SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt

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SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Senioren Zeitschrift
                                                             4 I 2019
Oktober November Dezember

                                                   Wer schreibt,
                                                   der bleibt.

                       Seniorentelefon 212-370 70 www.senioren-zeitschrift-frankfurt.de
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Sicherheit. Würde. Lebensfreude.

    Oasen der Ruhe mitten im
       städtischen Leben.

 Ein schönes Zuhause in dem Sie individuell wohnen und
       bestens versorgt den Lebensabend genießen.

Sonnenhof                          Sonnenhof
                                   Appartements
                                                                Sonnenhof
                                                                am Park
   Gruppe                          Seniorenwohnungen
                                   mit Service
                                                                Senioren-
                                                                und Pflegeheim

                                   Bremer Straße 2, 60323 Frankfurt am Main
   Senioren- und                   Telefon: 069/152030, Telefax: 069/152036 22
    Pflegeheime                    E-Mail: info@sonnenhof-am-Park.de

                       www.sonnenhof-gruppe.de
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Gemeinsam in die Zukunft                                          4| 2019 . Senioren Zeitschrift . Oktober | November | Dezember

                                                                                                                                      Inhalt
                   Vermischtes 4 –7
                                                                                       Haareschneiden und Kaffeetrinken in angenehmer
                                                                                       Atmosphäre 44
                   Grußwort
                                                                                       Sicherheit im Netz 45
                   Daniela Birkenfeld 5
                                                                                       Porträt
                   Man ist, was man isst
                                                                                       Elsbeth Muche setzt sich für eine gerechte Gesellschaft ein 40
                                                                                       Früher und heute
                                                                                       Erinnerung an die Erste Internationale Einfuhrmesse in
                                                                                       Frankfurt 1919 46
                                                                                       SZ-Leser und ihre Hobbys
                                                                                       Marlene Kauth bleibt immer in Bewegung 48
                                                                                       Eckbert Bayer fertigt Weihnachtskarten wie Kirchenfenster 49
                   Pro und Contra Briefeschreiben 8
                                                                                       Blick über den Tellerrand
                   Was bedeutet das Schreiben mit der Hand? 10
                   Drei Fragen an die Leiterin des Instituts für Schreibmotorik 12     Studentinnen vermitteln Kunst in den Opelvillen 50
                   Wer schrieb wie? 13
                                                                                       Begegnung der Kulturen
                   Die Entstehung der Schrift 14
                   Was schrieben die Kelten? 16                                        Interkulturelle Wochen: gewohnt abwechslungsreich 52
                   Therapeutische Wirkung der eigenen Gedanken 19
                                                                                       Gesundes Leben
                   Drei Fragen an Doris Dörrie 21
                   Bergen-Enkheim ist in Sachen Literatur Spitze 22                    Medizin – quo vadis? 53
                   Gertrud Warnecke und das Positiv-Magazin 23                         Weder einsam noch unzufrieden 55
                   Schreiben Sie uns Ihre schönsten Sprüche aus dem
                                                                                       Frankfurt und seine Stadtteile
                   Poesiealbum 24
                                                                                       Unterliederbach 56
                   Das Sozialdezernat informiert
                                                                                       Kultur
                   Seniorenbeirat diskutiert nachbarschaftliche Hilfen 27
                   Die Dienstzeit von Brigitte Henzel endet 28                         Für Sie gelesen Kalenderaußenseite
                   So waren die Aktionswochen Älterwerden 30                           Was – wann – wo? Kalenderaußenseite
                   Theater und noch mehr Theater 32                                    Georg Heck: Ausstellung Museum Giersch der
                   Ausflugs- und Veranstaltungsangebote von Januar bis                 Goethe-Universität 61
                   April 2020 34                                                       Struwwelpeter-Museum in Neuer Altstadt 62
                                                                                       Bilderbuchkarriere von Heinrich Hoffmann 62
                   Aktuelles und Berichte
                                                                                       Gesten – gestern, heute, übermorgen – Ausstellung im
                                                                                       Museum für Kommunikation Frankfurt 64
Fotos (2): Oeser

                                                                                       Der „Pre Bell Man“ ist wieder zurück 66
                                                                                       Leserecke 66–67

                                                                                       Ratgeber
                                                                                       Wichtige Telefonnummern 26
                                                                                       Jahreskalender für 2020 in der Mitte des Hefts
                   40 Jahre und kein bisschen leise 36                                 Abocoupon 60
                   30 Jahre Kultur im Holzhausenschlösschen 38                         Mittagstisch für Senioren / Essen auf Rädern 68
                   Für einen Euro pro Tag mit Bussen und Bahnen unterwegs 39           Tipps und Termine 69–73
                   Rituale für den Ruhestand 41                                        Rätsel 74
                   Jubiläen bei Angeboten für Ältere 42                                Impressum 74
                   Am 21. November feiert das Stoltze Museum seinen                    Gestatten, Frank Lehmann 75
                   41. Geburtstag 44
                                                                               Titel: Das Schreiben mit der Hand regt die Gehirntätigkeit an. Foto: Oeser

                   4|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                                         3
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Foto: Stadt Frankfurt /Salome Roessler
Vermischtes

Neue Dombaumeisterin                             wurde in Frankfurt geboren und stu-
                                                 dierte in Berlin Architektur. Ihre
Für Bauarbeiten am Dom und an                    Doktorarbeit schrieb sie über Stadt-
den anderen Dotationskirchen in                  entwicklung und Architektur im
Frankfurt ist seit Juli erstmals eine            heute ukrainischen Czernowitz. Seit
Frau verantwortlich: Baudezernent                zehn Jahren ist sie bei der Stadt
Jan Schneider und Michael Simon,                 Frankfurt tätig und war unter ande-
der Leiter des Amtes für Bau und Im-             rem mit bedeutenden Gebäuden wie
mobilien, haben Julia Lienemeyer                 der Alten Oper oder dem Bolongaro-
als neue Dombaumeisterin vorge-                  palast in Höchst befasst. Seit dem
stellt. Sie folgt in dieser Funktion             vergangenen Jahr betreut sie bereits
auf Robert Sommer, der im Herbst in              die Sanierungsarbeiten am Dom.
den Ruhestand geht. Schneider                    Künftig ist sie zuständig für alle acht
zeigte sich erfreut darüber, eine er-            denkmalgeschützten Dotationskir-
fahrene Fachfrau für die wichtige                chen in der Frankfurter Innenstadt,       Baudezernent Jan Schneider, die neue
                                                                                           Dombaumeisterin Julia Lienemeyer und
Position gewonnen zu haben.                      zu deren Unterhalt die Stadt Frank-       Michael Simon, Leiter des Amts für Bau und
   Die 51-jährige Julia Lienemeyer               furt verpflichtet ist.		            ffm   Immobilien (v.l.)

Es war einmal                                    eines Wohn- und Geschäftshauses“,         Neue Wege in der
Kürzlich hatte Hans-Otto-Schembs                 informierte die BHL Consultants           Behandlung psychisch
in der Senioren Zeitschrift über die
Große Friedberger Straße, die kleine
                                                 GmbH die Nachbarschaft im Febru-
                                                 ar mit einem Briefkasteneinwurf.
                                                                                           kranker Menschen
Straße an der Konstablerwache, be-               Für die Bauzeit des Neubaus veran-        Ein Modellprojekt soll in Hessen die
richtet. Schon gibt es dort wieder               schlagt die Gesellschaft von August       Behandlung und Betreuung psy-
Veränderungen. Das „blaue Haus“                  an 18 Monate.			                per       chisch kranker Menschen verbes-
wird abgerissen. Wenn diese Ausga-                                                         sern helfen. Ab der zweiten Jahres-
be erscheint, ist dort nur noch Staub.
„Das Gebäude Große Friedberger
                                                 70 Jahre Sonnenschein                     hälfte 2019 soll das Behandlungsan-
                                                                                           gebot „Prema“ mit einem struktu-
Straße 7–11 (ehemaliges Amt für                  im Alter                                  rierten Übungsprogramm helfen,
Straßenbau und Erschließung mit                  Tanzen bringt Freude, tanzen macht        psychische Erkrankungen früher zu
der DM-Filiale im Erdgeschoss) wird              Spaß und fordert nicht nur die grauen     erkennen und zu behandeln. Das
in den nächsten Monaten abgeris-                 Zellen. Tanzen bringt: „Sonnenschein      Projekt wird vom bundesweiten In-
sen, und dort entsteht der „Neubau               im Alter“. So nennt sich denn auch        novationsfonds finanziell gefördert
                                                 der gemeinnützige Tanzverein, der         und kann landesweit von rund 2.000
                                                 sich seit 25 Jahren „immer wieder         Patienten genutzt werden. Das Be-
                                   Foto: Oeser

