Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...

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Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
RHEINISCHES ZAHNÄRZTEBLATT
                                     04 | 08.04.2020

KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS

Herausforderungen für die Zahnärzteschaft
Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
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                                                                                            KARL-HÄUPL-INSTITUT
                                                                                            FORTBILDUNGSZENTRUM DER
                                                                                            ZAHNÄRZTEKAMMER NORDRHEIN

KHI Thementag 16. Mai 2020
Angriff auf Pulpa und Parodontium –
Kontrolliert retten oder konsequent implantieren?

                Endodontie und Implatologie
                Möglichkeiten, Vorteil und
                Grenzen des Zahnerhalts                                Anerkannte implantologische
                durch Endodontie                                       Therapieverfahren
                Prof. Dr. Christian Gernhardt                          Prof. Dr. Hans-Joachim Nickenig

                                                                       Parodontaltherapie –
                Möglichkeiten und Grenzen                              um jeden Preis erhalten
                der Pulpatherapie                                      oder doch implantieren?
                Prof. em. Dr. Wolfgang Raab                            Prof. Dr. Stefan Fickl

                Moderation und Leitung des
                abschließenden „Meet the Expert                      online
                Online Chat“
                Dr. med. habil. Dr. Georg Arentowicz
                                                                                 fortbi
                                                                                                  ldung
    Kurs-Nr.:20037
    Angriff auf Pulpa und Parodontium –
    Kontrolliert retten oder konsequent implantieren?
    16.05.2020
    von: 09.00 Uhr
    bis: 16.00 Uhr
    7 Fortbildungspunkte
    Gebühr für Online-Teilnahme Zahnärztinnen/Zahnärzte: 150.00 €
    Die technischen Zugangsvoraussetzungen und -daten werden Ihnen
    zusammen mit der Anmeldebestätigung zur Verfügung gestellt.

    Jetzt buchen unter: www.khi-direkt.de/#/kurs/20037

RZB 4 | 08.04.2020
Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
Editorial                                                                                                                                             1

„Die zahnärztlichen
 Praxen müssen unter
 einen finanziellen
 Schutzschirm gestellt
 und in die Sonder-
 auslieferung von

                                                                                                                          © Neddermeyer, ZÄK/Rolfes
 Hygiene- und Schutz-
 ausrüstung ein-
 bezogen werden.“

Mit enormer Geschwindigkeit breitet sich        raum der Menschen stark einschränkt,        ten und der Schutz von Pflegeeinrichtun-
die COVID-19-Epidemie in Nordrhein-             andererseits den Schutz, die medizinische   gen. Das ist nachvollziehbar und sinnvoll.
Westfalen aus. In der Krise ist alles anders,   Versorgung der Bevölkerung und die Liqui-
vieles unbekannt.                               dität der Wirtschaft sichern will.          Trotz der andauernden und überdeutlichen
                                                                                            Empfehlungen der zahnärztlichen Körper-
Bundes- und Landesregierung haben mit           Schwere Zeiten rechtfertigen außerge-       schaften scheint die Aufrechterhaltung der
den Parlamenten dazu ein bislang in der         wöhnliche Maßnahmen. Im Fokus der           flächendeckenden zahnmedizinischen
Nachkriegsgesetzgebung beispielloses            konkreten Struktur – und Beschaffungs-      Versorgung der Bevölkerung bis Redakti-
Maßnahmenpaket beschlossen, das einer-          maßnahmen stehen offenbar der schnelle      onsschluss noch nicht in den Fokus der
seits Freiheitsgrade und Bewegungsspiel-        Ausbau der Intensivbehandlungskapazitä-     Überlegungen und Maßnahmen der zu-

Quadratur des Kreises

                                                                                                                   RZB 4 | 08.04.2020
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ständigen Ministerien gerückt zu sein.        Wer jetzt und nach der Krise eine funktio-   angeboten. Es erreichen uns – neben allen
Dabei weiten sich die Beschwernisse und       nierende, flächendeckende Versorgung         Aufgeregtheiten – auch viele Zuschriften
Klagen unserer Praxen von Woche zu            will, darf heute unsere Praxen nicht im      von Kolleginnen und Kollegen, die klare
Woche aus. Es gibt zum Teil erhebliche        Regen stehenlassen! Eine erzwungene          Haltung, Ethos und Besonnenheit vermit-
Nachschublücken bei Depots und Online-        oder durch Auszehrung begründete             teln. Diese Briefe machen uns stolz und
versendern bis zur Unterbrechung gesam-       Schließung von zahnärztlichen Praxen         geben uns die Kraft, alle Anstrengungen
ter Lieferketten, besonders im Bereich von    kann nicht im Interesse von Politik und      zu unternehmen, die der Beschaffung von
Hygieneartikeln und Schutzausrüstung.         Krankenkassen sein. Im Interesse der         Schutzmaterialien und der Aufrechterhal-
Von Bund und Land wurde bis jetzt nichts,     erkrankten Patienten könnte eine solche      tung der Zahlungsflüsse in Krisenzeiten
aber auch gar nichts ausgeliefert.            Horrorentwicklung schon gar nicht sein.      dienen. In dieser Krise erkennen wir eben
                                                                                           auch Hilfsbereitschaft und Stärken.
Unter den obwaltenden Umständen kön-          Es wird erwartet, dass wir
nen nicht mehr die kapazitätsauslastenden     • flächendeckend die Praxen offenhalten,     Unser Zusammenhalt in der Krise zeichnet
Patientenzahlen behandelt werden. Es           sollen aber nur eingeschränkt behandeln,    uns aus, ist aber auch überlebensnotwen-
kommt zu Umsatzeinbrüchen und Liquidi-        • für Notfälle 24/7 zur Verfügung stehen,    dig. Er wird uns nach überstandener Krise
tätsengpässen. Dies führt unweigerlich zur     aber ggf. ohne Personal,                    helfen, wieder in geordnete Abläufe zu-
Anordnung von Kurzarbeit oder Entlassun-      • Behandlung von COVID-19-Verdächtigen       rückzukehren.
gen. Deswegen haben unsere Vorstände           in Schutzausrüstung sicherstellen, aber
bei den zuständigen Landes- und Bundes-        es wird keine Ausrüstung zur Verfügung      In diesem Sinne: Bleiben sie gesund!
behörden wiederholt klargestellt, dass die     gestellt,
Zahnärzteschaft selbstverständlich bereit     • Behandlungszentren für COVID-19-
ist, die Versorgung im angemessenen Rah-       Erkrankte ausweisen, die aber ohne be-
men aufrechtzuerhalten und sicherzustel-       hördliche Anordnung gar nicht existieren.
len. Hierzu haben sie auch mehrfach unse-
re berechtigten Forderungen adressiert.       Das ist noch deutlich zu wenig system-
                                              relevante Unterstützung. Man könnte sich
Die zahnärztlichen Praxen müssen – wie        verschaukelt fühlen. Aber es gibt auch
Krankenhäuser und Arztpraxen im Kran-         hoffnungsvolle Entwicklungen aus dem
kenhaus-Entlastungsgesetz – unter einen       Kreis der Kollegenschaft und der Kliniken.
finanziellen Schutzschirm gestellt und in
die Sonderauslieferung von Hygiene- und       Die MKG Klinik des Malteser Kranken-
Schutzausrüstung einbezogen werden.           hauses Uerdingen und das Universitäts-
Bislang ist hier von Bund und Land über-      klinikum Bonn haben unbürokratische und
haupt nichts geschehen.                       pragmatische Zusammenarbeit in der Krise

Ihr                                          Ihr
Andreas Kruschwitz                           Dr. Ralf Hausweiler
Mitglied des Vorstands                       Präsident
der KZV Nordrhein                            der Zahnärztekammer Nordrhein

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                                                                                                                                             ab        8
Großer Corona-Sonderteil

Coronavirus                                                                        Kassenzahnärztliche Vereinigung
Offener Brief von Ralf Wagner ............................................... 8    Für eine Grundversorgung mit FFP-3-Schutzmasken ......... 31

Persönliches Schreiben von                                                         „Basisvertrag“, was ist das eigentlich? .............................. 32
Dr. Ralf Hausweiler und Dr. Thomas Heil ............................. 10
                                                                                   Aus dem ID nicht vergessen! ............................................. 34
Herausforderung für die Zahnärzteschaft:
                                                                                   Bedarfsplan
• Auswirkungen auf die Berufsausübung ............................ 14
                                                                                   für die vertragszahnärztliche Versorgung 2019 .................. 36
• Auswirkungen auf die vertragszahnärztlichen Pflichten ... 16
• Finanzielle Absicherung der Praxen ................................. 18          Nachgefragt: Öffentlichkeitsausschuss –
                                                                                   Fünf Fragen an Dr. Susanne Schorr ................................... 39
COVID-19 konkret:
• (1) Aktuelle Infos für die Praxis ......................................... 20   Zulassungsausschuss: Termine 2020 ................................. 45
• (2) Schutzmaßnahmen in Zeiten der Pandemie ................ 22

