UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei

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UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei
Hydrogeit Verlag / www.hzwei.info / 17. Jahrgang / Heft 4 / Oktober 2017 / 82

 Ú   OLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN
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     UMRUNDET DIE ERDE
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     BRENNSTOFFZELLEN-STACKS
UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei
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INHALTSVERZEICHNIS
   3 Impressum
   4 Editorial
   5 Meldungen
          Auftakt zu H2orizon
          Neues DLR-Institut für vernetzte Energiesysteme
          Umrüstung eines Gaskraftwerks auf Wasserstoff
          Das ZSW wächst

   7 Messen
          Battery Show: Doppeltermin in Hannover
          eMove360° und ees mit neuen Konzepten
          EVS30: Die Elektrowelt trifft sich in Stuttgart

10 Energiespeicherung
          Verknüpfung von Energie- und Verkehrswende
          Interview mit dena-Chefin Kristina Haverkamp
          dena Jahreskonferenz Power-to-Gas
                                                                                                            12 + 16                                K. Haverkamp im Interview und
                                                                                                                                                   auf der Bühne

          DWV fordert Gleichstellung von Wasserstoff
          Der Norden wird energieautark
          HYPOS – Aufbau einer H2-Infrastruktur
          Synlight: H2-Erzeugung mit Solarenergie

26 Elektromobilität
          ZSW entwickelt deutschen Auto-Stack
          Wettfahrten als Weiterbildungsmaßnahmen
          40 Prozent Förderung für BZ-Autos
          China: Automobilhersteller sollen liefern

                                                                                                                                                                                                                   Quelle: Shell
          Energy Observer: Weltumrundung mit Solar-H2

39 Entwicklung
          Übersicht bisheriger Brennstoffzellenboote
          Analyse der EU-Fördermittel
          Energiewandlung mit pyroelektrischen Materialien
                                                                                                            30              Emissionsfreie Wettfahrten

45 Produktmeldungen
46 Markt
          Konkurrenz für die PEM
          Marktübersicht über Brennstoffzellen-Stacks
          Aktienanalyse von Sven Jösting

55 International
          Trumps Verwaltungs-Update
                                                                                                                                                                                                                  Quelle: innogy

          Olympiade 2020 mit H2 aus Brunei

58 Terminkalender
59 Firmenverzeichnis                                                                                        36              Mit Brennstoffzellen übers Wasser

IMPRESSUM HZwei                                                   Design:                 Dipl.-Des. Andreas Wolter, Weimar                  Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren
                                                                  Satz:                   Dipl.-Des. Robert Müller, Berlin                   wider und entsprechen nicht unweigerlich der Meinung der Redaktion.

                                                                  Anzeigen:               Kirsten Laasner Projektmanagement, Bad Segeberg    Inhalte der Zeitschrift sowie der Homepage sind urheberrechtlich geschützt
ISSN:                 1862-393X                                   Lektorat:               Dione Gutzmer, Berlin                              und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Hydrogeit Verlages
Jahrgang:             17. (2017) / Heft 4, Oktober 2017                                                                                      vervielfältigt oder anderweitig veröffentlicht werden. Für unverlangt einge-
                                                                  Druck:                  Printec Offset – medienhaus, Kassel                sandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen.
Verlag:               Hydrogeit Verlag                                                    PEFC-zertifiziertes Papier
                      Inh. Sven Geitmann, Gartenweg 5                                                                                                                               Alle technischen Angaben in
                      D – 16727 Oberkrämer                        Druckauflage:           4.500 Stück (plus 20.000 Downloads/Jahr)                                                  dieser Zeitschrift wurden von
                                                                  Erscheinungsweise:      4 × jährlich                                                                              den Autoren, der Redaktion
UStID.:               DE 221143829                                                                                                                                                  und dem Verlag mit größter
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Internet:              www.hydrogeit-verlag.de, www.hzwei.info
Redaktion. Mitarbeit:	Sven Geitmann, Sven Jösting, Robert Rose   Studenten:              50 % Ermäßigung                                    Titelbild: Die Energy Observer in Paris [Quelle: Energy Observer]
                                                                  Kündigung:              jederzeit möglich, 6 Wochen vor nächster Ausgabe

                                                                                                                                                                                                  H Z w e i 0 4 | 17
UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei
EDITORIAL

       KONTUREN SCHÄRFEN
       Liebe Leserinnen und Leser!

       Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit Wasserstoff und            Die H2- und BZ-Technologie
       Brennstoffzellen. 1997 war dieser Technologiebereich noch          hat sich in den vergangenen 20
       nicht einmal eine Nische. Der Begriff Brennstoffzelle war          Jahren so weit entwickelt, dass
       selbst etlichen Ingenieuren noch unbekannt, und Wasserstoff        sie problemlos ein quartals-
       war einfach nur eines von vielen Elementen des Perioden-           weise erscheinendes Heft fül-
       systems. Lediglich ein paar Firmen tüftelten damals an Me-         len kann. Den besten Beweis
       tallhydridspeichern oder phosphorsauren Brennstoffzellen.          liefert die vorliegende Okto-
           Innerhalb weniger Jahre avancierte diese Techniksparte         ber-Ausgabe, die erstmals über
       jedoch zum Hoffnungsträger sowohl für Automobil- als auch          64 Seiten verfügt. Natürlich
       für Heizungshersteller. Deren allzu forschen Ankündigungen         ist darin auch weiterhin Elek-
       folgten allerdings keine Taten. Auch Jahre später nicht.           tromobilität enthalten (s. S. 26
           Dafür kam mit dem Aufflammen des Elektromobili-                bis 38), allerdings mit deutlich
       täts-Hypes eine neue Periode, in der Brennstoffzellen- und         größerem Schwerpunkt auf
       Batterietechnik nebeneinander existieren konnten. In dieser        BZ-Fahrzeugen.
       Zeit nahm die bereits 2000 gegründete HZwei das Thema                   Eine ähnliche Entwicklung ist auch auf Veranstaltungs-
       Elektromobilität ganz bewusst mit auf in ihr Portfolio, um         ebene festzustellen: So wird sich die Peter Sauber Agentur
       die verschiedenen Technologien gleichberechtigt gegenüber-         Messe und Kongresse nach der EVS30 (s. S. 8) von der Lan-
       stellen zu können.                                                 desmesse Stuttgart, mit der sie sechs Jahre lang zusammen-
           In dieser Zeit wurde auch die Nationale Organisation für       gearbeitet hat, trennen. Die Messegesellschaft wird ab 2018
       Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) mit             eine eigenständige E-Mobilitätsveranstaltung (elect!) aus-
       der Aufgabe betraut, neben der Entwicklung der H2- und             richten. Peter Sauber zieht mit der f-cell zurück ins Haus der
       BZ-Technik auch die E-Mobilität voranzutreiben. In Stuttgart       Wirtschaft, wo er die Brennstoffzelle wieder stärker in den
       erweiterte die Peter Sauber Agentur die ehemals reine BZ-Ver-      Mittelpunkt stellen möchte (s. S. 9).
       anstaltung f-cell um die Battery+Storage, und in Hannover               In München streben ebenfalls zwei Veranstalter eine
       fügte Tobias Renz den Zusatz „Batterien“ an seinen Gemein-         Neuausrichtung ihres Themenspektrums an: So soll auf der
       schaftsstand für Wasserstoff und Brennstoffzellen an.              emove360° ab Oktober neben Elektromobilität auch Vernet-
           Seitdem ist viel passiert: Elektromobilität hat sich als ei-   zung und autonomes Fahren mit dargestellt werden. Und auf
       genständiger Wirtschaftsbereich etabliert – sowohl in der          der Intersolar, die nur ein halbes Jahr später an gleicher Stelle
       Forschung als auch in der Industrie. Es gibt inzwischen ei-        stattfindet, sollen fortan E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur
       genständige Messen und Kongresse und fachbezogene Zeit-            mit untergebracht werden. Energiespeicherung ist dort bei der
       schriften zu dieser Thematik.                                      Begleitmesse ees ja bereits seit drei Jahren ein immer größeres
           Außerdem hat sich ein weiteres spannendes Themenfeld           Thema. Die soll aber 2018 um einen eigenen Wasserstoff- und
       aufgetan: Energiespeicherung. Dieser Bereich ist sehr viel         Power-to-Gas-Gemeinschaftsstand erweitert werden (s. S. 6),
       enger mit dem originären Fokus von HZwei verbunden als             wofür derzeit noch geeignete Partner gesucht werden.
       batteriebetriebene E-Autos, weshalb es an der Zeit ist, die             Dies alles belegt, dass insgesamt das Interesse an Wasserstoff
       Konturen dieses Magazins etwas zu schärfen.                        und Brennstoffzellen deutlich zunimmt und zwar nicht nur in
           Aufmerksame Leserinnen und Leser werden festgestellt           Deutschland, sondern auch weltweit (s. H2-international).
       haben, dass Batterieautos in den letzten Ausgaben nicht                 Ich freue mich somit auf mindestens 20 weitere spannen-
       mehr ganz so viel Raum eingenommen haben – außer in                de Jahre.
       den Aktienanalysen von Sven Jösting (s. S. 51: Tesla). Dafür
       nimmt seit einigen Jahren die Energiespeicherung immer                 Herzlichst
       mehr Raum ein (s. S. 10 bis 25), da die Nutzung von Was-
       serstoff als Sekundärenergieträger deutlich an Interesse ge-
       wonnen hat – weit über die Gas- und Energiebranche hinaus.             Sven Geitmann, HZwei-Herausgeber

