DEN WASSERSTOFF ALS ENERGIESPEICHER - Ú DIE NFZ-BRANCHE ENTDECKT Ú POLITIK FORCIERT WASSERSTOFF
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Hydrogeit Verlag / www.hzwei.info / 20. Jahrgang / Heft 1 / Januar 2020 / 82 Ú DIE NFZ-BRANCHE ENTDECKT DEN WASSERSTOFF Ú OLITIK FORCIERT WASSERSTOFF P ALS ENERGIESPEICHER
I N H A LT INHALTSVERZEICHNIS 2 Impressum 3 Editorial 4 Meldungen Kerstin Andreae leitet BDEW CEP: Zuwachs und Verstärkung Wrightbus fährt weiter 6 Messen und Kongresse Wasserstoff und WindEnergy f-cell zieht zahlreiche Zulieferer an 8 Hausenergie Hausbesitzer sind verunsichert 12 Politik Länder, Bund und EU – alle fordern H2-Strategien 24 Enapter wirbt für die Installation autarker Microgrids Quelle: Hyundai Bundesrat votiert für Wasserstoffwirtschaft Große Stakeholder-Konferenz in Berlin 22 Energiespeicherung HyStarter, HyExperts, HyPerformer sind gestartet Firmenportrait: Elektrolyseurhersteller Enapter 2 26 Elektromobilität Akkus für Pkw – Brennstoffzellen für Lkw Der maritime Sektor entdeckt die Brennstoffzelle Interview mit C. Möhlenkamp von Freudenberg Sealing 130 Wasserstofftankstellen bis 2021 IAA – Neuanfang sieht anders aus Brennstoffzellen punkten bei Langstrecken 26 Hyundais BZ-Trucks könnten auch bald in Deutschland fahren 42 Entwicklung Refabrikation – die ultimative Kreislaufwirtschaft 44 Weiterbildung Stralsund hat H2-Geschichte geschrieben Akzeptanz von P2X-Technologien bei Jugendlichen 48 Aktienanalyse 53 International Interview mit Randy MacEwen, Präsident von Ballard Briten rüsten sich für Wasserstoff 61 Terminkalender 62 Firmenverzeichnis 53 Interview: Ballard baut führenden BZ-Stack für Audi IMPRESSUM HZwei Design: Dipl.-Des. Andreas Wolter, Weimar Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der Autoren Satz: Dipl.-Des. Robert Müller, Berlin wider und entsprechen nicht unweigerlich der Meinung der Redaktion. Anzeigen: Kirsten Laasner Projektmanagement, Bad Segeberg Inhalte der Zeitschrift sowie der Homepage sind urheberrechtlich geschützt ISSN: 1862-393X Lektorat: Dione Gutzmer, Berlin und dürfen nur nach ausdrücklicher Zustimmung des Hydrogeit Verlages Jahrgang: 20. (2020) / Heft 1, Januar 2020 vervielfältigt oder anderweitig veröffentlicht werden. Für unverlangt einge- Druck: Printec Offset – medienhaus, Kassel sandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Verlag: Hydrogeit Verlag PEFC-zertifiziertes Papier Inh. Sven Geitmann, Gartenweg 5 Alle technischen Angaben in D – 16727 Oberkrämer Druckauflage: 4.500 Stück (plus 20.000 Downloads/Jahr) dieser Zeitschrift wurden von Erscheinungsweise: 4 × jährlich den Autoren, der Redaktion UStID.: DE 221143829 und dem Verlag mit größter Einzelpreis (Inland): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 2,00 2 Versand) Sorgfalt erarbeitet und zusammengestellt. Trotzdem sind Fehler nicht ViSdP: Dipl.-Ing. Sven Geitmann Jahrespreis (Inland): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 7,00 2 Versand) vollständig auszuschließen. Der Hydrogeit Verlag weist ausdrücklich Tel./Fax: +49 (0)33055 – 21322/20 Einzelpreis (Europa): 8,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 4,00 2 Versand) darauf hin, dass er keine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte E-Mail: kontakt@hydrogeit.de Jahrespreis (Europa): 30,00 Euro (inkl. MwSt. zzgl. 16,00 2 Versand) Angaben zurückgehen, übernehmen kann. Internet: www.hydrogeit-verlag.de, www.hzwei.info Redaktion. Mitarbeit: Sven Geitmann, Sven Jösting, Studenten: 50 % Ermäßigung Titelbild: Der Nikola Tre soll Ende 2022 kommen. Michael Nallinger Kündigung: jederzeit möglich, 6 Wochen vor nächster Ausgabe [Quelle: Nikola] HZwei 01 | JA NUA R 2020
EDITORIAL MEHR MITEINANDER Liebe Leserinnen und Leser! Trotz der aktuellen Welle der Begeisterung über die Potenti- Skeptiker darstellen, die eigentlich ale von Wasserstoff gibt es viele Diskussionen und auch viel zwar Wasserstoff unterstützen, aber, Unklarheit, was die Rolle von synthetischen Kraftstoffen aber, aber ... betrifft. Verfolgt man die aktuelle Debatte, bekommt man Für einige scheint allein schon mitunter den Eindruck, E-Fuels seien entweder ein weiterer die Tatsache, dass sich der Mine- Heilsbringer oder aber eine Ausgeburt des Bösen. ralölwirtschaftsverband (MWV, s. Kurz gesagt geht es darum, dass mithilfe von Ökostrom HZwei-Heft Okt. 2019) für E-Fuels und Wasser per Elektrolyse auf nachhaltige Art sogenann- ausspricht, auszureichen, um gegen ter „grüner“ Wasserstoff hergestellt werden kann. Wird diese Technologie zu sein. Klar, die dieser verarbeitet, indem daraus beispielsweise mit dem Mineralölwirtschaft bliebe dadurch Kohlenstoffdioxid aus Biogasanlagen Methan gemacht weiter am Zuge. „Die bewährte wird, spricht man von Methanisierung. Es können daraus deutsche Infrastruktur mit Raffinerien, Pipelines, Tankla- aber auch andere gasförmige oder flüssige kohlenwasser- gern und Tankstellen kann mit klimafreundlichen Kraft- stoffhaltige Substanzen hergestellt werden – zum Beispiel und Brennstoffzellen voll und ganz erhalten bleiben.“ So ist Methanol oder synthetischer Kraftstoff (Power-to-Liquid, es im Brennstoffspiegel, dem Magazin des UNITI-Bundes- PtL), die dann wie bisher in Verbrennungskraftmaschinen verbands mittelständischer Mineralölunternehmen, im No- genutzt werden können. vember 2019 nachzulesen. Genau hier liegt das Problem: Einige Akteure befürch- Aber ist es wirklich ratsam, gegen etwas zu votieren, nur ten, dass das Power-to-X-Verfahren genutzt wird, um das weil andere es auch mögen? positive Image von grünem Wasserstoff zu missbrauchen, Voraussichtlich wird es – wie so oft – auf ein Sowohl- damit noch möglichst lange ineffiziente Verbrennungsmo- als-auch hinauslaufen. Wir werden um E-Fuels auf unse- toren im Mobilitätssektor Verwendung finden. Die Vorteile rem Weg in eine nachhaltigere Energiezukunft nicht her- wären zwar, dass diese Kraftstoffe tatsächlich sauberer und umkommen, zumindest nicht bei Nfz, Schiffen, Zügen und nachhaltiger wären als Benzin und Diesel. Auch würde so nicht zusätzliches CO2 in die Luft geblasen, sondern nur das Kohlendioxid benutzt, das vorher ohnehin schon in der At- Flugzeugen. Ob dies für blauen Wasserstoff ebenfalls gilt, ist offen, da derzeit nicht erkennbar ist, dass diese Technologie in Deutschland auf öffentliche Akzeptanz stoßen wird. Hier 3 mosphäre weilte. könnte es tatsächlich sinnvoll sein, vom jetzigen grauen di- Die Nachteile wären aber, dass weiterhin eine vergleichs- rekt zum grünen Wasserstoff zu springen. weise ineffiziente Technologie