Stadtradeln in der Metropole Ruhr Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn Radreisen 2016 - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim ...
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RAD Herbst/Winter 2015/16 im Pott Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim und Oberhausen ● Stadtradeln in der Metropole Ruhr ● Neuigkeiten vom Radweg Rheinische Bahn ● Radreisen 2016 Als ADFC-Mitglied finden Sie hier Ihren Adressaufkleber
Duisburg Duisburg Hauptbahnhof Essen Kammerstraße 3 (Ostausgang) Mülheim an der Ruhr 47057 Duisburg Telefon 0203 / 80 71 790 Oberhausen Öffnungszeiten für Dauerkunden Mo-Fr 5:30 – 22:30 Uhr Sa, So + Feiertage 8:00 – 20:00 Uhr Ihre Fahrradpartner in Ihrer Region Öffnungszeiten des Büros Mo-Fr 7:00 – 21:00 Uhr Sa, So + Feiertage 8:00 – 20:00 Uhr Essen Hauptbahnhof Am Hauptbahnhof 5 45128 Essen Telefon 0201 / 83 914 594 Öffnungszeiten Mo-Fr 5:30 – 22:30 Uhr Sa 10:00 – 18:00 Uhr So + Feiert. 10:00 – 16:00 Uhr Mülheim an der Ruhr Hauptbahnhof Bewachung Dieter-aus-dem-Siepen-Platz 3 45468 Mülheim an der Ruhr Telefon 0208 / 84 85 70 Fax 0208 / 84 85 729 e-mail Radstation@stadtdienste.de Öffnungszeiten Verleih Mo-Fr Sa, So + Feiert. 5:30 – 22:30 Uhr 8:00 – 18:30 Uhr Bahnhof Mülheim-Styrum Hauskampstr. 14 Service 45476 Mülheim an der Ruhr Telefon 0208 / 40 20 00 Fax 0208 / 40 20 01 e-mail Radstation@stadtdienste.de Öffnungszeiten Information Mo – Fr 5:30 – 22:30 Uhr Sa, So + Feiert. 8:00 – 18:30 Uhr Oberhausen Hauptbahnhof Willy-Brandt-Platz 1 46045 Oberhausen Telefon 0208 / 85 51 74 Fax 0208 / 20 53 495 Öffnungszeiten Mo – Fr 7:00 – 20:00 Uhr Sa 10:00 – 16:00 Uhr So + Feiert. Geschlossen
Editorial 3 Mitteln des Radverkehrs zur Verfügung. Liebe Leserinnen und Leser, Statt die Trasse für den Radverkehr zu si- chern, soll jetzt Geld für ein völlig ande- res Projekt ausgegeben werden. Damit ist bundesweit wird der Bau von Radschnell- der durchgängige Radschnellweg von Duis- wegen diskutiert und in die Tat umgesetzt. burg bis Dortmund bereits vor der eigentli- Das Verkehrsmittel Fahrrad erhält da- chen Startphase Geschichte. mit eine eigene Infrastruktur. Dies ist ein Auch in Duisburg hat die Verwaltung eine neues Verständnis von Radverkehr. Nicht Umbauplanung für eine Hauptverkehrs- mehr die Restflächen der Straßen werden straße vorgelegt, die aktuellen Standards für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen, für den Radverkehr nicht gerecht wird. Be- sondern eigene Qualitätsstandards entwi- gründung auch hier: Leider steht kein Geld ckelt. In der Metropole Ruhr soll ein Vorzei- für einen anderen Ausbau zur Verfügung. geprojekt mit 100 Kilometern Länge von Da der vorhandene Straßenquerschnitt Duisburg bis Dortmund gebaut werden. nicht verändert werden kann, habe man Leider ist dieses Verständnis in der Stadt das Bestmögliche für den Radverkehr ge- Mülheim noch nicht angekommen. Hier tan. soll mit Städtebaufördermitteln die Trasse Im Ergebnis bleibt festzustellen: Immer der Rheinischen Bahn umgebaut werden. wenn es schwierig wird, ist der Radfahrer Aus der ungenutzten Strecke soll ein in- doch der unwichtigere Verkehrsteilneh- nerstädtischer Boulevard werden. Die Be- mer. Ein echtes Bekenntnis zur fahrrad- gründung: Leider stehen keine Gelder aus freundlichen Stadt sieht anders aus. Inhalt Duisburg38 Sommerfest38 Im Pott4 Mobilitatsbefragung40 Stadtradeln4 Diebstähle und Polizeikontrollen41 Rheinische Bahn7 Brückenabriss am Rheinradweg46 Bußgelder für Radfahrer12 Verkehrsschau48 Deutscher Fahrradpreis 201513 Umbau Sternbuschweg50 Falträder vom VRR15 Unfallbericht51 Mit dem Rad zur Schule16 Fahrradstadt Paris20 Mülheim / Oberhausen52 Critical Mass24 Neuer Radweg54 Ruhr2NorthSeaChallenge26 Politische Radtour55 Parkplätze am Bero-Center58 Touristik28 Hamburg28 Gladbeck59 Bodensee30 Verwaltungsgespräch59 Unfälle nach Kreuzungsumbau60 Technik33 Schmiermittel34 Termine / Radtouren61 Bücher36 Impressum / Kontaktadressen 64 / 66
4 Im Pott Stadtradeln in der Stadtradeln Metropole Ruhr 2015 Teilnehmende Ratsmitglieder 34 Metropole Ruhr 28 17 15 13 9 10 10 10 6 3 Die Kampagne STADTRADELN des Klima- Bündnisses ist das größte Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen zum Schutz des Weltklimas mit rund 1.700 Mit- gliedern in 24 Ländern Europas. Gesucht sen, weit mit vorne lagen Herten (1,1 km pro wurden Deutschlands fahrradaktivste Einwohner) sowie die Großstädte Bottrop Kommunalparlamente und Kommunen so- und Gelsenkirchen. Das gesamte Ruhrge- wie die fleißigsten Teams und RadlerInnen biet hatte 1,6 Millionen Kilometer erradelt. in den Kommunen selbst. Bundesweit wur- Aus ADFC-Sicht besonders spannend war den in 341 Kommunen von über 127.000 das Abschneiden der ADFC-Teams in den RadlerInnen über 24 Millionen Kilometer Städten, die sich in 8 Städten zum Wett- erradelt. Dabei wurden rechnerisch rund bewerb angemeldet hatten. Der Essener 3.500 t CO2 vermieden. ADFC war mit 134 RadlerInnen unterwegs Die Stadtradel-Aktion sorgte mit ihrem und legte 44.621 km zurück, das war eine Wettbewerbscharakter für Spannung bei deutliche Steigerung zum Vorjahr. Glei- der Frage, welcher unter den 13 Kommu- ches trifft für den ADFC Duisburg mit 87 nen in der Metropole Ruhr es am besten gemeldeten RadlerInnen und 29.828 zu- gelang, ihre BürgerInnen zur Teilnahme rückgelegten Kilometern zu. Zum ersten zu motivieren. Dabei lassen sich folgende Mal gestartet und erst einmal Schlusslicht Teilergebnisse vergleichen: gefahrene Ge- geworden ist der ADFC Oberhausen. Das samtkilometer, Kilometer je Einwohner, ist im zweiten Anlauf sicherlich noch stei- Zahl der gemeldeten Teams und Zahl der gerungsfähig. teilnehmenden BürgerInnen. Allein durch Eine für die politische Arbeit des ADFC die Stadtgröße erzielte Essen in mehreren wichtige Information ist das Engagement Kategorien die besten Werte: 298.168 ge- der KommunalpolitikerInnen bei der Ak- fahrene Kilometer von 1141 Personen in tion. MandatsträgerInnen, die selbst Rad 82 Teams. Bezogen auf die Einwohnerzahl fahren, sind mit den Problemen im Radver- schnitten die kleinen Städte besser ab als Es- kehr viel vertrauter als solche, die nur die Windschutzscheibenperspektive beherr- schen. Bei der Anmeldung zum Stadtra- deln konnte man sich mit einem Klick als KommunalpolitikerIn outen. Ihre Anzahl und Fahrleistung ergibt eine Rangliste für Parlamentarier-Kilometer. Den vordersten Platz belegte mit 33 von 45 Ratsmitglie- dern und vielen gefahrenen Kilometern (8.159) der Rat der Stadt Haltern. Die Stadt- räte aus Essen und Oberhausen lagen mit etwas Abstand dahinter. Bedenklich nied- rig war das Interesse der Parlamentarie-