  Wasserstoff                               Der DWV ist die deutsche
                                            Interessenvertretung für
  Infrastruktur                             Wasserstoff und Brennstoffzellen
                                            in Wissenschaft, Wirtschaft und
  Brennstoffzellen                          Politik

  Kontakt: www.dwv-info.de / (030) 398 209 946-0

                                                        ... Auto-Stack  s made
                            hr t auf de m Balden eysee
                                                       en nsto ffzellen-Heizung ...
              lenschiff  fä                  ch mi t Br
Brennstoffzel... Wohnungs-Neu    bauten gleigs motor?
in Germ any                 den Ve  rbrennun
           gi bt es  no ch
Wie lange
UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei
DIESE
AUFTAKT ZU H2ORIZON                                                                        ENERGETISCHE
                                                                                           PARTNERSCHAFT
                                                                                           BRINGT NUR
                                                                                           VORTEILE!
Quelle: DLR

Am 6. Juli 2017 ist – zeitgleich mit dem 5. Wasserstofftag – der symbolische Spa-
tenstich für den Beginn der Bauarbeiten am H2ORIZON-Projekt beim Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erfolgt. Sieben Jahre hatte die Planung
gedauert (s. HZwei-Heft Jul. 2016). Jetzt wird anvisiert, dass noch vor Ende 2018
der erste Wasserstoff in Lampoldshausen fließen soll. Dafür wird im Rahmen von
H2ORIZON auf einer Fläche von 1,5 Hektar eine Forschungs- und Demonstrations-
plattform entstehen, die einen Weg zur nachhaltigen Wasserstoffherstellung mithil-
fe von erneuerbaren Energien nicht nur skizziert, sondern im industriellen Maßstab                             Für Ihre
darstellt. Das DLR und Projektpartner ZEAG Energie investieren insgesamt rund                              Kunden
                                                                                                                     je
10,5 Mio. Euro in diese Anlage. Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorha-                            neueste tzt
ben mit weiteren 800.000 Euro. Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Insti-                     Technolo      E lcore
tuts für Raumfahrtantriebe, erklärte: „Mit dem Projekt H2ORIZON fokussiert das                                  gie nutz
                                                                                                         Mit uns          en:
DLR seine Forschungskompetenzen aus den Bereichen Raumfahrt und Energie, um                                        erem
auf die gesellschaftsrelevanten Zukunftsthemen wie umweltfreundliche Mobilität                             Partner
und klimaneutrale Energieversorgung wertvolle Antworten zu finden.“ ||                                  Eff icien
                                                                                                                  city!

                                                                                      Das Elcore Brennstoffzellen-Heizsystem er-
NEUES INSTITUT FÜR VERNETZTE                                                          zeugt in Ein- und Zweifamilienhäusern aus
                                                                                      Erdgas den Grundbedarf an Strom und
ENERGIE­SYSTEME                                                                       Wärme. Bieten Sie Ihren Kunden diese
                                                                                      attraktive Zukunftslösung an und werden
                                    Das ehemalige Oldenburger Energiefor-             Sie jetzt Elcore EnergieBringer mit vielen
                                    schungsinstitut Next Energy ist an das Deut-      Vorteilen:
                                    sche Zentrum für Luft- und Raumfahrt              • produktspezifische Schulungen
                                    übergeben worden und heißt jetzt Institut         • umfangreiches Serviceangebot
                                    für Vernetzte Energiesysteme (DLR-VE, s.          • einfache Installation
                                    HZwei-Heft Jul. 2017). Der Wechsel wurde          • 7.500 € KfW-Förderung und weitere
am 28. Juni 2017 durch die Zustimmung des DLR-Senats vollzogen. Wie es hieß,            Zuschüsse möglich
werde das Institut seine erfolgreiche Arbeit in seiner neuen Funktion in gewohn-      • Finanzierungsoptionen für
ter wissenschaftlicher Qualität weiterführen und beim DLR insbesondere die              Endkunden durch unseren Partner
Energieforschung thematisch ergänzen und bereichern. Der Deutsche Bundestag             Efficiencity
hatte Ende 2016 rund 42 Mio. Euro für den Aufbau von bundesweit sieben neuen
DLR-Instituten bewilligt. Institutsdirektor Prof. Carsten Agert sagte: „Es ist eine   Jetzt EnergieBringer werden unter
großartige Anerkennung unserer bisherigen Arbeit und ein immenser Reputa-             www.elcore.com.
tionsgewinn für den Energieforschungsstandort Oldenburg.“ Das DLR-VE wird
sich künftig vorrangig auf die Entwicklung eines stabilen und effizienten Ener-
gieversorgungssystems trotz vermehrter dezentraler Strukturen kümmern (z. B.
Sektorenkopplung, Energiespeicher und auch Brennstoffzellen). Arbeitsplätze sei-
en durch den Wechsel nicht verloren gegangen, hieß es. ||

 www.dlr.de/ve

                                                                                                   Partner von
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MELDUNGEN

    H2-UMRÜSTUNG EINES                                               DAS ZSW WÄCHST
    KRAFTWERKS
    Erdgas und Wasserstoff haben vieles gemeinsam, aber kann         Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-For-
    ein Gaskraftwerk auf Wasserstoff umgerüstet werden? Dieser       schung Baden-Württemberg (ZSW) ist um ein neues In-
    Frage widmet sich seit diesem Sommer der Energieversorger        stitutsgebäude erweitert worden. Am Standort in Stuttgart
    Vattenfall. Gemeinsam mit dem niederländischen Gasinfra-         fand am 5. Juli 2017 im Beisein der Wirtschaftsministerin
    strukturunternehmen Gasunie und dem norwegischen Öl-             von Baden-Württemberg Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und
    konzern Statoil soll untersucht werden, ob eine Umrüstung        des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Fritz Kuhn
    technisch realisierbar ist. Dafür soll einer der drei Blöcke     die offizielle Einweihung statt. In den neuen Räumlichkeiten
    des Gaskraftwerks Magnum bis 2023 umgebaut werden. Das           sollen neue Photovoltaik-Analytikgeräte und -Beschich-
    440-MW-Kraftwerk im niederländischen Eemshaven ist be-           tungsanlagen sowie Apparate der Stromspeichertechnologie
    reits so konzipiert worden, dass es für den Betrieb mit ver-     Power-to-Gas untergebracht werden. ||
    schiedenen Arten von Brennstoffen geeignet ist.
        Statoil wird sich bei diesem Projekt um die Umwand-
    lung von norwegischem Erdgas in Wasserstoff und Kohlen-
    stoffdioxyd kümmern, wobei das CO2 in einer unterirdi-
    schen Anlage vor der norwegischen Küste gelagert werden
    soll. Gasunie übernimmt die Gasbeförderung sowie die
    Speicherung von Wasserstoff, während sich Vattenfall
    zusammen mit seinem Tochterunternehmen Nuon der
    Strom­erzeugung widmet. ||