zum Einsatz käme und der Eigentlich ist es doch ganz einfach: Dort, wo es geht, soll- Wechsel auf elektrische Antriebe hinausgezögert würde. te direkt Strom aus erneuerbaren Energien genutzt werden Außerdem würden weiterhin die Großkonzerne aus der (z. B. Kurzstrecken, Lieferdienste). Für leistungsstärkere Automobil- und Mineralölwirtschaft „an der Macht“ blei- und schwerere Fahrzeuge (größer als SUV) ergibt Wasser- ben. Und der Individualverkehr könnte ebenfalls in unge- stoff mehr Sinn. Ob die H2-Moleküle dann in reiner Form bremster Form weiterwachsen. oder als synthetische Kraftstoffe getankt werden, muss noch Klar ist inzwischen, dass eine komplette Elektrifizie- geklärt werden. Wichtig ist zunächst einmal, dass wir jetzt rung, die All-electric-World, nicht kommen wird, weil es erneuerbare Energien zügig weiter ausbauen und zeitnah die Wirtschaftszweige gibt, die weiterhin auf einen stofflichen Elektrolyseurproduktion hochfahren. Energieträger angewiesen sein werden. So sind Batterien nur Wir werden hier in Deutschland ohnehin nur einen be- eingeschränkt in Nutzfahrzeugen einsetzbar, weil aufgrund grenzten Teil der riesigen Energiemenge, die in Industrie, ihres Gewichts die Zuladung begrenzt wird. Überall dort, Chemie, Mobilität und Wärmeversorgung benötigt wird, wo große Energiemengen für lange Distanzen oder große erzeugen können. Einen Großteil werden wir – wie bisher Fahrzeuge benötigt werden, sind reine Stromspeicher im auch – importieren müssen, in welcher Form und von wo Nachteil. Somit kommen im Rahmen der voranschreitenden auch immer. Dekarbonisierung für den maritimen sowie den Luftfahrt- Wie all dies jedoch konkret umgesetzt werden wird, müs- sektor, aber auch für Nfz und Busse nur Wasserstoff und sen die nächsten Monate erst noch zeigen. synthetische Kraftstoffe in Frage. Aber selbst beim Wasserstoff ist heiß umstritten, ob dort übergangsweise auch grauer und blauer oder nur grüner H2 Herzlichst zum Einsatz kommen sollte. Grauer Wasserstoff wird aus Erdgas hergestellt – blauer ebenfalls, aber mit nachfolgen- der Sequestrierung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) – grüner mithilfe von erneuerbaren Energien. Warum sich einzelne Akteure inzwischen für den einen Sven Geitmann oder den anderen Weg entschieden haben, ist nicht immer HZwei-Herausgeber nachzuvollziehen. Fakt ist aber, dass die unionsgeführten Bundesministerien offen für Wasserstoff und PtL sind, das SPD-geführte Bundesumweltministerium aber eher auf Elektrifizierung setzt. Die Liberalen sind ähnlich offen wir die Konservativen, während sich die Grünen als die großen HZwei 01 | JA NUA R 2020
MELDUNGEN Quelle: Xiaohong Chen, CNRS/Université Grenoble Alpes KERSTIN ANDREAE LEITET BDEW Quelle: BDEW Seit Anfang November 2019 ist Kerstin Andreae neue Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Ener- gie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW). Die Volks- wirtin war zuvor viele Jahre wirtschaftspolitische Spre- cherin der Grünen-Bundes- tagsfraktion, legte aber im Oktober 2019 ihr Bundes- tagsmandat nieder. Sie übernimmt den Job von dem Libe- ralen Stefan Kapferer, von dem bereits im Juni letzten Jahres Abb. 1: Dehnbare Konstruktion bekannt wurde, dass er den Vorsitz der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz übernehmen wird, gehandelt. Es sei aber denkbar, dass zukünftig eine Ener- was dann auch im Dezember 2019 geschah. gieversorgung mithilfe von Körperflüssigkeiten (z. B. Laktat Wasserstoff gegenüber ist Andreae als Grünen-Mitglied im Schweiß) dazu beitragen könnte, dauerhaft kleine Elek- überraschend positiv eingestellt. Sie erklärte: „Der Energie- trogeräte für medizinische Zwecke oder zur Aufzeichnung träger Wasserstoff wird derzeit zu Recht als Allround-Talent sportlicher Aktivitäten einsetzen zu können. Es sei den For- der Energieversorgung von morgen bezeichnet: Er ist bestens schern bereits gelungen, dass ein LED-Lämpchen dauerhaft geeignet, um die Flexibilisierung des Energiesystems und die leuchtet. Jetzt werde an einer Erhöhung der resultierenden Dekarbonisierung der Sektoren Verkehr, Wärme und In- Spannung gearbeitet, hieß es. || dustrie voranzutreiben.“ Die Bereitstellung von ausreichend grünem Gas betrachtet die Schrambergerin als ein europäi- sches Projekt, das die gesamte hiesige Wirtschaft voranbrin- gen kann, weshalb sie in diesem Bereich ausdrücklich den LINDE STEIGT BEI ITM EIN 4 Dialog mit der Industrie noch verstärken möchte. || Im Oktober 2019 ist der Gasehersteller Linde bei dem bri- tischen Elektrolyseurhersteller ITM Power eingestiegen. Insgesamt erwarb die Linde AG 95 Mio. neue ITM-Aktien FLEXIBLE, DEHNBARE BIO-BZ für 45 Mio. Euro. Damit hält der ehemals deutsche Indust- riekonzern, der seine Zentrale nach der Fusion mit Praxair In einer internationalen Zusammenarbeit haben Wissen- ins britische Guildford verlagerte, 20 Prozent an dem Shef- schaftler eine Art „Bio-Brennstoffzelle“ entwickelt, die di- fielder Anlagenbauer. Neben dieser Beteiligung soll es auch rekt am Körper getragen und allein über Schweiß mit Energie bald ein 50-50-Joint-Venture geben, das grünen Wasserstoff versorgt werden kann. Ende September 2019 präsentierten für Industrieprojekte bereitstellen wird. Graham Cooley, französische Forscher des Départements de Chimie Molécu- Geschäftsführer von ITM Power PLC, erklärte: „Die große laire (DCM), einer Forschungseinheit aus CNRS (National strategische Investition von Linde zementiert eine fünfjähri- Center De La Recherche Scientifique) sowie der Université ge Geschäftsbeziehung zwischen uns und bietet ITM Power Grenoble Alpes, gemeinsam mit US-amerikanischen Kolle- einen weltweit führenden Partner mit umfassendem Know- gen von der UC (University of California) San Diego eine how in den Bereichen Engineering, Beschaffung und Kon- neue flexible und dehnbare Konstruktion, die beispielsweise struktion sowie einem globalen Kundenstamm. Das Joint portable Elektrogeräte mit Strom versorgen könnte. Venture wird es uns ermöglichen, uns auf unsere Kernkom- Wie in der Fachzeitschrift Advanced Functional Mate- petenz bei der Entwicklung und dem Vertrieb von Elektroly- rials berichtet wurde, habe es sich zunächst um Laborver- seuren zu konzentrieren und mit Linde als Partner umwelt- suche mit Carbon-Nanotubes und kleinsten Biosensoren freundlichen Wasserstoff in großem Maßstab zu liefern.“ || MESSTECHNIK FÜR BRENNSTOFFZELLEN, ELEKTROLYSEURE UND BATTERIEN – VON DER ENTWICKLUNG BIS ZUR SERIE. Diagnostics for a long Lifetime and to reduce Costs Auch DiLiCo current density verfügbar für Stromdichte- und Temperaturverteilungsmessung balticFuelCells Stromdichten bis ± 6 A/cm² • Temperaturen bis 175 °C qCf DiLiCo cell voltage Zellspannungsmessung für Speicher und Wandler Zellspannung bis 4,5 V • Messgenauigkeit bis ± 0,1 mV HZwei 01 | JA NUA R 2020 www.dilico.de
