ZUPKanton Zürich und Raument 5wicklung - Kanton Zürich

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ZUPKanton Zürich und Raument 5wicklung - Kanton Zürich
ZUP
Kanton Zürich
Baudirektion

   105       Zürcher Umweltpraxis
             und Raumentwicklung
                                April 2023

30 Jahre GIS Zürich

Vom Papier zur unent-
behrlichen interaktiven Karte
Umweltdaten und -auswirkungen

Bodenversiegelung
unter der Lupe
Verfahrensbeschleunigung

Schneller zur alternativen
Energienutzung
ZUPKanton Zürich und Raument 5wicklung - Kanton Zürich
Vorwort RR Martin Neukom
Der Baudirektor meint …
… über dem Hochnebel liegen Chancen!          4
Umweltbildung
Mit Technik und Hartnäckigkeit
zur grüneren Schule                           5
Umweltbildung
Die Natur – eine ideale Lehrmeisterin         7
Umweltdaten
Umweltbericht 2022: Kanton Zürich auf Kurs?   9
Energie / Umweltrecht
Schneller zu Solaranlagen, Wärmepumpen
und E-Ladestationen                           13
Energie
                                                   Zürcher Umweltpraxis
Starte! Was Gemeinden zur                          und Raumentwicklung (ZUP)
Gebäudemodernisierung tun können              15   Informations-Bulletin der Umweltschutz-
                                                   Fachverwaltung des Kantons Zürich
Energie                                            29. Jahrgang
Energieverbund Lengg:
Seewasser wärmt und kühlt                     17   Inhalt
                                                   Die inhaltliche Verantwortung liegt bei
Energie                                            den am Anfang jedes Beitrags genannten
                                                   Personen bzw. bei der Verwaltungsstelle.
Solarer Winterstrom                           19
                                                   Redaktion, Koordination und Produktion
Umweltdaten
                                                   Koordination Bau und Umwelt (KOBU)
Bodenversiegelung unter der Lupe              21   Kanton Zürich, Baudirektion
                                                   8090 Zürich
Planen / Bauen                                     Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch
Partizipation bringt Mehrwert:                     Redaktorin:
BZO-Revision in Wädenswil                     25   Isabel Flynn, isabel.flynn@bd.zh.ch

Raumplanung                                        Redaktionsteam
30 Jahre GIS-ZH: Vom Papier                        Isabel Flynn (Redaktorin, KOBU)
                                                   Nathalie Barengo (ALN / Wald)
zur interaktiven Karte                        27   Urs Demmel (ARE)
                                                   Thomas Hofer (Statistisches Amt)
Archäologie / Verkehr                              Sarina Laustela (Stadt Uster, Abfall)
Historische Verkehrswege – Zeugen                  Alex Nietlisbach (AWEL / Energie)
der Verkehrsgeschichte                        31   Isabelle Rüegg (BD / Kommunikation)
                                                   Irène Schlachter (Tiefbauamt / Lärm)
                                                   Caroline Schneeberger (KOBU)
Impressum                                		    2   Fabio Wintsch (Gemeinde Lindau, Bau + Werke)
Vollzugshinweise und Kolumne RR Martin Neukom  4
Vermischtes, Publikationen, Veranstaltungen   31   Erscheinungsweise
                                                   Dreimal jährlich. Gedruckt bei der Zürcher
                                                   Druckerei ROPRESS auf 100 % Recycling­
                                                   papier Refutura mit dem blauen Engel, klima-
                                                   neutral und mit erneuerbarer Energie.
                                                   Jeder Artikel kann dank spezieller Leimung
                                                   einfach aus dem Heft gelöst und abgelegt
                                                   oder weitergegeben werden.

                                                   Abonnements
                                                   Die ZUP ist kostenfrei erhältlich (gedruckt
                                                   oder / und elektronisch) unter:
                                                   www.zh.ch/umweltpraxis, kofu@bd.zh.ch.

                                                   Nachdruck
                                                   Die in der ZUP erscheinenden Beiträge sind
                                                   unter Quellen­angabe zur weiteren Veröffent-
                                                   lichung frei. Auf Anfrage (Tel. 043 259 24 18)
                                                   stehen auch die verwendeten Grafiken zur
                                                   Verfügung.

                                                   Titelbild
                                                   Ausschnitt aus dem GIS-ZH: Hinweiskarte
                                                   anthropogene Böden im Raum Baltenswil.
                                                   Quelle: www.maps.zh.ch

                                                   Sämtliche erschienenen ZUP-Beiträge
                                                   finden Sie über die Artikelsuche auf
                                                   www.zh.ch/umweltpraxis
                                                   Hier können Sie auch direkt auf Themen-
                                                   hefte zugreifen.
ZUPKanton Zürich und Raument 5wicklung - Kanton Zürich
Editorial                                                                                                                       3
ZUP Nr. 105 April 2023

                                              Editorial
                                              Mit Wissen und Engagement zum Ziel
                                              Kantischülerinnen und -schüler, Lehrende, Eltern und Ehemalige haben mit Engage-
                                              ment und Hartnäckigkeit Bemerkenswertes in Küsnacht geschafft (Seite 5). Ihre
                                              Genossenschaft Solécole erzeugt heute mehr Solarstrom, als die Kantonsschule
                                              benötigt, und ist auch nach fast zwei Jahrzehnten Engagement noch immer in neuen
                                              Projekten aktiv. Daran können sich andere Menschen ein Beispiel nehmen.
                                              Wie kann ein derartiges Interesse am Einsatz für die Umwelt entstehen? Wahrschein-
                                              lich trägt auch eine frühe Sensibilisierung durch den Kontakt mit der schützens-
                                              werten Natur dazu bei. Zum Beispiel in Angeboten der Umweltbildung wie den Win-
                                              terthurer Umweltdetektiven (Seite 7).
                                              Vor Planung und Umsetzen eines eigenen Projekts ist aber neben guten Beispielen
                                              auch konkretes Wissen nötig: Wo liegen dringende Probleme? Wo sind Massnahmen
                                              nötig, wo sind sie erfolgversprechend? Mit der Aufschlüsselung, wie es um unsere
                               Isabel Flynn
    Redaktorin «Zürcher Umweltpraxis und      Umwelt steht, liefert der gerade neu erschienene digitale Umweltbericht Antwor-
                       Raumentwicklung»       ten auf diese Fragen. Er zeigt aber über die Handlungsfelder des Kantons hinaus
     Koordinationsstelle für Umweltschutz     auch, was Gemeinden und Bevölkerung für die Umwelt tun können (Seite 9). Denn
                        Generalsekretariat    neben der Sensibilisierung und entsprechendem Wissen braucht es auch eine Ein-
               Baudirektion Kanton Zürich
                    Telefon 043 259 24 18     ordnung in die Zusammenhänge sowie praktische Tipps.
                    isabel.flynn@bd.zh.ch
                 www.zh.ch/umweltpraxis       Die gibt es in dieser Ausgabe auch zu weiteren Energiethemen: Wie kommen Sie dank
                                              Verfahrensbeschleunigung schneller zur PV-Anlage, Wärmepumpe oder Ladestati-
                                              on (Seite 13)? Welche Beratung und Förderung bietet das Programm «Starte!» (Sei-
                                              te 15)? Was ist von alpinen Solaranlagen zu halten (Seite 19)? Und inwieweit wer-
                                              den in Zürich bereits Gewässer zum Wärmen und Kühlen genutzt (Seite 17)?
                                              Richtig spannend ist auch der genauere Blick auf die enorme Bodenversiegelung
                                              und deren Einfluss auf Klima, Wasserhaushalt etc. (Seite 21). Und nicht zuletzt über-
                                              rascht Sie vielleicht, wie das Zürcher GIS zu dem nützlichen, nicht mehr wegzuden-
                                              kenden Instrument wurde, das es heute ist (Seite 27).

                                              Viel Spass am Entdecken, Herstellen von Zusammenhängen und Umsetzen. Lassen
                                              Sie sich inspirieren!

