SpektrumJuni 2017 - Auf der Arbeitsebene: Wirken der Hochschule in Ludwigshafen und der Region - Hochschule Ludwigshafen
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Spektrum Juni 2017 Auf der Arbeitsebene: Zwischen Fühlen Digitalisierung: Wirken der Hochschule in und Denken: Staatssekretär Rainer Bomba Ludwigshafen und der Region Emotionsforschung im Interview
Inhalt Titelthema Die Hochschule als Teil der „Zukunftsmeile“ – Ortsvorsteherin A. Simon im Interview. 4 Klimafreundlich zur Arbeit – neue Angebote für die urbane Mobilität von morgen..... 8 Klimawandel und intelligentes Energiemanagement – von der Metropolregion in die Welt.................................................................................................... 12 Seit Anfang Februar ist die Ernst-Boehe-Straße Den Raum öffnen – Lehre im Einweisungsgebiet Mundenheim-West................................ 16 30er-Zone und erleichtert damit den Übergang Handwerk in Rheinland-Pfalz etabliert Qualitätsplattform zwischen den Hochschulgebäuden auf der für barrierefreie Wohnraumgestaltung............................................................................................. 20 einen und dem ebenfalls von der Hochschule Weichenstellung für die Zukunft: Transfer-Audit 2017................................................................ 24 genutzten Postbankgebäude auf der anderen Studium Generale an der Hochschule Ludwigshafen: Straßenseite. Prof. Dr. D. Thomaschewski im Interview.......................................................................................... 26 Neue Nachbarn – aktuelle Flüchtlingssituation und Wohnungsbau in Ludwigshafen................................................................................................. 28 Impressum Einmischen erwünscht! Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit...................................................... 30 Mit Kinderuni und Co in die Stadtgesellschaft............................................................................... 32 Spektrum, Zeitschrift der Hochschule „Ludwigshafen ist eigentlich schön!“................................................................................................. 34 Ludwigshafen am Rhein, erscheint dreimal im Jahr. (Als PDF-Version auf: www.hs-lu.de/spektrum) Aktuell Die Beiträge geben die Meinung der „Die Zitrone ist fast ausgepresst“ – DVZ-Symposium „Tender Management“.................. 36 Autoren wieder. Der Nachdruck von Kick für die Karriere: 5. Jobmesse der Hochschule Ludwigshafen.......................................... 40 Beiträgen ist nach Absprache möglich. Finanzgespräche: Gold als Anlageklasse........................................................................................... 44 Herausgeber „Das Jahr des Hahns“ – OAI-Dozent legt Thriller vor.................................................................... 45 Der Präsident der Hochschule „Mehr Chancengerechtigkeit!“ – Eröffnung des ArbeiterKind.de-Regionalbüros........... 46 Ludwigshafen am Rhein, Ernst-Boehe- 5. „Tag des Stipendiums“.......................................................................................................................... 47 Straße 4; 67059 Ludwigshafen „50 PLUS“: Abwechslungsreich durchs Sommersemester 2017.............................................. 48 Redaktion Dr. Elena Wassmann (ew), (v.i.S.d.P.); E-Mail: elena.wassmann@hs-lu.de, International Ute Sahmel (us); HPAIR 2017: „Navigating the future“................................................................................................... 50 E-Mail: ute.sahmel@hs-lu.de; Ludwigshafen, Riga, Zagreb und zurück............................................................................................ 52 Britta Käufer (bk); 18. Woche der Rechnungslegung: So geht Europa!....................................................................... 54 E-Mail: britta.kaeufer@hs-lu.de Korrektorat Forschung & Lehre Britta Käufer (bk); Emotionsforschung an der Hochschule Ludwigshafen.............................................................. 56 E-Mail: britta.kaeufer@hs-lu.de „Süßer die Kassen nie klingen – Ich kaufe, also bin ich?“........................................................... 59 Satz, Grafik und Layout Den Austausch fördern: Lehrforschungstag am Fachbereich IV............................................. 60 Alexandra Steppat, Auf nach Bonn!............................................................................................................................................. 62 E-Mail: info@xenosign.de Statistik mal ganz praxisnah.................................................................................................................. 63 Anzeigen und Vertrieb Ute Sahmel, Stabsstelle Hochschul Win-Win: Studentische Junior Consultants beraten Praxispartner...................................... 64 kommunikation, Tel.: 0621/5203-346; E-Mail: ute.sahmel@hs-lu.de Alumni Druck Mit Spaß und Leidenschaft – Alumna C. Volk im Interview...................................................... 66 repro|concept rhein-neckar; Besser netzwerken! Alumni-Abend „Digitalisierung“................................................................. 68 Postfach 10 03 35; 67403 Neustadt an der Weinstraße, Tel.: 06321/18524-0; Intern Fax: 06321/185277; Inklusion – gemeinsam sind wir stark............................................................................................... 71 E-Mail: info@repro-concept.de Inklusion am Arbeitsplatz........................................................................................................................ 72 Bildnachweis Erste Meilensteine: Qualitätssicherung und -entwicklung in der Verwaltung................ 74 Titelbild: Hochschule Ludwigshafen am Rhein Im Interview Wenn nicht anders vermerkt: „Digitalisierung ist das Mega-Thema“ – Staatsekretär R. Bomba im Gespräch............... 76 Hochschule Ludwigshafen am Rhein
Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft. Ich habe vor, den Rest meines Lebens darin zu verbringen. Mark Twain Liebe Leserinnen und Leser, wenn es um Zukunftsgestaltung geht, spielen die Hoch- Ludwigshafen wünschen würde, so ist unzweifelhaft, schulen eine wichtige Rolle. Sie sind in unserer Gesell- dass sich Hochschule und Stadt in einer „Schicksalsge- schaft ein Garant für die Bereitstellung wissenschaftlicher meinschaft“ befinden – und dies ist gut so. Wir verstehen sowie beruflicher Kompetenzen und leisten einen wich- uns als Teil dieser Stadt und versuchen, dies als klares tigen Beitrag für die nachhaltige Sicherung von Fach- Selbstverständnis immer auch zu transportieren, bei- und Führungskräften. Hunderttausende erfolgreicher spielsweise wenn wir mit vielfältigen Veranstaltungen Absolventinnen und Absolventen verlassen jedes Jahr die die Stadtgesellschaft zu uns an den Campus einladen. Hochschulen und sind nicht nur fachlich, sondern auch In dieser Ausgabe von SPEKTRUM stellen wir einmal ganz im Bereich ihrer persönlichen Kompetenzen gut auf die bewusst zahlreiche und sehr facettenreiche Projekte Zukunft vorbereitet. Vor