MELDUNGEN ZUWACHS UND VERSTÄRKUNG WRIGHTBUS FÄHRT WEITER Quelle: CEP Quelle: Au Morandarte [CC BY-SA 2.0] Abb. 1: A. Steinau, J. Starr, S. Beck (v. l.) Abb. 1: Roter H2-Wrightbus im Londoner Stadtverkehr Auf der Jahrestagung der Clean Energy Partnership (CEP) Der nordirische Bushersteller Wrightbus wurde im Oktober hat sich Ende 2019 ein neues Führungstrio zusammenge- 2019 von der Bamford Bus Company (BBC) übernommen funden. Der erst jüngst zum Vorsitzenden gewählte Jörg und arbeitet jetzt unter der Leitung von Jo Bamford an der Starr von Audi erhielt zwei Co-Chairs an seine Seite: Ste- Brennstoffzellenintegration wie auch am Ausbau der H2-In- fanie Beck von Toyota und André Steinau von GP Joule. frastruktur. Der neue CEO Buta Atwal, der ebenso wie Bam- Außerdem vergrößerte sich die branchenübergreifende In- ford von dem britischen Landmaschinenhersteller J.C. Bam- dustrieinitiative um zwei neue Mitglieder: Mit EWE und ford Excavators Limited (JCB) kommt, erklärte: „Mit der GP Joule traten sowohl ein Energieversorger als auch ein jüngsten Ankündigung einer neuen nationalen Busstrategie Dienstleister der CEP bei, der damit jetzt fünfzehn Insti- der Regierung im Jahr 2020, bei der die Dekarbonisierung tutionen angehören. Starr nutzte die Tagung zudem, um eine Schlüsselrolle spielen wird, treten wir in eine aufregen- dem Firmenzusammenschluss eine Frischzellenkur zu ver- de Phase ein. Wrightbus hat die Möglichkeit, den Weg zu ordnen, damit die H 2- und BZ-Thematik zukünftig mit et- weisen, den wir mit unserer Erfolgsgeschichte bei der Her- was mehr Schwung und Elan in die Öffentlichkeit getragen stellung von modernen, emissionsfreien Wasserstoffbussen werden kann. || sowie Elektro- und Hybridmodellen eingeschlagen haben.“ || 5
ME SSEN & KONGRE SSE Thema: Messen & Kongresse Autor: Sven Geitmann F-CELL ZIEHT ZAHLREICHE ZULIEFERER AN Hahn-Schickard-Institut gewinnt zum zweiten Mal f-cell award Am 10. und 11. September 2019 hat in Stuttgart zum 19. Mal die f-cell stattgefunden, und wie man unzweifelhaft feststellen konnte, hat sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre grundlegend verändert. Nach der zwischen- zeitlichen Fokussierung auf die Messe steht jetzt wie- der das Symposium mehr im Mittelpunkt. Die zentrale Funktion, die dieser Herbst-Event für die internationale Wasserstoff- und Brennstoffzellenbranche einnimmt, ist allerdings das Networking, was in diesem Jahr besonders deutlich wurde. Jahrelang galten Veranstaltungen wie die f-cell oder auch die Hannover Messe als sogenannte Nabelschauen, bei de- nen Wissenschaft und Wirtschaft zeigten, was sie entwickelt hatten, um sich dann gegenseitig auf die Schulter zu klopfen. Dieses Mal waren im Haus der Wirtschaft weniger von den altbekannten Akteuren erschienen, aber dafür mehr New comer. Während einige Gesichter, die über viele Jahre regel- mäßig in die baden-württembergische Hauptstadt gekom- men waren, fehlten, konnte Organisator Peter Sauber umso 6 mehr neue Gesichter begrüßen. Insbesondere aus dem Zuliefersektor waren bislang teils noch unbekannte Firmen angereist, um sich über die Was- serstoff- und Brennstoffzellentechnik zu informieren, aber auch, um sich der Community vorzustellen und um ihre Produkte beziehungsweise Dienstleistungen anzubieten (40 Aussteller). Das umfassende Angebot an Matchmaking-Ge- sprächen, Workshops und Thementischen bot passend dazu mannigfaltige Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und Abb. 1: H2-Wettfahrt sorgt für Öffentlichkeit Geschäftsanbahnung. Die Konferenz, zu der an beiden Tagen jeweils rund 250 tag hatte Jürgen Pfeiffer zu seinem Polit-Talk in die Kö- Teilnehmer erschienen, hatte insbesondere am zweiten Tag nig-Karl-Halle eingeladen (s. Abb. 2), so dass diese am interessante Vorträge zu bieten. Unter anderem berichtete Abend bei der Aufzeichnung der Podiumsdiskussion gut Bill Johnston, der Minister von Westaustralien für Minen gefüllt war – vorrangig mit technikinteressierten Herren und Erdöl, von H2-Aktivitäten in Down Under, und Dr. Af- reiferen Alters. Inhaltlich ging es um die politischen Rah- kenel Schipstra über die Pläne im frisch von der EU gekürten menbedingungen, aber auch um die wirtschaftliche Aus- Hydrogen Valley in den Niederlanden. richtung von Unternehmen der Automobilbranche wie bei- Das Rahmenprogramm war in diesem Jahr um zwei spielsweise Audi und ElringKlinger. Highlights erweitert worden: Am Veranstaltungsvor- FÜNFTE 24-HOUR HYDROGEN CHALLENGE Passend dazu waren tagsüber insgesamt vier Teams im Rahmen einer 24-stündigen Wettfahrt mit Brennstoffzellenautos (Hydrogen Challenge) aufgebrochen, um innerhalb eines InternatIonal ne w Tages möglichst viele Kilometer zu fahren beziehungs- newsletter G et y o disco ur e a r ly bir unt a n d d weise möglichst viele H 2 -Stationen aufzusuchen (insg. 39 Betankungen). Aufgrund der Koinzidenz mit anderen s ave about Hydrogen and Fuel Cells 25 % Veranstaltungen stand leider nur eine begrenzte Anzahl an BZ-Fahrzeugen zur Verfügung. Das fünfte Auto im Rennen war der Hesla von Max Holthausen, der mit seiner „Wir brauchen die Brennstoffzelle und die Brennstoffzel- le braucht uns. – We need the fuel cell and the fuel cell needs us.” www.h2-international.com Franz Untersteller, Umweltminister Baden-Württemberg HZwei 01 | JA NUA R 2020