                                                 montags“ bei Live-Musik im Süd-           handlungsteam in der Hausarztpra-
                                                 bahnhof zum beschwingten Tanz-            xis und die Patienten werden dabei
                                                 sport trifft. Die Gründungsveranstal-     auch mit digitalen Hilfen unter-
                                                 tung fand am 27. Juli 1949 in Nieder-     stützt. Kooperationspartner sind die
                                                 rad statt. Nach mehreren Umzügen          Techniker Krankenkasse (TK), die
                                                 über das Steinerne Haus und den           Goethe-Universität Frankfurt, die
                                                 Schlachthof fanden die Tanzbegeis-        Universitätsklinik München und
                                                 terten im Südbahnhof ein geeignetes       Hamburg, die Kassenärztliche Verei-
                                                 Ambiente für ihre schwungvollen           nigung (KV) Hessen sowie der Tech-
                                                 Aktivitäten. Getanzt wird von 15 bis      nikpartner Tele-Psy. Zusammen mit
                                                 19 Uhr. Wer einmal reinschnuppern         ihren medizinischen Fachangestell-
                                                 möchte, hat dazu viele Gelegenheiten.     ten sollen die Ärzte ihren Patienten
                                                 Zum Beispiel am 14. und 21. Oktober,      Übungen empfehlen, die auch von
                                                 am 4. und 25. November sowie am           der internetbasierten Plattform
                                                 9. Dezember. Gäste sind willkommen.       Tele-Psy unterstützt werden. Diag-
                                                 Die Teilnahme am Tanztee kostet 7,50      nostische Testverfahren, Videos
                                                 Euro. Mehr Infos gibt es unter www.       oder therapeutische Übungen, kön-
                                                 sonnenschein.hol.es oder unter            nen Patienten am Computer oder Ta-
Das „blaue Haus“ ist abgerissen.                 E-Mail: manfred@quhn.com.         red     blet nutzen.			                  wdl

4                                                                                                       Senioren Zeitschrift 4|2019
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes
                                                                                  Grußwort

Konzeptvergabe für Wohnprojekte
Ende Juni hat ein Beirat über die        Baukultur und zur langfristigen
Konzeptvergabe im Neubaugebiet           Preisstabilität führen wird. Vom
Hilgenfeld entschieden. Unter 13 Be-     Spielplatz zum Dachgarten über Stu-
werbungen wurden fünf gemein-            dios für Künstlerinnen und Künstler
schaftliche Wohnprojekte und Ge-         bis hin zu Gemeinschaftsgärten ist
nossenschaften ausgewählt.               alles dabei, was ein lebendiges mo-
    „Diese vielversprechenden Projekte   dernes und kreatives Quartier
werden in den nächsten Jahren rund       braucht“, fasst Josef die vielen Ange-   Liebe Leserinnen und Leser,
13.500 Quadratmeter Bruttogeschoss-      bote zusammen.
fläche im Neubaugebiet Hilgenfeld            Insgesamt bewertet der Beirat das    nehmen Sie auch so gerne den Stift
am Frankfurter Berg realisieren und      erste Konzeptverfahren in einem          zur Hand? Ich schreibe Karten und
damit das Quartier zu einem lebendi-     Neubauquartier durchweg positiv.         Briefe mit viel Spaß, obwohl es mir
gen und kreativen Ort entwickeln“,       Zukünftig sollen in jedem Neubauge-      meine Eltern in Kindertagen nicht
sagt Planungsdezernent Mike Josef.       biet 15 Prozent der Flächen für den      immer leicht machten, mich mit den
    Ihre Entwürfe realisieren dürfen     Wohnungsbau durch gemeinschaft-          Buchstaben anzufreunden. Nach
nun: Freunde fürs Leben, Familien-       liche und genossenschaftliche Ak-        dem Motto „Üben, üben, üben“
sinn 2.0., Kooperation Frankfurt,        teure realisiert werden. Ausgewählt      lernte ich einen hübschen Bogen zu
Mietbauhaus Hilgenfeld und Nest          wurden die Projekte anhand der Ka-       machen und das Tüpfelchen auf dem
Frankfurt. Sie alle werden kosten-       tegorien soziale Aspekte, Einfluss       I exakt an die Stelle zu setzen, wo es
günstige Mieten und Angebote für         des Wohnprojekts auf das Quartier,       hingehörte. In der Schule hatten wir
die Gemeinschaft im Quartier reali-      Wohnkosten, städtebaulicher und          „Schönschreiben“. Sorgfalt war
sieren. „Es entsteht eine gute Mi-       konstruktiver      Innovationsgehalt,    gefordert, unordentliches Gekrakel
schung aus Traditionsgenossen-           nachvollziehbare      Realisierbarkeit   oder Geschmiere wurden nicht
schaften und gemeinschaftlichen          und Finanzierbarkeit sowie Koopera-      geduldet. Dazu muss ich noch
Wohnprojekten, die zur Vielfalt der      tionspartner.			                   ffm   ehrlicher Weise sagen: Jahre später
                                                                                  ging es meinem eigenen Nachwuchs
                                                                                  nicht anders. Auch für ihn hieß es:
Im Zweifel bestimme ich!                                                          „Üben, üben, üben“.
Die Betreuungsbehörde führt in der       gaben der Betreuungsbehörde, 13 bis      Denn schreiben können ist schön.
Zeit von 15. bis 25. Oktober eine Ver-   15 Uhr: Ehrenamtliche Betreuung,         Am Anfang malen wir die Buch-
anstaltungsreihe zum Thema Vorsor-       15.30 bis 18 Uhr: Vermeidung von         staben, dann schreiben wir sie,
gevollmachten, Betreuungsverfügun-       freiheitsentziehenden Maßnahmen          dann entstehen Sätze und aus den
gen und Patientenverfügungen durch.          Am 25. Oktober schließt die Reihe    Sätzen immer längere Aufsätze oder
    Die Veranstaltungsreihe beginnt      mit einem Vortrag zur Vorsorgevoll-      Liebesbriefe und vieles mehr. Ich
mit einer Auftaktveranstaltung am        macht von 13 bis 15 Uhr und einer an-    finde es faszinierend, dass dadurch
15. Oktober um 15 Uhr im Jugend- und     schließenden Fragestunde mit Rück-       jeder Mensch seine ganz eigene
Sozialamt in der Eschersheimer Land-     blick auf die Vorträge im Jugend- und    Handschrift entwickelt. Manche sind
str. 241–249, Raum A 001, 60320          Sozialamt in der Eschersheimer           ja wahre Kunstwerke! Also wird in
Frankfurt, mit einem Überblick über      Landstr. 241–249, Raum A 001, ab.        meinem Haushalt mehr als nur der
die folgenden Veranstaltungen, dem           Zwischen den einzelnen Veran-        Einkaufszettel mit der Hand ge-
sich ein Vortrag zur Vorsorgevoll-       staltungen, jeweils am darauffolgen-     schrieben. Und so freue ich mich
macht anschließt. Die weiteren Ver-      den Tag, besteht die Möglichkeit der     schon jetzt auf Weihnachten, das ich
anstaltungen sind im Planungsamt         kostenlosen Beglaubigung von Voll-       zum Schreiben nutze und das mir
der Stadt Frankfurt, Ernst-May-Saal,     machten im Rathaus für Senioren,         Geschriebenes beschert.
2. Stock, Kurt Schuhmacher-Straße 10,    Hansaallee 150, 60320 Frankfurt, in
60311 Frankfurt.                         der Betreuungsbehörde.            red    Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!
    Am 17. Oktober: 10.30 bis 12 Uhr:                                             Und gerne schreiben Sie mir!
Vorsorge in leichter Sprache, 13 bis                                              Ihre
                                         Informationen:
15 Uhr: Vorsorgevollmacht, 15.30 bis
                                         069/212 35135: Roswitha Traut
18 Uhr: Patientenverfügung
                                         069/212 35427: Britta Planer
    Am 21. Oktober: 10.30 bis 11.30      069/212 37056: Yasemin Türksen
Uhr: Beratung von Vollmachtneh-          069/212 48210: Jonathan-Aaron Pflügel    Prof. Dr. Daniela Birkenfeld
mern und Informationen zu den Auf-       069/212 36217: Heike Schmidt             Stadträtin – Dezernentin für
                                                                                  Soziales, Senioren, Jugend und Recht
4|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                         5
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

