SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
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Senioren Zeitschrift 4 I 2019 Oktober November Dezember Wer schreibt, der bleibt. Seniorentelefon 212-370 70 www.senioren-zeitschrift-frankfurt.de
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Gemeinsam in die Zukunft 4| 2019 . Senioren Zeitschrift . Oktober | November | Dezember Inhalt Vermischtes 4 –7 Haareschneiden und Kaffeetrinken in angenehmer Atmosphäre 44 Grußwort Sicherheit im Netz 45 Daniela Birkenfeld 5 Porträt Man ist, was man isst Elsbeth Muche setzt sich für eine gerechte Gesellschaft ein 40 Früher und heute Erinnerung an die Erste Internationale Einfuhrmesse in Frankfurt 1919 46 SZ-Leser und ihre Hobbys Marlene Kauth bleibt immer in Bewegung 48 Eckbert Bayer fertigt Weihnachtskarten wie Kirchenfenster 49 Pro und Contra Briefeschreiben 8 Blick über den Tellerrand Was bedeutet das Schreiben mit der Hand? 10 Drei Fragen an die Leiterin des Instituts für Schreibmotorik 12 Studentinnen vermitteln Kunst in den Opelvillen 50 Wer schrieb wie? 13 Begegnung der Kulturen Die Entstehung der Schrift 14 Was schrieben die Kelten? 16 Interkulturelle Wochen: gewohnt abwechslungsreich 52 Therapeutische Wirkung der eigenen Gedanken 19 Gesundes Leben Drei Fragen an Doris Dörrie 21 Bergen-Enkheim ist in Sachen Literatur Spitze 22 Medizin – quo vadis? 53 Gertrud Warnecke und das Positiv-Magazin 23 Weder einsam noch unzufrieden 55 Schreiben Sie uns Ihre schönsten Sprüche aus dem Frankfurt und seine Stadtteile Poesiealbum 24 Unterliederbach 56 Das Sozialdezernat informiert Kultur Seniorenbeirat diskutiert nachbarschaftliche Hilfen 27 Die Dienstzeit von Brigitte Henzel endet 28 Für Sie gelesen Kalenderaußenseite So waren die Aktionswochen Älterwerden 30 Was – wann – wo? Kalenderaußenseite Theater und noch mehr Theater 32 Georg Heck: Ausstellung Museum Giersch der Ausflugs- und Veranstaltungsangebote von Januar bis Goethe-Universität 61 April 2020 34 Struwwelpeter-Museum in Neuer Altstadt 62 Bilderbuchkarriere von Heinrich Hoffmann 62 Aktuelles und Berichte Gesten – gestern, heute, übermorgen – Ausstellung im Museum für Kommunikation Frankfurt 64 Fotos (2): Oeser Der „Pre Bell Man“ ist wieder zurück 66 Leserecke 66–67 Ratgeber Wichtige Telefonnummern 26 Jahreskalender für 2020 in der Mitte des Hefts 40 Jahre und kein bisschen leise 36 Abocoupon 60 30 Jahre Kultur im Holzhausenschlösschen 38 Mittagstisch für Senioren / Essen auf Rädern 68 Für einen Euro pro Tag mit Bussen und Bahnen unterwegs 39 Tipps und Termine 69–73 Rituale für den Ruhestand 41 Rätsel 74 Jubiläen bei Angeboten für Ältere 42 Impressum 74 Am 21. November feiert das Stoltze Museum seinen Gestatten, Frank Lehmann 75 41. Geburtstag 44 Titel: Das Schreiben mit der Hand regt die Gehirntätigkeit an. Foto: Oeser 4|2019 Senioren Zeitschrift 3
Foto: Stadt Frankfurt /Salome Roessler Vermischtes Neue Dombaumeisterin wurde in Frankfurt geboren und stu- dierte in Berlin Architektur. Ihre Für Bauarbeiten am Dom und an Doktorarbeit schrieb sie über Stadt- den anderen Dotationskirchen in entwicklung und Architektur im Frankfurt ist seit Juli erstmals eine heute ukrainischen Czernowitz. Seit Frau verantwortlich: Baudezernent zehn Jahren ist sie bei der Stadt Jan Schneider und Michael Simon, Frankfurt tätig und war unter ande- der Leiter des Amtes für Bau und Im- rem mit bedeutenden Gebäuden wie mobilien, haben Julia Lienemeyer der Alten Oper oder dem Bolongaro- als neue Dombaumeisterin vorge- palast in Höchst befasst. Seit dem stellt. Sie folgt in dieser Funktion vergangenen Jahr betreut sie bereits auf Robert Sommer, der im Herbst in die Sanierungsarbeiten am Dom. den Ruhestand geht. Schneider Künftig ist sie zuständig für alle acht zeigte sich erfreut darüber, eine er- denkmalgeschützten Dotationskir- fahrene Fachfrau für die wichtige chen in der Frankfurter Innenstadt, Baudezernent Jan Schneider, die neue Dombaumeisterin Julia Lienemeyer und Position gewonnen zu haben. zu deren Unterhalt die Stadt Frank- Michael Simon, Leiter des Amts für Bau und Die 51-jährige Julia Lienemeyer furt verpflichtet ist. ffm Immobilien (v.l.) Es war einmal eines Wohn- und Geschäftshauses“, Neue Wege in der Kürzlich hatte Hans-Otto-Schembs informierte die BHL Consultants Behandlung psychisch in der Senioren Zeitschrift über die Große Friedberger Straße, die kleine GmbH die Nachbarschaft im Febru- ar mit einem Briefkasteneinwurf. kranker Menschen Straße an der Konstablerwache, be- Für die Bauzeit des Neubaus veran- Ein Modellprojekt soll in Hessen die richtet. Schon gibt es dort wieder schlagt die Gesellschaft von August Behandlung und Betreuung psy- Veränderungen. Das „blaue Haus“ an 18 Monate. per chisch kranker Menschen verbes- wird abgerissen. Wenn diese Ausga- sern helfen. Ab der zweiten Jahres- be erscheint, ist dort nur noch Staub. „Das Gebäude Große Friedberger 70 Jahre Sonnenschein hälfte 2019 soll das Behandlungsan- gebot „Prema“ mit einem struktu- Straße 7–11 (ehemaliges Amt für im Alter rierten Übungsprogramm helfen, Straßenbau und Erschließung mit Tanzen bringt Freude, tanzen macht psychische Erkrankungen früher zu der DM-Filiale im Erdgeschoss) wird Spaß und fordert nicht nur die grauen erkennen und zu behandeln. Das in den nächsten Monaten abgeris- Zellen. Tanzen bringt: „Sonnenschein Projekt wird vom bundesweiten In- sen, und dort entsteht der „Neubau im Alter“. So nennt sich denn auch novationsfonds finanziell gefördert der gemeinnützige Tanzverein, der und kann landesweit von rund 2.000 sich seit 25 Jahren „immer wieder Patienten genutzt werden. Das Be- Foto: Oeser montags“ bei Live-Musik im Süd- handlungsteam in der Hausarztpra- bahnhof zum beschwingten Tanz- xis und die Patienten werden dabei sport trifft. Die Gründungsveranstal- auch mit digitalen Hilfen unter- tung fand am 27. Juli 1949 in Nieder- stützt. Kooperationspartner sind die rad statt. Nach mehreren Umzügen Techniker Krankenkasse (TK), die über das Steinerne Haus und den Goethe-Universität Frankfurt, die Schlachthof fanden die Tanzbegeis- Universitätsklinik München und terten im Südbahnhof ein geeignetes Hamburg, die Kassenärztliche Verei- Ambiente für ihre schwungvollen nigung (KV) Hessen sowie der Tech- Aktivitäten. Getanzt wird von 15 bis nikpartner Tele-Psy. Zusammen mit 19 Uhr. Wer einmal reinschnuppern ihren medizinischen Fachangestell- möchte, hat dazu viele Gelegenheiten. ten sollen die Ärzte ihren Patienten Zum Beispiel am 14. und 21. Oktober, Übungen empfehlen, die auch von am 4. und 25. November sowie am der internetbasierten Plattform 9. Dezember. Gäste sind willkommen. Tele-Psy unterstützt werden. Diag- Die Teilnahme am Tanztee kostet 7,50 nostische Testverfahren, Videos Euro. Mehr Infos gibt es unter www. oder therapeutische Übungen, kön- sonnenschein.hol.es oder unter nen Patienten am Computer oder Ta- Das „blaue Haus“ ist abgerissen. E-Mail: manfred@quhn.com. red blet nutzen. wdl 4 Senioren Zeitschrift 4|2019
