www.pszh.ch Visit - Wasser, unsere Lebensquelle Es bietet Erfrischung, schenkt Wohlbefinden und Genuss. Und es ist für uns alle schlicht ...

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Visit
Nr. 2   Sommer 2021

Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich
www.pszh.ch

             Wasser, unsere Lebensquelle
             Es bietet Erfrischung, schenkt Wohlbefinden und Genuss. Und es ist für
             uns alle schlicht unentbehrlich: Ohne Wasser gibt es kein Leben.
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Rotkreuz-Notruf

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                                                                Hotel Artos – ein Teil vom Zentrum Artos Interlaken

                                                ZAR-Artos-Inserat-Image-91x122mm-RZ.indd 2                                   23.11.20 15:27

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INHALT

                                                                                         Liebe Leserin, lieber Leser
                                                                                         Endlich steht der Sommer vor der Tür. Wie
                                                                                          haben wir ihn nach diesen Corona-Monaten
                                                                                         vermisst! Wieder hinausgehen, liebe Freunde
                                                                                          treffen, die Natur geniessen und die warmen
                                                                                         Sommerabende. Und was gibt es Schöneres
                                                                                          als eine Wanderung an einem Bach, ein
                                                                                         ­Spaziergang am Flussufer oder ein Picknick
                                                                                          am See?
                                                                                         Wasser zieht uns magisch an. Es schenkt
                                                                                         ­Erfrischung, Entspannung und Lebensqualität.
                                                                                          Es belebt unseren Körper, beflügelt unsere
                                                                                          Seele. Es ist Lebensraum für unzählige Tier-
                                                                                                                                               4
                                                                                          und Pflanzenarten. «Wasser ist ein kostbares,
                                                                                                                                              Wasser ist eines der wichtigsten Lebenselixiere. Visit widmet sich diesem
                                                                                          für die Natur und den Menschen unentbehr­           Element und besucht das Frauenbad in Zürich.
                                                                                          liches Gut», mahnt die Europäische Wasser-­
                                                                                          Charta seit 1968: «Ohne Wasser gibt es kein
                                                                                          Leben.» Das zeigt nicht zuletzt der mensch­
                                                                                          liche Körper: Er besteht bis zu 7
                                                                                                                          ­ 5 Prozent aus
                                                                                         Wasser, wobei der Anteil mit dem Alter sinkt.
                                                                                         Es gibt also eine Menge guter Gründe, diese
                                                                                         Sommerausgabe von Visit dem kostbaren
                                                                                         (und köstlichen) Lebenselixier zu widmen.
                                                                                         Wir tun das aus verschiedenen Blickwinkeln.
                                                                                         Wir gehen der Frage nach, warum Wasser ­              16                                      36
                                                                                         für uns alle so wichtig ist (ab Seite 4). Wir
                                                                                                                                              Die Wasserversorgung der Stadt          Der Pfäffikersee ist ein wichtiges
                                                                                         laden Sie ein zu einer Entdeckungsreise an
                                                                                                                                              Zürich vollbringt Unglaubliches:        Schutzgebiet für Flora und Fauna.
                                                                                         idyllische Klein- und Kleinstseen im Kanton
                                                                                                                                              Für rund 900 000 Menschen               Um so herrlicher ist es, sich auf die
                                                                                         Zürich (Seite 32). Und vielleicht wecken wir         garantiert sie Trinkwasser in           malerische Rundwanderung um
                                                                                         Ihre Lust an Aqua Zumba (Seiten 30/31) oder          ausgezeichneter Qualität. Visit         den drittgrössten See des Kantons
                                                                                         Aqua-Fitness (siehe Kursbeilage Aktiv). Denn         durfte hinter die Kulissen blicken.     Zürich zu begeben.
                                                                                         inzwischen sind Kurse und Veranstaltungen
                                                                                         mit bis zu 15 Personen sowohl drinnen als
                                                                                         auch draussen wieder erlaubt. Die Kurse von
                                                                                                                                                  LEBENSRAUM                              LEBENSLUST
                                                                                         Pro Senectute Kanton Zürich können d     ­ eshalb     4 Lebenselixier Wasser                 32 Versteckte Paradiese: Seen und
                                                                                         wieder im Präsenzunterricht durchgeführt             12 «Wasser ist nicht unendlich»:           Kleinstseen im Kanton Zürich
                                                                                         werden – selbstverständlich nach wie vor mit            Im Gespräch mit Lisa Krebs           34 Tanzen kann sich positiv
                                                                                         Schutzkonzept.                                          von «Blue Community»                    auf Menschen mit Demenz
Foto Titelseite : Renate Wernli ; Seite 3: Daniel Rihs, Christian Roth, werner Grieder

                                                                                                                                              16 0,2 Rappen für 1 Liter                  auswirken: Neues Angebot von
                                                                                         Ich wünsche Ihnen eine erfrischende Lektüre             sauberes Wasser                         Pro Senectute Kanton Zürich
                                                                                          und einen erlebnisreichen Sommer in der                                                     36 Auf Schritt und Tritt am
                                                                                         ­faszinierenden Natur.                                                                          Seewasser: Rundwanderung
                                                                                                                                                  LEBENSART
                                                                                                                                                                                         um den Pfäffikersee
                                                                                                                                              24 Die Ganzjahresschwimmerin:           42 Rätsel
                                                                                                                                                 Porträt von Gerda Holliger (75).     44 Marktplatz
                                                                                                                                              29 Medientipps                          45 Impressum
                                                                                                                                              30 Sie erorbert die Herzen mit          46 Goldene Zeiten: Wellness
                                                                                                                                                 Aqua Zumba: Ana Alvarez ist             am Zürichberg
                                                                                                                                                 Sportleiterin für Aqua Zumba
                                                                                                                                                 von Pro Senectute Kanton                 BEILAGE AKTIV
                                                                                                                                                 ­Zürich.
                                                                                                                                                                                      		Agenda mit Veranstaltungen
                                                                                                                                                                                        und Kursen von Pro Senectute
                                                                                                                                                                                        Kanton Zürich
                                                                                                           Véronique Tischhauser-Ducrot
                                                                                                           Vorsitzende der Geschäftsleitung

                                                                                                                                                                                              Visit Sommer 2021               3
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LEBENSRAUM

Lebenselixier
Wasser
Ohne Wasser kein menschliches Leben: Dieses kostbare und gleichzeitig
­kostengünstige Element ist für uns alle schlichtweg unsersetzbar.
 Unser Stoffwechsel funktioniert nur, wenn der Körper immer wieder
 ausreichend mit Wasser versorgt wird. Wasser ­bedeutet aber auch
 Wohlbefinden und Genuss.
Text: Markus Sutter, Rita Torcasso (Porträts)   Foto: Daniel Rihs

«Ohne Wasser gibt es kein Leben. Wasser ist ein        steuert die Körpertemperatur und versorgt die
kostbares, für die Natur und den Menschen un-          Haut mit Feuchtigkeit. Es dient als Transportme-
entbehrliches Gut» heisst es in der Europäischen       dium von Nährstoffen, Enzymen und Hormonen.
Wassercharta aus dem Jahr 1968. Alle grossen           Und es erleichtert uns die Verdauung. Jede Zelle
Kulturen und Religionen verehren Wasser als            unseres Körpers enthält Wasser.
göttliche Substanz. In der Tiefenpsychologie gilt         Es ist ein ewiger Kreislauf: Mit Hilfe von Wasser
Wasser als Teil des Unbewussten und der Gefühle.       werden Substanzen und Giftstoffe ausgeschieden
Träume vom Wasser sollen einen Blick tief in           und der Körper gereinigt. Durch den Stoffwechsel
­unsere Seelen vermitteln.                             und das Verdunsten über die Haut, aber auch über
    Zumindest in unseren Breitengraden stellt          den Atem, den Darm und die Nieren gehen bei
Wasser keinen Luxus dar. Trinkwasser aus der           einem erwachsenen Menschen täglich etwa 2,5
 Leitung ist jederzeit in hervorragender Qualität      Liter Wasser verloren.
 und in ausreichender Menge zu haben. Die Bevöl-          Wassermangel macht sich als erstes Zeichen
 kerung des Kantons Zürich beispielsweise «kon-        in Form von Durst bemerkbar. Und es bedeutet,
 sumiert» Jahr für Jahr etwa das Wasservolumen         dass wir bereits ein halbes Prozent unseres
 des Greifensees. Rund 160 Liter beträgt der tägli-    Körper­gewichts in Form von Wasser verloren
 che Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser in den Haus-         ­haben. Bei einer zu geringen Flüssigkeitsauf­
 halten der Stadt Zürich. Das Departement der           nahme kann der Körper austrocknen (dehydrieren)
 Industriellen Betriebe publiziert auf seiner Home-     und der Mineralstoffhaushalt entgleiten.
 page noch eine weitere interessante Zahl zu die-
 sem Thema: Der Wasserpreis beträgt gerade ein-        Auf genügend Wasserzufuhr achten
 mal 0.002 Rappen pro Liter. Das kostbare Gut ist      Dass der Körper im Alter nur noch aus 40 von 50
 bei uns also fast zum Nulltarif zu haben (vgl. dazu   Prozent Wasser besteht (bei Neugeborenen sind
 auch die Reportage ab Seite 16).                      es mehr als 70 Prozent), ist der normale Lauf der
                                                       Dinge. Aber da der ältere Körper mit der Zeit seine
Lebenswichtige Aufgaben                                Wasserspeicher-Fähigkeit verliert, sollte unbe-
Kostbar im wahrsten Sinne des Wortes: Wir Men-         dingt auf eine ausreichende Wasserzufuhr geachtet
schen können nur wenige Tage ohne Wasser über-         werden.
leben. Unser Organismus würde innerhalb kür-              Doch warum ist das gerade bei Seniorinnen
zester Zeit zusammenbrechen. Denn Wasser               und Senioren oft nicht der Fall? Antworten dazu
erfüllt mehrere lebenswichtige Aufgaben. Es            gibt Anna Georgi, Oberärztin an der Universitären

