Staat und Religion Glaubensgemeinschaften im Kanton Bern
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N r . / N o 5 3 —— N o v e m b e r / N o v e m b r e 2 0 2 0 Das Magazin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Le Magazine des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure Staat und Religion − Glaubensgemeinschaften im Kanton Bern Etat et religion – Les communautés religieuses dans le canton de Berne
I N H A L T 4 DOSSIER STAAT UND RELIGION Etat et religion 4 Offen gegenüber allen Religionen Ouverture religieuse sans frontière 10 Un lieu où puiser des forces 11 Mehr als nur ein Ort zum Beten IM PRES S UM ENSEMBLE — Magazin für mitarbeitende, ehren 12 Ein Stück Heimat amtliche und engagierte Mitglieder der Reformier ten Kirchen Bern-Jura-Solothurn / Magazine pour 13 «Auch wir sind die Kirche» les membres engagés, collaborateurs et bénévoles des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure — Herausgeberin / Editeur: Reformierte Kirchen Bern- 14 FOKUS Jura-Solothurn / E glises réformées Berne-Jura- Soleure / Altenbergstrasse 66, Postfach / Case postale, Aktuelles aus Bern-Jura-Solothurn 3000 Bern 22, ENSEMBLE@refbejuso.ch (auch für Abobestellungen) FOCUS Actualités de Berne-Jura-Soleure Erscheinungsweise / Parution: 10-mal pro Jahr / 10 fois par année — Auflage / Tirage: 8000 — 24 KREUZ UND QUER Nächste Ausgabe / Prochaine parution: Anfang Dezember / début décembre Aus den Bezirken, Kirchgemeinden und dem Haus der Kirche Redaktion / Rédaction: Olivier Schmid (verantwort DE LONG EN LARGE Régions, paroisses et Maison de l’Eglise lich), Heinz Bichsel, Reto Gmünder, Daria Lehmann, Selina Leu, Gerlind Martin, Zeadin Mustafi, Nathalie Ogi, Mathias Tanner, Maria Vila — Kreisschreiben / 28 KURZ UND BÜNDIG Circulaire du conseil synodal: Karin Freiburghaus – Cartoon: Tony Marchand — Layout: Ueli Frutiger Kreisschreiben des Synodalrats (Jost Druck AG) — Übersetzungen / Traductions: André Carruzzo, Rolf Hubler, Nicolas Pache, Gabrielle EN BREF Circulaire du Conseil synodal Rivier, Nadya Rohrbach — Korrektorat / Correc tions: Renate Kinzl — Titelbild / Image de couver SCHAUFENSTER ture: Betende Muslime am Tag der Eröffnung des 35 Hauses der Religionen in Bern 2014. / Prière des mu sulmans le jour de l’ouverture de la Maison des reli VITRINE gions à Berne en 2014. Foto: Keystone / Peter Klaunzer Grafisches Konzept / Concept graphique: Neidhart Grafik, Klösterlistutz 18, 3013 Bern — Inhaltliches Konzept und Beratung / Concept du c ontenu et conseil: hpe Kommunikation, S ustenweg 64, 3014 Bern — Layout / Druck / Impression: Jost Druck AG, Stationsstrasse 5, 3626 Hünibach Inhalt —– ENSEMBLE 2020/53
E D I T O R I A L LIEBE LESERINNEN UND LESER CHÈRE LECTRICE, CHER LECTEUR Seit Anfang 2020 ist David Leutwyler Beauftragter Depuis le début de cette année, David F für kirchliche und religiöse Angelegenheiten des Leutwyler est le délégué aux affaires ecclé Kantons Bern. Als ehemaliger Geschäftsführer des siastiques et religieuses du canton de Berne. En Hauses der Religionen in Bern ist der Religions tant qu’ancien directeur de la Maison des religions wissenschaftler für dieses Amt bei der Direktion à Berne, le spécialiste des sciences religieuses est für Inneres und Justiz bestens gerüstet. Denn an parfaitement équipé pour ce poste à la Direction gesichts der bestehenden Religionsvielfalt ist der de l’intérieur et de la justice. Compte tenu de Dialog der Kulturen und Religionen ein wichtiges la diversité des religions, le dialogue entre les Anliegen des Kantons. cultures et les religions est une préoccupation im Im Rahmen eines religionspolitischen Monito portante du canton. rings will der Kanton Bern verstärkt auch privat Dans le cadre d’un monitorage des religions, rechtlich organisierte Religionsgemeinschaften le canton de Berne entend se concentrer davan in den Blick nehmen – als Grundlage, wie die tage sur les communautés religieuses de droit Religionspolitik des Kantons Bern in Zukunft ge privé. Cela devrait servir de base à la façon dont staltet werden soll, erläutert David Leutwyler im la politique religieuse du canton de Berne devrait Gespräch mit dem ENSEMBLE. Eine digitale Land être façonnée à l’avenir, explique David Leutwyler karte der Religionen soll die Vielfalt der existie dans une interview à ENSEMBLE. Une carte numé renden Glaubensgemeinschaften sichtbar machen rique des religions devrait rendre visible la diver und zu einem besseren gegenseitigen Verständnis sité des communautés religieuses existantes beitragen. Angedacht sind auch interreligiöse Zu et contribuer à une meilleure compréhension sammenkünfte zu religionspolitischen Themen. mutuelle. Des réunions interreligieuses sur des Seine Erfahrungen in der interreligiösen Zusam questions de politique religieuse sont également menarbeit hätten ihn gelehrt, dass persönliche envisagées. Son expérience de la coopération Begegnungen unverzichtbar seien, um Vertrauen interreligieuse lui a appris que les rencontres zu schaffen. personnelles sont indispensables pour établir la Wir haben seine Worte zum Anlass genom confiance. men, um vier Religionsgemeinschaften im Kanton Nous avons profité de ses propos pour rendre Bern zu besuchen und sie Ihnen in einer nicht visite à quatre communautés religieuses du can repräsentativen Auswahl vorzustellen. Welche ton de Berne et vous les présenter dans une sélec Leistungen erbringen christliche Migrations tion non représentative. Quels sont les services kirchen für die Gesamtgesellschaft? Mit welchen que les Eglises chrétiennes de la migration rendent Herausforderungen sind muslimische Vereine à la société dans son ensemble? Quels sont les konfrontiert? Welche Wünsche haben hinduis défis auxquels sont confrontées les associations tische Gemeinschaften an den Kanton? Wollen musulmanes? Quels sont les souhaits des commu Freikirchen überhaupt staatliche Unterstützung? nautés hindoues à l’égard du canton? Les Eglises David Leutwyler betont: Eine öffentlich-rechtliche libres veulent-elles même un soutien de l’Etat? Anerkennung sei kein Thema. Doch für das fried David Leutwyler souligne que la reconnaissance liche Zusammenleben der Gesellschaft gelte es, publique n’est pas un sujet de discussion. Mais il die Zusammenarbeit mit allen religiösen Akteuren est important, pour la coexistence pacifique de la weiterzuentwickeln. société de développer davantage la coopération avec tous les acteurs religieux. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre Nous vous souhaitons une lecture passionnante Die Redaktion La rédaction ENSEMBLE 2020/53 —– Editorial 3
