Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
RHEINISCHES ZAHNÄRZTEBLATT 04 | 08.04.2020 KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS Herausforderungen für die Zahnärzteschaft
2 KARL-HÄUPL-INSTITUT FORTBILDUNGSZENTRUM DER ZAHNÄRZTEKAMMER NORDRHEIN KHI Thementag 16. Mai 2020 Angriff auf Pulpa und Parodontium – Kontrolliert retten oder konsequent implantieren? Endodontie und Implatologie Möglichkeiten, Vorteil und Grenzen des Zahnerhalts Anerkannte implantologische durch Endodontie Therapieverfahren Prof. Dr. Christian Gernhardt Prof. Dr. Hans-Joachim Nickenig Parodontaltherapie – Möglichkeiten und Grenzen um jeden Preis erhalten der Pulpatherapie oder doch implantieren? Prof. em. Dr. Wolfgang Raab Prof. Dr. Stefan Fickl Moderation und Leitung des abschließenden „Meet the Expert online Online Chat“ Dr. med. habil. Dr. Georg Arentowicz fortbi ldung Kurs-Nr.:20037 Angriff auf Pulpa und Parodontium – Kontrolliert retten oder konsequent implantieren? 16.05.2020 von: 09.00 Uhr bis: 16.00 Uhr 7 Fortbildungspunkte Gebühr für Online-Teilnahme Zahnärztinnen/Zahnärzte: 150.00 € Die technischen Zugangsvoraussetzungen und -daten werden Ihnen zusammen mit der Anmeldebestätigung zur Verfügung gestellt. Jetzt buchen unter: www.khi-direkt.de/#/kurs/20037 RZB 4 | 08.04.2020
Editorial 1 „Die zahnärztlichen Praxen müssen unter einen finanziellen Schutzschirm gestellt und in die Sonder- auslieferung von © Neddermeyer, ZÄK/Rolfes Hygiene- und Schutz- ausrüstung ein- bezogen werden.“ Mit enormer Geschwindigkeit breitet sich raum der Menschen stark einschränkt, ten und der Schutz von Pflegeeinrichtun- die COVID-19-Epidemie in Nordrhein- andererseits den Schutz, die medizinische gen. Das ist nachvollziehbar und sinnvoll. Westfalen aus. In der Krise ist alles anders, Versorgung der Bevölkerung und die Liqui- vieles unbekannt. dität der Wirtschaft sichern will. Trotz der andauernden und überdeutlichen Empfehlungen der zahnärztlichen Körper- Bundes- und Landesregierung haben mit Schwere Zeiten rechtfertigen außerge- schaften scheint die Aufrechterhaltung der den Parlamenten dazu ein bislang in der wöhnliche Maßnahmen. Im Fokus der flächendeckenden zahnmedizinischen Nachkriegsgesetzgebung beispielloses konkreten Struktur – und Beschaffungs- Versorgung der Bevölkerung bis Redakti- Maßnahmenpaket beschlossen, das einer- maßnahmen stehen offenbar der schnelle onsschluss noch nicht in den Fokus der seits Freiheitsgrade und Bewegungsspiel- Ausbau der Intensivbehandlungskapazitä- Überlegungen und Maßnahmen der zu- Quadratur des Kreises RZB 4 | 08.04.2020
2 Editorial ständigen Ministerien gerückt zu sein. Wer jetzt und nach der Krise eine funktio- angeboten. Es erreichen uns – neben allen Dabei weiten sich die Beschwernisse und nierende, flächendeckende Versorgung Aufgeregtheiten – auch viele Zuschriften Klagen unserer Praxen von Woche zu will, darf heute unsere Praxen nicht im von Kolleginnen und Kollegen, die klare Woche aus. Es gibt zum Teil erhebliche Regen stehenlassen! Eine erzwungene Haltung, Ethos und Besonnenheit vermit- Nachschublücken bei Depots und Online- oder durch Auszehrung begründete teln. Diese Briefe machen uns stolz und versendern bis zur Unterbrechung gesam- Schließung von zahnärztlichen Praxen geben uns die Kraft, alle Anstrengungen ter Lieferketten, besonders im Bereich von kann nicht im Interesse von Politik und zu unternehmen, die der Beschaffung von Hygieneartikeln und Schutzausrüstung. Krankenkassen sein. Im Interesse der Schutzmaterialien und der Aufrechterhal- Von Bund und Land wurde bis jetzt nichts, erkrankten Patienten könnte eine solche tung der Zahlungsflüsse in Krisenzeiten aber auch gar nichts ausgeliefert. Horrorentwicklung schon gar nicht sein. dienen. In dieser Krise erkennen wir eben auch Hilfsbereitschaft und Stärken. Unter den obwaltenden Umständen kön- Es wird erwartet, dass wir nen nicht mehr die kapazitätsauslastenden • flächendeckend die Praxen offenhalten, Unser Zusammenhalt in der Krise zeichnet Patientenzahlen behandelt werden. Es sollen aber nur eingeschränkt behandeln, uns aus, ist aber auch überlebensnotwen- kommt zu Umsatzeinbrüchen und Liquidi- • für Notfälle 24/7 zur Verfügung stehen, dig. Er wird uns nach überstandener Krise tätsengpässen. Dies führt unweigerlich zur aber ggf. ohne Personal, helfen, wieder in geordnete Abläufe zu- Anordnung von Kurzarbeit oder Entlassun- • Behandlung von COVID-19-Verdächtigen rückzukehren. gen. Deswegen haben unsere Vorstände in Schutzausrüstung sicherstellen, aber bei den zuständigen Landes- und Bundes- es wird keine Ausrüstung zur Verfügung In diesem Sinne: Bleiben sie gesund! behörden wiederholt klargestellt, dass die gestellt, Zahnärzteschaft selbstverständlich bereit • Behandlungszentren für COVID-19- ist, die Versorgung im angemessenen Rah- Erkrankte ausweisen, die aber ohne be- men aufrechtzuerhalten und sicherzustel- hördliche Anordnung gar nicht existieren. len. Hierzu haben sie auch mehrfach unse- re berechtigten Forderungen adressiert. Das ist noch deutlich zu wenig system- relevante Unterstützung. Man könnte sich Die zahnärztlichen Praxen müssen – wie verschaukelt fühlen. Aber es gibt auch Krankenhäuser und Arztpraxen im Kran- hoffnungsvolle Entwicklungen aus dem kenhaus-Entlastungsgesetz – unter einen Kreis der Kollegenschaft und der Kliniken. finanziellen Schutzschirm gestellt und in die Sonderauslieferung von Hygiene- und Die MKG Klinik des Malteser Kranken- Schutzausrüstung einbezogen werden. hauses Uerdingen und das Universitäts- Bislang ist hier von Bund und Land über- klinikum Bonn haben unbürokratische und haupt nichts geschehen. pragmatische Zusammenarbeit in der Krise Ihr Ihr Andreas Kruschwitz Dr. Ralf Hausweiler Mitglied des Vorstands Präsident der KZV Nordrhein der Zahnärztekammer Nordrhein RZB 4 | 08.04.2020
3 Einfach überall mit App myKZV-ID anmelden Sichere und schnelle Anmeldung zum Serviceportal myKZV Weitere Infos unter https://www.kzvnr.de/mykzv/anmeldung-mit-app
