Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...

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RAD
                                       Herbst/Winter 2015/16

                                         im Pott
Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim und Oberhausen

● Stadtradeln in der Metropole Ruhr
● Neuigkeiten vom Radweg
   Rheinische Bahn
● Radreisen 2016

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Duisburg                              Duisburg Hauptbahnhof
Essen                                         Kammerstraße 3 (Ostausgang)
Mülheim an der Ruhr                           47057 Duisburg
                                              Telefon             0203 / 80 71 790
Oberhausen                            Öffnungszeiten für Dauerkunden
                                              Mo-Fr                   5:30 – 22:30 Uhr
                                              Sa, So + Feiertage      8:00 – 20:00 Uhr
Ihre Fahrradpartner in Ihrer Region
                                      Öffnungszeiten des Büros
                                              Mo-Fr                   7:00 – 21:00 Uhr
                                              Sa, So + Feiertage      8:00 – 20:00 Uhr

                                      Essen Hauptbahnhof
                                              Am Hauptbahnhof 5
                                              45128 Essen
                                              Telefon                 0201 / 83 914 594
                                      Öffnungszeiten
                                              Mo-Fr                   5:30 – 22:30 Uhr
                                              Sa                     10:00 – 18:00 Uhr
                                              So + Feiert.           10:00 – 16:00 Uhr

                                      Mülheim an der Ruhr Hauptbahnhof

         Bewachung
                                              Dieter-aus-dem-Siepen-Platz 3
                                              45468 Mülheim an der Ruhr
                                              Telefon              0208 / 84 85 70
                                              Fax                  0208 / 84 85 729
                                              e-mail     Radstation@stadtdienste.de
                                      Öffnungszeiten
         Verleih                              Mo-Fr
                                              Sa, So + Feiert.
                                                                      5:30 – 22:30 Uhr
                                                                      8:00 – 18:30 Uhr

                                      Bahnhof Mülheim-Styrum
                                              Hauskampstr. 14

         Service                              45476 Mülheim an der Ruhr
                                              Telefon              0208 / 40 20 00
                                              Fax                  0208 / 40 20 01
                                              e-mail    Radstation@stadtdienste.de
                                      Öffnungszeiten

         Information
                                              Mo – Fr                 5:30 – 22:30 Uhr
                                              Sa, So + Feiert.        8:00 – 18:30 Uhr

                                      Oberhausen Hauptbahnhof
                                              Willy-Brandt-Platz 1
                                              46045 Oberhausen
                                              Telefon                 0208 / 85 51 74
                                              Fax                     0208 / 20 53 495
                                      Öffnungszeiten
                                              Mo – Fr                 7:00 – 20:00 Uhr
                                              Sa                      10:00 – 16:00 Uhr
                                              So + Feiert.            Geschlossen
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Editorial                                       3

                                                Mitteln des Radverkehrs zur Verfügung.
Liebe Leserinnen und Leser,                     Statt die Trasse für den Radverkehr zu si-
                                                chern, soll jetzt Geld für ein völlig ande-
                                                res Projekt ausgegeben werden. Damit ist
bundesweit wird der Bau von Radschnell-         der durchgängige Radschnellweg von Duis-
wegen diskutiert und in die Tat umgesetzt.      burg bis Dortmund bereits vor der eigentli-
Das Verkehrsmittel Fahrrad erhält da-           chen Startphase Geschichte.
mit eine eigene Infrastruktur. Dies ist ein     Auch in Duisburg hat die Verwaltung eine
neues Verständnis von Radverkehr. Nicht         Umbauplanung für eine Hauptverkehrs-
mehr die Restflächen der Straßen werden         straße vorgelegt, die aktuellen Standards
für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen,         für den Radverkehr nicht gerecht wird. Be-
sondern eigene Qualitätsstandards entwi-        gründung auch hier: Leider steht kein Geld
ckelt. In der Metropole Ruhr soll ein Vorzei-   für einen anderen Ausbau zur Verfügung.
geprojekt mit 100 Kilometern Länge von          Da der vorhandene Straßenquerschnitt
Duisburg bis Dortmund gebaut werden.            nicht verändert werden kann, habe man
Leider ist dieses Verständnis in der Stadt      das Bestmögliche für den Radverkehr ge-
Mülheim noch nicht angekommen. Hier             tan.
soll mit Städtebaufördermitteln die Trasse      Im Ergebnis bleibt festzustellen: Immer
der Rheinischen Bahn umgebaut werden.           wenn es schwierig wird, ist der Radfahrer
Aus der ungenutzten Strecke soll ein in-        doch der unwichtigere Verkehrsteilneh-
nerstädtischer Boulevard werden. Die Be-        mer. Ein echtes Bekenntnis zur fahrrad-
gründung: Leider stehen keine Gelder aus        freundlichen Stadt sieht anders aus.

 Inhalt                                         Duisburg38
                                                Sommerfest38
 Im Pott4                                      Mobilitatsbefragung40
 Stadtradeln4                                  Diebstähle und Polizeikontrollen41
 Rheinische Bahn7                              Brückenabriss am Rheinradweg46
 Bußgelder für Radfahrer12                     Verkehrsschau48
 Deutscher Fahrradpreis 201513                 Umbau Sternbuschweg50
 Falträder vom VRR15                           Unfallbericht51
 Mit dem Rad zur Schule16
 Fahrradstadt Paris20                          Mülheim / Oberhausen52
 Critical Mass24                               Neuer Radweg54
 Ruhr2NorthSeaChallenge26                      Politische Radtour55
                                                Parkplätze am Bero-Center58
 Touristik28
 Hamburg28                                     Gladbeck59
 Bodensee30                                    Verwaltungsgespräch59
                                                Unfälle nach Kreuzungsumbau60
 Technik33
 Schmiermittel34                               Termine / Radtouren61
 Bücher36                                      Impressum / Kontaktadressen       64 / 66
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
4                                          Im Pott

Stadtradeln in der                                           Stadtradeln Metropole Ruhr 2015

                                                              Teilnehmende Ratsmitglieder
                                                                                                       34

Metropole Ruhr
                                                                                                  28

                                                                                             17
                                                                                        15
                                                                                   13
                                                                9   10   10   10
                                                         6
                                                     3
Die Kampagne STADTRADELN des Klima-
Bündnisses ist das größte Netzwerk von
Städten, Gemeinden und Landkreisen zum
Schutz des Weltklimas mit rund 1.700 Mit-
gliedern in 24 Ländern Europas. Gesucht          sen, weit mit vorne lagen Herten (1,1 km pro
wurden Deutschlands fahrradaktivste              Einwohner) sowie die Großstädte Bottrop
Kommunalparlamente und Kommunen so-              und Gelsenkirchen. Das gesamte Ruhrge-
wie die fleißigsten Teams und RadlerInnen        biet hatte 1,6 Millionen Kilometer erradelt.
in den Kommunen selbst. Bundesweit wur-          Aus ADFC-Sicht besonders spannend war
den in 341 Kommunen von über 127.000             das Abschneiden der ADFC-Teams in den
RadlerInnen über 24 Millionen Kilometer          Städten, die sich in 8 Städten zum Wett-
erradelt. Dabei wurden rechnerisch rund          bewerb angemeldet hatten. Der Essener
3.500 t CO2 vermieden.                           ADFC war mit 134 RadlerInnen unterwegs
Die Stadtradel-Aktion sorgte mit ihrem           und legte 44.621 km zurück, das war eine
Wettbewerbscharakter für Spannung bei            deutliche Steigerung zum Vorjahr. Glei-
der Frage, welcher unter den 13 Kommu-           ches trifft für den ADFC Duisburg mit 87
nen in der Metropole Ruhr es am besten           gemeldeten RadlerInnen und 29.828 zu-
gelang, ihre BürgerInnen zur Teilnahme           rückgelegten Kilometern zu. Zum ersten
zu motivieren. Dabei lassen sich folgende        Mal gestartet und erst einmal Schlusslicht
Teilergebnisse vergleichen: gefahrene Ge-        geworden ist der ADFC Oberhausen. Das
samtkilometer, Kilometer je Einwohner,           ist im zweiten Anlauf sicherlich noch stei-
Zahl der gemeldeten Teams und Zahl der           gerungsfähig.
teilnehmenden BürgerInnen. Allein durch          Eine für die politische Arbeit des ADFC
die Stadtgröße erzielte Essen in mehreren        wichtige Information ist das Engagement
Kategorien die besten Werte: 298.168 ge-         der KommunalpolitikerInnen bei der Ak-
fahrene Kilometer von 1141 Personen in           tion. MandatsträgerInnen, die selbst Rad
82 Teams. Bezogen auf die Einwohnerzahl          fahren, sind mit den Problemen im Radver-
schnitten die kleinen Städte besser ab als Es-   kehr viel vertrauter als solche, die nur die
                                                 Windschutzscheibenperspektive        beherr-
                                                 schen. Bei der Anmeldung zum Stadtra-
                                                 deln konnte man sich mit einem Klick als
                                                 KommunalpolitikerIn outen. Ihre Anzahl
                                                 und Fahrleistung ergibt eine Rangliste für
                                                 Parlamentarier-Kilometer. Den vordersten
                                                 Platz belegte mit 33 von 45 Ratsmitglie-
                                                 dern und vielen gefahrenen Kilometern
                                                 (8.159) der Rat der Stadt Haltern. Die Stadt-
                                                 räte aus Essen und Oberhausen lagen mit
                                                 etwas Abstand dahinter. Bedenklich nied-
                                                 rig war das Interesse der Parlamentarie-
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
Im Pott                                        5