OFFEN GEGENÜBER ALLEN RELIGIONEN RELIGIONSPOLITIK IM WANDEL OUVERTURE RELIGIEUSE SANS FRONTIÈRE LES TEMPS CHANGENT David Leutwyler ist seit Anfang 2020 Be- Erste Massnahmen sind die Kontaktaufnahme und auftragter für kirchliche und religiöse Ange- die Erarbeitung einer digitalen Landkarte der legenheiten des Kantons Bern. Im Zuge Religionen, welche die Vielfalt der existierenden des neuen Landeskirchengesetzes ist für ihn Religionsgemeinschaften sichtbar machen soll. auch die Finanzierung von Leistungen Ziel ist auch, die Religionsgemeinschaften und von privatrechtlich organisierten Religions- die Leistungen zu beschreiben, die sie im Interes- gemeinschaften denkbar. se der gesamten Gesellschaft erbringen. Damit hängt die Prüfung von Ungleichbehandlungen zusammen, die in der «Religionspolitischen Aus- Von Zeadin Mustafi und Mathias Tanner legeordnung für den Kanton Bern» von 2017 kriti- siert wurden. David Leutwyler, was sind Ihre Aufgaben und Z iele? Wollen Sie mit allen privatrechtlich organisierten Das neue Landeskirchengesetz und der Auftrag Religionsgemeinschaften ein Netzwerk aufbauen? des Regierungsrates zur Erarbeitung eines reli- Auch mit fundamentalistischen Religionsgemein- gionspolitischen Monitorings geben die Aufgaben schaften wie der Scientology-Kirche oder dem meines Amtes vor: die politischen Geschäfte in I slamischen Zentralrat Schweiz? kirchlichen und religiösen Angelegenheiten vor- Soweit sich die Religionsgemeinschaften im bereiten; die kantonalen Amtsstellen in Religions- Rahmen der Rechtsordnung und der Verfassung fragen unterstützen; die öffentlich-rechtlich an- bewegen, möchte ich Gesprächsbereitschaft sig- erkannten Religionsgemeinschaften stärken; die nalisieren. Austausch und gegenseitiges Kennen- Leistungen der privatrechtlich organisierten Re- lernen wirken der Entwicklung von Parallelgesell- ligionsgemeinschaften erfassen und abklären, wo schaften entgegen und tragen damit zur Wahrung eine Gleichbehandlung mit den Landeskirchen des sozialen Friedens bei. angezeigt ist; und die Religionspolitik so gestal- ten, dass sie auch von areligiösen und konfessions- Viele muslimische Vereine wissen nicht, was der losen Menschen mitgetragen wird. Letztlich geht Staat mit dem religionspolitischen Monitoring be- es darum, für alle faire staatliche Rahmenbedin- zweckt. Sie denken, sie stünden unter General gungen zu schaffen. Um diese Aufgaben möglichst verdacht und sollten überwacht werden. Wie gut wahrnehmen zu können, ist es für mich wich- w ollen Sie aufklären und Vertrauen schaffen? tig, die Religionsgemeinschaften des Kantons Bern Das religionspolitische Monitoring soll zu besser kennenzulernen. mehr Sichtbarkeit und einem besseren ge- genseitigen Verständnis beitragen. Aus meinen Die Direktion für Inneres und Justiz des Kantons Erfahrungen in der interreligiösen Zusammen- Bern hat angekündigt, zu diesem Zweck ein reli- arbeit habe ich gelernt, dass persönliche Begeg- gionspolitisches Monitoring durchzuführen. Was nungen unverzichtbar sind, um Vertrauen zu ist damit gemeint? schaffen. Gute Politik setzt voraus, dass die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger bekannt sind. Ein Moni- In einigen Kantonen gibt es bereits runde Tische toring liefert die Grundlage, um daraus Mass der Religionen, an einigen ist auch der Staat be- nahmen abzuleiten, wie die Religionspolitik des teiligt. Wäre ein solches Gremium auch im Kanton Kantons Bern in Zukunft gestaltet werden soll. Bern möglich? 4 D oss i e r —– EN S EM B L E 2020/53
Ja, wir denken an interreligiöse Zusammen- erbringen, die zur solidarischen Gemeinschaft, zur künfte zu religionspolitischen Handlungsfeldern, Vermittlung grundlegender Werte, zum Frieden wie zum Beispiel «Schule» oder «Seelsorge», zu unter den Religionen, zur religiösen Bildung und denen wir Direktbetroffene einladen. Um der Viel- zur Kulturpflege beitragen. Wir möchten uns ein falt der Religionsgemeinschaften des Kantons und genaueres Bild darüber verschaffen und dazu bei- der religionspolitischen Themen gerecht zu tragen, dass diese Leistungen besser bekannt wer- werden, braucht es verschiedene Gesprächsforen den und die angezeigte Wertschätzung erhalten. mit unterschiedlichen Partnern. Dabei wollen wir keinesfalls bestehende interreligiöse Begegnungs- plattformen konkurrenzieren. Im Gegenteil: Es «Persönliche Begegnungen braucht ein koordiniertes Zusammenspiel mit bestehenden Gremien. sind unverzichtbar, um Vertrauen zu schaffen.» Ihre Behörde möchte auch erheben, welche Leis- tungen Religionsgemeinschaften im gesamtge Dialog der Kul sellschaftlichen Interesse erbringen. An welche In diesem ENSEMBLE-Dossier fragen wir vier turen: Hindus und Leistungen denken Sie? p rivatrechtlich organisierte Religionsgemeinschaf- ein Schweizer Bauer beim Spaten- Im Fokus stehen Leistungen, deren Wirkung ten nach ihren Wünschen an Staat und Gesell- stich für das Haus der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Gemeint schaft. Einige von ihnen wünschen sich eine der Religionen 2012 in Bern. sind zum Beispiel Kinder- und Jugendarbeit, f inanzielle Unterstützung des Staates. Wie lautet Les cultures dia- Beratungsangebote für Paare und Familien, für Ihre Antwort? loguent: des hin- Seniorinnen und Senioren, für Behinderte und Eine allgemeine gesetzliche Grundlage zur dous et un agricul- teur suisse en 2012, Armutsbetroffene sowie Seelsorge- oder Migra- Finanzierung von Leistungen von privatrechtlich lors de la pose de tionsarbeit. Wir möchten besser wissen, inwiefern organisierten Religionsgemeinschaften gibt es la première pierre de la Maison des neben den Landeskirchen auch privatrechtlich heute nicht. Die Landeskirchen erhalten öffent Religions à Berne. organisierte Religionsgemeinschaften Leistungen liche Gelder aufgrund historischer Rechtstitel und 6 D oss i e r —– EN S EM B L E 2020/53