ME SSEN & KONGRE SSE richtung vorgegeben, zukünftig auf der Weltleitmesse für Windkraft beiden Technologien eine gemeinsame Plattform zu bieten. Vom 22. bis 25. September 2020 soll nicht nur die ge- samte Wertschöpfungskette der Windenergie abgebildet, sondern als neues Schwerpunktthema auch Speichertech- nologie präsentiert werden. Bislang gab es während der alle zwei Jahre in der Hansestadt abgehaltenen Messe die so ge- nannte „Storage-Tour“, bei der Besucher zu weit über alle Hallen verteilten Ausstellern von Speicherlösungen geleitet wurden. Dieses Konzept soll nun ergänzt werden, erklärte Katja Löwe, Projektleiterin WindEnergy Hamburg, gegen- über HZwei. Statt aber an frühere Veranstaltungen mit der H2Expo anzuknüpfen, setzt die Projektmanagerin 2020 voll auf Abb. 2: Diskussion mit Politik und Wirtschaft Networking und Internationalisierung. Speziell für Start- ups soll ein H2Insights-Areal zur Verfügung gestellt wer- Mannschaft außerhalb der Wertung als Fuchs versuchen den, auf dem mit wenig Aufwand möglichst viele Kontakte musste, die anderen Teams einzuholen. Zwischenzeitlich geknüpft werden können. Zudem soll die Power4Clima- beschleunigte Holthausen seinen eigenhändig auf Was- te-Bühne Raum für Ideenaustausch mit Experten über serstoff betrieb umgebauten Tesla bei der Einholjagd auf zukunftssichere Lösungen bieten. Die Messegesellschaft 245 Stundenkilometer. will sich mit einer neuen Strategie bewusst von Mitbe- Gewinner der Klassik-Wertung (u. a. gefahrene Kilome- werbern und Partnern in Hannover oder Husum absetzen ter) wurden die HYghlanders. In der Creativ-Kategorie (bes- und auf diese Weise Hamburg als zentralen Standort für ter Beitrag) siegte Weiter-mit-Wasserstoff. Dieses Team – be- Wind-Wasserstoff etablieren. Bernd Aufderheide, Vorsit- stehend aus Mitgliedern der H2BZ-Initiative Hessen – fuhr zender der Geschäftsführung Hamburg Messe und Con- in seinem Toyota Mirai auch den Gesamtsieg ein. gress, erklärte: „Wir verbinden hier die Akteure der Wind- Alle Fahrer zeigten sich nach der Wettfahrt euphori- stromproduktion mit den Spezialisten für Elektrifizierung, siert und zufrieden, da alle von tollen Erlebnissen zu be- die Umwandlung erneuerbarer Energie in Wasserstoff und richten hatten. Potentielle Ziele waren in ganz Deutschland und darüber hinaus verteilt, von Berlin bis runter nach Zagreb und Bratislava. Die tatsächlichen Fahrstrecken H 2-Anwendungen.“ || 7 beschränkten sich allerdings auf Mittel- und Süddeutsch- land zwischen Koblenz und München beziehungsweise auf den Norden der Schweiz und Österreichs, wo ein Team am Himmelsjoch mitten im September bei Minustemperatu- h2herten Wasserstoff-Kompetenz-Zentrum ren durch Schnee fuhr. AUSZEICHNUNGEN FÜR FAHRER UND ENTWICKLER Die Abendveranstaltung fand mal wieder in den Stuttgarter Wagenhallen statt, wo sowohl die Wettfahrer als auch die award-Gewinner ausgezeichnet wurden. Der f-cell award in der Kategorie Forschung und Entwicklung ging – mal wieder – an das Hahn-Schickard-Institut nach Freiburg. Das junge Team hatte ein neues Beschichtungsverfahren mit Nanopartikeln und -fasern entwickelt, wodurch teures Iridiumoxid (IrOx), das bei Elektrolyseuren als Katalysa- tormaterial benötigt wird, bei gleicher Leistung eingespart werden kann. Den Preis in der Kategorie Produkte und Märkte über- reichte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller an Vertreter von Alstom für deren BZ-Zug Co- radia iLint. 2020 findet die f-cell vom 29. bis 30. September in Stutt- gart statt und feiert ihr zwanzigstes Jubiläum. || ANWENDERZENTRUM Kontakt: info@h2herten.de H 2 HERTEN www.h2herten.de WASSERSTOFF UND WINDENERGY • Erstes Technologiezentrum für Firmen der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik Wo lässt sich wohl am besten demonstrieren, wie zukünftig • Büroräume und Technika die Wasserstoff- und Windkrafttechnik zusammenwachsen können? Dafür prädestiniert ist ganz sicher Norddeutsch- • Integrierte Wasserstoffversorgung land (s. S. 12). Deswegen hat jetzt die Hamburg Messe und • H2-basiertes Energiekomplementärsystem Congress GmbH mit ihrer WindEnergy die klare Marsch- • Meetingräume inkl. Präsentationstechnik
HAUSENERGIE Thema: Hausenergie Autor: Sven Geitmann UNBEKANNT UND TEUER Hausbesitzer sind verunsichert als beim Kauf einer konventionellen Quelle: Remeha Brennwerttherme. Wo sich BZ-Heizgeräte auf jeden Fall lohnten, sei das Luxussegment, so Ste- fan Thiel, Vertriebsleiter für Deutsch- land bei Buderus Thermotechnik. So amortisiere sich eine Brennstoffzellen- anlage ohne Spitzenlastkessel, aber an- geschlossen an einen wassergeführten Kaminofen im gehobenen Einfamili- enhausbereich vergleichsweise schnell, insbesondere wenn dort auch ein Elektroauto zum Aufladen bereitstehe. Allerdings sei dies kein Massenmarkt, räumte Thiel unumwunden ein. BEKANNTHEITSGRAD MUSS GE- STEIGERT WERDEN Die anwesenden Branchenvertreter zeigten volles Ver- ständnis dafür, dass viele Hausbesitzer 8 mit mittlerem Einkommen angesichts der bislang vorhandenen markanten Kostenunterschiede dann meist doch keine Brennstoffzelle erwerben. Eine Idee, wie dieses Dilemma beseitigt wer- Abb. 1: Kommt im Frühjahr 2020 – die eLecta 300 den könnte, hatte jedoch niemand pa- rat. Deswegen rankte sich alles um die Frage, wie denn die Produktionszahlen Nach der Gasbranche setzt jetzt auch die Heizungsbranche immer stärker auf hochgeschraubt werden könnten, um Wasserstoff. Obwohl die absoluten Verkaufszahlen von Brennstoffzellenheiz- über Serienfertigung die Kosten in den geräten immer noch niedrig sind, kann doch ein deutlicher Wachstumstrend Griff zu bekommen. verzeichnet werden. So stieg die Anzahl der Förderanträge 2019 um 30 Prozent Immerhin bemühen sich zumin- gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies macht zumindest den Mitgliedern der dest diejenigen Unternehmen, die ak- Initiative Brennstoffzelle (IBZ) Hoffnung, dass in den nächsten Jahren ein rich- tuell BZ-Heizgeräte im Angebot haben, tiger Markt entstehen könnte. Von einer Wende im Wärmesektor kann hier aller- um die Weiterbildung der Handwerker. dings noch lange nicht gesprochen werden. Es zeigte sich allerdings, dass nur rund 20 Prozent der Installationsbetriebe Einmal im Jahr treffen sich Vertreter der IBZ, um sich gegenseitig auf den aktu- als sogenannte Innovatoren bezeichnet ellen Stand beim Thema Brennstoffzellentechnik zu bringen. Und alle Jahre wie- werden können und aus Eigeninteresse der wird konstatiert, dass die absoluten Verkaufszahlen immer noch niedrig sind, versuchen, stets neue Technologien an dass die Öffentlichkeitsarbeit optimierbar ist, dass der bürokratische Aufwand für den Erhalt von Fördergeldern immens hoch ist und dass die Installateure bes- ser eingebunden werden müssen. So war es auch am 29. Oktober 2019, als sich rund 70 Branchenvertreter in Frankfurt am Main versammelten und feststellten, dass „die Brennstoffzellenhei- zung den Einstieg ins Wasserstoffzeitalter für jedermann“ ermöglichen könnte. Damit dies aber tatsächlich geschehen kann, müssen sich zunächst noch einige Voraussetzungen ändern, und genau daran hakt es aktuell. Denn auch bei der IBZ weiß niemand so recht, welcher denn der goldene Weg sein könnte, um in Deutschland ähnlich hohe Absatzzahlen wie in Japan erzielen zu können. Seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren wird in der Bundesrepublik an sta- tionären Brennstoffzellensystemen geforscht und entwickelt. Und immerhin gibt es hierzulande dank guter Förderbedingungen auch inzwischen einen Markt, der wächst – wenn auch langsam. Durchschnittlich wird die Installation eines Brenn- stoffzellenaggregats in Deutschland mit rund 11.000 Euro gefördert, aber trotz- dem ist der vom Kunden selbst aufzubringende Preis immer noch fünfmal höher Abb. 2: Dr. Frank Voßloh HZwei 01 | JA NUA R 2020
