Hamel-Gebäude, Arbon - espazium
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25. Mai 2018 | Nr. 21 Schweizerische Bauzeitung Heftreihe BACKSTEIN Hamel-Gebäude, Wettbewerbe Neubau Doppelkindergarten NO 2 Arbon und Tagesschule Brühl, Solothurn Panorama Bodenhaftung für den Friesenberg Industrielle Pracht «Das Konzept wurde dauernd hinterfragt» Das zukünftige Kulturerbe Im Strudel der Geschichte Sich dem Wandel stellen
SIA-Haus AG Tel. 044 201 76 86 Geschäftsstelle: Selnaustrasse 16 sia-haus@sia.ch VERIT Investment Management AG 8001 Zürich Klausstrasse 48, 8034 Zurich Einladung zur 51. Generalversammlung der Aktionäre auf Mittwoch, 13. Juni 2018 im Hotel BAUR AU LAC, Talstrasse 1, 8022 Zürich 10.00 Beginn der Zutrittskontrolle 11.00 51. ordentliche Generalversammlung Traktanden und Anträge des Verwaltungsrates: 1. Erläuterungen zum Jahresbericht und zur Jahresrechnung 2017 2. Bericht der Revisionsstelle 3. Beschlussfassung betreffend 3.1 Genehmigung des Jahresberichtes 2017 Antrag: Der Verwaltungsrat stellt den Antrag, den Jahresbericht 2017 zu genehmigen. 3.2 Genehmigung der Jahresrechnung 2017 Antrag: Der Verwaltungsrat stellt den Antrag, die Jahresrechnung 2017 zu genehmigen. 3.3 Verwendung des Bilanzgewinnes Antrag: Der Verwaltungsrat stellt den Antrag, den Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2017 wie folgt zu verwenden: Bilanzgewinn 2 041 584.76 . /. 4 % Vorzugsdividende auf das Inhaberaktienkapital von CHF 3 600 000 00 (Art. 22, Abs. 2) 144 000.00 . /. 16 % Dividende auf das Inhaberaktienkapital von CHF 3 600 000.00 576 000.00 . /. 16 % Dividende auf das Namenaktienkapital von CHF 400 000.00 64 000.00 Vortrag auf neue Rechnung 1 257 584.76 Die Revisionsstelle bestätigt, dass dieser Antrag Gesetz und Statuten entspricht. 4. Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrates und der verantwortlichen Organe Antrag: Der Verwaltungsrat stellt den Antrag, seinen Mitgliedern und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2017 Entlastung zu erteilen. 5. Wahlen 5.1 Wiederwahl in den Verwaltungsrat Antrag: Der Verwaltungsrat stellt den Antrag, die Herren Prof. Daniel Kündig, Hans-Georg Bächtold, Jörg Koch, Gilles Pirat und Frau Christine Steiner Bächi für eine weitere Amtsdauer von einem Jahr in den Verwaltungsrat zu wählen. 5.2 Wiederwahl der Revisionsstelle Antrag: Der Verwaltungsrat stellt den Antrag, die KPMG AG für eine weitere Amtsdauer von einem Jahr als Revisionsstelle zu wählen. Anschliessend an die Generalversammlung sind die Aktionäre zu einem Apéro im Salon 1 eingeladen. Der Jahresbericht 2017, die Jahresrechnung 2017 sowie der Bericht der Revisionsstelle liegen ab 18. Mai 2018 bei der Geschäftsstelle der SIA-Haus AG, c/o VERIT Investment Management AG, Klausstrasse 48, 8034 Zürich, zur Einsicht der Aktionäre auf und können dort auch bestellt werden. Zutritts- und Stimmkarten können daselbst, bis 12. Juni 2018, und an der Zutrittskontrolle am Tag der Versammlung bezogen werden. Stellvertretung ist nur durch einen anderen Aktionär mit schriftlicher Vollmacht zulässig. Zürich, 18. Mai 2018 SIA-Haus AG Der Verwaltungsrat
TEC21 21/2018 Editorial 3 D ie allererste technische Norm, die der Schweizerische Ingenieur- und Ar- chitektenverein herausgab, betraf Backsteinformate. Sie erschien 1883 und markierte den Beginn jener praxisorientierten Normierungstätigkeit, die das Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten haben das denkmal- Schweizer Bauwesen bis heute prägt. geschützte Hamel-Gebäude in Arbon TG neuen Nutzungen zuge- Dass die erste SIA-Norm ausgerechnet dem Back führt. Die repräsentativen Back- steinfassaden wurden sorgfältig stein gewidmet war, ist kein Zufall. Konstante restauriert und wo nötig ergänzt. Coverfoto von Pit Brunner. Masse und kompatible Formate sind eine Grund- voraussetzung, sollen die Steine auch an Orten Verwendung finden, wo andere Regeln gelten als die im Umfeld der Ziegelei gelebten Traditionen. Jahrhundertelang war das kein Thema, Material wurde meist lokal verbaut. Doch im 19. Jahr- hundert änderte sich alles. Die Eisenbahn machte Heftreihe BACKSTEIN es möglich, Backstein über weite Strecken zu NO 2 transportieren. Und die Nachfrage stieg: In atemlosem Tempo errichtete man imposante Lang war es ruhig um das Material Industrieanlagen – oft aus Backstein, denn das Backstein, doch damit ist es end- gültig vorbei. Fabriken und Villen der feuer- und witterungsbeständige Material eignete Gründerzeit werden instandgestellt; die kontemplative Schwere der ge- sich gut für Bauten, in denen mit Feuer, Was- schichteten Steine inspiriert die mini- malistischen Baukünstler; die Eigen- ser und scharfen Chemikalien hantiert wurde. schaften des gebrannten Lehms erregen das Interesse der Bauphysiker; Auch formal passte Backstein geradezu ideal: und nach der Faszination für die Architektur der Seventies steht uns Normiert und kleinteilig wie ein Zahnrad verkör- wohl das Revival der 1980er-Jahre bevor – hinterlüftetes Sichtmauerwerk perte er die Effizienz des Maschinenzeitalters; inklusive … Nachdem TEC21 den Backstein zu monumentalen Gebilden gefügt feierte er den in einzelnen Beiträgen thematisiert hat, widmen wir dem vielseitigen sozialen Aufstieg der Industriebarone. Baustoff nun eine eigene Heftreihe. In den vergangenen Dekaden haben sich fast alle Bisher erschienen: «Backstein – neuer Favorit der gründerzeitlichen Fabrikationshallen geleert. Minimalisten» (36/2017) Viele mussten Neubauten weichen. Einige wurden erhalten und transformiert – aus Wertschätzung, aus Spargründen oder um ein Entwicklungs- E-DOSSIER BACKSTEIN gebiet mit historischer Würde zu veredeln. Letzte- Ausgewählte Artikel zum Thema re Strategie exemplifiziert das Hamel-Gebäude Backstein, die in TEC21 und auf espazium.ch erschienen sind, in Arbon: Das schön restaurierte Denkmal bildet finden Sie in unserem E-Dossier auf espazium.ch/backstein den glanzvollen Auftakt zu einem Neubaugebiet. Judit Solt, Chefredaktorin
TEC21 21/2018 Inhalt 5 A KTUELL THEM A 7 Wettbewerbe 24 Hamel-Gebäude, Arbon Ausschreibungen und Preise | Solothurner Schule 12 Panorama Bodenhaftung für den Friesenberg | Regeln der Baukunde oder Bau-Un-Kultur? 15 espazium – Aus unserem Verlag SIA-Masterpreis 2017 Foto: Judit Solt 16 Firmen und Produkte/ Weiterbildung Im besten Licht | A ktuelles aus der Baubranche 18 Der Einfluss digitaler Akteure wächst | Einige historische Fenster wurden erhalten und wieder eingebaut – hier ein Detail Das zukünftige Erbe | der Trennschicht zwischen einem Gewerberaum und dem Gang im 1. OG. Sich dem Wandel stellen 22 Veranstaltungen 24 Industrielle Pracht Architektur, spricht über Judit Solt Pfister Schiess Tro- historische Backsteine peano & Partner haben das und das spannungsvolle AUSK LA NG Industriedenkmal umgebaut. Verhältnis von Alt und Neu. 31 «Das Konzept wurde dauernd 32 Im Strudel der Geschichte 34 Stelleninserate hinterfragt» Judit Solt Aufstieg, Fall 37 Impressum Judit Solt Hauke Möller, und gebautes Erbe 38 Unvorhergesehenes Co-Projektleiter seitens der eines Industriebarons. « Produkte der Keller Spiegel- schränke AG überzeugen mich, weil das Sortiment breit ist und das Preis-Leistungs- Verhältnis stimmt.» Patrick Manser, Inhaber und Geschäftsführer LED -Lichtspiegel Unique Manser Group AG, Arbon Spiegelschränke www.guten-morgen.ch