4 Inhalt ab 8 Großer Corona-Sonderteil Coronavirus Kassenzahnärztliche Vereinigung Offener Brief von Ralf Wagner ............................................... 8 Für eine Grundversorgung mit FFP-3-Schutzmasken ......... 31 Persönliches Schreiben von „Basisvertrag“, was ist das eigentlich? .............................. 32 Dr. Ralf Hausweiler und Dr. Thomas Heil ............................. 10 Aus dem ID nicht vergessen! ............................................. 34 Herausforderung für die Zahnärzteschaft: Bedarfsplan • Auswirkungen auf die Berufsausübung ............................ 14 für die vertragszahnärztliche Versorgung 2019 .................. 36 • Auswirkungen auf die vertragszahnärztlichen Pflichten ... 16 • Finanzielle Absicherung der Praxen ................................. 18 Nachgefragt: Öffentlichkeitsausschuss – Fünf Fragen an Dr. Susanne Schorr ................................... 39 COVID-19 konkret: • (1) Aktuelle Infos für die Praxis ......................................... 20 Zulassungsausschuss: Termine 2020 ................................. 45 • (2) Schutzmaßnahmen in Zeiten der Pandemie ................ 22 BZÄK/KZBV Dentists for Dentists Bundesweite Zusammenarbeit der Zahnärzteschaft: ZA Alexander Saenger, Verstärkung für den • Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der Versorgung .... 24 KZV-Öffentlichkeitsausschuss ............................................ 40 • Vereinbarung über die Ausstattung mit zentral beschaffter Schutzausrüstung .......................................... 26 Aus Nordrhein Wichtige Informationen und Links ....................................... 28 Jung, gesellig, informativ Gemeinsamer Brief (R. Wagner/Dr. R. Hausweiler) ............. 30 (Kreisstellenversammlung im Erftkreis) .............................. 42 RZB 4 | 08.04.2020
Inhalt 5 42 56 Jung, gesellig, informativ: Kreisstellenversammlung im Erftkreis E-Learning – das neue Blended-Lerning Modul der ZÄK Nordrhein ab 48 61 Erste Berichte vom Karl-Häupl-Kongress 2020 Medizin als literarischer Stoff: Dr. Rainer Jund beschreibt Klinikalltag Materialberechnung und Umsatzsteuer Blended-Learning Modul .................................................... 56 (Fortbildung der Bezirksstelle Krefeld) ............................... 44 Aktueller Hinweis zum Fortbildungsangebot im Karl-Häupl-Institut .......................................................... 56 Bekanntgaben Corona: Absage von Veranstaltungen ................................ 45 Personalien Wir gratulieren/Wir trauern .................................................. 58 Hinweis zum Termin Frühjahrs-KV ...................................... 46 Weiterbildungsermächtigung Kieferorthopädie .................. 46 Feuilleton Absage der Frühjahrs-VV ................................................... 46 Buchtipp: R. Jund: Tage in Weiß ........................................ 61 Zeitgeschehen: Wer hat die Schnullerbäume erfunden? .... 62 Karl-Häupl-Kongress Humor: Schnappschuss & In den Mund gelegt ................. 64 Praxisgründungssemina: Dichtes Programm für den weg in die Selbstständigkeit .............................................. 48 Rubriken Tagungsprogramm der KZV: Ausblick ............................................................................. 63 Praxisorientiert und aktuell informiert ................................. 51 Editorial ................................................................................ 1 Impressum ......................................................................... 63 Fortbildung Vorab .................................................................................... 6 Aktueller Hinweis der Fortbildungsreferenten zu den Veranstaltungen im KHI .......................................... 55 Zahnärzte-Treffs in Nordrhein ............................................. 19 RZB 4 | 08.04.2020
6 Vorab Dentalhistorisches Museum Zschadraß stark erweitert Die Sammlung Proskauer-Witt wurde 1907 vom Zahnarzt Curt Proskauer begonnen und von der BZÄK übernommen. „Wir ha- ben uns entschlossen, die Sammlung nach Colditz zu geben“, sagte Vizepräsident Christoph Benz. Dann könnte das Dental- historische Museum im Colditzer Ortsteil Zschadraß die welt- größte Ausstellung zur Geschichte der Zahnheilkunde präsen- tieren. Die Aktion solle mit Spendenmitteln finanziert werden Zu den wichtigsten Exponaten in Zschadraß gehört seit 2016 ein Nachbau des Sprechzimmers von Philipp Pfaff (vor 1713 bis 1766). Der Hofzahnarzt von Friedrich II. war ein revolutionärer Vordenker der Zahnmedizin. 䡲 Tag der Zahngesundheit 2020 Der 25. September ist der Tag der Zahngesundheit. In diesem die um unsere Aufmerksamkeit konkurrieren. Sie kommen aus Jahr steht das Thema Ernährung im Mittelpunkt. Das Motto lau- Industrie und Werbung, von Vertretern unterschiedlicher Life- tet in diesem Sinne: „Gesund beginnt im Mund – Mahlzeit!“ styles und aus Wissenschaft und Medizin. Der Tag der Zahnge- Was wir essen und trinken, wirkt sich unmittelbar auf unsere Ge- sundheit 2020 möchte Orientierungshilfe sein und darüber auf- sundheit aus. Auch auf die Mundgesundheit. Und natürlich klären, was eine mund- und zahngesunde Ernährung ausmacht. macht Essen nur Spaß, wenn wir mit gesunden Zähnen in gesun- Bundesweit werden Veranstaltungen am und um den 25. Sep- dem Zahnfleisch kraftvoll kauen können. Botschaften rund um tember über die Mundgesundheit aufklären. Wo regionale das Thema Ernährung richtig zu bewerten, ist nicht immer ein- Events stattfinden, können Veranstalter kostenfrei auf tagder fach: Es existiert eine Flut an Informationen über Nahrungsmittel, zahngesundheit.de im Veranstaltungskalender eintragen. 䡲 Gesundheitsbranche im Fokus von Cyberkriminellen 2019 waren bereits 19 Prozent aller Computer und Geräte in me- von Arztpraxen an das Gesundheitsdaten-Netzwerk zu ver- dizinischen Einrichtungen einem Infektionsversuch ausgesetzt. zeichnen. Ein Indiz dafür, dass die digitale Infrastruktur vieler Dies geht aus einer Kaspersky-Analyse mit Vorhersagen mögli- niedergelassener Mediziner noch immer einen hohen Optimie- cher Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen im Gesund- rungsbedarf in puncto Sicherheit aufweist. Auch scheint der heitssektor hervor. Die Sicherheitsexperten gehen u. a. davon Umgang mit Patientendaten durch Praxen selbst ein bedeuten- aus, dass das Interesse an gestohlenen Patientendaten im Dar- des Fehlerpotenzial aufzuweisen. So wurden seit Inkrafttreten knet merklich zunehmen wird, wobei nicht nur der Diebstahl von der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sensible Informa- Informationen durch unbefugte Dritte, sondern auch die Mani- tionen von Kliniken, Arztpraxen, Laboren oder Abrechnungs- pulation sensibler Informationen über Patienten ein hohes Ge- stellen häufig an falsche Empfänger versendet. fährdungspotenzial darstellt. Erpressungs- und Diskreditie- Zwar ist das Angriffsaufkommen auf Computer und Geräte im rungsszenarien sind hier mögliche Folgen. medizinischen Umfeld laut Kaspersky-Analysen in den vergan- Die Verletzlichkeit sensibler medizinischer Daten wurde im Lau- genen Jahren rückläufig – von 30 Prozent in 2017 auf 19 Prozent fe des Jahres durch einige ernstzunehmende Vorfälle offenkun- im Jahr 2019; dennoch sollte die aktuelle Gefährdungslage kei- dig. So tauchten deutsche Patientendaten auf ungesicherten neswegs unterschätzt werden, da es sich um einen enorm sen- Servern auf. Auch waren IT-Sicherheitsmängel beim Anschluss siblen Bereich handelt. Mehr unter https://www.kaspersky.de 䡲 RZB 4 | 08.04.2020