                                                                                                      Visit Sommer 2021   5
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LEBENSRAUM

                                  Klinik für Akutgeriatrie am              ­Heute geht man davon aus, dass 4 bis 8 dl Wasser
                                  Stadt­spital Waid in Zürich. Im         pro Stunde ideal sind. Zudem wird empfohlen,
                                  Alter lasse das Durstempfin-            «nach Bedarf zu trinken».
                                  den nach, aber nicht nur des-               Gerade auch im Krankheitsfall sollte man un-
                                  wegen werde weniger getrun-             bedingt auf genügend Flüssigkeit achten: Durch-
                                  ken. Georgi: «Manche Ältere             fall oder Erbrechen entziehen dem Körper Wasser,
                                  leiden unter dem sehr scham-            das im Normalfall wegen des Unwohlseins nicht
                                  besetzten Thema Urininkonti-            wieder umgehend aufgenommen werden kann.
                                  nenz und versuchen deshalb,             Ebenso ist bei Wassertabletten (sogenannte Diu-
                                  möglichst wenig zu trinken.»            retika) Vorsicht am Platz. «Wenn die Person unter
                                  Andere wiederum würden aus              Fieber oder Durchfall leidet und es heiss ist, be-
                                  Sorge vor einem nächtlichen             steht die Gefahr einer Dehydration», so Oberärztin
                                  Toilettengang (Sturzgefahr)             Georgi. Also auch hier: Genügend zu trinken ist
                                  auf das Trinken verzichten              ein Gebot der Stunde.
                                  oder seien zu wenig mobil, um               Aber Achtung: Auch zu viel Wasser kann des
                                  selbstständig die Toilette auf-         Guten zu viel sein. Bei Nieren- oder Herzkrank-
                                  zusuchen.                               heiten etwa ist Vorsicht geboten: In solchen Fällen
                                     Wie realisiert jemand über-          muss die Trinkmenge eventuell sogar verringert
                                  haupt selber, dass er oder sie          werden. «Wenn zu viel Wasser getrunken wird,
                                  zu wenig trinkt? Ein Indiz              besteht die Gefahr, dass es zu Veränderungen im
                                  könnte weniger häufiges Was-            Salzhaushalt kommt, die sich negativ auf die Hirn-
Ohne körperliche Aktivität serlösen         sein, so Georgi, weil
                                  die Urinmenge abnimmt, gele-
                                                                          leistung auswirken können», betont die Ärztin.

wird ein Konsum von rund gentlich auch ein trockener                      Nicht nur zum Trinken da
2 Litern Wasser pro Tag für Mund oder eine dunklere                       Doch Wasser ist schliesslich weit mehr als nur
                                  Urinfarbe. «Konzentrations-             eine Flüssigkeit, die unseren Körper am Leben
Frauen und 2,5 Litern für         schwäche, Kopfschmerzen,                erhält. Ob eine erfrischende kalte Dusche nach
Männer empfohlen.                 eine geringere Leistungsfähig-          dem Sport im Sommer oder das heisse Bad nach
                                  keit sowie trockene Haut sind           einem Winterspaziergang – Wasser bedeutet
                                  ebenso mögliche Anzeichen               ­Lebensqualität, Erfrischung und Entspannung. Wir
                                  dafür, dass der Organismus               können wieder die Ruhe in uns selbst finden.
                                  Schaden zu leiden beginnt.»                   Kein Wunder, dass auch der Spa-Bereich in
                                  Besonders bei älteren Men-               ­Hotels bei vielen Menschen hoch im Kurs steht.
               schen könne ein Wassermangel auch zu Verwirrt-               Spa steht für sanum per aquam, Gesundheit durch
               heit führen, im Extremfall zu einem Kreislaufver-            Wasser. Das soll man schon 23 vor Christus her-
               sagen oder gar einem lebensbedrohenden                       ausgefunden haben. Damals waren es allerdings
               Zustand.                                                     kalte Wassergüsse, welche kranke Menschen ge-
                                                                            nesen liessen oder vor Krankheiten schützten.
                    30 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht                    Gerade bei älteren Menschen heutzutage be-
                    Ohne körperliche Aktivität und bei normaler Aus-        sonders beliebt sind auch Kneippkuren. In vielen
                    sentemperatur wird in den Europäischen Richtli-         Kantonen der Schweiz finden sich öffentliche
                    nien ein Konsum von rund zwei Litern Wasser pro         Kneippanlagen, allein ein halbes Dutzend gibt es
                    Tag für Frauen und 2,5 Litern pro Tag für Männer        im Kanton Zürich. Hier kommt die Hydropathie,
                    empfohlen. Dies schliesst in der festen Nahrung         zu Deutsch die Wasserheilkunde, zum Tragen.
                    gebundene Flüssigkeit mit ein. Als reine Flüssig-       ­Diese Methodik wird zu Therapiezwecken ange-
                    keit werden Frauen rund 1,5 Liter pro Tag und            wendet, bei chronischen Beschwerden, auch zur
                    Männer rund zwei Liter nahegelegt. Anna Georgi           Abhärtung des Körpers und zur Regeneration.
                    nimmt das Gewicht als Kriterium dazu und spricht
                    von einem täglichen Wasser­bedarf von rund­           Selbst ohne direkten Kontakt
                    30 ml pro Kilogramm Körper­gewicht.                   Wasser kann aber auch einen erholsamen Effekt
                       Bei sportlicher Tätigkeit darf es auch ein biss-   ausüben, ohne dass man mit ihm überhaupt ­in
                    chen mehr sein. Die Trinkempfehlungen haben sich      Berührung kommt. Oft genügt es, das Wasser auch
                    diesbezüglich im Laufe der letzten Jahrzehnte stark   nur zu sehen – etwa die enorme Kraft des Meeres.
                    verändert. Während vor 50 Jahren noch die Devise      Der Deutsche Florian Schmid-Höhne bietet
                    galt «Trinke nichts während des Sports», galt es um   ­Coachings am Meer an. Er hat ein Buch über die
                    die Jahrtausendwende gerade das Gegenteil: «Trinke     psychologische Bedeutung des Meeres verfasst.
                    so viel wie möglich».                                  «Das Meer ist ein Ort der Selbstwahrnehmung,

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der Reflexion, es wird als Ort der Ruhe wahrge-
nommen.» Das liege auch an der beruhigenden                       100
blauen Farbe.
   In Corona-Zeiten ist es den meisten von uns
nicht vergönnt, solche Oasen der Ruhe am Meer
live zu geniessen. Ein Blick auf den schönen
                                         ­­
Zürich­see kann allerdings durchaus für vergleich-
bare Entspannungsmomente sorgen. 

