichung von Klimaneutralität in allen Geschäftsstellen abzulegen. Delegierte am Mikrofon: Dr. K. Amann, Dr. K. Baier, Dr. S. Bilger, Dr. K. Binder, Dr. U. Bös, Dr. H.-O. Bürger, Dr. S. Colopi Glage, Dr. J. de Laporte, Dr. G. du Bois, Dr. M. Eissler, Prof. Dr. M. Faist, Dr. R. Freßle, U. Geiger, Dr. S. Gösele, Dr. B. Grashoff, Dr. J. Grauer, M. Haist, Dr. P. Hezler-Rusch, M. Körner, Dr. B. Kuhn, Dr. J. Kußmann, Dr. I. Lenz, Dr. T. Lohmann, Dr. D. Lorenzen, Dr. R. T. Maitra, Dr. M. Meinhardt, Dr. N. Metke, C. Mohrhardt, PD Dr. M. Preusch, Dr. B. Puhahn Schmeiser, Dr. I. Rothe-Kirchberger, Prof. Dr. T. Seufferlein, Dr. A. Siebenborn, Dr. J. Suder, Dr. H. Warnecke, Dr. G. Weißgerber, Prof. Dr. M. Wilke ÄBW 08 | 2021 445
Kammern und KV Telemedizin-Projekt entlastet Praxen und Notaufnahmen attraktiv sein, die flexibel aus dem Homeoffice in Elternzeit oder im Ruhe docdirekt wird fortgesetzt stand die telemedizinische Behand- lung in Teilzeit erbringen. Daher wäre eine Tätigkeit bei docdirekt im Home office eine Möglichkeit, die Anzahl der M Weitere Infos: it Fernbehandlungen bei doc- ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte www.docdirekt.de C direkt können die Arztpraxen zu erhöhen und damit zur Sicherstel- und Notaufnahmen in Baden- lung der ambulanten medizinischen Württemberg von vermeidbaren Kon- Versorgung beizutragen. sultationen entlastet werden. Das zeigt Das zukunftsweisende Projekt war die nun abgeschlossene Evaluation. der Patienten-, Anwender- und Orga- am 16. April 2018 an den Start gegan- Das Institut für Allgemeinmedizin des nisationsperspektive zu untersuchen. gen. Voraussetzung war die Genehmi- Universitätsklinikums Schleswig-Hol- Weitere Ergebnisse: Am wichtigs- gung durch die Landesärztekammer stein hatte das Projekt der Kassenärzt- ten bei einer ausschließlichen Fernbe- Baden-Württemberg, die im Rahmen lichen Vereinigung Baden-Württem- handlung wurde von den Teilnehmen- von Modellversuchen die Fernbehand- berg (KVBW) von 2018 bis 2020 wis- den der „schnelle ärztliche Kontakt“ lung – also ohne vorherigen Kontakt senschaftlich evaluiert. Ziel war es, empfunden. Ebenfalls wichtig fanden von Patientin und Patient mit Ärztin docdirekt im Hinblick auf die Akzep- die Patientinnen und Patienten den oder Arzt – ermöglicht hatte. Die KVBW tanz von Versorgungsangeboten zur „Datenschutz“ und „geschulte Tele- erprobte damit bundesweit erstmals ausschließlichen Fernbehandlung aus ärzte“. Der Aspekt „Bequemlichkeit“, die ausschließliche Fernbehandlung wie beispielsweise nicht im Wartezim- für Kassenpatientinnen und Kassen- mer sitzen zu müssen, spielte hinge- patienten. – Aufgrund der positiven gen eine untergeordnete Rolle. Evaluations-Ergebnisse von docdirekt Impfquote in Baden-Württemberg weiter erhöhen Außerdem ergab die Evaluation: hat die KVBW-Vertreterversammlung Zweiter Impfgipfel Die Tätigkeit bei docdirekt könnte Mitte Juli die Fortsetzung des Ange- besonders für Ärztinnen und Ärzte bots beschlossen. der Landesregierung Konsultativtagung deutschsprachigen Ärzteorganisationen Communiqué zu Pandemien B eim zweiten digitalen Impf- gipfel der Landesregierung dis kutierten Mitte Juli mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehm A er, wie die Impfquote in Baden- nfang Juli kamen die deutsch- Die Zusammenarbeit zwischen Vertre- Württemberg weiter erhöht wer- sprachigen Ärzteorganisationen tern der Ärzteschaft und politischen den kann. Mit dabei: die Spitzen mit Vertretern aus Deutsch- Entscheidungsträgern sei dabei zent- von Landesärztekammer und Kas- land, Österreich, Schweiz, Südtirol und