Im Pott 5 Stadtradeln Metropole Ruhr 2015 vom 11. bis 31. Mai legten 685 aktive Rad- fahrerInnen in 49 Teams knapp 175.000 km ADFC-Teams im Vergleich: Gesamtkilometer zurück. Davon knapp 30.000 km durch das Essen 44.621 ADFC-Team, was die höchste km-Leistung Duisburg 29.828 pro Team war. Dabei wurden 25 t CO2 ver- Gelsenkirchen 19.197 mieden. Das Vorjahresergebnis konnte Herten 13.684 deutlich übertroffen werden. 2014 nah- Mülheim 13.583 Gladbeck 13.549 men insgesamt 491 RadlerInnen teil und Bochum 7.691 radelten 125.544 km. Die beiden Duisbur- Oberhausen 3.895 ger Stadtradler-Stars Michael Kleine-Möll- hoff (ADFC Mitglied und Parlamentarier in rInnen in Duisburg, Bochum und Bottrop. der Bezirksvertretung DU-Süd) und Gerrit Noch schlechter war die Gladbecker Poli- Pape (Targo Bank) verzichteten in diesen tik, aus deren Reihen nur 3 von 46 Ratsmit- drei Wochen komplett auf das Auto. gliedern angemeldet waren. Offensichtlich Unter den teilnehmenden Kommunen der identifiziert sich die Politik anderer Städte Metropole Ruhr belegte Duisburg mit den deutlich mehr mit dem Thema Radfahren. Radkilometern hinter Essen und Gelsenkir- Insgesamt war das Ergebnis in der Metro- chen einen hervorragenden dritten Platz. pole Ruhr eine tolle Leistung, die im nächs- Wie im letzten Jahr kam Robert Frische- ten Jahr mit noch mehr Unterstützung meier (Team Velomobil) in der Einzelwer- -vor allem durch noch mehr teilnehmende tung mit 1.896 km auf den ersten Platz. Das ADFC Mitglieder- getoppt werden kann! Team Velomobil lag auch in der Kategorie Einfacher für ein besseres Klima und für die Teams mit 1 bis 3 Teilnehmern mit 1.433 km/Person vorn. Bei der Teamwertung 4 bis 10 Personen hatte das Team SMMS mit 845 km/Person die Nase vorn. In der Team- wertung mehr als 10 Personen siegte das Team Fraunhofer IMS mit 410 km/Pers. Das tilnehmerstärkste Team war das Steinbart- Gymnasium mit 89 Personen, was wohl in erster Linie einem engagierten Lehrer zu verdanken ist. Dicht darauf folgte wieder der ADFC mit 87 gemeldeten Teilnehmern. Stadtradeln in Mülheim Eröffnungsveranstaltung in Duisburg mit Organisator Karl- Heinz Frings, Michael Kleine-Möllhoff, Umweltdezernet Ralf Krumpholz und Gerrit Pape. Fotos Herbert Fürmann Auch Mülheim war zum zweiten Mal da- bei. In Mülheim waren insgesamt 239 Teil- Radförderung zu werben geht nicht. Und nehmerInnen in 27 Radlteams angemeldet, es macht dazu noch richtig Spaß! die 3 Wochen lang fleißig Kilometer sam- melten und insgesamt mehr als 68.000 Ki- lometer zurücklegten. Duisburg mit 175.000 km Teamnamen wie: Feuerwehr Mülheim, Max- Kölges-Schule, tätowiert und übergewichtig, Duisburg beteiligte sich in diesem Jahr zum HRW Bibliothek und Triathlon Mülheim lie- zweiten Mal an der Kampagne. In der Zeit ßen auf ein breites Teilnehmerfeld schließen.
6 Im Pott Die 30 ADFC StadtradlerInnen sorgten da- für, dass das Team ADFC mit 13.583 km in der Wertung der Gesamtkilometer auf Platz 1 landete! Oberhausen startet erfolgreich Nachdem sich die Stadtspitze im Vorjahr noch nicht gut vorbereitet sah und auf eine Anmeldung verzichtete, fand man Feierabendtour Fürst Leopold Foto: Jochen Krug Oberhausen 2015 endlich im Teilnehmer- feld der Stadtradel-Kommunen. Im ersten Jahr erzielten die Oberhausener RadlerIn- Gladbeck im guten Mittelfeld nen ein respektables Ergebnis mit 415 Teil- nehmerInnen in 42 Teams und 107.650 ge- 275 Gladbecker BürgerInnen erradelten im fahrenen Kilometern. Aktionszeitraum 55.193 km. Das ist besser Der Oberbürgermeister hat mit seinen De- als im letzten Jahr, aber schlechter als vor zernenten ein Stadtradel-Team gegründet 2 Jahren bei der ersten Teilnahme. Bezo- und schaffte fast 700 Kilometer. Das haben gen auf die Kilometer pro Einwohner er- sich die Verwaltungsvorstände der konkur- reichte Gladbeck ein ordentliches, mittle- rierenden Kommunen nicht getraut. Gra- res Ergebnis tulation und besonders großes Lob vom In anderen Aspekten landete Gladbeck da- ADFC! gegen öfter auf den hinteren Plätzen. So Das Team des ADFC Oberhausen hat die beteiligten sich nur 3 von 46 Ratsmitglie- Erwartungen leider nicht ganz erfüllt. Mit dern an dieser Aktion. Diesen drei sei aus- 3.895 gefahrenen Kilometern landete das drücklich Anerkennung für ihr Engage- Team in Oberhausen lediglich auf Platz ment ausgesprochen 10, nur 24 aktive ADFC-Aktive waren da- Auch die Bürgerbeteiligung war in den an- bei. Allerdings haben natürlich zahlreiche deren Städten größer. In Herten beispiels- ADFC-Aktive auch eigene Teams in Betrie- weise nahmen 455 Personen an der Aktion ben gegründet. teil, in Haltern 530, obwohl die Stadt deut- lich weniger Einwohner hat; in der Nach- Verwaltungsvorstand der Stadt Oberhausen, ganz rechts OB Wehling Foto: Norbert Marißen barstadt Bottrop waren es 433. Warum war die Resonanz in Gladbeck nicht besser? Au- ßer Vereine, Betriebe und privaten Grup- pen könnten sich beim nächsten Mal zum Beispiel auch Schulen oder Klassen in ihrer Kilometerleistung messen und das Stadter- gebnis verbessern. Das ADFC-Team behauptete wie in den bei- den Vorjahren als bestes Team in Gladbeck den ersten Platz der gefahrenen Kilometer mit diesmal 13.549 km. Infos zum Stadtradeln und alle Ergebnisse im bundesweiten Vergleich unter: www.stadtradeln.de
Im Pott 7 Die Flachglas- Verkehrsbe- trasse kann ruhigter Rad- kommen schnellweg Ruhr Am 13.7.2015 erhielt die Bahn AG die Ge- Zwischen Essen und Duisburg wird die Tras- nehmigung zur Stilllegung der Flachglas- se der ehemaligen Rheinischen Bahn als trasse vom Gasometer Oberhausen über Radschnellweg für das Ruhrgebiet ausge- Bottrop in den Gladbecker Norden. Damit baut (Die RiP hat mehrfach darüber berich- ist die Voraussetzung geschaffen, die Tras- tet). Der geplante Radschnellweg Ruhr ist se in einen attraktiven Radweg umzubau- eine der größten Veränderungen in unse- en, wie es der ADFC von Oberhausen und rer Region. Der Regionalverband Ruhr ist Gladbeck 2014 den drei Stadtoberhäup- in Zusammenarbeit mit den Städten aktiv tern und dem RVR vorgeschlagen hat. bei der Umsetzung dieses großen Plans. In Sämtliche Stadtverwaltungen und Frau Essen kann ein erster fertiggestellter Ab- Geiß-Netthöfel vom RVR hatten sich sei- schnitt bereits besichtigt und befahren nerzeit für die Idee offen gezeigt. In nächs- werden. Ende November wird der nächs- ter Zeit wird der ADFC daher die Verant- te Abschnitt von der Essener Stadtgrenze wortlichen darum bitten, das Projekt in bis zum Mülheimer Hauptbahnhof fertig- Angriff zu nehmen. Bleibt zu hoffen, dass gestellt werden. die Flachglasstrecke dann auch Bestandteil Für den angrenzenden Bereich der Mül- des Zielkonzeptes „regionales Radwege- heimer Innenstadt gibt es eine konkre- netz Ruhr“ wird. vb te Planung. Die auf einem Damm und auf Flachglastrasse Bogenbrücken liegende Strecke soll hier allerdings zu einer Flaniermeile mit Auf- enthaltscharakter ausgebaut werden. Rad- fahrer will man ausdrücklich ausbremsen: „Der Radschnellweg hört am Hauptbahn- hof auf. Die exzellente Lage auf dem Via- dukt soll im Bereich der Innenstadt Prome- nadencharakter erhalten. Man soll dort auch verweilen und den Ausblick in die Stadt genießen können“, so die Meinung aus dem Planungsamt. Die Hochpromena- de dürfe „kein Weg zum Durchbrettern“ werden. Dies zeigt mal wieder sehr deutlich, dass Radverkehr nicht als gleichberechtigter Verkehr angesehen wird. Wie in den Plä- nen klar ersichtlich ist, handelt es sich auf dem Damm und dem Viadukt nicht mehr um einen Radweg, sondern um eine Fuß-