                                                         RINGVORLESUNGEN
                                                         Das Immunsystem:
   Info                                                  Körperabwehr mit Tücken

 Trinkmotivation fördern                                 Koloniale Schweiz
 Um vor allem Seniorinnen und Senioren das
 Trinken zu vereinfachen, hier ein paar Tipps:
                                                         Outsider Art
 Trinkprotokoll: Jede getrunkene Menge an                Klingende Bilder – Musik und Film
 Getränken wird über einen bestimmten
 Zeitraum notiert und je nach Bedarf dann
 angepasst.                                              Zwanzig Jahre Krieg gegen den Terror
 Trink-Rhythmus: Trinkrituale helfen, das
 Trinken nicht zu vergessen. Nach dem Aufste­
 hen immer ein Glas trinken, ebenso zu jeder             KURSE
 Mahlzeit. Das erhöht die Gewohnheit und
 führt zu einer grösseren Trinkmenge.                    Geologie und Wasser:
 Verteilung: Verteilen Sie die Trinkflaschen             Natursteinbrunnen der Stadt Zürich
 an hochfrequentierten Orten wie im
 Wohnzimmer oder Esszimmer, damit                        Wasserstadt Zürich
 das Trinken jederzeit möglich ist.
 Nachfüllen: Ausgetrunkene Gläser gleich                 Vom Überschwemmungstal
 wieder auffüllen.                                       zum Hightech-Valley
 Abwechslung schaffen: Nicht nur beim Essen,
 auch beim Trinken ist Abwechslung wichtig               Tektonikarena Sardona und
 (Wasser, Tee, Kaffee). Greifen Sie zudem                Rheinschlucht
 bei Wasser auf farbige Gläser zurück. Das
 kann die Trinkmotivation ebenfalls fördern.
                                                         Ritter, Ärzte, Kaperkapitäne
 Und Achtung: Im Gegensatz zu Kaffee hat
 Alkohol eine dehydrierende Wirkung, entzieht            Jeder kann brauen: Bierbrau-Seminar
 dem Körper also Wasser. Zu jedem Glas
 ­Alkohol ein Glas Wasser trinken.
                                                         Faszinierende Welt der Moose

                                                         Wasserkraft in der Stadt Zürich

                                                         Volkshochschule Zürich.
                                                         Mehr verstehen, mehr bewegen.
                                                         www.vhszh.ch · info@vhszh.ch · 044 205 84 84

                                                                                            Visit Sommer 2021   7
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LEBENSRAUM

Nathalie Schneider ist Badmeisterin
und Leiterin im Frauenbad am Zürcher
Stadthausquai.

8      Visit Sommer 2021
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LEBENSRAUM

Die Badmeisterin
Nathalie Schneider (49) Badmeisterin, Zürich

Noch ist es im Frauenbad am Stadt­            Zum Tagesablauf gehöre dann Putzen,        Wasser.» Die Zürcher Gewässer schätzt
hausquai in Zürich leer und kalt.             Pflegen und Überwachen der Badi,           sie mehr als das Meer, das sie eher als
­Nathalie Schneider (Bild linke Seite)        dazu komme viel Administratives und        bedrohlich empfindet. «Im Fluss fühle
 arbeitet seit 30 J­ ­ahren hier, heute als   Organisatorisches. Sie leitet ein Team     ich mich zuhause, ich kann seine Zei­
 Leiterin. «Auf die Sommersaison freue        von fünf Badmeisterinnen. «Die Arbeit      chen deuten.» Dennoch gebe es auch
 ich mich besonders, es herrscht eine         verlangt eine Mischung von Aufmerk­        Überraschungen: Vor zwei Jahren stand
 ganz besondere Atmosphäre in dieser          samkeit und Vertrauen, ich bin für die     die Badi nach starkem Regen gute ­
 Stadtoase, wo man einfach sein kann.»        Sicherheit verantwortlich», sagt sie.      30 Zentimeter unter Wasser.
 Badmeisterin wurde sie zufällig.             Eine Rettung war in den drei Jahrzehnten
 Sie meldete sich nach dem KV auf eine        zum Glück noch nie nötig.
 Ausschreibung und erhielt die Stelle.        Ihre Freude am Wasser gab die Bad­         «Hier im Fluss fühle ich
 «Das Wichtigste am Beruf ist, dass           meisterin an ihre beiden Buben weiter.
 man gut mit Menschen umgehen                 «Ich schwamm auch während der
                                                                                         mich zuhause und er gibt
 kann.»                                       Schwangerschaft täglich, heute ver­        mir Energie.» Nathalie Schneider
 Nathalie Schneider wuchs in Zürich auf       bringen wir die Freizeit oft am und im
 und ging schon immer in die Seebäder.
 «Einen engen Bezug zum fliessenden
 Wasser der Limmat habe ich dann nach
 und nach entwickelt.» Das Schönste
 aber sei die Badi selber. «Ich fühle mich
 aufgehoben hier, vielleicht liegt es am
 Kastenbau, der in eine andere Welt ein­
 lädt.» 133 Jahre alt ist der orientalisch
 wirkende Holzbau im Jugendstil, der in
 der Limmat schwimmt. Erbaut wurde
 er als Waschanstalt für Frauen, denn ­
 in vielen Häusern gab es damals noch
 keine Bäder.
 Ein guter Tag beginnt für Nathalie
 Schneider mit Schwimmen vor der
 ­Arbeit. «Ich gehe jeden Tag ins Wasser,
  der Fluss gibt mir Energie und ich           Frauenbad am Stadthausquai
  ­geniesse die morgendliche Ruhe.»

Der Fischer
Kurt Frischknecht (73), Hobbyfischer, Stäfa

Sechs Felchen liegen im Aussentrog            Jahren fährt der Hobbyfischer hinaus       auf einem Bord stehen Pokale. Bis zur
des «Fischerhüsli» in Männedorf – der         auf den See, b ­ is zehn Leinen kann er    Corona-Pandemie gab es hier regel­
heutige Fang. Für Kurt Frischknecht ist       auslegen. «Draussen geniesse ich die       mässig Jassrunden und der erfahrene
Fischen seit der Kindheit eine grosse         Natur und kann abschalten.» Er zeigt       Fischer bot Kurse im Nymphenbinden
Leidenschaft. Als Jüngster von zehn           Fotos von prächtigen Sonnenauf­            an. «Und mit Schulklassen fahren wir
Kindern wuchs er am See auf und blieb.        gängen. Mit den gefangenen Fischen         hinaus und zeigen, wie man fischt»,
«Wir fischten als Jugendliche mit selber      fährt er ins ­«Fischerhüsli» nach          ­erzählt er. Und hofft, dass es nun im
gemachten Leinen.»                            Männedorf, putzt und filetiert sie.         Frühling mit gemeinsamen Felchen­
Nach der Aus­bildung gründete er in           Das Holzhaus am See ist der Treffpunkt      fischen und Jungfischerkurse wieder
Stäfa ein eigenes Malergeschäft. Und          der Fischer. An den Wänden hängen           losgehen kann. Kurt Frischknecht
kaufte sich ein F
                ­ ischerboot. Seit 43         ein riesiger Hecht und eine Seeforelle,     ­engagiert sich seit rund 40 Jahren in

                                                                                                        Visit Sommer 2021          9
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LEBENSRAUM

«Ich schätze die grosse         der Fischerei-Vereini­gung Stäfa Männe­
                               dorf Uetikon, die 160 Mitglieder zählt.
Kameradschaft unter den        Er half 1986 bei der Re­novation des Fi­
Fischern». Kurt Frischknecht   scherhüsli und war zehn Jahre Präsident.
                               «Ich schätze die grosse Kameradschaft
                               unter den ­Fischern», sagt er.
                               Mit den Kollegen unterstützt er auch
                               den Fischereiaufseher bei der Aufzucht
                               der bedrohten Seeforellen. «Das heisst,
                               täglich Brütlinge füttern und Becken
                               ­reinigen; im Frühling setzen wir gut
                                10 000 Jährlinge aus.»
                                Als Vollblutfischer liebt er Abwechslung
                                beim Fang: «Ich war schon mehrmals
                                mit Kollegen in Norwegen, dort fischen     Wenn ich zwei Dutzend Seefische
                                wir Lachs und andere Meerfische.»          habe, räuchere ich sie.» Und natürlich
                                Und was macht er mit den Fischen?          esse er oft ­frische Fische.
                                «Ich fi
                                     ­ letiere sie und friere sie ein.     www.fischer-vereinigung.ch