Vermischtes Grußwort Konzeptvergabe für Wohnprojekte Ende Juni hat ein Beirat über die Baukultur und zur langfristigen Konzeptvergabe im Neubaugebiet Preisstabilität führen wird. Vom Hilgenfeld entschieden. Unter 13 Be- Spielplatz zum Dachgarten über Stu- werbungen wurden fünf gemein- dios für Künstlerinnen und Künstler schaftliche Wohnprojekte und Ge- bis hin zu Gemeinschaftsgärten ist nossenschaften ausgewählt. alles dabei, was ein lebendiges mo- „Diese vielversprechenden Projekte dernes und kreatives Quartier werden in den nächsten Jahren rund braucht“, fasst Josef die vielen Ange- Liebe Leserinnen und Leser, 13.500 Quadratmeter Bruttogeschoss- bote zusammen. fläche im Neubaugebiet Hilgenfeld Insgesamt bewertet der Beirat das nehmen Sie auch so gerne den Stift am Frankfurter Berg realisieren und erste Konzeptverfahren in einem zur Hand? Ich schreibe Karten und damit das Quartier zu einem lebendi- Neubauquartier durchweg positiv. Briefe mit viel Spaß, obwohl es mir gen und kreativen Ort entwickeln“, Zukünftig sollen in jedem Neubauge- meine Eltern in Kindertagen nicht sagt Planungsdezernent Mike Josef. biet 15 Prozent der Flächen für den immer leicht machten, mich mit den Ihre Entwürfe realisieren dürfen Wohnungsbau durch gemeinschaft- Buchstaben anzufreunden. Nach nun: Freunde fürs Leben, Familien- liche und genossenschaftliche Ak- dem Motto „Üben, üben, üben“ sinn 2.0., Kooperation Frankfurt, teure realisiert werden. Ausgewählt lernte ich einen hübschen Bogen zu Mietbauhaus Hilgenfeld und Nest wurden die Projekte anhand der Ka- machen und das Tüpfelchen auf dem Frankfurt. Sie alle werden kosten- tegorien soziale Aspekte, Einfluss I exakt an die Stelle zu setzen, wo es günstige Mieten und Angebote für des Wohnprojekts auf das Quartier, hingehörte. In der Schule hatten wir die Gemeinschaft im Quartier reali- Wohnkosten, städtebaulicher und „Schönschreiben“. Sorgfalt war sieren. „Es entsteht eine gute Mi- konstruktiver Innovationsgehalt, gefordert, unordentliches Gekrakel schung aus Traditionsgenossen- nachvollziehbare Realisierbarkeit oder Geschmiere wurden nicht schaften und gemeinschaftlichen und Finanzierbarkeit sowie Koopera- geduldet. Dazu muss ich noch Wohnprojekten, die zur Vielfalt der tionspartner. ffm ehrlicher Weise sagen: Jahre später ging es meinem eigenen Nachwuchs nicht anders. Auch für ihn hieß es: Im Zweifel bestimme ich! „Üben, üben, üben“. Die Betreuungsbehörde führt in der gaben der Betreuungsbehörde, 13 bis Denn schreiben können ist schön. Zeit von 15. bis 25. Oktober eine Ver- 15 Uhr: Ehrenamtliche Betreuung, Am Anfang malen wir die Buch- anstaltungsreihe zum Thema Vorsor- 15.30 bis 18 Uhr: Vermeidung von staben, dann schreiben wir sie, gevollmachten, Betreuungsverfügun- freiheitsentziehenden Maßnahmen dann entstehen Sätze und aus den gen und Patientenverfügungen durch. Am 25. Oktober schließt die Reihe Sätzen immer längere Aufsätze oder Die Veranstaltungsreihe beginnt mit einem Vortrag zur Vorsorgevoll- Liebesbriefe und vieles mehr. Ich mit einer Auftaktveranstaltung am macht von 13 bis 15 Uhr und einer an- finde es faszinierend, dass dadurch 15. Oktober um 15 Uhr im Jugend- und schließenden Fragestunde mit Rück- jeder Mensch seine ganz eigene Sozialamt in der Eschersheimer Land- blick auf die Vorträge im Jugend- und Handschrift entwickelt. Manche sind str. 241–249, Raum A 001, 60320 Sozialamt in der Eschersheimer ja wahre Kunstwerke! Also wird in Frankfurt, mit einem Überblick über Landstr. 241–249, Raum A 001, ab. meinem Haushalt mehr als nur der die folgenden Veranstaltungen, dem Zwischen den einzelnen Veran- Einkaufszettel mit der Hand ge- sich ein Vortrag zur Vorsorgevoll- staltungen, jeweils am darauffolgen- schrieben. Und so freue ich mich macht anschließt. Die weiteren Ver- den Tag, besteht die Möglichkeit der schon jetzt auf Weihnachten, das ich anstaltungen sind im Planungsamt kostenlosen Beglaubigung von Voll- zum Schreiben nutze und das mir der Stadt Frankfurt, Ernst-May-Saal, machten im Rathaus für Senioren, Geschriebenes beschert. 2. Stock, Kurt Schuhmacher-Straße 10, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt, in 60311 Frankfurt. der Betreuungsbehörde. red Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit! Am 17. Oktober: 10.30 bis 12 Uhr: Und gerne schreiben Sie mir! Vorsorge in leichter Sprache, 13 bis Ihre Informationen: 15 Uhr: Vorsorgevollmacht, 15.30 bis 069/212 35135: Roswitha Traut 18 Uhr: Patientenverfügung 069/212 35427: Britta Planer Am 21. Oktober: 10.30 bis 11.30 069/212 37056: Yasemin Türksen Uhr: Beratung von Vollmachtneh- 069/212 48210: Jonathan-Aaron Pflügel Prof. Dr. Daniela Birkenfeld mern und Informationen zu den Auf- 069/212 36217: Heike Schmidt Stadträtin – Dezernentin für Soziales, Senioren, Jugend und Recht 4|2019 Senioren Zeitschrift 5
Vermischtes Mit der Rikscha unterwegs schwer, wenn dies durch altersbe- ßen.“, erklärt Maik Greb, Geschäfts- dingte Einschränkungen nicht mehr führer der gemeinnützigen Hart- 92 Prozent der Deutschen sehen das möglich ist. Viele sehen dadurch den wig-Hesse-Stiftung. red Auto als schwer verzichtbar in ihrem sozialen Anschluss schwinden. Dabei Alltag an. Das fand eine von „Aca- gibt es heute einige Wege, um Flexibi- tech“ in Auftrag gegebene Studie im lität und Mobilität zu erhalten und da- Zum Gedenken an jwt Mai heraus. Gerade die Generation durch Einsamkeit zu vermeiden: Pe- Jutta W. Thomasius, diese großartige der Babyboomer, die es gewohnt ist, delecs, Nutzung des ÖPNV, Car-Sha- Journalistin, war ein schreibendes sich individuell, meistens mit dem ei- ring-Modelle oder Elektromobile. Herz, das mit Liebe, mit Worten, mit genen Auto, fortzubewegen, tut sich Relativ neu ist auch die Fortbewegung Stenografie, klappernden Schreib- mit Fahrrad-Rikschas. Nach dem Vor- maschinen sowie einem weitge- reiter Dänemark, wo diese Idee bereits fächerten Wissensspektrum uner- seit 2012 national großen Anklang ge- müdlich gegen unendliche soziale funden hat, setzt etwa die Hamburger Kälte kämpfte. Für die Menschen Hartwig-Hesse-Stiftung auf dieses dieser Stadt. Fortbewegungsmittel. Die Stiftung Nach verheerenden Kriegen wagte teilt mit, dass diese von immer mehr sie den Versuch ihnen ihre Würde deutschen Einrichtungen für Alten- zurückzugeben, wohl wissend, dass Foto: Hartwig-Hesse-Stiftung pflege eingesetzt würden: „Mit dem dieses auf dieser Erde fragmenta- Einsatz einer Fahrrad-Rikscha be- risch bleibt. Dennoch: kommen Seniorinnen und Senioren in unseren Einrichtungen die Mög- Keep Swinging, verehrte