                                              Herzlich

                                              Isabel Flynn

                                              Redaktorin
                                              Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung (ZUP)

www.zh.ch/umweltpraxis
ZUPKanton Zürich und Raument 5wicklung - Kanton Zürich
Recht und Vollzug                                                                                                                4
ZUP Nr. 105 April 2023

Teilrevisionen 2017 und 2018 des              Eigentümer von Photovoltaik­                 Der Baudirektor meint …
kantonalen Richtplans                         anlagen entlastet                            … über dem Hochnebel
Am 3. Februar 2023 wurde die Teilrevision     Wer eine Photovoltaikanlage für den          liegen Chancen!
2017 des kantonalen Richtplans vom            Eigenbedarf besitzt und daraus gewon-
Bund genehmigt. Sie war mit Beschlüs-         nene Energie ins Stromnetz einspeist, be-
sen des Kantonsrats vom 22. Juni 2020,        zahlt auf die Vergütungen künftig weniger
29. März 2021 und 7. Juni 2021 festge-        Steuern im Kanton Zürich. Neu wird nur
setzt worden und betrifft die Kapitel «Ver-   noch derjenige Betrag zum Einkommen
kehr», «Versorgung, Entsorgung» sowie         gerechnet, der mit der Anlage netto er-
«Öffentliche Bauten und Anlagen». In          wirtschaftet wird. Diese Praxisfestlegung
letzterem wurde die Gebietsplanung            des Steueramts gilt ab sofort.
Lengg (Stadt Zürich) in den kantonalen          Der Regierungsratsbeschluss
Richtplan aufgenommen.                          Nr. 1579 / 2022 ist unter www.zh.ch/rrb
                                                verfügbar.
Am 6. Februar 2023 hat der Kantonsrat
zudem den zweiten und letzten Teil der
Teilrevision 2018 festgesetzt (Vorlage        Verbindliche Klimabericht­
5598a). Gegenstand dieser Vorlage ist         erstattung grosser Unternehmen
vor allem die Verlegung der Autobahn A1       Der Bundesrat hat im November 2022 die
im Bereich Winterthur-Töss in einen noch      Vollzugsverordnung zur Klimaberichter-                   Regierungsrat Martin Neukom,
zu planenden Tunnel im Gebiet Ebnet.          stattung für grosse Schweizer Unterneh-                                    Baudirektor

  www.zh.ch                                   men verabschiedet und auf den 1. Janu-
   Artikel «Energieverbund Lengg.            ar 2024 in Kraft gesetzt.                    Wir haben ihn überstanden, den Winter,
    Seewasser wärmt und kühlt», Seite 17
                                                www.admin.ch                               der uns unlängst noch viel Kopfzerbre-
                                                                                           chen bereitet hat. Er war mild, die Gas-
Wärmestrategie 2050                           Leuchtstofflampenverbot –                    speicher blieben gut gefüllt, die Ener-
Die Wärmeversorgung der Schweiz soll          was jetzt?                                   giesparmassnahmen haben sich aus-
bis 2050 CO2 -neutral werden. Mit der         Dieses Jahr wird die Leuchtstofflampe        bezahlt und vor allem: Wir haben sehr
«Wärmestrategie 2050» zeigt das Bun-          aus dem Verkauf genommen. Was be-            viel gelernt. Bereits die Corona-Pande-
desamt für Energie (BFE), mit welchen         deutet das? Kann man das veraltete           mie hat uns in eine strenge Schule ge-
Massnahmen dieses Ziel erreicht werden        Leuchtmittel einfach durch ein neues         steckt, wo wir viel über das Krisenma-
kann.                                         LED-Modell ersetzen? Die ekz erläutern       nagement gelernt haben, und dieses
  www.bfe.admin.ch                            Lösungsvarianten.                            Wissen konnten wir nun weiter ausbau-
                                                www.ekz.ch  Energiewissen                 en. Ferner haben wir unseren Blick ge-
Revidierte                                                                                 schärft, was die Erschliessung von er-
Gewässerschutzverordnung                      50­Jahr­Jubiläum CITES                       neuerbaren Energien betrifft.
Der Bundesrat hat am 16. Dezember             Am 3. März 1973 haben mehrere Staaten        Mich freut es, dass in dieser ZUP ein
2022 die revidierte Gewässerschutzver-        in Washington das Artenschutzabkommen        Artikel zum solaren Winterstrom aus
ordnung genehmigt. Damit werden Trink-        CITES ins Leben gerufen. Fünfzig Jahre       dem alpinen Raum abgedruckt ist,
wasser und Oberflächengewässer bes-           später gilt es als wichtigstes seiner Art.   denn dort oben grasen im Winter zwar
ser vor Pestiziden geschützt. Das ist ganz    184 Länder haben es mittlerweile unter-      keine Kühe, ganzjährig aber einige ihrer
im Sinn von qualitativ hochwertigem           zeichnet, und es schützt Zehntausende        heiligsten Geschwister. Um es mit den
Trinkwasser und der Artenvielfalt.            Tier- und Pflanzenarten vor Übernutzung.     Worten des Schweizerpsalms auszu-
  www.admin.ch                                Die Schweiz stellt derzeit das Präsidium     drücken: Wenn der Alpenfirn sich rötet,
                                              des Tierkomitees und trägt in dieser Rolle   kann man durchaus beten, aber das
Transparenz bei Verkauf und                   dazu bei, die Umsetzung der erweiterten      schliesst nicht aus, dass man das
Handel von Pflanzenschutzmitteln              Schutzbestimmungen zu überwachen.            Strahlenmeer über dem Hochnebel
Wer beruflich Pflanzenschutzmittel ver-       www.blw.admin.ch                             photovoltaisch nutzbar macht.
wendet, muss dies ab dem Jahr 2025 di-                                                     Im Umgang mit dem Klimawandel zeigt
gital erfassen. Die Vorgabe gilt ebenso für Einbezug von Klimawirkungen                    sich immer deutlicher, dass es nicht nur
alle, die mit Pflanzenschutzmitteln oder in Umweltverträglichkeitsprüfung                  darum geht, ihn auszubremsen, CO2
Dünger und Kraftfutter handeln.             Der Bundesrat hat im November 2022             einzusparen und die Energieeffizienz
   www.blw.admin.ch                         den Bericht «Klimatische Auswirkungen          unserer Infrastrukturen zu steigern,
                                            bei der UVP berücksichtigen» genehmigt.        sondern auch um unsere Anpassung
Veloweggesetz                               Dabei ging es um die Frage, ob und wie         an ihn. Die klimaangepasste Siedlungs-
seit 1. Januar 2023 in Kraft                die Auswirkungen von Projekten auf das         entwicklung wird uns deswegen in den
Das neue Bundesgesetz über Velowege Klima in der Umweltverträglichkeitsprü-                kommenden Jahren stark beschäfti-
(Veloweggesetz) sorgt für bessere und si- fung (UVP) berücksichtigt werden kön-            gen. Das Offenhalten der Böden, der
cherere Velowege, indem die Kantone zur nen.                                               Wasserhaushalt, die Vermeidung von
Planung und Realisierung von Veloweg-         www.admin.ch                                 Hitzeinseln durch Begrünung in den im-
netzen verpflichtet werden und der Bund                                                    mer dichter bebauten Städten – das
bei seinen Strassen ebenfalls Velowege                                                     sind spannende, aber auch anspruchs-
erstellt.                                                                                  volle Aufgaben.
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   Publikationshinweis «Standards
    Veloverkehr», Seite 35

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Umweltbildung / Energie                                                                                                                5
ZUP Nr. 105 April 2023

Mit Technik
und Hart­
                                                Mit einer Solaranlage auf dem Schulhausdach und der Gründung der Genossenschaft
                                                Solécole startete die Kantonsschule Küsnacht vor 16 Jahren ein Vorhaben, das heute
                                                                                                      über die Schule hinausweist.

näckigkeit                                                                                                       Quelle: Andreas Schwaiger

zur grüneren                                 «Technisch können wir die Welt retten, wir    Mit Beharrlichkeit zur Bewilligung