                               Mit der Rikscha unterwegs                   schwer, wenn dies durch altersbe-         ßen.“, erklärt Maik Greb, Geschäfts-
                                                                           dingte Einschränkungen nicht mehr         führer der gemeinnützigen Hart-
                               92 Prozent der Deutschen sehen das          möglich ist. Viele sehen dadurch den      wig-Hesse-Stiftung. 		          red
                               Auto als schwer verzichtbar in ihrem        sozialen Anschluss schwinden. Dabei
                               Alltag an. Das fand eine von „Aca-          gibt es heute einige Wege, um Flexibi-
                               tech“ in Auftrag gegebene Studie im         lität und Mobilität zu erhalten und da-      Zum Gedenken an jwt
                               Mai heraus. Gerade die Generation           durch Einsamkeit zu vermeiden: Pe-        Jutta W. Thomasius, diese großartige
                               der Babyboomer, die es gewohnt ist,         delecs, Nutzung des ÖPNV, Car-Sha-        Journalistin, war ein schreibendes
                               sich individuell, meistens mit dem ei-      ring-Modelle oder Elektromobile.          Herz, das mit Liebe, mit Worten, mit
                               genen Auto, fortzubewegen, tut sich         Relativ neu ist auch die Fortbewegung     Stenografie, klappernden Schreib-
                                                                           mit Fahrrad-Rikschas. Nach dem Vor-       maschinen sowie einem weitge-
                                                                           reiter Dänemark, wo diese Idee bereits    fächerten Wissensspektrum uner-
                                                                           seit 2012 national großen Anklang ge-     müdlich gegen unendliche soziale
                                                                           funden hat, setzt etwa die Hamburger      Kälte kämpfte. Für die Menschen
                                                                           Hartwig-Hesse-Stiftung auf dieses         dieser Stadt.
                                                                           Fortbewegungsmittel. Die Stiftung
                                                                                                                     Nach verheerenden Kriegen wagte
                                                                           teilt mit, dass diese von immer mehr
                                                                                                                     sie den Versuch ihnen ihre Würde
                                                                           deutschen Einrichtungen für Alten-
                                                                                                                     zurückzugeben, wohl wissend, dass
Foto: Hartwig-Hesse-Stiftung

                                                                           pflege eingesetzt würden: „Mit dem
                                                                                                                     dieses auf dieser Erde fragmenta-
                                                                           Einsatz einer Fahrrad-Rikscha be-
                                                                                                                     risch bleibt. Dennoch:
                                                                           kommen Seniorinnen und Senioren
                                                                           in unseren Einrichtungen die Mög-         Keep Swinging, verehrte Jutta!
                                                                           lichkeit, sich bequem zu Wochen-          Frankfurt und Frankfurtern hast du
                                                                           märkten und Sehenswürdigkeiten            sehr viel gegeben. Wir lieben und
                                                                           kutschieren zu lassen oder einfach        vermissen dich.         Gerd Kehrer
                               Vorbild aus Dänemark: die Fahrrad-Rikscha   eine Fahrt durchs Grüne zu genie-

                               Apfelweinmuseum erhält Räume im Römer                                                 20 Jahre „heißer Draht“
                               Der Ratskeller im Römer soll zu ei-         Ratskellers für das Museum vorge-         Der „Heiße Draht“, das Telefon für
                               ner kulinarischen und kulturellen           sehen ist, soll das Erdgeschoss für       pflegende Angehörige, kann in die-
                               Anlaufstelle für Frankfurter Bürger         eine Gaststätte genutzt werden. „Wir      sem Jahr sein 20-jähriges Bestehen
                               sowie Touristen werden. Oberbür-            wollen hier einen urtypischen Rats-       feiern. Familienangehörige und be-
                               germeister Peter Feldmann und               keller mit traditioneller Frankfurter     treuende Personen in belasteten
                               Stadtrat Jan Schneider haben ange-          Küche etablieren“, sagte Bau- und         Pflegesituationen können sich ganz-
                               kündigt, die Räume für ein Apfel-           Immobiliendezernent        Schneider.     tägig telefonisch an die psychosozi-
                               weinmuseum und eine attraktive              „Uns ist an einer Nutzung gelegen,        ale Kontaktstelle wenden. Getragen
                               Gaststätte mit regionaler Küche zur         die zu dem besonderen Ort passt.“         wird das Projekt primär von Ehren-
                               Verfügung zu stellen. „Es gibt kei-            In einem aktuellen Bericht an die      amtlichen, die für diese Aufgabe
                               nen besseren Ort als den Römer, um          Stadtverordneten erläutert der Ma-        speziell geschult sind und vielfälti-
                               das typische Frankfurter Getränk,           gistrat die Pläne. Demnach soll der       ge Erfahrungen aus dem Pflegeall-
                               den Ebbelwei, zu präsentieren“,             Trägerverein Deutsches Apfelwein-         tag mitbringen. Um der Gefahr der
                               sagte Oberbürgermeister Feldmann.           museum die Räume im Unterge-              Vereinsamung und Isolation durch
                               Während das Untergeschoss des               schoss bekommen. Die Gastronomie          die Pflege entgegenzuwirken, hat
                                                                           im Erdgeschoss soll unabhängig vom        der „Heiße Draht“ aktuell sein An-
                                                                           Museum betrieben werden. Hierfür          gebot ausgeweitet. Pflegende wer-
                                                                           gibt es neben dem Trägerverein wei-       den auf Wunsch regelmäßig telefo-
                                                                           tere Interessenten. Das Amt für Bau       nisch kontaktiert und durch die Pfle-
                                                                           und Immobilien (ABI) prüft derzeit        gesituation begleitet. Weitere ehren-
                                                                           die eingereichten Konzepte.                Heißer Draht_Caritas_2016
                                                                                                                     amtliche                   03.12.15
                                                                                                                                Mitarbeiter werden       14:14
                                                                                                                                                       derzeit    Seite 1
                                                                              Der Ratskeller wurde viele Jahre       gesucht. Telefon 069/95 52 49 11.
                                                                           lang als Kantine für städtische Be-                                            wdl
                                                                           dienstete genutzt. 2015 wurde der                       Heißer Draht
                                                                           Betrieb aus wirtschaftlichen Grün-                     für Pflegende Angehörige
                                                                           den eingestellt.			              ffm
                                                                                                                      Erschöpfung – Sorgen – Fragen zur Pflege?
                                                                                                                      Wir hören zu und geben Orientierung!
                               6                                                                                                 Senioren Zeitschrift 4|2019
                                                                                                                     069 – 955 24 911– auch anonym
                                                                                                                      Mo.–Fr. 9–17 Uhr
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Vermischtes

Rentenerhöhung kann
Steuerpflicht bringen
Mit der Rentenerhöhung zum 1. Juli
um 3,18 Prozent im Westen und um
3,91 Prozent in den neuen Bundeslän-
dern können sich viele Rentner über
etwas mehr Geld im Portemonnaie
freuen. Allerdings müssen nach den
Berechnungen des Sozialverbands
VdK auch 48.000 von ihnen nun da-
mit rechnen, steuerpflichtig zu wer-
den. Der Grundfreibetrag wurde von
9.000 auf 9.168 Euro erhöht. Erst wer
mit seinen Einnahmen (dazu zählen
etwa die aus Betriebsrenten oder Ver-
mietungen) darüberliegt, wird steu-
erpflichtig. Welcher Prozentsatz der
Rente versteuert werden muss, hängt
                                            Studierende suchen bezahlbaren Wohnraum
davon ab, in welchem Jahr jemand in         Mit dem Start des Wintersemesters,      len gemeinsam auf, günstigen Wohn-
Rente gegangen ist. Selbstverständ-         wenn viele junge Menschen ihr Studi-    raum anzubieten und zu melden.
lich aber gilt auch für steuerpflichtige    um beginnen, steigt auch der Bedarf     Vermieter können ihre Angebote auf
Rentner, dass sie bei einer Steuerer-       an günstigem Wohnraum. Die Zahl         der eigens eingerichteten Webseite
klärung bestimmte Ausgaben (etwa            der Studierenden im Rhein-Main-Ge-      www.wohnraum-gesucht.de melden.
Versicherungsbeiträge, Spenden oder         biet ist in den vergangenen zehn Jah-   Die Angebote werden darüber hinaus
Krankheitskosten) steuermindernd            ren um 50 Prozent auf 80.000 ge-        im Beratungszentrum auf dem Cam-
geltend machen können.              wdl     wachsen. Daher rufen die Hochschu-      pus Westend ausgehängt.        wdl

                                                                                                                 Anzeige

Herzlich Willkommen zur Reisesaison 2020
Unsere Seniorenreisen führen Sie zu den schönsten
Ferienorten in und um Deutschland…

                und
Reisendheit                                Während der 10 bis 14 tägigen Erholungsreisen bietet
Getass-Su  n reisen 2019   Qualität und

                                           sich die Gelegenheit, dem Alltag den Rücken zu kehren
                            Sicherheit
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                                           und in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten interessante
                                           neue Erfahrungen zu machen. In diesem Jahr steuern wir wieder reizvolle
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                                           tente Beratung, ausgewählte Hotels, erfahrene Reisebegleiterinnen, sowie
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                                             Auskunft oder schicken Ihnen unseren Reisekatalog 2020 zu.

