UMRUNDET DIE ERDE BRENNSTOFFZELLEN-STACKS - Ú SOLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN Ú MARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER - HZwei
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Hydrogeit Verlag / www.hzwei.info / 17. Jahrgang / Heft 4 / Oktober 2017 / 82 Ú OLAR-WASSERSTOFF-KATAMARAN S UMRUNDET DIE ERDE Ú ARKTÜBERSICHT VERSCHIEDENER M BRENNSTOFFZELLEN-STACKS
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I N H A LT INHALTSVERZEICHNIS 3 Impressum 4 Editorial 5 Meldungen Auftakt zu H2orizon Neues DLR-Institut für vernetzte Energiesysteme Umrüstung eines Gaskraftwerks auf Wasserstoff Das ZSW wächst 7 Messen Battery Show: Doppeltermin in Hannover eMove360° und ees mit neuen Konzepten EVS30: Die Elektrowelt trifft sich in Stuttgart 10 Energiespeicherung Verknüpfung von Energie- und Verkehrswende Interview mit dena-Chefin Kristina Haverkamp dena Jahreskonferenz Power-to-Gas 12 + 16 K. Haverkamp im Interview und auf der Bühne DWV fordert Gleichstellung von Wasserstoff Der Norden wird energieautark HYPOS – Aufbau einer H2-Infrastruktur Synlight: H2-Erzeugung mit Solarenergie 26 Elektromobilität ZSW entwickelt deutschen Auto-Stack Wettfahrten als Weiterbildungsmaßnahmen 40 Prozent Förderung für BZ-Autos China: Automobilhersteller sollen liefern Quelle: Shell Energy Observer: Weltumrundung mit Solar-H2 39 Entwicklung Übersicht bisheriger Brennstoffzellenboote Analyse der EU-Fördermittel Energiewandlung mit pyroelektrischen Materialien 30 Emissionsfreie Wettfahrten 45 Produktmeldungen 46 Markt Konkurrenz für die PEM Marktübersicht über Brennstoffzellen-Stacks Aktienanalyse von Sven Jösting 55 International Trumps Verwaltungs-Update Quelle: innogy Olympiade 2020 mit H2 aus Brunei 58 Terminkalender 59 Firmenverzeichnis 36 Mit Brennstoffzellen übers Wasser IMPRESSUM HZwei Design: Dipl.-Des. Andreas Wolter, Weimar Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren Satz: Dipl.-Des. Robert Müller, Berlin wider und entsprechen nicht unweigerlich der Meinung der Redaktion. Anzeigen: Kirsten Laasner Projektmanagement, Bad Segeberg Inhalte der Zeitschrift sowie der Homepage sind urheberrechtlich geschützt ISSN: 1862-393X Lektorat: Dione Gutzmer, Berlin und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Hydrogeit Verlages Jahrgang: 17. (2017) / Heft 4, Oktober 2017 vervielfältigt oder anderweitig veröffentlicht werden. Für unverlangt einge- Druck: Printec Offset – medienhaus, Kassel sandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Verlag: Hydrogeit Verlag PEFC-zertifiziertes Papier Inh. Sven Geitmann, Gartenweg 5 Alle technischen Angaben in D – 16727 Oberkrämer Druckauflage: 4.500 Stück (plus 20.000 Downloads/Jahr) dieser Zeitschrift wurden von Erscheinungsweise: 4 × jährlich den Autoren, der Redaktion UStID.: DE 221143829 und dem Verlag mit größter Einzelpreis (Inland): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 2,00 2 Versand) Sorgfalt erarbeitet und zusammengestellt. Trotzdem sind Fehler nicht ViSdP: Dipl.-Ing. Sven Geitmann Jahrespreis (Inland): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 7,00 2 Versand) vollständig auszuschließen. Der Hydrogeit Verlag weist ausdrücklich Tel./Fax: +49 (0)33055 – 21322/20 Einzelpreis (Europa): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 4,00 2 Versand) darauf hin, dass er keine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte E-Mail: kontakt@hydrogeit.de Jahrespreis (Europa): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 16,00 2 Versand) Angaben zurückgehen, übernehmen kann. Internet: www.hydrogeit-verlag.de, www.hzwei.info Redaktion. Mitarbeit: Sven Geitmann, Sven Jösting, Robert Rose Studenten: 50 % Ermäßigung Titelbild: Die Energy Observer in Paris [Quelle: Energy Observer] Kündigung: jederzeit möglich, 6 Wochen vor nächster Ausgabe H Z w e i 0 4 | 17
EDITORIAL KONTUREN SCHÄRFEN Liebe Leserinnen und Leser! Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit Wasserstoff und Die H2- und BZ-Technologie Brennstoffzellen. 1997 war dieser Technologiebereich noch hat sich in den vergangenen 20 nicht einmal eine Nische. Der Begriff Brennstoffzelle war Jahren so weit entwickelt, dass selbst etlichen Ingenieuren noch unbekannt, und Wasserstoff sie problemlos ein quartals- war einfach nur eines von vielen Elementen des Perioden- weise erscheinendes Heft fül- systems. Lediglich ein paar Firmen tüftelten damals an Me- len kann. Den besten Beweis tallhydridspeichern oder phosphorsauren Brennstoffzellen. liefert die vorliegende Okto- Innerhalb weniger Jahre avancierte diese Techniksparte ber-Ausgabe, die erstmals über jedoch zum Hoffnungsträger sowohl für Automobil- als auch 64 Seiten verfügt. Natürlich für Heizungshersteller. Deren allzu forschen Ankündigungen ist darin auch weiterhin Elek- folgten allerdings keine Taten. Auch Jahre später nicht. tromobilität enthalten (s. S. 26 Dafür kam mit dem Aufflammen des Elektromobili- bis 38), allerdings mit deutlich täts-Hypes eine neue Periode, in der Brennstoffzellen- und größerem Schwerpunkt auf Batterietechnik nebeneinander existieren konnten. In dieser BZ-Fahrzeugen. Zeit nahm die bereits 2000 gegründete HZwei das Thema Eine ähnliche Entwicklung ist auch auf Veranstaltungs- Elektromobilität ganz bewusst mit auf in ihr Portfolio, um ebene festzustellen: So wird sich die Peter Sauber Agentur die verschiedenen Technologien gleichberechtigt gegenüber- Messe und Kongresse nach der EVS30 (s. S. 8) von der Lan- stellen zu können. desmesse Stuttgart, mit der sie sechs Jahre lang zusammen- In dieser Zeit wurde auch die Nationale Organisation für gearbeitet hat, trennen. Die Messegesellschaft wird ab 2018 Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) mit eine eigenständige E-Mobilitätsveranstaltung (elect!) aus- der Aufgabe betraut, neben der Entwicklung der H2- und richten. Peter Sauber zieht mit der f-cell zurück ins Haus der BZ-Technik auch die E-Mobilität voranzutreiben. In Stuttgart Wirtschaft, wo er die Brennstoffzelle wieder stärker in den erweiterte die Peter Sauber Agentur die ehemals reine BZ-Ver- Mittelpunkt stellen möchte (s. S. 9). anstaltung f-cell um die Battery+Storage, und in Hannover In München streben ebenfalls zwei Veranstalter eine fügte Tobias Renz den Zusatz „Batterien“ an seinen Gemein- Neuausrichtung ihres Themenspektrums an: So soll auf der schaftsstand für Wasserstoff und Brennstoffzellen an. emove360° ab Oktober neben Elektromobilität auch Vernet- Seitdem ist viel passiert: Elektromobilität hat sich als ei- zung und autonomes Fahren mit