Wirtschaftsreport Oktober 2019 - Titelthema: Die Wirtschaft braucht Anschluss - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport Oktober 2019 - Titelthema: Die Wirtschaft braucht Anschluss - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport
                  Oktober 2019

            Titelthema:
            Die Wirtschaft braucht
            Anschluss
Wirtschaftsreport Oktober 2019 - Titelthema: Die Wirtschaft braucht Anschluss - IHK-Siegen
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                                                     Editorial
                                                       Mehr als Bärte und Apps
Innovative Gründer tragen Bart, programmieren Apps und leben in Metropo­
len, so das gängige Klischee. Von ihnen erwartet man die Erfindungen und
Entwicklungen, die die deutsche Wirtschaft modernisieren und zukunfts­
trächtig machen. Und weil dieses Klischee in den Köpfen so stark verankert
ist, trifft die heimische Wirtschaft immer wieder der Vorwurf, sie sei nicht
zukunftsfähig aufgestellt. Zwar hat sich der in Siegerland, Wittgenstein und
Südsauerland stark vertretene Mittelstand auch in Düsseldorf, Berlin und
anderswo als unverwüstlicher Wachstumsmotor herumgesprochen. Gleich­
wohl wird der Region vorgehalten, zu sehr auf die Industrie ausgerichtet zu
sein, die Zukunftschancen der Digitalisierung zu verschlafen und eine deut­
lich unterdurchschnittliche Gründungsdynamik, insbesondere bei den tech­
nologieorientierten Start­ups, an den Tag zu legen. Wie sollte da genügend
Raum für dringend benötigte Innovationen entstehen? Auch in diesem Feld
werden ländlichen Wirtschaftsräumen regelmäßig schlechte Noten gegeben.

Dabei bedarf es keiner aufwendigen Analyse, um festzustellen: Es bewegt
sich viel in unserer Region. Das tat es allen bundesweiten Rankings und
Unkenrufen zum Trotz übrigens schon immer. Ein hohes Maß an Dynamik ist
beispielsweise gerade eine Stärke des Mittelstandes und Voraussetzung für
die Unternehmen, sich dauerhaft auf dem Markt zu behaupten. Sie drückt
sich nur nicht immer in den messbaren Parametern aus, die für die diversen
Studien genutzt werden. Das Durchzählen von Forschungsabteilungen reicht
da nicht aus. Dennoch ändert sich derzeit etwas: Innovationskräfte im hie­
sigen Raum werden deutlicher sichtbar. Ein Grund: Die Forschungs­ und
Entwicklungsleistungen werden gebündelt: „Die beste Methode, eine gute
Idee zu bekommen, ist, viele Ideen zu haben“ – der Gedanke des US­ameri­
kanischen Nobelpreisträgers Linus Pauling besitzt auch heute Gültigkeit.

Mit dem „Summit“ in Siegen wurde jüngst eines der größten „Technologie­
zentren“ Südwestfalens eröffnet. Heimische Unternehmen aus dem High­              IT­getrieben. Ihre Symbiose mit hochmodernen digitalen Ansätzen birgt eine
tech­Bereich und der Sensorhersteller „ifm“ schlossen sich hier, auch räum­       enorme gestalterische Kraft. Dort, wo Unternehmen ihre Entwicklungsaktivitä­
lich, zusammen. Im Siegener Gewerbegebiet Martinshardt arbeiten rund 400          ten zu diesem Zweck bündeln, werden nicht nur Innovationssprünge möglich,
Fachkräfte unter einem Dach an zukunftsträchtigen Ideen mit internationa­         sondern auch hoch spezialisierte Fachkräfte auf diese Standorte aufmerksam
lem Potenzial. Sie erforschen insbesondere IT­Innovationen und Sensortech­        – auf Orte, an denen das Tor in die Zukunft aufgestoßen wird.
nologien für die Industrie 4.0. Das Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0. in
Siegen hat sich seit seiner Gründung vor zwei Jahren als wichtiger Akteur         Auf diese Weise kann auch das Gründergeschehen neu ausgerichtet werden.
etabliert. 30 Mitarbeiter entwickeln hier gemeinsam mit kleinen und mittleren     Es reicht nicht mehr, Existenzgründer „nur“ zu qualifizieren, sondern es gilt,
Betrieben aus der ganzen Region Wege, um die Herausforderungen der Digi­          sie in einem frühen Stadium miteinander sowie mit möglichen Kunden und
talisierung erfolgreich zu bewältigen. Auf dem geplanten „Campus Busch­           Lieferanten in Austausch zu bringen. Dazu braucht es funktionierende Netz­
hütten“ auf dem Gelände des Traditionsunternehmens Achenbach Buschhüt­            werke über Branchen hinweg. Die Symbiose von Industrie und IT bildet dabei
ten sollen künftig Wissenschaftler und Studierende der Universität Siegen         den besten Humus dafür, die Gründerszene neu aufzustellen.
gemeinsam mit Experten der RWTH Aachen und Start­up­Firmen digitale
Produktionstechniken erforschen und marktgerecht entwickeln. Bemerkens­           Dies und neue, mittelstandsfreundliche Wege in der Forschungsförderung zeu­
wert zudem: Mit Rafael Laguna de la Vera aus Olpe wurde ein Softwarespe­          gen von einem neuen Vertrauen in die Innovationskraft ländlicher Wirtschafts­
zialist aus dem ländlichen Raum damit betraut, die neue Agentur für Sprung­       räume, ganz unabhängig von Bart und Apps. Die Region zeigt, dass dieses
innovationen mit einem Budget von 1 Mrd. € aufzubauen und zu leiten.              Vertrauen berechtigt ist. Sie hat sich strukturell auf den richtigen Weg bege­
                                                                                  ben. Wird er selbstbewusst und konsequent weiter beschritten, muss einem
Schon diese Beispiele zeigen, dass die Unvereinbarkeit von produktionslastiger    um die Zukunft des heimischen Wirtschaftsstandortes nicht bange sein. !
Wirtschaft auf der einen und Gründungs­ und Innovationsgeschehen auf der
anderen Seite ins Reich der Märchen gehört. Insofern machen sie nur sichtbar,
was sich auch statistisch abbildet: Der Zuwachs an Beschäftigung in Südwest­                  In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
falen im Bereich von „Information und Kommunikation“ beträgt fast 30 % in
den Jahren von 2007 bis 2017. Allein in Siegen gibt es 560 Vollzeitstellen mehr                               Hans­Peter Langer
in diesem Bereich als zehn Jahre zuvor. Tatsächlich ist Industrie immer stärker                              IHK­Geschäftsführer
Wirtschaftsreport Oktober 2019 - Titelthema: Die Wirtschaft braucht Anschluss - IHK-Siegen
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                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                                      Titelthema

                                                                                                                                                            4
                                                                                                                                   Straße, Schiene, Wasser, Luft
                                                                                                                                Die Wirtschaft braucht Anschluss
                                                                                                                                    Für die Wirtschaft markiert ein gut
                                                                                                                                  funktionierendes Verkehrssystem einen
                                                                                                                                      wichtigen Standortfaktor. Dazu
                                                                                                                                   gehören nicht nur gute Straßen­ und
                                                                                                                                     Bahnverbindungen, sondern auch
                                                                                                                                  die Möglichkeit, über Wasser oder Luft
                                                                                                                                        weltweit zu exportieren ...

