Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions

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Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Magazin

Alles im grünen Bereich                                                       3/2019

              Was rollt auf uns zu?
                   Neue Konzepte für die Mobilität von morgen

Technische Sicherheit       Fahrzeugprüfung der nächsten Generation
Starke Impulse              Interview mit Innovator Prof. Dr. Günther Schuh
Verkehrssicherheit          Größtmöglicher Schutz für die Kleinsten
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Editorial

                                                             Inhalt
                              Was sind die
                              Antriebe der
                              Zukunft?
                                                             3/2019

                              Stefan Kölbl
                              über neue Mobilität
                                                                   8 Alternative
                                                                      Antriebe

Liebe Leserinnen und Leser,
was treibt in Zukunft unsere Mobilität an?
Wie werden wir in zehn Jahren unterwegs
sein? Mit welchen Verkehrsmitteln und mit
welchen Antriebskonzepten?
   In dieser Ausgabe wollen wir Ihnen darauf
nützliche Antworten geben. Über das klassi-                  08           Wer macht das Rennen? Titelthema
sche E-Batterie-Auto hinaus, beleuchten wir                               Batterie, Brennstoffzelle und Co.: Alternative
die Chancen alternativer Antriebe wie zum                                 Antriebstechnologien schicken sich an, die
Beispiel der Brennstoffzelle und von synthe-                              herkömmlichen abzulösen.
tischen Kraftstoffen. Und wir schauen dabei
ganz genau hin – auch bei neuen Verkehrsmit-                 18           „Neues wagen“
teln wie dem gerade viel zitierten E-Scooter.                             Im Interview: Prof. Dr. Günther Schuh über
   Denn eines ist uns ganz besonders wich-                                Innovationen, Reich­weiten bei Elektrofahr-
tig: Ihre Sicherheit. Deshalb, egal welche                                zeugen und die Rolle der Verbraucher.
Verkehrsmittel und Antriebskonzepte sich
in zehn Jahren durchsetzen werden, Sie kön-                  20           Die E-Könige
nen sich darauf verlassen: DEKRA wird sich                                Sind die bekanntesten auch die erfolgreichs-
unermüdlich jetzt, heute und morgen für die                               ten Elektro-Pkw? Die Bestseller im Überblick.

                                                                                                                           FOTOS: K.-H. AUGUSTIN, ALLE WEITEREN WIE IM ARTIKEL
Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu
Hause einsetzen.

   Ich wünsche Ihnen eine abwechslungs-
reiche und auf alle Fälle sichere Lektüre.

Ihr Stefan Kölbl

                                                                    18
                                                                Prof. Günther
Vorsitzender des Vorstands                                        Schuh im
DEKRA e. V. und DEKRA SE                                          Interview

                                                    2   DEKRA solutions 3/2019
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Inhalt

                                                                                Digital

     22E-Scooter

                                28         Fahrzeug-
                                           prüfung

                                                                                PDF-Download
                         22
32
                              Eine Sache der Balance                            Sie möchten DEKRA
                                                                                solutions kompakt als
                              Für Kurzstrecken scheinen E-Scooter ideal zu
                                                                                PDF lesen? Kein Problem,
                              sein. Erfahren Sie, wie Sie auch sicher unter-    einfach diese und
Rettungs-
 gasse                        wegs sein können.                                 andere Ausgaben des
                                                                                Magazins kostenlos
                         26   Digitale Sicherheit in der Mobilität              downloaden unter:
                              Frank Leimbach im Interview über die
                              Zukunft der Fahrzeugprüfung und die Hinter-
                              gründe der Trust-Center-Initiative.
                                                                                dekra-solutions.com

                         28   Auf dem Weg zur HU 4.0
                              Die Welt der Fahrzeugprüfung ist voller
                              Unterschiede. Doch überall gleichermaßen
                              stellt sich die Frage nach der Digitalisierung.

                         32   Bei Stau Rettungsgasse bilden
                              Wie funktioniert sie in Deutschland und in
                              anderen Ländern der Welt?
                                                                                solutions online
                         34   Unter Hochspannung                                Das DEKRA Magazin hat
                              In Zertifikatskursen schult DEKRA künftige        auch eine eigene Home-
                                                                                page mit Neuigkeiten aus
                              Fachkräfte für Hochvolt-Technik.
                                                                                der Welt von DEKRA – mit
                                                                                Sicherheit spannend.
                         38   Alarmstufe rot
                              Bei der Kindersicherheit im Straßenverkehr
                              besteht weiterhin akuter Handlungsbedarf.
                                                                                Wir freuen uns auf
                         42   Die Welt neu kartiert                             Ihren Besuch:
                                                                                dekra-solutions.com
                              Mit einer ausgeklügelten Idee revolutioniert
                              what3words die Standortbestimmung.

                              Standards
                              02 Editorial                                      Icons
                              04 Nachrichten
                              43 Impressum                                            Webverweis

             34
             Hochvolt-                  42                                            Information

            Schulungen                 Drei-Wort-                                     Vita
                                       Adressen
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Nachrichten

TIC COUNCIL

Klima-Standards gefordert
Ü
     berschwemmungen, Waldbrände,        Beratungsunternehmen Longitude                         Die Studie, die im Auftrag des TIC (Tes-
     Tornados oder Dürrekatastro-        hatte die Chefs von Unternehmen mit                    ting, Inspection and Certification) Coun-
     phen: Der Klimawandel ist für die   einem Umsatz von mehr als 100 Milli-                   cils der Prüf- und Zertifizierungsbranche
globale Wirtschaft zum gefährlichsten    onen US-Dollar befragt. Sie verlangten                 erstellt wurde, ergab zudem, dass über
Risiko überhaupt geworden und stellt     schnelles Handeln der Politik, um Lie-                 zwei Drittel der CEOs in den kommenden
Cyber­attacken oder Umbrüche durch       ferketten und Wohlstand zu sichern. Nur                zwei Jahren bis zu 14 Prozent mehr für
neue Technologien in den Hintergrund.    mit Regeln und Standards lasse sich das                eine verbesserte Risikominimierung aus-
Für wie bedrohlich 400 repräsentativ     Pariser Klimaziel einhalten und ein fai-               geben wollen. Die Hälfte der Unterneh-
befragte Manager aus Europa, Asien       rer Wettbewerb gewährleisten, betonten                 men erstellt bereits einen Jahresbericht,
und Nordamerika die Lage halten, über-   die Manager. 79 Prozent von ihnen haben                um Rechenschaft über ihre Klimaaktivi-
raschte auch Experten. Das britische     bereits ihre Lieferketten überarbeitet.                täten abzulegen.

                                                                                 3-D-DISPLAY

                                                                                 Mehr Sicherheit und
                                                                                 Komfort im Cockpit
                                                                                 Continental will die Displays in Fahrzeugen revolutio-
                                                                                 nieren und setzt dabei auf dreidimensionale Effekte.
                                                                                 Zusammen mit dem US-Unternehmen Leia Inc. wird eine
                                                                                 Cockpitlösung entwickelt, die die dritte Dimension in ein-
                                                                                 zigartiger Qualität ins Auto der Zukunft bringen soll.
                                                                                 Lichtfelddisplays ermöglichen dem Hersteller zufolge
                                                                                 nicht nur eine komfortable 3-D-Wahrnehmung, die gra-
                                                                                 fischen Möglichkeiten würden zudem durch Hervorhe-
                                                                                 bungen, Akzentuierungen und komplexe Lichteffekte
                                                                                 verbessert. Der Dialog zwischen Fahrer und Fahrzeug
                                                                                 soll komfortabler, intuitiver und damit sicherer werden;
                                                                                 selbst Passagiere auf den Rücksitzen könnten Informa-
                                                                                 tionen in Echtzeit erfassen. Das „Natural 3D Lightfield
                                                                                 Instrument Cluster“ soll bis 2022 serienreif sein.

                                                    4   DEKRA solutions 3/2019
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
SUN-to-LIQUID   ERNEUERBARE KRAFTSTOFFE                                              Kurz notiert
                                            Solares Kerosin
                                            Mit „SUN-to-LIQUID“ ist es erstmals gelun-
                                            gen, aus konzentriertem Sonnenlicht, Wasser
                                            und CO2 solares Kerosin unter realen Bedin-
                                            gungen zu produzieren. Das von der EU und
                                            der Schweiz geförderte Projekt wurde laut
                                            ETH Zürich unter den Bedingungen einer
                                            industriellen Kraftstoffproduktion validiert.
                                            Verglichen mit fossilem Treibstoff werden
                                      KIT   die CO2-Emissionen um mehr als 90 Prozent
                                            gedrückt. Die solare Kraftstoffproduktion ist
                                            am besten für Wüsten geeignet und konkur-
                                            riert so nicht mit der Landwirtschaft. Berech-                        Hochflexibel
                                            nungen zufolge kann eine einen Quadrat­                         Das Schweizer Forschungs-
                                            kilometer große Anlage am Tag 20.000 Liter                     institut Empa hat eine flexible
                                            Kerosin erzeugen. An einem anderen Projekt                        Solarzelle auf Polymerfilm
                                            arbeitet das Karlsruher Institut für Technolo-                    vorgestellt, die einen Wir-
                                            gie (KIT). Es will Klimaanlagen so umrüsten,                    kungsgrad von 20,8 Prozent
                                                                                                           erreicht und damit den Rekord
                                            dass sie CO2 aus der Luft filtern, um damit
                                                                                                            für diese Art von Solarzellen
                                            alternative Kraftstoffe herzustellen.                               bricht. Derzeit liegt der
                                                                                                           Wirkungsgrad von kommerziell
                                                                                                             genutzten monokristallinen
                                                                                                           Silizium-Solarzellen bei maxi-
                                                                                                            mal 22 Prozent. Polymerfilm-
INNOVATIONSBUDGET                                                                                           zellen sind dagegen hochfle-