dargestellt werden. Und auf genständiger Wirtschaftsbereich etabliert – sowohl in der der Intersolar, die nur ein halbes Jahr später an gleicher Stelle Forschung als auch in der Industrie. Es gibt inzwischen ei- stattfindet, sollen fortan E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur genständige Messen und Kongresse und fachbezogene Zeit- mit untergebracht werden. Energiespeicherung ist dort bei der schriften zu dieser Thematik. Begleitmesse ees ja bereits seit drei Jahren ein immer größeres Außerdem hat sich ein weiteres spannendes Themenfeld Thema. Die soll aber 2018 um einen eigenen Wasserstoff- und aufgetan: Energiespeicherung. Dieser Bereich ist sehr viel Power-to-Gas-Gemeinschaftsstand erweitert werden (s. S. 6), enger mit dem originären Fokus von HZwei verbunden als wofür derzeit noch geeignete Partner gesucht werden. batteriebetriebene E-Autos, weshalb es an der Zeit ist, die Dies alles belegt, dass insgesamt das Interesse an Wasserstoff Konturen dieses Magazins etwas zu schärfen. und Brennstoffzellen deutlich zunimmt und zwar nicht nur in Aufmerksame Leserinnen und Leser werden festgestellt Deutschland, sondern auch weltweit (s. H2-international). haben, dass Batterieautos in den letzten Ausgaben nicht Ich freue mich somit auf mindestens 20 weitere spannen- mehr ganz so viel Raum eingenommen haben – außer in de Jahre. den Aktienanalysen von Sven Jösting (s. S. 51: Tesla). Dafür nimmt seit einigen Jahren die Energiespeicherung immer Herzlichst mehr Raum ein (s. S. 10 bis 25), da die Nutzung von Was- serstoff als Sekundärenergieträger deutlich an Interesse ge- wonnen hat – weit über die Gas- und Energiebranche hinaus. Sven Geitmann, HZwei-Herausgeber Wasserstoff Der DWV ist die deutsche Interessenvertretung für Infrastruktur Wasserstoff und Brennstoffzellen in Wissenschaft, Wirtschaft und Brennstoffzellen Politik Kontakt: www.dwv-info.de / (030) 398 209 946-0 ... Auto-Stack s made hr t auf de m Balden eysee en nsto ffzellen-Heizung ... lenschiff fä ch mi t Br Brennstoffzel... Wohnungs-Neu bauten gleigs motor? in Germ any den Ve rbrennun gi bt es no ch Wie lange
DIESE AUFTAKT ZU H2ORIZON ENERGETISCHE PARTNERSCHAFT BRINGT NUR VORTEILE! Quelle: DLR Am 6. Juli 2017 ist – zeitgleich mit dem 5. Wasserstofftag – der symbolische Spa- tenstich für den Beginn der Bauarbeiten am H2ORIZON-Projekt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erfolgt. Sieben Jahre hatte die Planung gedauert (s. HZwei-Heft Jul. 2016). Jetzt wird anvisiert, dass noch vor Ende 2018 der erste Wasserstoff in Lampoldshausen fließen soll. Dafür wird im Rahmen von H2ORIZON auf einer Fläche von 1,5 Hektar eine Forschungs- und Demonstrations- plattform entstehen, die einen Weg zur nachhaltigen Wasserstoffherstellung mithil- fe von erneuerbaren Energien nicht nur skizziert, sondern im industriellen Maßstab Für Ihre darstellt. Das DLR und Projektpartner ZEAG Energie investieren insgesamt rund Kunden je 10,5 Mio. Euro in diese Anlage. Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorha- neueste tzt ben mit weiteren 800.000 Euro. Prof. Stefan Schlechtriem, Direktor des DLR-Insti- Technolo E lcore tuts für Raumfahrtantriebe, erklärte: „Mit dem Projekt H2ORIZON fokussiert das gie nutz Mit uns en: DLR seine Forschungskompetenzen aus den Bereichen Raumfahrt und Energie, um erem auf die gesellschaftsrelevanten Zukunftsthemen wie umweltfreundliche Mobilität Partner und klimaneutrale Energieversorgung wertvolle Antworten zu finden.“ || Eff icien city! Das Elcore Brennstoffzellen-Heizsystem er- NEUES INSTITUT FÜR VERNETZTE zeugt in Ein- und Zweifamilienhäusern aus Erdgas den Grundbedarf an Strom und ENERGIESYSTEME Wärme. Bieten Sie Ihren Kunden diese attraktive Zukunftslösung an und werden Das ehemalige Oldenburger Energiefor- Sie jetzt Elcore EnergieBringer mit vielen schungsinstitut Next Energy ist an das Deut- Vorteilen: sche Zentrum für Luft- und Raumfahrt • produktspezifische Schulungen übergeben worden und heißt jetzt Institut • umfangreiches Serviceangebot für Vernetzte Energiesysteme (DLR-VE, s. • einfache Installation HZwei-Heft Jul. 2017). Der Wechsel wurde • 7.500 € KfW-Förderung und weitere am 28. Juni 2017 durch die Zustimmung des DLR-Senats vollzogen. Wie es hieß, Zuschüsse möglich werde das Institut seine erfolgreiche Arbeit in seiner neuen Funktion in gewohn- • Finanzierungsoptionen für ter wissenschaftlicher Qualität weiterführen und beim DLR insbesondere die Endkunden durch unseren Partner Energieforschung thematisch ergänzen und bereichern. Der Deutsche Bundestag Efficiencity hatte Ende 2016 rund 42 Mio. Euro für den Aufbau von bundesweit sieben neuen DLR-Instituten bewilligt. Institutsdirektor Prof. Carsten Agert sagte: „Es ist eine Jetzt EnergieBringer werden unter großartige Anerkennung unserer bisherigen Arbeit und ein immenser Reputa- www.elcore.com. tionsgewinn für den Energieforschungsstandort Oldenburg.“ Das DLR-VE wird sich künftig vorrangig auf die Entwicklung eines stabilen und effizienten Ener- gieversorgungssystems trotz vermehrter dezentraler Strukturen kümmern (z. B. Sektorenkopplung, Energiespeicher und auch Brennstoffzellen). Arbeitsplätze sei- en durch den Wechsel nicht verloren gegangen, hieß es. || www.dlr.de/ve Partner von
MELDUNGEN H2-UMRÜSTUNG EINES DAS ZSW WÄCHST KRAFTWERKS Erdgas und Wasserstoff haben vieles gemeinsam, aber kann Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-For- ein Gaskraftwerk auf Wasserstoff umgerüstet werden? Dieser schung Baden-Württemberg (ZSW) ist um ein neues In- Frage widmet sich seit diesem Sommer der Energieversorger stitutsgebäude erweitert worden. Am Standort in Stuttgart Vattenfall. Gemeinsam mit dem niederländischen Gasinfra- fand am 5. Juli 2017 im Beisein der Wirtschaftsministerin strukturunternehmen Gasunie und dem norwegischen Öl- von Baden-Württemberg Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und konzern Statoil soll untersucht werden, ob eine Umrüstung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Fritz Kuhn technisch realisierbar ist. Dafür soll einer der drei Blöcke die offizielle Einweihung statt. In den neuen Räumlichkeiten des Gaskraftwerks Magnum bis 2023 umgebaut werden. Das sollen neue Photovoltaik-Analytikgeräte und -Beschich- 440-MW-Kraftwerk im niederländischen Eemshaven ist be- tungsanlagen sowie Apparate der Stromspeichertechnologie reits so konzipiert worden, dass es für den Betrieb mit ver- Power-to-Gas untergebracht werden. || schiedenen Arten von Brennstoffen geeignet ist. Statoil wird sich bei diesem Projekt um die Umwand- lung