BZÄK/KZBV                                                                          Dentists for Dentists
Bundesweite Zusammenarbeit der Zahnärzteschaft:
                                                                                   ZA Alexander Saenger, Verstärkung für den
• Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der Versorgung .... 24
                                                                                   KZV-Öffentlichkeitsausschuss ............................................ 40
• Vereinbarung über die Ausstattung mit zentral
  beschaffter Schutzausrüstung .......................................... 26
                                                                                   Aus Nordrhein
Wichtige Informationen und Links ....................................... 28
                                                                                   Jung, gesellig, informativ
Gemeinsamer Brief (R. Wagner/Dr. R. Hausweiler) ............. 30                   (Kreisstellenversammlung im Erftkreis) .............................. 42

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Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
Inhalt                                                                                                                                                                     5

                                                                42                                                                                          56
Jung, gesellig, informativ: Kreisstellenversammlung im Erftkreis                 E-Learning – das neue Blended-Lerning Modul der ZÄK Nordrhein

                                                          ab 48                                                                                             61
Erste Berichte vom Karl-Häupl-Kongress 2020                                      Medizin als literarischer Stoff: Dr. Rainer Jund beschreibt Klinikalltag

Materialberechnung und Umsatzsteuer                                              Blended-Learning Modul .................................................... 56
(Fortbildung der Bezirksstelle Krefeld) ............................... 44
                                                                                 Aktueller Hinweis zum Fortbildungsangebot
                                                                                 im Karl-Häupl-Institut .......................................................... 56
Bekanntgaben
Corona: Absage von Veranstaltungen ................................ 45
                                                                                 Personalien
                                                                                 Wir gratulieren/Wir trauern .................................................. 58
Hinweis zum Termin Frühjahrs-KV ...................................... 46

Weiterbildungsermächtigung Kieferorthopädie .................. 46                Feuilleton
Absage der Frühjahrs-VV ................................................... 46   Buchtipp: R. Jund: Tage in Weiß ........................................ 61

                                                                                 Zeitgeschehen: Wer hat die Schnullerbäume erfunden? .... 62
Karl-Häupl-Kongress
                                                                                 Humor: Schnappschuss & In den Mund gelegt ................. 64
Praxisgründungssemina: Dichtes Programm für den
weg in die Selbstständigkeit .............................................. 48   Rubriken
Tagungsprogramm der KZV:                                                         Ausblick ............................................................................. 63
Praxisorientiert und aktuell informiert ................................. 51
                                                                                 Editorial ................................................................................ 1

                                                                                 Impressum ......................................................................... 63
Fortbildung
                                                                                 Vorab .................................................................................... 6
Aktueller Hinweis der Fortbildungsreferenten
zu den Veranstaltungen im KHI .......................................... 55      Zahnärzte-Treffs in Nordrhein ............................................. 19

                                                                                                                                                 RZB 4 | 08.04.2020
Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
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                                                                     Dentalhistorisches Museum
                                                                     Zschadraß stark erweitert
                                                                     Die Sammlung Proskauer-Witt wurde 1907 vom Zahnarzt Curt
                                                                     Proskauer begonnen und von der BZÄK übernommen. „Wir ha-
                                                                     ben uns entschlossen, die Sammlung nach Colditz zu geben“,
                                                                     sagte Vizepräsident Christoph Benz. Dann könnte das Dental-
                                                                     historische Museum im Colditzer Ortsteil Zschadraß die welt-
                                                                     größte Ausstellung zur Geschichte der Zahnheilkunde präsen-
                                                                     tieren. Die Aktion solle mit Spendenmitteln finanziert werden
                                                                     Zu den wichtigsten Exponaten in Zschadraß gehört seit 2016 ein
                                                                     Nachbau des Sprechzimmers von Philipp Pfaff (vor 1713 bis
                                                                     1766). Der Hofzahnarzt von Friedrich II. war ein revolutionärer
                                                                     Vordenker der Zahnmedizin.                                    䡲

Tag der Zahngesundheit 2020
Der 25. September ist der Tag der Zahngesundheit. In diesem          die um unsere Aufmerksamkeit konkurrieren. Sie kommen aus
Jahr steht das Thema Ernährung im Mittelpunkt. Das Motto lau-        Industrie und Werbung, von Vertretern unterschiedlicher Life-
tet in diesem Sinne: „Gesund beginnt im Mund – Mahlzeit!“            styles und aus Wissenschaft und Medizin. Der Tag der Zahnge-
Was wir essen und trinken, wirkt sich unmittelbar auf unsere Ge-     sundheit 2020 möchte Orientierungshilfe sein und darüber auf-
sundheit aus. Auch auf die Mundgesundheit. Und natürlich             klären, was eine mund- und zahngesunde Ernährung ausmacht.
macht Essen nur Spaß, wenn wir mit gesunden Zähnen in gesun-         Bundesweit werden Veranstaltungen am und um den 25. Sep-
dem Zahnfleisch kraftvoll kauen können. Botschaften rund um          tember über die Mundgesundheit aufklären. Wo regionale
das Thema Ernährung richtig zu bewerten, ist nicht immer ein-        Events stattfinden, können Veranstalter kostenfrei auf tagder
fach: Es existiert eine Flut an Informationen über Nahrungsmittel,   zahngesundheit.de im Veranstaltungskalender eintragen.        䡲

Gesundheitsbranche im Fokus
von Cyberkriminellen
2019 waren bereits 19 Prozent aller Computer und Geräte in me-       von Arztpraxen an das Gesundheitsdaten-Netzwerk zu ver-
dizinischen Einrichtungen einem Infektionsversuch ausgesetzt.        zeichnen. Ein Indiz dafür, dass die digitale Infrastruktur vieler
Dies geht aus einer Kaspersky-Analyse mit Vorhersagen mögli-         niedergelassener Mediziner noch immer einen hohen Optimie-
cher Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen im Gesund-            rungsbedarf in puncto Sicherheit aufweist. Auch scheint der
heitssektor hervor. Die Sicherheitsexperten gehen u. a. davon        Umgang mit Patientendaten durch Praxen selbst ein bedeuten-
aus, dass das Interesse an gestohlenen Patientendaten im Dar-        des Fehlerpotenzial aufzuweisen. So wurden seit Inkrafttreten
knet merklich zunehmen wird, wobei nicht nur der Diebstahl von       der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sensible Informa-
Informationen durch unbefugte Dritte, sondern auch die Mani-         tionen von Kliniken, Arztpraxen, Laboren oder Abrechnungs-
pulation sensibler Informationen über Patienten ein hohes Ge-        stellen häufig an falsche Empfänger versendet.
fährdungspotenzial darstellt. Erpressungs- und Diskreditie-          Zwar ist das Angriffsaufkommen auf Computer und Geräte im
rungsszenarien sind hier mögliche Folgen.                            medizinischen Umfeld laut Kaspersky-Analysen in den vergan-
Die Verletzlichkeit sensibler medizinischer Daten wurde im Lau-      genen Jahren rückläufig – von 30 Prozent in 2017 auf 19 Prozent
fe des Jahres durch einige ernstzunehmende Vorfälle offenkun-        im Jahr 2019; dennoch sollte die aktuelle Gefährdungslage kei-
dig. So tauchten deutsche Patientendaten auf ungesicherten           neswegs unterschätzt werden, da es sich um einen enorm sen-
Servern auf. Auch waren IT-Sicherheitsmängel beim Anschluss          siblen Bereich handelt. Mehr unter https://www.kaspersky.de   䡲
RZB 4 | 08.04.2020
Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
Vorab                                                                                                                                                                                                                                                                7

Interaktiv Zahnhygiene                                                                                                 Zahl des
lernen                                                                                                                 Monats
Das Smartphone im Einsatz für die Zahngesundheit: Auf diese Idee sind US-amerika-
nische Wissenschaftler gekommen. Im Zeitalter der digitalen Kommunikation hat
schließlich fast jedes Schulkind schon sein eigenes Smartphone, außerdem ermögli-
chen digitale Kanäle generell einen schnellen und unmittelbaren Informationsaus-
tausch. Das konkrete Ziel der Forscher: Die Zahngesundheit von Kindern aus sozial
schwachen Familien zu verbessern. Das Problem ist nicht nur in den USA bekannt.
Weltweit sind Kinder, die aus ökonomisch schlecht gestellten Familien stammen, deut-
                                                                                                                         3,1
                                                                                                                    Zähne sind bei den 65- bis 74-Jährigen
                                                                                                                    durchschnittlich parodontal erkrankt.
lich häufiger von Karies und Zahnfleischerkrankungen betroffen als Kinder aus ein-                                                                                                                                                                       (Quelle: DMS V)

kommensstärkeren Familien.
Für das Team der Henry M. Goldman School of Dental Medicine an der Boston Univer-
sity in Massachusetts lag es dabei nahe, die Smartphone-Begeisterung ihrer Zielgrup-

                                                                                                                                „Es gibt keine Zeit nach COVID-19, nur eine Zeit
pe zu nutzen, um zahnmedizinische Botschaften zu vermitteln und die Kinder für eine
bessere Zahnpflege zu gewinnen. Ausgewählt wurden Kinder im Alter von unter sieben
Jahren aus insgesamt 55 Familien. Das Einkommensniveau des überwiegenden Teils

                                                                                                                                   vor COVID-19 und eine Zeit mit COVID-19“
dieser Familien lag unterhalb der Armutsgrenze. Den Kindern wurden dann über einen
Zeitraum von acht Wochen hinweg täglich zwei SMS zugeschickt.