8 Im Pott gartenschau vor 23 Jahren finanzierte Mülheim Wege mit Radverkehrsförder- geldern und woll- te diese auch nach Ausstellungsende zunächst dauerhaft NICHT für den Rad- Von der Stadt favorisierter Entwurf. Grafik: Stadt Mülheim verkehr freigeben! HF gängerpromenade. Auch wenn es eine Ausweisung als gemeinsamer Rad- und Fußweg geben soll: Radfahren wird dort nicht gut möglich sein. Auf den Fotos in der Presse findet Radverkehr daher ganz folge- Vom Radver- richtig auch gar nicht erst statt. Das Konzept des Radschnellwegs Ruhr kehr lernen wird hier ad absurdum geführt, denn das sieht einen durchgehenden reinen Radweg vor. Grund für die Unterbrechung des RS1 Die marode Autobahnbrücke der A 40 in in Mülheim ist die Finanzierung des We- Duisburg wird in einigen Jahren von einem ges aus der Städtebauführung. Für dieses Neubau ersetzt. Die neue Autobahnbrücke Konzept darf es auch keine Fördermittel wird ein städtebauliches Juwel. Wie aus gut für einen Radschnellweg geben, die eben unterrichteten Kreisen zu erfahren war, ist ausdrücklich für die Finanzierung eines eine Finanzierung aus Städtebaufördergel- Radschnellwegs und nicht für eine Mogel- dern möglich. Aus diesem Grund wird hier packung vorgesehen sind. ein völlig neues Konzept mit internationa- Wann es über die Ruhrbrücke, den Müga- lem Vorbildcharakter umgesetzt. Viadukt und die Bergstraße geht, darüber Wegen der herausragenden Lage am Rhein ist bisher noch keine Entscheidung gefal- bietet sich der Ausbau zum Aussichtspunkt len. Apropos MÜGA: Schon bei der Landes- mit Aufenthaltsqualität und als Promena- de geradezu an. „Man soll dort auch ver- Dieser Bereich auf dem Viadukt soll zur Promenade mit Blick auf den Rathausplatz umgebaut werden. weilen und den Ausblick auf den Rhein Fotos: Michael Kleine-Möllhoff genießen können“ sagt dazu ein hoch- rangiger Planungsamtsmitarbeiter. Dazu werden die vier Fahrspuren auf eine re- duziert. Der Systembruch von der Auto- bahn zum verkehrsberuhigten Bereich soll auch dem Autofahrer mehr Lebensqua- lität bringen. Schrägparkplätze auf der Brücke auch für Brummifahrer bieten viel Platz und bringen ein perfektes Pausenge- fühl. Vielfältige Sitzmöglichkeiten, groß- zügige Regenschutzdächer und eine Be- pflanzung sorgen für einen Rastplatz der Superlative. Rasen wird im Bereich der Brücke natürlich nicht erlaubt. Die vorhan-
Im Pott 9 den Blitzer werden auf die zukünftig er- chen und andererseits räumlich eng ver- laubte Schrittgeschwindigkeit eingestellt. knüpfte Aufenthaltsflächen zu schaffen – Ab 10 km/h wird es für Raser schon teuer. sollen mit dem neu zu bauenden Abschnitt Da die neuen Brücken breiter als die bishe- möglichst konfliktfrei gelöst werden. Der rigen ausfallen, müssen auch die Anschluss- Weiterbau Richtung Westen bleibt weiter- stücke auf beiden Rheinseiten angepasst hin ein Ziel für spätere Jahre. werden. Dieser Weiterbau ist derzeit aber Kommentar: Sicher gibt es in den Innenstäd- noch nicht gesichert und wird wohl noch ten der Metropole Ruhr vielfältige Ansprü- länger auf sich warten lassen. che an den vorhandenen Platz. Die seit Jah- ren brachliegende Fläche der Rheinischen Bahn aber im Zuge einer Radschnellweg- Erste Konzeptumsetzung in planung zu einer Promenade auszubauen, Mülheim ist eine absolute Ignoranz des Radverkehrs. 100 Kilometer quer durch die Metropole Das Konzept des Systembruchs soll zuerst in Ruhr, aber in Mülheim ist Schluss mit Rad- Mülheim an der Ruhr im Rahmen der För- verkehr. Statt vier Metern Radwegbreite derung des Radverkehrs umgesetzt wer- bleiben noch 3,80 Meter Mischfläche. Die den. Der zukünftige Radschnellweg Ruhr Alternativplanung eines anderen Planer- wird im Bereich der Innenstadt zur Pro- büros sah zumindest noch 4,50 Meter Brei- menade ausgebaut. Es soll durch die quer te vor. Eigene Verkehrsflächen für Radfah- zur Fahrtrichtung angeordneten, sich ver- rer sind in Mülheim wohl unvorstellbar. dichtenden Belagsstreifen automatisch ein Radfahren ist Freizeitvergnügen und hat langsameres und damit achtsameres Be- mit Verkehr nichts zu tun. Obwohl wenige fahren erreicht werden und so der Schwer- Meter entfernt gerade eine neue Prome- punkt eines schnellen Radwegs zuguns- nade an der Ruhr gebaut wurde, muss hier ten einer Aufenthaltsfunktion verschoben noch eine weitere her. werden. Die sich ergebenden unterschied- Michael Kleine-Möllhoff lichen Ansprüche an die Trasse – einerseits Der unterlegene Alternativentwurf sieht nur an den Rändern die schnelle Radverbindung zu ermögli- Bänke und Pflanzen vor.
10 Im Pott Eröffnung tens des RVR der ursprügliche Fertigstel- lungstermin im September nicht gehalten werden, unter anderem da erforderliche Rheinische Bahn Umbauten von bahntechnischen Anlagen nicht frühzeitg seitens der Bahn gefor- dert beziehungsweise ausgeführt wurden. Der ADFC Mülheim schlug der Stadt Mül- Die Eröffnung des Streckenabschnitts heim vor, über den Verlauf der Trasse und zwischen Essen und Mülheim ist für den deren Anschlussstellen an das städtische 27.11.2015 (nach Stand zum Redaktions- Straßennetz durch eine Karte in Form ei- schluss) geplant! Bereits seit dem Som- nes Infofyers zu informieren. Da sich bei mer wird die Trasse bis zum Mülheimer der Verwaltung bereits häufig Bürger ge- Hauptbahnhof, teilweise unter Nutzung nau hierzu erkundigten, wurde der Flyer des bloßen Schotters intensiv von Radfah- gemeinsam konzipiert und von der Stadt rern, Joggern und Hundehaltern erkundet. in einer Auflage von 8.000 Stück gedruckt. Trotz beachtlichem Bautempo konnte sei- Neben der attraktiven Trasse, welche stei- Grafik: Stadt Mülheim, Fotos: Michael Kleine-Möllhoff gungsarm direkt nach Mülheim führt, weckt auch der radschnell- wegtaugliche Ausbaustandard (4 Meter breiter Radweg und separa- ter Fußweg) bei vielen Bürgern po- sitve Erwartungen. Der Flyer ist zur Eröffnung bei- spielsweise bei der MST, den Rat- häusern und Radstationen sowie den Fahrradhändlern erhältlich. Zu finden ist er ferner auf den Hompages von ADFC und Stadt.