                                                                                                                               Quelle: ZSW
    INTERSOLAR WIRD SMARTER
6   Die Intersolar Europe bewegt sich weiter in Richtung Ener-
    giespeicherung. Die Münchener Messe für die Solarwirt-
    schaft fand in diesem Jahr zum vierten Mal zusammen
    mit der ees Europe statt; nach Veranstalterangaben die be-       DOPPELTERMIN IN HANNOVER
    sucherstärkste Fachmesse für Batterien und Energiespei-
    chersysteme in Europa (254 Aussteller auf 17.500 m 2). Ab        Nach dem erfolgreichen Auftakt in diesem Jahr in Sindelfin-
    2018 sollen mit den beiden neuen Standbeinen Power2Drive         gen findet ein neues Veranstaltungspaket aus Battery Show
    sowie EM-Power noch die Themen Elektromobilität und              Europe und Electric & Hybrid Vehicle Technology Europe ab
    Ladeinfrastruktur sowie intelligente Energieerzeugung            2018 in Hannover statt. Vom 15. bis 17. Mai wird das Mes-
    hinzukommen. Das neue „Dach“ dieser vier Energiemes-             sedoppel zukünftig als Gastveranstaltung auf dem dortigen
    sen heißt dann The smarter E und sei „eine Reaktion auf die      Messegelände in den Hallen 19 und 20 untergebracht.
    Entwicklungen der ausstellenden Unternehmen, die immer
    mehr auf integrierte sowie intelligent vernetzte Systeme und
    Services setzen“, hieß es.

                                                                     Im April dieses Jahres zog die Battery Show Europe, deren
                                                                     Organisatoren für sich in Anspruch nehmen, Europas füh-
                                                                     rende Messe für moderne Batterieherstellung und -techno-
                                                                     logie zu sein, rund 4.000 Fachbesucher und 200 Aussteller
    Bislang war die H2- und BZ-Branche zu diesem Frühsommer-         zur Premiere in Richtung Stuttgart – zusammen mit der
    termin kaum in der bayerischen Landeshauptstadt vertreten        Electric & Hybrid Vehicle Technology Europe. James Rea-
    gewesen. Das soll vom 20. bis 22. Juni 2018 anders werden: Sa-   der, Geschäftsführer des britischen Veranstalters Smarter
    bine Kloos von der veranstaltenden Solar Promotion GmbH          Shows, erklärte, jetzt wolle er ins „Herz von Niedersachen,
    erklärte gegenüber HZwei, für die Bereiche Brennstoffzelle,      einem Kernland der weltweiten Automobilindustrie, in di-
    Wasserstoffinfrastruktur und Power-to-Gas werde „ein Ge-         rekte Nähe zu Unternehmen wie Volkswagen, Continental,
    meinschaftsstand mit günstigen Teilnahmemöglichkeiten“           Johnson Controls, Wabco und Komatsu Hanomag“. Der
    geplant. Konkret sagte sie: „Der Gemeinschaftsstand wird         Eintritt für beide Ausstellungen ist kostenfrei, aber regis­
    eine hervorragende Lage mitten in der attraktiven Messehalle     trierungspflichtig. Die Konferenzteilnahme ist kosten-
    B1 haben.“ Unternehmen und Verbände sind eingeladen, sich        pflichtig, aber HZwei- und H2-international-Leserinnen
    aktiv an der Gestaltung zu beteiligen. ||                        und -Leser erhalten zehn Prozent Rabatt. ||

     www.thesmartere.de                                              www.thebatteryshow.eu

    H Z w e i 0 4 | 17
UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei
2018
EMOVE360° MIT NEUEM KONZEPT                                                                    HAUS DER WIRTSCHAFT
                                                                                               STUTTGART STADTMITTE

                                                                                               18.–19. September

                                                                                 Quelle: BYD
Abb. 1: Die eMove360° bringt chinesische Technologie nach Bayern
                                                                                               Welcome home.
Die Messen eCarTec, Materialica und sMove in ihrer bisherigen Form gibt es nicht
mehr. Ab diesem Jahr werden alle Themenbereiche vom 17. bis 19. Oktober 2017 in
                                                                                               zusammen. live.
der eMove360° Europe zusammengefasst. Und laut Robert Metzger, Geschäftsführer                 Zurück zu den Wurzeln in neuem
des Veranstalters MunichExpo, hat sich dieses neue Konzept bereits im Vorfeld be-              Format: Matchmaking satt,
währt, denn im Vergleich zum selben Zeitpunkt des Vorjahres verzeichnete die Mes-              hochwertige Leitvorträge, inter-
se München ein Wachstum bei den Ausstellern von über 45 %. 2016 waren insgesamt
356 Aussteller aus 28 Ländern in die bayerische Landeshauptstadt gekommen.                     nationaler Marktplatz, exzellente
    Zur diesjährigen Internationalen Fachmesse für Mobilität 4.0 – elektrisch – ver-           Abendveranstaltung.
netzt – autonom haben über 40 Unternehmen allein aus China zugesagt. Metzger
berichtete: „Nirgendwo auf der Welt schreitet die Urbanisierung so rasant fort wie
in China. Gerade bei der Elektromobilität drückt die Volksrepublik weiter aufs                 Netzwerken auf Weltniveau.
Tempo: 43 Prozent aller Elektroautos wurden im vergangenen Jahr in China ge-
baut – über 500.000 wurden 2016 verkauft, das sind 50 % mehr als noch 2015. Zu-
dem kommt von dort jede vierte Batteriezelle und jeder dritte Elektromotor. Mit                www.f-cell.de
BYD beheimatet das Land gleich den größten Hersteller von E-Autos überhaupt.
Auch im Bereich des vernetzen und autonomen Fahrens gehört das Land zu den
führenden Technologienationen. Die eMove360° ist ein hervorragender Ort für
Unternehmen aus dem Reich der Mitte, um sich auszutauschen und neue inter-
nationale Märkte zu erschließen.“ Chinesische Firmen werden sich auf etwa 1.000
                                                                                                                f-cell – Ihre
Quadratmeter präsentieren.                                                                                                      arke
    Zudem haben sich unter anderem Firmen wie Bals, Delta Energy Systems, EBG                                   verlässliche M
                                                                                                                                !
compleo, Harting, Huber+Suhner, innogy, Lapp Cable, Otto Dunkel, SEW Eu-                                         seit 17 Jahren
rodrive und Walther Werke angemeldet. Neben dem Kernthema Elektromobilität
geht es auch um vernetztes und autonomes Fahren, zukunftsorientierte und nach-
haltige Mobilitätskonzepte, Leichtbau und innovative Werkstoffe sowie urbanes
und mobiles Design.
    Besondere Aufmerksamkeit widmen die Veranstalter der Speicher- sowie der
Antriebstechnik. Die Preise für Akkumulatoren sinken zwar schneller als er-                    Partner:
wartet, aber vom Zielwert von 130 Euro pro Kilowattstunde ist man noch weit
entfernt, weshalb Innovationen wichtiger denn je sind. Metzger erklärte: „Die-
se Bereiche werde einer der Ausstellungsschwerpunkte sein, zudem als Kategorie
in unserem neu geschaffenen eMove360°Award für Elektromobilität & Autonomes
Fahren präsent sein – und beim parallel zur Messe stattfindenden World Mobili-
ty Summit stehen sogar zwei volle Kongresstage im Zeichen der Herzstücke von
Elektrofahrzeugen.“ ||

 www.emove360.com
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MESSEN

    Thema: Messen        Autor: Sven Geitmann

    DIE ELEKTROWELT TRIFFT SICH IN STUTTGART
    EVS30, f-cell und Battery+Storage

    Vom 9. bis 11. Oktober 2017 findet eines der größten Sympo-
    sien weltweit zum Thema Elektromobilität mit Ausstellung
    in Stuttgart statt. Parallel zum International Electric Ve-
    hicle Symposium & Exhibition (EVS30) werden in diesem
    Jahr die f-cell sowie die Battery+Storage auf dem Messege-
    lände abgehalten – und einen Tag zuvor wird im Zentrum
    der baden-württembergischen Landeshauptstadt der Akti-
    onstag Elektromobilität (AtEm) organisiert.