Jutta! lichkeit, sich bequem zu Wochen- Frankfurt und Frankfurtern hast du märkten und Sehenswürdigkeiten sehr viel gegeben. Wir lieben und kutschieren zu lassen oder einfach vermissen dich. Gerd Kehrer Vorbild aus Dänemark: die Fahrrad-Rikscha eine Fahrt durchs Grüne zu genie- Apfelweinmuseum erhält Räume im Römer 20 Jahre „heißer Draht“ Der Ratskeller im Römer soll zu ei- Ratskellers für das Museum vorge- Der „Heiße Draht“, das Telefon für ner kulinarischen und kulturellen sehen ist, soll das Erdgeschoss für pflegende Angehörige, kann in die- Anlaufstelle für Frankfurter Bürger eine Gaststätte genutzt werden. „Wir sem Jahr sein 20-jähriges Bestehen sowie Touristen werden. Oberbür- wollen hier einen urtypischen Rats- feiern. Familienangehörige und be- germeister Peter Feldmann und keller mit traditioneller Frankfurter treuende Personen in belasteten Stadtrat Jan Schneider haben ange- Küche etablieren“, sagte Bau- und Pflegesituationen können sich ganz- kündigt, die Räume für ein Apfel- Immobiliendezernent Schneider. tägig telefonisch an die psychosozi- weinmuseum und eine attraktive „Uns ist an einer Nutzung gelegen, ale Kontaktstelle wenden. Getragen Gaststätte mit regionaler Küche zur die zu dem besonderen Ort passt.“ wird das Projekt primär von Ehren- Verfügung zu stellen. „Es gibt kei- In einem aktuellen Bericht an die amtlichen, die für diese Aufgabe nen besseren Ort als den Römer, um Stadtverordneten erläutert der Ma- speziell geschult sind und vielfälti- das typische Frankfurter Getränk, gistrat die Pläne. Demnach soll der ge Erfahrungen aus dem Pflegeall- den Ebbelwei, zu präsentieren“, Trägerverein Deutsches Apfelwein- tag mitbringen. Um der Gefahr der sagte Oberbürgermeister Feldmann. museum die Räume im Unterge- Vereinsamung und Isolation durch Während das Untergeschoss des schoss bekommen. Die Gastronomie die Pflege entgegenzuwirken, hat im Erdgeschoss soll unabhängig vom der „Heiße Draht“ aktuell sein An- Museum betrieben werden. Hierfür gebot ausgeweitet. Pflegende wer- gibt es neben dem Trägerverein wei- den auf Wunsch regelmäßig telefo- tere Interessenten. Das Amt für Bau nisch kontaktiert und durch die Pfle- und Immobilien (ABI) prüft derzeit gesituation begleitet. Weitere ehren- die eingereichten Konzepte. Heißer Draht_Caritas_2016 amtliche 03.12.15 Mitarbeiter werden 14:14 derzeit Seite 1 Der Ratskeller wurde viele Jahre gesucht. Telefon 069/95 52 49 11. lang als Kantine für städtische Be- wdl dienstete genutzt. 2015 wurde der Heißer Draht Betrieb aus wirtschaftlichen Grün- für Pflegende Angehörige den eingestellt. ffm Erschöpfung – Sorgen – Fragen zur Pflege? Wir hören zu und geben Orientierung! 6 Senioren Zeitschrift 4|2019 069 – 955 24 911– auch anonym Mo.–Fr. 9–17 Uhr
Vermischtes Rentenerhöhung kann Steuerpflicht bringen Mit der Rentenerhöhung zum 1. Juli um 3,18 Prozent im Westen und um 3,91 Prozent in den neuen Bundeslän- dern können sich viele Rentner über etwas mehr Geld im Portemonnaie freuen. Allerdings müssen nach den Berechnungen des Sozialverbands VdK auch 48.000 von ihnen nun da- mit rechnen, steuerpflichtig zu wer- den. Der Grundfreibetrag wurde von 9.000 auf 9.168 Euro erhöht. Erst wer mit seinen Einnahmen (dazu zählen etwa die aus Betriebsrenten oder Ver- mietungen) darüberliegt, wird steu- erpflichtig. Welcher Prozentsatz der Rente versteuert werden muss, hängt Studierende suchen bezahlbaren Wohnraum davon ab, in welchem Jahr jemand in Mit dem Start des Wintersemesters, len gemeinsam auf, günstigen Wohn- Rente gegangen ist. Selbstverständ- wenn viele junge Menschen ihr Studi- raum anzubieten und zu melden. lich aber gilt auch für steuerpflichtige um beginnen, steigt auch der Bedarf Vermieter können ihre Angebote auf Rentner, dass sie bei einer Steuerer- an günstigem Wohnraum. Die Zahl der eigens eingerichteten Webseite klärung bestimmte Ausgaben (etwa der Studierenden im Rhein-Main-Ge- www.wohnraum-gesucht.de melden. Versicherungsbeiträge, Spenden oder biet ist in den vergangenen zehn Jah- Die Angebote werden darüber hinaus Krankheitskosten) steuermindernd ren um 50 Prozent auf 80.000 ge- im Beratungszentrum auf dem Cam- geltend machen können. wdl wachsen. Daher rufen die Hochschu- pus Westend ausgehängt. wdl Anzeige Herzlich Willkommen zur Reisesaison 2020 Unsere Seniorenreisen führen Sie zu den schönsten Ferienorten in und um Deutschland… und Reisendheit Während der 10 bis 14 tägigen Erholungsreisen bietet Getass-Su n reisen 2019 Qualität und sich die Gelegenheit, dem Alltag den Rücken zu kehren Sicherheit — enioren Haus zu Haus Cari Service und in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten interessante neue Erfahrungen zu machen. In diesem Jahr steuern wir wieder reizvolle und attraktive Ziele für Sie an. Unverändert ist der geschätzte Rundum-Service: persönliche und kompe- tente Beratung, ausgewählte Hotels, erfahrene Reisebegleiterinnen, sowie der bequeme Haus-zu-Haus Service. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns an! Gerne geben wir Ihnen Auskunft oder schicken Ihnen unseren Reisekatalog 2020 zu. Caritasverband Frankfurt e.V. Kontakt: Seniorenreisen Tel. 069.29 82 89 01 Buchgasse 3 Tel. 069.29 82 89 02 60311 Frankfurt am Main www.caritas-seniorenreisen.de
Wer schreibt, der bleibt Pro dern auch von Klassenfahrten, von Zeltlagern mit meiner katholischen Gemeinde in meiner Jugend und von meinen vielen Reisen rund um den Globus als Erwachsene nach Hause Briefe- und Postkarten- in die Liebigstraße in Frankfurt ge- schickt habe. Weil der Platz auf den schreiben Karten für all die Erlebnisse nicht ausreichte, schrieb ich immer in klit- zekleiner Schrift rundherum den se schriftlichen Erinnerungen. Wich- Rand noch voll. Nach ihrem Tod habe tige aber auch weniger einschnei- ich die Briefe und Karten an mich ge- dende Momente in meinem Leben, in nommen. Kostbare Schätze, die zei- dem meiner Familie und meiner gen, wie wichtig es ist, sich zu erin- Freunde lebten so wieder vor mei- nern und Erinnerungen auch aufzu- nem geistigen Auge auf. heben. Während ich etliche Schubladen, Nachrichten über Whatsapp ha- Regale und Schränke ausräumte und ben einfach nicht die gleiche nach- dabei auch leichten Herzens vieles haltige Wirkung. Sie sind meist wie aussortieren und vor allem dem Schall und Rauch. Sie haben oft nur Pfennig-Bazar spenden konnte, eine Alibi-Funktion, sind häufig un- nahm ich mir trotz des Stresses die verbindlich. Man verschickt sie Zeit, um in den vielen Briefen zu schneller, statt wie früher mal nach schmökern, die sich in Jahrzehnten dem Telefonhörer zu greifen und an- in den Kartons angesammelt hatten. zurufen. Diese digitalen Nachrichten Diese Reise in die Vergangenheit war sind vergänglich, weil sie meist nicht lustig, brachte mich zum Schmun- aus derselben