                                                                                                                                                                                   Dr. Dr. Markus Tröltzsch und PD Dr. Dr. Matthias Tröltzsch, Ansbach
                                                                                    © AdobeStock/Syda Productions

Tatsächlich war das Ergebnis mehr als zufriedenstellend: Kinder wie Eltern entwickel-
ten eine große Begeisterung und auch Eigeninitiative, was eine regelmäßige Zahnpfle-
ge, zahngesundes Essen und Trinken und auch den Zahnarztbesuch anbelangt. 84
Prozent der teilnehmenden Kinder und Eltern äußerten zu guter Letzt ihre Zufriedenheit
mit dem SMS-Programm und ihre Bereitschaft, es weiterzuempfehlen. Ein schönes Er-
gebnis war auch, dass die Kinder der Mundgesundheitsgruppe dazu angeregt wur-
den, sich häufiger als zuvor zweimal täglich die Zähne zu putzen, wie Untersuchungen
des Forscherteams belegen konnten, und nicht nur eine positive Einstellung zur Zahn-
gesundheit entwickelt haben, sondern sich auch in Zukunft weiter mit diesem Thema
beschäftigen möchten. Aufgrund dieses Erfolgs wurde jetzt eine deutlich größere Un-
tersuchung mit rund 650 teilnehmenden Familien in Angriff genommen.                䡲

Zahnschmelz verrät viel über Lebensweise
Wissenschaftler aus Mainz und Leipzig haben eine Methode entwickelt, mit der sie die
Ernährungsgewohnheiten von prähistorischen Tieren und Vormenschen erforschen
wollen. In einem Forschungsprojekt konnten sie belegen, dass die Menge bestimmter
Zinkisotope im Zahnschmelz von Fossilien Hinweise darauf gibt, ob sich die Lebewe-
sen einst von Pflanzen oder anderen Tieren ernährten. Zink werde als Spurenelement
mit der Nahrung aufgenommen und im Zahnschmelz eingelagert.                        䡲
                                                                                                                                                                RZB 4 | 08.04.2020
Herausforderungen für die Zahnärzteschaft - KRISENSITUATION UM DAS CORONAVIRUS - Zahnärztekammer ...
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Offener Brief von Ralf Wagner
KZV-Vorstandsvorsitzender an die nordrheinischen Vertragszahnärzte

                                                   Liebe Kolleginnen,             Entschädigung möglich. Dies haben wir natürlich auch in
                                                   liebe Kollegen,                den letzten Wochen in den Gremien diskutiert.

                                                   die für uns alle sehr bedrü-   Die zwischen der KZV Nordrhein und der Zahnärztekammer
                                                   ckende und auch in großen      Nordrhein und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereini-
                                                   Teilen unfassbare Krisen-      gung konsentierte Auffassung verfolgt in der derzeitigen
                                                   situation um das Coronavirus   Situation diesen Weg keinesfalls.
                                  © Dr. Matthies

                                                   hat mich bewegt, Ihnen die-
                                                   se Zeilen zu schreiben.        Oder glauben Sie allen Ernstes in der aktuellen Lage, dass
                                                                                  die Politik die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung
                                  Phasen von Befürchtungen,                       gefährdet und dann auch noch dies alleine in Nordrhein mit
    Der KZV-Vorstandsvorsitzende Ralf
                                  ja auch Angst um die Ge-                        ca. drei Milliarden Euro finanziert? Im Übrigen würde uns
    Wagner wendete sich am 24. März
                                  sundheit unserer Verwand-
    mit einem Offenen Brief direkt an                                             dieses unethische Ansinnen dann auch noch dauerhaft in
    seine nordrheinischen Kollegen.
                                  ten, unserer Mitarbeiter, un-                   die Gefahr einer Staatsverwaltung bringen, indem der
                                  serer Patienten, aber auch                      Sicherstellungsauftrag entzogen würde.
    unserer eigenen Gesundheit werden auch noch überlagert
    von Sorge um den Fortbestand der eigenen Praxis, der wei-                     Die Überlegungen in Nordrhein fußen hingegen darauf,
    teren Möglichkeit, die Mitarbeiter weiter beschäftigen und                    dass ein Praxisinhaber selbst entscheiden soll, ob und wie
    bezahlen zu können bis hin zu existenziellen Sorgen der                       seine Praxis in dieser Situation weitergeführt werden soll.
    Praxisinhaber.                                                                Hier werden Gründe wie reduziertes Patientenaufkommen,
                                                                                  Verfügbarkeit von persönlicher Schutzausrüstung und Hy-
    Es gibt derzeit keine klaren Antworten und Wege. Unge-                        gieneartikeln, Engagement und Verfügbarkeit der Mitarbei-
    wissheit ist in diesen Zeiten eine der wenigen Konstanten.                    ter, betriebswirtschaftliche Parameter (Beachten Sie bitte
    Eine Konstante ist aber derzeit auf jeden Fall die ethische                   die erleichterte Möglichkeit, Kurzarbeitergeld zu erhalten!)
    Verantwortung und das ethische Bewusstsein der nordrhei-                      und insbesondere die eigene Gefährdung bei Zugehörig-
    nischen Zahnärzte. Ich bedanke mich zunächst deswegen                         keit zu einer Risikogruppe für jeden einzelnen ausschlag-
    von ganzem Herzen bei allen Kollegen für ihr besonnenes                       gebend sein. Der Vorstand der KZV Nordrhein beabsichtigt
    und auch mutiges Engagement in der Behandlung der                             im Moment nicht, Zwangsmaßnahmen einzusetzen, die die
    Patienten in diesem gefährlichen Umfeld.                                      unterschiedlichen Ausgangssituationen der Praxen über
                                                                                  einen Kamm scheren würden und zwangsläufig zu nicht
    Das vielerorts um 21 Uhr stattfindende Dankesklatschen                        abschätzbaren Folgen für den Einzelnen führen würden.
    und Musizieren für die Leistung der medizinischen Akteure
    gilt auch uns. Haben auch Sie bei dieser tollen Geste schon                   Sollte allerdings die Entscheidung der Praxen dazu führen,
    mal eine Träne verdrücken müssen? Unsere Mitmenschen                          dass die Sicherstellung der Versorgung – wenn auch nur in
    sind auf die enorme Leistung systemrelevanter Berufe                          einzelnen Planungsbezirken – gefährdet wäre, müssten wir
    lebensnotwendig angewiesen, damit nicht alles noch                            diese Entscheidung sofort revidieren und eingreifen. Hierfür
    schlimmer kommt.                                                              sind von uns bereits drei Szenarien erarbeitet, wie man die-
                                                                                  sem Umstand begegnen könnte und müsste. Eines dieser
    Die vereinzelt veröffentlichten und sogar schon unter einzel-                 Konzepte könnte sogar auf zwangsweises Vorgehen weit-
    nen Zahnärzten diskutierte und auch an mich kommunizier-                      gehend verzichten. Aktuell haben bislang unter einem
    te Auffassung, die Politik solle Frisören aber auch Zahnärz-                  Prozent der Praxen erklärt, derzeit nicht zur Verfügung zu
    ten diesen nahen Kontakt zu Menschen untersagen und die                       stehen.
    Praxen schließen, halte ich nicht nur für wenig durchdacht,
    sondern sogar für oberflächlich und absolut unärztlich. Wir                   Eine weitere wichtige Frage ist der Umgang mit einem Pa-
    sorgen für Gesundheit und nicht für Körperpflege. Der                         tienten, der nachweislich an COVID-19 erkrankt ist oder un-
    finanzielle Aspekt bei einer behördlichen Schließung könnte                   ter Quarantäne steht. Für den Fall, dass die Behandlung
    natürlich attraktiv sein, würde doch eventuell eine staatliche                nicht aufschiebbar ist und auch nicht ausschließlich mit der