Vorab 7 Interaktiv Zahnhygiene Zahl des lernen Monats Das Smartphone im Einsatz für die Zahngesundheit: Auf diese Idee sind US-amerika- nische Wissenschaftler gekommen. Im Zeitalter der digitalen Kommunikation hat schließlich fast jedes Schulkind schon sein eigenes Smartphone, außerdem ermögli- chen digitale Kanäle generell einen schnellen und unmittelbaren Informationsaus- tausch. Das konkrete Ziel der Forscher: Die Zahngesundheit von Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern. Das Problem ist nicht nur in den USA bekannt. Weltweit sind Kinder, die aus ökonomisch schlecht gestellten Familien stammen, deut- 3,1 Zähne sind bei den 65- bis 74-Jährigen durchschnittlich parodontal erkrankt. lich häufiger von Karies und Zahnfleischerkrankungen betroffen als Kinder aus ein- (Quelle: DMS V) kommensstärkeren Familien. Für das Team der Henry M. Goldman School of Dental Medicine an der Boston Univer- sity in Massachusetts lag es dabei nahe, die Smartphone-Begeisterung ihrer Zielgrup- „Es gibt keine Zeit nach COVID-19, nur eine Zeit pe zu nutzen, um zahnmedizinische Botschaften zu vermitteln und die Kinder für eine bessere Zahnpflege zu gewinnen. Ausgewählt wurden Kinder im Alter von unter sieben Jahren aus insgesamt 55 Familien. Das Einkommensniveau des überwiegenden Teils vor COVID-19 und eine Zeit mit COVID-19“ dieser Familien lag unterhalb der Armutsgrenze. Den Kindern wurden dann über einen Zeitraum von acht Wochen hinweg täglich zwei SMS zugeschickt. Dr. Dr. Markus Tröltzsch und PD Dr. Dr. Matthias Tröltzsch, Ansbach © AdobeStock/Syda Productions Tatsächlich war das Ergebnis mehr als zufriedenstellend: Kinder wie Eltern entwickel- ten eine große Begeisterung und auch Eigeninitiative, was eine regelmäßige Zahnpfle- ge, zahngesundes Essen und Trinken und auch den Zahnarztbesuch anbelangt. 84 Prozent der teilnehmenden Kinder und Eltern äußerten zu guter Letzt ihre Zufriedenheit mit dem SMS-Programm und ihre Bereitschaft, es weiterzuempfehlen. Ein schönes Er- gebnis war auch, dass die Kinder der Mundgesundheitsgruppe dazu angeregt wur- den, sich häufiger als zuvor zweimal täglich die Zähne zu putzen, wie Untersuchungen des Forscherteams belegen konnten, und nicht nur eine positive Einstellung zur Zahn- gesundheit entwickelt haben, sondern sich auch in Zukunft weiter mit diesem Thema beschäftigen möchten. Aufgrund dieses Erfolgs wurde jetzt eine deutlich größere Un- tersuchung mit rund 650 teilnehmenden Familien in Angriff genommen. 䡲 Zahnschmelz verrät viel über Lebensweise Wissenschaftler aus Mainz und Leipzig haben eine Methode entwickelt, mit der sie die Ernährungsgewohnheiten von prähistorischen Tieren und Vormenschen erforschen wollen. In einem Forschungsprojekt konnten sie belegen, dass die Menge bestimmter Zinkisotope im Zahnschmelz von Fossilien Hinweise darauf gibt, ob sich die Lebewe- sen einst von Pflanzen oder anderen Tieren ernährten. Zink werde als Spurenelement mit der Nahrung aufgenommen und im Zahnschmelz eingelagert. 䡲 RZB 4 | 08.04.2020
8 Corona Offener Brief von Ralf Wagner KZV-Vorstandsvorsitzender an die nordrheinischen Vertragszahnärzte Liebe Kolleginnen, Entschädigung möglich. Dies haben wir natürlich auch in liebe Kollegen, den letzten Wochen in den Gremien diskutiert. die für uns alle sehr bedrü- Die zwischen der KZV Nordrhein und der Zahnärztekammer ckende und auch in großen Nordrhein und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereini- Teilen unfassbare Krisen- gung konsentierte Auffassung verfolgt in der derzeitigen situation um das Coronavirus Situation diesen Weg keinesfalls. © Dr. Matthies hat mich bewegt, Ihnen die- se Zeilen zu schreiben. Oder glauben Sie allen Ernstes in der aktuellen Lage, dass die Politik die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung Phasen von Befürchtungen, gefährdet und dann auch noch dies alleine in Nordrhein mit Der KZV-Vorstandsvorsitzende Ralf ja auch Angst um die Ge- ca. drei Milliarden Euro finanziert? Im Übrigen würde uns Wagner wendete sich am 24. März sundheit unserer Verwand- mit einem Offenen Brief direkt an dieses unethische Ansinnen dann auch noch dauerhaft in seine nordrheinischen Kollegen. ten, unserer Mitarbeiter, un- die Gefahr einer Staatsverwaltung bringen, indem der serer Patienten, aber auch Sicherstellungsauftrag entzogen würde. unserer eigenen Gesundheit werden auch noch überlagert von Sorge um den Fortbestand der eigenen Praxis, der wei- Die Überlegungen in Nordrhein fußen hingegen darauf, teren Möglichkeit, die Mitarbeiter weiter beschäftigen und dass ein Praxisinhaber selbst entscheiden soll, ob und wie bezahlen zu können bis hin zu existenziellen Sorgen der seine Praxis in dieser Situation weitergeführt werden soll. Praxisinhaber. Hier werden Gründe wie reduziertes Patientenaufkommen, Verfügbarkeit von persönlicher Schutzausrüstung und Hy- Es gibt derzeit keine klaren Antworten und Wege. Unge- gieneartikeln, Engagement und Verfügbarkeit der Mitarbei- wissheit ist in diesen Zeiten eine der wenigen Konstanten. ter, betriebswirtschaftliche Parameter (Beachten Sie bitte Eine Konstante ist aber derzeit auf jeden Fall die ethische die erleichterte Möglichkeit, Kurzarbeitergeld zu erhalten!) Verantwortung und das ethische Bewusstsein der nordrhei- und insbesondere die eigene Gefährdung bei Zugehörig- nischen Zahnärzte. Ich bedanke mich zunächst deswegen keit zu einer Risikogruppe für jeden einzelnen ausschlag- von ganzem Herzen bei allen Kollegen für ihr besonnenes gebend sein. Der Vorstand der KZV Nordrhein beabsichtigt und auch mutiges Engagement in der Behandlung der im Moment nicht, Zwangsmaßnahmen einzusetzen, die die Patienten in diesem gefährlichen Umfeld. unterschiedlichen Ausgangssituationen der Praxen über einen Kamm scheren würden und zwangsläufig zu nicht Das vielerorts um 21 Uhr stattfindende Dankesklatschen abschätzbaren Folgen für den Einzelnen führen würden. und Musizieren für die Leistung der medizinischen Akteure gilt auch uns. Haben auch Sie bei dieser tollen Geste schon Sollte allerdings die Entscheidung der Praxen dazu führen, mal eine Träne verdrücken müssen? Unsere Mitmenschen dass die Sicherstellung der Versorgung – wenn auch nur in sind auf die enorme Leistung systemrelevanter Berufe einzelnen Planungsbezirken – gefährdet wäre, müssten wir lebensnotwendig angewiesen, damit nicht alles noch diese Entscheidung sofort revidieren und eingreifen. Hierfür schlimmer kommt. sind von uns bereits