                                                                                                                                Quelle: Landesmesse Stuttgart
    Das Symposium ist in diesem Jahr dreigeteilt: Mit einem
    Konferenzticket erhalten die Teilnehmer Zugang zu drei
    Kongressen: EVS30, f-cell sowie Battery+Storage – und sie
    können selber auswählen, welche Session jeweils thematisch
    am besten für sie passt.
        Inhaltlich geht es bei diesem Dreigespann um die Vorstel-   Abb. 1: Thomas Walter, Messe Stuttgart, und Franz Loogen,
    lung neuester Forschungsergebnisse, von Best-Practice-Bei-      Geschäftsführer von e-mobil BW (r.)
    spielen, technologischen Fortschritten und praktischen
    Erfahrungen in den Themenbereichen Fahrzeug- und                einen Paradigmenwechsel von dem Produkt Automobil zur
    Transportsysteme, Elektroantrieb und Anwendung, Fahr-           Dienstleistung Mobilität erleben“, gleichzeitig zweifelte sie
    zeugkomponenten, Lade-/Betankungsinfrastruktur, Kom-            jedoch noch vor dem richtungsweisenden Gerichtsurteil
    merzialisierung und Nachfrageproblematik, Energie- und          in Stuttgart, „ob Fahrverbote wirklich kommen“. Konkret

8   Umweltanalysen sowie Mobilitätskonzepte. Außerdem wer-
    den technologische und politische Weichenstellungen im
    deutschen, europäischen und globalen Rahmen diskutiert.
                                                                    sagte sie: „Ich selbst habe größtmögliche Ausnahmerege-
                                                                    lungen für den Wirtschaftsverkehr sowie für betroffene
                                                                    Anwohner gefordert. Ich wünsche mir in diesem Zusam-
        Anlässlich des dreißigsten Geburtstags der EVS soll der     menhang ein Ende des oftmals unsachlichen Diesel-Ba­
    Veranstaltungsverbund noch mehr denn je höchsten Qua-           shings. Das schadet dem Standort.“ Parallelen zwischen
    litätsanforderungen genügen. Dafür wurden alle 650 einge-       Baden-Württemberg und dem Raum Detroit, wo vor zehn
    reichten Konferenzbeiträge einer fachlichen Prüfung seitens     Jahren die drei großen US-Autobauer General Motors,
    des EVS30 Scientific Program Committee, eines Gremiums          Ford und Chrysler herbe Einschnitte hinnehmen und ihre
    mit 250 Experten aus aller Welt, unterzogen.                    Produktion fast komplett zurückfahren mussten, sah sie
                                                                    nicht. Dazu sagte sie: „Zum einen ist die Region Stuttgart
                                                                    wirtschaftlich viel breiter aufgestellt. Zum anderen wurden
       30. JUBILÄUM                                                 in Detroit Trends verschlafen.“
       Gastgeber der 30. EVS sind die World Electric Vehicle            Demgegenüber erklärte Thomas Walter aus der Ge-
       Association (WEVA) und die European Association for          schäftsleitung der Messe Stuttgart: „Fossile Brennstoffe
       Battery, Hybrid and Fuel Cell Electric Vehicles (AVE-        haben ihren Zenit überschritten. Wir glauben daran, dass
       RE). Nach der Begrüßung durch WEVA-Präsident Espen           Elektromobilität unsere Art der Fortbewegung grundlegend
       Hauge werden der baden-württembergische Minister-            verändern wird. Dafür muss sie jedoch für die Masse zu-
       präsident Winfried Kretschmann sowie Maroš Šefcovic,         gänglich werden.“
       Vizepräsident der Europäischen Kommission für die
       Energieunion, das Wort ergreifen.                            HAUPTSTADT DER ELEKTROMOBILITÄT Zentrale Themen
                                                                    beim f-cell-Symposium sind in diesem Jahr intelligente Sek-
                                                                    torenkopplung von Wärme, Strom und Verkehr, die statio-
    POLITISCHER DISKURS Besondere Brisanz dürfte das Bran-          näre Speicherung erneuerbarer Energien durch Wasserstoff-,
    chentreffen in diesem Jahr auch deswegen haben, weil ge-        Batterie- und Brennstoffzellentechnologien sowie die Elek-
    nau zwei Wochen zuvor die Bundestagswahl stattgefunden          trifizierung von Schiffs- und Flugzeugantrieben sowie des
    haben wird. Deren Ausgang sowie die anschließenden Koa-         Schienenverkehrs. Zudem geht es um die Wertschöpfungs-
    litionsverhandlungen werden wesentlichen Einfluss auf die       potentiale, die Zulieferer und OEMs mit der Wende zum
    Entwicklung in der Wasserstoff- und Brennstoffzellen- so-
    wie der Energiespeicherungs- und Elektromobilitätsbranche
    haben. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Unter-             FREIKARTEN
    steller von den Grünen zeigt sich diesem Wirtschaftszweig         Der Hydrogeit Verlag bietet wieder – wie bereits in den
    traditionell bei den Eröffnungsreden auf der f-cell recht zu-     vergangenen Jahren – Freikarten für die Ausstellung
    getan – anders als seine Kabinettskollegin:                       an. Mit dem Code EVS30_Hzwei können sich alle HZwei-­
         Die Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-­           LeserInnen für eine Gratis-Dauerkarte registrieren:
    Kraut räumte zwar gegenüber dem schwäbischen Regi-                w http://bit.ly/2vAzguX
    onalmagazin nemo ein, dass wir „in der Mobilität gerade
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MESSEN

batterie- und wasserstoffelektrischen Fahren realisieren        die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Brennstoffzel-
können, sei es bei der Errichtung einer smarten, flexiblen      len und Batterien steigern können (Halle 1, Stand 1G14).
und sauberen Infrastruktur oder beim Aufbau nachhaltiger            Organisiert wird die gesamte Veranstaltung von der Messe
Energie-, Technologie- und Verwertungsketten.                   Stuttgart, dem Bundesverband Solare Mobilität (BSM), Ba-
    Diese beide Themenbereiche laufen am 10. und 11. Ok-        den-Württemberg International (bw-i), e-mobil BW, der Peter
tober in den Räumen des Internationalen Congresscenters         Sauber Agentur und der Wirtschaftsförderung Region Stutt-
(ICS) parallel. Die Elektromobilitätsthemen der EVS30 star-     gart. Unterstützt werden diese von regionalen Automobil- und
ten bereits einen Tag zuvor, ebenso wie der gemeinsame Aus-     Zulieferunternehmen. Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender
stellungsbereich, der in der Messehalle 1 (im L-Bank Forum)     der Mahle-Geschäftsführung, sagte im Vorfeld: „Die EVS30
zu finden sein wird. Dort finden auch das Matchmaking           in Stuttgart ist für Mahle eine wichtige Plattform und zugleich
(Networking), die Poster-Session und das Catering statt,        ein starkes Signal, dass auch zukünftige Antriebskonzepte aus
zusätzlich gibt es einen Freiluft-Parcours. Am 8. Oktober       der Geburtsregion des Automobils kommen werden.“ ||
gibt es zudem in der Innenstadt auf dem Markt- sowie dem
Karlsplatz den Aktionstag Elektromobilität unter dem Motto       www.evs30.org, www.elect-expo.com, www.f-cell.de
„Stuttgart wird Welthauptstadt der Elektromobilität“. Hier
können sich insbesondere die Anwender und potentiellen
Kunden darüber informieren, was anschließend auf dem              Was kommt nach der EVS30? Nächstes Jahr wird die
Messegelände diskutiert werden wird. Dort wird es außer-          EVS31 in Kobe, Japan, stattfinden. Aber wie geht es in
dem ein Ride-&-Drive-Angebot, eine Elektromobilitäts-Ral-         Stuttgart weiter? Die dortige Landesmesse beabsichtigt,
lye sowie umfangreiche Informationen über Infrastruktur-          vom 8. bis 10. Oktober auf ihrem Gelände eine Elektromo-
fragen und mobile Angebote geben.                                 bilitätsmesse zu veranstalten, die elect!. Peter Sauber un-
    Auf der Ausstellung, zu der über 250 Institutionen erwar-     terrichtete indes kurz vor Redaktionsschluss HZwei, dass
tet werden, können sich Hersteller, Anwender und Entschei-        er „back to the roots“ gehen möchte und 2018 die f-cell
der ein aktuelles Bild von allen Formen der Elektromobilität      wieder im Haus der Wirtschaft in Stuttgart veranstalten
machen und neue Trends sowie Einsatzmöglichkeiten des             wird. Seine rechte Hand Silke Frank erläuterte, das Ziel
elektrischen Antriebstrangs begutachten. Mit dabei auf der        sei, damit diese seit 1997 etablierte Veranstaltung als be-
über 20.000 m 2 großen Ausstellungsfläche wird beispiels-         währten Branchentreffpunkt im Herbst eines jeden Jah-
weise der Technologiekonzern 3M sein. Dessen Geschäftsbe-         res weiter zu manifestieren und gemeinsam mit der Was-
reich Advanced Materials will gemeinsam mit seinem Toch-          serstoff- und Brennstoffzellen-Branche neu zu gestalten.
terunternehmen Dyneon zeigen, wie dessen Fluorpolymere
                                                                                                                                       9