                                                                                                                                                    Titelseite:
                                                                                                                                              Foto: Carsten Schmale

20          Axotherm
            Gutes für Körper                                     24          Brexit
                                                                             Trübe Aussichten im                                34          DINO Solutions
                                                                                                                                            „Zeit, um Träume
            und Geist                                                        „Londoner Nebel“                                               zu leben“

Impressum
Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                                    Layout
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ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be­     Hauptgeschäftsstelle,                                          Druck, Anzeigen und Verlag
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Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats.                                                                                  Anzeigenannahme: Günter Chojetzki
Druckauflage: 22 267 Exemplare                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,              Telefon 0271 5940­338, Telefax 0271 5940­373
Quartal 2/2019                                                   In der Trift 11, 57462 Olpe, Telefon 02761 9 44 50,            E­Mail: wirtschaftsreport@vorlaender.de
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Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung             Redaktion: Boris Edelmann: 0271 3302­319,                      Für Fragen, die die Zustellung betreffen, wenden Sie sich
des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen       Patrick Kohlberger: 0271 3302­317,                             bitte an zustellung@siegen.ihk.de oder 0271 3302­273.
wieder. Nachdruck mit Genehmigung des Herausgebers und           Ann­Kristin Spies: 0271 3302­318
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Der WIRTSCHAFTSREPORT ist keine auf Erwerb ausgerichtete         Dr. Jeanne Boerkey, Andrea Schumacher­Vogel, Sonja
Veröffentlichung.                                                Schweisfurth, Christian Schwermer, Brigitte Wambsganß          Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 58
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Wirtschaftsreport    Okt 19            3

   IHK online
          » Die
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 » 4 Titelthema                                 10 | Nachrichten                                  » 54 Jubiläen/Bücher
 20 | Berichte                                  » 12 Campus Buschhütten                           54 | Börsen
 » 20 Gutes für Körper und Geist                » 14 Altmaier zu Gast                             » 54 Recyclingbörse
 » 24 Trübe Aussichten                          » 18 Interview mit Markus Schäfer                 » 55 Unternehmensnachfolgebörse
      im „Londoner Nebel“                       » 48 CrossMentoring                               » 57 Handels­ und
 » 28 Kann Abenteuerlust                        » 49 Samstagsakademie                                  Genossenschaftsregister
      in Rente gehen?
                                                » 50 Ärzteprojekt                                 » 68 Veranstaltungskalender
 » 31 Innovative Lösungen entwickeln
 » 34 „Zeit, um Träume zu leben“
 » 37 Niederlande ein wichtiger Markt
 » 40 Im Dreischritt in die Zukunft
 » 44 „Eine Entscheidung aus
      Leidenschaft“

                                                0/59#171 #31 /83*4* (*46,#-&1/8'     ! +-&8*99#'"*#1 /83*4 ./)145' ! $4)5&4/8' /83*4* +174"*2
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                                                   Straße, Schiene, Wasser, Luft

  Die Wirtschaft
braucht Anschluss
     Für die Wirtschaft markiert ein gut funktionierendes Verkehrssystem einen wichtigen Standort­
  faktor. Dazu gehören nicht nur gute Straßen­ und Bahnverbindungen, sondern auch die Möglichkeit,
         die in der Region hergestellten Produkte über Wasser oder Luft weltweit zu exportieren.

                                      Text: Brigitte Wambsganß   |   Fotos: Carsten Schmale (6), Heiner Morgenthal (1)

Den Verkehr im Blick: Winfried Behle (l.)
und Ludger Siebert vom
Landesbetrieb Straßenbau NRW.
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    „Wir bewegen Waren. Dabei brauchen wir alle Verkehrsträ­         tionalen Partnern. Dieser Geschäftsbereich ist auch zustän­
    ger“, unterstreicht Joachim Donath, gemeinsam mit Uwe            dig für Aufträge in und aus Osteuropa, Fernost und Südost­
    Stupperich geschäftsführender Gesellschafter der Siegener        asien. Die Unternehmensgruppe hat ihren Sitz im Gebäude
    M.G. International (Holding) GmbH mit ihren zwei hundert­        der ehemaligen Landeszentralbank an der Koblenzer Straße.
    prozentigen Töchtern: Die M.G. International Transports          Die Initialen „M.G.“ verweisen auf die Wurzeln des Unter­
    GmbH betreibt Projektlogistik mit Schwerpunkt Nah­ und           nehmens, das Maximilian Grünhut 1891 in Hamburg ge­
    Mittelost. In der erstgenannten Region hat sie Niederlassun­     gründet hat. Er hatte früh die Bedeutung des amerikanischen
    gen. Tätig ist sie unter anderem im Irak. In dem lange vom       Marktes erkannt und als einer der ersten deutschen Spedi­
    Krieg heimgesuchten Land stabilisiere sich die Lage mittler­     teure ein Büro in New York eröffnet. Die wechselvolle und
    weile, betont Donath. „Jeden Tag geht eine Fracht in den         erfolgreiche Unternehmensgeschichte führte schließlich
    Irak.“ Die Geschäfte mit Iran seien seit der Einführung der      1989 zur Entstehung der M.G. International Gruppe, deren
    US­Sanktionen komplett zum Erliegen gekommen. Die M.G.           komplette Geschäftsanteile Joachim Donath und Uwe Stup­
    International Transports GmbH hat sich, ebenso wie viele         perich 1993 übernahmen.
    andere deutsche Firmen, aus dem Land zurückgezogen.
                                                                     Egal, ob die Transporte über die Straße, die Bahn, das Schiff
    In seinen ausländischen Büros beschäftigt das Unternehmen        oder das Flugzeug unterwegs sind: „Grundsätzlich geht es
    ausschließlich einheimische Mitarbeiter. Tochter Nummer          um die Frage, wie schnell, günstig und umweltfreundlich die
    zwei, die M.G. International Logistics GmbH, agiert in den       Ware zum Zielort kommt.“ M.G. International als Firmen­
    Bereichen „Interkontinentale Verkehre“ sowie „Übersee­ und       gruppe bietet den Kunden „integrierte Lösungen aus einer
    Luftfrachtverkehre“ ebenfalls mit einem Netz von interna­        Hand“, wie Joachim Donath verdeutlicht: „Das ist wichtig,
                                                                     um die Zeitpläne unserer Kunden einhalten zu können – un­
                                                                     abhängig davon, ob die Lieferungen aus demselben Land
                                                                     stammen oder ob sie globalen Ursprung haben.“ Dabei ko­
                                                                     operiert die Firma eng mit nationalen und internationalen
                                                                     Partnern bzw. den eigenen Niederlassungen. Bei den Trans­
                                                                     porten handelt es sich oft um großvolumige Maschinen und
                                                                     komplette Anlagen. „Wir haben es dabei mit schweren Teilen
                                                                     bis 400 Tonnen zu tun, bei denen häufig auch das Absetzen
                                                                     auf Fundamente gefordert wird. Diese Schwerstücke gehen
                                                                     per Shuttle vom Auftraggeber direkt in die Häfen.“ Zum Bei­
                                                                     spiel steuern die Lkw – oft als Schwertransporte – den Duis­
                                                                     burger Binnenhafen an. Von dort aus geht es auf dem Rhein
                                                                     weiter bis Rotterdam oder Antwerpen.

                                                                     Transporte aus der Region führen auch über die Rhein­Häfen
                                                                     Köln und Andernach zu den Seehäfen. „Es wäre begrüßens­
                                                                     wert, wenn wir sie auch mit der Bahn anfahren könnten“,
                                                                     erklärt Joachim Donath. Doch die Beförderung mit dem Zug
                                                                     dauere zu lange und sei häufig zu teuer. Der Geschäftsführer
                                                                     wünscht sich häufigere und regelmäßigere Verbindungen.
                                                                     „Für den Ausbau der Strecken müsste man viel mehr tun als
                                                                     bisher.“ Dies gelte auch für die Ruhr­Sieg­Strecke. Der Aus­
                                                                     bau des Kreuztaler Container­Terminals, das zurzeit für
                                                                     Transporte bis Verona dient, sei ein erster Schritt, der funk­
                                                                     tioniere. Ausreichend sei dies aber nicht: „Es ist notwendig,
                                                                     das Terminal in Richtung Norden zu den Binnenhäfen aus­
                                                                     zubauen.“

                                                                     Luftfracht befördert M.G. International hauptsächlich über
                                                                     die Flughäfen Frankfurt, Köln und Düsseldorf. Laster bringen
                                                                     die Produkte direkt in die Zwischenlager. „Wir wollen nah an
                                                                     den Flieger“, erläutert Joachim Donath. Sogenannte sichere
                                                                     Luftfracht, deren Absender bekannt ist, geht mit vereinfach­
                                                                     ten Kontrollen durch den Zoll: „Dafür haben unsere Kunden
                         Den Verkehr im Blick: Winfried Behle (l.)   und wir entsprechende Zulassungen.“ Frachtstücke von nicht
                                         und Ludger Siebert vom      bekannten Absendern gelten als „unsichere Luftfracht“ und
                                Landesbetrieb Straßenbau NRW.        bedürfen zusätzlicher Kontrollen. M.G. International chartert
                                                                     regelmäßig komplette Frachtflugzeuge – in der Regel ab den
Wirtschaftsreport Oktober 2019 - Titelthema: Die Wirtschaft braucht Anschluss - IHK-Siegen
6           Okt 19     Wirtschaftsreport