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Corona                                                                                                                             9

  Gabe von Medikamenten gelingen kann, hat die KZBV ein          diesem Ergebnis hängt ein eventueller Erfolg in Nordrhein
  Konzept erarbeitet und mit Herrn Minister Spahn positiv ab-    maßgeblich ab. Insbesondere Wolfgang Eßer und Martin
  geklärt. Dessen Umsetzung kann aber nicht vom BMG oder         Hendges (unsere nordrheinischen Kollegen im KZBV-
  der KZBV veranlasst werden. Die Mithilfe des Landesge-         Vorstand) werden wie bisher extrem engagiert argumentie-
  sundheitsministeriums in NRW ist erforderlich. Zusammen        ren und kämpfen. Die finanzielle Situation der gesetzlichen
  mit der KZV Westfalen-Lippe und der Zahnärztekammer            Krankenkassen sollte bei erheblichen Minderausgaben in
  Nordrhein bin ich hier in aussichtsreichen Gesprächen. Ich     dieser Situation und nicht ad hoc sinkenden Beitrags-
  hoffe, Ihnen noch in dieser Woche den Erfolg und Details       einnahmen ein solches Vorgehen ermöglichen. Es gibt –
  mitteilen zu können.                                           hoffentlich bald – eine Zeit nach COVID-19, in der auch die
                                                                 Krankenkassen eine funktionierende Landschaft von Pra-
  Bei den Gesprächen mit den Ministerien in Bund und Land        xen und eine gesicherte Versorgung vorfinden wollen. Das
  konnte auch die ganz besondere Gefährdung der Zahnärz-         sind sie ihren Versicherten schuldig.
  te im Mund- und Rachenraum verdeutlicht werden und die
  Bedeutung einer Aerosolwolke erklärt werden.                   Grundsätzlich bedanke ich mich auch für die unzähligen
                                                                 Telefonate, Briefe und Kommentare in Social media, zeugen
  Hieraus haben wir dann auch die Erwartung abgeleitet, an       sie doch von ungewöhnlich starkem Engagement für die
  vorderer Stelle und in ausreichendem Maße bei der Vertei-      Lösung unserer gemeinsamen Probleme. Viele Äußerungen
  lung von Schutzmasken, Schutzkleidung etc., welche von         sind verständlicher Weise auch von Wunschdenken ge-
  den Ministerien zentral beschafft werden, berücksichtigt zu    prägt und nicht realisierbar. Kritik und Beschimpfung bin ich
  werden. Hierzu haben wir die Logistik (Zentrale Anlieferung,   in dieser Zeit bereit zu akzeptieren, weil ich sie als Ausdruck
  Sicherung und Verteilung über die KZV) geplant und zuge-       persönlicher Betroffenheit und sogar Verzweiflung in dieser
  sagt. Wir hoffen sehr, dass diese Lieferungen nun auch bald    fürchterlichen Zeit empfinde. Aber sie können unser Enga-
  erfolgen.                                                      gement nicht hemmen. Seien Sie alle versichert, dass mein
                                                                 Vorstand permanent überlegt, plant, diskutiert, sich persön-
  Unabhängig davon ist auch die KZV Nordrhein – wie seit         lich trifft – mit zwei Meter Abstand – und Lösungen entwi-
  vier Wochen – weiterhin engagiert bemüht, fehlende und         ckelt und verhandelt und das seit etlichen Wochen. Aber
  dringend notwendige Artikel zu beschaffen.                     viele Dinge, die nicht alleine in unserer Hand liegen, dauern
                                                                 in den Entscheidungsgremien in Deutschland unerträglich
  In extremen Notsituationen einzelner Praxen können wir evtl.   lange.
  aushelfen. Aktuelle Verfügbarkeiten können Sie auf unserer
  Homepage abfragen. Wie gesagt, nur ein Tropfen auf einem       Zum Abschluss dieses Briefes möchte ich ausdrücklich
  heißen Stein. Aber vielleicht hilft es im Einzelfall.          dem neuen Präsidenten der ZÄK NR Dr. Ralf Hausweiler,
                                                                 dem neuen Vizepräsidenten Dr. Thomas Heil und dem
  Ein ganz wichtiges aktuelles Vorhaben meines Vorstandes        gesamten neuen Vorstand der ZÄK NR für die tolle Zusam-
  zum Schluss und das ist eine ganz besondere Aufgabe für        menarbeit und das Engagement danken. Das hilft wirklich.
  unsere KZV. Gelingt es uns einen finanziellen Rettungs-        Zur Corona Problematik erfolgen Mitteilungen an Sie norma-
  schirm über unsere Praxen zu spannen. Im staatlichen Sek-      lerweise gemeinsam mit der Kammer. Aber dieser Brief war
  tor ist derzeit keine sichere und ausreichende Lösung          mir ein besonderes, persönliches Anliegen.
  erkennbar. Wir sind aber der sicheren Auffassung, dass
  dies für den Bereich der GKV-Versicherten eine Verpflich-      Ich hoffe inständig auf ein baldiges Ende der Pandemie und
  tung der gesetzlichen Krankenkassen ist. Auch Kassen           darauf, Sie alle, meine lieben Kolleginnen und Kollegen,
  tragen eine Verantwortung für die Sicherstellung. Wir ver-     gesund und mit funktionsfähigen Praxen demnächst wieder
  handeln aktuell ein Modell, mit dem ein erheblicher Zah-       persönlich zu treffen.
  lungsfluss in die Praxen – auch bei stark verminderten
  Umsätzen – möglich wäre. Bislang diskutieren die Kassen        Bleiben Sie gesund!
  unseren Plan recht konstruktiv. Zeitnah wird eine Erörterung
  zwischen KZBV und GKV-Spitzenverband stattfinden. Von          Ihr Ralf Wagner

                                                                                                               RZB 4 | 08.04.2020
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Persönliches Schreiben des Präsidiums
Dr. Ralf Hausweiler und Dr. Thomas Heil an die nordrheinischen Zahnärztinnen und Zahnärzte

                                                                                           und dies dürfen wir auch in diesen Zeiten nicht tun! Es gibt
                                                                                           in Deutschland circa 160 Kliniken mit zahnärztlichem Be-
                                                                                           zug, und diese werden nicht im Ansatz die zahnmedizini-
                                                                                           sche Versorgung von etwa 70.000 in der vertragszahnärzt-
                                                                                           lichen Versorgung tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzten
                                                                                           sicherstellen können.
                                     © ZÄK/Rolfes

                                                                            © ZÄK/Rolfes
                                                                                           Grundsätzlich sind Vertragszahnärzte, mit Ausnahme der
                                                                                           Wahrnehmung ihrer vertragsärztlichen Pflichten, in ihrer
                                                                                           Praxisorganisation frei und können planbare Behandlungen
                                                                                           verschieben. Sie als Zahnärztin oder Zahnarzt können eigen-
     Der Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, Dr. Ralf Hausweiler, und
                                                                                           verantwortlich gemäß Ihrer Risikoabschätzung für Ihre Mit-
     der Vizepräsident, Dr. Thomas Heil, richteten am 26. März 2020 ein persön-
     liches Schreiben an die nordrheinischen Zahnärztinnen und Zahnärzte.                  arbeiter/-innen und sich selbst, nach bestem ärztlichem
                                                                                           Wissen und Gewissen, über die Durchführung von Behand-
                                                                                           lungen entscheiden und zum Beispiel derzeit nicht notwen-
     Liebe Kolleginnen und Kollegen,                                                       dige Behandlungen für eine Weile zurückstellen. Ein jeder
                                                                                           muss Verständnis für einen zu einer Risikogruppe zählen-
     unfassbare Tage haben wir hinter uns, unfassbare Tage, die                            den Praxisinhaber haben, der seine Praxis vorübergehend
     wir alle in dieser Form noch nie erlebt haben. Am Sonntag                             schließt und die Nachbarkollegen um Vertretung bittet.
     hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsi-                              Auch wenn dies vielfach gefordert wurde: Die Schließung
     denten der Länder tatsächlich über Ausgangssperren bera-                              von Zahnarztpraxen ist – abgesehen von einer behördlichen
     ten – eine Maßnahme, die man bis vor ein paar Tagen nur                               Anordnung nach dem Infektionsschutzgesetz – nicht durch
     aus Bürgerkriegsgegenden in Übersee kannte. Was heute                                 die Zahnärztekammer möglich.
     gilt, ist morgen schon wieder überholt. Wie lange soll das
     weitergehen, wann ist damit Schluss? Diese Frage kann mo-                             Wir können aber keinesfalls die behördliche Schließung
     mentan niemand beantworten!                                                           aller Zahnarztpraxen in Nordrhein vorantreiben und uns
                                                                                           dann zeitgleich noch für eine finanzielle Entschädigung für
     Für uns alle ist dies eine sehr bedrückende und immer noch                            diese Schließungen stark machen. Das wäre in höchstem
     nicht in all ihren Facetten vorstellbare, aber inzwischen real                        Maße unethisch und schwer vertretbar gegenüber unseren
     gewordene Krisensituation. Wir wünschen uns, nur in einem                             niedergelassenen ärztlichen Kollegen, Ärzten und Pflegern
     Albtraum zu sein und bald daraus wieder zu erwachen. Zur                              in Krankenhäusern, Senioren- und Pflegeeinrichtungen und
     Angst um die Gesundheit unserer Familien, unserer Freunde,                            allen Menschen, die momentan unter hohem persönlichem
     Mitarbeiter und Patienten, aber auch um die eigene Gesund-                            Einsatz und mit den gleichen Sorgen und Bedenken wie wir
     heit kommen betriebswirtschaftliche Existenzängste hinzu.                             ihre Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen fortführen!