              Stadtradeln Metropole Ruhr 2015
                                                                         vom 11. bis 31. Mai legten 685 aktive Rad-
                                                                         fahrerInnen in 49 Teams knapp 175.000  km
      ADFC-Teams im Vergleich: Gesamtkilometer
                                                                         zurück. Davon knapp 30.000 km durch das
            Essen                                           44.621       ADFC-Team, was die höchste km-Leistung
         Duisburg                                  29.828                pro Team war. Dabei wurden 25 t CO2 ver-
     Gelsenkirchen                        19.197
                                                                         mieden. Das Vorjahresergebnis konnte
           Herten                13.684
                                                                         deutlich übertroffen werden. 2014 nah-
         Mülheim                 13.583

         Gladbeck                13.549
                                                                         men insgesamt 491 RadlerInnen teil und
          Bochum         7.691                                           radelten 125.544 km. Die beiden Duisbur-
      Oberhausen     3.895                                               ger Stadtradler-Stars Michael Kleine-Möll-
                                                                         hoff (ADFC Mitglied und Parlamentarier in
rInnen in Duisburg, Bochum und Bottrop.                                  der Bezirksvertretung DU-Süd) und Gerrit
Noch schlechter war die Gladbecker Poli-                                 Pape (Targo Bank) verzichteten in diesen
tik, aus deren Reihen nur 3 von 46 Ratsmit-                              drei Wochen komplett auf das Auto.
gliedern angemeldet waren. Offensichtlich                                Unter den teilnehmenden Kommunen der
identifiziert sich die Politik anderer Städte                            Metropole Ruhr belegte Duisburg mit den
deutlich mehr mit dem Thema Radfahren.                                   Radkilometern hinter Essen und Gelsenkir-
Insgesamt war das Ergebnis in der Metro-                                 chen einen hervorragenden dritten Platz.
pole Ruhr eine tolle Leistung, die im nächs-                             Wie im letzten Jahr kam Robert Frische-
ten Jahr mit noch mehr Unterstützung                                     meier (Team Velomobil) in der Einzelwer-
-vor allem durch noch mehr teilnehmende                                  tung mit 1.896 km auf den ersten Platz. Das
ADFC Mitglieder- getoppt werden kann!                                    Team Velomobil lag auch in der Kategorie
Einfacher für ein besseres Klima und für die                             Teams mit 1 bis 3 Teilnehmern mit 1.433
                                                                         km/Person vorn. Bei der Teamwertung 4
                                                                         bis 10 Personen hatte das Team SMMS mit
                                                                         845 km/Person die Nase vorn. In der Team-
                                                                         wertung mehr als 10 Personen siegte das
                                                                         Team Fraunhofer IMS mit 410 km/Pers. Das
                                                                         tilnehmerstärkste Team war das Steinbart-
                                                                         Gymnasium mit 89 Personen, was wohl in
                                                                         erster Linie einem engagierten Lehrer zu
                                                                         verdanken ist. Dicht darauf folgte wieder
                                                                         der ADFC mit 87 gemeldeten Teilnehmern.

                                                                         Stadtradeln in Mülheim
Eröffnungsveranstaltung in Duisburg mit Organisator Karl-
Heinz Frings, Michael Kleine-Möllhoff, Umweltdezernet Ralf
Krumpholz und Gerrit Pape.              Fotos Herbert Fürmann            Auch Mülheim war zum zweiten Mal da-
                                                                         bei. In Mülheim waren insgesamt 239 Teil-
Radförderung zu werben geht nicht. Und                                   nehmerInnen in 27 Radlteams angemeldet,
es macht dazu noch richtig Spaß!                                         die 3 Wochen lang fleißig Kilometer sam-
                                                                         melten und insgesamt mehr als 68.000 Ki-
                                                                         lometer zurücklegten.
Duisburg mit 175.000 km                                                  Teamnamen wie: Feuerwehr Mülheim, Max-
                                                                         Kölges-Schule, tätowiert und übergewichtig,
Duisburg beteiligte sich in diesem Jahr zum                              HRW Bibliothek und Triathlon Mülheim lie-
zweiten Mal an der Kampagne. In der Zeit                                 ßen auf ein breites Teilnehmerfeld schließen.
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
6                                                     Im Pott

Die 30 ADFC StadtradlerInnen sorgten da-
für, dass das Team ADFC mit 13.583 km
in der Wertung der Gesamtkilometer auf
Platz 1 landete!

Oberhausen startet erfolgreich
Nachdem sich die Stadtspitze im Vorjahr
noch nicht gut vorbereitet sah und auf
eine Anmeldung verzichtete, fand man
                                                             Feierabendtour Fürst Leopold   Foto: Jochen Krug
Oberhausen 2015 endlich im Teilnehmer-
feld der Stadtradel-Kommunen. Im ersten
Jahr erzielten die Oberhausener RadlerIn-                    Gladbeck im guten Mittelfeld
nen ein respektables Ergebnis mit 415 Teil-
nehmerInnen in 42 Teams und 107.650 ge-                      275 Gladbecker BürgerInnen erradelten im
fahrenen Kilometern.                                         Aktionszeitraum 55.193 km. Das ist besser
Der Oberbürgermeister hat mit seinen De-                     als im letzten Jahr, aber schlechter als vor
zernenten ein Stadtradel-Team gegründet                      2 Jahren bei der ersten Teilnahme. Bezo-
und schaffte fast 700 Kilometer. Das haben                   gen auf die Kilometer pro Einwohner er-
sich die Verwaltungsvorstände der konkur-                    reichte Gladbeck ein ordentliches, mittle-
rierenden Kommunen nicht getraut. Gra-                       res Ergebnis
tulation und besonders großes Lob vom                        In anderen Aspekten landete Gladbeck da-
ADFC!                                                        gegen öfter auf den hinteren Plätzen. So
Das Team des ADFC Oberhausen hat die                         beteiligten sich nur 3 von 46 Ratsmitglie-
Erwartungen leider nicht ganz erfüllt. Mit                   dern an dieser Aktion. Diesen drei sei aus-
3.895 gefahrenen Kilometern landete das                      drücklich Anerkennung für ihr Engage-
Team in Oberhausen lediglich auf Platz                       ment ausgesprochen
10, nur 24 aktive ADFC-Aktive waren da-                      Auch die Bürgerbeteiligung war in den an-
bei. Allerdings haben natürlich zahlreiche                   deren Städten größer. In Herten beispiels-
ADFC-Aktive auch eigene Teams in Betrie-                     weise nahmen 455 Personen an der Aktion
ben gegründet.                                               teil, in Haltern 530, obwohl die Stadt deut-
                                                             lich weniger Einwohner hat; in der Nach-
Verwaltungsvorstand der Stadt Oberhausen,
ganz rechts OB Wehling               Foto: Norbert Marißen
                                                             barstadt Bottrop waren es 433. Warum war
                                                             die Resonanz in Gladbeck nicht besser? Au-
                                                             ßer Vereine, Betriebe und privaten Grup-
                                                             pen könnten sich beim nächsten Mal zum
                                                             Beispiel auch Schulen oder Klassen in ihrer
                                                             Kilometerleistung messen und das Stadter-
                                                             gebnis verbessern.
                                                             Das ADFC-Team behauptete wie in den bei-
                                                             den Vorjahren als bestes Team in Gladbeck
                                                             den ersten Platz der gefahrenen Kilometer
                                                             mit diesmal 13.549 km.
                                                             Infos zum Stadtradeln und alle Ergebnisse
                                                             im bundesweiten Vergleich unter:
                                                             www.stadtradeln.de
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
Im Pott                                          7