                                                                                                                  H Z w e i 0 4 | 17
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ENERGIESPEICHERUNG

     Thema: Energiespeicherung   Autoren: Marlon Fleck, Oliver Arnhold, Dr. Kathrin Goldammer, Fabian Grüger, Birgit Schachler

     ENERGIE- UND VERKEHRSWENDE VERKNÜPFEN
     BEV und FCEV im deutschen Energiesystem

     Zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele der Bundes-                      Marktdurchdringungen der Technologien BEV/FCEV sowohl
     regierung, einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um                      mit der Gewichtung 50/50 % als auch mit 100/0 % untersucht.
     95 % bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 1990, muss eine De-
     karbonisierung des Verkehrssektors stattfinden. Konventio-                    METHODIK Derzeit ist nicht absehbar, wie sich BEV zukünftig
     nelle Antriebe müssen durch emissionsarme Antriebe ersetzt                    in das Energiesystem einbinden lassen. Richtet man sich bei
     werden. Die beiden vielversprechendsten Technologien für                      den Ladezeiten flexibel nach der Auslastung des Energiesys-
     dieses Vorhaben sind batterieelektrische Fahrzeuge (BEV)                      tems, kann dies zu Komforteinbußen für die Nutzerinnen
     und Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV), für deren emissions-                    und Nutzer führen. Aus diesem Grund wurden zwei Varian-
     freie Betankung Strom benötigt wird – entweder direkt für                     ten von Ladeflexibilität untersucht: „Keine Ladeflexibilität“
     die BEV-Aufladung oder zur Wasserstofferzeugung per Elek-                     bedeutet, dass BEV nach einer Fahrt umgehend vollständig
     trolyse bei der FCEV-Betankung. Eine hohe Marktdurch-                         aufgeladen werden. Eine „hohe Flexibilität“ erlaubt es BEV,
     dringung dieser Fahrzeugtechnologien geht deshalb einher                      zu einem beliebigen Zeitraum zu laden, solange zu Beginn
     mit einem Mehrbedarf an elektrischer Energie, was zu einer                    der nächsten anstehenden Fahrt ein ausreichend hoher La-
     Belastung des nationalen Energiesystems führen kann.                          destand sichergestellt wird. Die hohe Flexibilität erlaubt au-
                                                                                   ßerdem einen bidirektionalen Energiefluss zwischen BEV
     Im Rahmen einer Studie des Reiner Lemoine Instituts (RLI)                     und Stromnetz (Vehicle to Grid, VtG). Batterieelektrische
     wurde untersucht, wie sich ein emissionsfreier Personenver-                   Autos können somit als Stromspeicher verwendet werden.
     kehr auf ein ausschließlich durch Erneuerbare Energien (EE)                       Die Auswirkungen auf das deutsche Energiesystem gemäß
     gespeistes System auswirkt. Dazu erfolgte eine Optimierung                    den Szenarien wurden mit dem Open-Source-Simulations-
     des Energiesystems in vier Szenarien, die zusätzlich zum                      framework oemof berechnet [2]. Das Tool optimiert das Ener-
     heutigen Strombedarf in Deutschland einen Mehrbedarf                          giesystem bestehend aus EE-Anlagen und Speichern so, dass sich

10   durch einen emissionsfreien Verkehr decken müssen. Die
     Szenarien unterscheiden sich in der Marktdurchdringung
     der Fahrzeugtechnologien sowie der Ladeflexibilität von
                                                                                   die geringsten volkswirtschaftlichen Gesamtkosten ergeben.
                                                                                   Der Simulationshorizont beträgt ein Jahr mit einer Schrittweite
                                                                                   von einer Stunde. Bei der Simulation wurden Restriktionen des
     BEV. Für die Auswertung der Simulationsergebnisse erfolg-                     Stromnetzes vernachlässigt (Kupferplattenansatz).
     te ein Vergleich mit einem optimierten Energiesystem ohne                         Die EE setzen sich zusammen aus PV- und Windkraft-
     Stromnachfrage aus dem Verkehrssektor (Basisszenario).                        anlagen, Laufwasserkraftwerken, Geothermie- sowie Bio-
                                                                                   gaskraftwerken. Als Speicher werden sowohl Batterien und
     BEV ODER FCEV Noch ist nicht absehbar, in welchem Ver-                        Pumpspeicherkraftwerke als auch die Power-to-Gas-Tech-
     hältnis sich die Fahrzeugtechnologien durchsetzen werden.                     nologie zugelassen. Ein Ausbau von EE sowie von Pumpspei-
     Studien des RLI legen nahe, dass ein Mix der beiden Tech-                     cherkraftwerken wird nur innerhalb des technischen Poten-
     nologien am besten geeignet ist, um das Verkehrssystem der                    tials zugelassen (s. Abb. 1).
     Zukunft zu stellen. Für das regelmäßige Fahren von kurzen
     Strecken eignen sich BEV, da sie weniger Energie pro gefahre-                 ERGEBNISSE Ein Personenverkehr mit 100 % BEV führt
     ne Strecke benötigen. Für lange Strecken sind FCEV geeignet,                  zu einer Erhöhung des Strombedarfs um 90 TWh/a (eine
     da sie eine höhere Reichweite pro Tankfüllung haben und sich                  Erhöhung um 17 % im Vergleich zum Strombedarf des Ba-
     in kurzer Zeit auftanken lassen. Dies zeigen beispielsweise die               sisszenarios ohne emissionsfreien Personenverkehr). Wenn
     Ergebnisse einer Fuhrparkanalyse im Rahmen des Projekts                       der Personenverkehr hingegen zur Hälfte aus BEV und zur
     PIOnEER. Eine simulative Auswertung der Fahrzeugflotte des                    anderen Hälfte aus FCEV besteht, steigt der Strombedarf um
     Unternehmens Enertrag ergab, dass für 60 % der Fahrleistung                   169 TWh/a (33 % Mehrbedarf im Vergleich zum Basisszena-
     aller Nutzfahrzeuge der 3,5-t-Klasse BEV nicht ausreichen                     rio), bedingt durch die Wirkungsgradverluste der Elektroly-
     und somit FCEV erforderlich sind [1]. Demgegenüber steht                      se und Brennstoffzelle. Jedoch hängt die benötigte zusätzlich
     die Meinung, dass aufgrund des Effizienzvorteils und erwar-                   erzeugte Energie durch die zugebauten EE nicht proportio-
     teter technischer Fortschritte der zukünftige Straßenverkehr                  nal mit dem Mehrbedarf an Energie zusammen.
     ausschließlich aus BEV bestehen wird. Deshalb werden in                           Damit 90 TWh/a für die Versorgung von BEV ohne La-
     den im Folgenden betrachteten Szenarien die Verhältnisse der                  deflexibilität zur Verfügung gestellt werden können, müssen

                                 ANTEIL BE V / FCE V                                           L ADEFLE XIBILITÄT BE V
       BA SISSZENARIO            0 % / 0 % (ohne emissionsfreie Mobilität)                     —

       SZENARIO 1                100 % / 0 % (BEV-Szenario)                                    Keine Flexibilität

       SZENARIO 2                100 % / 0 % (BEV-Szenario)                                    Hoch (Vehicle-to-Grid)

       SZENARIO 3                50 % / 50 % (gemischtes Szenario)                             Keine Flexibilität

       SZENARIO 4                50 % / 50 % (gemischtes Szenario)                             Hoch (Vehicle-to-Grid)

     Tab. 1: Übersicht der betrachteten Szenarien.