ral, denn nur so könne wissenschaft- senärztlicher Vereinigung Baden- Luxemburg zu einer Konsultativta- liche Expertise in den gesellschaftspo- Württemberg. gung in Wien zusammen. Für die Lan- litischen Diskurs eingebracht werden. Zwar waren Mitte Juli 45 Pro- desärztekammer Baden-Württemberg Es sei zudem essenziell, über Stu- zent der Menschen im Land bereits nahm Kammerpräsident Dr. Wolfgang dien aufzuzeigen, welche Langzeit vollständig geimpft und 58 Prozent Miller an dem Treffen teil und brachte folgen und Auswirkungen auf den hatten mindestens eine erste Imp- so die Expertise der Ärzteschaft im Gesundheitszustand der Bevölkerung fung erhalten, doch ließ zu diesem Südwesten Deutschlands ein. aufgetreten seien – auf physischer eben- Zeitpunkt das Impftempo auch im Gemeinsam verabschiedeten die so wie auf psychischer und sozialer Südwesten spürbar nach. Repräsentationen der mehr als Ebene. Die Ärzteorganisationen warn- Gemeinsame Verabschiedet wurde deshalb 500.000 Ärztinnen und Ärzte ein Com- ten vor langfristigen, gravierenden E rklärung des eine gemeinsame Erklärung. Ziel muniqué, in dem sie davor warnen, Kollateraleffekten infolge sozialer Iso- zweiten Impfgipfels aller Beteiligten ist es, in einer ge- dass Pandemien in kürzeren Abstän- lation; diese Folgen gelte es, insbe- meinsamen Kraftanstrengung die den auftreten und sich in einer globa- sondere für Kinder wie für ältere Men- Impfungen noch stärker zu den lisierten Welt schneller denn je aus- schen genauestens zu analysieren. Menschen zu bringen, unter Betei- breiten werden. Die Politik wurde Darüber hinaus müsse es Ziel sein, ligung von Hilfsorganisationen, deshalb aufgefordert, aus der Corona- dass Europa künftig im Bereich wich- dem Ehrenamt und weiteren Initia- Pandemie die Lehre zu ziehen, um- tiger Medizinprodukte und Arznei- tiven. Die Informations- und Akti- fängliche Pandemiepläne zu entwi- mittel sowie in der medizinischen onskampagne des Landes #dran- ckeln und auch regelmäßig zu testen. Forschung und Entwicklung mög- bleibenBW unterstützt die Akteu- Grundlage sollte eine sachliche Feh- lichst unabhängig agiert. Dann erst rinnen und Akteure vor Ort bei der leranalyse in allen Ländern sein. könne Europa zügig auf Gesundheits- Kampagne zielgruppengerechten und passge- Politisches Handeln in der Pande- krisen reagieren und eine hohe Qua- #dranbleibenBW nauen Ansprache. mie brauche anders als bisher eine brei lität in der Versorgung auch in Pande- te, gesicherte wissenschaftliche Basis. miezeiten sicherstellen. 446 ÄBW 08 | 2021
Werbung Anzeige Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe ATLAS MEDICUS® Infodienst: die Benchmarks für Ihre Arztpraxis. Trotz des Rettungsschirms der Bundesregierung ging die Corona-Pandemie nicht spurlos an den Arzt- praxen vorbei. Der Infodienst des ATLAS MEDICUS® weist die regionalen Vergleichsdaten aus, um die Praxis nach der Pandemie wieder auf Kurs zu bringen. Die Corona-Pandemie hat Arztpraxen vor große Infodienst vom ATLAS MEDICUS® ist es möglich, auf einen Herausforderungen gestellt. Blick eine erste Einschätzung vorzunehmen. Die praxis- relevanten Benchmarks können ausgewählt und in Form Viele Themen wie Schutzausrüstung und Hygienekon- eines Schnellberichts ausgedruckt werden. Mit diesem zepte wurden in den Praxen schnell und gut umgesetzt. Wissen können zielgerichtete Maßnahmen ergriffen wer- Einiges davon wird sicher auch nach der Pandemie erhal- den, um die Praxis nach der Pandemie wieder auf Kurs zu ten bleiben. Mit dem Lockdown gingen sofort die Patien- bringen. Unsere fachkundigen Beraterinnen und