drei Szenarien erarbeitet, wie man die- sem Umstand begegnen könnte und müsste. Eines dieser Die vereinzelt veröffentlichten und sogar schon unter einzel- Konzepte könnte sogar auf zwangsweises Vorgehen weit- nen Zahnärzten diskutierte und auch an mich kommunizier- gehend verzichten. Aktuell haben bislang unter einem te Auffassung, die Politik solle Frisören aber auch Zahnärz- Prozent der Praxen erklärt, derzeit nicht zur Verfügung zu ten diesen nahen Kontakt zu Menschen untersagen und die stehen. Praxen schließen, halte ich nicht nur für wenig durchdacht, sondern sogar für oberflächlich und absolut unärztlich. Wir Eine weitere wichtige Frage ist der Umgang mit einem Pa- sorgen für Gesundheit und nicht für Körperpflege. Der tienten, der nachweislich an COVID-19 erkrankt ist oder un- finanzielle Aspekt bei einer behördlichen Schließung könnte ter Quarantäne steht. Für den Fall, dass die Behandlung natürlich attraktiv sein, würde doch eventuell eine staatliche nicht aufschiebbar ist und auch nicht ausschließlich mit der RZB 4 | 08.04.2020
Corona 9 Gabe von Medikamenten gelingen kann, hat die KZBV ein diesem Ergebnis hängt ein eventueller Erfolg in Nordrhein Konzept erarbeitet und mit Herrn Minister Spahn positiv ab- maßgeblich ab. Insbesondere Wolfgang Eßer und Martin geklärt. Dessen Umsetzung kann aber nicht vom BMG oder Hendges (unsere nordrheinischen Kollegen im KZBV- der KZBV veranlasst werden. Die Mithilfe des Landesge- Vorstand) werden wie bisher extrem engagiert argumentie- sundheitsministeriums in NRW ist erforderlich. Zusammen ren und kämpfen. Die finanzielle Situation der gesetzlichen mit der KZV Westfalen-Lippe und der Zahnärztekammer Krankenkassen sollte bei erheblichen Minderausgaben in Nordrhein bin ich hier in aussichtsreichen Gesprächen. Ich dieser Situation und nicht ad hoc sinkenden Beitrags- hoffe, Ihnen noch in dieser Woche den Erfolg und Details einnahmen ein solches Vorgehen ermöglichen. Es gibt – mitteilen zu können. hoffentlich bald – eine Zeit nach COVID-19, in der auch die Krankenkassen eine funktionierende Landschaft von Pra- Bei den Gesprächen mit den Ministerien in Bund und Land xen und eine gesicherte Versorgung vorfinden wollen. Das konnte auch die ganz besondere Gefährdung der Zahnärz- sind sie ihren Versicherten schuldig. te im Mund- und Rachenraum verdeutlicht werden und die Bedeutung einer Aerosolwolke erklärt werden. Grundsätzlich bedanke ich mich auch für die unzähligen Telefonate, Briefe und Kommentare in Social media, zeugen Hieraus haben wir dann auch die Erwartung abgeleitet, an sie doch von ungewöhnlich starkem Engagement für die vorderer Stelle und in ausreichendem Maße bei der Vertei- Lösung unserer gemeinsamen Probleme. Viele Äußerungen lung von Schutzmasken, Schutzkleidung etc., welche von sind verständlicher Weise auch von Wunschdenken ge- den Ministerien zentral beschafft werden, berücksichtigt zu prägt und nicht realisierbar. Kritik und Beschimpfung bin ich werden. Hierzu haben wir die Logistik (Zentrale Anlieferung, in dieser Zeit bereit zu akzeptieren, weil ich sie als Ausdruck Sicherung und Verteilung über die KZV) geplant und zuge- persönlicher Betroffenheit und sogar Verzweiflung in dieser sagt. Wir hoffen sehr, dass diese Lieferungen nun auch bald fürchterlichen Zeit empfinde. Aber sie können unser Enga- erfolgen. gement nicht hemmen. Seien Sie alle versichert, dass mein Vorstand permanent überlegt, plant, diskutiert, sich persön- Unabhängig davon ist auch die KZV Nordrhein – wie seit lich trifft – mit zwei Meter Abstand – und Lösungen entwi- vier Wochen – weiterhin engagiert bemüht, fehlende und ckelt und verhandelt und das seit etlichen Wochen. Aber dringend notwendige Artikel zu beschaffen. viele Dinge, die nicht alleine in unserer Hand liegen, dauern in den Entscheidungsgremien in Deutschland unerträglich In extremen Notsituationen einzelner Praxen können wir evtl. lange. aushelfen. Aktuelle Verfügbarkeiten können Sie auf unserer Homepage abfragen. Wie gesagt, nur ein Tropfen auf einem Zum Abschluss dieses Briefes möchte ich ausdrücklich heißen Stein. Aber vielleicht hilft es im Einzelfall. dem neuen Präsidenten der ZÄK NR Dr. Ralf Hausweiler, dem neuen Vizepräsidenten Dr. Thomas Heil und dem Ein ganz wichtiges aktuelles Vorhaben meines Vorstandes gesamten neuen Vorstand der ZÄK NR für die tolle Zusam- zum Schluss und das ist eine ganz besondere Aufgabe für menarbeit und das Engagement danken. Das hilft wirklich. unsere KZV. Gelingt es uns einen finanziellen Rettungs- Zur Corona Problematik erfolgen Mitteilungen an Sie norma- schirm über unsere Praxen zu spannen. Im staatlichen Sek- lerweise gemeinsam mit der Kammer. Aber dieser Brief war tor ist derzeit keine sichere und ausreichende Lösung mir ein besonderes, persönliches Anliegen. erkennbar. Wir sind aber der sicheren Auffassung, dass dies für den Bereich der GKV-Versicherten eine Verpflich- Ich hoffe inständig auf ein baldiges Ende der Pandemie und tung der gesetzlichen Krankenkassen ist. Auch Kassen darauf, Sie alle, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, tragen eine Verantwortung für die Sicherstellung. Wir ver- gesund und mit funktionsfähigen Praxen demnächst wieder handeln aktuell ein Modell, mit dem ein erheblicher Zah- persönlich zu treffen. lungsfluss in die Praxen – auch bei stark verminderten Umsätzen – möglich wäre. Bislang diskutieren die Kassen Bleiben Sie gesund! unseren Plan recht konstruktiv. Zeitnah wird eine Erörterung zwischen KZBV und GKV-Spitzenverband stattfinden. Von Ihr Ralf Wagner RZB 4 | 08.04.2020
10 Corona Persönliches Schreiben des Präsidiums Dr. Ralf Hausweiler und Dr. Thomas Heil an die nordrheinischen Zahnärztinnen und Zahnärzte und dies dürfen wir auch in diesen Zeiten nicht tun! Es gibt in Deutschland circa 160 Kliniken mit zahnärztlichem Be- zug, und diese werden nicht im Ansatz die zahnmedizini- sche Versorgung von etwa 70.000 in der vertragszahnärzt- lichen Versorgung tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzten sicherstellen können. © ZÄK/Rolfes © ZÄK/Rolfes Grundsätzlich sind Vertragszahnärzte, mit Ausnahme der Wahrnehmung ihrer vertragsärztlichen Pflichten, in ihrer Praxisorganisation frei und können planbare Behandlungen verschieben. Sie als Zahnärztin oder Zahnarzt können eigen- Der Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, Dr. Ralf Hausweiler, und verantwortlich gemäß Ihrer Risikoabschätzung für Ihre Mit- der Vizepräsident, Dr. Thomas Heil, richteten am 26. März 2020 ein persön- liches Schreiben an die nordrheinischen Zahnärztinnen und Zahnärzte. arbeiter/-innen und sich selbst, nach bestem ärztlichem Wissen und Gewissen, über die Durchführung