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ENERGIESPEICHERUNG

                                                                                                            140%

                                                                                                            120%

                                                                                    Installierte Nennleistung
                                                                                                            100%

                                                                                                                80%

                                                                                                                60%

                                                                                                                40%

                                                                                                                20%

                                                                                                                0%
                                                                                                                      Wind                 PV            Erneuerbare      Speicher (ein)   Speicher (aus)
                                                                                                                                                           Energien
                                                                                                                      Geringe Ladeflex.,        Vehicle to Grid,       Basisszenario
                                                                                                                      0% FCEV                   0% FCEV                (ohne Mobilität)

                                                                                                                      Geringe Ladeflex.,        Vehicle to Grid,
                                                                                                                      50% FCEV                  50% FCEV

                                                                                       Abb. 3: Installierte Nennleistung von EE und Speichern im
                                                                                       Vergleich zu dem Energiesystem des Basisszenarios ohne
Abb. 1: Schaubild der simulativ abgebildeten Komponenten                               Einbeziehung des Verkehrssektors

im Energiesystem 106 TWh/a, also 18 % mehr, erzeugt wer-                               Anteile von FCEV am Personenverkehr zu einem Anstieg des
den. Abbildung 2 zeigt, dass im gemischten Szenario zwar                               Speicherbedarfs im Vergleich zu dem reinen BEV-Szenario.
169 TWh/a benötigt werden, aber lediglich 134 TWh/a, also
21 % weniger, erzeugt werden müssen. Die bereitgestellte                               FAZIT Die Ergebnisse zeigen, dass durch Flexibilität in der Was-
Energie kann durch die FCEV folglich besser genutzt werden.                            serstoffherstellung sowie die Ladeflexibilität von BEV Energie-
In den Szenarien mit hoher Flexibilität kehrt sich dieser Trend                        überschüsse sinken und somit die volatilen EE besser genutzt
um. In einem reinen BEV-Szenario werden im Energiesystem                               werden. Gleichzeitig sinkt der Bedarf an Speichern im Ener-
lediglich 48 TWh/a zusätzliche Energie benötigt. Die zusätz-                           giesystem. Daraus lässt sich schließen, dass ein zukünftiges emis-
lich bereitgestellte Energie ist also um 47 % geringer als die                         sionsfreies Energiesystem einen Bedarf an Flexibilität hat. Neben
zusätzlich benötigte Energie. Für das gemischte Szenario wer-                          stationären Speichern eignen sich die neuen Fahrzeugtechnologi-
den hingegen 103 TWh/a mehr Energie als im Basisszenario                               en BEV und FCEV, um diese Flexibilität bereitzustellen.
erzeugt, 39 % weniger, als der Bedarf der Fahrzeuge beträgt.                               Eine hochgradige Flexibilisierung des Ladeverhaltens
Energieüberschüsse können durch Anteile von FCEV in jedem                              von BEV stellt eine große Herausforderung dar und geht
Fall gesenkt werden, was durch die hohe zeitliche Flexibilität                         einher mit gravierenden Einschränkungen für Nutzerinnen
der Wasserstofferzeugung zu erklären ist. So sinken die Ener-
gieüberschüsse um 26 % für keine Ladeflexibilität und um
13 % für hohe Ladeflexibilität, wenn die gemischten Szenarien
                                                                                       und Nutzer. Es ist zurzeit unklar, wie ein Anreizmodell ge-
                                                                                       staltet werden kann und ob eine Mehrheit der Nutzerinnen
                                                                                       und Nutzer dies akzeptieren würde. Die Flexibilität in der
                                                                                                                                                                                                                      11
mit den reinen BEV-Szenarien verglichen werden.                                        Kraftstoffherstellung für FCEV führt dagegen zu keinerlei
                                                                                       spürbaren Einschränkungen. Schon heute kann Wasserstoff
      140%
                                                                                       flexibel und an EE gekoppelt hergestellt werden. Deshalb ist
      120%                                                                             davon auszugehen, dass sich FCEV günstig in das deutsche
      100%
                                                                                       Energiesystem eingliedern lassen und eine relevante Markt-
                                                                                       durchdringung von FCEV dazu führt, dass der benötigte Zu-
          80%                                                                          bau von stationären Speichern gesenkt wird.
Energie

          60%                                                                              Der Bedarf an Flexibilität im Energiesystem wird mit
                                                                                       steigenden Anteilen von EE schrittweise wachsen und zu-
          40%
                                                                                       nehmend an Bedeutung gewinnen. FCEV bieten die Mög-
          20%                                                                          lichkeit, einen Teil dieses Bedarfs zu decken. Wenn die Vor-
          0%
                                                                                       aussetzungen für einen Markthochlauf von FCEV verbessert
                Energiebedarf         Erzeugte       Energieüberschuss
                                                                                       werden, könnte die vom Verkehrssektor bereitgestellte Flexi-
                                 Erneuerbare Energie                                   bilität zusammen mit dem Ausbau von EE wachsen. ||
                    Geringe Ladeflex.,      Vehicle to Grid,     Basisszenario
                    0% FCEV                 0% FCEV              (ohne Mobilität)
                                                                                       LITERATUR
                                                                                        [1] Reiner Lemoine Instiut. PIOnEER Abschlussbericht.
                    Geringe Ladeflex.,      Vehicle to Grid,
                                                                                         [Online] Juli 2017. http://reiner-lemoine-institut.de/wp-content/
                    50% FCEV                50% FCEV
                                                                                         uploads/2017/08/PIOnEER_Abschlussbericht_HP.pdf
Abb. 2: Jahresenergiebilanzen im Vergleich zu dem Energiesystem                         [ 2] oemof Developer Group. Open Energy Modelling Framework
des Basisszenarios ohne Einbeziehung des Verkehrssektors. Der                            (oemof) – A modular open source framework to model energy supply
Zahlenwert des Mehrbedarfs an Energie im Vergleich zum Basis­                            systems. 2017. Version v0.0.9.
szenario ist auf den jeweiligen Balken dargestellt.
                                                                                       AUTOREN

Der Einfluss von FCEV auf die ideale Zusammensetzung des
Energiesystems ist abhängig von der Ladeflexibilität der BEV.
Abbildung 3 zeigt, dass der Mehrbedarf an Energie für Sze-
narien ohne Ladeflexibilität durch einen Zubau von PV- und
Windenergieanlagen gedeckt wird. Das Szenario mit FCEV
erhöht den Zubau an EE leicht, die Leistung an installierten                           Oliver                                Marlon                   Kathrin   Fabian                              Birgit
Speichern sinkt jedoch. Für hohe Ladeflexibilität werden deut-                         Arnhold                               Fleck                    Goldammer Grüger                              Schachler
lich mehr PV-, jedoch weniger Windenergieanlagen zugebaut.
Im Gegensatz zu den Szenarien ohne Ladeflexibilität führen                             alle vom Reiner Lemoine Institut, Berlin

                                                                                                                                                                                                 H Z w e i 0 4 | 17
ENERGIESPEICHERUNG

     Thema: Energiespeicherung   Interviewpartnerin: Kristina Haverkamp

     PTG BEFINDET SICH IN DER EINFÜHRUNGSPHASE
     Interview mit Kristina Haverkamp, dena-Geschäftsführerin

     Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist ein ei-                  EU-Richtlinien in deutsches Recht über das Bundesimmissions-
     genständiges Unternehmen, an dem die Bundesregierung                  schutzgesetz. Hier ist bis heute nichts passiert. Warum?
     mit 50 Prozent als Gesellschafter beteiligt ist. Sie versteht         Haverkamp: Das ist so nicht ganz richtig. Nicht nur an
     sich selbst als „Kompetenzzentrum für Energieeffizienz,               der Umsetzung wird bereits seit einiger Zeit gearbeitet; es
     erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme“,                gibt auch schon erste Ergebnisse, zum Beispiel in der 37.
     aber unter der Ägide ihres ersten Geschäftsführers Stephan            Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) vom Mai
     Kohler stand sie vornehmlich für eine zentral ausgerichte-            2017. Die Verordnung stellt sicher, dass strombasierte er-
     te Energieversorgung. 2011 starteten erste Versuche, sich             neuerbare Gase auf die Treibhausgas-Minderungsquote an-
     stärker für innovative, dezentrale Technologien zu öffnen,            gerechnet werden. Das heißt: Unternehmen, die unter die
     indem die Strategieplattform Power-to-Gas zusammen                    Quotenpflicht fallen, können Wasserstoff oder Synthetic
     mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ins Leben                Natural Gas (SNG) aus Power-to-Gas einkaufen und damit
     gerufen wurde. Seitdem veranstaltet die dena jährlich eine            ihre CO2-Minderungsverpflichtungen gemäß Bundes-Im-
     Konferenz zu diesem Thema (s. S. 14). Über PtG und die                missionsschutzgesetz erfüllen.
     inhaltliche Ausrichtung der dena sprach HZwei mit der Ge-                 Auch die nächsten Ergebnisse sind in Sicht: Die 38. BIm-
     schäftsführerin Kristina Haverkamp.                                   SchV befindet sich derzeit in der Ressortabstimmung und
                                                                           soll noch diesen Sommer vom Bundeskabinett verabschiedet
                                            HZwei: Sehr geehrte Frau       werden. Sie sieht ab 2020 eine Unterquote für fortschrittliche
                                            Haverkamp, Sie bilden seit     Kraftstoffe vor. Diese wird gemäß der EU Fuel Quality Direc-
                                            zwei Jahren gemeinsam          tive schrittweise bis auf 0,5 Prozent steigen. Diese Unterquote
                                            mit Andreas Kuhlmann eine      soll sicherstellen, dass auch alternative und innovative Kraft-
                                            Doppelspitze bei der dena.     stoffe, wie Wasserstoff und SNG aus Power-to-Gas, eingesetzt

12                                          Sie sind Geschäftsführerin,
                                            er ist Vorsitzender der Ge-
                                            schäftsführung. Wie ist Ihre
                                                                           werden, um die Minderungsquote zu erfüllen.

                                                                           HZwei: Punkt vier Ihrer insgesamt fünf aufgelisteten potentiellen
                                            Aufgabenteilung?               Stellschrauben war die Verlängerung der Steuerermäßigungen für
                                       Haverkamp: Herr Kuhl-               Erd- und Autogas als Kraftstoffe. Punkt fünf war die Befreiung der
                                       mann und ich arbeiten in            Energiespeicher von Letztverbraucherabgaben. Was unterschei-
                                       der Geschäftsführung eng            det diese beiden Punkte? Warum wurde Punkt 4 bereits durchge-
                                       zusammen, aber natürlich            setzt, Punkt 5 aber nicht?
                                       gibt es unterschiedliche            Haverkamp: Die dena hat sich in den letzten Jahren ge-
     Kristina Haverkamp                Schwerpunkte. Als Vor-              meinsam mit ihren Partnern der Strategieplattform Power-
                                       sitzender der Geschäfts-            to-Gas, der Initiative Erdgasmobilität und der Biogaspart-
     führung konzentriert sich Herr Kuhlmann mehr auf die in-              nerschaft für eine Verlängerung der Steuerermäßigung für
     haltliche und strategische Ausrichtung der dena und auf die           Erdgas als Kraftstoff eingesetzt. Hier waren wir erfolgreich,
     Kommunikation, ich mehr auf die kaufmännischen und ad-                die Steuerermäßigung wird bis zum Jahr 2026 fortgeführt.
     ministrativen Aufgaben und auf die Themen Mobilität und               Diese Regelung betrifft einen wichtigen Absatzmarkt für Po-
     internationale Kooperationen. Dabei kann ich auch auf mei-            wer-to-Gas-Produkte.
     ne früheren Erfahrungen in der europäischen Wirtschafts-                  Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Wenn wir eine Befreiung
     und Umweltpolitik aufbauen.                                           von Letztverbraucherabgaben fordern, geht es um die Ein-
                                                                           gangsseite von Power-to-Gas-Anlagen, also um den Strom-
     HZwei: Wo sehen Sie Ihre wichtigsten Betätigungsfelder?               bezug. Das kann dazu beitragen, die Kosten erneuerbarer
     Haverkamp: Die Energiewende ist ein unheimlich span-                  Gase zu mindern und die Produkte somit marktfähiger zu
     nendes Großprojekt, und die dena nimmt dabei eine Schlüs-             machen. Auch hier hat die Politik schon einen kleinen Schritt
     selrolle ein. Wir haben das Energiesystem als Ganzes im               gemacht: Power-to-Gas-Anlagen, die als Stromspeicher
     Blick und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der           ein­ge­setzt werden, müssen auf den bezogenen Strom keine
     energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung,              EEG-Umlage zahlen. Außerdem sind sie nach dem Energie-
     indem wir Politik und Wirtschaft zusammenbringen. Wir                 wirtschaftsgesetz für die ersten 20 Betriebsjahre von Net-
     ermöglichen einen breiten Dialog, national und internati-
     onal, entwickeln Lösungsstrategien und zeigen auch ganz                 Stephan Kohler, der erste dena-Geschäftsführer, wech-
     konkret, wie die Energiewende in der Praxis gelingen kann.              selte nach seiner Amtszeit ins Beratergeschäft. Über-
     Die dena auf diesem Weg voranzubringen, gemeinsam mit                   gangsweise führte nach ihm Ulrich Benterbusch von
     Herrn Kuhlmann und dem ganzen Mitarbeiterteam, darin                    Oktober 2014 bis Juli 2015 die Energieagentur. Andreas
     sehe ich meine wichtigste Aufgabe.                                      Kuhlmann war beim Bundesverband der Energie- und
                                                                             Wasserwirtschaft, bevor er im Juli 2015 Vorsitzender
     HZwei: 2015 hatte die dena-Strategieplattform Power-to-Gas der          der Geschäftsführung wurde. Kristina Haverkamp stieß
     Politik konkrete Handlungsempfehlungen vorgelegt. Der wich-             im Oktober 2015 hinzu.
     tigste Punkt war die schnelle Umsetzung der 2014 novellierten

     H Z w e i 0 4 | 17
AVL revolutioniert die
Brennstoffzellenentwicklung
Bahn frei für nachhaltige Mobilität

Durch die Verschmelzung des Know-Hows von AVL und Greenlight Innovation wird eine überlegene Entwicklungs-
plattform für Brennstoffzellenfahrzeuge geschaffen. Die bewährte und zuverlässige Toolkette für Verbrennungskraft-
maschinen ist nun auch maßgeschneidert für Brennstoffzellentechnologie (BZ) verfügbar und revolutioniert die heutige
Entwicklung von Fahrzeugen. Zum Beispiel können nun Konzepte für das Energiemanagement als Hardware-in-the-
Loop-Modell direkt am Prüfstand in Echtzeit mit real vorhandenen Antriebsstrangkomponenten kombiniert sowie
Subsystemteststände zu einem virtuellen Fahrzeug vernetzt und auf Herz und Nieren erprobt werden.
Mithilfe der userfreundlichen Automatisierungssoftware AVL PUMA Open 2™ werden komplexe Testläufe einfach
abgebildet und die daraus gewonnenen Daten können effizient mit unterschiedlichen Softwarelösungen aus der AVL
Team SUITE™ ausgewertet und weiter verwendet werden. Das Zusammenspiel aller einzelnen Systemkomponenten
eröffnet eine neue Dimension der Brennstoffzellenentwicklung.