von norwegischem Erdgas in Wasserstoff und Kohlen- stoffdioxyd kümmern, wobei das CO2 in einer unterirdi- schen Anlage vor der norwegischen Küste gelagert werden soll. Gasunie übernimmt die Gasbeförderung sowie die Speicherung von Wasserstoff, während sich Vattenfall zusammen mit seinem Tochterunternehmen Nuon der Stromerzeugung widmet. || Quelle: ZSW INTERSOLAR WIRD SMARTER 6 Die Intersolar Europe bewegt sich weiter in Richtung Ener- giespeicherung. Die Münchener Messe für die Solarwirt- schaft fand in diesem Jahr zum vierten Mal zusammen mit der ees Europe statt; nach Veranstalterangaben die be- DOPPELTERMIN IN HANNOVER sucherstärkste Fachmesse für Batterien und Energiespei- chersysteme in Europa (254 Aussteller auf 17.500 m 2). Ab Nach dem erfolgreichen Auftakt in diesem Jahr in Sindelfin- 2018 sollen mit den beiden neuen Standbeinen Power2Drive gen findet ein neues Veranstaltungspaket aus Battery Show sowie EM-Power noch die Themen Elektromobilität und Europe und Electric & Hybrid Vehicle Technology Europe ab Ladeinfrastruktur sowie intelligente Energieerzeugung 2018 in Hannover statt. Vom 15. bis 17. Mai wird das Mes- hinzukommen. Das neue „Dach“ dieser vier Energiemes- sedoppel zukünftig als Gastveranstaltung auf dem dortigen sen heißt dann The smarter E und sei „eine Reaktion auf die Messegelände in den Hallen 19 und 20 untergebracht. Entwicklungen der ausstellenden Unternehmen, die immer mehr auf integrierte sowie intelligent vernetzte Systeme und Services setzen“, hieß es. Im April dieses Jahres zog die Battery Show Europe, deren Organisatoren für sich in Anspruch nehmen, Europas füh- rende Messe für moderne Batterieherstellung und -techno- logie zu sein, rund 4.000 Fachbesucher und 200 Aussteller Bislang war die H2- und BZ-Branche zu diesem Frühsommer- zur Premiere in Richtung Stuttgart – zusammen mit der termin kaum in der bayerischen Landeshauptstadt vertreten Electric & Hybrid Vehicle Technology Europe. James Rea- gewesen. Das soll vom 20. bis 22. Juni 2018 anders werden: Sa- der, Geschäftsführer des britischen Veranstalters Smarter bine Kloos von der veranstaltenden Solar Promotion GmbH Shows, erklärte, jetzt wolle er ins „Herz von Niedersachen, erklärte gegenüber HZwei, für die Bereiche Brennstoffzelle, einem Kernland der weltweiten Automobilindustrie, in di- Wasserstoffinfrastruktur und Power-to-Gas werde „ein Ge- rekte Nähe zu Unternehmen wie Volkswagen, Continental, meinschaftsstand mit günstigen Teilnahmemöglichkeiten“ Johnson Controls, Wabco und Komatsu Hanomag“. Der geplant. Konkret sagte sie: „Der Gemeinschaftsstand wird Eintritt für beide Ausstellungen ist kostenfrei, aber regis eine hervorragende Lage mitten in der attraktiven Messehalle trierungspflichtig. Die Konferenzteilnahme ist kosten- B1 haben.“ Unternehmen und Verbände sind eingeladen, sich pflichtig, aber HZwei- und H2-international-Leserinnen aktiv an der Gestaltung zu beteiligen. || und -Leser erhalten zehn Prozent Rabatt. || www.thesmartere.de www.thebatteryshow.eu H Z w e i 0 4 | 17
2018 EMOVE360° MIT NEUEM KONZEPT HAUS DER WIRTSCHAFT STUTTGART STADTMITTE 18.–19. September Quelle: BYD Abb. 1: Die eMove360° bringt chinesische Technologie nach Bayern Welcome home. Die Messen eCarTec, Materialica und sMove in ihrer bisherigen Form gibt es nicht mehr. Ab diesem Jahr werden alle Themenbereiche vom 17. bis 19. Oktober 2017 in zusammen. live. der eMove360° Europe zusammengefasst. Und laut Robert Metzger, Geschäftsführer Zurück zu den Wurzeln in neuem des Veranstalters MunichExpo, hat sich dieses neue Konzept bereits im Vorfeld be- Format: Matchmaking satt, währt, denn im Vergleich zum selben Zeitpunkt des Vorjahres verzeichnete die Mes- hochwertige Leitvorträge, inter- se München ein Wachstum bei den Ausstellern von über 45 %. 2016 waren insgesamt 356 Aussteller aus 28 Ländern in die bayerische Landeshauptstadt gekommen. nationaler Marktplatz, exzellente Zur diesjährigen Internationalen Fachmesse für Mobilität 4.0 – elektrisch – ver- Abendveranstaltung. netzt – autonom haben über 40 Unternehmen allein aus China zugesagt. Metzger berichtete: „Nirgendwo auf der Welt schreitet die Urbanisierung so rasant fort wie in China. Gerade bei der Elektromobilität drückt die Volksrepublik weiter aufs Netzwerken auf Weltniveau. Tempo: 43 Prozent aller Elektroautos wurden im vergangenen Jahr in China ge- baut – über 500.000 wurden 2016 verkauft, das sind 50 % mehr als noch 2015. Zu- dem kommt von dort jede vierte Batteriezelle und jeder dritte Elektromotor. Mit www.f-cell.de BYD beheimatet das Land gleich den größten Hersteller von E-Autos überhaupt. Auch im Bereich des vernetzen und autonomen Fahrens gehört das Land zu den führenden Technologienationen. Die eMove360° ist ein hervorragender Ort für Unternehmen aus dem Reich der Mitte, um sich auszutauschen und neue inter- nationale Märkte zu erschließen.“ Chinesische Firmen werden sich auf etwa 1.000 f-cell – Ihre Quadratmeter präsentieren. arke Zudem haben sich unter anderem Firmen wie Bals, Delta Energy Systems, EBG verlässliche M ! compleo, Harting, Huber+Suhner, innogy, Lapp Cable, Otto Dunkel, SEW Eu- seit 17 Jahren rodrive und Walther Werke angemeldet. Neben dem Kernthema Elektromobilität geht es auch um vernetztes und autonomes Fahren, zukunftsorientierte und nach- haltige Mobilitätskonzepte, Leichtbau und innovative Werkstoffe sowie urbanes und mobiles Design. Besondere Aufmerksamkeit widmen die Veranstalter der Speicher- sowie der Antriebstechnik. Die Preise für Akkumulatoren sinken zwar schneller als er- Partner: wartet, aber vom Zielwert von 130 Euro pro Kilowattstunde ist man noch weit entfernt, weshalb Innovationen wichtiger denn je sind. Metzger erklärte: „Die- se Bereiche werde einer der Ausstellungsschwerpunkte sein, zudem als Kategorie in unserem neu geschaffenen eMove360°Award für Elektromobilität & Autonomes Fahren präsent sein – und beim parallel zur Messe stattfindenden World Mobili- ty Summit stehen sogar zwei volle Kongresstage im Zeichen der Herzstücke von Elektrofahrzeugen.“ || www.emove360.com