                                                                                          seiner Kunden­ und Stammkundenliste und baut für Indus­
                                                                                          trie und Gewerbe. Unter anderem geht es dabei um Verwal­
                                                                                          tungsgebäude, Einkaufszentren, Wohn­ und Geschäftshäuser
                                                                                          sowie Sportanlagen und Aufträge von Energieversorgungs­
                                                                                          unternehmen. Auch in Hessen ist Berge Bau aktiv. Eckehard
                                                                                          Hof lobt die gut ausgebauten Straßen jenseits der Landes­
                                                                                          grenze. „In Marburg sind wir schneller als in Siegen“, ergänzt
                                                                                          Diplom­Kauffrau Claudia Wunderlich­Müller, Assistentin
                                                                                          der Geschäftsleitung. Besonders problematisch seien die
                                                                                          Transporte von großen Baumaschinen wie Baggern oder
                                                                                          dem breiten Kabelpflug, der die Oberflächen aufreißt und
                                                                                          gleichzeitig die Kabel verlegt. Jeder Transport über die
                                                                                          schmalen Straßen benötige eine Genehmigung und Begleit­
                                                                                          schutz.

                                                                                          Das Bauunternehmen begrenzt seinen Wirkungskreis auch
                                                                                          mit Rücksicht auf die Bautrupps, die mit Lkw, Baufahrzeugen
                                                                                          und Sprintern unterwegs sind: „Sie sollen und wollen abends
                                                                                          nach Hause kommen.“ Fast alle der 200 Beschäftigten woh­
                                                                                          nen in Wittgenstein: „Manchmal sind drei bis vier aufeinan­
                                                                                          derfolgende Generationen einer Familie bei uns beschäftigt.“
                                                                                          Für die Firma sei dies ein Glücksfall, denn es sei angesichts
  „Wir brauchen alle                                                                      der schlechten Verbindungen fast unmöglich, Mitarbeiter
     Verkehrsträger“,   Flughäfen Hahn, Leipzig oder Maastricht. Der Siegerland           „von außen“ zu finden. Deshalb bildet Berge Bau selbst aus.
unterstreicht Joachim   Flughafen kommt für die großvolumigen Güter nicht in Fra­         Zum Team gehören neben sieben Azubis auch zwei duale
      Donath von der    ge: „Wir fliegen unter anderem mit Maschinen der ,Anto­           Studenten. Trotz der schlechten Infrastruktur denkt das Fa­
       Siegener M.G.    nov‘­Reihe. Diese gehören zu den größten Frachtflugzeugen         milienunternehmen nicht daran, umzuziehen. „Wir hoffen
  International (Hol­   der Welt und könnten auf dem Airport bei Burbach nicht            auf die schnelle Umsetzung der Ortsumgehungen zwischen
        ding) GmbH.     landen.“                                                          Kreuztal und unserem Standort“, konstatiert Eckehard Hof.
                                                                                          „Dieser Schritt wird die Fahrt nach Siegen erheblich be­
                        Dass M.G. International den Hauptsitz in Siegen hat, ist für      schleunigen.“ Positiv habe sich bereits der Weiterbau der
                        Joachim Donath kein Problem: „Mit unserer Dienstleistung          HTS in Richtung Rheinland­Pfalz ausgewirkt: „Vor zwei Jah­
                        sind wir hier gut aufgehoben.“ Diese Überzeugung steckt           ren hätten wir noch keinen Auftrag aus Mudersbach ange­
                        auch im Motto der Firma: „Aus dem Herzen Europas in die           nommen. Der neue Tunnel erspart uns zehn bis 15 Minuten.“
                        Welt“. Die großen Flughäfen Frankfurt, Köln und Düsseldorf        Nach wie vor setzt sich Berge Bau für die bestmögliche Ver­
                        seien in kurzer Zeit über das Autobahnnetz erreichbar. „Sie­      kehrsverbindung zwischen Wittgenstein und Siegerland ein.
                        gen ist ein zentraler Wirtschaftsstandort. Die Region ist stark
                        exportorientiert. Mit einem Großteil der hier ansässigen          Wegen der besseren Anbindung verlegen viele Unternehmen
                        Unternehmen pflegen wir eine langjährige, enge Geschäfts­         ihren Standort oder gründen in der Nähe von Verkehrskno­
                        beziehung.“ Auch die regionalen Spediteure profitieren von        tenpunkten Niederlassungen. Exemplarisch dafür steht der
                        den Aufträgen der M.G. International. An eine Verlegung des       interkommunale Gewerbepark Hüppcherhammer in der ge­
                        Firmensitzes denken beide Inhaber nicht.                          meinsamen Trägerschaft der Städte Olpe und Drolshagen.
                                                                                          Seit 2013 hat die „Interkommunaler Gewerbepark Hüpp­
                        Eckehard Hof von der Berge Bau GmbH & Co. KG in Erndte­           cherhammer GmbH“ 13 von 16 ausgewiesenen Flächen ver­
                        brück­Balde fühlt sich ebenfalls sehr mit der Region ver­         kauft. Für zwei weitere gibt es Interessenten. „Inzwischen
                        bunden. Doch die Verkehrssituation rund um den Firmen­            haben sich sehr viele Sparten hier angesiedelt: von Bohr­
                        standort bereitet ihm Sorgen. Viele Kurven, enge Straßen,         technik über Werkzeug­, Metall­ und Fensterbau bis hin zur
                        Geschwindigkeitsbeschränkungen und Bahnübergänge sor­             Entwicklung von Gaskomponenten und Brandschutz­Syste­
                        gen für lange Fahrzeiten – etwa von Siegen aus. Darunter          men“, bilanziert Geschäftsführer Winfried Quast. Einige Be­
                        leiden die Wittgensteiner Unternehmen. Hof leitet gemein­         triebe kommen aus Nachbargemeinden im Umkreis von etwa
                        sam mit Firmeninhaber Diplom­Ingenieur Bernd Berge die            50 km. Darüber hinaus haben Firmen aus Wetter, Schwerte,
                        Geschicke der 1875 gegründeten Baufirma, die sich auf den         Versmold und der Nähe von Stuttgart den Weg nach Olpe
                        Industrie­ und Gewerbebau sowie die Verlegung von Leitun­         gefunden. Das große Interesse begründet Quast mit der per­
                        gen und Glasfaserkabeln spezialisiert hat: „Die schlechte         fekten Lage des Gewerbegebietes in der Nähe zweier Auto­
                        Infrastruktur ist definitiv ein Nachteil im Wettbewerb.“ Ber­     bahnen. Die A45 führt von Dortmund nach Frankfurt, die A4
                        ge Bau muss sich auf die Situation einstellen. „Wir beschrän­     nach Köln. Auch die reizvolle Landschaft komme gut an. Die
                        ken uns auf Aufträge aus einem Umkreis von 50 bis 60 km.“         positiven Erfahrungen im Hüppcherhammer haben die Ge­
                        Der Betrieb hat viele große heimische Unternehmen auf             sellschaft bewogen, den Gewerbepark zügig zu erweitern:
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Zurzeit läuft das Bauleitplanverfahren für den zweiten und                                                                      Hermann­Josef
dritten Bauabschnitt – insgesamt 18,5 Hektar.                                                                                   Droege, stellvertre­
                                                                                                                                tender Haupt­
Aus Sicht von Hermann­Josef Droege, dem stellvertretenden                                                                       geschäftsführer der
Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, sind nicht nur gute                                                                        IHK Siegen, rückt
Anbindungen an die Autobahnen wichtig für die Wirtschaft                                                                        die Relevanz des Ver­
einer Region: „Ziel ist die ganzheitliche Erreichbarkeitsqua­                                                                   kehrs im Gesamten
lität.“ Unterschiedliche Zuständigkeiten erschwerten diese                                                                      in den Fokus.
zum Teil. Der Verkehr sei ein Netzwerk mit vielen Stellschrau­
ben: „Eigentlich muss man an allen gleichzeitig drehen. Man
darf sich nicht nur auf einen Verkehrsträger konzentrieren.
Insgesamt müssen wir unsere Verkehrsinfrastruktur integra­
tiver betrachten, bewerten und weiterentwickeln.“ Erst dann
sei es möglich, die unterschiedlichen Verkehrsträger opti­
miert zu vernetzen. Sein Fazit: „Die drittstärkste Industrie­
region Deutschlands muss unter guten Bedingungen erreich­
bar sein.“