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                                                                                                           1 H 59
                                                                                                am Stand #
https://www.avl.com/fuel-cell
ENERGIESPEICHERUNG

     zentgelten befreit. Allerdings ist der Einsatz als Stromspei-      Einstiegsmärkte, die bereits heute durch Pilotprojekte er-
     cher über Rückverstromung ein Geschäftsmodell, das erst            schlossen werden, gibt es im Strommarkt, in der Energiein-
     längerfristig relevant wird. Heute schon wirtschaftlichere         frastruktur und bei der CO2-armen Energieversorgung der
     Einsatzmöglichkeiten für Power-to-Gas, wie die Nutzung             Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie.
     von CO2-armer Energie in den Sektoren Wärme, Verkehr
     und Industrie oder als Systemdienstleistung, sollten eben-         HZwei: Während der dena-Jahreskonferenz sprachen Sie sich sehr
     falls eine Marktchance erhalten.                                   deutlich für Power-to-Gas aus und drängten auf zügige Maßnah-
                                                                        men. Ehrlich gesagt überraschten mich so offene Worte von Seiten
     HZwei: Was können Sie darüber hinaus bislang von Ihrer To-do-      der dena, die ja zumindest zur Hälfte eine Regierungsorganisation
     Liste abhaken?                                                     ist. Hat hier in den letzten Jahren – eventuell auch durch die neue
     Haverkamp: Als die dena die Strategieplattform Power-to-           Geschäftsführung – ein Strategiewechsel stattgefunden?
     Gas im Jahr 2011 ins Leben gerufen hat, war es unser Ziel,         Haverkamp: Die Frage verwundert mich ein bisschen. Die
     eine langfristig wirksame Plattform für den branchenüber-          dena hat sich schon immer für das Thema Power-to-Gas ein-
     greifenden Erfahrungs- und Interessensaustausch zu er-             gesetzt und betont seit langem, dass es ein wichtiger Baustein
     möglichen, Power-to-Gas sowohl in der Fachöffentlichkeit           für den Erfolg der Energiewende sein kann. In der Strategie-
     als auch in der Politik auf die Agenda zu setzen und Hand-         plattform Power-to-Gas arbeiten wir zum Beispiel schon seit
     lungsempfehlungen zu entwickeln. Das ist uns gelungen.             2011 mit einer Vielzahl von Partnern aus Wirtschaft, Ver-
     PtG ist ein sehr aktuelles Thema. Das Interesse von Politik        bänden und Wissenschaft an der Markteinführung von PtG
     und Wirtschaft für die Technologie hat kontinuierlich zu-          und der Entwicklung von Geschäftsmodellen. Von einem
     genommen. Die Strategieplattform steht Akteuren und In-            Strategiewechsel kann also keine Rede sein.
     teressierten aus Politik, Unternehmen, Wissenschaft und
     auch Verbänden, Bildungseinrichtungen oder Bürgeriniti-            In Ordnung, Sie waren lange bei der EU in Brüssel in der Ener-
     ativen seit vielen Jahren als zentraler Ansprechpartner zur        gie- und Umweltpolitik aktiv und gelten als Expertin für europäi-
     Verfügung, um Überblick und Dialog zu schaffen.                    sche Wirtschaftspolitik. Denken Sie, dass sich H2 mittelfristig als
                                                                        gleichberechtigter Kraftstoff in Europa etablieren kann?
     HZwei: Und woran arbeiten Sie derzeit besonders intensiv?          Haverkamp: Um Wasserstoff in Europa als Kraftstoff zu etablie-
     Haverkamp: Derzeit erstellen wir eine Roadmap für Po-              ren, sind gemeinsame Anstrengungen auf EU-Ebene notwen-
     wer-to-Gas. Sie zeigt Anwendungsbereiche und notwendige            dig. Hier gibt es heute bereits zahlreiche Aktivitäten, wie zum
     Schritte, um PtG als leistungsfähige Technologie in einem          Beispiel die Renewable Energy Directive. Sie soll eine verbind-

14   integrierten Energiesystem verfügbar zu machen. Eine
     Kurzzusammenfassung gibt es bereits auf unserer Webseite
     (http://bit.ly/2wIzeET). Die vollständige Roadmap werden
                                                                        liche Unterquote für fortschrittliche Kraftstoffe, unter ande-
                                                                        rem strombasierte Kraftstoffe, einführen und die Möglichkeit
                                                                        zum Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff in der Raffinerie
     wir im September veröffentlichen.                                  schaffen. Auch die Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking
                                                                        (FCH JU) trägt wesentlich dazu bei, Wassersstoff in Europa
     HZwei: Ihr Ziel ist, bis zum Jahr 2022 PtG-Anlagen mit insgesamt   voranzubringen. Sie setzt sich als Public Private Partnership
     1.000 MW in Deutschland aufzubauen. Halten Sie diese Zahl nach     seit 2008 für H2-Mobilität ein und hat bereits zahlreiche Pro-
     wie vor für realistisch? Diesen Sommer hatten wir 20 MW.           jekte ins Leben gerufen und erfolgreich abgeschlossen.
     Haverkamp: Das Ziel, auf das Sie sich hier beziehen, formu-            Aber wir brauchen noch weitere Aktivitäten auf EU-Ebe-
     lierte die Strategieplattform in ihrem Eckpunktepapier im          ne, zum Beispiel eine europäische Strategie für infrastruktu-
     November 2013. Wir sind davon überzeugt, dass es in den            relle Fragen. Europa muss sich noch stärker mit einheitlichen
     kommenden Jahren notwendig ist, den Zubau von PtG-An-              Beimischungsstandards für Wasserstoff, der zukünftigen
     lagen in Einstiegsmärkten anzustreben. Power-to-Gas hat            Nutzung des Erdgasnetzes und flächendeckenden Tankstel-
     nun die Forschungs- und Entwicklungsphase verlassen und            leninfrastrukturen für Elektrofahrzeuge, aber auch für syn-
     befindet sich in der Einführungsphase, genauer gesagt an der       thetische Kraftstoffe auseinandersetzen.
     Schwelle zur Wachstumsphase. Um Kunden ein technisch
     und betriebswirtschaftlich ausgereiftes Produkt anbieten zu        HZwei: Welche Perspektiven sehen Sie für Wasserstoff und Pow-
     können, ist zunehmende Betriebserfahrung mit zahlreichen           er-to-Gas im Energiesystem von morgen?
     Anlagen unter variierenden, realen Betriebsbedingungen             Haverkamp: Die verstärkte Nutzung von Strom aus erneu-
     notwendig. Im Investitionsgüterbereich und Anlagenbau              erbaren Energien in allen Sektoren stellt das Energiesystem
     ist eine mehrjährige Betriebserfahrung bis zur Serienreife         vor große Herausforderungen. 2016 wurde in Deutschland
     üblich. Dadurch wird gleichzeitig eine weitere Senkung der         kumuliert für alle Sektoren eine jährliche Energiemenge von
     Investitions- und Betriebskosten erreicht.                         3.718 TWh benötigt. 80 Prozent davon wurden durch fossile
         Eine schrittweise kommerzielle Markteinführung trägt           Energiequellen bereitgestellt. Selbst bei einer unterstellten
     maßgeblich dazu bei, dass die Technologie kostengünstig            jährlichen Energieeinsparungsrate von zwei Prozent müssten
     zur Verfügung steht, wenn sie im energiewirtschaftlich rele-       im Jahr 2050 noch rund 1.870 TWh aus größtenteils fluktu-
     vanten Gigawatt-Maßstab benötigt wird. Bisher sind wir von         ierenden erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Eine
     diesem Ziel noch weit entfernt, was aber vor allem an der          vollständige Elektrifizierung der Sektoren Wärme, Industrie
     Unsicherheit der Anlagenbetreiber und Investoren und den           und Verkehr würde diesen Strombedarf und den Durchfluss
     immer noch ungünstigen rechtlichen Rahmenbedingungen               in den Stromnetzen deutlich erhöhen. Damit steigt der Aus-
     für Power-to-Gas liegt. Hier ist noch viel zu tun – wie unsere     baubedarf auf Übertragungs- und Verteilnetzebene.
     Roadmap zeigt.                                                     Durch eine systemdienliche Fahrweise und eine geeigne-
         Wichtig, um bei der Markteinführung voranzukommen,             te Positionierung kann Power-to-Gas einen Beitrag zur
     sind insbesondere die Einstiegsmärkte. Sie bieten kurz- und        Wahrung der Versorgungssicherheit, Flexibilisierung und
     mittelfristig Anwendungsmöglichkeiten und lassen zeit-             Wirtschaftlichkeit in einem weitgehend erneuerbaren Ener-
     nah einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Kurzfristige          giesystem leisten. PtG kann Engpässe im Stromnetz reduzie-
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