Motivation entstehen zeln, erinnerte mich an längst Ver- gessenes, wie etwa an meine fran- zösische Brieffreundin Emmanuel- le aus der Nähe von Lyon. Bei so manchem, was ich nach Jahren wieder in die Hand nahm und las, Sonja Thelen stimmt sich auf die wurde ich auch sentimental, und Weihnachtspost ein. es stiegen mir durchaus auch die Tränen in die Augen. So fand ich V or gut einem Jahr bin ich um- darin Briefe meiner vor neun Jah- gezogen. Vom Westend in den ren verstorbenen Mutter, die sie Dornbusch. Nach 20 Jahren mir nach Paris geschickt hatte, haben meine Familie und ich unsere als ich dort nach dem Abitur Mit- Zelte in der Wiesenau abgebrochen te der 1980er zwei Jahre lebte. Sie und den Schritt in einen neuen Stadt- erzählte mir von ihrem Ar- teil gewagt und diesen nicht bereut. beitsalltag in der Bank, von ih- Dieser Umzug bedeutete aber eine – ren Wanderungen mit der Be- wenn auch kurze – Reise in die Ver- triebssportgruppe. Sie ließ mich gangenheit. Denn wir wollten viel teilhaben an ihrem Leben, wäh- unnötigen Ballast, der sich in den rend ich in der Ferne war. Das zwei Jahrzehnten in der alten Woh- war für mich wunderbar! nung angehäuft hatte, auch loswer- den. Was nicht dazu zählte, waren Erinnerungen sind wichtige all die vielen Briefe, Postkarten, Schätze Glückwunschkarten, von denen ich In meinem Fundus stieß ich mich im Laufe meines Lebens nie auch auf meine zahlreichen trennen wollte und es auch künftig Briefe und Postkarten, die ich nicht werde. Zu wertvoll sind mir die- ihr nicht nur aus Paris, son- 8 Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt Contra und nicht mit derselben Wertschät- zung geschrieben werden wie ein Brief oder eine Postkarte. Daher schreibe ich heute immer noch bei- spielsweise an meine Adoptiv-Oma Elly oder an meine Tante Usch zu be- sonderen Gelegenheiten wie Ge- Keine schlechte Handschrift mehr lesen müssen … burtstag oder Weihnachten. Es steht nicht unbedingt Beson- deres da drin, sondern einfach, wie es uns geht, was wir machen, was es Fotos (2): Oeser Neues von der Arbeit zu berichten gibt, wie sich mein Sohn macht. Das ist das Leben. Und ich weiß, die Ad- ressatin freut sich, persönliche Post zu erhalten. Mir geht es nicht anders, wenn ich im Briefkasten etwa eine handschriftliche Postkarte aus dem Urlaub von meiner lieben Freundin Claudia finde. Auch wenn der Inhalt meiner Briefe oder Grußkarten nicht bedeutsam sein mag und lediglich unterhaltsam ist, so ist er doch von mir mit Sorgfalt und mit Wertschät- zung für die Person verfasst. Beim Kauf der Karte achte ich auf das Mo- tiv. Beim Schreiben nehme ich mei- nen Lieblingskugelschreiber, bei dem die Mine nur Findet elektronische Grüße äußerst praktisch: Karin Willen. so über das Papier H gleitet. Und ich neh- ört noch jemand den Ver- bekommen so zeitnah authentische me mir Zeit. Daran kehrsfunk, wenn er ein Auto Urlaubseindrücke oder einen Gruß fehlt es heute leider mit Navi hat? Postkarten, die aus dem Alltag. Mit oder ohne (selbst vielen Menschen. Tage oder Wochen, nachdem sie ge- gemachtem!) Foto. Die elektronische Sonja Thelen schrieben wurden, im Briefkasten Post können sie dann lesen, wann es liegen, sind genauso ihnen passt. Und wenn sie gerade old-fashioned. Wer Zeit und Lust haben, reagieren sie so- Enkel hat, hält sowie- fort. so besser mit Whats- app oder einem da- Elektronische Post verbindet tensichereren Mes- Auf diese Weise entwickelt sich nicht senger den Kontakt. nur eine spontane Interaktion von Die junge Generati- Straße zu Straße oder sogar von Erd- on bringt einem teil zu Erdteil. Man kann einfach un- dann schon bei, wie mittelbarer am Leben der anderen man auf dem Smart- teilnehmen, die gerade nicht da sind. phone schreibt, da- Also: Nichts gegen selbst gemachte mit fotografiert und (!) Weihnachtskarten kreativer das Ganze minu- Freunde. Aber für alles andere sind tenschnell ver- die schnellen, elektronischen Medi- schickt. Das geht en einfach praktischer, individueller übrigens auch per – und kommunikativer. Und nie- E-Mail vom Com- mand muss sich mehr mühen, puter oder Laptop schlechte Handschriften zu ent- aus. Die Lieben schlüsseln. Karin Willen 9
Wer schreibt, der bleibt Mit dem Füllfederhalter schreibt es sich besonders schön. Was bedeutet das Schreiben mit der Hand? S chönschreiben“ hieß vor 60 Das Ergebnis dieser von man- das das Schreiben unwichtig werden Jahren noch ein Unterrichts- chem verfluchten Anstrengungen: lässt? Bewirkt die Tatsache, dass im- fach in hessischen Grundschu- Die meisten Menschen, die in jener mer mehr auch mündlich kommuni- len. Einmal in der Woche saßen die Zeit die Schule begannen, schreiben ziert wird, dass die Handschrift und Zweit- und Drittklässler, die bis dahin flüssig und leserlich, manche sogar auch das Briefeschreiben vollends auf der Schiefertafel gemalt hatten, besonders schön, fast schon künstle- aus der Mode gekommen sind? vor weißen Heftseiten, auf denen Li- risch. nien vorgezeichnet waren. Darauf Das kann man von heutigen Schü- Handschreiben unterstützt die sollten sie nun Wörter schreiben, die lerinnen und Schülern nicht behaup- schulische Leistung nicht einfach weggewischt werden ten. So haben vor drei Jahren For- Auch wenn dies noch nicht genau er- konnten, wenn sie nicht so recht ge- scher in Umfragen herausgefunden, forscht ist, und man nicht von vorn- lungen waren. Nicht nur jeder Recht- dass fast ein Drittel aller Mädchen herein der modernen Digitaltechnik schreibfehler blieb hier sichtbar, und rund die Hälfte aller Jungen Pro- die Schuld zuschieben kann, lohnt auch eine verkrampfte Handhaltung, bleme damit haben, mit der Hand zu es doch, genauer hinzuschauen, was der falsche Ansatz für das A, E oder B schreiben. Auch in weiterführenden eigentlich das Schreiben mit der wurden sofort sichtbar. Und zu allem Schulen sah es nicht gut aus mit der Hand bedeutet. Überfluss wurde dann auch noch die Handschrift. Rund 40 Prozent seien Denn um die Handschrift sorgen „deutsche“ Schrift, manchmal auch nicht in der Lage, eine halbe Stunde sich viele, etwa Wissenschaftler aus Sütterlin, gelehrt, die ungleich kom- zu schreiben, ohne dabei Probleme der Hirnforschung oder Lehrerinnen plizierter erschienen als die lateini- zu bekommen, stellte die Studie fest. und Lehrer. Aber – was weniger be- sche Schreibschrift. Ist es das Tippen auf dem Handy, kannt ist – es gibt auch ein Institut 10 Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt Fotos (2): Oeser für Schreibmotorik und sogar eine Stiftung Handschrift. Und dabei geht es keineswegs in erster Linie ums Schönschreiben oder eine Kultur- technik, die manchem heute ver- zichtbar erscheinen mag. „Beim Handschreiben geht es um Bildung“, sagt Marianela Diaz Meyer. Die Leite- rin des Instituts für