Die Flachglas-                                  Verkehrsbe-
trasse kann                                     ruhigter Rad-
kommen                                          schnellweg Ruhr
Am 13.7.2015 erhielt die Bahn AG die Ge-        Zwischen Essen und Duisburg wird die Tras-
nehmigung zur Stilllegung der Flachglas-        se der ehemaligen Rheinischen Bahn als
trasse vom Gasometer Oberhausen über            Radschnellweg für das Ruhrgebiet ausge-
Bottrop in den Gladbecker Norden. Damit         baut (Die RiP hat mehrfach darüber berich-
ist die Voraussetzung geschaffen, die Tras-     tet). Der geplante Radschnellweg Ruhr ist
se in einen attraktiven Radweg umzubau-         eine der größten Veränderungen in unse-
en, wie es der ADFC von Oberhausen und          rer Region. Der Regionalverband Ruhr ist
Gladbeck 2014 den drei Stadtoberhäup-           in Zusammenarbeit mit den Städten aktiv
tern und dem RVR vorgeschlagen hat.             bei der Umsetzung dieses großen Plans. In
Sämtliche Stadtverwaltungen und Frau            Essen kann ein erster fertiggestellter Ab-
Geiß-Netthöfel vom RVR hatten sich sei-         schnitt bereits besichtigt und befahren
nerzeit für die Idee offen gezeigt. In nächs-   werden. Ende November wird der nächs-
ter Zeit wird der ADFC daher die Verant-        te Abschnitt von der Essener Stadtgrenze
wortlichen darum bitten, das Projekt in         bis zum Mülheimer Hauptbahnhof fertig-
Angriff zu nehmen. Bleibt zu hoffen, dass       gestellt werden.
die Flachglasstrecke dann auch Bestandteil      Für den angrenzenden Bereich der Mül-
des Zielkonzeptes „regionales Radwege-          heimer Innenstadt gibt es eine konkre-
netz Ruhr“ wird.			                       vb    te Planung. Die auf einem Damm und auf
Flachglastrasse                                 Bogenbrücken liegende Strecke soll hier
                                                allerdings zu einer Flaniermeile mit Auf-
                                                enthaltscharakter ausgebaut werden. Rad-
                                                fahrer will man ausdrücklich ausbremsen:
                                                „Der Radschnellweg hört am Hauptbahn-
                                                hof auf. Die exzellente Lage auf dem Via-
                                                dukt soll im Bereich der Innenstadt Prome-
                                                nadencharakter erhalten. Man soll dort
                                                auch verweilen und den Ausblick in die
                                                Stadt genießen können“, so die Meinung
                                                aus dem Planungsamt. Die Hochpromena-
                                                de dürfe „kein Weg zum Durchbrettern“
                                                werden.
                                                Dies zeigt mal wieder sehr deutlich, dass
                                                Radverkehr nicht als gleichberechtigter
                                                Verkehr angesehen wird. Wie in den Plä-
                                                nen klar ersichtlich ist, handelt es sich auf
                                                dem Damm und dem Viadukt nicht mehr
                                                um einen Radweg, sondern um eine Fuß-
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
8                                                         Im Pott

                                                                                       gartenschau vor 23
                                                                                       Jahren finanzierte
                                                                                       Mülheim Wege mit
                                                                                       Radverkehrsförder-
                                                                                       geldern und woll-
                                                                                       te diese auch nach
                                                                                       Ausstellungsende
                                                                                       zunächst dauerhaft
                                                                                       NICHT für den Rad-
Von der Stadt favorisierter Entwurf.    Grafik: Stadt Mülheim
                                                                 verkehr freigeben!                    HF
gängerpromenade. Auch wenn es eine
Ausweisung als gemeinsamer Rad- und
Fußweg geben soll: Radfahren wird dort
nicht gut möglich sein. Auf den Fotos in der
Presse findet Radverkehr daher ganz folge-
                                                                 Vom Radver-
richtig auch gar nicht erst statt.
Das Konzept des Radschnellwegs Ruhr                              kehr lernen
wird hier ad absurdum geführt, denn das
sieht einen durchgehenden reinen Radweg
vor. Grund für die Unterbrechung des RS1                         Die marode Autobahnbrücke der A 40 in
in Mülheim ist die Finanzierung des We-                          Duisburg wird in einigen Jahren von einem
ges aus der Städtebauführung. Für dieses                         Neubau ersetzt. Die neue Autobahnbrücke
Konzept darf es auch keine Fördermittel                          wird ein städtebauliches Juwel. Wie aus gut
für einen Radschnellweg geben, die eben                          unterrichteten Kreisen zu erfahren war, ist
ausdrücklich für die Finanzierung eines                          eine Finanzierung aus Städtebaufördergel-
Radschnellwegs und nicht für eine Mogel-                         dern möglich. Aus diesem Grund wird hier
packung vorgesehen sind.                                         ein völlig neues Konzept mit internationa-
Wann es über die Ruhrbrücke, den Müga-                           lem Vorbildcharakter umgesetzt.
Viadukt und die Bergstraße geht, darüber                         Wegen der herausragenden Lage am Rhein
ist bisher noch keine Entscheidung gefal-                        bietet sich der Ausbau zum Aussichtspunkt
len. Apropos MÜGA: Schon bei der Landes-                         mit Aufenthaltsqualität und als Promena-
                                                                 de geradezu an. „Man soll dort auch ver-
Dieser Bereich auf dem Viadukt soll zur Promenade mit Blick
auf den Rathausplatz umgebaut werden.
                                                                 weilen und den Ausblick auf den Rhein
                                Fotos: Michael Kleine-Möllhoff   genießen können“ sagt dazu ein hoch-
                                                                 rangiger Planungsamtsmitarbeiter. Dazu
                                                                 werden die vier Fahrspuren auf eine re-
                                                                 duziert. Der Systembruch von der Auto-
                                                                 bahn zum verkehrsberuhigten Bereich soll
                                                                 auch dem Autofahrer mehr Lebensqua-
                                                                 lität bringen. Schrägparkplätze auf der
                                                                 Brücke auch für Brummifahrer bieten viel
                                                                 Platz und bringen ein perfektes Pausenge-
                                                                 fühl. Vielfältige Sitzmöglichkeiten, groß-
                                                                 zügige Regenschutzdächer und eine Be-
                                                                 pflanzung sorgen für einen Rastplatz der
                                                                 Superlative. Rasen wird im Bereich der
                                                                 Brücke natürlich nicht erlaubt. Die vorhan-
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
Im Pott                                                            9

den Blitzer werden auf die zukünftig er-      chen und andererseits räumlich eng ver-
laubte Schrittgeschwindigkeit eingestellt.    knüpfte Aufenthaltsflächen zu schaffen –
Ab 10 km/h wird es für Raser schon teuer.     sollen mit dem neu zu bauenden Abschnitt
Da die neuen Brücken breiter als die bishe-   möglichst konfliktfrei gelöst werden. Der
rigen ausfallen, müssen auch die Anschluss-   Weiterbau Richtung Westen bleibt weiter-
stücke auf beiden Rheinseiten angepasst       hin ein Ziel für spätere Jahre.
werden. Dieser Weiterbau ist derzeit aber     Kommentar: Sicher gibt es in den Innenstäd-
noch nicht gesichert und wird wohl noch       ten der Metropole Ruhr vielfältige Ansprü-
länger auf sich warten lassen.                che an den vorhandenen Platz. Die seit Jah-
                                              ren brachliegende Fläche der Rheinischen
                                              Bahn aber im Zuge einer Radschnellweg-
Erste Konzeptumsetzung in                     planung zu einer Promenade auszubauen,
Mülheim                                       ist eine absolute Ignoranz des Radverkehrs.
                                              100 Kilometer quer durch die Metropole
Das Konzept des Systembruchs soll zuerst in   Ruhr, aber in Mülheim ist Schluss mit Rad-
Mülheim an der Ruhr im Rahmen der För-        verkehr. Statt vier Metern Radwegbreite
derung des Radverkehrs umgesetzt wer-         bleiben noch 3,80 Meter Mischfläche. Die
den. Der zukünftige Radschnellweg Ruhr        Alternativplanung eines anderen Planer-
wird im Bereich der Innenstadt zur Pro-       büros sah zumindest noch 4,50 Meter Brei-
menade ausgebaut. Es soll durch die quer      te vor. Eigene Verkehrsflächen für Radfah-
zur Fahrtrichtung angeordneten, sich ver-     rer sind in Mülheim wohl unvorstellbar.
dichtenden Belagsstreifen automatisch ein     Radfahren ist Freizeitvergnügen und hat
langsameres und damit achtsameres Be-         mit Verkehr nichts zu tun. Obwohl wenige
fahren erreicht werden und so der Schwer-     Meter entfernt gerade eine neue Prome-
punkt eines schnellen Radwegs zuguns-         nade an der Ruhr gebaut wurde, muss hier
ten einer Aufenthaltsfunktion verschoben      noch eine weitere her.
werden. Die sich ergebenden unterschied-                          Michael Kleine-Möllhoff
lichen Ansprüche an die Trasse – einerseits   Der unterlegene Alternativentwurf sieht nur an den Rändern
die schnelle Radverbindung zu ermögli-        Bänke und Pflanzen vor.
Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
10                                                      Im Pott

Eröffnung                                                   tens des RVR der ursprügliche Fertigstel-
                                                            lungstermin im September nicht gehalten
                                                            werden, unter anderem da erforderliche