HAUSENERGIE die Kunden zu bringen. Die Aus- und Weiterbildung wurde nach einhelliger Mei- rung im Herbst 2019 aufgelegte Klima- nung nach wie vor als elementar wichtig bewertet. Da dies aber insgesamt mit paket, in dessen Rahmen angekündigt relativ viel Aufwand verbunden sei, den sich kaum einer antue, seien „die Hand- wurde, Maßnahmen zur CO2-Reduzie- werker aktuell das Bottleneck“, so Dr. Karsten McGovern, Leiter der Hessischen rung in Gebäuden könnten gefördert LandesEnergieAgentur. werden. Infolge dieser Aussicht auf Vonseiten der Hausbesitzer ist auch nicht mit schlagartig zunehmendem Be- staatliche Zuschüsse habe es Auftrags- darf zu rechnen, da dort nach wie vor ein großes Informationsdefizit herrscht. stornierungen gegeben, weil zahlreiche Brennstoffzellen stehen immer noch für diejenige Technologie, die seit Ewigkeiten Konsumenten ihre bereits geplanten entwickelt wird und die immer erst in zehn Jahren kommt. Gleichzeitig wissen die Sanierungsmaßnahmen verschoben wenigsten, wie diese Technik genau funktioniert. Hier müsse somit viel Aufklä- hätten. Helmut Bramann, Hauptge- rungsarbeit geleistet werden, konstatierten zum wiederholten Male die IBZ-Spre- schäftsführer des ZVSHK (Zentralver- cher Timm Kehler und Andreas Lücke, ohne jedoch konkrete Maßnahmen vor- band Sanitär Heizung Klima), sagte zustellen. Dr. Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Erdgas, gegenüber der Zeitung Welt: „Die von stellte ernüchtert fest: „BZ-Heizgeräte sind schlichtweg zu wenig bekannt.“ Auch den Eigenheimbesitzern zurückge- Alexander Dauensteiner, der nach 17 Jahren Firmenzugehörigkeit bei Vaillant nommenen Aufträge summieren sich im Herbst 2019 zum Konkurrenten Viessmann wechselte, konstatierte, es fehle nach unserer Schätzung bereits jetzt schlichtweg ein entsprechendes Marketing. auf einen dreistelligen Millionenwert.“ BEGRENZTES ANGEBOT Die Anzahl ELECTA 300 VON REMEHA der 2019 neu installierten Brennstoff- Das neue Brennstoffzellenheizgerät von Remeha, Tochterunternehmen der zellenheizgeräte lag in Deutschland bei BDR Thermea Group, ist für Eigenheime konzipiert. Der niederländische etwa 3.400 Stück und damit um 30 Pro- Heizungsbauer setzt dabei auf eine Polymer-Elektrolyt-Membran-Brenn- zent höher als im Vorjahr. Insgesamt stoffzelle (PEM), die eine elektrische Leistung von 750 W und eine thermi- wurden seit Beginn des KfW-Förder- sche Leistung von 1.100 W liefert (Gesamtwirkungsgrad: 95 Prozent, s. Abb. programms 433 „Zuschuss Brennstoff- 1). Zunächst wird die eLecta 300 im Rahmen eines Feldtests im deutschen zelle“ im Sommer 2016 bis September Markt erprobt und soll dann ab dem Frühjahr 2020 erhältlich sein. Jürgen 2019 rund 9.000 Förderanträge bewil- Jahn, Leiter Produktmanagement, bestätigte: „Die ist plug-&-play-fähig – ein ligt. In Japan standen 2018 während- fertiges System. Nächstes Jahr steht sie in der Preisliste.“ dessen 270.000 Geräte (Ziel für 2020: Dennoch zeigten sich die Vertreter der IBZ-Mitgliedsunternehmen von den Vor- 1,4 Mio.; s. auch Fuel Cell Review 2019 S. 54). Angesichts der Tatsache, dass mit Viessmann, SolidPower und Bude- 9 teilen der BZ-Technologie absolut überzeugt. Es wurde aber auch deutlich, dass rus bislang nur drei Anbieter auf dem hier immer noch über eine Nische gesprochen werden muss, angesichts von ins- hiesigen Markt vertreten waren, mag gesamt 21 Mio. Haushalten, die in Deutschland über Heizungssysteme verfügen. diese vergleichsweise niedrige Zahl Die Bedeutung, die Brennstoffzellen für diese Unternehmen haben, darf somit verständlich sein. Hoffnung macht weiterhin als klein bezeichnet werden, was unweigerlich auch für ihren Stellen- indes, dass Remeha im Frühjahr 2019 wert innerhalb der gesamten Energieversorgung gilt. auf der Branchenmesse ISH ein neues Dr. Frank Voßloh, Geschäftsführer der Viessmann Deutschland GmbH, er- System von Senertec präsentiert hat klärte zwar, er sei ein „Fan der Brennstoffzelle“. Dies genüge allerdings nicht, da (s. Kasten), das seit Oktober verfügbar die aktuelle Verunsicherung der Verbraucher dazu führe, dass zahlreiche Reser- sein soll. Die IBZ stellte weiterhin in vierungen zurückgezogen werden. Die Ursache dafür sei das von der Bundesregie- Aussicht, dass mit Freudenberg >> 10.– 13. 03. 2020 | Dienstag–Freitag DER HOTSPOT FÜR SHK-PROFIS Marktreife Neuheiten und richtungsweisende Konzepte: Beim ersten Branchenhighlight des Jahres zeigen rund 500 Aussteller aus über 15 Nationen die Bereiche Sanitärobjekte und Sanitärinstallationen, Heizungstechnik, Lüftungs- und Klimatechnik sowie digitales Gebäudemanagement. Treffen Sie Ihre Partner aus Handwerk, Handel, Industrie und Dienstleistung auf dem Hotspot: der SHK ESSEN! Ihr Mehrwert: ✔ Wasserstoff-Praxis im Dialog: Workshops und Präsentationen zu Entwicklungen im Wasserstoff-Bereich ✔ Trends, Produkte, Technologien: digital, nachhaltig, ästhetisch www.shkessen.de | #shkessen |
HAUSENERGIE (2020) und Sunfire (Anfang 2020) zwei weitere Player hinzukommen könnten, werden wir als Vaillant bereitstehen.“ auch wenn es vonseiten Freudenbergs hieß, man habe „die Aktivitäten von E lcore Wenn Leeds in 15 Jahren 3,7 Mio. Ge- rund um die Brennstoffzellenheizgeräte für den Hausgebrauch eingestellt“ (s. räte für reinen Wasserstoff haben will, Möhlenkamp-Interview S. 34). „müssen wir liefern“, so seine Zusage. Ob und wann Vaillant wieder in die Brennstoffzellentechnik einsteigt, blieb Timm Kehler sagte dazu: „Die Brenn- indes offen. Dr. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer der Deutschland-Spar- stoffzellenheizung hat damit das Po- te, stellte lediglich in Aussicht, dass der Trend zu größeren Leistungen für BZ-Ge- tenzial, zum Game-Changer der Wär- räte im Dauerbetrieb gehe. Er visiere flexible, dezentrale Lösungen an, da „sich mewende zu werden. Sie ermöglicht nicht jeder selbst versorgen“ müsse. den Einstieg in das Wasserstoffzeitalter für jedermann.“ || GASNETZE MIT 100 PROZENT WASSERSTOFF Interessant zu beobachten ist in- dessen die Entwicklung im Gassektor. Während Stand heute davon ausgegangen wird, dass das Gasnetz zehn Volumenprozent Wasserstoff bedenkenlos aufneh- men kann, wird aktuell darüber diskutiert, wie schnell dieser Anteil angehoben H2-BHKW werden kann. So könnte die nächste Anlagengeneration bereits für 30 Prozent Im Rahmen des Wasser- ausgelegt sein. Und es gibt Stimmen, die sagen: „Alle neuen Gasheizgeräte sollen stoff-Dorfes, das derzeit in Sach- ab 2023/24 ‚ready‘ sein für 100 Prozent Wasserstoff.