dem Hintergrund der sich rasant dar, die wir mit ganz unterschiedlichen Akteuren und weiterentwickelnden Rahmenbedingungen müssen sich Institutionen in Ludwigshafen durchführen – also quasi Hochschulen mehr denn je auch um die eigene Zukunfts- auf der Arbeitsebene. Es lässt sich dabei aus meiner Sicht gestaltung kümmern. Die Landesregierung möchte zur feststellen, dass wir alle durch diese Zusammenarbeit Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Hochschul- gewinnen. Nämlich die Akteure und Institutionen in standorts Rheinland-Pfalz ein Hochschulzukunftspro- der Stadt wie auch die Hochschule, die sich neben ihrer gramm entwickeln, für welches eine von ihr eingesetzte internationalen Ausrichtung ganz ausdrücklich zu ihrer Expertenkommission wichtige Impulse geben soll. Die regionalen Verwurzelung bekennt, aber auch die Stadt Hochschulen werden von Anfang an eingebunden, um Ludwigshafen als offener Raum von Begegnungen und ihre Belange und Spezifika hinreichend darstellen zu Kollaboration, die mit ihrer Vielfalt und Kreativität für können. Für unsere Hochschule kommt die Befassung mit die Zukunftsfähigkeit der zweitgrößten rheinland-pfäl- der Zukunftsgestaltung zum richtigen Zeitpunkt. Denn zischen Kommune stehen. Mit dem Titelthema „Wirken unser Profil im Bereich von Lehre, Forschung, Transfer und der Hochschule Ludwigshafen in Ludwigshafen und der Verwaltung steht derzeit im Rahmen von verschiedenen Region“ machen wir auch deutlich: „Hochschulstadt Strategieprozessen in einzelnen Gremien auf der Agenda. Ludwigshafen“ ist ein Projekt, an dem wir gerne arbeiten Die positive Entwicklung der Hochschule in den letzten und an das wir glauben. Jahren gibt uns für den anstehenden „Zukunftsdialog“ eine gute Basis für die Stärken- und Schwächenanalyse Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und bedanke aller Einheiten, um gleichermaßen unsere Ansprüche an mich bei den wieder sehr zahlreichen Akteuren, die diese eine Zukunftsfähigkeit zu formulieren und unser Profil Breite an Berichten erst möglich gemacht haben. weiter zu entwickeln. Hierbei freuen wir uns über Impulse aus allen Richtungen. Herzliche Grüße „Hochschulstadt Ludwigshafen“ – eine gewünschte Ihr Kreation? Wenngleich sich die Hochschulleitung manchmal ein deutlicheres Commitment von Repräsentanten der Stadt Prof. Dr. Peter Mudra, Hochschulpräsident
4 Titelthema Die Hochschule als Teil der „Zukunftsmeile“ „Spektrum“ im Gespräch mit Anke Simon, Ortsvorsteherin von Mundenheim und Kuratoriumsmitglied Seit 1994 ist Anke Simon (SPD) im Ortsbeirat Ludwigshafen-Mundenheim aktiv. Als Vorsitzende des Ortsvereins (1998 – 2004) und seit 2004 als Ortvorsteherin prägt sie die Entwicklung des Stadtteils ent- scheidend mit. Seit 2011 vertritt Simon zudem als SPD-Landtagsabgeordnete die Interessen der Stadt Ludwigshafen im Land. Der Hochschule Ludwigshafen am Rhein ist sie seit vielen Jahren als Mitglied des Kuratoriums – eines Gremiums, das die Entwicklung der Hochschule seit 1997 kritisch-konstruktiv begleitet – verbunden. Mit „Spektrum“ sprach Anke Simon über die Bedeutung der Hochschule für das „Quartier“ und die Stadtentwicklung, ihre Erwartungen an den Campus-Neubau und ihre Rolle als Kuratoriums- mitglied.
Titelthema 5 Spektrum: Welche Bedeutung hat die Hochschule Lud- das wissen leider nur diejenigen, die direkt damit zu tun wigshafen aus Ihrer Sicht für den Standort Ludwigsha- haben. fen-Mundenheim? Dadurch, dass die Hochschule ja nicht direkt im Zentrum Es braucht wahrscheinlich auch Zeit, bis sich in der von Mundenheim ist, sondern eher am Rand des Orts- breiten Bevölkerung ein Bewusstsein für die Hochschule teils liegt, spielt der Standort der Hochschule für den entwickelt. Ortsteil Mundenheim keine besondere Rolle. Für mich Ja. Meine Hoffnung ist auch, dass mit dem Wechsel an als Ortsvorsteherin ist der Standort mit Hochschule, der Stadtspitze das Potenzial der Hochschule vielleicht Technologiemeile und Berufsschule aber klar ein Zu- noch mehr erkannt wird, auch vom Werbefaktor her. kunftsstandort. Ich sehe die Bedeutung der Hochschule Andere Hochschulstandorte gehen damit anders um eher für die Stadt als Ganzes. und beziehen die Hochschule auch ins Stadtmarketing explizit ein. In Worms zum Beispiel steht am Ortseingang Inwiefern? oder am Bahnhof der Hinweis „Hochschulstadt Worms“. Ich persönlich empfinde die Hochschule als Bereicherung Momentan wird in Ludwigshafen die Hochschule an für die Stadt: Die Hochschule hat sich deutlich geöffnet manchen Stellen noch zu sehr als reiner Landesbetrieb in den letzten Jahren und Angebote wie die Kinderuni, gesehen. Studium Generale oder die 50PLUS-Vorlesungen werden von den Ludwigshafenern gut angenommen. Ich den- Sie haben vorhin angedeutet, dass es keine ausgepräg- ke da auch an Kooperationen der Hochschule mit der te Identifikation der Mundenheimer Bevölkerung mit Wirtschaft, mit Institutionen oder mit Schulen aus der „ihrer“ Hochschule gibt. Wie könnte man die Hochschule Region – der Praxisbezug ist viel größer als bei einer Uni. im Ortsteil präsenter machen? Ich nehme es außerdem positiv wahr, dass die Hochschule Es gibt immer wieder gemeinsame Projekte, zum Beispiel auf Vielfalt setzt und sich Studieninteressierten ohne im Obdachgebiet, aber auch die werden nur randstän- Abitur oder aus Arbeiterfamilien ganz bewusst öffnet. dig wahrgenommen. Aber 2020 feiert Mundenheim 1250-jähriges Bestehen – da könnte die Hochschule sich Inwiefern profitieren Ihrer Ansicht nach die Firmen vom doch einbringen! Wir sammeln jetzt schon Ideen für das Angebot der Hochschule? Jubiläumsjahr, denn es soll über das ganze Jahr hinweg Zum Beispiel sind die Angebote des Instituts für Beschäf- Jubiläumsveranstaltungen kultureller, sportlicher oder tigung und Employability von Frau Prof. Rump für Unter- sonstiger Art geben. Ich könnte mir auch vorstellen, dass nehmen in der Region sehr interessant, und gerade im vielleicht die Marketing- oder Wirtschaftsinformatik- Bereich der Weiterbildung spielt die Hochschule meiner Studierenden der Hochschule eine Online-Plattform zum Meinung nach eine immer wichtigere Rolle. Jubiläum konzipieren – hier sind wir ganz offen. Meinen Sie, auch die Bürgerschaft nimmt diese Öffnung Und in Ludwigshafen als Ganzes? der Hochschule wahr? Die Hochschule ist ja auf einigen Veranstaltungen der Präsident Mudra ist ja beispielsweise im Marketingverein Stadt schon präsent, wie beim Neubürgerempfang. Aber aktiv und pflegt auch sonst viele Kontakte in der Stadt. es gibt noch viele Veranstaltungen, an denen sich die Ich glaube also schon, dass dort und bei einem Großteil Hochschule noch einbringen könnte, zum Beispiel beim der Unternehmen die Hochschule wahrgenommen wird. Stadtfest. Auch mit Beschilderungen könnte man die Bei den normalen Bürgerinnen und Bürgern eher weniger. Hochschule noch sichtbarer machen – bei den Ortsein- Die Hochschule, besonders der Fachbereich Sozial- und gangsschildern, den Straßenhinweisschildern oder eben Gesundheitswesen, hat sich auch bei der Flüchtlings- auch bei den Schildern an den Gebäuden der Hochschule situation in Mundenheim sehr eingebracht. Aber auch selbst. Vielleicht könnte man den Schriftzug im Zuge