10    Visit Sommer 2021
Der Kneipper
Rolf Hess (66), Kneipp-Gesundheitsberater und Saunaleiter, Zürich

An der Wand hängen die fünf Säulen
der Kneipplehre – Bewegung, Lebens­
ordnung, Wasser, Heilkräuter und Er­
nährung. «Das Wasser steht für mich
im Zentrum», sagt Rolf Hess. «Es ist
mein Lebenselixier und hat heilende
Wirkung.» Vor 15 Jahren machte er die
Ausbildung zum Kneipp-Gesundheits­
berater und später zum Kneipp-Hydro­
therapeuten. In seiner kleinen «Wollis­
hofer Sauna» ist Sebastian Kneipp
­allgegenwärtig. «Ich verstehe seine
 Wasserheilkunde als Vertiefung der
 Saunakultur, spannend finde ich das
 Ganzheitliche, das Körper und Psyche
 umfasst.»
 Rolf Hess kneippt jeden Tag: «Am
 ­Morgen mache ich einen Gesichts- und
  Oberguss, auch Trockenbürsten wende
  ich an. Abends wirken Untergüsse
  ­beruhigend.» Wie Güsse und Wickel
   richtig angewendet werden, zeigt er ­
   in Seminaren. Der begeisterte Kneipper
   ist überzeugt, dass vor allem die Viel­
   seitigkeit der Lehre gesund ist. Er s­ elber
   sei praktisch nie krank und habe kaum
   Arbeitsabsenzen. Der gelernte Kranken­
   pfleger im Rentenalter leitet die Sauna
   und arbeitet einmal wöchentlich bei
   der Nachtspitex.
   In der Freizeit engagiert er sich seit ­
   20 Jahren als Präsident im Kneippverein
   Zürich. «Der Verein hat 100 Mitglieder,
   doch leider fehlt der Nachwuchs.» Zum
   diesjährigen Jubiläum «200 Jahre
   ­Sebastian Kneipp» soll nun ein viel­
    seitiges Programm Kneippen bekannter
    machen. Im Juni kann man an einem
    offenen Tag die Zürcher Kneipp-An­lagen
kennenlernen und im Angebot steht
auch ein «Tag des Fusses». Hess erklärt:
«Wassertreten ist die bekannteste
Kneipp-Anwendung, in einigen Zürcher
Pärken gibt es öffentliche Becken für
alle», erklärt Hess. Weitere Höhepunk­
te des Jubiläums: eine Kräuterwande­
rung an den Katzensee und ein
Kneipp-Festtag. «Das Schöne am
                                                  «Das Schöne am Kneippen ist, dass man es überall
Kneippen ist, dass man es mit etwas               anwenden kann: Auf einer Wanderung im Bach
Fantasie überall im Alltag anwenden               Wassertreten, frühmorgens über eine taufrische Wiese
kann.
www.kneipp.ch/kneippverein-zuerich                laufen – das tut Körper und Seele gut.» Rolf Hess

                                                                                         Visit Sommer 2021   11
LEBENSRAUM

                                                                                         Lisa Krebs arbeitet
                                                                                         nur einige Meter
                                                                                         neben der
                                                                                         Aare in Bern.

                  «Auch in der Schweiz
                  ist Wasser nicht
                  einfach unendlich»
                  Die Sozialanthropologin Lisa Krebs setzt sich bei Blue Community für den bewussten
                  Umgang mit Wasser ein. Besonders stossend sei der grosse Wasser-Fussabdruck in der
                  Schweiz, weil über 80 Prozent unseres konsumierten Wassers «importiert» sei.
                  Interview und Foto: Robert Bösiger

12   Visit Sommer 2021
Visit: Frau Krebs, welches Trinkwasser                 Etwa 82 Prozent des Wassers, das wir konsumieren,
­konsumieren Sie persönlich? Aus dem Hahnen            stammt aus dem Ausland, teilweise aus Gegen-
 oder aus der Flasche?                                 den, in denen die Leute selber Wasserprobleme
Lisa Krebs: Ich trinke sehr gerne Hahnenwasser.        haben. Gerade landwirtschaftliche Produkte be-
Ich vertraue unserer Wasserversorgung, umso            nötigen viel Wasser: Wir leben so gesehen auf
mehr, als Wasser eines der am besten kontrollier-      Kosten anderer.
testen Lebensmittel darstellt.
                                                       Wasser ist per Definition ein öffentliches Gut.
Wir leben in einem «Wasserschloss», heisst es.         Was bedeutet das konkret?
Wir haben Wasser in ausgezeichneter Qualität.          Wasser ist Leben, ein unverzichtbares Gut. Es ist
Und es steht allen ausreichend zur Verfügung –         durch nichts zu ersetzen. In dem Sinn müssen alle
zumindest in der Schweiz. Was soll angesichts          Zugang dazu haben. Und so gesehen ist Wasser ein
dieser Ausgangslage eine Organisation wie              Gut, das für mich unter der Kontrolle der Öffent-
Blue Community?                                        lichkeit stehen muss. Gleichzeitig aber haben wir
Dazu gibt es einige Punkte, die ich erwähnen           die Problematik, dass durch den Konsum der ­einen
möchte. Erstens ist es so, dass der Mythos Was-        für die anderen der Zugang erschwert wird.
serschloss Schweiz bröckelt. Auch wir hatten
schon Jahre mit trockenen Sommern, in denen            Heisst das, dass die Wasserversorgung
sich Engpässe gezeigt haben; im Gefolge des            ­z wingend in der Obhut der öffentlichen Hand
Klima­wandels dürfte sich die Lage noch verschärfen     sein müsste?
und es dürfte zu lokalen Wasserknappheiten kom-        Unbedingt. Die Öffentlichkeit muss die Kontrolle
men. Ein weiteres Thema ist die Verschmutzung,         über die Wasserversorgung behalten, damit ein
zum Beispiel die Verunreinigung mit Pestiziden.        fairer Zugang dazu gewährleistet wird. Zahlreiche
Kurz: Auch in der Schweiz ist das Wasser nicht         Beispiele von Wasserprivatisierungen weltweit
einfach unendlich und unbegrenzt verfügbar. Zu-        sind schiefgelaufen. Die Weltbank ist mitschuldig
dem importieren wir sehr viel Wasser.                  daran, weil sie die Vergabe von Krediten mit der
                                                       Bedingung verknüpft hatte, die Wasserversor-
Wo liegen denn die aktuell grössten Probleme           gung zu privatisieren. Dahinter lag die Erwar-
und Herausforderungen?                                 tung, die Versorgung werde damit effizienter.
Wie erwähnt besteht ein Problem mit der Verun-         Letztlich geht es bei den Privaten in aller Regel
reinigung des Wassers, wie beispielsweise durch        um Profit. Dazu werden Wasserpreise erhöht, bei
die Landwirtschaft. Rückstände von Pestiziden          Schadstoffkontrollen und Löhnen gespart oder
und Düngern bleiben jahrzehntelang im Wasser.          etwa Dienstleistungen abgebaut. Hierzulande gibt
Es gelangen aber auch von Haushalten und Indus-        es ein paar private Wasserversorgungsgesell-
trie Rückstände von Medikamenten, Hormonen,            schaften, aber diese sind stark in der Minderheit
Schwermetalle oder Plastik ins Wasser. Wir ­haben      und zudem darf kein Gewinn erwirtschaftet werden.
zudem ein Problem mit zunehmendem Druck auf
Schutzzonen. Gerade im Mittelland, wo die Platz-        Was kann die Schweiz tun als eines der
verhältnisse eng sind, nimmt dieser Druck zu. Im        ­k leinsten Länder der Welt, damit Wasser
Hinblick auf die globale Ebene müssen wir uns            ­t atsächlich sicher, sauber, zugänglich und
dessen bewusst sein, dass wir sehr viel ­Wasser        ­erschwinglich bleibt?
importieren.                                           In der Entwicklungszusammenarbeit kann die
                                                       Schweiz etwas von ihren Erfahrungen weiterge-
Was heisst das?                                        ben und den Gedanken weitertragen, dass eine
Wir leben zwar in einem Land mit einem grossen         öffentliche Kontrolle bei der Wasserversorgung
Wasserreichtum. Aber: Durch die vielen Nah-            möglich ist.
rungsmittel und Konsumgüter, die wir importie-
ren, konsumieren wir sehr viel Wasser aus dem          Eines der grössten Wasserunternehmen der
Ausland. Hier müssen wir eine internationale           Welt ist der Nestlé-Konzern mit Sitz in Vevey,
Verantwortung tragen. Gerade hier kommen die           der überall in der Welt Flaschenwasser ver-
Blue Communities zum Einsatz: Sie sensibilisie-        kauft. Setzt sich die Schweiz genügend dafür
ren und zeigen, dass wir das Wasser wertschätzen       ein, dass der kostenlose Zugang zu Trinkwasser
und sorgfältig mit ihm umgehen sollen. Wasser          überall auf der Welt garantiert ist und bleibt?
soll man nicht einfach als selbstverständlich und      Es gibt viele kritische Stimmen, die besagen,
garantiert ansehen. Ein grosses Aha-Erlebnis ist,      dass man zu wenig gut hinschaue und dass
dass wir mit unseren importierten Konsum- und          Nestlé in der Schweiz nahezu unantastbar sei. Ich
Lebensmitteln unglaublich viel Wasser «importieren»:   persönlich finde es auch gefährlich, dass zum