350 Architekten und Bauleiter können nicht irren! Die 5 häufigsten Irrtümer zum Thema Bauversicherungen: www.kmuvb.ch/bau Prod_KMU_Inserat_2018_200x63mm_V3_180322.indd 1 22.03.18 11:20 sia schweizerischer ingenieur- und architektenverein societe suisse des ingenieurs et des architectes societa svizzera degli ingegneri e degli architetti Elektrofronten. swiss society of engineers and architects EI30 RF1. DER SIA LEBT DURCH SEINE MITGLIEDER UND STEHT FÜR SIE EIN. www.sia.ch Es braucht, was es braucht. www.frank-tueren.ch Ziehen Sie den Lärm aus dem Verkehr. FS-Lärmschutz-Steinkörbe sind überall einsetzbar, wo die Lärm- belastung zu gross ist. Dank dem modularen System lassen sich die Lärmschutzwände optimal der jeweiligen Situation anpassen. Schaffen Sie Ruhe auf ganz natürliche Weise! Geben Sie dem Lärm einen Korb. Wir beraten Sie gerne. EMPA- Dämmkern Schulhaus International School of Berne Prüfbericht Schotter Nr. 5214.010986 Korbgitter Bauten, die Schule machen. Aufhängung Nachhaltige und möglichst naturbelassene Bauten haben Zukunft. Und mit unserer grossen Erfahrung im Holzbau eine solide Basis. Über Generationen hinaus. CO² neutral produziert www.zaugg-rohrbach.ch Steinbruch Mellikon AG, CH-5465 Mellikon Fon 056 267 00 00, www.steinbruch-mellikon.ch 17STMEL 59.1 Inseratekampagne 2017_Tec21_Auto_97x132.indd 1 03.03.17 16:26
TEC21 21/2018 Wettbewerbe 7 Ausschreibungen OBJEKT/PROGR A M M AU FTR AGGEBER V ERFA HREN FACHPREISGERICHT TER MINE Neubau Campus Amt für Grund- stücke und Gebäude Projektwettbewerb, offen, anonym, Angelo Cioppi, Sibylle Aubort Anmeldung 31. 5. 2018 Berner Fachhochschule des Kantons Bern für Generalplaner- Raderschall, Abgabe Pläne teams Daniel Bosshard, 18. 9. 2018 www.simap.ch (ID 169198) Organisation: Lorenzo Giuliani, Modell F. Preisig, Zürich – konform Mathias Heinz, 2. 10. 2018 Baukontext, Bern Mark Werren, Inserat S. 39 Maria Zurbuchen- Henz Generationen- Stiftung Drei Tannen 8636 Wald Projektwettbewerb, selektiv, anonym, Marco Giuliani, Marie-Noëlle Adolph, Bewerbung 1. 6. 2018 durchmischtes Wohnen für Teams aus Marius Hug, Abgabe Pläne am Standort Krone, Organisation: H. Limacher Partner Architekten und Ruggero Tropeano, 19. 10. 2018 Wald ZH 8006 Zürich Landschafts- architekten Corina Gatzsch-Flury Modell 23. 11. 2018 www.simap.ch (ID 170334) – konform Erweiterung Schulanlage, Einwohnergemeinde Grossaffoltern Projektwettbewerb, selektiv, anonym, Simon Binggeli, Martin Klopfenstein, Bewerbung 1. 6. 2018 Grossaffoltern 3257 Grossaffoltern für Architekten Christine Odermatt, Abgabe Pläne Franz Bamert 2. 11. 2018 www.simap.ch (ID 170623) – konform Modell 16. 11. 2018 Nuova sede della Comune di Lugano 6900 Lugano Projektwettbewerb, selektiv, anonym, Gino Boila, Fabrizio Gellera, Bewerbung 4. 6. 2018 Divisione Spazi Urbani, für Teams aus Archi- Sandra Giraudi, Abgabe Pläne Lugano tekten, Bauingenieu- Giovanni Guscetti 1. 10. 2018 ren, Haustechnikern, Modell www.simap.ch (ID 170229) Bauphysikern und 18. 10. 2018 Brandschutzexperten – konform Seepark Eich – Einwohner- gemeinde Eich Projektwettbewerb, offen, zweistufig, Christoph Fahrni, Monika Jauch-Stolz, Abgabe 1. Stufe Wohnen im Alter 6205 Eich anonym, für Archi- Ivan Marty, 15. 6. 2018 tekten und Land- Hansueli Remund, www.simap.ch (ID 170000) schaftsarchitekten Sandra Remund Preise WFEO 2018 World Federation of Engineering Gesucht werden Arbeiten, die Lösungen Teilnahmeberech- tigt sind Ingenieure Einsende- schluss Dr. Zuheir Alami Award Organizations zur Verbesserung oder Gruppen 2 9. 6. 2018 for Engineering Innovation der nachhaltigen und von Ingenieuren. wirtschaftlichen www.wfeo.org/awards Entwicklung bieten. WFEO 2018 World Federation of Engineering Prämiert werden Ingenieurinnen für Teilnahmeberechtigt sind Ingenieurinnen, Einsende- schluss GREE Women in Organizations ihre hervorragende die in einem ingenieur- 9. 7. 2018 Engineering Award fachliche Tätigkeit wissenschaftlichen und ihr soziales Enga- Berufsfeld tätig sind. www.wfeo.org/awards gement im Beruf. Weitere laufende Wettbewerbe auf competitions.espazium.ch Wegleitung zu Wettbewerbsverfahren: www.sia.ch/142i
8 Wettbewerbe TEC21 21/2018 PROJEKTW ETTBEW ERB SCH ULA NLAGE BRÜ HL – NEUBAU DOPPELK INDERGA RTEN UND TAGESSCH ULE Solothurner Schule In Solothurn soll ein Doppelkindergarten samt Tagesschule neu gebaut werden. Unter den rangierten Entwürfen siegt der Zugang von aussen über die innen liegende Erschliessung. Der Projektgewinn erlaubt dem erstrangierten Team kollektiv marudo die Bürogründung. Text: Mira Heiser Der erstplatzierte Entwurf «Ecole de Soleure » setzte sich unter 68 Eingaben durch. Er platziert das neue Volumen parallel zur bestehenden Schule und nutzt das dazwischen liegende Wäldchen als Schulhain. W ie derzeit viele Gemeinden hat die Stadt Solothurn Strategien für die Instand- entschieden, auf dem Areal des Schulhauses Brühl (1992) den Neu- bau eines Doppelkindergartens areal ab, hinter diesem liegen Sport- plätze samt Fussballstadion. In einem einstufigen, anonymen Pro- setzung und Erweiterung ihrer samt Tagesschule für 120 Kinder jektwettbewerb im offenen Verfah- Bildungsbauten entwickelt. Da für zu planen. ren wurden für das heterogene Um- die Kindergärten Birkenweg und Die bestehende, stadionför- feld in Bezug auf Gesellschaft, Tannenweg im Weststadtquartier mige Schule von Markus Ducommun Umwelt und Wirtschaft nachhaltige eine Sanierung nicht wirtschaft- ist umgeben von zweigeschossigen Projekte gesucht. Diese sollten spar- lich sei und der Bedarf an Tages- Wohnbauten. Ostseitig schliesst ein sam mit den Landressourcen umge- schulräumen steige, hat die Stadt Wäldchen das eigentliche Schul hen – bei gleichzeitiger Gestaltungs planpflicht ab drei G eschossen – und eine optimale Effizienz der Nutz- im Verhältnis zu den Geschossflächen aufweisen. Die Teams aus Archi tekten und Landschaftsarchitekten hatten die Aufgabe, identifikations- und kommunikationsfördernde fle- xible Räume zu entwerfen – bei best- möglicher Belichtung und Akustik. Das Wettbewerbsprogramm verweist dezidiert auf die hohe Be- deutung von Erschliessung, Flexi bilität und Belichtung. Die rangier- ten Projekte interpretieren diese auf unterschiedliche Weise – auffal- Der Wettbewerbsperimeter umfasst die engere Umgebung der bestehenden Schule lend ist, dass die ersten drei Ränge und reicht bis zu den benachbarten Fussballplätzen. aussen liegende, gedeckte Haupt