“ sen-Anhalt aufgebaut wird, befin- Produkte wie der wasserstoffbetriebene Heizkessel von Remeha (s. HZwei- det sich auch in Deutschland ein Heft Okt. 2019), der derzeit in den Niederlanden in einem Pilotprojekt erprobt Wasserstoff-BHKW im Test. Im wird, könnten dann beispielsweise in Form von Insellösungen über reine H2-Net- Rahmen der HYPOS-Projekte H2- ze, die abgetrennt vom Erdgasnetz sind, mit grünem Gas versorgt werden und Home und H2-Netz (s. HZwei-Heft eine nachhaltige Energieversorgung gewährleisten. Eva Hennig von Eurogas be- Jul. 2019) auf dem Testgelände der richtete von Versuchen in Großbritannien, bei denen Geräte erfolgreich mit bis zu Mitteldeutschen Netzgesellschaft 80 Prozent Wasserstoff betrieben wurden. Sie räumte lediglich ein: „Man hat halt Gas mbH im Chemiepark Bitter- die Flamme nicht gesehen.“ Der Feldversuch in Leeds (s. H21-Projekt – HZwei- feld-Wolfen wird sowohl dessen Heft Jul. 2018) sei zwar immer noch im Planungsstadium, aber sie zeigte sich zu- Betrieb als auch dessen Anschluss versichtlich, dass „wir ein H2-Gerät bekommen werden“. ans Gasnetz untersucht. Details Frank Voßloh gab jedoch zu bedenken, dass dessen Entwicklung mindestens dazu lesen Sie im HZwei-April- fünf Jahre benötige. Tillmann von Schroeter erklärte daraufhin: „Wir werden Heft 2020. 10 an Netzabschnitten mit 100 Prozent Wasserstoff nicht vorbeikommen, und da 10.–12. März 2020 Düsseldorf EXPOKONFERENZ Die internationale Fachmesse und Konferenz UND für Energiespeicher und Power-to-X POWERED BY IRES ENERGY STORAGE EUROPE ORGANIZED BY ORGANIZED BY www.ESEexpo.de
HAUSENERGIE WASSERSTOFF-BHKW FÜR DUBAI Wasserstoffbetriebene Verbrennungsmotoren schienen tot, Quelle: 2G nachdem BMW vor Jahren seine Entwicklungsarbeiten an H2-Hubkolbenmaschinen eingestellt hatte. Im Pkw-Bereich gilt dies auch nach wie vor, nicht aber für Nutzfahrzeuge oder stationäre Anlagen. Im Bereich großer Blockheizkraftwerke arbeitet die 2G Energy AG seit langem daran, ihre Gasmo- toren auch für Wasserstoff kompatibel zu machen. Wie weit diese Entwicklung mittlerweile fortgeschritten ist, wird in Haßfurt demonstriert, wo von der Siemens AG im Juli 2019 der Auftrag kam, solch eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anla- ge (KWK-Anlage) in Dubai aufzubauen. Im Rahmen eines Pilotprojekts auf der arabischen Halb- insel soll Sonnenergie aus einem der weltweit größten Solar- parks in Form von Wasserstoff zwischengespeichert werden. Abb. 1: Ein wasserstoffbetriebener agenitor 406 SG – ein ver- Den Elektrolyseur zur H2-Herstellung stellt Siemens. 2G lie- gleichbares Modell mit zwölf Zylindern steht jetzt in Dubai ferte seinen agenitor 412 (280 kWel) bereits aus, damit dieser bei Bedarf den grünen Wasserstoff rückverstromen kann. inzwischen erteilt. Christian Grotholt, CEO und Gründer Das Projekt soll demonstrieren, wie Solarenergie in großer von 2G Energy, erklärte dazu: „Wir verzeichnen ein reges Dimension erzeugt, gespeichert und für andere Anwendun- und breites Interesse an unserer Wasserstoffkompetenz und gen nutzbar gemacht werden kann. Der Solarpark soll Mitte sind daher optimistisch, unsere technologische Führerschaft 2020 fertig sein (Gesamtleistung: 800 MW) und das H2-BH- weiter ausbauen zu können.“ KW in Kürze in Betrieb gehen. Nach Angaben von Frank Grewe, dem Entwicklungs- In Haßfurt haben Siemens und 2G bereits gezeigt, wie leiter des Unternehmens aus Heek (NRW), werden bei der solch eine Anlage in kleinerer Dimension (120 kWel) aus- Stromerzeugung in einem Kohlekraftwerk ohne Kraft-Wär- sehen kann. Das Wasserstoff-Blockheizkraftwerk bei den me-Kopplung 1.150 gCO2 pro Kilowattstunde ausgestoßen. dortigen Stadtwerken ging Ende Juni 2019 in Betrieb. Ein Ein Erdgas-BHKW emittiert demgegenüber 350 gCO2 pro Ki- nächster Auftrag für eine weitere Anlage in Deutschland ist lowattstunde – ein H2-BHKW 0 gCO2 . || 11 HZwei 01 | JA NUA R 2020
POLITIK Thema: Politik Autor: Sven Geitmann GRÜNE WASSERSTOFFWIRTSCHAFT BIS 2035 Länder, Bund und EU – plötzlich fordern alle H2-Strategien Im vergangenen Jahr hat auf politischer Ebene ein Umdenkprozess stattgefun- regionale und später auch eine überre- den. Auch wenn die Energiewende immer noch nicht merklich weiter vorange- gionale Grundversorgung mit grünem kommen ist, gibt es inzwischen zumindest eine Vision davon, wie eine zukünf- Wasserstoff ermöglichen sollen. tige Energieversorgung aussehen könnte. Immer deutlicher wird dabei, dass Schleswig-Holstein legte passend Wasserstoff darin eine wichtige Rolle spielen wird. Nachdem es allerdings jah- dazu Anfang Oktober 2019 eine Studie relang überhaupt kein Konzept zur Einführung der H2-Technologie gab, kün- über die Potenziale der H2-Wirtschaft digten 2019 gleich mehrere Bundesländer und Regionen eigene Wasserstoffstra- im Kreis Nordfriesland vor. Projektleiter tegien an. Thorsten Herbert von der NOW sah sich daher während der f-cell im Jürgen Meereis erklärte: „Zum Beispiel September 2019 genötigt zu betonen, dass man „bis Ende des Jahres eine Strate- könnten alle Abfallsammelfahrzeuge in gie“ haben werde, die die regionalen Aktivitäten bündele und in deren Konzepti- Schleswig-Holstein mit Elektrolysewas- onierung die NOW mit involviert sei. serstoff aus dem Strom von etwa einem Drittel der Windenergieanlagen betrie- Die meiste Vorarbeit bei der Konzeptionierung dürften bislang die fünf Bundes- ben werden, die im Jahr 2020 aus der länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schles- EEG-Förderung fallen.“ Die Studie emp- wig-Holstein geleistet haben. Seit November 2018 arbeiteten sie im Auftrag der je- fiehlt beispielsweise den Kommunen und weiligen Wirtschafts- und Verkehrsminister beziehungsweise -senatoren an der dem Fuhrpark der Bundeswehr, sich um Norddeutschen Wasserstoffstrategie, die mittlerweile bei der Konferenz der Küsten-, Fördermittel für wasserstoffbetriebene Wirtschafts- und Verkehrsminister in Lübeck am 7. November 2019 vorgelegt wurde. Lkw oder Abfallsammelfahrzeuge (s. S. Diese basiert auf einem Eckpunktepapier, an dessen Erarbeitung sich lände- 26 bis 30) zu bemühen, um die Praxis- rübergreifend mehrere Arbeitsgruppen mit mehr als 200 Institutionen per Fra- tauglichkeit der Fahrzeuge unter Beweis 12 gebogen sowie in Workshops beteiligt hatten. Die Strategie sieht vor, in Nord- deutschland bis zum Jahr 2025 mindestens 500 Megawatt und bis 2030 mindestens fünf Gigawatt Elektrolyseleistung aufzubauen. Um dieses Ziel erreichen zu kön- zu stellen. Mitte November schaffte es das Thema auch in den Landtag, wo die Koalitionsfraktionen die Landesregie- nen, sind konkrete Maßnahmen geplant, so wie beispielsweise eine gemeinsam rung dazu aufriefen, den Aufbau einer in ganz Norddeutschland veranstaltete „Woche des Wasserstoffs“ im Sommer Wasserstoffwirtschaft auf Basis erneuer- 2020. Außerdem sollen H2-Hubs initiiert werden, die schrittweise zunächst eine barer Energien konkret anzugehen. Abb. 1: Günther (l.) und Westhagemann während des H2-Symposiums in Hamburg HZwei 01 | JA NUA R 2020