Geld für die Zukunft
                                                                                                           xibel, können in vielen Formen
                                                                                                           gefertigt und beispielsweise in
                                                                                                             Kleidung integriert werden.
Die 500 Unternehmen mit den höchsten           Plus von 27 Prozent 24,4 Milliarden Euro
Ausgaben für Forschung und Entwick-            investiert. Die Google-Muttergesellschaft
lung weltweit haben ihr Innovationsbud-        Alphabet hat sogar 29 Prozent mehr ausge-
get 2018 um zehn Prozent auf insgesamt         geben. VW lag mit Ausgaben in Höhe von                          Bulli als Showcar
606 Milliarden Euro erhöht. Allen voran        12,1 Milliarden Euro und einer Steigerung                     E-Motor, biometrische Fah-
hat Onlinehändler Amazon bei einem             um vier Prozent auf dem fünften Platz.                      rer-Identifikation und ein holo-
                                                                                                           grafisches Infotainmentsystem
Forschungs- und Entwicklungsausgaben                                                                        sind nur einige Merkmale des
von Firmen weltweit 2018 (in Mrd. €)                                                         Veränderung
                                                                                                             Type 20, den VW in seinem
Quelle: Ernst & Young                                                                          zu 2017     Forschungszentrum in Kalifor-
                                                                                                            nien kreiert hat. Er basiert auf
1                       Amazon                                                        24,4     +27 %        einem 1962er Typ 2-Bulli, der
                                                                                                             zukunftsweisend umgebaut
2                   Alphabet                                          18,2                     +29 %
                                                                                                            wurde. Damit einher geht die
3                  Samsung                                     14,4                            +11 %       Umbenennung des Electronics
                                                                                                            Research Laboratory (ERL) in
4                  Microsoft                             12,5                                  +13 %
                                                                                                            Engineering Center California
5              Volkswagen                                12,1                                  +4 %         (IECC). Rund 180 Mitarbeiter
                                                                                                           sind hier im Bereich Forschung
6                        Apple                          12,1                                   +23 %       und Entwicklung bei VW tätig.
7                         Intel                         11,5                                   +4 %
8                        Roche                      10,5                                       +7 %
9 Johnson & Johnson                               9,1                                          +2 %
10                      Abbvie                   8,8                                          +106 %

                                                                5   DEKRA solutions 3/2019
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Kurz notiert                                                                     ALTERNATIVE ENERGIEN

                                                                                       Planen-Strom
  Gedanken-Software                                                                    Als textile Solarzellen sollen Lkw-Pla-
 Eine Software, die Gedanken
                                                                                       nen künftig Strom erzeugen. Laut For-
  aufschreibt, haben Forscher
  der Universität Kalifornien in
                                                                                       schern des Fraunhofer-Instituts für
 San Francisco entwickelt. Sie                                                         Keramische Technologien und Systeme
   hat mithilfe von Elektroden                                                         in Dresden könnte der Planen-Strom
    Hirnsignale erkannt und                                                            Kühlaggregate oder die Lkw-Ortung
zeichnete mit einer Genauigkeit                                                        versorgen. Denkbar ist aber auch der
  von 76 Prozent auf, was die                                                          Einsatz des Verfahrens auf schatten-
        Probanden hörten.                                                              spendenden Rollos an Gebäuden. Die
 Die g­ edachte Antwort wurde                                                          Solarzellen werden direkt auf einem
 zu 61 Prozent richtig erkannt.                                                        Glasfasergewebe hergestellt. Einen ers-
Die Zufallsrate liege bei 7 bis 20                                                     ten Prototyp mit einer Effizienz von 0,1
 Prozent. Die Wissenschaftler
                                                                                       bis 0,3 Prozent gibt es bereits. Dieser
     versprechen sich von
    dem Verfahren Hilfe für
                                                                                       Wert soll auf fünf Prozent gesteigert
   Menschen, die sonst nicht                                                           werden, damit sich der Strom aus Stoff
    kommunizieren können.                                                              rechnet. Wenn alles wie erhofft funk­
                                                                                       tioniert, könnte die textile Solarzelle
                                                                                       den Wissenschaftlern zufolge in etwa
                                                                                       fünf Jahren auf den Markt kommen.

                                     STATISTIK

                                     Weltweite Absatzmarktstruktur
                                     Neuzulassungen von Pkw und Nutzfahrzeugen 2018 (anteilig in Prozent)
                                     Quelle: ACEA, IHS MARKIT 2019/2020

                                                                                                                     Naher Osten/
      People-Mover                            Asien                  davon China    Amerika         Europa              Afrika
     Ein fahrerloser Kleinbus               36.642.000                23.220.000   20.407.000      18.012.000         3.648.000
    ist jetzt in Wusterhausen/                46,6 %                    29,5 %       25,9 %          22,9 %             4,6 %
 Dosse im brandenburgischen
 Landkreis Ostprignitz-Ruppin
 unterwegs. Im Rahmen eines
 Forschungsprojekts verbindet
   er den Bahnhof der knapp
  6.000 Einwohner zählenden
  Gemeinde mit der Ortsmitte                                                                                         Naher Osten/
                                              Asien                  davon China   Amerika           Europa             Afrika
 und einem Verbrauchermarkt.
                                            9.083.000                 5.326.000    5.806.000        2.997.000          649.000
      Gutachten des DEKRA
                                             49,0 %                    28,7 %       31,3 %           16,2 %             3,5 %
  Technology Centers (DTC) in
   Klettwitz ermöglichten den
Probebetrieb. Das Fahrzeug mit
 sechs Sitzplätzen kann bis zu
 15 km/h schnell fahren. Zwar
   ist ein Sicherheitsfahrer an
  Bord, die Steuerung auf der
    vorab einprogrammierten
     Strecke läuft aber in der
       Regel automatisiert.

                                                     6   DEKRA solutions 3/2019
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Nachrichten

                                                                                                                                                                                     BATTERIETECHNOLOGIE

                                                                                                                                                                                     Voll in nur fünf Minuten
                                                                                                                                                                                     Ultraschnelles Laden für E-Autos verspricht der israelische Batterieentwick-
                                                                                                                                                                                     ler StoreDot. Mithilfe eines neu entwickelten Batterietyps sei künftig das
                                                                                                                                                                                     Stromtanken in fünf Minuten erledigt und das Fahrzeug je nach Modell bereit,
                                                                                                                                                                                     bis zu 480 Kilometer zurückzulegen. Basis hierfür sind nach Herstelleranga-
                                                                                                                                                                                     ben innovative Werkstoffe und eine neue Akkustruktur. Betont wird, dass die
                                                                                                                                                                                     neuen Materialien viel schwerer entflammbar und auch bei hohen Temperatu-
                                                                                                                                                                                     ren stabiler seien als herkömmliche Lithium-Ionen-Modelle. Außerdem sei der
                                                                                                                                                                                     Herstellungsprozess umweltfreundlicher. Die Kosten für die „Flash“-­Batterie
                                                                                                                                                                                     sollen, genau wie die der konventionellen Akkus, in den kommenden Jahren
                                                                                                                                                                                     sinken. Geplant ist, bis 2021 Batterien für Motorroller auf den Markt zu brin-
                                                                                                                                                                                     gen, danach will StoreDot sich einen Pkw vornehmen.
FOTOS: TOBIAS SCHWARZ/ISTOCK, CONTINENTAL AG, JULIA DUNLOP/CLIMEWORKS, ABEL VALDENEBRO/ARTTIC, JAKKAPAN/EMPA, JAKKAPAN/EMPA,

                                                                                                                               INTERVIEW

                                                                                                                               „Ständig wahrnehmungsbereit“
MARCO JENTSCH/SCHNITTSTELLE BERLIN, FRAUNHOFER IKTS, FOREST STRIDER/ISTOCK, STORE-DOT.COM, FOTOATELIER KUNDE/DEKRA

                                                                                                                               Dr. Thomas Wagner führt verschiedene Studien zu
                                                                                                                               aktuellen Themen im Kontext der Fahreignung und
                                                                                                                               ­Verkehrspsychologie durch. Gemeinsam mit s­ einer
                                                                                                                                ­Kollegin Dr. Karin Müller beschäftigt sich Wagner mit
                                                                                                                                 der Frage, welche neuen Anforderungen es an die
                                                                                                                                 Kraftfahreignung für das automatisierte Fahren gibt.

                                                                                                                               Welche besonderen Anforderungen muss ein Fah-           gen auf unterschiedlichen
                                                                                                                               rer beim automatisierten Fahren erfüllen?               Automatisierungsstufen, oder
                                                                                                                               Wagner: Nach heutiger Gesetzeslage muss der             in der unzureichenden Zuver-
                                                                                                                               Fahrer mehr leisten können als die unterstützende       lässigkeit der technischen Sys-
                                                                                                                               Technik. Gemäß § 1b StVG muss er ständig wahr-          temüberwachung. Der Fahrer
                                                                                                                               nehmungsbereit sein, damit er jederzeit die Fahr-       kann infolge eines zu starken
                                                                                                                               zeugsteuerung übernehmen kann. Entweder for-            Vertrauens in die Technik
                                                                                                                               dert ihn das System dazu auf oder er muss aufgrund      („overtrust“) nachlässig wer-
                                                                                                                               offensichtlicher Umstände erkennen, dass er ein-        den, es können neue Risikoszenarios hinzutreten.
                                                                                                                               greifen muss. Da sich der Fahrer zudem kurzfris-        Schwächere Verkehrsteilnehmer könnten das Nach-
                                                                                                                               tig abwenden können darf, ergibt sich ein schier        sehen haben, da der sogenannte Vertrauensgrund-          Dr. Thomas
                                                                                                                               unlösbarer Konflikt. Um die Übernahme wenigstens        satz, alle Verkehrsteilnehmer halten sich strikt         Wagner,
                                                                                                                               nach Systemaufforderung zu ermöglichen, braucht         an die Vorschriften, nur schwer programmierbar           Leiter der amtlich
                                                                                                                               es gute Reaktionszeiten, eine rasche Auffassungs-       erscheint.                                               anerkannten
                                                                                                                               gabe für die Interpretation der Verkehrssituation                                                                Begutachtungsstel-
                                                                                                                               sowie die Fähigkeit, rasch unterschiedliche Aspekte     Was passiert, wenn das System ausfällt?                  len für Fahreignung
                                                                                                                                                                                                                                                beim DEKRA e. V.
                                                                                                                               gleichzeitig verarbeiten zu können.                     Der Fahrer muss übernehmen. Und das ist eine             Dresden
                                                                                                                                                                                       He­rausforderung, wie eine Fülle einschlägiger Labor-
                                                                                                                               Welche Risiken birgt das automatisierte Fahren?         und Simulatorstudien zeigt. Diese ergaben, dass die
                                                                                                                               Risiken bestehen in der Datensicherheit, im künfti-     Übernahmezeit für die Systemkontrolle bei circa 7
                                                                                                                               gen Mischverkehr, das heißt, konventionelle Fahr-       bis 10 Sekunden liegt, als niedrigster Wert werden 2,8
                                                                                                                               zeuge teilen sich den Verkehrsraum mit Fahrzeu-         Sekunden berichtet, als höchster Wert 40 Sekunden.