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12 Im Pott Auch Radfahrer sagiere so aus- und einsteigen lassen, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist. Erst dann darf er weiterfahren. kassieren Punkte - Ein Zebrastreifen gibt Fußgängern ein Vorrecht zum Überqueren der Straße. Rad- fahrer genießen dieses Vorrecht nicht, au- RIP informiert über wichtige ßer sie steigen ab und schieben das Rad. - In Gegenrichtung einer Einbahnstraße zu Regeln beim Radfahren fahren, ist auch mit dem Fahrrad nicht er- laubt. Es sei denn, dies wird durch Schilder explizit erlaubt, wie das viele Städte tun. Radfahren wird immer beliebter, und es Auch in solchen Fällen gilt dann rechts vor sind immer mehr Zweiräder in den Städten links, wenn Beschilderungen nichts ande- unterwegs. Oft ist Radfahrern aber nicht res vorschreiben. Sowohl Autofahrer als bewusst, welche Verkehrsregeln auch für auch Radfahrer müssen deshalb bei diesen sie gelten und wie man sich in bestimmten Einbahnstraßen besonders die Rechts-vor- Situationen verhält. Bußgelder und Punk- Links-Regelung beachten. te werden aber auch für Radfahrer fällig. - Oft ist Radfahrern an Kreuzungen mit zu- Daher hat der ADFC einige wichtige Punk- sätzlicher Fußgängerampel nicht klar, wel- te zusammengestellt, die vermutlich nicht che Ampel für sie gilt. Bis Ende 2016 müs- jedem Fahrrad- und Autofahrer bekannt sen sich Radfahrer an den Signalen der sind: Fußgängerampel, danach an denen der - Führt ein Radweg an einer Bushaltestel- Autofahrerampel orientieren sofern keine le entlang und hält gerade ein Bus an die- seperaten Fahrradampeln vorhanden sind. ser Haltestelle, muss der Radfahrer die Pas- - Wenn trotz der Radwegbenutzungs- pflicht (weißes Rad auf blau- em Grund) auf der Straße ge- Seit über 34 Jahren Ihr Buchholzer fahren wird, kostet dies 20 Euro Bußgeld (es seid denn Tischlermeister der Radweg ist unbenutz- bar). ■ ■ PaX-Fenster & Türen Wohnen seniorengerechtes PaX-Fenster & Türen in»Flexo« Holz & Kunststoff - Telefonieren ist auch Fahr- ■in der zweite Holz & Kunststoff Handlauf radfahrern nur mit einer Frei- ■ Sicherheits-Nachrüstung sprecheinrichtung erlaubt. ■ Möbelbau Sicherheits-Nachrüstung ■ Wartung & Reparaturen Wer trotzdem das Handy be- ■ Fenster & Türen Wartung & Reparaturen ■ Möbelbau & Möbelreparaturen nutzt, muss mit 25 Euro Buß- Sicherheits-Nachrüstung ■ ■ Seniorengerechtes Wohnen geld rechnen. kostenloser Wartung ■ ■ Flexo- Fenstercheck- der 2.&Handlauf Reparaturen - Musik über Kopfhörer zu hö- Sicherheitsüberprüfung! ren, wird dann zum Problem Schreinerwerkstatt Möbelbau & Möbelreparaturen für komfortables (10 Euro Bußgeld), wenn das Seniorengerechtes S Wohnen und geschütztes Wohnen Gehör beeinträchtigt wird FFlexo- der 2. Handlauf Mitglied der Tischlerinnung Duisburg und Geräusche des Verkehrs wie Martinshorn oder Poli- Sitttardsberger Alle Sitttardsb Allee 163 • T Tel Tel. 02 03 - 70 11 78 zeisirene nicht mehr wahrge- Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 7.15 - 16.00 Uhr o. n. Vereinbarung nommen werden können. www.schreinerei-michael-roth.de - Seit 2013 muss die Beleuch- tung am Fahrrad nicht mehr
Im Pott 13 dynamobetrieben sein, sondern kann auch gung die Jury mit ihrem außergewöhn- durch geeignete batteriebetriebene Lich- lichen ehrenamtlichen Engagement bei ter erfolgen. Auch eine solche Beleuchtung der Instandsetzung der stillgelegten Nord- muss laut StVZO fest angebracht sein. bahntrasse für den Radverkehr. Sie wurden - Für Radfahrer besonders gefährlich: der gemeinsam mit der Stadtverwaltung aus- tote Winkel. Lkw- und Busfahrer können gezeichnet. Norbert Barthle, Parlamenta- beim Rechtsabbiegen den Bereich neben rischer Staatssekretär beim Bundesminis- den Fahrzeugen schlecht oder gar nicht ter für Verkehr und digitale Infrastruktur, einsehen. Um als Radfahrer kein Risiko ein- übergab den Preis. "Mit dem Umbau der zugehen, ist es daher besser, hinter einem Nordbahntrasse wurde ein hochmoderner Lkw oder Bus zu warten, bis dieser vollstän- und komfortabler Radweg geschaffen, der dig abgebogen ist. in dem topografisch schwierigen Umfeld in Wuppertal ein neues Qualitätsniveau für den Alltags- und Freizeit-Radverkehr ermöglicht. Dank der beispiellosen Initiati- Der Deutsche ve der Bürger und der Unterstützung der Stadt Wuppertal konnte dieses umfang- reiche Infrastrukturprojekt realisiert wer- Fahrradpreis 2015 den." Platz 2 ging an das Radhaus Offen- burg, Platz 3 an die Stadt Ingelheim. Mit dem Projekt "Fahrräder für Flüchtlin- ge" konnte der ADFC Saarland die Kate- … geht an die Nordbahn- gorie Service für sich entscheiden. Micha- trasse Wuppertal, Fahrräder el Groschek, Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr in Nord- für Flüchtlinge und die rhein-Westfalen sagte in seiner Laudatio: "Der ADFC Saarland verhilft den Flücht- Kampagne „Tu‘s aus Liebe“ lingen nicht nur zur mehr Lebensquali- tät durch selbstständige Mobilität. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass die Der Deutsche Fahrradpreis wurde auf Flüchtlinge aktiv eingebunden sind, ihre dem Nationalen Radverkehrskongress in Nordbahntrasse Foto: Klaus Lang Potsdam verliehen. Der Preis für die fahr- radfreundlichste Entscheidung in der Ka- tegorie Infrastruktur ging an die Nord- bahntrasse Wuppertal. In der Kategorie Service gewann das Projekt "Fahrräder für Flüchtlinge" des ADFC Saarland und die Stadt Karlsruhe holte mit der Kampag- ne "Tu's aus Liebe" den Preis für die beste Kommunikationsmaßnahme. 113 Bewer- ber konkurrierten um die mit insgesamt 9.000 Euro dotierte Auszeichnung. Boris Palmer wurde als Fahrradfreundlichste Per- sönlichkeit ausgezeichnet (RIP berichtete). In der Kategorie Infrastruktur überzeug- ten die Mitglieder der Wuppertalbewe-