     Uns erreichen täglich eine Menge von besorgten Briefen,                               Sie können jedoch sicher sein, dass wir momentan auf brei-
     E-Mails und Telefonanrufen. Wir teilen Ihre Sorgen und neh-                           ter Front für schnelle, unbürokratische Hilfe für Praxen in
     men uns Ihre Wünsche zu Herzen. Wir arbeiten jeden Tag in                             finanzieller Not kämpfen.
     unseren eigenen Praxen und stellen uns oft dieselben Fragen.
                                                                                           Unter den (Landes-)Zahnärztekammern und KZVen haben
     Jeder Bürger und jede Bürgerin kann in Deutschland darauf                             wir uns darauf verständigt, dass wir dies nur gemeinsam
     vertrauen, dass eine medizinisch notwendige Behandlung                                und mit vereinter Anstrengung schaffen können. Die Feder-
     durchgeführt wird – eine Errungenschaft unserer Gesell-                               führung aller Aktivitäten liegt auf der Bundesebene bei der
     schaft. Dazu gehört in Deutschland auch jede notwendige                               KZBV in enger Abstimmung mit der BZÄK.
     zahnmedizinische Behandlung, und dies ist selbst im heuti-
     gen Europa keine Selbstverständlichkeit. Wir lassen unsere                            Sie und wir sind mit Hochdruck damit beschäftigt, für die
     Patienten nicht allein! Das haben wir bislang nicht getan                             Zahnärztinnen und Zahnärzte die notwendige und knapp

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Corona                                                                                                                            11

  gewordene Schutzausrüstung zu beschaffen. Dazu zählen           begleiten. Seien Sie sich aber bewusst: Die Anstrengungen
  Mund-Nasen-Schutz, FFP-Masken und Desinfektionsmittel.          der letzten Jahrzehnte, den Hygienestandard in den Zahn-
                                                                  arztpraxen in Deutschland zu erhöhen, tragen genau jetzt
  Erste Erfolge konnten Anfang der Woche verzeichnet wer-         ihre Früchte. Es gibt kaum einen Berufsstand, der nach
  den. Weitere werden hoffentlich folgen.                         jedem Patienten Flächendesinfektion nutzt, konsequent
                                                                  mit Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille arbeitet und ge-
  Auf Bundesebene sind dazu einige Punkte mit dem Bundes-         genüber Infektionskrankheiten so gut aufgestellt ist wie wir.
  gesundheitsministerium besprochen und geklärt worden.           Eine weitere wichtige Hilfestellung geben Ihnen die auf
  Hier eine Übersicht in aller Kürze:                             Grundlage der jüngsten RKI-Empfehlung zu Aerosolen er-
                                                                  stellten Hinweise „Empfehlung zur Vermeidung von Aeroso-
  • Die Notfallversorgung von infizierten und unter Quarantä-     len in Zahnarztpraxen“ auf unserer Homepage (https://www.
    ne stehenden Personen soll nach Plänen von der KZBV           zahnaerztekammernordrhein.de/fuer-die-praxis-beruf-wissen/
    und von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über             corona/).
    explizit benannte Kliniken als Behandlungszentren orga-
    nisiert werden. Wir gehen davon aus, dass dies in NRW im      Führen Sie bitte wie empfohlen regelmäßig eine COVID-
    Laufe dieser Woche der Fall sein wird und die Universi-       19-Anamnese in den Praxen durch (Befragung nach Symp-
    tätszahnkliniken, Kliniken mit einer MKG-Abteilung sowie      tomen und Aufenthaltsort in den letzten zwei bis drei
    Kliniken mit einem zahnmedizinischen Fachbereich von          Wochen). Hierdurch können die Ihre Praxis aufsuchenden,
    der Landesregierung entsprechend informiert werden.           vermeintlich hochinfektiösen, symptomhaften Patienten
                                                                  ermittelt und in Kürze für eine zahnmedizinische Behand-
  • Mit dem GKV-Spitzenverband (GKV-SV) wurde von der             lung an die explizit benannten Kliniken als Behandlungs-
    KZBV eine befristete Vereinbarung über die Ausstattung        zentren von COVID-19-Patienten überwiesen werden.
    von Vertragszahnärzten mit Schutzausrüstung für unauf-
    schiebbare zahnärztliche Behandlungen von Versicherten        Derzeit berät das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und So-
    beschlossen, die von einer Infektion mit dem Coronavirus      ziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) über
    betroffen sind oder bei denen der Verdacht hierfür besteht.   unseren Vorschlag, stärker infektionsgefährdete ambulant
                                                                  tätige medizinische Berufsgruppen, wie Zahnärzte, Kinder-
  • Es werden Maßnahmen zur Sicherung der wirtschaftlichen        ärzte und HNO-Ärzte, bei der Verteilung von dringend benö-
    Existenz der Praxen besprochen. Die finanzielle Absiche-      tigter Schutzausrüstung über das Land NRW zu priorisieren.
    rung der Krankenhäuser, die sich um COVID-19-Patien-
    ten, aber auch um alle anderen Patienten kümmern, hat im      Zur Aufrechterhaltung des Betriebs der Zahnärztekammer
                                                                  haben wir vorsorglich, für einen möglichen Quarantänefall,
    Moment Vorrang. Finanzierungshilfen für Praxen werden         Vorbereitungen getroffen, indem für die zentral wichtigen
    analog zu den Vereinbarungen für Ärzte, Krankenhäuser         Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung Home-
    und Pflege durch die KZBV gefordert und mit dem Bun-          office-Arbeitsplätze eingerichtet wurden. Die Mitarbeiterin-
    desgesundheitsminister diskutiert. Darüber hinaus steht       nen und Mitarbeiter sind daher wie gewohnt für Sie erreich-
    die KZBV mit dem GKV-SV über die Möglichkeiten der            bar und arbeiten auch in dieser schwierigen Situation mit
    Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Praxen in in-     größtem Einsatz. Auch die Verwaltung und ihre Mitarbeiterin-
    tensiven Gesprächen. Die KZV Nordrhein verhandelt mit         nen und Mitarbeiter haben größtes Verständnis für die Sor-
    den gesetzlichen Krankenkassen derzeit über finanzielle       gen, Nöte und Ängste sowie zum Teil sehr emotionale Anfra-
    Hilfeleistungen in dieser für viele Praxen existenzbedro-     gen, die tagtäglich von Zahnärztinnen und Zahnärzten, Mit-
    henden Zeit. Zusätzlich können Praxisinhaberinnen und         arbeiterinnen und Mitarbeitern und Patientinnen und Patien-
    Praxisinhaber von den bereits bekannten Möglichkeiten         ten an sie gerichtet werden. Aber auch in dieser für uns alle
    des Kurzarbeitergeldes Gebrauch machen.                       unfassbaren Krise sind Beschimpfungen und Beleidigungen
                                                                  nicht akzeptabel.
  Dieses Virus wird uns noch lange begleiten. Wer jetzt bei
  noch verhältnismäßig geringen Infektionszahlen seine Pra-       Zu guter Letzt: Wir Standespolitiker der (Landes-)Zahnärzte-
  xis schließen möchte, muss sich auf der anderen Seite auch      kammern und der KZVen haben in den vergangenen Tagen
  bewusst sein, dass diese Zahlen im Laufe der nächsten Mo-       viel Schelte bekommen. Uns wird Untätigkeit vorgeworfen
  nate wahrscheinlich noch weiter steigen werden. Die Gefahr      und kein Ohr für die Kollegen vor Ort zu haben. Wir können
  durch infizierte, aber symptomlose Patienten in der Zahn-       damit umgehen! Wir nehmen Ihre Sorgen, Bedürfnisse und
  arztpraxis wird uns noch viele Monate über das Jahr hinweg      Forderungen ernst und es ist unsere Aufgabe, dies in die