TEC21 21/2018 Wettbewerbe 9 «Ecole de Soleure», 1. Rang: Die Verfasser «Spielhaus», 2. Rang: Der Neubau «Bei Zwergen, Elfen und Waldtrollen», platzieren den zweigeschossigen Neubau schliesst das Grundstück ostseitig als 3. Rang: Die Komposition aus unter- am südöstlichen Rand der Parzelle – opti- Riegel ab, das Flachdach ist Spielplatz. schiedlichen Aussenräumen ergänzt die mal für Erschliessung und Anlieferung. Runter geht es (auch) per Rutsche. fliessenden Raumfolgen im Innern. Plan: z Vg ; Rendering: kollek tiv marudo; Fotos: Simon von Gunten «Das doppelte Lottchen», 4. Rang, hat «dom-ino», 5. Rang, ist ein zweigeschos «Alpak», 6. Rang: Zwei Geschosse und eine ähnliche Struktur wie der Erstran- siges, quadratisches Volumen mit einer eine Fassade aus vorfabrizierten Beton- gierte – die Platzierung auf dem Gelände Fassade aus vertikalen, farbigen Metall- elementen charakterisieren den Entwurf. ist allerdings quer zum Bestand, und stäben, die ost- und westseitig geschütz- Die Innenräume sind mittels Leichtbau- die Erschliessung erfolgt von innen. te Aussenbereiche bietet. wänden einfach adaptierbar. erschliessungen entwerfen, währenderschlossen werden. Vorfabrizierte Das zweitrangierte Projekt «Spiel- Betonstützen und Unterzüge struk- die Ränge 4, 5 und 6 innen liegende haus» von IPAS Architekten reiht die Erschliessungshallen ausbilden. turieren das Haus und ermöglichen, geforderten Räume im Erdgeschoss dass jeweils zwei der vier stirn unter einer auskragenden Holz- Ähnlich und doch anders seitigen Tagesschulräume im Ober- Beton-Verbunddecke aneinander. geschoss zu einem doppelt grossen Die durch Nebenräume unterteilten Das erstrangierte Projekt «Ecole Raum zusammenschaltbar sind. Haupträume erstrecken sich von de Soleure» von kollektiv marudo Zwei kompakt organisierte Gardero Ost nach West direkt zum Aussen- entwickelt einen variierend aus benschichten, die Nebenräume und raum und sind über fassadenseitige kragenden, um das Gebäude lau eine zusätzliche Treppe aufnehmen, Enfiladen flexibel miteinander ver- fenden Laubengang samt Treppen schaffen auf das Minimum reduzier- bunden. Durch den Verzicht auf in- anlagen, über den alle Haupträume te Verbindungsräume. nere Korridore weist das Projekt Dieses Inserat wird von 96 000 Augen gesehen. Schachtfronten. Für Informationen und Buchungen: EI60 RF1. T 044 928 56 11 tec21@fachmedien.ch Es braucht, was es braucht. www.frank-tueren.ch
10 Wettbewerbe TEC21 21/2018 «Ecole de Soleure», Grundriss EG, Mst. 1 : 600. Das Volumen Mit der Hoferschliessung gelingt es «Bei Zwergen, Elfen orientiert sich am Bautypus des Pavillons. Im EG befindet sich und Waldtrollen», 3. Rang , Innen- und Aussenräume differen- der Kindergarten, die Tagesschule belegt das OG und ein ziert miteinander zu verweben. Grundriss EG; Mst. 1 : 600. Abbildungen: Projek t ver fassende Drittel des EG. INTERV IEW MIT W ETTBEW ERBS- bekannte «Solothurner Schule» mit SIEGER R A FA EL ZULAU F den Architekten Fritz Haller, Franz VON «KOLLEKTI V M A RUDO» Füeg, Max Schlup, Alfons Barth und Hans Zaugg zurückzuführen. AUSZEICHNUNGEN «Unverhoffter Zweitens haben die oben genannten Archit ekten oft Projekte miteinander 1. Rang / 1. Preis: «Ecole de Soleure» Gewinn» entwickelt, ohne dass sie ein gemein- kollektiv marudo, Baden; planivers sames Büro führten – genau wie wir Landschaftsarchitektur, Zürich Herr Zulauf, was waren die wich bei der Wettbewerbseingabe. tigsten Prämissen für den Entwurf Drittens, und das bezieht sich 2. Rang / 2. Preis: «Spielhaus» «Ecole de Soleure»? dann letztendlich auf die Idee des IPAS Architekten, Solothurn; Am wichtigsten war sicherlich der Entwurfs, soll die Schulhauserweite- Landschaftsar.ch, Attiswil Umgang mit dem Bestand von 1992 – rung eine flexible, vorfabrizierte 3. Rang / 3. Preis: «Bei Zwergen, einem spannenden, selbstbewussten Struktur und mit ihr eine klare archi- Elfen und Waldtrollen» Schulbau mit grosszügiger Umge- tektonische Haltung verkörpern. bungsgestaltung. Diese Situation Nuak, Zürich; Umland, Zürich wollten wir nicht zerstören, sondern Wie ist die Zusammenarbeit 4. Rang / 4. Preis: «Das doppelte Lottchen» stärken und weiterstricken. Eine von «kollektiv marudo» entstanden? phalt Architekten AG, Zürich; weitere Prämisse für unseren Entwurf Wir sind drei langjähige Freun- Neuland ArchitekturLandschaft, Zürich waren die pädagogischen Erläuterun- de, die die Leidenschaft für Architek- gen in der Aufgabenstellung des tur teilen. Wir haben eine intensive 5. Rang / 5. Preis: «dom-ino» Wettbewerbs und wie wir darauf eine Ausbildung an der ETH Zürich genos- Zulauf & Schmidlin Architekten, architektonische Antwort finden sen, die uns geprägt hat. Diese Zeit hat Baden; Rainer Zulauf Land- können. Unsere Aufgabe ist es, für die uns immer wieder veranlasst, an offe- schaftsa rchitekt, Baden zukünftigen Nutzer eine Struktur nen Architekturwettbewerben teilzu- und ein Gefäss zu entwickeln, das der nehmen. Nach einem zweiten Preis im 6. Rang / 6. Preis: «Alpak» heutigen Zeit und Flexibilität an vergangenen Sommer für einen Innen- Aeschlimann Hasler Partner Lehr-, Lern- und Aufenthaltsräumen ausbau eines Cafés im Zürcher Kreis 4 Archit ekten, Zürich; Mettler Land- gerecht werden kann. ist es uns dieses Frühjahr unverhofft schaftsarchitektur, Gossau gelungen, den offenen Wettbewerb Was gab den Anstoss für das für die Schulhauserweiterung Brühl sprechende Kennwort? in Solot hurn zu gewinnen. Dieser Uns war schon bei vorangegangenen Wettbewerbsgewinn hat nun dazu FACHJ URY Wettbewerben wichtig, dass das geführt, dass wir unser eigenes Büro Markus Ducommun, Architekt, Solo- Kennwort die Haltung des jeweiligen unter dem Namen «kollektiv marudo» thurn; Gudrun Hoppe , Landschafts Projekts erahnen lässt. In diesem gründen konnten. • architektin, Zürich; Andrea Lenggen- Fall der Schulhauserweiterung war hager, Leiterin Stadtbauamt Solo- es sogar eine Sammlung passender Das Interview führte Mira Heiser, thurn; Lukas Reichmuth Chef Hochbau, Analogien. Erstens ist es auf die Architektin; mira.heiser @gmail.ch Stadtbauamt Solothurn (Ersatz); Pat Tanner, Architekt, Biel (Vorsitz)