                                                                                                                                                                                        7   DEKRA solutions 3/2019
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Alternative Antriebe

              Komfortabel, schnell und flexibel soll sie sein, die mobile Zukunft – doch vor
                 allem auch umweltverträglich. Welche Antriebe haben das Zeug dazu,
             diese Anforderungen zu erfüllen? Ein Überblick über die alternativen Antriebe.
                                                         Text Michael Specht

M                                                      59,4
         obilität gehört zu den Grund­                                                     stange sein. Fahrzeugherstellern, die ihre
         bedürfnissen des modernen Men­                                                    Zielwerte nicht einhalten, drohen Hun­
         schen. Der weltweite Bestand                                                      derte Millionen Euro Strafen – ganz zu
aller Kraftfahrzeuge wächst kontinuier­                                                    schweigen vom Imageverlust. „Vor allem
lich. Waren es 2005 noch 892 Millionen             Gramm pro Kilometer – so viel CO2       umweltbewusste wie auch preissensitive
gewesen, lag die Zahl laut der Organi­            darf der Flottenausstoß der ab 2030      Kunden dürften sich von Marken abwen­
sation Internationale des Constructeurs          in der EU verkauften Neuwagen eines       den, die es nicht schaffen, ihre CO2-Vorga­
d’Automobiles (OICA) zehn Jahre später               Herstellers maximal betragen          ben einzuhalten. Drohende Strafzahlun­
schon bei 1,28 Milliarden. Doch vor dem                                                    gen werden den Blick der Verbraucher auf

                       d
Hintergrund der Klimaschutzdebatten um                                                     das Thema schärfen“, sagt Klaus Schmitz,
Emissionen und den Verbrauch an fossi­            Auch wenn wir seit vielen Jahrzehnten    Leiter des Automotive-Geschäfts in Zen­
len Ressourcen stell sich die Frage, wie die   komfortabel konventionelle Kraftstoffe      traleuropa bei der Unternehmensberatung

                     t
mobile Zukunft aussehen könnte. Welche         tanken, um nahezu grenzenlos mobil zu       Arthur D. Little.
nachhaltigen Alternativen gibt es zu den       sein: Ein Umdenken findet statt. Allesamt
Millionen von Benzin- und Dieselmotoren,       stehen die Fahrzeughersteller unter poli­

                    h
die heute weltweit unterwegs sind?             tischem wie gesellschaftlichem Druck,
   Bevölkerungswachstum, verbunden             saubere alternative Antriebe für ihre

                   c
mit einem gesteigerten Verkehrsaufkom­         Produkte zu entwickeln. Schon für Ende
men, lässt den Energieverbrauch weiter         2020 schreibt die EU-Kommission einen
steigen. 2050 werden laut den Verein­          durchschnittlichen Flottenausstoß von 95

                  a
ten Nationen (UN) 9,8 Milliarden Men­          Gramm CO2 pro Kilometer vor. Und dies
schen auf der Erde leben. „Der Bestand         wird längst nicht das Ende der Fahnen­
an Fahrzeugen dürfte dann bei knapp
zwei Milliarden, die Zahl der Erstzulas­

                 m
sungen bei jährlich über 120 Millionen
liegen“, schätzt Peter Fintl, Manager des
Beratungs- und Engineering-Konzerns

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Altran. Laut einer Statistik des Verbands
der Automobilindustrie (VDA) in Deutsch­
land lag die weltweite Zahl der Erstzulas­

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sungen 2018 noch bei rund 84 Millionen.

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Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
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                                                  Die mobile Zukunft
                                                  Alternativen zu herkömmli­
                                                  chen Kraftstoffen stehen in
                                                  den Startlöchern. Es gilt,
                                                  Nachhaltigkeit und Energie­
                                                  effizienz optimal zu vereinen
Was rollt auf uns zu? - DEKRA Solutions
Alternative Antriebe

                Batterie-
                 antrieb

   OPTIMIERUNGS- UND
­INVESTITIONSPOTENZIALE

D
       ie derzeit größten Erwartungen wer­
       den in den Elektroantrieb gesetzt.
       „Batterieautos sind gut, aber nicht
für alle Anforderungen“, sagt Bert Hell­
wig, Spezialist für Elektromobilität bei
ZF. Die Gründe sind hohes Batterie­
gewicht, hohe Kosten, ein – bezogen auf
die Masse – äußerst geringer Energie­           Jaguar I-Pace
inhalt und damit verbunden eine relativ         Zwei E-Motoren leisten
geringe Reichweite. In Kompaktmodel­            jeweils 200 PS und
len wie dem BMW i3 wiegt der Akku rund          insgesamt ein maximales
                                                Drehmoment von 696 Nm
300 Kilogramm. In Mittelklasse-SUVs wie
dem Audi e-tron, Jaguar I-Pace, Mercedes
EQC oder auch in der Limousine Tesla
Model S kann er auch das Doppelte wie­
gen. Pläne bei Toyota sehen vor, schon in
den kommenden Jahren die Feststoffbat­
terie serienreif zu haben. Sie soll bei deut­
lich weniger Gewicht mehr Energie spei­

                                                                                        chern können. Ein konkretes Datum hat
                                                                                        der japanische Hersteller allerdings noch
                                                                                        nicht genannt.
                                                                                           In der Kritik stehen Batterien auch auf­
                                                                                        grund ihres sogenannten CO2-Rucksacks.

                                                      80
                                                                                        Denn zu ihrer Herstellung wird sehr viel
                                                                                        Energie benötigt. Bei großen Elektrofahr­
                                                                                        zeugen fällt dies wegen der deutlich grö­
                                                                                        ßeren und leistungsstärkeren Batterien
                                                                                        stärker ins Gewicht als bei kleinen. Doch
                                                                                        werden die Umweltbilanzen über den
                                                                                        gesamten Lebenszyklus – bestehend aus
                                                                                        Herstellung, Nutzung über 200.000 Kilo­
                                                                                        meter und Verwertung – betrachtet, dreht
                                                           neue E-Modelle will          sich das Ganze mit der Zeit zugunsten des
                                                           VW bis 2025 auf den          Battery Electric Vehicles (BEV). Dies hat
                                                             Markt bringen              zumindest Mercedes-Benz in seiner Ana­

                                                          10   DEKRA solutions 3/2019
lyse „Lifecycle Compact“ ermittelt. Der
Stuttgarter Fahrzeughersteller verglich
die Umweltverträglichkeit seiner Modelle
und die Umweltbilanzen verschiedener
Antriebskonzepte über ihren gesamten
Lebenszyklus. In die Berechnung flossen
Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung
und Verwertung ein. Danach liegen batte-
rieelektrische Modelle – bei einer durch-
schnittlichen Laufleistung von 200.000
Kilometern – hinsichtlich der CO2-­Bilanz
im Vorteil gegenüber konventionellen
Antrieben. Denn selbst beim heutigen
EU-Strom-Mix kommen sie auf etwa 45
Prozent der Gesamtemissionen und glei-
chen so den höheren Energiebedarf bei der
Produktion aus. „Die Optimierung der Bat-
terietechnologie und -produktion bietet
ein großes Potenzial für weitere Einspa-
rungen“, sagt Jochen Hermann, Leiter Ent-                                               Audi e-tron
wicklung CASE (Connected, Autonomous,       Modularer Elektrifizierungsbaukasten        Bei Audi soll 2025
Shared, Electric) und Entwicklung eDrive    (MEB) genannte Plattform soll ab 2020       jedes zweite verkaufte
bei Mercedes-Benz Cars.                     nicht nur konzernweit für die Marken VW,    Fahrzeug ein E- oder
                                                                                        Hybridmodell sein
   Die größte Elektro-Offensive der         Audi, Seat und Skoda genutzt werden und
Branche geht momentan allerdings von        dadurch die gewünschten Skalen­effekte
Volkswagen aus. Der Wolfsburger Kon-        erzielen, sondern auch anderen Marken
zern begann 2016 mit der Entwicklung        als offene Architektur zur Verfügung ste-
einer komplett neuen Architektur, aus-      hen. Als Erster nahm kürzlich Ford die
schließlich gedacht für den batterieelek-   Chance wahr und entwickelt auf Basis des
trischen Antrieb. Rund sieben Milliarden    MEB nun ein kompaktes Elektroauto für
Euro investierte Volkswagen bislang. Die    den europäischen Markt.