Schule                                       müssen es nur machen», sagt Rainer
                                             Mertens. Er ist Physiklehrer an der Kan-
                                                                                           Entstanden ist die Genossenschaft aus
                                                                                           einem Wahlkurs, der im Frühlingssemes-
An der Kantonsschule                         tonsschule Küsnacht (KKN) und Kassier         ter 2007 stattgefunden hatte. Damals war
Küsnacht wird Nachhaltig­                    der Genossenschaft Solécole. Diese hat        der neue Klassentrakt im Bau, ein Gebäu-
                                             die grossen Solaranlagen auf dem Dach         de mit Flachdach, prädestiniert für Solar-
keit grossgeschrieben. Mit
                                             eines Schulgebäudes und jenem des             panels. Die zuständigen kantonalen Stel-
Solaranlagen und anderen
                                             Küsnachter Alters- und Gesundheitszen-        len hatten jedoch das Geld für eine sol-
technischen Lösungen hat
                                             trums Tägerhalde realisiert. Zusammen         che Anlage aus dem Budget gestrichen.
sie ihre Ökobilanz massiv                    produzieren die Kraftwerke fast andert-       Im Wahlkurs machten sich zwei Lehrer
verbessert. Etwas schwie­                    halbmal so viel Strom, wie die Schule         und neun Schülerinnen und Schüler ein
riger ist es, das individuelle               braucht. «Eine Lösung, die funktioniert       Semester lang Gedanken darüber, wie
Verhalten der Schülerinnen                   und sich rechnet», sagt Mertens. Sie ha-      die Panels trotzdem auf das Schulhaus-
und Schüler zu ändern.                       be unter anderem den Vorteil, dass sich       dach kommen könnten.
Autor:                                       deswegen niemand einschränken müsse.          «Die technischen Aspekte waren ruck-
Andreas Minder
                                             «Deshalb stossen wir auf viel Akzeptanz.»     zuck geklärt», erinnert sich Rainer Mer-
Kontakt:                                                                                   tens. Kopfzerbrechen bereiteten hinge-
Rainer Mertens, Physiklehrer und
Vorstandmitglied der Genossenschaft          Schüler und Schülerinnen                      gen organisatorische, juristische und
Solécole                                     im Vorstand                                   finanzielle Fragen. Wer trägt die Anlage?
Telefon 076 211 12 23                       Das zeigt sich etwa in der personellen Zu-     Wie lässt sich das nötige Geld auftrei-
rainer.mertens@kkn.ch
www.solecole.ch                             sammensetzung der Genossenschaft:              ben? Wem wird der Strom verkauft?
                                            60 Prozent der rund 600 Mitglieder sind        Am meisten Beharrlichkeit brauchte es,
Markus Hanhart, Prorektor
Kantonsschule Küsnacht                      Schülerinnen und Schüler und Ehemalige,        um die nötigen Bewilligungen zu bekom-
Telefon 076 510 91 25                       die übrigen sind Lehrpersonen, Eltern und      men. Der Denkmalschutz, der Kantons-
markus.hanhart@kkn.ch                       weitere Interessierte. Zwei der sechs Vor-     baumeister und der Architekt des neuen
Erschienen im Schulblatt 1 / 2023, gekürzte standsmitglieder sind Schülerinnen. Eine       Trakts sträubten sich gegen die Eingriffe.
Fassung                                     von ihnen ist Sophia Hummel. «Wir gestal-      Es brauchte den Einsatz der Schulleitung
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                                            ten das Projekt mit», erzählt sie. «Wir tra-   und des Küsnachter Gemeindepräsiden-
                                            gen die Ideen der Schülerinnen und Schü-       ten, bis die kantonalen Stellen einwillig-
                                            ler in den Vorstand. Und wir stellen die       ten. Am 21. August 2009 ging die Anlage
                                            Genossenschaft den neuen Klassen vor.»         ans Netz. Sie bestand aus 162 Modulen,
                                            Hummel verwaltet ausserdem den Insta-          die am Rand der Dachfläche platziert wa-
                                            gram-Account von Solécole.                     ren.

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Umweltbildung / Energie                                                                                                                6
ZUP Nr. 105 April 2023

Mehr elektrische Energie als nötig
Ein erster Erfolg. Aber Solécole wollte
mehr. 2011 formulierte die Genossen-
schaft eine Vision: Bis zum Jahr 2020 soll-
te mehr elektrische Energie produziert
werden, als die Schule benötigt.
Bereits 2012 folgte der nächste Schritt auf
dem Weg zu diesem Ziel: Auf dem Schul-
trakt wurden 400 zusätzliche Module
montiert, wodurch sich der Stromertrag
mehr als verdreifachte. Finanziert wurden
die Anlagen über das Genossenschafts-
kapital und vor allem durch private Darle-
hen.
Das brachte der Schule mediale Aufmerk-
samkeit und Preise ein, doch die Vision
war noch nicht verwirklicht. Also klopfte                Nachhaltigkeit ist an der Kanronsschule Küsnacht auch immer wieder Thema
die Genossenschaft bei der Gemeinde                     von Projektwochen. Diese Schülerinnen gestalten Schmuck aus PET-Flaschen.
an und fragte nach geeigneten Dächern.                                                                           Quelle: Andreas Schwaiger

Aus den Vorschlägen wählten sie das
grösste – jenes auf dem Alters- und
Gesundheitszentrum Tägerhalde, auf des­       haben eines vor Ort.» Beim Haupteingang      sichtbar gemacht, wieviel Plastik die
sen Dach es Platz für 736 Solarpanels         des Klassentrakts steht eine Anzeige, die    Kanti verbrauche. «Jede Woche gab es
hatte. Sie liefern seit 2020 so viel Strom,   angibt, wie hoch die aktuelle Leistung ist   mehrere riesige Säcke voll Plastik.»
dass die Ziele von 2011 übertroffen wurden.   und wieviel Kilowattstunden am jeweiligen
                                              Tag produziert worden sind.                  Flüge kompensieren mit Taten
Wärme aus Abwasser                                                                         Aktuell beschäftigt sich die Kommission
Ein anderes Projekt, das Solécole unter-      Weitere Nachhaltigkeitsprojekte              mit dem Fliegen. An der KKN wird heute
stützt hat, ist die Nutzung der Wärme       Zu weiteren Nachhaltigkeitsbemühungen          nur noch für Sprachaufenthalte in Spani-
eines Abwasserkanals, der seit 2016 an      an der KKN zählt der wöchentliche Vegi-        en und England ein Flugzeug benutzt.
der Schule vorbeiführt. Auch hier waren     Tag in der Mensa. Er werde längst als          Das ist deutlich weniger als früher, als
diplomatisches Geschick und Hartnä-         «normal» wahrgenommen, sagt Chemie-            man auch für Wahlkurse und Maturareisen
ckigkeit vonnöten, bis das Projekt bewil-   lehrerin Daniela Matthaei. Auch, dass das      ins Flugzeug stieg. Die Nachhaltigkeits-
ligt wurde. Seit zwei Jahren sind die Wär-  Rindfleisch von einem Biohof in Hirzel be-     kommission schlägt nun vor, dass die ver-
mepumpen nun an der Arbeit. Resultat:       zogen werde, sei mittlerweile so selbst-       bleibenden Flüge kompensiert werden.
Die Schule braucht viel weniger Erdgas      verständlich, dass es fast vergessen ge-       Und zwar nicht zwingend mit Franken und
zum Heizen und hat ihren CO2 -Ausstoss      he.                                            Rappen, sondern mit Taten. Die Kommis-
um 70 Prozent gesenkt.                      Zu den Errungenschaften zählt sie weiter,      sion hat ausgerechnet, wie viele PET-Fla-
Und das ist noch nicht das Ende der Fah-    dass ökologische Themen im Unterricht          schen eine Schülerin oder ein Schüler
nenstange. «Wir wollen die Heizung auf      grosses Gewicht hätten. Im Chemieun-           sammeln müsste oder wie oft er oder sie
Biogas umstellen», sagt Rainer Mertens.     terricht thematisiert sie etwa, wie Mole-      auf Fleisch verzichten müsste, um gleich
«So kämen wir ganz weg von den fossilen     küle von Kunststoffen strukturiert sind        viel CO2 einzusparen, wie der Flug verur-
Brennstoffen.»                              und wie schwierig es deshalb für die Na-       sacht hat.
                                            tur ist, solche Stoffe abzubauen. Oder wie     Es sei gar nicht so einfach, Massnahmen
Das ideale Anschauungsobjekt                in Brennstoffzellen elektrische Energie        zu finden, die etwas brächten und um-
Die Genossenschaft Solécole will nicht erzeugt wird.                                       setzbar seien. Unter anderem deshalb,
nur umweltfreundliche Energien fördern.                                                    weil sie oft mit Unannehmlichkeiten ver-
In ihren Statuten steht, dass sie auch «die Durchzogene Abfallbilanz                       bunden seien, sagt Rainer Kündig, Che-
Information über umweltfreundliche Ener- Durchzogen ist die Bilanz hingegen beim           mielehrer und ebenfalls in der Kommissi-
gieproduktion und -nutzung besonders Abfall, wie Schüler Julian Brasse erzählt.            on.
an der Kantonsschule Küsnacht und in So habe man etwa mit dem Verkauf von
der Reihe ihrer Mitglieder» fördert. Wie Mehrweggeschirr nicht den gewünschten             Am Bewusstsein arbeiten
setzt sie das um?                           Effekt erzielt. «Das Geschirr wurde ge-        Gymnasiastin Paula Canclini, ebenfalls im
«Wir haben ganz viele spannende Matura­ kauft und dann fast nie wieder an der              Vorstand von Solécole, stellt fest, dass
arbeiten, die sich mit verschiedenen Schule gesehen oder verwendet», sagt er.              die Coronapandemie und der Ukraine­
Aspekten der Solaranlage befassen», Was bedeutet, dass beim Essen und Trin-                krieg die Bemühungen gebremst hätten.
erzählt Rainer Mertens. Auch im Unterricht ken weiterhin viel Plastik im Spiel ist.        «Vorher war das Bewusstsein viel grös­
und in Wahlkursen werde die Anlage Julian Brasse ist Mitglied der Nachhaltig-              ser.»
immer wieder thematisiert. Etwa um zu keitskommission der KKN. Die kleine                  Für Prorektor Markus Hanhart ist das kein
erklären, was der Unterschied zwischen Gruppe aus Lehrpersonen, Schülerinnen               Grund zu resignieren. Es gehe darum,
Leistung (Watt) und Energiemenge und Schülern besteht seit knapp drei Jah-                 ständig am Bewusstsein zu arbeiten, und
(Kilowattstunde) sei oder was unter dem ren. «Wir wollen die KKN mit kleineren             zwar vor allem durch Bildung. Die Schule
Begriff Wirkungsgrad zu verstehen sei. und grösseren Projekten nachhaltiger ge-            könne versuchen, die Jugendlichen mit
«Dazu müssen wir nicht auf ein weit stalten», sagt er. Im letzten Jahr hätten sie          dem Thema zu erreichen. «Welchen Ef-
entferntes Kraftwerk verweisen, sondern mit einer Plastikflaschensammelaktion              fekt das hat, liegt nicht in unserer Hand.»