                                                                                                        Visit Sommer 2021   13
LEBENSRAUM

                                                                       den verbesserten Zugang zu Wasser von Klein-
                                                                       bäuerinnen und -bauern ein. Dabei gibt es Unter-
                                                                       stützung von der Universität Zürich, die eine
                                                                       ursprünglich für die Schweiz entwickelte App zur
«Etwa 82 Prozent des Wassers, das wir                                  Messung der Verfügbarkeit von Wasser nun auch
­konsumieren, stammt aus dem Ausland, ­                                für den Kontext im Cerrado zur Verfügung stellt.
                                                                       Die KleinbäuerInnen brauchen diese Daten, um
 teilweise aus Gegenden, in denen die Leute                            mit den Behörden in Verhandlung zu treten und
 selber Wasserprobleme haben.» Lisa Krebs                              ihre Rechte einzufordern. Die Tatsache, dass Blue
                                                                       Community in der Schweiz, aber auch inter­
                                                                       national stetig wächst, ist sicher ein Zeichen dafür,
                                                                       dass die Themen wichtig sind und die Menschen
                                                                       bewegen.

                  Beispiel die Direktion für Entwicklung und Zu-       Am 13. Juni kommt die Trinkwasserinitiative
                  sammenarbeit (DEZA) eng mit Nestlé zusammen-         zur Abstimmung. Wie wichtig ist diese Abstim-
                  arbeitet.                                            mung für Blue Community?
                                                                       Blue Community ist eine Initiative und die Mit-
                  Kritische Stimmen allein reichen nicht …             glieder – Städte, Universitäten, Kirchgemeinden,
                  Blue Community ist im Moment noch zu klein.          NGO und weitere zivilgesellschaftliche Organisa-
                  Und eine Lobbyarbeit können wir nicht stemmen.       tionen – sind locker miteinander verbunden. Wir
                  Wir engagierten uns dafür vor allem im Bereich       haben deshalb nicht eine grosse, starke Stimme,
                  Sensibilisierung. Trotzdem sind wir zuversicht-      mit der wir auftreten könnten. Aber wir haben
                  lich, auch einen Beitrag leisten zu können.          ein Argumentarium, das besagt, dass nicht nur
                                                                       die Quantität zählt, sondern auch die Qualität des
                  Wie ist denn derzeit die Situation rund um           Wassers. Es ist wichtig, dass wir das Thema der
                  ­s auberes Trinkwasser auf der Welt?                 Wasserqualität in der Schweiz diskutieren. Wir
                  Gerade kürzlich ist der Weltwasserbericht 2021       können nicht wie bis anhin weiterfahren mit der
                  publiziert worden. Man spricht etwa von 2,2 Mil-     Verschmutzung.
                  liarden Menschen weltweit, die keinen dauerhaf-
                  ten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Und        Ist es kein Nachteil, wenn Sie nicht mit einer
                  etwa 800 Millionen Menschen haben keinen ele-        Stimme auftreten können?
                  mentaren Zugang zu Wasser, müssen mindestens         Auf der einen Seite sicher. Handkehrum sehe ich
                  eine halbe Stunde zu Fuss gehe, bis sie an Wasser    es als Vorteil an, dass wir aus ganz unterschied-
                  gelangen. Die Zahlen haben sich in den letzten       lichen Ecken an das Thema rangehen und trotz-
                  Jahren wenig verändert und es besteht die Be-        dem am gleichen Strick in die gleiche Richtung
                  fürchtung, dass positive Fortschritte wieder zu-     ziehen können. Im Zentrum steht immer Wasser
                  nichtegemacht werden könnten durch den Klima-        als Menschenrecht und öffentliches Gut. Und jede
                  wandel, durch nicht nachhaltige Nutzungen und        Blue Community hat ihre eigenen Möglichkeiten.
                  Verunreinigungen. Und gleichzeitig wächst die        Eine Kirchgemeinde hat andere Möglichkeiten als
                  Erdbevölkerung weiter.                               zum Beispiel eine Stadt wie Bern. Und hier gibt
                                                                       es spannende Brücken, wie vorhin erwähnt, zwi-
                  Eine traurige Bilanz … oder anders gesagt: ­         schen dem Hilfswerk HEKS und der Uni Zürich.
                  Blue Community kämpft gegen Windmühlen …
                  Ja, zuweilen kann einem das so vorkommen.            Wenn man die Herstellung der ausserhalb der
                  Gleichzeitig gibt es positive Schrittchen, die Mut   Schweiz produzierten Produkte mit einbezieht,
                  machen.                                              welche im Land verbraucht werden, brauchen
                                                                       wir offenbar alle etwa 4000 Liter Wasser ­
                  Zum Beispiel?                                        im Tag. Was bedeutet dieser Verbrauch im
                  Ich denke da beispielsweise an Wasserversorgun-      ­G esamtbild des ökologischen Fussabdrucks?
                  gen, die wieder zurück in die Hand der Öffent-       Allein im Haushalt brauchen wir etwa 140 bis 160
                  lichkeit gebracht worden sind, oder an die vielen    Liter pro Kopf. Neben diesem sichtbaren Wasser
                  Menschen, die bewusster konsumieren. Auf der         gibt es den «virtuellen» Wasserverbrauch.
                  Ebene von Blue Community denke ich spontan an
                  ein Projekt von HEKS (Hilfswerk der Evange­          Virtueller Wasserverbrauch heisst was?
                  lischen Kirchen Schweiz), das ebenfalls eine Blue    Virtuelles Wasser bezeichnet das Wasser, das im
                  Community ist. HEKS setzt sich in Brasilien für      Endprodukt nicht mehr vorhanden ist, also das

14   Visit Sommer 2021
Wasser, das während des Wachstums einer Pflanze     r­ eduzieren – vom Kleiderkauf bis hin zu elektro-
nötig war oder für die Produktion von Viehfutter.    nischen Geräten. Indem wir weniger und bewusster
Damit wir eine Tasse Kaffee trinken können,          Fleisch konsumieren. Indem wir umweltschonende
braucht es über 100 Liter Wasser, dies eben, weil    Wasch- und Putzmittel verwenden. Und indem
die Kaffeepflanze während mehrerer Monate            wir saisonal, lokal und biologische Lebensmittel
­gewachsen ist – dank Wasser. Und in einem Kilo      einkaufen. Und indem wir Leitungswasser trin-
 Rindfleisch stecken rund 15 000 Liter Wasser.       ken statt Flaschenwasser. Und – ganz wichtig:
 Selbst ein weisses A4-Blatt entspricht etwa 10      seien wir uns bewusst, woher das Wasser kommt,
 Liter Wasser. Wenn wir das Wasser für unsere        und nutzen wir es mit Bedacht. 
 Nahrungsmittelproduktion und für unsere wei-
 teren Güter des täglichen Gebrauchs summieren,
 kommen wir in der Schweiz auf etwa 4200 Liter
 pro Tag und Kopf.
                                                     Persönlich
                                                     Lisa Krebs (45) ist Sozialanthropologin. Sie
Weshalb setzt sich gerade die Kirche ein             hat das Nachdiplom für Entwicklung und
fürs Wasser?                                         ­Zusammenarbeit an der ETH (MAS in
Der Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die        ­Development and Cooperation) absolviert.
Bewahrung der Schöpfung ist für mich ein Kern-         Nach Stationen bei verschiedenen schweizeri­
anliegen der Kirche. Anhand des Beispiels Wasser       schen NGOs, mit Schwerpunkt Landwirt­
können wir einen solchen Einsatz exemplarisch          schaftsprojekte unter Berücksichtigung der
aufzeigen.                                             Wasserproblematik, trat sie 2014 das Teil­
                                                       pensum bei den reformierten Landes­kirchen
Was können wir, jede und jeder Einzelne, tun, ­        Bern, Jura und Solothurn als Fach­beauftragte
um unseren Wasser-Fussabdruck zu verringern?           Entwicklungszusammenarbeit an.
Wir können etwas tun: Indem wir Produkte mög-
lichst lange nutzen und so unseren Konsum

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                                                              Tebofortin
                                                              Bei Vergesslichkeit und
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   Tebofortin-Finger_Anz_188x122mm_DE.indd 1                                                             19.04.2021 14:20:11
LEBENSRAUM

Blick in eine von
vier Kammern des
Reservoirs Lyren.