Schreibmotorik hatte im April die Ergebnisse einer umfangreichen Studie vorgestellt. Unter dem Namen Step 2019 („Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Hand- schreiben") hatten sich 2.000 Lehrer an einer Online-Umfrage beteiligt. Zu 90 Prozent hatten sie bestätigt, was das Institut in seinen Forschun- gen herausgefunden hat: Hand- Aufschreiben, was wichtig ist. schreiben unterstützt die Recht- schreibung, das Lesen, das Textver- ständnis, letztlich die schulischen wandlung statt, wenn der Mensch ei- Gutes Gehirntraining Leistungen insgesamt. nen Laut oder ein Wort in eine präzise Wenn nun also das Handschreiben Beim Handschreiben sind viele Handbewegung umsetzt. so wichtig ist für das Lernen, für die Bereiche des Gehirns beteiligt. Das Institut für Schreibmotorik verschiedenen Fähigkeiten des Ge- „Schreiben ist eine Meisterleistung hat zur Einschätzung von Schreibfer- hirns, kann man dann davon ausge- des Gehirns“ hat etwa der Neurologe tigkeiten eine sogenannte Kompe- hen, dass alte Menschen schlauer Christian Kell, der an der Goethe-Uni- tenzspinne erarbeitet, die diese Be- sind? So eine einfache Gleichung versität Frankfurt zum Thema reiche abgleicht. Von der visuellen lässt sich natürlich nicht aufma- Sprachverarbeitung forscht, gegen- Wahrnehmung über die Stifthaltung chen, auch wenn alte Menschen in über dem Magazin der „Zeit“ gesagt. und Stiftführung, die sensomotori- der Regel die Handschrift sehr Und in der Tat verlangt das Schreiben sche Wahrnehmung bis hin zur gründlich erlernt haben und meist mehr noch als das Lesen die Koordi- Schreibmotorik und zum motori- auch sehr schön schreiben können. nation vieler verschiedener Fähigkei- schen Verhalten ermöglicht dieses Für das Training des Gehirns, das ten des Gehirns. So müssen nicht nur Screening, festzustellen, wie fit Vor- man bis ins Alter immer betreiben Laute in Begriffe umgewandelt wer- schulkinder für den Schreibunter- sollte, sei es sicher nützlich, sagt den. Vielmehr findet eine weitere Um- richt sind. Diaz Meyer. Wenn auch die Schreib- Anzeige Wohnen und Pflege am Frankfurter Stadtwald Seniorenwohnanlage Oberrad mit angegliederter Pflegeeinrichtung St. Katharinen- und Weißfrauen Altenhilfe GmbH Frankfurt am Main Tel.: 069-156802-0 Tel.: 069-96 52 23-0 Gestaltung: www.ronald-wissler.de 4|2019 Senioren Zeitschrift Anzeigen_Stiftung_Wohnanlagen_2013_184x70.indd 1 22.11.13 23:43 11
Wer schreibt, der bleibt motorik eine besondere ist, kann sie eltern mit ihren Enkeln das Schrei- könnten dabei viel lernen. Und nicht doch die Finger beweglich und sie so ben – spielerisch – übten, meint zuletzt profitierten davon vor allem für andere Tätigkeiten fit halten, Diaz Meyer. Ganz davon abgesehen, die Kinder, die keine Großeltern vor etwa das Zuknöpfen von Kleidungs- dass es eine „total schöne Sache“ Ort hätten, oder auch alte Menschen stücken. sei, wenn alte Menschen Kinder- ohne eigene Enkel. Alte wie Junge könnten jedenfalls tagesstätten besuchten, um dort mit Lieselotte Wendl davon profitieren, wenn etwa Groß- den Kindern zu spielen. Beide Seiten Drei Fragen an Marianela Diaz Meyer Foto: privat Leiterin des Instituts für Schreibmotorik Es gibt grundsätzlich drei Aspek- und Lesenlernen unterstützt. Schreib- te, die eine gute Handschrift ausma- anfänger können etwa Buchstaben, chen: Das sind die Lesbarkeit, das die sie mit der Hand zu schreiben ge- Schreibtempo und die Ausdauer. lernt haben, besser erkennen. Beim Wichtig ist in erster Linie nicht eine Tippen handelt es sich dagegen im- schöne Schrift, sondern dass ein mer um die gleiche Bewegung, egal Kind flüssig und lesbar schreiben ob ich ein A, ein S oder ein B drücke. kann, wie es zum Beispiel in Deutsch- Leistungsfähigkeit wird auch künf- land in den bundesweit geltenden tig nicht antiquiert sein. Handschrei- Bildungsstandards vorgegeben ist. ben fördert die Merkfähigkeit, das Warum ist es wichtig, dass Kinder Wir leben im Zeitalter der Digitalisie- inhaltliche Verständnis und die Kre- eine Handschrift erlernen? rung. Ist Handschreiben da nicht ein ativität – kurz: Es macht schlauer. Weil Handschreiben schlauer macht. bisschen antiquiert? Das alles sind Eigenschaften, die Die handschriftlichen Bewegungen Es gibt mehrere wissenschaftliche auch oder gerade im Zeitalter der Di- aktivieren zwölf Hirnareale und un- Studien, die ganz eindeutig belegen, gitalisierung sehr gefragt sein wer- terstützen dadurch nachhaltig das dass das Tippen am Computer das den: sich länger einer Sache widmen Lesen- und Schreibenlernen. Sowohl Schreiben von Hand beim Lernen zu können, gute Ideen zu haben. Wir Kinder als auch Erwachsene können nicht ersetzen kann. Von Hand zu schreiben auch künftig dem Kolle- besser Lesen lernen, sich Faktenwis- schreiben bedeutet, dass wir charak- gen eine Notiz. Und wir werden uns sen besser merken sowie ein besse- teristische Buchstabenformen schrei- auch weiterhin am Anfang eines Pro- res inhaltliches Verständnis erlan- ben. Der damit verbundene Bewe- jekts in der Regel viel handschrift- gen. Handschreiben spielt also eine gungsablauf wird im Gehirn verar- lich notieren und skizzieren. entscheidende Rolle für die Bil- beitet, was wiederum das Schreiben- Die Fragen stellte Lieselotte Wendl dungschancen. Wer heute nicht mehr richtig mit der Hand schreiben kann, tut sich Schönschreiben will geübt sein. Foto: Oeser auch bei elementaren Dingen wie Le- sen oder Rechtschreibung immer schwerer. Damit fallen die Kinder erst in der Schule zurück und haben dadurch am Ende vielleicht auch schlechtere Chancen bei der Berufs- wahl. Und das will doch niemand für sein Kind. Sind leserlich und „schön“ dabei wichtige Kriterien? Wenn wir vom Handschreiben spre- chen, denken wir zuerst an die Schrift selbst. Dabei sind die Bewe- gungen, die zur Schrift führen, das Entscheidende. Sie nennen wir Schreibmotorik. 