MESSEN Thema: Messen Autor: Sven Geitmann DIE ELEKTROWELT TRIFFT SICH IN STUTTGART EVS30, f-cell und Battery+Storage Vom 9. bis 11. Oktober 2017 findet eines der größten Sympo- sien weltweit zum Thema Elektromobilität mit Ausstellung in Stuttgart statt. Parallel zum International Electric Ve- hicle Symposium & Exhibition (EVS30) werden in diesem Jahr die f-cell sowie die Battery+Storage auf dem Messege- lände abgehalten – und einen Tag zuvor wird im Zentrum der baden-württembergischen Landeshauptstadt der Akti- onstag Elektromobilität (AtEm) organisiert. Quelle: Landesmesse Stuttgart Das Symposium ist in diesem Jahr dreigeteilt: Mit einem Konferenzticket erhalten die Teilnehmer Zugang zu drei Kongressen: EVS30, f-cell sowie Battery+Storage – und sie können selber auswählen, welche Session jeweils thematisch am besten für sie passt. Inhaltlich geht es bei diesem Dreigespann um die Vorstel- Abb. 1: Thomas Walter, Messe Stuttgart, und Franz Loogen, lung neuester Forschungsergebnisse, von Best-Practice-Bei- Geschäftsführer von e-mobil BW (r.) spielen, technologischen Fortschritten und praktischen Erfahrungen in den Themenbereichen Fahrzeug- und einen Paradigmenwechsel von dem Produkt Automobil zur Transportsysteme, Elektroantrieb und Anwendung, Fahr- Dienstleistung Mobilität erleben“, gleichzeitig zweifelte sie zeugkomponenten, Lade-/Betankungsinfrastruktur, Kom- jedoch noch vor dem richtungsweisenden Gerichtsurteil merzialisierung und Nachfrageproblematik, Energie- und in Stuttgart, „ob Fahrverbote wirklich kommen“. Konkret 8 Umweltanalysen sowie Mobilitätskonzepte. Außerdem wer- den technologische und politische Weichenstellungen im deutschen, europäischen und globalen Rahmen diskutiert. sagte sie: „Ich selbst habe größtmögliche Ausnahmerege- lungen für den Wirtschaftsverkehr sowie für betroffene Anwohner gefordert. Ich wünsche mir in diesem Zusam- Anlässlich des dreißigsten Geburtstags der EVS soll der menhang ein Ende des oftmals unsachlichen Diesel-Ba Veranstaltungsverbund noch mehr denn je höchsten Qua- shings. Das schadet dem Standort.“ Parallelen zwischen litätsanforderungen genügen. Dafür wurden alle 650 einge- Baden-Württemberg und dem Raum Detroit, wo vor zehn reichten Konferenzbeiträge einer fachlichen Prüfung seitens Jahren die drei großen US-Autobauer General Motors, des EVS30 Scientific Program Committee, eines Gremiums Ford und Chrysler herbe Einschnitte hinnehmen und ihre mit 250 Experten aus aller Welt, unterzogen. Produktion fast komplett zurückfahren mussten, sah sie nicht. Dazu sagte sie: „Zum einen ist die Region Stuttgart wirtschaftlich viel breiter aufgestellt. Zum anderen wurden 30. JUBILÄUM in Detroit Trends verschlafen.“ Gastgeber der 30. EVS sind die World Electric Vehicle Demgegenüber erklärte Thomas Walter aus der Ge- Association (WEVA) und die European Association for schäftsleitung der Messe Stuttgart: „Fossile Brennstoffe Battery, Hybrid and Fuel Cell Electric Vehicles (AVE- haben ihren Zenit überschritten. Wir glauben daran, dass RE). Nach der Begrüßung durch WEVA-Präsident Espen Elektromobilität unsere Art der Fortbewegung grundlegend Hauge werden der baden-württembergische Minister- verändern wird. Dafür muss sie jedoch für die Masse zu- präsident Winfried Kretschmann sowie Maroš Šefcovic, gänglich werden.“ Vizepräsident der Europäischen Kommission für die Energieunion, das Wort ergreifen. HAUPTSTADT DER ELEKTROMOBILITÄT Zentrale Themen beim f-cell-Symposium sind in diesem Jahr intelligente Sek- torenkopplung von Wärme, Strom und Verkehr, die statio- POLITISCHER DISKURS Besondere Brisanz dürfte das Bran- näre Speicherung erneuerbarer Energien durch Wasserstoff-, chentreffen in diesem Jahr auch deswegen haben, weil ge- Batterie- und Brennstoffzellentechnologien sowie die Elek- nau zwei Wochen zuvor die Bundestagswahl stattgefunden trifizierung von Schiffs- und Flugzeugantrieben sowie des haben wird. Deren Ausgang sowie die anschließenden Koa- Schienenverkehrs. Zudem geht es um die Wertschöpfungs- litionsverhandlungen werden wesentlichen Einfluss auf die potentiale, die Zulieferer und OEMs mit der Wende zum Entwicklung in der Wasserstoff- und Brennstoffzellen- so- wie der Energiespeicherungs- und Elektromobilitätsbranche haben. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Unter- FREIKARTEN steller von den Grünen zeigt sich diesem Wirtschaftszweig Der Hydrogeit Verlag bietet wieder – wie bereits in den traditionell bei den Eröffnungsreden auf der f-cell recht zu- vergangenen Jahren – Freikarten für die Ausstellung getan – anders als seine Kabinettskollegin: an. Mit dem Code EVS30_Hzwei können sich alle HZwei- Die Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister- LeserInnen für eine Gratis-Dauerkarte registrieren: Kraut räumte zwar gegenüber dem schwäbischen Regi- w http://bit.ly/2vAzguX onalmagazin nemo ein, dass wir „in der Mobilität gerade H Z w e i 0 4 | 17
MESSEN batterie- und wasserstoffelektrischen Fahren realisieren die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Brennstoffzel- können, sei es bei der Errichtung einer smarten, flexiblen len und Batterien steigern können (Halle 1, Stand 1G14). und sauberen Infrastruktur oder beim Aufbau nachhaltiger Organisiert wird die gesamte Veranstaltung von der Messe Energie-, Technologie- und Verwertungsketten. Stuttgart, dem Bundesverband Solare Mobilität (BSM), Ba- Diese beide Themenbereiche laufen am 10. und 11. Ok- den-Württemberg International (bw-i), e-mobil BW, der Peter tober in den Räumen des Internationalen Congresscenters Sauber Agentur und der Wirtschaftsförderung Region Stutt- (ICS) parallel. Die Elektromobilitätsthemen der EVS30 star- gart. Unterstützt werden diese von regionalen Automobil- und ten bereits einen Tag zuvor, ebenso wie der gemeinsame Aus- Zulieferunternehmen. Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender stellungsbereich, der in der Messehalle 1 (im L-Bank Forum) der Mahle-Geschäftsführung, sagte im Vorfeld: „Die EVS30 zu finden sein wird. Dort finden auch das Matchmaking in Stuttgart ist für Mahle eine wichtige Plattform und zugleich (Networking), die Poster-Session und das Catering statt, ein starkes Signal, dass auch zukünftige Antriebskonzepte aus zusätzlich gibt es einen Freiluft-Parcours. Am 8. Oktober der Geburtsregion des Automobils kommen werden.