TEC21 21/2018 Wettbewerbe 11 die geringste Fläche und das kleins- Ränge 4, 5 und 6 an einer Ausdif «sehr gute Grundrissfunktionalität te Volumen auf. Vor allem wegen ferenzierung des Innenraums mit- und die hohe Nutzungsflexibilität»; der nicht genügend geschützten hilfe ihrer Erschliessungshallen. den «Ausdruck der Fassadengestal- Aussenräume stellte die Jury die Dabei entstehen informelle Schwel- tung»; hingegen müssten die natür- Eignung für die vorgesehene Funk len- und Zwischenräume, die neben liche Belichtung der Innenräume tion infrage. den Garderoben zusätzlich Lern- und die Licht- und Aufenthalts Das drittrangierte Projekt und Spielräume schaffen und da- qualität des Laubengangs überar- «Bei Zwergen, Elfen & Waldtrollen» bei einen wohnlichen Charakter beitet werden. von Nuak führt einen diagonal ver- annehmen. Nutzungsüberlagerun- Die Gegenüberstellung der laufenden, sich zu einem Hof öffnen- gen und flexible Übergänge zu den rangierten Projekte lässt indes die den Korridor durch das rechteckige, Haupträumen werden möglich – das Frage aufkommen, ob die Tendenz eingeschossige Holzgebäude. Er se- beheizte Volumen vergrössert sich zur aussen liegenden Erschlies pariert die Tagesschule vom Kin damit allerdings. sung unter den hiesigen klimati- dergarten. Durch den Verzicht auf schen Bedingungen, den organi innen liegende Korridorflächen ent- Solothurner Schule satorischen Anforderungen sowie steht ein Konglomerat an Haupt einer räumlich-sozialen Vielschich- räumen, die sich um die Neben Das Kennwort des Gewinnerprojekts tigkeit für ein wandelbares Gebäude raumkerne gliedern und fliessende «Ecole de Soleure» weckt Assozia modellhaft ist – zumal für eine Ta- Raumfolgen erzeugen. Die resultie- tionen zur Themenwelt der «Solo- gesschule, die für die Kinder auch rende Durchwegung der Haupt thurner Schule». Die Aktualität und ein zweites Zuhause sein soll. • räume führe gemäss Jury aus be- das Potenzial ihrer Schulbauten trieblicher Sicht allerdings zu liegt in der Raumbildung mit den Mira Heiser, Architektin; mira.heiser@gmail.com störenden Situationen. Mitteln von Erschliessung, Flexi bilität und Belichtung sowie durch Zu wenig effizient das Zusammenspiel von Innen- und Aussenraum in Form offener und Im Gegensatz zu den weitgehend gedeckter Pausenräume. nutzungsneutralen Räumen der Der Siegerentwurf überzeug Weitere Pläne und Bilder auf ersten drei Projekte arbeiten die te die Jury vor allem durch seine espazium.ch/kindergarten-bruehl 1/2 quer 200 × 132 mm randabfallend 226 × 148 mm (inkl. 3 mm Beschnitt) Individualität aus Schweizer Hand Damit Ihr Bad exakt zu Ihnen und Ihren Vorstellungen passt, stellen wir unsere Bade- und Duschwannen, Duschflächen, Waschbecken und Whirlwannen zusätzlich zum umfangreichen Standardsortiment auch individuell auf Mass her.
12 Panorama TEC21 21/2018 ZENTRUMSÜBERBAU UNG Bodenhaftung für den Friesenberg Die erste Gartenstadt Zürichs hat endlich ihren Quartierkern. Der grosszügig gefasste Hauptplatz überrascht mit Klinkerparkett und entspannten Wohnbauten als Galerie. Text: Paul Knüsel Foto: A net t L andsmann Der geklinkerte Friesenbergplatz mit der Skulptur von Lutz & Guggisberg. Z ürich feiert heuer sein 125. Jubiläum. Die Stadt- rechte wurden zwar schon nes polyzentrischen Gewebes ist daraus bislang ein peripherer Sied- lungsbrei geworden. Einen dichten knapp 100 Jahren; inzwischen liegt ein Konglomerat aus beliebi leicht verstaubten Wohnbauten und gen, im Frühmittelalter verliehen. Aber Kern oder ein belebendes Zentrum abweisenden Vorgärten darüber. 600 Jahre lang duckte sich das be- sucht man in den Aussenquartieren Eine neue Überbauung am westli- schauliche Markt- und Klosterstädt- Albisrieden, Affoltern, Seebach oder chen Rand schafft Remedur, was chen lieber hinter sicheren Mauern Hottingen, ehemals eigenständige man sich für die Zürcher Periphe- und Wassergräben. Erst 1893 nahm Gemeinden, bis heute vergebens. rie sehnlichst wünscht: eine ver- das moderne Wachstum seinen Lauf: ständliche, akzentuierte und ange- Die erste Eingemeindungswelle Pendenzen nehm überraschende Raumordnung. schluckte gleich zwölf Nachbarorte, in Gross-Zürich Bis Ende Jahr stellt die Familien- einst stolze Industrie-, Bahn- und heim-Genossenschaft Zürich einen Bauerndörfer. Wer sich heute in die- Wie man solche Pendenzen anpackt S-förmigen Gebäuderiegel mit ge- sem Speckgürtel bewegt, erkennt und wie daraus etwas Gutes wird, mischter Nutzung als Quartierzent die jeweilige Herkunft kaum wieder. lässt sich nun überraschenderweise rum fertig. Die Idee dazu entwickelte Ausser zierlichen Spritzhäusern oder am Friesenberg entdecken. Das weit- die Baugenossenschaft Ende letztes herrschaftlichen Villen blieb wenig läufige Wohnquartier am Fuss des Jahrtausend, als Startpunkt einer stehen. Frühere Siedlungsstruktu- Uetlibergs war nie eigenständiger Erneuerungs- und Verdichtungs- ren sind weitgehend verwischt. Vorort, sondern ist selbst städte strategie, die sich auf das gesamte Die Urbanisierung von Zü- bauliches Produkt, das kurz nach Friesenbergquartier bezieht. rich soll darum nicht nur wild ge- der Geburt von Gross-Zürich reali- Während der beabsichtigte feiert werden, sondern muss auch siert wurde. Die geordnete Besied- Quartierumbau in Heimatschutz- nachdenklich stimmen: Anstatt ei- lung als Gartenstadt begann vor kreisen auf Opposition stösst, ist
TEC21 21/2018 Panorama 13 der Wandel im Kern nun sicht - teil, und ein Durchgang nach Osten Langlebige Oberfläche bar geworden: Die erste Hälfte bietet Zugang zum noch nicht fertig- der Genossenschafts- und Alters- gestellten, abgeschirmten und na- Die Materialauswahl mag einer ge- wohnungen in der Zentrumsüber- turnahen Siedlungshof. wissen Portion Beliebigkeit zu ver- bauung sind bezogen; die Gewerbe- danken sein; der Sockelklinker lehnt mieter, darunter Einkaufsläden, Zurückhaltend möbliert sich an Lehmgruben an, die bis zum Arztpraxen und Restaurants, war- Entstehen von Gross-Zürich die Um- ten auf Kundschaft. Und ebenso Noch mehr als der Städtebau über- gebung des Friesenbergs prägten. gut lässt sich erkennen, wie sich raschen die Materialisierung und Doch der Weiterzug in die Horizon- die Architektur der Gebäude und die fliessenden Übergänge zwischen tale überzeugt: Als Kontrast zur ibe- jene des Aussenraums zur einla der drei- bis vierstöckigen Gebäude- risch-mediterranen Gebäudekulisse denden Adresse und unaufgeregten front und dem topografisch leicht sorgt der raue Ziegel für solide, auch Siedlungsmitte verbinden. Den Pro- abfallenden Aussenraum. Sowohl in Zürich nachvollziehbare Boden- jektwettbewerb gewann das Team der Sockel als auch der Friesenberg- haftung. Diese Materialwahl ver- Architekturbüro Enzmann Fischer platz sind einheitlich mit Klinker deutlich zudem, wie symbiotisch der Partner und koepflipartner Land- besetzt. Am Boden wird er zum Par- Austausch zwischen