                                                                                                               RZB 4 | 08.04.2020
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     Politik weiterzutragen und für Sie zu verhandeln. Und genau    Nordrhein ein, um Sie zu allen Neuerungen im Zusammen-
     daran arbeiten wir auch seit Tagen ununterbrochen.             hang mit der Berufsausübung und finanziellen Hilfestellun-
                                                                    gen zu unterrichten.
     Einen ganz besonderen persönlichen Dank möchten wir in
     diesem Zusammenhang an den Vorstand der KZBV und               Wir alle würden lieber wie gewohnt zusammenleben und ar-
     allen voran Dr. Wolfgang Eßer, an den Vorstand der BZÄK        beiten, ohne Sorge vor einer Ansteckung und um die beson-
     und ihren Präsidenten Dr. Peter Engel und an den Vorstand      ders gefährdeten Mitmenschen. Aber wir müssen verant-
     der KZV Nordrhein mit seinem Vorsitzenden Ralf Wagner          wortungsvoll mit dieser Krise umgehen. Und wir müssen
     richten. Wir wissen aus nächster Nähe, wie unermüdlich,        uns und unseren Mitmenschen gegenüber Solidarität und
     rund um die Uhr im Schulterschluss intensiv gearbeitet wird,   Anstand zeigen.
     um Ihnen und uns allen in unseren Praxen zu helfen, die Ge-
     sundheit unserer Patienten und Mitarbeiter zu schützen und     Wir alle stellen eine unverzichtbare Größe in der medizini-
     die Existenz der Praxen in dieser schwierigen Zeit möglichst   schen Versorgung der Bevölkerung dar. In diesem Zusam-
     zu erhalten.                                                   menhang möchten wir uns für Ihre unermüdliche Arbeit
                                                                    auch unter extrem schwierigen Umständen bedanken und
     Dieser persönliche Brief von uns, Ralf Hausweiler und          hoffen sehr, dass wir alle, Patientinnen und Patienten, Mitar-
     Thomas Heil, an Sie wird Ihnen mit der ergänzenden Bitte       beiterinnen und Mitarbeiter, Zahnärztinnen und Zahnärzte
     um Mitteilung Ihrer aktuellen E-Mail-Adresse (bitte an         diese Krise unbeschadet überstehen. Hoffentlich bis bald,
     register@zaek-nr.de) zugesandt. Wir wollen Sie zusätzlich      bleiben Sie gesund!
     über den E-Mail-Versand schnell informiert halten. Die
     Homepage wird mehrmals am Tag aktualisiert. Wir bitten
     Sie, sich über die sich ständig ändernde Meldungslage          Mit herzlichen kollegialen Grüßen
     regelmäßig hier auf dem aktuellen Stand zu halten. Selbst-
     verständlich stellen wir auch die vertragszahnärztliche        Dr. Ralf Hausweiler
     Versorgung betreffende Informationen von KZBV und KZV          Dr. Thomas Heil

STÄNDIG AKTUALISIERTE
INFORMATIONEN ZUM CORONAVIRUS SARS-COV-2
AUF DEN SONDERSEITEN VON ZÄK UND KZV NORDRHEIN

Auf den Webseiten der Zahnärztekammer und der KZV Nordrhein (www.zaek-nr.de und www.kzvnr.de)
finden Sie die Corona-Sonderseiten stets mit tagesaktuellen Informationen zum Coronavirus.

                      Corona-Sonderseite                                                   Corona-Sonderseite
                         der ZÄK NR                                                           der KZV NR

RZB 4 | 08.04.2020
Zahntipps der KZV Nordrhein
Öffentlichkeitsarbeit Fax 0211/9684-332

Praxis:

Adresse:

Abrechnungs-Nr.:

Telefon (für Rückfragen):

Datum:                                                                                                                                   Unterschrift/Stempel

Hiermit bestelle ich gegen Verrechnung mit meinem KZV-Konto
(Selbstkostenpreis je Broschüre: 0,27 Euro, zzgl. 3,50 Euro Versandpauschale;
aus technischen Gründen bitte nur in Staffelungen à 20 Stück, z. B. 20, 40, 60, 80, 100 usw.)

        überarbeitet

                                                                                                                l- un
                                                                                                             Heil- u          Kiefer-
                                                                                                                              K  i Schöne
                                                                                                                     nd Kostenplan
                                                                                                                   und               hön  n Zähne  Au Backe
                                                                                                                                                          B ...
                                                                                                                 P)
                                                                                                             (HKP)          orthopädie
                                                                                                                            orthh     e Natur
                                                                                                                                    Die Nattu als Vorbild
 Zahnärztlicher

 PATIENTENPASS                                                                                                                              Richtiges
                                                                                                                                                    es
                                                                                                                                                   ten vorr
                                                                                                                                            Verhalten
                                                                                                                          Gut               und nachch der
 für Ältere, Menschen mit Behinderung                                                                                                             ntfernuun
                                                                                                                                            Zahnentfernung
                                                                                                                          aufgestellt
                                                                                                                              estelllt
 XQG3ŴHJHEHG¾UIWLJH                                                                                                                        und nachch
                                                                                                             Verständlich
                                                                                                                ständ
                                                                                                                    dl    erklärt                 gischen
                                                                                                                                            chirurgischenn
                                                                                                                                                   fen
                                                                                                                                            Eingriffen

                                                                  Zahnärztliche Patientenpass
                                                                  für Ältere, Menschen mit
 Name des Patienten

                                                                  Behinderung und Pflege-
                                                                  bedürftige
                                                                                                                                               Zahn
                                                                                                                                                 hng
                                                                                                                                                   gesundheit
                                                                                                                                                    ges       von
                                www.zahnpatienten.info
                                                                  „Pflegepass“ DIN A5                          Parodontitis
                                                                                                               Paro
                                                                                                                  od                             Pflegebedürftigen
                                                                                                                                                 Pfleeg

                                                                                                            Gesundes
                                                                                                                nd
                                                                                                                 des
                                                                                                            Zahnfleisch
                                                                                                                fle   h–
                                                                                                                 eisch
                                                                                                            gesunder
                                                                                                                nd
                                                                                                                 der                         Eine
                                                                                                            Mensch
                                                                                                                ch
                                                                                                                 h                           Aufgabe
                                                                                                                                                  abe
                                                                                                                                             für die
                                                                                                                                                   e ge
                                                                                                                                                     gesamte
                                                                                                                                                      esa    Familie

                                                                                                           Zahntipps
                                                                                                           Prophylaxe                                                  Stück
                                                                  Zahnärztlicher Kinderpass                Zahnersatz         überarbeitet                             Stück
                                                                  Werdende Mütter + FU ab 6. Lebensmonat   Zahnfüllungen      überarbeitet                             Stück
                                                                  bis zum vollendeten 6. Lebensjahr        Schöne Zähne                                                Stück
                                                                                                           Implantate                                                  Stück
                                                                                                           Parodontitis                                                Stück
    ZAHNERSATZ
    Kronen, Brücken und Prothesen
                                                                                                           Zahnentfernung                                              Stück
                                                                                                           Endodontie                                                  Stück
                                    ZAHN
                                      H
                                      HN                          Zahnersatz
                                                                  Z                                        Kieferorthopädie                                            Stück
                                    INFORMATIONEN ZUM MITNEHMEN

                                                                  Kronen, Brücken und Prothesen
                                                                  K                                        Pflegebedürftige                                            Stück
                                                                                                           Heil- und Kostenplan                                        Stück

    MODERNE
    FÜLLUNGSTHERAPIEN
                              Hightech für die Zähne                                                       Zahnpässe
                                                                                                           Erwachsenenpass                                             Stück
                                    ZAHN
                                      HN
                                      HN                          Moderne Füllungstherapien
                                                                  M                                        Pflegepass      überarbeitet                                Stück
                                    INFORMATIONEN ZUM MITNEHMEN

                                                                  Hightech für die Zähne
                                                                  H                                        Kinderpass      überarbeitet                                Stück
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Herausforderung
für die Zahnärzteschaft
Übersicht über die aktuellen Entwicklungen (Stand 2. April 2020)