6 Titelthema der Campuserweiterung so an die Hauswand bringen, gute Ansätze und fruchtbare Netzwerktreffen. Gerade dass es selbst von der A 650 aus zu sehen ist? Auch am das Zusammenspiel von Betriebswirtschaftslehre mit Hauptbahnhof könnte man für Ludwigshafen als Hoch- Sozial- und Gesundheitswesen, das nach der Fusion von schulstadt werben, da sollte die Hochschule mal mit Evangelischer Hochschule und Hochschule für Wirtschaft dem Marketingverein ins Gespräch gehen. Man müsste nun langsam Früchte trägt, erscheint mir für Themen eigentlich auch das ganze Gebiet mit Technologiemeile, wie die Zukunft der Arbeit sehr interessant für Unter- Hochschule und Berufsschule in der Stadt sichtbarer nehmen und Institutionen. Da ist es auch gut, dass im machen als „Zukunftsmeile“ – davon würden alle Akteure Kuratorium neben den großen Unternehmen auch die hier profitieren. Arbeitsagentur eingebunden ist, auch im Hinblick auf den Ausbau der Weiterbildungsprogramme. Vielleicht Ich habe auch die Hoffnung, dass die Hochschule mehr könnte man außerdem auch die Zusammenarbeit mit wahrgenommen wird, wenn mit dem Erweiterungsbau den IHKs noch weiter ausbauen, um die Angebote der ein richtiger Campus in der Ernst-Boehe-Straße entsteht Hochschule sichtbarer zu machen. und sich dann vielleicht mit der Öffnung des Posttunnels auch die Anbindung an die Innenstadt noch verbessert. Mit der Campuserweiterung geht die Umsiedelung des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen aus der Die Öffnung des Posttunnels beschäftigt alle Beteiligten Innenstadt nach Mundenheim einher. Welche Hoff- ja seit vielen Jahren. Sehen Sie eine reelle Chance, dass nungen oder Befürchtungen verbinden Sie damit für die Öffnung zeitnah erfolgen könnte? die Stadtentwicklung? Ich habe gelernt, mich hier nicht auf feste Termine zu Das ist im Augenblick schwer zu sagen, da es in der versteifen, denn für die Öffnung kämpfe ich seit 2004. Stadtentwicklung momentan sehr viel Bewegung gibt Aber ich denke, wir sind schon ein Stück weitergekommen: und noch nicht feststeht, wie die freiwerdende Fläche Die Stadt hat von der Bahn die entsprechenden Flächen in der Innenstadt genutzt werden soll. Es wäre mir aber gekauft, der Zugang auf Postseite wurde zugemauert, wichtig, studentisches Leben in der Innenstadt zu erhal- der Parkplatz für die Studierenden eingerichtet. Jetzt liegt ten. Studentisches Wohnen ist hier ein ganz wichtiges es bei der Bahn und den TWL, die Fernwärme durch den Stichwort. Tunnel leiten wollen, hier eine Lösung vorzulegen. Ich denke, es müsste technisch möglich sein, die Fernwärme Würden Sie der Hochschulleitung gerne einen Ratschlag durchzuleiten und den Tunnel trotzdem für Fußgänger für die nächste Dekade mit auf den Weg geben? und vielleicht auch Radfahrer zu öffnen. Das wäre infra- Nein, das würde ich mir nicht anmaßen! Wir sind hier strukturell gerade mit Hinblick auf den geplanten Abriss im ständigen Dialog. der Hochstraßen wichtig, ebenso wie zum Beispiel die engere Taktung von Zügen am Mundenheimer Bahnhof. Und wenn Sie einen Wunsch in Bezug auf die Hochschule Und die Forderung wird inzwischen auch parteiübergrei- freihätten? fend mitgetragen. Das wäre wirklich die Öffnung des Posttunnels. Die direkte Anbindung an die Innenstadt ist das, was fehlt. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Hochschule im Hinblick auf die zielorientierte Zusammenarbeit mit der Vielen Dank für das Gespräch! Wirtschaft und anderen Institutionen in der Region? Interview: Elena Wassmann Ich glaube, dass gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen noch nicht alle die Chance erkannt haben, die die Hochschule ihnen hier bieten kann, zum Beispiel im Bereich der Personalentwicklung. Es gibt aber schon
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8 Titelthema Klimafreundlich zur Arbeit – neue Angebote für die urbane Mobilität von morgen von Philipp Tachkov Das Kompetenzzentrum für Innovation und nachhaltiges Management (KIM) der Hochschule Ludwigshafen startet in Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigshafen, dem Rhein-Pfalz-Kreis, mehreren in Ludwigs hafen ansässigen Großunternehmen sowie der Energieagentur Rheinland-Pfalz ein EU-Förderprojekt, das nutzerorientierte Lösungen für eine klimafreundliche Mitarbeitermobilität untersucht. Ein wichtiger Bestandteil der Anstrengungen zur Verbes- Klimaschutzmanagement: Handlungsfeld Verkehr, 2013), serung des Klimaschutzes in Kommunen ist die Reduk- besteht hier großes Potenzial für eine Verringerung von tion von CO2-Emissionen, die durch Verkehr verursacht Treibhausgasemissionen durch eine gesteigerte Nutzung werden. Ein erheblicher Teil der Verkehrsemissionen in klimafreundlicher Mobilitätsformen. Hierunter fallen vor Stadtgebieten ist dabei auf den Individualverkehr mit allem (E-)Fahrradmobilität, intelligente Mitfahrkonzepte, dem PKW zurückzuführen (vgl. Klimaschutz-Teilkonzept E-Fahrzeuge und der ÖPNV sowie intermodale Lösungen, – „Klimafreundliche Mobilität“, Stadt Ludwigshafen). die verschiedene Verkehrsmittel kombinieren. Ein Beispiel Dabei sorgt gerade der Pendlerverkehr zwischen Wohn- unter Berücksichtigung des gesamten Produktlebenszy- und Arbeitsort für einen hohen Emissionsbeitrag. Trotz klus verdeutlicht dies: Während je Person und Kilometer aller bisherigen Bemühungen zur Änderung des Pend- durch die Fahrt mit dem Pkw durchschnittlich 271 g CO2 lerverhaltens ist der motorisierte Individualverkehr im anfallen, sind es beim Busfahren nur 101 g CO2 und bei Berufsverkehr weiterhin dominant. der E-Bike/Pedelec-Nutzung nur 22 g CO2 (Blondel et al., Quantifying CO2 savings of cycling, 2011). Das zeigt auch das Beispiel Ludwigshafen, wo nach zuletzt verfügbaren Daten auf dem Weg zum Arbeitsplatz zu Die Gestaltung der urbanen klimafreundlichen Mobilität mehr als 50 Prozent das eigene Auto genutzt wird (vgl. von morgen ist ein derzeit vielbeachtetes Thema – das Gesamtverkehrswegeplan 2020, Stadt Ludwigshafen zeigt sich in einer Vielzahl von aktuellen kommunalen, na- am Rhein, 2005). Der öffentliche Personennahverkehr tionalen und internationalen Programmen und Projekten. (ÖPNV), Fahrgemeinschaften sowie aktive Mobilität wie So beinhaltet auch der rheinland-pfälzische Koalitions- Fahrradfahren und zu Fuß gehen spielen eine deutlich vertrag 2016 die Förderung entsprechender Maßnahmen. geringere Rolle. Im Rhein-Neckar-Raum ist in Übereinstimmung mit dem Bundesverkehrswegeplan 2030 die Verwirklichung eines Da der durchschnittliche Besetzungsgrad von Pkws im Radschnellwegs insbesondere zum Nutzen von Pendlern Berufsverkehr statistisch bei gerade einmal 1,1 Personen geplant. EU-weit werden im Rahmen der Umsetzung liegt und die spezifischen Emissionen der Pkw-Nutzung von Sustainable Urban Mobility Plans (SUMP) in vielen diejenigen anderer Verkehrsmittel um das Vielfache Städten wichtige Weichen zur Entwicklung nachhaltiger übersteigen (vgl. Deutsche Energie-Agentur, Energie- und Mobilitätsangebote gestellt.