12 Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt Anzeige Heißer Draht Wer schrieb wie? gen, Überschreibungen und Neufas- sungen hat der Dichter es seinem Ver- für Pflegende Angehörige leger nicht leicht gemacht, den Ro- Erschöpfung – Sorgen – Fragen zur Pflege? D iese Texte von Marcel Proust man „Auf der Suche nach der verlore- Wir hören zu und geben Orientierung! sind sehr besonders: Zusam- nen Zeit“ herauszubringen. Es hat mengeklebt aus Papierfetzen etwas Verzauberndes, wenn man die 069 – 955 24 911 unterschiedlicher Form und Größe Handschriften berühmter Künstler, auch anonym hat eine Schreibkraft seines Verlags Literaten, Musiker und Wissenschaft- Mo. – Fr. 9 –17 Uhr versucht, Ordnung in das Chaos zu ler (fast) im Original sehen kann. Das Di. 15 –17 Uhr auch bringen. Mit immer neuen Streichun- Buch „Zauber der Schrift“ ermöglicht in türkischer Sprache dies, indem es Autografen aus der Sammlung des Brasilianers Pedro Correa do Lago versammelt: 140 schrift von Marie Antoinette ge- Handschriften aus fast 100.000 ge- druckt, der Umschlag ist mit einem sammelten Dokumenten. Hatten Ma- eigenhändigen Entwurf von René ler eine schöne Schrift, große Perso- Magritte und einem Entwurf Giaco- nen der Geschichte eine majestäti- mo Puccinis zu „Das Mädchen aus sche und Musiker eine tänzerische? dem goldenen Westen“ gestaltet. Ein Wer sich darauf einlässt und das Band für Liebhaber schöner Bücher Buch immer wieder zur Hand nimmt, zu einem durchaus erschwinglichen wird es bald wissen. Der Bedeutung Preis. Christine Nelson: Zauber der von Handschriften angemessen ist Schrift, Sammlung Pedro Correa do das Buch auch besonders sorgfältig Lago, The Morgan Library & Muse- gestaltet. Auf den Ganzleinenband ist um, Taschen Verlag, 464 Seiten, ein Brief mit eigenhändiger Unter- 30 Euro. wdl Anzeige Altenpflege wie Sie sein soll Individuell. Kompetent. Persönlich. Unsere ambulanten und stationären Angebote stellen Ihre indivi- duellen und persönlichen Wünsche in den Mittelpunkt. So schaffen wir für Sie – ob ambulant oder in einem unserer Pflegeheimen – ein Daheimgefühl. pflege.frankfurter-verband.de
Wer schreibt, der bleibt ©(3): Wikipedia Commons Der eigentliche Zauberstab Am Anfang war der Lieferschein V or einem Jahr blickte Georgi- zum Koran und seinen Suren Aus- en, der Buchmesse-Ehrengast druck, indem sie Gottes Wort schwel- 2018, mit Stolz auf die 33 Let- gerisch ins Ornamentale überführ- tern seines Alphabets, die bis ins 5. ten: schreiben wie gemalt. Jahrhundert vor Christus zurückrei- Als „Lateiner“ neigt man zum Irr- Ägyptische Hieroglyphen an einem Tempel chen. Zum Vergleich: Europas Ur- glauben, jede Schrift bilde direkt, Buch, die „Odyssee“, entstand um phonetisch, Sprache ab. Das ist 800 vor Christus noch als mündliche falsch, ihre Entstehung zeigt das. Jä- Literatur und wurde erst später ver- ger und Sammler hatten nie schrei- und mehr und schufen quasi „aus schriftlicht. Zwar besaßen die frühe- ben müssen. Zu ändern begann sich Versehen“ die Schrift. Zeichen für ren Griechen bereits das sogenannte das seit der Eiszeit. Ackerbau und frü- alle Lebensbereiche ergänzten die äl- Linear A und B der Minoer und Myke- he Hochkulturen (neolithische und teren Symbole für Produktion, Ver- ner, nur vergaßen sie diese alte städtische Revolution) kamen seit waltung und Tribute. Schriftlichkeit in den „dunklen Jahr- 3500 vor Christus nicht mehr völlig Zur Erfindung solch echter Schrift hunderten“ der alten Welt wieder. ohne Schrift aus. Verwendung fand kam es fast zeitgleich in Mesopota- Schrift und Schreiben: keine Ein- sie freilich nur in besseren Liefer- mien (Keilschrift) und Ägypten (Hie- bahnstraße. Unser lateinisches Al- scheinen. Wo der Einzelbauer noch roglyphen). Die älteste Keilschrift phabet nach griechisch-etruski- klarkam, indem er ein paar Kerben in begann mit reinen Ding-Zeichen und schem Vorbild tauchte dann um 600 Stöcke oder halbabstrakte Tonabbil- lernte erst dann, bis 2500 vor Chris- vor Christus auf. Nördlich der Donau der von Schweinen und Ziegen („to- tus, Sprache mit einem Rebus-Ver- kannte man bis nach 100 vor Chris- kens“) ritzte, um Art und Menge sei- fahren phonetisch abzubilden, so als tus überhaupt keine Schrift. Die nor- ner Tauschgüter zu fixieren, bekamen malten wir heute eine Uhr und Laub, dischen Runen gar sind nur ein Ab- Tempelverwaltungen es mit Tausen- um „Urlaub“ zu schreiben. Ägypten klatsch italischer Schriften nach der den Bauern, fremden Sprachen und ergänzte seine Hieroglyphen um 24 Zeitenwende. der Bürokratie zu tun. Das Wirtschaf- Konsonantenzeichen. Die bildeten Viele Kulturen schreiben gern ten hatte sich radikal verändert. Neue ein universelles Lautrepertoire. Auf „schön“ (Kalligrafie). Japaner tu- Güter und Waren, wachsende Über- Hieroglyphen hätten sie danach ver- schen ihre Symbole im Geist des Zen schüsse und Abgaben wollten regist- zichten können – und bewahrten die aufs Papier, stets von oben nach un- riert und verwaltet sein. Priesterbe- umständlichen, aber „heiligen“ Hie- ten. Von rechts nach links schreiben amte nutzten jetzt Tontäfelchen und roglyphen trotzdem. Ihre Priester- die Araber. Um das Bilderverbot im ritzten neue, bildhafte Ding- und kultur benötigte sie wohl als elitäres Islam auszugleichen, legten sie tradi- Zahlsymbole ein, die über Grenzen Mittel zu Prestige und Macht. Einfa- tionell Wert auf Musik und sanghaf- hinweg verständlich wären. Ihre Lis- chere Schriften (Demotisch, Hiera- tes Sprechen und gaben ihrer Liebe ten und Symbole erweiterten sie mehr tisch) traten daneben. Fotos (2): Oeser Der Kalligraf Wang Ning in seinem Arbeitszimmer. oben: Schöne Schrift 14 Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt Anzeige Pflege ist Vertrauenssache Pflege zu Hause Wir sind in Ihrer Nähe Caritas-Zentralstationen Koran aus Andalusien für ambulante Pflege Replik einer Tontafel mit Keilschrift, vermutlich eine Gesetzestafel des Königs und Beratung Hammurabi Telefon: 069 2982-107 Friedrich Schlegel definierte den Wann begann die Sprache? in allen Stadtteilen Buchstaben als „allmächtigen und ei- So alt ist also die Schrift. Und die alle Kassen/Sozialämter gentlichen Zauberstab“. Ist das Alpha- Sprache? Wenn man alle Sprachen bet mit wenigen Lautzeichen für alle vergleicht, gelangt man trotz aller Wohnen und Pflege in unseren Sprachklänge aber „demokratischer“, Mühe nie hinter die Eiszeitschwelle weil es breite lesende Massen begüns- zurück. Dabei hatte der „moderne“ tigt? Im Nahen Osten lag es zirka seit Mensch vor 10.000 Jahren bereits Altenzentren 1500 vor Christus förmlich in der Luft. den Großteil seiner Existenz vor Vollstationäre Dauerpflege Pragmatische Händler wollten ohne heute absolviert. Eine gewisse priesterliche Schreiber schreiben: „Sprachlichkeit“ besaßen auch sei- Kurzzeitpflege Selbst ist der Mann. Einem „protoka- ne Ahnen, die ersten Hominiden Seniorenwohnanlage naanäischen“ Alphabet folgte das („Menschenähnliche“), vor Hun- ugaritische, ihm 1100 vor Christus das derttausenden Jahren. Wie sonst Santa Teresa phönizische, dem die hebräische, hätte der Homo erectus mit Feuer Frankfurt-Hausen aramäische und nabatäische (daraus hantieren, Treibjagden organisie- die arabische) Schrift entsprossen. ren, Behausungen bauen, Farben Große Nelkenstraße 12–16 Den letzten Schritt vollzogen die Grie- einsetzen, Linien gravieren und Telefon: 069 247860-0 chen, die gleichberechtigt alle Vokale Meeresarme überwinden können? notierten. Das Alphabet war komplett. Gleichwohl kam der kulturelle „Big St. Josef Der Hellenismus würde es in die weite Bang“, mit Höhlenmalereien und Frankfurt-Niederrad Welt tragen. „Kunst“, erst vor 30-40.000 Jahren: Goldsteinstraße 14 Alphabete „demokratischer“ zu dank uns, dem modernen Men- nennen, ist zu simpel. Chinesen schen. Hauptgrund: ein sprachge- Telefon: 069 677366-0 Lebenshaus schreiben heute zwar die strukturell sättigtes „soziales“ Umfeld. altertümlichste Schrift und brauchen Zwischen den Höhlenbildern sechs Schuljahre, nur um die 2000 wichtigsten von 50.000 Zeichen zu und 3500 vor Christus gab es keine Schrift, aber mehr als gar nichts. St. Leonhard lernen. Doch spornt sie das auch an. Mythogramme etwa, wie sinntra- Frankfurt-Altstadt Sprache und Schrift in China sind gende Spiralen. Erst die Schrift soll- Buchgasse 1 überhaupt komplizierter verwoben. te das Tradieren dann auf ungleich Telefon: 069 2982-8500 Ein Wechsel Chinas zum Alphabet, höheren Boden tragen und die Kul- wie Mao ihn erwog, wäre schwierig, tur neu erfinden. „Die Sprache Rufen Sie uns an. da Chinas Sprachen sich parallel zur Schrift „mono-syllabisch“ entwickel- spricht“, schrieb Martin Heidegger: nicht wir sie, sondern sie uns. Auch Gemeinsam ten: eine Silbe – ein Wort. Viele, viele die Schrift schreibt sich gleichsam entwickeln wir Wörter klingen hier allzu ähnlich. Sie in ein paar Dutzend Buchstaben selber. Und schreibt wie nebenher Geschichte(n). Lösungen! zu schreiben, wäre – anspruchsvoll. Marcus Hladek www.caritas-frankfurt.de 4|2019 Senioren Zeitschrift 15
Wer schreibt, der bleibt Was schrieben die Kelten? B IATEC. NONNOS: Kelten an Namen aufzuprägen. Es handelt sich der mittleren Donau“ heißt um den ältesten eigenständigen eine Ausstellung im Archäolo- Schriftgebrauch nördlich der Donau. gischen Museum Fankfurt, die vor Zu bestaunen sind Münzhorte von allem Neuentdeckungen aus der Slo- der Tetradrachme bis zu Goldstate- wakei vorstellt. Beim heutigen Bra- ren aus dem 1. Jahrhundert vor Chris- tislava kreuzten sich im 1. Jahrhun- tus mit Namen von Ainorix bis Titto. dert vor Christus der Donauweg und Als Bildvorlagen dienten Münzen der die Bernsteinroute. Das dortige Oppi- späten Römischen Republik und dum (Keltensiedlung) war als Burg- des Hellenismus. Nonnos etwa ziert berg befestigt und bildete mit der eine Silbermünze von 17 Gramm und Burg der Pforte von Devín (Theben) 2,6 Zentimetern Durchmesser: vorn und dem Braunsberg ein exponiertes sein Brustbild mit einem Zweig und Dreieck. Die von Margaréta Musi- Beeren, hinten der in die Schlacht lová, Frankfurts Museumsdirektor galoppierende Reiter. Datiert ist sie Wolfgang David und anderen kura- auf 51–41 vor Christus. tierte Schau arbeitet heraus, wie Roms Vorbild spiegeln auch neu adlige Kelten dort schon 7o Jahre rö- ausgegrabene keltorömische Bauten Der Ausgrabungsort an der Donau. Schamanen, die Schrift nutzten, al- lerdings nur eingeschränkt und zö- gernd, da sie ihre Lehren (Götter, Seelenwanderung, Weltbau) nicht verweltlichen wollten. Auswendigler- nen wahrte das Sakrale und Geheime für sie wohl besser als die Schrift. Den keltischen Sprung zur Hochkul- tur erschwerte das, doch immerhin bedienten sich die Druiden „in ande- ren Geschäften der griechischen Aureus (2.-4. Jh. n. Chr.), Rom, Augustus (27 v. Chr. – 14. n. Chr.) 19,86 mm Schrift“ (Caesar). Direktor David er- © Museum der Stadt Bratislava wähnt etwa Güterlisten wie im Zweis- tromland; Caesar entdeckte im Lager mische Lebensart pflegten, bevor in Bratislava, darunter der zweitältes- der besiegten Helvetier Listen der 6 nach Christus Kaiser Tiberius mit te Monumentalbau Mitteleuropas. ihm gegenüberstehenden Kontingen- seinen Legionen vorbeischaute. 50 Keltische Aristokraten bestellten ihn te. Inschriften auf Stein oder Ton feh- nach Christus dann wurde die Mittel- wohl direkt im Römischen Reich, len, also nutzten sie wohl Rinde oder donau zur Nordgrenze Roms gegen denn die Mörtelbauweise nebst Wand- Wachs. „Vielleicht“, so David, „findet das Barbaricum. malereien folgt römischer Bautech- man in einem keltischen Oppidum ir- Wichtigste Ausstellungsstücke nik. gendwann noch fünf, sechs Worte sind Münzen mit keltischen Namen Dass die Kelten im 1. Jahrhundert eingeritzt.“ Schreibgriffel aus den Op- und Bildnissen: 16 Persönlichkeiten, vor Christus überhaupt schrieben, pida sind ebenfalls ausgestellt. die aus griechisch-römischen Quel- wussten wir dank Julius Caesar, der Wer waren diese Kelten, auch Gal- len wie Tacitus und Polybios unbe- damals die Gallier bekämpfte, an lier und Galater genannt, der grie- kannt waren. Die schriftliche Über- sich schon. Die ausgestellten Funde chisch-römischen Quellen? Der Be- lieferung hierzu ist extrem dünn. weisen dies nun auch archäologisch griff „Kelten“ oder „Gallier“ kam zu- Erst Ausgrabungen seit 2008 stellten nach: unabhängig und zweifelsfrei. erst in Norditalien auf, wo sie als klar, dass es hier Herrscher mit genü- Im „Gallischen Krieg“, Buch 6, Nachbarn und vielleicht Verbündete gend Macht gab, um Münzen ihre schrieb Caesar über die druidischen der Etrusker gegen Rom standen. 16 Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt schmelzen je nach Lage, Kelten roma- nisieren sich und Germanen, die bei Caesar wie grimmigere Gallier sind, ziehen alsbald mit den Hunnen, wie das „Nibelungenlied“ andeuten wird. Noch instabiler sind nur Sprachen. Kaum ein Deutscher, Franzose oder Engländer verstünde seine Vorfahren von vor 1.000 Jahren. Schrift steht für Hochkultur Für den Sprung zur Hochkultur und in die geschriebene Geschichte be- darf es der Schrift. Weil Italien dar- in weiter war, sind von gerade dort auch Namen handelnder Einzelver- bände der Kelten erhalten: Boier, Cenomanen, Taurisker. „Das“, so David, „ist der Weg in die Geschicht- lichkeit.“ Wer nicht schreibt, der wird be- schrieben. Darum hüllt sich die Aus- stellung außen in Zitate klassischer © Peter Chromek Autoren über die Donau: Herodot, Arrian, Plinius. Strabos „Geogra- 390 vor Christus eroberten sie Rom wende) und wohl auch Hallstatt- phie“ nennt die Gallier kriegerisch sogar; 191 vor Christus vertrieb es sie kultur (7. und 6. Jahrhundert vor und kampfbereit, aufrichtig und von südlich des Po, während ihre Ge- Christus), sprechen aber ungern von gutartig. Paterculus' „Römische Ge- biete in Norditalien unter römische „Kelten“ jener Zeit, da solche Völker- schichte“ deutet den großen Atem Herrschaft kamen und die Bevölke- namen Identitäten vorgaukeln, die der Römer an, die mal eben zwei Ar- rung romanisiert wurde. Ihr Haupt- wir unmöglich einschätzen können. meen in einer Zangenoperation von siedlungsgebiet war Mitteleuropa seit Lebensweisen und Siedlungsgebiete, Mainz und Bratislava aus gegen die dem 5. Jahrhundert vor Christus. Bündnisse und Interessen machen Germanen unter König Marbod sand- Archäologen verbinden sie mit der aus einem „Volk“ im Nu zwei oder ten. Ohne Überblick, so David, ging Latène- (450 vor Christus bis Zeiten- drei und wieder zurück. Eliten ver- das nicht: „Selbst wir hätten ohne Anzeige Ganzheitliche Wohnform für die Generation 65+ Zentrale Lage am Schlosspark Großzügige barrierefreie Wohnungen Umfangreiches Veranstaltungsprogramm Service & Dienstleistungen nach Wahl Gemeinschaftsflächen für Geselligkeit Ambulantes Pflege-Center DRK im Haus Engelsgasse 2e 61350 Bad Homburg Tel 06172 - 49 97 80 badhomburg@artis-senioren.com www.artis-senioren.com