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Die Natur –                                             Schulklassen können als Naturdetektive die Biodiversität im Wald, im Wasser,
                                                    in der Wiese oder in der Stadtnatur erforschen und so die Natur intensiv erleben.
eine ideale                                                                               Das fördert auch späteres Umwelthandeln.
                                                                                                                    Quelle: Naturdetektive

Lehrmeisterin
Studien zeigen, dass Natur­                 Ein würziger Duft steigt aus dem Wald­       welthandeln besprochen wird. Verbringen
                                            boden. Das morgendliche Vogelkonzert         mehr Kinder viel Zeit in der Natur, ist dies
aufenthalte Umwelthandeln
                                            setzt zu seinem Höhepunkt an, während        also nicht nur gut für deren Gesundheit
positiv beeinflussen. Gratis
                                            die goldenen Sonnenstrahlen langsam          und persönliche Entwicklung, sondern
dazu gibt es viele weitere
                                            immer wärmer werden. Allein schon die        auch für den Naturschutz.
positive Effekte auf Gesund­                Vorstellung führt zu einem Gefühl der Ent­
heit und Wohlbefinden.                      spannung.                                    Draussenzeit der Kinder nimmt ab
Also nichts wie raus mit den                Was aus persönlicher Erfahrung bekannt       Angesichts dieser unzähligen Vorteile frü­
Schülerinnen und Schülern                   ist, bestätigen auch Studien: Naturauf­      her Naturerfahrungen erstaunt es, dass
in die freie Natur! Zum                     enthalte sind gut für die Gesundheit, sie    ein Kind in der Deutschschweiz im Durch­
Beispiel in Winterthur.                     reduzieren das Stresslevel und schaffen      schnitt gerade mal eine Dreiviertelstunde
Nadia Müller                                ein Gefühl der Naturverbundenheit. Aus­      pro Tag draussen spielt. Natürlich gibt es
Projektleitung Schulangebot
Naturdetektive
                                            serdem steigert Zeit in der Natur Selbst­    hier grosse Unterschiede. Eine Rolle spie­
Verein Grünwerk                             vertrauen, Konzentrationsfähigkeit, Krea­    len die unmittelbare Umgebung, die Mög­
Telefon 052 213 90 11                       tivität, Sozialverhalten, Motivation und
nadia.mueller@verein­gruenwerk.ch           Krankheitsresistenz.
www.natur­detektive.ch
www.verein­gruenwerk.ch                                                                    Naturbezogene Umwelt­
 Artikel «Erleben, wie Natur zur techni­
                                            Erleben ist gut für                            bildung für Schulen
  schen Lösung wird», ZUP 101, 2021         den Naturschutz                                im Kanton Zürich
 Artikel «Schule unter freiem Himmel»,     Naturaufenthalte bewirken aber noch viel       Aus­gewählte Anbieter:
  ZUP 95, 2019                              mehr: Erwachsene, die in ihrer Kindheit        – Naturdetektive Winterthur
 Artikel «Schaugarten: Für den Naturgar­   mehr unbeschwerte Zeit in der Natur ver­         www.natur-detektive.ch
  ten begeistern», ZUP 84, 2016             brachten, sind später eher bereit, die Um­     – Rucksackschule
 Artikel «Umweltdetektive – ein Jugend­    welt zu schützen. Laut mehrerer Studien          www.rucksackschule.ch
  projekt, das Spürsinn weckt!», ZUP 61,    haben Naturerfahrungen sogar einen             – Aqua Viva – Erlebnis und Bildung
  2010                                      stärkeren Effekt auf das Umwelthandeln           www.aquaviva.ch/erlebnis-bildung
                                            als das Umweltwissen. Das gilt beson­          – Naturschulen – Stadt Zürich
                                            ders dann, wenn das Erlebnis mit ästhe­          www.stadt-zuerich.ch/naturschulen
                                            tischer Wahrnehmung und Naturerkun­
                                            dungen verknüpft ist und mögliches Um­

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Umweltbildung                                                                                                                                 8
ZUP Nr. 105 April 2023

                                                                                                 Diese Beobachtung deckt sich mit
                                                                                                 den Rückmeldungen der Lehrpersonen.
                                                                                                 87 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer
                                                                                                 geben an, dass der Naturtag eine ausglei­
                                                                                                 chende Wirkung auf ihre Klasse hat. Im­
                                                                                                 mer wieder beobachten Lehrpersonen
                                                                                                 positive Klassendynamiken in der Natur,
                                                                                                 die sie so nicht aus dem Schulzimmer
                                                                                                 kennen.
                                                                                                 Nach dem gemeinsamen «Fätzle» ver­
                                                                                                 schwindet eine Schlange bunter Ruck­
                                                                                                 säcke Richtung Schulhaus. Zurück bleibt
                                                                                                 ein Lächeln und das gute Gefühl, viele
                                                                                                 kleine «Sämchen» gepflanzt zu haben.

                                                                                                 Raus aus dem Klassenzimmer !
                                                                                                 Sich wohlfühlen in der Natur und dort
                                                                                                 freie Zeit verbringen, sich selbst Spiele
                                                                                                 ausdenken und gemeinsam auf Entde­
                                                                                                 ckungstour gehen – all das unterstützt
               Der Aufenthalt im Wald reduziert den Stresslevel, steigert Selbstvertrauen        Kinder dabei, sich mit der Natur verbun­
                                 und Konzentrationsfähigkeit und fördert Sozialverhalten         den zu fühlen und sich als Teil davon
                                 und Krankheitsresistenz. Im Bild: Naturdetektiv­Wagen.          wahrzunehmen. Je früher Kinder solche
                                                                        Quelle: Naturdetektive
                                                                                                 Erfahrungen machen dürfen, desto wir­
                                                                                                 kungsvoller sind sie.
                                                                                                 Mit einem einzelnen Naturtag im Schul­
lichkeit zur Interaktion mit anderen Kin­    Ein Tag als Wiesendetektive …                       jahr ist es natürlich nicht getan. Je öfter
dern sowie der soziale Status der Eltern.    9 Uhr an einem Tag im April. Noch ist es            eine Klasse in der Natur ist, desto grösser
Der Trend geht aber eindeutig in die fal­    ruhig am Waldrand, ein paar Hündeler                sind die positiven Auswirkungen auf Ge­
sche Richtung.                               und Joggerinnen ziehen ihre Runden.                 sundheit, Sozialverhalten und Umwelt­
                                             Doch schon bald wird die Stille durchbro­           handeln. Welche andere Lernumgebung
Mit Schulangeboten naturferne                chen von Geplapper und Kinderlachen.                fördert schon ganz nebenbei das Wohl­
Kinder erreichen                             An diesem Tag sind es 21 Zweitklässler,             befinden und das Immunsystem, stärkt
Eine gute Möglichkeit, mehr Kinder an die    die als Wiesendetektive den Geheimnis­              Selbstvertrauen und Konzentration?
frische Luft zu bringen, bieten Schulange­   sen von Gräsern, Blüten und Wiesentie­              Die Natur ist eine ideale Lehrmeisterin –
bote. Im Gegensatz zum Freizeitbereich       ren auf die Spur kommen wollen.                     ein guter Grund für Lehrpersonen, das
werden im schulischen Bereich auch Kin­      Sie verfolgen den Weg eines Käfers, se­             Klassenzimmer regelmässig zu verlassen
der mit wenig Naturbezug erreicht. Bei       zieren eine Blüte und untersuchen diese             und das Lernen an die frische Luft zu ver­
dieser Gruppe ist die positive Auswirkung    unter dem Mikroskop. Sie haben viel Zeit,           legen.
auf die Naturverbundenheit in der Regel      die Natur mit allen Sinnen wahrzuneh­
am höchsten, hat eine 2017 in der Fach­      men, selbst auf Entdeckungsreise zu ge­
zeitschrift «Environmental Sustainability»   hen und zu spielen.
veröffentlichte englische Studie ergeben.    Bei allen Angeboten achtet der Verein
Verschiedene Vereine sowie andere An­        Grünwerk darauf, dass Umwelthandeln
bieter im Bereich der Umweltbildung          trainiert wird. Beim Thema Wiese heisst
möchten den Naturbezug kommender             das konkret, dass die Kinder eine Samen­
Generationen stärken. Einer davon ist der    kugel mit einheimischer Samenmischung
Verein Grünwerk in Winterthur. Mit dem       basteln, mit der sie die persönliche Um­
Schulangebot Naturdetektive bietet er        gebung zum Blühen bringen können.
Schulklassen die Möglichkeit, die Biodi­
versität im Wald, im Wasser, in der Wiese    … hat gutgetan
oder in der Stadtnatur zu erforschen oder    Am Ende des Tages stehen die 21 jungen
auf Spurensuche zu gehen.                    Forscherinnen und Forscher im Kreis. Mit
Mit von der Partie ist der Naturdetektiv-    geschlossenen Augen folgen sie der Ge­
Wagen (Foto oben) – ausgerüstet mit Mi­      dankenreise, die nochmals durch den gan­                        Im Wagen kann – zum Beispiel
                                                                                                            am Mikroskop – auch intensiver
kroskopen, Experimentiermaterial und         zen Tag geht. Noch immer mit geschlos­                                     geforscht werden.
einer kleinen Bibliothek. Die Vision ist,    senen Augen werden sie gefragt, wem der                                       Quelle: Naturdetektive
allen Kindern in Winterthur einen unbe­      Tag in der Natur gutgetan hat. Überzeugt
schwerten Aufenthalt in der Natur zu er­     schiessen 21 Hände nach oben.
möglichen – mit dem Ziel, sie für die Um­    Dies ist kein Einzelfall. Nach fast jedem
welt zu sensibilisieren.                     Naturtag ergibt sich ein ähnliches Bild.
                                             Fast alle Kinder geben an, sich in der Natur
                                             wohlzufühlen, und haben das Gefühl, dass
                                             das Naturerlebnis einen positiven Einfluss
                                             auf sie hat.