Titelthema 9 Art und Ausgestaltung Begleitende Services Infrastruktur des Mobilitätsangebots Generelle Einstellungen/ Materielle und immaterielle Nutzungsanreize Verkehrsmittelwahl mit Verkehrsmitteln assoziierte Nutzen Reisedauer und Gewohnheit, Kenntnis Individuelle monetäre Kosten von Alternativen Rahmenbedingungen Determinanten der Verkehrsmittelwahl Attraktive, nutzerorientierte Paketlösungen möglichkeiten und Kombinationen von Maßnahmen gibt, Diese neuen Ansätze stellen Verhaltensgrundlagen der für deren späteres Nutzungspotenzial zunächst kaum Nutzer stärker in den Vordergrund, statt wie bislang Er- belastbare Möglichkeiten der Abschätzung vorliegen. kenntnisse aus der Analyse aggregierter Verkehrsströme. Als ausschlaggebend für den Erfolg neuer Lösungen wird Die Leitfragen des Projekts lauten daher: Wie kann die folglich die Kenntnis der Nutzerbedürfnisse angesehen, Nutzung klimafreundlicher Mobilitätsoptionen an mitar- und zwar existierender wie potenzieller (vgl. EU-Projekt beiterstarken Standorten in Ludwigshafen durch geeigne- Urban Mobility Solutions, Knowledge Sharing Kit Cluster te Angebote und begleitende Maßnahmen effektiv geför- 2: Transport Infrastructures, 2016). dert werden? Welche Kombinationen von Maßnahmen entsprechen am ehesten den Nutzerbedürfnissen? Dabei Diese Sicht ist Ausgangspunkt für ein Projekt des Kom- sind auch mögliche, und eventuell leicht zu übersehende, petenzzentrums für Innovation und nachhaltiges Ma- Hemmnisse und Hürden zu beachten. Das Projekt soll nagement (KIM) der Hochschule Ludwigshafen in Zusam- also ermitteln, wie klimafreundliche Mobilitätsoptionen menarbeit mit der Stadt Ludwigshafen am Rhein, dem ausgestaltet, mit Services unterstützt und mit Anreizen Rhein-Pfalz-Kreis, mehreren in Ludwigshafen ansässigen motiviert werden müssen, damit sie eine aus Sicht der Großunternehmen sowie der Energieagentur Rheinland- Mitarbeiter hohe Attraktivität erreichen und in der Folge Pfalz. Das auf eine Dauer von zwei Jahren angelegte intensiv genutzt werden. Projekt wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert und soll in der zweiten Diesem Ziel liegt die Hypothese zugrunde, dass die Ver- Jahreshälfte 2017 starten. kehrsmittelwahl zwar in der Regel von Gewohnheiten geprägt ist, aber prinzipiell einem impliziten Nutzenkalkül Ziel des Vorhabens ist es, am Beispiel des Pilotstandorts folgt. Indem die Attraktivität gewünschter klimafreund- Ludwigshafen und seines Umlands die Ausgestaltung licher Verkehrsmittel durch verschiedene abgestimmte klimafreundlicher Mobilitätsoptionen in Kooperation mit Maßnahmen gesteigert wird, kann man ein dauerhaftes bedeutenden Arbeitgebern in der Stadt zu untersuchen. Umsteigen eines relevanten Anteils von bisherigen Au- Dabei spielt die Ausgangsüberlegung eine wesentliche tonutzern erreichen. Zentral für die Umsetzung solcher Rolle, dass es generell eine Vielzahl von Ausgestaltungs- Maßnahmenpakete ist jedoch eine präzise Kenntnis des
10 Titelthema Nutzens, der aus unterschiedlichen Maßnahmen und Maßnahmenkombinationen entsteht. Die hierzu notwendigen Daten werden über computer- basierte Discrete Choice Experimente erhoben, einer etablierten Methode der Präferenzmodellierung, die erst vereinzelt seit wenigen Jahren und hauptsächlich in den Niederlanden und Skandinavien auf die Modellie- rung zukünftigen Mobilitätsverhaltens übertragen wird. Mit der Methode lassen sich Entscheidungen zwischen Mobilitätsalternativen in Abhängigkeit von Rahmenbe- dingungen und konkreter Ausgestaltung (z.B. individuelle PKw-Nutzung vs. Fahrgemeinschaft vs. E-Bike-Pendeln) und durch Gestaltungsoptionen (wie z.B. Infrastruktur- verbesserungen oder Unterstützung durch Services am Arbeitsort) ausgelöste Nachfragezugewinne anhand von Simulationen differenziert und realitätsnah untersuchen. Neubau Stadtstraße City West in Ludwigshafen (Bild: Stadt Ludwigshafen) (E-) Fahrradmobilität Mitfahrkonzepte Verknüpfung mit ÖPNV Anreizprogramme Offenes vs. Heimfahr („cycle hubs“) durch Arbeitgeber geschlossenes Angebot garantie (z.B. Firmenplattform) Sichere Abstellanlagen, Diensträder/-pedelecs/ Anreizprogramme Aufladestationen für E-Bikes, Informationen für ? bikesharing-Angebot durch Arbeitgeber Umkleiden und Duschen Anbieter/Nachfrager; Bewertungsmöglichkeit Benutzerkreis Aufwertung von Radwegen, einschränkung Radschnellwege Qualität und Sicherheit, Mobiler Service, Durchgängigkeit Flexibilität (realtime) Belohnungs mechanismen Reparaturservice, Regenkleidung- Einfache Handhabung, Verleih, Heimfahrgarantie Radgruppen Datenschutz bei zu schlechtem Wetter etc. … Prioritäres Parken Schnupperangebote, etc. … Testtage, Wettbewerbe Beispiele für Ausgestaltungsmöglichkeiten
Titelthema 11 Dabei kann man auch neuartige Maßnahmen oder Maß- Stadtstraße City West in den Jahren nach 2019 große nahmenkombinationen auf ihre Wirkung hin betrachten. Herausforderungen für die Arbeitnehmermobilität in Stadt und Umland entstehen. Hierdurch ergibt sich ein Die Datenerhebungen mit der Kernzielgruppe der bisheri- optimaler Ansatzpunkt für die Einführung und Förde- gen PKw-Nutzer führt das Institut in Zusammenarbeit mit rung von klimafreundlichen Mobilitätsvarianten, die in den am Projekt beteiligten großen Arbeitgebern durch. der Zukunft bei der Bewältigung des Arbeitswegs eine Im Sinne einer nachhaltigen Fortführung der Ergebnisse deutlich größere Rolle spielen sollen als bisher. werden die auf Basis der gewonnenen Daten erarbeiteten Konzepte im Anschluss an das Projekt bei zukünftigen Planungen von Stadt und Landkreis berücksichtigt und in die Abwägung von tangierten Planungsvarianten mit Philipp Tachkov einbezogen. Kompetenzzentrum für Innovation und nachhaltiges Idealer Projektstandort Ludwigshafen Management (KIM) Ludwigshafen und der umliegende Rhein-Pfalz-Kreis Tel. 0621/5203-259 bieten einen idealen Standort für das Projekt, da durch philipp.tachkov@hs-lu.de den Rückbau der Hochstraße Nord und den Neubau der STADTFEST E 25 JAHR LUDWIGSHAFENER 23. bis 25. Juni 2017 22.Juni Voreröffnung Klassik-Open-Air, Berliner Platz CLUESO JORIS AURA Eintritt frei
Die Folgen des Klimawandels sind weltweit spürbar. Die Hochschule Ludwigshafen arbeitet gemeinsam mit regionalen Partnern an Lösungen für die Bereiche Klimaschutz, Energiemanagement und Nachhaltigkeit. (Bild: Colourbox) Klimawandel und intelligentes Energiemanagement – von der Metropolregion in die Welt von Johannes Kals, Johanna Kunzendorff und Frank Thomé Der Klimawandel mit seinen zu er- management und Nachhaltigkeit, entstehen in der Praxis und finden wartenden tiefgreifenden Folgen für erarbeiten „Best Practice“-Lösungen nur mit Verzögerung Eingang in die Mensch und Umwelt gehört zu den vor Ort in Ludwigshafen und in der Fachliteratur. Nachfolgend werden größten Herausforderungen unserer Metropolregion Rhein-Neckar, um sie zwei dieser Projekte und Initiativen Zeit. Eine Bekämpfung des Klimawan- dann für die Allgemeinheit zugäng- an der Hochschule näher vorgestellt: dels erfordert verstärkt Klimaschutz- lich und nutzbar zu machen. maßnahmen, um den weltweiten Weiterbildung für Entscheider: Temperaturanstieg zu bremsen. Dabei hilft es einerseits, dass RessourceAdapt – Ressourcenori- Deutschland als Mutterland der entiertes Energiemanagement und Auch die Hochschule Ludwigshafen Energiewende gilt, und andererseits, Klimawandel, Dezentralisierung der am Rhein leistet einen Beitrag, um dass in der Metropolregion viele Un- Energieversorgung, schwankende der Herausforderung Klimawan- ternehmen mit weltweit herausra- (und manchmal sogar negative!) del entgegenzutreten. Verschiede- gendem Know-how ansässig sind. Strompreise an der Börse, Digitali- ne Projekte und Initiativen an der Hochschulkontakte zu diesen Un- sierung oder Industrie 4.0 sind Me- Hochschule, unter anderem in den ternehmen sind hilfreich oder sogar gatrends, die Unternehmen heraus- Bereichen Klimaschutz, Energie- unabdingbar, denn viele Lösungen fordern.