Das Straßennetz in Schuss zu halten, ist Aufgabe der Regio­
nalniederlassung Südwestfalen des Landesbetriebs Straßen­
bau NRW mit Hauptsitz in Netphen und einer Außenstelle in        der Landesstraßen im nördlichen Zuständigkeitsbereich pro­
Hagen. Rund 500 Mitarbeiter kümmern sich in der Verwal­          blematischer dar. Insgesamt blieben die Landesstraßen
tung sowie in acht Straßenmeistereien um das Verkehrsnetz.       grundsätzlich eine Herausforderung. Mit der Differenzierung
„Wir sind für 2150 km Kreis­, Landes­ und Bundesstraßen          nach Bundesfern­, Landes­ oder Kreisstraße seien auch die
zuständig, bei Aus­ und Neubau auch für die Autobahnen in        zuständigen Haushalte zu unterscheiden. Diese bestimmten
der Region“, erklärt Ludger Siebert, Leiter der hiesigen Nie­    über die Möglichkeiten im jeweiligen Straßennetz.
derlassung. Bei den Kreisstraßen beschränkt sich die Ver­
antwortlichkeit auf Siegen­Wittgenstein, den Ennepe­Ruhr­        Bundesstraßen sind – wie die Autobahnen – als Bundesfern­
Kreis und den Märkischen Kreis. Ausgenommen ist der Kreis        straßen klassifiziert. Seit vielen Jahren setzen sich Wirt­
Olpe. Neben den Bundesstraßen generell seien auch die            schaft, Gewerkschaft und Anwohner für den Ausbau der
Landesstraßen zumindest im südlichen Zuständigkeitsbe­           „Route 57“ zwischen Kreuztal und Erndtebrück­Schameder
reich in einem relativ guten Zustand, betont Siebert. Er führt   ein. „Die Planungen für die Ortsumgehungen laufen. Für
dies unter anderem auf das Modell der „Öffentlich­Privaten       Kreuztal sind sie weit fortgeschritten“, hält Ludger Siebert
Partnerschaft“ (ÖPP) zurück, von dem 100 km Straße in Witt­      fest. Die Prioritätenliste bei Straßenbaumaßnahmen richte
genstein profitiert hatten. Dagegen stelle sich der Zustand      sich nach Belastung, Bedeutung für das Verkehrsnetz und

                                                                                                                                Eckehard Hof von der
                                                                                                                                Firma Berge Bau
                                                                                                                                hebt die Bedeutung
                                                                                                                                eines zukunfts­
                                                                                                                                fähigen Straßenkon­
                                                                                                                                zeptes hervor.
Wirtschaftsreport Oktober 2019 - Titelthema: Die Wirtschaft braucht Anschluss - IHK-Siegen
8           Okt 19      Wirtschaftsreport

Die Vertreter der Interkommunalen Gewerbepark Hüppcherhammer GmbH im Gespräch: (v.l.) Ulrich Berghof (Bürgermeister der Stadt Drolshagen), Rainer Lange (Kämme­
rer der Stadt Drolshagen), Hüppcherhammer­Geschäftsführer Winfried Quast, Peter Weber (Bürgermeister der Stadt Olpe) und Jochen Ritter MdL.

                        Erhaltungszustand. Bis 2020 gehören auch die Autobahnen                zwischen Bahn, klassifizierten Straßen, kommunalen Stra­
                        mit ihrem Ausbaubedarf zum Aufgabenbereich. Ab 2021                    ßen und ÖPNV geben: „Jeder Baulastträger pflegt dann sei­
                        wird vieles anders. Ab dann ist die Autobahn GmbH des Bun­             ne Projekte in eine Software ein, um sie optimal koordinieren
                        des für die Autobahnprojekte verantwortlich. Außenstellen              zu können.“ Egal, ob die Baumaßnahmen Kreis­, Landes­
                        der Niederlassung Westfalen sind sowohl in Netphen als                 oder Bundesstraßen respektive Autobahnen betreffen: Im
                        auch in Hagen vorgesehen. Dafür muss Ludger Siebert Mit­               Vorfeld von Straßensperrungen führt die Regionalniederlas­
                        arbeiter abgeben: „Die neuen Dienststellen der Autobahn                sung viele Gespräche mit Behörden oder Vertretern der Wirt­
                        GmbH werden dann unter anderem für den Ausbau der A45                  schaft, um gute Umleitungen zu finden. Ludger Siebert: „Die
                        zuständig sein.“ Dieser ist in der Region seit 2013 in Arbeit          Erreichbarkeit der Wirtschaft ist uns ein dringendes und
                        – was die Autofahrer anhand der zahlreichen Baustellen,                ständiges Anliegen.“
                        speziell im Bereich von Brücken, live beobachten können:
                        „Wenn diese Bauwerke fertig sind, haben wir die größten                Neben der Straße ist auch die Schiene ein ganz wesentlicher
                        technischen Herausforderungen des Autobahnausbaus hin­                 Faktor für den heimischen Verkehr. Die KSW Kreisbahn Sie­
                        ter uns.“ Letztes großes Projekt ist die Siegtalbrücke: „Wir           gen­Wittgenstein GmbH (KSW) macht inzwischen sogar
                        untersuchen noch, ob sie eine neue Achse bekommt oder mit              Transporte ohne eigenen Gleisanschluss möglich – durch das
                        neuen Pfeilern an der derzeitigen Stelle bleibt. Der Strecken­         neue Container­Terminal in Kreuztal, das die Südwestfalen
                        ausbau wird nach der notwendigen Schaffung des Baurechts               Container­Terminal GmbH betreibt. „Bisher fehlte im Drei­
                        immer mehr nachgezogen bzw. in den Großbrückenbau ein­                 ländereck von Nordrhein­Westfalen, Hessen und Rhein­
                        geflochten.“                                                           land­Pfalz eine nahe, leistungsfähige Umschlaganlage für
                                                                                               kombinierten Verkehr. Jetzt haben wir sie vor der Haustür“,
                        Die derzeitigen streckenbezogenen Straßenbauarbeiten auf               stellt KSW­Geschäftsführer Christian Betchen fest. Für die
                        der A45 sind reine Erhaltungsmaßnahmen. Klar ist, dass alle            Kunden ändere sich nichts: „Die Anlieferung und die Abho­
                        Maßnahmen des Autobahnausbaus – aber auch die weiter­                  lung erfolgen weiterhin in gewohnter Manier per Lkw – mit
                        hin erforderliche Bestandserhaltung durch die Autobahn­                dem Unterschied, dass dieser dann im wahrsten Sinne für
                        niederlassung Hamm – für viele Jahre Staus mit sich bringen.           den Großteil der Strecke auf den Zug geht.“
                        „Wir müssen die Baustellen so organisieren, dass der Verkehr
                        auf der Autobahn bleibt“, unterstreicht Ludger Siebert. Be­            Ein mobiles Umschlaggerät hievt die Auflieger auf den Zug.
                        darfsumleitungen sprechen die Planer aus Netphen mit der               Die Zugmaschinen bleiben zurück, die Speditionen können
                        Verkehrszentrale des Landes NRW in Leverkusen ab. Dem­                 sie anderweitig einsetzen. Damit könne das Unternehmen
                        nächst soll es im gesamten Verkehrsnetz eine Abstimmung                mehr anbieten als die bisher üblichen Schienengüterverkeh­
Wirtschaftsreport           Okt 19             9

re, betont Christian Betchen: „Umsetzbar sind jetzt auch
europäische Intermodalverkehre von Haustür zu Haustür.
Das ist schon ein großer Schritt.“ So gelangen überwiegend
Stahl­ und Metallerzeugnisse – aber auch Konsumgüter und
Baustoffe – auf der Schiene über die Alpen bis Verona.