Caritasverband Frankfurt e.V.                Kontakt:
Seniorenreisen                               Tel. 069.29 82 89 01
Buchgasse 3                                  Tel. 069.29 82 89 02
60311 Frankfurt am Main                      www.caritas-seniorenreisen.de
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Wer schreibt, der bleibt

Pro
                                                                                dern auch von Klassenfahrten, von
                                                                                Zeltlagern mit meiner katholischen
                                                                                Gemeinde in meiner Jugend und von
                                                                                meinen vielen Reisen rund um den
                                                                                Globus als Erwachsene nach Hause

Briefe- und Postkarten-                                                         in die Liebigstraße in Frankfurt ge-
                                                                                schickt habe. Weil der Platz auf den

schreiben
                                                                                Karten für all die Erlebnisse nicht
                                                                                ausreichte, schrieb ich immer in klit-
                                                                                zekleiner Schrift rundherum den
                                         se schriftlichen Erinnerungen. Wich-   Rand noch voll. Nach ihrem Tod habe
                                         tige aber auch weniger einschnei-      ich die Briefe und Karten an mich ge-
                                         dende Momente in meinem Leben, in      nommen. Kostbare Schätze, die zei-
                                         dem meiner Familie und meiner          gen, wie wichtig es ist, sich zu erin-
                                         Freunde lebten so wieder vor mei-      nern und Erinnerungen auch aufzu-
                                         nem geistigen Auge auf.                heben.
                                             Während ich etliche Schubladen,       Nachrichten über Whatsapp ha-
                                         Regale und Schränke ausräumte und      ben einfach nicht die gleiche nach-
                                         dabei auch leichten Herzens vieles     haltige Wirkung. Sie sind meist wie
                                         aussortieren und vor allem dem         Schall und Rauch. Sie haben oft nur
                                         Pfennig-Bazar spenden konnte,          eine Alibi-Funktion, sind häufig un-
                                         nahm ich mir trotz des Stresses die    verbindlich. Man verschickt sie
                                         Zeit, um in den vielen Briefen zu      schneller, statt wie früher mal nach
                                         schmökern, die sich in Jahrzehnten     dem Telefonhörer zu greifen und an-
                                         in den Kartons angesammelt hatten.     zurufen. Diese digitalen Nachrichten
                                         Diese Reise in die Vergangenheit war   sind vergänglich, weil sie meist nicht
                                         lustig, brachte mich zum Schmun-       aus derselben Motivation entstehen
                                         zeln, erinnerte mich an längst Ver-
                                         gessenes, wie etwa an meine fran-
                                         zösische Brieffreundin Emmanuel-
                                         le aus der Nähe von Lyon. Bei so
                                         manchem, was ich nach Jahren
                                         wieder in die Hand nahm und las,
Sonja Thelen stimmt sich auf die         wurde ich auch sentimental, und
Weihnachtspost ein.                      es stiegen mir durchaus auch die
                                         Tränen in die Augen. So fand ich

V
       or gut einem Jahr bin ich um-     darin Briefe meiner vor neun Jah-
       gezogen. Vom Westend in den       ren verstorbenen Mutter, die sie
       Dornbusch. Nach 20 Jahren         mir nach Paris geschickt hatte,
haben meine Familie und ich unsere       als ich dort nach dem Abitur Mit-
Zelte in der Wiesenau abgebrochen        te der 1980er zwei Jahre lebte. Sie
und den Schritt in einen neuen Stadt-    erzählte mir von ihrem Ar-
teil gewagt und diesen nicht bereut.     beitsalltag in der Bank, von ih-
Dieser Umzug bedeutete aber eine –       ren Wanderungen mit der Be-
wenn auch kurze – Reise in die Ver-      triebssportgruppe. Sie ließ mich
gangenheit. Denn wir wollten viel        teilhaben an ihrem Leben, wäh-
unnötigen Ballast, der sich in den       rend ich in der Ferne war. Das
zwei Jahrzehnten in der alten Woh-       war für mich wunderbar!
nung angehäuft hatte, auch loswer-
den. Was nicht dazu zählte, waren        Erinnerungen sind wichtige
all die vielen Briefe, Postkarten,       Schätze
Glückwunschkarten, von denen ich         In meinem Fundus stieß ich
mich im Laufe meines Lebens nie          auch auf meine zahlreichen
trennen wollte und es auch künftig       Briefe und Postkarten, die ich
nicht werde. Zu wertvoll sind mir die-   ihr nicht nur aus Paris, son-

8                                                                                          Senioren Zeitschrift 4|2019
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Wer schreibt, der bleibt

                                                                        Contra
und nicht mit derselben Wertschät-
zung geschrieben werden wie ein
Brief oder eine Postkarte. Daher
schreibe ich heute immer noch bei-
spielsweise an meine Adoptiv-Oma
Elly oder an meine Tante Usch zu be-
sonderen Gelegenheiten wie Ge-                              Keine schlechte Handschrift
                                                                          mehr lesen müssen …
burtstag oder Weihnachten.
    Es steht nicht unbedingt Beson-
deres da drin, sondern einfach, wie
es uns geht, was wir machen, was es

                                                                                                                                   Fotos (2): Oeser
Neues von der Arbeit zu berichten
gibt, wie sich mein Sohn macht. Das
ist das Leben. Und ich weiß, die Ad-
ressatin freut sich, persönliche Post
zu erhalten. Mir geht es nicht anders,
wenn ich im Briefkasten etwa eine
handschriftliche Postkarte aus dem
Urlaub von meiner lieben Freundin
Claudia finde. Auch wenn der Inhalt
meiner Briefe oder Grußkarten nicht
bedeutsam sein mag und lediglich
unterhaltsam ist, so ist er doch von
mir mit Sorgfalt und mit Wertschät-
zung für die Person verfasst. Beim
Kauf der Karte achte ich auf das Mo-
tiv. Beim Schreiben nehme ich mei-
nen Lieblingskugelschreiber, bei
                   dem die Mine nur       Findet elektronische Grüße äußerst praktisch: Karin Willen.
                   so über das Papier

                                          H
                  gleitet. Und ich neh-          ört noch jemand den Ver-                bekommen so zeitnah authentische
                  me mir Zeit. Daran             kehrsfunk, wenn er ein Auto             Urlaubseindrücke oder einen Gruß
                  fehlt es heute leider          mit Navi hat? Postkarten, die           aus dem Alltag. Mit oder ohne (selbst
                 vielen Menschen.         Tage oder Wochen, nachdem sie ge-              gemachtem!) Foto. Die elektronische
                           Sonja Thelen   schrieben wurden, im Briefkasten               Post können sie dann lesen, wann es
                                                       liegen, sind genauso              ihnen passt. Und wenn sie gerade
                                                       old-fashioned.       Wer          Zeit und Lust haben, reagieren sie so-
                                                        Enkel hat, hält sowie-           fort.
                                                        so besser mit Whats-
                                                        app oder einem da-               Elektronische Post verbindet
                                                         tensichereren Mes-              Auf diese Weise entwickelt sich nicht
                                                         senger den Kontakt.             nur eine spontane Interaktion von
                                                          Die junge Generati-            Straße zu Straße oder sogar von Erd-
                                                          on bringt einem                teil zu Erdteil. Man kann einfach un-
                                                          dann schon bei, wie            mittelbarer am Leben der anderen
                                                           man auf dem Smart-            teilnehmen, die gerade nicht da sind.
                                                           phone schreibt, da-           Also: Nichts gegen selbst gemachte
                                                           mit fotografiert und          (!)    Weihnachtskarten      kreativer
                                                           das Ganze minu-               Freunde. Aber für alles andere sind
                                                            tenschnell      ver-         die schnellen, elektronischen Medi-
                                                            schickt. Das geht            en einfach praktischer, individueller
                                                             übrigens auch per           – und kommunikativer. Und nie-
                                                             E-Mail vom Com-             mand muss sich mehr mühen,
                                                             puter oder Laptop           schlechte Handschriften zu ent-
                                                             aus. Die Lieben             schlüsseln.		            Karin Willen

                                                                                                                              9
SeniorenZeitschrift 4 I 2019 - Wer schreibt, der bleibt - Senioren Zeitschrift Frankfurt
Wer schreibt, der bleibt

                                                                      Mit dem Füllfederhalter schreibt es sich besonders schön.

Was bedeutet das Schreiben mit der Hand?
S
       chönschreiben“ hieß vor 60             Das Ergebnis dieser von man-        das das Schreiben unwichtig werden
       Jahren noch ein Unterrichts-       chem verfluchten Anstrengungen:         lässt? Bewirkt die Tatsache, dass im-
       fach in hessischen Grundschu-      Die meisten Menschen, die in jener      mer mehr auch mündlich kommuni-
len. Einmal in der Woche saßen die        Zeit die Schule begannen, schreiben     ziert wird, dass die Handschrift und
Zweit- und Drittklässler, die bis dahin   flüssig und leserlich, manche sogar     auch das Briefeschreiben vollends
auf der Schiefertafel gemalt hatten,      besonders schön, fast schon künstle-    aus der Mode gekommen sind?
vor weißen Heftseiten, auf denen Li-      risch.
nien vorgezeichnet waren. Darauf              Das kann man von heutigen Schü-     Handschreiben unterstützt die
sollten sie nun Wörter schreiben, die     lerinnen und Schülern nicht behaup-     schulische Leistung
nicht einfach weggewischt werden          ten. So haben vor drei Jahren For-      Auch wenn dies noch nicht genau er-
konnten, wenn sie nicht so recht ge-      scher in Umfragen herausgefunden,       forscht ist, und man nicht von vorn-
lungen waren. Nicht nur jeder Recht-      dass fast ein Drittel aller Mädchen     herein der modernen Digitaltechnik
schreibfehler blieb hier sichtbar,        und rund die Hälfte aller Jungen Pro-   die Schuld zuschieben kann, lohnt
auch eine verkrampfte Handhaltung,        bleme damit haben, mit der Hand zu      es doch, genauer hinzuschauen, was
der falsche Ansatz für das A, E oder B    schreiben. Auch in weiterführenden      eigentlich das Schreiben mit der
wurden sofort sichtbar. Und zu allem      Schulen sah es nicht gut aus mit der    Hand bedeutet.
Überfluss wurde dann auch noch die        Handschrift. Rund 40 Prozent seien         Denn um die Handschrift sorgen
„deutsche“ Schrift, manchmal auch         nicht in der Lage, eine halbe Stunde    sich viele, etwa Wissenschaftler aus
Sütterlin, gelehrt, die ungleich kom-     zu schreiben, ohne dabei Probleme       der Hirnforschung oder Lehrerinnen
plizierter erschienen als die lateini-    zu bekommen, stellte die Studie fest.   und Lehrer. Aber – was weniger be-
sche Schreibschrift.                          Ist es das Tippen auf dem Handy,    kannt ist – es gibt auch ein Institut