Rheinische Bahn                                             Umbauten von bahntechnischen Anlagen
                                                            nicht frühzeitg seitens der Bahn gefor-
                                                            dert beziehungsweise ausgeführt wurden.
                                                            Der ADFC Mülheim schlug der Stadt Mül-
Die Eröffnung des Streckenabschnitts                        heim vor, über den Verlauf der Trasse und
zwischen Essen und Mülheim ist für den                      deren Anschlussstellen an das städtische
27.11.2015 (nach Stand zum Redaktions-                      Straßennetz durch eine Karte in Form ei-
schluss) geplant! Bereits seit dem Som-                     nes Infofyers zu informieren. Da sich bei
mer wird die Trasse bis zum Mülheimer                       der Verwaltung bereits häufig Bürger ge-
Hauptbahnhof, teilweise unter Nutzung                       nau hierzu erkundigten, wurde der Flyer
des bloßen Schotters intensiv von Radfah-                   gemeinsam konzipiert und von der Stadt
rern, Joggern und Hundehaltern erkundet.                    in einer Auflage von 8.000 Stück gedruckt.
Trotz beachtlichem Bautempo konnte sei-                     Neben der attraktiven Trasse, welche stei-
Grafik: Stadt Mülheim, Fotos: Michael Kleine-Möllhoff              gungsarm direkt nach Mülheim
                                                                   führt, weckt auch der radschnell-
                                                                   wegtaugliche Ausbaustandard (4
                                                                   Meter breiter Radweg und separa-
                                                                   ter Fußweg) bei vielen Bürgern po-
                                                                   sitve Erwartungen.
                                                                   Der Flyer ist zur Eröffnung bei-
                                                                   spielsweise bei der MST, den Rat-
                                                                   häusern und Radstationen sowie
                                                                   den Fahrradhändlern erhältlich.
                                                                   Zu finden ist er ferner auf den
                                                                   Hompages von ADFC und Stadt.
Im Pott   11
12                                             Im Pott

Auch Radfahrer                                             sagiere so aus- und einsteigen lassen, dass
                                                           eine Gefährdung ausgeschlossen ist. Erst
                                                           dann darf er weiterfahren.

kassieren Punkte                                           - Ein Zebrastreifen gibt Fußgängern ein
                                                           Vorrecht zum Überqueren der Straße. Rad-
                                                           fahrer genießen dieses Vorrecht nicht, au-
RIP informiert über wichtige ßer                                sie steigen ab und schieben das Rad.
                                                           - In Gegenrichtung einer Einbahnstraße zu
Regeln beim Radfahren                                      fahren, ist auch mit dem Fahrrad nicht er-
                                                           laubt. Es sei denn, dies wird durch Schilder
                                                           explizit erlaubt, wie das viele Städte tun.
Radfahren wird immer beliebter, und es Auch in solchen Fällen gilt dann rechts vor
sind immer mehr Zweiräder in den Städten links, wenn Beschilderungen nichts ande-
unterwegs. Oft ist Radfahrern aber nicht res vorschreiben. Sowohl Autofahrer als
bewusst, welche Verkehrsregeln auch für auch Radfahrer müssen deshalb bei diesen
sie gelten und wie man sich in bestimmten Einbahnstraßen besonders die Rechts-vor-
Situationen verhält. Bußgelder und Punk- Links-Regelung beachten.
te werden aber auch für Radfahrer fällig. - Oft ist Radfahrern an Kreuzungen mit zu-
Daher hat der ADFC einige wichtige Punk- sätzlicher Fußgängerampel nicht klar, wel-
te zusammengestellt, die vermutlich nicht che Ampel für sie gilt. Bis Ende 2016 müs-
jedem Fahrrad- und Autofahrer bekannt sen sich Radfahrer an den Signalen der
sind:                                                      Fußgängerampel, danach an denen der
- Führt ein Radweg an einer Bushaltestel- Autofahrerampel orientieren sofern keine
le entlang und hält gerade ein Bus an die- seperaten Fahrradampeln vorhanden sind.
ser Haltestelle, muss der Radfahrer die Pas- - Wenn trotz der Radwegbenutzungs-
                                                                          pflicht (weißes Rad auf blau-
                                                                          em Grund) auf der Straße ge-
   Seit über 34 Jahren Ihr Buchholzer                                     fahren wird, kostet dies 20
                                                                          Euro Bußgeld (es seid denn
   Tischlermeister                                                        der Radweg ist unbenutz-
                                                                          bar).
  ■ ■ PaX-Fenster    & Türen Wohnen
         seniorengerechtes
     PaX-Fenster & Türen
       in»Flexo«
          Holz & Kunststoff
                                                                          - Telefonieren ist auch Fahr-
    ■in           der  zweite
          Holz & Kunststoff          Handlauf                             radfahrern  nur mit einer Frei-
  ■ Sicherheits-Nachrüstung                                               sprecheinrichtung erlaubt.
    ■ Möbelbau
     Sicherheits-Nachrüstung
  ■ Wartung & Reparaturen                                                 Wer trotzdem das Handy be-
    ■ Fenster & Türen
     Wartung & Reparaturen
  ■ Möbelbau & Möbelreparaturen                                           nutzt, muss mit 25 Euro Buß-
         Sicherheits-Nachrüstung
  ■ ■ Seniorengerechtes        Wohnen                                     geld rechnen.
      kostenloser
         Wartung
  ■ ■ Flexo-
                    Fenstercheck-
              der 2.&Handlauf
                       Reparaturen                                        - Musik über Kopfhörer zu hö-
                    Sicherheitsüberprüfung!                               ren, wird dann zum Problem
       Schreinerwerkstatt
     Möbelbau    & Möbelreparaturen        für komfortables               (10 Euro Bußgeld), wenn das
     Seniorengerechtes
     S                       Wohnen
               und geschütztes                 Wohnen                     Gehör beeinträchtigt wird
     FFlexo- der 2. Handlauf
                     Mitglied der Tischlerinnung Duisburg
                                                                          und Geräusche des Verkehrs
                                                                          wie Martinshorn oder Poli-
   Sitttardsberger Alle
   Sitttardsb           Allee 163 • T        Tel
                                             Tel. 02 03 - 70 11 78        zeisirene nicht mehr wahrge-
   Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 7.15 - 16.00 Uhr o. n. Vereinbarung
                                                                          nommen werden können.
   www.schreinerei-michael-roth.de                                        - Seit 2013 muss die Beleuch-
                                                                          tung am Fahrrad nicht mehr
Im Pott                                           13

dynamobetrieben sein, sondern kann auch        gung die Jury mit ihrem außergewöhn-
durch geeignete batteriebetriebene Lich-       lichen ehrenamtlichen Engagement bei
ter erfolgen. Auch eine solche Beleuchtung     der Instandsetzung der stillgelegten Nord-
muss laut StVZO fest angebracht sein.          bahntrasse für den Radverkehr. Sie wurden
- Für Radfahrer besonders gefährlich: der      gemeinsam mit der Stadtverwaltung aus-
tote Winkel. Lkw- und Busfahrer können         gezeichnet. Norbert Barthle, Parlamenta-
beim Rechtsabbiegen den Bereich neben          rischer Staatssekretär beim Bundesminis-
den Fahrzeugen schlecht oder gar nicht         ter für Verkehr und digitale Infrastruktur,
einsehen. Um als Radfahrer kein Risiko ein-    übergab den Preis. "Mit dem Umbau der
zugehen, ist es daher besser, hinter einem     Nordbahntrasse wurde ein hochmoderner
Lkw oder Bus zu warten, bis dieser vollstän-   und komfortabler Radweg geschaffen, der
dig abgebogen ist.                             in dem topografisch schwierigen Umfeld
                                               in Wuppertal ein neues Qualitätsniveau
                                               für den Alltags- und Freizeit-Radverkehr
                                               ermöglicht. Dank der beispiellosen Initiati-

Der Deutsche                                   ve der Bürger und der Unterstützung der
                                               Stadt Wuppertal konnte dieses umfang-
                                               reiche Infrastrukturprojekt realisiert wer-
Fahrradpreis 2015                              den." Platz 2 ging an das Radhaus Offen-
                                               burg, Platz 3 an die Stadt Ingelheim.
                                               Mit dem Projekt "Fahrräder für Flüchtlin-
                                               ge" konnte der ADFC Saarland die Kate-
… geht an die Nordbahn-                        gorie Service für sich entscheiden. Micha-
trasse Wuppertal, Fahrräder                    el Groschek, Minister für Bauen, Wohnen,
                                               Stadtentwicklung und Verkehr in Nord-
für Flüchtlinge und die                        rhein-Westfalen sagte in seiner Laudatio:
                                               "Der ADFC Saarland verhilft den Flücht-
Kampagne „Tu‘s aus Liebe“                      lingen nicht nur zur mehr Lebensquali-
                                               tät durch selbstständige Mobilität. Das
                                               Besondere an diesem Projekt ist, dass die
Der Deutsche Fahrradpreis wurde auf            Flüchtlinge aktiv eingebunden sind, ihre
dem Nationalen Radverkehrskongress in          Nordbahntrasse                  Foto: Klaus Lang
Potsdam verliehen. Der Preis für die fahr-
radfreundlichste Entscheidung in der Ka-
tegorie Infrastruktur ging an die Nord-
bahntrasse Wuppertal. In der Kategorie
Service gewann das Projekt "Fahrräder
für Flüchtlinge" des ADFC Saarland und
die Stadt Karlsruhe holte mit der Kampag-
ne "Tu's aus Liebe" den Preis für die beste
Kommunikationsmaßnahme. 113 Bewer-
ber konkurrierten um die mit insgesamt
9.000 Euro dotierte Auszeichnung. Boris
Palmer wurde als Fahrradfreundlichste Per-
sönlichkeit ausgezeichnet (RIP berichtete).
In der Kategorie Infrastruktur überzeug-
ten die Mitglieder der Wuppertalbewe-
14                                                      Im Pott