                                                       11   DEKRA solutions 3/2019
Alternative Antriebe

                                                                                              1839
                                            „Auf lange Sicht wird sich das Brennstoff­
                                            zellenfahrzeug durchsetzen“, glaubt
                                            ZF-Experte Hellwig.
                                               Die von McKinsey im Auftrag des

              H2                            Hydrogen Councils Ende 2017 durch­
                                            geführte Studie „Scaling up Hydrogen“
                                            zeigt, dass im Jahr 2050 knapp 20 Prozent
                                                                                              präsentierte der britische Physiker
                                                                                                 und Jurist Sir William Grove
                                                                                               seine Idee: elektrische Energie-
                                            des weltweiten Energiebedarfs durch Was­           gewinnung durch Oxidation von
            Brennstoff­                     serstoff gedeckt werden könnten.                      Wasserstoff mit Sauerstoff
           zellenantrieb                       Den Ton in dieser Technologie geben
                                            momentan Mercedes-Benz, Hyundai, vor
                                            allem aber Toyota an. Alle drei Marken       22.500 Kilometer lokal emissionsfrei und
  VIELVERSPRECHENDE                         haben schon Serienfahrzeuge mit Brenn­       nahezu lautlos zurück. Ende 2019 soll der
                                            stoffzelle auf dem Markt. Bei Toyota fällt   weiterentwickelte Fuel Cell Electric Truck
      TECHNOLOGIE                           dem Wasserstoff eine Schlüsselrolle zu.      (FCET) an den Start gehen. Die Brennstoff­
                                            „Brennstoffzellenfahrzeuge sind der viel­    zellentechnologie des Lkw stammt aus

E
     ine interessante Alternative zum       versprechendste Weg zum umweltfreund­        der Limousine Mirai. Hyundai und das
     Batterieauto stellt nach wie vor der   lichen Auto“, sagt Yoshikazu Tanaka. Der     Schweizer Unternehmen H2 Energy sind
     Brennstoffzellenantrieb dar. Bei der   Chefingenieur des Toyota Mirai sieht Was­    im April 2019 das Joint Venture Hyundai
Energiebilanz kommt er auf ähnlich gute     serstoff besonders für Nutzfahrzeuge als     Hydrogen Mobility eingegangen und wol­
Werte. In einer Brennstoffzelle entsteht    die beste Alternative zum Diesel an, weil    len bis 2025 insgesamt 1.600 Brennstoff­
durch das Zusammenbringen von Was­          die Brennstoffzellentechnik bei gleicher     zellen-Elektro-Lkw – vornehmlich in der
serstoff und Sauerstoff Strom. Der treibt   Reichweite deutlich weniger Platz und        Schweiz – einführen.
einen Elektromotor an. Als Emissions­       Gewicht einnehme, als Batterien es täten.       Auch auf der Schiene kristallisieren
produkt fällt lediglich Wasserdampf an.     Schon vor zweieinhalb Jahren startete        sich die Vorteile von Wasserstoff und
Wasserstoff gilt als ideales Speicherme­    Toyota zusammen mit dem Lkw-Hersteller       Brennstoffzelle heraus. In Niedersach­
dium, er lässt sich mithilfe erneuerbarer   Kenworth ein Pilotprojekt im Hafen von       sen pendelt seit September 2018 auf einer
Energien direkt aus Wasser abspalten,       Long Beach. Seitdem legten die beiden        Nebenstrecke ohne elektrische Oberlei­
aber auch aus Klärschlamm und Bio­          US-Hauber mit Brennstoffzellenantrieb        tung im Elbe-Weser-Netz ein Regio­nalzug
masse gewinnen. Zudem brauchen Auto­        laut Unternehmensangaben mehr als            mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen­
fahrer ihr Nutzungsprofil fast nicht zu                                                  antrieb. Die Landesnahverkehrsgesell­
ändern, der Tankvorgang dauert wie bei                                                   schaft Niedersachsen (LNVG) hat mit dem
Diesel oder Benzin nur wenige Minuten.                                                   Coradia iLint des französischen Bahnkon­

                                                                Alpha und Beta
                                                                Seit 2017 sind zwei Lkw
                                                                mit Brennstoffzellenantrieb
                                                                von Toyota/Kenworth im
                                                                Testbetrieb unterwegs
Coradia iLint
                                                                                   Das Zugmodell von Alstom
                                                                                   wurde 2018 mit dem
                                                                                   Green-Tec Award in der
                                                                                   Kategorie „Mobilität“
                                                                                   ausgezeichnet

zerns Alstom den weltweit ersten wasser-
stoffbetriebenen Personenzug im Linien­
verkehr im Einsatz. „Diesel hat seine
Zukunft hinter sich, Wasserstoff seine
Zukunft noch vor sich“, sagt Rainer Peters,
Sprecher der LNVG. 2021 soll eine fest in­­
stallierte Wasserstofftankstelle in Betrieb
gehen und Alstom 14 weitere Wasserstoff-
züge an die LNVG liefern.

                                                                                E
                                                                                     in weiterer Ansatz zur CO2-Reduzie-
                                                                                     rung wäre, die Vielfalt der verwen-
                                                                                     deten Energiequellen zu erhöhen.
                                                                                Heute fahren wir zu mehr als 96 Prozent
                                                                                mit konventionellen Motoren, die mit fos-
                                                                                silen, also erdölbasierten Brennstoffen
                                                                                angetrieben werden. Was läge also näher,
                                                                                als Benzin und Diesel synthetisch und
                                                                                gleichzeitig CO2-neutral herzustellen? Dies
                                                                                ginge zum einen über regenerativ erzeug-
                                                                                ten Wasserstoff, zum anderen über orga-
                                                                                nische Abfälle. Synthetische Kraftstoffe,
                                                                                auch E-Fuels genannt, lassen sich prinzipi-
                                                                                ell maßgeschneidert durch reine Molekül-
                                                                                ketten zusammensetzen und verbrennen
                                                                                damit deutlich sauberer als ihre raffinier-
                                                                                ten Pendants. Das Problem bisher: Die Her-
                                                                                stellung ist noch teuer. Dennoch könnten
                                                                                E-Fuels zu einer festen Größe im Verkehrs-
                                                                                wesen werden und einen immensen Bei-
                                                                                trag zum Klimaschutz leisten, so eine
                                                       E-Fuels                  Studie der Deutschen Energie-Agentur
                                                                                (Dena). Demnach kann der Energiebedarf
                                                                                aller Verkehrsträger der EU – dazu gehören
                                              MASSGESCHNEIDERTE                 auch Lkw, Schiffe und Flugzeuge – im Jahr
                                                                                2050 zu mehr als 70 Prozent von E-Fuels
                                                 KRAFTSTOFFE                    gedeckt werden.

                                                  13   DEKRA solutions 3/2019
Alternative Antriebe

                                                         VW Polo 1.0 TGI mit CNG
                Erdgas                                        Der Dreizylinder kann
                                                        sowohl mit Erdgas als auch
                                                        mit herkömmlichem Benzin
                                                                 betrieben werden
    REGENERATIVE
  ENERGIEGEWINNUNG

U
      nter den restlichen 30 Prozent befin-   nen Power-to-Gas-Anlage im Emsland.           plett mit Bio-CNG versorgen“, sagt Ulrike
      det sich Erdgas. Mit Compressed         Den Strom liefern Windkraftanlagen.           Kurze, Marketingleiterin bei Verbio.
      Natural Gas (CNG) betriebene Moto-         Alternativen zu fossilem Erdgas lassen        Dennoch gilt CNG als Problemkind der
ren emittieren im Vergleich zu Diesel und     sich auch aus organischen Abfällen erzeu-     Autoindustrie. Trotz eines recht großen
Benzinern rund 20 Prozent weniger CO2         gen. Hierbei entsteht Bio-Methan. Auch        Modellangebots – allein der Volkswagen-­
und bis zu 95 Prozent weniger Stickoxide      dieses ließe sich effizient in die vorhan-    Konzern hat 19 CNG-Fahrzeuge – haben
(NOx). Zudem werden im direkten Ver-          dene Infrastruktur einbinden. „Mit einer      Autofahrer Vorbehalte gegenüber der Gas-
gleich kaum Rußpartikel ausgestoßen.          Betankung durch Bio-CNG sind Fahr-            technik. „Nur vier Prozent der potenziel-
Nahezu CO2-neutral sähe die Energiebi-        zeuge nahezu klimaneutral unterwegs“,         len Käufer finden diese Kraftstoffe inte­
lanz mit synthetisch erzeugtem Erdgas         sagt Stephen Neumann, Volkswagen-Kon-         ressant“, so die Studie „Autotrends 2018“
aus. Zum Beispiel ginge dies durch rege-      zernbeauftragter CNG-Mobilität. Aktuell       im Auftrag der Creditplus Bank. Manch
nerativ erzeugten Strom über die Zwi-         sind laut Bio-­Energieproduzent Verbio in     einem ist ein 700-Bar-Drucktank unter
schenstation Wasserstoff. Audi etwa geht      Deutschland bereits 23 Prozent Bio-Erd-       dem Wagen nicht geheuer, einem ande-
diesen Weg. Die Ingolstädter speisen seit     gas aus Reststoffen im Netz. „Damit           ren das dünne Versorgungsnetz Euro-
über fünf Jahren ihr e-Gas in das deutsche    ließe sich die derzeit vorhandene CNG-        pas – eine Ausnahme bilden hier Italien
Erdgasnetz ein. Es stammt aus einer eige-     Flotte von circa 100.000 Fahrzeugen kom-      und Deutschland. Auch ist der gegenüber
                                                                                            einem Benziner höhere Fahrzeugpreis für
                                                                                            viele nicht gerade verlockend. „Dafür sind
                                                                                            in der Praxis Einsparungen bei den Kraft-
                                                                                            stoffkosten von 34 Prozent im Vergleich
                                                                                            zum Diesel und 49 Prozent im Vergleich
                                                                                            zum Benziner möglich“, heißt es bei Seat.
                                                                                            Die spanische Volkswagen-Tochter setzt
                                                                                            verstärkt auf CNG.