von Behand- lungen entscheiden und zum Beispiel derzeit nicht notwen- Liebe Kolleginnen und Kollegen, dige Behandlungen für eine Weile zurückstellen. Ein jeder muss Verständnis für einen zu einer Risikogruppe zählen- unfassbare Tage haben wir hinter uns, unfassbare Tage, die den Praxisinhaber haben, der seine Praxis vorübergehend wir alle in dieser Form noch nie erlebt haben. Am Sonntag schließt und die Nachbarkollegen um Vertretung bittet. hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsi- Auch wenn dies vielfach gefordert wurde: Die Schließung denten der Länder tatsächlich über Ausgangssperren bera- von Zahnarztpraxen ist – abgesehen von einer behördlichen ten – eine Maßnahme, die man bis vor ein paar Tagen nur Anordnung nach dem Infektionsschutzgesetz – nicht durch aus Bürgerkriegsgegenden in Übersee kannte. Was heute die Zahnärztekammer möglich. gilt, ist morgen schon wieder überholt. Wie lange soll das weitergehen, wann ist damit Schluss? Diese Frage kann mo- Wir können aber keinesfalls die behördliche Schließung mentan niemand beantworten! aller Zahnarztpraxen in Nordrhein vorantreiben und uns dann zeitgleich noch für eine finanzielle Entschädigung für Für uns alle ist dies eine sehr bedrückende und immer noch diese Schließungen stark machen. Das wäre in höchstem nicht in all ihren Facetten vorstellbare, aber inzwischen real Maße unethisch und schwer vertretbar gegenüber unseren gewordene Krisensituation. Wir wünschen uns, nur in einem niedergelassenen ärztlichen Kollegen, Ärzten und Pflegern Albtraum zu sein und bald daraus wieder zu erwachen. Zur in Krankenhäusern, Senioren- und Pflegeeinrichtungen und Angst um die Gesundheit unserer Familien, unserer Freunde, allen Menschen, die momentan unter hohem persönlichem Mitarbeiter und Patienten, aber auch um die eigene Gesund- Einsatz und mit den gleichen Sorgen und Bedenken wie wir heit kommen betriebswirtschaftliche Existenzängste hinzu. ihre Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen fortführen! Uns erreichen täglich eine Menge von besorgten Briefen, Sie können jedoch sicher sein, dass wir momentan auf brei- E-Mails und Telefonanrufen. Wir teilen Ihre Sorgen und neh- ter Front für schnelle, unbürokratische Hilfe für Praxen in men uns Ihre Wünsche zu Herzen. Wir arbeiten jeden Tag in finanzieller Not kämpfen. unseren eigenen Praxen und stellen uns oft dieselben Fragen. Unter den (Landes-)Zahnärztekammern und KZVen haben Jeder Bürger und jede Bürgerin kann in Deutschland darauf wir uns darauf verständigt, dass wir dies nur gemeinsam vertrauen, dass eine medizinisch notwendige Behandlung und mit vereinter Anstrengung schaffen können. Die Feder- durchgeführt wird – eine Errungenschaft unserer Gesell- führung aller Aktivitäten liegt auf der Bundesebene bei der schaft. Dazu gehört in Deutschland auch jede notwendige KZBV in enger Abstimmung mit der BZÄK. zahnmedizinische Behandlung, und dies ist selbst im heuti- gen Europa keine Selbstverständlichkeit. Wir lassen unsere Sie und wir sind mit Hochdruck damit beschäftigt, für die Patienten nicht allein! Das haben wir bislang nicht getan Zahnärztinnen und Zahnärzte die notwendige und knapp RZB 4 | 08.04.2020
Corona 11 gewordene Schutzausrüstung zu beschaffen. Dazu zählen begleiten. Seien Sie sich aber bewusst: Die Anstrengungen Mund-Nasen-Schutz, FFP-Masken und Desinfektionsmittel. der letzten Jahrzehnte, den Hygienestandard in den Zahn- arztpraxen in Deutschland zu erhöhen, tragen genau jetzt Erste Erfolge konnten Anfang der Woche verzeichnet wer- ihre Früchte. Es gibt kaum einen Berufsstand, der nach den. Weitere werden hoffentlich folgen. jedem Patienten Flächendesinfektion nutzt, konsequent mit Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille arbeitet und ge- Auf Bundesebene sind dazu einige Punkte mit dem Bundes- genüber Infektionskrankheiten so gut aufgestellt ist wie wir. gesundheitsministerium besprochen und geklärt worden. Eine weitere wichtige Hilfestellung geben Ihnen die auf Hier eine Übersicht in aller Kürze: Grundlage der jüngsten RKI-Empfehlung zu Aerosolen er- stellten Hinweise „Empfehlung zur Vermeidung von Aeroso- • Die Notfallversorgung von infizierten und unter Quarantä- len in Zahnarztpraxen“ auf unserer Homepage (https://www. ne stehenden Personen soll nach Plänen von der KZBV zahnaerztekammernordrhein.de/fuer-die-praxis-beruf-wissen/ und von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über corona/). explizit benannte Kliniken als Behandlungszentren orga- nisiert werden. Wir gehen davon aus, dass dies in NRW im Führen Sie bitte wie empfohlen regelmäßig eine COVID- Laufe dieser Woche der Fall sein wird und die Universi- 19-Anamnese in den Praxen durch (Befragung nach Symp- tätszahnkliniken, Kliniken mit einer MKG-Abteilung sowie tomen und Aufenthaltsort in den letzten zwei bis drei Kliniken mit einem zahnmedizinischen Fachbereich von Wochen). Hierdurch können die Ihre Praxis aufsuchenden, der Landesregierung entsprechend informiert werden. vermeintlich hochinfektiösen, symptomhaften Patienten ermittelt und in Kürze für eine zahnmedizinische Behand- • Mit dem GKV-Spitzenverband (GKV-SV) wurde von der lung an die explizit benannten Kliniken als Behandlungs- KZBV eine befristete Vereinbarung über die Ausstattung zentren von COVID-19-Patienten überwiesen werden. von Vertragszahnärzten mit Schutzausrüstung für unauf- schiebbare zahnärztliche Behandlungen von Versicherten Derzeit berät das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und So- beschlossen, die von einer Infektion mit dem Coronavirus ziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) über betroffen sind oder bei denen der Verdacht hierfür besteht. unseren Vorschlag, stärker infektionsgefährdete ambulant tätige medizinische Berufsgruppen, wie Zahnärzte, Kinder- • Es werden Maßnahmen zur Sicherung der wirtschaftlichen ärzte und HNO-Ärzte, bei der Verteilung von dringend benö- Existenz der Praxen besprochen. Die finanzielle Absiche- tigter Schutzausrüstung über das Land NRW zu priorisieren. rung der Krankenhäuser, die sich um COVID-19-Patien- ten, aber auch um alle anderen Patienten kümmern, hat im Zur Aufrechterhaltung des Betriebs der Zahnärztekammer haben wir vorsorglich, für einen möglichen Quarantänefall, Moment Vorrang. Finanzierungshilfen für Praxen werden Vorbereitungen getroffen, indem für die zentral wichtigen analog zu den Vereinbarungen für Ärzte, Krankenhäuser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung Home- und Pflege durch die KZBV gefordert und mit dem Bun- office-Arbeitsplätze eingerichtet wurden. Die Mitarbeiterin- desgesundheitsminister diskutiert. Darüber hinaus steht nen und Mitarbeiter