“ || gibt es zudem in der Innenstadt auf dem Markt- sowie dem Karlsplatz den Aktionstag Elektromobilität unter dem Motto www.evs30.org, www.elect-expo.com, www.f-cell.de „Stuttgart wird Welthauptstadt der Elektromobilität“. Hier können sich insbesondere die Anwender und potentiellen Kunden darüber informieren, was anschließend auf dem Was kommt nach der EVS30? Nächstes Jahr wird die Messegelände diskutiert werden wird. Dort wird es außer- EVS31 in Kobe, Japan, stattfinden. Aber wie geht es in dem ein Ride-&-Drive-Angebot, eine Elektromobilitäts-Ral- Stuttgart weiter? Die dortige Landesmesse beabsichtigt, lye sowie umfangreiche Informationen über Infrastruktur- vom 8. bis 10. Oktober auf ihrem Gelände eine Elektromo- fragen und mobile Angebote geben. bilitätsmesse zu veranstalten, die elect!. Peter Sauber un- Auf der Ausstellung, zu der über 250 Institutionen erwar- terrichtete indes kurz vor Redaktionsschluss HZwei, dass tet werden, können sich Hersteller, Anwender und Entschei- er „back to the roots“ gehen möchte und 2018 die f-cell der ein aktuelles Bild von allen Formen der Elektromobilität wieder im Haus der Wirtschaft in Stuttgart veranstalten machen und neue Trends sowie Einsatzmöglichkeiten des wird. Seine rechte Hand Silke Frank erläuterte, das Ziel elektrischen Antriebstrangs begutachten. Mit dabei auf der sei, damit diese seit 1997 etablierte Veranstaltung als be- über 20.000 m 2 großen Ausstellungsfläche wird beispiels- währten Branchentreffpunkt im Herbst eines jeden Jah- weise der Technologiekonzern 3M sein. Dessen Geschäftsbe- res weiter zu manifestieren und gemeinsam mit der Was- reich Advanced Materials will gemeinsam mit seinem Toch- serstoff- und Brennstoffzellen-Branche neu zu gestalten. terunternehmen Dyneon zeigen, wie dessen Fluorpolymere 9 H Z w e i 0 4 | 17
ENERGIESPEICHERUNG Thema: Energiespeicherung Autoren: Marlon Fleck, Oliver Arnhold, Dr. Kathrin Goldammer, Fabian Grüger, Birgit Schachler ENERGIE- UND VERKEHRSWENDE VERKNÜPFEN BEV und FCEV im deutschen Energiesystem Zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele der Bundes- Marktdurchdringungen der Technologien BEV/FCEV sowohl regierung, einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um mit der Gewichtung 50/50 % als auch mit 100/0 % untersucht. 95 % bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 1990, muss eine De- karbonisierung des Verkehrssektors stattfinden. Konventio- METHODIK Derzeit ist nicht absehbar, wie sich BEV zukünftig nelle Antriebe müssen durch emissionsarme Antriebe ersetzt in das Energiesystem einbinden lassen. Richtet man sich bei werden. Die beiden vielversprechendsten Technologien für den Ladezeiten flexibel nach der Auslastung des Energiesys- dieses Vorhaben sind batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) tems, kann dies zu Komforteinbußen für die Nutzerinnen und Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV), für deren emissions- und Nutzer führen. Aus diesem Grund wurden zwei Varian- freie Betankung Strom benötigt wird – entweder direkt für ten von Ladeflexibilität untersucht: „Keine Ladeflexibilität“ die BEV-Aufladung oder zur Wasserstofferzeugung per Elek- bedeutet, dass BEV nach einer Fahrt umgehend vollständig trolyse bei der FCEV-Betankung. Eine hohe Marktdurch- aufgeladen werden. Eine „hohe Flexibilität“ erlaubt es BEV, dringung dieser Fahrzeugtechnologien geht deshalb einher zu einem beliebigen Zeitraum zu laden, solange zu Beginn mit einem Mehrbedarf an elektrischer Energie, was zu einer der nächsten anstehenden Fahrt ein ausreichend hoher La- Belastung des nationalen Energiesystems führen kann. destand sichergestellt wird. Die hohe Flexibilität erlaubt au- ßerdem einen bidirektionalen Energiefluss zwischen BEV Im Rahmen einer Studie des Reiner Lemoine Instituts (RLI) und Stromnetz (Vehicle to Grid, VtG). Batterieelektrische wurde untersucht, wie sich ein emissionsfreier Personenver- Autos können somit als Stromspeicher verwendet werden. kehr auf ein ausschließlich durch Erneuerbare Energien (EE) Die Auswirkungen auf das deutsche Energiesystem gemäß gespeistes System auswirkt. Dazu erfolgte eine Optimierung den Szenarien wurden mit dem Open-Source-Simulations- des Energiesystems in vier Szenarien, die zusätzlich zum framework oemof berechnet [2]. Das Tool optimiert das Ener- heutigen Strombedarf in Deutschland einen Mehrbedarf giesystem bestehend aus EE-Anlagen und Speichern so, dass sich 10 durch einen emissionsfreien Verkehr decken müssen. Die Szenarien unterscheiden sich in der Marktdurchdringung der Fahrzeugtechnologien sowie der Ladeflexibilität von die geringsten volkswirtschaftlichen Gesamtkosten ergeben. Der Simulationshorizont beträgt ein Jahr mit einer Schrittweite von einer Stunde. Bei der Simulation wurden Restriktionen des BEV. Für die Auswertung der Simulationsergebnisse erfolg- Stromnetzes vernachlässigt (Kupferplattenansatz). te ein Vergleich mit einem optimierten Energiesystem ohne Die EE setzen sich zusammen aus PV- und Windkraft- Stromnachfrage aus dem Verkehrssektor (Basisszenario). anlagen, Laufwasserkraftwerken, Geothermie- sowie Bio- gaskraftwerken. Als Speicher werden sowohl Batterien und BEV ODER FCEV Noch ist nicht absehbar, in welchem Ver- Pumpspeicherkraftwerke als auch die Power-to-Gas-Tech- hältnis sich die Fahrzeugtechnologien durchsetzen werden. nologie zugelassen. Ein Ausbau von EE sowie von Pumpspei- Studien des RLI legen nahe, dass ein Mix der beiden Tech- cherkraftwerken wird nur innerhalb des technischen Poten- nologien am besten geeignet ist, um das Verkehrssystem der tials zugelassen (s. Abb. 1). Zukunft zu stellen. Für das regelmäßige Fahren von kurzen Strecken eignen sich BEV, da sie weniger Energie pro gefahre- ERGEBNISSE Ein Personenverkehr mit 100 % BEV führt ne Strecke benötigen. Für lange Strecken sind FCEV geeignet, zu einer Erhöhung des Strombedarfs um 90 TWh/a (eine da sie eine höhere Reichweite pro Tankfüllung haben und sich Erhöhung um 17 % im Vergleich zum Strombedarf des Ba- in kurzer Zeit auftanken lassen. Dies zeigen beispielsweise die sisszenarios ohne emissionsfreien Personenverkehr). Wenn Ergebnisse einer Fuhrparkanalyse im Rahmen des Projekts der Personenverkehr hingegen zur Hälfte aus BEV und zur PIOnEER. Eine simulative Auswertung der Fahrzeugflotte des anderen Hälfte aus FCEV besteht, steigt der Strombedarf um Unternehmens Enertrag ergab, dass für 60 % der Fahrleistung 169 TWh/a (33 % Mehrbedarf im Vergleich zum Basisszena- aller Nutzfahrzeuge der 3,5-t-Klasse BEV nicht ausreichen rio), bedingt durch die Wirkungsgradverluste der Elektroly- und somit FCEV erforderlich sind [1]. Demgegenüber steht se und Brennstoffzelle. Jedoch hängt die benötigte zusätzlich die Meinung, dass aufgrund des Effizienzvorteils und erwar- erzeugte Energie durch die zugebauten EE nicht proportio- teter technischer Fortschritte der zukünftige Straßenverkehr nal mit dem Mehrbedarf an Energie zusammen. ausschließlich aus BEV bestehen wird. Deshalb werden in Damit 90 TWh/a für die Versorgung von BEV ohne La- den im Folgenden betrachteten Szenarien die Verhältnisse der deflexibilität zur Verfügung gestellt werden können, müssen ANTEIL BE V / FCE V L ADEFLE XIBILITÄT BE V BA SISSZENARIO 0 % / 0 % (ohne emissionsfreie Mobilität) — SZENARIO 1 100 % / 0 % (BEV-Szenario) Keine Flexibilität SZENARIO 2 100 % / 0 % (BEV-Szenario) Hoch (Vehicle-to-Grid) SZENARIO 3 50 % / 50 % (gemischtes Szenario) Keine Flexibilität SZENARIO 4 50 % / 50 % (gemischtes Szenario) Hoch (Vehicle-to-Grid) Tab. 1: Übersicht der betrachteten Szenarien. H Z w e i 0 4 | 17