Landschafts- schaftsarchitekten. Letztere küm- kett: Die ton- bis teerfarbenen Steine architekt und Architekt gepflegt merten sich um die Gestaltung der sind im Fischgrätmuster ausgelegt. worden ist. Ebenso ist auch die ge- Aussenräume. Nach oben führt ein vertikales Fries; meinnützige Bauherrschaft zu lo- die Ecken und Kanten der Gebäude- ben: Obwohl im Wettbewerbsent- Angenehme Proportionen fassaden sind ebenfalls mit Klinker wurf davon noch keine Rede war, verziert. Der Platz ist an sich zurück- und ein Klinkerplatz mit rund Der Standort leidet unter dem be- haltend möbliert; die Oberfläche aus 300 Fr./m2 keine Budgetvariante kannten städtischen Übel: Der Er- gebranntem Stein überdeckt ebenso darstellt, gab man dafür grünes satzneubau zieht sich einer belieb- die Stufen wie auch den Brunnen. Licht. Neben der Ästhetik war vor Plan: koepflipar tner L andschaf tsarchitek ten ten Pendlerachse entlang. Doch wo Neben Bäumen ist der einzige Fremd- allem die Langlebigkeit des wetter- der Gebäuderiegel vor- und zurück ling eine Skulptur des in neuen Zür- und salzfesten, gebrannten Mate springt, wendet sich ein grosszügi- cher Genossenschaftssiedlungen rials ein überzeugendes Argument. ger Platz vom lauten Strassenraum derzeit omnipräsenten Künstlerduos Gross-Zürich begeht seinen ab. Weisse Putzfassaden schützen Lutz & Guggisberg. 125. Geburtstag. Die damals freund- die Nische auf drei Seiten; dank Historische Plätze und Fuss- lich übernommenen Aussenquartie- grossen Fenstern und Loggien bil- gängerzonen aus gepflastertem Klin- re bräuchten daher einen Grund zum den sie die Empore dazu. Die räum- ker kennt man aus Deutschland, Feiern. So gesehen ist die neue Zent lichen Proportionen und die atmo- Dänemark oder Spanien. Das Mate- rumsüberbauung am Friesenberg sphärische Wirkung lassen eine der rial taucht immer häufiger auch in ein passendes Geschenk: Sie schafft Umgebung angemessene, überschau Neuansiedlungen auf. Im Friesen- eine weder dörflich noch grosstäd- bare Mittelstadtkulisse entstehen. berg überzeugt das Klinkerpflaster tisch ausgerichtete Perspektive, die Der Gebäuderahmen ist sei- gleichermassen durch seinen klas- allerdings der urbanen Gemütlich- nerseits nicht beengend, sondern sischen Ausdruck und viel Erdver- keit an diesem Ort entspricht. • durchlässig gesetzt. Eine Treppe bundenheit, in geschichteter und erschliesst den nördlichen Quartier- quergestellter Version. Paul Knüsel, Redaktor Umwelt/Energie Bauherrschaft Familienheim- Genossenschaft Zürich Landschaftsarchitektur koepflipartner Landschafts architekten, Luzern Architektur Enzmann Fischer Partner, Zürich Wettbewerb 2012 Realisierung 2015–2019 Situation des Ersatzneubaus «Quartierzentrum Friesenberg» mit den beiden Siedlungshöfen. Der Klinkerplatz ist dunkel eingefärbt, Mst. 1 : 2000.
14 Panorama TEC21 21/2018 LESERBRIEFE Regeln der Baukunde oder Bau-Un-Kultur? Der Beitrag «Die Anti-Scherben-Richtlinie» in TEC21 12–13/2018 wurde genau gelesen. Er lasse aber wichtige Fragen offen, wie damit umgegangen werden soll, so die Kommentare. Redaktion: Paul Knüsel D er Artikel «Die Anti-Scher- ben-Richtlinie» in TEC21 12–13/2018 hat eine Debatte ist ferner zwischen der Richtlinie einer Stiftung, die von der Glasin- dustrie finanziert wird, und einer «Inkrafttretung» am 1. Januar 2018 nicht verbindlich. Dies findet aber nur heraus, wer sich die Mühe macht, über das Sicherheitsrisiko von Ge- SIA-Norm. Zwar lässt die Norm SIA die FAQ zur neuen Richtlinie zu bäuden ausgelöst. Im Nachgang ha- 331/2012 Fenster und Fenstertüren lesen. Sie ist keine «Norm», sondern ben uns Rückmeldungen erreicht, Interpretationsraum offen: Die Norm nur eine Richtlinie unter vielen. die bemängeln, wie missverständ- SIA 331 Fenster und Fenstertüren Solche Dokumente können unter lich solche Richtlinien sind. Wir regelt die Glasbruchthematik nicht Bauherrschaften und Planenden veröffentlichen eine Klarstellung konkret, sondern geht vom Konzept grosse Verwirrung stiften. Uns er- und einen Leserbrief: einer Risikobeurteilung aus. Nach schliesst sich der Sinn der Richtlinie Norm SIA 331, Ziffer 2.7.4.2 muss, nicht: Ist nun die innerste Isolier- Sicherheit von Bauwerken wo eine Verletzungsgefahr besteht, glasschicht bei praktisch jedem öf- das Risiko, (durch Hineinlaufen, fenbaren Fensterelement durch eine Gehört die neue Sigab-Richtlinie 002 Hineinfallen, Hineinfahren) Verlet- Glasschicht VSG oder ESG zu erset- zu den anerkannten Regeln der Bau- zungen zu erleiden, durch die Wahl zen? Diese Fälle wurden bis anhin kunst? Wie geht man beim Bau oder einer geeigneten Verglasung oder ganz einfach durch die – auch zu- Umbau von Projekten damit um? durch andere Massnahmen vermie- künftig notwendige – aussenseitig Und welche Rolle spielt die Richt den werden. Die Sigab-Richtlinie vorgesetzte Absturzsicherung ge- linie bei einem Schadensfall für kann bei einem Unfall allenfalls als mäss SIA-Norm 358 gesichert. Ob die Gerichte? Nachfolgend wird ver- Auslegungshilfe beigezogen werden, aber eine Verschärfung der «Glas- sucht, diese Fragen zur Sicherheit da sie relativ konkrete Sicherheits- norm» die gewünschten Resultate von Bauwerken zu beantworten: empfehlungen formuliert. Ob diese erzielt, bleibt fraglich. Gibt es zum Zuerst gilt es zwischen «an- auch die anerkannten Regeln der Beispiel in Portugal trotz lascher erkannten Regeln der Baukunde» Baukunde wiedergeben, ist jedoch Geländervorschriften mehr Todes- und dem «Stand der Technik» zu un gerichtlich zu entscheiden. stürze über Geländer als in der terscheiden. Letzterer umschreibt Kann sich eine neue Richt Schweiz? Weil sich am Bau Beteilig- neueste oder aktuellste Erkenntnis- linie auch auf die Sicherheitsbeurtei-te gegen jegliche Unsicherheit und se in der Bautechnik, die in der Pra- lung bestehender Bauten beziehen? Gefahr absichern wollen oder müs- xis nicht zwingend anerkannt und Eigentlich nicht: Bauten müssen die sen, ist eine Verteuerung der betrof- juristisch weniger bedeutend sind. Regeln der Baukunde zum Zeitpunkt fenen Bauteile zu befürchten. Neben Dagegen beziehen sich einschlägige der Baubewilligung einhalten. • dem ökonomischen Mehraufwand technische Normen und baurecht resultiert leider auch ein Plus an liche Vorschriften, vor allem die Beat Flach, MLaw/SIA, SIA-Recht, grauer Energie – beide Faktoren sind kantonalen Baugesetze, auf die «an- Schweizerischer Ingenieur- und Archi- eigentlich heute unerwünscht. tektenverein erkannten Regeln der Baukunde». Unserer Meinung nach wäre Anerkannt sind technische Regeln die Publikation der Richtlinie ein des Baufachs, die von der Wissen- Eine Richtlinie unter vielen Thema, das der SIA als Verband ak- schaft als richtig erkannt