sind daher wie gewohnt für Sie erreich- die KZBV mit dem GKV-SV über die Möglichkeiten der bar und arbeiten auch in dieser schwierigen Situation mit Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Praxen in in- größtem Einsatz. Auch die Verwaltung und ihre Mitarbeiterin- tensiven Gesprächen. Die KZV Nordrhein verhandelt mit nen und Mitarbeiter haben größtes Verständnis für die Sor- den gesetzlichen Krankenkassen derzeit über finanzielle gen, Nöte und Ängste sowie zum Teil sehr emotionale Anfra- Hilfeleistungen in dieser für viele Praxen existenzbedro- gen, die tagtäglich von Zahnärztinnen und Zahnärzten, Mit- henden Zeit. Zusätzlich können Praxisinhaberinnen und arbeiterinnen und Mitarbeitern und Patientinnen und Patien- Praxisinhaber von den bereits bekannten Möglichkeiten ten an sie gerichtet werden. Aber auch in dieser für uns alle des Kurzarbeitergeldes Gebrauch machen. unfassbaren Krise sind Beschimpfungen und Beleidigungen nicht akzeptabel. Dieses Virus wird uns noch lange begleiten. Wer jetzt bei noch verhältnismäßig geringen Infektionszahlen seine Pra- Zu guter Letzt: Wir Standespolitiker der (Landes-)Zahnärzte- xis schließen möchte, muss sich auf der anderen Seite auch kammern und der KZVen haben in den vergangenen Tagen bewusst sein, dass diese Zahlen im Laufe der nächsten Mo- viel Schelte bekommen. Uns wird Untätigkeit vorgeworfen nate wahrscheinlich noch weiter steigen werden. Die Gefahr und kein Ohr für die Kollegen vor Ort zu haben. Wir können durch infizierte, aber symptomlose Patienten in der Zahn- damit umgehen! Wir nehmen Ihre Sorgen, Bedürfnisse und arztpraxis wird uns noch viele Monate über das Jahr hinweg Forderungen ernst und es ist unsere Aufgabe, dies in die RZB 4 | 08.04.2020
12 Corona Politik weiterzutragen und für Sie zu verhandeln. Und genau Nordrhein ein, um Sie zu allen Neuerungen im Zusammen- daran arbeiten wir auch seit Tagen ununterbrochen. hang mit der Berufsausübung und finanziellen Hilfestellun- gen zu unterrichten. Einen ganz besonderen persönlichen Dank möchten wir in diesem Zusammenhang an den Vorstand der KZBV und Wir alle würden lieber wie gewohnt zusammenleben und ar- allen voran Dr. Wolfgang Eßer, an den Vorstand der BZÄK beiten, ohne Sorge vor einer Ansteckung und um die beson- und ihren Präsidenten Dr. Peter Engel und an den Vorstand ders gefährdeten Mitmenschen. Aber wir müssen verant- der KZV Nordrhein mit seinem Vorsitzenden Ralf Wagner wortungsvoll mit dieser Krise umgehen. Und wir müssen richten. Wir wissen aus nächster Nähe, wie unermüdlich, uns und unseren Mitmenschen gegenüber Solidarität und rund um die Uhr im Schulterschluss intensiv gearbeitet wird, Anstand zeigen. um Ihnen und uns allen in unseren Praxen zu helfen, die Ge- sundheit unserer Patienten und Mitarbeiter zu schützen und Wir alle stellen eine unverzichtbare Größe in der medizini- die Existenz der Praxen in dieser schwierigen Zeit möglichst schen Versorgung der Bevölkerung dar. In diesem Zusam- zu erhalten. menhang möchten wir uns für Ihre unermüdliche Arbeit auch unter extrem schwierigen Umständen bedanken und Dieser persönliche Brief von uns, Ralf Hausweiler und hoffen sehr, dass wir alle, Patientinnen und Patienten, Mitar- Thomas Heil, an Sie wird Ihnen mit der ergänzenden Bitte beiterinnen und Mitarbeiter, Zahnärztinnen und Zahnärzte um Mitteilung Ihrer aktuellen E-Mail-Adresse (bitte an diese Krise unbeschadet überstehen. Hoffentlich bis bald, register@zaek-nr.de) zugesandt. Wir wollen Sie zusätzlich bleiben Sie gesund! über den E-Mail-Versand schnell informiert halten. Die Homepage wird mehrmals am Tag aktualisiert. Wir bitten Sie, sich über die sich ständig ändernde Meldungslage Mit herzlichen kollegialen Grüßen regelmäßig hier auf dem aktuellen Stand zu halten. Selbst- verständlich stellen wir auch die vertragszahnärztliche Dr. Ralf Hausweiler Versorgung betreffende Informationen von KZBV und KZV Dr. Thomas Heil STÄNDIG AKTUALISIERTE INFORMATIONEN ZUM CORONAVIRUS SARS-COV-2 AUF DEN SONDERSEITEN VON ZÄK UND KZV NORDRHEIN Auf den Webseiten der Zahnärztekammer und der KZV Nordrhein (www.zaek-nr.de und www.kzvnr.de) finden Sie die Corona-Sonderseiten stets mit tagesaktuellen Informationen zum Coronavirus. Corona-Sonderseite Corona-Sonderseite der ZÄK NR der KZV NR RZB 4 | 08.04.2020
Zahntipps der KZV Nordrhein Öffentlichkeitsarbeit Fax 0211/9684-332 Praxis: Adresse: Abrechnungs-Nr.: Telefon (für Rückfragen): Datum: Unterschrift/Stempel Hiermit bestelle ich gegen Verrechnung mit meinem KZV-Konto (Selbstkostenpreis je Broschüre: 0,27 Euro, zzgl. 3,50 Euro Versandpauschale; aus technischen Gründen bitte nur in Staffelungen à 20 Stück, z. B. 20, 40, 60, 80, 100 usw.) überarbeitet l- un Heil- u Kiefer- K i Schöne nd Kostenplan und hön n Zähne Au Backe B ... P) (HKP) orthopädie orthh e Natur Die Nattu als Vorbild Zahnärztlicher PATIENTENPASS Richtiges es ten vorr Verhalten Gut und nachch der für Ältere, Menschen mit Behinderung ntfernuun Zahnentfernung aufgestellt estelllt XQG3ŴHJHEHG¾UIWLJH und nachch Verständlich ständ dl erklärt gischen chirurgischenn fen Eingriffen Zahnärztliche Patientenpass für Ältere, Menschen mit Name des Patienten Behinderung und Pflege- bedürftige Zahn hng gesundheit ges von www.zahnpatienten.info „Pflegepass“ DIN A5 Parodontitis Paro od Pflegebedürftigen Pfleeg Gesundes nd des Zahnfleisch fle h– eisch gesunder nd der Eine Mensch ch h Aufgabe abe für die e ge gesamte esa Familie Zahntipps Prophylaxe Stück Zahnärztlicher Kinderpass Zahnersatz überarbeitet Stück Werdende Mütter + FU ab 6. Lebensmonat Zahnfüllungen überarbeitet Stück bis zum vollendeten 6. Lebensjahr Schöne Zähne Stück Implantate Stück Parodontitis Stück ZAHNERSATZ Kronen, Brücken und Prothesen Zahnentfernung Stück Endodontie Stück ZAHN H HN Zahnersatz Z Kieferorthopädie Stück INFORMATIONEN ZUM MITNEHMEN Kronen, Brücken und Prothesen K Pflegebedürftige Stück Heil- und Kostenplan Stück MODERNE FÜLLUNGSTHERAPIEN Hightech für die Zähne Zahnpässe Erwachsenenpass Stück ZAHN HN HN Moderne Füllungstherapien M Pflegepass überarbeitet Stück INFORMATIONEN ZUM MITNEHMEN Hightech für die Zähne H Kinderpass überarbeitet Stück