Wer schreibt, der bleibt Navigationsgerät heutzutage Proble- me, von Rom oder Mainz mainauf- wärts über Böhmen und Mähren bis Bratislava zu gelangen.“ Archäolo- gen wiederum blickten auch eher isoliert auf Kelten an der Donau und Kelten in Rhein-Main, wo die Römer längst großräumig dachten. Ihr „Di- vide et impera“ (lateinisch: teile und herrsche) kam gegen schriftlose Bar- Münze Münze baren besser zur Geltung. Goldstater, mit Inschrift BIATEC Tetradrachme ohne Aufschrift, Avers, In der Ausstellung im Inneren © Slowakisches Nationalmuseum – Hort von der Žilinská Straße, Bratislava, 1942 Historisches Museum (MMB) Foto: Ľudmila Mišúrová gibt es eine Zeitachse: ein schachtar- tiger Gang mit Jahresdaten in der © Slowakisches Nationalmuseum – Archäologisches Museum Mitte und Seitentüren zu Fundgrup- pen. Zeitnah zu Roms Gründung schlüpfte die Kalenderbergkultur „slowakischer“ Kelten aus dem Ei. Als die Latène-Kultur blühte, fochten Griechen mit Persern. Jahrzehnte vor Caesars Tod (44 vor Christus) gründe- ten Kelten ihr Oppidum in Bratislava. Etliche Bildtafeln halten die Land- schaftsräume präsent, so die keltische Kolonisation in Karpatenbecken und Balkan. Die Vertreibung der Boier-Kel- ten 191 vor Christus trug römisch- etruskische Kulturprägungen nach nördlich der Alpen, nach Jahrhunder- ten der Nachbarschaft mit ihnen. Gut möglich, so der Kelten- und Etrus- ker-Spezialist David, dass gerade die Hallstattgefäß, Hallstattzeit (7. Jh. v. Chr.), Kalenderbergkultur Besten fortzogen und als böhmische Boier, die das Organisieren quasi bei eltern-Angebote im Sinn. Im Herbst Anzeige der Wölfin aufgesogen hatten, auf- steht eine Ausstellung über Grönland stiegen. Daher der Aufschwung neuer als Graphic Novel auf dem Plan. 2020 Alt werden ... „Oppida“ seit 150 vor Christus. 100 Jah- folgen iranische Mumien („Tod im mit Ecken und Kanten re später römische Gebäude zu ordern Salz“) und die Anfänge der bäuerli- und Weinamphoren zu horten, be- chen Lebensweise in Europa. Mit zeugt ihr Erbe. Stark war aber auch Partnerstädten und Museen wie Mai- die Bindung Richtung Balkan und land, Budapest, Prag stellt sich das Schwarzes Meer. Museum international auf, ohne je Für die Zukunft hat Museumslei- den Bezug zur eigenen Region auszu- ter David unter anderem Enkel-Groß- blenden. Marcus Hladek Aja´s Gartenhaus . . . sicher und geborgen in anregender Umgebung . . . den Alltag mitgestalten . . . Beziehungen neu leben Sehen und erleben Das Archäologische Museum Frankfurt veranstaltet für Leserinnen der Senioren Zeitschrift eine kostenfreie Führung – nebst kostenfreiem Eintritt. Das Ereignis findet am 5. November um 10.30 Uhr statt. Die Archäologin Sara Martin M.A. wird durch die aktuelle Sonderausstellung zu den Kelten aus der Slowakei führen. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, können sich Interessierte dienstags bis freitags von 9 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer 069 /212-393 44 und unter der E-Mail: fuehrungen.archaeologie@stadt-frankfurt.de www.haus-aja.de anmelden. Treffpunkt ist um 10.15 Uhr im Foyer des Museums. red Hügelstraße 69 • 60433 Frankfurt • Tel: 0 69 / 5 30 93 - 0 18 Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt Therapeutische Wirkung der eigenen Gedanken Tagebuchschreiben hilft bei der Bewältigung von Lebenskrisen I hre Gedanken einem Tagebuch Ursula Wellberg zu schätzen: „Ich anzuvertrauen, war Ursula Well- kann nachlesen und deshalb nach- berg* nie in den Sinn gekommen. vollziehen, was ich in bestimmten Das änderte vor fünf Jahren der Tod Situationen empfunden habe.“ ihres Mannes. Der Griff zu Stift und Dass sich das Tagebuch in vieler- Papier sei damals für sie die Rettung lei Hinsicht als Gewinn entpuppt, gewesen. „Ich habe mir die Trauer belegen auch Studien der Diaris- von der Seele geschrieben, ihm er- tik-Forschung. Demnach hilft die zählt, wie es mir geht und was ich schriftliche Fixierung von Erlebnis- mache – in Briefform, als wäre er nur sen, Ängsten oder Wünschen zum verreist.“ Neben dem „Gefühl, mit einen, belastende Geschehnisse zu ihm noch in Verbindung zu stehen“, verarbeiten. Nicht von ungefähr ist habe sie beim Tagebuchschreiben die Poesie- und Schreibtherapie zudem den Mut gefunden, „zu sagen, eine anerkannte Disziplin, wird das Dem Tagebuch vertraut man vieles an. was zu seinen Lebzeiten ungesagt Tagebuchschreiben als therapeuti- blieb“. „Es war eine Aufarbeitung der sche Methode genutzt. Zum anderen Beziehung, bei der viele Tränen ge- sorgt das Festhalten von Stimmun- Ein Reich der Freiheit schaffen flossen sind“, resümiert die heute gen und Gefühlen für Distanz und Wie der Psychologe mit persönlichen 77-Jährige. Die regelmäßigen Noti- damit für eine andere Perspektive. und allgemeinen Erkenntnissen zen, die längst nicht mehr nur ihrem Davon profitieren nicht nur Men- deutlich macht, ist das Führen eines Mann gewidmet sind, möchte sie schen, die in einer Krise stecken. Tagebuchs ein „sortierender, kon- nicht mehr missen. „Ich schreibe Der Schriftsteller Olaf Georg Klein zentrierender Prozess, der etwas mit alles auf, was mich bewegt, kann lässt in seinem Werk „Tagebuch- mir und meinem eigenen Denken dabei viel ehrlicher sein als im schreiben“ keinen Zweifel, dass jede und meinem Sein auch im Alltag Gespräch und brauche nichts zu und jeder Schreibende positive Ef- macht“. Überdies schaffe man sich verdrängen.“ Und noch eines lernte fekte spüren wird. ein „absolutes Reich der Freiheit“, da niemand zensiere oder kontrolliere. Sehr klein und doch bedeutsam: ein Kriegstagebuch Wenngleich im Tagebuch jeder Fotos (2): Oeser schreiben könne, was er will, rät Olaf Georg Klein, nicht beliebig zu notie- ren, was im Laufe des Tages passiert. Es sei sinnvoller, sich „auf das We- sentliche, auf das, was mich berührt, zu konzentrieren“. Selbst seit dem 16. Lebensjahr begeisterter Diarist, kann er nur zu jener Tätigkeit ermuntern, der er segensreiche Wirkungen be- scheinigt. Tagebuchschreiben schär- fe die Erinnerung, helfe konkreter zu denken, intensiver zu fühlen und zu leben und stärke das Selbstwertge- fühl, weil man sich selbst besser ken- nenlernt. Fördert die Widerstandskraft Der als Pionier der Tagebuchfor- schung geltende amerikanische Psy- chologieprofessor James Pennebaker 4|2019 Senioren Zeitschrift 19
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