Die Zahnärzteschaft steht vor der Herausforderung, aber auch                         1. Hygiene
vor der Verpflichtung, die zahnmedizinische Versorgung in                            In Bezug auf den Praxisbetrieb und die damit verbundene
Deutschland gerade in Krisenzeiten weiterhin aufrecht zu                             zahnärztliche Versorgung hat unter anderem das Robert-Koch-
erhalten. Die KZV Nordrhein und die Zahnärztekammer Nord-                            Institut Hinweise und Vorgaben („Infektionsprävention in der
rhein haben sich im Zuge der Entwicklungen rund um das                               Zahnheilkunde – Anforderungen an die Hygiene“) veröffent-
Coronavirus (SARS-CoV2/COVID-19) frühzeitig mit den Aus-                             licht.
wirkungen und möglichen Szenarien auseinandergesetzt. Im
Folgenden informieren wir über                                                       Wir empfehlen, das Praxispersonal wiederkehrend auf die
                                                                                     Einhaltung der Hygieneregeln aufmerksam zu machen. Insbe-
• Auswirkungen auf die Ausübung der Zahnheilkunde                                    sondere das Einhalten der Husten- und Niesregeln, eine gute
• Auswirkungen auf die vertragszahnärztlichen Pflichten                              Händehygiene sowie Abstandhalten zu Erkrankten (etwa ein bis
• Finanzielle Absicherung der Praxen                                                 zwei Meter) dienen dem Schutz vor Übertragung des neuartigen
                                                                                     Coronavirus (SARS-CoV2/COVID-19).

                                                                                     Des Weiteren empfehlen wir die Installation von Hinweisschil-
Auswirkungen auf die Berufsausübung                                                  dern, welche den Zutritt zur Praxis und auch innerhalb der Pra-
                                                                                     xis regeln. Ein Musteraushang wurde dem Sonder-Informations-
                                                                                     dienst 2/2020 zum Coronavirus beigefügt. Dort finden sich auch
                                                                                     zusätzliche Hinweise und Verhaltensregeln, die das Geschehen
                                                                                     mit den Patienten erleichtern. Das Institut der Deutschen Zahn-
                                                                                     ärzte hat in diesem Zusammenhang eine Standardvorgehens-
                                                                                     weise für Zahnarztpraxen zur Behandlung von SARS-CoV-2-
                                                                                     Patientinnen und Patienten empfohlen.

                                                                                     2. Personalmangel
                                                                                     Ist die adäquate Versorgung der Patienten durch Personal-
                                                                                     engpässe nicht mehr möglich, kann es notwendig sein, die
                                                          © Adobe Stock/dkHDDVideo

                                                                                     bestehenden Empfehlungen zum Umgang von Kontaktperso-
                                                                                     nen für medizinisches Personal anzupassen. Dazu finden Sie
                                                                                     Handlungsoptionen auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts.

RZB 4 | 08.04.2020
Corona                                                                                                                       15

                                                                                                                                    © Adobe Stock/Thaut Images
Diese sollen nur in Situationen zur Anwendung kommen, in          Die Abgabe dieser sehr begrenzt verfügbaren Artikel erfolgt
denen ein relevanter Personalmangel vorliegt und andere Maß-      ausschließlich für akute Notsituationen und im äußerst begrenz-
nahmen zur Sicherstellung einer angemessenen Personalbeset-       ten Umfang. Die Verteilung behält sich die KZV Nordrhein in Ab-
zung ausgeschöpft sind.                                           hängigkeit der Notwendigkeit, des verfügbaren Bestandes und
                                                                  der Verpackungseinheiten vor. Eine eventuelle Abgabe erfolgt
Maßnahmen, um Personalressourcen zu schonen, sind z. B. das       nach dem jeweils aktuellen Selbstkostenpreis einschließlich der
Absagen elektiver Behandlungen, die interne und externe Verle-    Verpackungs- und Versandkosten. Die Verrechnung dieser Kos-
gung in andere Kliniken und Rekrutierung von Personal. Die Hin-   ten erfolgt über die Quartalsabrechnung.
weise eröffnen Möglichkeiten zur Anpassung vor Ort. Diese An-
passungen     sollten   möglichst    gemeinsam     mit    dem     Das Bestellformular findet sich unter:
Gesundheitsamt und unter Berücksichtigung der angestrebten        https://www.kzvnr.de/medien/PDFs/Zahn%C3%A4rzteseite/
Schutzziele vorgenommen werden.                                   Corona/Formular_zur_Bestellung_von_Schutzmateria-
                                                                  lien_mit_KZV_Logo_und_Sendebutton.pdf
Weitere Infos: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuarti
ges_Coronavirus/HCW.html                                          Bitte beachten Sie auch die aktuellen Angebote der ZÄK-NR
                                                                  Service GmbH unter http://www.zaek-nr-service-gmbh.de/.
3. Beschaffung und Verteilung
   von Schutzmaterialien                                          Wir versuchen mit Hochdruck, Lieferquellen zu identifizieren,
Die Verfügbarkeit von Schutzmaterialien und Desinfektionsmit-     um weitere Schutzmaterialien zu beschaffen. Diese Aktivitäten
teln ist nach wie vor sehr eingeschränkt. Bund und Land haben     schließen intensive Bemühungen in der Korrespondenz mit der
bislang nichts, aber auch gar nichts an uns geliefert! Der KZV    Bundesregierung und der Landesregierung Nordrhein-West-
Nordrhein ist es gelungen, kurzfristig zumindest ein übersicht-   falen ein. Die KZBV steht in engem Kontakt zu Bundesgesund-
liches Kontingent an Schutzmasken zu beschaffen, die wir an       heitsminister Spahn, wir als KZV Nordrhein und als Zahnärzte-
alle Praxen in der elften Kalenderwoche zugesandt haben. Auf-     kammer Nordrhein im Dialog mit Landesgesundheitsminister
grund weiterer Anstrengungen verfügt die KZV Nordrhein seit       Laumann sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digi-
dem 23. März über begrenzte Kontingente von                       talisierung und Energie. Die besondere Gefährdung von Zahn-
• Schutzoveralls (Einheitsgröße)                                  ärzten und deren Mitarbeitern wird dort derzeit nicht entspre-
• Unsterile Nitrilhandschuhe (Größen M und L)                     chend berücksichtigt. Eine Finanzierungsvereinbarung zu einer
• FFP2/3-Schutzmasken                                             zentralen Beschaffung konnte mit den gesetzlichen Kranken-
• Schutzbrillen                                                   kassen bereits geschlossen werden.

                                                                                                             RZB 4 | 08.04.2020
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                                                                                            Eine Infektionskrankheit ist in der Regel kein Grund, in Notfällen
                                                                                            nicht die erforderliche zahnärztliche Hilfe zu leisten – das aber
                                                                                            auch vor allem deswegen, wenn und weil die Infektionsgefahr in
                                                                                            der Regel durch strikte Einhaltung der gewöhnlich geforderten
                                                                                            Hygieneanforderungen und Schutzmaßnahmen beherrschbar ist.

                                                                                            Was aber, wenn die erforderlichen Arbeitsschutzmittel nicht zur
                                                                                            Verfügung stehen?

                                                                                            Wird ein Patient ohne Schutzausrüstung behandelt, der an
                                                                                            COVID-19 erkrankt ist, setzt sich der Zahnarzt einem Anste-
                                                                                            ckungsrisiko aus, das insbesondere durch die erforderliche

                                                                © Adobe Stock/malkovkosta
                                                                                            Behandlung beeinflusst wird. Einfache chirurgische Maßnah-
                                                                                            men werden ggf. anders zu beurteilen sein, als beispielsweise
                                                                                            Behandlungen, bei denen infektiöse Aerosole entstehen.