ENERGIESPEICHERUNG 140% 120% Installierte Nennleistung 100% 80% 60% 40% 20% 0% Wind PV Erneuerbare Speicher (ein) Speicher (aus) Energien Geringe Ladeflex., Vehicle to Grid, Basisszenario 0% FCEV 0% FCEV (ohne Mobilität) Geringe Ladeflex., Vehicle to Grid, 50% FCEV 50% FCEV Abb. 3: Installierte Nennleistung von EE und Speichern im Vergleich zu dem Energiesystem des Basisszenarios ohne Abb. 1: Schaubild der simulativ abgebildeten Komponenten Einbeziehung des Verkehrssektors im Energiesystem 106 TWh/a, also 18 % mehr, erzeugt wer- Anteile von FCEV am Personenverkehr zu einem Anstieg des den. Abbildung 2 zeigt, dass im gemischten Szenario zwar Speicherbedarfs im Vergleich zu dem reinen BEV-Szenario. 169 TWh/a benötigt werden, aber lediglich 134 TWh/a, also 21 % weniger, erzeugt werden müssen. Die bereitgestellte FAZIT Die Ergebnisse zeigen, dass durch Flexibilität in der Was- Energie kann durch die FCEV folglich besser genutzt werden. serstoffherstellung sowie die Ladeflexibilität von BEV Energie- In den Szenarien mit hoher Flexibilität kehrt sich dieser Trend überschüsse sinken und somit die volatilen EE besser genutzt um. In einem reinen BEV-Szenario werden im Energiesystem werden. Gleichzeitig sinkt der Bedarf an Speichern im Ener- lediglich 48 TWh/a zusätzliche Energie benötigt. Die zusätz- giesystem. Daraus lässt sich schließen, dass ein zukünftiges emis- lich bereitgestellte Energie ist also um 47 % geringer als die sionsfreies Energiesystem einen Bedarf an Flexibilität hat. Neben zusätzlich benötigte Energie. Für das gemischte Szenario wer- stationären Speichern eignen sich die neuen Fahrzeugtechnologi- den hingegen 103 TWh/a mehr Energie als im Basisszenario en BEV und FCEV, um diese Flexibilität bereitzustellen. erzeugt, 39 % weniger, als der Bedarf der Fahrzeuge beträgt. Eine hochgradige Flexibilisierung des Ladeverhaltens Energieüberschüsse können durch Anteile von FCEV in jedem von BEV stellt eine große Herausforderung dar und geht Fall gesenkt werden, was durch die hohe zeitliche Flexibilität einher mit gravierenden Einschränkungen für Nutzerinnen der Wasserstofferzeugung zu erklären ist. So sinken die Ener- gieüberschüsse um 26 % für keine Ladeflexibilität und um 13 % für hohe Ladeflexibilität, wenn die gemischten Szenarien und Nutzer. Es ist zurzeit unklar, wie ein Anreizmodell ge- staltet werden kann und ob eine Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer dies akzeptieren würde. Die Flexibilität in der 11 mit den reinen BEV-Szenarien verglichen werden. Kraftstoffherstellung für FCEV führt dagegen zu keinerlei spürbaren Einschränkungen. Schon heute kann Wasserstoff 140% flexibel und an EE gekoppelt hergestellt werden. Deshalb ist 120% davon auszugehen, dass sich FCEV günstig in das deutsche 100% Energiesystem eingliedern lassen und eine relevante Markt- durchdringung von FCEV dazu führt, dass der benötigte Zu- 80% bau von stationären Speichern gesenkt wird. Energie 60% Der Bedarf an Flexibilität im Energiesystem wird mit steigenden Anteilen von EE schrittweise wachsen und zu- 40% nehmend an Bedeutung gewinnen. FCEV bieten die Mög- 20% lichkeit, einen Teil dieses Bedarfs zu decken. Wenn die Vor- 0% aussetzungen für einen Markthochlauf von FCEV verbessert Energiebedarf Erzeugte Energieüberschuss werden, könnte die vom Verkehrssektor bereitgestellte Flexi- Erneuerbare Energie bilität zusammen mit dem Ausbau von EE wachsen. || Geringe Ladeflex., Vehicle to Grid, Basisszenario 0% FCEV 0% FCEV (ohne Mobilität) LITERATUR [1] Reiner Lemoine Instiut. PIOnEER Abschlussbericht. Geringe Ladeflex., Vehicle to Grid, [Online] Juli 2017. http://reiner-lemoine-institut.de/wp-content/ 50% FCEV 50% FCEV uploads/2017/08/PIOnEER_Abschlussbericht_HP.pdf Abb. 2: Jahresenergiebilanzen im Vergleich zu dem Energiesystem [ 2] oemof Developer Group. Open Energy Modelling Framework des Basisszenarios ohne Einbeziehung des Verkehrssektors. Der (oemof) – A modular open source framework to model energy supply Zahlenwert des Mehrbedarfs an Energie im Vergleich zum Basis systems. 2017. Version v0.0.9. szenario ist auf den jeweiligen Balken dargestellt. AUTOREN Der Einfluss von FCEV auf die ideale Zusammensetzung des Energiesystems ist abhängig von der Ladeflexibilität der BEV. Abbildung 3 zeigt, dass der Mehrbedarf an Energie für Sze- narien ohne Ladeflexibilität durch einen Zubau von PV- und Windenergieanlagen gedeckt wird. Das Szenario mit FCEV erhöht den Zubau an EE leicht, die Leistung an installierten Oliver Marlon Kathrin Fabian Birgit Speichern sinkt jedoch. Für hohe Ladeflexibilität werden deut- Arnhold Fleck Goldammer Grüger Schachler lich mehr PV-, jedoch weniger Windenergieanlagen zugebaut. Im Gegensatz zu den Szenarien ohne Ladeflexibilität führen alle vom Reiner Lemoine Institut, Berlin H Z w e i 0 4 | 17
ENERGIESPEICHERUNG Thema: Energiespeicherung Interviewpartnerin: Kristina Haverkamp PTG BEFINDET SICH IN DER EINFÜHRUNGSPHASE Interview mit Kristina Haverkamp, dena-Geschäftsführerin Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist ein ei- EU-Richtlinien in deutsches Recht über das Bundesimmissions- genständiges Unternehmen, an dem die Bundesregierung schutzgesetz. Hier ist bis heute nichts passiert. Warum? mit 50 Prozent als Gesellschafter beteiligt ist. Sie versteht Haverkamp: Das ist so nicht ganz richtig. Nicht nur an sich selbst als „Kompetenzzentrum für Energieeffizienz, der Umsetzung wird bereits seit einiger Zeit gearbeitet; es erneuerbare Energien und intelligente Energiesysteme“, gibt auch schon erste Ergebnisse, zum Beispiel in der 37. aber unter der Ägide ihres ersten Geschäftsführers Stephan Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) vom Mai Kohler stand sie vornehmlich für eine zentral ausgerichte- 2017. Die Verordnung stellt sicher, dass strombasierte er- te Energieversorgung. 