Titelthema 13 Klimawandel und Ressourcenverfügbarkeit Regenerative Energie- Industrielle Revolution technik und -effizienz Legitimitätsdruck Hintergründe und Wirtschaftspolitik und Nachhaltigkeitsdebatte (Mega-)trends rechtlicher Rahmen Digitalisierung, Neue Energiemärkte IT als Enabler Abb. 1: Megatrends Professor Dr. Johannes Kals, Professur eines vom Bundesumweltministeri- in allen Bereichen und Funktionen für Betriebswirtschaftslehre, insbe- um im Rahmen der deutschen Anpas- eines Unternehmens oder einer In- sondere Nachhaltigkeit und Ener- sungsstrategie an den Klimawandel stitution systematisch betrachtet. giemanagent am Fachbereich Ma- (DAS) finanzierten Projekts ist. Zentrale Frage ist, was BWLer im nagement, Controlling, HealthCare, Bereich Energie wissen sollten und hat in Lehre und Veröffentlichungen Im Rahmen der energieorientierten welche (Weiter-)Bildungsbedarfe ein System der „energieorientierten Betriebswirtschaftslehre (BWL) wer- sich daraus ergeben. Die Projekt- BWL“ erarbeitet (vgl. Abb. 2), das Kern den die energierelevanten Prozesse partner Hochschule Ludwigshafen und UDATA GmbH aus Neustadt an der Weinstraße entwickeln diese Weiterbildungsmaterialien in Koope- Bilanzen: Rechnungswesen/Controlling: ration mit Unternehmen. Sie wer- - Nachhaltigkeit - Kostenartenrechnung den fortlaufend auf die Homepage Informationen - Umwelt - Kostenstellenrechnung - Energie - Kalkulation www.ressourceadapt.org hochge - Treibhausgase/Kohlendioxid - Lebenszyklusanalyse laden und sind dann kosten- und an- Betriebliche Funktionen (Life-Cycle Assessment-LCA) meldefrei auf Deutsch und Englisch - Facility Management verfügbar. - Logistik - Beschaffung - Produktionsplanung und Produktion Die wesentlichen Aussagen aus dem - IT etc. Modell lassen sich folgendermaßen beschreiben: Die Informationsversor- Strategien Kurz-, mittel- und langfristige Wirtschaftlichkeit Organisatorische Umsetzung Unternehmensstrategie gung bildet den Kern des Modells in CSR, Unternehmensethik, Unternehmenskultur Abb. 2. Die eher technischen Infor- - ISO 9000er Serie Qualitätsmanagement mationen für die Bilanzen von „Nach- - ISO 14000er Serie Umweltmanagement und EMAS - ISO 5000er Serie Energiemanagement - ISO 14060er Serie Treibhausgasmanagement - ISO 26000 Corporate Social Responsibility (CSR) Abb. 2: System der energieorientierten BWL
14 Titelthema haltigkeit-Umwelt-Energie-Treibhaus- ankert in Curricula der Hochschule Kanal Ludwigshafen und die UDATA gasen“ fließen in das Controlling, die selbst, der Graduate School Rhein- in Neustadt mit ihrer Erfahrung in der Kosten- und Erlösrechnung oder eine Neckar (GSRN) und des Weincam- Programmierung von Learning-Apps Lebenszyklusbetrachtung ein. Span- pus Neustadt. Schließlich wendet eingebunden. Weitere angestrebte nend dabei ist das zunehmend enger sich das Projekt im Stil der Wissen- Formate sind Story Telling und die werdende Zusammenspiel zwischen schaft für Bürger („Citizen Science“) Idee eines E-Learning-Doku-Dramas. der technischen und der kaufmän- auch an Energiegenossenschaften, Und schließlich ist auch ein längerer nischen Seite. Diese Informationen Umweltschutzgruppen und weite- Spielfilm oder eine Sequenz von zu- begründen Entscheidungen in den re Interessierte. An der Hochschule sammenhängenden Kurzfilmen in betrieblichen Funktionen, wobei der bereicherte das Projekt die „50 Plus“- Doku-Soap-Manier geplant. Wichtig Produktionsplanung und Produktion, Vorlesungsreihe. sind dabei eine durchgehende Ge- Logistik, dem Facility Management schichte, Konstanz bei den Darstel- und der Beschaffung – abhängig von Erweiterungen des Themenbereichs lern und hoher Unterhaltungswert. der Branche – besondere Bedeutung bestehen darin, Ideen für eine nach- Die erheblichen notwendigen Mittel zukommt. Der Rahmen zu den Stra- haltige, gerechte Globalisierung zu- für eine Umsetzung dieser Ideen sind tegien macht deutlich, dass Energie- sammenzutragen und zu verschiede- über die Forschungs- und Transfer- management in den betrieblichen nen Zukunftsszenarien zu verdichten. stelle beantragt. Funktionen nach Wirtschaftlichkeit Studierende stellen zudem oft die zu bewerten ist. Unternehmensfüh- Frage nach dem „Was kann ich tun?“. Smart Energy Management rung verbindet im Stil des Gegen- Hier gibt es mehrere Optionen: Ener- Im Rahmen des Forschungs- und stromprinzips diese Ebenen mit dem gie und Nachhaltigkeit in der eigenen Transferprojektes „Smart Energy Ziel, das Unternehmen langfristig als Berufstätigkeit verankern, verant- Management“ beschäftigt sich das legitime, wohlstandsbringende Ein- wortlich konsumieren (Consumerism) Institut für Wirtschaftsinformatik heit des Wirtschaftssystems zu fes- und Bewusstseinsbildung im privaten an der Hochschule Ludwigshafen tigen. Der äußere Rahmen zeigt die Umfeld bis hin zu politischer Betä- unter Federführung von Professor organisatorische Implementierung, tigung. Dr. Frank Thomé, Professur für Wirt- wobei die ISO-Reihen eine erprobte schaftsinformatik am Fachbereich Struktur bieten. Und wie gehen diese Inhalte in die Dienstleistungen und Consulting, Welt? Das aktuellste Buch des Pro- mit der Konzeption von intelligen- Um die Bedürfnisse der Unterneh- jektleiters ist in New York erschienen, ten Energiemanagementlösungen men zu treffen, finden zahlreiche die Beijing Normal University will in insbesondere für kleine und mit- Gespräche, Netzwerktreffen und Kooperation mit dem chinesischen Er- telständische Unternehmen (KMU) Workshops in der Region statt. Bei- ziehungsministerium einen Massive und öffentliche Liegenschaften, um spiele sind unter anderem das Clus- Open Online Course (MOOC) anbie- einen ressourcenschonenden und ter Energie und Umwelt der Metro- ten. Vorträge und Veröffentlichungen kostengünstigen Betrieb von ener- polregion Rhein-Neckar, der Verein in Polen und Marokko decken weitere gietechnischen Erzeugungs- und Ver- StoREgio Energiespeichersysteme Länder ab. brauchseinheiten zu ermöglichen. e.V., BASF, Kübler Hallenheizungen, Der Zusatz „intelligent“ beziehungs- SAP, SCA, Technische Werke Ludwigs- Doch auch neue Formen der Ver- weise „smart“ bezieht sich auf den hafen (TWL). Hilfreich sind zusehends mittlung von Forschungsergebnis- Einsatz neuer Verfahren und Techno- Kontakte zu Ehemaligen, auch ein sen prägen zusehends das Projekt: logien aus dem Bereich „Internet of Vortrag bei einer Alumni-Veranstal- Videos, E-Learning und Apps sollen Things (IoT)“ und „Big Data / Business tung machte das Projekt bekannt. die Digital Natives (die Eingebore- Intelligence (BI)“, die eine effizientere nen der Smartphone-Generation) Erfassung sowie eine präzisere und Neben Unternehmen sind Universitä- erreichen – und auch Manager mit schnellere Analyse von energetisch ten und Hochschulen, insbesondere chronischer Zeitknappheit. Bei dieser relevanten Daten ermöglichen. Als Graduate Schools, Teil der Zielgruppe. Form der „Gamification“ sind das E- konkrete Beispiele seien der Einsatz In der Region sind die Inhalte ver- Learning der Hochschule, der Offene spezieller IoT-Kommunikationsproto-