14 Im Pott Fähigkeiten einbringen können und da- mit schnell Zugang zur Gesellschaft fin- den." Damit gab er auch die Meinung der Jury wieder, die das Projekt vor den kos- tenlosen Leihfahrrädern des Kolping Ems- detten (2. Platz) und der Fahrradfolierung von Mooxi-Bike (3. Platz) auf den ersten Platz wählte. Die Verkehrssicherheits-Kam- pagne "Tu's aus Liebe" wurde als fahrrad- freundlichste Kommunikationsmaßnah- me ausgezeichnet. "Die Kampagne spricht ein ernstes Thema mit Humor an. Sie rich- tet sich an alle Verkehrsteilnehmer und trifft bei ihnen auf offene Ohren, weil nie- mand belehrt oder kritisiert wird. Stattdes- sen wird rücksichtsvolles Verhalten positiv verstärkt", lobte Katrin Lange, Staatsse- kretärin im Ministerium für Infrastruktur Diese Duisburger Haltestelle ist tatsächlich als Radweg und Landesplanung des Landes Branden- ausgeschildert worden. Foto: Michael Kleine-Möllhoff burg, die den Preis überreichte. Die Jury überzeugte außerdem das Engagement der Stadt, die mit der Kampagne gezielt Radweg nach an bestehende Maßnahmen anknüpft. Auf Platz 2 folgte der VCD mit "Lasten auf die Räder" und auf Platz 3 "die Miteinander- Fahrplan zone der Stadt Aschaffenburg". Den Fotowettbewerb mit dem Motto "Mein Fahrrad, meine Stadt" gewannen In der Reihe der kuriosesten Radwege gibt der Hobbyfotograf Daniel Doerk und der es hier ein Beispiel aus Duisburg: Profifotograf Alex la Tona. Beide erhielten Bedingt durch eine mehrmonatige Baustel- ein E-Bike, das die Sponsoren ZIV und VSF le wurde der Radweg verlegt. Abgesehen überreichten. von der fehlenden Möglichkeit, den Hoch- Übergabe der ersten Fahrräder an Flüchtlinge Foto: ADFC Saar bordradweg zu verlassen, ist hier eine ech- te Inovation zu sehen. Der Radweg wird hinter einem Bordstein über eine extra angelegte Asphaltfläche zwischen einem Geländer und einem Schild mit etwas weniger als Lenkerbreite auf die Haltestelleninsel der Straßenbahnlinie 903 geführt. Weiter geht es dann fahrplanmä- ßig mit der Bahn. Eine andere legale Mög- lichkeit, die Warteinsel mit dem Rad zu ver- lassen, ist jedenfalls nicht vorgesehen. Beschwerden des ADFC haben zwar zu Ver- änderungen geführt, aber eine regelge- rechte Lösung für Radfahrer ist auch nach Monaten nicht in Sicht.
Im Pott 15 ADFC-Faltrad erklärt VRR-Vorstand José Luis Castrillo. „Es liegt in unserem Interesse, die Intermodali- tät zu stärken und in Bezug auf das Fahrrad praktikable Lösungen zu finden“, so Cast- rillo weiter. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) „Das Faltrad bietet in Kombination mit und der ADFC NRW bieten im Rahmen ei- dem ÖPNV unbegrenzte Mobilität. Man ist ner Kooperation hochwertige Falträder schnell an der nächsten Haltestelle und ver- an. Dabei sind Falträder eine sinnvolle Er- wandelt sein Rad mit drei Handgriffen in gänzung zu Bus und Bahn und können da- ein Gepäckstück. Die Modelle sind wahre rüber hinaus kostenlos als Gepäckstück in Hingucker, unter anderem auch, weil wir den Nahverkehrsmitteln im Verbundraum mit ihnen Unbeschwertheit und Flexibilität mitgenommen werden. verbinden, also Eigenschaften, die für uns Als umweltfreundliche Ergänzung zum Lebensqualität bedeuten“, so Isabelle Do- ÖPNV erschließt das Rad einen deutlich er- minique Klarenaar, Pressesprecherin beim weiterten Mobilitätsradius. So eignet sich ADFC Landesverband NRW e.V. ein Faltrad für den täglichen Weg zum „Falträder haben den großen Vorteil, dass Bahnhof genauso wie für die „letzte Mei- sie noch in volle Bahnen und Busse passen. le“ zum Arbeitsplatz oder zur Freizeitein- Und als Pendler kann man sich sicher sein, richtung. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass dass das eigene Rad nicht gestohlen wird, Falträder in Bussen und Bahnen kostenlos wenn es mit zum Arbeitsplatz genommen und bequem transportiert werden. Denn werden kann“, so Dr. Jürgen Brunsing, Mit- zusammengeklappt zählen sie zu den Ge- glied der Fraktion Bündnis90/Die Grünen päckstücken und unterliegen nicht den Re- im VRR. geln der Fahrradmitnahme im ÖPNV. Das Weitere Informationen zum Faltrad und Lösen eines ZusatzTickets ist beim Faltrad eine aktuelle Liste der teilnehmenden also nicht nötig. Fahrradhändler finden Sie unter vrr.de und Die Kooperation bietet folgende Pluspunk- unter adfc.de. Das Faltrad-Angebot wurde te: durch vergleichbare Kooperationen bereits Die Falträder der Marke Tern sind bei aus- in zahlreichen Regionen Deutschlands, da- gewählten Fahrradhändlern in der Region runter München, Hamburg und Rhein- zu einem vergünstigten Preis von 599 Euro Main, erfolgreich etabliert. erhältlich. Das Rad ist mit einer 8-Gang- Foto: ADFC NRW Schaltung, Schutzblechen und Gepäckträ- ger ausgestattet und mit einem Gewicht von 13,4 kg für eine Körpergröße bis zu 190 cm geeignet. Für die ersten 200 Kunden gibt es folgende weitere Extras: • ein Faltschloss im Wert von 59,99 € • kostenlose ADFC-Familien-Mitglied- schaft für ein Jahr für Neumitglieder • eine neue ADFC-Regionalkarte „Bei der zunehmenden Vernetzung von Verkehrsmitteln kommt dem Fahrrad eine besondere Rolle zu, denn es ist ein wich- tiger Zubringer innerhalb der Reisekette“,
16 Im Pott Mit dem Fahr- len, wenn die Kinder kolonnenweise mit dem Auto angekarrt werden. rad zur Schule Recht und Realität – aber sicher! Klar gesagt werden kann, dass die Schule nicht vorschreiben darf, wie das Kind zur Schule kommt, rechtlich liegt das allein in der Verantwortung der Eltern. Außerdem [pd-f/ht] Den Schulweg mit dem Fahrrad zu ist der Nachwuchs in jedem Fall gesetzlich meistern, stärkt das Selbstbewusstsein und unfallversichert, auch wenn anderes be- die Selbständigkeit von Kindern, sie kön- hauptet wird. Ob es ratsam ist, das Kind mit nen Verantwortung übernehmen und be- dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen wegen sich, wodurch sie aufnahmebereiter oder nicht, lässt sich jedoch nicht pauschal werden: eine gute Sache. Trotzdem wer- beurteilen und hängt von zwei Dingen ab: den Eltern gleich zu Beginn der Schulkarri- dem individuellen Entwicklungs- und Er- ere ihrer Sprösslinge verunsichert: Manche fahrungsstand des Kindes sowie den kon- Grundschulen versuchen Verbote zu ver- kreten örtlichen Gegebenheiten. hängen, bevor die Kinder die sogenannte „Es ist richtig, dass sich bestimmte kogni- Radfahrprüfung abgelegt haben, und die tive Fähigkeiten, die für die Sicherheit im Deutsche Verkehrswacht, die diese Prüfun- Straßenverkehr wichtig sind, erst in einem gen durchführt, spricht sich generell dage- Alter von sieben oder acht Jahren entwi- gen aus, dass Grundschüler mit dem Fahr- ckeln“, erklärt Guido Meitler vom Kinder- rad zum Unterricht fahren. Das Ergebnis radspezialisten Puky. Darauf fuße etwa die sind teilweise chaotische und sicher nicht amtliche Regelung, nach der Kinder mit ganz ungefährliche Zustände vor den Schu- Foto: www.pd-f.de / abus