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Wer schreibt, der bleibt

                                                                                                                                                           Fotos (2): Oeser
für Schreibmotorik und sogar eine
Stiftung Handschrift. Und dabei geht
es keineswegs in erster Linie ums
Schönschreiben oder eine Kultur-
technik, die manchem heute ver-
zichtbar erscheinen mag. „Beim
Handschreiben geht es um Bildung“,
sagt Marianela Diaz Meyer. Die Leite-
rin des Instituts für Schreibmotorik
hatte im April die Ergebnisse einer
umfangreichen Studie vorgestellt.
Unter dem Namen Step 2019 („Studie
über die Entwicklung, Probleme und
Interventionen zum Thema Hand-
schreiben") hatten sich 2.000 Lehrer
an einer Online-Umfrage beteiligt.
Zu 90 Prozent hatten sie bestätigt,
was das Institut in seinen Forschun-
gen herausgefunden hat: Hand-                           Aufschreiben, was wichtig ist.
schreiben unterstützt die Recht-
schreibung, das Lesen, das Textver-
ständnis, letztlich die schulischen                     wandlung statt, wenn der Mensch ei-       Gutes Gehirntraining
Leistungen insgesamt.                                   nen Laut oder ein Wort in eine präzise    Wenn nun also das Handschreiben
    Beim Handschreiben sind viele                       Handbewegung umsetzt.                     so wichtig ist für das Lernen, für die
Bereiche des Gehirns beteiligt.                            Das Institut für Schreibmotorik        verschiedenen Fähigkeiten des Ge-
„Schreiben ist eine Meisterleistung                     hat zur Einschätzung von Schreibfer-      hirns, kann man dann davon ausge-
des Gehirns“ hat etwa der Neurologe                     tigkeiten eine sogenannte Kompe-          hen, dass alte Menschen schlauer
Christian Kell, der an der Goethe-Uni-                  tenzspinne erarbeitet, die diese Be-      sind? So eine einfache Gleichung
versität Frankfurt zum Thema                            reiche abgleicht. Von der visuellen       lässt sich natürlich nicht aufma-
Sprachverarbeitung forscht, gegen-                      Wahrnehmung über die Stifthaltung         chen, auch wenn alte Menschen in
über dem Magazin der „Zeit“ gesagt.                     und Stiftführung, die sensomotori-        der Regel die Handschrift sehr
Und in der Tat verlangt das Schreiben                   sche Wahrnehmung bis hin zur              gründlich erlernt haben und meist
mehr noch als das Lesen die Koordi-                     Schreibmotorik und zum motori-            auch sehr schön schreiben können.
nation vieler verschiedener Fähigkei-                   schen Verhalten ermöglicht dieses         Für das Training des Gehirns, das
ten des Gehirns. So müssen nicht nur                    Screening, festzustellen, wie fit Vor-    man bis ins Alter immer betreiben
Laute in Begriffe umgewandelt wer-                      schulkinder für den Schreibunter-         sollte, sei es sicher nützlich, sagt
den. Vielmehr findet eine weitere Um-                   richt sind.                               Diaz Meyer. Wenn auch die Schreib-

                                                                                                                                                 Anzeige

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  Gestaltung: www.ronald-wissler.de

4|2019   Senioren Zeitschrift
   Anzeigen_Stiftung_Wohnanlagen_2013_184x70.indd   1                                                                                 22.11.13 23:43  11
Wer schreibt, der bleibt

               motorik eine besondere ist, kann sie   eltern mit ihren Enkeln das Schrei-         könnten dabei viel lernen. Und nicht
               doch die Finger beweglich und sie so   ben – spielerisch – übten, meint            zuletzt profitierten davon vor allem
               für andere Tätigkeiten fit halten,     Diaz Meyer. Ganz davon abgesehen,           die Kinder, die keine Großeltern vor
               etwa das Zuknöpfen von Kleidungs-      dass es eine „total schöne Sache“           Ort hätten, oder auch alte Menschen
               stücken.                               sei, wenn alte Menschen Kinder-             ohne eigene Enkel.
                  Alte wie Junge könnten jedenfalls   tagesstätten besuchten, um dort mit                               Lieselotte Wendl
               davon profitieren, wenn etwa Groß-     den Kindern zu spielen. Beide Seiten

                                                      Drei Fragen an Marianela Diaz Meyer
Foto: privat

                                                      Leiterin des Instituts für Schreibmotorik

                                                          Es gibt grundsätzlich drei Aspek-       und Lesenlernen unterstützt. Schreib-
                                                      te, die eine gute Handschrift ausma-        anfänger können etwa Buchstaben,
                                                      chen: Das sind die Lesbarkeit, das          die sie mit der Hand zu schreiben ge-
                                                      Schreibtempo und die Ausdauer.              lernt haben, besser erkennen. Beim
                                                      Wichtig ist in erster Linie nicht eine      Tippen handelt es sich dagegen im-
                                                      schöne Schrift, sondern dass ein            mer um die gleiche Bewegung, egal
                                                      Kind flüssig und lesbar schreiben           ob ich ein A, ein S oder ein B drücke.
                                                      kann, wie es zum Beispiel in Deutsch-           Leistungsfähigkeit wird auch künf-
                                                      land in den bundesweit geltenden            tig nicht antiquiert sein. Handschrei-
                                                      Bildungsstandards vorgegeben ist.           ben fördert die Merkfähigkeit, das
               Warum ist es wichtig, dass Kinder      Wir leben im Zeitalter der Digitalisie-     inhaltliche Verständnis und die Kre-
               eine Handschrift erlernen?             rung. Ist Handschreiben da nicht ein        ativität – kurz: Es macht schlauer.
               Weil Handschreiben schlauer macht.     bisschen antiquiert?                        Das alles sind Eigenschaften, die
               Die handschriftlichen Bewegungen       Es gibt mehrere wissenschaftliche           auch oder gerade im Zeitalter der Di-
               aktivieren zwölf Hirnareale und un-    Studien, die ganz eindeutig belegen,        gitalisierung sehr gefragt sein wer-
               terstützen dadurch nachhaltig das      dass das Tippen am Computer das             den: sich länger einer Sache widmen
               Lesen- und Schreibenlernen. Sowohl     Schreiben von Hand beim Lernen              zu können, gute Ideen zu haben. Wir
               Kinder als auch Erwachsene können      nicht ersetzen kann. Von Hand zu            schreiben auch künftig dem Kolle-
               besser Lesen lernen, sich Faktenwis-   schreiben bedeutet, dass wir charak-        gen eine Notiz. Und wir werden uns
               sen besser merken sowie ein besse-     teristische Buchstabenformen schrei-        auch weiterhin am Anfang eines Pro-
               res inhaltliches Verständnis erlan-    ben. Der damit verbundene Bewe-             jekts in der Regel viel handschrift-
               gen. Handschreiben spielt also eine    gungsablauf wird im Gehirn verar-           lich notieren und skizzieren.
               entscheidende Rolle für die Bil-       beitet, was wiederum das Schreiben-             Die Fragen stellte Lieselotte Wendl
               dungschancen.
                  Wer heute nicht mehr richtig mit
               der Hand schreiben kann, tut sich      Schönschreiben will geübt sein.
                                                                                                                                            Foto: Oeser
               auch bei elementaren Dingen wie Le-
               sen oder Rechtschreibung immer
               schwerer. Damit fallen die Kinder
               erst in der Schule zurück und haben
               dadurch am Ende vielleicht auch
               schlechtere Chancen bei der Berufs-
               wahl. Und das will doch niemand für
               sein Kind.
               Sind leserlich und „schön“ dabei
               wichtige Kriterien?
               Wenn wir vom Handschreiben spre-
               chen, denken wir zuerst an die
               Schrift selbst. Dabei sind die Bewe-
               gungen, die zur Schrift führen, das
               Entscheidende. Sie nennen wir
               Schreibmotorik.

               12                                                                                             Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt                                        Anzeige

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Wer schrieb wie?                         gen, Überschreibungen und Neufas-
                                         sungen hat der Dichter es seinem Ver-                  für Pflegende Angehörige
                                         leger nicht leicht gemacht, den Ro-       Erschöpfung – Sorgen – Fragen zur Pflege?