um Leistungen im gesamtgesellschaftlichen Inte- lage bilden, um weitere Kriterien zu formulieren, resse zu erbringen. Für die privatrechtlich organi- welche die Grundvoraussetzung für eine institu- sierten Religionsgemeinschaften ist die Ausgangs- tionalisierte Beziehung bilden könnten. lage heute anders. Diese Ungleichbehandlung lässt sich längerfristig nicht rechtfertigen. Welches Verhältnis zwischen Staat und Religions- gemeinschaften schwebt Ihnen vor? Einige der befragten privatrechtlich organisierten Religionsgemeinschaften leisten einen wichti- Religionsgemeinschaften wünschen sich in staat- gen Beitrag zur Solidarität in der Gesellschaft und lichen Institutionen wie Spitälern oder Gefäng- zur Vermittlung von Werten wie Selbstverant nissen Seelsorgende aus ihrer Religionsgemein- wortung oder Nächstenliebe. Diese Werte bilden schaft. Für diese Seelsorgenden ist es aber eine Grundvoraussetzung für das friedliche Zusam- schwierig, eine Anstellung zu bekommen, weil menleben der Gesellschaft und das Funktionieren ihnen oft die verlangten Qualifikationen fehlen. unseres Rechtsstaats. Deswegen gilt es, die part- Staatliche Institutionen brauchen hochqua nerschaftliche Zusammenarbeit von staatlichen lifiziertes und professionelles Personal. Das be- und religiösen Akteuren fortzusetzen und weiter- deutet aber aus meiner Sicht nicht, dass alle zuentwickeln. Angestellten genau dieselben akademischen Ab- schlüsse haben müssen. Ist es wirklich sinnvoll, dass ein Mönch, der in einem buddhistischen Klos- ter eine jahrzehntelange Ausbildung genossen hat David Leutwyler, délégué aux affaires F und für Mitglieder seiner Glaubensgemeinschaft cclésiastiques et religieuses du canton de e die erste Ansprechperson für Seelsorge ist, einen Berne depuis début 2020, estime que la nouvelle Masterabschluss vorweisen muss? Angezeigt ist loi sur les Eglises nationales bernoises permet eine differenzierte Betrachtung der Kandidieren- d’envisager le financement de prestations réali- den, ihrer Ausbildung, Sprachkompetenz und Er- sées par des communautés religieuses de droit fahrung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse privé. der Leistungsempfängerinnen und -empfänger. Die Strukturen sollten dieser komplexen Lebens- welt gerecht werden. Par Zeadin Mustafi et Mathias Tanner Einige der von uns porträtierten Religionsgemein- Monsieur Leutwyler, quelles sont vos tâches et vos schaften wünschen sich zudem die kleine oder ambitions? reguläre öffentlich-rechtliche Anerkennung durch Mon cahier des charges est encadré par la nou- den Staat. Dies könnte eine finanzielle Unterstüt- velle loi sur les Eglises nationales bernoises et par zung oder den Zugang zu staatlichen Institutionen le mandat du Conseil-exécutif, qui m’a chargé de erleichtern. réaliser un monitorage des religions. Mon rôle de Im Rahmen der Diskussion zum Landeskirchen- délégué aux affaires ecclésiastiques et religieuses gesetz hat der Grosse Rat klar festgehalten, dass er est de préparer les affaires politiques relevant de keine öffentlich-rechtliche Anerkennung weiterer mon domaine de compétence, de soutenir les Religionsgemeinschaften anstrebt. Massnahmen organes cantonaux qui doivent traiter des dossiers zur Förderung von Religionsgemeinschaften, die religieux, d’épauler les communautés religieuses gesellschaftlich relevante Leistungen erbringen, reconnues de droit public, d’enregistrer les pres- will er aber prüfen. Massnahmen wie eine finan- tations des communautés religieuses de droit zielle Unterstützung oder der Zugang zu staatlichen privé et de déterminer les situations où l’égalité Institutionen hängen nicht grundsätzlich von einer de traitement avec les Eglises nationales est indi- öffentlich-rechtlichen Anerkennung ab. Eine solche quée; enfin, de penser une politique religieuse à Anerkennung wäre zudem auch eher azyklisch in laquelle se rallient aussi les personnes sans reli- einer Zeit, in der sich Staat und Landeskirchen sanft gion et sans confession. Ma mission se résume entflechten. Eine Anerkennung schafft zudem im- donc à créer un cadre étatique équitable. J’estime mer auch Ausgrenzung, was aus meiner Sicht keine que pour l’accomplir le mieux possible, je dois gute Grundlage für eine Religionspolitik ist. connaître plus en profondeur les différentes com- munautés religieuses du canton de Berne. Welche Kriterien müssen privatrechtlich organi- sierte Religionsgemeinschaften erfüllen, um vom La Direction de l’intérieur et de la justice du canton Staat unterstützt zu werden? de Berne a annoncé un monitorage des religions. Bestimmte Kriterien wie finanzielle Transpa- De quoi s’agit-il? renz und demokratische Strukturen sind gesetzt. Pour mener une bonne politique, il faut Das religionspolitische Monitoring soll die Grund- connaître les besoins de la population. Le moni- EN S EM B L E 2020/53 —– D oss i e r 7
torage doit permettre d’élaborer la future poli- religieuses. Au contraire, nous voulons coordonner tique religieuse du canton. C’est une base pour notre action et ce qui existe déjà. prendre les bonnes mesures. D’abord, il faut établir des contacts et constituer une carte digitale des Votre autorité entend également recenser les pres- religions pour visualiser la diversité du paysage tations d’intérêt général fournies par les commu- religieux cantonal. Ensuite, il faut produire un nautés religieuses. A quelles prestations pensez- descriptif des communautés religieuses et des vous? prestations d’intérêt public qu’elles fournissent, L’accent est mis sur les prestations d’intérêt ce qui relève aussi de l’examen de l’inégalité de général, notamment le travail enfance et jeunesse, traitement mentionnée dans le rapport de syn- les offres de conseil aux couples et aux familles, thèse «Analyse de la politique religieuse du canton aux seniors, aux personnes en situation de handi- de Berne» (2017). cap ou de pauvreté, ou encore les prestations dans les domaines de l’aumônerie ou de la migration. Voulez-vous intégrer toutes les communautés Nous aimerions mieux savoir dans quelle mesure r eligieuses de droit privé dans un seul réseau? les communautés religieuses de droit privé, paral- P ensez-vous inclure des communautés fondamen- lèlement aux Eglises nationales, fournissent des talistes, la scientologie ou le Conseil central isla- services qui contribuent à la solidarité sociale, à mique suisse, par exemple? la