0,2 Rappen für 1 Liter
sauberes Wasser
Woher kommt das Wasser? Diese Frage stellt sich kaum jemand, der morgens
unter der Dusche steht oder einen Tee aufsetzt. Dabei durchläuft das Wasser
einen aufwendigen Prozess, bis es als frisches Trinkwasser aus dem Hahnen
sprudelt. Visit begibt sich auf Spurensuche bei der Wasser­versorgung Zürich.
Text: Robert Bösiger   Foto: Christian Roth

16      Visit Sommer 2021
Davon können Menschen in den meisten anderen         bleibt das Wasser auf seinem Weg zu den Konsu-
Grossstädten und in anderen Ländern dieser Erde      menten ohne krank machende Bakterien. Zudem
nur träumen: In Zürich kommt Wasser in heraus-       kann im ganzen Netz seit 1993 darauf verzichtet
ragender Qualität aus dem Hahnen. Und draussen       werden, das Wasser mit Chlor anzureichern.
sind es über tausend Brunnen auf Stadtgebiet, die        Gut 120 000 m3 Seewasser werden im Seewas-
erstklassiges Trinkwasser spenden (vgl. Beitrag      serwerk Lengg täglich aufbereitet. Über das Rein-
«Brunnenstadt Zürich» Seite 19).                     wasserpumpwerk im Werk Lengg wird das Trink-
   Kurz: die Zürcherinnen und Zürcher sind ver-      wasser nun in die höher gelegenen Reservoire
wöhnt und können sich seit vielen Jahren an sau-     gepumpt, von wo es wiederum in die Haushaltun-
berem und kristallklarem Wasser laben. Weil die      gen und in die öffentlichen Brunnen gelangt.
Stadtväter schon vor langer Zeit den Wert einer      Demnächst wird neu eine Ultrafiltrationsanlage
guten und sauberen Trinkwasserversorgung für         im Seewasserwerk Moos eingebaut, um die
das Gedeihen einer blühenden Gemeinschaft er-        ­Sicherheit nochmals zu erhöhen.
kannt und entsprechend gehandelt haben. Anno
1868 hat die Gemeindeversammlung der Stadt
Zürich das Unternehmen «Wasserversorgung
Stadt Zürich» aus der Taufe gehoben (vgl. Beitrag
«Kleine Geschichte des Wassers» Seite 20).
   So möchte VISIT einen Blick hinter die Kulissen
der Wasserversorgung Stadt Zürich tun. Etwas,
was hie und da auch Schulklassen und andere
Gruppen tun dürfen, wie wir vom Medienverant-
wortlichen Hans Gonella (60) erfahren, der uns
nun in die Welt des «Züriwassers» entführt.

Wie aus Seewasser Trinkwasser wird
Als erste Station statten wir dem Seewasserwerk
Lengg einen Besuch ab. Hier gibts das erste
Aha-Erlebnis: Gut 70 Prozent des Zürcher Trink-
wassers kommt aus dem grössten «Reservoir» der
Region, dem Zürichsee! Und hier, im Seewasser-
werk Lengg, wird dieses Seewasser aufbereitet.
Deshalb ist diese Anlage so was wie das Herzstück    Aus der Tiefe ins Grundwasserwerk Hardhof              Die Steuerzentrale
der Zürcher Wasserversorgung.                        Nächste Station ist das Grundwasserwerk Hard-          im Hardhof ist rund
    Durch eine Leitung mit einem Durchmesser         hof, wo auch der Hauptsitz der Wasserversorgung        um die Uhr besetzt
von 1,6 Metern, die 585 Meter weit in den See        Zürich (WVZ) zuhause ist. 1934 war es, als die         – und dies sieben
hinausführt, wird Seewasser angesaugt. Damit es      WVZ aus dem Grundwasserfeld Wasser zu gewin-           Tage die Woche.
den Weg zum Seewasserwerk Lengg findet, wird         nen begann. Eine Schutzzone, auf der strenge           Betriebsdisponent
es durch das Pumpwerk Tiefenbrunnen «nach            Nutzungsbeschränkungen gelten, sichert das             Martin Hache (Bild)
oben» gepumpt. Bis das Wasser – maximal eine         Grundwasser gegen Verschmutzung.                       und seine Team­
Viertelmillion m3 pro Tag – als Trinkwasser in die       Angezapft wird der «unsichtbare» Fluss im          kollegen können ­
Stadt und die angeschlossenen Gemeinden gelan-       ­Untergrund, der durch das Limmattal fliesst. Ge-      bei Bedarf sofort
gen kann, durchläuft es hier einen gut 12-stündi-     speist wird dieser Strom durch Wasser aus der         einen Pikettdienst
gen und mehrstufigen Reinigungsprozess: Von           Limmat und der Sihl sowie durch Regenwasser,          aufbieten.
der Vorozonung (mit Ozon werden etwa Plankton,        das in unversiegelten Flächen versickert. Schon
­Bakterien, Viren und Sporen abgetötet) führt der     im Mittelalter wurde aus dem Grundwasserstrom
 Weg über Schnellfilter, wo Schwebstoffe mecha-       mit Sodbrunnen Wasser gewonnen. Heute gelangt
 nisch zurückgehalten werden.                         das Wasser aus vier 25 Meter tiefen Horizontalfil-
    Danach geht das Wasser nochmals zu einer          terbrunnen mit je drei Unterwasserpumpen ins
 Ozonung und danach durch den Aktivkohlefilter,       Pumpwerk Hardhof. Von hier aus wird es in die
 wo sich das Ozon zu Sauerstoff zurückbildet. Hier    verschiedenen Reservoire gepumpt, von wo aus
 werden auch Geruchs- und Farbstoffe sowie wei-       es dann wieder verteilt wird.
 tere organische Schadstoffe beziehungsweise             Der Hardhof produziert bis zu 100 000 m3
 Spurenstoffe beseitigt. Zu guter Letzt wird das      Grundwasser. Erstens. Und zweitens laufen hier
 Wasser noch im mehrschichtigen Langsamfilter         in der Steuerzentrale auch alle Fäden zusammen.
 ein weiteres Mal gereinigt, und zwar durch was-      Die Zentrale ist rund um die Uhr besetzt. Betriebs-
 serreinigende ­Mikroorganismen. Dank diesen          disponent Martin Hache und seine Teamkollegen