Im Pott 17 dem Fahrrad bis zum vollendeten achten mal wieder mitfahren“, empfiehlt Torsten Lebensjahr den Gehweg benutzen müssen Mendel von Abus, denn zum einen kön- und bis zum vollendeten zehnten Lebens- ne sich die Verkehrssituation ändern, zum jahr dürfen. Das müsse berücksichtigt wer- anderen würden Kinder mit zunehmen- den, so Meitler, allerdings verlaufe die Ent- der Routine gerne mal Regeln „vergessen“ wicklung bei jedem Kind unterschiedlich. und zum Beispiel doch den bequemen, weil Umgekehrt sei daher auch die Radfahrprü- kürzeren Weg fahren. fung nicht als eine Art Führerschein zu be- trachten. Der praktische Teil dieser Prüfung finde in der Regel in einem Schonraum wie Vorsicht heißt: gesehen dem Schulhof statt. „Selbst ältere Kinder werden! können das hier Erlernte nicht ohne Wei- teres auf konkrete Situationen im Straßen- Eine Helmpflicht gibt es auch für Kinder verkehr übertragen“, gibt der Experte zu nicht. „Zum Glück achten Eltern heute aber bedenken. zunehmend darauf, dass der Helm getra- gen wird. Vor allem gehen sie selbst mit gutem Beispiel voran“, lobt Mendel. Da- Den Schulweg gemeinsam mit der Kopfschutz sich möglichst nicht im erfahren Einsatz bewähren muss, statten die Sicher- heitsexperten viele Modelle mit Reflekto- Der Weg zur Schule ist jedoch nicht auto- ren und einem LED-Rücklicht aus. Große matisch gefährlicher, als wenn die Kleinen reflektierende Elemente und knallig-bun- am Nachmittag mit dem Fahrrad auf der te Farben erhöhen auch bei Bekleidung Straße spielen. Wichtig sei, dass Eltern in die Sichtbarkeit, genauso wie reflektieren- den ersten Wochen – am besten noch in de Hosenbänder, die bei jedem Wetter ge- der schulfreien Zeit oder am Wochenende tragen werden können und mit denen zu- – gemeinsam mit ihren Kindern den Weg mindest auf dem Fahrrad die Hose sauber erkunden und auf die Gefahren an Schlüs- bleibt. selstellen aufmerksam machen, erklärt Cas- Die Beleuchtung am Fahrrad wird dadurch par Gebel, Co-Autor des „Familien-Fahr- allerdings nur ergänzt und nicht ersetzt. rad-Buchs“. Gewählt werden solle nicht die Umso schlimmer, dass dieser Sicherheits- kürzeste, sondern eine möglichst verkehrs- faktor – meist unabsichtlich – vernachläs- arme Route. Zum Überqueren einer Fahr- sigt wird: „Fahrradhändler stellen immer bahn müssen die Kinder laut Straßenver- wieder fest, dass die Kinder zwar Licht kehrsordnung absteigen. Auf gar keinen am Rad haben, aber dass es nicht funkti- Fall sollten sie dabei zwischen parkenden oniert“, berichtet Sebastian Göttling von Autos hindurch die Fahrbahn betreten, Busch & Müller, der gerade für Kinder- sondern nur an einer übersichtlichen Stel- fahrräder zuverlässige Nabendynamos und le bzw. an einer Ampel oder einem Zebra- eine regelmäßige Überprüfung der Be- streifen. leuchtung empfiehlt. Wenn das Kind die Sache langsam in den Der vielleicht wichtigste Ratschlag aber Griff bekommt, sollten die Eltern es trotz- ist es, das Kind nicht zur Eile zu treiben. dem noch eine Weile begleiten. Der ADFC „Wenn es morgens hektisch wird, liegen rät dazu, es dann ein Stück vorausfahren die Nerven blank“, weiß Familienvater Cas- zu lassen, um aus der Distanz zu beurtei- par Gebel: „Aber die Welt geht nicht davon len, wie gut es ohne Hilfestellung zurecht- unter, wenn ein Kind mal zu spät zur Schule kommt. „Von Zeit zu Zeit sollte man immer kommt. Bleiben Sie gelassen!“
18 Im Pott bar in erster Linie ein, um fahrradähnliche Pedelecs sind im Geschwindigkeiten mit geringerem Auf- wand zu erreichen. Das gilt besonders für Straßenverkehr nicht ältere Radfahrer, deren Geschwindigkeiten deutlich unterdurchschnittlich waren. gefährlicher als Fahr- räder Senioren sind gefährdeter Bei der Analyse des Unfallgeschehens fiel Elektrisch unterstützte Fahrräder, soge- auf, dass Pedelec-Unfälle mit Verletzten nannte Pedelecs, sind nicht grundsätzlich oder Getöteten überdurchschnittlich häu- gefährlicher als Fahrräder. Das hat die Un- fig außerhalb von Ortschaften passieren. fallforschung der Versicherer (UDV) her- Auch zählten die Experten im Vergleich zu ausgefunden. Demnach fahren Pedelec- den Fahrradfahrern deutlich mehr Allein- Nutzer mit einer Tretunterstützung bis 25 unfälle und Unfälle auf Gefällestrecken. km/h - das sind die am häufigsten gekauf- "Nicht das Pedelec ist das Problem, sondern ten - zwar im Schnitt geringfügig schneller die derzeit überwiegende Nutzergruppe", als Radfahrer, erleben im Alltag dadurch sagt UDV-Leiter Siegfried Brockmann. "Vie- aber nicht spürbar mehr riskante Situatio- le Senioren freuen sich über neu gewonne- nen. Deutlich schneller sind die sogenann- ne Mobilität, haben dann aber Schwierig- ten S-Pedelecs mit einer Tretunterstützung keiten mit dem Handling des Pedelecs. Hier bis maximal 45 km/h unterwegs. Aber auch sind die Händler in einer besonderen Ver- sie kamen laut UDV-Studie nicht vermehrt antwortung, bei der Auswahl des optima- in kritische Verkehrssituationen. len Geräts sachkundig zu beraten und die Die Unfallforscher haben für ihre Untersu- Pedelec-Fahrer ausführlich einzuweisen." chung die Mobilität, die Geschwindigkeit Die älteren Pedelec-Fahrer könnten auch und die Risiken im Verkehrsalltag von Elek- selbst für mehr Sicherheit sorgen, indem troradfahrern im Vergleich zu Fahrradfah- sie Trainingsveranstaltungen besuchen, rern untersucht und die Einschätzung der beispielsweise bei den Verkehrswachten. gefahrenen Geschwindigkeiten durch Au- tofahrer beobachtet. Außerdem haben sie die amtliche Verkehrsunfallstatistik analy- siert. Für die Fahrverhaltensstudie wurden Sen- Warum Großstädter soren und Kameras an den Zweirädern von 90 Teilnehmern im Alter von 16 bis 83 Jah- Fahrrad fahren ren installiert. Davon waren 31 Fahrrad- fahrer, 49 Pedelec-Fahrer und 10 S-Pede- lec-Fahrer. Über einen Zeitraum von vier Wer radelt, verliert keine Zeit zum Beispiel Wochen wurde das natürliche Fahrverhal- durch lästige Parkplatzsuche, kommt auch ten der Teilnehmer aufgezeichnet und hin- im Stau gut voran und muss ebenso wenig terher ausgewertet. Dabei stellte sich her- in überfüllten Bussen und Bahnen um ei- aus, dass die Unterschiede in der Nutzung, nen Sitzplatz kämpfen. Kein Wunder, dass in den gefahrenen Wegstrecken und bei das Rad vor allem bei Großstädtern ein be- den Geschwindigkeiten gering sind. Nut- liebtes Fortbewegungsmittel ist. Das be- zer setzen die Motorunterstützung offen- stätigt die aktuelle forsa-Studie "Fahrrad-