transmission des valeurs fondamentales, à la Oui, pour autant qu’une communauté respecte paix interreligieuse, à l’éducation religieuse et à la loi et la Constitution, j’aimerais qu’elle sache la sauvegarde de la culture. Nous voulons avoir que je suis prêt au dialogue. Le fait d’échanger, de une image plus précise de la situation et contri- mieux se connaître, contribue à lutter contre le buer à mieux faire connaître l’existence de ces développement de microcosmes parallèles et donc services et à préserver la bonne réputation dont à préserver la paix sociale. ils jouissent. Beaucoup d’associations musulmanes ne sont pas Pour ce dossier d’ENSEMBLE, nous avons interrogé au clair sur le but du monitorage des religions. quatre communautés religieuses de droit privé sur Elles pensent être sous le coup d’un soupçon leurs attentes à l’égard de l’Etat et de la société. g énéralisé et être surveillées. Comment allez-vous Que répondez-vous à celles qui attendent de l’Etat lever les doutes et créer de la confiance? un soutien financier? Le monitorage doit contribuer à plus de visi- Aujourd’hui, il n’existe pas de base légale bilité et à une meilleure compréhension mutuelle. réglant le financement de prestations fournies par Mes expériences dans la collaboration interreli- des communautés de droit privé. Les fonds publics gieuse m’ont appris que les rencontres person- octroyés aux Eglises nationales le sont sur la base nelles sont essentielles pour générer de la de droits historiques et financent des prestations confiance. d’intérêt général. A long terme, cette inégalité de traitement ne peut pas se justifier. «Les rencontres Certaines communautés de droit privé ont indiqué personnelles sont essen- qu’elles souhaiteraient avoir des aumônières ou tielles pour générer aumôniers dans des institutions cantonales, par exemple dans les hôpitaux et les prisons, mais que de la confiance.» les qualifications requises rendaient souvent les embauches difficiles. Certains cantons ont déjà des tables rondes des Les institutions publiques embauchent du per- religions, auxquelles il arrive que l’Etat participe. sonnel hautement qualifié. Toutefois, à mon avis, Un tel organe est-il envisageable dans le canton cela ne signifie pas que tout le monde doive ab- de Berne? solument avoir les mêmes diplômes universitaires. Oui, nous réfléchissons à des événements in- Cela fait-il vraiment sens qu’un moine bouddhiste, terreligieux centrés sur un champ d’action spéci- qui est depuis dix ans en formation dans un mo- fique, tel que l’école ou l’aumônerie, à l’occasion nastère et qui est la personne de référence pour desquels nous pourrions inviter les personnes l’aumônerie dans sa communauté de foi, doive impliquées. Si nous voulons que les communautés présenter un diplôme de master? Il faudrait tendre du canton et les thématiques religieuses soient vers une lecture différenciée des parcours et éva- représentées dans toute leur diversité, nous de- luer les candidatures à la mesure de la formation vons organiser plusieurs forums avec différents accomplie, de la compétence linguistique et de partenaires. Il ne s’agit en aucun cas pour nous de l’expérience en mettant tout cela en balance avec concurrencer les plateformes de rencontres inter- les besoins du public cible de la prestation. Les 8 D oss i e r —– EN S EM B L E 2020/53
© Olivier Schmid structures doivent s’adapter à cette réalité com- La transparence financière et une structure «Les communautés religieuses apportent plexe. démocratique sont des critères. Le monitorage doit une contribution im- justement permettre d’en formuler d’autres qui portante à la solidarité dans la société»: Parmi les communautés dont nous avons fait pourraient constituer le socle d’une relation ins- David Leutwyler en le portrait, il y en a aussi qui souhaiteraient une titutionnalisée. conversation avec r econnaissance de l’Etat, même partielle, selon Zeadin Mustafi (g.) et Mathias Tanner (d.). l’idée que cela faciliterait l’obtention de subven Quelle est votre vision des relations entre l’Etat et «Religionsgemein- tions et l’accès aux institutions publiques. les communautés religieuses? schaften leisten einen Pendant les débats sur la loi sur les Eglises na- Les communautés religieuses contribuent lar- wichtigen Beitrag zur Solidarität in tionales, le Conseil-exécutif a clairement indiqué gement à la solidarité dans la société et à la trans- der Gesellschaft»: qu’il n’entendait pas reconnaître officiellement de mission de valeurs telles que la responsabilité David Leutwyler im Gespräch mit Zeadin nouvelles communautés religieuses. Toutefois, personnelle et l’amour du prochain. Ces valeurs Mustafi (l.) und l’Etat évaluera la nécessité de mesures permettant sont fondamentales pour le vivre-ensemble paci- Mathias Tanner (r.). de promouvoir des communautés religieuses of- fique et pour le bon fonctionnement de notre Etat frant des prestations d’intérêt général. Un subven- de droit. C’est pourquoi il est important de conti- tionnement ou la facilitation des accès aux insti- nuer à développer le partenariat entre acteurs tutions publiques ne relèvent pas véritablement religieux et étatiques. d’une reconnaissance officielle. Par ailleurs, une telle reconnaissance serait plutôt décalée à une époque où l’Etat et les Eglises nationales se séparent progressivement, sans compter que toute reconnaissance crée de l’exclusion, ce qui ne constitue pas selon moi une bonne base. Quels sont les critères que doivent respecter les communautés religieuses de droit privé pour ob- tenir un soutien de l’Etat? EN S EM B L E 2020/53 —– D oss i e r 9