D
       iese Texte von Marcel Proust      man „Auf der Suche nach der verlore-      Wir hören zu und geben Orientierung!
       sind sehr besonders: Zusam-       nen Zeit“ herauszubringen. Es hat
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hat eine Schreibkraft seines Verlags     Literaten, Musiker und Wissenschaft-
                                                                                   Mo. – Fr. 9 –17 Uhr
versucht, Ordnung in das Chaos zu        ler (fast) im Original sehen kann. Das
                                                                                   Di. 15 –17 Uhr auch
bringen. Mit immer neuen Streichun-      Buch „Zauber der Schrift“ ermöglicht      in türkischer Sprache
                                         dies, indem es Autografen aus der
                                         Sammlung des Brasilianers Pedro
                                         Correa do Lago versammelt: 140           schrift von Marie Antoinette ge-
                                         Handschriften aus fast 100.000 ge-       druckt, der Umschlag ist mit einem
                                         sammelten Dokumenten. Hatten Ma-         eigenhändigen Entwurf von René
                                         ler eine schöne Schrift, große Perso-    Magritte und einem Entwurf Giaco-
                                         nen der Geschichte eine majestäti-       mo Puccinis zu „Das Mädchen aus
                                         sche und Musiker eine tänzerische?       dem goldenen Westen“ gestaltet. Ein
                                         Wer sich darauf einlässt und das         Band für Liebhaber schöner Bücher
                                         Buch immer wieder zur Hand nimmt,        zu einem durchaus erschwinglichen
                                         wird es bald wissen. Der Bedeutung       Preis. Christine Nelson: Zauber der
                                         von Handschriften angemessen ist         Schrift, Sammlung Pedro Correa do
                                         das Buch auch besonders sorgfältig       Lago, The Morgan Library & Muse-
                                         gestaltet. Auf den Ganzleinenband ist    um, Taschen Verlag, 464 Seiten,
                                         ein Brief mit eigenhändiger Unter-       30 Euro.			                     wdl

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Wer schreibt, der bleibt

                                                                                                                               ©(3): Wikipedia Commons
Der eigentliche Zauberstab
Am Anfang war der Lieferschein

V
        or einem Jahr blickte Georgi-     zum Koran und seinen Suren Aus-
        en, der Buchmesse-Ehrengast       druck, indem sie Gottes Wort schwel-
        2018, mit Stolz auf die 33 Let-   gerisch ins Ornamentale überführ-
tern seines Alphabets, die bis ins 5.     ten: schreiben wie gemalt.
Jahrhundert vor Christus zurückrei-           Als „Lateiner“ neigt man zum Irr-     Ägyptische Hieroglyphen an einem Tempel
chen. Zum Vergleich: Europas Ur-          glauben, jede Schrift bilde direkt,
Buch, die „Odyssee“, entstand um          phonetisch, Sprache ab. Das ist
800 vor Christus noch als mündliche       falsch, ihre Entstehung zeigt das. Jä-
Literatur und wurde erst später ver-      ger und Sammler hatten nie schrei-        und mehr und schufen quasi „aus
schriftlicht. Zwar besaßen die frühe-     ben müssen. Zu ändern begann sich         Versehen“ die Schrift. Zeichen für
ren Griechen bereits das sogenannte       das seit der Eiszeit. Ackerbau und frü-   alle Lebensbereiche ergänzten die äl-
Linear A und B der Minoer und Myke-       he Hochkulturen (neolithische und         teren Symbole für Produktion, Ver-
ner, nur vergaßen sie diese alte          städtische Revolution) kamen seit         waltung und Tribute.
Schriftlichkeit in den „dunklen Jahr-     3500 vor Christus nicht mehr völlig           Zur Erfindung solch echter Schrift
hunderten“ der alten Welt wieder.         ohne Schrift aus. Verwendung fand         kam es fast zeitgleich in Mesopota-
Schrift und Schreiben: keine Ein-         sie freilich nur in besseren Liefer-      mien (Keilschrift) und Ägypten (Hie-
bahnstraße. Unser lateinisches Al-        scheinen. Wo der Einzelbauer noch         roglyphen). Die älteste Keilschrift
phabet nach griechisch-etruski-           klarkam, indem er ein paar Kerben in      begann mit reinen Ding-Zeichen und
schem Vorbild tauchte dann um 600         Stöcke oder halbabstrakte Tonabbil-       lernte erst dann, bis 2500 vor Chris-
vor Christus auf. Nördlich der Donau      der von Schweinen und Ziegen („to-        tus, Sprache mit einem Rebus-Ver-
kannte man bis nach 100 vor Chris-        kens“) ritzte, um Art und Menge sei-      fahren phonetisch abzubilden, so als
tus überhaupt keine Schrift. Die nor-     ner Tauschgüter zu fixieren, bekamen      malten wir heute eine Uhr und Laub,
dischen Runen gar sind nur ein Ab-        Tempelverwaltungen es mit Tausen-         um „Urlaub“ zu schreiben. Ägypten
klatsch italischer Schriften nach der     den Bauern, fremden Sprachen und          ergänzte seine Hieroglyphen um 24
Zeitenwende.                              der Bürokratie zu tun. Das Wirtschaf-     Konsonantenzeichen. Die bildeten
    Viele Kulturen schreiben gern         ten hatte sich radikal verändert. Neue    ein universelles Lautrepertoire. Auf
„schön“ (Kalligrafie). Japaner tu-        Güter und Waren, wachsende Über-          Hieroglyphen hätten sie danach ver-
schen ihre Symbole im Geist des Zen       schüsse und Abgaben wollten regist-       zichten können – und bewahrten die
aufs Papier, stets von oben nach un-      riert und verwaltet sein. Priesterbe-     umständlichen, aber „heiligen“ Hie-
ten. Von rechts nach links schreiben      amte nutzten jetzt Tontäfelchen und       roglyphen trotzdem. Ihre Priester-
die Araber. Um das Bilderverbot im        ritzten neue, bildhafte Ding- und         kultur benötigte sie wohl als elitäres
Islam auszugleichen, legten sie tradi-    Zahlsymbole ein, die über Grenzen         Mittel zu Prestige und Macht. Einfa-
tionell Wert auf Musik und sanghaf-       hinweg verständlich wären. Ihre Lis-      chere Schriften (Demotisch, Hiera-
tes Sprechen und gaben ihrer Liebe        ten und Symbole erweiterten sie mehr      tisch) traten daneben.
                                                                                                                               Fotos (2): Oeser

                                                                                    Der Kalligraf Wang Ning in seinem
                                                                                    Arbeitszimmer.
                                                                                    oben: Schöne Schrift

14                                                                                               Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt                         Anzeige

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                                           Koran aus Andalusien                        für ambulante Pflege
Replik einer Tontafel mit Keilschrift,
vermutlich eine Gesetzestafel des Königs                                                   und Beratung
Hammurabi                                                                             Telefon: 069 2982-107
    Friedrich Schlegel definierte den      Wann begann die Sprache?                     in allen Stadtteilen
Buchstaben als „allmächtigen und ei-       So alt ist also die Schrift. Und die      alle Kassen/Sozialämter
gentlichen Zauberstab“. Ist das Alpha-     Sprache? Wenn man alle Sprachen
bet mit wenigen Lautzeichen für alle       vergleicht, gelangt man trotz aller         Wohnen und
                                                                                    Pflege in unseren
Sprachklänge aber „demokratischer“,        Mühe nie hinter die Eiszeitschwelle
weil es breite lesende Massen begüns-      zurück. Dabei hatte der „moderne“
tigt? Im Nahen Osten lag es zirka seit     Mensch vor 10.000 Jahren bereits           Altenzentren
1500 vor Christus förmlich in der Luft.    den Großteil seiner Existenz vor
                                                                                    Vollstationäre Dauerpflege
Pragmatische Händler wollten ohne          heute absolviert. Eine gewisse
priesterliche Schreiber schreiben:         „Sprachlichkeit“ besaßen auch sei-              Kurzzeitpflege
Selbst ist der Mann. Einem „protoka-       ne Ahnen, die ersten Hominiden             Seniorenwohnanlage
naanäischen“ Alphabet folgte das           („Menschenähnliche“), vor Hun-
ugaritische, ihm 1100 vor Christus das     derttausenden Jahren. Wie sonst             Santa Teresa
phönizische, dem die hebräische,           hätte der Homo erectus mit Feuer             Frankfurt-Hausen
aramäische und nabatäische (daraus         hantieren, Treibjagden organisie-
die arabische) Schrift entsprossen.        ren, Behausungen bauen, Farben
                                                                                    Große Nelkenstraße 12–16
Den letzten Schritt vollzogen die Grie-    einsetzen, Linien gravieren und            Telefon: 069 247860-0
chen, die gleichberechtigt alle Vokale     Meeresarme überwinden können?
notierten. Das Alphabet war komplett.      Gleichwohl kam der kulturelle „Big             St. Josef
Der Hellenismus würde es in die weite      Bang“, mit Höhlenmalereien und             Frankfurt-Niederrad
Welt tragen.                               „Kunst“, erst vor 30-40.000 Jahren:         Goldsteinstraße 14
    Alphabete „demokratischer“ zu          dank uns, dem modernen Men-
nennen, ist zu simpel. Chinesen            schen. Hauptgrund: ein sprachge-
                                                                                     Telefon: 069 677366-0