Fähigkeiten einbringen können und da-
mit schnell Zugang zur Gesellschaft fin-
den." Damit gab er auch die Meinung der
Jury wieder, die das Projekt vor den kos-
tenlosen Leihfahrrädern des Kolping Ems-
detten (2. Platz) und der Fahrradfolierung
von Mooxi-Bike (3. Platz) auf den ersten
Platz wählte. Die Verkehrssicherheits-Kam-
pagne "Tu's aus Liebe" wurde als fahrrad-
freundlichste     Kommunikationsmaßnah-
me ausgezeichnet. "Die Kampagne spricht
ein ernstes Thema mit Humor an. Sie rich-
tet sich an alle Verkehrsteilnehmer und
trifft bei ihnen auf offene Ohren, weil nie-
mand belehrt oder kritisiert wird. Stattdes-
sen wird rücksichtsvolles Verhalten positiv
verstärkt", lobte Katrin Lange, Staatsse-
kretärin im Ministerium für Infrastruktur                      Diese Duisburger Haltestelle ist tatsächlich als Radweg
und Landesplanung des Landes Branden-                          ausgeschildert worden.             Foto: Michael Kleine-Möllhoff

burg, die den Preis überreichte. Die Jury
überzeugte außerdem das Engagement
der Stadt, die mit der Kampagne gezielt                        Radweg nach
an bestehende Maßnahmen anknüpft. Auf
Platz  2 folgte der VCD mit "Lasten auf die
Räder" und auf Platz 3 "die Miteinander-
                                                               Fahrplan
zone der Stadt Aschaffenburg".
Den Fotowettbewerb mit dem Motto
"Mein Fahrrad, meine Stadt" gewannen                           In der Reihe der kuriosesten Radwege gibt
der Hobbyfotograf Daniel Doerk und der                         es hier ein Beispiel aus Duisburg:
Profifotograf Alex la Tona. Beide erhielten                    Bedingt durch eine mehrmonatige Baustel-
ein E-Bike, das die Sponsoren ZIV und VSF                      le wurde der Radweg verlegt. Abgesehen
überreichten.                                                  von der fehlenden Möglichkeit, den Hoch-
Übergabe der ersten Fahrräder an Flüchtlinge Foto: ADFC Saar   bordradweg zu verlassen, ist hier eine ech-
                                                               te Inovation zu sehen.
                                                               Der Radweg wird hinter einem Bordstein
                                                               über eine extra angelegte Asphaltfläche
                                                               zwischen einem Geländer und einem Schild
                                                               mit etwas weniger als Lenkerbreite auf die
                                                               Haltestelleninsel der Straßenbahnlinie 903
                                                               geführt. Weiter geht es dann fahrplanmä-
                                                               ßig mit der Bahn. Eine andere legale Mög-
                                                               lichkeit, die Warteinsel mit dem Rad zu ver-
                                                               lassen, ist jedenfalls nicht vorgesehen.
                                                               Beschwerden des ADFC haben zwar zu Ver-
                                                               änderungen geführt, aber eine regelge-
                                                               rechte Lösung für Radfahrer ist auch nach
                                                               Monaten nicht in Sicht.
Im Pott                                          15

ADFC-Faltrad                                  erklärt VRR-Vorstand José Luis Castrillo. „Es
                                              liegt in unserem Interesse, die Intermodali-
                                              tät zu stärken und in Bezug auf das Fahrrad
                                              praktikable Lösungen zu finden“, so Cast-
                                              rillo weiter.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR)          „Das Faltrad bietet in Kombination mit
und der ADFC NRW bieten im Rahmen ei-         dem ÖPNV unbegrenzte Mobilität. Man ist
ner Kooperation hochwertige Falträder         schnell an der nächsten Haltestelle und ver-
an. Dabei sind Falträder eine sinnvolle Er-   wandelt sein Rad mit drei Handgriffen in
gänzung zu Bus und Bahn und können da-        ein Gepäckstück. Die Modelle sind wahre
rüber hinaus kostenlos als Gepäckstück in     Hingucker, unter anderem auch, weil wir
den Nahverkehrsmitteln im Verbundraum         mit ihnen Unbeschwertheit und Flexibilität
mitgenommen werden.                           verbinden, also Eigenschaften, die für uns
Als umweltfreundliche Ergänzung zum           Lebensqualität bedeuten“, so Isabelle Do-
ÖPNV erschließt das Rad einen deutlich er-    minique Klarenaar, Pressesprecherin beim
weiterten Mobilitätsradius. So eignet sich    ADFC Landesverband NRW e.V.
ein Faltrad für den täglichen Weg zum         „Falträder haben den großen Vorteil, dass
Bahnhof genauso wie für die „letzte Mei-      sie noch in volle Bahnen und Busse passen.
le“ zum Arbeitsplatz oder zur Freizeitein-    Und als Pendler kann man sich sicher sein,
richtung. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass    dass das eigene Rad nicht gestohlen wird,
Falträder in Bussen und Bahnen kostenlos      wenn es mit zum Arbeitsplatz genommen
und bequem transportiert werden. Denn         werden kann“, so Dr. Jürgen Brunsing, Mit-
zusammengeklappt zählen sie zu den Ge-        glied der Fraktion Bündnis90/Die Grünen
päckstücken und unterliegen nicht den Re-     im VRR.
geln der Fahrradmitnahme im ÖPNV. Das         Weitere Informationen zum Faltrad und
Lösen eines ZusatzTickets ist beim Faltrad    eine aktuelle Liste der teilnehmenden
also nicht nötig.                             Fahrradhändler finden Sie unter vrr.de und
Die Kooperation bietet folgende Pluspunk-     unter adfc.de. Das Faltrad-Angebot wurde
te:                                           durch vergleichbare Kooperationen bereits
Die Falträder der Marke Tern sind bei aus-    in zahlreichen Regionen Deutschlands, da-
gewählten Fahrradhändlern in der Region       runter München, Hamburg und Rhein-
zu einem vergünstigten Preis von 599 Euro     Main, erfolgreich etabliert.
erhältlich. Das Rad ist mit einer 8-Gang-                                     Foto: ADFC NRW

Schaltung, Schutzblechen und Gepäckträ-
ger ausgestattet und mit einem Gewicht
von 13,4 kg für eine Körpergröße bis zu
190 cm geeignet.
Für die ersten 200 Kunden gibt es folgende
weitere Extras:
• ein Faltschloss im Wert von 59,99 €
• kostenlose ADFC-Familien-Mitglied-
     schaft für ein Jahr für Neumitglieder
• eine neue ADFC-Regionalkarte
„Bei der zunehmenden Vernetzung von
Verkehrsmitteln kommt dem Fahrrad eine
besondere Rolle zu, denn es ist ein wich-
tiger Zubringer innerhalb der Reisekette“,
16                                      Im Pott

Mit dem Fahr-                                 len, wenn die Kinder kolonnenweise mit
                                              dem Auto angekarrt werden.

rad zur Schule                                Recht und Realität

– aber sicher!                                Klar gesagt werden kann, dass die Schule
                                              nicht vorschreiben darf, wie das Kind zur
                                              Schule kommt, rechtlich liegt das allein in
                                              der Verantwortung der Eltern. Außerdem
[pd-f/ht] Den Schulweg mit dem Fahrrad zu     ist der Nachwuchs in jedem Fall gesetzlich
meistern, stärkt das Selbstbewusstsein und    unfallversichert, auch wenn anderes be-
die Selbständigkeit von Kindern, sie kön-     hauptet wird. Ob es ratsam ist, das Kind mit
nen Verantwortung übernehmen und be-          dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen
wegen sich, wodurch sie aufnahmebereiter      oder nicht, lässt sich jedoch nicht pauschal
werden: eine gute Sache. Trotzdem wer-        beurteilen und hängt von zwei Dingen ab:
den Eltern gleich zu Beginn der Schulkarri-   dem individuellen Entwicklungs- und Er-
ere ihrer Sprösslinge verunsichert: Manche    fahrungsstand des Kindes sowie den kon-
Grundschulen versuchen Verbote zu ver-        kreten örtlichen Gegebenheiten.
hängen, bevor die Kinder die sogenannte       „Es ist richtig, dass sich bestimmte kogni-
Radfahrprüfung abgelegt haben, und die        tive Fähigkeiten, die für die Sicherheit im
Deutsche Verkehrswacht, die diese Prüfun-     Straßenverkehr wichtig sind, erst in einem
gen durchführt, spricht sich generell dage-   Alter von sieben oder acht Jahren entwi-
gen aus, dass Grundschüler mit dem Fahr-      ckeln“, erklärt Guido Meitler vom Kinder-
rad zum Unterricht fahren. Das Ergebnis       radspezialisten Puky. Darauf fuße etwa die
sind teilweise chaotische und sicher nicht    amtliche Regelung, nach der Kinder mit
ganz ungefährliche Zustände vor den Schu-                               Foto: www.pd-f.de / abus
Im Pott                                       17