werden tiv bewirtschaften sollte, damit sol- und die sich nach Ansicht einer Es ist problematisch, wenn ein Fach- che Gepflogenheiten nicht um sich klaren Mehrheit der betroffenen verband aus Interessenvertretern greifen. Ebenso sollte der rechtliche Baufachleute in der Praxis bewährt der Glasindustrie die Richtlinie «Si- Aspekt dahinter geklärt sein, damit haben. Für die Sicherheit von Bau- cherheit mit Glas – Anforderungen Planende wissen, wie sie sich gegen- produkten, die noch nicht im Bau- an Glasbauteile» entwirft. Das Vor- über Bauherren verhalten sollen. werk verwendet werden, ist zusätz- gehen zeigt ein Grundproblem der Dies würde nicht zuletzt auch den lich die Bauproduktegesetzgebung Schweizer Bau-Un-Kultur auf: Die bewilligenden Behörden dienen. • in Betracht zu ziehen. Dabei gilt: Sigab-Richtlinie ist trotz Mitarbeit Ein Produkt darf kein Sicherheits der Beratungsstelle für Unfall Andreas Zimmermann, Zimmermann risiko darstellen. Zu unterscheiden verhütung bfu und dem Hinweis auf Sutter Architekten, Zürich
TEC21 21/2018 espazium – Aus unserem Verlag 15 Nur auf espazium.ch VORSCH AU archi 3/2018, 18. Mai 2018 L’ingegneria di Giovanni Lombardi Giovanni Lombardi nella storia dell’ingegneria strutturale | Una figura emblematica in un’epoca di grandi trasformazioni | Una diga in 24 giorni www.espazium.ch/archi TEC21 21/2018, 25. Mai 2018 Die Tiefe der Oberfläche «Wir brauchen einen leeren Raum, der für sich spricht» | Raumgeschichten Architekten unter 40, Teil 5: www.espazium.ch/tec21 In unserer Serie präsentieren wir junge Architektinnen und Architekten Foto: Gaudenz Danuser; Magdalena Osiniak mit Verbindung zum Tessin. Diesmal dabei: Nickisch Walder aus Flims. • espazium.ch/bauen-in-den-bergen-nickisch-walder SIA-Master- Die von den Fakultäten vorgege schen Kontinent, auf dem alle zwölf benen Themen für die Abschluss ausgezeichneten Projekte verortet preis 2017 arbeiten bieten regelmässig einen sind. Ob es um die Salzburger Alt- guten Überblick über die Heraus stadt, das Pariser Pigalle-Quartier forderungen des heutigen Archi oder ein Industrieareal in Zürich Die Auszeichnung prämiert jährlich tektenalltags. Auch die diesjähri- geht – die Auseinandersetzung mit hervorragende Masterarbeiten der gen Siegerprojekte spiegeln einen dem Bestand bildet das Experi drei universitären Architekturfakul- aktuellen Trend in der Architektur mentierfeld für die nächste Archi- täten der Schweiz, die architek wider: die Arbeit im bereits bebauten tektengeneration. • tonisch und städtebaulich zeitge- u rbanen Raum. Diese Thematik mässe und innovative Lösungs- ist symptomatisch für den europäi- Yony Santos, Redaktor espazium.ch vorschläge zeigen. Jeweils drei Aus- zeichnungen gehen an die ETH Lausanne (EPFL) und die Accademia di Architettura Mendrisio (AAM), bis zu sechs Preise an die ETH Zürich, die pro Jahr aufgrund der höhe- ren Studierendenzahl zwei Diplom- semester durchführt. Die ausführliche Version dieses Artikels sowie alle prämierten Projekte auf espazium.ch/masterpreis-2017 «Boundaries of Niederdorf», Magdalena Osiniak, ETH Zürich.
16 Firmen und Produkte / Weiterbildung TEC21 21/2018 Im besten Licht Redaktion: Anna-Lena Walther Nimbus Das Lighting Pad, eine Neuheit von Nimbus, ist ein effizienter Schallabsorber mit brillanter Lichtwirkung. Auf den ersten Blick nahezu unsichtbar sind blendfreie Hochleistungs-LEDs in das Akustikvlies integriert. Es kann in Hotels, Foyers, Museen und Büros eingesetzt werden, aber auch im privaten Umfeld. Ob kreisförmig oder rechteckig, ob in Weiss, Lichtgrau und Gletscher- blau – das Licht-Akustik-Modul bietet eine Vielzahl an Optionen. • www.nimbus-group.com Artemide Ribag Die in Zusammenarbeit mit Archi- Die erfolgreiche Leuchtenfamilie tekt und Pritzker-Preisträger Ale Arva von Ribag überrascht mit jandro Aravena entwickelte Leuchte neuen Materialisierungen für die «O» von Artemide will die Bedürf- individuelle Raumgestaltung. Die in nisse des natürlichen und des städ- enger Kooperation mit den regiona- tischen Ambientes miteinander in len Partnern Intertime und Girs Einklang bringen. Ziel war es, eine berger hergestellten Leder- und Leuchte für den öffentlichen Raum Holzblenden schaffen ein unver- zu entwerfen, die bei Nichtge- gleichliches Ambiente. Die Arva brauch möglichst unbemerkt bleibt. Draft & Craft Collection bietet viel- Zudem nutzt sie verschiedene Arten seitige Lichtlösungen und wider- von Sensoren, sodass sie nur leuch- spiegelt durch das individuell ge- OWA tet, wenn das Licht gebraucht wählte Material der Blenden die wird – sozusagen «Licht on demand». persönliche Note des Besitzers. Die Mit der LED-Leuchte Luminosonic, «O» wird es sowohl als Hänge- als Blenden können vom Kunden nach die sich in quadratische Akustik auch als Stehleuchte geben. • Bedarf selbst gewechselt werden. • deckenplatten integrieren lässt, bie- www.artemide.com www.ribag.ch tet OWA (Odenwald Faserplatten- werk GmbH) eine elegante und einfache Lösung an, um neue oder bestehende Akustikdecken energie- effizient nachzurüsten. Luminoso- nic gehört zur OWAconsult®-Col lection. Es gibt sie für die OWA- Systeme S 3 und S 19 Teccor. Sie lässt sich einfach ins Deckenraster ein legen, danach wird die Deckenplat- te mit der ausgewählten Oberfläche und dem gewünschten Absorptions- wert angebracht. • www.owa.de Weitere Informationen zu Firmen, Produkten und Weiterbildungen auch auf espazium.ch
AUFWIND TEC21 21/2018 Aktuelles aus der Baubranche FÜR IHR BAUPROJEKT Ziegelkontor Ziegel, Dachziegel und Bodenplatten aus alten Tra- ditionsziegeleien oder aus dem Rückbau historischer Bausubstanz sind beim Ziegelkontor erhältlich. Ge- liefert wird paletten- oder lastzugweise direkt auf die Baustelle. Das Ziegelkontor ist auf der Suche nach einem Partner für den Vertrieb in der Schweiz. • www.ziegelkontor.de Weiterbildung an der HSLU: MAS Energieingenieur Gebäude Der Weiterbildungs-Master Energie i ngenieur Gebäude ist ein Angebot der Hochschule Luzern und ein Konzept des SIA in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gebäudetechnik und Energie. Studien start ist September 2018, das Studium dauert 21 Monate. Dank der Mitfinanzierung durch Energie Schweiz kostet dieser Master mit 16 000 Franken vergleichsweise wenig. Die Ausbildung verbindet Praxis und theoretische Lehre am Institut für Ge- bäudetechnik und Energie an der Hochschule Luzern. Der Master ist nicht nur für Architektinnen und Ar- chitekten eine umfangreiche und abschliessende Weiterbildung in Sachen Energie am Gebäude, son- dern auch für Quereinsteiger eine optimale Chance, in einem neuen Berufsumfeld Fuss zu fassen. Am Hinterlüftete Fassaden: 12. Juni 2018 findet in Horw ein Infoabend statt. • www.ei-g.ch mehr als warme Luft. Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) öffnen dank grösster Materialvielfalt fast unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Doch Die Angaben zu Firmen, Produkten und Dienst sie bieten noch weit mehr: VHF sind robuster, langlebiger und leistungen basieren auf Firmeninformationen. Auf den Abdruck solcher Hinweise besteht kein An- wirtschaftlicher als herkömmliche Fassadensysteme. Sie sorgen dank spruch. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. ihren bauphysikalischen Eigenschaften für ein gesundes Wohnklima Bitte senden Sie Ihre Informationen und eignen sich auch perfekt als Träger von Photovoltaik-Modulen. an TEC21, Postfach, 8036 Zürich, Die vorgehängte hinterlüftete Fassade: eine rundum attraktive oder an produkte @ tec21.ch Alternative. SFHF.CH