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Umweltdaten                                                                                                                  9
ZUP Nr. 105 April 2023

Umwelt­
bericht 2022:
                                                         Begrünte Räume kühlen, dämpfen den Lärm, fördern die Artenvielfalt
                                                                                    und das Wohlbefinden der Menschen.
                                                                                                          Quelle: Thomas Stoiber

Kanton
Zürich                                Der Kanton Zürich misst seiner Umwelt
                                      regelmässig den Puls – und dies seit
                                                                                 derseits werden durch die Tierhaltung
                                                                                 Ammoniak und Methan ausgestossen.

auf Kurs?                             30 Jahren. Alle vier Jahre liefert der Um­
                                      weltbericht Fakten und Zahlen. Er infor­
                                                                                 Letzteres ist ein starkes Treibhausgas.
                                                                                 Auch gelangen unerwünschte Stoffe wie
Der Umweltbericht 2022                miert über die wichtigsten Umweltziele     Nitrat oder Pestizide in Böden und Ge­
des Kantons Zürich zeigt              und zieht Bilanz: Sind wir auf Kurs? Und   wässer. Der problematische Einsatz von
                                      wo sind verstärkte Anstrengungen not­      Pestiziden zeigt sich besonders bei klei­
den grossen Handlungs­
                                      wendig?                                    nen Fliessgewässern in intensiv genutz­
bedarf beim Schutz von
                                                                                 ten Landwirtschaftsflächen. Aufgrund der
Klima und Biodiversität –
                                      Es gibt auch gute Nachrichten              grossen Umweltrelevanz ist es besonders
die Folgen des Klima­                 Der Kanton Zürich hat bei einigen Um­ störend, dass ein Drittel aller Lebensmit­
wandels werden immer                  weltzielen Fortschritte erzielt. Die Luft­ tel nie konsumiert wird.
spürbarer, und die Arten­             qualität hat sich verbessert, belastete
vielfalt nimmt weiter ab.             Standorte wurden saniert, Abwasserrei­
Christina Bühler, Wissenschaftliche   nigungsanlagen mit zusätzlichen Reini­       Was gibt es zu tun?
Mitarbeiterin
Koordination Bau und Umwelt           gungsstufen ausgerüstet und Flüsse aus       Tipps für Gemeinden
Generalsekretariat                    ihrem begradigten Korsett befreit. Um nur    und Bevölkerung
Baudirektion Kanton Zürich            einige Beispiele zu nennen. Es besteht       Unter www.zh.ch/umweltbericht gibt es
Telefon 043 259 49 07
                                      aber auch weiterhin grosser Handlungs­       vielseitige Infos zu allen relevanten Um­
christina.buehler@zh.ch
www.zh.ch/umweltbericht               bedarf: Dies gilt besonders für den Klima­   weltthemen. Spannende Einblicke ge­
                                      wandel und den Artenschwund. Beides          ben die Interviews mit Vertreterinnen
                                      Umweltveränderungen, welche, einmal          und Vertretern aus Landwirtschaft, Ge­
                                      eingetreten, kaum rückgängig gemacht         meinden und Wissenschaft. Zudem
                                      werden können und die sich bereits heu­      werden unter «Was gibt es zu tun?» ne­
                                      te in unserem Alltag zeigen.                 ben kantonalen Massnahmen erstmals
                                                                                   konkrete Tipps für Gemeinden und Be­
                                      Was wir essen, hat grosse Aus­               völkerung aufgeführt.
                                      wirkungen auf Umwelt und Klima
                                      Die Ernährung ist der Konsumbereich mit
                                      der grössten Umweltbelastung, noch vor
                                      dem Wohnen und der Mobilität. Einer­
                                      seits spielt der Einsatz von Ressourcen
                                      wie Boden, Wasser und Dünger in der
                                      Landwirtschaft eine wichtige Rolle. An­

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Umweltdaten                                                                                                                             10
ZUP Nr. 105 April 2023

  INTERVIEW                                   Nachhaltige Ernährung: umwelt­                 die Chance, das Klima zu stabilisieren.
                                              schonend, gesund und fair                      Der Regierungsrat strebt an, dass im
                                              Der Kanton Zürich setzt sich mit seinem        Kanton Zürich bis 2040 – spätestens bis
                                              neuen Leitbild «Nachhaltige Ernährung»         2050 – unter dem Strich keine Treibhaus­
                                              für eine nachhaltige Produktion von Nah­       gase mehr ausgestossen werden (Netto-
                                              rungsmitteln, für einen bewussten Kon­         Null). Der Grossteil der Treibhausgas­
                                              sum und gegen Food Waste ein. Der              emissionen im Kanton Zürich entsteht in
                                              neuste Umweltbericht räumt diesem The­         Gebäuden beim Heizen oder im Verkehr
                                              ma mit zwei neuen Umweltzielen die nö­         durch Verbrennungsmotoren.
                                              tige Relevanz ein. Dabei sind die Vermei­      Gerade im Gebäudebereich ist eine CO2 -
  «In Meilen bekommt                          dung von Food Waste und die Förderung          freie Wärmeversorgung möglich, in erster
  die Natur mehr Platz.»                      einer pflanzenbasierten Ernährung zen­         Linie durch die Abkehr von Heizungen mit
  Karin van der Schaar,                       trale Aspekte.                                 den fossilen Brennstoffen Öl und Gas. Mit
  Umweltbeauftragte Meilen,                                                                  dem neuen Energiegesetz setzte die Zür­
  kvanderschaar@meilen.ch                     Zuviel Stickstoff im Umlauf                    cher Bevölkerung ein Zeichen, dieses
                                              Der natürliche Stickstoffkreislauf ist durch   grosse Potenzial nun schnell zu nutzen.
  Wie fördert Meilen                          die landwirtschaftliche Tierhaltung, den       Bei der Mobilität muss der Verkehr insge­
  die Artenvielfalt?                          intensiven Einsatz von Kunstdüngern und        samt reduziert werden. Der Anteil von ÖV,
  Die Gemeinde sichert und wertet Flä­        die Verbrennung von Brenn- und Treib­          Fuss- und Veloverkehr muss gestärkt
  chen im Siedlungs- und Landwirt­            stoffen aus dem Gleichgewicht geraten.         werden. Zudem muss der motorisierte In­
  schaftsgebiet auf, engagiert sich für       Zu hohe Mengen an Stickstoff gelangen          dividualverkehr umweltfreundlicher wer­
  eine gemeindeübergreifende Vernet­          in Form von Ammoniak und Stickoxiden           den, zum Beispiel durch Elektroantriebe.
  zung und hat im Rahmen der Sanierung        in die Luft, werden verfrachtet und wieder
  der Jagdschiessanlage die Chance ge­        abgelagert.                                    Netto-Null machbar, aber nur mit
  packt, einen strukturreichen Lebens­        Problematisch ist dies besonders bei           CO2-Entnahme und -Speicherung
  raum für verschiedenste Tiere und           empfindlichen Ökosystemen wie Mager­     Nicht alle Treibhausgasemissionen las­
  Pflanzen zu schaffen. Es sollen auch        wiesen oder Mooren: Diese werden quasi   sen sich vermeiden. So fallen beispiels­
  Hochstammobstgärten aufgewertet             aus der Luft «gedüngt», und die Arten­   weise in der Landwirtschaft nicht ver­
  und der Dorfkern mit Bäumen begrünt         vielfalt nimmt ab. Auch in den Wäldern   meidbare Emissionen an. Wie lässt sich
  werden.                                     zeigen sich die Auswirkungen des         trotzdem Netto-Null erreichen? Es
                                              hohen Stickstoffeintrags. Die Waldböden  braucht dazu sogenannte Negativemissi­
  Mit Erfolg?                                 werden saurer und damit die Bäume        onstechnologien, die nicht vermeidbare
  Auf jeden Fall, der Lebensraum in Mei­      anfälliger auf Sturm und Krankheiten.    Emissionen der Atmosphäre dauerhaft
  len wird für Mensch und Natur vielfälti­    Grosse Veränderungen zeigen sich im      entziehen und speichern. So zum Beispiel
  ger. Die Erholungssuchenden schätzen        Wald aber auch durch den Klimawandel,    über den Aufbau von Biomasse oder
  die Naturwerte. Auf den revitalisierten,    welcher weiter voranschreitet.           durch Bindung in Mineralien. Der Kanton
  naturnahen Flächen kann eine grosse                                                  Zürich beteiligt sich bereits an Bestre­
  Artenvielfalt beobachtet werden. Sogar      Treibhausgase rasch reduzieren           bungen, das CO2, welches in Kehricht­
  Arten der roten Liste haben sich teilwei­   Nur wenn der globale Ausstoss von Treib­ verwertungsanlagen entsteht, abzuschei­
  se angesiedelt.                             hausgasen rasch reduziert wird, besteht den und dauerhaft zu speichern.