                                                                                                    Visit Sommer 2021       17
LEBENSRAUM

                  sorgen dafür, dass bei einem S
                                               ­ törungsfall im 1530    Reise zum tiefsten Punkt der Stadt
                  Kilometer langen Leitungsnetz oder in einer An-       Letzte Station unseres Blicks hinter die Kulissen
                  lage sofort ein Pikettdienst aufgeboten wird, um      der Zürcher Wasserversorgung ist das Reservoir
                  nach dem Rechten zu sehen.                            Lyren, eines von gut 20 solcher Reservoire. Dass
                      Kommt es zu einem Rohrbruch – was durch-          das Reservoir Lyren unter dem Uetliberg wohl zu
                  schnittlich zweimal täglich passiert –, wird um-      den grössten Wasserspeichern des Landes zählen
                  gehend der Wasserlauf unterbrochen. Gleichzeitig      dürfte, wird uns beim Blick in die riesigen Was-
                  macht sich ein Team daran, zu graben und die          serhallen bewusst. Hier lagert es also, das aufbe-
                  Rohre zu ersetzen. Das extrem sportliche Ziel,        reitete See- und Grundwasser. Beim Stehen auf
                  einen Rohrbruch in einem Tag zu flicken, kann in      der Plattform beschleicht uns ein eigenartiges
                  Zürich tatsächlich meistens erfüllt werden, wie       Gefühl, etwas Metaphysisches, Psychedelisches.
                  Hans Gonella bestätigt.                               Die Halleffekte sind imposant; sie lassen erahnen,
                      In diesem Zusammenhang                                               wie es vor drei Jahren hier ge-
                  berichtet Gonella, dass der WVZ-­                                        klungen haben mag, als aus An-
                  Mitarbeiterbestand von gut 280                                           lass des 150-Jahre-­   Jubiläums
                  Personen aus den unterschied-                                            eine klassische Formation hier
                  lichsten Berufsgattungen zu-                                             aufgespielt hat.
                  sammengesetzt ist: «Wir haben                                               Einmal jährlich werden die
                  fast 40 verschiedene Berufe bei                                         vier Lyren-Kavernen, die ge-
                  uns: Schlosser, Maurer, Speng-                                           samthaft 60 000 m3 Wasser fas-
                  ler, Maler, Zeichner, Buchhalter,                                        sen, abgelassen und mit Hoch-
                  IT-Spezialisten, Ingenieure so-                                          druck gereinigt, erklärt Hans
                  wie Chemiker und Laboranten                                              Gonella, der uns nun noch zum
                  – und sogar einen Bildhauer, der                                         tiefsten Punkt der Stadt führen
                  Brunnen flickt.»                                                         möchte. Dazu besteigen wir ei-
                                                                                           nen Lift, der uns gut 123 Meter
                  Sicherheit durch                                                         in die Tiefe befördert. Die Fahrt
                  kontinuierliche Kontrollen                                               dauert etwas mehr als eine halbe
                  Ein Blick in die Labore zeigt                                            Minute. Für den Notfall – sollte
                  uns, dass die WVZ tatsächlich                                            der Lift stecken bleiben – gibt es
                  permanent daran ist, die Was-                                            einen Notausstieg und eine Trep-
                  serqualität zu kontrollieren.                                            pe mit 625 Stufen, für Leute mit
                  Dies geschieht auf verschiedene                                          Platzangst allerdings keine
                                                    Gleicher Job, andere Methode: Que
                  Art und Weise: Hatte es beim                                             wirkliche Alternative.
                                                    My Tran (lernende Laborantin) und
                  Seewasserwerk Lengg noch                                                    Dem Besucher hier unten
                                                    Regenbogenforellen kontrollieren
                  eine Fisch-Testanlage – ein                                             ­öffnet sich ein höhlenartiger,
                                                    die Wasserqualität.
                  Aquarium mit echten Regen­                                               hoher Raum, der von Röhren
                  bogenforellen –, so kommen                                               aller Grössen und Durchmesser
                  neuerdings auch Wasserflöhe                                              dominiert wird. Hier, sagt
                  (sogenannte Daph­    n ien) als                                          ­Gonella, treffen die Röhren des
                  «Frühwarntruppe» zum Ein-                                                 Ringstollens (die grösste Trink-
                  satz. Und in den Mikrobio­logie-                                          wasserleitung Zürichs) aufein-
                  Laboren werden kontinuierlich Proben unter- ander, der die Seewasserwerke Moos und Lengg
                  sucht. So lässt sich einerseits die Trink­wasser­ mit dem Grundwasserwerk Hardhof verbindet.
                  qualität hochhalten und andererseits ana­                Die Temperaturen hier unten liegen bei 8 Grad,
                  lysieren, welche Keime und Stoffe das Wasser da gehört leichtes Frösteln dazu. Hier, am tiefsten
                  beinhaltet.                                           Punkt Zürichs, 34 Meter unter dem Spiegel des
                     Das Züriwasser hat höchste Qualität. Das ver- Zürichsees, gibts keinen Handyempfang, dafür
                  deutlicht Hans Gonella mit einem eindrück­ hängt in einer Ecke ein orangefarbenes Nottelefon
                  lichen Beispiel im Zusammenhang mit dem an der Wand.
                  Wirkstoff Aspirin, der nebst anderen auch im             Egal. Allemal spannender, als zu telefonieren,
                  Seewasser vorkommt: «Angenommen, Sie trin- ist es für uns, das Ohr an die dicke Röhrenwand
                  ken täglich 7000 Jahre lang je zwei Liter Wasser, zu halten und dem Wasser zu lauschen, das­
                  so wäre dies am Schluss vergleichbar mit einer hier mit 15 bar Druck durchfliesst. Wasser, das
                  einzigen ­Tablette Aspirin.» Die meisten Subs- demnächst irgendwo wie selbstverständlich aus
                  tanzen, auch Drogen, würden durch die Ozonie- einem Hahnen sprudelt. Zu einem unschlagbar
                  rung komplett abgebaut, sagt Gonella.                 günstigen Preis.

18   Visit Sommer 2021
Zürich – eine Stadt der Brunnen
             In der Stadt Zürich tragen 1277 Brunnen zur
             ­Lebensqualität bei. Aus allen sprudelt erstklassi-
              ges Trinkwasser. Gut 320 dieser Brunnen (zumeist
              historische Altstadtbrunnen) und 80 Notwasser-
              brunnen werden über ein separates Netz von 150
              Kilometern mit Quellwasser gespeist. Das Wasser
              stammt zumeist aus Quellfassungen, die seit dem
              15. Jahrhundert in den Hügeln rund um Zürich
              erstellt wurden.
                  Die übrigen Brunnen sind am normalen Verteil-
              netz der Wasserversorgung angeschlossen und
              werden – wie die Haushaltungen – mit einer
              ­Mischung aus 70 Prozent Seewasser, 15 Prozent
               Quellwasser und 15 Prozent Grundwasser beliefert.
                  Auf dem Gebiet der Stadt Zürich braucht man
               nicht weit zu gehen, um auf einen der vielen Brun-
                                                                                Amazonen-Brunnen
               nen zu stossen. Damit gehört Zürich zu den brun-
               nenreichsten Städten der Welt. Über jeden Brun-
               nen gäbe es spannende Geschichten zu erzählen.
               VISIT stellt drei dieser Brunnen vor:

             Amazonenbrunnen als öffentliches Kunstwerk
             Am Rennweg findet sich der Amazonenbrunnen:
             Ums Jahr 1430 in Betrieb genommen, zählt er mit
             der Figur, die den Brunnen schmückt, zu den ersten
             der Stadt, die auch als öffentliches Kunstwerk
             betrachtet wurden.

             Barockbrunnen beim Haus zum Rechberg
             Das stattliche Haus zum Rechberg, heute Staats-
             kanzlei, wurde 1770 eingeweiht. Das Grundstück
             lag damals ausserhalb der mittelalterlichen Stadt-
             befestigung. Anna Werdmüller, Tochter des da-
             mals wohl reichsten Zürchers, des Mousseline-­         Brunnen beim Haus zum Rechberg
             Fabrikanten Hans Kaspar Oeri, liess das Palais
             «Zur Kronen» mit dem prächtigsten Garten der
             Zeit erbauen. Vom Hof aus führen zwei kurze ge-
             schwungene Treppen, die sich um einen prächti-
             gen Barockbrunnen ranken und jeweils von einer
             Skulptur flankiert werden. Seit 1899 gehört der
             Rechberg zur Universität Zürich. Die Rech-
             berg-Gesamtanlage ist im Inventar der kantonalen
             Denkmalschutzobjekte und im Schweizerischen
             Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeu-
             tung enthalten.

             Lindenhofbrunnen im Herzen der Stadt
             Den Lindenhofbrunnen finden wir im Herzen der
             Stadt Zürich, im Kreis 1 der linksufrigen Altstadt,
             in nächster Nähe zur St. Peterskirche. Der heuti-
             ge Brunnen wurde 1912 in Erinnerung an die tap-
             feren Zürcherinnen erstellt, die 1292 in Kampf-
Fotos: zVg

             montur ein österreichisches Heer vor einer
                                                                                 Lindenhofbrunnen
             Stadtbelagerung abgeschreckt haben sollen. 

                                                                           Visit Sommer 2021     19
LEBENSRAUM

                        Kleine Geschichte unseres Wassers
                        Die Stadt Zürich hat schon früh erkannt, dass die   Die Eingemeindung von zehn Vororten und die
                        Verfügbarkeit von gutem Trinkwasser wichtig ist     nachfolgende rasche Entwicklung der Stadt ab
                        für die Gesunderhaltung der Bevölkerung.            1893 führten zu einer markanten Vergrösserung
                                                                            des Verteilnetzes und des Wasserbedarfes.
                        Im frühen Mittelalter wurde Grundwasser aus
                        privaten und öffentlichen Sodbrunnen bezogen.       1895 bis 1902 wurde die neue grosse Quellwas-
                                                                            serversorgung (aus dem oberen Sihltal und dem
                        Im 14. Jahrhundert wurden Röhrenbrunnen mit         Lorzetal) erbaut, um die Wasserknappheit zu steu-
Trinkwasser: Beim
                        Wasser aus Quellen oder durch Flusswasser ge-       ern und neue Brunnen mit Quellwasser beliefern
Rechberg-­Brunnen
                        speist. Dazu wurden Schöpf- und Radbrunnen          zu können.
steht dieser «öffent-
                        verwendet. Zum Einsatz kam auch die «Gigampfi-­
liche» Trinkbecher
                        Wasserstampfi» am See, mit der dank Verlagerung     1914 Bau des Seewasserwerk Moos.
bereit.
                        des Körpergewichts Seewasser geschöpft werden
                        konnte.                                             1934 begann die Wasserversorgung Zürich Trink-
                                                                            wasser aus dem Grundwasserfeld Hardhof zu ge-
                        Am 6. September 1868 stimmte die Gemeindever-       winnen, 1949 erfolgte der Bau der Seeleitung zur
                        sammlung der Stadt Zürich der Gründung des          Lengg zur Unterwasseraufnahme beim Tiefen-
                        Unternehmens «Wasserversorgung Stadt Zürich»        brunnen.
                        zu. So wurden nach und nach die Quellwasser­
                        leitungen optimiert und das Flusswasserwerk         Seit 1993 wird dank guter Aufbereitung bis heute
                        Bauschänzli erbaut.                                 erfolgreich auf den Zusatz von Chlor im Leitungs-
                                                                            netz verzichtet.