L’ É GLI S E CH RIST CO VENAN T M IN IST RY Un lieu où puiser des forces L’Eglise Christ Covenant Ministry à Bienne et sa femme Sandrine traduit ses propos en fran accueille des migrants venus de toute l’Afrique. çais. Les week-ends ils se réunissent pour le culte Elle leur ouvre ses portes pour y partager la dominical et l’école du dimanche et pendant la parole de Dieu, mais aussi et surtout pour leur semaine ils se rencontrent deux soirs pour la prière tendre la main en leur offrant un espace où et les études bibliques. De plus, un vendredi par ils peuvent se sentir en sécurité, partager leurs mois ils célèbrent une veillée nocturne. problèmes et obtenir de l’aide spirituelle et psychosociale. Soutien spirituel et social Outre les services religieux, y compris les bap têmes, mariages et funérailles, l’Eglise est là pour Par Maria Vila aider les gens. La plupart de ses membres vivant des situations difficiles, soit comme demandeurs Etablie en 2012 par l’évangéliste Charles Ibekwe, d’asile, sans-papiers ou chômeurs, il s’agit de leur l’Eglise Christ Covenant Ministry est la concréti procurer des informations qui facilitent leur inté sation d’une vision qui vient de loin. Né au Nige gration, de les assister avec la recherche d’avocats, ria, Charles a senti l’appel de Dieu à quinze ans, de leur rendre visite à l’hôpital ou en prison, ou une vocation confirmée par sa mère, croyante de leur fournir un accompagnement spirituel en charismatique, qui l’a encouragé dans sa voie de étant à leur écoute. prédicateur. Après des études dans un séminaire Toujours avec ce même objectif de rassembler catholique et un diplôme universitaire en com au-delà des différences, l’Eglise Christ Covenant munication de masse obtenu dans son pays, il a Ministry entretient également des relations avec pu réaliser le rêve de beaucoup de ses compa les autres communautés religieuses par le biais triotes de chercher un avenir en Europe. En 2000, d’échanges théologiques, d’activités avec les guidé par la croix du drapeau suisse, «un signe Eglises nationales, de conférences ou de l’invita Guidés par la croix exerçant depuis longtemps une sorte de magné tion d’orateurs d’autres confessions ou d’autres du drapeau suisse: tisme», il s’est installé à Bienne. pays. l’Eglise Christ Covenant Ministry Aujourd’hui, l’Eglise Christ Covenant Ministry, Or, tout ceci est accompli bénévolement. Mis compte entre 80 dont le but est de rassembler tout le monde autour à part une contribution financière annuelle des et 100 membres. du Christ et de motiver et inspirer les gens pour Eglises réformées Berne-Jura-Soleure, Charles Vom Schweizer Kreuz geleitet: Die qu’ils gardent leur foi et leur confiance, compte Ibekwe et sa femme fournissent ces prestations Christ Covenant entre 80 et 100 membres. Ils viennent de toutes sans aucune rémunération. Parents de deux gar Ministry hat zwischen 80 und les régions de l’Afrique, créant une communauté çons, lui travaille dans la logistique et elle comme 100 Mitglieder. multilingue. Charles Ibekwe leur parle en anglais masseuse thérapeutique. Malgré son fort engagement social dans la vie biennoise, visible à des évé nements tels que la Braderie, cette Eglise de migrants n’a reçu, à ce jour, aucune reconnaissance de la Ville, si ce n’est le permis d’exploitation de leur local comme établissement ecclésias tique, un local dont la rénovation a été financée avec leurs propres fonds. Son souhait, explique Charles Ibekwe, serait de disposer d’assez de ressources pour pouvoir se consacrer pleinement à sa vocation: tendre la main aux gens qui se tournent vers l’Eglise pour y trouver un réconfort, être en communication et prier avec eux, les aider à trouver des solutions. «Le plus je reçois de support, le plus je peux aider. On donne ce que l’on a», © zVg conclut-il. 10 D oss i e r —– EN S EM B L E 2020/53
I SLA M I S CHES K U LT U R Z E N T R U M T H UN Mehr als nur ein Ort zum Beten Das Islamische Kulturzentrum in Thun ist besuchen und so mehr übereinander erfahren, ein Ort, der vielen Zwecken dient. So wird er sagt Aziri. nicht nur für traditionelle, sondern auch Das Kulturzentrum finanziert sich mit Mitglie für soziale Angebote genutzt. derbeiträgen der etwa 275 Mitglieder, den Einnah men aus der hauseigenen Cafeteria und Spenden Von Zeadin Mustafi aus dem Inland. Während der Coronakrise gab es laut Aziri zwar einen Rückgang der Aktivitäten An der Rampenstrasse in Thun, fünf Minuten Fuss und Spenden, aber eine ernsthafte Krise habe es marsch vom Bahnhof entfernt, befinden sich die nicht gegeben. Lokalitäten des Islamischen Kulturzentrums in Thun. «Der Standort ist ein Vorteil», sagt Azir Azi Ein Teil der Gesellschaft ri, Imam des Kulturzentrums, «da die Lokalitäten Vom Staat wünscht sich der Imam die öffentlich- schnell und einfach zu erreichen sind.» Fünfmal rechtliche Anerkennung seiner Religionsgemein täglich kommen zwischen zehn und zwanzig Gläu schaft. Durch die staatliche Anerkennung hätte bige zum Gebet, zweimal wöchentlich besuchen der Verein mehr Einnahmen, da er Steuern erhe zudem Erwachsene den Koran-Kurs. Aber auch während der Woche kommen © zVg Mitglieder ins Kulturzentrum, für seel sorgerische Beratungen, Vermählun gen, für Ratschläge im Umgang mit der Erziehung der Kinder oder um sich aus zutauschen. Zu den zentralen Aktivitä ten des Kulturzentrums gehört auch das Freitagsgebet, und am Abend unter weist der Imam seine Gemeinde in der islamischen Jurisprudenz. Diese be inhaltet etwa die Regeln des Gebets, des Fastens und andere Aspekte der gottes dienstlichen Handlungen. Im Kontakt mit Kirchgemeinden An den Wochenenden unterrichtet Azi ri Jugendliche zwischen acht und sieb zehn Jahren in Geschichten aus dem Koran und religiösen Praktiken. Seine Gattin, eine studierte Theologin, leitet monatlich eine Frauengruppe. Die Frauen disku ben könnte. Und man könnte sich professionali Religionsunterricht für Kinder und tieren Themen wie die Vereinbarkeit von Familie sieren, ist der 38-Jährige überzeugt: «Wir wären Jugendliche im und Beruf, lernen aber auch den Koran zu lesen. wertvoller und nützlicher für die Gesellschaft.» Islamischen Kultur zentrum in Thun. «Die Ziele des Kulturzentrums sind, dass man den Heute arbeiten alle Beteiligten des Vereins ehren L’éducation religieuse religiösen Verpflichtungen nachgehen, aber bei amtlich; nur der Imam wird bezahlt. Der dreifache des enfants et des spielsweise auch Themen rund um die Integration Familienvater wünscht sich zudem einen Diskurs jeunes au Centre diskutieren kann», sagt der Imam aus Nordmaze mit anderen Kirchen auf Augenhöhe – und weni culturel islamique de Thoune. donien. Es bestünden enge Kontakte zu städti ger Scheu der nichtmuslimischen Bevölkerung bei schen Einrichtungen, wie zum Beispiel zum Kom Kontakten mit der Moschee. petenzzentrum Integration Thun-Oberland oder Aziri hat aber auch Wünsche an die Mitglieder zum Verein Asyl Berner Oberland. So hat die mus des Kulturzentrums: Sie sollten aus seiner Sicht limische Gemeinde in Thun den Bewohnerinnen noch aktiver werden und die Projekte des Kultur und Bewohnern von Asylunterkünften Kleider und zentrums vermehrt unterstützen. Die Mitglieder Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Auch zu den seien ein integraler Bestandteil der hiesigen Ge lokalen Kirchgemeinden wird der Kontakt ge sellschaft und sollten sich daher auch ehrenamt pflegt: Kindergruppen von örtlichen Moscheen lich in Institutionen engagieren, die dem Gemein und Kirchgemeinden würden sich gegenseitig wohl dienen, so der Imam. EN S EM B L E 2020/53 —– D oss i e r 11