Im Pott 19 nutzung in Deutschland" im Auftrag von fahrer in einem eigenen, abschließbaren CosmosDirekt. Dieser Faktencheck liefert Abstellraum ab. In den Großstädten tun einen Überblick über die wichtigsten Er- dies dagegen "nur" 68 Prozent. Möglicher- gebnisse. weise werden aus diesem Grund in den Me- Im Rahmen der Untersuchung wurden tropolen häufiger Fahrräder gestohlen: 37 1.500 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt, Prozent der Großstädter gaben an, schon die ein Fahrrad besitzen und es auch selbst mindestens einmal Opfer eines Fahrrad- nutzen. diebstahls geworden zu sein. Deutschland- weit sind es 27 Prozent. Bundesweit hat jeder zweite Fahrradbe- Fahrräder vor allem in der sitzer (51 Prozent) eine Versicherung ge- Großstadt beliebt gen Diebstahl abgeschlossen (in Großstäd- ten 52 Prozent). Jeder fünfte Radbesitzer 22 Prozent der Deutschen steigen täglich (20 Prozent) geht noch weiter und hat sein beziehungsweise fast täglich aufs Rad. In Fahrrad beim Händler oder der Polizei re- München ist das Fahrrad sogar für 33 Pro- gistrieren lassen. zent der Befragten Alltagsfahrzeug, in Berlin für 29 Prozent und in Hamburg für 27 Prozent. Jeder zweite Großstädter (47 Ein Fünftel der Radler drückt Prozent) fährt mit dem Fahrrad zum Ein- bei Regeln ein Auge zu kaufen - im Bundesdurchschnitt sind es 42 Prozent. Während jeder vierte Radfahrer in Deutschlands Metropolen (26 Prozent) Mit den Verkehrsregeln nehmen es deut- zur Arbeit radelt, nutzen in den kleineren sche Fahrradfahrer eher nicht so genau. Städten und Ortschaften für diesen Weg Bundesweit sagt ein Fünftel (19 Prozent), durchschnittlich 20 Prozent das Rad. dass sie sich sehr bzw. eher häufig nicht an die Straßenverkehrsordnung halten, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Bei den ra- Radfahren, weil's Spaß macht delnden Großstädtern gaben sogar 29 Pro- zent diese Antwort. Bei den Gründen, die für das Radfahren sprechen, sind sich die Deutschen einig. Bundesweit steht mit 72 Prozent Spaß auf Störfaktor Nummer eins: Platz eins; es folgen Fitness (67 Prozent) unvorsichtige Autofahrer und frische Luft (66 Prozent). Unterschiede gibt es in puncto Umweltschutz: Während Sie hupen, sie drängeln, sie schneiden den bundesweit 47 Prozent der Umwelt zuliebe Weg ab: Gegenüber unvorsichtigen bzw. mit dem Rad fahren, sind es in den Groß- rücksichtslosen Autofahrern ziehen Rad- städten 56 Prozent. fahrer oft den Kürzeren. Der Grund, wes- halb die Motorisierten für Radler auf Platz eins der Liste der Störfaktoren stehen. Fahrraddiebstahl in Groß- Während bundesweit 67 Prozent rück- städten deutlich häufiger sichtslose bzw. unvorsichtige Autofahrer als besonders störend empfinden, reagie- ren in Großstädten sogar 73 Prozent dar- Um ihr Fahrrad vor Diebstahl zu schützen, auf genervt. stellen es 76 Prozent der deutschen Rad- Quelle: CosmosDirekt http://ots.de/Y0vgh
20 Im Pott Radfahren in den Preisgefüges: Das Vélib' soll als alter- natives Fortbewegungsmittel zu Auto, Bus und Metro genutzt werden. Alle 300 Me- Paris ter findet man die Vélibstationen, an de- nen Fahrräder ausgeliehen und wieder ab- gestellt werden können. Die Erfolgsgeschichte hat die Fortbewe- Express-Schneisen, Radboxen, Förderung gungskultur in der französischen Haupt- für E-Bikes: Paris soll endgültig fahrrad- stadt verändert. Vor Jahren noch war es un- freundlich werden. Bürgermeisterin Hidal- go will mit ihrem "Plan Vélo" Paris zum wahren Fahrradparadies machen. Die Zahl der Radfahrer in Paris hat seit Ein- führung der Leihräder "Vélib" 2007 ste- tig zugenommen - rund 400.000 Fahrten werden täglich per Pedalantrieb erledigt, 286.000 Pariser verfügen über ein Jahres- abonnement. Das Leihrad ist wohl die kom- fortabelste Art, durch Paris zu kommen. Vé- lib' trug die Radbegeisterung in die Stadt. Der Selbstbedienungsservice - 23.500 Rä- der und 1400 Stationen im Großraum Pa- ris - erlaubt es den Hauptstädtern, mit ih- rem Abo-Ausweis (29 Euro Jahresgebühr) im Handumdrehen ein Rad auszulösen. Die erste halbe Stunde auf dem Sattel der so- liden, aber schweren Räder ist kostenfrei, danach wird der Tarif mit jeder Stunde zu- nehmend teurer. Der Grund des ansteigen- denkbar, dass Geschäftsleute in Anzug und Krawatte in die Pedale treten. Binnen fünf Jahre ist die Zahl der Fahrradfahrer in Paris um 41 Prozent gestiegen. Frankreichs Hauptstadt versucht seinen Bürgern seit Jahren den Umstieg auf öf- fentliche Verkehrsmittel schmackhaft zu machen, zumal auf grünere Formen der Fortbewegung. Am Wochenende sind durch das Programm "Paris Respire" (Pa- ris atmet) große Teile der Ufer-Autostra- ßen für Fußgänger und Fahrräder reser- viert, ebenso am malerischen Kanal Saint Martin. Damit ist der motorisierte Verkehr während der vergangenen fünf Jahre um
Im Pott 21 ein Viertel zurückgegangen. Gare de l’Est, châtelet, saint-Michel und Doch trotz der deutlichen Erweiterung des Denfert-Rochereau. Die West-Ost-Achse Radwegenetzes, Fahrradampeln, gemein- verläuft vom Stadtpark Bois de Boulogne samen Bus- und Rad-Spuren und der Er- im Westen nach Vincennes im Osten und laubnis, Einbahnstraßen in Gegenrichtung passiert den Place de l’Etoile, de la Concor- zu befahren, ist noch deutlich spürbar, dass de, Rivoli, die Bastille (mit dem neuen Mai- sich die Stadtplanung über Jahrzehnte am son du vélo) und die Avenue Daumesnil. Autoverkehr orientiert hat. Sozialistin Hidalgo will daher nicht nur Verkehrslärm verringern und die Luftver- Radschnellwege schmutzung absenken, die sich kürzlich wieder als giftige Glocke über die Seine Die Radschnellwege sollen eine Durch- gelegt hatte. Rechtzeitig bevor Frankreichs schnittsgeschwindigkeit von 20 km/h er- Metropole zum Jahresende Gastgeber des möglichen. Ergänzt werden sie durch ein Weltklimagipfels ist (Motto: "Paris für das nachrangiges Radwegenetz, welches wich- Klima"), soll der Ballungsraum eine "ange- tige Tangentialverbindungen über drei nehmere, lieblichere und lebhaftere Stadt" Ringe sowie die Feinerschließung von werden. Stadtvierteln abbildet. Ebenfalls werden Das Ziel der rot-rot-grünen Koalition ist es, die Pariser Brücken, die Wälder von Vincen- mehr Bürger aus Auto (Bus und Metro) zu nes und Boulogne sowie Teile außerhalb holen und rauf auf das Velo zu bewegen. der Verwaltungsgrenze von Paris erschlos- Dazu verabschiedete der Stadtrat ein Inves- sen. Das Radwegenetz soll 365 Tage im Jahr titionspaket von 150 Millionen Euro. rund um die Uhr nutzbar sein. Hierfür sol- len ausreichend Personal und Finanzmittel bereitstehen. In der Nacht sollen Radwege Auf dem Weg zur beleuchtet werden. Sensoren detektieren Fahrradstadt die Annäherung eines Radfahrers und be- leuchten den jeweiligen Abschnitt. Paris hat sich das ambitionierte Ziel gege- Neben der Netzerweiterung soll im ge- ben, bis zum Jahr 2020 eine der bedeu- tendsten Fahrradstädte der Welt zu wer- den und zu Kopenhagen und Amsterdam aufzuschließen. So soll beispielsweise der Radverkehrsanteil am Gesamtverkehrsauf- kommen von heute fünf auf 15 Prozent ge- steigert werden . Über 150 Millionen Euro stehen für Investitionen in den Radverkehr zur Verfügung, neben der Verdopplung des Radwegenetzes von 700 auf 1.400 km auch für die Errichtung innerstädtischer Radschnellwege mit dem Namen „réseau express vélo“, kurz REV. Die 80 km langen Hauptachsen verlaufen in Nord-Süd sowie in West-Ost-Richtung und entlang der beiden Seine-Ufer. Die Nord- Süd-Achse führt vom Porte d’Aubervilliers bis zum Porte d’Orléans und passiert den