Titelthema 15 kolle und Streaminglösungen für den Einsatz kommen hierbei die Kom- verbundene automatische Alarmie- Datentransfer, die Nutzung verteilter, munikationsprotokolle M-Bus und rung des Facility Managements der nicht-relationaler Datenbanksysteme Modbus sowie Open Source Software Hochschule, falls zuvor festgelegte (NoSQL) für die Datenpersistierung wie das vom Fraunhofer-Institut für Grenzwerte über- oder unterschrit- sowie das Heranziehen echtzeitfä- Solare Energiesysteme (ISE) entwi- ten werden. higer Analyseverfahren aus dem Be- ckelte Java Framework openMUC. reich „Predictive Analytics“ genannt. Ziel ist die Realisierung einer eigenen Vernetzung, Teamwork und gegen- Der Transfer im Sinne einer Anwen- Energiemanagementlösung für die seitige Unterstützung sind wichtig dung der Forschungsergebnisse er- Hochschulverwaltung, die neben und eine große Hilfe. An dieser Stelle folgt derzeit in einem hochschulin- herkömmlichen Analysemethoden herzlichen Dank an alle Unterstützer, ternen Projekt mit Unterstützung wie beispielsweise der in der nachste- insbesondere an die große Zahl Stu- der Hochschulleitung und des Facility henden Abbildung gezeigten „Heat- dierender, die ihre Abschlussarbeiten Management-Teams der Hochschule. map“ von Energieverbräuchen auch diesem Thema gewidmet haben! So werden die aktuellen Stände der an ein Echtzeit-Monitoring der ener- der Hochschule befindlichen Strom-, getisch relevanten Daten erlaubt. Wasser- und Ölverbrauchszähler Mögliche Anwendungsfälle für ein mit Hilfe sogenannter Datenlogger solches Monitoring sind die perma- ausgelesen und zu Analysezwecken nente Überwachung der Wasser-, aufbereitet und persistiert. Zum Öl- und Stromzähler und die damit Abb. 3: Darstellung von Energieverbräuchen an der Hochschule mit Hilfe einer Heatmap Johanna Kunzendorff Referentin Klima – Energie – BWL im Fachbereich Manage- ment, Controlling, HealthCare Tel. 06321/9989-470 johanna.kunzendorff@hs-lu.de Prof. Dr. Johannes Kals Professur für BWL, insbesondere Nachhaltigkeit und Energiemanagement Tel. 0621/5203-152 johannes.kals@hs-lu.de Prof. Dr. Frank Thomé Professur für Wirtschaftsinformatik Tel. 0621/5203-213 frank.thome@hs-lu.de
16 Titelthema Den Raum öffnen – Lehre im Einweisungsgebiet Mundenheim-West von Thomas Wagner In vielen deutschen Städten sind in (Schimmel etc.), was auch für viele für sie vor allem durch ihre sozialen den vergangenen Jahren Geflüchtete der Wohnungen selbst gilt. Geheizt Netzwerke auszeichnet. in städtischen Quartieren unterge- wird im Winter mit Öl- oder Elektro- bracht worden, die in besonderer öfen. Die „Gebiete“ sind von den um- Bereits im Jahr 2013 hat die Stadt Lud- Weise durch Situationen sozialer gebenden Nachbarschaften räumlich wigshafen in einem der Einweisungs- Ausschließung gekennzeichnet sind. beziehungsweise architektonisch ab- gebiete damit begonnen, Geflüchtete Die damit verbundene Gefahr einer geschnitten. Ebenso ist der Zugang unterzubringen. Dies hat dazu ge- Forcierung bestehender Konflikte um zur städtischen Infrastruktur stark führt, dass rechtsradikale Akteure, die Verteilung gesellschaftlicher Res- eingeschränkt. Für viele Menschen der sogenannte III. Weg, versucht sourcen wird politisch oft in Kauf ge- bleibt auch der Zugang zu medizini- haben, sich dies zu Nutze zu machen nommen. Auch in Ludwigshafen am scher Versorgung prekär. Sieht das – via Demonstrationen – und den Rhein lässt sich diese Praxis beobach- Polizeirecht eine solche Form der Un- Konflikt bewusst zu eskalieren; bis- ten. So etwa in Mundenheim-West, terbringung nur als vorübergehende lang jedoch ohne allzu große sicht- genauer gesagt in den dort ange- und zeitlich begrenzte Maßnahme, bare Resonanz. Im Jahr 2016 wurde siedelten „Einweisungsgebieten“, in zur Abwehr einer konkreten Gefahr in einem weiteren Einweisungsgebiet denen seitens der Kommunalbehör- für die öffentliche Ordnung, vor, so eine Reihe von Gebäuden abgerissen. den bislang Menschen untergebracht ist dennoch bekannt, dass viele der Die darin lebenden Menschen wur- wurden, die als „wohnungslos“ gel- in den Ludwigshafener Einweisungs- den in einen benachbarten Wohn- ten. Diese Menschen leben dort unter gebieten lebenden Menschen dort block „eingewiesen“. An der Abriss- „Polizeirecht“, was mit erheblichen schon seit Jahren, teilweise Jahrzehn- stelle wurden vier neue Häuser in Eingriffen in ihre Persönlichkeitsrech- ten leben. Manche sind dort auch Schlichtbauweise errichtet, in denen te verbunden ist. Die üblichen Rechte, geboren. Die Adressen der „Gebiete“ die Stadt seit Herbst 2016 Geflüchte- die sich aus einem normalen Miet- sind stadtbekannt und mit einem te untergebracht hat. Entgegen einer vertrag ableiten lassen, gelten hier starken Stigma behaftet. Wer sich ursprünglichen Absichtsbekundung nicht. Die Gebäude und Wohnungen mit einer entsprechenden Postan- wurde keine der neuen Wohnungen entsprechen rudimentären Mindest- schrift um eine Wohnung, einen Job den Menschen aus dem Quartier zur standards einer menschenwürdigen oder Ausbildungsplatz bewirbt, hat Verfügung gestellt. Existenz oft nicht. Die Wohnungen damit meist keine Chance auf Erfolg. besitzen in der Regel keine sanitären Während diese Orte für manche ih- Lehrende sowie Studierende des Anlagen. rer Bewohnerinnen und Bewohner Fachbereichs Sozial- und Gesund- unerträglich bleiben, haben andere heitswesen setzen sich bereits seit Gemeinschaftsduschen können nur dort über die Jahre hinweg auch eine mehreren Jahren mit der Situation zu bestimmten Zeiten benutzt wer- „Heimat“ gefunden, die sie versu- in den Ludwigshafener Einweisungs- den und befinden sich in einem ge- chen, mit den ihnen verbleibenden gebieten kritisch auseinander. So sundheitlich bedenklichen Zustand Mitteln zu gestalten, und die sich widmeten sich eine Reihe von Lehr-