                                                                                           CNG-Modelle
                                                                                           Sowohl in Pkw als auch
                                                                                           bei den Nutzfahrzeugen ist
                                                                                           CNG-Antriebstechnologie
                                                                                           bereits im Einsatz

                                                         14   DEKRA solutions 3/2019
E100
                                                                                                     Bio-Ethanol

                                                                                             HERSTELLUNGS-

                                                                                                                                           1860
                                                                                            PROZESS IM FOKUS

                                                                                        E
                                                                                              inen deutlich stärker reduzieren-
                                                                                              den Einfluss auf die CO2-Emissionen
                                                                                              könnte Bio-Ethanol haben. Europa
                                                                                        müsste dazu dem Beispiel Brasiliens fol-
                                                                                        gen und den alternativen Kraftstoff nicht
                                                                                        nur zu zehn Prozent (E10) beimischen, son-                  verwendete Nikolaus August Otto
FOTOS: OSTAPENKO OLENA/ISTOCK, JAGUAR, AUDI AG (2), TOYOTA, ALSTOM, VOLKSWAGEN AG (2)

                                                                                        dern ihn auch als Reinkraftstoff (E100)                     Äthylalkohol (Ethanol) als Kraftstoff
                                                                                        anbieten. In dem südamerikanischen Land                       für den Betrieb des Prototyps
                                                                                        ist reines Ethanol an rund 32.000 Tank-                        seines Verbrennungsmotors
                                                                                        stellen verfügbar. Allerdings erfordert dies
                                                                                        eine technische Anpassung der Motoren.
                                                                                        Und: Damit Ethanol einen positiven Bei-
                                                                                        trag zur Energiebilanz leisten kann, müs-
                                                                                        sen besonders beim Herstellungsprozess
                                                                                        möglichst wenig Energie und Wasser ver-
                                                                                        braucht werden, muss der Anbau der Bio-
                                                                                        masse frei von Stickstoffdüngemitteln
                                                                                        sowie Pestiziden sein und darf der Land-
                                                                                        schaftsverbrauch nicht auf Kosten der
                                                                                        Erschließung neuer Nutzflächen gehen.

                                                                                                                                                                                      und von daher mit Unsicherheit behaf-
                                                                                                                                                                                      tet“, sagt Klaus Schmitz. Der Automotive-­
                                                                                                                                                                                      Experte von Arthur D. Little sieht zudem
                                                                                                                                                                                      in der staatlichen Unterstützung einen
                                                                                                                                                                                      höchst relevanten Faktor. „Subventio-
                                                                                                                                                                                      nen und Regulierung nehmen entschei-
                                                                                                                                                                                      denden Einfluss auf die Verbreitung von
                                                                                                                                                                                      Technologien“, sagt Schmitz. Er erläutert:

                                                                                                                                       B
                                                                                                                                             atterie, Wasserstoff, E-Fuels, Erd-      „Während dies in Deutschland eher unter
                                                                                                                                             gas, Ethanol: Welcher alternative        Klimagesichtspunkten betrieben wird,
                                                                                                                                             Energieträger sich letztlich als         erfolgt es beispielsweise in China als sehr
                                                                                                                                       Antriebsform im Lauf der nächsten Jahr-        konsequente Industriepolitik. Es wundert
                                                                                                                                       zehnte durchsetzen wird, bleibt selbst         nicht, dass das Reich der Mitte zum größ-
                                                                                                                                       für Fachleute schwierig vorherzusagen.         ten Markt für Elektroautos aufgestiegen
                                                                                                                                       „Dies ist stark vom technischen Fort-          ist – und diese Position wohl auch lang-
                                                                                                                                       schritt und von Regulierungen abhängig         fristig beibehalten wird.“

                                                                                                                                                  15   DEKRA solutions 3/2019
Alternative
 Antriebe
 Brennstoffzelle, Batterie oder
 E-Fuels – wie funktionieren die
 Antriebskonzepte?
                                                                                         Stromnetz
 Quellen: Bosch, DEKRA, EnBW
 Autoren: ETM cp, Johannes Winterhagen
 Infografik: Benjamin Hartmann

           iBatteriei
                               iWasserstoff-i
                               itankstellei

                                                                                                       iElektrolysei
iWasserstofftanksi                                                                                     Für die Wasserstoffgewinnung
                                                                                                       wird Wasser mit Hilfe von
                                                                                                       Strom in seine Bestandteile
                                                                                      iElektromotori
                                                                                                       Wasserstoff und Sauerstoff
                                                                                                       zerlegt. Somit wird elektrische
                                                                                                       in chemische Energie
                                                                                                       umgewandelt.

                                                                                              Elektronischer
                                                                                              Stromfluss

                               iBrennstoff-i
                               izellen-Stacki
 In der Brennstoffzelle                                                                                               iLuftsauerstoff (O2)i
 dient der gasförmige
 Wasserstoff als
 „Treibstoff“. In einem                                              Membran
                                    Elektronen-
 chemischen Prozess
 reagiert er mit
                                    abgabe
                                                                                                                      Kathode (-)
 Sauerstoff. Dabei wird
 die im Wasserstoff
 gespeicherte Energie
 als Strom freigegeben.       iGasförmiger
 Dieser treibt den                                                                                                 i2 Vom Molekül
                              iWasserstoff (H2)i                                                                   izum Atomi
 Elektromotor an.
                                                                                                                   Sauerstoffmoleküle
                                                                                                                   spalten sich durch
                                                                                               i3 Wasser
                                                                                                                   Elektronenannahme
                                                                                               ientstehti
                                                                                                                   in einzelne Atome
                                                                                               Treffen zwei
                                                                                                                   auf. Nur diese

     H2
                                                   Anode (+)                                   Wasserstoff-
                                                                                                                   können die Gas-
                                                                                               atome auf ein
                                                                                                                   diffusionsplatte
                                                                                               Sauerstoffatom,
                                                                                                                   passieren.
                                                               i1 Gasdiffusionsplatte          gehen sie
                                                               imit Katalysatori               eine stabile
                                                               In einem katalytischen          Verbindung ein:
    Brennstoff-                                                Prozess gibt der Wasser-        Wasser.
   zellenantrieb                                               stoff sein Elektron (e-) ab.
                                                               Nur als Proton (p+) kann er
                                                               die Membran passieren.
CO2

                                                iVerbrenneri
                     iZapfsäulei
                                                Bei einem Verbrennungsmotor wird
                                                ein Kraftstoff-Luft-Gemisch in einem
                                                Zylinder entzündet und verbrannt.
                                                Chemische Energie wird in mecha-
                                                nische Arbeit umgewandelt. Ein
CO2                                             wesentlicher Bestandteil eines Ver-
                                                brennungsmotors ist der Kolben, der
                                                dabei hilft, die Energie des Kraftstoffs
                                                in Bewegung umzuwandeln.
                                                                                                                              E-Fuels

                                                                                                                        E-Fuels sind synthe-
                                                                                                                        tisch hergestellte Kraft-
                                                                                                                        stoffe, die in gängigen
                                                                                                                        Verbrennungsmotoren
                                                            iTanki
                                                                                                                        genutzt werden können
                                                                                                                        und dort sauberer
                                                                                                                        verbrennen. Rohstoff-
                                                                                                                        quellen können Fette,
                                                       iLithium-Ionen-Batteriei                                         Pflanzenreste, Erdgas
                                                       Beim Ladevorgang                                                 oder Wasser und CO2
      iSynthesei
                                                       wandern Lithium-Ionen                                            sein. Die Herstellung
      Der per Elektrolyse gewonnene
                                                       zur negativen Elektrode                                          ist derzeit noch
      Wasserstoff reagiert mit dem aus der
                                                       (Kathode). Dort speichern                                        sehr aufwändig und
      Luft gewaschenen oder in einer
                                                       sie Elektronen aus einer                                         kostenintensiv.
      Biogasanlage produzierten CO2 zu
                                                       externen Stromquelle. Beim
      Methan. In weiteren Verfahrensschritten
                                                       Entladevorgang gibt Lithium
      kann daraus E-Diesel, E-Benzin oder                                                                                           Folienbeutel
                                                       in der negativen Elektrode
      auch E-Kerosin entstehen.
                                                       Elektronen ab. Diese
                                                       können einen externen
                                                       Verbraucher betreiben.

                                                                                                                                    Trennschicht
      iE-Ladesäulei                                                                                                                 Kathode
      DC-Schnellladesäule                                                                                                           Trennschicht
      bis 350 kWh oder
                                                                                                                                    Anode
      AC-Normalladesäule
      bis 43 kWh (in Europa)

                                                                                                                                     iEinzelzellei
           iRotori

                                                                                                     iBatterie-Stacki
                                                                                                                        Aufgabe des
                                                                                                                        Elektromotors ist
                                                                                                                        es, elektrische in
                                                                                                                        mechanische Energie
                                                                                                                        zu wandeln, indem
                                                                                                                        der Rotor durch
                                                                                                                        elektrische Felder in
                                                                                                                        eine Drehbewegung
                                                                                                                        versetzt wird.