Die Vorteile für die Kunden liegen aus Sicht von Christian
Betchen auf der Hand: Es sei möglich, größere Lasten zu
transportieren, da im Vergleich zum konventionellen Stra­
ßengüterverkehr im Vor­ und Nachlauf zu den Terminals 10
% mehr Gewicht (44 Tonnen) erlaubt seien. Zudem sparten
die Kunden Mautgebühren. „Der Intermodalverkehr trifft den
Zeitgeist. Er reduziert den Ausstoß des klimaschädlichen
Kohlendioxids um zwei Drittel.“ Außerdem fänden die Spe­
diteure für die kurzen Strecken zu den Terminals eher Fahrer.
Sie benötigten überdies weniger „ziehende Einheiten“ als
beim konventionellen Güterverkehr. Mit diesen Argumenten
will die KSW neue Kunden finden. Christian Betchen: „Erste
Gespräche nach Eröffnung des Kreuztaler Terminals haben
gezeigt, dass die regionale Wirtschaft dem Intermodalver­
kehr an sich und der neuen Zugverbindung im Besonderen
äußerst offen gegenübersteht.“
                                                                                                                                          KSW­Geschäfts­
                                                                                                                                          führer Christian
Auch im Bereich des Luftverkehrs tut sich einiges. Der Sie­     Den größten Vorteil eines regionalen Airports sieht Henning
                                                                                                                                          Betchen weiß um
gerland Flughafen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die   Schneider in den Faktoren Schnelligkeit, Flexibilität und
                                                                                                                                          die Vorzüge des
Region. Angesiedelt haben sich hier unter anderem „luftaf­      Individualität. Durch seine Größe und technische Ausstattung
                                                                                                                                          neuen Container­
fine“ Unternehmen, wie sie Henning Schneider, Geschäfts­        sei der Burbacher Flughafen für die geschäftliche Luftfahrt bis
                                                                                                                                          Terminals.
führer der Siegerland Flughafen GmbH, bezeichnet. Das sind      hin zu großen Interkontinentaljets gut ausgestattet. Regel­
zum Beispiel Fluggesellschaften, Werften, Flugzeugver­          mäßige Zollabfertigungen wie bei einem Zollflughafen gibt es
triebs­Firmen und Flugschulen. Daneben sind hier Betriebe       hier übrigens nicht: „Deshalb liegt unser Kundenkern auch in
aus der Region zu finden. „Sie nutzen uns als Plattform für     Europa“, konstatiert Henning Schneider. Allerdings gelte der
geschäftlichen Verkehr.“ Mit firmeneigenen oder gecharter­      Flughafen als „besonderer Landeplatz“, der nach einer Vorab­
ten Maschinen kämen sie schnell und flexibel zu entfernten      information an den Zoll und die Bundespolizei bestimmte                   Mit dem Siegerland
Destinationen im Kernraum Europa. Das gelte auch, wenn          Verkehre aus Drittländern abfertigen kann. !                              Flughafen auf
auswärtige Firmen Geschäftspartner in der Region besuch­
                                                                                                                                          einem guten Weg:
ten. „Für Charterwünsche haben wir mit der Air Alliance Ex­     Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk­siegen.de, Seiten­ID 3106.
                                                                                                                                          Geschäftsführer
press einen Anbieter auf dem Platz.“ Das Geschäft laufe aber
                                                                                                                                          Henning Schneider.
auch über spezialisierte Logistikdienstleister, zum Beispiel
Broker oder Reisebüros, ab: „Deshalb kommen zahlreiche
unterschiedliche Anbieter zum Zug – je nachdem, wer zum
notwendigen Zeitpunkt gerade über ein entsprechendes
Flugzeug verfügt.“ Gefragt sei der Siegerland Flughafen als
vom Luftfahrtbundesamt zertifizierter Reglementierter Be­
auftragter (RegB) auch, wenn Unternehmen aus der Region
schnellstmöglich und unter hohem Kostendruck Luftfracht
versenden müssen, betont Henning Schneider: „Hierfür gibt
es verschiedene Luftfrachtunternehmen, die ihre Dienstleis­
tungen ,von Tür zu Tür‘ anbieten, mitunter auch mit Zeit­
garantie.“ Bezogen auf den Siegerland Flughafen handle es
sich bei den Versendern in der Regel um Firmen aus dem
Automotive­Bereich.

Die Geschäftsreisenden kommen aus einem Umkreis von
40 bis 50 km. Bei der Luftfracht erweitert sich dieser Ra­
dius. Auch die Werften auf dem Siegerland Flughafen
werden intensiv genutzt. Hier lassen Unternehmen und
sonstige Eigentümer ihre eigenen Maschinen warten und
reparieren.
10          Okt 19     Wirtschaftsreport

Dialog Schiene Südwestfalen
Nachhaltige Logistikkonzepte gefragt

                                                                                                                                                        IHK Siegen
Die Veranstalter des DIALOG.Schiene.Südwestfalen3.

Die südwestfälische Wirtschaft ist auf effiziente    eingeladen. Rund 200 Vertreter aus Industrie,        ten der Zugverbindung Kreuztal ­ Verona widme­
und zuverlässige Verkehrsanbindungen ange­           Handel, Verkehrswirtschaft sowie Verbänden           ten sich Martin Gruber, Group CEO, GRUBER
wiesen. Vor dem Hintergrund einer Zunahme            und Institutionen nutzten die Gelegenheit, um        Logistics S.p.A. und Peter Dannewitz, Leiter Ver­
des Güterverkehrsaufkommen und langfristigen         sich über die Perspektiven und Herausforderun­       trieb der Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für
Brückenbauarbeiten auf den Bundesautobah­            gen im Kombinierten Güterverkehr (KV) der Re­        kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG.
nen A4 und A45 sind alle am Transport und der        gion Südwestfalen zu informieren und auszu­
Logistikplanung Beteiligten interessiert, den        tauschen. „Der Kombinierte Verkehr ist ein           Gastgeber und Referenten sprachen sich in ih­
Anteil der Eisenbahn im Mix der Verkehrsträger       wichtiger Baustein für einen modernen und            ren Beiträgen und der anschließenden Podiums­
zur Entlastung der Straßen in Südwestfalen aus­      sauberen Güterverkehr. Mutige Investitionen          diskussion, die Beate Schmies, Studioleitung
zuweiten. Hendrik Wüst, Verkehrsminister des         wie in den Bau des neuen Container­Terminals         Siegen des WDR, moderierte, unter anderem für
Landes Nordrhein­Westfalen, hob in seiner Be­        in Kreuztal bringen die Verkehrsverlagerung vo­      eine Modernisierung und für den Ausbau einer
grüßung die Bedeutung intermodaler Ansätze           ran und mehr Güter auf die Schiene,“ sagte Ver­      zuverlässigen Schieneninfrastruktur aus. Man
für die Mobilität der Zukunft hervor. Welche         kehrsminister Hendrik Wüst.                          zeigte sich darin einig, dass neben Seecontainern
Rolle übernimmt in diesem Zusammenhang das                                                                auch der Transport von Einheiten mit größerer
kürzlich in Betrieb genommene Container Ter­         Gunnar Platz, Geschäftsführer der Planco Con­        Ladehöhe problemlos auf der für die Verkehrs­
minal­Südwestfalen in Kreuztal? Wie haben            sulting GmbH, und Sebastian Doderer, Leiter Ge­      anbindung des Container Terminal­Südwestfa­
sich die Verbindungen im alpenquerenden Ver­         schäftsbereich Logistik der EVB Eisenbahnen und      len in Kreuztal wichtigen Ruhr­Sieg Bahnstre­
kehr gerade in Anbetracht der Tiroler LKW­Fahr­      Verkehrsbetriebe Elbe­Weser GmbH, informier­         cke im Abschnitt Hagen­Siegen ohne größere
verbote in der Region etablieren können? Was         ten über die Entwicklungschancen im KV und die       Einschränkungen möglich sein müsse. So wurde
kann zur Optimierung der Anbindung der deut­         Anbindung der Wirtschaftsregion Südwestfalen         erst im August dieses Jahres die Siegstrecke auf
schen Seehäfen noch getan werden? Diese und          an den Hamburger Hafen. Im Mittelpunkt der           dem Abschnitt Au­Betzdorf­Siegen für das
weitere Fragen standen im Mittelpunkt der Ver­       Präsentation von Dr. Jörg Hilker, Senior Vice Pre­   KV­Profil P/C 400 von der DB Netz AG freigege­
anstaltung „DIALOG.Schiene.Südwestfalen3“ in         sident Industrial Sales der DB Cargo AG, standen     ben, wodurch sich Potenziale für neue Intermo­
Kreuztal. Zu der Gemeinschafts­veranstaltung         Beispiele für kundenindividuelle Logistiklösun­      dalverkehre zum KV­Terminal in Kreuztal sowie
hatten die KSW Kreisbahn Siegen­Wittgenstein         gen bei DB Cargo, welche die wachsende Bedeu­        Ausweichrouten für die bestehenden alpenque­
GmbH, Hafen Hamburg Marketing e.V., DB Car­          tung intermodaler Schienentransporte unter­          renden Verkehre ergeben.
go AG, Bundesvereinigung Logistik e.V. Regio­        mauerten. Dem alpenquerenden Gütertransport
nalgruppe Südwestfalen und die IHK Siegen in         auf der Schiene und einem gemeinsamen Resü­          Die vollständige Pressemitteilung finden Sie
die Räumlichkeiten der Krombacher Brauerei           mee der Erfahrungen aus den ersten fünf Mona­        unter www.ihk­siegen.de (Seiten­ID: 3119). !
Wirtschaftsreport        Okt 19        11