Berater tenzahlen zurück. Je nach Fachrichtung und Möglichkeit, beraten Sie gerne rund um das Thema Heilberufe. Verdachtsfälle oder COVID-19-Patienten zu behandeln, ^ ^ waren sehr deutliche Unterschiede zu beobachten. Allgemeinmediziner Baden-Württemberg SCHNELLBERICHT INFODIENST Keine ausgeprägten Nachholeffekte. Marktdaten Dokumente K(Z)V D Bei der hausärztlichen Versorgung waren besonders Einnahmen je Arzt 366 TEUR Kennziffer-Rating Kinderärzte vom Fallzahlrückgang betroffen. Beim ers- Fallzahl je Arzt GKV/Quartal 1.114 Leistungsdaten ten Lockdown (1. bis 24. April 2020) wurden 34,5 % we- Fallzahl je Arzt HZV/Quartal 286 Finanzierungsvolumen niger Kinder behandelt als im Vorjahreszeitraum. Dazu Fallzahl je Arzt privat/Quartal 101 Investitionsempfehlungen hat auch die Regelung, Vorsorgeuntersuchungen zu ver- Umsatzrentabilität 50,15 % Raumbedarf schieben, beigetragen. Ebenso verzeichneten Fachärzte Cashflow 52,67 % Versorgungswerke im gleichen Zeitraum einen Fallzahlrückgang von 26,3 %. Einnahmen je Mitarbeiter 108 TEUR Honorarübersicht Eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärzt- Personalkostenquote 27,37 % liche Versorgung (ZI) zeigt, dass mit Schließung und Öffnung von Schulen, Geschäften und Gastronomie die 1 Vgl. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland Praxisfallzahlen sanken oder anstiegen1. In fast allen (ZI), Veränderung der vertragsärztlichen Leistungsinanspruchnahme Fachgruppen stiegen die Fallzahlen in den Öffnungspha- während der COVID-Krise sen auf das Niveau von 2019 an. Einen ausgeprägten Nachholeffekt aus den Quartalen, die in den Lockdown fielen, gab es nicht. Eine detaillierte Darstellung der wirtschaftlichen Gesichtspunkte der COVID-19-Pande- mie und aktuellen Corona-Leistungen für Praxen finden Sie haben Interesse an den Sie unter: www.bw-bank.de/heilberufe Benchmarks Ihrer Fachgruppe? Wie ist die eigene Praxis durch die Pandemie gekommen? Kontaktieren Sie uns unter: Petra Tusoni Diese Frage treibt sicher viele Niedergelassene um. Wie Telefon 0711 124-45019 Beraterin war der Patientenrückgang im Vergleich zur Fachgrup- für Heilberufe, heilberufe@bw-bank.de pe? Haben andere Praxen einen höheren oder geringeren Göppingen www.bw-bank.de/heilberufe Umsatzrückgang? Mit dem in der BW-Bank eingesetzten
Vermischtes Marburger Bund kritisiert Ausschluss der Ärztinnen und Ärzte gemeinnützige Organisationen ge- von Corona-Prämie 2.0 spendet. Vielmehr geht es uns um das fatale Signal, dass sich hinter dem Fatales Signal an Klinikbeschäftigte Ausschluss verbirgt – nämlich fehlen- de Wertschätzung der Arbeit der Krankenhausärztinnen und -ärzte in der Corona-Pandemie.“ D er Marburger Bund Baden-Würt- Leben gerettet. Teilweise fehlte per- Ottmüller erläuterte weiter, dass temberg hat kritisiert, dass zahl sönliche Schutzausrüstung wie Atem- die Arbeit in den Kliniken nur im Team reiche Arbeitgeber im Südwes- schutzmasken, Medikamente waren funktioniere. Der Ausschluss einer ein- ten Ärztinnen und Ärzte von der Coro- knapp und durch den Mangel an Beat- zigen Berufsgruppe von einer Prämie, na-Prämie 2.0 ausschließen. „In den mungsgeräten musste bei der Behand- die ja symbolisch den Dank für die Hochphasen der Pandemie haben die lung von Covid-19-Patienten improvi- harte Arbeit ausdrücke, die im Zuge der Beschäftigten auf den Intensivstatio- siert werden. Dass die Ärztinnen und Pandemie geleistet wurde, stoße be- nen im Land – darunter auch Ärztin- Ärzte, die einem hohen Risiko ausge- rufsgruppenübergreifend auf großes nen und Ärzte – mit großem Einsatz setzt waren selbst an Covid-19 