dem Fahrrad bis zum vollendeten achten          mal wieder mitfahren“, empfiehlt Torsten
Lebensjahr den Gehweg benutzen müssen           Mendel von Abus, denn zum einen kön-
und bis zum vollendeten zehnten Lebens-         ne sich die Verkehrssituation ändern, zum
jahr dürfen. Das müsse berücksichtigt wer-      anderen würden Kinder mit zunehmen-
den, so Meitler, allerdings verlaufe die Ent-   der Routine gerne mal Regeln „vergessen“
wicklung bei jedem Kind unterschiedlich.        und zum Beispiel doch den bequemen, weil
Umgekehrt sei daher auch die Radfahrprü-        kürzeren Weg fahren.
fung nicht als eine Art Führerschein zu be-
trachten. Der praktische Teil dieser Prüfung
finde in der Regel in einem Schonraum wie
                                                Vorsicht heißt: gesehen
dem Schulhof statt. „Selbst ältere Kinder       werden!
können das hier Erlernte nicht ohne Wei-
teres auf konkrete Situationen im Straßen-      Eine Helmpflicht gibt es auch für Kinder
verkehr übertragen“, gibt der Experte zu        nicht. „Zum Glück achten Eltern heute aber
bedenken.                                       zunehmend darauf, dass der Helm getra-
                                                gen wird. Vor allem gehen sie selbst mit
                                                gutem Beispiel voran“, lobt Mendel. Da-
Den Schulweg gemeinsam                          mit der Kopfschutz sich möglichst nicht im
erfahren                                        Einsatz bewähren muss, statten die Sicher-
                                                heitsexperten viele Modelle mit Reflekto-
Der Weg zur Schule ist jedoch nicht auto-       ren und einem LED-Rücklicht aus. Große
matisch gefährlicher, als wenn die Kleinen      reflektierende Elemente und knallig-bun-
am Nachmittag mit dem Fahrrad auf der           te Farben erhöhen auch bei Bekleidung
Straße spielen. Wichtig sei, dass Eltern in     die Sichtbarkeit, genauso wie reflektieren-
den ersten Wochen – am besten noch in           de Hosenbänder, die bei jedem Wetter ge-
der schulfreien Zeit oder am Wochenende         tragen werden können und mit denen zu-
– gemeinsam mit ihren Kindern den Weg           mindest auf dem Fahrrad die Hose sauber
erkunden und auf die Gefahren an Schlüs-        bleibt.
selstellen aufmerksam machen, erklärt Cas-      Die Beleuchtung am Fahrrad wird dadurch
par Gebel, Co-Autor des „Familien-Fahr-         allerdings nur ergänzt und nicht ersetzt.
rad-Buchs“. Gewählt werden solle nicht die      Umso schlimmer, dass dieser Sicherheits-
kürzeste, sondern eine möglichst verkehrs-      faktor – meist unabsichtlich – vernachläs-
arme Route. Zum Überqueren einer Fahr-          sigt wird: „Fahrradhändler stellen immer
bahn müssen die Kinder laut Straßenver-         wieder fest, dass die Kinder zwar Licht
kehrsordnung absteigen. Auf gar keinen          am Rad haben, aber dass es nicht funkti-
Fall sollten sie dabei zwischen parkenden       oniert“, berichtet Sebastian Göttling von
Autos hindurch die Fahrbahn betreten,           Busch & Müller, der gerade für Kinder-
sondern nur an einer übersichtlichen Stel-      fahrräder zuverlässige Nabendynamos und
le bzw. an einer Ampel oder einem Zebra-        eine regelmäßige Überprüfung der Be-
streifen.                                       leuchtung empfiehlt.
Wenn das Kind die Sache langsam in den          Der vielleicht wichtigste Ratschlag aber
Griff bekommt, sollten die Eltern es trotz-     ist es, das Kind nicht zur Eile zu treiben.
dem noch eine Weile begleiten. Der ADFC         „Wenn es morgens hektisch wird, liegen
rät dazu, es dann ein Stück vorausfahren        die Nerven blank“, weiß Familienvater Cas-
zu lassen, um aus der Distanz zu beurtei-       par Gebel: „Aber die Welt geht nicht davon
len, wie gut es ohne Hilfestellung zurecht-     unter, wenn ein Kind mal zu spät zur Schule
kommt. „Von Zeit zu Zeit sollte man immer       kommt. Bleiben Sie gelassen!“
18                                      Im Pott

                                              bar in erster Linie ein, um fahrradähnliche
Pedelecs sind im                              Geschwindigkeiten mit geringerem Auf-
                                              wand zu erreichen. Das gilt besonders für
Straßenverkehr nicht                          ältere Radfahrer, deren Geschwindigkeiten
                                              deutlich unterdurchschnittlich waren.
gefährlicher als Fahr-
räder                                         Senioren sind gefährdeter
                                              Bei der Analyse des Unfallgeschehens fiel
Elektrisch unterstützte Fahrräder, soge-      auf, dass Pedelec-Unfälle mit Verletzten
nannte Pedelecs, sind nicht grundsätzlich     oder Getöteten überdurchschnittlich häu-
gefährlicher als Fahrräder. Das hat die Un-   fig außerhalb von Ortschaften passieren.
fallforschung der Versicherer (UDV) her-      Auch zählten die Experten im Vergleich zu
ausgefunden. Demnach fahren Pedelec-          den Fahrradfahrern deutlich mehr Allein-
Nutzer mit einer Tretunterstützung bis 25     unfälle und Unfälle auf Gefällestrecken.
km/h - das sind die am häufigsten gekauf-     "Nicht das Pedelec ist das Problem, sondern
ten - zwar im Schnitt geringfügig schneller   die derzeit überwiegende Nutzergruppe",
als Radfahrer, erleben im Alltag dadurch      sagt UDV-Leiter Siegfried Brockmann. "Vie-
aber nicht spürbar mehr riskante Situatio-    le Senioren freuen sich über neu gewonne-
nen. Deutlich schneller sind die sogenann-    ne Mobilität, haben dann aber Schwierig-
ten S-Pedelecs mit einer Tretunterstützung    keiten mit dem Handling des Pedelecs. Hier
bis maximal 45 km/h unterwegs. Aber auch      sind die Händler in einer besonderen Ver-
sie kamen laut UDV-Studie nicht vermehrt      antwortung, bei der Auswahl des optima-
in kritische Verkehrssituationen.             len Geräts sachkundig zu beraten und die
Die Unfallforscher haben für ihre Untersu-    Pedelec-Fahrer ausführlich einzuweisen."
chung die Mobilität, die Geschwindigkeit      Die älteren Pedelec-Fahrer könnten auch
und die Risiken im Verkehrsalltag von Elek-   selbst für mehr Sicherheit sorgen, indem
troradfahrern im Vergleich zu Fahrradfah-     sie Trainingsveranstaltungen besuchen,
rern untersucht und die Einschätzung der      beispielsweise bei den Verkehrswachten.
gefahrenen Geschwindigkeiten durch Au-
tofahrer beobachtet. Außerdem haben sie
die amtliche Verkehrsunfallstatistik analy-
siert.
Für die Fahrverhaltensstudie wurden Sen-      Warum Großstädter
soren und Kameras an den Zweirädern von
90 Teilnehmern im Alter von 16 bis 83 Jah-    Fahrrad fahren
ren installiert. Davon waren 31 Fahrrad-
fahrer, 49 Pedelec-Fahrer und 10 S-Pede-
lec-Fahrer. Über einen Zeitraum von vier      Wer radelt, verliert keine Zeit zum Beispiel
Wochen wurde das natürliche Fahrverhal-       durch lästige Parkplatzsuche, kommt auch
ten der Teilnehmer aufgezeichnet und hin-     im Stau gut voran und muss ebenso wenig
terher ausgewertet. Dabei stellte sich her-   in überfüllten Bussen und Bahnen um ei-
aus, dass die Unterschiede in der Nutzung,    nen Sitzplatz kämpfen. Kein Wunder, dass
in den gefahrenen Wegstrecken und bei         das Rad vor allem bei Großstädtern ein be-
den Geschwindigkeiten gering sind. Nut-       liebtes Fortbewegungsmittel ist. Das be-
zer setzen die Motorunterstützung offen-      stätigt die aktuelle forsa-Studie "Fahrrad-
Im Pott                                        19