                                                                                       Lebenshaus
schreiben heute zwar die strukturell       sättigtes „soziales“ Umfeld.
altertümlichste Schrift und brauchen          Zwischen den Höhlenbildern
sechs Schuljahre, nur um die 2000
wichtigsten von 50.000 Zeichen zu
                                           und 3500 vor Christus gab es keine
                                           Schrift, aber mehr als gar nichts.
                                                                                       St. Leonhard
lernen. Doch spornt sie das auch an.       Mythogramme etwa, wie sinntra-
                                                                                        Frankfurt-Altstadt
Sprache und Schrift in China sind          gende Spiralen. Erst die Schrift soll-          Buchgasse 1
überhaupt komplizierter verwoben.          te das Tradieren dann auf ungleich        Telefon: 069 2982-8500
Ein Wechsel Chinas zum Alphabet,           höheren Boden tragen und die Kul-
wie Mao ihn erwog, wäre schwierig,         tur neu erfinden. „Die Sprache           Rufen Sie uns an.
da Chinas Sprachen sich parallel zur
Schrift „mono-syllabisch“ entwickel-
                                           spricht“, schrieb Martin Heidegger:
                                           nicht wir sie, sondern sie uns. Auch
                                                                                      Gemeinsam
ten: eine Silbe – ein Wort. Viele, viele   die Schrift schreibt sich gleichsam       entwickeln wir
Wörter klingen hier allzu ähnlich.
Sie in ein paar Dutzend Buchstaben
                                           selber. Und schreibt wie nebenher
                                           Geschichte(n).
                                                                                       Lösungen!
zu schreiben, wäre – anspruchsvoll.                              Marcus Hladek
                                                                                    www.caritas-frankfurt.de
4|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                     15
Wer schreibt, der bleibt

Was schrieben die Kelten?

B
       IATEC. NONNOS: Kelten an                Namen aufzuprägen. Es handelt sich
       der mittleren Donau“ heißt              um den ältesten eigenständigen
       eine Ausstellung im Archäolo-           Schriftgebrauch nördlich der Donau.
gischen Museum Fankfurt, die vor                  Zu bestaunen sind Münzhorte von
allem Neuentdeckungen aus der Slo-             der Tetradrachme bis zu Goldstate-
wakei vorstellt. Beim heutigen Bra-            ren aus dem 1. Jahrhundert vor Chris-
tislava kreuzten sich im 1. Jahrhun-           tus mit Namen von Ainorix bis Titto.
dert vor Christus der Donauweg und             Als Bildvorlagen dienten Münzen der
die Bernsteinroute. Das dortige Oppi-          späten Römischen Republik und
dum (Keltensiedlung) war als Burg-             des Hellenismus. Nonnos etwa ziert
berg befestigt und bildete mit der             eine Silbermünze von 17 Gramm und
Burg der Pforte von Devín (Theben)             2,6 Zentimetern Durchmesser: vorn
und dem Braunsberg ein exponiertes             sein Brustbild mit einem Zweig und
Dreieck. Die von Margaréta Musi-               Beeren, hinten der in die Schlacht
lová, Frankfurts Museumsdirektor               galoppierende Reiter. Datiert ist sie
Wolfgang David und anderen kura-               auf 51–41 vor Christus.
tierte Schau arbeitet heraus, wie                 Roms Vorbild spiegeln auch neu
adlige Kelten dort schon 7o Jahre rö-          ausgegrabene keltorömische Bauten
                                                                                         Der Ausgrabungsort an der Donau.

                                                                                         Schamanen, die Schrift nutzten, al-
                                                                                         lerdings nur eingeschränkt und zö-
                                                                                         gernd, da sie ihre Lehren (Götter,
                                                                                         Seelenwanderung, Weltbau) nicht
                                                                                         verweltlichen wollten. Auswendigler-
                                                                                         nen wahrte das Sakrale und Geheime
                                                                                         für sie wohl besser als die Schrift.
                                                                                         Den keltischen Sprung zur Hochkul-
                                                                                         tur erschwerte das, doch immerhin
                                                                                         bedienten sich die Druiden „in ande-
                                                                                         ren Geschäften der griechischen
       Aureus (2.-4. Jh. n. Chr.), Rom, Augustus (27 v. Chr. – 14. n. Chr.) 19,86 mm     Schrift“ (Caesar). Direktor David er-
                              © Museum der Stadt Bratislava                              wähnt etwa Güterlisten wie im Zweis-
                                                                                         tromland; Caesar entdeckte im Lager
mische Lebensart pflegten, bevor               in Bratislava, darunter der zweitältes-   der besiegten Helvetier Listen der
6 nach Christus Kaiser Tiberius mit            te Monumentalbau Mitteleuropas.           ihm gegenüberstehenden Kontingen-
seinen Legionen vorbeischaute. 50              Keltische Aristokraten bestellten ihn     te. Inschriften auf Stein oder Ton feh-
nach Christus dann wurde die Mittel-           wohl direkt im Römischen Reich,           len, also nutzten sie wohl Rinde oder
donau zur Nordgrenze Roms gegen                denn die Mörtelbauweise nebst Wand-       Wachs. „Vielleicht“, so David, „findet
das Barbaricum.                                malereien folgt römischer Bautech-        man in einem keltischen Oppidum ir-
    Wichtigste     Ausstellungsstücke          nik.                                      gendwann noch fünf, sechs Worte
sind Münzen mit keltischen Namen                  Dass die Kelten im 1. Jahrhundert      eingeritzt.“ Schreibgriffel aus den Op-
und Bildnissen: 16 Persönlichkeiten,           vor Christus überhaupt schrieben,         pida sind ebenfalls ausgestellt.
die aus griechisch-römischen Quel-             wussten wir dank Julius Caesar, der           Wer waren diese Kelten, auch Gal-
len wie Tacitus und Polybios unbe-             damals die Gallier bekämpfte, an          lier und Galater genannt, der grie-
kannt waren. Die schriftliche Über-            sich schon. Die ausgestellten Funde       chisch-römischen Quellen? Der Be-
lieferung hierzu ist extrem dünn.              weisen dies nun auch archäologisch        griff „Kelten“ oder „Gallier“ kam zu-
Erst Ausgrabungen seit 2008 stellten           nach: unabhängig und zweifelsfrei.        erst in Norditalien auf, wo sie als
klar, dass es hier Herrscher mit genü-         Im „Gallischen Krieg“, Buch 6,            Nachbarn und vielleicht Verbündete
gend Macht gab, um Münzen ihre                 schrieb Caesar über die druidischen       der Etrusker gegen Rom standen.

16                                                                                                   Senioren Zeitschrift 4|2019
Wer schreibt, der bleibt

                                                                                      schmelzen je nach Lage, Kelten roma-
                                                                                      nisieren sich und Germanen, die bei
                                                                                      Caesar wie grimmigere Gallier sind,
                                                                                      ziehen alsbald mit den Hunnen, wie
                                                                                      das „Nibelungenlied“ andeuten wird.
                                                                                      Noch instabiler sind nur Sprachen.
                                                                                      Kaum ein Deutscher, Franzose oder
                                                                                      Engländer verstünde seine Vorfahren
                                                                                      von vor 1.000 Jahren.

                                                                                      Schrift steht für Hochkultur
                                                                                      Für den Sprung zur Hochkultur und
                                                                                      in die geschriebene Geschichte be-
                                                                                      darf es der Schrift. Weil Italien dar-
                                                                                      in weiter war, sind von gerade dort
                                                                                      auch Namen handelnder Einzelver-
                                                                                      bände der Kelten erhalten: Boier,
                                                                                      Cenomanen, Taurisker. „Das“, so
                                                                                      David, „ist der Weg in die Geschicht-
                                                                                      lichkeit.“
                                                                                         Wer nicht schreibt, der wird be-
                                                                                      schrieben. Darum hüllt sich die Aus-
                                                                                      stellung außen in Zitate klassischer
                                                                    © Peter Chromek   Autoren über die Donau: Herodot,
                                                                                      Arrian, Plinius. Strabos „Geogra-
390 vor Christus eroberten sie Rom        wende) und wohl auch Hallstatt-             phie“ nennt die Gallier kriegerisch
sogar; 191 vor Christus vertrieb es sie   kultur (7. und 6. Jahrhundert vor           und kampfbereit, aufrichtig und
von südlich des Po, während ihre Ge-      Christus), sprechen aber ungern von         gutartig. Paterculus' „Römische Ge-
biete in Norditalien unter römische       „Kelten“ jener Zeit, da solche Völker-      schichte“ deutet den großen Atem
Herrschaft kamen und die Bevölke-         namen Identitäten vorgaukeln, die           der Römer an, die mal eben zwei Ar-
rung romanisiert wurde. Ihr Haupt-        wir unmöglich einschätzen können.           meen in einer Zangenoperation von
siedlungsgebiet war Mitteleuropa seit     Lebensweisen und Siedlungsgebiete,          Mainz und Bratislava aus gegen die
dem 5. Jahrhundert vor Christus.          Bündnisse und Interessen machen             Germanen unter König Marbod sand-
Archäologen verbinden sie mit der         aus einem „Volk“ im Nu zwei oder            ten. Ohne Überblick, so David, ging
Latène- (450 vor Christus bis Zeiten-     drei und wieder zurück. Eliten ver-         das nicht: „Selbst wir hätten ohne