18 TEC21 21/2018 STUDIE UND TAGUNG ZUR ZU K UNFT DES ÖFFENTLICHEN R AUMS Der Einfluss digitaler Akteure wächst Die Zukunft gehört den Städten. Ob der Stadtraum genügend Freiheit für Innovation bietet, ist jedoch umstritten. Eine Tagung widmete sich den Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf den öffentlichen Raum. Text: Claudia Schwalfenberg D ie Schweiz ist ein Sonderfall: «Wir sind langsam, gut und teuer.» Mit dieser These führte David Bosshard, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI), in die Präsentation einer Studie zur Zukunft des öffentlichen Raums ein. Diese Studie war beherrschendes Thema an einer am 13. April vom SIA mitveranstalteten Tagung. Die Zukunft gehöre, so Bosshard, inno- vativen Städten, die im internatio- nalen Wettbewerb um die besten Talente eine möglichst grosse Anzie hungskraft auf fitte Datenmanager Kein blosser Funktionsraum: Breite Trottoirs sind eine Bühne des Stadtlebens. und junge EDV-Experten ausüben. F o t o: E r i k-J a n O u w e r ke r k Marta Kwiatkowski, eben- falls vom GDI und Mitautorin der anund Moderatoren. Zum anderen wies angefangen bei Kreditkarten und der Tagung präsentierten Studie, Landschaftsarchitekt Günther Vogt Geräten wie Smartphones. Techno- zeichnete allerdings ein zwiespäl darauf hin, dass Stadtverwaltungen logische Entwicklungen sind das tiges Bild der Innovationskraft als Beteiligte schlecht selber Mode- eine. Renate Amstutz verwies zu Schweizer Städte: «Das etablierte ratoren sein können. Mit Blick auf Recht darauf, dass es entscheidend Lebensgefühl führt zu einem bewah- den Sechseläutenplatz widersprach ist, was wir gesellschaftlich wollen renden Verhalten. Agglomerationen Vogt auch der These von Jacques und wie sehr wir zum Beispiel das werden dynamischer als die Kern- Herzog, dass Schweizer keine Städter Sammeln von Daten zulassen. städte, weil sie mehr Raum für Ex- sein wollten. Anders als Vogt sieht Für die meisten Gäste stand perimente bieten. Nicht selten wirddie diskutierte Studie die Schweizer ausser Frage, dass öffentliche Räu- die Innenstadt zu einer Art Freilicht- Städte jedoch ebenso in einer Sonder me für verschiedene Gruppierungen museum.» Renate Amstutz, Direk rolle: «Es wird ein anderes Gefühl von zugänglich und einladend sein müs- torin des Schweizerischen Städte- Urbanität kultiviert, als dies in Paris sen und eine robuste Gestaltung verbands und über das Zentrum oder Berlin der Fall ist.» Es herrsche zugleich Veränderbarkeit zulassen öffentlicher Raum (ZORA) indirekt die Sehnsucht nach einem dörflichen muss. Gefordert wurden daher we- Auftraggeberin der Studie, wider- Idyll vor: «Wir suchen die Nähe von niger Reglementierung und mehr sprach energisch: «Wir haben über- Gruppen, die uns ähnlich sind», so Mut, einen Platz für einmal einfach durchschnittliches Wachstum in den Studienautorin Kwiatkowski. unangetastet zu lassen – und «mehr Städten. Sie bieten das richtige Amal- Der Trend, das gesellschaft- Mut zur Leere», wie es SIA-Präsident gam an Vielfalt für Innovation.» lich Trennende zu betonen, wird laut Stefan Cadosch formulierte. • Studie durch digitale Treiber weiter Moderieren, aber wie? verstärkt. Neue Technologien wie Dr. Claudia Schwalfenberg, Google Maps oder Augmented Rea- Verantwortliche Baukultur des SIA; claudia.schwalfenberg@sia.ch Zu reden gab auch die These, dass lity fördern eine individualisierte sich die Rolle der Stadtverwaltung Wahrnehmung des Raums, sodass vom Regulator zum Moderator eine zunehmend personalisierte Öf- wandle, während der Einfluss neuer fentlichkeit entstehe. Digitale Ins digitaler Akteure wachse. Zum einen trumente ermöglichen ausserdem waren viele der 150 Teilnehmende neue Sicherheitskonzepte. Überwa- Download der Studie unter: der Ansicht, dass Stadtverwaltun- chung verschiebt sich mehr und www.gdi.ch/de/Think-Tank/Studien/ gen beides sein müssen: Regulatoren mehr hin zur Auswertung von Daten, Future-Public-Space/819
TEC21 21/2018 19 FOTOW ETTBEW ERB FÜR A RCHITEKTURSTUDIERENDE Das zukünftige Erbe Welche Zeugen unserer Zeit werden wir später einmal als wertvolles Kulturerbe klassieren? Der Fotowettbewerb «Wahrnehmung des zukünftigen K ulturerbes» soll das bauliche Schaffen der 1980er- und 1990er-Jahre ausloten. Text: Simon Schmidig H eute bauen wir das Kultur erbe von morgen. Dabei stellt die Berufsgruppe Ar- den Vordergrund und brachte ein ganzes Kaleidoskop unterschiedli- cher Bauwerke hervor. Eine Vielfalt, sich der Fotowettbewerb «Wahr nehmung des zukünftigen Kultur erbes» an Architekturstudierende chitektur (BGA) die Frage, welche die ein paar Jahre später, von einervon Hochschulen und Fachhoch- zeitgenössischen Objekte, die uns neuen Generation mit einer anderen schulen. Sie sind eingeladen, das umgeben, in Zukunft als wertvolle Architektursprache, in die Kritik der bauliche Kulturerbe der 1980er- und Zeugen unserer Zeit, als Kulturerbe Fachkreise geriet. 