14 Corona Herausforderung für die Zahnärzteschaft Übersicht über die aktuellen Entwicklungen (Stand 2. April 2020) Die Zahnärzteschaft steht vor der Herausforderung, aber auch 1. Hygiene vor der Verpflichtung, die zahnmedizinische Versorgung in In Bezug auf den Praxisbetrieb und die damit verbundene Deutschland gerade in Krisenzeiten weiterhin aufrecht zu zahnärztliche Versorgung hat unter anderem das Robert-Koch- erhalten. Die KZV Nordrhein und die Zahnärztekammer Nord- Institut Hinweise und Vorgaben („Infektionsprävention in der rhein haben sich im Zuge der Entwicklungen rund um das Zahnheilkunde – Anforderungen an die Hygiene“) veröffent- Coronavirus (SARS-CoV2/COVID-19) frühzeitig mit den Aus- licht. wirkungen und möglichen Szenarien auseinandergesetzt. Im Folgenden informieren wir über Wir empfehlen, das Praxispersonal wiederkehrend auf die Einhaltung der Hygieneregeln aufmerksam zu machen. Insbe- • Auswirkungen auf die Ausübung der Zahnheilkunde sondere das Einhalten der Husten- und Niesregeln, eine gute • Auswirkungen auf die vertragszahnärztlichen Pflichten Händehygiene sowie Abstandhalten zu Erkrankten (etwa ein bis • Finanzielle Absicherung der Praxen zwei Meter) dienen dem Schutz vor Übertragung des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV2/COVID-19). Des Weiteren empfehlen wir die Installation von Hinweisschil- Auswirkungen auf die Berufsausübung dern, welche den Zutritt zur Praxis und auch innerhalb der Pra- xis regeln. Ein Musteraushang wurde dem Sonder-Informations- dienst 2/2020 zum Coronavirus beigefügt. Dort finden sich auch zusätzliche Hinweise und Verhaltensregeln, die das Geschehen mit den Patienten erleichtern. Das Institut der Deutschen Zahn- ärzte hat in diesem Zusammenhang eine Standardvorgehens- weise für Zahnarztpraxen zur Behandlung von SARS-CoV-2- Patientinnen und Patienten empfohlen. 2. Personalmangel Ist die adäquate Versorgung der Patienten durch Personal- engpässe nicht mehr möglich, kann es notwendig sein, die © Adobe Stock/dkHDDVideo bestehenden Empfehlungen zum Umgang von Kontaktperso- nen für medizinisches Personal anzupassen. Dazu finden Sie Handlungsoptionen auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts. RZB 4 | 08.04.2020
Corona 15 © Adobe Stock/Thaut Images Diese sollen nur in Situationen zur Anwendung kommen, in Die Abgabe dieser sehr begrenzt verfügbaren Artikel erfolgt denen ein relevanter Personalmangel vorliegt und andere Maß- ausschließlich für akute Notsituationen und im äußerst begrenz- nahmen zur Sicherstellung einer angemessenen Personalbeset- ten Umfang. Die Verteilung behält sich die KZV Nordrhein in Ab- zung ausgeschöpft sind. hängigkeit der Notwendigkeit, des verfügbaren Bestandes und der Verpackungseinheiten vor. Eine eventuelle Abgabe erfolgt Maßnahmen, um Personalressourcen zu schonen, sind z. B. das nach dem jeweils aktuellen Selbstkostenpreis einschließlich der Absagen elektiver Behandlungen, die interne und externe Verle- Verpackungs- und Versandkosten. Die Verrechnung dieser Kos- gung in andere Kliniken und Rekrutierung von Personal. Die Hin- ten erfolgt über die Quartalsabrechnung. weise eröffnen Möglichkeiten zur Anpassung vor Ort. Diese An- passungen sollten möglichst gemeinsam mit dem Das Bestellformular findet sich unter: Gesundheitsamt und unter Berücksichtigung der angestrebten https://www.kzvnr.de/medien/PDFs/Zahn%C3%A4rzteseite/ Schutzziele vorgenommen werden. Corona/Formular_zur_Bestellung_von_Schutzmateria- lien_mit_KZV_Logo_und_Sendebutton.pdf Weitere Infos: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuarti ges_Coronavirus/HCW.html Bitte beachten Sie auch die aktuellen Angebote der ZÄK-NR Service GmbH unter http://www.zaek-nr-service-gmbh.de/. 3. Beschaffung und Verteilung von Schutzmaterialien Wir versuchen mit Hochdruck, Lieferquellen zu identifizieren, Die Verfügbarkeit von Schutzmaterialien und Desinfektionsmit- um weitere Schutzmaterialien zu beschaffen. Diese Aktivitäten teln ist nach wie vor sehr eingeschränkt. Bund und Land haben schließen intensive Bemühungen in der Korrespondenz mit der bislang nichts, aber auch gar nichts an uns geliefert! Der KZV Bundesregierung und der Landesregierung Nordrhein-West- Nordrhein ist es gelungen, kurzfristig zumindest ein übersicht- falen ein. Die KZBV steht in engem Kontakt zu Bundesgesund- liches Kontingent an Schutzmasken zu beschaffen, die wir an heitsminister Spahn, wir als KZV Nordrhein und als Zahnärzte- alle Praxen in der elften Kalenderwoche zugesandt haben. Auf- kammer Nordrhein im Dialog mit Landesgesundheitsminister grund weiterer Anstrengungen verfügt die KZV Nordrhein seit Laumann sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digi- dem 23. März über begrenzte Kontingente von talisierung und Energie. Die besondere Gefährdung von Zahn- • Schutzoveralls (Einheitsgröße) ärzten und deren Mitarbeitern wird dort derzeit nicht entspre- • Unsterile Nitrilhandschuhe (Größen M und L) chend berücksichtigt. Eine Finanzierungsvereinbarung zu einer • FFP2/3-Schutzmasken zentralen Beschaffung konnte mit den gesetzlichen Kranken- • Schutzbrillen kassen bereits geschlossen werden. RZB 4 | 08.04.2020
16 Corona Eine Infektionskrankheit ist in der Regel kein Grund, in Notfällen nicht die erforderliche zahnärztliche Hilfe zu leisten – das aber auch vor allem deswegen, wenn und weil die Infektionsgefahr in der Regel durch strikte Einhaltung der gewöhnlich geforderten Hygieneanforderungen und Schutzmaßnahmen beherrschbar ist. Was aber, wenn die erforderlichen Arbeitsschutzmittel nicht zur Verfügung stehen? Wird ein Patient ohne Schutzausrüstung behandelt, der an COVID-19 erkrankt ist, setzt sich der Zahnarzt einem Anste- ckungsrisiko aus, das insbesondere durch die erforderliche © Adobe Stock/malkovkosta Behandlung beeinflusst wird. Einfache chirurgische Maßnah- men werden ggf. anders zu beurteilen sein, als beispielsweise Behandlungen, bei denen infektiöse Aerosole entstehen. Die Frage, ob eine Behandlungspflicht von an COVID-19 er- krankten Notfall-Patienten besteht, muss mithin am konkreten Einzelfall unter Abwägung der Ansteckungsrisiken auf der einen Seite und dem Grad des Notfalls (strengste Indikationsstellung) Sollten weitere Quellen ausfindig gemacht werden und damit auf der anderen Seite beantwortet werden. verbundene Schutzmittel zur Verfügung stehen, werden wir zeit- nah informieren. Bei lebensbedrohlichen Situationen für den Patienten bzw. sind entsprechend ausgerüstete Praxen oder Kliniken nicht in zumut- 4. Behandlung von Erkrankten barer Zeit erreichbar, kann ein Zahnarzt verpflichtet sein, Anste- Zur Behandlungspflicht von Erkrankten informiert die Bundes- ckungsrisiken einzugehen. zahnärztekammer folgendermaßen: Bei weniger schwerwiegenden Notfällen und Verfügbarkeit Ein Zahnarzt hat grundsätzlich nur in Notfällen eine Pflicht zur alternativer Behandler kann sich das Ansteckungsrisiko durch Behandlung. In einer zahnmedizinischen Notfallsituation, also COVID-19 als unzumutbar darstellen. In jedem Fall hat sich der wenn beim Patienten gesundheitliche Schäden drohen, sofern Zahnarzt in solchen Fällen um die weitere Behandlung des er nicht unverzüglich zahnmedizinische Hilfe erhält, ist