2011 starteten erste Versuche, sich neuerbare Gase auf die Treibhausgas-Minderungsquote an- stärker für innovative, dezentrale Technologien zu öffnen, gerechnet werden. Das heißt: Unternehmen, die unter die indem die Strategieplattform Power-to-Gas zusammen Quotenpflicht fallen, können Wasserstoff oder Synthetic mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ins Leben Natural Gas (SNG) aus Power-to-Gas einkaufen und damit gerufen wurde. Seitdem veranstaltet die dena jährlich eine ihre CO2-Minderungsverpflichtungen gemäß Bundes-Im- Konferenz zu diesem Thema (s. S. 14). Über PtG und die missionsschutzgesetz erfüllen. inhaltliche Ausrichtung der dena sprach HZwei mit der Ge- Auch die nächsten Ergebnisse sind in Sicht: Die 38. BIm- schäftsführerin Kristina Haverkamp. SchV befindet sich derzeit in der Ressortabstimmung und soll noch diesen Sommer vom Bundeskabinett verabschiedet HZwei: Sehr geehrte Frau werden. Sie sieht ab 2020 eine Unterquote für fortschrittliche Haverkamp, Sie bilden seit Kraftstoffe vor. Diese wird gemäß der EU Fuel Quality Direc- zwei Jahren gemeinsam tive schrittweise bis auf 0,5 Prozent steigen. Diese Unterquote mit Andreas Kuhlmann eine soll sicherstellen, dass auch alternative und innovative Kraft- Doppelspitze bei der dena. stoffe, wie Wasserstoff und SNG aus Power-to-Gas, eingesetzt 12 Sie sind Geschäftsführerin, er ist Vorsitzender der Ge- schäftsführung. Wie ist Ihre werden, um die Minderungsquote zu erfüllen. HZwei: Punkt vier Ihrer insgesamt fünf aufgelisteten potentiellen Aufgabenteilung? Stellschrauben war die Verlängerung der Steuerermäßigungen für Haverkamp: Herr Kuhl- Erd- und Autogas als Kraftstoffe. Punkt fünf war die Befreiung der mann und ich arbeiten in Energiespeicher von Letztverbraucherabgaben. Was unterschei- der Geschäftsführung eng det diese beiden Punkte? Warum wurde Punkt 4 bereits durchge- zusammen, aber natürlich setzt, Punkt 5 aber nicht? gibt es unterschiedliche Haverkamp: Die dena hat sich in den letzten Jahren ge- Kristina Haverkamp Schwerpunkte. Als Vor- meinsam mit ihren Partnern der Strategieplattform Power- sitzender der Geschäfts- to-Gas, der Initiative Erdgasmobilität und der Biogaspart- führung konzentriert sich Herr Kuhlmann mehr auf die in- nerschaft für eine Verlängerung der Steuerermäßigung für haltliche und strategische Ausrichtung der dena und auf die Erdgas als Kraftstoff eingesetzt. Hier waren wir erfolgreich, Kommunikation, ich mehr auf die kaufmännischen und ad- die Steuerermäßigung wird bis zum Jahr 2026 fortgeführt. ministrativen Aufgaben und auf die Themen Mobilität und Diese Regelung betrifft einen wichtigen Absatzmarkt für Po- internationale Kooperationen. Dabei kann ich auch auf mei- wer-to-Gas-Produkte. ne früheren Erfahrungen in der europäischen Wirtschafts- Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Wenn wir eine Befreiung und Umweltpolitik aufbauen. von Letztverbraucherabgaben fordern, geht es um die Ein- gangsseite von Power-to-Gas-Anlagen, also um den Strom- HZwei: Wo sehen Sie Ihre wichtigsten Betätigungsfelder? bezug. Das kann dazu beitragen, die Kosten erneuerbarer Haverkamp: Die Energiewende ist ein unheimlich span- Gase zu mindern und die Produkte somit marktfähiger zu nendes Großprojekt, und die dena nimmt dabei eine Schlüs- machen. Auch hier hat die Politik schon einen kleinen Schritt selrolle ein. Wir haben das Energiesystem als Ganzes im gemacht: Power-to-Gas-Anlagen, die als Stromspeicher Blick und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der eingesetzt werden, müssen auf den bezogenen Strom keine energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, EEG-Umlage zahlen. Außerdem sind sie nach dem Energie- indem wir Politik und Wirtschaft zusammenbringen. Wir wirtschaftsgesetz für die ersten 20 Betriebsjahre von Net- ermöglichen einen breiten Dialog, national und internati- onal, entwickeln Lösungsstrategien und zeigen auch ganz Stephan Kohler, der erste dena-Geschäftsführer, wech- konkret, wie die Energiewende in der Praxis gelingen kann. selte nach seiner Amtszeit ins Beratergeschäft. Über- Die dena auf diesem Weg voranzubringen, gemeinsam mit gangsweise führte nach ihm Ulrich Benterbusch von Herrn Kuhlmann und dem ganzen Mitarbeiterteam, darin Oktober 2014 bis Juli 2015 die Energieagentur. Andreas sehe ich meine wichtigste Aufgabe. Kuhlmann war beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, bevor er im Juli 2015 Vorsitzender HZwei: 2015 hatte die dena-Strategieplattform Power-to-Gas der der Geschäftsführung wurde. Kristina Haverkamp stieß Politik konkrete Handlungsempfehlungen vorgelegt. Der wich- im Oktober 2015 hinzu. tigste Punkt war die schnelle Umsetzung der 2014 novellierten H Z w e i 0 4 | 17
AVL revolutioniert die Brennstoffzellenentwicklung Bahn frei für nachhaltige Mobilität Durch die Verschmelzung des Know-Hows von AVL und Greenlight Innovation wird eine überlegene Entwicklungs- plattform für Brennstoffzellenfahrzeuge geschaffen. Die bewährte und zuverlässige Toolkette für Verbrennungskraft- maschinen ist nun auch maßgeschneidert für Brennstoffzellentechnologie (BZ) verfügbar und revolutioniert die heutige Entwicklung von Fahrzeugen. Zum Beispiel können nun Konzepte für das Energiemanagement als Hardware-in-the- Loop-Modell direkt am Prüfstand in Echtzeit mit real vorhandenen Antriebsstrangkomponenten kombiniert sowie Subsystemteststände zu einem virtuellen Fahrzeug vernetzt und auf Herz und Nieren erprobt werden. Mithilfe der userfreundlichen Automatisierungssoftware AVL PUMA Open 2™ werden komplexe Testläufe einfach abgebildet und die daraus gewonnenen Daten können effizient mit unterschiedlichen Softwarelösungen aus der AVL Team SUITE™ ausgewertet und weiter verwendet werden. Das Zusammenspiel aller einzelnen Systemkomponenten eröffnet eine neue Dimension der Brennstoffzellenentwicklung. IHRE VORTEILE: • Hochdynamische Testumgebung mit vollausgestattetem virtuellem Environment • Intuitive Bedienbarkeit durch moderne und flexible Automatisierungsplattform AVL PUMA Open 2™ • Smarte Unterstützung der BZ-Entwicklung durch frühzeitige Online-Diagnose der BZ-Degradation • Zeit- und kostenoptimierte Entwicklung mittels durchgängiger, über Jahrzehnte uns auf der Besuchen Sie optimierte AVL-Toolkette zur Entwicklung von Fahrzeugen ttgart EVS 30 in Stu kt ober von 09.-11. O 1 H 59 am Stand # https://www.avl.com/fuel-cell