POLITIK im Jahr 2020 rund 40 Mio. Euro inves- „In Norddeutschland wird bis zum Jahr 2035 eine grüne Wasserstoffwirt- tieren. Im September 2019 verkündete schaft aufgebaut, um eine na-hezu vollständige Versorgung aller an grünem nun auch sein Kollege, Landeswissen- Wasserstoff interessierten Abnehmer zu ermöglichen.“ schaftsminister Björn Thümler, eine Norddeutsche Wasserstoffstrategie neue H2-Initative ins Leben zu rufen. Dieses Engagement überrascht jedoch „Mit Wasserstoff können wir sehr viel mehr Wertschöpfung in den Norden be- insofern, als es in dem nordwestlichen kommen.“ Bundesland bereits vor etlichen Jah- Daniel Günther, Ministerpräsident Schleswig-Holstein ren zahlreiche Aktivitäten im H2- und BZ-Sektor gab, die jedoch 2015 einge- „Gemeinsam wollen wir nun den Prozess des Aufbaus einer Wasserstoffwirt- stellt worden waren. 2004 war zunächst schaft starten. Den notwendigen Rückenwind dazu muss der Bund beisteuern. eine Landesinitiative Brennstoffzelle Deshalb werden wir mit diesem Strategiepapier zeitnah auf die Bundesregie- Niedersachsen gegründet worden, die rung zugehen, unsere Entschlossenheit hier in Norddeutschland verdeutli- 2009 um das Thema Batterie und 2010 chen und den Bund auffordern, zügig die Weichen in Richtung Zukunft – in um Elektromobilität (Landesinitiati- Richtung Wasserstoff zu stellen.“ ve Brennstoffzelle & Elektromobilität Michael Westhagemann, Niedersachsen) erweitert wurde. Die Wirtschafts- und Verkehrssenator Hamburg Arbeiten der daraus entstandenen Lan- desinitiative Energiespeicher und -sys- „Unser Ziel der vollständigen Versorgung aller interessierten Abnehmer mit teme Niedersachsen liefen jedoch Ende ausreichend grünem Wasserstoff bis 2035 ist anspruchsvoll. Wichtig ist, dass 2015 aus, auch wenn einige Aufgaben der Bund jetzt die richtigen Rahmenbedingungen schafft.“ von der Klimaschutz- und Energie- Dr. Bernd Althusmann, agentur Niedersachsen GmbH über- Wirtschafts- und Verkehrsminister Niedersachsen nommen wurden. Dass jetzt in Goslar am 2008 ge- gründeten Energieforschungszentrum Die fünf Nordländer starteten darüber hinaus Ende August 2019 eine Koopera- Niedersachsen (EFZN) eine nieder- tion mit der Region Nord-Niederlande. Dafür wurde in Groningen eine entspre- sächsische Wissenschaftsallianz Was- chende Kooperationsvereinbarung zwischen dem Cluster Erneuerbare Energien serstofftechnologie entstehen soll, Hamburg (EEHH) und der New Energy Coalition Groningen unterzeichnet. Ziel der Kooperation ist, einen grenzüberschreitenden H2-Korridor zwischen den Re- gionen einzurichten. EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens sagte dazu: „Die Ent- nachdem es in Göttingen bereits über mehr als zehn Jahre eine Brennstoff- zelleninitiative gegeben hatte, ist vor 13 wicklung einer Wasserstoffwirtschaft ist kein Alleingang in Deutschland, sondern diesem Hintergrund durchaus verwun- findet mit Hochdruck in etlichen Ländern der EU statt.“ derlich. Denn das, was diese Allianz tun soll – Bündelung der Kompetenzen der HAMBURG ALS H 2 -METROPOLE EUROPAS Ein deutliches Statement gab in die- Wasserstoffforschung in Niedersachsen sem Zusammenhang auch Hamburg ab, indem es ankündigte, einen der weltweit –, ist nahezu identisch mit dem, womit größten Elektrolyseure aufbauen zu wollen. Michael Westhagemann, der Wirt- die erwähnte Landesinitiative schon schaftssenator der Hansestadt (s. Abb. 1), erklärte, er setze sich dafür ein, dass im vor 15 Jahren begonnen hatte. Jetzt Hamburger Hafen eine H2-Produktionsanlage mit einer Leistung von 100 Mega- will das Landeswirtschaftsministerium watt aufgebaut werde. Die Stadt würde dafür die Fläche zur Verfügung stellen. Die insgesamt 6,5 Mio. Euro für neue In- Gelder für dieses Mammutprojekt, das einen dreistelligen Millionenbetrag kosten novationslabore zur Verfügung stellen. dürfte, sollen sowohl aus der Industrie als auch vom Bund und der EU kommen. Kurz nach Bekanntwerden dieses Plans meldete der Stahlbauer ArcelorMittal, GRÜNES GAS FÜR BREMERHAVEN insgesamt 65 Mio. Euro an seinem Hamburger Standort investieren zu wollen, Der Bremer Senat beschloss am 12. No- um dort in den nächsten Jahren das Eisenerz nahezu klimaneutral mithilfe von vember 2019, ein Elektrolysetestfeld auf Wasserstoff zu Eisenschwamm zu reduzieren. Geschäftsführer Uwe Braun erklär- dem Gelände des ehemaligen Flugplat- te gegenüber dem Handelsblatt: „Bis 2050 will ArcelorMittal in Europa klima- zes Luneort aufzubauen. Im Rahmen neutral produzieren.“ Weiter sagte er: „Für den Einsatz von grünem Wasserstoff des Projekts „Wasserstoff – grünes Gas ist vor allem wichtig, dass wir ausreichend erneuerbare Energien zu bezahlbaren für Bremerhaven“ soll das Fraunhofer Preisen bekommen.“ Allein in Hamburg bräuchte der Stahlkocher jährlich rund IWES (Fraunhofer-Institut für Win- 3.100 Gigawattstunden Ökostrom für die H2-Produktion, was 175 Windrädern denergiesysteme) mithilfe der bereits mit jeweils fünf Megawatt entspräche. vorhandenen 8-MW-Windkraftanla- Die große Bedeutung, die Hamburg diesem Thema zumisst, wurde auch ge grünen Wasserstoff erzeugen, der während des International Hydrogen Symposium deutlich, zu dem die Indus- sowohl in der Industrie als auch im trie- und Handelskammer gemeinsam mit der Wasserstoff-Gesellschaft Ham- Mobilitätssektor genutzt werden kann. burg am 23. und 24. Oktober 2019 eingeladen hatte. Mit mehr als 700 Teilneh- Dafür werden ab Januar 2020 zunächst mern kamen mehr als doppelt so viele Interessierte, wie ursprünglich geplant, für zwei Jahre rund 20 Mio. Euro aus womit die Hansestadt wieder einen Schritt auf dem Weg vorangekommen sein EU- und Landesmitteln bereitgestellt. dürfte, dem schon vor Jahren für sich beanspruchten Titel „Wasserstoffmetro- Dr. Claudia Schilling, Senatorin für pole Europas“ gerecht zu werden (s. auch S. 7). Wissenschaft und Häfen, erklärte: „Wir wollen Bremerhaven zu einem NEUE H 2 -WISSENSCHAFTSALLIANZ IN NIEDERSACHSEN Einer, der diese Idee Kompetenzzentrum für Wasserstoff einer H2-Wirtschaft schon lange vorantreibt, ist der niedersächsische Umwelt- machen. Mit diesem Projekt im südli- minister Olaf Lies. Im Juli 2019 hatte er angekündigt, sein Ministerium werde chen Fischereihafen werden wir >> HZwei 01 | JA NUA R 2020