                                                                                Wussten Sie, dass …
                                                                             … die Wasserversorgung Zürich (WVZ)
                                                                                durchschnittlich 55,2 Millionen Kubikmeter
                                                                                Trinkwasser pro Jahr abgibt?
                                                                             … 8 von 10 Litern Trinkwasser aus dem
                                                                               ­Zürichsee stammen?
                                                                             … das Leitungsnetz der WVZ rund 1530 ­
                                                                                Kilometer beträgt?
                                                                             … es im Durchschnitt pro Tag zu
                                                                                zwei Leitungsbrüchen kommt?
                                                                             … zur WVZ total 7375 Hydranten und ­
                                                                                1277 Brunnen gehören?
                                                                             ... der durchschnittliche Tagesverbrauch ­
                                                                                  pro Stadtbewohner im Haushalt bei
                                                                                  rund 160 Litern liegt?
                                                                             … auf einen Liter Trinkwasser rund 100
                                                                                Millionen harmlose Mikroben kommen?
                                                                             … ein Liter Seewasser etwa 300 Millionen Kei­
                                                                                me aufweist?
                                                                             … die Konsumenten für 1000 Liter Züri-
                                                                                wasser nur durchschnittlich 2 Franken
                                                                                bezahlen?

Eines von drei Becken zur Grundwasseranreicherung auf dem Hardhofareal.

20      Visit Sommer 2021
Anthroposophisches
    Alters- und Pflegeheim Sonnengarten
               Hombrechtikon

   • Grosszügige Wohnungen und Gemeinschaftsräume
   • Kurs- und Kulturangebot
   • Alters- und bedarfsgerechte Ernährung
     (Biologisch/Vollwert/Schonkost/täglich Vegetarisch)
   • Anthroposophisch erweiterte Pflege
   • Spezialisierter Pflegebereich für Demenzerkrankte
   • Siedlung mit Alterswohnungen
   • Grosser Park und organische Architektur
   In der Regel findet am ersten Freitag im Monat um 14.00 Uhr eine
   öffentliche Führung durch den Sonnengarten statt (Anmeldung erforderlich).
   Alters- und Pflegeheim Sonnengarten
   Etzelstrasse 6 • 8634 Hombrechtikon/ZH • T 055 254 45 00
   www.sonnengarten.ch • info@sonnengarten.ch

Im Alter zu Hause leben

                                                                                                               se
                                                                                                          enlo
                                                                                                     Kost ng und
                                                                                                         t u
                                                                                                     Bera spekte
                                                                                                       Pro rdern!
                                                                                                       anfo

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PUBLIREPORTAGE

Im Alter nochmals mit
Fremden zusammenziehen?
Altersgerechtes Wohnen ist ein Milliardengeschäft. Heute sind
Angebote in allen Formen und Facetten vorhanden. Meist werden
die Altersresidenzen von Privaten betrieben. Bei den «jungen Alten»
ist nun gar ein Trend zur Alters-WG festzustellen.
Text und Foto: rs.

                                            Selbstverwaltete Wohn- oder Hausge-         des ehemaligen Sulzer-Areals.
                                            meinschaften, die genossenschaftlich        Abendrot, die Sammel­stiftung für Pen-
                                            oder privat organisiert sind, ja selbst     sionskassen, liess sich zur Finanzierung
                                            die WG, die günstige Wohnform junger        motivieren; die Genossenschaft ihrer-
                                            Studierender – unterschiedlichste           seits schoss Geld ein und konnte sich so
                                            Wohnmodelle sind bei Senioren immer         in der Projektentwicklung einbringen.
                                            gefragter. In ihrer Immobilienstudie        76 Wohnungen verteilen sich auf 5
                                            stellt Raiffeisen Schweiz fest, dass un-    Stockwerke mit drei gemeinschaft­
                                            ter «jungen Alten», wie man die Renten-     lichen Terrassen. Für Durchmischung
                                            boomer gerne nennt, die Nachfrage           ist gesorgt: Die Zürcher Hochschule
                                            nach WGs steigt. Die Zürcher Age-Stif-      ZHAW belegt ­einen Teil des Baus; meh-
                                            tung fördert Wohnangebote durch In-         rere Kleinbetriebe sorgen für einen
                                            vestitionen in zukunftsfähige Projekte.     Gewerbe­mix, selbst ein Quartierladen
                                            Um nur ein Beispiel zu nennen: In Basel     wird genossen­schaftlich betrieben.
                                            entsteht eine Gemeinschaft aus «älteren
                                            Expats», die ein «Leben mit internatio-     Schöner Wohnen hat seinen Preis
                                            naler Ausrichtung» teilen wollen.           «Älterwerden: eine grosse Chance und
                                                                                        die Freiheit, noch einmal etwas Neues
                                            Innovative Wohnformen                       zu beginnen», wirbt die «Zusammen­‑
                                            10 Jahre dauerte es seit der Gründung       (h)alt» in ihrer Broschüre. Dieses neue
Die Gemeinschaftsräume vermitteln ein
                                            einer Wohngenossenschaft in Wintert-        Zusammensein wird in Gemeinschafts-
ungezwungenes «WG-Feeling». Der Ein-
                                            hur bis zum grossen Einzug vor einem        räumen wie Bibliothek, Meditations-
zugstermin fiel mit dem Ausbruch von
                                            Jahr. Ihr Name ist ein Wortspiel: «Zu-      raum, Sauna, Küche gelebt. Diese Frei-
Corona in der Schweiz zusammen, sodass
                                            sammen(h)alt». Ihr Credo umfasst            heit hat freilich ihren Preis. Je nach
die Vorfreude auf die Inbetriebnahme
                                            nebst dem Wohnen in der zweiten Le-         Wohnungsgrösse liegt die Nettomiete
etwas getrübt wurde.
                                            benshälfte bewusst die ­gemeinsame          zwischen 1000 und 2200 Franken. Der
                                            Aktivität. Die Gründer kannten sich         Mitgliedschaftsanteil beträgt 2000 Fran-
                                            schon in jüngeren Jahren. «Voraus-          ken und 500 pro Quadratmeter. Das Ge-
                                            schauend überlegten wir uns», erinnert      nossenschaftskapital wird bei Austritt
                                            sich Judith Wick, «auf welche Weise wir     zurückbezahlt. Zum Vergleich: In Ascona
                                            im Alter leben möchten.» Viele unter        entstand jüngst auf eine katholische
                                            ihnen haben aus WG-Erfahrungen ge-          ­Initiative die Residenza San Clemente
                                            lernt, dass man auf Dauer nicht den ge-      mit fast ­50 Wohneinheiten, um Einwoh-
                                            samten Lebensraum teilen mag. «Man           nern im AHV-Alter bezahlbare Miet-
                                            braucht einen eigenen Raum, in den           wohnungen anzubieten: 1300 Franken
                                            man sich auch mal zurückziehen kann»,        für 2,5 Zimmer, 1500 für 3,5 Zimmer.
                                            ist Wick heute überzeugt. Die Ziele waren
Für Bewohnerin Katharina Stadelmann         ambitioniert: An zentraler Lage sollte      Was ist bezahlbar?
schliesst sich auf dem ehemaligen Werk­     ein Bau für bis zu 100 Menschen entste-     Seit 30 Jahren berät Simone Gatti, Prä-
areal der Kreis: Hier absolvierte sie als   hen. Realisiert wurde das Gebäude           sidentin der Genossenschaft Zukunfts-
Mädchen schon ihre Lehre.                   schliesslich auf 4800 Quadratmetern         Wohnen, Gemeinden und Investoren in
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