ENERGIESPEICHERUNG zentgelten befreit. Allerdings ist der Einsatz als Stromspei- Einstiegsmärkte, die bereits heute durch Pilotprojekte er- cher über Rückverstromung ein Geschäftsmodell, das erst schlossen werden, gibt es im Strommarkt, in der Energiein- längerfristig relevant wird. Heute schon wirtschaftlichere frastruktur und bei der CO2-armen Energieversorgung der Einsatzmöglichkeiten für Power-to-Gas, wie die Nutzung Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie. von CO2-armer Energie in den Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie oder als Systemdienstleistung, sollten eben- HZwei: Während der dena-Jahreskonferenz sprachen Sie sich sehr falls eine Marktchance erhalten. deutlich für Power-to-Gas aus und drängten auf zügige Maßnah- men. Ehrlich gesagt überraschten mich so offene Worte von Seiten HZwei: Was können Sie darüber hinaus bislang von Ihrer To-do- der dena, die ja zumindest zur Hälfte eine Regierungsorganisation Liste abhaken? ist. Hat hier in den letzten Jahren – eventuell auch durch die neue Haverkamp: Als die dena die Strategieplattform Power-to- Geschäftsführung – ein Strategiewechsel stattgefunden? Gas im Jahr 2011 ins Leben gerufen hat, war es unser Ziel, Haverkamp: Die Frage verwundert mich ein bisschen. Die eine langfristig wirksame Plattform für den branchenüber- dena hat sich schon immer für das Thema Power-to-Gas ein- greifenden Erfahrungs- und Interessensaustausch zu er- gesetzt und betont seit langem, dass es ein wichtiger Baustein möglichen, Power-to-Gas sowohl in der Fachöffentlichkeit für den Erfolg der Energiewende sein kann. In der Strategie- als auch in der Politik auf die Agenda zu setzen und Hand- plattform Power-to-Gas arbeiten wir zum Beispiel schon seit lungsempfehlungen zu entwickeln. Das ist uns gelungen. 2011 mit einer Vielzahl von Partnern aus Wirtschaft, Ver- PtG ist ein sehr aktuelles Thema. Das Interesse von Politik bänden und Wissenschaft an der Markteinführung von PtG und Wirtschaft für die Technologie hat kontinuierlich zu- und der Entwicklung von Geschäftsmodellen. Von einem genommen. Die Strategieplattform steht Akteuren und In- Strategiewechsel kann also keine Rede sein. teressierten aus Politik, Unternehmen, Wissenschaft und auch Verbänden, Bildungseinrichtungen oder Bürgeriniti- In Ordnung, Sie waren lange bei der EU in Brüssel in der Ener- ativen seit vielen Jahren als zentraler Ansprechpartner zur gie- und Umweltpolitik aktiv und gelten als Expertin für europäi- Verfügung, um Überblick und Dialog zu schaffen. sche Wirtschaftspolitik. Denken Sie, dass sich H2 mittelfristig als gleichberechtigter Kraftstoff in Europa etablieren kann? HZwei: Und woran arbeiten Sie derzeit besonders intensiv? Haverkamp: Um Wasserstoff in Europa als Kraftstoff zu etablie- Haverkamp: Derzeit erstellen wir eine Roadmap für Po- ren, sind gemeinsame Anstrengungen auf EU-Ebene notwen- wer-to-Gas. Sie zeigt Anwendungsbereiche und notwendige dig. Hier gibt es heute bereits zahlreiche Aktivitäten, wie zum Schritte, um PtG als leistungsfähige Technologie in einem Beispiel die Renewable Energy Directive. Sie soll eine verbind- 14 integrierten Energiesystem verfügbar zu machen. Eine Kurzzusammenfassung gibt es bereits auf unserer Webseite (http://bit.ly/2wIzeET). Die vollständige Roadmap werden liche Unterquote für fortschrittliche Kraftstoffe, unter ande- rem strombasierte Kraftstoffe, einführen und die Möglichkeit zum Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff in der Raffinerie wir im September veröffentlichen. schaffen. Auch die Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) trägt wesentlich dazu bei, Wassersstoff in Europa HZwei: Ihr Ziel ist, bis zum Jahr 2022 PtG-Anlagen mit insgesamt voranzubringen. Sie setzt sich als Public Private Partnership 1.000 MW in Deutschland aufzubauen. Halten Sie diese Zahl nach seit 2008 für H2-Mobilität ein und hat bereits zahlreiche Pro- wie vor für realistisch? Diesen Sommer hatten wir 20 MW. jekte ins Leben gerufen und erfolgreich abgeschlossen. Haverkamp: Das Ziel, auf das Sie sich hier beziehen, formu- Aber wir brauchen noch weitere Aktivitäten auf EU-Ebe- lierte die Strategieplattform in ihrem Eckpunktepapier im ne, zum Beispiel eine europäische Strategie für infrastruktu- November 2013. Wir sind davon überzeugt, dass es in den relle Fragen. Europa muss sich noch stärker mit einheitlichen kommenden Jahren notwendig ist, den Zubau von PtG-An- Beimischungsstandards für Wasserstoff, der zukünftigen lagen in Einstiegsmärkten anzustreben. Power-to-Gas hat Nutzung des Erdgasnetzes und flächendeckenden Tankstel- nun die Forschungs- und Entwicklungsphase verlassen und leninfrastrukturen für Elektrofahrzeuge, aber auch für syn- befindet sich in der Einführungsphase, genauer gesagt an der thetische Kraftstoffe auseinandersetzen. Schwelle zur Wachstumsphase. Um Kunden ein technisch und betriebswirtschaftlich ausgereiftes Produkt anbieten zu HZwei: Welche Perspektiven sehen Sie für Wasserstoff und Pow- können, ist zunehmende Betriebserfahrung mit zahlreichen er-to-Gas im Energiesystem von morgen? Anlagen unter variierenden, realen Betriebsbedingungen Haverkamp: Die verstärkte Nutzung von Strom aus erneu- notwendig. Im Investitionsgüterbereich und Anlagenbau erbaren Energien in allen Sektoren stellt das Energiesystem ist eine mehrjährige Betriebserfahrung bis zur Serienreife vor große Herausforderungen. 2016 wurde in Deutschland üblich. Dadurch wird gleichzeitig eine weitere Senkung der kumuliert für alle Sektoren eine jährliche Energiemenge von Investitions- und Betriebskosten erreicht. 3.718 TWh benötigt. 80 Prozent davon wurden durch fossile Eine schrittweise kommerzielle Markteinführung trägt Energiequellen bereitgestellt. Selbst bei einer unterstellten maßgeblich dazu bei, dass die Technologie kostengünstig jährlichen Energieeinsparungsrate von zwei Prozent müssten zur Verfügung steht, wenn sie im energiewirtschaftlich rele- im Jahr 2050 noch rund 1.870 TWh aus größtenteils fluktu- vanten Gigawatt-Maßstab benötigt wird. Bisher sind wir von ierenden erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Eine diesem Ziel noch weit entfernt, was aber vor allem an der vollständige Elektrifizierung der Sektoren Wärme, Industrie Unsicherheit der Anlagenbetreiber und Investoren und den und Verkehr würde diesen Strombedarf und den Durchfluss immer noch ungünstigen rechtlichen Rahmenbedingungen in den Stromnetzen deutlich erhöhen. Damit steigt der Aus- für Power-to-Gas liegt. Hier ist noch viel zu tun – wie unsere baubedarf auf Übertragungs- und Verteilnetzebene. Roadmap zeigt. Durch eine systemdienliche Fahrweise und eine geeigne- Wichtig, um bei der Markteinführung voranzukommen, te Positionierung kann Power-to-Gas einen Beitrag zur sind insbesondere die Einstiegsmärkte. Sie bieten kurz- und Wahrung der Versorgungssicherheit, Flexibilisierung und mittelfristig Anwendungsmöglichkeiten und lassen zeit- Wirtschaftlichkeit in einem weitgehend erneuerbaren Ener- nah einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Kurzfristige giesystem leisten. PtG kann Engpässe im Stromnetz reduzie- H Z w e i 0 4 | 17
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