K U LT U R V E R E I N MU RU GAN Ein Stück Heimat Sri Sinnathamby ist Buchhalterin im Kultur- Grundstück erwerben und zwei Jahre später einen verein Murugan. Wie auch der Vorstands- Tempel errichten. Die religiöse Stätte ist nicht nur präsident Rajhkumar Sivanathan und viele ein Ort des Gebets, sondern bietet auch Raum für Freiwillige, die sich im hinduistischen Tempel persönlichen Austausch zwischen den Mitglie in Toffen bei Bern betätigen, arbeitet sie dern. «Man hilft sich gegenseitig», sagt Sri Sinna unentgeltlich – nur der Priester erhält ein thamby. Dabei gehe es um informelle Integrations Gehalt. Trotzdem steht der Kulturverein vor arbeit, Seelsorge durch den Priester oder grossen finanziellen Herausforderungen. finanzielle Nothilfe. Auch Religionsunterricht solle ermöglicht werden, sobald die geplante Re novation des Kultursaals im Tempel habe umge Von Daria Lehmann setzt werden können, ergänzt Rajhkumar Sivana than. «Aber bereits jetzt kommen viele junge Mehrköpfige Gottheiten in schrillen Farben, der Leute in den Tempel und lernen so unsere Religion Glaube an die Wiedergeburt und an die heilige kennen.» Kraft Brahman, welche Schöpfung, Bewahrung So auch Saiehaaran Kathirgamanathan, der und Zerstörung in einem einzigen Wesen vereint: sich als freiwilliger Helfer bei den täglichen Ri tualen zur Ehrung der Gottheiten und bei weiteren Zeremonien engagiert. Ihm sei insbesondere der Austausch mit anderen Religionsgemeinschaften ein wichtiges Anliegen, so der 18-Jährige. «Nur so können wir die Zukunft unserer Kultur und Reli gion sichern.» Trotz Schwierigkeiten optimistisch Die grössten aktuellen Herausforderungen für den Kulturverein Murugan betreffen den Bau des Tempels: Die aufgenommenen Schulden müssen abbezahlt und gleichzeitig sollte der Kultursaal renoviert und der Eingangsturm des Tempels gebaut werden. «Beim Bau des Tempels vor fünf Jahren wurde keine Baubewilligung für den Gopuram erteilt», berichtet Saiehaaran Kathirga manathan. «Dieser Eingangsturm ist für uns aber © zVg von grosser Bedeutung.» Die finanzielle Situation des Vereins hat sich Mehrköpfige Der Hinduismus ist eine Weltreligion, die vielen indes mit der Corona-Krise verschärft. Da sich der Gottheiten, Christinnen und Christen fremd sein mag. Für die Kulturverein einzig durch Mitgliederbeiträge, schrille Farben, Glaube an Wieder- rund 500 Tamilinnen und Tamilen in der Region Spenden und Einnahmen von Zeremonien finan geburt: Der Hindu- Bern hingegen bietet der hinduistische Kultur ziere, seien wichtige Einnahmequellen weggebro ismus ist hier zulande vielen verein Murugan in Toffen ein Stück Heimat. chen, so die Buchhalterin Sri Sinnathamby. Doch Menschen fremd. «Als ich 1985 in die Schweiz kam, gab es keinen trotz diesen Schwierigkeiten blickt der Vorstand Des divinités à Tempel», erzählt Sri Sinnathamby. Es sei ihr von optimistisch in die Zukunft: «Die Zusammenarbeit plusieurs têtes, des couleurs Anfang an ein Anliegen gewesen, in der Schweiz mit den 23 weiteren Hindutempeln in der Schweiz chatoyantes, la einen solchen spirituellen Ort zu schaffen und ihn wird wohl noch wachsen», sind sich Rajhkumar croyance en la réincarnation: auch anderen zugänglich zu machen. Von einer Sivanathan und Sri Sinnathamby einig, «und so l’hindouisme est ähnlichen Vision berichtet der Vorstandspräsident bald wir den Kultursaal im Tempel renovieren étranger à beau- Rajhkumar Sivanathan: «Unser Ziel ist es, die Re können, werden wir auch unsere Angebote weiter coup de gens dans ce pays. ligion und Kultur der hier lebenden Tamilinnen ausbauen.» und Tamilen zu pflegen.» Integrationsarbeit, Seelsorge und Nothilfe Der Kulturverein Murugan wurde 1992 gegründet. Doch erst 2013 konnte der Verein in Toffen ein 12 D oss i e r —– EN S EM B L E 2020/53
FRE I K I RCH E « BEWEGU N GP LUS » «Auch wir sind die Kirche» Die Freikirche «BewegungPlus» in Burgdorf zent der Menschen, die in der Freikirche ein und bietet einen bunten Strauss an Angeboten, aus gehen, engagieren sich ehrenamtlich. Gerade die Jung und Alt offenstehen. Möglich ist für Jugendliche sei dieses Engagement zentral: dies nur dank Privatspenden. «Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, eine Gruppe zu führen, vor Leuten zu reden. Dies alles hilft ihnen auch beruflich», sagt Matthias Wenk. Von Selina Leu Ein bisschen anders Es tut sich was an diesem Morgen in den gross Die Freikirche ist lokal wie auch national als Ver zügigen Räumlichkeiten der Freikirche Bewe ein organisiert. «BewegungPlus Burgdorf» hat gungPlus in Burgdorf: Kinder sitzen im Kreis und rund 200 Mitglieder; den Gottesdienst verfolgen singen ein mehrsprachiges Willkommenslied, allerdings meist gegen 280 Menschen – vor Ort während die Eltern im Deutschkurs rätseln, ob das oder online. All diesen Leuten ist der bunte Strauss Wort «Fahne» nun mit oder ohne «h» geschrieben an Angeboten zu verdanken. Denn der ganze Be wird. Und bei den Fortgeschrittenen erklärt die trieb kostet jährlich mehrere hunderttausend Kursleiterin, was unter «Öffentlichkeit» zu verste Franken, die ausschliesslich dank Spenden zusam hen ist. Dank rund dreissig Freiwilligen können menkommen. Fast ein Fünftel davon geht ins Aus Migrantinnen und Migranten aus der Region von land, der Rest fliesst in die Angebote vor Ort. Ein einem breiten Kursangebot profitieren. Vor Coro kleines Team teilt sich 340 Stellenprozente, um na besuchten gegen sechzig Personen die vier den Betrieb aufrechtzuerhalten. Klassen; heute sind es gut zwei Dutzend. Matthias Wenk bedauert die fehlende staat Der Sprachunterricht ist allerdings nur eines liche Anerkennung nicht. «So behalten wir viele