22 Im Pott motorisierten Verkehr geschaffen. Dies er- höht die Sichtbarkeit und somit die Sicher- heit des Radverkehrs. Abstellanlagen als Teil des Konzepts 10.000 neue Abstellanlagen sollen das Par- ken des Fahrrads im gesamten Stadtge- biet ermöglichen. In enger Zusammenar- beit mit den Verkehrsunternehmen sollen insbesondere an S-Bahn-Stationen (RER), U-Bahn-Stationen und Straßenbahn-End- haltestellen sichere Abstellanlagen ge- schaffen werden. Das Netz von Véligo-Ab- stellanlagen soll weiter ausgebaut werden. Véligo steht allen Inhabern eines Passe Na- vigo (RFID/NFC-Abokarte für den öffentli- chen Verkehr, in Zukunft «Carte Navigo») offen. samten Nebenstraßennetz eine Höchstge- Bis zum Jahr 2020 möchte Paris für 63 Mil- schwindigkeit von 30 km/h gelten, 50 km/h lionen Euro neue Radwege errichten, für darf nur noch auf Hauptstraßen gefah- 30 Millionen Euro das Programm „Paris 30 ren werden. Diese werden mit Radwegen km/h“ finanzieren und Hauptverkehrsstra- versehen. Einbahnstraßen, in denen eine ßen mit einer zulässigen Höchstgeschwin- Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gilt, digkeit von 50 km/h mit Radwegen verse- werden schon seit 2010 systematisch für hen, für sieben Millionen Euro über 10.000 den Radverkehr freigegeben (Ausnahme neue Fahrradstellplätze schaffen, für zehn bei negativen Auswirkungen auf die Ver- Millionen Euro den Kauf von E-Bikes, E- kehrssicherheit). Dies wird auf das gesamte Scootern und Lastenrädern fördern, für 40 Nebenstraßennetz ausgeweitet. Millionen Euro bestehende Radverkehrs- Um die Verkehrssicherheit zu verbessern, anlagen sanieren. werden weitere Maßnahmen ergriffen. So Geschrieben von: Martin Randelhoff wird die Erlaubnis für Radfahrer, rote Licht- www.zukunft-mobilitaet.net signalanlagen überfahren zu dürfen, von derzeit 30 Kreuzungsbereichen auf alle Pa- riser Kreuzungen ausgeweitet. Diese Rege- In Paris dürfen Radler bei lung verhindert, dass Radfahrer in den to- Rot fahren ten Winkel von Fahrzeugen geraten. Zudem sollen bis zum Jahr 2020 7.000 so- genannte Radfahrschleusen eingerichtet Die Ampel leuchtet rot! Und weder Fuß- werden. Damit Radfahrer eine Kreuzung gänger noch Radfahrer halten an. Auch zügig und sicher passieren können, wer- viele Autos nicht. In Frankreich ist das nor- den an Lichtsignalanlagen Aufstellflächen mal. Ein Fußgänger, der in Paris an einer ro- mit einer eigenen Haltelinie direkt vor dem ten Ampel stehen bleibt, obwohl kein Auto
Im Pott 23 kommt, ist ein Deutscher oder hat deutsche Die Stadt an der Seine wird so nicht nur Eltern. Für Fahrradfahrer gilt das Gleiche. fahrradfreundlicher, sie erhöht auch die Französische Verkehrsteilnehmer betrach- Verkehrssicherheit. Drei bis fünf Radfahrer ten Frankreichs Straßenverkehrsordnung kommen auf den Pariser Straßen jährlich als ein Kompendium weithin unverbind- ums Leben. Die meisten tödlichen Unfälle licher, wenn nicht weltfremder Ratschlä- ereignen sich an einer Ampel, wo Radfah- ge. Jetzt hat die Pariser Stadtverwaltung rer von anfahrenden Bussen oder Lastwa- umgedacht. Sie erlaubt nun, was sowieso gen erfasst werden. nicht zu verhindern war. An über 180 Pari- Christophe Najdoski, Vize-Verkehrsbeauf- ser Kreuzungen dürfen Radfahrer künftig tragter der Stadt, bezweifelt, dass Ampeln bei Rot rechts abbiegen. Treffen Straßen T- entscheidend zur Verkehrssicherheit bei- förmig zusammen, darf man auch gerade- tragen. Der Grünen-Abgeordnete verweist aus fahren und dann links abbiegen, falls auf den sternförmigen Platz am Pariser Tri- die Bahn frei ist. Für Fußgänger muss an- umphbogen. Zwölf Straßen kommen dort gehalten werden, genauso wie vor dem zusammen, keine einzige Ampel regelt den Linksabbiegen. Auf Radfahrer-Augenhöhe Zustrom. Unfälle gibt es kaum. An der mit angebrachte Schilder weisen auf die neue Ampeln bestückten Place de la Concorde Freiheit hin. Für alle gilt die Regel: aufpas- hingegen seien die Unfallzahlen fünfmal sen und miteinander kommunizieren, statt so hoch. auf freier Fahrt zu beharren, bloß weil die Diese kleinen Schilder erlauben das Abbiegen bei Rot und Ampel auf Grün steht. sorgen so auch für mehr Sicherheit. Fotos: Herbert Fürmann
24 Im Pott Critical Mass Die Critical Mass Bewegung nahm ihren Anfang 1992 in San Francisco. Als „kriti- sche Masse“ war die sichtbar hohe Men- ge der Teilnehmer gemeint, die auf das Wir behindern nicht den Thema Radverkehr aufmerksam machen. Verkehr, wir sind der Ver- Schon damals liefen die Veranstaltungen scheinbar unorganisiert und ohne Hierar- kehr! chie ab. Weltweit fanden diese Veranstal- tungen seitdem auf ähnliche Weise statt. Häufig haben sich monatlich regelmäßige 16 Radfahrer müssen es sein (siehe Kas- Treffpunkte etabliert. Critical mass (engl., ten rechts), mit 50 macht es noch mehr dt. ‚kritische Masse‘) ist ein Trend in vie- Spaß, ein paar Runden durch die Stadt zu len Städten der Welt, bei der sich Radfah- drehen. Ohne Organisator und ohne Ver- rerInnen scheinbar zufällig und unorgani- anstaltungsleiter treffen Sie sich für eine siert treffen, um mit gemeinsamen Fahrten Ausfahrt mit dem Fahrrad, den Aufrufen durch Ihre Innenstädte mit ihrer bloßen über Facebook, Twitter, Handzetteln oder Menge auf ihre Belange und Rechte ge- Freunden folgend oder weil sie eh schon genüber dem Autoverkehr aufmerksam zu Stammfahrer sind. machen. Die Teilnehmer wollen mit dem Viele von Ihnen setzen darauf, für das Fahr- Druck der Straße mehr Rechte für Radfah- rad als Verkehrsmittel zu werben, sich in rer und vor allem eine bessere Infrastruktur der Öffentlichkeit zu zeigen. Manche wol- und mehr Platz einfordern. Sie wollen sich len konkret gegen Missstände demonstrie- – wenn auch nur für einen kurzen Augen- ren und andere genießen nur das Erleb- blick - die Straße vom motorisierten Ver- nis und die flotte Fahrt in der Gruppe, in kehr zurückerobern. Darüber hinaus gehe der auch mitfahrende Kinder mal auf der es der CM-Bewegung laut dem Magazin Hauptverkehrsstraße fahren können. „Die Zeit“ auch um „... die Frage, ob öf- Foto: Michael Kleine-Möllhoff
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