zu er- Unverständnis. Die Kliniken im Land und unter schwierigsten Bedingungen kranken, jetzt als einzige Berufsgrup- könnten unkompliziert und schnell ei- pe von der Corona-Prämie 2.0 ausge- nen Ausgleich für die Bankrotterklä- schlossen werden, ist eine Bankrott rung der Bundespolitik schaffen. Die Foto: Getty Images – Mario Guti erklärung der hierfür verantwortlichen Arbeitgeber wurden aufgefordert, aktiv Personen aus Politik und Klinikge- zu werden und besonders von der Co- schäftsführungen“, sagte die 1. Landes- rona-Pandemie belasteten Ärztinnen vorsitzende Sylvia Ottmüller. und Ärzten als Ausgleich beispielsweise Der 2. Landesvorsitzender, Dr. Jörg einen extra Urlaubstag zu gewähren. Woll, ergänzte: „Es geht uns nicht um In der Gesetzesbegründung zur den Geldbetrag, von dem die betrof- Corona-Prämie 2.0 hatte der Deutsche fenen Ärztinnen und Ärzte ausge- Bundestag explizit beschlossen, Ärz- schlossen wurden. Einige Klinikärztin- tinnen und Ärzte von der Prämie aus- nen und -ärzte haben den Betrag, den zuschließen. Im Rahmen der ersten sie bei der ersten Prämienauszahlung Corona-Prämie war dies nicht der Fall. erhalten haben, beispielsweise an Monitoringinstrument mit wichtigen Indikatoren und Kennzahlen Landkarte Hochschulmedizin S eit 2002 veröffentlicht der Medi- schaftsrats angepasst, um trotz der Kooperationen um rund 40 Prozent zinische Fakultätentag regelmä- profilbildenden Diversität der einzel- im Vergleich zur letzten Erhebung von ßig die Landkarte Hochschulme- nen Standorte eine bessere Vergleich- 2016. Dadurch festigen die Medizini- dizin als ein Monitoringinstrument, barkeit mit anderen Erhebungen zu schen Fakultäten ihre kooperativen das wichtige Indikatoren und Kenn- ermöglichen. Ergänzend zu dieser Strukturen – untereinander sowie ge- zahlen abbildet. Konkret verbirgt sich Datenaktualisierung wird die Land- meinsam mit den außeruniversitären hinter der Landkarte Hochschulmedi- karte im Sommer 2021 auf ein nutzer- Einrichtungen im Bereich der Gesund- zin eine umfangreiche Datenbank, in freundliches Format umgestellt. heitsforschung. der Kapazitäten, Strukturen und in- In der Rückschau der neu erstell- Insgesamt sorgt die Landkarte haltliche Schwerpunkte der Hoch- ten Daten lässt sich ableiten, dass etwa Hochschulmedizin dafür, dass Diskus- schulmedizin detailliert dargestellt zwei Drittel der Standorte der Univer- sionen um Ausstattung, Ausrichtung werden. Inzwischen liegt sie in sechs- sitätsmedizin mittlerweile Tenure- und Qualität der Standorte auf einer ter Auflage vor und kann online ge- Track-Programme anbieten. Damit soliden Datenbasis geführt werden nutzt werden. schaffen die Medizinischen Fakultä- können. Mit ihrer breiten Angebots Die Landkarte verzichtet bewusst ten neue Karrierewege für Wissen- palette ist die Landkarte jedoch für auf Wertungen und Rankings. Statt- schaftlerinnen und Wissenschaftler in viele Nutzerinnen und Nutzer interes- dessen berücksichtigt sie die Struktur- der Forschung. Auch der Ausbau der sant: Sie schafft Transparenz für Wis- vielfalt der universitätsmedizinischen Deutschen Zentren für Gesundheits- senschaftler und politische Entschei- Standorte. Unter diesem Aspekt wur- forschung spiegelt sich in den Daten dungsträger, aber auch für Studieren- den in der aktuellen Version einige wider. Erfreulich ist ein Anstieg der de und Patienten. Neuerungen umgesetzt. Beispielswei- se wurden einige Kennzahlen an den Weitere Infos: Kerndatensatz Forschung des Wissen- www.landkarte-hochschulmedizin.de C 448 ÄBW 08 | 2021
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