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12          Okt 19      Wirtschaftsreport

Campus Buschhütten                                                                                                                   (Werkzeugmaschinenlabor), das zukunftsträchtige
                                                                                                                                     Themen wie „3D­Druck Metall“ und „Digitale Fab­
„Wir produzieren. Zukunft.“                                                                                                          rikplanung“ als Projekte im Campus Buschhütten
                                                                                                                                     bearbeiten wird. Zum anderen sind es zwei Fabri­
                                                                                                                                     ken: die SDFS (Smarte Demonstrationsfabrik Sie­
                                                                                                                                     gen), in der neben der Erforschung und Demonst­
                                                                                                                                     ration neuer Produktionstechniken marktgerechte
                                                                                                                                     Produkte wie etwa die Hinterachse für das Elektro­
                                                                                                                                     auto e.GO life hergestellt werden, und die SLAB
                                                                                                                                     (Smarte Ausbildungsfabrik Achenbach Buschhüt­
                                                                                                                                     ten), die in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl
                                                                                                                                     Didaktik der Technik der Universität Siegen ein

                                                                                                                          Werkfoto
                                                                                                                                     neues Konzept der technisch­gewerblichen Aus­
Zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft fanden bei der Auftaktveranstaltung zusammen.                          bildung einführen wird. Die SLAB profitiert von der
                                                                                                                                     räumlichen Nähe zur SDFS. „Im Campus Busch­
Die digitale Transformation geht mit vielen Unge­       senschaft sorgte für eine gute Atmosphäre. Für den                           hütten entsteht gleichzeitig ein Schaufenster der
wissheiten einher und stellt Firmen vor bisher nicht    Campus Buschhütten haben die Verantwortlichen                                Leistungsfähigkeit regionaler Akteure“, unter­
gekannte Herausforderungen. Auch die heimischen         gemeinsam das Leitbild „Wir produzieren. Zu­                                 streicht Marketingleiterin Dr. Gabriele Barten. Ge­
Betriebe stehen im Zuge der fortschreitenden            kunft.“ formuliert, das die Ausrichtung treffend                             schäftsführender Gesellschafter Dipl.­Ing. ETH Axel
technologischen Entwicklung vor großen Aufga­           widerspiegelt. Ziel ist, die Wirtschaft in Südwest­                          E. Barten hatte schon vor einigen Jahren zusam­
ben: Das Verständnis zeitgemäßer Arbeitsprozesse        falen, einer der stärksten Industrieregionen                                 men mit Prof. Dr. Günther Schuh, Direktor des WZL
verändert sich und erfordert ein fundamentales          Deutschlands, vor dem Hintergrund der enormen                                der RWTH Aachen, die Idee zur Gründung einer
Umdenken in nahezu allen Unternehmensberei­             Aufgabe, die die digitale Transformation an die                              Smarten Demonstrationsfabrik Siegen nach Aa­
chen. Mit dem Blick auf diesen Umstand hat die          Unternehmen stellt, mit Fokus auf Produktions­                               chener Vorbild entwickelt. Prof. Dr.­Ing. Peter
Achenbach Buschhütten Holding GmbH in Koope­            technik nachhaltig zu stärken. Der Campus soll zu                            Burggräf, laut Schuh einer der besten Oberinge­
ration mit der Universität Siegen ein innovatives       einem Ort für Innovation, Forschung und Demons­                              nieure am WZL, wurde auch in Verbindung damit
Konzept entwickelt und gemeinsam mit schon              tration zukunftsweisender Produktionstechnik                                 2017 an die Universität Siegen auf den IPEM­Lehr­
jetzt zahlreichen Projektpartnern auf den Weg ge­       werden – im Resultat eine einzigartige Verbindung                            stuhl berufen. Er verdeutlichte im Rahmen der Auf­
bracht. Dazu lässt das Kreuztaler Traditionsunter­      aus Industrietradition und Zukunftsgewandtheit,                              taktveranstaltung den großen Stellenwert von
nehmen zwei 130 Jahre alte historische Hallen, in       in der die Akteure in individuell wählbaren For­                             Campus und Demonstrationsfabrik: „Wir möchten
denen sich einst die Achenbach­Gießerei befand          men der Partnerschaft netzwerkartig zusammen­                                nicht zuletzt ein ideales Umfeld schaffen, um
und die in den vergangenen drei Jahrzehnten als         arbeiten: die Unternehmen, um ihre Produkte pro­                             Fachkräfte für unsere Region zu begeistern, die
Lager dienten, zu einem Gebäudekomplex höchster         duktionstechnisch gezielt weiterzuentwickeln                                 Aus­ und Weiterbildung voranzutreiben und völlig
Güte modernisieren. Auf bis zu 5000 m² entsteht         und/oder neue Verfahren mit Blick auf die digitale                           neue Arbeitsbeziehungen zu ermöglichen.“
neben Büroflächen und Laboren ein multifunktio­         Transformation im Bereich Produktionstechnik zu
nales Hallenareal zu Produktionszwecken: eben­          testen, und die wissenschaftlichen Institutionen,                            Kanzler Ulf Richter und Axel E. Barten nutzten den
erdig, mehrschiffig, teils 16 m hoch und bis zu 120     um ihre Forschungserkenntnisse in einer soge­                                feierlichen Anlass, um einen langfristigen Mietver­
m lang. Dieses innovative Konzept haben die Be­         nannten ‚Sandbox‘ auf deren Relevanz zu über­                                trag zu signieren: Die Mitarbeiter des IPEM­Lehr­
teiligten der Öffentlichkeit nun unter starker uni­     prüfen. Zum Campus Buschhütten gehören vier                                  stuhls werden zukünftig auf dem Campus arbeiten
versitärer Präsenz vorgestellt. Ein virtueller Rund­    Center: Mit von der Partie sind zwei Hochschulen,                            und eng mit der SDFS zusammenarbeiten. Auf dem
gang durch die modernisierte Halle 5 diente der         die Universtiät Siegen mit einer langfristigen Flä­                          Fabrikhof hatten die Gäste abschließend die Ge­
Anschauung, und ein ebenso interessantes wie            chenanmietung zunächst für den Lehrstuhl IPEM                                legenheit, Testfahrten mit dem e.GO life zu absol­
locker moderiertes Gespräch zwischen Akteuren           (International Production and Engineering Ma­                                vieren. Weitere Information zum Campus: www.
und Promotoren aus Wirtschaft, Politik und Wis­         nagement) und die RWTH Aachen mit ihrem WZL                                  campus­buschhuetten.de. !
                                                                             Irene Hermann­Sobotka

                                                                                                                                                                                    Werkfoto

Gut gelaunt beim symbolischen Akt: Ein Apfelbaum steht für das Wachsen und Ge­                       Axel E. Barten (l.) von Achenbach Buschhütten und Ulf Richter, Kanzler der Univer­
deihen der Ideen am Campus Buschhütten.                                                              sität Siegen, unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung.
Wirtschaftsreport                     Okt 19                    13

BGH Edelstahl Siegen GmbH
Azubis fördern
BGH investiert in den Fachkräftenachwuchs: Das
Unternehmen errichtete für 2 Mio. € ein rund
2000 m² großes Ausbildungszentrum in Weide­
nau. Dort können sich die Lehrlinge an hoch­
modernen Anlagen auf den Beruf vorbereiten. In
der Ausbildungshalle stehen acht CNC­Dreh­
und Fräsmaschinen sowie zwölf Werkbänke. „Al­
le Anlagen sind neu und auf dem aktuellen Stand
der Technik“, betont Geschäftsführer Dr. Frank
Hippenstiel. Wer gute Mitarbeiter haben wolle,
müsse als Arbeitgeber flexibel sein. Insofern sei
das Ausbildungszentrum ein guter Botschafter.
Es zeige, welchen Stellenwert die Ausbildung bei
BGH genieße. Anfang September haben 15 junge
Menschen ihre Lehre in dem Betrieb begonnen.
Neben ihnen nutzen auch die älteren Ausbil­
dungsjahrgänge die Einrichtung. „Wir möchten,
dass sich die jungen Leute hier wohlfühlen und
gerne zum Lernen herkommen“, bekräftigt Aus­
bilder Bastian Willwacher. Besonders stolz seien
die Verantwortlichen auf die fachübergreifenden
Projekte, in denen alle Azubis gemeinsam etwas
herstellen. !