Titelthema 17 Der Weg nach Mundenheim-West dargestellt in „subjektiven Landkarten“. Studierende des Masterstudiengangs Soziale Arbeit setzen sich im Seminar Ästhetische Forschungsmetho- den mit der räumlichen und sozialen Isolation des Wohngebiets auseinander. (Bilder: Andrea Lutz-Kluge) forschungsprojekten, Abschlussar- direkt in das Quartier verlegt wird. verbundenen Konflikten. Gleichzeitig beiten sowie ästhetische Projekte der Dies zielt über die rein didaktische soll es auch nicht darum gehen, vor- Thematik. Die Entwicklungen des ver- Komponente hinaus auch auf Mög- gefertigte und „gut gemeinte“ Projek- gangenen Jahres haben nun zu einer lichkeiten der Mobilisierung lokaler te in das Quartier zu „importieren“, Intensivierung der Auseinanderset- Öffentlichkeit für die Situation in den so zum Beispiel über studentische zung geführt. Auf Initiative der örtlich Einweisungsgebieten Ludwigshafens Initiativen. Vielmehr soll mittels einer ansässigen Gemeinwesenarbeit der und damit verbundenen sozialpoli- behutsamen und zugleich gegenüber Ökumenischen Fördergemeinschaft tischen Konsequenzen. Es geht also den Bewohnerinnen und Bewohnern Ludwigshafen, insbesondere eines darum, den Raum zu öffnen und zu des Gebietes respektvoll bleibenden dort beschäftigten Studierenden des schauen, welche Verschiebungen es Sondierung über Möglichkeiten zu Masterstudiengangs Soziale Arbeit, für die Gesamtkonstellation vor Ort einer partizipativen Gestaltung lo- trifft sich seit dem Sommer 2016 hat, wenn neue Gruppen in diesem kaler sozialer Infrastruktur nachge- eine Gruppe interessierter Kollegin- Raum agieren. dacht werden, die möglichst an den nen und Kollegen des Fachbereichs, Interessen der Leute selbst ansetzt. um die Situation vor Ort und ihre Innerhalb der Fachgruppe diskutierte Ob, was und wie etwas auf diesem Entwicklung zu diskutieren. Dabei man über Grundsätze, die für eine Wege entstehen kann, muss insofern geht es auch um das Ausloten von solche „Intervention“ durch Lehre offen bleiben. Spielräumen für ein Engagement von richtungsweisend sein sollen. So zielt Mitgliedern der Hochschule Ludwigs- das Engagement nicht auf die beson- Vor diesem Hintergrund kommt es hafen – Lehrende wie Studierende – dere Situation einzelner Gruppen vor bereits seit dem Wintersemester im lokalen Gemeinwesen, vermittelt Ort – weder ausschließlich auf die 2016/2017 zu Versuchen, die Situation über Forschung, Studium und Lehre. der Geflüchteten noch der übrigen in den Einweisungsgebieten Ludwigs- In Auseinandersetzung mit ähnlichen Bürgerschaft des Quartiers. Vielmehr hafens systematischer in Seminare Projekten in anderen Städten, so ins- gilt die Aufmerksamkeit der Situation der Studiengänge der Sozialen Ar- besondere einem Projekt der Alice der Einweisungsgebiete vor Ort und beit einzubeziehen. So wurden zum Salomon Hochschule Berlin im dorti- der Interessen aller Menschen, die Beispiel mehrere Sitzungen eines gen Stadtteil Hellersdorf (Hull House dort leben (müssen) und den damit Seminars des Masterstudiengangs Hellersdorf), steht besonders im Fo- verbundenen vielfältigen Formen Soziale Arbeit mit dem Titel: „Kämpfe kus, welche Effekte es auf die Situa- der Entrechtung beziehungsweise um Bürgerschaft in Räumen sozialer tion vor Ort haben kann, wenn Lehre sozialer Ausschließung und damit Ausschließung – Praxen der Flucht
18 Titelthema Eine Studierende des Masterstudiengangs Soziale Arbeit zeigt eine „subjektive Land- karte“ von Mundenheim-West. (Bild: Andrea Lutz-Kluge) und Soziale Arbeit im Gemeinwesen“ Überprüfung anhand der Situation in „Gemeinwesenarbeit als Arbeit am (betreut durch Dr. Thomas Wagner), den Einweisungsgebieten. Wie erste Konflikt: Heterogene Nachbarschaf- in die Räumlichkeiten der Gemein- Zwischenergebnisse zeigen, macht ten und Soziale Arbeit in einem Lud- wesenarbeit im Einweisungsgebiet es einen sehr großen Unterschied, wigshafener Stadtteil“ sollen studen- verlegt. Auf Basis vorangehender Im- an welchem Ort man über soziale tische Forschungsprojekte Facetten pulsreferate zu verschiedenen theo- Ausschließung nachdenkt. Zudem des Alltags der Leute in den Einwei- retischen Ansätzen erfolgten mehre- findet im Juni/Juli diesen Jahres ein sungsgebieten in den Blick nehmen. re gemeinsame Diskussionsrunden Seminarprojekt der Ästhetischen Schwierigkeiten im Alltag der Men- mit den Gemeinwesenarbeitern zur Praxis unter Leitung von Professorin schen werden dabei als Konflikte ver- kritischen Analyse der gegebenen Dr. Andrea Lutz-Kluge zum Thema standen, die auf gesellschaftliche, Situation sowie mögliche Ansatz- „Soziale Arbeit meets Städtebau“ im strukturelle Widersprüche verweisen. punkte und „Fallstricke“ für das Tätig- Einweisungsgebiet statt, in Koope Zugleich geht es auch um Konflikt keitsein Sozialer Arbeit vor Ort, was ration mit einem Seminar des Ba- potenziale, die die Praxis Sozialer auch ein mögliches Engagement von chelorstudiengangs Architektur der Arbeit kennzeichnen. Angehörigen der Hochschule impli- Staatlichen Akademie der Künste, zierte. Im aktuellen Sommersemester Stuttgart (betreut durch Prof. Fabi- Die hier umrissenen Aktivitäten wer- wird diese Praxis fortgeführt und enne Hoelzel). Fachliche Perspektiven den auch im kommenden Winter- intensiviert – sowohl in Seminaren Sozialer Arbeit/Gemeinwesenarbeit und Sommersemester fortgeführt. des Bachelor- wie des Masterstudi- sollen dabei in einen Dialog mit den Entsprechende Seminare und Projek- engangs Soziale Arbeit. Dabei gibt es Arbeitsprozessen zukünftigen Städte te befinden sich bereits in Planung. auch erste Versuche, Seminare mehr baus treten. oder minder vollständig im Einwei- sungsgebiet stattfinden zu lassen, Darüber hinaus widmet sich seit Dr. Thomas Wagner wie zum Beispiel das von Dr. Thomas dem Sommersemester ein mehrse- Beauftragt mit der Wagner betreute Bachelorseminar mestriges Lehrforschungsprojekt des Vertretung des Lehrgebietes „Gesellschaftliche Ausschließung, Masterstudiengans Soziale Arbeit, „Soziale Arbeit“ Partizipation und Soziale Arbeit“. Da- betreut durch Professorin Dr. Ellen Tel. 0621/5203-540 bei geht es um die Vermittlung theo- Bareis und Dr. Kerstin Herzog, ge- thomas.wagner@hs-lu.de retischer Ansätze und deren kritische zielt der Thematik. Unter dem Titel