  Wie gelingt die Umsetzung
  von Naturschutzprojekten?
  Wichtig sind die frühzeitige Einbindung
  und die Zusammenarbeit aller Akteure.
  Der engagierte Naturschutzverein so­
  wie das Naturnetz Pfannenstil sind
  fachlich wichtige Partner. Landwirte
  und Landwirtinnen sorgen für die lang­
  fristige Erhaltung der Flächen. Nicht zu­
  letzt erhält die Gemeinde auch tatkräf­
  tige Unterstützung von Schulklassen
  oder Pfadis.

  Und wie bringt Meilen die Bio­
  diversität in die privaten Gärten?
  Einerseits sensibilisiert die Gemeinde
  die Bevölkerung regelmässig für das
  Anliegen der Biodiversität. Anderer­
  seits hat Meilen diesen Herbst eine
  Vollzugsrichtlinie geschaffen, mit wel­                  Für eine umweltfreundliche Mobilität braucht es attraktive und sichere Fuss­
  cher im Rahmen von Baubewilligungen                         und Velowege wie hier die geplante Route von Oerlikon nach Wallisellen.
                                                                                                             Quelle: Nightnurse Images, Zürich
  die Siedlungsökologie gefördert wird.
  Das gesamte Interview gibt es als Video
  unter www.zh.ch/umweltbericht

www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltdaten                                                                                                                            11
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                                         Blühende Wiesen, Bäume und Hecken sind wichtige Lebensräume und Vernetzungselemente.
                                                                                                           Quelle: M. Schuppich, Adobe Stock

Wichtig beim Klimaschutz ist aber auch        Auch für bisher ungefährdete                 Der Kanton Zürich engagiert sich deshalb
die Tatsache, dass zwei Drittel der Schwei­   Arten wird es heikel                         vielseitig. So setzt er das Naturschutz-
zer Treibhausgase im Ausland anfallen.        Der Verlust an Biodiversität hat sich in     Gesamtkonzept um, treibt regionale
Und zwar durch die Produktion von Nah­        den letzten Jahren verschärft. Eine Trend­   Schutzverordnungen voran und unter­
rungsmitteln und Gütern, welche hier kon­     wende ist nicht in Sicht. Besonders gra­     stützt mit Aktionsplänen gefährdete Arten
sumiert werden. Zur Reduktion der globa­      vierend ist, dass auch bei vielen noch als   und Lebensräume. Gleichzeitig läuft das
len Emissionen ist deshalb entscheidend,      ungefährdet geltenden Pflanzen- und          Ressourcenprojekt «ZiBiF», mit dem die
was und wie im Kanton konsumiert wird.        Tierarten die Zahl der Individuen sinkt.     Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flä­
                                              Heute ist klar: Die bisherigen Massnah­      chen gefördert wird.
Die Folgen des Klimawandels                   men reichen nicht aus, um die Biodiversi­
werden immer deutlicher                       tätskrise zu stoppen.
Schon heute gibt es im Kanton mehr Hit­
zeperioden, Trockenheit und Extrem­
niederschläge. Der Klimawandel verän­
dert den Wasserkreislauf: Im Winter gibt
es mehr, im Sommer weniger Wasser.
Dies hat vielfältige Auswirkungen auf die
Biodiversität, aber auch die Landwirt­
schaft ist besonders von den Klimaände­
rungen betroffen.

Intakte Ökosysteme erbringen
unersetzbare Leistungen
Intakte Ökosysteme erbringen zahlreiche
Leistungen wie beispielsweise die Be­
stäubung von Nutzpflanzen, sauberes
Wasser und saubere Luft, eine hohe
Bodenfruchtbarkeit, und sie sind Lebens­
raum für Nützlinge und Erholungsraum für
Menschen. Nur intakte Ökosysteme mit
                                                            Möchten Sie wissen, was dem Baudirektor Martin Neukom besonders am
einer hohen Biodiversität gewährleisten                 Herzen liegt? Schauen Sie folgendes Video: https://youtu.be/WEHOGEGho8w,
diese unersetzbaren Leistungen. Sie kön­                                         auch aufgeschaltet unter www.zh.ch/umweltbericht.
nen sich besser an veränderte Bedingun­                                                                                  Quelle: Baudirektion

gen anpassen, gleichzeitig erholen sie
sich schneller von Schäden.

www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltdaten                                                                                                                               12
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Naturnahe Lebensräume                               Mehr Ruhe für Natur                          Begrünte Flächen verbessern den
verbessern und vernetzen                            Immer mehr Menschen erholen sich in          Lebensraum vielfältig
Viele gefährdete Arten kommen nur noch              der Natur. Besonders beliebt sind bei     Beschatten und Begrünen wird in städti­
in kleinen, isolierten Beständen vor. Gros­         Spaziergängerinnen, Bikern, Stand-Up-     schen Räumen immer wichtiger. Mass­
se zusammenhängende Naturgebiete                    Paddlern, Hundehalterinnen und vielen     nahmen zur Hitzeminderung haben oft
sind heute im Kanton Zürich selten – und            mehr intakte Landschaften wie Natur­      gleichzeitig eine akustische Wirkung. Das
schlecht vernetzt. Der Fokus richtet sich           schutzgebiete, Wälder und Gewässer –      Plätschern von Wasser überlagert stören­
deshalb in den nächsten Jahren auf die              und das zu allen Tages- und Jahreszeiten. de Lärmquellen und sorgt für Kühle. Na­
sogenannte Ökologische Infrastruktur.               Bei zahlreichen Tierarten löst dies Stresstürliche und poröse Materialien wie Kies,
Damit will der Kanton Zürich an geeigne­            aus. Sie verbrauchen unnötig Energie, der Ziegel, Lehm und Holz verringern die Wär­
ten Lagen mehr und qualitativ hochwerti­            ungestörte Lebensraum schrumpft. Um       meabstrahlung und erhöhen die akusti­
gere naturnahe Lebensräume schaffen                 die Konflikte zu lösen, braucht es mehr   sche Vielfalt. Vegetation spendet Schat­
und miteinander vernetzen. Denn grosse              Rücksicht auf die Natur, eine gute Besu­  ten, kühlt durch Verdunstung und bricht
und vernetzte Tier- und Pflanzenpopula­             cherlenkung, aber auch mehr naturnahe     Lärmspitzen. Natürlicher, bewachsener
tionen sind anpassungsfähiger als kleine            Erholungsräume.                           Boden bringt noch weitere Vorteile: Re­
und isolierte Vorkommen.                                                                      genwasser kann versickern und bleibt so
                                                    Heute für die Zukunft von morgen im natürlichen Wasserkreislauf. Zudem
                                                    entscheiden                               entstehen artenreiche Lebensräume. Dies
  30 Jahre Umweltbericht –                          Die heutigen Entscheidungen prägen den tut den Menschen und der Natur gut.
  erstmals online                                   Lebensraum von morgen. Nur eine um­
                                                    sichtige und aktive Planung ermöglicht, Kanton Zürich auf Kurs?
          Kanton Zürich