                                   iStatori                      iWechselrichteri
                                                                 Den von der Batterie bereitgestellten Gleichstrom
                                                                 wandelt der Wechselrichter in Wechselstrom um,              Batterie-
                                                                 um ihn dem Motor zur Verfügung zu stellen. Der               antrieb
                                                                 Wechselrichter steuert auch die Wechselstrom-
                                                                 frequenz und somit auch die Motordrehzahl.
„Neues wagen“
      Weniger Debatten um Reichweiten und mehr Mut zur
  Innovation – so sollten wir die Voraussetzungen für ein neues
   Mobilitätsverhalten schaffen, meint Prof. Dr. Günther Schuh.
                                 Interview Michael Specht

Herr Professor Schuh, welchen alterna-          Wie sollte am sinnvollsten die Wasser-
tiven Antrieb sehen Sie Ende des kom-           stoff-Infrastruktur aufgebaut werden?
menden Jahrzehnts vorn?                         Hier müsste sich die Branche eigentlich
Es wird nicht den einen Antrieb, sondern        komplett neu erfinden und Wasserstoff in
eher ein Sowohl-als-auch geben. Wir müs-        großen Mengen und möglichst aus rege-
sen es uns jetzt leisten, in zwei Infrastruk-   nerativen Quellen herstellen.
turen zu investieren, in die Wasserstoff-
und in die Batterietechnologie.                 Ließe sich das nicht gut über die Wind-
                                                krafträder realisieren?
Was ist mit den sogenannten Designer-­          Solange es hier Überkapazitäten – sprich:
Kraftstoffen?                                   keine Balance im Netz – gibt, kann man
E-Fuels können massiv dazu beitragen, die       das sicher bis zu einem gewissen Grad
CO2-Emissionen deutlich zu senken, denn         machen. Aber wird das auch in zehn Jah-
auch in 10 oder 20 Jahren benötigen wir         ren noch der Fall sein? Dann brauchen wir
noch Kolbenmotoren, die flüssige Kraft-         andere Lösungen.
stoffe verbrennen. Der entscheidende Vor-
teil bleibt klar deren hohe Energiedichte.      Machen die OEMs bei der Elektromobi-
Keine Batterie wird hier jemals mithalten       lität alles richtig?
können. Zudem können die Autofahrer             Vielleicht haben unsere OEMs zu lange
weiterhin normal tanken und ihr gesam-          gezögert, bis sie von der Notwendig-
tes Nutzungsprofil beibehalten.                 keit und Größe des Markts für E-Fahr-
                                                zeuge überzeugt waren. Jetzt ­investieren
Damit wären ja eigentlich batterieelek-         sie jedenfalls vehement in E-Mobility
trische SUVs, die fast 2,5 Tonnen wie-          mit allen ihnen zur Verfügung stehen-
gen, der falsche Weg in die Elektromo-          den Mitteln. Es kommt nun auf uns, die
bilität, oder?                                  Kunden und Verbraucher, an, ob wir uns
Elektrische SUVs sind ökonomisch nicht          trauen und auch innovativ genug sind,
sinnvoll. Sie können Batteriekapazität,         unser Mobilitätsverhalten entsprechend
Reichweite und Fahrgeschwindigkeit phy-         umzustellen. Wenn 25 Prozent aller Pkw
sikalisch nicht vernünftig unter einen          in Deutschland nie mehr als 150 Kilome-
Hut bringen.                                    ter am Tag fahren, frage ich mich schon,
   Batterien werden auch in Zukunft             warum die meisten potenziellen Autokäu-
nicht wesentlich leichter und leistungs­        fer noch sagen, ihnen reiche die Reich-
fähiger sein. Deshalb wäre es sinnvoller,       weite der heutigen E-Autos nicht aus.
den rein batterieelektrischen Antrieb auf
kleinere Fahrzeuge zu reduzieren und grö-       Mit Ihrem 2015 gegründeten Unterneh-
ßere beispielsweise in Verbindung mit           men e.GO Mobile AG und nicht zuletzt
einer Brennstoffzelle als einem sogenann-       durch das StreetScooter-Projekt haben
ten Range-Extender zu betreiben.                Sie im Elektrofahrzeugmarkt starke

                                                            18   DEKRA solutions 3/2019
Interview

                         Prof. Dr. Günther Schuh
                         Der Ingenieur und Wirtschaftsingenieur ist seit
                         2002 Inhaber des Lehrstuhls für Produktions-
                         systematik an der RWTH Aachen und leitet den
                         Bereich Technologiemanagement am Fraun-
                         hofer-Institut für Produktionstechnologie IPT.
                         Neben dem wissenschaftlichen Engagement ist
                         er unternehmerisch aktiv und war unter anderem
                         2010 Mitgründer der Street­Scooter GmbH. Seit
                         April 2015 ist Professor Schuh Vorsitzender
                         des Vorstands der von ihm gegründeten e.GO
                         Mobile AG.

                            Impulse gesetzt. Gilt die e.GO Mobile AG
                            eigentlich noch als Start-up?
                            Formal ja, weil es noch keinen positiven Cash­
                            flow gibt. Lieber wäre es mir allerdings, wir
                            wären kein Start-up, weil viele Menschen mit
                            dieser Bezeichnung stets etwas „Nichtprofes­
                            sionelles“ assoziieren. Das Gegenteil ist bei
                            uns der Fall. Wir stellen derzeit pro Monat
                            zwischen 40 und 50 neue Mitarbeiter ein. An
                            unserem Produktionsstandort in Aachen sind
                            mittlerweile 470 Menschen tätig.

                            Derzeit setzen Sie zu 100 Prozent auf den
                            elektrischen Antrieb. Was unternehmen Sie,
                            um Lieferengpässe bei den Batteriezellen
                            auszuschließen?
                            Wir arbeiten mit mehreren Lieferanten
                            zusammen und mindern so das Risiko. Gene­
                            rell würde ich es sehr begrüßen, wenn hier in
                            Europa eine eigene Zellproduktion aufgebaut
                            werden würde.

                            Wie wollen Sie zukünftig den CO2-Ruck-
                            sack, der vor allem bei der Zellenfertigung
                            entsteht, möglichst klein halten?
                            Das schaffen wir, indem wir zum einen die
                            Batterien selbst so klein halten, wie es nur
FOTO: WOLTERFOTO/IMAGO

                            geht. Zum anderen stehen wir in engem Kon­
                            takt zu den Lieferanten, um hier gemeinsam
                            den Herstellungsprozess in Richtung CO2-Re­
                            duzierung und Nachhaltigkeit zu optimieren.

                                   Lesen Sie das gesamte Interview auf:
                                   dekra-solutions.com
E
                                                           1
Die

                              -            Nissan Leaf

                                                                                                                           3
Könige
Die Bestandszahlen offenbaren die
Top 10 der weltweit meistgefahrenen
batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge
(BEV: Battery Electric Vehicle). Wo und von
                                                                        BAIC
welchem Modell die meisten unterwegs sind                            ­EC-Series
sowie weitere Infos gibt’s in der Übersicht.
Text Carina Belluomo

                                                                                                                               7
    6

                BMW i3                                                                 Tesla Model X

Modell                   1   Nissan Leaf     2   Tesla Model S          3   BAIC EC-Series    4   Tesla Model 3   5   Renault Zoe
Weltweiter Bestand       363.940            243.200                     172.850               148.080             114.310
Top-Länder               USA 129.540        USA 144.760                 Nur in China          USA 141.280         Frankreich 67.170
nach jeweiligem          Japan 115.130      China 29.290                                      Kanada 6.800        Deutschland 17.790
Fahrzeugbestand*
                         Norwegen 37.560    Norwegen 19.460                                                       Norwegen 9.570
Produktionszeitraum      Seit 2010          Seit 2012                   Seit 2017             Seit 2017           Seit 2012
Hersteller               Nissan, Japan      Tesla, USA                  BJEV, China           Tesla, USA          Renault, Frankreich
Reichweite               285 km             450 km                      206 km**              415 km              159 km
Leistung                 110 kW             310 kW                     30 kW                  258 kW              68 kW

                                                      20   DEKRA solutions 3/2019
Service

                                                                                                                                                                               2

                                                                                  Tesla Model S

                                                                                                                                                                                                 5
                                                                                  4

                                                                                                                                                                                        Renault Zoe

                                                                             Tesla Model 3

                                                                                                                                                                        9
                                                                                                                                                                                                      10
FOTOS: NISSAN, BAIC, FABIAN KIRCHBAUER/BMW, EASTON CHANG/TESLA, TESLA (2),
RENAULT, EQ, JAC, BYD, IMAGOTRES/DIGITAL VISION VECTORS/GETTY IMAGES

                                                                                                                                                   JAC iEV

                                                                                  8                            Chery eQ
                                                                                                                                                                                                 BYD e5
                                                                              6   BMW i3           7   Tesla Model X      8   Chery eQ               9   JAC iEV        10   BYD e5
                                                                              108.560              106.490                90.100                    87.750              86.880         * Kumulierte
                                                                              USA 37.130           USA 66.040             Nur in China              Nur in China        Nur in China   Neuzulassungen
                                                                                                                                                                                       (= Bestand) der
                                                                              Norwegen 19.190      China 11.740                                                                        Top-10-Modelle jeweils
                                                                                                                                                                                       zum 31.12.2018
                                                                              Deutschland 17.340   Norwegen 11.160
                                                                                                                                                                                       ** Nach NEFZ
                                                                              Seit 2013            Seit 2015              Seit 2018                 Seit 2017           Seit 2018      Quelle: Zentrum
                                                                              BMW, Deutschland     Tesla, USA             Chery, China              JAC Motors, China   BYD, China     für Sonnenenergie-
                                                                                                                                                                                       und Wasserstoff-
                                                                              309 km               375 km                 301 km**                  355 km**            400 km**       Forschung Baden-
                                                                                                                                                                                       Württemberg (ZSW),
                                                                              125 kW               310 kW                 30 kW                     110 kW              160 kW         Stand: März 2019

                                                                                                                                         21   DEKRA solutions 3/2019
Micromobility

               Eine Sache
               der Balance
                     Mit den E-Scootern kommen neue Mobilitätsmöglichkeiten, aber
                  auch neue Risiken auf die Straße. Worauf Sie als Nutzer achten sollten.
                                                         Text Hildegard Suntinger