Automotive Center
Netzwerktag dient
Austausch
Steigende gesetzliche Vorgaben, die zuneh­
mende Komplexität der Fahrzeugkonzepte,
Trends in der gesellschaftlichen Entwicklung
und die Verwendung neuartiger Materialien
sind wichtige Herausforderungen für die Auto­
mobilindustrie. Das Automotive Center Südwest­
falen (acs) in Attendorn will diesem Umstand
mit innovativen und serienfähigen Lösungen          -!+ >;6H B#%!I 1EH#!!#. 2==I#:#E6:#3E&E6#! D63
sowie maßgeschneiderten Anwendungen be­             9#6H CD=;63. *E!:#6@D63#67#F!#D#! >#E=7#!D"#
gegnen. Ein wesentlicher Eckpfeiler des Kompe­      *0,:#- 58# #; 38# 7-;#! *89
14          Okt 19     Wirtschaftsreport

Mittelstandsreise
Altmaier zu Gast bei Unternehmen
                                                                                                                              Weichenstellungen mit den Firmen vor Ort zu
                                                                                                                              debattieren. Insbesondere sei es wichtig, die
                                                                                                                              Rahmenbedingungen für den gesamten Stand­
                                                                                                                              ort Deutschland im internationalen Wettbewerb
                                                                                                                              zu verbessern. Auch Fragen zu Handelsbezie­
                                                                                                                              hungen mit China und den USA seien von enor­
                                                                                                                              mer Bedeutung. In diesen Punkten hoffe das
                                                                                                                              Unternehmen auf eine rasche Umsetzung der
                                                                                                                              von Altmaier vorgestellten Maßnahmen.

                                                                                                                              Auch der Albrecht Bäumer GmbH in Freudenberg
                                                                                                                              stattete der Bundeswirtschaftsminister einen Be­
                                                                                                                              such ab. Das Unternehmen wusste den Politiker
                                                                                                                              mit zukunftsorientierter Ausrichtung und hoher
                                                                                                                              Ausbildungsquote zu überzeugen. Die beiden Ge­

                                                                                                        Christian Schwermer
                                                                                                                              schäftsführer Nina Patisson und Jan Henrik Leis­
                                                                                                                              se lobten den Politiker für seine Ideen. In erster
                                                                                                                              Linie sei es der richtige Ansatz, Bürokratie ab­
                                                                                                                              zubauen und eine umfassende Unternehmens­
Peter Altmaier (Mitte) bei seinem Besuch der Albrecht Bäumer GmbH.                                                            steuerreform voranzutreiben. „Peter Altmaier ver­
                                                                                                                              steht, wie wir ticken“, verdeutlichte Leisse zufrie­
Acht ausgewählte Unternehmen aus Nieder­               ken der KRAH Unternehmensgruppe GmbH in                                den. Auch er wies jedoch gleichzeitig darauf hin,
sachsen, Sachsen­Anhalt und Nordrhein­West­            Drolshagen. Der Minister und die weiteren Gäs­                         dass es nun gelte, die Ansätze auch rasch ent­
falen besuchte Bundeswirtschaftsminister Peter         te, zu denen unter anderem Dr. Matthias Heider                         sprechend umzusetzen. Im Zuge eines Rundgangs
Altmaier im Zuge seiner dreitägigen Mittel­            MdB, Jochen Ritter MdL, Drolshagens Bürger­                            durch die Produktionsstätte überreichten die bei­
standsreise. Ziel war, Eckpunkte seiner Strategie      meister Ulrich Berghof und IHK­Präsident Felix                         den Geschäftsführer ihrem Gast ein symbolisches
unter dem Leitmotiv „Wertschätzung, Stärkung,          G. Hensel gehörten, zeigten sich beim Rundgang                         „Herz für den Mittelstand“. Eine abschließende
Entlastung“ zu vermitteln und mit den Verant­          begeistert von der hochautomatisierten Ferti­                          Podiumsdiskussion setzte sich mit dem Schwer­
wortlichen der Betriebe in einen konstruktiven         gung. Im Anschluss stand ein Austausch zu den                          punkt Digitalisierung auseinander. Der Anspruch
Dialog zu treten, um langfristig dazu beizutra­        Eckpunkten des Strategiepapiers auf der Agen­                          müsse sein, den Mitarbeitern aller Betriebe klar­
gen, die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands         da. Theodor Hermann, Geschäftsführer und                               zumachen, dass der technologische Wandel den
zu stärken. Die Tour führte den 61­Jährigen auch       Gründer der KRAH Unternehmensgruppe, dank­                             Menschen keineswegs überflüssig mache, son­
zu zwei Firmen aus dem Bezirk der IHK Siegen.          te Altmaier für sein offenes Ohr und begrüßte                          dern im Gegenteil dafür sorge, dass die Arbeits­
Unter anderem informierte er sich über das Wir­        die Entscheidung des Ministers, die zentralen                          plätze langfristig erhalten bleiben. !

                                                                                                                                                                              Roland Vossel

                                                       Seine Tour führte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (3.v.l.) auch zur KRAH Elektronische Bauelemente GmbH.
Wirtschaftsreport            Okt 19   15

Vetter Holding AG
Spatenstich für Verwaltungsgebäude erfolgt
Nach 130 Jahren Firmengeschichte am alten
Standort Siegen­Eiserfeld verlagert die Vetter
Holding AG ihren Unternehmenssitz nach Hai­
ger­Kalteiche. Neben der Familie Vetter wohn­
ten auch Haigers Bürgermeister Mario Schramm
sowie Fachbereichsleiter André Münker und
Vertreter des Architekturbüros Halbach dem
ersten Spatenstich am neuen Standort bei. Die­
sen führten der Aufsichtsrat und der Vorstand
der Vetter Holding AG sowie die leitenden Mit­
arbeiter der Vetter Krantechnik GmbH aus. „Das
Traditionsunternehmen Vetter wird mit Fertig­

                                                                                                                                                        Werkfoto
stellung des Verwaltungsgebäudes alle Akti­
vitäten im Siegener Stadtgebiet aufgeben – und     Der erste Spatenstich für das neue Verwaltungsgebäude der Vetter Holding AG ist erfolgt.
das mit etwas Wehmut“, bemerkte Klaus Th.
Vetter. Aus der Arnold Vetter KG, die 1889 ihren   nach Burbach im Jahr 1990 und Haiger ab 2007             tern Platz bieten, sodass das zeitraubende Pen­
Ursprung am „Reinhold Forster Erbstolln“ in Ei­    waren durch fehlende Gewerbegebiete in Siegen            deln von Mitarbeitern zwischen den Standorten
serfeld hatte, entwickelten sich in Burbach und    und Umgebung notwendig geworden. Ohne die                künftig entfällt. Dadurch erwarten die Ver­
Haiger­Kalteiche erfolgreiche Betriebe, die in     Verlagerungen hätten die erfolgreichen Unter­            antwortlichen erhebliche Synergie­Effekte und
ihren Geschäftsfeldern jeweils zu den erfolg­      nehmensentwicklungen nicht stattfinden kön­              deutliche Verbesserungen der innerbetrieb­
reichsten weltweit gehören. Die Firmen werden      nen. Das neue Verwaltungsgebäude der Vetter              lichen Abläufe und Kommunikation. Das hoch­
heute in der vierten und fünften Generation        Holding AG entsteht in unmittelbarer Nähe der            moderne Gebäude wird neuesten energetischen
eigenständig geführt und beschäftigen insge­       Betriebsstätten der Vetter Krantechnik und des           Gesichtspunkten entsprechen und soll bis Ende
samt mehr als 700 Mitarbeiter. Die Umzüge          Vetter Kranservice. Es wird bis zu 100 Mitarbei­         2020 bezugsfertig sein. !