                                                    die vielfältigen Herausforderungen anzu­ Jein. Dank etlicher ergriffener Massnah­
          Umweltbericht
          Baudirektion

                                                    packen und die verschiedenen Interessen men gab es in den letzten 30 Jahren viele
          2022
          Gesamtbilanz
                                                    unter einen Hut zu bringen. So werden positive Entwicklungen, gerade auch in
                                                    aber auch Chancen erkannt und Synergi­ Bereichen, die «technisch» gelöst werden
                                                    en genutzt.                               können, wie der Sanierung von belasteten
                                                                                              Standorten, bei der Luftreinhaltung, bei
                                                    Siedlungsentwicklung nach innen den Abwasserreinigungsanlagen oder bei
                                                    begünstigt nachhaltige Mobilität          den Massnahmen zur Anpassung an den
                                                    Um den Bodenverbrauch einzudämmen, Klimawandel.
                                                    muss die Siedlungsentwicklung weiterhin Umweltziele jedoch, die mit dem Kon­
                                                    nach innen stattfinden und schwerpunkt­ sumverhalten und mit gesellschaftlichen
                                                    mässig an Orten, die auf den öffentlichen Entwicklungen in Verbindung stehen, wie
                                                    Verkehr ausgerichtet sind («Stadt der gu­ Wohnen, Ernährung sowie Mobilität, sind
                                                    ten Erreichbarkeit»). Alltägliche Bedürf­ schwieriger zu erreichen. Gerade diese
                                                    nisse wie Einkaufen sowie Schul-und Ar­ haben aber grossen Einfluss auf den
                                                    beitswege sollen zu Fuss, mit dem Velo Schutz des Klimas und der Biodiversität,
                                                    oder dem ÖV zurückgelegt werden kön­ wo weiterhin grosser Handlungsbedarf
                                                    nen. «Die Stadt der kurzen Wege» ermög­ besteht.
      Die Gesamtbilanz zeigt auf 16 Seiten          licht damit auch bei steigender Bevölke­ Damit Entscheidungen für den wertvollen
       im schnellen Überblick die grössten          rungszahl eine klimafreundliche und flä­ Zürcher Lebensraum an den richtigen
    Herausforderungen bei Umweltthemen.
           Sie ist auch gedruckt erhältlich.
                                                    cheneffiziente Mobilität.                 Hebeln angesetzt werden können, wird
                             Quelle: Baudirektion                                             der Umweltbericht auch künftig das Wis­
                                                                                              sen und wichtige Einordnungen dazu lie­
  Wie geht es der Umwelt im Kanton                                                            fern (Zusatzinfo links).
  Zürich? Seit 30 Jahren gibt der
  Umweltbericht Antworten auf diese
  wichtige Frage. Seine erste Ausgabe
  fiel in die Zeit, als das Internet gerade in
  den Startlöchern stand. Entsprechend
  umfassend war diese, eine grosse
  Ansammlung von Daten und Wissen.
  Der Umweltbericht hat sich stets der
  Aktualität angepasst. Neue Themen
  sind aufgetaucht, andere etwas in den
  Hintergrund gerückt. Und nun geht der
  Umweltbericht erstmals online, um die
  Chancen der Digitalisierung für die
  Berichterstattung zu nutzen.
  Auf zwölf Websites gibt es vielfältige                        Im Sommer 2022 mussten Notabfischungen durchgeführt werden. Die Pegel
  Informationen und Zahlen zur Umwelt­                          waren zu niedrig und die Wassertemperaturen zu hoch. Gerade kälteliebende
  situation im Kanton Zürich.                                                                     Arten wie die Bachforelle leiden darunter.
                                                                                                                            Quelle: Baudirektion
  www.zh.ch/umweltbericht

www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltrecht / Energie                                                                                                               13
ZUP Nr. 105 April 2023

Schneller zu
Solaranlagen,
                                                  Solaranlagen, E­Ladestationen, Wärmepumpen und Fernwärmeanschlüsse können
                                                                     neu vereinfacht und zügig im Meldeverfahren realisiert werden.
                                                                                                                         Quelle: P. Knecht

Wärme­
pumpen                                      Am 1. Januar 2023 ist die geänderte            (Lärmschutznachweis blei­bt zwingend),

und E-Lade­                                 Bauverfahrensverordnung in Kraft getre­
                                            ten. Die vom Regierungsrat beschlosse­
                                                                                           bei Erdsonden-Wärme­pumpen (Gewäs­ser­
                                                                                           schutzrechtliche Be­willigung bleibt zwin­

stationen                                   nen Verfahrensbeschleunigungen leisten
                                            einen wesentlichen Beitrag, den Ausbau
                                                                                           gend) sowie für Fernwärmean­schlüsse und
                                                                                           öffentlich zugäng­liche E-­Ladestationen
Seit die geänderte Bau­                     der erneuerbaren Energien zu fördern. Sie      an bestehenden Park­plätzen.
verfahrensverordnung am                     tragen dazu bei, dass Projekte schneller
1. Januar 2023 in Kraft                     und unkomplizierter umgesetzt werden           Ausnahmen
                                            können. Die Baudirektion informierte im        In sensiblen Bereichen wie in Kernzonen,
getreten ist, gelten für
                                            Dezember 2022 die kommunalen Bau­              im Geltungsbereich eines Ortsbild- oder
Solaranlagen, Wärme­
                                            behörden in einem Kreisschreiben über          Denkmalschutzinventars oder im Gel­
pumpen, Fernwärme­                          die Änderungen. Der Inhalt wird hier teil­     tungsbereich einer denkmalpflegerischen
anschlüsse und E-Lade­                      weise gekürzt wiedergegeben.                   Schutzanordnung gilt für Solaranlagen
stationen vereinfachte                                                                     und aussen aufgestellte Luft / Wasser-
Verfahren. Damit kann                       Ausweitung des Meldeverfahrens
der administrative Aufwand                  Mit der Anpassung der Bauverfahrensver­
für die Bauherrschaften                     ordnung wird das Meldeverfahren, das be­
und die Verwaltung                          reits bisher bei verschiedenen Typen von         Bewilligungsfreie
reduziert werden.                           Solaranlagen zur Anwendung gelangte,             Tatbestände
Patrik Louis, Stv. Leiter Sektion Recht     ausgeweitet. Im Meldeverfahren müssen            Im Mittelpunkt der Verordnungsände­
Generalsekretariat                          Vorhaben lediglich der zuständigen Bau­          rung steht die Ausweitung des Melde­
Baudirektion Kanton Zürich
Telefon 043 259 28 21                       behörde gemeldet werden. Das örtliche            verfahrens. Im Zuge dieser Änderung
patrik.louis@bd.zh.ch                       Bauamt bestätigt den Eingang der Mel­            konnten jedoch auch zwei Tatbestände
Cornelia Frei, Juristische Sekretärin mbA   dung und gibt bekannt, wann die Behand­          gänzlich vom Baubewilligungsverfah­
Abteilung Recht und Verfahren               lungsfrist von 30 Tagen abläuft. Wird innert     ren ausgenommen werden. Dies sind
Amt für Raumentwicklung                     30 Tagen nichts Gegenteiliges angeord­           steckerfertige Solaranlagen bis zu einer
Baudirektion Kanton Zürich
Telefon 043 259 41 89                       net, kann das Vorhaben realisiert werden.        Fläche von vier Quadratmetern
cornelia.frei@bd.zh.ch                      Das Meldeverfahren gilt neu auch bei ge­         (Plug&Play-Solaranlagen) und nicht öf­
 www.zh.ch/meldeverfahren­bvv              nügend angepassten Solaranlagen an               fentliche zugängliche Ladestationen für
 www.zh.ch/solaranlagen                    Fassaden in Bauzonen, bei freistehenden          Elektrofahrzeuge an bestehenden Park­
                                            Solaranlagen bis 20 Quadratmeter in Bau­         plätzen. Unverändert bleibt hier die Ein­
 www.zh.ch/en­wp
                                            zonen sowie flächenmässig unbeschränkt           haltung elektrizitätsrechtlicher Vorga­
 www.zh.ch/waermepumpenlaerm
                                            in Industrie- und Gewerbezonen. Es gilt          ben.
                                            ebenfalls bei innen und aus­sen (max. 2 m3)
                                            aufgestellten Luft / Was­ser-Wärme­pumpen

www.zh.ch/umweltpraxis
Umweltrecht / Energie                                                                                                                                                       14
ZUP Nr. 105 April 2023