S
      tadtregierungen sehen in der Micromobility                                         schneller als zu Fuß, kraftsparender als mit dem
      ein wichtiges Mittel, um zukunftsorientierte                                       Fahrrad und unabhängig von den öffentlichen Ver-
      Mobilitätskonzepte umzusetzen. Durch den                                           kehrsmitteln – Distanzen von wenigen Kilometern
E-Scooter-Verleih könnten die Lücken im öffentlichen                                     sind im Nu geschafft. Doch neu ist die Idee nicht.
Verkehrsnetz geschlossen und eine nahtlose Fortbe-                                       1916 war die Londoner Aktivistin Lady Florence Nor-
wegung ermöglicht werden. Andererseits bringen die         Ausstattung                   man eine der Ersten, die einen motorisierten Tret-
Fahrzeuge auch neue Risiken mit sich. Ob sie sich tat-     Eine von zwei                 roller fuhr. Nach dem Zweiten Weltkrieg vom Auto
sächlich dauerhaft durchsetzen, wird nicht zuletzt         voneinander                   verdrängt, ist er jetzt wieder da: handlicher, moder-
                                                           unabhängigen
von den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den             Bremsen, Klingel
                                                                                         ner und mit elektrischem Antrieb.
Sicherheitsstandards abhängen.                             sowie der Gashebel               Die Integration der E-Scooter in die Verkehrssys-
   Vor allem für Kurzstrecken scheinen die Elektro-        sind ergonomisch              teme der Gegenwart hat allerdings Tücken. Diverse
kleinstfahrzeuge ein ideales Verkehrsmittel zu sein:       angeordnet                    Studien, die die National League of Cities (NLC) in den
                                                                                         USA durchgeführt hat, ergaben, dass es an Infrastruk-
                                                                                         tur für die neuen Verkehrsteilnehmer mangelt. Zudem
                                                                                         sei das Verhalten der E-Scooter-Nutzer, die unbefugt
                                                                                         Gehsteige befahren und selten Helm tragen, proble-
                                                                                         matisch, weil sie sich und andere Verkehrsteilnehmer
                                                                                         und Fußgänger gefährdeten. Diesen Umgang mit den
                                                                                         vor allem als Leihfahrzeug genutzten E-Rollern erklärt
                                                                                         die NLC mit der mangelnden Vertrautheit mit der Tech-
                                                                                         nik und mit den örtlichen Nutzungsregelungen. In der
                                                                                         Unfallstudie, die Austin Public Health für die Stadt
                                                                                         Austin kurz nach der Einführung der E-Scooter in Auf-
                                                                                         trag gegeben hatte, wird der Mangel an Erfahrung als
                                                                                         Unfallursache besonders deutlich: Zwei Drittel der
                                                                                         Unfallopfer waren Fahranfänger. Knapp die Hälfte
                                                                                         der Verunfallten erlitt Kopfverletzungen.

                                                                                         Individuelle Regelung
                                                                                         Die Problematik zeigt sich auch in europäischen Städ-
                                                                                         ten, wo sich Unfälle und Beschwerden von Verkehrs­
                                                                                         teilnehmern häufen. In Wien gab es im vierten Quar-
                                                                                         tal 2018 an die 200 Unfälle mit E-Scootern. Laut dem
                                                                                         Kuratorium für Verkehrssicherheit ­Österreich sind

                                                           23   DEKRA solutions 3/2019
Vernetzt
                                                                                                                            App des Verleihers
                                                                                                                            downloaden,
                                                                                                                            registrieren und
                                                                                                                            E-Scooter am
                                                                                                                            gewünschten
                                                                                                                            Standort per Scan
                                                                                                                            des QR-Codes
                                                                                                                            anmieten

                                                                                                                 35 %
                                                                                                               der verletzten E-Scooter-
                                                                                                                     Fahrer erlitten
                                                                                                                  Knochenfrakturen1

die größten Unfallrisiken Kollisionen mit
Gehsteigkanten, Abbiegen, Übersehen-
werden durch andere Verkehrsteil-
nehmer sowie Spurrillen. Die tech-
nischen Sicherheitsstandards
sowie die Nutzungsvorschriften
sind bis dato länder- und sogar
                                             37 %
                                         der Unfallopfer waren mit
städtespezifisch geregelt. In           überhöhter Geschwindigkeit

                                                                                                                                                 PUBLIC HEALTH, 2019; 2 STUDIE „MICROMOBILITY IN CITIES“, NATIONAL LEAGUE OF CITIES, 2019
                                               unterwegs2
Österreich und der Schweiz sind

                                                                                                                                                 QUELLEN: 1 STUDIE „DOCKLESS ELECTRIC SCOOTER-RELATED INJURIES STUDY“, AUSTIN
E-Scooter per Gesetz mit Fahrrä-
dern gleichgesetzt. In Madrid dür-
fen Elektroroller nur auf Radwegen
genutzt werden. In der brasilianischen Metro­
pole São Paolo hat die Stadtregierung kurz nach dem
Marktstart unter anderem die Helmpflicht einge-
führt. Im New Yorker Stadtteil Manhattan sind die
E-Scooter ganz verboten. Um weltweit einheitliche
Anforderungen an Hersteller und Nutzer von Elek­
trokleinstfahrzeugen zu entwickeln, wurde ein tech-
nisches Komitee der Internationalen elektrotechni-
schen Standardisierungsorganisation (IEC) ins Leben Sicherheit                           artbedingten Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h
gerufen, das ab Herbst 2019 tagen soll.                    Die Füße sollten              und einer Motorleistung von bis zu 600 Watt. Zur
                                                          leicht schräg zur              Pflichtausstattung zählen Klingel, Scheinwerfer,
Ausstattung beachten                                      Fahrtrichtung                  Schlussleuchte, Rückstrahler und Seitenreflektoren
In Deutschland liegt es an den Herstellern, die All-      positioniert sein,             sowie zwei unabhängig voneinander funktionierende
                                                          um auf dem
gemeine Betriebserlaubnis (ABE) für ihre Fabrikate        E-Scooter eine
                                                                                         Bremsen. Es besteht keine Helmpflicht.
beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zu beantragen. Die        bessere Balance                   Wer den Kauf eines E-Scooters plant, sollte aller-
E-Scooter gelten in Deutschland als Kraftfahrzeuge,       zu haben                       dings noch weitere technische Aspekte bedenken. So
deshalb besteht Versicherungs- und Kennzeichen-                                          fiel in Wien auf, dass auf das Handsignal beim Abbie-
pflicht für Modelle, die schneller als 6 km/h fahren                                     gen nach rechts verzichtet wird – weil auch der Gas-
können. Zugelassen sind Fahrzeuge mit einer bau-                                         hebel rechts ist. „Wenn man mit 20 km/h vom Gas

                                                           24   DEKRA solutions 3/2019
1
                                                                                                                                                                                       Micromobility

                                                                                                   6     2                                           »Zu den technischen
                                                                                                                                     7                Schwachstellen von
                                                                                                                                                       E-Scootern zählen
                                                                                                                                                     die Reifen. Vollgummi
                                                                 Details im                                                                             ist wartungsfrei,
                                                                                                                                                       aber kompensiert
                                                                 Überblick                                                                           Unebenheiten kaum.
                                                                 Die Verkehrsvorschriften                                                             Ballonreifen wirken
                                                                 sowie die Ausstattung von
                                                                 E-Scootern sind international                                                        dämpfend, können
                                                                 nicht einheitlich geregelt.                                                        aber auch einen Platten
                                                                                                              5                                           bekommen«
                                                             4
                                                                                                                                                                  Luigi Ancona,
                                                                        6                                                                                      DEKRA Unfallforschung

                                                         3

                                                                                                                                                geht, kann das eine abrupte Bremswirkung haben“,
                                                                                                                                                erklärt DEKRA Unfallforscher Luigi Ancona. Er emp-
                                                                                                                                                fiehlt einen Blinker, auch weil es bei instabilem Roll-
                                                                                                                                                verhalten grundsätzlich riskant ist, die Hand von der
                                                                                                                                                Lenkstange zu nehmen.
                                                                                                                                                    In den NLC-Studien gab die Hälfte der Unfallopfer
                                                                 Technische Pflichtausstattung                                                  an, dass der Unfall durch Unebenheiten verursacht
                                                                 in Deutschland                                                                 gewesen sei. „Unebenheiten in der Straßenoberfläche
                                                                 1   Klingel                                                                    und Kanten wirken wie ein Schlag auf die Lenkstange
                                                                 2   Scheinwerfer                                                               und können einen leicht aus der Balance bringen“,
                                                                 3 Schlussleuchte
                                                                 4 Rückstrahler
                                                                                                                                                erläutert Ancona. Größere Reifen bieten mehr Stabi-
                                                                 5 Seitenreflektoren                                                            lität. Zusätzliche Fahrsicherheit bringen dämpfende
                                                                 6 	Zwei voneinander unabhängig                                                Ballonreifen statt harter Vollgummireifen. Abschlie-
                                                                     funktionierende Bremsen                                                    ßend betont der Experte, dass die Fahrweise eines
                                                                                                                                                E-Scooters nicht so intuitiv sei, wie von den Nutzern
FOTOS: DENNIS LEWCZENKO; POSTPRODUKTION: MICHAEL STACH

                                                                                                                                                angenommen. Besonders Bremsen sei eine Sache des
                                                                 Empfehlungen                                                                   Fahrgefühls. Der E-Scooter wird durch Gewichtsverla-
                                                                 7    Helm                                                                      gerung gesteuert. Das braucht Körperspannung, und
                                                                      Blinker
                                                                                                                                                die Füße sollten leicht schräg zur Fahrtrichtung ste-
                                                                      Knie- und Ellbogenschoner
                                                                      Lenkstange mit beiden Händen bedienen                                     hen – wie auf einem Snowboard. „So hat man mehr
                                                                     	
                                                                      Größere und dämpfende Ballonreifen                                        Kraft aus den Beinen und kann den Oberkörper bes-
                                                                      (statt harter Vollgummireifen)                                            ser kontrollieren – vor allem beim Beschleunigen und
                                                                      Angemessene Geschwindigkeit                                               Bremsen“, so Ancona.
                                                                      Verkehrszeichen beachten                                                      Um die Risiken bei der ersten Fahrt zu reduzie-
                                                                      Kein Alkohol am Steuer                                                    ren, gehen in Deutschland manche Verleiher von
                                                                     	
                                                                      Vor der ersten Fahrt auf gesichertem
                                                                      Gelände Testfahrten absolvieren
                                                                                                                                                E-Scootern dazu über, Sicherheitskurse anzubie-
                                                                      Körperspannung halten                                                     ten. Beim First-Ride-Training sollen Bremsmanöver,
                                                                     	
                                                                      Füße leicht schräg zur Fahrtrichtung                                      Kurvenfahrt und Verhalten in Gefahrensituationen
                                                                      positionieren (wie auf Snowboard)                                         geübt werden. Auch in Schweden soll eine virtuelle
                                                                                                                                                Fahrschule Elektrorollerfahrern dabei helfen, mehr
                                                                                                                                                Sicherheitsbewusstsein zu entwickeln.