POLITIK Stärken als Produzent grünen Wasser- „Ziel der neuen Wissenschaftsallianz [ist es], das EFZN als zentrale For- stoffs entwickeln, Bayern verfügt über schungs-, Vernetzungs- und Kommunikationsplattform auszubauen, um Technologien im Bereich H2-Logistik, aktuelle Entwicklungen im Bereich Wasserstoff schnellstmöglich aufgreifen die in Zukunft sehr wichtig werden.“ und mitgestalten zu können.“ Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen THÜRINGEN WILL AN DIE SPITZE Auch in Thüringen geht es in diese „Wir wollen Niedersachsen zu Drehscheibe und Mittelpunkt der zukünftigen Richtung zügig voran. So stellte im Wasserstoffwirtschaft machen.“ Herbst die Umweltministerin Anja Sie- Olaf Lies, Umweltminister Niedersachsen gesmund einen Sechs-Punkte-Plan zur strategischen Entwicklung der Wasser- „Eine leistungsstarke Wasserstoffwirtschaft wäre ein wichtiger ener- stoffwirtschaft für die Energiewende giepolitischer Baustein neben Elektromobilität, Windkraft und Co. Sie vor. Die Basis dieses Plans bildet eine kann den Weg ebnen zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft. […] Was- Kurzstudie der Bauhaus-Universität serstoff kann und muss ein zentrales Element einer wirksamen Klima- Weimar, in der mögliche Wege zu ei- schutzstrategie werden, denn Wasserstoff hat vielfältige Nutzungsmög- ner wasserstoffbasierten Energiever- lichkeiten. […] Mit Wasserstoff könnte beispielsweise die Stahlproduktion sorgung aufgezeigt werden. Demnach sauberer werden, auch in der Chemieindustrie gibt es große Nutzungs- soll ein Landesinnovationszentrum für potenziale. […] Bund und EU müssen ihre Förderpolitik umstellen. Wenn Wasserstoff aufgebaut werden, in dem die EU ihre „Dekarbonisierungsagenda“ ernst nimmt, muss das europä- Forschung und Wirtschaft gemeinsam ische Beihilferecht angepasst werden.“ marktreife Produkte entwickeln und Stephan Weil, insbesondere Start-ups speziell geför- Ministerpräsident Niedersachsen im Handelsblatt dert werden sollen. Siegesmund rekla- mierte in Erfurt für das ostdeutsche Bundesland: „Wir wollen mit Thürin- auch die Entwicklung des nachhaltigen Gewerbegebiets LuneDelta und die Etab- gen hier an der Spitze mitspielen.“ lierung der green economy in Bremerhaven vorantreiben.“ Nordrhein-Westfalen, das nicht zu- letzt aufgrund seiner Kohlevergangen- BAYERN GRÜNDET H2.B-ZENTRUM Aber nicht nur im hohen Norden tut sich heit seit zig Jahren als Energieland gilt, 14 etwas. Auch der Süden der Republik hat Wasserstoff als prestigeträchtiges Thema erkannt. So wurde am 5. September 2019 in Franken ein Zentrum Wasserstoff. Bayern (H2.B) gegründet. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder brachte seine strategischen Vorstellun- gen mit der Vorlage eines vierzehnsei- tigen Diskussionspapiers „Wasserstoff höchstpersönlich erschien gemeinsam mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger als Schlüssel zur erfolgreichen Ener- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler am Energie Campus Nürnberg (EnCN), giewende“ mit ein. Dieses hatte die Ar- wo das Zentrum seinen Sitz haben wird. Zugegen waren außerdem die Vertreter beitsgruppe Wasserstoff der IN4climate. des Wasserstoffbündnisses Bayern (Audi, Bayernwerk, BayWa, BMW, Bosch, Er- NRW, einer Initiative der Landesregie- langer Stadtwerke, H2 Mobility, Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg, Hydro- rung, herausgegeben, um der Bundes- genious, Linde, MAN, Schaeffler, Siemens u. a.), das die Bayerische Staatsregie- regierung mitzuteilen, welche Maßnah- rung zu diesem Anlass ins Leben gerufen hatte. Das H2.B wird von Prof. Veronika men die darin zusammengeschlossenen Grimm und Prof. Peter Wasserscheid geleitet und soll unter anderem eine bayeri- Institutionen für erforderlich halten. sche Wasserstoffstrategie entwickeln und dann auch umsetzen. In Brandenburg kündigte die neue Kenia-Koalition an, über einen Inves- titionsfonds von einer Milliarde Euro unter anderem auch wasserstoffan- getriebene Busse kaufen zu wollen. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach erklärte gegenüber den Potsdamer Neueste Nachrichten: „Auch bedingt Söder erklärte: „Im Koalitionsvertrag haben wir eine H2-Strategie beschlossen, durch meinen wissenschaftlichen Hin- und hier am Energie Campus Nürnberg schaffen wir mit dem Zentrum Wasser- tergrund sehe ich ein riesiges Potenzial stoff.Bayern den Nexus der H2-Forschung. Dafür investieren wir einen zweistelli- und habe durchaus die Vision, Bran- gen Millionenbetrag.“ Sibler ergänzte, das wissenschaftliche Umfeld in der Region denburg in zehn Jahren zum Vorzeige- Nürnberg habe eine sehr hohe Kompetenz, die weiter ausgebaut werden solle, „da- ländle zu machen. Wir haben jedenfalls mit wir in Bayern die Nummer eins in Forschung und Anwendung sind“. schneller eine Wasserstoffstrategie als Wasserscheid, Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik der der Bund. Und unser Weg wird deut- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, sagte: „Forschung und Rah- lich nachhaltiger sein als das, was auf menbedingungen haben sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt, so dass Bundesebene gerade passiert.“ wir mittlerweile mit sehr hoher Sicherheit sagen können, dass Wasserstofftechno- logien eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland und KOALITION ZIEHT ABGABENBEFREI- weltweit spielen werden. Jetzt kommt es darauf an, die weiterhin notwendigen, UNG IN ERWÄGUNG Auch innerhalb intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit einer stark beschleunigten der Bundesparteien scheint ein Stim- Implementierung in praktische Anwendungen zu verknüpfen.“ mungswandel stattgefunden zu haben, Um in diesem Bereich zügig voranzukommen, vereinbarte der bayerische Ener- so dass sich immer mehr Akteure offen gieminister Hubert Aiwanger Mitte Oktober 2019 zudem eine Kooperation mit Nie- für H2- und BZ-Technologie zeigen. dersachsen. Aiwanger erklärte dazu: „Das Windkraftland Niedersachsen wird seine Bernd Westphal, der wirtschafts- und HZwei 01 | JA NUA R 2020
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