Wärmepumpen weiterhin die Bewilli­            schlankte Eingabemaske für Solaranlagen        Hinweis zur Verwendung
gungspflicht.                                 ist schon bereit. Die entsprechende Umset­     der elektronischen Melde­
Bis zum Vorliegen eines brandschutztech­      zung für Wärmepumpen ist in Vorbereitung.      formulare
nischen Standards bleiben auch Solar­                                                        Die elektronischen Formulare sind eine
anlagen an Fassaden von Gebäuden über         Zusammenspiel örtlicher                        Dienstleistung der Baudirektion für die
11 Meter Höhe (EFH ausgenommen) be­           Bauämter und Kanton                            Gemeinden. Sie lösen das heutige PDF-
willigungspflichtig. Diese bedürfen einer     Bei meldepflichtigen Vorhaben, die einer       Formular für das Meldeverfahren ab.
Beurteilung zumindest in einem Anzeige­       Beurteilung durch eine kantonale Fach­         Ausgefüllte Formulare und die nötigen
verfahren.                                    stelle bedürfen, müssen die kommunalen         Beilagen werden nach dem Hochladen
Das Meldeverfahren ist bei Anlagen im         Baubehörden die betroffenen kantonalen         an die E-Mail-Adresse des örtlichen
Gewässerraum zwar möglich. Das Bau­           Fachstellen über das Vorhaben in Kennt­        Bauamts geschickt.
amt übermittelt die Meldung hier aber         nis setzen. Welches Verfahren zur An­          www.zh.ch/baubewilligungen  Prozess­
zwingend auch dem Kanton. Dieser kann         wendung kommt und wie der Prozess              beschrieb Meldeverfahren Kanton Zürich (PDF)
dann im Einzelfall (etwa bei einer Gefähr­    zwischen kommunalen Baubehörden,
dung von Personen oder Sachen) ein Be­        Leitstelle für Baubewilligungen und kan­       Weiterlesen
willigungsverfahren anordnen. Die Pla­        tonalen Fachstellen umgesetzt wird, ist             Für die Einzel­      684 8ÿ9 3
                                                                                                                       6732438
                                                                                                                       4ÿ59 ÿ 6284!38

nung sowie die Projektierung müssen           im Prozessbeschrieb Meldeverfahren be­             fallprüfung von
                                                                                               Solaranlagen bei        222256ÿ
                                                                                                                                   28ÿ87ÿ24648
deshalb sehr sorgfältig erfolgen. Hat die     handelt.                                          Schutzobjekten
Anlage genügend Abstand zum Gewäs­            www.zh.ch/meldeverfahren-bvv                     – beispielsweise
ser nebenan? Ist der Standort hochwas­                                                         in einer ortsbild­
sersicher?                                    Aktualisierter Leitfaden                        geschützten Zone
                                                                                                  – bietet dieser
                                              für Solaranlagen                                    Leitfaden eine
Aktualisierte Vollzugshilfen                  Der Leitfaden Solaranlagen des Amts für                 Checkliste.
                                                                                              Quelle: www.zh.ch/solar­
Zur Unterstützung eines möglichst einfa­      Raumentwicklung aus dem Jahr 2016                               anlagen
chen Vollzugs des neuen Meldeverfahrens       wurde grundlegend überarbeitet und an
bietet die Baudirektion den kommunalen        die heutige Rechtslage angepasst (unten          Ein laufend aktua­      Kanton Zürich
                                                                                                                       Baudirektion
                                                                                                                       Abteilung Energie

Baubehörden verschiedene Hilfestellun­        rechts). Er zeigt, wann welches Verfahren         lisierter Leitfaden    Leitfaden für
                                                                                                  für Wärmepum­        Wärmepumpen
gen. Dazu zählen verschiedene neue oder       zur Anwendung kommt. Zudem enthält er                                    im Kanton
                                                                                                   pen enthält alle    Zürich
aktualisierte Online-Informationsangebo­      Gestaltungsempfehlungen für die Erstel­              wichtigen Infor­
                                                                                                                       Dezember 2022, Version 1.0 (gültig bis 31.03.2023)

te, Leitfäden, Prozessbeschriebe oder         lung von Solaranlagen. Unter Beachtung           mationen rund um
Formularvorlagen (www.zh.ch/meldever­         einfacher gestalterischer Grundregeln           das Melde­ und die
                                                                                                 Bewilligungsver­
fahren-bvv; Zusatzinfo rechts unten).         können Solaranlagen so ausgestaltet                            fahren.
Die BVV-Änderungen haben auch einen           werden, dass sie eine hohe Qualität errei­     Quelle: www.zh.ch/en­wp

Einfluss auf den Vollzugsordner Energie.      chen und sich bestmöglich in das Sied­
Die aktualisierte Version vom 1. Januar       lungs- und Landschaftsbild einfügen.
2023 enthält alle Anpassungen bei den         Auch in Bereichen, die vom Meldeverfahren      In der Märzausgabe von PBG Aktuell
Bewilligungsverfahren, allen voran die Ver­   ausgeschlossen bleiben, sollen künftig ver­    wird zudem ein ausführlicherer Artikel
fahrenserleichterungen für Solaranlagen       mehrt Solaranlagen ermöglicht werden.          der Autorin und des Autors zur Verfah­
und Wärmepumpen.                              Solaranlagen, die zu keiner übermässigen       rensbeschleunigung bei erneuerbaren
www.zh.ch/en-vo                               Beeinträchtigung eines Schutzobjekts füh­      Energien erscheinen, in welchem die
                                              ren, sind grundsätzlich zu bewilligen. Dies    wesentlichen Neuerungen im Detail
E-Formulare für Meldeverfahren                ergibt sich sowohl aus dem Bundesrecht         vorgestellt und ausgewählte rechtliche
Die Baudirektion bietet für alle melde­       wie auch aus dem kantonalen Recht. Hier­       Aspekte behandelt werden.
pflichtigen Tatbestände E-Formulare an.       für braucht es stets eine Einzelfallprüfung.
Sie sind als Weiterentwicklung des heuti­     Zur Unterstützung der kommunalen Bau­ Angepasster Lärmschutznachweis
gen PDF-Meldeformulars gedacht und            behörden bei dieser anspruchsvollen Auf­ für Luft / Wasser-Wärmepumpen
sollen die Phase überbrücken, bis eBau­       gabe bietet der Leitfaden eine Checkliste. Für Luft / Wasser-Wärmepumpen ist nach
gesucheZH in allen Gemeinden flächen­         www.zh.ch/solaranlagen                       wie vor und unabhängig vom durchge­
deckend eingeführt ist. Nachdem das                                                        führten Verfahren ein Lärmschutznach­
Formular durch die Meldepflichtigen aus­      Neuer Leitfaden                              weis einzureichen, mit dem die Einhaltung
gefüllt wurde und die nötigen Beilagen        für Wärmepumpen                              der Lärmgrenzwerte und des Vorsorge­
hochgeladen sind, werden alle Unterlagen      Zur Unterstützung kommunaler Baube­ prinzips bestätigt und dokumentiert wird.
übersichtlich dargestellt an eine vom ört­    hörden, Planender und Installationsfir­ Seit dem 1. Januar 2023 gilt im Kanton
lichen Bauamt hinterlegte E-Mail-Adresse      men wurde ein Leitfaden für Wärmepum­ Zürich die revidierte Vollzugspraxis des
geschickt (www.zh.ch/meldeverfahren-          pen erstellt (unten rechts). Dieser enthält Cercle Bruit. Der Lärmschutznachweis für
bvv). Die neuen E-Formulare werden            alle wichtigen Informationen rund um das Luft / Wasser-Wärmepumpen bleibt im
schon rege genutzt und entsprechen –          Melde- und die Bewilligungsverfahren so­ Kanton Zürich jedoch nach wie vor der
aufgrund bisheriger Rückmeldungen –           wie die mit einem Gesuch einzureichen­ Privaten Kontrolle unterstellt. Die Lärm­
einem grossen Bedürfnis. Sie reduzieren       den Unterlagen (www.zh.ch/en-wp). Die schutznachweisformulare der Privaten
den administrativen Aufwand und unter­        Abteilung Energie des AWEL wird diesen Kontrolle (LN-1a und LN-1b) können seit
stützen so die Umsetzung der steigenden       Leitfaden regelmässig aktualisieren und dem 1. Januar 2023 direkt aus der
Zahl von Projekten zum Ausbau der er­         bei Bedarf erweitern.                        Webapplikation «Lärmschutznachweis»
neuerbaren Energien.                                                                       des Cercle Bruit generiert werden.
Bei eBaugesucheZH gibt es ebenfalls ein                                                    www.fws.ch/laermschutznachweis
Update für das Meldeverfahren. Eine ver­                                                   www.zh.ch/waermepumpenlaerm  Vollzugs­
                                                                                           hilfe und Webapplikation

www.zh.ch/umweltpraxis
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