Handwerk in Rheinland-Pfalz (Bild: Colourbox) etabliert Qualitätsplattform für barrierefreie Wohnraumgestaltung von Franziska Knoll und Eveline Häusler GÜTEGEMEINSCHAFT LEBENSGERECHTE HANDWERKSLEISTUNGEN e. V. Studierende der Gesundheitsökonomie an der Hochschule Ludwigshafen und der Fachhochschule Oberösterreich entwickeln ein Kommunikationskonzept für die Gütegemeinschaft Lebensgerechte Handwerksleitungen e.V. Projekthintergrund Menschen danach unterscheiden, ob sie auf das indivi- Der demographische Wandel führt zu einem wachsenden duelle Wohnumfeld (d.h. der eigenen Wohnung) zielen Anteil älterer Menschen in Deutschland. Zugleich will, oder einer Verbesserung des erweiterten Wohnumfelds wie verschiedene Studien zeigen, die überwiegende (z.B. des Stadtteils) dienen. Mehrheit dieser Personengruppe möglichst in einer „nor- malen“ Wohnung bleiben und nicht in besondere Wohn- Bundesweit wird damit gerechnet, dass in den kommen- formen, wie Senioreneinrichtungen, umziehen. Dafür den Jahren ein Bedarf von rund 2,5 Millionen barrierefreien sind sie auch bereit, Maßnahmen zur Verbesserung ihres beziehungsweise -reduzierten Wohnungen besteht, der individuellen Wohnumfelds zu ergreifen (vgl. Kuratorium zum weit überwiegenden Teil durch bauliche Anpassungs- Deutsche Altershilfe und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- maßnahmen im Bestand zu decken sein wird. Dabei geht und Raumforschung (2011): Wohnen im Alter. In: Bun- man von einem Investitionsvolumen im zweitstelligen desministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Milliardenbereich aus (ebd. S. 64f.). In diesen Werten sind (Hrsg.): Forschungen. Heft 147. Berlin. S. 54). Wie Abbildung die Investitionen in Ambient Assisted Living-Systeme und 1 zeigt, lassen sich die Maßnahmen zur Anpassung der Maßnahmen zur Verbesserung des erweiterten Wohn- Wohninfrastruktur an die besondere Bedarfslage älterer umfelds noch nicht enthalten.
Titelthema 21 Handwerksbetriebe, die sich auf dem wachsenden Markt Die Gütegemeinschaft Lebensgerechte Handwerksleis- für barrierefreie Wohnraumgestaltung mit einer Quali- tungen e.V. stellt sich vor tätsstrategie erfolgreich positionieren wollen, müssen Die Gütegemeinschaft Lebensgerechte Handwerksleis- mehr bieten als hochwertige Einzelgewerke. Gefragt tungen e.V. (GLH e.V.) wurde durch Rainer Lunk, Haupt- sind umfassende Problemlösungen für ältere Menschen geschäftsführer des Dienstleistungszentrums Handwerk, sowie Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen initiiert, um den steigenden Anforderungen an Hand- und deren Angehörige. werksunternehmen Rechnung zu tragen. Die Gütegemein- schaft will Maßstäbe setzen bei qualifizierten Umbau- Diese umfassen: Bedarfserhebung und Beratung zu den maßnahmen für mobilitätseingeschränkte, vornehmlich erforderlichen baulichen Maßnahmen, Hinweise auf För- ältere Personen. Zudem generiert die Gütegemeinschaft dermöglichkeiten und Kooperation mit den Pflegekassen einen Mehrwert für Handwerksunternehmen, die durch bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung eine Mitgliedschaft in der GLH e.V. ihre praxisnahe Fach- des individuellen Wohnumfelds nach § 40 Abs. 4 SGB XI, integrative Planung und Koordinierung der beteiligten Gewerke sowie der qualitativ hochwertigen Erbringung Verbesserung des Verbesserung des der einzelnen Handwerksleistung. Als Plattform für die individuellen erweiterten Zusammenarbeit qualitativ herausragender, innovativer Wohnumfelds Wohnumfelds Handwerksbetriebe wurde die Gütegemeinschaft Lebens- gerechte Handwerksleistungen e.V. (GLH e.V.) aus dem Dienstleistungszentrum Handwerk heraus initiiert und Barrierefreier Schaffung eines 2016 in Ludwigshafen gegründet. Das Dienstleistungs- Umbau von Bestands- barrierefreien zentrum Handwerk betreut in Innungen und anderen wohnungen Wohnumfeldes Organisationen rund 4.000 Betriebe aus den Bereichen Handwerk, Handel und Dienstleistungen. Begleitet wird Einbau von Bereitstellung die Entwicklung der GLH e.V. durch die IKK Südwest, die als Ambient Assisted wohnortnaher Innungskrankenkasse (und Pflegekasse) aus historischen Living-Systemen Infrastruktur Gründen eng mit dem Handwerk verbunden ist. Als Kooperationspartnerin des Studiengangs Gesund- Abb. 1: Kategorien von Maßnahmen zur Anpassung des Wohnum- heitsökonomie im Praxisverbund (GiP) der Hochschule felds an die Bedarfslage älterer Menschen. (Quelle: Eigene Darstel- Ludwigshafen hat die IKK Südwest eine Fallstudie zur lung. Maßnahmen z.T. aus Kuratorium Deutsche Altershilfe und Entwicklung eines Kommunikationskonzepts für die Güte- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2011), S. 23.) gemeinschaft Lebensgerechte Handwerksleistungen an- geregt. Im Sommersemester 2017 arbeiten nun insgesamt zwölf Studierende in einem bi-national besetzten Team an dem Projekt: Zu den sechs Studierenden des Studiengangs GiP (Abb. 2) kommen weitere sechs Kommilitoninnen eines verwandten Studienganges der Fachhochschule Ober österreich hinzu. Die Teammitglieder studieren im vierten Semester ihres jeweiligen Studiengangs und bringen zum Teil Berufserfahrung aus einer Pflegeausbildung, einer studienbegleitenden Ausbildung oder Berufstätigkeit bei einer Krankenkasse mit. Hochschulseitig wird die Fallstudie betreut durch die Professorinnen Dr. Eveline Häusler und Dr. Elke Raum vom Fachbereich Management, Controlling, Abb. 2: Teamsitzung im Videokonferenz-Modus. Rainer Lunk als HealthCare der Hochschule Ludwigshafen sowie von Projektsponsor, die GiP-Teammitglieder, Elke Raum und Eveline FH-Professor Mag. Dr. Klaus Hubatka, Fachhochschule Häusler verfolgen den Vortrag der Teammitglieder aus Österreich. Oberösterreich. (Bild: Monika Bergmann)
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