1990er-Jahre anhand einer Fotoar- klassiert, unsere Erbschaft darstel- Die Frage, wie lang es dauert, beit zu dokumentieren. Im Zentrum len werden. Vielleicht sind es Pro- bis wir den Wert unseres Nachlasses steht dabei die Frage, wie Kultur jekte, die wir jetzt als wegweisend erkennen, ist vermutlich nicht zu erbe wahrgenommen wird. Ziel ist empfinden, bestaunen und darüber beantworten. Das Herausdestillie- es, eine aktuelle und unbelastete publizieren. Vielleicht aber auch sol- ren dieses Erbes erfolgt über Jahre Übersicht des Schaffens aus dem che, die wir heute nicht verstehen in einem kollektiven Prozess. Ende des 20. Jahrhunderts zu erstel- Foto: unsplash.com / Dmitri Popov und verwerfen. len und auszuloten, welche Objekte Der Wettbewerb findet im Wie Kulturerbe dieser Zeit in der Zukunft prägend Rahmen des europäischen Kultur wahrgenommen wird sein werden. Zum baulichen Kultur erbejahrs «Sharing Heritage» statt. erbe werden Werke der Architektur, Sektionen, Berufsgruppen und Fach- Dennoch ist die Fragestellung span- der Ingenieurbaukunst, des Städte- vereine des SIA sind mit rund 30 nend, inwiefern unser zukünftiges baus und der Landschaftsarchitek- spannenden Angeboten mit dabei, Erbe in der Gegenwart identifiziert tur gezählt. • um das Verständnis von Baukultu- werden kann und ob jüngere Gene- rellem Erbe und zeitgenössischer rationen anders und unbefangener Simon Schmidig, dipl. Arch. IAUG SIA, Berufsgruppe Architektur, Baukultur zu fördern. urteilen als erfahrene Architektin- Leitung Ressort Baukultur; nen und Architekten. Daher richtet schmidig@ msv-au.ch Neue Generation mit anderer Architektursprache Mit einem zeitlichen Abstand und einer entsprechenden Entwicklung Einzureichen ist eine kreative, dis- im Stadtbild erscheinen manche kret e und zukunftsweisende Bildserie Bauwerke aus den 1960er-Jahren von fünf Fotos mit einem erklären- heute als stimmige Ensembles, die den Text von maximal 5000 Zeichen. Dieser Text enthält mindestens als Kulturgut unter Schutz gestellt eine kurze Beschreibung des Werks, werden. Genau dieselben Bauten des oder der Architekten und eine wurden wenige Jahre nach der Er- Begründung, weshalb dieses Werk das Potenzial für ein zukünftiges Kult ur stellung durch ihre repetitiven Ele- erbeobjekt hat. Die Gewinnerin oder mente als unsensible Spekulations- der Gewinner erhält eine Leica-Q- bauten kritisiert. Kamera im Wert von 4500 Franken. Eingabe der Arbeiten: August 2018. Es brauchte mehr als eine Generation, um den Wert der Bau- werke der Nachkriegsarchitektur zu analysieren und sie als Zeugen einer Epoche handwerklicher und indus- trieller Baukunst anzuerkennen. In www.sia.ch/kulturerbe/fotowettbewerb den 1980er-Jahren rückte die indi- www.kulturerbe2018.ch/agenda/wahr viduelle Ausdrucksweise wieder in Wertvolles Kulturerbe oder nicht? nehmung-des-zukuenftigen-kulturerbes
20 TEC21 21/2018 TR A NSFOR M ATION DER PLA N UNGS- UND BAU W IRTSCH A FT Sich dem Wandel stellen Die Zukunft hat längst begonnen – BIM ist dabei lediglich eine Vorstufe für weitaus tiefer greifende Veränderungen. Innovative Firmen in den USA und hierzulande machen heute schon vor, wie in Zukunft geplant und gebaut wird. Text: Hans-Georg Bächtold D ie Digitalisierung macht vie- les möglich. Sie hat unser Leben in allen Bereichen Bauwerksdokumentation, die auch in 20 Jahren beim ersten Umbau wieder genutzt werden kann. Daten- und Bauen digital Schweiz (www. netzwerk-digital.ch), ist die Koordi- nationsstelle für die digitale Trans- verändert und wird es noch weit sicherheit, Verfügbarkeit und Daten formation des Planungs-, Bau- und grundlegender tun. Das Internet eigentum müssen vor diesem Hin- Immobilienwesens. Mit dem Merk- der Dinge übernimmt immer mehr tergrund geregelt werden. blatt 2051 BIM hat der SIA eine Funktionen, künstliche Intelligenz Viele werden darauf entgeg- Grundlage zur Anwendung der Me- wird immer mehr menschliche Tä- nen: Ist nicht schon alles digital? thode bereitgestellt und leistet einen tigkeiten ersetzen – vor allem die Leider nein – für die Zukunft ist es Beitrag zur Verständigung bei der Verarbeitung von Wissen. Keine jedoch zwingend, dass eine SIA- Zusammenarbeit. Ziel ist es, vor dem Frage, die rasch fortschreitende Norm von einem Programm gelesen Bau ein widerspruchfreies Gebäude Digitalisierung stellt auch in der und umgesetzt werden kann, also virtuell zu erstellen – mit korrekten Bau- und Immobilienbranche viele maschinenlesbar ist. Ein Beispiel Massen und Mengenangaben für die Weichen neu, sie führt aber auch zu aus der SIA-Norm 358 Geländer und einzelnen Bauphasen. Unsicherheiten und heiklen Fragen. Brüstungen: «Die Höhe wird von der begehbaren Fläche aus, bei Treppen Wie sieht die Planung Die Wertschöpfungskette von der Trittkante aus senkrecht bis der nahen Zukunft aus? digital verbinden zur Oberkante des Schutzelements gemessen. Bei Fenstern ist die Ober- Bauten werden mit BIM virtuell er- Geboten und notwendig wären ent- kante des festen unteren Rahmen- stellt. Geprüft, funktionsfähig und schiedene Schritte zu mehr Effizienz teils massgebend.» Dieser Prosatext von der Bauherrschaft abgesegnet der Bauwirtschaft, die sich die Kri- muss so umgewandelt werden, dass kommen sie zum SIA, der diese Da- tik gefallen lassen muss, mit veral- die Bauteile eindeutig definiert und ten in einem Normenraum darauf teten Prozessen zu arbeiten. Die die Masse in einer Tabelle lesbar prüft, ob die Normen wie behinder- Digitalisierung, das heisst die Ver- sind. Der SIA hat sich auf diesen lan- tengerechtes Bauen, der Energie änderungen von Prozessen, Objekten gen Weg gemacht. effizienzpfad und die Tragwerksnor- und Ereignissen, die mit zunehmen- men eingehalten sind. Automatisch der Nutzung digitaler Geräte einher- BIM ist da – eine Methode wird eine Prüfliste erstellt. Nach der geht und eine grosse Datenmenge zur Zusammenarbeit Überarbeitung wird der Baubewil- produziert, trifft auf eine Bauwirt- ligungsbehörde ein Link auf das schaft, deren Wertschöpfungskette Beim Planen und Bauen besteht die Projekt zugestellt. Sie prüft das Pro- von aufeinanderfolgenden Arbeits Herausforderung in der Zusammen- jekt auf Einhaltung der rechtlichen phasen geprägt ist: strategische arbeit und in der Fähigkeit, digitale Vorgaben wie Ausnützungsziffer, Planung, Vorstudie, Projektierung, Bauwerksmodelle zur Zusammen Grenzabstände, GEAK etc. Ausschreibung, Realisierung und arbeit zu nutzen und damit Infor Bei der Ausschreibung er- Bewirtschaftung. Auch Erneuerung mationen auf effiziente und aus hält der Küchenbauer ebenfalls ei- und Rückbau sind mitzudenken. wertbare Weise, ohne zusätzliche nen Link. Er stellt sein Angebot Hinzu kommt: Diese Arbeits- Absprachen, auszutauschen und zur zusammen und übermittelt den Auf- schritte werden heute von unter- Verfügung zu stellen. BIM deckt als wand und die Materialkosten an die schiedlichen Akteuren ausgeführt. Methode für die Bewältigung der Bauherrschaft. Nach der Auftrags- In Zukunft soll disziplinübergreifen Schnittstelle Planung – Realisierung erteilung geht die gewünschte Küche der, vernetzter und dynamischer 20 bis 30 % des gesamten Planungs- in die computergesteuerte Produk- geplant und gebaut werden. Das be- prozesses ab. Sie ist bei den Planen- tion und wird termingerecht auf die dingt einheitliche Datenformate, den angekommen. Baustelle geliefert – versehen mit klare Funktionsbeschreibungen der Das netzwerk_digital, eine einem Chip, der beim Ausfall einer eingesetzten Produkte sowie eine Initiative von SIA, CRB, KBOB, IPB Funktion oder nach einer bestimm-
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