                                                                                                                            Anzeige

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Wer schreibt, der bleibt

Navigationsgerät heutzutage Proble-
me, von Rom oder Mainz mainauf-
wärts über Böhmen und Mähren bis
Bratislava zu gelangen.“ Archäolo-
gen wiederum blickten auch eher
isoliert auf Kelten an der Donau und
Kelten in Rhein-Main, wo die Römer
längst großräumig dachten. Ihr „Di-
vide et impera“ (lateinisch: teile und
herrsche) kam gegen schriftlose Bar-                           Münze                                              Münze
baren besser zur Geltung.                                      Goldstater, mit Inschrift BIATEC                   Tetradrachme ohne Aufschrift, Avers,
   In der Ausstellung im Inneren                               © Slowakisches Nationalmuseum –                    Hort von der Žilinská Straße, Bratislava, 1942
                                                               Historisches Museum                                (MMB) Foto: Ľudmila Mišúrová
gibt es eine Zeitachse: ein schachtar-
tiger Gang mit Jahresdaten in der

                                                                                                                                                                   © Slowakisches Nationalmuseum – Archäologisches Museum
Mitte und Seitentüren zu Fundgrup-
pen. Zeitnah zu Roms Gründung
schlüpfte die Kalenderbergkultur
„slowakischer“ Kelten aus dem Ei.
Als die Latène-Kultur blühte, fochten
Griechen mit Persern. Jahrzehnte vor
Caesars Tod (44 vor Christus) gründe-
ten Kelten ihr Oppidum in Bratislava.
   Etliche Bildtafeln halten die Land-
schaftsräume präsent, so die keltische
Kolonisation in Karpatenbecken und
Balkan. Die Vertreibung der Boier-Kel-
ten 191 vor Christus trug römisch-
etruskische Kulturprägungen nach
nördlich der Alpen, nach Jahrhunder-
ten der Nachbarschaft mit ihnen. Gut
möglich, so der Kelten- und Etrus-
ker-Spezialist David, dass gerade die                          Hallstattgefäß, Hallstattzeit (7. Jh. v. Chr.), Kalenderbergkultur
Besten fortzogen und als böhmische
                                                               Boier, die das Organisieren quasi bei              eltern-Angebote im Sinn. Im Herbst
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                                                               der Wölfin aufgesogen hatten, auf-                 steht eine Ausstellung über Grönland
                                                               stiegen. Daher der Aufschwung neuer                als Graphic Novel auf dem Plan. 2020
  Alt werden ...
                                                               „Oppida“ seit 150 vor Christus. 100 Jah-           folgen iranische Mumien („Tod im
      mit Ecken
  und Kanten                                                   re später römische Gebäude zu ordern               Salz“) und die Anfänge der bäuerli-
                                                               und Weinamphoren zu horten, be-                    chen Lebensweise in Europa. Mit
                                                               zeugt ihr Erbe. Stark war aber auch                Partnerstädten und Museen wie Mai-
                                                               die Bindung Richtung Balkan und                    land, Budapest, Prag stellt sich das
                                                               Schwarzes Meer.                                    Museum international auf, ohne je
                                                                   Für die Zukunft hat Museumslei-                den Bezug zur eigenen Region auszu-
                                                               ter David unter anderem Enkel-Groß-                blenden.              Marcus Hladek
 Aja´s Gartenhaus
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                                                               Zeitschrift eine kostenfreie Führung – nebst kostenfreiem Eintritt. Das Ereignis findet
                                                               am 5. November um 10.30 Uhr statt. Die Archäologin Sara Martin M.A. wird durch die
                                                               aktuelle Sonderausstellung zu den Kelten aus der Slowakei führen.
                                                               Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, können sich Interessierte dienstags bis freitags
                                                               von 9 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer 069 /212-393 44 und unter der
                                                               E-Mail: fuehrungen.archaeologie@stadt-frankfurt.de
                            www.haus-aja.de                    anmelden. Treffpunkt ist um 10.15 Uhr im Foyer des Museums.			                      red
  Hügelstraße 69 • 60433 Frankfurt • Tel: 0 69 / 5 30 93 - 0

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Wer schreibt, der bleibt

                   Therapeutische Wirkung
                   der eigenen Gedanken
                   Tagebuchschreiben hilft bei der Bewältigung von Lebenskrisen

                   I
                        hre Gedanken einem Tagebuch            Ursula Wellberg zu schätzen: „Ich
                        anzuvertrauen, war Ursula Well-        kann nachlesen und deshalb nach-
                        berg* nie in den Sinn gekommen.        vollziehen, was ich in bestimmten
                   Das änderte vor fünf Jahren der Tod         Situationen empfunden habe.“
                   ihres Mannes. Der Griff zu Stift und            Dass sich das Tagebuch in vieler-
                   Papier sei damals für sie die Rettung       lei Hinsicht als Gewinn entpuppt,
                   gewesen. „Ich habe mir die Trauer           belegen auch Studien der Diaris-
                   von der Seele geschrieben, ihm er-          tik-Forschung. Demnach hilft die
                   zählt, wie es mir geht und was ich          schriftliche Fixierung von Erlebnis-
                   mache – in Briefform, als wäre er nur       sen, Ängsten oder Wünschen zum
                   verreist.“ Neben dem „Gefühl, mit           einen, belastende Geschehnisse zu
                   ihm noch in Verbindung zu stehen“,          verarbeiten. Nicht von ungefähr ist
                   habe sie beim Tagebuchschreiben             die Poesie- und Schreibtherapie
                   zudem den Mut gefunden, „zu sagen,          eine anerkannte Disziplin, wird das
                                                                                                       Dem Tagebuch vertraut man vieles an.
                   was zu seinen Lebzeiten ungesagt            Tagebuchschreiben als therapeuti-
                   blieb“. „Es war eine Aufarbeitung der       sche Methode genutzt. Zum anderen
                   Beziehung, bei der viele Tränen ge-         sorgt das Festhalten von Stimmun-       Ein Reich der Freiheit schaffen
                   flossen sind“, resümiert die heute          gen und Gefühlen für Distanz und        Wie der Psychologe mit persönlichen
                   77-Jährige. Die regelmäßigen Noti-          damit für eine andere Perspektive.      und allgemeinen Erkenntnissen
                   zen, die längst nicht mehr nur ihrem        Davon profitieren nicht nur Men-        deutlich macht, ist das Führen eines
                   Mann gewidmet sind, möchte sie              schen, die in einer Krise stecken.      Tagebuchs ein „sortierender, kon-
                   nicht mehr missen. „Ich schreibe            Der Schriftsteller Olaf Georg Klein     zentrierender Prozess, der etwas mit
                   alles auf, was mich bewegt, kann            lässt in seinem Werk „Tagebuch-         mir und meinem eigenen Denken
                   dabei viel ehrlicher sein als im            schreiben“ keinen Zweifel, dass jede    und meinem Sein auch im Alltag
                   Gespräch und brauche nichts zu              und jeder Schreibende positive Ef-      macht“. Überdies schaffe man sich
                   verdrängen.“ Und noch eines lernte          fekte spüren wird.                      ein „absolutes Reich der Freiheit“, da
                                                                                                       niemand zensiere oder kontrolliere.
                   Sehr klein und doch bedeutsam: ein Kriegstagebuch                                   Wenngleich im Tagebuch jeder
Fotos (2): Oeser

                                                                                                       schreiben könne, was er will, rät Olaf
                                                                                                       Georg Klein, nicht beliebig zu notie-
                                                                                                       ren, was im Laufe des Tages passiert.
                                                                                                       Es sei sinnvoller, sich „auf das We-
                                                                                                       sentliche, auf das, was mich berührt,
                                                                                                       zu konzentrieren“. Selbst seit dem 16.
                                                                                                       Lebensjahr begeisterter Diarist, kann
                                                                                                       er nur zu jener Tätigkeit ermuntern,
                                                                                                       der er segensreiche Wirkungen be-
                                                                                                       scheinigt. Tagebuchschreiben schär-
                                                                                                       fe die Erinnerung, helfe konkreter zu
                                                                                                       denken, intensiver zu fühlen und zu
                                                                                                       leben und stärke das Selbstwertge-
                                                                                                       fühl, weil man sich selbst besser ken-
                                                                                                       nenlernt.

                                                                                                       Fördert die Widerstandskraft
                                                                                                       Der als Pionier der Tagebuchfor-
                                                                                                       schung geltende amerikanische Psy-
                                                                                                       chologieprofessor James Pennebaker

                   4|2019 Senioren Zeitschrift                                                                                                19
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