                                                                                                                  25   DEKRA solutions 3/2019
Trust-Center-Initiative

Gemeinsam mit anderen Prüforganisationen hat DEKRA
die Trust-Center-Initiative gestartet. Erklärtes Ziel ist die
                                                                ist die Weiterentwicklung der sicherheits-
Einrichtung einer herstellerunabhängigen Fahrzeug-              relevanten Systeme des einzelnen Fahr-
datenplattform, die den direkten Zugang zu den prüfungs-        zeugs durch Software-Updates „over the
relevanten Daten und Systemfunktionen des Fahrzeugs             Air“ während des Lebenszyklus. Das heißt,
                                                                dass dem Halter über Nacht neue oder ver-
gewährleistet. Im Interview erläutert Frank Leimbach,           besserte Funktionen teilweise auch nur
Leiter der Konzernrepräsentanz Technische Angelegen­            zeitweilig zur Verfügung gestellt wer-
                                                                den und damit der adäquate Prüfumfang
heiten des DEKRA e. V., was es damit auf sich hat.              vom individuellen Ausstattungsstand des
Text Matthias Gaul                                              Fahrzeugs abhängt. Die aktuellen System-
                                                                funktionen und Softwarestände kennen
                                                                zunächst nur das Fahrzeug und der Her-
                                                                steller. Wir benötigen für die unabhän-
Herr Leimbach, hat die Hauptunter-                              gige Prüfung jedoch originäre, vollstän-
suchung, wie wir sie heute kennen,                              dige und unmodifizierte Daten, die nicht
angesichts der zunehmend                                          vom Backend des Herstellers stammen.
vernetzten und automatisierten                                      Daher fordern wir die Vermittlung der
Fahrzeuge ausgedient?                                                Daten aus dem Fahrzeug an einen
Ganz im Gegenteil, der periodischen Fahr-                            unabhängigen Datentreuhänder.
zeugüberwachung kommt vor diesem Hin-                                 Nur mit einer herstellerunabhängi-
tergrund sowie der Komplexität der Sys-                               gen Plattform können wir unserer
teme zukünftig eine noch viel größere                                 hoheitlichen Aufgabe der Fahrzeug­
Bedeutung zu. Gerade bei automatisier-                               überwachung gerecht werden.
ten Fahrzeugen ist die verlässliche Funk-
tion der mechanischen Komponenten wie
Lenkung und Bremse absolute Vorausset-
zung für sichere Mobilität und muss über                                            Frank Leimbach
den Lebenszyklus erhalten bleiben. Sys-                                             Leiter Konzern-
temfunktionen wie Spurhalten, Spurwech-                                             repräsentanz
sel oder Notbremsen und Ausweichen wer-                                             Technische
den über komplexe Sensorik realisiert,                                              Angelegenheiten
die auf die mechanischen Komponenten                                                DEKRA e. V.
zurückgreift und deshalb davon abhängig
ist. Eine regelmäßige Prüfung durch einen
unabhängigen Dritten hat sich bewährt
und sollte aus gutem Grund beibehalten
werden.

Welche Vorteile hätte in diesem
Zusammenhang das von DEKRA
und anderen Prüforganisationen
vorgeschlagene Trust Center?
Der wesentliche Unterschied zwischen
heutigen und zukünftigen Fahrzeugen
Internet-
                                                                                                                            Anbieter      zeugs selbst vornehmen zu können. Die
                                                                                                                                          zukünftige Gesetzgebung für automa-
                                                                                                                                          tisierte Fahrzeuge wird international
                                                    Datentreuhänder                                                                       bei der UNECE in Genf vorangetrieben.
                                                    Der einzige Weg, um Sicherheit                                                        DEKRA ist hier über die internationale
                                                    und einen fairen Zugang für alle                                                      Dachorganisation aller Überwacher und
                                                    Beteiligten zu gewährleisten.                                                         Technischen Dienste, CITA, vertreten
                                                                                                                                          und hat eine beratende Rolle. Die Reali-
                                                                                                                                          sierung des Trust Centers hängt letztend-
                                                                                                                                             lich davon ab, ob wir den Gesetzgeber
                                                                                                                                                 davon überzeugen können, dass
                                                                                                                                                    das Third-Party-Prinzip auch
                                                            Fahrzeugdaten                                                                             zukünftig beibehalten wird.

                                                                                                                                   Hersteller
                                                                                                                                   Backend-
                                                                                                                                    Server

                                                                                                                         Server des                      Strafver-
                                                                                                                      Datentreuhänders                  folgungs-
                                                                                                                                                         behörde

                                                                             Fahrzeughalter
                                                                               stimmt zu

                                                                                                Versicherer
                                                    Welche Chancen                                                                                                 Überwachungs-
                                                    räumen Sie der Trust-                                                                                           organisation
                                                    Center-Initiative ein?                                                                      Zulieferer
FOTO: STEFFEN FUCHS/DEKRA; ILLUSTRATIONEN: ISTOCK

                                                    Insbesondere seitens der Hersteller
                                                    gibt es nach wie vor kräftigen Wider-
                                                    stand – sie favorisieren die sogenannte
                                                    NEVADA-Schnittstelle (NEVADA = Neut-
                                                    ral Extended Vehicle for Automated Data                                                            Werkstatt
                                                    Access). Hierbei werden interessierten       Automobil-
                                                    Dritten Daten über das Backend des Her-         Club
                                                    stellers angeboten. Doch diese Daten sind
                                                    selektiert und damit gegebenenfalls nicht
                                                    mehr vollständig oder sogar modi­fiziert.                                                    ...
                                                    Da sich der Umfang der Fahrzeugfunkti-
                                                    onen zukünftig stetig verändern kann,
                                                    ist es zwingend erforderlich, die Daten-
                                                    auswahl für die Prüfung abhängig vom
                                                    jeweils aktuellen Ist-Zustand des Fahr-

                                                                                                     27   DEKRA solutions 3/2019
Auf dem
                                      Weg zur
                                       HU 4.0

Modernste Prüfanlagen
Die periodische Fahrzeugprüfung
muss mit der zunehmenden
Automatisierung und Digitalisierung
der Fahrzeuge Schritt halten
Fahrzeugsicherheit

Die periodische Fahrzeugprüfung der Zukunft wird
datengetrieben sein. Schon heute laufen zahlreiche
Prozesse digitalisiert und automatisiert ab. Bestes
Beispiel hierfür ist die von DEKRA in der südchinesischen
Stadt Shenzhen im Frühjahr 2019 eröffnete Prüfstation.                           Shenzhen auf bis zu 20. Und da in der von
                                                                                 DEKRA geplanten Prüfstation in Peking
Text Matthias Gaul                                                               vier Prüfspuren zur Verfügung stehen sol-
                                                                                 len, wird der Fahrzeugdurchlauf dort noch
                                                                                 stärker sein. Dabei ist der Name DEKRA

D
      ie Fahrzeugprüfung läuft wie am                                            ein gewichtiges Pfund im größten Auto-
      Fließband; sequenziell absolvieren                                         mobilmarkt der Welt mit einem hohen
      die Fahrzeuge einen Prüfstand nach                                         Anspruch an die Sicherheit der Fahrzeuge.
dem anderen. Die Erfassung der Ist-Werte
und der Abgleich mit den Soll-Daten erfol-                                       Internationale Unterschiede
gen teilweise automatisiert, den Licht-                                          Weltweit betrachtet sind die Unterschie-
test übernimmt ein Roboter. Allein diese                                         de im Hinblick auf die wiederkehrende
kurze Aufzählung macht schon deutlich:                                           Untersuchung der im Verkehr befind-
In der Prüfstation von DEKRA in Shenz-                                           lichen Fahrzeuge (Periodical Techni-
hen kommt jede Menge Hightech zum                                                cal Inspection = PTI) groß. In der EU ist
Einsatz. Die einzelnen Prüfschritte wer-                                         die aktuellste rechtliche Grundlage für
den dabei von verschiedenen Mitarbeitern                                         die Fahrzeug­überwachung in den Mit-
durchgeführt. Diese Art der Arbeitsteilung
ermöglicht zugleich deutlich höhere Kapa-
zitäten. Denn während DEKRA zum Bei-
spiel in Deutschland in einer Prüfspur
pro Stunde zwei bis drei Fahrzeuge unter
die Lupe nimmt, beläuft sich die Zahl in

                                                                           Shenzhen (China)
                                                                           Seit März 2019 ist die erste DEKRA
                                                                           Prüfstation in China in Betrieb.
                                                                           Arbeitsteilung und teilweise
                                                                           Automatisierung im chinesischen System
                                                                           der Fahrzeugüberwachung machen
                                                                           vergleichsweise hohe Stückzahlen von
                                                                           Prüfungen möglich

                                             29   DEKRA solutions 3/2019
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