der Patienten zu kümmern. Zahnarzt zur Hilfeleistung verpflichtet. Ein begründeter Verdachtsfall liegt laut Bundeszahnärztekam- Ausgangspunkt ist zunächst § 323 c Strafgesetzbuch (Unterlas- mer (BZÄK) dann vor, wenn sene Hilfeleistung): „Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Ge- • klinische Symptome und ein Kontakt zu bestätigten COVID- fahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm 19-Fällen bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn vorlie- den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erheb- gen. liche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger • klinische Symptome und der Aufenthalt in Risikogebieten bis Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn vorliegen. oder mit Geldstrafe bestraft.” Das Gesetz benennt die Grenzen der Behandlungspflicht: Die Auswirkungen auf die Behandlung muss dem Zahnarzt zumutbar sein. Nicht zumutbar vertragszahnärztlichen Pflichten kann eine Behandlung des Notfallpatienten sein, insbesondere wenn sich der Zahnarzt dadurch einer erheblichen eigenen Ge- 1. Sicherstellungsauftrag fahr aussetzt. Auch aus der Berufsordnung geht hervor: Der Bei uns gehen unter anderem Anfragen von Praxisinhabern ein, Zahnarzt kann die zahnärztliche Behandlung ablehnen, wenn die sich mit der Möglichkeit der Praxisschließung befassen. In die Behandlung ihm nach pflichtgemäßer Interessenabwägung der aktuellen Situation mit dem derzeitigen Kenntnisstand hal- nicht zugemutet werden kann. ten wir die Versorgung der Patienten nicht zuletzt auch auf Grund unseres damit verbundenen Sicherstellungsauftrags für Ob die mögliche Ansteckungsgefahr für nichtzahnärztliches durchführbar. Wir gehen davon aus, dass Zahnärztinnen und Personal oder den Zahnarzt selbst einen solchen sachlichen Zahnärzte diesen Grundsatz und die damit verbundene Verant- Grund zur Ablehnung einer Notfallbehandlung darstellt, ist nicht wortung auch im Fall behördlicher Anordnungen, welche die Be- abschließend zu beantworten. völkerung z. B. mit Ausgangssperren belegen, weiterverfolgen. RZB 4 | 08.04.2020
Corona 17 gemeinsam mit seinem Patienten entscheiden, ob die be- HKP BITTE PER POST absichtigte Behandlung unter den gegebenen Umständen © Adobe Stock/A. Popov Die Praxen werden auf Bitten der Kran- erforderlich ist oder aber verschoben werden kann. Dies gilt kenkassen gebeten, zur Reduzierung insbesondere bei Behandlungen, bei denen eine Aerosolwolke von unnötigen Infektionsherden, die entstehen kann. Heil- und Kostenpläne bis auf Weiteres nicht mehr den Patienten auszuhändi- Ausnahmen von dieser grundsätzlichen Behandlungspflicht gen, sondern direkt an die Krankenkas- können nur durch behördlich angeordnete Praxisschließungen sen zu senden. nach dem Infektionsschutzgesetz zustande kommen. Die Entscheidung über eine vorübergehende Praxisschließung außerhalb der vorgenannten Vorgaben treffen Sie sowohl als Die Schließung von Zahnarztpraxen ist nicht ohne weiteres mög- Praxisinhaber als auch als Zahnarzt. In jedem Fall ist die KZV zu lich. In vertragszahnarztrechtlicher Hinsicht regelt § 95 Abs. 3 informieren. Das gilt auch für den Fall der Praxisschließung Satz 1 SGB V, dass der Vertragszahnarzt durch die vertrags- durch eine behördliche Anordnung (z. B. Quarantäne). zahnärztliche Zulassung zur Teilnahme an der vertragszahn- ärztlichen Versorgung im Umfang seines aus der Zulassung Wir werden als KZV die weitere Entwicklung beobachten und folgenden Versorgungsauftrags berechtigt und verpflichtet ist. Initiative ergreifen, wenn der Sicherstellungsauftrag der Versor- Ergänzend und konkretisierend regelt § 8 Abs. 6 BMV-Z, dass gung der Bevölkerung in Nordrhein gefährdet ist. der Vertragszahnarzt die Behandlung eines Versicherten nur in begründeten Fällen ablehnen darf. Die KZV Nordrhein und die Zahnärztekammer Nordrhein stellen sicher, dass die Praxen über behördliche Anordnungen, die Letztendlich hat der Praxisinhaber selbst zu entscheiden, ob insbesondere über die vorgenannten Optionen hinausgehen, und wie seine Praxis in dieser Situation weitergeführt werden informiert werden. soll. Hier werden Gründe wie reduziertes Patientenaufkommen, Verfügbarkeit von persönlicher Schutzausrüstung und Hygiene- 3. Besuch von artikeln, Engagement und Verfügbarkeit der Mitarbeiter, Pflegeeinrichtungen/Alterzahnheilkunde betriebswirtschaftliche Parameter und insbesondere die eigene Die Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ) hat Gefährdung bei Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe zu berück- bereits am 12. März die folgenden Empfehlungen veröffentlicht, sichtigen sein. Der Vorstand der KZV Nordrhein beabsichtigt im denen wir uns vollumfänglich anschließen: Moment nicht, Zwangsmaßnahmen einzusetzen, die die unter- schiedlichen Ausgangssituationen der Praxen über einen „Für Pflegebedürftige und Senioren mit schwerwiegenden Kamm scheren würden und zwangsläufig zu nicht abschätz- chronischen Erkrankungen besteht ein besonders hohes Risiko baren Folgen für den Einzelnen führen würden. an COVID-19 zu erkranken. Die DAGZ empfiehlt deshalb, derzeit auf zahnmedizinische Routineuntersuchungen und Sollte allerdings die Entscheidung der Praxen dazu führen, dass -behandlungen in der aufsuchenden Betreuung insbesondere die Sicherstellung der Versorgung – wenn auch nur in einzelnen in Alten- und Senioreneinrichtungen zu verzichten und sich in Planungsbezirken – gefährdet wäre, müsste die KZV Nordrhein Absprache mit den Einrichtungen, Pflegenden und Angehöri- diese Entscheidung sofort revidieren und eingreifen. gen auf Notfallbehandlungen zu beschränken. Viele Einrichtun- gen sind derzeit bestrebt, die externen Kontaktmöglichkeiten 2. Ausnahmen von der grundsätzlichen zu den Pflegebedürftigen auf ein Minimum zu beschränken. Die Behandlungspflicht DGAZ empfiehlt die Einrichtungsleitungen hierin zu unterstüt- Unabhängig von dieser grundsätzlichen Verpflichtung zur zen und die Infektionsgefahr für Pflegebedürftige so klein wie Erfüllung des Versorgungsauftrages muss jeder Zahnarzt möglich zu halten.“ WICHTIGER HINWEIS Um zu gewährleisten, dass Sie und Ihr Praxisteam im Falle behörd- licher Anordnungen, die mit Ausgangssperren einhergehen, weiter- hin die Praxis erreichen können, empfehlen wir Ihnen als Arbeitge- © Adobe Stock/JackF ber vorsorglich die Ausstellung entsprechender Bescheinigungen. Zurzeit sind Schulen und Kitas auf behördlicher Anordnung ge- schlossen. Die KZV Nordrhein und die ZÄK Nordrhein setzen sich dafür ein, dass der Anspruch auf Betreuung von Kindern auf Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter von Zahnarztpraxen ausgedehnt wird. RZB 4 | 08.04.2020
Sie können auch lesen