                                                                                                                                  Hochbau
                                                                                                                                  Tiefbau
                                                                                                                                  Leitungsbau
                                                                                                                                  Schlüsselfertigbau
                                                                                                                                  Projektentwicklung
                                                                                                                                  Immobilien

 Wir stellen Weichen für gute Qualität.
                                                                                                 Berge-Bau GmbH & Co. KG
                                                      Leimstruther Weg 7 - 9 | 57339 Erndtebrück | Fon 0 27 53 - 59 49 - 0
                                                      Fax 0 27 53 - 59 49 39 | mail info@berge-bau.de | www.berge-bau.de
16          Okt 19     Wirtschaftsreport

KONEKT Südwestfalen
Branchenübergreifend die Wirtschaft vernetzen
Am 28. November findet in der Siegerlandhalle         schaft im Mittelpunkt. Denn um neue Kunden                 bände, die bei der ersten KONEKT Südwestfalen
ab 16 Uhr die Veranstaltung „KONEKT Südwest­          und Partner zu finden, ist das Wichtigste: Man             in der Siegerlandhalle dabei sein möchten, kön­
falen“ statt. Dabei handelt es sich nicht um eine     muss voneinander wissen.                                   nen sich für einen „Vertrauenspreis“ von 75, 150
Fachmesse, sondern um ein Netzwerkevent. Er­                                                                     oder 300 € einen Standplatz buchen. Für Be­
folgreich gelaufen ist dieses Format bereits in       Darüber hinaus bieten die Verantwortlichen In­             sucher ist der Eintritt frei. Die Industrie­ und
Mainz und Kaiserslautern. Branchenübergrei­           formationen und Dienstleistungen rund um die               Handelskammern Siegen, Arnsberg und Hagen
fend steht von Industrie und Einzelhandel über        Themen Personalentwicklung, Karrierechancen,               unterstützen dieses neue Format. Näheres zur
das Handwerk bis hin zu Institutionen und Ver­        Aus­ und Weiterbildung sowie Gründung. Un­                 KONEKT Südwestfalen finden Interessierte unter
bänden die Vernetzung der regionalen Wirt­            ternehmen, Start­ups, Institutionen und Ver­               https://konekt­deutschland.de/suedwestfalen. !

A1­Bescheinigung
Bürokratieabbau ein wichtiges Ziel
Eine Pressemitteilung der EU­Kommission vom                                                                      darauf hinzuwirken, dass Geschäftsreisen von der
20. März 2019 ließ Unternehmen und Ge­                                                                           Beantragung der Bescheinigung befreit werden.
schäftsreisende aufhorchen. Im Rahmen der                                                                        Diese Petition ist inzwischen abgelaufen. Die In­
Überarbeitung der Regelungen der Sozialsyste­                                                                    itiative zielte darauf ab, dass das Aufstellen von
me schlug die Kommission dem Rat sowie dem                                                                       Anlagen und daran ausgeführten Servicearbeiten
Europäischen Parlament vor: „Für Dienstreisen                                                                    bis zu 14 Tagen den Status einer Geschäftsreise
ins EU­Ausland muss kein A1­Entsendeformular                                                                     erhält. In der Begründung zur Petition heißt es
mehr beantragt werden.“ Dies hätte für viele Be­                                                                 unter anderem, dass die Regelung den Unterneh­
triebe eine bürokratische Erleichterung bedeu­                                                                   menserfolg in Europa hemmt. Eigentlich habe der
tet. Wenige Tage nach Veröffentlichung der                                                                       Europäische Rat die Förderung von Wachstum,
Pressemitteilung fand sich im Europäischen Rat                                                                   die Steigerung von Investitionsfreudigkeit und
jedoch nicht die erforderliche Mehrheit für den                                                                  die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Refor­
Vorschlag. Demzufolge ist im Falle einer Mitar­                                                                  men zugunsten der Wettbewerbsfähigkeit zu
beiterentsendung ins Ausland weiterhin eine                                                                      Hauptzielen der Strategischen Agenda für die
A1­Bescheinigung zu beantragen. Diese bestä­                                                                     Union erklärt. Die A1­Regelung stehe in direktem
tigt die Zugehörigkeit zur Sozialversicherung im                                                                 Widerspruch dazu, denn sie führe dazu, dass Be­
                                                                                                      Werkfoto

Heimatland. Sie soll eine mögliche Heranzie­                                                                     triebe kurzfristige Serviceleistungen nicht aus­
hung zu sozialversicherungsrechtlichen Abgaben        IHK­Vizepräsident Christian F. Kocherscheidt bezieht       führen können, gefährde Arbeitsplätze und be­
im Zielland und demnach die Zahlung doppelter         Stellung zu der Regelung.                                  hindere Kooperationen sowie den persönlichen
Beiträge vermeiden sowie Sozialversicherungs­                                                                    Austausch zwischen Unternehmen, Universitäten
betrug verhindern.                                    menfahrzeugs im preisgünstigeren Nachbarland               und Forschungseinrichtungen. Wörtlich ist von
                                                      als Entsendung zu werten ist. Nur Entsendungen             einem „bürokratischen Monster“ die Rede, das
Seit dem 1. Januar 2019 ist ein elektronisches        länger als 24 Monate unterfallen nicht mehr der            Firmen über Gebühr belaste und „eine schnelle
Antragsverfahren verpflichtend. Die Dauer oder        Pflicht, eine A1­Bescheinigung mitzuführen,                Reaktionsfähigkeit aufgrund der Bearbeitungs­
Art eines Personaleinsatzes ist dabei grundsätz­      denn für sie gilt in der Regel kein deutsches So­          fristen unmöglich macht“.
lich irrelevant. Jens Brill, Außenwirtschaftsleiter   zialversicherungsrecht mehr.“ Daher ist das For­
der IHK Siegen, bestätigt, dass von der Regelung      mular A1 auch bei einer eintägigen dienstlich              Fürsprecher findet die Erstellerin der Petition
jede grenzüberschreitende berufliche Tätigkeit        veranlassten Reise vom Arbeitgeber zu beantra­             mit ihrem Ansinnen auch im heimischen Kam­
betroffen ist: „Das geht so weit, dass streng ge­     gen. Dies ist erforderlich für alle Staaten der EU         merbezirk, denn auch hier reagieren zahlreiche
nommen selbst das kurze Auftanken des Fir­            und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR                 Vertreter heimischer Betriebe verärgert auf die
                                                      ­ Island, Liechtenstein, Norwegen) sowie für die           Ablehnung des Reformvorschlags. „Aus Unter­
                                                      Schweiz. Ist eine A1­Bescheinigung auf der Ge­             nehmersicht ärgere ich mich maßlos darüber.
                                                      schäftsreise nicht greifbar, drohen empfindliche           Denn die Regelung ist realitätsfern und führt
                                                      Bußgelder. Ob der auf Abschaffung der A1­Be­               unser betriebliches Handeln ad absurdum. Oft­
                                                      scheinigung abzielende Kommissionsvorschlag                mals ist von Entbürokratisierung die Rede.
                                                      noch in Form von Nachverhandlungen weiter­                 Stattdessen werden einem jedoch Steine in den
                                                      verfolgt werden wird, bleibt abzuwarten.                   Weg gelegt. Wir gestalten jetzt einfache Dienst­
                                                                                                                 reisen innerhalb Europas komplizierter als sol­
                                                      Zwischenzeitlich startete eine Unternehmerin               che nach Amerika oder Asien. Das ist absurd“,
                                                      aus Ostthüringen eine Petition, mit der sie die            unterstreicht IHK­Vizepräsident Christian F.
                                                      Bundesregierung dazu aufforderte, im Rat der EU            Kocherscheidt. !
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