nutzung in Deutschland" im Auftrag von        fahrer in einem eigenen, abschließbaren
CosmosDirekt. Dieser Faktencheck liefert      Abstellraum ab. In den Großstädten tun
einen Überblick über die wichtigsten Er-      dies dagegen "nur" 68 Prozent. Möglicher-
gebnisse.                                     weise werden aus diesem Grund in den Me-
Im Rahmen der Untersuchung wurden             tropolen häufiger Fahrräder gestohlen: 37
1.500 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt,      Prozent der Großstädter gaben an, schon
die ein Fahrrad besitzen und es auch selbst   mindestens einmal Opfer eines Fahrrad-
nutzen.                                       diebstahls geworden zu sein. Deutschland-
                                              weit sind es 27 Prozent.
                                              Bundesweit hat jeder zweite Fahrradbe-
Fahrräder vor allem in der                    sitzer (51 Prozent) eine Versicherung ge-
Großstadt beliebt                             gen Diebstahl abgeschlossen (in Großstäd-
                                              ten 52 Prozent). Jeder fünfte Radbesitzer
22 Prozent der Deutschen steigen täglich      (20 Prozent) geht noch weiter und hat sein
beziehungsweise fast täglich aufs Rad. In     Fahrrad beim Händler oder der Polizei re-
München ist das Fahrrad sogar für 33 Pro-     gistrieren lassen.
zent der Befragten Alltagsfahrzeug, in
Berlin für 29 Prozent und in Hamburg für
27 Prozent. Jeder zweite Großstädter (47
                                              Ein Fünftel der Radler drückt
Prozent) fährt mit dem Fahrrad zum Ein-       bei Regeln ein Auge zu
kaufen - im Bundesdurchschnitt sind es 42
Prozent. Während jeder vierte Radfahrer
in Deutschlands Metropolen (26 Prozent)       Mit den Verkehrsregeln nehmen es deut-
zur Arbeit radelt, nutzen in den kleineren    sche Fahrradfahrer eher nicht so genau.
Städten und Ortschaften für diesen Weg        Bundesweit sagt ein Fünftel (19 Prozent),
durchschnittlich 20 Prozent das Rad.          dass sie sich sehr bzw. eher häufig nicht an
                                              die Straßenverkehrsordnung halten, wenn
                                              sie mit dem Rad unterwegs sind. Bei den ra-
Radfahren, weil's Spaß macht                  delnden Großstädtern gaben sogar 29 Pro-
                                              zent diese Antwort.
Bei den Gründen, die für das Radfahren
sprechen, sind sich die Deutschen einig.
Bundesweit steht mit 72 Prozent Spaß auf
                                              Störfaktor Nummer eins:
Platz eins; es folgen Fitness (67 Prozent)    unvorsichtige Autofahrer
und frische Luft (66 Prozent). Unterschiede
gibt es in puncto Umweltschutz: Während       Sie hupen, sie drängeln, sie schneiden den
bundesweit 47 Prozent der Umwelt zuliebe      Weg ab: Gegenüber unvorsichtigen bzw.
mit dem Rad fahren, sind es in den Groß-      rücksichtslosen Autofahrern ziehen Rad-
städten 56 Prozent.                           fahrer oft den Kürzeren. Der Grund, wes-
                                              halb die Motorisierten für Radler auf Platz
                                              eins der Liste der Störfaktoren stehen.
Fahrraddiebstahl in Groß-                     Während bundesweit 67 Prozent rück-
städten deutlich häufiger                     sichtslose bzw. unvorsichtige Autofahrer
                                              als besonders störend empfinden, reagie-
                                              ren in Großstädten sogar 73 Prozent dar-
Um ihr Fahrrad vor Diebstahl zu schützen,     auf genervt.
stellen es 76 Prozent der deutschen Rad-      Quelle: CosmosDirekt http://ots.de/Y0vgh
20                                        Im Pott

Radfahren in                                    den Preisgefüges: Das Vélib' soll als alter-
                                                natives Fortbewegungsmittel zu Auto, Bus
                                                und Metro genutzt werden. Alle 300 Me-
Paris                                           ter findet man die Vélibstationen, an de-
                                                nen Fahrräder ausgeliehen und wieder ab-
                                                gestellt werden können.
                                                Die Erfolgsgeschichte hat die Fortbewe-
Express-Schneisen, Radboxen, Förderung          gungskultur in der französischen Haupt-
für E-Bikes: Paris soll endgültig fahrrad-      stadt verändert. Vor Jahren noch war es un-
freundlich werden. Bürgermeisterin Hidal-
go will mit ihrem "Plan Vélo" Paris zum
wahren Fahrradparadies machen.
Die Zahl der Radfahrer in Paris hat seit Ein-
führung der Leihräder "Vélib" 2007 ste-
tig zugenommen - rund 400.000 Fahrten
werden täglich per Pedalantrieb erledigt,
286.000 Pariser verfügen über ein Jahres-
abonnement. Das Leihrad ist wohl die kom-
fortabelste Art, durch Paris zu kommen. Vé-
lib' trug die Radbegeisterung in die Stadt.
Der Selbstbedienungsservice - 23.500 Rä-
der und 1400 Stationen im Großraum Pa-
ris - erlaubt es den Hauptstädtern, mit ih-
rem Abo-Ausweis (29 Euro Jahresgebühr)
im Handumdrehen ein Rad auszulösen. Die
erste halbe Stunde auf dem Sattel der so-
liden, aber schweren Räder ist kostenfrei,
danach wird der Tarif mit jeder Stunde zu-
nehmend teurer. Der Grund des ansteigen-

                                                denkbar, dass Geschäftsleute in Anzug und
                                                Krawatte in die Pedale treten. Binnen fünf
                                                Jahre ist die Zahl der Fahrradfahrer in Paris
                                                um 41 Prozent gestiegen.
                                                Frankreichs Hauptstadt versucht seinen
                                                Bürgern seit Jahren den Umstieg auf öf-
                                                fentliche Verkehrsmittel schmackhaft zu
                                                machen, zumal auf grünere Formen der
                                                Fortbewegung. Am Wochenende sind
                                                durch das Programm "Paris Respire" (Pa-
                                                ris atmet) große Teile der Ufer-Autostra-
                                                ßen für Fußgänger und Fahrräder reser-
                                                viert, ebenso am malerischen Kanal Saint
                                                Martin. Damit ist der motorisierte Verkehr
                                                während der vergangenen fünf Jahre um
Im Pott                                         21

ein Viertel zurückgegangen.                     Gare de l’Est, châtelet, saint-Michel und
Doch trotz der deutlichen Erweiterung des       Denfert-Rochereau. Die West-Ost-Achse
Radwegenetzes, Fahrradampeln, gemein-           verläuft vom Stadtpark Bois de Boulogne
samen Bus- und Rad-Spuren und der Er-           im Westen nach Vincennes im Osten und
laubnis, Einbahnstraßen in Gegenrichtung        passiert den Place de l’Etoile, de la Concor-
zu befahren, ist noch deutlich spürbar, dass    de, Rivoli, die Bastille (mit dem neuen Mai-
sich die Stadtplanung über Jahrzehnte am        son du vélo) und die Avenue Daumesnil.
Autoverkehr orientiert hat.
Sozialistin Hidalgo will daher nicht nur
Verkehrslärm verringern und die Luftver-
                                                Radschnellwege
schmutzung absenken, die sich kürzlich
wieder als giftige Glocke über die Seine        Die Radschnellwege sollen eine Durch-
gelegt hatte. Rechtzeitig bevor Frankreichs     schnittsgeschwindigkeit von 20 km/h er-
Metropole zum Jahresende Gastgeber des          möglichen. Ergänzt werden sie durch ein
Weltklimagipfels ist (Motto: "Paris für das     nachrangiges Radwegenetz, welches wich-
Klima"), soll der Ballungsraum eine "ange-      tige Tangentialverbindungen über drei
nehmere, lieblichere und lebhaftere Stadt"      Ringe sowie die Feinerschließung von
werden.                                         Stadtvierteln abbildet. Ebenfalls werden
Das Ziel der rot-rot-grünen Koalition ist es,   die Pariser Brücken, die Wälder von Vincen-
mehr Bürger aus Auto (Bus und Metro) zu         nes und Boulogne sowie Teile außerhalb
holen und rauf auf das Velo zu bewegen.         der Verwaltungsgrenze von Paris erschlos-
Dazu verabschiedete der Stadtrat ein Inves-     sen. Das Radwegenetz soll 365 Tage im Jahr
titionspaket von 150 Millionen Euro.            rund um die Uhr nutzbar sein. Hierfür sol-
                                                len ausreichend Personal und Finanzmittel
                                                bereitstehen. In der Nacht sollen Radwege
Auf dem Weg zur                                 beleuchtet werden. Sensoren detektieren
Fahrradstadt                                    die Annäherung eines Radfahrers und be-
                                                leuchten den jeweiligen Abschnitt.
Paris hat sich das ambitionierte Ziel gege-     Neben der Netzerweiterung soll im ge-
ben, bis zum Jahr 2020 eine der bedeu-
tendsten Fahrradstädte der Welt zu wer-
den und zu Kopenhagen und Amsterdam
aufzuschließen. So soll beispielsweise der
Radverkehrsanteil am Gesamtverkehrsauf-
kommen von heute fünf auf 15 Prozent ge-
steigert werden . Über 150 Millionen Euro
stehen für Investitionen in den Radverkehr
zur Verfügung, neben der Verdopplung
des Radwegenetzes von 700 auf 1.400 km
auch für die Errichtung innerstädtischer
Radschnellwege mit dem Namen „réseau
express vélo“, kurz REV.
Die 80 km langen Hauptachsen verlaufen in
Nord-Süd sowie in West-Ost-Richtung und
entlang der beiden Seine-Ufer. Die Nord-
Süd-Achse führt vom Porte d’Aubervilliers
bis zum Porte d’Orléans und passiert den
22                                        Im Pott

                                                motorisierten Verkehr geschaffen. Dies er-
                                                höht die Sichtbarkeit und somit die Sicher-
                                                heit des Radverkehrs.