der vielen Angebote, die im und um das Backstein Freiheiten, zudem arbeiten wir auch ohne staat Für Jung und Alt: Die Freikirche gebäude der Freikirche stattfinden – und offen für liche Anerkennung wunderbar mit anderen Kir «BewegungPlus» alle sind: So zieht etwa die Outfit-Party tausch chen in der Region, aber auch mit staatlichen bietet parallel lustige Frauen aus der ganzen Region an; und Stellen zusammen.» Was er sich allerdings von zu ihren Gottes- diensten einen auch die Jungschar wird etwa zur Hälfte von Kin anerkannten Religionsgemeinschaften wünscht, Kinderhort an. dern besucht, die keinen freikirchlichen Hinter ist für den Theologen klar: «Die Sprache inner- Pour petits grund haben. Zwar spiele der Glaube bei vielen halb der Kirchen sollte inklusiver werden. Oft- et grands: l’Eglise libre Angeboten eine tragende Rolle, aber beispielswei mals heisst es: ‹Wir als Landeskirche sind die «BewegungPlus» se im Sprachkurs werde er nicht thematisiert, sagt Kirche – und euch gibt es auch noch.› Aber auch propose une crèche parallèle- Matthias Wenk, Mitglied des Leitungsteams der wir sind die Kirche. Wir sind einfach ein bisschen ment à ses ser- Kirche. «Der Glaube ist sicher die Motivation für anders.» vices religieux. das, was wir tun, aber nicht Ziel dieser Aktivität. Das Ziel ist Hilfe zur Integration durch die Sprache.» Die Kirche ist zudem nicht nur im Inland aktiv; sie enga giert sich auch in einem Hilfs projekt für Nomaden in der Mon golei. Der Zuständige, Urs Wyssmann, spricht in diesem Zusammenhang von «Weltver antwortung». Es gehe darum, zu teilen mit jenen, die weniger ha ben als man selbst. «Und dies ist kein Akt der Barmherzigkeit – sondern der Gerechtigkeit.» So beeindruckend die Liste der Angebote ist, so beeindru ckend ist auch die Arbeit, die © zVg dahintersteht. Rund siebzig Pro EN S EM B L E 2020/53 —– D oss i e r 13
«L’INITIATIVE RELÈVE DU BON SENS» UNE PME QUI PREND SES RESPONSABILITÉS «DIE INITIATIVE MACHT SINN» EIN KMU ÜBERNIMMT VERANTWORTUNG Président-directeur général des librairies que certains dirigeants préfèrent fermer les yeux Payot, Pascal Vandenberghe est membre d’un sur de telles pratiques au lieu de prendre des comité d’entrepreneurs en faveur de l’initia- mesures simples pour les éviter. tive pour des multinationales responsables. Il s’engage au sein de ce comité afin que la En tant que dirigeant d’une PME, pourquoi soute- Suisse reste une place économique attractive. nez-vous l’initiative? En tant qu’entrepreneur, assumer mes respon sabilités, tant envers mes collaborateurs qu’envers Par Nathalie Ogi mes clients ou mes partenaires d’affaires, est pour moi une évidence. Cela devrait aussi être le cas Pascal Vandenberghe, quelles sont les demandes pour les multinationales actives à l’international. de l’initiative pour des multinationales respon- En Suisse, les petites et moyennes entreprises sables? (PME) doivent respecter de nombreuses normes. L’initiative ne demande pas la lune, mais sim Il n’est pas normal que certaines multinationales plement que les droits humains et de l’environne refusent d’assumer un minimum de leurs respon ment soient respectés par les multinationales sabilités en termes de droits humains et d’envi basées en Suisse. Jamais elles ne se permettraient des abus ici, alors pourquoi le font-elles en toute impunité à l’étranger? C’est simple: lorsqu’un «La Suisse demeurera grand groupe commet un dommage, lorsqu’il s’ap une place attractive pour puie sur le travail des enfants ou pollue une rivière par exemple, il doit rendre des comptes. On parle les multinationales.» ici de dommages graves, comme des pertes de la vue et de brûlures graves par suite de l’exposition ronnement lorsqu’elles agissent à l’international. à des produits toxiques, ou des expulsions vio L’initiative vise donc avant tout les pratiques Pascal lentes et forcées de terres. Tout entrepreneur a des irresponsables de certaines multinationales, tout Vandenberghe responsabilités à assumer, et il est inacceptable en excluant les PME. Cela me semble relever du bon sens. C’est pourquoi je m’engage au sein de ce comité composé de plus de 250 dirigeants © Pierre-Michel Delessert d’entreprises. En tant que représentants du tissu économique helvétique, il nous importe que la Suisse reste une place économique attractive. Pour cela, le respect des normes internationales en termes de droits humains et d’environnement est fondamental, et il n’est pas normal que certains grands groupes se croient suffisamment puissants pour outrepasser ces principes élémentaires, et qu’ils puissent agir de la sorte en toute impunité. Qu’est-ce que l’initiative apporterait à l’économie suisse? 14 Fo ku s —– EN S EM B L E 2020/53
Les multinationales opèrent souvent dans des pays touchés par la corruption et où les personnes concer- © Verein Konzernverantwortungsinitiative nées n’ont pas accès à la justice: toujours d’après «The Corporate Report». Konzerne agieren häu- fig auch in Ländern, die von Korruption betroffen sind und in denen Betroffene kei- nen Zugang zur Justiz haben: Filmstill aus «Der Konzern-Report». Cette initiative permet de clarifier les attentes Alors qu’en cas de dommage, le contre-projet ne envers les multinationales à l’aide d’un cadre prévoit aucun moyen de rendre la multinationale juridique clair, qui placera toutes les entreprises responsable de ses actes. En bref, les abus resteront sur un pied d’égalité. Or, cela est bénéfique pour sans conséquence. Cette solution ne permet donc l’économie suisse: il n’est pas correct que certaines pas de mettre un terme aux pratiques non multinationales profitent d’un avantage concur conformes de certaines multinationales, et c’est rentiel grâce à leurs pratiques abusives. La plupart pourquoi l’initiative est absolument nécessaire. des grands groupes basés en Suisse ont déjà mis en place des mécanismes pour veiller au respect Pourrait-on se baser sur des mesures volontaires des droits humains dans leurs filiales. Pour celles- pour faire respecter les droits humains? ci, il n’y aura donc aucune contrainte supplémen Cela fait des années que des scandales liés à des taire. Il s’agit juste de placer des garde-fous autour multinationales suisses sont régulièrement rendus de certaines pratiques inacceptables. publics