                                                                                            Die Frage, ob eine Behandlungspflicht von an COVID-19 er-
                                                                                            krankten Notfall-Patienten besteht, muss mithin am konkreten
                                                                                            Einzelfall unter Abwägung der Ansteckungsrisiken auf der einen
                                                                                            Seite und dem Grad des Notfalls (strengste Indikationsstellung)
Sollten weitere Quellen ausfindig gemacht werden und damit                                  auf der anderen Seite beantwortet werden.
verbundene Schutzmittel zur Verfügung stehen, werden wir zeit-
nah informieren.                                                                            Bei lebensbedrohlichen Situationen für den Patienten bzw. sind
                                                                                            entsprechend ausgerüstete Praxen oder Kliniken nicht in zumut-
4. Behandlung von Erkrankten                                                                barer Zeit erreichbar, kann ein Zahnarzt verpflichtet sein, Anste-
Zur Behandlungspflicht von Erkrankten informiert die Bundes-                                ckungsrisiken einzugehen.
zahnärztekammer folgendermaßen:
                                                                                            Bei weniger schwerwiegenden Notfällen und Verfügbarkeit
Ein Zahnarzt hat grundsätzlich nur in Notfällen eine Pflicht zur                            alternativer Behandler kann sich das Ansteckungsrisiko durch
Behandlung. In einer zahnmedizinischen Notfallsituation, also                               COVID-19 als unzumutbar darstellen. In jedem Fall hat sich der
wenn beim Patienten gesundheitliche Schäden drohen, sofern                                  Zahnarzt in solchen Fällen um die weitere Behandlung des
er nicht unverzüglich zahnmedizinische Hilfe erhält, ist der                                Patienten zu kümmern.
Zahnarzt zur Hilfeleistung verpflichtet.
                                                                                            Ein begründeter Verdachtsfall liegt laut Bundeszahnärztekam-
Ausgangspunkt ist zunächst § 323 c Strafgesetzbuch (Unterlas-                               mer (BZÄK) dann vor, wenn
sene Hilfeleistung): „Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Ge-                              • klinische Symptome und ein Kontakt zu bestätigten COVID-
fahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm                            19-Fällen bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn vorlie-
den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erheb-                                         gen.
liche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger                                   • klinische Symptome und der Aufenthalt in Risikogebieten bis
Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr                              maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn vorliegen.
oder mit Geldstrafe bestraft.”

Das Gesetz benennt die Grenzen der Behandlungspflicht: Die
                                                                                            Auswirkungen auf die
Behandlung muss dem Zahnarzt zumutbar sein. Nicht zumutbar                                  vertragszahnärztlichen Pflichten
kann eine Behandlung des Notfallpatienten sein, insbesondere
wenn sich der Zahnarzt dadurch einer erheblichen eigenen Ge-                                1. Sicherstellungsauftrag
fahr aussetzt. Auch aus der Berufsordnung geht hervor: Der                                  Bei uns gehen unter anderem Anfragen von Praxisinhabern ein,
Zahnarzt kann die zahnärztliche Behandlung ablehnen, wenn                                   die sich mit der Möglichkeit der Praxisschließung befassen. In
die Behandlung ihm nach pflichtgemäßer Interessenabwägung                                   der aktuellen Situation mit dem derzeitigen Kenntnisstand hal-
nicht zugemutet werden kann.                                                                ten wir die Versorgung der Patienten nicht zuletzt auch auf
                                                                                            Grund unseres damit verbundenen Sicherstellungsauftrags für
Ob die mögliche Ansteckungsgefahr für nichtzahnärztliches                                   durchführbar. Wir gehen davon aus, dass Zahnärztinnen und
Personal oder den Zahnarzt selbst einen solchen sachlichen                                  Zahnärzte diesen Grundsatz und die damit verbundene Verant-
Grund zur Ablehnung einer Notfallbehandlung darstellt, ist nicht                            wortung auch im Fall behördlicher Anordnungen, welche die Be-
abschließend zu beantworten.                                                                völkerung z. B. mit Ausgangssperren belegen, weiterverfolgen.

RZB 4 | 08.04.2020
Corona                                                                                                                                             17

                                                                                      gemeinsam mit seinem Patienten entscheiden, ob die be-
                                             HKP BITTE PER POST                       absichtigte Behandlung unter den gegebenen Umständen
                    © Adobe Stock/A. Popov   Die Praxen werden auf Bitten der Kran-   erforderlich ist oder aber verschoben werden kann. Dies gilt
                                             kenkassen gebeten, zur Reduzierung       insbesondere bei Behandlungen, bei denen eine Aerosolwolke
                                             von unnötigen Infektionsherden, die      entstehen kann.
                                             Heil- und Kostenpläne bis auf Weiteres
                                             nicht mehr den Patienten auszuhändi-     Ausnahmen von dieser grundsätzlichen Behandlungspflicht
                                             gen, sondern direkt an die Krankenkas-   können nur durch behördlich angeordnete Praxisschließungen
                                             sen zu senden.                           nach dem Infektionsschutzgesetz zustande kommen. Die
                                                                                      Entscheidung über eine vorübergehende Praxisschließung
                                                                                      außerhalb der vorgenannten Vorgaben treffen Sie sowohl als
Die Schließung von Zahnarztpraxen ist nicht ohne weiteres mög-                        Praxisinhaber als auch als Zahnarzt. In jedem Fall ist die KZV zu
lich. In vertragszahnarztrechtlicher Hinsicht regelt § 95 Abs. 3                      informieren. Das gilt auch für den Fall der Praxisschließung
Satz 1 SGB V, dass der Vertragszahnarzt durch die vertrags-                           durch eine behördliche Anordnung (z. B. Quarantäne).
zahnärztliche Zulassung zur Teilnahme an der vertragszahn-
ärztlichen Versorgung im Umfang seines aus der Zulassung                              Wir werden als KZV die weitere Entwicklung beobachten und
folgenden Versorgungsauftrags berechtigt und verpflichtet ist.                        Initiative ergreifen, wenn der Sicherstellungsauftrag der Versor-
Ergänzend und konkretisierend regelt § 8 Abs. 6 BMV-Z, dass                           gung der Bevölkerung in Nordrhein gefährdet ist.
der Vertragszahnarzt die Behandlung eines Versicherten nur in
begründeten Fällen ablehnen darf.                                                     Die KZV Nordrhein und die Zahnärztekammer Nordrhein stellen
                                                                                      sicher, dass die Praxen über behördliche Anordnungen, die
Letztendlich hat der Praxisinhaber selbst zu entscheiden, ob                          insbesondere über die vorgenannten Optionen hinausgehen,
und wie seine Praxis in dieser Situation weitergeführt werden                         informiert werden.
soll. Hier werden Gründe wie reduziertes Patientenaufkommen,
Verfügbarkeit von persönlicher Schutzausrüstung und Hygiene-                          3. Besuch von
artikeln, Engagement und Verfügbarkeit der Mitarbeiter,                                  Pflegeeinrichtungen/Alterzahnheilkunde
betriebswirtschaftliche Parameter und insbesondere die eigene                         Die Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ) hat
Gefährdung bei Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe zu berück-                         bereits am 12. März die folgenden Empfehlungen veröffentlicht,
sichtigen sein. Der Vorstand der KZV Nordrhein beabsichtigt im                        denen wir uns vollumfänglich anschließen:
Moment nicht, Zwangsmaßnahmen einzusetzen, die die unter-
schiedlichen Ausgangssituationen der Praxen über einen                                „Für Pflegebedürftige und Senioren mit schwerwiegenden
Kamm scheren würden und zwangsläufig zu nicht abschätz-                               chronischen Erkrankungen besteht ein besonders hohes Risiko
baren Folgen für den Einzelnen führen würden.                                         an COVID-19 zu erkranken. Die DAGZ empfiehlt deshalb,
                                                                                      derzeit auf zahnmedizinische Routineuntersuchungen und
Sollte allerdings die Entscheidung der Praxen dazu führen, dass                       -behandlungen in der aufsuchenden Betreuung insbesondere
die Sicherstellung der Versorgung – wenn auch nur in einzelnen                        in Alten- und Senioreneinrichtungen zu verzichten und sich in
Planungsbezirken – gefährdet wäre, müsste die KZV Nordrhein                           Absprache mit den Einrichtungen, Pflegenden und Angehöri-
diese Entscheidung sofort revidieren und eingreifen.                                  gen auf Notfallbehandlungen zu beschränken. Viele Einrichtun-
                                                                                      gen sind derzeit bestrebt, die externen Kontaktmöglichkeiten
2. Ausnahmen von der grundsätzlichen                                                  zu den Pflegebedürftigen auf ein Minimum zu beschränken. Die
   Behandlungspflicht                                                                 DGAZ empfiehlt die Einrichtungsleitungen hierin zu unterstüt-
Unabhängig von dieser grundsätzlichen Verpflichtung zur                               zen und die Infektionsgefahr für Pflegebedürftige so klein wie
Erfüllung des Versorgungsauftrages muss jeder Zahnarzt                                möglich zu halten.“

WICHTIGER HINWEIS
Um zu gewährleisten, dass Sie und Ihr Praxisteam im Falle behörd-
licher Anordnungen, die mit Ausgangssperren einhergehen, weiter-
hin die Praxis erreichen können, empfehlen wir Ihnen als Arbeitge-
                                                                                                                                                     © Adobe Stock/JackF

ber vorsorglich die Ausstellung entsprechender Bescheinigungen.
Zurzeit sind Schulen und Kitas auf behördlicher Anordnung ge-
schlossen. Die KZV Nordrhein und die ZÄK Nordrhein setzen sich
dafür ein, dass der Anspruch auf Betreuung von Kindern auf Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter von Zahnarztpraxen ausgedehnt wird.

                                                                                                                                  RZB 4 | 08.04.2020
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