                                                Abstellanlagen als Teil des
                                                Konzepts

                                                10.000 neue Abstellanlagen sollen das Par-
                                                ken des Fahrrads im gesamten Stadtge-
                                                biet ermöglichen. In enger Zusammenar-
                                                beit mit den Verkehrsunternehmen sollen
                                                insbesondere an S-Bahn-Stationen (RER),
                                                U-Bahn-Stationen und Straßenbahn-End-
                                                haltestellen sichere Abstellanlagen ge-
                                                schaffen werden. Das Netz von Véligo-Ab-
                                                stellanlagen soll weiter ausgebaut werden.
                                                Véligo steht allen Inhabern eines Passe Na-
                                                vigo (RFID/NFC-Abokarte für den öffentli-
                                                chen Verkehr, in Zukunft «Carte Navigo»)
                                                offen.
samten Nebenstraßennetz eine Höchstge-          Bis zum Jahr 2020 möchte Paris für 63 Mil-
schwindigkeit von 30 km/h gelten, 50 km/h       lionen Euro neue Radwege errichten, für
darf nur noch auf Hauptstraßen gefah-           30 Millionen Euro das Programm „Paris 30
ren werden. Diese werden mit Radwegen           km/h“ finanzieren und Hauptverkehrsstra-
versehen. Einbahnstraßen, in denen eine         ßen mit einer zulässigen Höchstgeschwin-
Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gilt,         digkeit von 50 km/h mit Radwegen verse-
werden schon seit 2010 systematisch für         hen, für sieben Millionen Euro über 10.000
den Radverkehr freigegeben (Ausnahme            neue Fahrradstellplätze schaffen, für zehn
bei negativen Auswirkungen auf die Ver-         Millionen Euro den Kauf von E-Bikes, E-
kehrssicherheit). Dies wird auf das gesamte     Scootern und Lastenrädern fördern, für 40
Nebenstraßennetz ausgeweitet.                   Millionen Euro bestehende Radverkehrs-
Um die Verkehrssicherheit zu verbessern,        anlagen sanieren.
werden weitere Maßnahmen ergriffen. So          Geschrieben von: Martin Randelhoff
wird die Erlaubnis für Radfahrer, rote Licht-   www.zukunft-mobilitaet.net
signalanlagen überfahren zu dürfen, von
derzeit 30 Kreuzungsbereichen auf alle Pa-
riser Kreuzungen ausgeweitet. Diese Rege-
                                                In Paris dürfen Radler bei
lung verhindert, dass Radfahrer in den to-      Rot fahren
ten Winkel von Fahrzeugen geraten.
Zudem sollen bis zum Jahr 2020 7.000 so-
genannte Radfahrschleusen eingerichtet          Die Ampel leuchtet rot! Und weder Fuß-
werden. Damit Radfahrer eine Kreuzung           gänger noch Radfahrer halten an. Auch
zügig und sicher passieren können, wer-         viele Autos nicht. In Frankreich ist das nor-
den an Lichtsignalanlagen Aufstellflächen       mal. Ein Fußgänger, der in Paris an einer ro-
mit einer eigenen Haltelinie direkt vor dem     ten Ampel stehen bleibt, obwohl kein Auto
Im Pott                                                         23

kommt, ist ein Deutscher oder hat deutsche       Die Stadt an der Seine wird so nicht nur
Eltern. Für Fahrradfahrer gilt das Gleiche.      fahrradfreundlicher, sie erhöht auch die
Französische Verkehrsteilnehmer betrach-         Verkehrssicherheit. Drei bis fünf Radfahrer
ten Frankreichs Straßenverkehrsordnung           kommen auf den Pariser Straßen jährlich
als ein Kompendium weithin unverbind-            ums Leben. Die meisten tödlichen Unfälle
licher, wenn nicht weltfremder Ratschlä-         ereignen sich an einer Ampel, wo Radfah-
ge. Jetzt hat die Pariser Stadtverwaltung        rer von anfahrenden Bussen oder Lastwa-
umgedacht. Sie erlaubt nun, was sowieso          gen erfasst werden.
nicht zu verhindern war. An über 180 Pari-       Christophe Najdoski, Vize-Verkehrsbeauf-
ser Kreuzungen dürfen Radfahrer künftig          tragter der Stadt, bezweifelt, dass Ampeln
bei Rot rechts abbiegen. Treffen Straßen T-​     entscheidend zur Verkehrssicherheit bei-
förmig zusammen, darf man auch gerade-           tragen. Der Grünen-Abgeordnete verweist
aus fahren und dann links abbiegen, falls        auf den sternförmigen Platz am Pariser Tri-
die Bahn frei ist. Für Fußgänger muss an-        umphbogen. Zwölf Straßen kommen dort
gehalten werden, genauso wie vor dem             zusammen, keine einzige Ampel regelt den
Linksabbiegen. Auf Radfahrer-Augenhöhe           Zustrom. Unfälle gibt es kaum. An der mit
angebrachte Schilder weisen auf die neue         Ampeln bestückten Place de la Concorde
Freiheit hin. Für alle gilt die Regel: aufpas-   hingegen seien die Unfallzahlen fünfmal
sen und miteinander kommunizieren, statt         so hoch.
auf freier Fahrt zu beharren, bloß weil die
                                                 Diese kleinen Schilder erlauben das Abbiegen bei Rot und
Ampel auf Grün steht.                            sorgen so auch für mehr Sicherheit.    Fotos: Herbert Fürmann
24                                       Im Pott

Critical Mass                                  Die Critical Mass Bewegung nahm ihren
                                               Anfang 1992 in San Francisco. Als „kriti-
                                               sche Masse“ war die sichtbar hohe Men-
                                               ge der Teilnehmer gemeint, die auf das
Wir behindern nicht den                        Thema Radverkehr aufmerksam machen.
Verkehr, wir sind der Ver-                     Schon damals liefen die Veranstaltungen
                                               scheinbar unorganisiert und ohne Hierar-
kehr!                                          chie ab. Weltweit fanden diese Veranstal-
                                               tungen seitdem auf ähnliche Weise statt.
                                               Häufig haben sich monatlich regelmäßige
16 Radfahrer müssen es sein (siehe Kas-        Treffpunkte etabliert. Critical mass (engl.,
ten rechts), mit 50 macht es noch mehr         dt. ‚kritische Masse‘) ist ein Trend in vie-
Spaß, ein paar Runden durch die Stadt zu       len Städten der Welt, bei der sich Radfah-
drehen. Ohne Organisator und ohne Ver-         rerInnen scheinbar zufällig und unorgani-
anstaltungsleiter treffen Sie sich für eine    siert treffen, um mit gemeinsamen Fahrten
Ausfahrt mit dem Fahrrad, den Aufrufen         durch Ihre Innenstädte mit ihrer bloßen
über Facebook, Twitter, Handzetteln oder       Menge auf ihre Belange und Rechte ge-
Freunden folgend oder weil sie eh schon        genüber dem Autoverkehr aufmerksam zu
Stammfahrer sind.                              machen. Die Teilnehmer wollen mit dem
Viele von Ihnen setzen darauf, für das Fahr-   Druck der Straße mehr Rechte für Radfah-
rad als Verkehrsmittel zu werben, sich in      rer und vor allem eine bessere Infrastruktur
der Öffentlichkeit zu zeigen. Manche wol-      und mehr Platz einfordern. Sie wollen sich
len konkret gegen Missstände demonstrie-       – wenn auch nur für einen kurzen Augen-
ren und andere genießen nur das Erleb-         blick - die Straße vom motorisierten Ver-
nis und die flotte Fahrt in der Gruppe, in     kehr zurückerobern. Darüber hinaus gehe
der auch mitfahrende Kinder mal auf der        es der CM-Bewegung laut dem Magazin
Hauptverkehrsstraße fahren können.             „Die Zeit“ auch um „... die Frage, ob öf-
Foto: Michael Kleine-Möllhoff
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