dans la presse sans que rien ne change. Glencore intoxique des enfants au plomb avec une Ne risque-t-on pas de voir certaines multinatio- mine au Pérou, LafargeHolcim porte atteinte à la nales quitter le pays? santé de villageois avec sa cimenterie au Nigeria, Comme la plupart des entreprises font déjà des Syngenta empoisonne des paysans avec un pesti affaires de manière responsable, elles n’ont rien à cide toxique interdit depuis longtemps chez nous. craindre de l’initiative. D’autre part, il faut savoir Les mesures volontaires mises en avant par les mul que des réglementations similaires existent déjà tinationales ne fonctionnent donc pas. Nous avons dans d’autres pays depuis plusieurs années. Par besoin d’un cadre légal clair pour mettre un terme exemple, la France s’est dotée d’une loi analogue à ces agissements inacceptables. Tout comme la depuis 2017. La Grande-Bretagne et les Pays-Bas prétendue «main invisible» censée réguler naturel ont également légiféré en ce sens. Or, dans tous lement le marché, l’autocontrôle dans ce domaine ces pays où les multinationales peuvent déjà être est un leurre: pour ces entreprises, la rémunération tenues pour responsables de ces pratiques abu des actionnaires prime sur toute autre considéra sives, aucune d’entre elles n’a quitté le territoire tion. Il en va de la réputation de qualité des entre par crainte d’une telle législation. Les opposants prises suisses. Cette qualité est un symbole fort de jouent sur les peurs des citoyens pour les déstabi la Suisse, et ne doit pas être affaiblie par les pra liser. Mais en réalité, avec l’initiative, la Suisse tiques inacceptables de certains mauvais élèves. demeurera une place attractive pour les multina Cette initiative protège donc à la fois les droits des tionales. Nous devons rattraper notre retard en populations impactées à l’étranger, mais également Suisse, et nous aligner sur les législations des pays la réputation de l’économie suisse. voisins, qui se sont déjà penchés sur le sujet depuis longtemps, souvent avec des normes bien plus www.entreprises-responsables.ch restrictives que ce que prévoit l’initiative. Pourquoi le contre-projet du Parlement n’est-il pas Pour une économie responsable suffisant? Les Eglises réformées Berne-Jura-Soleure soutiennent les reven Le contre-projet est une coquille vide, un dications formulées dans l’initiative pour des multinationales simple alibi. Il contient uniquement une obliga responsables. Elles sont convaincues que l’acceptation de tion pour les grandes entreprises de publier une l’initiative permettrait de disposer d’un instrument efficace de brochure sur papier glacé chaque année. Cela n’est protection des droits des personnes défavorisées dans le Sud et pas suffisant. Ces brochures ne seront qu’un élé qu’il est dans l’intérêt des entreprises responsables qu’une ment marketing de plus pour les multinationales, réglementation contraignante régisse l’action économique. qui pourront y faire figurer ce qu’elles veulent. EN S EM B L E 2020/53 —– Fo ku s 15
Staub, wohin das Auge blickt: Die Zementfabrik von LafargeHolcim im nigerianischen Dorf Ewekoro. De la poussière partout: la cimen- terie LafargeHol- cim dans le village nigérian d’Ewekoro. © Verein Konzernverantwortungsinitiative Pascal Vandenberghe ist CEO der Buch multinationale Unternehmen gelten. In der D handlung Payot und Mitglied des Wirt Schweiz müssen kleine und mittlere Unternehmen schaftskomitees für verantwortungsvolle (KMU) viele Standards einhalten. Es ist nicht nor Unternehmen. Das Komitee setzt sich für die mal, dass einige multinationale Unternehmen sich Konzernverantwortungsinitiative ein, damit weigern, ein Mindestmass an Verantwortung in die Schweiz ein attraktiver Wirtschaftsstandort Bezug auf Menschenrechte und Umwelt zu über bleibt. nehmen, wenn sie international tätig sind. Die Initiative zielt daher in erster Linie auf die unver antwortlichen Praktiken bestimmter multinatio Von Nathalie Ogi naler Unternehmen und schliesst KMU aus. Dies scheint mir gesunder Menschenverstand zu sein. Pascal Vandenberghe, was fordert die Konzernver- Deshalb engagiere ich mich im Wirtschaftskomi antwortungsinitiative? tee für verantwortungsvolle Unternehmen, dem Die Initiative fordert nicht den Mond, sondern mehr als 250 Wirtschaftsführer angehören. Als lediglich die Einhaltung der Menschen- und Um weltrechte durch multinationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. Sie würden Missbräuche «Die Schweiz wird ein in der Schweiz niemals zulassen, warum tun sie attraktiver Standort es dann ungestraft im Ausland? Es ist ganz ein fach: Wenn ein Grossunternehmen Schaden an für multinationale Unter- richtet, wenn es sich zum Beispiel auf Kinderarbeit nehmen bleiben.» stützt oder einen Fluss verschmutzt, muss es zur Verantwortung gezogen werden. Wir sprechen Vertreter der Schweizer Wirtschaft ist es uns wich von ernsthaften Schäden, etwa Erblindung und tig, dass die Schweiz ein attraktiver Wirtschafts schweren Verbrennungen durch den Kontakt mit standort bleibt. Die Einhaltung internationaler giftigen Chemikalien, oder von gewaltsamen Ver Standards in Bezug auf Menschenrechte und Um treibungen vom eigenen Land. Jeder Unternehmer welt ist dabei von grundlegender Bedeutung, und trägt Verantwortung, und es ist inakzeptabel, dass es ist nicht normal, dass bestimmte Grossunter einige Führungskräfte vor solchen Praktiken lieber nehmen glauben, sie seien mächtig genug, über die Augen verschliessen, als einfache Schritte zu diese Grundprinzipien ungestraft hinweggehen unternehmen, um sie zu vermeiden. zu können. Warum unterstützen Sie als Leiter eines KMU die Was würde die Initiative der Schweizer Wirtschaft Initiative? bringen? Als Unternehmer ist es für mich eine Selbst Die Initiative klärt die Erwartungen an multi verständlichkeit, Verantwortung zu übernehmen, nationale Unternehmen durch einen klaren sowohl gegenüber meinen Mitarbeitenden als Rechtsrahmen, der alle Unternehmen auf die glei auch gegenüber meinen Kunden oder Geschäfts che Stufe stellt. Dies ist vorteilhaft für die Schwei partnern. Dies sollte auch für international tätige zer Wirtschaft: Es ist nicht in Ordnung, dass sich 16 Fo ku s —– EN S EM B L E 2020/53
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